WER WEISS WAS NOCH
GESCHIEHT
Sind gewöhnliche Worte in dem Munde junger Mädgen, welche nicht viel mit
Leuten umgegangen. Sie sind insgemein der Schluß der Unterredungen von
den einsamen Gesprächen, zu welchen sie die von der Eitelkeit
unterstützte Liebe veranlaßt.
Eine reiche Mannsperson vom Stande, welche durch den Glanz einer
neugebohrnen Schönheit gerührt wird, macht sich an dieselbe: er gelangt
bald dahin, daß er ihr gefällt. Man machet den Antrag, man unterstützet
sie mit Versprechungen; die kleine Person so von lauter Vorurtheilen
eingenommen, schlägt sie ab, man arbeitet daran, wie ihre Irrthümer zu
vertreiben sind, und durch Hülfe der Briefe, der Geschenke und einer
verschmitzten Kupplerin, welche, wie sie betheuert, in Verzweiflung
geriethe, wenn sie nicht eine Zweydeutigkeit begienge, hat man sie zur
Entschlüssung gebracht, einen Bedienten, ein Cammermädgen, ein
aufgeputztes Zimmer, und einen wohlzubereiteten Tisch anzunehmen. Die
Betrachtungen, so die junge Person darüber anstellt, machen dieses Glück
trübe: sie erklärt sich, sie wolle lieber wieder zu ihrer Nadel greifen,
als ohne Namen und ohne einen gewissen Stande zu leben. Dazu kommen noch
die Schwierigkeiten, so von Seiten der Eltern entstehen; aber man
betäubet sie, und machet ihr etwas weiß, die Schöne kommt wieder auf
ihren Entschluß, daß man nicht wisse, was geschieht, welcher ihr vormals
so wohl ausgeschlagen, und treibt ihn so weit, als er gehen kann. Ich
werde verehrt und bin verehrenswürdig, so viele Sorgfalt und so vieler
Aufwand geben mir zuverlässige Versicherung, mein Liebhaber ist ein
ehrlicher Mann: warum sollte er mich betrügen? Lasset uns nicht an
meinem Glücke verzweifeln, taugt meine Miene nicht daß ich eine
Marquisin werden könnte, es ist so viel andern glücklich gegangen, bin
ich weniger liebenswürdig als diese oder jene, welche es geworden?
Endlich wird die Finsterniß vertrieben.
Das Wer weiß, was noch geschieht, verkehrt sich in eine Raserey
und Verzweifelung, wenn ein Verliebter zufrieden ist, daß er einen Abriß
von ihrer Heyrath bekommen, und das Original davon mit einer von seinem
Stande verlangt, oder auch den einen Abriß mit dem andern vertauscht.
Auf das Wer weiß, was noch geschieht erfolget ein Ach
Treuloser! ach Verräther! und endlich tröstet man sich mit seiner
selbst eigenen Erfahrung, und nachdem man besser unterrichtet worden, so
läßt man das Wer weiß, was noch geschieht? fahren ohngeachtet
aller Versprechungen der jungen Herren.