
Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Andacht
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
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Christoph Gottehr
Burghart (1682-1745)
Hastu Lisette nun die ketten angeleget /
So laß auch itzo zu / daß ich sie rühren darff /
Ich freu mich abermahl / wenn sich ihr klang erreget /
Indem das schönste kind mich in dieselben warff.
Dein treuer sclave liegt zu deinen zarten füssen /
Und betet deine pracht mit heisser
andacht
an /
Laß meine kühnheit doch nicht allzustrenge büssen /
Erweise daß bey dir erbarmung wohnen kan.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Albanie / weil noch der wollust-thau
Die glieder netzt / und das geblüte springet /
So laß doch zu / daß auff der Venus-au
Ein brünstger geist dir kniend opffer bringet /
Daß er vor dir in voller
Andacht
steh.
Albanie.
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Drum folg ich der natur gebot /
Ich bin kein stein und auch kein gott /
Ich muß in deinen flammen brennen.
Mir ist gefesselt geist und muth /
Drum will ich auch des herzens glut
Vor GOtt und dir nur frey bekennen.
Hier ist mein demuth-volles herz /
So sich verbindt in lieb und schmerz
Mit gleicher
andacht
dir zu dienen.
Nim Sylvia das opfer hin /
Laß augen-trost in deinem sinn /
Vergiß mein nicht im herzen grünen.
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18. Jh.
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Helmina von Chézy
(1783-1856)
Die Stunden flieh'n, die Hoffnung ist zerronnen,
Und sternenlos bleibt die durchstürmte Nacht,
Ja, Himmel, nimm sie wieder, deine Wonnen,
Die arme Welt ist nicht für sie gemacht!
Und wird kein Stern mehr süßen Stunden scheinen,
So reich, so selig, heil'ger
Andacht
voll,
So laß mich sanft um das Verschwund'ne weinen,
Ein süßes Glück will süßer Thränen Zoll.
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Christian Ludwig Neuffer
(1769-1839)
Ich denke dein, sobald der erste Schimmer
Des jungen Tages Wald und Flur erhellt,
Und in mein einsam stilles Zimmer,
Und in mein waches Auge fällt,
Wenn
Andacht
mir im Herzen glühet,
Und meines Morgenopfers Flamm'
Empor zum Himmel ziehet.
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19./20. Jh.
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Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Pulchra ut sol, clara ut lux
In einer Kirche sah ich goldne Statuen
Von Engeln, die auf ihrer Schultern Macht und Pracht
Das Chorgewölbe trugen. Wie aus Griechenland,
Mit klarem Antlitz, rosenkranzgeschmückt,
Goldlockig, edel standen sie und lächelten.
Vier Engel warens, und von goldnen Lettern schien
Aus dämmerigem Dunkel leuchtend dieser Satz:
Pulchra ut sol, clara ut lux.
Ich träumte oft
Von diesen Engeln, und voll
Andacht
war mein Herz,
Wenn ich die Augen schloß und mir das holde Bild
In seiner strengen Schönheit hell aufsteigen ließ
Und ganz umfaßte. Aber niemals wagt ich es,
An sie zu glauben, ja, ein großes Trauern war
In meiner Seele, daß aus Gold nur oder Stein
Der Künstler solche Schönheit selig bilden kann,
Indes Natur sie ewig strenge uns versagt.
Jetzt ist es anders. Heiter, aller Gnaden voll
Geh ich umher und bin ein selig Wissender,
Und, schließe ich die Augen, denk ich jetzt nicht mehr
An jene goldnen Vier in Kirchendämmerung.
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Rosenopfer
Kind, das Bette ist bereit,
Lege dich nun nieder
Und thu ab dein schwarzes Kleid,
Rock und Hemd und Mieder.
Eva, Eva, Evalein,
Lasse dich beschauen!
Ist das wirklich Alles mein?
Darf ich michs getrauen?
Pst! Sie spielt die Schläferin.
Leise und verstohlen
Schleich ich mich zur Vase hin,
Rosen herzuholen.
Und ich überschütte sie,
Brust und Leib und Lenden,
Und ich sinke in die Knie
Mit erhobnen Händen.
Der noch nie ich am Altar
Eines Gottes kniete,
Meine Rosen bring ich dar
Dir, oh Aphrodite.
Gottlos lief ich kreuz und quer
Mit beschwerten Sinnen
Hinter leeren Schatten her,
»Wahrheit« zu gewinnen.
Nichts gewann ich und verlor
Meine besten Tage,
Denn sie raunten mir ins Ohr
Immer neue Frage.
Oh die Schatten! Hin und her!
Die verwünschten Spinnen:
Doch ich folge nun nicht mehr
Diesen Fragerinnen.
Dir, die keine Fragen weiß,
Die nur lacht: ich gebe!,
Dir strömt meine
Andacht
heiß:
Schönheit, sieh, ich lebe!
Liebliche, oh nimm mich hin,
Daß ich neu erwarme;
Aphrodite, Schenkerin,
Nimm mich in die Arme.
Und mein süßes Mädchen lacht
Rosendüftetrunken.
In der schönsten Brüste Pracht
Bin ich hingesunken.
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Udo Brachvogel
(1835-1913)
Einst hat Dein Schooß mein Haupt geborgen,
Ich lag zu Füßen Dir entzückt;
Du sangst hinweg des Busens Sorgen,
Und nur in Dir war ich beglückt.
Wie könnte ich es je vergessen?
Mit
Andacht
werd' ich stets Dich nennen, -
Doch jene Zeit, da Du mein Herz besessen,
Sie ist vorbei: wir müssen jetzt uns trennen.
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Reinhold Eichacker
(1886-1931)
Andacht
Ein roter Schleier sank auf unser Träumen — —
So kam die Nacht,
und Deines Leibes Pracht
war vor mir ausgebreitet wie des Pilgers Teppich zum Gebet.
Aus Deinen Brüsten stiegen Opferflammen
unsichtbar auf, und sehrten mir mein Blut,
und unsere Glut
schlug lodernd wie ein Feuermeer zusammen.
Zur Feier riefen uns der Sinne Glocken
mit süßer Macht,
und seliges Frohlocken
durchflutete des Tempels Nacht.
Du hobst den Kelch und reichtest mir die Schale
voll roter Lust,
und Deine Brust
erbebte heiß im Feuer der Fanale.
In allen Adern war ein süßes Rufen —
"Trink!" sprach Dein Mund,
"Genieße!" klang es nach —
Da sank ich stumm auf Deines Altars Stufen,
und wie der Pilger, der zu Allah fleht,
starb ich vor Dir im seligsten Gebet.
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Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Blumen und Liebe
Rührt euch, Blumen, wacht auf und hebt die verweineten Augen,
Morgenschauer schon gehn kühl über Wiesen und Wald.
Wie eine Braut entsteigt die Sonne dem rosigen Pfühle,
Blickt durch die Welt hin weit, schweigend vor seliger Lust;
Küßt die Tränen euch linde von den gemaleten Wangen,
Die ihr vor Sehnsucht geweint, träumend in stillauer Nacht,
Wie sich's nun überall regt und funkelt und jauchzet und sprühet,
Gott! o wie schön ist die Welt; wenn sie die Liebe bescheint!
Wie du verstohlen mich anblickst, Kornblume, aus nickenden Ähren,
Immerfort nach mir gewandt heiter das treublaue Aug';
Wirtlich, verständig, bescheiden, vertraulich, sinnig und herzig,
Deutscher Mädchen Bild bist du mir, liebliches Kind.
Hoch und einsam in nächtlichem Garten sah ich dich leuchten,
Lampe der Vesta, klar, himmelwärts hauchend den Duft,
Und ich selber gebannt stand vor dir in
Andacht
versunken,
Lilie, Jungfraue schlank, schneeweiße, himmlische Braut!
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Ludwig August Frankl
(1810-1894)
Der Kuss aufs Auge
Wenn oft bei abendspäter Gluth
In stillen Dämmerungen
Mein Haupt an deinem Busen ruht,
Von deinem Arm umschlungen;
Dann weht vom Munde mancher Traum,
Manch Wort von tiefem Leben;
Wie goldner Seifenblasen Schaum
Vom Kindermund mit Beben.
Dein blaues Auge schaut mich an,
So himmeltief und trunken,
Als ob vom blauen Himmelsplan
Zwei Stern' hinein gesunken.
Wie Magier im Sonnenland,
Die Lippen fest zusammen
In
Andacht
sich auf Bergesrand
Genaht den Gottesflammen:
Naht dann mein Mund geschlossen auch
Sich deines Auges Helle,
Daß nicht berühre ird'scher Hauch
Die blaue Flammenquelle!
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Karl Ernst Knodt
(1856-1917)
Im Dom
Ein stiller Dom. Die Wände himmelblau.
Darinnen lauter Licht, lauter lebend Licht;
und niemand sonst, als Du, geliebte Frau
- und unsre
Andacht,
die kein Wörtchen spricht.
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Thekla Lingen (1866-1931)
Lass uns schweigend lauschen,
Wie tief in uns des Lebens Quellen rauschen,
In seligem Erkennen still sich grüssen
Und überströmend ineinander fliessen
O Stunde der Erfüllung,
Heilige Stunde,
Sieh mich in
Andacht,
da ich dich empfange
Aus meines Schicksals rätselschwerer Hand ...
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Hermann Löns (1866-1914)
Maiandacht
Von dem Dom acht Glockenschläge schallen,
Aus den Fenstern flimmert Kerzenglanz,
Tausend hübsche kleine Mädchen wallen
Nach dem Dom mit Buch und Rosenkranz.
Tausend hübsche stramme Burschen warten
An der Kirchtür und flüstern leis:
Schätzchen, um halb neun im städt’schen Garten!
Tausend Mündchen flüstern: Ja, ich weiß!
Drinnen senken sich die hübschen Köpfchen,
Und das Knie das Kirchenpflaster küßt,
Unter all den Löckchen und den Zöpfchen
Kein Gedanke bei der Predigt ist.
"Gott sei Dank! Die Predigt ist zu Ende,"
Schnell nach draußen strömt der bunte Hauf,
Und des Schloßparks breite Laubgelände
Nehmen die verliebten Pärchen auf.
Welch ein Küssen, Drücken, süße Sünden!
Selbst das frommste Herzchen wird gerührt –
Kalter Himmel, deine Schrecken schwinden,
Und die heiße Hölle triumphiert.
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Hieronymus Lorm
(1821-1902)
Vereinigung
Geliebte Frau, in deinem Arm
Umfängt mich eine Welt der Ferne,
Ich lese klar die Schrift der Sterne,
Geliebte Frau, in deinem Arm.
Was ich in jenen Höhen lerne,
Besiegt der Erde nahen Harm.
Geliebte Frau, in deinem Arm
Umfängt mich eine Welt der Ferne.
Was Himmelssterne mir vertraut,
Von deinen Lippen wird's besiegelt;
Ein ird'scher Stern, dein Auge, spiegelt,
Was Himmelssterne mir vertraut. -
Des All's Geheimniß ist entriegelt!
Ich glaube, spricht's auch ohne Laut,
Was Himmelssterne mir vertraut:
Von deinen Lippen wird's besiegelt!
Denn liebessel'ger Vollgenuß
Ist Himmelreich im Raum der Stunde.
Was spricht mit kußverschlossnem Munde
Denn liebessel'ger Vollgenuß?
Daß fromme Sehnsucht ist im Bunde
Und Glut der
Andacht
mit dem Kuß!
Denn liebessel'ger Vollgenuß
Ist Himmelreich im Raum der Stunde.
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Alfred Meißner
(1822-1885)
Nachwirkung
Sie ist gegangen, die Wonnen versanken,
Nun glühen die Wangen, nun rinnen die Thränen;
Es schwanken die kranken,
Die heißen Gedanken,
Es pocht das Herz in Wünschen und Sehnen.
Und hab ich den Tag mit
Andacht
begonnen,
Tagüber gelebt in stillem Entzücken,
So leb ich jetzt träumend
Die Arbeit versäumend
Von dem was sie schenkte in Worten und Blicken
So hängen noch lang nach dem Scheiden des Tages
In schweigender Nachtluft, beim säuselnden Winde
Die Bienlein wie trunken
Und wonneversunken
An zitternden Blüthen der duftigen Linde.
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Clara Müller-Jahnke
(1860-1905)
Morgenandacht
Ein scheues Ahnen, das sein Haupt verhüllt,
ein tiefes Sehnen, das sich nie erfüllt,
ein blasser Mondstrahl der verträumten Nacht,
so irrt dein Bild durch diese Morgenpracht.
Aus feuchten Nebeln steigt der klare Tag,
aus zartem Grün ein erster Finkenschlag, -
und fern schon grollt, der großen Stille satt,
der Straßenlärm der Millionenstadt.
Sie ruft nach mir, sie ruft mein Herz, mein Hirn
zu harter Fron . . . da rührt an meine Stirn
ein Hauch, so lind wie eine liebe Hand:
und deinen Namen schreib ich in den Sand.
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Luise von Ploennies
(1803-1872)
Heloise an Abälard
Du Einziger! nach langem, langem Schweigen
Bin ich umweht von deines Geistes Grüßen,
Und lieg' in
Andacht
betend dir zu Füßen,
Dir, dem sich muß mein tiefstes Wesen neigen.
Du Einziger weißt, wie ich ganz dein eigen,
Wie nicht das Herz mich hält in Klosterhallen,
Wie meine Hymnen, die gen Himmel wallen,
Aus einer heißen Seelenwunde steigen.
Dich fleh' ich an, bei meiner wunden Seele,
Zu den Gesunden zähle nicht die Kranke,
Daß nicht die einz'ge Arzenei mir fehle;
Bei dieser Sehnsucht, drin ich mich verzehre,
Für stark nicht halte du die schwache Ranke,
Daß sie in dir nicht ihren Stab entbehre.
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Robert Prutz (1816-1872)
Du fragst, wozu das Küssen tauge?
Du fragst, wozu das Küssen tauge,
Und was es eigentlich will sagen?
Um sich zu blicken Aug' in Auge,
Und Seel' um Seele zu befragen.
Wenn Auge sich in Auge spiegelt
Und sich zu Seele Seele findet,
Dann wird im Kusse rasch besiegelt,
Was treue Herzen ewig bindet.
Drum willst du je dich küssend neigen,
So giebt es Eines, das bedenke:
Daß leis in
andachtvollem
Schweigen
Auch Seele sie in Seele senke.
Wo nur die Lippen sich berühren,
Da wirst du bald verschmachten müssen;
Der Liebe Wonnen ganz zu spüren,
O lerne mit der Seele küssen!
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Anna Ritter (1865-1921)
Wortloses Glück
Sie zogen singend in den Wald hinein,
Ein langer Zug von frohen, jungen Menschen.
Wir aber schritten schweigend hinterdrein
Und fürchteten der eig'nen Stimme Klang,
Als möchte sie der Stunde
Andacht
stören,
Als ob für Alles, was nach Ausdruck rang
In unsrer Brust, das Wort sich doch nicht fände.
So schwiegen wir und schauten uns nur an
Mit tiefem Blick und drückten uns die Hände.
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Julius Rodenberg
(1831-1914)
Andacht
der Liebe
Seit ich Dich liebe, holdes Kind,
Fühlt sich mein Leben stolz und kühn;
Heiß Blut durch meine Adern rinnt,
Im Herzen wilde Rosen blühn.
Von keckem Mut mein Busen schwellt,
Als sei ein Wunder mir geschehn,
Als könnt' ich mit der ganzen Welt
Um Dich den heißen Kampf bestehn.
Und doch - wenn ich Dich wandeln seh
In Demut, still und engelrein,
Dann überkommt mich leises Weh',
Als müßt' ich fromm und ruhig sein.
Als müßte alle Weltlust fliehn,
So stille wirds und feierlich -
Als müßt' ich vor Dir niederknie'n,
Und beten: Kind, ich liebe Dich!
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Ernst Schulze (1789-1817)
Wie in dem Quell, den reines Silber füllt,
Das geist'ge Bild des Mondes sich entfaltet,
Und, von der Welle zartem Hauch umwaltet,
Mit hellerm Glanz aus seinem Bade quillt;
So wohnt in meinem Inneren dein Bild,
Durch Sehnsucht nicht zum Körper umgestaltet,
Nicht durch Genuß, nicht durch die Zeit veraltet,
Und in der Reinheit Silberflor gehüllt.
Die Liebe taucht's in ew'ge Morgenröthe,
Schmückt seine Stirn mit einem Strahlenkranze,
Und göttlich wird, was sonst nur irdisch war.
Der Sehnsucht leises Flehn wird zum Gebete,
Das Auge strahlt von keuscher
Andacht
Glanze,
Und reiner glüht der Busen, dein Altar.
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Theodor Storm (1817-1888)
Die Ruhestörerin
Mein süßes Kind,
Wie ich dich liebe, frägst du oft,
Doch wie du meine Ruhe störst,
Das höre jetzt: Mein süßes Kind,
Wenn ich mein Aug zur heil'gen Jungfrau wende,
In frommer
Andacht
zu ihr wenden will,
So trägt die Heil'ge, die sich mir enthüllt,
Dein blaues Aug, dein hold Gesicht,
Dein glänzend Haar und deines Mundes Liebe,
Mein süßes Kind.
Will ich Gebete sprechen, eh der Schlaf mich faßt,
So ist's dein letzter Gruß,
Den meine Lippen lallen;
Und
Andacht
und Gebet ist hin;
Denn mächt'ger als die
Andacht
ist die Liebe,
Und mächt'ger als die Heilige bist du.
Dich denk ich nur, und dich nur bet ich an.
So steht's mit mir, und das hast du getan,
Du böses Kind!_
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Albert Traeger
(1830-1912)
Das Muttergottesbild
In der alten Mauerblende
Steht das Muttergottesbild,
Um den Mund, wie Segensspende,
Schwebt ein Lächeln stumm und mild.
Epheu webt mit frischen Ranken
Einen Rahmen auf den Stein,
D'rüber wilde Rosen schwanken,
Wie ein duft'ger Heil'genschein.
Geh' vorüber ich, dann senken
Blick und Knie voll
Andacht
sich,
Doch im Beten muß ich denken,
Heißgeliebte, stets an Dich.
Unter Trümmern in der Wildniß,
Wie die Muttergottes hier,
Steht, Du Heilige, Dein Bildniß,
Tief versteckt im Herzen mir;
Frische, grünende Gedanken
Zauberst Du aus morschem Stein,
Und mit duft'gen Blüthenranken
Schließt mein wildes Lied Dich ein.
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Wie Lenzeshauch
Wie Lenzeshauch hast Du mich stets erquickt,
Was wild und schmerzlich mir die Brust bewegte,
Wenn Deines Kleides Saum ich nur erblickt,
War mir es schon, als ob der Sturm sich legte.
Und über mich kommt eine süße Ruh',
Schau' ich Dein Antlitz an, das schöne, milde,
Voll
Andacht
wendet sich mein Herz Dir zu:
So kniet der Pilger vor dem Gnadenbilde.
Kein steinern Bild bist Du, fühllos und kalt,
Mit todten Reizen, die nur Leben lügen:
Zum Herzen spricht mit siegender Gewalt
Das schönste Herz aus Deinen schönen Zügen.
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Bruno Wille (1860-1928)
Und ob ich ewig dunkel bliebe
Wie traurig diese Wälder düstern!
Kein Sonnengold tief innen lacht;
Das tun die felsengrauen Rüstern,
Von Laubgeflechten überdacht.
Auch ich so trüb. Der Liebe Gnade
Darf strahlen nicht zu meinem Grund.
Die Sorg umdüstert meine Pfade,
Ich bin ein öder Dickichtschlund.
Doch duld ich lächelnd, heilige Sonne,
Daß sich dein Brautkuß mir verschließt /
Wenn draußen nur die goldne Wonne
Um tausend Sonnenkindlein fließt.
Laß lieben dich mit jener Liebe,
Die nicht Genuß, nur
Andacht
will.
Und ob ich ewig dunkel bliebe /
Von deinem Leuchten träum ich still.
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