Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Auge
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Ich leb ohne Ruh im Herzen /
Von der Zeit /
Da zwey schöner
Augen Kerzen
Mich versezt in Traurigkeit /
Von der Zeit
Leb ich stets in Schmerzen /
Fühle keine Ruh im Herzen.
Keine Lust war mir zu nütze
Von der Zeit /
Da der kleine Venus-Schütze
Seel und Herze mir bestreit /
Von der Zeit
Leb ich stets in Schmerzen /
Fühle keine Ruh im Herzen.
_____
Wie muß Licht und Sonnenschein
Finsterniß und Schatten seyn /
Weil die hellen
Augen-Sternen
Deiner
Augen sich entfernen /
Und ich / liebste Schäfferin /
Von dir abgesondert bin.
_____
An seine
Augen
Ihr
Augen / höret auff Silvinden zu beschauen!
Mein Herze / welches sie kennt besser weder ihr /
Sagt mir / daß eure Lust wird sein mein Ungelücke.
Es zwinget die Begier /
Halt eure Stralen auch zurücke /
Und höret auff Silvinden zu beschauen?
_____
Ihr
Augen / eure Blicke
Gerathen in Verdacht:
Nehmt euch für Ungelücke /
Das eure Künheit macht /
Hinfort genau in Acht.
Man saget / daß ihr spielet
Nach der Verliebten Art /
Wiewohl ichs nie gefühlet /
Und eurer Stralen Fahrt
Auff Rosen-Wangen paart.
Entdeckt nicht Unbekandten
Was ihr itzund allein
Solt meiner Amaranthen /
Durch dunckler Farben Schein
Ins Herze schreiben ein.
Lasst sie von ferne wissen /
Was dieser treue Mund /
Im Fall sie zu beküssen
Ihm möchte seyn vergunt /
Ihr würde machen kund.
Bringt mir Bericht zurücke /
Was zu erwarten sey /
Und ob auch ihre Blicke
Sich / sonder Heucheley /
Dem Herzen nahen bey.
Ich will mit Willen tragen
Die auffgelegte Schuld /
Nicht über Unrecht klagen /
Wo Amaranthens Huld
Ist meiner Blicke Gold.
_____
An ihre
Augen
Ihr
Augen / die ich lieb und ehr /
Ihr meine Lust und süsse Pein /
Was netzet ihr die trüben Wangen /
Was sagt mir euer blasser Schein?
Habt ihr mein Herze nicht empfangen?
Was fodert / was verlangt ihr mehr?
Ihr
Augen / die ich lieb und ehr /
Ihr sehet meine Schmerzen an /
Und kennt die Menge meiner Plagen:
Wofern ich euch vergnügen kan /
Will ich mit Lust den Tod ertragen.
Was fodert / was verlangt ihr mehr?
_____
Betrüger / die ich ehr /
Untreue / die ich liebe /
Was stralet ihr so sehr
Ihr schlauen Herzens Diebe!
Wer siehet wie ihr spielt / und bildet ihm nicht ein /
Ihr werdet voll Erbarmen seyn?
Die falsche Freundligkeit
Und eur verliebtes Blicken /
Zeigt Sonn und schöne Zeit /
Pflegt Blitz und Nacht zu schicken.
Wer siehet wie ihr spielt / und kan ihm bilden ein /
Daß ihr so grausam sollet seyn?
Macht
Augen / daß eucht nicht
Die Welt Cometen nennet!
Seyd das gepaarte Licht
Dem Tisis Opffer brennet /
Führt uns durch euren Glanz in sichern Hafen ein:
Man wird euch ewig danckbar seyn.
_____
An seine
Augen
Ihr
Augen / deren Licht mit diesem Lichte spielt /
Das eure Stralen dunckel macht /
Gebt wohl auff eure Sachen acht /
Seht / wie mein Feind bereits auff unser Unglück zielet.
Ich kan den Angelstern in mein Gemütte schlüssen
Der in gewünschten Hafen führt;
Ihr aber /
Augen / ihr verliert /
Das Licht / ohn das ihr irrt in trüben Finsternissen.
Seht / weil ihr sehen könt / eh Nacht und Regen kommen /
Schöpfft kurzen Trost vor lange Pein
Von diesen süssen
Augen ein /
Eh euch Gelegenheit durchs Scheiden wird benommen.
_____
Die schwarzen
Augen
Wohin soll ich zu erst die
Augen wenden /
Die mir zu einer Zeit zwey Sonnen blenden?
Wo soll ich erstlich hin /
Dieweil in meinem Sinn
Ich ganz entzücket bin /
Die Blicke senden?
Steht unter Steinen nicht der Demant oben?
Sein Feuer macht die dunckle Folge loben?
Der schwarzen
Augen Zier
Wird billig auch von mir
Für allen andern hier
Mit Ruhm erhoben.
Laß Phöbus hohen Glanz den Himmel mahlen:
Mit tausend Sternen mag der Abend prahlen:
Der
Augen lichte Nacht /
Mit welchen ihre Pracht
Amene kundbar macht /
Wirfft hellre Stralen.
Die Sonne kan allein den Leib beschwärzen /
Bey Nachte scheinen nur die Himmels-Kerzen;
Durch dieser
Augen Schein
Senckt sich dem Herzen ein
Die angenehme Pein
Verliebter Schmerzen.
Kan nicht ihr Blick von Herz zu Herze steigen?
Sie sind des edlen Sinns getreue Zeugen:
Was nicht der kluge Mund /
Der manchen Geist verwundt /
Mit reden machet kund /
Entdeckt ihr Schweigen.
Wer kan sich an so schönen Feinden rächen?
Ich bleibe stets bemüht ihr Lob zu sprechen /
Ob mir gleich ihre Pracht
Hat manche Pein gemacht /
Biß mir zu gutter Nacht
Die
Augen brechen.
_____
Die blauen
Augen
Will noch die schwarze Nacht den Tag bestreiten /
Und als ein irrend Licht bey duncklen Zeiten
Der übereitlen Welt /
Die / was ihr wohlgefällt /
Für einen Abgott hält /
Den Sinn verleiten?
Des Monden Silber kan bey Nacht erquicken /
Und durch den Schatten bricht der Sterne Blicken.
Ein stolzer Diamant
Der Dunckelheit verwandt
Muß manche Fürsten-Hand
Vor andern schmücken.
Doch / kan der Mond den glanz der Sonn erreichen?
Will sich der Sternen Licht dem Tage gleichen?
Und muß der Demant nicht
Wo des Carfunkels Licht
Durch Nacht und Schatten bricht /
Mit Scham entweichen?
Verliebte / wollt ihr wohl die Schiffahrt enden /
Und an den sichern Port des Glückes länden.
Last blauer
Augen Schein
Der Liebe Leitstern seyn /
So wird sich eure Pein
In Freude wenden.
Traut schwarzen
Augen nicht und ihrem Blincken /
Wenn sie Sirenen gleich ins Netze wincken.
Sieht man in schwarzer flutt
Voll Falsch und Wanckelmutt
Nicht offters Schiff und Gutt
Zu Grunde sincken?
Ein blaues
Auge spielt mit sanfften Wellen:
Man sah aus blauer See die Venus quellen.
Was Wunder / wenn noch itzt
Cupido drinnen sitzt /
Und goldne Pfeile spitzt /
Die Welt zu fällen?
Welch kaltes Herze will nicht Flammen fangen /
Wenn mitten in dem Schnee der Rosen-Wangen
Mit blauer Liebligkeit /
Daraus ihm selbst ein Kleid
Der Himmel zubereit /
Die
Augen prangen!
_____
An ihre
Augen
Ich bin kein Adler nicht / der deiner Sonnen Blincken /
Der deiner Wangen Glanz kan schauen unverwandt.
Wann deiner
Augen Glutt in meinen widerstralt /
Und ihrer Flammen Schein auff meine Wangen mahlt /
So müssen sie beschämt zur Erde niedersincken;
Doch aber will ich nicht der scheuen Eule gleichen /
Die vor des Tages Zier erwehlt die braune Nacht:
Ich eile nach dem Feur / das mich zu Asche macht
Verdirbt die Mücke gleich durch selbst-gesuchten Brand /
Der edle Phönix wird doch eben so zur Leichen.
_____
Ich finde mich im Mittel meiner Schmerzen
Bey Amaranthen wieder ein /
Ein süsser Blick kan meinem krancken Herzen
Vergelten die erlittne Pein.
Jedoch was soll für Hülffe meinen Schmerzen
Durch ihrer
Augen Glanz geschehn:
Ich habe sie zu Schaden meinem Herzen
Bereits nur allzuviel gesehn.
_____
An ihre
Augen
Ihr
Augen / die ihr mir so tieff ins Herze scheint /
Erkläret euch / wies sey gemeynt /
Was mir zu hoffen steht / ob Sterben oder Leben?
Seyd ihr geneigt / ich bin bereit mich zu ergeben /
Und auch bereit zu ehren euren Schein /
Wollt ihr mir gleich nicht günstig seyn.
_____
Ein einiges Blicken
Der funckelnden
Augen /
Die mir aussaugen
Das Blutt vom Herzen /
Macht mich die Kerzen
Des Himmels nicht achten.
Um Seuffzer zu schicken
Will ich mich bemühen
Noch Odem zu ziehen /
Sonst wolt ich mit Willen /
Mein Leiden zu stillen /
Noch heute verschmachten.
_____
Wie lange wilt du noch mit deinen Sternen prangen?
Wie lange soll mir noch der Mond verdrüßlich seyn?
Zeuch / bitt ich / braune Nacht den tuncklen Schatten ein:
Mich könt / und wärestu ein Jahr / nicht mehr verlangen.
Die / welche meinen Geist vor langer Zeit gefangen /
Die / welche mehr bezwingt / um Hülff und Trost zu schreyn /
Als des Cupido Pfeil durch ihrer
Augen Schein
Soll mir zu einem Kuß erlauben ihre Wangen.
Hat sie nicht gestern mir beym Scheiden zugesagt
Mit ihrer Marmol-Hand / so bald es wieder tagt?
So soll ich meinen Wunsch von ihr erfüllet finden?
Doch / was verlier ich Zeit? Du weist von Gnade nicht:
Nacht / ich geh ungesäumt zu meiner Roselinden:
Ihr
Auge machet dir zu Trotze Tag und Licht.
_____
Anonyme Barockdichter
Climene, meine treue sinnen
Stehn ewig nur allein nach dir,
Laß meine seuffzer dich gewinnen,
Und rück dein
auge nicht von mir,
Dein
auge, das mich zwar verletzet,
Doch auch durch seinen winck ergötzet.
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Deiner
augen holde blicke /
Die dein treuer knecht genist /
Propheceyn mir solches glücke /
Welches höchst vollkommen ist:
Und der Purpur deiner wangen /
Der mit Lilgen sich vermengt /
Macht mir hofnung und verlangen /
Weil mein sinn auf dich gelenckt.
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An seine
augen
Ihr
augen / seht forthin nicht Lisimenen an.
Ihr
augen / die ich euch mir nur zur marter trage /
Ich schwere / daß ich euch bey Cypris thron verklage /
So euer blitz mich nicht erretten kan /
Ihr habet alzuviel mir itzt schon angethan /
Ihr
augen / daß ichs euch aus grund des herzens sage /
Ihr schaft mir wenig lust / nur lauter angst und plage.
Ich trete nur durch euch auf diese marter-bahn.
Wie ist es / kan ich euch ihr
augen nicht bezwingen?
Ach nein! ich kan nicht mehr / hemt ich gleich euren blitz /
Es würde Lisimen sich dennoch in euch dringen /
Wo sie nicht allbereit schon in dem herzen sitzt.
Rächt / rächt ihr
augen euch / kan sie sich in euch spielen /
So lasset Lisimen auch gleiche schmerzen fühlen.
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Auff die schwarze
augen der Marilis
Was ist das schwarze doch / mein kind /
Das sich in deinen
augen findt?
Sag / ob ich irre / wann mich düncket /
Daß dir das ferne Morenland
So schwarze farben zugesandt /
Mit welchen du dein aug geschmincket.
Der schönen
augen schwarze pracht
Entwirfft das bild der mitternacht /
Die solch unsichtbar eisen nehret;
Zu dem sich stetig der magnet
Verliebter welt und seelen dreht /
Und gleichsam wie gezwungen kehret.
Wie aber wird mir umb das herz?
Bey diesen
augen ist kein scherz /
Ich sehe dunckle wolcken blitzen /
Ich sehe sonnen in der nacht
Und spüre / daß mit aller macht
Auch ausgelöschte kohlen hitzen.
O schwarzes aug / so alles brennt!
O nacht / die selbst die sonne blendt!
O finsterniß bey stetem lichte!
O licht bey dicker finsterniß!
Wo bleib ich / meine Marilis /
Forthin vor deinem angesichte?
_____
Euch bet ich an / ihr feuer-reichen
augen /
Die ihr mich habt in volle glut gesetzt /
Aus euch muß man die liebe in sich saugen /
So bald man sich an eurem glanz ergetzt;
Es muß euch selbst der schönste demant weichen /
Sein blitz wird nie gleich eurem strahle gehn;
Belinde ist dem himmel zu vergleichen /
Dieweil an ihr so schöne sterne stehn.
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Als sie sich vor dem blitz entsetzte
Dein
auge / das nur steckt voll list und voll gefahr /
Das mit geschwinder glut mein dürres herz bezwinget /
Und ohne rettung mich fast zur verzweiflung bringet /
Lacht meiner doch darzu ganz frey und offenbar.
Ach? aber nim bey dir es selber einmahl wahr /
Wann blitz und heißes feur dir ins gesichte dringet /
Ob du nicht wirst mit angst und bleicher furcht umbringet /
Und deine sicherheit bald suchest hier / bald dar;
So wisse dann vielmehr / daß ich noch schwerer leid /
Und daß der blitz / der dir aus schwarzen wolcken dräut /
Nur sey ein blosses nichts / das in der lufft verschwindet;
Hingegen dieser / der aus deinen
augen fährt /
Ist ein durchdringend feur / das marck und blut verzehrt /
Und durch verborgne krafft die Seele selbst entzündet.
_____
Aus deinen
augen quillt mein todt und auch mein leben /
Du hast es beydes nun / mein licht / in deiner macht /
Dein
auge stürzet mich / es kan mich auch erheben /
Es gibt mir freuden-schein und düstre schmerzen-nacht.
Ergreiffe was du wilt / ich nehm es an vor liebe /
Erhalt ich deine gunst / so bin ich höchst vergnügt /
Rührt aber auch mein todt aus deines herzens triebe /
So hastu doch im grab auch über mich gesiegt.
_____
Deine
augen sind zwey sonnen /
Derer klarheit alles fällt /
Wo noch keiner ist entronnen /
Der zu nah sich hingestellt /
Derer krafft noch mehr den sinnen /
Als den
augen / schaden bringt /
Ja der sonnen abgewinnen /
Weil die nicht ins herze dringt.
_____
Die schöne gluth die aus den
augen blitzet /
Woraus die lieb' ihr göldne faden spinnt /
Hat diese brust verwundet und zerritzet /
Daß noch mein herz von jammer-thränen rinnt;
Die
augen zwar sind schön und heitern sich /
Ach aber ach! sie sind nicht schön vor mich!
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Auff schwarze
augen
Schwarze
augen sind der zunder /
Der mich noch zu asche macht.
Dieses sind die stärckste blitzen /
Die aus schwarzen wolcken gehn.
Was sie kan noch mehr erhöhn /
Ist / daß sie / gleich einem wunder /
Sonnen sind und doch auch nacht.
Schwarze
augen sind der zunder /
Der mich noch zu asche macht.
_____
Jedoch wer kan die hand zurücke ziehen /
Wenn schönheit uns beut ihren Nectar an?
Vor menschen-krafft ist es ein bloß bemühen /
Weil niemand hier / als engel / leben kan /
Der mund mag noch so viel von zucht und keuschheit sprechen /
Ein schönes
auge kan ihm bald den hochmuth brechen.
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Johann von Besser
(1654-1729)
Auf Aramenens
augen
Blau sind meiner Aramenen
augen /
Weil sie mir zum zeugniß sollen taugen /
Daß zur Venus Venus sie erkohren /
Die der wellen blaues saltz gebohren.
Pallas
augen sind auch blau gewesen /
Die sich aus weißheit auserlesen /
Denn die blaue farbe ist vollkommen /
Drum der himmel sie auch angenommen.
Blaues feuer brennt wo schätze liegen /
Und dein schönes
auge kan nicht trügen /
Daß die schönheit tausend ihrer gaben
In dem bergwerck deiner brust vergraben.
Selbst die blaue adern die dich zieren
Zeigen / daß sie blaue türckiß führen /
Die / wie gold wächst von der sonnen strahlen /
Deiner blauen
augen blicke mahlen.
Aber blau ist auch der treue zeichen;
Wird dein herz wol deinen
augen gleichen?
Ob beständigkeit dein herz getroffen /
Muß ich bloß von deinen
augen hoffen.
Unterdessen will ich nicht auffhören /
Dich als himmlisch stetigst zu verehren.
Weil des himmels bild darein geschrieben /
Will ich dich fast als den himmel lieben.
_____
Uber die schwarzen
augen der Phillis
Phillis
augen brennen mich verstohlen
Denn sie scheinen ausgelöschte kohlen;
Weil dem himmel sie beliebt zuschwärzen /
Sieht man nicht die flammen-reiche kerzen.
Wolcken sind sie / aber voller blitze /
Und dis neue monden-licht hat hitze /
In den schwarzen kugeln stecken sonnen /
Wo sich aller seelen-brand entsponnen.
Ich gedacht mit ihrer nacht zu spielen /
Und in wasser-quellen mich zu kühlen;
Aber lauter heisse feuer-ballen /
Liessen die vermeinte brunnen fallen.
Rinnet ja was nasses aus den röhren /
Ists ein wasser kräfftig zu verzehren.
Denn bey den verliebten herzens-schlägen
Wirds zu brennend pech und schwefel-regen.
Dunckler kreiß so viel verbrannter leichen /
Wer dich sieht / der kan dir nicht entweichen.
Nimmer solt ein feurger geist wohl leben /
Wenn uns deine finsternis umgeben?
Brenne mich / doch nicht gar zu verbrennen.
Todte aschen können dich nicht kennen.
Laß den düstern schatten mich bedecken /
Wenn dein strahl zu heiß sich will erstrecken.
Oder wilst du mich zur asche haben /
Must du in den
augen mich begraben /
Denn die schwärze schicket sich zum trauren /
Und ein schwarzes grab kan länger dauren.
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Daniel von Czepko (1605-1660)
Der Sonnen und
Augen Vergleichung
Wie der Sinn, so die Sache
Die Sonn ist hell und klar, auch deiner
Augen Licht,
Die Sonne brennt die Welt, dein
Augen kühlen nicht;
Die Sonn ist hoch und groß, dein
Augen sind erhaben;
Die Sonne liebt das Gold, dein
Augen goldne Gaben;
Ist gleich die Sonne so, doch sol sie fleckicht seyn;
Sind gleich dein
Augen so, ist doch was falsch ihr Schein.
_____
Aus wiedrigem größere Vereinigung
Ihr Sinn ist voller Eyß, ihr
Augen voller Glut,
Voll Feuer ist mein Sinn, mein
Augen kalt wie Fluth.
Das macht, daß seinen Sitz der Gott der süssen Schmertzen
Bey ihr in
Augen hat und bey mir in dem Hertzen.
Ach! daß er wechseln wolt, und nehmen sonder Pein
In ihr das Hertze zwar, in mir die
Augen ein.
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Paul Fleming (1609-1640)
In ihrem Abwesen. Auf deroselben
Augen
Ihr irdne Sonn' und Mon, ihr meiner
Augen
Augen,
wo laßt ihr euren Mich? Seht ihr mich gar nicht an,
ach, ach! so ist es ganz und gar um mich getan!
Ich regne für und für mit scharfer Tränen Laugen.
Für mich wil ganz kein Licht, als nur das eure, taugen.
Der Mittag wird zur Nacht. Ihr, ihr habt Schuld daran,
daß ich sonst keinen Glanz, denn euren, sehen kan,
und dessen Kraft von euch, als Brunnen, aus muß saugen.
Ich seh' und bin doch blind, ich irre hin und her,
ich weiß nicht, wo ich bin, in diesem finstern Meer.
Erscheint, erscheint mir doch, ihr funkelnden Laternen,
ihr Brüder Helene, und zeigt mir euer Licht!
Wo nicht, so hilfet mich ganz keine Flamme nicht.
bei Tage kein Mittag, bei Nachte keine Sternen.
_____
Er redet der Liebsten
Augen
an, die er umfinge
Ihr seid es, die ihr mir die meinen machet blind,
ihr lichten Spiegel ihr, da ich die ganzen Schmerzen
leibhaftig kan besehn von mein und ihrem Herzen.
Ihr Werkstat, da die Gunst die güldnen Fäden spinnt.
darüber Meister ist das kluge Venus-Kind,
ihr, meine Sonn' und Mon, ihr irdnen Himmelskerzen,
in welchen Lust mit Zier und Schein mit Glanze scherzen,
ihr seid es, die mir mehr als alle Schätze sind!
Ihr Räuber meines Lichts und dessen Wiedergeber,
von euch zeucht Amor ein und aus in meine Leber,
als sein natürlichs Haus. Ihr beide tut mir kund,
ihr stummen Redner ihr, worvon ich itzt noch sunge:
verschweigets gleich ihr Mund und sagts nicht ihre Zunge,
ihr sagt es ohne Zung' und redets ohne Mund.
_____
Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Ihr hellen mörderin / ihr
augen schliest euch zu /
Jedoch die schönen brüste /
Als zunder meiner lüste /
Geniessen keine ruh /
Ihr auffgeblehter schnee rafft alle krafft zusammen /
Und bläst in meine flammen.
_____
Sonnet
Auf eine schlitten-fahrt
Ist das nicht Flavia / die sich bey trüber nacht
Läst in der rauhen lufft und auff dem schlitten führen?
Will sie den weissen schnee mit ihren rosen zieren?
Und wird zu winters-zeit der lenz herfür gebracht?
Sie ists / ich kenne sie aus ihrer
augen pracht /
Die stralen lassen sich als neue sterne spüren /
Und was mir stets mit recht zu loben will gebühren /
Hat meine feder stumpff / und mich itzt stumm gemacht.
Wird aber auch der schnee vor deinen
augen fliessen?
Den
augen, welchen geist und herzen schmelzen müssen /
Für denen eiß zergeht / und eisen selbst zerbricht?
Nein. Ist der brüste schnee so lange liegen blieben /
Und hat den weissen glanz dein
auge nicht vertrieben /
So schmelzet es gewiß den schnee der strasse nicht.
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Schwarze
augen
Wir schwarzen wolcken wir / mit sonnen angefüllet /
Wir schönes finsterniß / da Venus wache hält;
Wir duncklen brunnen wir / da blitz und feuer quillet /
Wir sind besiegerin der freyheit dieser welt.
Das eiß zerschmelzt für uns / das eisen muß uns weichen /
Die felsen geben nach / es bricht der diamant;
Den purpur heissen wir durch unsre macht erbleichen /
Und manches herz zerfleußt durch diesen süssen brand.
_____
Schwarze
augen
Rühmt / schwestern / was ihr wolt / den ruhm von unsern flammen /
Hat keine zeit verletzt / kein winter abgethan;
Hier steht die liebligkeit und auch die krafft beysammen /
Und dencken auff ein band / das herzen fangen kan.
Die schlüssel hengen hier zu tausend männer herzen /
Die liebe hat bey uns das zeughaus ihrer macht;
Cupido holet hier das feuer zu den kerzen;
Ja / lieben haben wir auff diese welt gebracht.
_____
Ich rede nur mit steinen.
Dein stolzes ohre hört mich nicht.
Und deiner
augen feurig licht
Will mir nur ewig grausam scheinen.
Kan denn mein nasses thränen-meer
Nicht deines zornes glut abwaschen?
So siehe / wie ich mich verzehr!
Dein heisser
augen-blitz verbrennet mich zu asch.
_____
Ich bin verletzt durch deinen
augen-strahl /
Der seinen blitz in meine brust getrieben /
Soll / Lesbia / du ursprung dieser qual /
Vergehen nicht mein herze ganz im lieben;
So halte doch nur einen augenblick
Den strahl zurück.
Wen brennt die nacht der liebes-flamme nicht /
Als die zur glut dem menschen ist erkohren?
Ein ganzes meer lescht nicht ihr schönes licht /
In dessen abgrund Venus ward gebohren /
In wellen schwamm diß schöne ungeheuer /
Und bleibt ein feur.
Mein herz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
Ich fühl und seh / wie deine
augen blitzen:
Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
Die gar der himmel seltner schönheit preist /
Und brennen heist.
Nicht dencke / daß es bloße worte seyn /
Welch herz kan wohl bey deiner glut erkalten?
Du weist / ich bin kein engel und kein stein /
Ich muß des blutes regung lassen walten /
Die GOtt dem menschen schon im paradieß
Ins herze bließ.
Drum zürne nicht ob diesem meinem brand /
Der sich aus deiner
augen glut entsponnen /
Es ist / mein kind / ein werck von deiner hand /
Ach! dencke nach und straffe deine sonnen /
Aus welchen dieses feur / so in mir glimmt /
Den ursprung nimmt.
So liebe dann was deine krafft versehrt /
Mein niedrig seyn kan deinen ruhm nicht tilgen /
Die sonne bleibet doch in gleichem werth /
Mahlt gleich ihr gold ein kleeblat nebst den lilgen /
Laß mich bey deinem warmen sonnenschein
Ein kleeblat seyn.
_____
Dein
auge hat mich so verführt /
Mich hat dein blitz durchaus gerührt /
Den ich nicht konte sehen kommen /
Ich dachte wolcken anzusehn /
Mit wasser-qvellen umzugehn /
Und bin dadurch der ruh benommen.
_____
Deiner
augen reine kerzen
Sind umsonst nicht schwarz gemacht /
Sie betrauren tausend herzen /
Die ihr blitz hat umgebracht;
Und wer weiß wie lang es währet /
Daß auch mich ihr strahl verzehret.
_____
Auf ihre
Augen
Dein
auge trägt sich schwarz und führt das bild der nacht /
Dieweil es meinen witz verwegen umbgebracht.
_____
Augen / brüste
Was soll ich von deinen
augen / und den weissen brüsten sagen?
Jene sind der Venus führer / diese sind ihr sieges-wagen.
_____
Christian Hölmann
(1677-1744)
Abbildungen der
Augen
Wir Sonnen-Tempel sind das heiligthum der liebe /
Wo unausleschlich feur auff den Altären brennt;
Ein Himmelreich / das ist: ein Ursprung süsser triebe /
Das seinem werthe nach nicht Nebenhimmel kennt.
Zwey Sterne / deren krafft auff krancke herzen fliesset;
Zwey Lichter / so die Nacht der liebenden zerstreun;
Ein offnes Paradies / doch das sich selbst verschliesset
Wenn die begierde will sein reines Feld entweihn;
Ein Brunn / aus dem bald zorn / bald lieb u. hoffnung qvillet;
Ein schönes wetter-glaß / das hitz und kälte fühlt;
Ein Köcher / der mit zorn und lust ist angefüllet;
Ein bogen / der niemals wohin vergebens zielt;
Ein Zeughauß / wo Geschoß und Siegeswaffen liegen;
Ein Schloß / das in der höh ist in ein thal gebaut;
Ein thurm / an welchem sich die Schiffenden vergnügen /
Wenn ihre Sehnsucht hier die liebes-ampel schaut;
Zwo kerzen / die der GOtt der lieb' in händen träget /
Wenn seiner Mutter wird ein Opffer abgeschlacht;
Ein bild / das alle Welt fast anzubeten pfleget /
Und das die Schönheit hat mit eigner hand gemacht;
Wir sind ein kostbahr Schiff / das reiche Ladung führet;
Ein Wechseltisch / auff dem ein blick dem Golde gleicht;
Ein Buch / das niemand noch hat gänzlich ausstudieret /
Weil jede Sylb da nach grosser Klugheit reucht;
Die Schule / wo man lernt / die Schrifft der liebe kennen;
Das thor / bey welchem selbst ein Engel wache hält;
Zwey Schöpffer dieser glutt / in der viel tausend brennen;
Zwey redner / deren Spruch der Männer vorsatz fällt;
Zwey Jäger / welche frey in allen Wäldern jagen;
Zwey Schützen / denen nicht so leicht ein Wild entgeht;
Zwo Schwestern / welche stets nur eine Mode tragen /
Die immer neu verbleibt und täglich netter steht;
Zwo bräute die ein herz und einen liebsten küssen /
Und doch um dessen gunst nicht eifersüchtig sind;
Zwey spiegel / die doch nur ein bild zu zeigen wissen;
Ein spiel / bey dem man kaufft / verkaufft / verliehrt / gewinnt;
Zwo Kugeln / welche klein an grösse / groß an stärcke;
Zwo Uhren / welche doch nur ein gewichte zieht;
Zwey Künstler / deren thun berühmte wunderwercke;
Zwo Muscheln / die man offt voll Wasser-perlen sieht;
Zwey Mahler / die ein bild am ähnlichsten entwerffen;
Zwey helden / die zwar viel / doch einerley / gethan;
Ein Stahl den stumpffen Muth der liebenden zu schärffen;
Ein Dittrich der die brust geschwind' eröffnen kan;
Wir sind ein See-Compaß / dem der veliebten Menge /
Als ihrem Führer folgt; doch dieses schlechte blat
Ja diese Welt ist viel vor unsern ruhm zu enge /
Die Welt / die ihren glanz bloß uns zu dancken hat.
Dem Himmel fehlte licht / der erde geist und leben /
Dem tage selbst der tag / den blumen blumen-schein:
Wenn wir den ausschlag nicht von allem könten geben /
So würde dieser bau ein nachtgebäude seyn.
Die nächte würden nicht bey tag' in Gräbern liegen /
Sie schlügen ihr gezelt nun bey den Menschen auff /
Und würden den verstand in ihrem schatten wiegen /
Der wüste weder zeit / noch stund- und sternen-lauff.
Die liebe wäre tod / ihr feuer unentzündet /
Wenn unsre Strahlen nicht die Herzen angebrandt;
Die Erde / die man itzt voll liebes-früchte findet /
Die wär' ohn uns / wie vor / ein ungebautes Land;
Die Schönheit würde nicht die Seelen lüstern machen /
Der glieder blumen-schmuck erregte nicht begier /
Es wäre ganz umbsonst der lippen holdes lachen /
Kein Auge trüge dies dem innern Geiste für.
Es hat auch unser ruhm den himmel eingenommen /
Die Gottheit wolte selbst durch uns seyn abgemahlt;
Da haben wir das hefft des regiments bekommen /
Daß jeder den Tribut uns itzt gehorsam zahlt.
Wie Diener folgen uns des leibes andre Glieder /
Doch still' / es ist genung. Dies soll das Siegel seyn:
Läst Sonn' und Himmel sich einmahl zur Erde nieder /
So kehren sie gewiß bey unsern Sternen ein.
_____
Die schönen
augen
Aus des Guarini Madrigalen
Ihr ird'schen sterne dieser
augen /
Aus denen ich muß lautern jammer saugen /
Ihr zeigt mir auch durch euer schlaffen /
Daß ihr mich wolt ums leben straffen /
Kan ich an euch geschloßnen diß schon sehen /
Hilff himmel! was wird erst / wenn ihr erwacht / geschehen.
_____
Ernst Christoph Homburg
(1607-1681)
Proceflus Amoris
Die Liebe schlieret sich zu erst den
Augen ein/
Alsdann so kreucht sie fort gar in das Hertz hinein;
Sie bleibet nicht vergnügt/ sie immer förder lencket/
Biß sie sich vollens gar wo anders hin gesencket.
_____
Epigramma
Auff der Sylvien gläntzende
Augen
In hundert-hundert mal bin ich in Grund Verdorben/
Und hundert-hundert mal hab' ich das Leben auch
Stets auff das newe mir/ zu meiner Pein erworben/
Nicht anders/ als wie sonst des greisen Phoenix Brauch;
Kurtz: Ewer Antelitz/ die Sternen-äugelein/
Die müssen stündlich noch mein Grab/ und Wiegen seyn.
_____
Sonnet
Cupido sage mir/ wie das/ der ich verpfendet
Mein Hertz/ von der ich mag von nun an lassen nicht/
Die Chloris meynet man/ ihr Sonnen-klares Liecht/
Der Sternen-Augen Glantz stets würdig von mir wendet.
Es ist/ Cupido sprach/ daß sie dich nicht verblendet/
Dann daß anitzo mir das sehen gantz gebricht/
Das kömpt von Chloris her; Ich habe mein Gesicht'
Ob ihrer Liebligkeit in einem Huy geendet.
Wolan/ du Damen-ruhm/ verblende Chloris hin/
Verblende/ was du kanst/ die
Augen/ und den Sinn/
Dann wird dein grünes Lob bald ausgeschrien werden
Durch die gesamte Welt/ wann dessen sonder Spott
Wir beyde Zeugen seyn; Cupido/ als ein Gott
Im Himmel/ als ein Mensch hiernieden ich auff Erden.
_____
Epigramma
An eben-selbige Fillis
Zwey Dinge nur allein mit voller Hoheit prahlen/
Der Fillis
Augen-Glut/ und Phoebus güldne Strahlen;
Der Sternen allesamt vertreibt der Sonnen Liecht/
Auch mir ob Fillis Schein das sehen gantz gebricht.
Der silber-weisse Mond kan nicht bey Titan stehen/
Im Fall nicht wil den Tod sein blasses Prangen sehen:
So thut die Fillis auch; Ihr unentlehnte Pracht
Versetzet frembden Glantz in eine trübe Nacht.
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Christian Friedrich Hunold (Menantes)
(1681-1721)
So soll ich denn mein Kind/ in dieser Glut verbrennen/
Die deiner
Augen-Blitz in meiner Brust erregt?
Wohl denn/ ich bin bereit in meinen Tod zu rennen/
Weil mir dein schönster Mund es selbsten aufferlegt.
Ja/ ja/ ich sterbe gern in diesen holden Flammen/
Weil sie vom Himmel nur und meiner Göttin stammen.
_____
Kein Diamant kan nicht so treflich blitzen/
Wie deiner
Augen-Lieblichkeit:
Aurorens-Pracht muß hier auf Liljen sitzen/
Die angenehmste Frühlings-Zeit
Die blühet stets auf deinen Rosen Wangen/
Und tausend schön kan in Gesichte prangen.
_____
Daniel Casper von Lohenstein
(1635-1683)
Auff schöne
augen
Ihr sterne / deren glanz der monden nicht kan gleichen /
Ihr sonnen / deren schein die sonne selbst muß weichen /
Ihr / die ihr doppelt vor- der liebe spiegel -stellt /
Ihr / die ihr jederman / so euch nur siehet / fällt /
Ihr / die ihr gnade wißt und ungunst auszutheilen /
Ihr / die ihr beydes könt verletzen und auch heilen /
Ihr / die verzweifflung uns so wohl als hoffnung gebt /
Verursacht daß man stirbt / und machet daß man lebt.
Ihr schönsten
augen seyds / die ich hier will beschreiben /
Nah darff ich nicht bey euch / weit kan ich auch nicht bleiben.
Der tag der ist mir nacht / wenn ich euch schaue nicht /
Seh ich euch / werd ich blind / weiß nicht wie mir geschicht.
Doch dult ich dieses gern / und will viel lieber leiden /
Als weit entfernet seyn / und eure schönheit meiden.
Ein einzig blick von euch vergnüget mich viel mehr /
Als strahlen die von sonn und sternen kommen her.
_____
Das Herz
Nicht zürne, daß mein Herz so heißen Brand ausübet,
Weil deine Schönheit selbst der Flammen Zunder hegt,
Schuld und Entschuldigung in ihren
Augen trägt;
Das Meer kann nicht dafür, daß sich der Himmel trübet,
Sich mit der Wolk' umarmt, der Erde Dünste liebet.
Die Sonn' ist's, die das Salz in allen Dingen regt,
Der Klüfte Gluth beseelt, den Geist der Welt bewegt,
So Schnee als Eise Brand, den Steinen Leben giebet.
Soll meine Seele nun entseelter, als ein Stein,
Mein Herze frostiger, als Eiseszapfen sein?
Es brennt und ist von Lieb', als schmelzend Erz zerronnen.
Denn Lieb' ist ja die Gluth der Seelen; sie erfüllt
Mit Feuer unser Herz, das aus den
Augen quillt.
Die sind der Liebe Brunn, der Seele lichte Sonnen.
_____
Hermione's
Augen
Ihr Sterne, darf ich euch auch wohl noch Sterne nennen,
Wenn jetzt ein Nebel euch umwölket Flamm' und Licht,
Da Hermione doch am himmlischen Gesicht
Keinmal nicht minder läßt, als zwei Gestirne, brennen?
Du güldne Sternenburg, du, Himmel, mußt's bekennen,
Dein blaugewölbtes Dach weiß von zwei Sonnen nicht,
Da, wenn die Morgenröth' auf ihrem Mund' anbricht,
Zwei Sonnen ihr allzeit der Stirne Thron umbrennen.
Jedoch du magst dich noch mit hundert Sonnen schmücken,
Die in die grüne See keinmal zu Bette gehn,
Ich würde doch zur Noth wohl solche Gluth ausstehn;
Mir aber, mir kann nicht vor Hermione's Blicken
Schnee, Schatten, Höhle, Nacht Behülf' und Aufhalt sein;
Denn ihre Liebe dringt durch Eis und Eisen ein.
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Heinrich Mühlpfort
(1639-1681)
Mein auserwählter Schatz / der du mich hast entzündet
Durch deiner
Augen Pracht /
Nun kommt die süsse Nacht /
So beyder Herz und Seel‘ in reiner Treu verbindet /
Und unsrer Liebe Licht und Schein
Heist nunmehr unauslöschlich seyn.
_____
Verwundre nicht die grosse Hitze
Die sich in meinem Herzen regt.
Empfind ich doch der Schönheit Blitze
Wormit mich stets dein
Auge schlägt.
Wilst du verdammen /
Die linde Glut /
Da ich doch Flammen
Nehr in dem Blut
Ganz wohlgemuth.
_____
Gilt doch dein Mund mehr als Corallen /
Die Lippen mehr als ein Rubin.
Kein Demant kan mir so gefallen /
Als deine
Augen wenn sie blühn.
Du bist mein Leben /
Mein höchstes Gut
Der ich gegeben
In treuer Hut /
Geist / Herz und Blut.
_____
An die
Augen
der Liebsten
Aria
Ihr schönen
Augen ihr /
Ich fühle Gluth /
Und eure Wunder Zier
Erhitzt mein Blut.
Die angenehme Freundlichkeit /
So süsse Blicke streut /
Macht mich erfreut.
Ihr Fackeln meiner Seel
Ich bin entbrannt /
Aus eurer schwarzen Höhl
Und Diamant /
Komt mir der süsse Gegenschein
Daß ich verliebt muß seyn /
In meiner Pein.
Ihr Flammen meiner Lust /
Wie brennt ihr so?
Wie macht ihr meine Brust
So herzlich froh!
Leitsterne in das Paradeiß /
Eur so geliebtes Weiß /
Das macht mir heiß
Strahlt Kerzen in der Nacht /
Weißt mir die Bahn.
Ich bin ja eurer Pracht
Ganz unterthan.
Die Sonne muß sich nicht entziehn /
Sonst wird mein Leben fliehn /
Und ganz verblühn.
Ach küßt ich diesen Strahl
In heisser Brunst /
Der mir theils schencket Quahl
Theils süsse Gunst;
Ich schwöre daß ich sterbe so /
Und bin in eurer Loh /
Von Herzen froh.
_____
Auf die Anmuth der schönen Cyndaris
Ach schönste Cyndaris! ich fühle deinen Brand /
Den deiner
Augen Licht mir heimlich zugesandt /
Ich weiß nicht wie mir war / als ich den Blitz empfand /
Der aus dem Diamant der Sternen kam gerannt.
Vergieb mir schönstes Kind / ich küsse deine Hand /
Den Silber reinen Schnee / das Wollenweiche Pfand /
Das mir die Liebe hat gewogen zugewandt /
Als ich zum ersten mal dein Angesicht erkannt.
Du Seele keuscher Zucht / nicht nur in unsern Land /
Es weiß die ganze Welt der Nord und Ostenstrand /
Des Ursprungs Göttligkeit / und deinen Tugendstand /
Der Haare lichtes Gold / wird meiner Seelen Band /
Gibst du mir einen Kuß / so ist es Alekant /
Der mir das Leben bringt / so ohne dich verschwand.
_____
Die
Augen
Verliebte Seelen kommt / und schaut die Strahlen an /
Die unser Liebes-Feuer / wie hitze / von sich streuet /
Wird nicht ob diesem Glanz / ein kranckes Herz erfreuet?
Bricht unser Leitstern nicht / den Buhlern ihre Bahn?
_____
An seine Liebste
Der Sonnen lichter Glanz muß deinen
Augen weichen /
Die guldne Lippen sind noch rother als das Blut /
Die Wangen können sich den schönsten Aepfeln gleichen /
Der Mund zerschwillet nicht wann Er viel Worte thut.
Ihr viel beweget diß / mich aber mehr für allen /
Daß in den
Augen / Mund / und Wangen Schönheit wohnt.
Wem woltest du dann nicht du schönes Kind gefallen /
Und deine Zierlichkeit die wird mit Ruhm belohnt.
_____
Die
Augen
Hat jemahls unsre Glut ein schwarzes Haar versencket?
Hat unsre Sonnen je der Locken Nacht verschräncket?
Nein / wo der helle Strahl von Diamanten hencket /
Da quillt der Liebe-Brunn / der tausend Herzen träncket /
Wir haben sterbenden das Leben offt geschencket /
Wenn unser reitzend Blitz die Sieges-Fahn geschwencket.
_____
Benjamin Neukirch
(1665-1729)
An Sylvien / über ihrer Veränderung
Weinet ihr betrübten
augen!
Weil der mund nicht reden kan.
Sylvia speyt voller wahn /
Da ich ihr doch nichts gethan.
Weinet ihr betrübten
augen!
Weinet ihr betrübten
augen!
Schmerz und leiden ist zu groß;
Denn der himmel / dessen schooß
Neulich mir mit zucker floß /
Läßt nun alle donner loß.
Weinet ihr betrübten
augen!
Weinet ihr betrübten
augen!
Und verhüllet euer licht;
Krieg und unruh wird geschlicht /
Marmel / stahl und eisen bricht /
Aber meine schmerzen nicht.
Weinet ihr betrübten
augen!
Weinet ihr betrübten
augen!
Weinet aber nichts / als blut /
Und bewegt den harten muth;
Denn was meine göttin thut /
Macht kein schlechtes wasser gut.
Weinet ihr betrübten
augen!
_____
Auff ihre
augen
Ihr habet mich besiegt / ihr himmel-blauen
augen /
Ihr sollet auch allein
Nur meine freude seyn /
Wenn andre blitz und tod aus braunen
augen saugen /
Wann sie das schwarze pech biß an den pol erhöhn /
Und dennoch, wann es brennt / für schmerzen fast vergehn /
So seh ich nichts als lust aus euren sternen lachen /
Ihr seyd mir / hab ich gleich
Nicht geld und große sachen /
Mein ganzes königreich.
Ja / wenn ein ander sich in schwarzen
augen siehet /
Und meynet / daß er schon im feur und hölle steh,
So denck ich / wann mein bild aus euren äpffeln blühet /
Daß ich auff erden mich in einem himmel seh.
O himmel / schütze dann / weil sie allein nur taugen
Dein ebendbild zu seyn / stets meiner liebsten
augen.
_____
Auff ihre
augen
Ich weiß nicht / ob ich euch einmahl werde sehn /
Ihr wunder-vollen
augen;
Dennoch werden meine wunden /
So ich stets von euch empfunden /
Und nicht mehr zu heilen taugen /
Ewig / ewig offen stehn.
_____
Erdmann Neumeister
(1671-1756)
Ich sehe dich zum ersten mahle /
Und muß das erste mahl von dir entzündet seyn.
Dein schwarzes
auge schlug mit einem lichten strahle
Das feuer in mein herz hinein.
Ich fühle schon die glut mir ins gesichte steigen /
Die flammen werden sich gar bald in
augen zeigen.
_____
Martin Opitz (1597-1639)
Sonnet von der Liebsten
Augen
DIß wunderliche Werck / das Gott hat auffgericht /
Die Erde / Lufft / vnd See / des Himmels hohe Thronen /
Das alles / was man kan / vnd auch nicht kan bewohnen/
Hett es kein / oder auch zwo Sonnen / stünd es nicht.
Ich arm betrübtes Thier muß zweyer Sonnen liecht
Vertragen / die mir arg für meine Liebe lohnen /
Ja die bey Tag vnd Nacht auch meiner nicht verschonen /
Doch ärger ist die Pein / wann mir der Glantz gebricht /
Was wunder ist es dann / daß jhr mich sehet sterben
Mehr als zehn tausentmal / eh' kaum hingeht ein Tag ?
Vnd jmmer widerumb belebt zur newen Plag?
Ist sie mir allzunah / muß ich durch sie verderben:
Ist sie denn gantz hinweg / so hab ich lauter Nacht /
Doch wehl' ich mir den Todt / den mir die Hitze macht.
_____
Die
Augen der Asterie
Als Asteris bey Nacht den Himmel angesehen /
Hat sie der Sternen zahl vermehrt durch jhren schein /
Vermagst das, mein Lieb, wie mag es dann geschehen /
Daß mein Gesicht vergeht von deinen äugelein?
_____
Ihr schwartzen
Augen / jhr / vnnd du / auch schwartzes Haar/
Der frischen Flavien / die vor mein Hertze war /
Auff die ich pflag zu richten /
Mehr als ein weiser soll /
Mein Schreiben / Thun vnd Tichten /
Gehabt euch jetzund wol.
Nicht gerne sprech' ich so / ruff' auch zu Zeugen an
Dich / Venus / vnd dein Kind / daß ich gewiß hieran
Die minste Schuld nicht trage /
Ja alles Kummers voll
Mich stündlich kränck' und plage /
Daß ich sie lassen soll.
Ihr Parcen / die jhr vns das Thun des Lebens spinnt
Gebt mir vnd jhr das was ich jhr / vnd sie mir gönnt /
Weil ich's ja soll erfüllen /
Soll zähmen meinen Fuß /
Vnd wieder Lust vnd Willen
Auch nachmals sagen muß:
Ihr schwartzen
Augen / jhr vnnd du auch schwartzes Haar /
Der frischen Flavien / die vor mein Hertze war /
Auff die ich pflag zu richten /
Mehr als ein weiser soll /
Mein Schreiben / Thun vnd Tichten /
Gehabt euch jetzund wol.
_____
An die
Augen seiner Jungfrawen
Fast aus dem
Holländischen
Leitsternen meines Haupts / vnd meiner jungen Zeit /
Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben /
Ihr
Augen / wann ich euch so freundlich sehe schweben
So bin ich als entzückt / vnd kenne gantz kein Leid:
Dann jhr beschliest in euch ein' hohe Liebligkeit /
Vnd lieblich' Hoheit; jhr / jhr könnt alleine geben
Genüge / rechte Lust: wornach wir Männer streben
Das habt jhr / O mein Liecht / vor allem weit vnd breit.
Natura selber liegt im Tunckeln fast begraben /
Vnd mangelt jhres Liechts / von wegen jhrer Gaben /
Die gantz versamlet sind in solcher engen statt;
Doch ist sie enge nicht / vnd kan sich weit ergiessen
Ja were groß genung fast alles einzuschliessen /
Weil sich mein' arme Seel' in jhr verirret hat.
_____
Ihr Liechter die man
sieht am hohen Himmel schweben /
Rufft auff von jhrem Schlaff' / erwecket mir mein Leben.
Wolt jhr denn nicht? gewiß / jhr merckt wenn sie erwacht /
Daß jhrer
Augen zihr euch gantz zuschanden macht.
_____
Ein schlauer Vogel muß des Stellers Leim' entschleichen /
Der Fisch schawt daß er nicht dem Netze nahe geht /
Von wegen seiner Verß ist sicher der Poet /
Soldaten müssen viel der Waffen halben weichen.
Dem Scorpione naht man Gifftes wegen nicht /
Man muß sich für den Fuchs' vnnd seiner Arglist schewen /
Von wegen grosser Macht vermeidet man den Löwen;
Wer Weiber fliehen wil / flieh' jhrer
Augen Liecht.
_____
Ists Wunder daß wir
dir die Rosen blühen sehen /
Mein Leben / da wir doch im kalten Winter seyn?
Es ist genung daß sie dein Athem an kan wehen /
Vnd deiner
Augen Glantz ist jhnen Sonnenschein.
______
Johann Rist (1607-1667)
An die
Augen
seiner Liebsten
Wol mir/ die Nacht ist hin! jetzt kan ich wider sehen
Das helle Tages Liecht/ weil nun mehr gehn hervor
Zwey Sternlein die ich mit der Sonnenschein verlohr/
Hilff Venus/ hilff wie wol ist mir dadurch geschehen:
Charitni liebstes Hertz dein hellen Auglein stehen
Am schönen Firmament deß runden Haupts empor
Wie Diamanten rein am güldenen Thresor/
Wann sie mit klaren Schein deß Morgens früe auffgehen
So bald sie aber sich verkriechen und abweichen/
Ist meiner Seelen quaal kein schmertze zu vergleichen/
Drumb O ihr
Augelein/ O ihr Sapphieren rundt
Ach weichet nicht von mir/ sonst muß ich Armer sitzen
Im finstren/ unnd vor Angst Blutstropfen von mir schwitzen
Ewr gegenwart allein erhelt mein Hertz gesundt.
_____
Auff die
wunderschöne
Augen Seiner Florabellen
Schönste Sonnen/ welcher Licht
auch im Finstern herrlich strahlet/
Saget doch warum ihr nicht
meine Seufftzer mir bezahlet?
Euch zu lieben leid' ich Pein
O ihr unvergleichte
Augen
welche zuverletzen taugen/
Felsen/ Berge/ Thier und Stein.
Schönste Sterne/ welcher Glantz
Dieses grosse Rund durchleuchtet/
Wenn die Sonn' am Abendtantz
Mit den Wellen sich befeuchtet/
Ach warum verbrennet ihr
Dafnis Hertz daß euch so liebet/
Dafnis Hertz daß sich betrübet
Wegen eurer hohen Zier?
Edlers ist nichts in der Welt/
Als ihr beyde Diamanten/
Welcher Schönheit wol gefält/
Auch des Himmels Anverwanten/
Daß ihr aber steinern seyd/
Und dennoch so lieblich fakkelt/
Ja so Hertzerfreulich wakkelt/
Diß bringt nichts als Hertzeleid.
Flammend' Aüglein lasset ab
Meine Seele zu verbrennen/
Müsset ihr denn seyn ihr Grab
Sol ich meinen Sark euch nennen?
Raffet ihr mich nun dahin/
Saget was ihr denn gewonnen
Diamanten Sterne Sonnen/
Wenn ich schon vergraben bin?
Florabella liebstes Hertz
Rette mich aus diesen Nöhten/
Muß mich denn der Liebe Schmertz
Durch ein schön paar
Augen tödten/
Wol! Ich sterb' und bin bedacht
Diese Nachschrifft nur zu haben
Dafnis ward/ der hie vergraben/
Durch zwei Sonnen umgebracht.
_____
David Schirmer (1623-1687)
Uber Ihr Angesicht
Ihr
Augen voller Brunst/ und du/ du Purpur-Mund/
der braunen Suavien/ die mir oft rathen kunt.
und du/ der weissen Auen
Benelckte Wangen-Zier/
pfleg ich euch anzuschauen/
ist nichts/ als Lust/ bey mir.
Dich Venus und dein Kind ruf ich zum Zeugen an/
daß meiner Suavien ich bleibe zugethan.
Weil man mich wird behalten
der greisen Ewigkeit/
soll nichts an mir erkalten/
mein Hertz brennt allbereit.
Ihr Himmels-Götter ihr/ die ihr fortstecken könt
der Menschen Lebensziel/ mir leben noch vergönt/
auf daß ich möge stillen
den heissen Thränen-Streit/
hergegen nur mit Willen
Erschallen weit und breit:
Ihr
Augen voller Brunst/ und du/ du Purpur-Mund
der braunen Suavien/ die mir oft rathen kunt/
und du der weissen Auen
benelckte Wangen-Zier/
pfleg ich euch anzuschauen/
Ist nichts/ als Lust/ bey mir.
_____
An Seine
Augen
Danck habt/ ihr
Augen ihr/ ihr Fenster meiner Sinnen/
Danck habt vor eure Glut/ die meinen Schatz entbrant.
durch euch berühr ich ietzt die zarte Wollen-Hand.
Habt Danck/ daß ich durch euch sie habe küssen können.
Durch euch/ ja nur durch euch/ muß sie mich lieb gewinnen/
die Ausserwehlte sie. Ihr machtet euch bekant/
giengt ümb die Blicke her/ die sie mir zu gesant
und bliest ein Feuer auf ümb ihres Hertzens Zinnen.
Die Flammen flohen hoch/ und zündten mich auch an/
daß ich nicht ohne Sie/ sie ohn mich nicht seyn kan/
ietzt brennen wir zugleich/ doch stum und ohne Rede.
Ihr
Augen sagt es ihr/ sagt ihr es an vor mich/
daß sie auf Antwort auch hinfort sol schicken sich/
mein Mund ist gegen Sie itzunder noch zublöde.
_____
Seine Schwartze
Ihr schwartzen
Augen ihr/ und du auch/ schwartzes Haar/
nehmt hin von meiner Hand/ nehmt hin/ was ich euch sende/
durch was ich meine Schuld ein wenig nur verpfände/
das dürstet ietzund noch nach eurer Blicke Schaaar.
Schwartz lieb ich auf der Welt. Schwartz wil ich immerdar.
schwartz ist mein Ruhestab der fast zu müden Hände/
schwartz ist der beste Glantz. Schwartz macht/ daß ich mich wende
zum schwartzen Angesicht/ zum schwartzen
Augen-Klar.
Laß roth/ laß weiß/ laß blau in seiner Schöne gehen/
und auf des Kaysers Haupt ein Gold im Golde seyn/
laß Demant Farbe blühn/ laß ieden Edelstein
sein farbicht Angesicht bey allem Glantz aufblehen.
mein Schwartz vergnüget mich/ drümb sprech ich immerdar:
Ihr schwartze
Augen ihr/ und du auch/ schwartzes Haar!
_____
Uber Ihre
Augen
Wenn deiner
Augen Glantz hin nach dem Himmel sieht/
So freuet sich der Pol mit seinen liechten Sternen.
wenn du die Erde schaust/ so muß sie brennen lernen/
daß ümb ihr bundtes Haupt ein iedes Kräutlein blüht.
Thustu die
Augen auf/ so sihet mein Gemüth
der Venus Stirnblat an. Gehstu dich zu entfernen/
zeuchst deine Kleider ab/ dich nacket zu entkernen/
und thust die
Augen zu/ so seh ich den Cupid.
Sobald du aber gar zuschlaffen dich gewandt/
die liechte Gluht verschickt in ein verfinstert Land/
und niemand mehr den Glantz der Flammen siehet wackeln:
So balde trauret auch der Himmel ohne Liecht:
die Erde sonder Brunst: Die Venus ohn Gesicht/
und (das erbärmlich ist) Cupido sonder Fackeln.
_____
Uber jhre
Augen
Was wendestu dein Angesicht/
Du meine Lust! mein All! mein Licht!
Mit deinen
Augen mich zu brennen?
Ach blas in meine Flammen nicht.
Mein Feuer pfleget sonst zurennen/
Daß es möcht Geist und Seele trennen.
Ich habe deinen schweren Brand/
Mehr als zuviel/ an mir erkant.
Ich kan die Glut nicht länger dulden.
Die Geister bieten mir die Hand
Auf meinen Abschied gar zuhulden.
Werd ich es auch ümb dich verschulden?
Ich seh/ und bin doch vor dir blind/
Als wie der Mond/ der halb entzündt
Nach seiner Sonnen Glantz muß scheinen.
Ich red/ und bleibe doch ein Kind/
Das ofters bey den lieben seinen
Nicht fragen darf/ wie sie es meinen?
Ich bin gefangen/ doch in dir.
Du mir/ nur du/ und deine Zier/
Sind die/ die deinen Muht verschliessen.
Geraubet bin ich selbsten mir.
Dein Stral/ den du auf mich kanst schiessen/
Wird mich noch endlich tödten müssen.
Vergebens bistu nicht begabt.
Die Schönheit/ die mich oft gelabt/
Ermüdet auch vom Stahl die Seelen.
Die Lust die ich an dir gehabt/
Läst mich zwar deine Lieb erzehlen/
Doch weiß Sie mich auch wohl zuquälen.
Zwar/ laß Sie quälen immer hin.
Ich weiß/ daß dein getreuer Sinn
Mein Liebes-Feuer noch wird speisen.
Blick her/ und schaue/ wer ich bin.
Ich bleibe deiner Flammen Eisen/
Mustu gleich Morgen von mir reisen.
_____
Sie giebt mir tausend Lieblichkeiten
Aus jhrer süssen
Augen-Glut.
Sie machet es auf allen Seiten
Nach einer keuschen Liebe gut.
Wir lieben heimlich in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
_____
Von der Liebe
Die Liebe solte tod/ und nicht gewesen seyn/
Als Sie mich durch den Brand der
Augen hat gerühret.
Weil aber jhre Glut niemals ein Todsein spüret/
Solt ich vor Sie ins Grab selbst seyn gegangen ein.
Wie ein gefallner Reiff früh vor dem Purpur Schein
Der Morgenröthe fleust: wie Wachs die Flut gebieret/
Und vor der süssen Glut des Feuers sich entführet:
So rint mein Hertz aus mir/ und das vor lauter Pein.
So ofters ich den Glantz der Stirne hab erblickt:
So oft hat einen Strahl die Lieb in mich geschickt.
Nun hab ich Hoffnung nur/ und die bey Furcht und Schmertzen.
Ihr Himmels-Augen ihr/ was hab ich euch gethan?
Warumb steckt ihr den Brand der Fackeln in mir an?
Erbarmet euch/ daß ich euch dienen kan vom Hertzen.
_____
Jacob Schwieger (um
1630-1664)
Du o Außzug aller Freüde/
Trösterin der harten Pein!
Schaffe Raht in disem Leide
durch der
Augen Licht und schein/
gieb mihr deiner Liebe Gluht
meine Freündinn' Adelmuht.
_____
Sie ist Schön
Gleich wie das Sonnen-Licht mit seinem Glantz und prangen
bestrahlet über-all diß gantze Rund der Welt;
So gläntzt das Rosen-Licht von meiner Schönsten Wangen/
daß wer dasselbe siht in Demuht nieder-fält;
Die
Augen dises Bilds sein heller dann die Sonne/
es ist kein Himmels-Licht das solche Strahlen giebt.
So gläntzet mein Rubihn/ meins Hertzens Lust und Wonne
drüm billich dises Bild auch von mihr wird geliebt.
_____
Kling-Gedicht
Jtzt sag' ich daß mein Hertz nie einen solchen Stoß
erlitten/ wie er jtzt von deinen Rosen-Wangen
und deiner
Augen-Licht/ o Adelmuht! empfangen
Ich bin fast ausser mihr mein Elend ist zu groß:
Der Schmertz sitzt an mein Hertz/ wo werd' ich jhn doch loß?
Wo sol ich armer Hirt die Hertzens Kuhr erlangen
auf daß ich mög' einmahl mit frischem Hertzen prangen?
Mein Hertze hat sich dihr mein Kind gegeben bloß.
Ach kom! mein Lämchen kom! und gib mihr deinen Mund
denn dein beliebter Mund kan meinem Hertzen geben
die allerbeste Kuhr; Dein Mund beherscht mein Leben;
Dein Mund der tödtet mich und macht mich auch gesund/
sol Ich nun/ Adelmuht/ den bleichen Tod nicht sehen
so laß nur einen Hauch/ ach! auf mein Hertze gehen.
_____
Gottlieb Stolle (Leander aus
Schlesien) (1673-1744)
Augen, die muschel der liebe
Florettens
augen sind der liebe muschel-hauß,
Von dannen stieg sie nächst in meinem herzen aus.
_____
Gedancken bey einem gemahlten
Cupido mit einer verloschenen fackel
Ist dir, o Liebe! doch die fackel ausgegangen:
Hat irgend Daphne dir den possen angethan?
Geh, zünde sie alsbald von ihren
augen an!
Vielleichte kanst du noch dein hohes ziel erlangen;
Allein du folgest nicht, ich finde kein gehör:
Du lässest dich den blitz in ihren
augen schrecken;
Doch komme nicht zu mir, die fackel anzustecken,
Was asche worden ist, das giebt kein feuer mehr.
_____
Als sie schlief, über ihre geschlossene
augen
Ihr sternen! die ihr sonst auch sternen überwindet,
Ihr schlaft und zeigt gleichwohl den blitz der grausamkeit.
Ach
augen! thut ihr das, nun ihr geschlossen seyd;
Was würdet ihr nicht thun, wenn ihr noch offen stündet?
_____
Vorzug der blauen
augen vor den schwartzen
Lichtem blitz und schönen
augen
Wird keine seele widerstehn.
Ein strahl kan alle krafft aus unsern adern saugen,
Den eine schöne läst aus ihren sonnen gehn.
Da weiß kein diamant zu halten,
Ein recht verliebter blick kan harte felsen spalten.
Durch zwey
augen und die sonne
Besteht die klein' und große welt:
Auf diese gründet sich der himmel unsrer wonne,
Denn wären beyde nicht, so stünd' es schlecht bestellt.
Die sonn' erleuchtet finstre hölen:
Der holden
augen licht erqvickt betrübte seelen.
Augen sind der liebe wiege;
In diesen muscheln wächst das kind,
Vor dessen wunder-krafft ein adler eine fliege,
Und starcke riesen nur geschwächte zwerge sind.
In solchen angenehmen wellen
Läst die vergnügung ihr die lagerstatt bestellen.
Gleichwol streuen iede sterne
Nicht einen süßen glanz von sich.
Wo der Orion brennt, da creutzt kein schiffer gerne:
Kein schwarzes
auge labt, ergetzt und reitzet mich.
Die finsterniß ist mir zuwider;
Vor nacht und schatten schlag' ich stets mein
auge nieder.
Blauen
augen bleibt die crone,
Weil ihre farbe göttlich ist.
Hier sitzt die anmuth selbst auf dem sapphirnen throne,
Wenn sie der meschligkeit ein holdes urtheil liest.
Aus schwarzen wolcken fahren blitze,
Aus blauen aber spielt beliebte sonnen-hitze.
Schwarz stammt aus der finstern hölle;
Blau schreibet sich vom himmel her.
Welch aug' ergetzt sich nicht an einer blauen welle?
Von einer schwarzen grufft wird uns das herze schwer.
In blauen
augen ist mehr feuer.
In duncklen sternen sind beliebte strahlen theuer.
Schöne mütter, schöne kinder,
Kein mohr erzieht ein weisses kind.
Ein helden-vater zeugt nur lauter überwinder,
Gleichwie der perlen-thau nur aus den wolcken rinnt.
Soll Venus erd und himmel grüßen,
Muß sie die blaue see als ihre mutter küssen.
Geht nur hin, ihr schwarzen lichter!
Die blauen gehen euch weit für.
Ihr himmlisch feuer crönt die trefflichsten gesichter:
Sie sind der redlichen und klügsten geister zier.
Und aus der Pallas blauen
augen
Weiß die gelehrte welt die gröste krafft zu saugen.
Venus selbst kam aus den fluthen
Mit blauen
augen auf die welt;
Doch als Adonis sich zu tode muste bluten,
So ward ihr alle freud' und alle lust vergällt:
Drum ließ sie, um der wehmut willen,
Der blauen
augen licht mit schwarzen flohr umhüllen.
Zörnet nicht, ihr schwarzen kerzen!
Daß ich den blauen besser will.
Genug, daß euer blitz in tausend andern herzen
Den hohen preiß gewinnt. Ein ieder hat sein ziel.
Doch weit von mir, ihr schwarzen diebe!
Es muß nichts schwarzes seyn, darein ich mich verliebe.
Perlen wachsen nicht in eßig:
Wer sucht die sonn' in finstrer nacht?
Ich bin und bleibe stets der dunckelheit gehäßig,
Weil blitz und donner meist aus schwarzen wolcken kracht.
Will Venus meine freyheit schwächen,
So muß ihr goldner pfeil aus allen wolcken brechen?
_____
Als ihn Lisette ungnädig anblickte
Es lebt die ganze welt durch zweyer
augen krafft,
Durch zweyer
augen blitz wird Damon hingerafft.
_____
Er vergleicht ihre
augen mit dem Amor
Aus dem welschen des Gasparo Murtola
In Daphnes schönen
augen
Wird Amor uns gar artig vorgestellt.
Das reine licht, so hier durch enge circkel fällt,
Kan ihm zu seiner fackel taugen.
Die sternen hat er ihm zum bogen auserwehlt,
Die pfeile schnitzet er aus ihren scharffen blicken;
Und daß es endlich auch an keinen flügeln fehlt,
So müssen sich dazu die
augen-lieder schicken.
_____
Als sie im scherz gesagt: daß die
liebe bey ihr nur in den
augen, bey ihm
aber im herzen wohne
Aus dem welschen des Marc' Antonio Virtuani
Dein scherz stimmt mit der wahrheit ein,
Weil ich der liebe glut in meinem herzen spüre.
Ja, Chloris! du hast recht, denn deiner
augen schein
Beweist, daß Amor selbst derselben blicke führe.
Nur bloß die würckung macht bey uns den unterscheid,
Nachdem der lose dieb dein kaltes herz ergetzet,
Mich aber nur in angst und heiße flammen setzet.
Wie wär ich demnach so erfreut,
Wenn es der himmel fügen solte,
Daß Amor seinen platz in uns verwechseln wolte!
_____
Auf ihre schönen
augen
Aus was vor ungemeinem zeuge
Sind dieser sternen pracht,
Vor welchen ich mein herze beuge,
O Liebe? doch gemacht?
In wahrheit, so viel glanz in enge circkel bringen,
Und eine solche glut in zartes fleisch zu zwingen,
Ist etwas, das kein witz, der irdisch ist, erdenckt;
Jedoch die lieb' ist blind, so kan ich sicher schlüßen:
Daß du, o Amor! dir
augen ausgerissen,
Und sie des Sylvia geschenckt.
_____
Auf Daphnens schöne
augen
Aus dem welschen des Gasparo Murtola
Der
augen funckelnder saphir
Stellt mir das ebenbild von zweyen himmeln für.
Der sternen reines licht vertritt der sonnen schein,
Und der engel, dessen händen
Sie anvertrauet sind, und der sie pflegt zu wenden,
Kan niemand sonst, als Amor seyn.
_____
Auf ihre unbarmherzige
augen
Weil ihr so fertig seyd mein herze zu verwunden,
So seyd ihr allerdings zum heilen auch verbunden,
Ihr
augen, weil ihr mich allein erretten könnt!
Allein mein klagen rührt vergebens eur gewissen,
Dieweil ihr keines habt. Ihr seyd itzt blos befliessen
Zu schauen, wie die glut mein herz zu asche brennt.
Mein armes herze hat denn nichts von euch zu hoffen.
Ihr gönnet auf den schmerz ihm nur die grabes-ruh;
Und also stehet ihr ihm zum verderben offen,
Zum heilen aber schließt ihr euch auf ewig zu.
_____
Georg Rudolf Weckherlin
(1584-1653)
Von ihren überschönen
augen
Ihr
augen, die ihr mich mit einem blick und plitz
Scharpf oder süß nach lust könt strafen und belohnen;
O liebliches Gestirn, Stern, deren liecht und hitz
Kan, züchtigend den stoltz, der züchtigen verschonen:
Und ihr, der Lieb werckzeug, kundschaffter unsrer Witz,
Augbrawen, ja vilmehr triumfbogen, nein, Cronen,
Darunder lieb und zucht in überschönem sitz
Mit brauner klarheit schmuck erleuchtet, leuchtend wohnen!
Wer recht kan ewre form, farb, wesen, würckung, krafft,
Der kan der Engeln stand, schein, schönheit, thun und gehen,
Der kan der wahren lieb gewalt und aygenschafft,
Der Schönheit schönheit selbs, der seelen frewd und flehen,
Und der Glickseeligkeit und Tugenten freindschafft,
In Euch (der Natur kunst besehend) wol verstehen.
_____
Ode oder Gesang, Von Überschönen
augen
O Der Lieb wahrer hort und port,
Ihr meiner schönen Myrten
augen,
Wan anderst ein so schlechtes wort
Kan euch zu nennen gnugsam taugen!
Zwar
augen kan man euch, weil ihrem angesicht
Ihr klare
augen seit, zu sein verläugnen nicht:
Doch darff man euch kaum
augen nennen,
Weil ihr so schön und tugenthafft,
Sondern von wegen ewrer krafft
Muß man euch himmelisch bekennen.
Zwar mit so wunderreichem pracht,
Damit sich diese
augen zieren,
Kan (es sey gleich tag oder nacht)
Der himmel selbs niemahls prachtieren:
Wan schon dem himmel gleich ihr haitter glatte stirn
Erleuchtet dise welt durch Euch, als ein gestirn:
So ist iedoch in euch vermischet
Das braun und liecht mit solchem schein,
Daß es ja muß ein wunder sein,
Wie ihrer iedes Uns erfrischet.
So darff auch mein warhaffter mund
Euch mit der Sonnen nicht vergleichen,
Weil ihr glantz (wie dem Umbkraiß kund)
Muß ewerm glantz und würckung weichen:
Und zwayer Sonnen schein bedeutet krieg und layd,
Da ewer Zwilling liecht erwöcket frid und frayd:
Die Sonn durch ihre brunst beschweret,
Die sie anschawen, mit verdruß:
Da ihr mit süssem lusts einguß
Durch das gesicht das hertz versehret.
Wer sich (glickseelig) kan in Euch
Besehen, wirt reichlich gesegnet,
Dan ihr gantz wunderlich liebreich
Sein hertz mit frewden überregnet.
Die strahlen ewers liechts, und ewers anblicks glantz
Seind zugleich der Lieb pfeil, und auch der keuschheit schantz;
Dan Sie mit lieb und lust entleben,
Und dan mit süsser forcht und ehr
Widrumb belebend, Uns die lehr,
Den Engeln gleich zu leben, geben.
Daher, O
augen braun und klar,
Schwartzlecht und hell, wie plitz und dunder;
Der Schönheit und Lieb wieg und bahr,
Der Natur schatz und gröstes wunder,
Gantz übermenschlich schön muß ich mit layd und wohn
Bekennen Euch zugleich der Götter straff und lohn:
Dan ihr könt ja mit ewern blicken
(Der Schönheit, Lieb und Tugent sitz)
Wie durch geschütz, hitz, spitz und plitz
Das hertz zerstücken und erquicken.
_____
Philipp von Zesen
(1619-1689)
Das achte Lied
auf die
der überirdischen Rosemund
liebes-reitzende
augen
gesetzt durch Mal(achias) Siebenhaaren
Halt / liebe Rosemund / die Liebes-reizerinnen /
die lieben
augen weg / sonst schmachten meine sinnen
für ihrer liebes-gluht / die Liebreitz angezündt /
und die Liebinne nährt / Du Blitz- und sternen-kind.
Ei lieber! wan es dir belieblich ist / mein Leben /
so halt mit lieblen ein; ich bin dir ja ergeben /
ich bin ja dich allein zu lieben auserkohrn;
wie du zu lieben nuhr so lieblich bist gebohrn.
Laß aber den nicht nach zu lieben der dich liebet /
der sich aus liebe dier / o Liebste gantz ergiebet /
und laß mich / trautes Lieb / dein liebster Liebling sein:
dan dich erhöb' ich / lieb' ich / lob' ich nuhr allein.
_____
An die der lieb-seeligen Rosemund Liebe
Augen /
nachdem sie sich eine zeitlang verborgen hatten /
und sich wieder blikken ließen
auf die weise des sechsten Liedes
Wo geht ihr hin / ihr
augen-sterne?
Gegen-stimme. Gar nicht ferne.
Nicht ferne solt ihr auch entweichen /
G. noch verbleichen.
Ihr die ihr fol von greist und blitzen /
G. gluht und hitzen.
Ihr sonnen / wollt ihr für mier flühen?
G. nein / verzähen.
Ihr blitzel-augen fol von liebe /
G. nimmer trübe.
Ach ja! die nimmer-trüben sterne /
G. stehn nicht ferne.
Wohlan! so wil ich sie begrüßen.
G. lüste büßen.
ja ich wil meine lüste büßen /
G. mit genüßen.
Genüßen mus darbei sich finden.
G. lust entzünden.
Da seh ich meine sonnen glimmern /
G. träflich schimmern.
Ihr glantz bricht ein in mein gesichte:
G. und wird lichte.
Ich weis nicht ob ich ihn kan leiden?
G. bässer meiden.
Ein wenig / wenig weicht ihr blikke /
G. wie / zurükke?
Ach! ja. Dan eure strahlen funkeln
G. auch im tunkeln.
Ach! ja! im dunkeln seind sie lichter /
G. brunst-anrichter.
Gemach / ihr lieben
augen / blinkert /
G. ja nicht flinkert.
Dan euer blitz tuht weh dem hertzen /
G. machet schmertzen.
Ihr habt es schohn / ihr schöne sonnen /
G. gantz gewonnen.
Last euch nuhr etwas sanfter leiten /
G. ja bei zeiten.
Bei zeiten mus es auch geschähen.
G. du würst's sehen.
Wohlan! so leb' ich gantz in freuden /
G. ausser leiden.
_____
auf die schönen
augen der von nahmen und gaben
hochädelen Klugernunde
gesätzt durch Heinrich Alberten
Ihr schönen
augen ihr / ihr lichterlein der schwachen /
die an der hohen burg der glatten stirne wachen /
dadurch mein trautes Lieb die härtsten hertzen zwingt /
und durch den schwartzen kwal bis in die seele dringt.
Euch bäht' ich kniehend an / und flöhe zu den flammen /
daß sie doch ihre macht und kraft nicht alzusammen
auf meinen schwachen geist und seele laßen gehn /
sonst bin ich tod / und kan führ ihnen nicht bestehn.
Der kleine Liebes-schalk hat schon genug geblitzet:
ich seuftze nach der luft / der gantze gaumen hitzet /
der mund brennt lichterloh; drüm haltet doch zurük /
ihr lieben
augen ihr / den wunder-starken blik.
Kluginne kühle mich mit ihrem frischen taue /
der auf den lippen steht / und den ich lieber schaue /
noch lieber trinken mag / als mäht und reinschen wein /
der ist mein ädler trunk / und gehet lieblich ein.
So fürcht' ich keine gluht / so fühl' ich keine schmertzen /
die oftmahls nuhr ein blik entzündt in meinem hertzen.
Wan Klugemunde mich mit einem kusse kühlt /
so acht ich ihrer nicht / wan sie mit blikken spielt.
_____
Schertzlied nach Anakreontische ahrt /
auf die freund- und hold-seelige
Euglein
der einig-leut-seeligen Rosemund
Die sangweise setzte der Findende
DIe
Augen können taugen /
die meine kräft' alleine /
die meine kranke beine /
ja
augen gantz außsaugen;
die mit dem hertzen schertzen /
ja schertzen mit dem hertzen /
als jene Tausendschöne /
mit ihrem tirelleren /
mi ihrem mundgetöhne /
mit ihrem hertzerühren /
mit ihrem hohen schalle /
mit ihrem frohen halle.
Karfunkeln seind im dunkeln /
viel lichter / viel erpichter /
und dichte gluhtanrichter;
weil sie noch klährer funkeln.
So seind auch deine sterne;
die sterne / die von ferne
mein dunkles hertz bestrahlen /
ins düstre meiner seelen
zumahl hinunter tahlen /
und meine geister kwehlen
mit tausend tausend schmertzen.
O brand in meinem hertzen!
Die wunde / die Kertzmunde /
mit ihrem tirelieren /
mit ihrem orfeusieren /
in jener abendstunde /
in meinem hertzen machte /
eh' ich mich recht bedachte;
die hat mir Rosemunde /
mit einem
augenblitze /
den ich so scharf empfunde /
davon ich brenn' und hitze /
der mir ins hertze schimmert /
vertieffert und verschlimmert.
_____
Vermahnungslied / an die allerschöneste /
alleredleste Betauische Lilje /
zur gunst-beharligkeit / und sanftmuht;
welche Sie eine zeitlang / vielleicht die beharligkeit
ihres Liljenwährts zu bewähren / in ungunst
und zorn verwandelt zu haben schiene
Die sangweise setzte der Findende
WAs blikke? was erzürnte strahlen
schiesst doch der Seelenwüterich /
mit gantz ergrimtem trotz und prahlen /
aus deinen
augen her auf mich?
Ach! süsse Lilje / schone / schone /
und gib mir deine gunst zu lohne.
Ist das der dank für meine liebe /
für meine treue; der ich dich
mit demant in mein hertze schriebe?
Ist das der preis / darüm ich mich
so lang' / und fast ümsonst / bemuhet;
weil nichts Dich zur erweichung ziehet?
Dir mach' ich zwar die Deamanten
der
augen schmeltzen / als mit lust:
ja die in liechter lohe branten /
fäht auf das milchmeer deiner brust;
darauf sie perlenweise tauen:
noch läst du Dich nicht gnädig schauen.
Du wilst / und wilst auch nicht / mein Leben.
Ach! ja / Du wilst / mein
Augentrost.
Was wilst du Dir entgegen streben?
Dein himmel hat genug geschlosst.
Laß nun auch deine Sonnen blikken /
und mich in deiner gnad' erkwikken.
Ach! laß Dich doch einmahl gewinnen /
mein Liljenbild / mein
Augentrost.
ich weiß du hägest andre sinnen /
Ein Frauenbild stelt sich erbosst
itzt / wan es uns am meisten liebet:
darinnen bist auch Du geübet.
_____
18. Jh.
Sophie Albrecht (1757-1840)
Als er mir zur Verschwiegenheit rieth
Immer laß die Welt es wissen,
Daß dich meine Seele liebt,
Und mein Mund dein glühend Küssen
Glühender noch wieder giebt.
Daß mein Busen stärker strebet,
Wenn mein
Auge dich erblickt,
Deine Seele wonnig bebet,
Wenn mein
Auge dich entzückt.
Daß ich dir im Arme liege,
Wenn der Stern der Liebe wacht,
Mich an deinem Busen schmiege
In der stillen Laube Nacht.
Holder, laß die Welt es wissen! -
Sei die Laube noch so dicht:
War bei unsern heißen Küssen
Gottes keuscher Engel nicht? - -
War nicht unser Geist erhoben,
Und umschwebt uns Ahnung nicht:
Daß wir lieben wie dort oben
Einst vor Gottes Angesicht?
_____
Aloys Blumauer (1755-1798)
Minna's
Augen
Zwei
Augen sind's, aus deren Blicken
Die Sonne selbst ihr Feuer stahl
Seht, Männerherzen, gleich den Mücken,
Dreh'n taumelnd sich in ihrem Strahl.
O sonnt' ich doch in diesen
Augen,
Den Mücken gleich, mein Angesicht,
O dürft ich Lieb' aus ihnen saugen,
Und wärmen mich an ihrem Licht!
_____
An Lesbien
Nach Catull
O Mädchen, mehr als Götterglück,
Ja mehr noch fühlt der Mann,
Der dir gen über, Blick an Blick
Geheftet, sitzen kann.
Von deines Lächelns Anschau'n ward
Mir trunken Geist und Sinn;
Mein Blick erlischt, die Zunge starrt,
So lang ich bei dir bin.
Aus deinem
Feuerauge fährt
Die Liebe dann in mich,
Und tobt im Innern, und verzehrt
Mich Armen sichtbarlich.
Mein ganzes Wesen lodert hoch
In helle Flammen auf:
O thaue, Mädchen, thaue doch
Ein Tröpfchen Gunst darauf!
_____
Louise Brachmann (1777-1822)
Augensprache
Schweige, Mund und redet,
Augen!
Andre Sendung will ich nicht.
Nur so zarte Boten taugen,
Wo ein zart Geheimniß spricht.
Durch der Wimpern Schattenschleier
Dringen Blitze, bang, doch kühn,
Süßes, wunderbares Feuer,
Spiegelnd in der Wangen Glühn.
Ja, mit Wundermacht entzünden
Licht sie im verwandten Sein,
Wissen schnell die Bahn zu finden
Tief ins Herzens Herz hinein.
Und die lieblichen Gesandten
Führen mächt'ge Sprache dort,
Und so schlingt mit Wechselbanden
Sich der Blicke Botschaft fort.
Unentweiht von äußern Zeugen,
Nur im heilig stillen Raum,
Lang' noch weil' in zartem Schweigen,
Lichter, seel'ger Himmelstraum!
_____
Sympathie
Seelig, wenn aus des Geliebten Blicken
Die verwandte Seele wiederstrahlt!
Wenn sich unser Kummer und Entzücken
Spiegelnd in des Freundes
Auge malt;
O wie süß! wenn uns des Herzens Regung
Im geliebten
Auge flammenhell
Aufblitzt, sympathetisch die Bewegung
Durch die Pulse flieget heiß und schnell!
Wie in einem Meer voll süßer Wonne
Untergeht im theuren Aug' der Blick,
Und es glänzt ihm eine schöne Sonne
Von der lichten Spiegelfluth zurück.
Wunderbar doch schlang die ew'ge Liebe
Jenes Band, das unser Loos versüßt,
Das mit mächt'gen, unaufhaltbar'n Triebe
Unsre Herzen aneinander schließt!
Jeder strebt, das eigne Glück zu finden,
Jeder sucht den Urquell eigner Lust;
Und wo fließt er? In den heil'gen Gründen,
In den Tiefen der geliebten Brust!
_____
Liebesglück
Stille seelige Stunden,
Wo uns die Liebe beglückt!
Wo Dein Arm mich umwunden,
Hold mir Dein
Auge geblickt.
Sterne glaubt ich zu sehen,
Ach, in dem reizenden Schein!
Strahlend von himmlischen Höhen
Licht in das Herz mir hinein.
Licht wohl, doch himmlisches Bangen
Auch mit dem Schimmer zugleich;
Sehnendes, tiefes Verlangen,
Schlummer, von Träumen so reich!
_____
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Es ist gut
Bei Mondeschein im Paradeis
Fand Jehova im Schlafe tief
Adam versunken, legte leis
Zur Seit ein Evchen, das auch entschlief.
Da lagen nun, in Erdenschranken,
Gottes zwei lieblichste Gedanken. -
Gut !!! rief er sich zum Meisterlohn;
Er ging sogar nicht gern davon.
Kein Wunder, daß es uns berückt,
Wenn
Auge frisch in
Auge blickt,
Als hätten wirs so weit gebracht,
Bei dem zu sein, der uns gedacht.
Und ruft er uns, wohlan, es sei!
Nur, das beding ich, alle zwei.
Dich halten dieser Arme Schranken,
Liebster von allen Gottes-Gedanken.
_____
Die Liebende schreibt
Ein Blick von deinen
Augen in die meinen,
Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde,
Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde,
Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen,
Führ ich stets die Gedanken in die Runde,
Und immer treffen sie auf jene Stunde,
Die einzige; da fang ich an zu weinen.
Die Träne trocknet wieder unversehens:
Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille,
Und solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses Liebewehens;
Mein einzig Glück auf Erden ist dein Wille,
Dein freundlicher, zu mir; gib mir ein Zeichen!
_____
Ja, die
Augen warens, ja, der Mund,
Die mir blickten, die mich küßten.
Hüfte schmal, der Leib so rund,
Wie zu Paradieses Lüsten.
War sie da? Wo ist sie hin?
Ja! sie wars, sie hats gegeben,
Hat gegeben sich im Fliehn
Und gefesselt all mein Leben.
_____
Blick um Blick
Wenn du dich im Spiegel besiehst,
Denke, daß ich diese
Augen küßte,
Und mich mit mir selbst entzweien müßte,
Sobalde du mich fliehst:
Denn da ich nur in diesen
Augen lebe,
Du mir gibst, was ich gebe,
So wär ich ganz verloren;
Jetzt bin ich immer wie neugeboren.
_____
Johann Christian Günther
(1695-1723)
DIE Schönheit ist es nicht gewohnt,
Gefangne los zu laßen;
Ihr
Auge bindet mehr als Gold.
Wer einmahl ihrer Herrschaft zollt,
Der muß die Freyheit haßen
Und wird davor mit Lust belohnt.
_____
ALS ER LENCHENS
AUGEN KÜSSTE
IHR Bogen voller güldnen Pfeile,
Ihr schwarzen
Augen voller Glut,
Erlaubt mir, daß ich mich verweile,
Und führt den Kuß in Nerv und Blut,
Damit er Lenchens Herze lehre,
Wie nah ich ihm schon angehöre.
Ich schmeck auf euch, ihr warmen Lider,
Die Frucht, so dort in Eden stand;
Ihr wälzt euch brünstig hin und wieder
Und streift den aufgelegten Mund
Und wist mit euren weichen Sachen
Der Lippen Spielwerck nachzumachen.
Die Venus hat viel treue Seelen,
Der Zehnte kennt die Wollust nicht;
Mein Kind, wir wollen sie verheelen,
Und wenn ein andrer Rosen bricht,
So küß ich deine Sonnenlichter
Und mercke keinen Splitterrichter.
So zwinckert unter meiner Zunge,
So, schönen
Augen, küzelt sie;
So geht die Regung halb zu Sprunge,
So kostet's mich nur halbe Müh,
Zu sehn, zu fühlen und zu glauben:
Ihr könt die Freyheit zwiefach rauben.
Doch fürchtet euch vor keinen Bißen
Und glaubt nur, daß ihr sichrer seyd,
Als wenn mein geil- und starckes Küßen
Den Mund mit Narden überstreut;
Ich will euch drücken und nicht schonen,
Ihr müst mir nur die Lust verlohnen.
Ihr müst euch nehmlich abwärts lencken,
Wenn Nebenbuhler prächtig gehn;
Will Lenchen einen Blick verschencken,
So sollt ihr mir zu Diensten stehn.
Verschliest euch Fremden, die ihr dienen,
Und öfnet euch vor meinen Mienen.
Bekommt sie ein Versuchungsschreiben,
In dem viel süße Worte sind,
So last den hellen Vorwiz bleiben
Und stellt euch wie mein Amor blind;
Hingegen, will sie meines lesen,
So thut, als wäret ihr genesen.
Und darum mach ich euch die Freude
Und darum küß ich euch so scharf,
Jezt dies, jezt das, jezt alle beide,
Damit nicht eines zürnen darf
Und, wenn ich mit dem rechten spiele,
Das linck' aus Rach aufs andre schiele.
_____
Ewald Christian von Kleist
(1715-1759)
Phyllis an Damon
Ja, liebster Damon, ich bin überwunden!
Ich fühl', ich fühle, was dein Herz empfunden!
Mich zwingt die Dauer deiner starken Liebe
Zu gleicher Liebe.
Als ich die Hand jüngst, die dein
Auge deckte,
Vorwitzig fortriss: Himmel! was erweckte
Dein schönes
Auge, nass von stillen Schmerzen,
In meinem Herzen!
Ich floh und weinte, warf am Bach mich nieder.
Ein heftig Feuer drang durch meine Glieder.
Ach! ewig werden diese Flammen währen,
Die mich verzehren.
Komm, treuster Damon! den ich mir erwähle!
Auf meinen Lippen schwebt mir schon die Seele,
Um durch die deinen, unter tausend Küssen,,
In dich zu fliessen.
_____
Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751-1792)
An **
Das dich umgiebt, belebest du;
Dein
Auge gießt wie Saft der Reben
In tote Adern Geist und Leben
Und führt dem Herzen Feuer zu.
Dem Kranken läuft das Blut geschwinder;
Der alte Mann, die kleinen Kinder,
Warm von dem ungewohnten Glück,
Umhüpfen deinen frohen Blick.
O Phillis, diesen Blick umgiebt
All' alles, was man wünscht und liebt.
Ich möchte sonst kein Glück erwerben,
Als voll von diesem Blick zu sterben.
Drum flieg' ich, Räubrin meiner Ruh!
Daß mir dein Aug' den Tod soll geben,
Dir täglich voller Sehnsucht zu,
Und täglich - schenkt es mir das Leben.
_____
Pygmalion
An diesen Lippen, diesen
Augen,
Die Welt vergessend, hinzuhangen,
Und aus den rosenroten Wangen
Des Lebens Ueberfluß zu saugen;
An dieses Busens reiner Fülle
Die Schmerzen meiner Brust zu wiegen,
Und auf des Schoßes Fried' und Stille
Mit tränenmüdem Haupt zu liegen:
Das war mein Wunsch - das ist mein Grämen -
Und soll mir doch kein Schicksal nehmen.
_____
Gotthold Ephraim Lessing
(1729-1781)
Die schlafende Laura
Nachlässig hingestreckt,
Die Brust mit Flor bedeckt,
Der jedem Lüftchen wich,
Das säuselnd ihn durchstrich,
Ließ unter jenen Linden
Mein Glück mich Lauten finden.
Sie schlief, und weit und breit
Schlug jede Blum ihr Haupt zur Erden
Aus mißvergnügter Traurigkeit,
Von Lauren nicht gesehn zu werden.
Sie schlief, und weit und breit
Erschallten keine Nachtigallen
Aus weiser Furchtsamkeit,
Ihr minder zu gefallen,
Als ihr der Schlaf gefiel,
Als ihr der Traum gefiel,
Den sie vielleicht jetzt träumte,
Von dem, ich hoff es, träumte,
Der staunend bei ihr stand
Und viel zu viel empfand,
Um deutlich zu empfinden,
Um noch es zu empfinden,
Wie viel er da empfand.
Ich ließ mich sanfte nieder,
Ich segnete, ich küßte sie,
Ich segnete und küßte wieder:
Und schnell erwachte sie.
Schnell taten sich die
Augen auf.
Die
Augen? - nein, der Himmel tat sich auf.
_____
Der Wunsch
Wenn ich,
Augenlust zu finden,
Unter schatticht kühlen Linden
Schielend auf und nieder gehe
Und ein häßlich Mädchen sehe,
Wünsch ich plötzlich blind zu sein.
Wenn ich,
Augenlust zu finden,
Unter schatticht kühlen Linden
Schielend auf und nieder gehe
Und ein schönes Mädchen sehe,
Möcht ich lauter
Auge sein.
_____
August Wilhelm von Schlegel
(1767-1845)
Thränen und Küße
Alter Sänger zarter Minne!
Weibes Schöne, Güt' und Zucht,
Aller Wonne Blüth' und Frucht,
Spähtest du mit Meistersinne.
Deines Spruches ward ich inne
Tief in meines Herzens Grund:
"Weinende
Augen haben süßen Mund."
Von der Holden mußt' ich scheiden,
Die mir neues Leben bot:
Da erblich der Wangen Roth,
Lust verkehrte sich in Leiden.
Doch, um unser Weh zu weiden,
Schloßen enger unsern Bund
Weinende
Augen und ein süßer Mund.
Trüb' umwölkte sich mit Thränen,
Sonst so licht, ihr Himmelsblick,
Weil der Liebe hart Geschick
Uns entriß der Hoffnung Wähnen.
Da erbarmte sie mein Sehnen,
Dem sie streng' oft widerstund:
Weinende
Augen boten süßen Mund.
Zwar verstummten jetzt die Worte,
Die sie lieblich sonst gekos't;
Doch es kam mir andrer Trost
Aus der Lippen Rosenpforte.
Meinem Gram zu Heil und Horte
That mir mildes Grüßen kund,
Weinende
Augen haben süßen Mund.
Die sich treu und innig meinen,
Trennet weder Land noch Meer.
Drum verzage nicht so sehr!
Einst ja wird der Tag erscheinen,
Wo ein seliges Vereinen
Macht von allem Weh gesund
Leuchtende
Augen und den süßen Mund.
_____
Aus den
Augen,
aus dem Sinn
Variationen
I
Wie vergeßlich war die Schöne,
Als sie 'unvergeßlich' sprach!
Lieblich klangen diese Töne,
Hallten mir im Herzen nach.
Aber ach! die Seufzer bringen
Mir kein Echo mehr zurück.
Wankelmuth auf leichten Schwingen
Trug hinweg mein kurzes Glück.
II
Nach dem Französischen
In den Sand am Seegestade
Schriebst du unsern Namenszug.
Ueberströmt vom Wellenbade
Schwand die leichte Spur im Flug.
Doch dieß Sinnbild deiner Triebe,
Bei so viel Vergänglichkeit,
Lebte länger als die Liebe,
Der es deine Hand geweiht.
_____
Klamer Eberhard Karl Schmidt
(1746-1824)
Doris
Augenblau
Blau ist Doris
Auge! Blau
Zeigt sich auch der Himmelsbau,
Woher diese Huldin stammt,
Die mein ganzes Herz entflammt!
Doch sein Blau ist selten rein;
Wolken düstern oft es ein.
Daß du ihm nicht gleichst darin,
Sorg', o holde Herrscherin!
Blau ist Doris
Auge, blau.
Venus zeichnet' es genau
Mit des Meeres Farbenpracht,
Das sie einst zur Welt gebracht.
Aber Sturm und Wankelmuth
Regen oft die stille Fluth.
Daß du ihr nicht gleichst darin,
Sorg', o holde Herrscherin!
Ohne Kummer, ohne Leid
Geh durch deine Rosenzeit!
Ach! dein Herz ein stilles Meer,
Trage mich nur, Keinen mehr!
_____
Am ersten Ostertage
Was ich bin, und was ich werde sein,
Fühl' ich heute nicht allein!
Heut' und immer les' ich in den lichten,
Großen
Augen meiner Herrscherin,
Daß ich mehr als Erde bin:
Wo sie leuchten, ach! wohin
Sie die schönen Blicke richten;
Jede Wendung ist ein leiser Ruf:
"Kann ein Wesen auch vernichten,
Das so reizend uns erschuf?"
_____
An Minna's
Augen
Meines Herzens jugendlichste Schwingen,
Meines Wesens feuervollste Macht
Biet' ich auf, den
Augen Lob zu singen,
Die aus öder, freudenloser Nacht
Mich hinauf zum höchsten Lichte rissen,
Die mich mitten unter Finsternissen
So umstrahlten, daß ich, wunderbar!
Das nicht bin, was ich vor Zeiten war.
Zwar ich weiß mein kaltes Lob zu schätzen.
Welche Kluft: mein Lob und euer Werth!
Aber, wie dem Taumel Schranken setzen,
Seit, von eurer Gottheit ich verklärt
Wie der Auserwählten einer stehe,
Seit ich Wunder, lichte Wunder sehe?
Sehe, was kein Sterblicher, vielleicht
Auch kein Engel mit Gesang erreicht!
Was für Leid ich tief im Busen wälze,
Seht ihr Allessehenden allein!
Wenn an euren Strahlen ich zerschmelze,
Wie der Schnee vor Frühlings Sonnenschein;
O vielleicht (was fürchtet nicht die Liebe?)
Wünscht die Freundin, daß ich kälter bliebe,
Schöne Funken, weil ihr, sterblich Leid
Zu vergelten, gar zu göttlich seid!
Zeugen deß, was je von mir gelitten,
Je geschwärmt von meiner Liebe ward,
Flur und Thal, von Quellen schön durchschnitten,
Haine, voll von Frühlingsgegenwart!
O wie oft, wenn Zephyrn euch umfliegen,
Seht ihr mich am öden Felsen liegen,
Seht wie euer schwermuthsvoller Freund
Ohne Hoffnung sein Geschick beweint!
Ja, so ist's! Ihr
Augen ohne Gleichen,
Wo ihr strahlt, seh' ich mein Ziel allein,
Und die Qual, es nimmer zu erreichen!
Fern von euch, wie dünk' ich mich so klein!
All' das Große, Schöne, Wunderbare,
Was der Weis' im Lauf durchdachter Jahre
Lernt von Kunst und von Natur zugleich,
Fass' ich oft auf Einen Blick von euch!
Wie so oft die Lieb' auf meinen Wangen
Farb' um Farbe wechselt, seht ihr's nicht?
Gram, Verzweiflung, zärtliches Verlangen,
Schatten heute; morgen wieder Licht!
Seht ihr das; o seht auf meinen Wangen
Meines Herzens ganzes Bildniß hangen!
Tief hinunter schlug der Zauberstab,
Den zu führen euch die Liebe gab!
Führt ihn gnädig; fesselt mein Vertrauen,
Allerschönste Kinder der Natur!
Ach! das Glück euch selber anzuschauen,
Weigerte die große Mutter nur.
Doch Ersatz gab sie mit voller Milde:
Was ihr seid, ihr göttlichen Gebilde,
Die ihr hoch zu Lieb' und Ehrbegier
Mich entflammt, das Alles seht an mir!
Könntet ihr, wie ich, den Zauber schauen,
Den in euch die Unschuld selbst gelegt;
Diesen Reiz des Weißen und des Blauen,
Wenn er ruht und wenn er sich bewegt;
Dieses Lächeln, diese hohe Würde,
Dies - wie nenn' ich's? - Himmel! solche Bürde
Von Entzücken, die mein Lobgedicht
Sinken macht, ertrügt ihr selber nicht!
Glücklich, dreimal glücklich ist die Seele,
Die für euch sich nur geschaffen glaubt,
Die nicht fragt: ob Gold und Ruhm ihr fehle?
Nur sich wünscht, daß sie doch, nie beraubt
Eurer Winke, still durch's Leben walle,
Keinem Fürsten, euch allein gefalle,
Außer euch, von jeder Fessel frei,
Gottes würdig, und der Liebe sei.
Schönste Wesen, nur um euretwillen
Hat für mich das Leben seinen Werth!
So wie Laub und Knospe sich enthüllen,
Wenn der Mai ein ödes Thal verklärt:
So enthüllet jede Tugend-Blüthe
Sich aus meinem innersten Gemüthe,
Seit mir Gott das Loos so himmlisch warf,
Daß ich euch, nur euch bewundern darf!
Aber wehe! daß ihr allzuselten
Mir das Mitleid eurer Blicke gönnt!
Ist es doch, als lägen tausend Welten
Zwischen uns, die Spannenweite trennt!
Gestern ach! als wir uns kaum erreichten,
Auf einmal, wie schönes Wetterleuchten
Wart ihr da - und wart nicht mehr - und ich
Seufzte tief: Umstrahlt' ein Engel mich?
Dennoch hört mein Lob nicht auf, zu tönen.
Zieht der Tod den letzten Vorhang auf;
Dann erhellt die letzte meiner Scenen!
Gern vollenden will ich meinen Lauf,
Wenn ihr einst mit einer Wehmuthszähre
Auf der Asche des Geliebten klagt:
"Ach! vielleicht, daß er noch nicht hier wäre,
Hätten wir ihm weniger versagt!"
_____
Christian Felix Weisse
(1726-1804)
Auf die Herausfoderung einer Amazone
Du kleine stolze Amazone,
Mit deinem grossen Federhut!
So sehr ich meines Lebens schone,
So hab' ich doch bey dir noch Muth.
Du sollst mich auf dem Kampfplatz finden,
Ich fechte nach der Ritter Pflicht;
Nur lass die
Augen dir verbinden:
Mit deinen
Augen fecht' ich nicht.
_____
Der blöde Liebhaber
Dein schmachtend
Auge scheint zu sagen,
Dass du nicht unempfindlich bist,
Dass dir mein Blick, dass dir mein stilles Klagen
Ans Herz gedrungen ist.
Was mir dein schmachtend
Auge gönnet,
Hab' ich zu fodern nie gewagt:
Gebeut auch noch, dass dir mein Mund bekennet,
Was dir mein Blick geklagt!
_____
Christine Westphalen
(1758-1840)
Beredsamkeit des Schweigens
Öffne nicht, du Sänger der Liebe, die Lippe: beredter
Sagt dein
Auge, dein Blick, wie du empfindest und denkst.
_____
19./20. Jh.
Alexis Adolphi (1815-1874)
Wo ein blaues Flämmchen spielt
Wo ein blaues Flämmchen spielt
Nächtlich über'm Grund,
Thut es den verborg'nen Schatz
In der Tiefe kund.
Blaue Flamme licht und rein
Dir im
Auge lebt:
Glücklich, wer den tiefen Schatz
Deiner Liebe hebt.
_____
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Schöne
Augen
I.
So wie der Wandrer nach des Waldes Schatten
Sich schmerzlich sehnt,
Wenn nur die Wüste vor dem Blick, dem matten,
Sich endlos dehnt;
Wie der Geächtete in seiner Zelle
Die Nacht begrüßt,
Wo ihm ein Traum von Glück und Sommerhelle
Sein Weh versüßt:
So sucht dein
Auge schattenkühl zum Rasten
Mein müdes Herz,
Daß es, befreit von seinen Schmerzenslasten,
Flieh' himmelwärts.
II.
Ernste, dunkle, zaubermächt'ge
Augen, wendet euch nicht ab,
Seid mein Himmel, meine Wiege,
Meiner Schmerzen kühles Grab.
Zieht in eure Wundertiefen
Meine Seele ruhelos,
Ach, sie findet Glück und Frieden
Nur in eurem feuchten Schoß.
III.
Du dunkelgrund'ges
Märchenauge,
Sag' mir, wovon du träumst,
Daß du die lange Seidenwimper
Mit Demantperlen säumst?
Denkst wohl an jene zarte Blüte,
Die sich für dich erschloß,
Und ihre keusche reine Seele
In deine Tiefe goß.
Liebst du die schlanke weiße Lilie,
Die deinem Grund vertraut,
Und die zum kräftigen Entfalten
Dein kostbar Naß betaut?
IV.
Ob auch dein
Auge abgrundtief,
Ich schau doch gern hinein,
Es locken zu verführerisch
Die süßen Blümelein.
Ich beuge tiefer mich und schau'
Und schaue mich fast blind,
Die Unschuld weint am Wegesrand
Um ihr verlor'nes Kind.
V.
Kann ich in deine
Augen sehn,
Dann ist die Welt mir doppelt schön;
Dann bin ich froh und wohlgemut,
Und denke: jedes Herz ist gut.
Vergesse Sorg' und Not und Plag',
Vergesse selbst den jüngsten Tag.
Dein
Auge ist mein Lebensborn,
Es stillt mein Herz und kühlt den Zorn.
O, bebe nicht vor mir zurück,
Gönn' meiner Seele deinen Blick!
Verschlei're mit der Wimper nicht
Mein einzig süßes Lebenslicht.
Und legt man mich dereinst ins Grab,
Dann schaue lieb auf mich herab.
Und gönn' mir deiner
Augen Glanz,
Sie sind mir mehr denn Blüt' und Kranz.
Ich mag nicht zu der Sel'gen Schar,
Treff' ich nicht dort dein
Augenpaar.
_____
Theodor Apel (1811-1867)
O laß in Deines Blickes Milde
O laß in Deines Blickes Milde
Mich ruh'n in sel'gem Traum versenkt,
Und schauen, wie mit eignem Bilde
Dein liebes
Auge mich beschenkt.
Laß träumen mich, daß Deiner Seele
Mein Glück, wie Du mir, theuer bist -
Und trügt mein Hoffen - o verhehle
Den Irrthum mir noch kurze Frist!
Oft brachte Täuschung mir das Leben,
Der Liebe hatt' ich längst entsagt -
Du hast die Hoffnung mir gegeben,
Daß sie auch mir noch einmal tagt.
Wie stark, von Deinem Arm umwunden,
Schau' ich auf Leiden, auf Verlust;
Doch jedes Glück, das ich empfunden,
Empfind' ich neu an Deiner Brust.
Den heil'gen Schauer fühl' ich wieder
Wie einst bei'm Abendglockenklang,
Bei'm Jubelton der Frühlingslieder,
Der jauchzend durch die Lüfte drang.
Der ersten Liebe hoffend Bangen,
Der Wonnerausch der ersten Gluth
Entflammt, gelehnt an Deine Wangen
Noch einmal den erloschnen Muth.
Aus Deinen lieben, frommen Zügen
Les' ich der Hoffnung Himmelslicht;
Ach laß die Hoffnung mich betrügen,
Nur störe mich in Träumen nicht!
Und laß in Deines Blickes Milde
Mich gläubig ruh'n noch kurze Frist,
Und wähnen, daß in meinem Bilde
Dein Aug' des Herzens Spiegel ist.
_____
Ich liebe Dich und
meine Seel' ist Dein
Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein,
Mein ganzes Leben möcht' ich Dir nur weih'n,
Du schaust mich an mit liebevollem Blick,
Doch ahnet mir, uns lacht nie Liebesglück!
Aus Deinem
Augen strahlet sel'ge Lust,
Und Himmelsfriede wohnt in Deiner Brust;
Auf wen Du blickst, dem wird im Herzen Ruh -
O lächle mir auch Ruh und Frieden zu!
_____
Du willst, ich
soll Dich nun vergessen
Du willst, ich soll Dich nun vergessen,
Da Du mir nicht mehr eigen bist,
Doch hab' ich nie ein Herz besessen
Das leicht, was es geliebt, vergißt.
Du warst mir theuer wie mein Leben,
Ich hätte beider
Augen Licht
Mit Freuden hin für Dich gegeben,
Die jetzt mir Wort und Treue bricht.
Ich weiß, ich darf Dich nicht mehr lieben
Da mich Dein Wille von Dir treibt,
Doch ist Dein Bild mir nachgeblieben
Das mir auch jetzt noch theuer bleibt.
Dein Bild, wie mir es einst erschienen,
Voll Reiz der Unschuld, klar und rein,
Und noch bezaubern diese Mienen,
Dieselben
Augen sind noch Dein.
Drum, wenn ich freundlich auf Dich schaue,
Mein
Auge liebend auf Dir ruht,
Denk nicht, daß ich Dir wieder traue,
Und fürchte nichts von meiner Gluth;
Und glaube nicht, daß dieses Feuer
Dir oder Deinem Reize gilt;
Dich lieb' ich nicht, doch ewig theuer
Bleibt mir der Einstgeliebten Bild.
_____
Zu ihr nun such' ich eilend vorzudringen,
Und theile schnell der Herrn gedrängte Schaaren
Die sie umflattern gleich geschwätzgen Staaren,
Um einen Tanz von ihr sich zu erringen.
Kaum wag' ich meine Bitten anzubringen,
Doch freundlich blickt sie auf mit ihren klaren,
Glanzvollen
Augen, und es offenbaren
Die Lippen meinem Wunsche das Gelingen.
Ihr schöner Arm ruht traulich in dem meinen,
So muß der Ball, wie kaum vor wenig Stunden
Der rauhe Winter, mich mit ihr vereinen.
Ich halte mit dem Arme sie umwunden,
Und drücke fest die Hand der lieben Kleinen,
Froh überrascht, daß ich sie hier gefunden.
_____
Der Sommer naht, mit glühend heißem Strahle
Des Frühlings Blüthenschöpfung zu versengen,
Daß sie, die früh die Knospe zu zersprengen
Gewagt, die Kühnheit mit dem Tod bezahle.
Und schon verstummt der Vögel Chor im Thale,
Die Schwüle muß die kleine Brust verengen,
Mag auch der Thau die matte Flur besprengen,
Der Frühling kehrt doch nicht zum zweiten Male.
Was kümmerts mich? ich habe Dich errungen!
Aus Deinen
Augen les' ich Glück der Liebe,
Dein lieber Arm hält mich so fest umschlungen.
So welket nur, ihr zarten Frühlingstriebe!
Ist doch Dein holdes Ja zu mir gedrungen,
Daß ewger Frühling mir im Herzen bliebe!
_____
Im Frühling
Wenn im holden grünen Mai
Knospen sich erschließen,
Wollen alle Blüten frei
Süßen Duft ergießen.
Naht ein Nachtigallenheer,
Frühlingslust zu singen,
Darf doch nicht der Winter mehr
Kalte Schauer bringen.
Rein will sich der Sonne Macht
Überall bewähren,
Will des Frühlings heil'ge Pracht
Ungestört verklären.
Liebchen, deiner
Augen Strahl
Hat mein Herz gewonnen,
Und es blüht wie Berg und Thal
Wenn der Mai gekommen.
Möchte dir bei Tag und Nacht
Tausend Grüße sagen,
Wie im Lenze liebentfacht
Nachtigallen klagen.
Wie die Rose süßen Duft
Auf der Flur verbreitet,
Wenn die linde Maienluft
Durch die Blüten gleitet.
O so laß mich an dem Licht
Deiner
Augen sonnen,
Weicht doch auch der Frühling nicht,
Der einmal begonnen!
Und du gleichst der Frühlingspracht,
Wie mein Herz der Blüte,
Die, von warmer Sommernacht
Aufgeweckt, erglühte.
_____
Elsa Asenijeff (1867-1941)
VERTRAUEN UND ANGST
Du lieber Grosser!
Nimm meine Hände ganz in deine hinein
Und hülle sie in deine schützende Wärme ein.
Sieh mir gut in die
Augen hinein,
Dann werd ich gehorsames Kind
Und alles Leid wird vergessen sein.
Nein! Nein!
Komm mit deinen Fingern nicht
An den meinen vorüber
Funken springen hinüber – herüber
Nein!
Sieh mir nie – nimmer
In meine
Augen hinein –
Denn dann würd ich dir blind
Verfallen sein . . .!
_____
Hugo Ball (1886-1927)
Ach, die Wiege,
Drin ich liege,
Tönt wie eine Gambe!
Über mir
Ein Saphir
Schwingt die ewige Lampe.
Deine Brüste,
Ach, du süßeste
Aller Fraun, Marie,
Reichst du, daß das Herz gesunde,
Meinem armen Kindermunde,
Und ich weiß nicht, wie
Mir geschieht, daß deine Arme,
Unberührt von allem Harme,
Sich gleich Engelschwingen
Um die Wiege,
Drin ich liege,
Und sich um mich selber schlingen.
Deiner
Augen
Sterne saugen
Meine Seele ein.
Und so tränkest du mich trunken
Und verschenkest dich versunken,
Und so bin ich dein ...
_____
Cathinka Serafina Bergmayr
(1814-1843)
Stumme Liebe
Einstmals ist es mir gewesen,
Als ob du mich liebtest gar!
Gern aus
Augen mocht' ich's lesen,
Denen gar so gut ich war.
Aber wenn die
Augen sprachen,
So versagte dir der Mund -
- Lautlos kann man eh'r entsagen -
Und es blieb ein stiller Bund.
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Ach, wie wird mir wohl und weh,
Süße Dame, süße Dame,
Wenn ich Ihre
Augen seh,
Die der reine Zunder sind,
Und den Busen, weiß wie Schnee.
_____
Unschuld
Gieb, schönes Kind, mir deine Hand
Und sieh mich an,
Den Reisenden aus Wehmutland
Und ärmsten Mann.
Schlag deine
Augen nieder nicht;
Sie sind so hold;
Noch nicht voll Glut, doch voller Licht
Und Unschuldsgold.
Das hat so innig milden Schein,
Oh süßes Kind,
Dass alle Kümmernisse mein
Verflogen sind.
_____
Amor-Vampyr
Im hellen Herbstwald auf buntem Laub
Waren wir wie Kinder und küßten uns
Unschuldig in linder Liebe.
Bubenmädel, Bubenmädel,
Wie lachten deine
Augen, die hellen, braunen,
Wie lag dein liebes Köpfchen so leicht auf dem Laube,
Und leicht auch lagen meine Lippen auf deinen.
Aber die Nacht kam auf Katzenpfoten,
Die schwarze, schwere, schweigende Nacht,
Und schwül wars im Zimmer.
Das gelbe Licht der schwebenden Lampe lag
Wie leuchtender, feuchter Nebel über dem Raum,
Und deine
Augen fragten ängstlich aus dem gelben Dämmer.
Braune, brütende, unselige
Augen.
In ihnen braute, tief unten, tief,
Brodelnder giftiger Gischt.
Oh du, du, du!
Und über dich hin warf mich die Wut der Liebe.
Und unsre Lippen lasteten aufeinander,
Wie alle schmerzlichen, sehnsuchtschmachtenden Sünden zweier Sterne,
Die sich im wirbelnden Weltall treffen
Und klagegellend sich umklammern.
Oh du, du, du!
Und meine
Augen gruben sich in deine,
Und meine Arme wanden sich um deinen Leib wie Raubtierpranken;
Und es stöhnte deine Brust,
Und deine
Augen irrten wie verflogene Tauben.
Sie suchten den hellen Herbstwald
Und die Kindheit unsrer Liebe
Im bunten Laube.
Und fanden nicht und wurden schmerzenstarr
Und höllebrünstig heiß und hackten in mein Herz
Wie schwarze Adlerschnäbel.
Oh du!
Oh du!
Matt sank mein Haupt dir in den Schooß.
Du bebtest.
Dann sprachst du leise wirre Worte und weintest.
Und deine
Augen wurden wieder hell.
Weißt du es wohl, was zwischen uns geschehn?
Der Haß hat uns gepaart in wildem Kampf,
Der Haß von Mann zu Weib und Weib zu Mann,
Die heiße Gier, sich einzusaugen das fremde Herz
Und jeden Tropfen Blutes und jeden Atemzug.
Mein Herz und dein Herz haben sich geschaut im Kampfe,
Und kämpfend sich durchdringend sind sie in Eins geflossen.
Du bist nun ich, doppelt ist meine Seele.
Wird sie je leben
Können ohne dich?
_____
Letzte Bitte
Laß mich noch einmal dir ins schwarze
Auge sehn,
Laß mich noch einmal tief ins heiße Dunkel senken
Den trunkenen Blick, dann will ich weitergehn
Und dich vergessen … Nur in harter Zeit,
Wenn sich der Sehnsucht
Augen rückwärts lenken,
Wenn meine Seele nach Vergangenem schreit,
Dann will ich jenes einen Blicks gedenken,
Des liebeheißen, gütereichen Blicks,
Der mir im Bann versagenden Geschicks
Das Herz zu einem schmerzentiefen Glück geweiht.
_____
Nachtgang
Wir gingen durch die dunkle, milde Nacht,
Dein Arm in meinem,
Dein
Auge in meinem;
Der Mond goß silbernes Licht
Ueber dein Angesicht;
Wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt,
Und du erschienst mir wie eine Heilige: mild,
Mild und groß und seelenübervoll,
Gütig und rein wie die liebe Sonne.
Und in die
Augen
Schwoll mir ein warmer Drang,
Wie Thränenahnung.
Fester faßt ich dich
Und küßte -
Küßte dich ganz leise, - meine Seele
Weinte.
_____
Ernst Blass (1890-1939)
Hoher Traum
Es sind in mir noch die blauen
Augen
Und lassen mich nicht ruhn, was ich auch treibe.
Sie scheinen mir mein Leben aufzusaugen,
Dass nicht ein Schritt, kein Atemzug mehr bleibe,
Ganz wie der Tod, heimlich und unbeirrt,
Und wenn sich meine Widerstände mindern,
Dann werden sich wohl auch die Schmerzen lindern,
Die in mir streben wirr und ohne Hirt.
O süsses, o beruhigendes Ende!
Ein Nehmen? Nein - ein sanftes Wiedergeben,
Ein Traum, vertrauter als das wache Leben,
O liebe
Augen, o geliebte Hände!
_____
Offen kündend und doch schweigend,
Deine
Augen sind wie Flammen.
Innig waren wir zusammen,
Ahnungsvoll und süss uns neigend.
Zärtlichkeiten, ganz geständig,
Strömten zu wie Melodein.
Sieh, es trat der Gott lebendig
Und voll Sehnsucht in dich ein.
_____
Ich sehe immer deine
Augenbogen
Und deine
Augen, blau bis auf den Grund.
Ein Nachen bin ich nur auf diesen Wogen,
In Licht gebadet ist das ganze Rund,
Die dunklen Glocken tönen aus der Tiefe
Fast freudig Harmonieen ohne Weh.
Und einen Augenblick gibt es, als liefe
Der Sonne Lächeln über einen See.
_____
Friedrich von Bodenstedt
(1819-1892)
***
Gern schau ich in's dunkle
Auge dir,
Mit den langen, seidnen Wimpern drauf -
Aus solches
Auges Nacht ging mir
Einst hell der Tag der Liebe auf.
Todt ist sie lange, kalt und todt -
Gebrochen ist der Zauberring,
Drin glühend mir das Morgenroth
Des Herzens auf- und unterging.
Doch du bist blühend, frisch und jung,
Kennst noch den Gram des Lebens nicht -
Und jungen Glücks Erinnerung
Lacht mir aus deinem Angesicht.
Drum schau ich so gern in's
Auge dir,
Mit den langen seidnen Wimpern drauf:
Aus solchen
Auges Nacht ging mir
Einst hell der Tag der Liebe auf.
_____
Seit deiner
Augen Himmelsglanz
Seit deiner
Augen Himmelsglanz
Mir in das Herz gestossen,
Hat sich das Weltgeheimniß ganz
Dem innern Blick erschlossen.
Was dunkel war in Raum und Zeit,
Ist nun in Licht verschwunden,
Ich habe die ewige Seligkeit
Genossen in Sekunden.
Nun ist der Wahn und Zweifel hin,
Umschifft sind alle Klippen,
Seit mir des Lebens tiefsten Sinn
Gepredigt deine Lippen.
Ich möcht' es jubelnd sonnenhell
Der ganzen Welt verkünden,
Allein der Weisheit tiefsten Quell
Muß Jeder selbst ergründen.
_____
Adolf Böttger (1815-1870)
Wie Mondesglanz die Nacht durchbricht
Wie Mondesglanz die Nacht durchbricht
Und strömt auf Thal und Matten,
So fließt der Schönheit Lilienlicht
Aus Deiner Wimpern Schatten.
Seit im Gebet die Händchen Du
Zum erstenmal gefaltet,
Hat auch des Himmels sel'ge Ruh
In Deinem Blick gewaltet.
Der Engel des Gebetes blieb
Am Glanz der Unschuld hangen,
Und hielt die Stirne fromm und lieb
Im Bruderkuß umfangen.
Er legte Dir voll Liebeshuld
Zwei Rosen auf die Lippe,
Und hauchte Worte der Geduld
In diese heil'ge Krippe.
Er nahm sein lichtes Flügelpaar
Und lieh es Deiner Liebe,
Daß sie auf Erden immerdar
Ganz ohne Flecken bliebe.
Wer einmal sah im tiefsten Schmerz
In Deines
Auges Sonne,
O dessen Blick, o dessen Herz
Bricht - oder schmilzt in Wonne!
_____
Udo Brachvogel (1835-1913)
Dunkle
Augen flammen und verüben
Stets auf's Neu den Mord an meinem Leben,
Waffenlos bin ich dahingegeben,
Und der Seele Spiegel will sich trüben.
Ob sie auch den müden Leib begrüben,
Diese Leidenschaft wird überleben,
Wird die Seele als Vampyr umschweben
Unbarmherzig rastlos noch dort drüben.
Bei den Locken, die Dein Haupt umwallen,
Bei den Lippen, die Entzücken spenden,
Bei den
Augen, welche Taumel senden:
Lass' mein Wort nicht ungehört verhallen,
Lasse nicht mich in Verzweiflung enden,
So mich nicht in lichten Wahnsinn fallen!
_____
Darf ich wirklich Dir zu Füßen sinken,
Küssen Deiner Locken wilde Pracht,
Sehn, wie Deine Lippe schwillt und lacht,
Und von dieser Lippe Wahnsinn trinken?
In den sonnenhaften
Augen winken
Liebesfeuer, zehrend angefacht;
Wehe mir, in ihres Grundes Nacht
Sehe ich mein Todesmesser blinken.
Sei's darum. Was bietet noch das Leben?
Kann von Gott ich Schöneres erwerben,
Der mir höchstens kann den Himmel geben?
Sei's darum. Willkommen, mein Verderben!
Wer im Arm Dir einmal durfte beben, -
Muß Dir fern ja doch vor Sehnsucht sterben.
_____
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Dein
Auge
Ein Himmelreich dein
Auge ist,
Ein Engel jeder Blick;
Wem liebend er begegnet ist,
Dem lächelt das Geschick.
O Himmel, nimm mich auf in dich,
Und laß mich selig sein!
O Engel, ziehe segnend mir
In's offne Herz hinein!
_____
Einmal nur!
Einmal nur so von Entzücken,
So von dunklem Gram erfüllt
Ueber deine Hand mich bücken,
Und mein Sehnen wär' gestillt.
Einmal traulich bei dir säumen,
Glückesstill dir lächeln zu,
Selig dir am Herzen träumen
Eines Augenblickes Ruh'!
Einmal nur es glaubend fassen,
Daß dein Lieben nimmer ruht,
Daß dir nimmer werd' erblassen
Meines Bildes Farbenglut.
Einmal in dein
Auge sinken
Thränenheiß mein Blick hinein -
Dann hinweg! wo Sterne winken,
Schlumm're meine Seele ein!
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
Metaphern der Liebe
Welche
Augen! Welche Miene!
Seit ich dich zuerst gesehen,
Engel in der Krinoline,
Ist's um meine Ruh' geschehen.
Ach! in fieberhafter Regung
Lauf' ich Tag und Nacht spazieren,
Und ich fühl' es, vor Bewegung
Fang' ich an zu transpirieren.
Und derweil ich eben schwitze,
Hast du kalt mich angeschaut;
Von den Stiefeln bis zur Mütze
Spür' ich eine Gänsehaut.
Wahrlich! Das ist sehr bedenklich,
Wie ein jeder leicht ermißt,
Wenn man so schon etwas kränklich
Und in Nankinghosen ist.
Würde deiner
Augen Sonne
Einmal nur mich freundlich grüßen,
Ach! vor lauter Lust und Wonne
Schmölz ich hin zu deinen Füßen.
Aber ach! Aus deinen Blicken
Wird ein Strahl herniederwettern,
Mich zerdrücken und zerknicken
Und zu Knochenmehl zerschmettern.
_____
Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
Wir wollten mit Kosen und Lieben
Genießen der köstlichen Nacht.
Wo sind doch die Stunden geblieben?
Es ist ja der Hahn schon erwacht.
Die Sonne, die bringt viel Leiden,
Es weinet die scheidende Nacht;
Ich also muß weinen und scheiden,
Es ist ja die Welt schon erwacht.
Ich wollt', es gäb' keine Sonne,
Als eben dein
Auge so klar,
Wir weilten in Tag und in Wonne,
Und schliefe die Welt immerdar.
_____
Peter Cornelius (1824-1874)
Blumenaugen
Blumenaugen lügen nicht,
Wie auch Mädchenblicke lügen,
Blumensprache kann nicht trügen,
Blumenaugen lügen nicht.
Wollt'st du, als ich gehn gemußt,
Keinen Blick mir zugestehen,
Hat mich freundlich angesehen
Doch die Ros' an deiner Brust.
_____
Laß mich deine
Augen fragen
Ob mein Mund auch dürfte nimmer
Liebesworte zu dir wagen,
Dürft' ich nur der Blicke Schimmer,
Dürft' ich deine
Augen fragen.
Dir in
Augen möcht' ich lesen,
Forschen, wie in heil'gen Sagen,
Ob auf Sternen du gewesen
Eh' die Erde dich getragen?
Ach, ein Wort schafft hohe Wonne
Und ein Wort kann Wunden schlagen;
Laß aus deiner
Augen Sonne
Nicht die Lippe mich verjagen.
Nie wird Eden leuchtend helle,
Nie mir deine Seele tagen;
Laß mich lauschen an der Schwelle,
Laß mich deine
Augen fragen!
_____
Sie sprach: du sollst nicht sehen
Sie sprach: du sollst nicht sehen
So schmachtend ins
Auge mir!
Ich sprach: es soll nicht geschehen,
Und sah ganz verwundert nach ihr.
Sie sprach: du sollst nicht immer
Mir Blumen bringen ins Haus!
Ich sprach: ich tu' es ja nimmer,
Und reicht' ihr zum Pfand den Strauß.
Sie sprach: ich kann's nicht leiden,
Daß du mir küssest die Hand.
Ich sagt', ich wollt' es vermeiden,
Und küßt' ihres Kleides Rand.
Sie sprach: und knie nicht nieder,
Sonst mußt du von mir fliehn!
Ich sprach: nie tu' ich es wieder!
Ich schwor es ihr auf den Knien.
_____
Meines Herzens stummes Grüßen
Meines Herzens stummes Grüßen
Weckst du neu zu Liebeslaut;
Immer hab' ich singen müssen
Wenn ich dir ins Aug' geschaut.
Deine süßberedten
Augen
Sind so holder Fragen voll,
Daß nur Klang und Sang will taugen
Wenn ich Antwort geben soll.
Deines Blickes milder Schimmer,
Deines Mund's melod'scher Schall,
Wecken in der Brust mir immer
Widerschein und Widerhall.
_____
Max Dauthendey (1867-1918)
Wie mein
Aug' am Sommer hängt
Alle Hecken stehn zerzaust
Und der Wind am Wege haust.
Tag und Nacht die Regentropfen
Auf die kahlen Steine klopfen;
Augen meine nimmersatten
Nie genug vom Sommer hatten.
Wie mein
Aug' am Sommer hängt,
So mein Mund zur Liebsten drängt.
_____
Hülle dich in meine Hände
Bleibt das Licht nicht mehr Begleiter,
Dunkelheit bringt keine Binde,
Meine Hände leuchten weiter,
Glühend meinen Weg ich finde.
Meine Finger fühlen sprühend,
Wie zehn
Augen sie dich sehen,
Und sie bleiben nicht wie
Augen
Nur vor deiner Seele stehen.
Habe deinen Leib gebettet
Dicht an meine heiße Lende;
Kommt die Scham zu dir die leise,
Hülle dich in meine Hände.
_____
In meinem Ohr wohnt nur dein Name
Das Rot deiner Wange ist ein Bett für mein
Auge,
Mein Zimmer wird feierlich von der Pracht deiner Haare,
Jede Stunde bei dir ist ein Baum voll zärtlicher Blumen.
Wenn ich von dir singe,
Füllt der Himmel heiter meine Scheiben,
Und die Wolken ziehn zufrieden ihren Weg.
Wenn ich dich vermisse,
Zerrt mein Herz an meiner Kette.
In meinem Ohr wohnt nur dein Name,
Wie ein Vogel im Bauer.
_____
Ich will gern an dir verbrennen
Deine
Augen schläfern meinen Willen ein wie der Same des Mohnes,
Deine Augäpfel sind durchsichtiger als Tau,
Doch ihre Pupillen sind dunkel wie mein Tod.
Dein Gang ist königlich,
Du bist gewohnt, durch den Himmel zu gehen.
Die Sonne könnte mich nicht tiefer stechen
Als der Stachel deiner Liebe.
Ich will gern an dir verbrennen.
_____
An deinen Lippen
Deine Küsse halten mich glühend wach,
Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach.
An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
Mein Herz springt ins Feuer, mein
Auge loht.
Deine
Augen wie kleine Monde beim Küssen
Im letzten Himmel verschwinden müssen.
_____
Du bist mehr als ein Frühling
Der süße Flieder steht nur einmal im Jahr auf dem Baum,
Deine Brüste blühen mir jahraus, jahrein, du bist mehr
als ein Frühling.
Meine Wünsche glänzten wie die Sprossen der Kastanie,
Du zogst sie alle an die Sonne, wir sitzen in einem Laubdach
Und lachen uns zu im satten Schatten.
Wie einen Baum, den der Blitz überfiel, hatte mich
die Sehnsucht gezeichnet,
Jetzt wohnen deine Bienen bei mir, und meine
Augen
fließen über von deinem Honig.
_____
Es hingen, wie duftende Hände von Frauen,
Blaß die Akazienblüten im Blauen;
Sie streuten uns süße Betäubung aus,
Die Füße fanden nicht mehr nach Haus.
Wir suchten im Gras nach tiefgrünen Ecken,
Wollten berauscht das
Auge verstecken;
Kein Versteck war uns dunkel genug,
Weil 's
Auge Feuer ins Dunkel trug.
Es hingen an Gittern die Rosen wie Tropfen,
Wie Herzen, die schmachtend an Gitter klopfen;
Vor Rosen fanden wir kaum das Haus,
Rosen brannten das
Auge aus.
Und wär' ich erblindet, wär' dies geschehen,
Ich müßte immer und ewig dich sehen,
Denn keine Blindheit macht dunkel genug,
Weil ich im
Auge wie Feuer dich trug.
_____
Ich küsse die Luft,
Ich umarme die Wärme der Nächte.
Mir ist, es müsse von meinem Harme, meinem Sehnen
Aus der Leere dein
Auge aufsprießen,
Zu mir fließen dein blauender Blick.
Sonne brütet,
Sommergras glüht,
Vom roten Mohn sprüht brünstiger Schein.
Ich strecke die Arme,
Erbarme dich, Licht,
Mich küssen hungrige Nächte.
_____
Im Grund deiner
Augen
Im Grund deiner
Augen steht meine Welt auf dem Kopf,
Dort lächle ich meinen Feinden zu und küsse dem Tod die Finger.
Klopfe an mit dem warmen Hammer in deiner Brust,
Es ist ein Schatz in meinem Meer. Täglich ging ich hinter dir her,
Sammelte deine Worte und deine Gebärde, zog Gold darum
Und versteckte sie unter roter Erde in einem roten Meer.
_____
Laß mich in deinem stillen
Auge ruhen,
Dein
Auge ist der stillste Fleck auf Erden.
Es liegt sich gut in deinem dunkeln Blick,
Dein Blick ist gütig wie der weiche Abend.
Vom dunkeln Horizont der Erde
Ist nur ein Schritt hinüber in den Himmel,
In deinem
Auge endet meine Erde.
_____
Mein Stuhl steht im Himmel
Mein Stuhl steht im Himmel, wenn ich an dich denke.
Sitze bei mir und lege deinen Schmuck in mein Herz,
Du sollst in meinen
Augen dich beschauen,
wie schön du bist.
Dein Lächeln hat Hände und beschenkt mich reich.
Ich gehe vor dir wie ein selig Gestorbener,
Mein Herz steht still und feiert.
Ein Feuer, das auf den Scheitern sich wiegt,
Liegt dein
Auge auf mir, meine Füße sind Stahl,
ich bin dein Schatten,
Ich folge dir ohne Ermatten und ohne Wahl.
_____
Nie war die eine Liebesnacht in deinem Schoß
der andern gleich
Nie war die eine Liebesnacht
In deinem Schoß der andern gleich,
Dein Leib ist ein Septembermond
An immer neuen Früchten reich.
Die Brüste sind ein Traubenpaar,
Und drinnen pocht der junge Wein,
Die
Augen sind ein Himmelstor
Und lassen meine Wünsche ein.
_____
Stille weht in das Haus,
Fühlst du den Atem des Mondes,
Löse dein Haar,
Lege dein Haupt in den Blauschein hinaus.
Hörst du, das Meer unten am Strand
Wirft dir Schätze ans Land;
Sonst wuchsen im Mond Wünsche, ein Heer,
Seit ich dein
Auge gesehn, ist die Mondnacht wunschleer.
_____
Marie Eugenie Delle Grazie
(1864-1931)
Die
Augen des Geliebten
Welche Wonne, welch' Entzücken,
Liebster in Dein Aug' zu blicken,
Das so tief, so sehnend blaut,
Das vom reinsten Glücke trunken,
Freude sprüht in hellen Funken
Wonnesam und liebetraut.
Was die Welt an Schönem heget,
Was das Menschenherz beweget,
Lacht aus Deinem Aug' mich an,
Und ich fühl mit süßem Bangen,
Daß der Seele Gluthverlangen
Nicht ein leerer, eitler Wahn.
War mein Leben doch so trübe,
Ohne Hoffnung, ohne Liebe,
War das Glück mir doch so fern,
Eh' mit himmlischem Gefunkel
Durch das tiefe Schmerzensdunkel
Hold erglänzt mir dieser Stern.
Und so mög' er ewig glühen,
Ewig Glück und Wonne sprühen
Aus der Seele tiefstem Schacht,
Daß mein Herz von Lieb durchdrungen,
Und von sel'ger Lust durchklungen,
Froh zu neuem Sein erwacht.
_____
Felix Dörmann (1870-1928)
So laß mich knien vor Dir
Tief im Staube,
Laß mich Deine schmalen Hände
Leise küssen;
In diesen tränenfeuchten,
Dunklen
Augen
Wohnt das Mitleid,
Wohnt die Alles vergebende,
Göttliche Liebe.
O laß mich knien vor Dir
Tief im Staube. –
_____
Und wieder umpreßt und umschnürt mich
Das grauenhaft herrliche Weib,
Es brennt und zuckt und zittert
Morphiumgesättigt ihr Leib.
Jedwede Muskelfaser
Sich zum Zerreißen dehnt,
Die schrankenlosesten Freuden
Das trunkene Hirn ersehnt.
Es hebt in wilden Stößen
Schweratmend sich die Brust,
Durch jede Fiber rieselt
Bewußtseinertötende Lust.
Dein
Feuerauge funkelt
In brünstiger Liebesgier,
Jetzt ist die Zeit gekommen, -
Geliebte, - jetzt sündigen wir.
_____
Kleine, mit den großen
Nixenaugen
Kleine, mit den großen
Nixenaugen,
Mit dem bleichen, somnambulen Antlitz,
Mit der schweren, goldnen Flechtenkrone,
Schmiege Deine Wange an die meine,
Sag' mir noch einmal die trauten Worte:
"Dein für immer, Dein für immer!"
Sieh, so seltsam, so erstaunlich dünkt's mir,
Daß gerade Du, das vielgeliebte,
Wohlgehegte, sorgenlose Schoßkind
Für den unruhvollen, rätselhaften,
Hirngepeitschten Schwärmer Liebe fühlt.
Presse Deinen Mund, den kleinen, heißen,
Innig an mein Ohr, und leise, leise,
Daß es niemand hört auf dieser Erde,
Auf der kühlen, spöttisch klugen Erde,
Sag' mir noch einmal die trauten Worte:
"Dein für immer, Dein für immer!"
_____
Stumme Liebe
Selig, willenlos dahingegeben,
Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
Und die feuchten, vollen Lippen suchen
Leise die meinen.
Aber keine Liebesworte schauern
Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
Nur die dunklen, angstvoll großen
Augen
Leuchten vor Liebe.
Schweigend pressen sich die heißen Hände,
Sprechen sich die Geister und die Herzen,
Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
Ahnung des Glücks.
_____
Es schläft in Deinem
Auge
Ein Liebeswahnsinn-Atom,
Noch scheut und fürchtet die Seele
Den tosenden Flammenstrom.
Ich aber will ihn entfesseln,
Und sei es mit frevelnder Faust,
Ich will, daß sein Gluthauch betörend
Zwei selige Menschen umsaust.
Auch Deine Seele dürstet
Nach einem Liebesmeer,
Es brennen und glühn Deine Hände, -
Dein Herz glüht tausendmal mehr.
Du schweigst und Du zitterst, Lucia,
Und über Dein Antlitz fliegt
Ein heißes, dunkles Erröten -
Lucia – Du bist besiegt!
_____
Ein fahles Mondlicht zittert
Durchs offene Fenster herein,
Dein nackter Leib erschimmert
Wie mattes Elfenbein;
Die halbgeschlossenen
Augen,
Sie glühen begehrend mich an -
Dann flüsterst Du innig und leise:
Du lieber, Du teurer Mann.
Und Deine kühlen Arme,
Sie reißen mich an die Brust,
Und ich küsse die wogende, heiße,
Und wilder erfaßt uns die Lust.
Von Deinen Lippen ringt sich
Ein jauchzender Liebesschrei, -
Und achtlos rollen die Stunden
In endlosen Küssen vorbei.
_____
Totenliebe
Und leise trat ich an Dein Sterbelager,
Du kaum erschlossne, schnell verwelkte Blüte.
- - Mir war ja heimlich zugeflüstert worden,
Du hättest ganz im Stillen mich geliebt. - -
Noch einmal hoben sich die schweren Lider
Und aus den todesmatten
Augen brach
Ein letzter – langer – tiefer Blick der Liebe,
Und Deine abgezehrte, kleine Hand,
Noch einmal legte sie sich fest in meine,
Und dann war Alles, Alles, Alles aus.
_____
Wieder grüßen Deiner
Augen –
Wieder grüßen Deiner
Augen
Märchenhafte Zaubersterne
Herab zu mir,
Vom bleichen Antlitz,
Dem unnennbar süßen,
Und die alte, heiße Liebe
Lodert auf;
Wie vom Ätna Feuerströme,
Brechen aus den
Flammenaugen,
Aus den mächtig, dunklen Sternen
Wilde Gluten in mein Herz,
Und mich faßt ein stürmendes Verlangen,
Eine brennend heiße, tolle Sehnsucht,
In die Arme wollustschauernd
Dir zu stürzen,
Deines Mundes Küsse aufzusaugen
Wie den Sonnenstrahl der Heliosblume …
Und Du siehst die Flammen in mir wühlen,
Siehst den Leib in Liebeskrämpfen beben -
Und Du lächelst kühl und spöttisch.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Einst
Einst lebt' ich wie die Entzückten
Mit aller Welt in Ruh',
Zwei himmlische
Augen blickten
Mir ewig Liebe zu.
Zwei Lippen flüsterten leise
Gar manchen süßen Scherz,
Zwei Arme, blendendweiße,
Sie zogen mich an's Herz.
An's Herz, d'raus liebendes Feuer
Auf mich herüberflog,
Und Herz und Leben und Leier
Mit Glut mir überzog.
Mit Glut, so die Seele wieder,
Ein Aetna, schlug in die Höh',
Und dann als Lava der Lieder
Forttrieb zum Lebenssee.
O
Augen, o Lippen, o Arme,
O Zeit, wo bist du hin!
Von all' dem Freudenschwarme
Was blieb mir zum Gewinn?
Nichts als die Erinnerung eben,
Die mich ergötzen darf,
Als Perle, die in mein Leben
Das karge Glück mir warf.
_____
Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Klage
Blaue
Augen, blaue
Augen!
Ach, wie gebt ihr süße Peine!
Aus dem schönen Wald unzählig
Stimmen zielen, grüne Scheine,
Und ich lass' mich gern verführen,
Locken Schmerzen so von weiten.
Draußen auf der Waldeswiese
Lass' ich wohl mein Rößlein weiden,
Sinnend steh' ich lang' daneben,
Grüßt mich wie aus fremden Zeiten
Waldesrauschen, Lied der Bronnen,
Ewigblühend grünes Schweigen,
Aus der tiefsten Brust Erinnern
Lang vergeßner goldner Träume -
Und ich muß dann fragen immer,
Ewig fragen: wo Sie weile?
Und das Waldhorn will mir's sagen,
Und das Herz will ewig weinen:
Süße Peine, blaue
Augen!
Ewig stehst du in der Weite,
Blühend in den blauen Tagen.
Wolken durch den Himmel eilen,
Liebesblick kommt oft geschossen,
Und es glänzen Feld und Haine,
Und die Klarheit schließt sich wieder,
Und ich stehe so alleine;
Und ich kann mich gar nicht retten
Von den Freuden, von den Leiden,
Und ich kniee und ich bete:
Schöne Fraue, liebe, reine!
Blaue
Augen, blaue
Augen,
Ach! wie gebt ihr süße Peine!
_____
Der Blick
Schaust du mich aus deinen
Augen
Lächelnd wie aus Himmeln an,
Fühl' ich wohl, daß keine Lippe
Solche Sprache führen kann.
Könnte sie's auch wörtlich sagen,
Was dem Herzen tief entquillt,
Still den
Augen aufgetragen,
Wird es süßer nur erfüllt.
Und ich seh' des Himmels Quelle,
Die mir lang verschlossen war,
Wie sie bricht in reinster Helle
Aus dem reinsten
Augenpaar.
Und ich öffne still im Herzen
Alles, alles diesem Blick,
Und den Abgrund meiner Schmerzen
Füllt er strömend aus mit Glück.
_____
Die Entstehung der
Augensprache
Seitdem samt Pfeil und Zaubertücken
Man Amorn aus der Würklichkeit verbannt',
Schießt er unsichtbar itzt und unerkannt
Doch schlauer noch, mit Mädchenblicken.
_____
Ludwig Eichrodt (1827-1892)
Einst
An dich allein denk ich so gerne,
Zu dir flieht mein Gedanke hin!
Die süßen braunen
Augensterne
Sie gehn mir nimmer aus dem Sinn.
Ich muß mit ihren Feuerblicken
Sie überall und immer sehn,
Sie kommen meinen Traum zu schmücken,
Ich seh sie Nachts am Himmel stehn.
Denk ich der Stunden jener trauten,
Da wir wie Kinder fort und fort
Uns lächelnd in die
Augen schauten,
Beseligt ohne Kuß und Wort.
Da wir erquickten Geist und Sinne
An allem Trefflichen der Welt,
Da wir allmälig wurden inne,
Was uns beflügelt und beseelt. -
Und denk ich jenes Augenblickes,
Da ich den ersten Kuß gewagt,
Und denk ich des verrauschten Glückes,
Da du mir keinen Kuß versagt -
Und denk ich, wie die Monden flossen,
Wo dann wir, Brust an Brust gepreßt,
Uns in die Arme liebend schlossen,
So innig lang, so heiß, so fest -
Ach! Wenn ich jener Zeit gedenke,
Die wie ein goldner Traum verblich,
Und in den alten Traum mich senke,
So weiß ich nur: ich liebte dich!
_____
Ihr Anblick
Wenn so die süße dunkle Glut
Von deinen
Augen weht,
O halt es, Mädchen, mir zu gut,
Daß sie mir zündet tief ins Blut,
Und auch mein Herz in Flammen steht.
Traun! deine Wangen blühn so hell,
Und Schalkheit leuchtet draus,
Sie kommt und schwindet wunderschnell,
Ein liebenswürdiger Launenquell
Springt von den fröhlichen Wangen aus.
Wenn um den Mund dein Lächeln schwebt,
Das grüßt wie Morgenlicht!
Ich weiß nicht, werd ich neu belebt?
Das Herz, das Herz – es klopft und bebt -
Nein, länger widersteh ich nicht.
Ich muß dir fliegen an die Brust,
Ich muß – es ist kein Scherz!
O Süßigkeit, o stolze Lust,
So eines theuren Mädchens Brust
Zu drücken ans heiße Herz!
_____
Bruno Ertler (1889-1927)
Ewigkeiten
So beginnen Ewigkeiten — —
Wenn von herbstdurchbebten Bäumen
still die Blätter niedergleiten,
wenn in blauen Sehnsuchtsweiten
eines Vogels Lied verweht — —
Wenn ich tief in deinen
Augen
deine reine Seele grüße
und wir dann im Sonnensinken
wortlos betend heimwärts schreiten — —
So beginnen Ewigkeiten. —
_____
Es war
Eine Stunde weiß ich,
da der Abend kam
und des Tages Glühen
mit sich nahm.
Blaue
Augen weiß ich,
dunkelgoldnes Haar,
eine weiße Stirne
licht und klar. — —
Viele Stunden kamen,
viele gingen hin —
eine will mir nimmer
aus dem Sinn. —
_____
August Heinrich Hoffmann von
Fallersleben (1798-1874)
Dein
Auge hat mein
Aug erschlossen,
Du sahst mich an, da ward es Tag;
Mit Licht und Farbe war umflossen,
Was einst im Graun der Nächte lag.
Zur Freude bin ich auserkoren,
Ich träum in liebetrunkner Ruh;
Ich lächle gar, in Lust verloren,
Der dunklen Zukunft heiter zu.
Und mir gehört das Nah' und Ferne,
Mir mehr, als singen kann mein Lied:
Wer zählt noch da die goldnen Sterne,
Wenn er den ganzen Himmel sieht!
_____
Du hast mir keinen Kranz gewunden,
Auch nicht ein Blümchen mir geweiht,
Doch einen Kranz der schönsten Stunden
Den schönren Tagen angereiht.
Du hast mir keinen Wein kredenzet,
Auch nicht ein einzig Tröpfelein,
Doch hat dein
Auge mir geglänzet,
Als schenkt' es deine Seele ein.
Du bist nicht nahe mir geblieben,
Kurz war des Sehens kurzes Glück,
Doch immer zaubert mir mein Lieben
Dein liebes holdes Bild zurück.
_____
Aus dem Zyklus: Lieder an Meieli
Ich sahe die blaue unendliche See,
Wie ward's mir im Herzen so wohlig, so weh!
Doch hab' ich dein blaues
Auge gesehen,
Und weiß nun selber nicht, wie mir geschehn.
Und wenn ich die blaue unendliche See
Auch immer und immer wiedersäh' -
Das Wasser ewig doch Wasser bliebe:
Dein
Aug' ist ewig unendliche Liebe!
_____
Du lilienheitres Angesicht,
Du
Auge, mein Vergißmeinnicht,
Du Mund, der nur von Liebe spricht
Und Rosen in mein Leben flicht!
_____
Karl Ferdinand von Fircks
(1828-1871)
Ich weiß
Ich weiß es, deine frommen
Augen lügen,
Und was so stolz von deiner Stirne thront,
Als Lüge wandelt es in deinen Zügen,
In deinem Herzen hat es nie gewohnt.
Ich weiß, ich weiß, dein Lächeln kindeshelle
Ist nur ein Lichtstrahl, der auf dir erfror,
Und deiner Locken spielgehob'ne Welle
Verbirgt ein heimlich sündenhorchend Ohr,
Und ob die Scham dir weilet auf der Wange,
In seiner keuschen Hülle ungesehn
Regt sich dein Leib wie eine weiße Schlange,
Und du bist schlecht, ich weiß, doch du bist schön!
Ich will den gold'nen Schleier nimmer heben,
Der deiner Seele schwarze Nacht verdeckt,
Und den das Licht erröthend dir gegeben,
Damit dein nacktes Herz sich d'rin versteckt.
Ich will in deinen Zügen gläubig lesen
Der Schönheit ew'ges, himmlisches Gedicht
Und will versuchen d'rüber zu vergessen,
Daß Gott dir mehr gab als ein Angesicht.
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Gestorben
Und stehen denn die Berge noch?
Zerbrach der Himmel nicht,
Als Erd' und Himmel mir versank
Mit zweier
Augen Licht?
O Welt, wie magst du noch bestehn,
Wenn deine Leuchten untergehn!
_____
Ludwig August Frankl
(1810-1894)
Der Kuss aufs
Auge
Wenn oft bei abendspäter Gluth
In stillen Dämmerungen
Mein Haupt an deinem Busen ruht,
Von deinem Arm umschlungen;
Dann weht vom Munde mancher Traum,
Manch Wort von tiefem Leben;
Wie goldner Seifenblasen Schaum
Vom Kindermund mit Beben.
Dein blaues
Auge schaut mich an,
So himmeltief und trunken,
Als ob vom blauen Himmelsplan
Zwei Stern' hinein gesunken.
Wie Magier im Sonnenland,
Die Lippen fest zusammen
In Andacht sich auf Bergesrand
Genaht den Gottesflammen:
Naht dann mein Mund geschlossen auch
Sich deines
Auges Helle,
Daß nicht berühre ird'scher Hauch
Die blaue Flammenquelle!
_____
Maria Clementine François (1823-1844)
Die
Augen
"Liebchens
Augen, die
blauen,
"Bezaubern mir Herz und Sinn,
"Kann ich in's
Auge ihr schauen,
"Glänzt mir der Himmel darin!"
""Der Liebsten
Augen, die dunkeln,
""Umstricken mit Geistermacht,
""Denn sie sprühen und funkeln,
""Wie Sterne um Mitternacht!""
"Komm, laß in die
Augen, die blauen,
"Mein süßes Mädchen, mich schauen!" -
""O weh! laß das Sprühen und Funkeln,
""Es wird meinen Himmel verdunkeln!""
Und als er im Wonnegefühl sie umschlingt,
Das Auge in
Auge so selig versinkt:
Da öffnet sich ihm der Himmel und winkt,
Des Sternes Funkeln zum Herzen ihr dringt.
Doch sollst du den
Augen, den blauen,
Und sollst auch den schwarzen nie trauen;
Denn wehe, denn wehe, es hält dir es nicht,
Was es auch von Sternen und Himmeln verspricht.
Des Liebsten
Augen, die dunkeln,
Sind ihr, wie die Nacht noch wohl;
Doch Sterne sieht sie nicht funkeln,
Sie blicken so matt und so hohl.
Und Liebchens
Augen, die blauen,
Welken nun sterbend dahin,
Thränen sind jetzt da zu schauen,
Und ach, kein Himmel darin!
_____
Else Galen-Gube (1869-1922)
Tiefe Seligkeit
Du schlummerst. Und ich sitze still bei dir,
so still! Die Mitternacht ist längst vorüber,
die Wanduhr tickt und tiefe Seligkeit
erfüllt mich. – Eine Seligkeit so groß,
so namenlos, so heilig wie ich sie
bisher nicht ahnte, noch verstanden hätte …
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Du hast kein Wort von Liebe mir gesagt,
mich kaum geküßt; nur deine
Augen sprachen
von allem, was dein Mund mir heut verschwieg.
Dann noch ein Blick – und ruhig schliefst du ein.
Nun lausch ich deinen leisen Atemzügen
und rühr mich nicht; ich seh dich schweigend an.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Rings tiefe Stille, nur die Wanduhr tickt
harmonisch mit den Schlägen meines Herzens.
Und mit der großen, tiefen Seligkeit
bin ich erfüllt, seit du so ganz mein eigen.
_____
Ein Jahr lang …
Mit lebenshungrigen
Augen
sah ich dich ein Jahr lang an,
brennend vor wildem Begehren -
Du heißgeliebter Mann!
Mit liebedürstenden
Augen
sah ich dir heut Nacht ins Gesicht,
da hast du mich wild umschlungen - -
und heimlich erlosch das Licht …
_____
Emanuel Geibel (1815-1884)
Im März
Es ist mir eben angethan,
Zwei schöne
Augen sahn mich an,
Und in den süßen feuchten Schein
Blickt' ich zu tief, zu tief hinein.
Mir schwirrt der Kopf, mir glühn die Wangen,
Und nun kommt draußen der Lenz gegangen
Ueber die Hügel, über den Fluß,
Die Schwalbe zwitschert ihren Gruß,
Die Wolken ziehn und zwischendrein
Fließet der lichte Sonnenschein,
Und aus dem klar vertieften Blau
Säuselt es linde, weht es lau,
Man meint, die Veilchen sind schon da.
Das ist ein sehnsuchtsvolles Weben,
Ein heimlich Locken und Leben
Allüberall, fern und nah.
Und du, mein Herz, wirst nie gescheidt,
Lässest so willig dich verführen,
Oeffnest der Sehnsucht Thor und Thüren;
Von Liebes-Freud und Leid
Singest du Lieder,
Und bist so froh, bist ganz so thöricht wieder,
Als wie in deiner jungen Zeit.
_____
So halt' ich endlich dich umfangen,
In süßes Schweigen starb das Wort,
Und meine trunknen Lippen hangen
An deinen Lippen fort und fort.
Was nur das Glück vermag zu geben,
In sel'ger Fülle ist es mein:
Ich habe dich, geliebtes Leben,
Was braucht es mehr, als dich allein?
O, decke jetzt des Schicksals Wille
Mit Nacht die Welt und ihre Zier,
Und nur dein
Auge schwebe stille,
Ein blauer Himmel, über mir!
_____
Wohl springet aus dem Kiesel
Der Funk' in lichter Glut,
Wohl quillet aus der Traube
Das heiße Rebenblut,
Doch aus dem dunkeln
Auge,
Dem holden
Auge dein,
Da quillet nichts als Liebe,
Mir tief in's Herz hinein.
Seit du zum erstenmale
Mich angesehen hast,
Da schwärmen meine Gedanken,
Und haben nicht Ruh, noch Rast;
Sie schwärmen wie wilde Vögel
Durch Feld und Waldrevier,
Und über Busch und Wipfel
Allein zu dir, zu dir.
Und würden die Berge zu Golde,
Und würde das Meer zu Wein;
So wollt' ich doch lieber, du Holde,
Du solltest mein eigen sein!
_____
Wolle Keiner mich fragen
Wolle Keiner mich fragen,
Warum mein Herz so schlägt,
Ich kann's nicht fassen, nicht sagen,
Was mich bewegt.
Als wie im Traume schwanken
Trunken die Sinne mir;
Alle meine Gedanken
Sind nur bei dir.
Ich habe die Welt vergessen,
Seit ich dein
Auge gesehn;
Ich möchte dich an mich pressen
Und still im Kuß vergehn.
Mein Leben möchte' ich lassen
Um ein Lächeln vor dir,
Und du - ich kann's nicht fassen -
Versagst es mir.
Ist's Schicksal, ist's dein Wille?
Du siehst mich nicht. -
Nun wein' ich stille, stille,
Bis das Herz mir zerbricht.
_____
Hermann von Gilm (1812-1864)
Kinderglaube
Schlingt dein Arm sich um den meinen,
Drück' ich deine Hand so lind,
Dann, Geliebte, will mir's scheinen
Ich sei wiederum ein Kind.
Und ich könne wieder beten,
Meiner stolzen Freiheit satt,
Könne keine Blume treten
Weil sie eine Seele hat.
Und die Kette sei zerrissen,
Die an Raum und Zeit mich band,
Und dein
Auge sei mein Wissen
Und dein Herz mein Vaterland.
_____
Renata Greverus (1855-1927)
Mir habens die blauen Sterne
Mir habens die blauen
Augen
Nun einmal angethan;
Ich bin ganz verändert, verwandelt, -
Wie ging denn das nur an?
Ich glaube, ich schaute zu lange
Und gar zu tief hinein;
Und wo ich nun hin mich wende,
Da seh ich sie allein.
Sie grüßen mich beim Erwachen,
Und schließe die
Augen
ich zu,
So lassen sie selbst im Traume
Des Nachts mir keine Ruh.
Ich weine viel bittre Thränen
Und fühle ein großes Weh;
Doch werd' ich vor Wonne erzittern,
Wenn ich sie wiederseh.
Mir habens die blauen
Augen
Nun einmal angethan,
All Ruh und Fried ist verschwunden,
O sagt, was fang' ich an?
_____
Franz Grillparzer (1791-1872)
Allgegenwart
Wo ich bin, fern und nah,
Stehen zwei
Augen
da,
Dunkelhell,
Blitzesschnell,
Schimmernd wie Felsenquell
Schattenumkränzt.
Wer in die Sonne sieht
Weiß es, wie mir geschieht;
Schließt er das
Auge
sein,
Schwarz und klein
Sieht er zwei Pünktelein
Übrall vor sich.
So auch mir immerdar
Zeigt sich dies
Augenpaar,
Wachend in Busch und Feld,
Nachts wenn mich Schlaf befällt,
Nichts in der ganzen Welt
Hüllt mir es ein.
Gerne beschrieb' ich sie,
Doch ihr verstündet's nie:
Tag und Nacht,
Ernst, der lacht,
Wassers und Feuers Macht
Sind hier in eins gebracht,
Lächeln mich an.
Abends, wenn's dämmert noch,
Steig ich vier Treppen hoch,
Poch ans Tor,
Streckt sich ein Hälslein vor,
Wangen rund,
Purpurmund,
Nächtig Haar,
Stirne klar,
Drunter mein
Augenpaar!
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Deine Wangen so roth
Deine Wangen so roth und so zitternd dein Fuß
Auf Steinen, den regenglatten.
War es der sinkende Abend allein,
Daß glühend euch machte sein Wiederschein,
Augen, ihr schönen im Schatten?
Siehe, verflogen ist Regen und Sturm,
Noch einmal leuchten die Matten.
Nur in eure Tiefen es feucht noch quoll,
Wie nach Herzensstürmen erinnrungsvoll,
Augen, ihr schönen im Schatten.
Wie lange, wie bald, dann leuchtet tief
Erröthend die Seele dem Gatten.
In der Liebe sonnigem Wiederschein
Werden Tage und Nächte euch helle sein,
Augen, ihr schönen im Schatten!
_____
An der Kirchthür
An der Kirchthür bin ich vorbeigegangen,
In den Linden schlief der Wind.
Ach, was mach' ich diesen lieben langen
Sonntag ohne dich, mein Kind?
An der Kirchthür sah ich fernes Leuchten,
Kerzen in der Altarpracht;
Doch zwei
Augen mir viel schöner däuchten,
Augen, die an mich gedacht.
An der Kirchthür hört' ich fernes Singen
Zu der Orgel hehrem Klang,
Fühlt' ihn tief zu meinem Herzen dringen,
Wo die Sehnsucht heimlich sang.
Wär' zur Predigt wohl wie einst gegangen,
Wär' ich nicht schon himmelsreich,
Wär' ich nicht von Andacht schon umfangen,
Wär' ich noch mir selber gleich.
_____
Nicht weil du schön bist
Nicht weil du schön bist wie die Frühlingsnacht,
Geheimnißathmend im Nebelglanz -
Nicht weil du wandelst wie das Morgenroth,
Unhörbar schreitend dem Tag voraus -
Nicht weil deine Stimme tönt wie Harfenklang
Von ferner, glücklicher Sagenzeit,
Nein, weil die Seele dir im
Auge ruht,
Die Sehnsucht, Jubel, Grämen schon erfuhr,
Drum hat dein Bild sich unauslöschlich tief
In meine Seele eingeschrieben;
Und aus der Nacht, aufathmend, liedumtönt
Entgegen fliegt sie dem Morgenroth.
_____
Je trüber die Wolken kommen
Je trüber die Wolken kommen,
Je heller ist's im Herzen hier;
Denn deine schönen
Augen
Sie leuchten noch in mir.
Je lauter die Stürme brausen,
Je gottvertrauter ist mein Gemüth;
Denn deine süße Stimme
Wie ein Lied durch die Oede zieht.
Doch glänzt die reiche Erde
Im goldnen Abendsonnenschein,
Dann dunkeln alle Schatten
Der Sehnsucht mir herein.
_____
Sidonie Grünwald-Zerkowitz
(1852-1907)
Wozu zwei
Augen mir und ein Mund
Süß ist es in der Dämmerstund'
Zu feiern von Tagwerks Lasten,
Wie der Sommertag, der Blumen bunt
Geküßt, geht abends rasten.
Doch haben zwei
Augen und ein Mund
Erst kaum das Süße erfahren,
Den allersüßesten, hehren Grund,
Weshalb sie erschaffen waren, -
Und, kaum zur Thätigkeit gelangt,
Schon feiern, schon feiern, ach, müssen, -
Dich sieht nicht das Aug', das nach Dir verlangt,
Du fern dem Mund, der möcht' küssen:
Wie müßig ist solche Feierstund'
Und welche Qual, das zu wissen!
... Wozu zwei
Augen mir und ein Mund
Da ich sehn Dich nicht kann, nicht küssen?
_____
Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)
Wie des Himmels höchste Gnade
Stralt dein liebes
Auge
mir,
Müßt' ich sterben, flöge g'rade
Meine Seel' empor zu dir.
Und du gäbest neues Leben
Meinem Dasein, neues Licht;
Könnt' ich ganz in dich verschweben,
Fürcht' ich auch das Sterben nicht.
_____
Laß mich ewig vor dir knieen,
Ewig dir ins
Auge
schau'n;
Blumen können nur erblühen,
Wenn die Sonne stralt den Au'n.
Blumen können Duft nur spenden,
Wenn der Zephyr sie umspielt,
Mit den Flügeln, den behenden,
Ihre heißen Kelche kühlt.
Süße Blicke, gebt mir Frieden,
Daß mein Herz gleich Blumen ruht;
Und die Stürme, mir beschieden,
Bannt sie in der Lieder Glut.
_____
Augen
und Sterne
Was die Dichter euch erzählen,
Sterne dort am Himmelszelt,
Daß sie euch zum Sinnbild wählen, -
Gilt's den Sternen dieser Welt, -
Das, ihr armen, schönen Lichter,
Haltet nur für Wahrheit nicht;
Denn es ist ja nur der Dichter,
Der so schmeichelnd zu euch spricht.
Wählen würde ich euch nimmer
Zum Vergleich mit
Augenstral;
Diese Glut und – Sternenschimmer!
Giebt's da wirklich eine Wahl? -
Kalte Sterne, könnt ihr weinen? -
Zog der Thräne Silberflor
Über euren Glanz, den reinen,
Mildernd je den Schleier vor? -
Könnt ihr lächeln, arme Sterne? -
Wißt, wenn mir sein
Auge
lacht,
Blick' ich nicht in Himmelsferne,
Und ihr selbst versinkt in Nacht.
Ihr müßt kommen, glänzen, gehen
Ohne Seele immerdar;
Kalt den Schmerz am Grabe sehen,
Kalt die Braut am Traualtar.
Für mein Herz könnt ihr nicht taugen,
Die ihr nichts mir gebt als Schein; -
Aber wollt ihr, süße
Augen,
Meines Lebens Sterne sein?
_____
Adolf Hain (1825-1854)
An die Geliebte
Du bist so schön wie die Blume,
Wie sie so hold und mild,
Du strahlst wie sie in der Sonne
Und schmückest das Gefild.
Doch schöner noch als die Blume,
Sie ist so stumm und still,
Allein deine
Augen sprechen
Der Wunder laut und viel!
Dein Mund ist voll süßer Töne,
Voll lieblicher Musik,
Wie Engelharfen so hallet's
Verkündend reines Glück!
Die Blume, sie muß erbleichen;
Doch du, du welkest nicht,
Noch schöner werd' ich dich sehen
Einst in des Himmels Licht!
_____
Da sah ich dich, du feine zarte Blume!
Und Sonnenlicht drang in die kranke Brust
Aus deiner frommen
Augen Heiligthume,
Dein Mund, er lächelte mir neue Lust:
So gut, so rein, nicht eitel, fern von Ruhme:
Da ward ich jener Wahrheit mir bewußt,
Daß keine Wahrheit in der Lust der Sinne,
Daß Seelenliebe nur das Glück gewinne.
_____
An Minna
Du willst, daß ich dir künde,
Mein süßes Lieb,
Wo ich die Lieder finde,
Bald froh, bald trüb?
Wo ich Begeistrung sauge?
Aus deinem Blick,
Aus deinem
Zauberauge,
Mein süßes Glück!
Aus deinem Angesichte,
Da schrieb ich ab
Die schönsten der Gedichte,
Die ich dir gab!
_____
Robert Hamerling (1830-1889)
Ihr
Auge
Ach jene tiefdurchdringenden,
In aller Näh' und Ferne
Den Herztribut erzwingenden,
Tiefdunklen
Augensterne,
Sie schleudern, wie der prächtige
Demant'ne Sternenkranz,
Ins ird'sche Grau'n, ins nächtige,
Der Schönheit Wunderglanz.
Sie glüh'n, als geistdurchleuchtete
Krystall'ne Zauberbronnen,
Von ird'schem Tau befeuchtete,
Gedämpfte Himmelssonnen!
Mir ist, als ob sich spiegelte
Im Wunder ihres Scheins
Das nie so rein entsiegelte
Geheimnis höchsten Seins:
Die Welten, sie durchdringen sich,
Und seit dem ersten Werde
In Liebesdrang umschlingen sich
Der Himmel und die Erde;
Doch schöner nie entzündete
Sich dieser hohe Bund,
Als er sich mir verkündete
In deines
Auges Grund!
_____
Spiel der Blicke
Ach, meine Blicke, trunk'ne Vögel, spreiten
Die Schwing' im weiten Saal nach ihr alleine:
Ihr
Auge aber meidet stets das meine,
Und scheut sich, Stern in Stern den Blick zu leiten.
Wohl streift er mich in holder Näh' zu Zeiten,
Irrt spielend mir ums Haupt mit süßem Scheine,
Um, wenn ich ihn beglückt zu haschen meine,
Mit kühlem Stolze wieder abzugleiten.
Nur wenn der Schönen Kranz um sie verdichtet
Sich drängt, und mir verbirgt mein süßes Hoffen,
Dann aber nur so weit der Schwarm sich lichtet,
Daß just für einen Pfeil die Bahn wär' offen,
Seh' plötzlich ich von fern auf mich gerichtet
Ein spähend
Feuerauge, süß betroffen!
_____
Lächelnd, mit dem Demantschilde
Deines Reizes, froh zu siegen,
Nahst du mir, den Busen milde
Zähmst du mir mit gold'nem Zaum:
Deines
Auges Strahlen schmiegen
Sich wie Öl ins Herz, ins wilde;
Seine Fluten ruhn und wiegen
Leise sich im Wonnetraum!
_____
An Jadviga
Was tönt dein Wort so lieblich meinen Ohren?
Was folgen stets mir deiner
Augen Sterne?
Ich höre, seh' dich, ach, nur allzu gerne,
Und bald ist ganz mein Herz an dich verloren.
Es strahlt ein Ideal, mir längst erkoren;
In ew'ger Liebe such' ich's nah und ferne;
Will nun dein lockend Aug', daß ich verlerne
Die Treu', die ich der holden Braut geschworen?
Fahr' wohl – wozu soll deine Näh' mir taugen,
Als aus dem Bronnen deines
Augengrundes
Von süßem Gifte ganz mich vollzusaugen?
Schon allzu lüstern träumt mein Herz, mein wundes,
Vom sterngestickten Himmel deiner
Augen,
Und von der Rosenknospe deines Mundes.
_____
Lydia Hecker geb. Paalzow
(1802-?)
Das
Auge der Liebe
Ich wandelte einsam durch Wiese und Feld
Und sommerlich glühte und lachte die Welt,
Da schlüpfte zum Herzen der sengende Strahl
Und siehe! es brannte wie Hügel und Thal.
Die Lerche schwirrte dem
Auge vorbei,
Sie trillert aus Lüften! ich bleibe dir treu!
Und wie sie zu silbernen Wölkchen entflieht,
Antwortet ihr leise mein dankendes Lied.
Den Käfer, die Biene, den Schmetterling
Belauscht' ich, da schlendernd am Bache ich ging,
Entzückend durchströmt sie, bei neckenden Spiel,
In fröhlichen Wellen das Lebensgefühl,
Die Blume schauet, umsäuselt vom West,
Wie nimmer das
Auge der Sonne sie läßt. -
O,
Auge der Liebe, du segnendes Licht,
Beglück' uns im Staube und lasse uns nicht!
_____
Heinrich Heine (1797-1856)
Augen, die ich längst vergessen,
Wollen wieder mich verstricken,
Wieder bin ich wie verzaubert
Von des Mädchens sanften Blicken.
Ihre Lippen küssen wieder
Mich in jene Zeit zurücke,
Wo ich schwamm des Tags in Torheit
Und des Nachts in vollem Glücke.
Wär nur nicht die tiefe Grube
In dem Kinn, geliebtes Liebchen:
Anno achtzehnhundertzwanzig
War dort nur ein leises Grübchen.
_____
Den Tag den hab ich so himmlisch verbracht,
Den Abend verbracht ich so göttlich,
Der Wein war gut und Kitty war schön,
Und das Herz war unersättlich.
Die roten Lippen die küßten so wild,
So stürmisch, so sinneverwirrend;
Die braunen
Augen schauten mich an
So zärtlich, so knisternd, so girrend.
Das hielt mich umschlungen, und nur mit List
Konnt ich entschlüpfen am Ende,
Ich hatte in ihrem eigenen Haar
Ihr festgebunden die Hände.
_____
Du hast Diamanten und Perlen,
Hast alles, was Menschenbegehr,
Und hast die schönsten
Augen -
Mein Liebchen, was willst du mehr?
Auf deine schönen
Augen
Hab ich ein ganzes Heer
Von ewigen Liedern gedichtet
Mein Liebchen, was willst du mehr?
Mit deinen schönen
Augen
Hast du mich gequält so sehr,
Und hast mich zu Grunde gerichtet
Mein Liebchen, was willst du mehr?
_____
Es glänzt so schön die sinkende Sonne,
Doch schöner ist deiner
Augen Schein.
Das Abendrot und deine
Augen,
Sie strahlen mir traurig ins Herz hinein.
Das Abendrot bedeutet Scheiden
Und Herzensnacht und Herzensweh.
Bald fließet zwischen meinem Herzen
Und deinen
Augen die weite See.
_____
Ich hab mir lang den Kopf zerbrochen,
Mit Denken und Sinnen, Tag und Nacht,
Doch deine liebenswürdigen
Augen,
Sie haben mich zum Entschluß gebracht.
Jetzt bleib ich, wo deine
Augen leuchten,
In ihrer süßen, klugen Pracht
Daß ich noch einmal würde lieben,
Ich hätt es nimmermehr gedacht.
_____
Ich halte ihr die
Augen zu
Und küß sie auf den Mund;
Nun läßt sie mich nicht mehr in Ruh,
Sie fragt mich um den Grund.
Von Abend spät bis Morgens fruh,
Sie fragt zu jeder Stund:
Was hältst du mir die
Augen zu,
Wenn du mir küßt den Mund?
Ich sag ihr nicht, weshalb ichs tu,
Weiß selber nicht den Grund
Ich halte ihr die
Augen zu
Und küß sie auf den Mund.
_____
Mit deinen blauen
Augen
Siehst du mich lieblich an,
Da wird mir so träumend zu Sinne,
Daß ich nicht sprechen kann.
An deine blauen
Augen
Gedenk ich allerwärts;
Ein Meer von blauen Gedanken
Ergießt sich über mein Herz.
_____
Wenn ich in deine
Augen seh,
So schwindet all mein Leid und Weh;
Doch wenn ich küsse deinen Mund,
So werd ich ganz und gar gesund.
Wenn ich mich lehn an deine Brust,
Kommts über mich wie Himmelslust;
Doch wenn du sprichst: Ich liebe dich!
So muß ich weinen bitterlich.
_____
Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Finsternis, so dumpf und dicht,
Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
Liebste, deiner
Augen Licht.
Mir erloschen ist der süßen
Liebessterne goldne Pracht,
Abgrund gähnt zu meinen Füßen -
Nimm mich auf, uralte Nacht!
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Ich darf in Deine guten
Augen sehen
Wenn unsern Schlaf des fremden Meeres Chöre
jetzt mit Musik der Ewigkeit umwehn,
kann ich, solang ich Deinen Atem höre,
des Heimwehs Leiden besser überstehn.
Die fremde Sprache, die ich nicht verstehe,
und das Befremdliche von Brauch und Laut:
wenn ich in Deine guten
Augen sehe,
ist alles mir befreundet und vertraut.
Die Einsamkeit, die immer mich umwittert,
ist leicht, solang Dein Stern sie sanft bescheint.
Dem Herzen, das vor meiner Zukunft zittert,
wird friedlich, weiß es sich mit Dir vereint.
Wie lang die Jahre der Verbannung dauern,
und ob uns je Erlösung blüht?
Ich kann den Wahn der Menschen nur betrauern.
Sonst bleibt, trotz allem, fröhlich mein Gemüt.
Ich halte Dich, was könnte mir geschehen?
Dem Widersacher keine Bosheit nützt,
ich darf in Deine guten
Augen sehen
und weiß mich wohl geborgen und beschützt.
Die Stürme, die an unsern Wänden rütteln,
des fremden Meeres Ebbe oder Flut,
der Staub, den wir von unsern Schuhen schütteln,
sogar der Schatten Angst in unserm Blut:
zuletzt wird alles in dem Abenteuer,
in das die Zeit uns nun so wirr verstrickt,
ein Stückchen Habe, das mir Dein getreuer
Schutzengel als Erinnerungszeichen schickt.
Einst mag auch diese Sintflut wieder enden
und nur ein Traum und eine Sage sein,
wir werden unsre Schritte heimwärts wenden,
wo auf uns wartet der Willkommenwein.
Dann will ich mit dem ersten Glas Dir danken
und will das zweite all den Stätten weihn,
wo wir der Fremde Wein gemeinsam tranken,
verbunden auf Verderben und Gedeihn,
und mit dem dritten neue Hochzeit halten,
in Deine guten
Augen zärtlich sehn
und unsrer jungen Liebe, unsrer alten,
Triumph in auferstandner Welt begehn.
_____
Wilhelm Ritter von Hertz
(1835-1902)
Blick' ich in dein braunes
Auge,
In die dunkle Märchenwelt,
Wird von seltsam süßem Grauen
Mir oft leis das Herz geschwellt.
Ward dir nie die schaur'ge Kunde
Von den stillen Geisterseen?
Wo den lustgelockten Wandrer
Niederzieh'n die Wasserfeen.
Blick' ich in Dein braunes
Auge,
Lockt's mich wie ein Zaubersee,
Todessehnsucht zieht mich nieder,
Und mir wird so geisterweh.
Schweigend senk' ich dann die Stirne
Ahnungsvoll in Furcht und Schmerz, -
Und Du küssest ängstlich fragend
Mir das traumbewegte Herz.
_____
Scheidende Liebe
Und weil ich denn von dannen muß,
Und all' mein Glück vergangen,
So laß dich mit bethräntem Kuß
Ach, einmal noch umfangen!
O blick' mir nicht so sehniglich
Hervor aus deinen Thränen!
Es soll hinfort kein
Auge sich
Nach dem Verlornen sehnen.
Und wie noch einmal Herz an Herz
Im süßen Wahn sich stillet,
So ruhe auch der herbe Schmerz,
Der dir vom
Auge quillet.
O decke deiner
Augen Licht
Mit deinen beiden Händen,
Und ich will auf dem Weg mich nicht,
Nicht einmal rückwärts wenden.
Und bin ich hinter'm Bergessaum,
Wo fahle Bäume winken,
So denk', du wachest auf vom Traum, -
Und laß die Hände sinken!
_____
Georg Heym (1887-1912)
Ach, du bist wunderschlank ...
An Emma R.
Ach, du bist wunderschlank und schön,
Wenn ich dich seh, muß ich einsam gehn.
Es gibt nichts Schöneres, wie dich.
Ach Worte sind zu blaß, um dir zu malen,
Wie deine
Märchenaugen strahlen
Ach, sähen sie mich einmal an.
_____
Paul Heyse (1830-1914)
Im Walde
Heut beschlichen mich die Träume,
Da es heller Mittag war.
Durch des Waldes junge Bäume
Flog’s wie Duft von deinem Haar.
Leise klang ein holdes Lachen,
Wie nur deine Lippe lacht,
Wenn des Morgenrots Erwachen
Deine Seele fröhlich macht.
Ja, mir war’s, als ob mich träfe
Deines
Auges stiller Geist
Und ein Kuß an meiner Schläfe,
Wie nur du zu küssen weißt.
_____
Elise Hochweber (1818-1894)
Seine
Augen
Ach! wie des Jünglings herrlich dunk'le
Augen
Zum milden Leuchten und zum Zünden taugen!
Wie aus dem großen sonnenklaren Spiegel
Die Freude strahlt und schwebt auf kühnem Flügel!
Wie Vollkraft und der Liebe leises Sehnen
Mit feuchtem Glanz den Feuerblick verschönen!
Mich tief hinein zu senken,
O wundersüßes Denken!
Doch deucht's mir rathsam, weislich abzulenken
Des trunk'nen
Auges allzu tief Versenken.
Denn wenn die dunk'len Sterne stets so glühen
Und solche helle Liebesflammen sprühen:
Wer könnte da dem Zauber widerstehen,
Nicht mit derselben Gluth hineinzusehen?
Und wer kennt nicht die Qualen,
Die oft aus
Augen strahlen?
_____
Mia Holm (1845-1912)
Deingedenken
Deine lieben klaren
Augen
Grüssen mich aus weiter Ferne,
Schimmern sanft zu mir herüber,
Wie durch Nebel helle Sterne.
Denk ich dein, so kehren wieder
Märchenglanz und Kinderträume,
Durch die Seele geht ein Rauschen,
Wie durch grüne Waldesbäume.
_____
Deine
Augen
Dich verliess ich, dich verstiess ich,
Eh ich dich besessen,
Aber deine
Augen kann ich
Nicht vergessen.
Greif ich hastig nach dem Becher,
Jubelfroh zu trinken,
Seh ich sie im klaren Weine
Trübe blinken.
Geh ich irre dunkle Pfade,
Ebbet, sinkt mein Leben,
Deine
Augen traurig glänzend
Mich umschweben.
Deine
Augen blicken Jammer,
Unversöhnlich herben,
Und ich fühl's, ich muss an ihnen
Langsam sterben.
_____
Angelika von Hörmann
(1843-1921)
Ob schüchtern auch dein Mund verhehle,
Was jeder Schlag des Herzens ruft,
In deinem
Auge liegt die Seele
Wie auf dem Blumenkelch der Duft.
Sei wie du willst, sei ernst und schweigsam,
Sei kalt wie die Novembernacht,
Dämm' der Gefühle Flut unbeugsam
Zurück in deines Herzens Schacht -
Was frommt's, die Fenster zu verdunkeln
Des Saals, erhellt vom Lichterglanz,
Die kleinste Ritze sagt's mit Funkeln,
Daß drinnen wogt des Festes Glanz.
_____
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Liebe
Rauher Winde Sturmesatem
Rauscht jetzt durch die Bäume wieder;
Wie die Hoffnungen der Menschen
Fallen welke Blätter nieder.
Vor des Herbstes Todeskusse
Windet sich im Schmerzenskrampfe
Die Natur, und bald veratmet
Müde sie im Todeskampfe.
Doch in meine Herbstgedanken
Strahlen
Augen, blau und tief,
Und sie wecken meiner Seele
Eine Welt, die wachend schlief.
Ach, nach diesen blauen
Augen,
Nach der holden Lichtgestalt
Zieht mich weiches, tiefes Sehnen
Mit unfaßbarer Gewalt.
Diese großen, stummen
Augen
Bannen mich im Zauberring, -
So ist mir der Lenz erschienen
Als die Welt zum Sterben ging.
_____
Maria Janitschek (1859-1927)
An dich
Meine
Augen wie zwei stille Jungfraun,
die vorm Tabernakel knien und beten,
spenden heißer Liebe stumme Grüße,
dir, dem Gottesflammenüberwehten.
Bleib auf deiner gletscherkühlen Höhe,
wo die jungen Adler dich umkreisen,
steige nicht in meines Thales Enge,
einsam sind die Höchsten, die wir preisen.
Schläng ich auch um dich die Arme gerne,
schläferte dich ein mit süßen Weisen,
daß du selig bei mir träumtest, denke:
einsam sind die Höchsten, die wir preisen.
_____
Siegfried Kawerau
(1886-1936)
Ich liebe Dich
Ich liebe Dich mit Deinen tiefen
Augen,
so tief wie Waldes Dämmerdunkel,
wenn silberhelles Mondgefunkel
sich über weiße Wiesen legt.
Ich liebe Dich mit Deinen tiefen
Augen,
so tief wie Waldsees schwarzer Grund:
der Abendstern schwimmt träumend - und
die Fläche kaum sich atmend regt.
Ich liebe Dich mit Deinen tiefen
Augen:
in ihnen möchte ich ertrinken,
in ihnen langsam niedersinken
und unten ruhen unbewegt.
_____
Justinus Kerner (1786-1862)
Herz und
Auge
1.
Herz! - wie bist du inniglich
Mit dem
Auge doch verbunden!
Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden,
Zeigt im Aug' die Träne sich.
Aber wird dir Wonne, Herz!
Sonnig dann das
Auge funkelt!
So wie's wieder sich verdunkelt,
Kehrt in dich zurück der Schmerz.
Grün das kranke
Auge hellt -
Bist du, Herz, in Weh und Nöten;
Schneller als der Menschen Reden
Heilt dich 's Grün in Wald und Feld.
2.
Das
Auge und das Herze sind
Zwei Liebende, eng im Verein,
Wenn lang das Herze leidet Pein,
Wird gern das
Auge trüb und blind.
Und wird das
Auge blind und trüb,
Das Herze gern im Tode bricht;
»Gern brech' ich,« es zum
Auge spricht,
»Dann siehst du wieder, treues Lieb!«
_____
Minna Kleeberg (1841-1878)
Das Bild im
Auge
Wir standen beisammen, wir Beide -
O denkst du der Stunde traut? -
Wir standen beisammen, wir Beide;
Da bannte die Lippe den Laut.
Du suchtest in meinen Blicken
Dein liebes, einziges Bild;
Da fand meine Züge ich wieder
In deinem
Auge so mild.
Wie strahlten die leuchtenden Bilder
So tief in die
Augen herab;
Den heißesten Blick noch, den einen -
Da wandten wir Beide uns ab.
Es schwanden die Bilder im
Auge. -
Sie schwanden? - o nimmer, o nein!
Sie schwebten auf Flügeln der Liebe
Nur tief in die Herzen hinein.
Da werden nun ewig sie weilen
In süßer, in wonniger Ruh';
Ja, ich throne tief dir im Herzen,
Das Bild meiner Seele bist du!
_____
Das Menschenherz
Wie bist du schwach! - Schon zweier
Augen Strahl
Versenkt dich tief in's Meer von Lust und Qual;
Du bist so schwach, daß jählings dich durchbebt
Ein leiser Hauch, der von der Lippe schwebt.
Ein Wort schon schafft dir endlos Glück und Schmerz -
Wie bist du schwach, du armes Menschenherz!
Und doch so stark! - Wenn deine Kraft erwacht,
Verstummt, verweht die süße Zaubermacht.
Das Herz, das nur sich selber nicht verlor,
Es tritt verjüngt aus schwerem Kampf hervor.
Die Schuld wird Tugend, Wonne wird der Schmerz;
Stark ist und groß das reine Menschenherz!
_____
Karl Ernst Knodt (1856-1917)
Dein
Auge
Noch lodert mir vom Sommer
ein Rosenduft im Sinn,
an dessen erstem Atem
ich schier gestorben bin.
Die Seele einer großen
und dunkelroten Glut
floß mir aus diesem schweren
und schwülen Ruch ins Blut.
Fast hätt' er meine leise,
weiße Liebe erstickt -:
da hat Dein Aug' erlösend,
mein Weib, mich angeblickt.
_____
Alma Johanna Koenig
(1887-1942)
Fausta an Silvius
Unser Lager dampft noch von wilden Stunden
und doch lieg ich allein auf entseelten Rosen.
Auf den Lippen, die deine Küsse noch fühlen,
welkt mir das Lächeln.
Kehre wieder! O, wäre es wieder doch Abend!
Alles bist du, was schön ist und süß und befeuernd,
du allein wirst zum Gott, da jeder andre zum Tier wird:
liebend und schlafend!
In deinen
Augen ersehne ich Meere und Himmel
und Vulkane ahn ich in deiner Umarmung,
aber Eros selber ehr ich in deines Mundes
tödlichen Bogen.
_____
Theodor Körner (1791-1813)
Die
Augen der Geliebten
Augen, zarte Seelenblüten,
Klare Perlen ew'ger Liebe,
Augen, ihr verehrte
Augen,
Meiner Herrin lichte Sterne,
Laßt euch von des Sängers Liedern
Sanfte Frühlingstöne wehn!
Alles, was das Leben heiligt,
Trägt die Ahnung seiner Seele,
Trägt den stillen Schmuck der
Augen;
Nicht der Mensch allein, der stolze,
Auch der Frühling, auch die Erde
Auch des Tages Wechselgruß.
In der Erde dunklen Tiefen
Stehn die klaren Diamanten
Wie ein ewig blühend
Auge;
Rosen-Augen hat der Frühling
Und der Tag hat seine Sonne,
Ihre Sterne hat die Nacht:
Aber ihr, verehrte
Augen,
Meiner Herrin lichte Sterne,
Klare Perlen ew'ger Liebe,
Augen, zarte Seelenblüten,
Solche liebe, gute
Augen,
Solche
Augen sind es nicht.
Nicht so klar sind Diamanten,
Die in dunkler Tiefe leuchten,
Nicht so lieblich Frühlingsrosen
An des Lebens zartem Busen,
Nicht so mild die ew'gen Sterne,
Nicht so hell der junge Tag.
Was im Leben schön und edel,
Les' ich klar in eurem Schimmer;
Was das Jenseits dort verschleiert,
Leuchtet mir in eurer Freude,
Leuchtet mir in euren Tränen
Wie aus Himmelsferne zu.
Und so hört des Sängers Grüße!
Wollt ihr freundlich nicht dem Jüngling
Wie die ew'gen Dioskuren
Leuchten durch des Lebens Wogen?
Augen, zarte Seelenblüten,
Wollt ihr meine Sterne sein?
_____
August Kopisch (1799-1853)
Auch an Sie
Sag, was in Deinen
Augen Mächtiges wohnen mag?
Wenn Du die Wimper aufschlägst, fühl ich im Herzen den Schlag.
Der Laut von Deinen Lippen durchzittert mir Mark und Bein:
O sprich, wie kann in so Sanftem so Uebermächtiges sein?
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Aug' und Meer
Ich sank in einen tiefen See,
Der Himmel dehnt sich darüber;
Ich rang die Hände wund und weh,
Die Welten stürzten mir über.
Dein
Auge ist der blaue See,
Der Himmel dehnt sich darüber,
Ja, meerestief ist Liebesweh,
Die Wellen stürzen mir über.
O läg' ich still im Meeresschooß,
Bis daß ich friedlich entschliefe!
Doch ach, die Welle reißt mich los
Hinauf aus dunkler Tiefe.
Da lieg' ich dicht am Meeresschlund
So still, so bleich und so todt;
Doch Sonne küßt mir Herz und Mund
Und küßt die Wange mir roth.
O sei Du mild wie Sonnenlicht
Und neig' die Lippen herüber,
In's tiefe Meer versänk' ich nicht,
Die Wellen stürzten nicht über.
_____
Auguste Kurs (1815-1892)
Wo nur dem Leben Lust erblüht,
Wo freudiger ein
Auge glüht,
Wer nahet gleich? die Liebe!
Und wo ein
Aug' in Thränen bebt,
Wo zagender ein Herz sich hebt,
Wer ist so nah, als Liebe?
Der Lust gesellt sich stets das Leid,
Doch ist dem Herzen nimmer weit
In Leid und Lust die Liebe -
Und wie so Tag auf Tag entweicht,
Verrinnt das ganze Leben leicht,
In Lust und Leid und Liebe.
_____
So gehst du denn vorüber
Zu der bestimmten Zeit;
Das
Auge wird mir trüber
Und seh' doch sonst so weit
Du weißt nicht, daß zwei
Augen
Dir geben treu Geleit -
Was könnt' es uns auch taugen,
Wär' dir bekannt mein Leid?
Mir wird das
Auge trüber
Und seh' doch sonst so weit -
Du gingst ja nur vorüber
Zu der bestimmten Zeit.
_____
Nikolaus Lenau (1802-1850)
Bitte
Weil' auf mir, du dunkles
Auge,
Uebe deine ganze Macht,
Ernste, milde, träumerische,
Unergründlich süße Nacht!
Nimm mit deinem Zauberdunkel
Diese Welt von hinnen mir,
Daß du über meinem Leben
Einsam schwebest für und für.
_____
Heinrich Leuthold
(1827-1879)
Warum?
Holde, braune
Augensterne
Mit dem Zauber unergründet,
O, ich früg' euch gar zu gerne,
Was ihr Mund mir nie verkündet!
Wenn ihr blicket in die meinen
Wie die
Augen sanfter Tauben,
Sagt, wie könnt ihr ruhig scheinen
Und doch mir die Ruhe rauben?
_____
Alfred Lichtenstein
(1889-1914)
Liebeslied
Helle Länder sind deine
Augen.
Vögelchen sind deine Blicke,
Zierliche Winke aus Tüchern beim Abschied.
In deinem Lächeln ruh ich wie in spielenden Booten.
Deine kleinen Geschichten sind aus Seide.
Ich muß dich immer ansehen.
_____
Die fünf Marienlieder des Kuno Kohn
Nächstes Lied:
Der dich so sucht, Maria, wird ganz grau.
Der dich so sucht, verliert Gesicht und Bein.
Zerfällt im Herzen. Blut und Traum entweicht.
Käm ich zur Ruh ... Wär ich in deiner Hand ...
O, nähmst du mich in deine
Augen auf ...
_____
Detlev von Liliencron
(1844-1909)
Sehnsucht
Ich ging den Weg entlang, der einsam lag,
Den stets allein ich gehe jeden Tag.
Die Haide schweigt, das Feld ist menschenleer;
Der Wind nur webt im Knickbusch um mich her.
Weit liegt vor mir die Straße ausgedehnt;
Es hat mein Herz nur dich, nur dich ersehnt.
Und kämest du, ein Wunder wärs für mich,
Ich neigte mich vor dir: ich liebe dich.
Und im Begegnen, nur ein einziger Blick,
Des ganzen Lebens wär es mein Geschick.
Und richtest du dein
Auge kalt auf mich,
Ich trotze, Mädchen, dir: ich liebe dich.
Doch wenn dein schönes
Auge grüßt und lacht,
Wie eine Sonne mir in schwerer Nacht,
Ich zöge rasch dein süßes Herz an mich
Und flüstre leise dir: ich liebe dich.
_____
Sieh meine blaugrauen lustigen
Augen,
Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
Wollen zur Liebe, zur Liebe nur taugen,
Sieh meine blaugrauen lustigen
Augen,
Süßeste Liebe nur wollen sie saugen;
Küsse mich, küsse mir
Augen und Mund.
Sieh meine blaugrauen lustigen
Augen,
Wie sie sich sehnen nach seliger Stund.
_____
Thekla Lingen (1866-1931)
Bewilligung
Du schmiegtest dich zu meinen Füssen
Und sahst mir flehend ins Gesicht -
Ich musste deine Stirne küssen,
Die Stirne - weiter dacht ich nicht.
Da schlossest du die lieben
Augen
Und bebtest wie in stiller Lust -
Ich küsste die geschlossnen
Augen,
Da lag dein Kopf an meiner Brust.
So nah war mir dein Mund, der feine -
Ach, küsste, küsste ich ihn dann! ...
Mit diesem Kuss ward ich die deine,
So nahmst du mich, geliebter Mann!
_____
Stumme Bitte
Er nimmt mir meine beiden Hände
Und hält sie fest mit langem Kuss,
Bis ich mich bebend von ihm wende
Und sage, dass er gehen muss.
Da leuchtet tief in seinen Blicken
Der heisse Glanz, der mich erschreckt -
Es wagt sein
Auge auszudrücken,
Was ich erschauernd längst entdeckt.
Es zwingt mich dieses stumme Flehen,
Ich geb mich hin dem starken Blick
Und fühl mich langsam untergehen
In wunderseligem Liebesglück.
_____
Sieh mich nicht an -
Sieh mich nicht an mit diesen
Augen,
Sie dringen mir bis an das Mark,
Sieh mich nicht an mit diesen
Augen,
Du siehst es doch, ich bin nicht stark.
Umschling mich nicht mit diesen Blicken,
Sie sind viel stärker als dein Arm,
Umschling mich nicht mit diesen Blicken,
Sie ziehn mich an dein Herz so warm.
Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
Wie Wein so süss, so heiss, so rot,
Sprich nicht zu mir mit diesen Lippen,
Ich küss' dich dann, und wär's mein Tod.
_____
Hermann von Loeper
(1820-1884)
Bekehrung
"Gieb mir Leben! Gieb mir Liebe!"
Fleh' ich früh schon, wenn das Licht
Mit den ersten goldnen Strahlen
Durch die Wolkenschleier bricht.
"Gieb mir Leben! Gieb mir Liebe,
Ew'ger Geist, bis in den Tod!
Denn du bist ja selbst das Leben,
Und die Lieb' ist dein Gebot."
So zu beten hat kein Derwisch
Und kein Priester mich gelehrt;
Deine wundersüßen blauen
Augen haben mich bekehrt.
_____
Feodor Löwe (1816-1890)
Dein
Auge
I.
Dein
Auge dünkt mir oft ein See,
Von Zauberschein umwebt,
Aus dessen Wellen eine Fee
Die feuchten Glieder hebt.
Des Lotos duft'ge Blüthen zieht
Sie aus dem langen Haar,
Von ihrer Lippe tönt ein Lied
Berauschend, wunderbar.
Und wie sie singt, schlingt sie um sich
Den Schleier licht und rein;
Da ist es mir, als zög' es mich
In ihre Fluth hinein.
O singe, singe, holde Fee!
Dein wunderreiches Lied,
Wie all mein Leid, wie all mein Weh
Verbraust - verrauscht - entflieht.
II.
Ein selt'nes oft gewünschtes Buch
Ist mir dein Angesicht,
Auf jedem seiner Blätter steht
Ein blühendes Gedicht.
Doch wenn ich lesen will darin,
Recht nach gelehrtem Brauch,
Schlägt mir die Blätter listig um
Der Schalk in deinem
Aug'.
III.
Draußen, sagt Ihr, streut der Winter
Eis und Schnee auf Berg und Thal;
Mag er! laßt mich ruhig träumen
Hier in meiner Sonne Strahl.
Denn in ihren dunklen
Augen
Blüht mir eine and're Welt,
Die ein immer grüner Frühling
Lebensfrisch umschlungen hält.
IV.
Ich mag so gern in stummer Lust
Dir gegenüber steh'n,
Und unverwandt, gedankenvoll
In deine
Augen seh'n.
Da ist mir oft, als ob dein Blick
Die Wirklichkeit verdrängt,
Mit süßem Mohnsaft zauberisch
Die Seele mir besprengt.
Ich fühle mich, doch wie getheilt
In Wachen und in Traum.
Es schweift, es streift, es zieht in mir;
Wohin? ich weiß es kaum.
Wie es der Knospe räthselhaft,
Sie kennt, sie ahnt es nicht;
Sie muß, sie muß! bis endlich sie
Die enge Hülle bricht.
Es ist ein Weh, ein tiefes Weh!
Du willst es nicht versteh'n!
O süßer Schmerz, o bitt're Lust!
In deine
Augen seh'n.
V.
Die Sage spricht: wo tief ein Schatz
Im Schoos der Erde ruht,
Da brennt ein Feuer in der Nacht,
Da hält ein Kobold Hut.
Der Gräber aber schleicht herbei,
Der kennt ein mächtig Wort,
Das schnell den argen Hüter bannt,
Und hebt empor den Hort.
So ist dein großes
Auge mir
Ein wundersames Licht,
Das aus der seidnen Wimper Nacht
Wie Zauberfeuer bricht.
Es wacht ob einem selt'nen Schatz,
Der ist das Herze dein;
Wie gerne höb' ich ihn empor,
Fiel nur das Wort mir ein.
VI.
In den Sternen steht geschrieben
Jedes Menschen Loos auf Erden;
Sollt' ich deßhalb gram dir werden,
Daß ich sterben soll am Lieben.
Nein, ich will es ruhig tragen;
Aber daß ich's völlig lerne,
Lass' mich täglich meine Sterne,
Deine
Augen drum befragen.
_____
Könnt' ich umfangen dich in heißer Liebesglut,
Wie tausend Sterne an dem Himmel stehen,
Mit tausend
Augen dich, Geliebte, sehen,
Versenken mich in deiner Blicke Flut -
Berauschen mich in deines Athems Wehen,
Die Lippen küssen dir, bis auf das Blut -
Könnt' ich umfangen dich in heißer Liebesglut,
Dann wollt' ich gerne zu den Schatten gehen!
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Goldene Lichter
Das junge Rohr im Teiche
Starrt wie ein Lanzenwall,
In den Weiden jubelt
Klagend die Nachtigall.
Hinter den Ellern erblasset
Rosig die Abendglut,
Goldene Lichter zittern
Über die dunkle Flut.
Goldene Lichter zittern
Über mein Leben hin,
Seit ich deiner
Augen
Leuchten begegnet bin.
_____
Aus deinen blauen
Augen ...
Die jungen Blätter der Buchen
Die sind so frisch und grün,
Der Waldmeister duftet betäubend,
Die goldenen Waldnesseln blühn.
Die weißen und goldenen Blumen
Die bindest du mir zum Strauß,
Aus deinen blauen
Augen
Lächelt die Liebe heraus.
_____
Sehnsucht
Die Lungenblumen blühen
Aus dunkelgrünem Moos,
Mein Herz das bebt und zittert
Meine Sehnsucht ist so groß.
Die beiden blauen Blüten
Erinnern mich so sehr
An deine lieben
Augen,
Mein Herz das schlägt so schwer.
Es geht ein Zittern und Beben
Durch meiner Seele Grund,
Rot ist die eine Blüte,
Rot wie dein roter Mund.
_____
In schwarzen Büschen ...
In schwarzen Büschen flüstert der Nachtwind,
Ein Eulenruf schallt aus dem Moor,
Grau ist die Nacht, zwei Sterne blinken
Aus grauen Wolken schimmernd hervor.
Die Sterne blitzen, die Sterne blinken,
Süßes Gedenken mein Herz umspinnt,
Aus deinen
Augen schimmern mir Sterne,
Wenn sie ganz nahe an meinen sind.
_____
Hieronymus Lorm (1821-1902)
Dein
Auge
Mir ist dein Aug', das wunderbare,
Noch eine unerforschte Welt,
Ein tiefes Meer, das eine klare,
Verschwieg'ne Mondesnacht erhellt.
Mir taucht aus dieses Meeres Grunde
Vineta nimmermehr empor, -
Mein Glück, das sich in banger Stunde
Für alle Zeiten drin verlor.
_____
Ernst Wilhelm Lotz
(1890-1914)
Sterne der Nacht ...
Sterne der Nacht, ihr leuchtet so schön!
Mild und klar strahlt ihr des Frühlings
Volle Sehnsucht mir ins Blut. -
Wie die
Augen der Geliebten
Leuchten in der Nacht -:
In der Liebesnacht.
_____
Angelika von Marquardt
(1849-1893)
Erinnerung
Hell lacht herab des Himmels lichte Bläue;
Da steigt aus der Erinn'rung Schattenreich
Vor meinem Geist herauf ein
Augenpaar,
Ganz Licht und Glanz, ganz Liebe, Güte, Treue,
Wie
Frauenauge seelenvoll und weich,
Wie Kinderblick so unschuldsvoll und klar!
Des Liebsten
Auge! Süßer, sel'ger Frieden
Sich da aufs Herz herniedersenkt.
Ach, unter dieses
Auges warmem Strahl
Wär' Sterben Seligkeit, und selbst hienieden
Das schwere Leid, vom Schicksal mir verhängt,
Durchkämpft' ich muthig noch zum zweitenmal!
_____
Selma Meerbaum-Eisinger
(1924-1942)
Schlaflied für dich
Komm zu mir, dann wieg' ich dich,
wiege dich zur Ruh'.
Komm zu mir und weine nicht,
mach die
Augen zu.
Ich flechte dir aus meinem Haar
eine Wiege, sieh!
Schläfst drin aller Schmerzen bar,
träumst drin ohne Müh'.
Meine
Augen sollen dir
blinkend Spielzeug sein.
Meine Lippen schenk' ich dir -
trink dich in sie ein.
_____
Stephan Milow (1836-1915)
Warnung
Du weißt nicht, was ein
Auge kann,
Das sich um dich in Thränen feuchtet!
Es lockt dich zaubermächt'ger an,
Als wenn dir's liebeblitzend leuchtet.
Leicht schützest du dich vor der Glut,
Die schmachtend auf dein Werben lauert;
Doch vor dem Schmerz sei auf der Hut,
Der still verschlossen um dich trauert.
Da lügst du dir's zur edlen That,
Bleibst du nicht stark mehr im Verzichten;
Ein Dasein, das dein Fuß zertrat,
Wähnst du dich schuldig, aufzurichten.
Du wähnst nur mild und gut zu sein,
Doch pocht dein Herz und will sich dehnen;
Wähnst einen Andern zu befrein
Und stillst doch nur das eigne Sehnen.
Und: Dein auf ewig! stammelst du
Zuletzt im Liebesüberwallen;
Zwei Arme streben heiß dir zu,
Sie halten dich, du bist verfallen. -
Du weißt nicht, was ein
Auge kann,
Das sich um dich in Thränen feuchtet;
Es lockt dich zaubermächt'ger an,
Als wenn dir's liebeblitzend leuchtet.
_____
Sie preisen deines Blickes Licht,
Dein Lächeln, deine Züge, traut,
Und doch – wer hat dein Angesicht
So hold verklärt, wie ich, geschaut!
Welch reichen Segen rings du schenkst,
Du bist doch Keinem, was du bist;
Erst wenn dein
Aug' in meins du senkst,
Erwacht, was Schönstes an dir ist.
Da seh' ich wie verwandelt dich
Im Himmelsglanze vor mir stehn,
Und wendet dann dein
Auge sich,
Muß dieses Zaubers Macht vergehn.
Es ruht ein Wunderschatz in dir,
Den nur mein Blick allein belebt,
Und suchen mußt du stets bei mir,
Was zur Vollendung dich erhebt.
So wandle, wo du magst, ich weiß,
Verschlossen trägst du, was mein Glück,
Und wer dich immer grüßt im Kreis,
Du sehnst dich still nach mir zurück.
_____
Göttlichkeit
Süßes Mädchen, wie du schön bist!
Wie so lieblich deine Miene,
Wie so mild der Blick des
Auges,
Wie so hold des Mundes Lächeln
Und wie wunderzart die Blüte
Deines magdlich jungen Leibes!
Und das alles, süßes Mädchen,
Hast du nicht für dich – o denk' es! -
Hast den ganzen großen Reichthum
Blos nur, um ihn zu verschenken.
_____
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Der Morgen war von dir erfüllt...
Dein Bild, von Tränen oft verhüllt,
umfloß mich wie ein lichter Schein;
du warst mein Morgenlicht allein.
Die Sonne schien mir ins Gesicht,
ich sah vor dir die Sonne nicht,
erblindet lag der
Augen Au
von dir, als meinem Himmelstau.
_____
Schauder
Jetzt bist du da, dann bist du dort.
Jetzt bist du nah, dann bist du fort.
Kannst du's fassen? Und über eine Zeit
gehen wir beide die Ewigkeit
dahin - dorthin. Und was blieb? ...
Komm, schließ die
Augen, und hab mich lieb!
_____
Heimat
Nach all dem Menschenlärm und -dust
in dir, geliebtes Herz, zu ruhn,
so meine Brust an deiner Brust,
du meine Heimat nun!
Stillherrlich glänzt das Firmament
in unsrer
Augen dunklen Seen,
des Lebens reine Flamme kennt
kein Werden und Vergehn.
_____
Oh, um ein Leuchten deiner
Augen alles!
Hör mich! Ein Märchen -. Als der alte Gott
noch jung in seinen Gärten wandelte,
da fand er einst auf einer Wiese sie
in leichtem Schlummer reizend hingestreckt.
Und wie er überwältigt steht, die Arme
noch zum zerteilten Busch zurückgebreitet,
erwacht sie von dem Brechen eines Zweigs
und hebt der Wimpern seidnen Silberwurf
und träumt den ersten großen Blick ihm zu.
Und wie der Herrliche nun näher eilt
und vor ihr kniet, da geht ein Rätselleuchten
aus ihrem
Aug, wie wenn in Wogenschleiern
sich das Geheimnis einer Meergrundsonne
verhüllen wollte und sich doch verriete ...
Und sieh, um dieses Leuchten schuf Gott alles,
was ist, - der Sterne schimmernde Girlanden -
der Vögel Legion, den Tag der Liebe
durch ewige Äonen wiederholend -
und dich und mich - und alles Glück und Elend
von Ewigkeit zu Ewigkeit -! - Du lächelst
Oh, um dies Leuchten deines Lächelns alles!
_____
Eduard Mörike (1804-1875)
Der Spiegel dieser treuen, braunen
Augen
Ist wie von innerm Gold ein Widerschein;
Tief aus dem Busen scheint ers anzusaugen,
Dort mag solch Gold in heilgem Gram gedeihn.
In diese Nacht des Blickes mich zu tauchen,
Unwissend Kind, du selber lädst mich ein -
Willst, ich soll kecklich mich und dich entzünden,
Reichst lächelnd mir den Tod im Kelch der Sünden!
_____
Erich Mühsam (1878-1934)
Meine
Augen trinken deine Blicke. -
Meine Seele weiß von deinem Fühlen.
Daß die schwere Nacht aus ihrem schwülen
Drücken kuppelnd einen Stern doch schicke! -
Meine Hände tasten nach deiner Sucht. -
Meine Lippen küssen deine Glut. -
Hörst du des heulenden Nachtsturms Flucht? -
Siehst du das
Mondauge triefen von Blut? -
Lehne dich an mich. - So sind wir eins. -
Senke dein Schicksal in meins! -
Du! - wir zwei - - und die Welt so fern
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Sieh doch! - Der Stern! Der Stern!_
_____
Nun endlich stehst du weiß und nackt
vor süßen Sünden zitternd hier -
und meines Pulsschlags wilder Takt
schlägt rasend an die Sinne dir.
Und meine
Augen halten dich
wie straffe Seile fest umspannt. -
In meinen Willen hab' ich dich
nach langem Werben nun gebannt.
Dein Weinen schürt die Fibern mir -
dein keuscher Widerstand wird matt. - -
Ich packe dich - und meine Gier
frißt sich an deiner Reinheit satt.
_____
Dein
Auge sollst du senken
in meins, als wär' ich Christ
und könnte Gnaden schenken.
Und ich will gläubig denken,
daß du der Heiland bist.
_____
Es ging von dir zu mir ein süßes Wehn.
Aus deinen
Augen floß ein gütiges Licht.
Von deinen Händen glänzte alles Schöne.
Nie hatte ich dich herrlicher gesehn,
so wunderbar, so fern. Nur Duft und Töne.
So ging ein Wehn. - Doch ach, du sahst mich nicht.
Mir war ums Herz so schwer, wie, wenn du weinst. -
Da sagtest du zu mir: Dich liebt' ich einst.
_____
Wilhelm Müller (1794-1827)
Vereinigung
Wenn ich nur darf in deine
Augen schauen,
In deine klaren, treuen, frommen Sterne,
So fühl' ich weichen das geheime Grauen,
Das Lieb' und Liebe hält in stummer Ferne.
Und unsre Herzen wollen sich begegnen
In langen Blicken, die mit Thränen ringen,
Und unsre Liebe will ein Engel segnen:
Er schlägt um uns die weichen, warmen Schwingen.
Nach seinem Namen wag' ich nicht zu fragen,
Noch nach dem Namen dessen, der ihn sendet;
Ich darf ja wieder weinen, wieder klagen:
Fürwahr, mich hat kein eitler Wahn geblendet!
_____
Ludwig Pfau (1821-1894)
Nächtlich oft in wachen Träumen
Steiget vor mir auf dein Bild,
Schaut mich an so tief und innig
Mit den
Augen braun und mild.
Mit den großen
Kinderaugen,
Die ich oft dir zugeküßt;
Und mir ist als ob ich wieder
Sie mit Küssen schließen müßt'.
Als sie langsam untergingen
In der Flut der Todesnacht,
Hast du wohl, nach Osten schauend,
Noch einmal an mich gedacht.
Ach! nicht ich hab', als du starbest,
Weinend mich herabgebückt,
Und die treuen
Augen dir zum
Ew'gen Schlummer zugedrückt.
Wie! nun können sie nicht schlafen,
Die nicht Liebe zugethan;
Und sie öffnen sich und schaun mich
Vorwurfsvoll und bittend an.
_____
August Graf von Platen
(1796-1835)
Tristan
Wer die Schönheit angeschaut mit
Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben,
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit
Augen!
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe:
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen,
Und den Tod aus jeder Blume riechen:
Wer die Schönheit angeschaut mit
Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!
_____
Wie schwillt das Herz von seligem Genügen,
Sobald ein Blick, der lange trüb umnachtet,
Verächtlich uns und blinzelnd nur betrachtet,
Zuletzt voll Milde ruht auf unsern Zügen!
Wär's Zufall, oder willst du mich betrügen?
Hast du vielleicht mich deiner wert erachtet?
Wenn,
Augen, ihr mir nicktet oder lachtet,
Dann wollt ich stets mich euch als Sklave fügen!
O gib Gewißheit, wo nur Zweifel waltet,
Laß länger nicht mich hin und wieder schwanken,
Weil oft im Zweifel das Gemüt erkaltet!
Nicht schwer zu helfen ist gewissen Kranken:
Ein einz'ger Wink, ein Händedruck entfaltet
Uns Millionen liebende Gedanken.
_____
Gräfin Anna Pongracz
(1849-1923)
Ihr milden
Augen
Ihr milden
Augen, seh' ich euch denn wieder!
Und wieder übet ihr die alte Macht!
Wie einstens leuchtet ruhevoll ihr nieder
Auf meiner Seele sturmesdunkle Nacht.
Und so wie einst fühl ich: hier ist der Friede,
Hier ist Versöhnung, klare feste Kraft!
Gleich einem süßen, langentbehrten Liede
Umklingt es leise mich und märchenhaft.
Ihr milden
Augen - fort! o bleibt mir ferne!
Seht mich nicht an mit diesem stillen Blick!
Vergessen muß das sanfte Licht der Sterne
Der, dessen Los ein kampfbewegt' Geschick.
Seht mich nicht an! Denn grausam ist's zu mahnen
Den Wandrer, der mit Wind und Wogen ficht,
An seines Herzens sehnsuchtsheißes Ahnen,
Das da von Schutz und sich'rer Zuflucht spricht.
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Mein Kanaan
In deinen
Augen lag ein Müssen,
ein Phosphorstrahl,
dein Mund stieß mir mit weichen Küssen
ins Fleisch die Qual.
Am Marterholz der Sehnsucht häng ich
nun festgebannt,
denn einzig nur bei dir empfind ich
gelobtes Land.
Weh! zwischen uns die tiefen Wasser
durchfurcht kein Kahn
und ferner schwindet, immer blasser
mein Kanaan.
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Bei der Nacht
Warum duften doch die Rosen
So viel schöner bei der Nacht?
Warum schmecken doch die Küsse
So viel süßer bei der Nacht?
Wenn durch braune Dämmerungen
Hell der Liebsten
Auge lacht,
Und wie eines Schwanes Fittich
Leuchtet ihrer Glieder Pracht.
Ja, der Tag gehört den Menschen,
Aber Gottes ist die Nacht!
Klar und mild, wie
Auge Gottes,
Tausend Sterne sind erwacht;
Durch die Thäler, durch die Höhen
Weht's wie Mailuft mild und sacht,
Und den Saum von seinem Kleide
Hörst du rauschen durch die Nacht.
Was die Seele dir belastet,
Was dein
Auge weinen macht,
Leg' es ab denn, müder Wandrer,
In den frommen Schoß der Nacht.
Knospen werden sich erschließen,
Früchte reifen über Nacht,
Und die Thränen sind getrocknet,
Ehe du noch aufgewacht.
Darum duften auch die Rosen
So viel schöner bei der Nacht,
Darum schmecken auch die Küsse
So viel süßer bei der Nacht:
Wenn durch braune Dämmerungen
Hell der Liebsten
Auge lacht,
Und du fühlst an ihren Küssen:
Gott und deine Liebe wacht.
_____
Ernst Rauscher (1834-1919)
An ihre
Augen
Wie strahlt dein
Auge wunderbar
Im blauen Himmelsglanz!
So sternenhell, so unschuldklar,
So treue Liebe ganz!
So wie gebannt den Fischer hält
Die Fluth, und niederwinkt,
So fesselt mich die inn're Welt,
Die d'raus entgegenwinkt.
Und wie 's dem Fischer in der Fluth
- Nach jenem Lied - gescheh'n,
So möcht' in deines
Auges Gluth
Die Seele untergeh'n!
_____
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Und du warst schön. In deinem
Auge schien
sich Nacht und Sonne sieghaft zu versöhnen.
Und Hoheit hüllte wie ein Hermelin
dich ein: So kam dich meine Liebe krönen
Und meine nächteblasse Sehnsucht stand,
weißbindig wie der Vesta Priesterin,
an deines Seelentempels Säulenrand
und streute lächelnd weiße Blüten hin.
_____
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Sehnsucht
nach zwei
Augen
(September 1930)
Diese Augen haben um mich geweint.
Denk ich daran, wird mir weh.
Wie die mir scheinen und spiegeln, so scheint
Keine Sonne, spiegelt kein See.
Und rührend dankten und jubelten sie
Für das kleinste gute Wort.
Diese Augen belogen mich nie.
Nun bin ich weit von ihnen fort,
Getrennt für Zeit voll Ungeduld.
Da träumt's in mir aus Leid und Schuld:
Daß sie noch einmal weinen
Werden über meinen
Augen, wenn ich tot bin.
_____
Emil Rittershaus (1834-1897)
Laß mich in Deinen dunklen
Augen
lesen!
Laß mich in Deinen
dunklen
Augen lesen
Das hohe Evangelium der Liebe!
Ja, Winter ist's in meiner Brust gewesen;
Nun kommt der Lenz mit seinem Blüthentriebe!
In meinem Herzen wogt es auf und nieder;
Durch alle Adern wallt es voll Entzücken,
Und stets auf's Neu und immer muß ich wieder
Dich, holdes Lieb, an meinen Busen drücken.
"Sind sie verliebt!" so sprechen die Philister,
Die in das Leben kühl und nüchtern schauen.
Wie hass' ich sie, die Weisen, die Magister!
Nicht kalt, nicht warm, sind sie die ewig Lauen!
Laß sie die Küsse zählen, wenn sie küssen!
Laß sie die Tropfen zählen, wenn sie trinken!
Wir schwelgen selig in den Hochgenüssen,
Im Meer der Liebe trunken zu versinken!
_____
Otto Roquette (1824-1896)
Perlenfischer
Du liebes
Auge willst dich tauchen
In meines
Augs geheimste Tiefe,
Zu spähen, wo in blauen Gründen
Verborgen eine Perle schliefe?
Du liebes
Auge, tauche nieder,
Und in die klare Tiefe dringe,
Und lächle, wenn ich dir dein Bildniß
Als schönste Perle wiederbringe.
_____
Ein Wort von deinem Munde
Ein Wort von deinem Munde,
Das mir herüber klang,
Tönt mir wie eine Kunde
Von goldnem Märchensang.
Durch meine Seele rauschen
Die goldnen Klänge all,
Und alle Tiefen lauschen
Dem süßen Wiederhall.
Ein Blick von deinem
Auge,
Mein ganzer Himmel du!
Bringt mit Versöhnungshauche
Mein ganzes Herz zur Ruh.
So schicken seelge Mächte
Vom blauen Himmelsthor
Durch warme Sommernächte
Ein leuchtend Meteor.
_____
Aus deinem
Auge
Aus deinem
Auge lächelt
Die blaue Sommernacht,
Die still vom Duft durchfächelt,
Der Sterne Traum bewacht.
Du blickst in klarer Bläue,
Die sanft das Herz durchdringt,
Und weißt nicht, was aufs Neue
Sie meiner Seele bringt.
Du weckst mit deinem Kosen
Die Holden die ich mied,
Die Geister meiner Rosen,
Die mir im Lenz verblüht.
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Darf ich meinen Blicken traun?
Sie ist nah dran, aufzutaun.
Milder seh' ich die Gebärden,
Schmelzender die Stimme werden,
Und aus ihrem
Auge bricht
Es wie Frühlingssonnenlicht.
Ja so zärtlich wird ihr Kuß,
Daß ich schon befürchten muß,
Nächstens, will ich sie umschließen,
Wird sie mir im Arm zerfließen.
_____
Die Liebe sprach: In der Geliebten Blicke
Mußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,
Daß sich die beßre Kraft daran erquicke,
Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.
Die Liebe sprach: In der Geliebten
Auge
Mußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,
Daß dir's zur Lamp' in dunkler Klause tauge,
Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.
Die Liebe sprach: In der Geliebten Wonne
Mußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,
Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,
Nicht niederziehn zu Rosen und zu Nesseln.
_____
Ich lag in stummer Lust
An meiner Liebsten Brust,
Und meine
Augenlide
Geschlossen hielt der Friede.
Ich fühlte mich in ihr,
Und fühlte sie in mir,
Ich fühlte nur das Leben,
Das wir einander geben.
Da blickt' ich auf nach ihr,
Und wieder sie nach mir,
Es kamen auf den Wegen
Die Blicke sich entgegen.
Was wollt ihr
Augen hier?
Ihr seid nur Neubegier.
Wir wissen im Vertrauen,
Was ihr nicht braucht zu schauen.
Mein
Auge schaute doch,
Und ihres schaute noch,
Als ob das meine fragte,
Und ihres Antwort sagte.
Es fragte: Liebst du mich?
Es sagte: Frage dich!
Und beide schlossen wieder
Begnügt die
Augenlider.
_____
O wie schön ist, daß du nicht
Schön bist all und immer,
Sondern nur, wenn dein Gesicht
Klärt des Lächelns Schimmer.
Das ist, was mir möglich macht,
Ganz für mich zu haben,
Wenn dein
Auge mir nur lacht,
Deine Schönheitsgaben.
_____
Wer in der Liebsten
Auge blickt,
Der hat die Welt vergessen.
Der kann nicht, wen ihr Arm umstrickt,
Was draußen liegt, ermessen.
Ich halt' in meinem Arm ein Glück;
Wer kann es mir entziehen?
Und nähm' es morgen Gott zurück,
War's heut mir doch geliehen.
Verlangen kann ein Menschenherz
Nichts Besseres auf Erden,
Als fühlen Liebeslust und Schmerz,
Und dann begraben werden.
_____
Wissen möcht' ich nur, wie lange
Ich dir spielen könnt' im Haar,
Oder streicheln an der Wange,
Oder sehn ins
Augenpaar;
Wissen möcht' ich, ob auf Erden
Noch ein solches Spiel es giebt.
Das man, ohne müde werden,
Treiben kann als wie man liebt.
_____
Wilhelm Runge (1894-1918)
Dein
Auge
ist eine samtene Wiese
über alle Hügel des Abends
und deine Lippen sind zu schwer
für ein leichtes Wort
Deine Gedanken
sind vor den Fingern des Todes
der sich zersehnt
ein Tanz des Glücks
Schließ mich ein
in die wilden Rosen
deines Bluts
Dein Atem
ist die Wiege des Sommers
_____
Nicht mehr wandern darf ich durch dein Antlitz
plötzlich falle ich in deiner
Augen tiefe Schlucht
alle Berge schlagen über mir zusammen
mit den Wellen deines Haars
wirf des Lachens Rettungsring
ganz dünn
ist meine Stimme
und wird zerreißen
meinen Wurzeln schließt die Hand dein Felsen
und des
Auges Rose liegt gebrochen
du bist blauer Himmel
ich die Wolke
die sich fest an deinen Nacken klammert
sich nicht halten kann
und tausendfingrig
regenschreckt erdhin
den Wiesengrund
und dort hinsinkt himmellosgelöst auf ihr Knie
_____
Wild wirft mich die Gondel deiner
Augen
in der Stirne Wellenungestüm
Sturm zerzaust der Hände scheu Geäst
und des Blutes Wolken schweben fern
Sterne stehen deinem Hauch gebückt
deine Lippen weiten ihren Strand
wiegen nieder junges Himmelblau
in der Wangenflügel Faltertanz
Sträucher lispeln durch das Dorf geduckt
Sonne beißt die prallen Lippen wund
blutet ihren Sommer in die Seele
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Hugo Salus (1866-1929)
Liebesgeschichten
Ich weiß ein paar winzige Liebesgeschichten,
Und solche erleb' ich an jedem Tag:
Zwei braune
Augen, zwei blaue
Augen,
So heißt meine erste Liebesgeschichte;
Zwei braune
Augen, zwei graue
Augen,
Und das ist die zweite Liebesgeschichte;
Zwei braune
Augen, zwei schwarze
Augen,
Das ist meine dritte Liebesgeschichte.
Und solche kleine Liebesgeschichten
Erleb' ich an jedem, jedem Tag
Und möcht' sie so gerne weiter dichten;
Doch immer erleb' ich nur hübsche Titel.
Aber mein Herz mit jedem Schlag
Sehnt sich nach einem ganzen Kapitel,
Wie es auch immer enden mag,
Wie es auch immer enden mag ..
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Die
Augen der Seele
Und bist du tausend Meilen fern,
So weiß ich, du geliebte Frau,
Ob deine Seele Sonne hat,
Ob deine Seele dunkel ist.
Ich bin wie der blinde König.
Er liebte das Harfenspiel so heiß,
Und seine
Augen waren tot.
Der Harfner spielte und sang dazu
Und stand im leuchtenden Sonnentag
Und sang vor dem blinden König.
Und wie das Lied dem Harfenklang
Sich in der warmen Luft vermählt,
Ein Wolkenschatten fiel darauf.
"Jetzt fällt ein Schatten auf dein Lied!"
So sprach der blinde König.
Und bist du tausend Meilen fern,
So weiß ich, du geliebte Frau,
Ob deine Seele Sonne hat,
Ob deine Seele dunkel ist.
Ich lieb' dich von ganzer Seele.
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Sanfter Regen
Vom Himmel fallen müde Tropfen nieder,
Doch ist er blau, kein Wölkchen ist zu schaun:
Wie blauer
Mädchenaugen sanfte Lider
In sehnsuchtsvoller Liebe übertaun.
Und Schwalben fliegen durch die großen Tropfen,
Und jeder Tropfen blitzt im Sonnenlicht:
Wie bei des Herzens liebebangem Klopfen
Ein Strahl des Glücks aus
Mädchenaugen
bricht ...
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Liebchens Heimkehr
Mädchen, warst Wochen im Wald.
Nun kehrst du heim, die Gestalt
Tannenschlank, waldduftumflossen,
Hellgrünen Waldwiesenschein
Bringst du zur Stadt mir herein
Drein mich mein Sommer verschlossen.
Mädchen, neig' nieder dein Haupt,
Was ich nie möglich geglaubt,
In deinem Aug' kann ich's finden.
In deinen
Augen ist Wald,
Dunkel träumender Wald,
Drin laß mich selig verschwinden ...
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Adolf Friedrich von Schack
(1815-1894)
Süßes Geheimniß
Glaub nicht, daß ich dem lauten Tage
Verrathe, was du mir vertraust,
Wenn mir vorbei mit flücht'gem Schritte
Du wandelst in der Deinen Mitte
Und mit dem Blick, halb kühn, halb zage,
Verheißend mir ins Antlitz schaust.
Berauscht vom Zauber deiner Nähe
Dann seh' ich lang dir staunend nach,
Und mälig erst, indem ich sinne,
Werd' ich des eignen Glückes inne,
Wenn ich die Rede ganz verstehe,
Die stumme, die dein
Auge sprach.
Die Abendschatten werden trüber,
Längst in die Ferne schwandest du,
Und, wie den Tropfen Thau die Blume
Birgt in des Kelches Heiligthume,
Schließt meine Seele still sich über
Dem duftenden Geheimniß zu.
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In deines
Auges Quelle
Taucht sich mein Geist wie in ein Bad;
Die Welt strahlt ihm in reinrer Helle,
Wenn er in ihr vom Staub geklärt sich hat.
Er schwebt dahin mit lichter Schwinge,
Als ob erstanden aus dem Grab;
Durchsichtig werden ihm die Dinge,
Bis auf den tiefsten Grund schaut er hinab.
Was vor Jahrtausenden gewesen,
Wie was in Zukunft unser harrt,
Kann er in einem Blicke lesen,
Und Alles doch ist holde Gegenwart!
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An Adele
Laß mich nicht allein, Adele,
Nicht in weiter Welt allein!
Sonnen will ich meine Seele,
Weib, in deines
Auges Schein.
Leg' in meine deine Rechte,
Daß an Ader Ader wallt!
Schaurig draußen sind die Nächte,
Und die Tage o wie kalt!
In des Menschenschwarms Gewühle
Steh' ich da betäubt und bang;
Daß nur Einer mit mir fühle,
Fruchtlos ist mein Herzensdrang.
Der Natur mich zu vertrauen
Streif' ich durch Gebirg und Wald,
Doch zurück von ihr treibt Grauen
In mich selbst mich wieder bald.
Ob das Herz in Freude schlage,
Ob es in Verzweiflung bricht,
Taub ist sie für unsre Klage,
Unsre Lust versteht sie nicht.
Ihre welken Blätter streut sie
Theilnahmslos auf unsre Gruft;
Nur aus unserm Staub erneut sie
Ihrer Lenze Blüthenduft.
Laß mich nicht allein, Adele,
Nicht in weiter Welt allein!
Sonnen will ich meine Seele,
Weib, in deines
Auges Schein!
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Stumm liegt die träumende Natur;
Wozu die große Stille brechen?
Das Herz laß mit dem Herzen nur,
Das
Auge mit dem
Auge sprechen!
Spricht Blüthe so mit Blüthe nicht
An des Jasminstrauchs duft'gen Zweigen?
So Stern zu Stern mit goldnem Licht
Nicht in der Sommernächte Schweigen?
Das ist die Sprache, weltenalt,
Die lang die Liebe schon gesprochen,
Eh sie den ersten Laut gelallt;
In Worten spricht sie nur gebrochen.
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Richard von Schaukal
(1873-1942)
Kleine Frau
Deine
Augen in Tränen, kleine Frau,
sind wie der Enzian im Tau.
Deine
Augen, wenn sie lachen und blitzen,
sind sonnenfunkelnde Berberitzen.
Dein Mund, wenn er Alltagsdinge erzählt,
ist ein Rothengst, der im Geschirr sich quält.
Dein Mund, wenn er küßt und von Liebe spricht,
ist ein reimetrunkenes Lenzgedicht.
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René Schickele (1883-1940)
Kommen deine
Augen und sehn mich an,
weiß ich, warum mein Leben in deines rann.
Weil sie Himmel erbauen, so tief,
als ob ein ferner Wald darinnen schlief -
und liebst du, ist's ein Wald, der rauschend
um einen Brunnen steht,
in dessen goldener Tiefe
ein Stern zergeht.
Als ob ich dich von weitem riefe,
ist dein Gesicht mir zugewandt
in allen meinen Gedanken: lauschend
ernst und unverwandt.
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Adele Schopenhauer
(1797-1849)
Als Riemer das Lob der geliebten
Augen vorgelesen hatte
Tausendfache Schmeichelnamen
Fand der Liebe Sorglichkeit,
Machte Euch zum Wunderrahmen
Jeder Wunderseligkeit;
Nennt Euch Sterne, Meere, Blumen,
Diamanten, Sonnenstrahl -
Sinnet Euch zum Liebesruhme
Zarte Bilder sonder Zahl.
Augen! wie soll ich Euch nennen?
All' der Bilder reiche Pracht
Will mein Herz nicht anerkennen,
Keines ward Euch gleich erdacht.
Wohl und Weh, und Qual und Frieden,
Himmelsglück und Erdenlust,
Könnt Ihr strahlend mir gebieten,
Wecken sie in tiefster Brust? -
Dennoch wird es nie gelingen,
Nicht in Wort- und Farbenpracht
Diesen Zauber zu besingen -
Zauber wird nie klar gedacht!
Ueber jedes Glück der Erden,
Ueber jeden Lebenslaut,
Muß der Zauber sich bewähren,
Der den
Augen anvertraut.
Und was jenes uns mag bieten,
Ob es schön und herrlich sei,
Nennt es Sterne, nennt es Blüthen:
Liebeszauber bleibet neu;
Mahlt's in tausendfachen Zügen
Jeden Morgen spielend hin:
Nimmer wird ein Wort genügen -
Unaussprechlich bleibt sein Sinn.
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Karl Siebel (1836-1868)
Mein Engel
Wenn dein tiefdunkles
Auge
Sich mir zu lesen giebt -
Fühl' ich mit stiller Wonne,
Daß mich ein Engel liebt.
Und jede trübe Klage
Das frohe Herz vergißt;
Es weiß, daß es nun selber -
Im Himmel heimisch ist. –
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Jegor von Sivers (1823-1879)
Mikrokosmos
Ich saß mit ihr an einem Quell,
Sie sah hinab zur Murmelwell,
In ihres
Auges hellem Glanz
Begann der Silberwellen Tanz.
Drauf schickte sie den Blick zum Wald,
Und wie durch Zauber alsobald
Erschien das Grün so düftemild
In ihres
Auges schwarzem Bild.
Dann blickte sie auf Feld und Flur,
Und schnell verschwand des Waldes Spur,
Und durch die Wiese zog der Bach
Der blauen Ferne sehnend nach.
Jetzt Wonne, schaut sie himmelan,
Der Himmel hat sich aufgethan!
Welch wundertiefer ernster Schein,
Und doch so lieblich klar und rein!
So lang ihr
Auge mir noch strahlt,
Bleibt Erd und Himmel frisch gemalt,
Und Erd und Himmel sind mein Reich,
Drin herrsch ich einem König gleich.
Und schließt ihr
Auge Todes Nacht,
Dann stirbt auf ewig all die Pracht,
Das Reich der Freuden ist nicht mehr,
Und Welt und Herz sind todt und leer.
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Karl Stieler (1842-1885)
Einem Kinde
Als du dein Herz, dein Herz voll Freude,
Gelehnt an meine Brust voll Weh',
Da tauten Lenzgedanken wieder
Mir auf wie Blumen unterm Schnee.
Hell fiel dein Haar auf meine Schulter
Und lang hast du mich angeseh'n
Mit
Augen, tief und jugendinnig,
Als frügst du mich, was mir gescheh'n?
O, frage nicht! – Wie du, so blickte
Die Liebe einst, die mich verließ.
Aus deinen sel'gen
Kinderaugen
Schaut mein verlor'nes Paradies.
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Letzte Wonne
Du kennst die letzte Wonne nicht,
O Weib, und wirst sie nie ergründen:
In deinen
Augen glüht ein Licht,
Das will nicht wärmen, will nur zünden!
Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
Die selig sich gestehen kann:
Ich schmied' aus Schönheit keine Waffen;
Es war kein Sieg, den ich gewann,
Es war nur Glück, das ich geschaffen!
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Theodor Storm (1817-1888)
Rechenstunde
Du bist so ein kleines Mädchen
Und hast schon so helle
Augen;
Du bist so ein kleines Mädchen
Und hast schon so rote Lippen!
Nun schau mich nur an, du Kleine,
Auch ich hab helle
Augen,
Und laß dir alles deuten -
Auch ich hab rote Lippen.
Nun rechne mir doch zusammen:
Vier
Augen, die geben? - Blicke!
Und - mach mir keinen Fehler! -
Vier Lippen, die geben? - Küsse!
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Dämmerstunde
Im Sessel du, und ich zu deinen Füßen -
Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
Und stiller ward es zwischen mir und dir;
Bis unsre
Augen ineinandersanken
Und wir berauscht der Seele Atem tranken.
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Noch einmal!
Noch einmal fällt in meinen Schoß
Die rote Rose Leidenschaft;
Noch einmal hab ich schwärmerisch
In
Mädchenaugen mich vergafft:
Noch einmal legt ein junges Herz
An meines seinen starken Schlag;
Noch einmal weht an meine Stirn
Ein juniheißer Sommertag.
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O süßes Nichtstun
O süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!
O süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
Zu atmen in den neubefreiten Düften;
Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
Rückkehren dann aus aller Wunderferne
In deiner
Augen heimatliche Sterne.
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Moritz Graf von Strachwitz
(1822-1847)
Bescheidene Bitten
Ich will ja nur an deiner Lippe sterben,
Als Sonnenstaub in deinem Kuß verfliegen,
Will nur den Schmerz, den tiefen schweren herben,
Mit deines Mundes Lethetrank besiegen.
Ich will ja nicht an deinem Munde saugen,
Nur fromm und gläubig in dein Antlitz schauen
Und auf dem Strahle deiner
Wunderaugen
Zum Äther hin demantne Brücken bauen.
Ich will ja nicht in deinem
Aug' mich sonnen,
Nur Worte tauschen süßer Minnefehde,
Nur rauschen hören deiner Lippe Bronnen
In sanften Wellen zarter Frauenrede.
Ich will ja nicht dich sehen, küssen, hören,
Ich will ja nur dein denken im geheimen
Und hoffnungslos der Saite Gold empören
Und mich ergehn in zarten Liebesreimen.
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Karl Streckfuss (1779-1844)
Erste Seeligkeit
Du bist mir gut - dein
Auge hat's gestanden,
Der Stirne Falten können's nicht verneinen -
Ich sah der
Augen Doppelsonne scheinen,
Und meiner Seele düstre Wolken schwanden
Wie wer entschlummert in der Erde Landen,
Sich wiederfindet in Elysiens Hainen,
So staun' ich lächelnd und die
Augen weinen,
Seit in den deinen sie den Himmel fanden.
Und Blumen spriessen unter meinem Schritte,
Genährt vom Thau der wundersüssen Zähren,
Und in mir tönen himmlisch linde Saiten,
Und Stimmen säuseln aus des Herzens Mitte:
Sie ist dir gut, sie will dem müden Sehnen
An ihrem Herzen holden Lohn bereiten.
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Julius Sturm (1816-1896)
Bitte
Laß nicht dein
Auge auf mir ruhn,
O wende deinen Blick von mir!
Mein armes Herz, es schlummert nun,
Es schlummert und es träumt von dir.
Und fiel aus deinem Aug' ein Strahl
In meines Busens nächt'gen Raum,
Es fühlte dann zu neuer Qual,
Daß seine Seligkeit nur Traum.
_____
Lied
Wenn dein
Auge freundlich
In das meine blickt,
Fühlt sich meine Seele
Allem Leid entrückt;
Und es lacht das Leben
Mich so freundlich an,
Und des Himmels Pforten
Sind mir aufgethan;
Und mir ist, als zög' ich
Jubelnd mit dir ein,
Und als könnt' ich nimmer
Wieder traurig sein.
Doch kaum daß du scheidest,
Schwindet auch der Traum,
Düsteren Gedanken
Giebt die Seele Raum;
Und mir ist, als stünd' ich
Auf der Welt allein,
Und als könnt' ich nimmer
Wieder fröhlich sein.
_____
Die ungehorsamen Diener
Zum
Auge sprach ich,
Sein Bildniß trag' ich
Im Herzen immer,
Doch willst du zeigen
Dich treu mein eigen,
Verrath' es nimmer.
Und zu den Wangen
Sprach ich, nicht prangen
Sollt ihr mit Rosen,
Mag euch so linde
Wie Frühlingswinde
Sein Hauch umkosen.
Schon hör' ich Tritte;
Gedenkt der Bitte!
Er kam gegangen; -
Die
Augen glühten
Und Rosen blühten
Auf meinen Wangen.
_____
Albert Traeger (1830-1912)
Die klugen
Augen
Laß mich, das Haupt an Deine Brust gelehnt,
Verstohlen lauschen auf des Herzens Schlagen,
Ob es das Wort, das ich so heiß ersehnt,
So lang gehofft, mir endlich wolle sagen.
Ob ich gefleht, ob stürmisch auch ich frug,
Es wollt' es nimmer mir Dein Mund vertrauen,
Er fürchtet Deine
Augen, die so klug,
Und die so wachsam auf die Lippen schauen.
D'rum mag Dein Herz, von meinem Haupt versteckt,
Daß es mich liebt, ganz leise mir gestehen;
Was zittert es? was zagt es noch erschreckt?
Die klugen
Augen können's ja nicht sehen.
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Mein Stern
O laß Dein
Auge freundlich auf mir weilen,
Es blickt mir Ruhe tief in's Herz hinein;
Wie sich die Wolken vor der Sonne theilen,
Flieht all' mein Schmerz vor seinem milden Schein.
Wollt' ich als Kind mein Abendsprüchlein lallen,
Dann sah ich fromm zu einem Stern empor:
Es war mein Stern, ich fand ihn unter allen,
Bis ich mit meiner Kindheit ihn verlor.
Doch ruhen auf mir Deine lieben
Augen,
In denen meiner Kindheit Himmel lacht,
Dann sehe stets aus ihrer Tiefe tauchen
Ich den verlor'nen Stern in alter Pracht.
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Schau' tief ich in Dein
Auge nieder
Schau' tief ich in Dein
Auge nieder,
Kommt über mich ein Kindestraum:
Die bunten Lichter glänzen wieder
An unserm grünen Weihnachtsbaum
Die Hände wollen mir sich falten,
Es fällt ein frommer Spruch mir ein,
Den andachtsvoll wir Kleinen lallten:
Kind Gottes, kehre bei uns ein!
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Ludwig Uhland (1787-1862)
Seliger Tod
Gestorben war ich
Vor Liebeswonne:
Begraben lag ich
In ihren Armen;
Erwecket ward ich
Von ihren Küssen;
Den Himmel sah ich
In ihren
Augen.
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Liebesfeuer
Vom Feuer, das in Liebenden sich dränget,
Wie Ebb' und Flut, vernehmt geheime Kunde!
Sind sie getrennt, so bleibt es tief im Grunde
Der sehnsuchtsvollen Herzen eingeenget;
Nur Widerschein der Glut, die innen senget,
Gelangt zum dunkeln
Aug' und bleichen Munde;
Bis nun erscheint des Wiedersehens Stunde,
Wo sich das Feuer aus der Tiefe sprenget.
Wie erst mit heißen Blicken sie sich grüßen!
Wie beider lang verhaltne Flammen streben,
Sich zu vereinen durch das Spiel der
Augen!
Bald senken sie die Wimpern, um in Küssen
Noch tiefer eins des andern glühend Leben
Aus Lippen, denn aus
Augen, einzusaugen.
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Wilhelm Waiblinger
(1804-1830)
Das
Auge der Geliebten
Ach, warum in dieser Ferne,
süßes Herz so weit von dir?
Alle Sonnen, alle Sterne
öffnen ihre
Augen mir,
nur die reinsten, tiefsten Strahlen,
nur das klarste, blauste Licht,
drinn sich Erd' und Himmel malen,
nur dein treues Auge nicht.
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Maria Luise Weissmann
(1899-1929)
Meine
Augen
Wenn Du kommst
Müssen meine
Augen
Ins Dunkel kehren
Wie in den Tod.
Seit sie Dich einließen:
Verräterinnen -
Nun leben sie immer
Unterm Beil.
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Paul Wertheimer (1874-1937)
Schließ die
Augen zu, mein Kind
Schließ die
Augen zu, mein Kind!
Alle lieben Dinge sind
Heimlich, heimlich, traumverstohlen.
Rings in tiefer Mitternacht
Schleicht die Liebe sachte, sacht.
Schleicht heran auf Katzensohlen.
Sei vor jeder Buntheit blind.
Um uns mit dem Frühlingswind
Rauscht das Schicksal linde, lind -
Schließ die
Augen
zu, mein Kind! ...
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Schlummerlied
Du bist ich und ich bin du ..
Schliesst uns das Glück die
Augen zu;
Wiegt uns mit einem Sang zur Ruh:
.. Du bist ich und ich bin du ..
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Der Tanz
Und so bist du mein: im Tanze,
Still das Haupt, in läss'ger Ruh.
Deine
Augen, feucht, im Glanze,
Winken, blinken, sinken zu.
Und im Ruhen und im Schweben
Hüllt dich meine Sehnsucht ein;
So dem Tanze hingegeben,
Wirst du's bald der Liebe sein.
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Traum vom Tode
Und meine
Augen fallen zu.
Die Seele irrt am Strande -
Und stört die Schatten aus der Ruh,
Im bleichen Nebellande.
Da ... schwer hintastend durch das Grau,
Fühl ich ein mildes Scheinen.
Das sind die
Augen dein, o Frau,
Sie leuchten und sie weinen.
O
Augen, die mir Tröster sind
In diesen Dunkelheiten,
Ich laß mich, ein verirrtes Kind,
Von euerm Schimmer leiten.
Sie folgten mir. Sie grüßen mich
In lächelndem Erbarmen. - -
Noch jauchzt mein Tag! Wie lieb' ich dich!
Du lebst in meinen Armen.
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Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Heilung
Es liegt die Nacht auf Erden schwer
Mit allen ihren Schauern;
Mein Herz ist dunkel, kalt und leer,
In mir ist nichts als Trauern.
Steh auf, du Himmelssonnenlicht,
Zünd' an die warmen Kerzen!
Geh auf, du Engelangesicht,
In meinem müden Herzen.
Hauch' ab die kalte Erdennacht
Mit deinem Flammenmunde!
Lacht in das Herz mir,
Augen, lacht!
Daß ich, daß ich gesunde!
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Eliza Wille (1809-1893)
Wie ist dein
Auge rein und schön!
Ich kann in die Tiefe so tief nicht seh'n,
Dein Aug' ist wie der Himmel droben,
Da wohnt ein Geist den Engel loben,
Vor dem die Menschen schweigend knien,
Vor dem alle bösen Gedanken entfliehn!
Wenn ich bei dir nun bin und lebe -
Ich hab' kein Wort; ich schweige, bebe -
Der Fuß berührt die Erde kaum -
Ich wund're mich, daß es kein Traum -
Von fern kommt eine Melodie -
Ich hör' sie nicht - ich fühle sie -
Mir ist das Herz so sanft, so weit,
Wo ist nur Täuschung, Schmerz und Leid
Und Sorge dieser Welt geblieben? -
Es ist so süß, so süß zu lieben!
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