Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Du
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
18. Jh.
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Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
[An Ulrike v. Levetzow]
Am heißen Quell verbringst
du deine Tage,
Das regt mich auf zu innerm Zwist;
Denn wie ich dich so ganz im Herzen trage,
Begreif ich nicht, wie
du wo anders bist.
_____
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Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751-1792)
An **
In der Nacht im kalten Winter
Wird's so schwarz und graulich nicht,
Als in meinem armen Herzen
Fern von deinem Angesicht.
Aber wenn es wieder lächelt
In die Seele mir hinein,
Werd' ich jung und neu geboren,
Wie das Feld im Sonnenschein.
Du allein giebst Trost und Freude;
Wärst
du nicht in dieser Welt,
Stracks fiel alle Lust zusammen,
Wie ein Feuerwerk zerfällt.
Wenn die schöne Flamm' erlöschet,
Die das all gezaubert hat,
Bleiben Rauch und Brände stehen
Von der königlichen Stadt.
_____
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Eulogius Schneider
(1756-1794)
Das
DU
Wahre Liebe bindet nie
Sich an's steife, ernste: SIE.
Sie vergisst's, und weiss nicht wie.
Trautes Liebchen, fraget sie,
Bist
du
nicht mein Liebchen,
du?
Liebchen lächelt, ja, dazu.
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19./20. Jh.
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Eufemia von
Adlersfeld-Ballestrem (1854-1941)
Der Frühling naht!
Der Frühling naht, die holde Zeit,
Schon kommt sie mit Gewalt,
Mit Veilchenduft und Lerchenschlag
Und grün wird Au' und Wald.
Auch mir im Herzen grünt empor
Der Hoffnung frohes Wort, -
Ich hoff' auf sonnenhelle Zeit,
Ich hoffe fort und fort!
Und über aller Frühlingspracht
Da lacht der Himmel blau,
Er strahlt so hell und spiegelt sich
Im Bache auf der Au'. -
Und Osterglockentöne ziehn
In meine Seele ein -
Ich glaub' an dich und an dein Wort,
Weil
du der Himmel mein!
Und Frühlingshauch und Frühlingsglück
Auf jedem Halm sich wiegt,
Bis daß die Welt in Sommerspracht,
Im Rosenschimmer liegt.
Ich lieb' dich, meine Liebe ist
Der Welt gleich, groß und weit -
Du bist die Sonne, die mir giebt
Die schönste Rosenzeit.
_____
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Alexis Adolphi (1815-1874)
Liebeswünsche
Mein Lieb, bin ich ein See fürwahr,
Groß, tief und sturmgehügelt:
Sei
Du die Sonne, die sich klar
Auf stiller Flut ihm spiegelt!
Bin ich die Muschel, die da ruht,
Vom Meerschlamm trüb umfeuchtet:
Sei
Du der Perle reine Glut,
Die ihr im Herzen leuchtet!
Bin ich die dunkle Wetternacht,
Wo dumpfer Donner dröhnet:
Sei
Du des Regensbogens Pracht,
Der friedlich sie versöhnet!
Bin ich ein Schifflein fern im Meer,
Fast in ein Nichts verschwommen:
Laß
Du als Sternbild licht und hehr
Zum Hafen heim mich kommen!
_____
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Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Du
Ach säh'st
du mich nur einmal an
Mit deinen Zaubersternen,
Wie wollt ich freud'gen Mutes dann
Das Leben tragen lernen.
Für einen Kuß von deinem Mund
Könnt' ich das Meer bewegen,
Die schönsten Perlen aus dem Grund
Zu deinen Füßen legen.
Und könnt' mit meinen Liedern all'
Ich deine Lieb' erringen,
Ich würde wie die Nachtigall
Mich gleich zu Tode singen.
_____
Du hast zu mir gehalten
Du hast zu mir gehalten
Als alles mich verließ,
Als selbst die eig'ne Mutter
Ihr armes Kind verstieß.
Verlassen und verloren,
So ging ich durch die Nacht,
Ein irrend Blatt im Winde -
Du hast an mich gedacht.
Des Spottes Pfeile schossen
Hernieder auf mein Haupt,
Verachtung ohne Ende -
Du hast an mich geglaubt.
Bei diesem Trostgedanken
Fand ich den Weg zur Ruh,
O sei dafür gesegnet,
Mein guter Engel,
Du!
_____
Gefunden
Wie lange ich gesucht dich hab',
Nun endlich doch gefunden!
Seit dein Wort meine Seele traf,
Genas ich meiner Wunden.
Des ersten Glückes feurig Rot
Durchflammt mein ganzes Wesen,
Hin ist das Leid, hin ist die Not,
Nun bin ich voll genesen.
Die Seele irrt nicht mehr umher,
Sie liegt an deinem Herzen,
Zieht stolz jetzt durch dein Liebesmeer
Und kennt nur lachen und Scherzen.
Sie schläft in deinen Armen ein,
Küßt dich zu tausendmalen,
Und spiegelt in den Augen dein
Sich wie in Sonnenstrahlen.
Das heiße Dürsten ist gestillt,
Mein Schifflein ruht im Hafen,
Vom Liebesmantel eingehüllt,
Geh' ich nun freudig schlafen.
Du mein, ich dein für alle Zeit,
Was gäb' es, das mich quäle?
Du meines Glückes Seligkeit,
Mein Leben, meine Seele!
_____
-
Stine Andresen (1849-1927)
Mein Stern
Du bist mein Stern! Und willst du's gleich nicht wissen,
Du leihst doch unbewußt mir deinen Strahl,
Gleich wie des Himmels Sterne leuchten müssen
Den armen Sterblichen im Erdenthal.
Einst trieb das Schicksal dich in meine Nähe,
Und stolz und strahlend zogst vorüber
du.
That auch dein Stolz mir tief im Herzen wehe,
Du sandtest doch dein segnend Licht mir zu.
Und werden nie sich unsere Wege einen,
Und bleibst
du mir auch ewig, ewig fern,
Stets wird dein Licht in meine Seele scheinen
Voll heil'gen Glanzes, denn
du bist mein Stern.
_____
-
Elsa Asenijeff (1867-1941)
FLEHEN
Mein Herz ist einfach
Wie ein Kinderherz
Verzeih ihm nur und zürne nicht:
Es kann nicht zweie lieben,
Nur einen immerzu
Und – ja – der eine –
Der bist
du!
_____
HINGEBUNG
Du,
Der allen Glanz meiner Seele gibt,
Lass mich nur manchmal wie ein kleines Kind –
Meine Hand in deiner gehen, –
– – – Gläubig dir lauschend!
Demütig in deine Augen sehen
Und tun, wie
du mich heisst . . .!
Doch, wenn sie dir weh tun wollen,
Tückischer Feind sich naht,
Werd ich wie zehntausend Engel
Mit flammenden Schwerten
Schützend um dich stehen
Und gegen deine Feinde gehen . . .!
_____
Mich zerreisst die Sehnsucht nach dir! Berstet Wände!
Sturm trag mich zu ihm!
O Süss – Einziger, sei da, nimm mich hin!
Nur einen lichten Morgen, nur eine helle Stunde –
Denn
Wo
du nicht bist, ist Nacht und Hölle!
_____
Du bist so schön,
Ob
du sinnst oder lachst,
Dass
du zittern machst!
Verzeih der Schwachen,
Die sich ganz in dir vergisst,
Weil
du so wunderbar und köstlich bist!
Jedwedes Leid wollt ich künftig ertragen
Wär es über ein Glück an deiner Brust gegangen!
_____
FASZINATION
Du bist berauschend
Wie die blassen Hyazinthen
In schlanker Vasen
Bleichem Perlenglanz.
Das Blut verliert die Einfalt,
Wenn es dich erbebend fühlt
– Jeder Halt
Ist weg;
In Terzen, Quinten
Girrt es durch Adern,
Die wie Saiten sind
Zur Liebe heissem Qualgesang
– – – – – – – – –
Du duftest
Wie die blassen Hyazinthen
Verwirrend in mein Sein hinein!
O tauch die Blutgier deiner roten Lippen
In meine weissen Brüste ein . .!
_____
DEM EINEN INS OHR
Ich schaue nicht zurück
Und juble nur
O welches reiche Glück: –!
Ich bin ein Weib
O
du! o
du!
Mann, Herrlichster, Blutgerufener –!
Küss mir ein Englein in den Leib!
_____
DEM EINZIG-GELIEBTEN INS OHR
Wie bist
du mir angenehm!
Deine Züge sind so schön
Und brennend deine Augen
. . . ich kann nicht widerstehn!
Ich berge ratlos mein erglühendes Gesicht
In Beben
An deinem Hals –
Verurteile die Liebend-Schwache nicht!
So süss ist Liebe – –
– – – – – – – – – – – - - - -
Und kurz das Leben
Und ach!
So lange, lange ist man tot . . .
_____
EIN AUFSTRAHLEN –!
Du bist meines Lebens
Halt und süsser Sinn,
Mann der Sonne!
Wonne
Reisst mich hin . . .
_____
-
Hugo Ball (1886-1927)
Ewige Liebe
O wüsste ich nicht, dass die Sterne verbluten,
O wär es nicht wahr, dass die Sonne lischt,
O dürft ich Dich lieben mit flammenden Gluten,
Ach, und sie stürben, sie stürben nicht!
O könntest
Du bleiben, o könntest
Du weilen,
O liessest
Du niemals mich, nie allein,
O dürfte ich ewigen Traum mit Dir teilen,
O dürftest
Du ewig mein eigen sein!
_____
Tausend Saiten hat meine Laute
Tausend Saiten hat meine Laute
Tausend Töne hatte mein Herz
Seit Deine Liebe mir Träume spann
Seit mir Dein Ich in die Seele schaute
Harfen sie himmel und himmelwärts.
Bist
Du mein Licht,
Das die Hände faltet?
Bist
Du der Tag,
Der mir Blüten küsst?
Bist
Du die Sonne
Die über mir waltet?
Sage mir, ob
Du
Ein Engel bist?
_____
Du bist mein Engel -
Du bist mein Engel,
Du bist mein Blut.
Mein Leben bist
Du,
Du bist mein Flammen,
Bist meiner Seele Glut.
Du bist mein Glück, mein Elend,
Mein Jubel
Du, mein Leid.
Du kniest an meinem Lager,
Du weckest meine Schläfe,
Gehst stumm an meiner Seit.
Du bist mein Stern, mein Heimweh,
Du bist dereinst mein Traum,
Wenn mich das Grab umnachtet,
Wenn meinen Sarg umklammert
Die Liebe Dein und ein Totenbaum. -
_____
Entrückt und nah
Entrückt und nah, belebend und doch Schein,
So seh ich, Liebste, Dich vor mir errichtet.
Ein Umriß, der vor meinen Blicken flüchtet
Und dem es doch bestimmt ist, Bild zu sein.
Die Hände haben längst darauf verzichtet,
Zu fassen nach Gestalt von Fleisch und Bein.
Genug zu wissen, daß
Du Brot und Wein
Und zartes Feuer bist, das mich belichtet.
Die Augen werden einst in Moder fallen.
Was war ich ohne Dich? Ein irres Lallen,
Ein Dunkel und ein Rausch der Bitternisse.
Laß wehen durch mein Wort die lichten Küsse.
Laß sinken in mein dämmerndes Gedicht
Vom Brunnenrande her Dein Angesicht.
_____
-
Frida Bettingen (1865-1924)
Wenn sie Dich nennen
Dein Name!
Mein Geliebtes,
Du! –
Du fragst mich, wie das sei?
Wie ein Komet am Himmelsrande
flammt er auf.
Fern allem irdischen Gewühl,
auf Wolkenbahnen, die sich selbst nicht kennen
steht mein entzücktes Herz.
In seines Schicksals hirtenfrommen Glanz gehüllt.
Dann sammelt es heimatlich
langsam – langsam -
Goldbrand und Glitzerstaub
in seine Tiefen ein.
Süßester Friede ruht.
_____
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Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Liebe
Es ist ein Glück zu wissen, daß
du bist,
Von dir zu träumen hohe Wonne ist,
Nach dir sich sehnen macht zum Traum die Zeit,
Bei dir zu sein, ist ganze Seligkeit.
_____
"Frauenhaar"
"Frauenhaar" trag ich am Hute,
Wie Flachs so weich, wie Seide so fein,
Flirrfädelnd spinnt's im Sonnenschein,
Flott flattert's in den Wind hinein,
Ich trag es mit fröhlichem Mute
Und denke dein,
Mein Seidenhaar,
Die meine Sonne, mein Sehnen war,
Mein Leben im bebenden Blute,
Du Weiche,
du Feine,
du Gute.
_____
Amor-Vampyr
Im hellen Herbstwald auf buntem Laub
Waren wir wie Kinder und küßten uns
Unschuldig in linder Liebe.
Bubenmädel, Bubenmädel,
Wie lachten deine Augen, die hellen, braunen,
Wie lag dein liebes Köpfchen so leicht auf dem Laube,
Und leicht auch lagen meine Lippen auf deinen.
Aber die Nacht kam auf Katzenpfoten,
Die schwarze, schwere, schweigende Nacht,
Und schwül wars im Zimmer.
Das gelbe Licht der schwebenden Lampe lag
Wie leuchtender, feuchter Nebel über dem Raum,
Und deine Augen fragten ängstlich aus dem gelben Dämmer.
Braune, brütende, unselige Augen.
In ihnen braute, tief unten, tief,
Brodelnder giftiger Gischt.
Oh
du,
du,
du!
Und über dich hin warf mich die Wut der Liebe.
Und unsre Lippen lasteten aufeinander,
Wie alle schmerzlichen, sehnsuchtschmachtenden Sünden zweier Sterne,
Die sich im wirbelnden Weltall treffen
Und klagegellend sich umklammern.
Oh
du,
du,
du!
Und meine Augen gruben sich in deine,
Und meine Arme wanden sich um deinen Leib wie Raubtierpranken;
Und es stöhnte deine Brust,
Und deine Augen irrten wie verflogene Tauben.
Sie suchten den hellen Herbstwald
Und die Kindheit unsrer Liebe
Im bunten Laube.
Und fanden nicht und wurden schmerzenstarr
Und höllebrünstig heiß und hackten in mein Herz
Wie schwarze Adlerschnäbel.
Oh
du!
Oh
du!
Matt sank mein Haupt dir in den Schooß.
Du bebtest.
Dann sprachst
du leise wirre Worte und weintest.
Und deine Augen wurden wieder hell.
Weißt du es wohl, was zwischen uns geschehn?
Der Haß hat uns gepaart in wildem Kampf,
Der Haß von Mann zu Weib und Weib zu Mann,
Die heiße Gier, sich einzusaugen das fremde Herz
Und jeden Tropfen Blutes und jeden Atemzug.
Mein Herz und dein Herz haben sich geschaut im Kampfe,
Und kämpfend sich durchdringend sind sie in Eins geflossen.
Du bist nun ich, doppelt ist meine Seele.
Wird sie je leben
Können ohne dich?
_____
Du, mein Glück
Meine Seele, eine Taube,
Lang verflogen und verirrt,
Regt nun zwischen lauter Blüten
Auf dem schönsten Frühlingsbaume
Ihre Flügel leis vor Glück.
Du mein Baum voll lauter Blüten!
Du mein Glück!
Du meine Ruh!
Meiner Sehnsucht weiße Taube
Regt die Flügel, regt die Flügel
Dir im Schoße. Süße! Süße!
Welch ein Wunder: Ich und
du!
_____
Reichtum
Perlen gleiten durch meine Hand -:
Das war Wasser, das verschwand;
Gold kam über mich hergelaufen -:
Wolkenberge, Wolkenhaufen;
Nichts ist mehr in meiner Hand,
Und ich kann mir garnichts kaufen,
Und mir blieb nur, was ich fand:
Ein Herz für mich, ein Glück für mich,
Zwei Augen, die leuchten: Ich liebe dich,
Und eine Wärme innerlich:
Du,
du und ich ...
_____
-
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Bild der Freundin
So schön bist
du die mir das Herz bewegt,
daß selbst der Quelle Spiegel welchen
du befragt
dein Ebenbild zurückzugeben nicht gewagt
und zitternd brach.
So lieblich
du daß deiner Lieblichkeit
selbst die Meduse hätt ein Lächeln nicht versagt,
als ob durch deinen Zauber sei das Graun verjagt
das aus ihr sprach.
So edel
du wie wenn selbst die Natur
den Heimfall deines Wesens an den Staub nicht litte,
die Schöpfung selbst für Unvergänglichkeiten stritte
in deinem Bilde.
So freudig
du auf Erden und glückmächtig
daß Kraft und leuchtend Blühen folgen deinem Tritte
und wo
du schreitest ist's als ob der Morgen schritte
durch die Gefilde.
_____
Wie leicht mein Herz da
du es hebst;
wie leicht das Leben da
du lebst;
da
du ihn stirbst ist wohl der Tod
ein heiterer Morgen über fremden Meeren
die wir durchziehn auf sonnbeglänztem Boot.
_____
Wirst
du die mir noch jeden meiner Tage
- und seist
du noch so ferne - hilfst beginnen
einst mit mir gehen an das Tor der Frage
vor dem nicht Umkehr ist und kein Entrinnen?
Vielleicht, wenn stumm wir vor dem großen Leer
des Schweigens stehen, dann erst wissen wir
daß unser beider Leben war nicht mehr
als ein Geraune zwischen mir und dir.
_____
Liebe
Nun stehn die Hirsche still auf dunklen Schneisen,
die Löwen stehen still im Felsentor;
nun schweigen Nachtigallen ihrer Weisen
und Sterne, Sterne hören auf zu kreisen
und aus den Sonnen tritt kein Tag hervor.
In gleiche Nacht sind wir nun eingetaucht,
in gleichen Tag und wieder Tag und Nacht,
ein gleiches Sterben hat uns angehaucht,
zwei Leben sind im Augenblick verraucht
und gleiches Wissen hat uns stumm gemacht.
Es ist als ob die Welt sanft von uns wich -.
Die Löwen stehen still im Felsentor
und Sterne, Sterne - Mond und Stern verblich
und alles starb, als
du und ich
und ich und
du sich Herz in Herz verlor.
_____
-
Friedrich von Bodenstedt
(1819-1892)
Ich singe dich, liebes Mädchen,
du!
Ich singe dich, liebes Mädchen
du!
Du Herrliche,
du Süße!
Dir jauchzen all meine Gedanken zu,
All meine Liebesgrüße!
Das Glück, das
du mir im Leben bescheert,
Sing' ich im Liede wieder -
Und ist mein Singen auch deiner nicht werth:
Du adelst meine Lieder!
Du funkelst darin, wie ein Diamant,
Mit wunderbarem Feuer,
Und wären die Worte selbst nichtiger Tand:
Du machst sie werth und theuer!
Wie das dunkele niedere Gras im Thal
Vom nächt'gen Thau befeuchtet,
Selbst funkelt und blitzt in hellem Gestrahl,
Sobald die Sonne leuchtet.
Dir jauchzen all meine Gedanken zu,
Dir alle meine Lieder!
Der Sonne gleich strahlest und lächelst
du
Verklärend darauf nieder!
_____
-
Udo Brachvogel (1835-1913)
O sprich, denn wenn
Du redest, erfaßt Entzücken mich;
O sprich Musik
Du Einz'ge, willst
Du beglücken mich.
Ein Wort aus Deinem Munde ist wie ein Blumenstern,
Nach ihm will tausend Male ich freudig bücken mich.
Mein Antlitz lehne schweigend ich an die schönste Brust,
Und Himmelsphantasien, sprichst
Du, berücken mich.
Ein einzig Wort, - denn schweigst
Du, so fürcht' ich Deinen Groll,
Und grenzenlose Bangniß und Angst zerstücken mich;
Doch ganze Lenze weh'n mir aus Deinem Wort, drum lass'
Von Deinem Munde Rosen der Liebe pflücken mich.
In einem einz'gen Falle nur darfst
Du schweigen, - willst
Du unter tausend Küssen an's Herze drücken mich!
_____
-
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Alles in dir
Du lehrest mich die Lieder singen,
Du hauchest den Gesang mir ein,
Du leihst der Seele höhre Schwingen;
Wer giebt mir Lieder? du allein.
In dir empfind' ich nur das Leben,
Du rufst die Seele aus dem Nichts,
Du giebst mir Glauben, giebst mir Streben,
Trägst mich hinauf in's Reich des Lichts.
O sage mir, mein hoher Meister,
Was ich dir opfernd weihen mag!
Im unermessnen Reich der Geister
Zieht dir, nur dir mein Wesen nach.
Befiehl, ich gehe in's Verderben,
In Nacht und Graus und Tod hinein;
Dir will ich tausend Tode sterben,
Du giebst mir tausendfaches Sein.
_____
Ergebung
Mein ganzes Sein, es neigt in Liebe,
In Sehnsucht neigt es dir sich zu,
Und der Gefühle Blumentriebe,
Sie wurzeln tief in deinem
Du.
Wenn Lichtgedanken aus dir klingen,
In mir sie nehmen Traumgestalt,
Und wandeln sich in leises Singen,
Das aus mir strömt und nach dir wallt.
Nur Eins bin ich mit deinem Streben!
Ich ruh' in dir wie in dem Glück,
Und alles führt im tiefsten Leben
Mein sinnend Sein in dich zurück.
_____
Mit jedem Pulsschlag leb' ich dir,
Du mein geliebtes Leben!
In alle Träume will sich mir
Dein holdes Bild verweben.
Und jeder Atemzug ist nur
Dir eine Liebesweihe,
Und jeder Seufzer ist ein Schwur
Unwandelbarer Treue.
Und ewig sind von dir erfüllt
Die sehnenden Gedanken,
Die sich um dein geliebtes Bild
Wie weiche Reben ranken.
Und wird mir schwer, und wird mir bang:
Gedenk' ich dein, wird's Friede;
Es löst das Leid sich im Gesang
Und wallt zu dir im Liede.
_____
-
Bess Brenck-Kalischer
(1878-1933)
Im Urgrund wuchsen wir ...
Im Urgrund wuchsen wir.
Blaue Blüten
Immer Nur
Du.
Verschlungen, verweht
rankt unser Blut an fremden Hüften empor.
Wildes Gesproß.
O
Nur im Traum
Rühren wir uns noch
Du und
Du.
_____
Du
Wie fühlte ich mich tief.
Neige du deinem Kelch
Dringe.
Die sieben zitternden Hüllen
Litt ich um dich.
Du.
_____
-
Clemens Brentano (1778-1842)
Du
Die Erde war gestorben
Ich lebte ganz allein
Die Sonne war verdorben,
Bis auf die Augen dein.
Du bietest mir zu trinken
Und blickst mich nicht an
Läßt
du die Augen sinken
So ist's um mich getan.
Der Frühling regt die Schwingen
Die Erde sehnet sich
Sie kann nichts wiederbringen
Als dich,
du Gute, dich.
_____
-
Karoline Bruch-Sinn
(1853-1911)
Ich weiß nicht, wie es gekommen
Ich weiß nicht, wie es gekommen,
Daß
du mein ganzes Sein
Zu eigen hast genommen,
Nur
du, nur
du allein.
Zu dem nur aus weiter Ferne
Mein Liebesgrüßen dringt,
Wie sich zum höchsten Sterne
Ein Traum der Sehnsucht schwingt;
Wie ein Gesang, der leise
Im hohen Dom verhallt,
Indes die fromme Weise
Empor zum Schöpfer wallt.
Ich weiß nicht, wie es gekommen,
Daß
du mein ganzes Sein
Zu eigen hast genommen,
Nur
du, nur
du allein.
_____
-
Carl Busse (1872-1918)
Ich und
du ...
Rebhahnruf und Glockenlaut,
Ich und
du im Heidekraut.
Wandernde Marienseide
Macht den Kuppler für uns beide.
Weiße Fäden uns umschlingen,
Glocken läuten, Glocken klingen,
Immer leiser, immer linder,
Ich und
du - zwei Sonntagskinder.
_____
Du
War es die wolkenlose,
Goldklare Frühherbstluft?
War's einer gelben Rose
Entströmter Blütenduft?
War es des fremden Kindes
Sonniger Atemzug,
Oder des südlichen Windes
Müde gleitender Flug?
War's eines himmlischen Reiches
Blitzende Funkenschaar?
War es dein seidenweiches,
Wehendes Lockenhaar?
War's einer Strahlenwelle
Flutend-flimmerndes Licht?
Kam widerscheinend die Helle
Von deinem Angesicht?
Ach, wenn ich's jetzt auch hehle:
Wohl konnt' es alles sein,
Weiß doch in tiefster Seele,
Du warst es ganz allein.
_____
Du!
Wenn sich mein Leben einst zu Ende neigt,
Wenn längst mein Mund und bald mein Herze schweigt,
Wenn bittre Not mir jäh den Atem raubt
Und Glied um Glied mir still wird und erkaltet,
Bis über mich und mein verloren Haupt
Der ernste Engel seine Flügel faltet -
Dann wünscht' ich nur, daß jene Liebeskraft,
Die mich durchdringt, sich noch Erlösung schafft.
Daß sie vermöchte dir zurückzugeben
In einem Wort, das Erd' und Himmel faßt,
Was
du an mich in einem reichen Leben
An Lieb' und Güte je verschwendet hast!
_____
-
Ada Christen (1839-1901)
Nur
Du allein
I
Nur
Du allein,
Du schautest wie ich litt,
Nur
Du allein hast meiner Qual geglaubt,
Du schirmtest die Gedanken mir im Haupt -
Als Nacht mit Licht in meiner Seele stritt.
Nur
Du allein,
Du lieh'st mir Deine Hand,
Als ich einst kam, geschmähet und bedroht -
Als sich kein heimathlicher Heerd mir bot,
Als ich allein auf weiter Erde stand....
Nur
Du allein,
Du hast mich nie betrübt,
Seit
Du erschaut, wie ich so tief verarmt -
Nur
Du allein hast Dich einst mein erbarmt,
Hast mich beschützt - und hast mich nie geliebt ...
II
Sag' nicht, ich soll Dich meiden
Und nimmer sehn,
Wollt' ich Dich auch verlassen,
Wohin sollt' ich gehn? -
Du weißt es ja, ich habe
Keine Heimath dann -
Kein Glück - und keine Stätte,
Wo ich ruhen kann....
_____
-
Peter Cornelius (1824-1874)
Du meiner Seele schönster Traum
Du meiner Seele schönster Traum!
Du meiner schönsten Träume Seele!
Du Herz, dem ich mein Heil befehle!
Du Heil, wie ich es ahnte kaum!
Du meines Lebens schönstes Lied!
Du schönes Leben meiner Lieder!
Aus Lied und Leben klingen wieder,
Was deine Liebe mir beschied.
Du meines Lenzes Blüt' und Duft!
Du Lenz, dem reich mein Herz erblühet!
Du Stern, der mir am Himmel glühet,
Mein Himmel
du voll Glanz und Luft!
O laß um deine Stirne gern
Der Liebe Glorie mich weben,
Mein Himmel
du, mein Lenz, mein Leben!
Mein Heil, o
du mein Lied, mein Stern!
_____
Der Mut, der wieder mir die Brust erhebt, bist
du
Der Mut, der wieder mir die Brust erhebt, bist
du,
Das Blut, das neu die Adern mir belebt, bist
du!
Der Labetrunk aus tausend süßen Blumenkelchen,
Von dem beseelt mein Herz zum Himmel strebt, bist
du!
Der Kuß der Phantasie, von dem mein Geist im Rausche
Aufs neu sich bunte Märchenbilder webt, bist
du!
Der Zauber, der die ganze Welt mir zeigt in bunten
Glutfarben, daß sie heiter vor mir schwebt, bist
du!
Der frohe Trieb, daß lachend ich die Welt durchschreite,
Daß nicht mein Fuß an jeder Scholle klebt, bist
du!
Bist
du,
du selbes Frauchen, das mir bald das Leben
Wegküßt und dann mich an der Brust begräbt, bist
du!
Die Seele meiner Lieder, die in jeden Klange
Dem Falter gleich im Netze flatternd bebt, bist
du!
_____
-
Max Dauthendey (1867-1918)
Du und ich
Du
und ich!
Wunschlose Seligkeit
Strömt deine Nähe über mich.
Der Alltag wird zur Sonntagszeit,
Unsterblich schlingt das Leben sich
Um uns. Und Menschengöttlichkeit
Fühl' ich bei dir durch dich.
Was einst gewesen, weiß ich kaum.
Die enge Welt wird weiter Raum.
Und Holz wird Eisen, Eisen Holz
Und Stolz wird Demut, Demut Stolz.
Gar wunderbare Weisen
Singt dann bei seinen Kreisen
Mein Blut im Paradies für mich.
Es haben alle Wünsche Ruh', -
Ich weiß nicht mehr, wer bist dann
du.
Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
_____
-
Richard Dehmel (1863-1920)
Die Getrennten
Nie mehr bin ich allein,
gleich bebt in mir deine Stimme:
Du, wie ist dir ums Herz?
Du, wie ist dir ums Herz?
Wie dem Schwanenpaar damals,
das wir beim Nestbau belauschten,
Beide wie Ein Herz bewegt,
Beide wie ein Herz bewegt.
Oh, jetzt bin ich allein,
jetzt bebt in mir deine Stimme:
Oh, wo bist
du, mein Herz?
Du, wo bist
du, mein Herz!
_____
-
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Ich eile fort aus dem lärmenden Schwarm
Zu Hause, zu Hause zu dir,
Und bist
du gleich fern und nicht bei mir,
Ruh' ich doch ewig in deinem Arm.
Mein Herz, mein Gedanke, mein Geist, mein Sinn
Liegt an deinem Lilienhals,
Und zieht meine Seele zu dir hin,
So thut's der Körper ebenfalls.
Wie dem Lenze die Erde, der Sonne das Feld,
Wie die Knospe dem blühenden Segen,
Wie der Auferstehung die Todtenwelt,
So sehn' ich mich dir entgegen.
Ich muß zu dir, muß bei dir sein,
Einathmen und fühlen dein Leben,
Dein Blick ist wie Thau und Mondenschein
Der Nacht meines Lebens gegeben!
Einlösen kannst nur
du allein,
O Mädchen, den Schuldschein des Glückes,
Mit den Lippen und Küssen dein,
Mit den Diamanten deines Blickes.
O lös' ihn ein! Der Himmel selbst hat ihn
Mir an dich gestellt,
Weil reicher an Reizen und holdem Sinn
Kein Wesen auf der Welt.
Lös' ein, und mit einem einzigen Kuß
Gib so viel Glück Einem Mann,
In dessen göttlichem Überfluß
Sich eine Schöpfung berauschen kann.
Denn was da kommt von dir, von dir,
Sei's Kuß, Blick, Hauch oder Wink,
Es wird zum schaffenden "Werde" in mir,
Es erregt, belebt, erweitert den Ring
Meines Lebens, meines Willens, meiner Kraft:
Es gibt Begeisterung und Stärke,
Und läßt Entschlüsse riesenhaft
Gedeih'n zum vollendeten Werke.
Du des Morgens in meinem Gebete,
Des Tages du mein Handeln und Thun,
Du mein Glück bei des Abends Röthe,
Du mein Wunsch zu Nacht, wenn alle ruh'n:
Du Stundenmaaß meines Lebens,
Das ich nur nach deinen Küssen zähle,
Hafen und Segel meines Strebens,
Himmel meiner Seele!
Hin schreib ich's auf weiche Lilienblätter
Mit zartem Nachtigallenblut,
Auf die finstere Wolke der Wetter
Mit rother Blitzesflammenglut,
Hin schreib ich's in's ewige Buch der Götter
Mit kühnem entschlossenem Muth:
Ich liebe dich ewig!
Und auf dem Lilienblatt das Blut der Nachtigall
Erwacht noch einmal zum Leben und Schall,
Und lispelt nach die Worte
Gleich einem Engelakkorde.
Und in der Wolke die Schrift der Flammen
Zaubert die brausenden Donner zusammen,
Die rufen mit ehernem Echomunde
Hinab in die Welt des Gelübdes Kunde;
Und vor dem Götterbuche mit meinen Zügen,
Da steht ein Engel mit stillem Vergnügen;
Er sieht, er staunt ob meinem Wagen,
Dann lächelt er mild, als wollt' er sagen:
Erfüllst
du, wozu
du dich hier verbunden,
So hast
du auf Erden den Himmel gefunden.
_____
Unaussprechlich
Wie ich dich liebe dir zu sagen
Vermag ich nicht,
du süßes Weib,
Die Seele denkt es nur mit Zagen
Und süß durchzittert es den Leib.
Es ist kein Wort, das aus es drückte,
Ein Schauen nur und Fühlen dann,
Ein Herz, das sich an dir entzückte
Und still in sich nun jubeln kann.
Kein Laut, der andern Welt verständlich,
Kein Mienenzug, der es verräth,
Und ein Gefühl doch so unendlich,
Wie's je die Menschenbrust durchweht.
Ein Stern durchleuchtest
du mein Leben,
Es hängt an deinem Glanz und Licht,
Und schaut mit Lust und süßem Beben
In dein liebreizendes Gesicht.
Es nährt sich nur von deinem Blicke,
Der es begeistert und verklärt,
Und läutert still sich in dem Glücke,
Das deine milde Huld gewährt.
O dieses Leben, ein verfehltes,
Erfüllt von Gram, bedeckt mit Nacht,
Es ist ein frisches, neubeseeltes,
Seit ihm dein klares Auge lacht.
Vergessen hab' ich was vergangen,
Und an die Zukunft denk' ich kaum,
Glückseligkeit hält mich umfangen
Und mich berauscht der Wonnetraum.
Ein Weib wie
du, so lieb und innig,
An allen süßen Gnaden reich,
Das Herz so tief, der Geist so sinnig,
Das Aug so klar, der Mund so weich -
Ich ahnte nichts von solchen Wesen,
Da zuckt der Blitz, ich sehe dich,
Und fromm wird, der ein Saul gewesen,
Und fleht zu dir: O liebe mich!
Du Inbegriff des Lieb- und Guten,
Mein All, mein Gott, mein Himmel
du,
Laß mich zu Füßen dir verbluten,
Doch lächle mir nur liebend zu!
_____
-
August Heinrich Hoffmann von
Fallersleben (1798-1874)
Du bist die Sonne, die nicht untergeht;
Du bist der Mond, der stets am Himmel steht;
Du bist der Stern, der, wenn die andern dunkeln,
Noch überstrahlt den Tag mit seinem Funkeln;
Du bist das sonnenlose Morgenrot;
Ein heitrer Tag, den keine Nacht bedroht;
Der Freud und Hoffnung Widerschein auf Erden -
Das bist
du mir, was kannst
du mehr noch werden?
_____
Ja,
du bist mein!
Ich will's dem blauen Himmel sagen,
Ich will's der dunklen Nacht vertraun,
Ich will's als frohe Botschaft tragen
Auf Bergeshöhn, durch Heid und Aun.
Die ganze Welt soll Zeuge sein:
Ja,
du bist mein!
Und ewig mein!
Ja,
du bist mein!
In meinem Herzen sollst
du leben,
Sollst haben, was sein Liebstes ist,
Du sollst, von Lieb und Lust umgeben,
Ganz fühlen, daß
du glücklich bist.
Schließ mich in deine Arme ein!
Ja,
du bist mein!
Und ewig mein!
_____
-
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Die
du mein Alles bist
Du weißt es wohl, daß
du mein Alles bist;
O wende nicht dein schönes Aug' von mir,
Red' ich von unsrer Liebe Glück mit dir,
Die
du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß
du mein Alles bist;
O sieh beneidend nicht den Blumen nach,
Die früh im Lenz die Hand des Todes brach,
Die
du mein Alles bist!
Du weißt es wohl, daß
du mein Alles bist;
O bald, ich fühl's, wirst
du geschieden sein,
Und lässest dieses arme Herz allein,
Dem
du sein Alles bist!
_____
-
Cäsar Flaischlen (1864-1920)
Du bist alles . .
Du
bist alles, was ich habe,
was ich träume, laut und leis,
Wunsch und Fülle,
Sturm und Stille,
was ich bin und was ich bete,
was ich will und was ich weiß!
Über uns in wieder grünen
Wipfeln rauscht das Lied des Mai's . .
lass, o lass mich knien, und leise
lass mich dir die Hände küssen
und dir danken, ach, mit allem,
was ich bin und was ich habe . .
lass mich knien und nimm mein Leben!
nimm es wie das Lied des Mai's!
nimm es wie ein blühend Reis!
dir zu Preis!
du bist alles, was ich bete,
was ich will und was ich weiß!
_____
-
Marie Laura Förster
(1817-1856)
Denk' ich dein!
Daß ich an dich denke immerdar,
Daß
du bei mir weilest Tag und Nacht -
Noch ist's meinem Herzen selbst nicht klar,
Ob es schwer, ob leicht mein Leben macht!
Denk' ich dein in kummervoller Zeit,
Wird sie hell und jeder Gram entweicht
Vor den Wonnen der Vergangenheit,
Denk' ich dein, wird mir das Leben leicht.
Denk' ich dein, wenn es mir Rosen streut,
Ohne dich sind's, ach, nicht Rosen mehr,
Und zur Qual wird, was mich sonst gefreut -
Ohne dich - wird mir das Leben schwer!
_____
-
Emanuel Geibel (1815-1884)
Ich bin der Sturm, der fährt dem Norden zu,
Du bist die mondbeglänzte Meeresruh -
Wie stimmt ein solches Ich zu solchem
Du!
Du bist der Strahl, der sich auf Lilien wiegt,
Der Hagel ich, der aus der Wolke fliegt -
O ew'ge Kluft, die zwischen beiden liegt!
Ich unstät, wild, der Erde düstrer Gast,
Du himmlisch heiter, wie die Engel fast -
Nun zeig', o Liebe, daß
du Allmacht hast!
_____
Ich bin die Rose auf der Au,
Die still in Düften leuchtet;
Doch
du, o Liebe, bist der Thau,
Der nährend sie befeuchtet.
Ich bin der dunkle Edelstein,
Aus tiefem Schacht gewühlet:
Du aber bist der Sonnenschein,
Darin er Farben spielet.
Ich bin der Becher von Krystall,
Aus dem der König trinket;
Du bist des Weines süßer Schwall,
Der purpur ihn durchblinket.
Ich bin die trübe Wolkenwand,
Am Himmel aufgezogen;
Doch
du bist klar auf mich gespannt
Als bunter Regenbogen.
Ich bin der Memnon stumm und todt
Von Wüstennacht bedecket;
Du hast den Klang als Morgenroth
In meiner Brust erwecket.
Ich bin der Mensch, der vielbewegt
Durchirrt das Thal der Mängel;
Du aber bist's, die stark mich trägt,
Ein lichter Gottesengel.
_____
-
Felix Grafe (1888-1942)
Wundervoll gestirntes Schweigen
atmet süß in meine Ruh -
sieh: mir wird die Welt zu eigen
und ihr ganzer Sinn bist
du.
Wie in kindischem Vergeuden
fing das Leben leuchtend an -
wie in Schmerzen, wie in Freuden
mir das klare Spiel verrann!
daß ich nun sie wiederbringe,
Stunden, Stimmen, tot im Wind,
lausche ich verschlungner Dinge
rätselhaftem Labyrinth -
fühle diesen rätselvollen
Klang von Gassen, Wald und Zeit -
ach: so lange war's verschollen
tief im Meer der Ewigkeit.
Niemals wieder, niemals wieder
kehrt verlornen Lachens Kraft -
und die Stimmen, und die Lieder
bleiben ewig rätselhaft.
Wie in wundervollem Kreise
spiegelnd diese Nacht verrann
und
du stehst und schauerst leise:
fremdes Antlitz starrt dich an.
Ja, ich lag an jungen Brüsten
und die Nacht war tief und klar -
nicht in Leiden, nicht in Lüsten
war die Welt mir offenbar -
und ich wollte nicht erwachen,
aber ach, ich bin erwacht.
Stark wie ein korallnes Lachen
drang es in die stillste Nacht.
Schwer an Schmerzen, reich an Lasten
geh ich durch die Welt dahin -
und gleich närrischen Fantasten
such ich sinnlos ihren Sinn.
Lachen, lachen - strahlend nieder
braust der Sonne großer Tanz -
niemals wieder, niemals wieder
kehrt vergeßnen Lachens Glanz.
Wie aus wachgeküßten Zweigen
spiegelnd diese Nacht verrinnt -
wundervoll gestirntes Schweigen -
rätselhaftes Lied im Wind -
Bin ich noch ein Kind der Erde?
Sonne stieg aus süßer Nacht -
und mit trauriger Gebärde
grüß ich, die mir göttlich lacht.
Herbst ist durch den Wald gegangen
als ein Mädel, zart und bleich.
Und an ihren jungen Wangen
wird mein dunkles Leben reich.
Ja, an ihren kühlen Brüsten
werden Schmerzen holdes Spiel -
und an ihren nie geküßten
Lippen glänzt ein neues Ziel.
Tausendfach gestirnte Nächte
hüten meine heilige Ruh:
All das Gute, all das Schlechte,
sieh: ihr ganzer Sinn bist
du.
_____
-
Theresa Gröhe (Ps. T. Resa)
(1853-1929)
Du!
Du bist ja selber Poesie!
So sieghaft schön, so strahlend heiter!
Holderes sah mein Auge nie,
Und was ich denke, spät und früh -
An dich, an dich - und sonst nichts weiter.
An dich - an dich! und sonst nichts mehr!
Ach! auch der beste der Entschlüsse,
Wo ist er - blickst
du zu mir her?!
Gleich Schnee schmilzt er im Flammenmeer,
Beim ersten deiner süßen Küsse!
_____
Bei dir
"Ich habe dich gar zu, gar zu lieb!"
Du flüsterst es leise mit lächelndem Mund.
Gieb deine Lippen! Deine Seele gieb
In dieser seligen Stund'.
Pflicht - Ehre - Leben und jäher Fall -
Was ist's, das nicht mein Herz vergißt,
Gleich leerer Worte flüchtigen Schall,
Wenn deine Lippe mich küßt!?
_____
Rosen
Welch' leuchtende, eisige Nacht!
Tiefer Schnee auf Wegen und Stegen,
Doch
du kommst mir entgegen,
Und der sonnigste Frühling lacht.
Deine Lippen, wie heiß
Von heimlichen Küssen und Kosen!
Glühende Rosen
Mitten im Schnee und Eis.
_____
-
Alfred Grünewald (1884-1942)
Trennung nach erstem Besuch
Kann es denn sein, daß ich dich wiedersehe?!
Dies Zimmer war verzaubert. Deine Nähe
gab leise Glorie jedem Ding und war
schon fast Erinnerung. Dein helles Haar
berührte diese Kissen. Fänd ich doch
die Schmiegung deines schönen Hauptes noch!
Dies Glas, das eingereiht im Schranke steht,
du trankst daraus. Welch heiliges Gerät!
Du hieltest dieses Buch in deinen Händen.
Nur zitternd kann ich seine Seiten wenden.
Durch jene Türe tratst
du schüchtern ein.
Der Spiegel fing dein Bild. O blieb' es mein!
Dort saßest
du und dort. - Ich fass' es kaum:
Altäre standen im vertrauten Raum.
_____
-
Otto Friedrich Gruppe
(1804-1875)
Du bist der Fluß, der breit vorüberfließet,
Der nie versiegt und nie verdirbt;
Ich bin die Blume, die den Thau genießet,
Die Blume, die an ihrer Blüte stirbt.
Du bist die Sonne, die mit Lichte segnet,
Und die sich ewig neu verklärt;
Ich bin die Wolke, welche zieht und regnet,
Und die in linden Thränen sich verzehrt.
_____
-
Robert Hamerling (1830-1889)
Du
Noch zarter, als die ich dir sang, die Lieder,
Noch süßer als ein Kuß, von dir gegeben,
Ist jenes holde
Du, mein süßes Leben!
Das traulich zwischen uns geht hin und wieder.
Ein Vöglein scheint es mir im Glanzgefieder,
Dess' gold'ne Schwingen leise zu mir streben;
Mein Ohr berührt's in wunderholdem Schweben,
Und läßt zuletzt sich mir im Herzen nieder.
Zu künden das Geheimnis ganz, das süße,
Versuchten wir mit Worten leeren Schalles:
Nun fanden wir den sprechendsten der Grüße.
Was braucht es noch des Reims und Silbenfalles?
Was selbst der Liebesblicke, Thränen, Küsse?
Mit einem Wörtchen sagen wir uns Alles.
_____
-
Walter Hasenclever
(1890-1940)
Wenn manchmal in den wünschetollen Nächten
Mein Blut mich quält, weil
Du es zu Dir riefst,
Dann greife ich in Deines Haares Flechten,
Und küsse sacht die Stelle, wo
Du schliefst.
Und höre, wie
Du träumst, und werde selig,
Und weiß:
Du bist wie ich. Und ich wie
Du.
- - - - - - - - - - - - und mählich
Singt sich mein Herz zur Ruh.
_____
Eine Nacht voll Angst und Verlangen -
So geht die Welt zur Ruh.
Auch der Mond ist niedergegangen.
Wir aber wandern -
Du!
Zuweilen ein Baum mit dunkeln
Ästen, ein Haus, ein Licht -
Zuweilen ein fernes Funkeln
Von Sternen in Deinem Gesicht.
Und Deine Augen - laß mich!
Dein Gott ist nah und der meinige weit.
Deine Augen leuchten - faß mich!
Wir stehn über Raum und Zeit.
Wir stehn hoch oben. Wir gleiten.
Und sieh, jener Stern, der uns trägt,
War seit urdenklichen Zeiten
Schon in mein Leben gelegt.
Und seltsam - der Stern ist gefunden!
Andre Sterne schauen zu.
Gott mit seinen Menschen steht unten;
Wir aber wandern -
Du!
_____
-
Friedrich Hebbel (1813-1863)
Ich und
du
Wir träumten von einander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
_____
-
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Psalm für Leni
Deine Ohren sind Glocken, darin meine Zunge schwingt,
Blühende Lauben, in die meine Lippen schlüpfen,
Darin meine Zähne wie Vögel hüpfen,
Muscheln, in die mein Mund sich singt,
In ihnen nistet alles, was aus meinem Blut sich ringt:
Alle Klänge, die Romeos Strickleiter knüpfen,
Jeder Wind, der unsere Wege weiter winkt - - -
Dann blühn die Knospen deiner Brust in meinem Mund wie Klee,
Ich werde weit wie eine Welt und schmelze hin wie Schnee,
Und plötzlich sind wir eines Sommersüdens stiller See - - -
Du gibst mir Erde, Licht und Regen, welcher reift,
Du bist die Hand, die Früchte von den Zweigen streift,
Du bist des Schnitters Krug, des Bettlers Brot,
Des Pilgers Morgentrunk und Abendrot,
Du bist der Turm, von dem man Länder übersieht
Du bist des Heiligen Gebet, der Hure Lied,
Alles, was tröstet und in Himmel hebt,
Das Wort, in welchem Wert und Wesen lebt,
Alles, was geliebt wird und wieder liebt,
Was dem Fisch Flossen und dem Vogel Gefieder gibt,
Kinder, die nicht mehr weinen - Greise, die sicher sind,
Abende, die schön und voller Gekicher sind,
Reisen mit der Geliebten, in Hotelzimmern wonnige Nächte,
Melodie der Steppen, der Städte, der Bergwerksschächte,
Veranden am Wasser mit Lampions, schmale Raine,
Wo zwei sich küssen, Wangen erhitzt vom Weine,
Genesung in Krankensälen, der erste Gang in den Garten,
Nelken, früh ans Bett gebracht - bei einem Stelldichein Warten,
Gedichte, die man nie vergißt und leis' vor sich hinsagt im Wandeln,
Süße von Pfirsich und Erdbeer, Duft von Myrrhe und Mandeln,
Feste in Fahnen, Freudenfeuer, Böllergeknall -
Des Menschen Glück, Mutter, Schwester, Ewigkeit und All!
_____
Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen ...
Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen,
Du allerlei Gelüst zur Abendzeit,
Laß dich in meinen Schoß jetzt wieder fallen
Mit deiner leichten, zieren Zärtlichkeit!
Sei
du der Falke mit dem Fliederzweige,
Der holde Nacht auf falbem Fittich bringt,
Und segle wieder königlich und steige
Zur Morgensonne hell und schönbeschwingt!
Sei
du der Luftpiloten leises Schweben,
Sei
du der Stein, der von der Schleuder springt,
Sei
du geschürzter Lippen lindes Beben,
Sei
du der Stern, der durch die Himmel singt!
Sei
du das weiße, weiche Niederfallen
In Kleinsstadtnächten, wenn es ewig schneit!
Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen,
Du allerlei Gelüst zur Abendzeit!
_____
Du bist Erfüllung leuchtender Legenden
Wie
Du sänftigst meiner Seele Stürme,
läßt den Abgrund meiner Nerven blühn,
führst mein Dunkles auf die Morgen-Türme,
wo die Wälder weit zu Gott verglühn,
wie
Du meine schwersten Wochen leidest,
und Dich opferst für mein Auferstehn,
Dich von allem, was Dich schön macht, scheidest,
wenn es meine Augen nicht mehr sehn,
wie
Du weiß in Abendwiesen schimmerst,
daß mein Herzweh keinen Stachel hat,
wie
Du all Dein Glück für mich zertrümmerst:
solche Liebe wird in den Legenden
einer zukunftshohen Sternenstadt
ihres Gottes Testament vollenden.
_____
Liebeslied vor Weltuntergang
Ich schreibe "DU", ich sprech' es laut,
ich spür' den Herbstduft deiner Haut,
als ob
du mir den Griffel lenkst,
malt er mir auf, was
du jetzt denkst.
Dies Haus gleicht deinem Elternhaus,
der Mann dort mit dem Blumenstrauß
bin ich, der so zu dir einst kam,
im Wind küßt
du mich wundersam,
im Wagen, der vorüber fährt,
hast
du ein Stelldichein gewährt,
und wenn die Turmuhr sieben schlug,
sie mich zu deiner Liebe trug.
Das Zimmer dort im Lampenschein
ist dein und mein, für uns allein,
und unten rauscht die Großstadt fort,
die Magd tauscht mit der Magd ein Wort,
bevor sie schließt des Hauses Tor,
noch schlüpf' ich durch, zu dir empor,
wo wir in unserm Leuchtturm sind
wie Gotteskind bei Gotteskind.
Der Großstadt wildes Sintflutmeer
rauscht draußen leer, nirvanaleer:
trieb Haus und Zelt nicht längst zerschellt
in die Unendlichkeit der Welt?
Eisschollen trugen Hof und Hort
zum Orkus der Ozeane fort,
Turm ward Ruine, Trümmersand -
nur wir auf diesem Zauberland
umarmen uns, Flut flieht und flieht,
wir wissen nicht, was rings geschieht:
schwankt unser Dach, tanzt unser Stern?
Der Zimmerkäfig, die Latern',
die noch vor unserm Fenster hält,
vielleicht beim nächsten Anprall fällt,
wie schon der Baum im Garten fiel,
Plakatzaun ist der Winde Spiel,
schwand doch Balkon, barst Keller schon,
das Telefon gibt keinen Ton,
und näher sinkt der Decke Druck,
Kronleuchter stürzt und Wändeschmuck,
und Schutt der Ewigkeit begrub
Napoleon und Engelsbub.
Noch standen wir schweigend umarmt:
ob unser sich kein Tod erbarmt.
Schlug letzte Uhr, reißt Gottes Hand
hinüber uns zum andern Strand?
_____
Du bist mein See Genezareth ...
Du bist Gott meinem greisen Gebet.
Du bist mein See Genezareth.
Legst
du deine schmale, braune Hand
auf meinen Arm,
blüht heimatwarm
um mein Herz das Morgenland.
Du bist ein Wald, in dem sich mein wehes Verlangen
wie ein Echo fängt.
Du bist Asphalt, darüber mein Liebesbangen
als Bogenlicht hängt.
Meine Finger krümmen sich vor Lust
wie Schlangen,
träumen sie von deiner braunen Brust
und deinen seidenen Wangen.
Die Haarnadeln, die
du auf meinem Spiegel vergißt,
sind mir ein seliges Segenssiegel aus Amethyst.
Die Briefe und Karten
und das Stück von deinem allerheiligsten Strumpfenband,
o Sancta Christ!,
sind mir ewiges Glück und ein Duften von Morgenland
und ein grüßender Garten,
darin ich alles leuchten fand,
kehrt ich zurück, von irrenden Fahrten,
zerzaust, im Pilgergewand - -
O deiner Augen Blaublumen Brand!
O berückendes Rund
deiner Knie!
So zart blüht dein Mund, wie
von Mozart eine Melodie ...
Deine duftenden Röcke sind wie eine lockende Laube!
O, die Sehnsucht nach dir umweht
immer und immer meinen verirrten Geist,
wie der Wind um das Gebet
segelnder Luftpiloten kreist.
Sonne meinen weißen Boten!
Du mein See Genezareth!
Meine Inbrunst schwebt über dir als silberne Taube ...
An deinen Ufern kniet im Staube
schluchzend dein Prophet.
_____
Bleib
du mir treu!
Wenn ich die ganze Welt verlöre -
daß
du nur bliebst! daß
du nur bliebst!
Wenn ich nur noch dies eine höre,
daß
du mich liebst! daß
du mich liebst!
So einsam hatt' ich nie zu tragen,
als wie an dieser Tage Last,
da meine Schläfen Schlachten schlagen,
noch wenn
du mich am Herzen hast!
Gehetzt, verstoßener als Steine
und ausgeschütteter denn Spreu,
weiß mein Gebet nur noch das eine:
bleib
du mir treu! bleib
du mir treu!
_____
-
Paul Heyse (1830-1914)
Seit
du nun schweigst...
Seit
du nun schweigst, sind mir die Dinge stumm.
Mit seelenlosen Augen sehn mich an
Die liebsten Menschen. Jedes Heiligtum
Find’ ich verschlossen, poch’ ich je daran.
Gab deine Stimme doch die Melodie
Zu meines Lebens Lied.
Du warst das Maß,
Das Wert und Unwert meiner Welt verlieh;
In dir genoß ich erst, was ich besaß.
Nun
du mir fehlst, bin ich mir selbst entrückt,
Mißklang mein Denken, mein Empfinden Streit.
Das Schöne spielt mit mir, das Wahre drückt
Dies Herz zusammen, das es sonst befreit.
Des Lebens Krone fiel aus meinem Haar,
Jedwede Herrschgewalt ist mir entrungen,
Und selbst das Lied, das noch mein eigen war,
Hat mir der Schmerz tyrannisch abgezwungen.
_____
-
Mia Holm (1845-1912)
Endlich
Träumerisch ergossen
Liegt das Meer,
Sonnenlichter funkeln
Drüber her.
Gleich dem Meer, dem stillen,
Liegt mein Sinn,
Liebesstrahlen zittern
Drüber hin.
Kam nach all den Stürmen
Endlich Ruh,
Endlich eins geworden
Ich und
du.
_____
-
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Du
Und schaue ich offenen Auges
Hinaus in den Junitag,
So grüßen mir deine Augen
Still aus dem sonnigen Tag.
Und schließ' ich die Augenlieder,
Ich banne den Zauber nicht,
Ich sehe ja immer wieder
Dein liebes, liebes Gesicht.
_____
Tanz
Wenn
du dein Köpfchen an mich legst,
Dann hör ich kaum die Geigen spielen.
Ich seh nur dich und kann nur fühlen,
Wie
du mich ganz in Händen trägst.
Und weiß nicht hin mit meiner Lust
Und nehm die ganze Kraft zusammen,
Denn Flammen strömen jetzt in Flammen,
Und heimlich drängt sich Brust an Brust.
_____
Du bist ...
Du bist für meine arme Seele
Wie treuer Stab dem Sinkenden,
Wie Wein dem gierig Trinkenden,
Wie Himmelstrost in Falsch und Fehle.
So lebt mein Herz, das ängstlich-zage,
Beglückt im Schatten deiner Mächte
Das halbe Leben meiner Tage,
Das ganze Leben meiner Nächte.
_____
Du
Immer wieder denk ich dran,
Wie ich's früher schlimm getrieben,
Wenn an mir was gut geblieben,
Du, mein Lieb, bist schuld daran.
Und beruhigt fühle ich
Deines Wesens holde Stille.
Unerschöpflich und in Fülle
Senkst
du Frieden über mich.
_____
Adam und Eva
Presse deinen Arm in meinen,
Und
du trägst gehälftet Leid;
Will dir keine Sonne scheinen,
Lieb' ich deine Dunkelheit. -
Und dann wandern wir mit reinen
Blicken in die Ewigkeit,
Ich mit Lächeln,
du mit Weinen,
Wir in Ungebrochenheit ...
_____
-
Isabelle Kaiser (1866-1925)
Du
Du bist die Helle meines Lebens,
Im Dunkeln ging mein Lauf -
Ich suchte lange dich vergebens:
Da ging dein Stern mir auf.
Du bist die Laute meiner Tage,
Mein heimlicher Gesang,
Verstummt ist meine düstre Klage
Bei deiner Stimme Klang.
Du bist die Ruhe meiner Nächte,
Mein Wiegenlied bist
du -
Ich halte betend deine Rechte
Und schließ' die Augen zu.
_____
Zum letzten Mal ...
Komm, setze dich nieder an meiner Seite,
Du liebster Mann im Erdental!
Und deine beiden Hände breite
Mir über das Haupt, zum letztenmal ...
Daß ich, zum Abschied, heimlich klage,
Was dir mein stolzer Sinn verschwieg:
Das wunde Sehnen, das schluchzend zutage
Um dich aus Abgrundtiefen stieg ...
Wie Balsam auf die Todeswunde,
Die deine Freundeshand mir schlägt,
Schenk mir nur eine einzige Stunde,
Die noch des Glückes Siegel trägt - -
Zieh mich, in deiner milden Güte,
Noch einmal still an dich heran,
Und dann ... daß Gott dich mir behüte:
Du, meiner Sehnsucht lichter Schwan,
Du, meines Kranzes letzte Blüte!
_____
Es war ...
Ich kann doch nie vergessen in alle Zeit
Bis an des Todes mohnumblühte Pforte,
Den stillen Zauber deiner Zärtlichkeit
Und deine lichten, liebdurchbebten Worte!
Du warst mein Freund! und zogst
du heimlich aus,
Weithin gelockt vom heißen Glück der andern,
Ich gönnte dir den roten Freudenstrauß ...
Dein Leiden nur soll pilgernd zu mir wandern.
-
Du warst mein Freund! Als deine weiche Hand
Liebkosend strich durch meine braunen Locken,
Da klangen unsre Seelen wahlverwandt
Wie reingestimmte sonntägliche Glocken!
Du warst mein Freund! .. In deiner Arme Haft,
Fand ich das Heil für alle Lebenswunden,
Ruhvolle Rast nach langer Wanderschaft,
Nach siechen Tagen seliges Gesunden ...
_____
-
Eleonore Kalkowska
(1883-1937)
Rückkehr
Du bist mir heut ganz nah, ich sitz an dich geschmiegt,
Wie in der Zeit, da uns das Glück gewiegt.
Mein Herz schlägt leise unter deiner Hand,
So ist ein jeder Schlag dir zugewandt.
Und meine Seele schauernd nicht begreift,
Daß einstmals sie seitab von dir geschweift.
Und jenes Wort, an dem Vergangenes hängt,
Es ist von meinen Lippen ganz verdrängt.
Sie finden mehr kein Ich, ein Wir und
Du
Nur flüstre ich und juble ich dir zu.
_____
Die Lieder, die meinen Lippen entfließen,
Sind Blumen, die lenzlich der Erde entsprießen
Nach kahler Wintersruh.
Aber die Sonne, die ihnen Leben
Und Duft und Blüte und Farbe gegeben,
Bist
du!
_____
-
Siegfried Kawerau
(1886-1936)
Du
Es ist im tiefsten Grunde doch nur
Du,
nach der sich meine Nächte bangen,
nach der die Tage hastig langen;
und wenn des Dämmerns weiche Arme mich umfangen -
es ist im tiefsten Grunde doch nur
Du.
_____
Du und Ich
Du bist der See, ich bin der Strahl,
der glitzernd steigt aus Dir zum Glück
und immer schimmernd fällt in Dich zurück;
Du bist der Wald, ich bin der Stern,
der zwischen allen Ästen steht
und durch das Dunkel wie die Hoffnung geht;
Du bist die Hostie, ich der Priester,
der stündlich Dich zerbricht und spendet
und ewig neu an alle Welt verschwendet;
Du bist die große Gottesstille
und ich ihr Wille.
_____
-
Justinus Kerner (1786-1862)
Verlör' ich ganz der Augen Licht,
Würd' dennoch mich nicht Nacht umgeben,
Solange
du, mein lichtes Leben,
Du, meine Sonne! scheidest nicht.
Dein Herz treibt meines Herzens Schlag,
Weil es das meine ganz umfangen,
Und meine Augen blind empfangen
Von deinen Augen ihren Tag.
Nicht Nacht, ein lichtes Morgenrot
Wird, weil
du lebest, vor mir stehen;
Werd' einst statt dessen Nacht ich sehen,
Werd' ich erkennen, daß
du tot.
_____
Wie dir so mir
Wie dir geschah, so soll's auch mir geschehn,
Nur wo
du hinkamst, will auch ich hingehn:
Ich will ins Licht nur, wirst im Licht
du sein,
Bist
du in Nacht, so will ich in die Nacht,
Bist
du in Pein, so will ich in die Pein.
Von dir getrennt hab' ich mich nie gedacht,
Zu dir, zu dir will ich allein, allein!
_____
-
Hedwig Kiesekamp (1844-1919)
Du
Du bist der Frühling meines Lebens,
Das Mondlicht meiner öden Nacht:
Du, - was das Leben werth des Lebens,
Und dieses Leben selig macht.
_____
Antwort
Fragst
du mich, warum ich liebe?
Trauter Freund, - o glaube mir:
"Meine Liebe kommt vom Himmel,
Und der Himmel kommt von dir!"
Ohne dich - verlass'ne Wüste
Wäre mir das Himmelreich!
Aber dir am Herzen rastend
Fühl' ich mich den Engeln gleich.
Du allein bist sel'ges Ewig
Aller Himmelswonne mir!
Und vom Himmel kommt die Liebe!
Sieh', - die Liebe kommt von dir.
_____
Abendlied des Liebenden
Wie sich die Zweige neigen
Im sanften Abendwind,
So beugt sich meine Seele
Vor dir,
du fernes Kind!
Und wie die Berge flammen
Im letzten Abendschein! -
So glühet meine Seele
Nach dir, nach dir allein!
_____
-
Klabund (Alfred Henschke)
(1890-1928)
Die
kleinen Verse für Irene
Gott hat uns leicht
und schwer gemacht.
Du hast geweint. Ich hab gelacht.
Du hast gelacht. Ich hab geweint.
So Sonn und Mond am Himmel scheint.
_____
So setzt ich ohne Ruh
Schlaflos hier Strich um Strich.
War nichts so gut wie
du,
War nicht so bös wie ich.
Nichts war so schwarz wie ich,
Nichts war so blond wie
du.
O bleibe, ewiglich,
Ruhlose, meine Ruh!
_____
-
Minna Kleeberg (1841-1878)
Heilig Geliebter
du!
Es thront ein Bild im Heil'genschrein
Und schirmt des Hauses Ruh',
So thronst
du tief im Herzen mein,
Heilig Geliebter
du!
Wohl brandet an der Seele Port
Versuchung sonder Ruh',
Du schirmst mich treu, mein Schutz und Hort,
Heilig Geliebter
du!
Und in die bange Seele kehrt
Auf's Neue Glück und Ruh',
So bin ich dein und deiner werth,
Heilig Geliebter
du!
_____
-
Karl Ernst Knodt (1856-1917)
Im Dom
Ein stiller Dom. Die Wände himmelblau.
Darinnen lauter Licht, lauter lebend Licht;
und niemand sonst, als
Du, geliebte Frau
- und unsre Andacht, die kein Wörtchen spricht.
_____
-
Alma Johanna Koenig
(1887-1942)
Du gibst mir Heimat,
du gibst mir ein Haus,
nimmst Friedlosigkeit von mir.
An deiner Brust weint das Weh sich aus
und Angst verzittert bei dir.
Nun kommt meines Lebens Erntezeit
und nun erst lern ich verstehen
den Jubel des von der Vogelweid:
"Ich hân min lêhen - min lêhen!"
_____
Über mich
Über mich, über mich
ist die Liebe gekommen,
gab mir Glück, gab mir dich,
hat mir mich genommen.
Bin gekniet und bin klein,
mußt mich hoch erheben.
All mein Leben ist dein,
du, mein Leben ...
_____
Du
weißt mich häßlich,
lang verbrannt vom Gram,
du weißt dich selbst erzengelschön und jung.
Warum dies Wunder jäher Huldigung,
warum dies Glück, das mir den Atem nahm?
O, welche Frau auch solche Blicke träfen,
von wildem Blau, aus rasch erschlossnen Lidern,
sie wäre dein, erschlafft an allen Gliedern,
sie wäre dein, Blutpochen in den Schläfen.
Da
du mich bittest, möcht ich vor dir knieen.
Da
du mich küßt, möcht ich an dir vergehen.
Da
du begehrst, - wie muß erst ich begehren.
Dein ist der Mai,
du hast ihn mir geliehen,
du bist mein Glück - dies lernt ich schnell verstehen.
Doch daß
du mein bist, mußt
du erst mich lehren.
_____
-
Emil Kuh (1828-1876)
Frühling im Sommer
Das ist die schönste Stunde
Wo
du mich still bewegst,
Gleich einer Himmelskunde
Mich rein und tief erregst;
Wo jede Frucht des Baumes
Zur Blüte sich verkehrt,
Und nur die Welt des Traumes
Die Wünsche wieder nährt;
Wo meinem Liebesdrange
Ein Blick zu reichlich lohnt!
Wo ich den Kuß verlange,
Doch wie das Kind den Mond;
Wo ich mit nichts mich quäle,
Mit allem freu', was ist,
Und selig mir erzähle,
Daß
du auf Erden bist.
_____
-
Gustav Kühne (1806-1888)
Unisono
Ich bin nicht ich mehr, wenn ich Dich erblicke,
Du bist nicht
Du mehr, schaust
Du mir in's Herz,
Und ach! in diesem süßen Wechselglücke
Zerfliegt die stille Seele himmelwärts.
Im Rausch der Liebe zähl' ich keine Stunden,
Im Rausch der Seele giebt es keinen Raum.
Vergangenheit und Zukunft sind verbunden,
Und Alles, selbst die Gegenwart, ist Traum.
Und ist es aus mit unsrem Traumesleben,
Auch jenseits finden wir nicht Raum noch Zeit,
Kein Ich, kein
Du, - in Gottes Schooß entschweben
Wir alle still in alle Ewigkeit.
_____
Du mein Buch,
Du meine Fibel,
Einzig Alphabet,
Du mein Koran, meine Bibel,
Und ich Dein Prophet.
Kann ich's fassen, treu behalten,
Wie Dein Athem weht,
Was in Deinen Herzensfalten
Still geschrieben steht?
_____
Ach, flattre um mich überall
Von früh bis spät zur Ruh
Mit morgendlichen Lerchenschall,
Mein süßer Vogel
Du!
So wie
Du zwitscherst, wie
Du lachst,
Hebt sich die Sonne mir
Mit all den Fackeln, die
Du fachst,
Und glühend leucht' ich Dir.
Und hängt das Herz mir nächtlich schwer:
Du singst Dein Morgenlied
Und wirbelst fröhlich vor mir her,
Sieh, meine Wolke flieht!
Du morgendlicher Vogel
Du,
Halt' aus den schwühlen Tag;
Sonst schließt sich mir der Himmel zu
Mit Wolkenwetterdach.
Und wenn ich endlich müde bin,
Alsdann fein still und sacht
Setz'
Du Dich mir zu Häupten hin
Und ruf' mir: Gute Nacht!
_____
-
Heinrich Leuthold
(1827-1879)
Wenn
du nahst, leichtfüßiger als die Horen,
Träumerisch im eigenen Reiz verloren:
Alle Blicke, die dir am Munde hangen,
Nimmst
du gefangen.
Wenn
du sprichst, verbreitet sich Wohlgefallen,
Wenn
du singst, verstummen die Nachtigallen,
Wo
du weilst, entsprießen dem kargsten Boden
Sapphische Oden.
_____
-
Hermann Lingg (1820-1905)
Dir
Im Anschau'n deiner Schönheit nur versunken,
Vergess' ich, daß die Welt mich höhnt und schmäht,
Ich bin zu sehr von deiner Liebe trunken,
Als daß ich's merkte, wenn mich wer verräth.
Den Lorbeer selbst, um den ich heiß gerungen,
Entbehren könnt' ich ihn, wie leicht, da
du
Mir Alles bist und gibst - die Huldigungen
Des höchsten Ruhms und mehr - dein Herz dazu.
_____
-
Ernst Lissauer (1882-1937)
Aufs Buch gebeugt mein Angesicht
Aufs Buch gebeugt mein Angesicht,
Mit meinen Augen seh' ich dich nicht,
Ich sehe dich nicht mit Blicken.
Deine Wimper blinkt, dein Lid zuckt fein,
Du atmest aus,
du atmest ein,
Ich spüre es mit Entzücken.
_____
Du meine stark' und holde Lieblingin!
Du meine stark' und holde Lieblingin!
Auf kräft'gen Nacken mächt'ges Haupt gebaut,
Du linde Wange, wollend festes Kinn -,
Die meinem Blute auf den Boden schaut
Und deutet seines Laufes Ziel und Sinn,
Du Großgeäugte,
An Urbrust wirkender Natur Gesäugte,
Du meine stark' und holde Lieblingin!
_____
Gewalt
Ich dachte heut mit Lust und Kraft an dich
Und wünschte stark: durch Mauern und geschlossne Türen
Soll sie Gewalt von meiner Liebe spüren.
Ich saß, geballt die Hand; ich sah, ich fühlte dich.
Da tratst
du ein:
"Mir war,
du riefest mich."
_____
-
Feodor Löwe (1816-1890)
Glaubst
du wirklich, daß ich fern von dir?
Ewig, ewig, weilest
du bei mir.
Du mein Mond bei stiller Abendruh;
Meines Tages lichte Sonne
du.
Wie ein Vogel durch die Lüfte zieht,
Mein Gedenken stets zu dir entflieht.
Wie von keinem Schlummer weiß der Bach,
So ist meine Sehnsucht immer wach.
Ach, so fern von dir und doch so nah!
Nur wer liebet, weiß, wie mir geschah.
_____
Mein Inn'res hast
du umgeschaffen,
Es ward ein and'rer Mensch aus mir,
Du nahmst mein vorig' Herz, das wilde,
Ein neues bess'res dank' ich dir.
Ein Engel hast
du meine Schritte
Vom falschen Pfad hinweggelenkt,
In des Vergessens dunkle Tiefe
Der wilden Wünsche Glut gesenkt.
Mein Gnadenbild bist
du geworden,
Dahin die wunde Seele zieht.
O blicke freundlich auf den Pilger,
Der betend dir zu Füßen kniet!
_____
Du bist nicht todt, ruhst
du im Grabe auch,
Du lebst für mich - mir bist
du nicht geschieden;
Du schwebst um mich als duft'ger Frühlingshauch,
Und singst als Nachtigall der Seele Frieden.
Als schöner Stern, als flüchtig Traumgebild,
In jeder Blume blühst
du mir entgegen;
Du klingst im Bache, rauschest im Gefild -
Ich fühle dich und deiner Liebe Segen.
Wir waren eins, wie Baum und Wurzel sind,
Wir sind auch eins nach deinem Tod geblieben;
Du tief im Grabe - mich durchbraust der Wind, -
Und daß ich blühe, dank' ich deinem Lieben.
_____
-
Hermann Löns (1866-1914)
Die Rosenbüsche ...
Die Rosenbüsche sind behangen
Mit wunderbarer Blütenpracht,
Das ist ein märchenhaftes Prangen,
Mein Herz, das singt und klingt und lacht.
Im weißen Kleid kommst
du gegangen
In einer Flut von Sonnenschein,
Die Rosenbüsche schmachtend prangen,
Ich sehe nur noch dich allein.
_____
Der Tauber
Horch, wie der Tauber ruft,
O du, du, du,
Und seine Taube hört
Ihm freundlich zu;
Was wohl der Tauber will,
O
du,
du,
du,
Denk mal darüber nach
Und hör ihm zu.
Horch, wie mein Herze schlägt,
O
du,
du,
du,
Was sagt dein Herze denn
Dazu, dazu?
Was wohl mein Herze will,
O
du,
du,
du,
Denk nicht darüber nach
Und gib ihm Ruh.
Der Tauber ruft nicht mehr,
O
du,
du,
du,
Und seine Taube hört
Ihm nicht mehr zu;
Was wohl die Tauben tun,
O
du,
du,
du,
Wozu sind wir im Mai,
Wozu, wozu?
_____
-
Hieronymus Lorm (1821-1902)
Bewußtsein
Nur aus der Ferne darf ich dein gedenken
Und muß die Gluten still in mich versenken.
Das Leben riß die Kluft auf, uns zu trennen,
Ob wir gleich seelentief vereint uns nennen.
Kein Hoffnungsstrahl darf meinem Herzen leuchten
Und selbst die Thräne kaum mein Auge feuchten.
Doch mag der wilde Schmerz im Busen brennen -
Mich trägt mit Macht ein himmlischfroh Erkennen:
Daß kein Geschick, kein Trennungsweh zerrissen
Die Seligkeit, von deinem Sein zu wissen,
Daß keine Qual vermochte zu gefährden
Mein tiefes Glück, - daß
du nur lebst auf Erden.
_____
-
Otto Ludwig (1813-1865)
Du und ich
Auf bunten Blumenmatten,
Vom Weltgedräng so weit,
Im tiefen Waldesschatten,
In süßer Einsamkeit,
Da sollt ein Leben werden,
Mein Lieb, so wonniglich;
Was wärs, das wir entbehrten?
Für uns wär nichts auf Erden,
Mein Lieb,
Mein Lieb, mein lieblich Lieb, als
du und ich!
Wenn über Thal und Berge
Der junge Tag sich hebt,
Und über ihm die Lerche
Auf süßen Wirbeln schwebt
So selig und alleine,
So frisch und feierlich
Die goldnen Morgenscheine!
Nur Gott im stillen Haine,
Mein Lieb,
Mein Lieb, mein lieblich Lieb, und
du und ich.
Wir thäten mit der Sonne
Die selgen Augen auf,
Und die ihn schloß, die Wonne,
Begänn den Tageslauf.
Du schafftest und ich schriebe
Manch frohes Lied für dich;
Und wer zum Essen bliebe,
Das wäre nur die Liebe,
Mein Lieb,
Mein Lieb, mein lieblich Lieb, und
du und ich.
Magst schlafen oder wachen,
Magst sitzen oder gehn,
Magst sinnen oder lachen -
Ich kann nicht satt mich sehn.
So käm es, daß in Eile
Der Abend uns beschlich.
In Städten, manche Meile
Von uns wohnt Langeweile,
Mein Lieb,
Mein Lieb, mein lieblich Lieb, nur
du und ich.
Und käm die Nacht gezogen,
Wir schauten Brust an Brust
Zum blauen Himmelsbogen
Und seiner Sterne Lust.
Und - süß dahin gerissen
Die Sterne senkten sich
Herab auf unsre Kissen -
Die Nacht sollt es nicht wissen,
Mein Lieb,
Mein Lieb, mein lieblich Lieb, nur
du und ich!
_____
-
Selma Meerbaum-Eisinger
(1924-1942)
Ja
Du bist so weit.
So weit wie ein Stern, den ich zu fassen geglaubt.
Und doch bist
du nah -
nur ein wenig verstaubt
wie vergangene Zeit.
Ja.
Du bist so groß.
So groß wie der Schatten von jenem Baum.
Und doch bist
du da -
nur blaß wie ein Traum
in meinem Schoß.
Ja.
_____
***
Es ist so viel buntes Geschehen
so viel lebendes Leben um mich -
ich könnte atmen und sehen
und könnte das Schönste verstehen,
wenn ich eines nicht hätte: dich.
So aber bist
du mir das Leben,
und das andre ist stumpf und leer.
Und alle Wellen verebben
und können mir gar nichts geben,
das so fern wär' wie
du und so schwer.
_____
***
Spürst
du es nicht, wenn ich um dich weine,
bist
du wirklich so weit?
Und bist mir doch das Schönste, das Eine,
um das ich sie trage, die Einsamkeit.
_____
-
Stephan Milow (1836-1915)
Der Einzigen
Du wunderbares Herz voll Liebe,
O welch' ein Segen, daß
du mein!
Wenn sonst auch kein Besitz mir bliebe,
Du schlößest alles für mich ein.
Wie vieles mir dahingeschwunden,
Wie viel Ersehntes stets noch säumt;
Hab' ich in dir doch mehr gefunden,
Als kühnen Flugs ich je geträumt.
Und seufz' ich doch in mancher Stunde
Um das, was mir das Sein verwehrt,
Und fragst
du dann mit sanftem Munde,
Was mir die Seele so beschwert;
Da schreck' ich auf bei deiner Frage
Und möchte flehn: Verzeihe mir!
Ist denn nicht jede Schmerzensklage
Ein Frevel, herrlich Weib, an dir?
_____
Im Glück erstarrt
Ich bin erstarrt
In meinem Glück.
Seit jener Minute -
O dieser Blick!
Dies holde Nicken! -
Seit jener Minute,
Da mir geworden
Die süße Gewißheit,
Daß
du mich liebst,
Bin allem ich tot,
Was um mich ist,
Und rege mich nicht.
Die Bläue des Himmels
Ich sehe sie nicht,
Den Hauch des Frühlings
Ich fühle ihn nicht,
Die Stimmen der Vögel
Ich höre sie nicht;
Mit allen Sinnen
Nach innen gewandt,
Erschau' ich nur dich,
Wie jene Minute
Dich mir geschenkt.
Ich bin erstarrt
In meinem Glück.
_____
Es zog in mich ein Frieden
Bis in der Seele Grund,
Mir wunderbar beschieden
Durch unsern stillen Bund.
Du bist mein treu Geleite,
Du waltest stets in mir,
Und wo ich immer schreite,
Ich bin vereint mit dir.
Das ist der rechte Segen,
Mein bist
du gänzlich nun,
Mag ich mich schaffend regen,
Mag ich vom Werke ruhn.
Und wenn dich auch mein Sinnen
Nicht immer nennen mag,
Ich fühle dich tief innen
Mit jedem Herzensschlag.
_____
Ewige Liebe
Ich denke, wenn in günst'ger Stunde
Ein Paar sich Liebe heiß gestand,
Gelöst in Wonne, Mund auf Munde,
Das knüpft ein ewig festes Band.
Wie könntest
du dich von mir trennen
Nach all dem Glück, das uns gelacht!
Du mußt es ewig theuer nennen,
Was einst so selig dich gemacht.
Wie könntest
du mir Treue brechen,
Da
du, nach süßer Liebe Art,
Mit allen seinen holden Schwächen
Dein Wesen mir geoffenbart!
Und dir nur stets der Stachel bliebe,
Was Liebesaugen einst entflammt,
Vom kalten Blick enttäuschter Liebe
Zerlegt zu sehen und verdammt.
Und durch so Vieles, was im Leben
Dem edlern Herzen heilig ist,
Du ganz zu eigen mir gegeben,
Mir ganz und gar verfallen bist.
Ich denke, wenn in günst'ger Stunde
Ein Paar sich Liebe heiß gestand,
Gelöst in Wonne, Mund auf Munde,
Das knüpft ein ewig festes Band.
_____
-
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Als die Münster-Uhr
sieben Uhr morgens schlug,
hab ich »Du« gesagt bei jedem Schlag.
Und so sei denn mein
alle, alle Zeit,
und dann komme, was da kommen mag.
_____
Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
Du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn' Ende wiederkehret.
An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.
_____
Es ist Nacht,
und mein Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen
Du.
_____
Bezauberung
Ich ging einmal des Abends, den
du kennst, den Weg,
mit einem Freund, der mir von seinen Plänen sprach.
Da ward mir seltsam: Wie ich schweigend neben ihm
und halb ihm lauschend ging im Dämmerlicht, geschah's,
daß ich mich selbst als Dich empfand, als gingest
Du
in mir und lauschtest, wie ich seinem, meinem Wort ...
Und leise nickt' und murmelt' ich ihm zu,
mein Augenaufschlag war der Deine, Dein mein Leib
in jeglicher Bewegung bis ins Innerste...
Und deine scheue Jungfraunseele liebte mich aus mir...
_____
»In meinen Tränen halt ich dich gefangen,
als wie in einem Spiegel, der zu Perlen
zerrann - doch jede Perle Spiegel noch.
Im Spiegel meines Auges wohntest
du.
Der Spiegel brach. Doch jede seiner Perlen,
als die er hintropft, - spiegelt noch dein Bild.«
_____
Schauder
Jetzt bist
du da, dann bist
du dort.
Jetzt bist
du nah, dann bist
du fort.
Kannst du's fassen? Und über eine Zeit
gehen wir beide die Ewigkeit
dahin - dorthin. Und was blieb? ...
Komm, schließ die Augen, und hab mich lieb!
_____
Nimm an, es gäbe einen Himmelsherrn;
so wollen wir von ihm für einst erflehn:
er lasse uns auf irgendeinem Stern
als einen Strauch voll Rosen auferstehn.
Ich will die Wurzel sein,
du sei der Strauch,
ich will die Zweige sein,
du sei das Blatt,
ich sei die Rose,
du sei ihr Arom.
So ineinander unaufhörlich satt,
so eins in jeder Faser, jedem Hauch,
sei unser Leben dann ein Dankesstrom.
_____
Sei
du der große Zeiger,
ich will der kleine sein;
so, weiß ich, bleib ich niemals
ein Stündlein ganz allein.
Du mußt urewig währen,
solang die Unruh schwingt,
zu ihm, der mit dir treulich
den Kranz der Tage schlingt.
Und macht dein rastlos Sputen
mir oft die Seele wund -
es rollen doch alle Minuten
zuletzt in meinen Grund.
_____
Und soll ich dich auch nie besitzen,
so will ich deinen Namen doch
ins Holz der Weltenesche schnitzen,
ein Zeugnis fernstem Volke noch.
So sollen tausend Herzen lesen,
die gern ein kleines Lied beglückt,
was
du mir Einsamem gewesen,
wie
du mich innerlichst entzückt.
_____
Was sind wir, wenn wir uns zurücke nehmen
aus jenem süßgewohnten Vordergrund,
in dem, zum Glück uns, unsre Wiege stund
und unser Krug einst steht mit unserm Staube!
Wer sind wir denn noch, wenn nicht krause Schemen,
Traumschatten über bodenlosem Grund,
und namenloser Traurigkeit zum Raube.
Drum laß uns dicht uns aneinander drängen,
es trägt sich leichter solch ein Graun zu zweit,
ich will mein All auch um den Hals dir hängen,
die ganze Sternschnur meiner Zeitlichkeit:
dafür: daß
du mich, Weib, betreust und tröstest,
daß
du dich als mein
Du aus mir befreit,
daß
du mich liebend von mir selbst - erlöstest...
_____
-
Erich Mühsam (1878-1934)
Meine Augen trinken deine Blicke. -
Meine Seele weiß von deinem Fühlen.
Daß die schwere Nacht aus ihrem schwülen
Drücken kuppelnd einen Stern doch schicke! -
Meine Hände tasten nach deiner Sucht. -
Meine Lippen küssen deine Glut. -
Hörst
du des heulenden Nachtsturms Flucht? -
Siehst
du das Mondauge triefen von Blut? -
Lehne dich an mich. - So sind wir eins. -
Senke dein Schicksal in meins! -
Du! - wir zwei - - und die Welt so fern
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Sieh doch! - Der Stern! Der Stern!
_____
Du, ich soll dich wiedersehn
und deine Hände mit Küssen netzen
und vor deinen Füßen mein Herz zerfetzen
und dir meine Sehnsucht gestehn.
Du, - ich will vor dir knien
und mein Haupt in deinem Schoß vergraben, -
und
du sollst mich wie einen Knaben
zu dir ans Antlitz ziehn.
Du - dann will ich zu dir weinen
und will dich Braut und Mutter nennen, -
bis uns die Nachtstunden trennen -
wo nur Sehnsüchte uns vereinen.
_____
Nacht
Leis' verhallen ferne Geigenklänge,
und ein Köter bläfft gedämpft dazu.
Milde warnt der Vollmond durch die Scheiben -
sieht, wie wir uns lieben - ich und
du.
Ach, er gönnt uns unser junges Treiben
und schickt alles, was uns stört, zur Ruh.
_____
Nur was Dein ist, kann ich lieben. -
Bleibe Dein! So bist
du mein! ...
Wär' ich immer mein geblieben,
wär' ich wohl auch ewig Dein.
_____
-
Clara Müller-Jahnke
(1860-1905)
Nachtlied
Liebling, laß mich schlafen gehen,
laß mich ruhn an deiner Seite!
Du mein seliges Geschick!
Hohe blasse Träume stehen
uns zu Häupten. In die Weite,
in die sternenstille Weite
geht ihr blauer Märchenblick.
Leise durch das Dunkel singen
sie mit zaubersüßen Stimmen
uns das hohe Lied der Ruh!
Und sie heben ihre Schwingen:
tausend Funken glühn und glimmen,
tausend goldne Welten schwimmen
über unserm Lager,
du . . . .
_____
Die eine Saite
Und wieder spielt der Abend auf den Wogen
in seiner herbstlich sonnenroten Pracht.
Auf goldner Straße kommt dahergezogen
die stille Sehnsucht, die so selig macht.
In lila Purpurdämmrung träumt der Strand.
Ein lauer Wind aus rosenroter Weite:
und mir im Herzen tönt die eine Saite, -
- die
du gespannt.
_____
-
Betty Paoli (1814-1894)
An deiner Brust
An deiner Brust ist meine Stelle,
In deinen Armen mein Asyl!
Mich warf des Sturm's empörte Welle
An dieses bang ersehnte Ziel.
Die Gaben, die das Leben zieren,
Jedwedes Gut, das köstlich heißt,
Was ich besaß, mußt' ich verlieren,
Daß
du fortan mir Alles sei'st.
Jetzt, da ich Alles hingegeben,
Wird mir's durch dich zurückgeschenkt,
Wenn unter wonnevollem Beben
Dein Mund auf meine Stirn' sich senkt.
_____
Erkenntniß
Daß ich dich liebe tief und heiß,
Das hab' ich oft empfunden,
Wenn deiner Nähe Zauberkreis
Glückathmend mich umwunden;
Wenn mich dein Arm so fest umschlang,
Dein Wort in seiner Süße
Zu meinem tiefsten Herzen drang
Wie tausend Jenseitsgrüße.
Doch daß
du selbst mein innerst Sein
Und Herz von meinem Herzen,
Daß
du nur in der Seele mein
Wach rufest Lust und Schmerzen,
Daß
du ein heil'ger Engel bist,
Für mich als Mensch geboren,
Das weiß ich erst seit kurzer Frist:
Erst seit ich dich verloren.
_____
Frage
Kein Schmerz ist, den ich nicht verschuldet,
Kein Trost, den
du mir nicht gewährt;
Kein Jammer, den ich nicht erduldet,
Kein Leid, das
du mir nicht verklärt!
Du Hoher! Milder! heilig Reiner!
Den meine Dankeszähre preis't,
Bist
du der Staubgebornen Einer?
Bist
du der ew'gen Liebe Geist? -
_____
An ***
Wie süß
du meiner Seele bist,
Ich weiß es nicht zu sagen!
Was still in meinem Innern sprießt,
Will nicht an's Licht sich wagen.
Vom Lenze, der in meiner Brust
Geweckt ein neues Leben,
Vermag ich, wollend und bewußt,
Den Schleier nicht zu heben.
Es sei! Wozu versucht ich auch
Ihn absichtsvoll zu lüften?
Du merkst den warmen Frühlingshauch
An seinen linden Düften.
In meinen feuchten Augen siehst
Du Licht des Morgens tagen -
Wie süß
du meiner Seele bist
Brauch' ich dir nicht zu sagen!
_____
Wovor hätt' ich zu zittern und zu zagen,
Wenn
du mir bleibst?
Des Lebens Schlachten will ich muthig schlagen,
Das herbst Loos, es wird sich lassen tragen,
Wenn
du mir bleibst.
Nach keinem Glücke hab' ich mehr zu jagen,
Mit freud'gem Sinn will ich der Welt entsagen,
Und nach dem Himmel brauch' ich nicht zu fragen,
Wenn
du mir bleibst!
_____
-
Alfons Petzold (1882-1923)
Des Tages heißer, wilder Streit,
des Abends lächelnde Gelassenheit,
sie reichen sich in dir die Hände,
was meine Seele und mein Leib erlebt,
in dir zu einem Klang zusammenstrebt -
du bist der Anfang, bist das Ende
des Fadens, den mein Schicksal webt.
_____
Du bist, Geliebte, eine strömende Wassertat,
ich, eine Mühle an Deines grünen Ufers Rand,
Deine Liebe treibt mein schwerhinschaufelndes Rad,
das fröhliches Rauschen wirft weit über das Land.
Die Leute stehen vor meinem Hause:
He, Müller, wo kommt das starke Rauschen her?
Gar viele glauben, es brause
ein unterirdisches Meer.
_____
Du bist wie ein Gefäß aus Goldpokal,
in dem die Sonne ihre Strahlen sammelt,
und wenn mein Mund das Wort "Geliebte" stammelt,
dann spendest
Du mir Flammen ohne Zahl.
Die alle dunkle Bänge in mir töten
und alle Wände meiner Seele röten
wie Sonne einen dämmerigen Saal.
_____
Es ist die Welt voll Süße,
seit
du ihr schenktest deinen Tritt,
es brachten deine Füße
den Traum der Himmel mit.
Wo immer du auch weilest,
glänzt in der Nacht ein heller Strahl,
und wessen Raum
du teilest,
der sitzt bei Gott zu Mahl.
_____
Es ist ein Jubel sondermaßen
auf Deinen Wegen, Deinen Straßen,
die Steine jubeln:
Du, o
Du!
Es ist der Steg mit Duft verhangen,
darüber schwebend
Du gegangen,
darauf
Du setztest Deinen kleinen Schuh.
Du bist der Hauch in allen Bäumen,
der große Glanz in meinen Träumen,
die frohe Arbeit und die Ruh',
der Federstrich, das Seitenblättern,
das Reigenfest der schwarzen Lettern
ist voll des hohen Jubels:
Du, o
Du!
_____
Ich bin ein Baum,
meine Blätter wiegen sich in dem Raum,
der weit
umspannt die stille Ewigkeit.
Du bist die Gärtnerin und pflegst die Erde,
daß meinen Blättern Nahrung werde.
_____
Ich bin das Schwere und das Harte,
Du bist die sanfte Leichtigkeit,
Du baust aus Sonne eine Warte,
ich grabe Höhlen in die Zeit.
Was ich an Dunkel mir ersparte,
das machst
du licht und liederweit,
Du bist die Glänzende und Zarte,
um die sich all mein Denken reiht.
Ich ringe mit dem Unsagbaren,
um seines Geistes irdisch Los,
Du liegst noch wie in Kinderjahren
ganz demütig in seinem Schoß.
Ich kämpfe mit ihm Lend' an Lende
und denk im Kampfe kaum an Dich,
Du aber streckst die lieben Hände
zu ihm empor, für wen? Für mich!
_____
Ich bin ganz dunkel von Gestalt,
wie eine Föhre steh ich da;
Du bist die Sonne über dem Wald
und meinem Gipfel nah.
Ich schaure, bis zum Wurzelgrund
verspür ich Deinen heißen Mund -
und tausend brennende Sommer umgeben
mein tief vom Winter erfaßtes Leben.
_____
Johanna
I
Ich bin vom Lied das erste Wort,
wer kennt den Ton und seinen Schall?
Du singst die ganze Strophe fort
und gibst mir guten Widerhall.
II
Du bist die Sehnsucht
und ihre Erfüllung,
Tiefe der Inbrunst
und ihre Enthüllung.
Du gabst den Wurzeln
Erde zu greifen.
Nun kann ich blühen
und herbstzu reifen.
_____
Ich will nur Licht von Deinem Lichte sein,
doch wenn der Erde Dunkel Dich umfängt,
so sei auch meine Stunde nicht gehängt
in einer Freudenlampe hellen Schein.
Und wenn
Du krank bist, leide auch mein Leib
und wenn
Du stirbst, so will ich knien und beten,
daß ich mit Dir zusammen darf betreten
den Garten Ewigkeit, mein Weib.
_____
Wie der dürstende Hirsch nach Wasser schreit,
schrei ich nach Dir, Geliebte, doch
du bist weit.
Durch den Wald meiner Sehnsucht stürme ich kreuz und quer,
doch alle Wiesen und Büsche sind von Dir leer.
Und dennoch höre ich, wie
Du mich leise lockst,
wie
Du da und dort im flüchtigen Laufe stockst.
O
Du, meine Hindin, o
Du, mein weißes Reh,
wir werden beide verbrennen vor Sehnsucht im kalten Schnee.
_____
-
Ludwig Pfau (1821-1894)
Ständchen
Mein Lieb! all ihre Grüße
Schickt dir die Frühlingsnacht:
Schlaf wohl!
du Wundersüße,
Du Süße!
Gehüllt in deine Pracht.
Es kommt aus Kelch und Dolde
Ein Duft dir zugefacht:
Schlaf wohl!
Du Wunderholde,
Du Holde!
Du Glut der kühlen Nacht.
Und zarte Liebestöne
Umschweben dich sanft und sacht:
Schlaf wohl!
Du Wunderschöne,
Du Schöne!
Du Herz der stillen Nacht.
Und Sterne mit mildem Scheine,
Sie winken von hoher Wacht:
Schlaf wohl!
Du Wunderreine,
Du Reine!
Du Trost der dunkeln Nacht.
Du Lieb! all ihre Grüße
Schickt dir die Frühlingsnacht:
Schlaf wohl!
Du Wundersüße,
Du Süße!
Gehüllt in deine Pracht.
_____
Du
Liebe
du!
Wohl sagt' ich dir einmal im Scherzen
Dies Wort mit seinem trautem Schall;
Nun klingt mir's fort und fort im Herzen,
Und schlägt wie eine Nachtigall -
Das trillert ohne Rast und Ruh':
Du Liebe
du!
Gern möcht' ich dir es öfter sagen,
Dies holde Wort, das lacht und weint;
Gar lockend ist's, mit süßem Zagen
Zu wagen, was verboten scheint -
Vergönne, daß ich's wieder tu':
Du Liebe
du!
Dürft' ich dich so im Ernste nennen!
Dürft' all mein Ich im
Du vergehn!
Im freien, freudigen Bekennen,
Wie gut sich Herz und Herz verstehn -
O laß mich sagen immerzu:
Du Liebe
du!
_____
-
Luise von Ploennies
(1803-1872)
Der goldne Stern
Der goldne Stern in meinen dunklen Nächten,
Bist
Du!
Der Trost, mir zugesandt von Liebesmächten,
Bist
Du!
Der Morgensaum von allen meinen Träumen,
Bist
Du!
Die Liebesblüth' an meinen Lebensbäumen,
Bist
Du!
Der Hoffnungsanker auf empörten Wogen,
Bist
Du!
In Nacht und Grau'n der lichte Regenbogen,
Bist
Du!
Die Rettungsspur auf einer öden Küste,
Bist
Du!
Oase grün in einer weiten Wüste,
Bist
Du!
Der Quell, an dem ich meine Hoffnung tränke,
Bist
Du!
Die Well', in die ich all mein Leid versenke,
Bist
Du!
Der letzte Strahl, eh' sich mein Auge schließet,
Bist
Du!
Das Morgenroth, das einst mich droben grüßet,
Bist
Du!
_____
Heloise an Abälard
O schreibe mir,
du, dessen Wort den Schwingen
Der bangen Seele leihet neue Kraft,
Wenn sie auf ihrem steilen Flug erschlafft,
Wenn alle Himmelsträume ihr zergingen.
O
du! den diese Arme einst umfingen
Im Zauberbanne glüh'nder Leidenschaft,
Verzeih', verzeih', wenn ich der süßen Haft
So sel'gen Traumes nicht mich kann entringen.
Du Einziger! mit dem ich wonnetrunken
Durch alle Himmel flog im Glutverein,
Als Stern um Stern an meine Brust gesunken;
Du Göttlicher, in deiner Liebesfülle! -
Welch kalter Schauer rinnt durch mein Gebein,
Ich beuge stumm mein Haupt, das ich verhülle.
_____
-
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Idol
Du bist mein Gott, zu Füßen lieg ich Dir,
Du bist mein Gott, hast
Du mich gleich zertreten;
o laß mich in der letzten Stunde hier
zu meinem Gott noch einmal beten.
Noch einmal nimm mich auf in Deinen Arm
und laß mich fühlen Deines Herzens Schlag;
bin ich doch fürder nun so bettelarm
nach solcher Trennung fürchterlichem Tag.
Umsonst – und doch schufst
Du zum Grabe mir
die Welt, zur Hölle – nur bei Dir ist Eden;
du bist mein Gott, zu Füßen lieg ich Dir,
du bist mein Gott, hast
du mich gleich zertreten!
_____
Phönix
Du füllst mir die Seele mit Sturm, mit Sturm
und lösest die Glieder, wie Frühlingsregen,
dein bin ich, dein, durchs Weltall jauchzt
mein zitterndes Sein dem deinen entgegen.
Und bin ich die Liebe, - nur deine Liebe,
und bin ich das Feuer – nur deine Flammen
lodern mit meinen in gleichen Gewalten
wunderherrlich im Weltall zusammen.
Siehe, verschüttet waren die Brände,
Staub und Alltag, Tod und Vergehen
ließen sie unter Moder und Triebsand
schwelend sterben, verglühn und verwehen.
Da kam der Sturm und aus deinem Feuer
griff er in meines mit tausend Händen,
bis alles versunken in Aschenhügeln,
- und der Phönix entstieg den Feuerbränden.
_____
Oriflammen
Nun
du mich voll erkannt,
laß voll uns wiederfinden,
laß unsrer Liebe Land
uns selig tief ergründen.
Laß uns in heiliger Glut
schmelzen in eins zusammen,
Seele verlohn und Blut
in tiefen Oriflammen!
_____
-
Robert Prutz (1816-1872)
Heiligung
Das ich mit Seufzern lang' vermißt,
Des innern Friedens selig Glück,
Wie kehrt' es mir so schnell zurück,
Seit
du die Meine wieder bist!
Wohin ich blicke, allerwärts
Seh' ich der Gottheit milden Gang,
Und das noch jüngst in Zweifeln rang,
Beruhigt klopft das wilde Herz.
Du bist sein fester Ankergrund,
Die Sonne bist
du, die es nährt,
Der Schild, der allen Schrecken wehrt,
Und bist sein Balsam, wenn es wund.
Und schelten sie mich glaubenlos,
Was kümmert mich ihr plumper Spott?
In dir, Geliebte, lieb' ich Gott
Und lieb' in dir, was gut und groß!
_____
All
Du bist das keusche Mondenlicht,
Das still und klar durch Wolken bricht,
Und bist der Sonne Feuerstrahl,
Der Blumen weckt in Berg und Thal.
Der fromme Abendstern bist
du,
Der lächelnd winkt zu sel'ger Ruh',
Und bist der Blitz, der, gottentstammt,
Der Seele Dunkel mir durchflammt.
Doch – "Namen sind nur Rauch und Schall!"
Sei, wie
du bist,
du bist mein All!
In deine Seele schließ' mich ein,
Die Meine
du, ich ewig dein!
_____
-
Ernst Rauscher (1834-1919)
Was
du mir bist
Wie herrlich mir, durch dich geschmückt,
Ein neues Leben lacht!
Ich bin geliebt, ich bin beglückt,
Wie nimmer ich's gedacht;
Mein Herz, berauscht vom Freudenglanz',
Der deinen Blick umfließt,
Ist so beseligt, daß es ganz
Sein eigen Glück vergißt!
O glaube nicht, ich sei verstimmt,
Wenn Schweigen mich erfaßt!
Gib mir das Wort, das von mir nimmt
Zu große Glückeslast, -
Das Wort, nach dem mein Dichten all'
Ein fruchtlos Suchen ist,
Das alles sagt mit Einem Schall,
Was du, nur
du mir bist!
Du bist die Sonn', vor der sogleich
Des Ruhmes Stern erbleicht,
Du bist der Quell, erquickungsreich,
Den wandernd ich erreicht,
Du bist das Licht am Küstenthurm,
Nach dem ich längst begehrt,
Nach dem mein Schiff, aus Drang und Sturm
Die Segel sehnend kehrt!
Du bist die Blume, die ich oft
Gesucht, von Land zu Land,
Die Perle, die ich unverhofft
Am Strande liegend fand;
Bist meines Lebens Schmuck und Zier,
Mein Hoffen, Stolz und Muth,
Ach! Alles, alles bist
du mir,
Was schön und hold und gut!
Du bist mein einziger Gesang,
Mein erster, letzter Laut,
Du bist, o vielgeliebter Klang!
Mir treue Herzensbraut;
Du bist der Tag, der morgenroth
Mein schlummernd' Aug' berührt,
Die Schwesterseele, die ein Gott
Der meinen zugeführt!
_____
-
Anton Renk (1871-1906)
Und
du sollst heute mein Gedanke sein,
Und einzig
du! Kein anderer sich stehle
Mir heute in die lichtgedrängte Seele:
Der Tag sei dein!
Jasmin und Rosen trage ich herein,
Es soll mir Frühling in die Seele quellen,
Zu deinem Bild will ich die Vase stellen:
Der Tag sei dein!
Ein Feiertag soll in dem Zimmer sein
Und voller Angst verschließe ich die Türe,
Daß niemand mir herein den Alltag führe:
Der Tag sei dein!
Und Eintritt haben nur der Sonnenschein,
Aus dem Holunderbusch die Vogelsänge,
Der Waldkapelle ferne Glockenklänge:
Der Tag sei dein!
Dein Bildnis da! - "So schön und hold und rein ..."
Ich sitze still in meinem Heiligtume
Und bete fromm: "Du bist wie eine Blume -"
Der Tag sei dein!
_____
Weißt
du es noch, das Sternenfunkeln,
Das an dem Maienabend war,
Als trüge Lilien aus dem Dunkeln
Der Engel unsichtbare Schar.
Weißt
du es noch, wir sprachen leise
Und glücklich unser erstes
Du -
Verklungen ist die fromme Weise,
Der nur die Engel hörten zu.
Und wenn wir heute uns begegnen,
So grüßen wir uns scheu und stumm. -
Die Engel, welche wollten segnen,
Die fragen leise sich: warum.
_____
-
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Das Land ist licht und dunkel ist die Laube,
und
du sprichst leise und ein Wunder naht.
Und jedes deiner Worte stellt mein Glaube
als Betbild auf an meinen stillen Pfad.
Ich liebe dich.
Du liegst im Gartenstuhle,
und deine Hände schlafen weiß im Schooß.
Mein Leben ruht wie eine Silberspule
in ihrer Macht. Lös meinen Faden los.
_____
Du bist, als ob
du segnen müßtest
wen die Madonnen längst vergaßen;
und oft, im Sommer, wenn
du wüßtest:
da kamst
du von den Abendstraßen
so klar, als ob
du Kinder küßtest,
die traurig wo am Saume saßen.
Und jeder Rhythmus, der verschwiegen
aus stillen Wiesen aufgestiegen,
schien innig sich dir anzuschmiegen,
bis alles Winken, alles Wiegen
nur in dir war und nirgends mehr.
Und mir geschah: die Welt verginge -
und das Vermächtnis aller Dinge,
ihr letztes Lied, bringst
du mir her ...
_____
Du meine Hohe, weise
mich weiter auf deiner Bahn;
komm und tu mir leise
Wunder um Wunder an.
Ich habe viel gelitten,
vieles starb und brach, -
jetzt geh ich mit blinden Schritten
deinem Leben nach.
Sehr alte Schmerzen rücken
zurück in ein Verzeihn,
mir baun sich goldne Brücken
zu deinem Gütigsein.
_____
Sei
du mir Omen und Orakel
und führ mein Leben an zum Fest,
wenn meine Seele, matt vom Makel
die Flügel wieder fallen läßt.
Gieb mir das Niebeseßne wieder:
das Glück der Tat, das Recht zu Ruhn, -
mit einem Wiegen deiner Glieder,
mit einem Blick für meine Lieder,
mit einem Grüßen kannst du's tun.
_____
-
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
An M.
Der
du meine Wege mit mir gehst,
Jede Laune meiner Wimper spürst,
Meine Schlechtigkeiten duldest und verstehst – –.
Weißt
du wohl, wie heiß
du oft mich rührst?
Wenn ich tot bin, darfst
du gar nicht trauern.
Meine Liebe wird mich überdauern
Und in fremden Kleidern dir begegnen
Und dich segnen.
Lebe, lache gut!
Mache deine Sache gut!
_____
-
Anna Ritter (1865-1921)
Du und ich
Du und ich … und über uns Beiden die Nacht!
Neige die Stirn, damit ich dich küssend umfange.
Neige das Ohr – ich raune dir Süßes hinein,
Wonne und Weh, so wie's mir emporblüht im Herzen. -
Du und ich … Es ward uns nichts Andres bescheert
Als dieses Glück, das wir der Sonne verbergen.
Sieh, schon senkt sich abwärts der einsame Pfad -
Selige Lust steht lächelnd im Thale des Todes.
_____
-
Emil Rittershaus (1834-1897)
Die Sonne meines Lebens
Du
bist die Sonne meines Lebens
Und lieben hast
Du mich gelehrt,
Ich aber bin die Sonnenblume,
Die sich nach Dir, o Sonne, kehrt!
Mein Lebensglück, es kann ersprießen
Bei Dir,
du Holde, nur allein!
Die Sonnenblume kann nur blühen
Im lichten, lieben Sonnenschein.
_____
-
Hermann Rollett (1819-1904)
Du einzige Freude
Du
einzige Freude in meinem Schmerz!
Du Licht, das mir leuchtet allerwärts!
Du seliger Traum, der oft mich umlacht
Im Dunkel der Trauer, im Dunkel der Nacht!
Im Dunkel der Trauer, die bang mich umfängt,
Wenn Frühlings, wo alles die Knospen sprengt
Das Herz der Menschheit nicht blühen mag,
Verträumend der Freiheit Frühlingstag!
Im Dunkel der Nacht, die, unbesiegt,
Noch lang auf dem Auge der Menschheit liegt; -
Im Dunkel der Trauer, im Dunkel der Nacht
Deiner Liebe seliger Traum mich umlacht!
_____
Du leuchtest licht
Du
leuchtest licht
Vom Feuer meiner Liebe;
Ich glühe heiß
Von deiner Liebe Gluth; -
Du bist die Well'
Mit blitzendem Getriebe;
Ich bin das Meer
Mit hoher Wogenfluth. -
Dein lichter Schein
Erleuchtet hell mein Leben;
Mein heißes Glüh'n
Erwärmt dein treues Blut;
Dein Liebgewog'
Erquickt mein Herz mit Beben.
Und dich umjauchzt
Mein Herz mit Liedesfluth!
_____
Huldigung
Ich bin das Meer der Liebe,
Du bist die Perle darin.
Und die Perle ist des Meeres
Verklärte Königin.
Ich bin der tiefe Himmel,
Du bist der Sternenschein,
Der in das Meer der Liebe
Hellschimmernd fällt hinein.
Ich bin die Abendglocke,
Du bist der holde Klang,
Der durch die Lüfte zittert
Mit friedlichem Gesang.
Ich bin dein stiller Sänger,
Deß' Herz in Liebe schlägt, -
Und
du,
du bist der Gedanke,
Der mich zum Himmel trägt!
_____
-
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Liebesfrühling
Du meine Seele,
du mein Herz,
Du meine Wonn, o
du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel
du, darein ich schwebe,
O
du mein Grab, in das hinab
Ich ewig meinen Kummer gab.
Du bist die Ruh,
du bist der Frieden,
Du bist der Himmel mir beschieden.
Daß
du mich liebst, macht mich mir wert,
Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
Du hebst mich liebend über mich,
Mein guter Geist, mein bessres Ich!
_____
Ich liebe dich, weil ich dich lieben muß;
Ich liebe dich, weil ich nichts anders kann;
Ich liebe dich nach einem Himmelschluß;
Ich liebe dich durch einen Zauberbann.
Dich lieb' ich, wie die Rose ihren Strauch;
Dich lieb' ich, wie die Sonne ihren Schein;
Dich lieb' ich, weil
du bist mein Lebenshauch;
Dich lieb' ich, weil dich lieben ist mein Sein.
_____
Nicht, mit Armen dich umschlingen,
Kann mir g'nügen, sondern mich
Geist mit Geist mit dir durchdringen,
Aufgehoben
du und ich.
Immer stehn die Körperschranken,
Zweier Seelen Scheidewand;
Bis sie nicht in Staub zersanken,
Wird nicht frei der Himmelsbrand.
Liebe! diesen Leib verzehren
Müssen deine Lohen ganz;
Denn er will zwei Funken wehren
Aufzugehn in Einen Glanz.
Zitternd habet ihr, o Flammen,
Euch berührt im Sehnekuß,
Schlaget nun in Eins zusammen,
Daß die Welt verbrennen muß!
_____
So wahr die Sonne scheinet,
So wahr die Wolke weinet,
So wahr die Flamme sprüht,
So wahr der Frühling blüht;
So wahr hab' ich empfunden,
Wie ich dich halt' umwunden:
Du liebst mich, wie ich dich,
Dich lieb' ich, wie
du mich.
Die Sonne mag verscheinen,
Die Wolke nicht mehr weinen,
Die Flamme mag versprühn,
Der Frühling nicht mehr blüh'n!
Wir wollen uns umwinden
Und immer so empfinden:
Du liebst mich, wie ich dich;
Dich lieb ich, wie
du mich.
_____
Süßer ist als Tun, viel süßer, Leiden;
darum, Liebste, muß ich dich beneiden:
Weil das Lamm
du bist und ich der Hirte,
du darfst folgen und ich muß dich weiden;
Weil
du bist die Au und ich dein Frühling;
ich dich schmück und
du dich lässest kleiden;
Rose
du, und ich der Dorn, dein Hüter,
der dir abwehrt, was dir frommt zu meiden;
Rebe
du, die Freudentränen weinet,
wenn ihr Winzer, ich, sie muß beschneiden.
Wenn
du Trauben mir versprichst zu tragen,
soll mir nichts die Winzermüh verleiden.
O
du Bild, das meine Liebe malet,
sollte je von dir mein Fuß sich scheiden?
Du bist Marmor, und ich hin der Meißel:
dich zu bilden, muß ich mich bescheiden.
Du mein edler Stein, ich bin dein Künstler,
der ins Herz dir sein Gepräg will schneiden.
Prägen will ich dich nach meinem Herzen,
bis
du nicht von mir zu unterscheiden,
Alle deine Eigenschaften will ich
bilden aus zu köstlichen Geschmeiden.
Alle deiner Seele Fäden will ich
weben aus in ein Geweb von Seiden.
Wie
du in Geschmeid und Seide prangest,
will ich dann den Blick an dir auch weiden.
Sieh, mein Glück ist, deines zu gestalten;
solltest
du nicht gern dein Glück erleiden?
_____
-
Else Rüthel (1899-1938)
Du
Nun bricht das Herz wie eine Rose auf.
Die Brust ist groß in Rausch und Blut
und Duft ist in der ganzen Welt
und
du.
Wie dunkelt das herauf
an aller Himmel runden Rändern -
du -
du -
du.
_____
In deiner Neigung ...
In deiner Neigung wandle ich
und alle meine Schritte
hallen weich
in deiner großen Freundschaft wider.
Du
bleibe so geneigt
denn die Gebärden,
mit denen sich mein Leib ins Licht vollzieht,
sind schutzbedürftig.
Bleibe.
_____
-
Richard von Schaukal
(1873-1942)
Du
Wie aus tiefen Wäldern bist
du
wo keine schweren Menschen gehen·
wie in der Waldquelle
seh ich mich rein und wahr in dir.
Ich bin ein heisser unzufriedener Mensch
mit einem herrischen Kinderherzen.
Tau liegt auf meinen Haaren aus den
Nächten der Sehnsucht·
meine Hände zittern nach Glück.
Und meine Seele kann fliegen
hoch über den Tagen:
ich seh ihr nach und staune
lächle und weine.
Manchmal aber bin ich wie ein König ...
Und alles ist dein·
dein ward es ohne Schenken·
du kamst und es war dein·
ich bin so sicher dein zu sein mit allem.
_____
-
Adele Schopenhauer
(1797-1849)
Ich habe geliebt! am meisten Dich!
Gelebt und gelitten - In Dir und für Dich!
Und in Dir umgiebt noch die Jugend mich,
Kühn gewonnen hab' ich des Lebens Spiel:
Du standest am Anfang, Dich find' ich am Ziel.
_____
In deiner Seele klarem Leben
Da ruht mein wahres Glück allein,
Die Ferne kann mir Freude geben,
Mit Dir nur kann ich selig seyn.
In Deines Geistes raschen Flügen
Trägt leicht das schwere Leben sich -
Das Andre kann mir wohl genügen -
Du nur allein befriedigst mich!
Aus Deiner Liebe tiefen Quellen
Strömt eine Kraft, die mich erhebt,
Auf deren lichtumsäumten Wellen
Mein Lebensschiff vorüberschwebt!
_____
-
Johanna Schultze-Wege
(1844-1918)
Sonett
Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen,
Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden,
Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden
Mein süßes Glück und meine stillen Klagen.
Doch was ich auch ersann, fühl' ich entschwinden,
Wenn
Du mir nahest, und mit bangem Zagen
Mag ich es nimmer auszusprechen wagen,
Die rechten Worte weiß ich nicht zu finden.
Nicht eigenmächtig kann den Schritt ich lenken,
Du schriebst die Bahn mir vor, nun muß ich immer
Umkreisen Dich,
Du wunderbare Sonne.
In Deiner Nähe flieht, ein matter Schimmer,
Vergangenheit und Zukunft meinem Denken,
Dann fühl' ich nur des Augenblickes Wonne.
_____
-
Karl Siebel (1836-1868)
Alles
Du bist mir viel gewesen;
In deinem dunklen Blick
Hab' lange ich gelesen
Mein froh und trüb' Geschick.
Bin ich mit dir gemeinsam,
Die Seele selig ist -
So fühl' ich, bin ich einsam,
Daß
du mir Alles bist.
_____
Friede
Ich frug die Freunde. – Sie drückten
Herzinniglich mir die Hand,
Doch fühlt' ich – Keiner von allen
So recht mein Wort verstand.
Ich frug die Sterne. – Sie schwiegen,
Sie wußten zu rathen nicht; -
Ich frug die Blumen. – Sie wiegten
Ihr lächelnd Angesicht. -
Dir schaut' ich nur in die Augen,
Du lächeltest mild mich an:
Das hat dem krankenden Herzen
Unendlich wohl gethan.
Denn Alles, was es ersehnet,
Dir tief in der Seele blüht -
Ein stiller seliger Friede,
Ein fromm und keusch Gemüth.
Und ruhest
du mir am Busen,
So heilet jeglicher Schmerz;
Den Frieden halt' ich umfangen,
Der Friede zieht in's Herz.
_____
Zecherliebe
Mein Herz ist ein Becher
Voll perlendem Wein, -
Und
du bist der Zecher,
Mein Liebchen vom Rhein.
Die Perlen sind Lieder,
Die Lieb' ist der Wein,
Und Liebe und Lieder
Und Herze sind dein!
_____
Troubadour
Nach Liebe dürstend und von Schönheit trunken,
So bin vor dir ich sehnend hingesunken.
Du bist die Fürstin in dem Feenreiche,
Anmuthumwob'ne, Herrlich' ohne Gleiche.
Du bist die Göttin dieser schönen Erde.
O schaffe
du, daß mein ein Himmel werde!
Wo
du mich liebst, ist an der kleinsten Stätte
Der Sonne hohes Zelt, des Segens Bette.
_____
Du bist meine Liebe
Wohl sind mir glühende Rosen erblüht,
Tiefdunkele Augen und lockiges Haar
Umfingen, umstrickten mein träumend Gemüth
Und nahmen die Sinne mir ganz und gar.
Es wogte, es hob sich die sehnende Brust;
Es ward ihr die wilde bezaubernde Lust: -
- - - -
Du bist meine Liebe!
Wohl sind mir glühende Rosen erblüht,
Doch schwanden und sanken die Blumen am Tag;
Es sehnte und seufzte mein träumend Gemüth
Den scheidenden Kindern der Nächte nach.
Sie schieden und ließen die Wehmuth zurück,
- - - -
Du bist meine Liebe!
Wohl sind mir glühende Rosen erblüht,
Nun senkt sich der Frühling in's Herz mir hinein;
Nun glühet und blühet mir tief im Gemüth
Unendlichbeglückender Sonnenschein.
Nun wallen die Nächte wohl ab und wohl auf,
Nun waltet der Tage stets wechselnder Lauf
- - - -
Du bist meine Liebe.
_____
-
Jegor von Sivers (1823-1879)
Ein Wunsch, und der bist
du!
Gleich wie voll Klang
Die Glocke wundersam erbebt,
Erzittr' ich bang,
Seitdem das Herz mir Liebe hebt.
Was still und tief
In meines Busens Räthselgrund
Verborgen schlief,
Erweckte heut dein Zaubermund.
Wie lacht voll Lust
Dein seelenvoller Blick mir zu!
In meiner Brust
Lebt nur ein Wunsch - und der bist
du!
_____
-
Reinhard Johannes Sorge
(1892-1916)
Nach Tages Kampf faßt
du die pochende Hand,
In letzter Sonne stille wandern wir
Durch das Schweigen und über das schlafende Land
Besänftigt.
Bald neigt sich Nacht, neigt sich mein Auge zu dir,
Und
du erscheinst mir wie Engel vom Himmel gesandt,
Wie heilige Mutter im Geist erscheinst
du mir.
Wir schweigen.
Wenn sich dein Leib mir wie atmende Blüte anschmiegt,
Fachst
du Flamme um Flamme, fachst
du das höhere Sein,
Traum von Umschlingung und Kuß, der uns sternean wiegt,
Glückselig.
Spende dem Stammelnden, spende vom ewigen Wein.
Schwinge geweihtester Lust, die zu Gottum entfliegt,
Hülle uns, hülle aufrauschend die Liebenden ein.
O Wunder!
_____
-
Leonie Spitzer (1891-1940)
Du hast mich erst gelehrt, was Leben ist!
Ich fror: jetzt stehe ich in Flammen.
Das Glück, das mir durch dich gegeben ist,
schlägt wie ein Feuer über mir zusammen.
Im Glück und Weh der allzu starken Glut
packt mich die Angst, sie könnte mich verlassen -
denn meine Hände können sie nicht fassen,
so wie mein Herz es tut.
_____
Alles, was ich habe ist dein.
Meine Gedanken und Handlungen tragen
deinen Stempel, die Lieder sagen
nur, was
du trugest in mich hinein.
Von der Art, meine Hände zu falten
bis zur geringsten Alltäglichkeit
hab ich alles von dir erhalten,
hat dein Berühren mein Leben geweiht,
und so ist es nicht zu vermeiden
und
du mußt mir gütig verzeihn,
vermag ich nicht immer zu unterscheiden
zwischen mein und dein.
_____
Ich weiß, daß ich dich noch nicht richtig liebe:
Noch schloß ich mich nicht ganz dem Hasse zu
und noch verbirgt sich in mir manches Trübe
das anders ist, als
du.
Verzeih und habe weiter nur Geduld
Wie deine Flamme täglich höher schlägt
in mir, so löst die Schlacken sie der Schuld
vom Herzen, das nur mehr dein Bildnis trägt.
_____
-
Ilse von Stach (1879-1941)
Deine Nähe
Wie die milde Sommernacht beglückt,
also lindert deine süße Nähe,
lange schon gereiftes Leid und Wehe,
tröstet auch in Tränen und entzückt.
Meine Seele, die gebunden ist,
hebt sich auf dem Fittich sanfter Träume
lächelnd hoch in unbegrenzte Räume,
haltlos, wenn
du gegenwärtig bist.
_____
Abend
Blaue nachtgewebte Schleier
wallen um mein stilles Haus.
Horch, des Abends holde Feier
klingt in deinen Namen aus.
Mond und Sterne, die da blinken,
heißen
du und alles
du.
Könnt ich so in dich versinken
wie in dieses Abends Ruh.
_____
Ich und
du
I.
Wenn von uns einer
die schauernden Glieder gestreckt hat, -
einer, der doch des anderen Süße
und Pracht und Schönheit in seinem stillen Menschenbildnis
als der Erde Wunder beschlossen, -
wenn von uns einer,
gottgetroffen, die Glieder gestreckt hat ...
wie dann wird der andere stehen
vor der großen, schweigenden,
ewig sich selbst nur kündenden Einsamkeit?
Denn des Entschwebten Dasein war Tröstung
dem, der geblieben.
Linde ging das Streicheln der Hände
über die Stirn, eh noch des Leidens
dunkelnde Welle abgelagert
zu des eigenen Maßes Erkenntnis.
Und es senkten sich die Wurzeln,
senkten alle sich vertrauend
in geliebtes Sein und Wesen
schlummernd ein.
Mach dich auf, der
du geblieben, -
deiner eigenen Form entkleidet,
fragend, wer der Bettler sei ...
Mach dich auf, - laß deine blöden
Sinne tasten, -
laß die losgelösten Wurzeln
streben nach verborgenem Grund.
II.
Ach,
du wirst an Gottes Pforten,
wirst im Dunklen stehn und lauschen, -
wirst auf Steinen knien, und deines
Schmerzes Bäche werden strömen
über dem gesenkten Haupt.
Haupt
du der Verlassnen.
Bis geheimnisvolle Tröstung
rührt mit wehend lindem Streicheln
... an die Stirne nicht, die hinter
hoher Wölbung Gram umschließt. -
An des Grames Trägerin rührt Gottes lindes Streicheln.
Und das heilig Wesenhafte
strömt hinein in Wesenhaftes,
Geist in Geist.
Und ein Adler, losgebunden,
rauscht in fleischernem Gezelte,
rauscht entfesselt deine Seele,
die von Gott in letzter Treibjagd
und für immer ihm erlag.
_____
Hast
Du die Sehnsucht ...
Hast
Du die Sehnsucht nur geweckt zur Qual?
Ich suche und ich fliehe Deine Nähe,
mir bangt mein Herz, wenn ich Dein Antlitz sehe,
und habe, Dich zu sehn, doch keine Wahl -
ich muß! Ganz ungewollt und ungewußt
will sich mein Weg nicht von dem Deinen wenden -
und wollt ich gehn und wollt ich enden ...
ich sänke jauchzend Dir an Deine Brust.
_____
-
Karl Stieler (1842-1885)
Dein
Mein ganzes Leben ist nun dein für immer,
Und jeder Atemzug ist eine Frage,
Ob
du mich lieb hast? – Ach, ich weiß es nimmer,
Ob ich's beneiden soll, ob ich's beklage!
Du bist die Kraft, wenn ich ermattet schwanke,
Du bist die Sonne, wenn mein Tag wird trübe -
Und geh' ich schlafen, ist's mein Nachtgedanke,
Ob
du mich lieb hast – so wie ich dich liebe?
_____
-
Francisca Stoecklin
(1894-1931)
An den unsterblich Geliebten
Meere sind zwischen uns und Länder und Tage.
Aber ich weiß,
Du wartest auf mich
Jetzt und immer.
Wissend und gut.
Meere sind zwischen uns und Länder und Tage.
Ich sehne mich nach dir,
Nach deinen sanften Händen,
Nach deiner frommen Schönheit,
Nach deiner klugen Güte.
O ich sehne mich nach dir.
Alles, was ich habe, will ich dir schenken,
Alles was ich denke, will ich dir denken,
Ich will dich lieben in allen Dingen,
Meine schönsten Worte will ich dir singen,
All meine Schmerzen und Sünden will ich dir weinen.
Meiner Seligkeit Sonnen werden dir scheinen.
Was ich bin, will ich dir sein.
Meine Träume sind voll deiner Zärtlichkeit.
Mein Blut singt süß deine Unendlichkeit.
Weiße Seele
Unsterblich Geliebter.
Du blühst sehr wunderbar
Im Gestirn meiner Liebe,
Im Schauer meiner Ängste,
Im Lachen meines Glücks.
Du blühst sehr wunderbar
Im Gestirn meiner Liebe.
_____
-
Theodor Storm (1817-1888)
Du weißt es, wie mein ganzes Herz allein durch deine Milde lebt,
Du weißt es, wie mein ganzes Herz allein in deinem Bilde lebt;
Denn wie die Schönheit nimmer schön, die nicht der Seele Atem kennt,
Wie durch des Lichtes Kraft allein der Zauber der Gefilde lebt,
So ist das Leben nicht belebt als durch der Liebe Sakrament;
Das fühlet, wer die Liebe fühlt, wer unter ihrem Schilde lebt.
Ich aber, der die liebste Frau sein unverlierbar Eigen nennt,
Ich fühle, wie die ganze Welt allein in ihrem Bilde lebt.
_____
Dämmerstunde
Im Sessel
du, und ich zu deinen Füßen -
Das Haupt zu dir gewendet, saßen wir;
Und sanfter fühlten wir die Stunden fließen,
Und stiller ward es zwischen mir und dir;
Bis unsre Augen ineinandersanken
Und wir berauscht der Seele Atem tranken.
_____
Nachts
Schon Mitternacht! Mein Kopf ist wüst -
Zu Bett! Ich habe lang gewacht;
Doch ob das Aug sich müde schließt,
Wann kennt das Herz wohl Tag und Nacht?
Das Herz, das Herz hat nimmer Ruh,
Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
Im Traum mein süßes Leben
du,
Im Leben
du mein süßer Traum!
_____
Trost
So komme, was da kommen mag!
Solang
du lebest, ist es Tag.
Und geht es in die Welt hinaus,
Wo
du mir bist, bin ich zu Haus.
Ich seh dein liebes Angesicht,
Ich sehe die Schatten der Zukunft nicht.
_____
-
Viktor von Strauß und Torney
(1809-1899)
Der selige Tag
(21. März 1831)
O Lieb' im Himmel,
Du warest wach!
Er ist mir erschienen,
Der seligste Tag!
O
du wogender Busen,
An dem ich lag,
Du lieblicher Mund,
Der das Süßeste sprach,
Ihr weißen Arme,
Die ihr mich umfingt,
Ihr Augen, die thauend
Ihr übergingt,
Der Segen Gottes
Euch allzugleich!
O Liebe, wie machst
du
Mich überreich!
Ist das der Weg,
Den ich gestern trat?
Der Wald, die Fluren,
Das Haus, die Stadt?
O Welt, o Himmel,
Wie anders ganz!
Bestrahlt, vergoldet,
Von Licht und Glanz!
O
du Meine, Meine
Für Ewigkeit,
Du Fülle der Liebe,
Dir mir geweiht, -
Dir lohne der Himmel,
Was
du mir verliehn,
Ich kan nur jubeln
Und dankend knie'n.
_____
Beruhigung
Wangen an Wangen,
Brust an der Brust,
Süßtes Umfangen,
Fülle der Lust!
All' in den Sinnen
Glück bis zum Weh!
Laß mich von hinnen
Eh' ich vergeh!
Küsse ohn' Ende
Tödten mich fast;
Kosende Hände,
Laßt mich, o laßt!
Schmerzlich entlassen,
Flieh' ich zurück.
Ist es zu fassen,
Alle das Glück,
Freuden und Schmerzen,
Qual und Genuß?
Immer im Herzen
Glüht mir der Kuß,
Und es umfängt mich
Schauer und Graus,
Jaget und drängt mich
Trunken hinaus;
Stern', und in euern
Seligen Chor
Jauchz' ich der Theuern
Namen empor;
Lege mein Sehnen,
Ringen und Glühn,
Selige Thränen,
Alles euch hin;
Find' auf der Erde
Himmel der Ruh,
Liebe, und werde
Heilig wie
du.
Denken und Leben
Strömen zu dir.
Was kann ich geben?
Was gabst
du mir!
_____
-
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
O
du mein Mond in stiller Nacht,
Der über mir am Himmel wacht,
Und mit mir wacht und träumet,
Und wenn ich schlafe meinen Traum
Mit duft'gem Silber säumet!
Du immer nah und immer fern,
Mein Morgenstern, mein Abendstern,
Vorbotinn aller Wonne!
Und alle Wonne selber
du,
Du Mond,
du Stern,
du Sonne!
O
du mein Leid,
du meine Lust!
Du eine Ros' an meiner Brust,
Ein Dorn in meinem Herzen!
Ich drück' ihn tief ins Herz hinein,
Und liebe dich mit Schmerzen.
_____
Ob
du singen kannst, und wie?
Schatz,
du hast mir nie gesungen:
Doch mit süßer Melodie
Bist
du mir ins Herz erklungen.
Hoch am Himmel ziehst als Stern
Meines Glückes
du die Pfade,
Du verliehen mir vom Herrn
Als Verwesrinn seiner Gnade.
Jeder Stern hat seinen Klang:
Aber vor den andern allen
Hör' ich, Braut, von deinem Gang
Süßen Ton hernieder wallen.
_____
Du bist mein Traum bei Tage,
Mein Wachen
du bei Nacht;
All was ich thu' und sage,
Es ist an dich gedacht;
Du bists, um derentwillen
Im Stillen
Mein Herze weint und lacht.
In Liebesfluten schwebet
Die Seele wonniglich;
Dann schrickt sie auf und bebet
Und zweifelt selbst an sich:
Ich liebe dich von Herzen,
Mit Schmerzen,
Mit Freuden lieb' ich dich.
_____
O
du in meine dunkeln Thale
Vom Himmel mir herabgesandt
Mit einer vollen Segensschale,
Mein Engel, in der weißen Hand!
Vom Meer der Lieb' ist mild getroffen
Ein Thau auf dieses müde Haupt,
Und wieder liebt mein Herz und glaubt
Und schlägt in einem neuen Hoffen.
O sanft gelehnt am Liljenstabe,
Mein Engel
du im lichten Kleid,
Sei mein Geleit
du bis zum Grabe,
Und übers Grab noch mein Geleit!
O bleibe bei mir! ach es dunkelt
Aufs neue, läßt
du mich allein,
Du von der Sonne mir ein Schein,
Die in der Welten Mitte funkelt.
_____
Wenn
du liebeflüsternd nieder
Dich zu mir, Geliebte, senkst,
Träumerisch auf mich und wieder
Lachend
du dein Auge lenkst:
O da fühl' ich daß beschieden
Du mir bist das höchste Glück;
Da in Ruh' und tiefem Frieden
Spiegelt' dich mein Herz zurück.
Wie es mag dem See gemuthen
Wie er selig schauend schweigt,
Weil sich über seine Fluten
Hat der volle Mond geneigt.
_____
Dem Kinde gleich das in der Wiege
Die Glieder dehnt in froher Ruh,
Ja, Braut, so wiege dich und liege
Und liegst in meinem Herzen
du;
Und schauest milden Blicks entgegen
Dem, der auf dich sein Auge senkt,
Und, gebe Gott dazu den Segen!
Für dich auf tausend Freuden denkt;
Und lauschest gerne seinem Sange
Bei Tags Beginn, bei Tages Schluß,
Und duldest daß er dich umfange,
Und küssest wieder seinen Kuß.
_____
O
du vom Lebensbaum ein Reis,
Das mir der Herr gesendet,
Nun hat mein Mühen schwer und heiß
Wie lieblich sich geendet!
Mein Paradiesesreis, das will
Nun wurzeln mir im Garten!
Wohlan, so will ich lieb und still
Dich hegen, pflegen, warten;
Und ruhen will ich dann und wann
In deines Schattens Räumen,
Und mich aus dieser Erde Bann
Zurück nach Eden träumen.
_____
Wenn er sie und wenn sie ihn
Küßt und flüstert "Du bist mein",
Größre Freuden überschien
Nie der Sonnenschein.
Beide lehnen süß verwirrt
Brust an Brust und Haupt an Haupt:
Lilje von der Rose wird
Heimlich da umlaubt.
_____
Meine Seele, mein Herz!
Meine Lust und mein Schmerz!
Mein willst
du werden, mein willst
du sein,
Und mein auch bleiben, auf ewig mein,
In Freud' und in Noth,
Im Leben, im Tod!
Im Leben, im Tod,
In Freud' und in Noth
Mein liebendes Herz, mein treues Gesicht,
Ich halte dich fest und lasse dich nicht,
Meine Lust und mein Schmerz,
Meine Seele, mein Herz!
_____
-
Maria Luise Weissmann
(1899-1929)
Du bist die silberne Weide am Bach.
Schatten der Wolke
Du schwimmend.
Du gehst über die mondenen Wege.
Die Städte-Straßen kennen Dich.
Tiere spürten Deiner Fährte all.
Nun suchen Waller, steile, Dich gebetvoll.
Da rot mein Fuß ging - Deine Ferne brannte! -
Liebend erkannten sich die Wandernden.
_____
Uralt...
Schweig, mein Geliebter; Mund auf Mund
Wurden wir groß, wurden wir alt
In einem nie gestillten Bund,
Alt wie der uralte Wald.
Alt wie der Mond, mein Lichtgesicht,
Bist
du am Himmel tausend Jahr
O schmale Sichel aufgericht,
Der ich die Ernte war.
Alt wie das Meer, die dunkle Saat,
Nach dir gereift, sehnsüchtige Flut,
Steigt zwischen uns den ewigen Pfad
Dunkel das ewige Blut.
_____
-
Paul Wertheimer (1874-1937)
Sommernacht
Uns einte nicht des Priesters Hand
Mit Chören, feierlichen Flammen.
Nur ein Marienfaden band
Uns leicht und sommerlich zusammen.
Uns hat die Sommernacht getraut
Im blauen Dom voll Weihrauchkerzen -
Du Sternenkind,
du Windesbraut,
Das war ein Neigen, Herz zu Herzen.
Die Nacht frug priesterlich und groß:
Wollt ihr euch froh der Liebe spenden?
Ein Raunen rings. Ich hielt dein Los
In meinen bebend trunknen Händen.
_____
Du weisst, wir bleiben einsam:
du und ich,
Wie Stämme, tief in Gold und Blau getaucht,
Mit freien Kronen, die der Seewind streift;
So nah, doch ganz gesondert, ewig zwei.
Und zwischen beiden webt ein feines Licht
Und Silberduft, der in den Zweigen spielt,
Und dunkel rauscht die Sehnsucht her und hin.
_____
Marie
In mancher Stunde fühl' ich dich so tief,
In mancher Stunde bist
du mir zu eigen,
So wie der Lenz dem, der im Wald entschlief. -
Durch alle Blüten geht ein süsses Neigen.
Er aber lebt im Traum und atmet bang
Den ganzen Frühling mit den goldnen Geigen -
Mit Duft und Dämmer, Schweigen und Gesang.
_____
Ständchen
Vernimmst
du meiner Geige sehnsuchtstollen
Aufschrei der nachtgebor'nen Melodien?
Ich will mit Liedern wie mit wundervollen
Blumenguirlanden deine Stirn umziehen.
Du meine Welt,
du mein geheimes Wissen!
Was ist mir der Erkenntnis Sternenklarheit!
In Nachtviolen, Rosen und Narzissen,
In meinem Traum von dir ist meine Wahrheit!
_____
Schlummerlied
Du bist ich und ich bin
du ..
Schliesst uns das Glück die Augen zu;
Wiegt uns mit einem Sang zur Ruh:
..
Du bist ich und ich bin
du ..
_____
Im Volkston
Meine Gedanken
Ziehn, wo es ihnen gefällt,
Und mit den Flügeln, den blanken,
Wandern sie durch die Welt.
Und mit sehnenden Schwingen
Kehren sie heim, wo
du bist,
Und heben von dir an zu singen,
Die meine Heimat ist.
_____
-
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Das Lorbeerblatt
Das dunkelgrüne Lorbeerblatt
Im dunkelblonden Haar,
Das ist's, was mich gefangen hat,
Bezaubert ganz und gar.
In meinen Träumen malt es sich,
Und wachend ist's vor mir,
Und sanft und mächtig ruft es mich,
Ewig zu ihr, zu ihr.
Und atm' ich ihre süße Näh'
Wie stille wird mein Sinn,
Gleich einem Strom in tiefer See
Fließt meine Seele hin.
All mein Verlangen kommt zur Ruh,
Mein Sehnen schlummert ein,
Denn meine Sehnsucht bist nur
du,
Nur
du und
du allein.
_____
Heilung
Es liegt die Nacht auf Erden schwer
Mit allen ihren Schauern;
Mein Herz ist dunkel, kalt und leer,
In mir ist nichts als Trauern.
Steh auf,
du Himmelssonnenlicht,
Zünd' an die warmen Kerzen!
Geh auf,
du Engelangesicht,
In meinem müden Herzen.
Hauch' ab die kalte Erdennacht
Mit deinem Flammenmunde!
Lacht in das Herz mir, Augen, lacht!
Daß ich, daß ich gesunde!
_____
-
Bruno Wille (1860-1928)
Ich und
Du
Wir hielten uns umschlungen;
Nachtodem hauchte mild,
Der Junimond durchblaute
Gebüsch und Grasgefild.
Ich staunte in die Landschaft;
Die lag so fremd. Doch klang
Geheim aus Sternenmeeren
Ein heimatlicher Sang.
Ich staunte in dein liebes,
Mondbleiches Angesicht /
Auf deiner Augen Grunde
Erglomm ein fremdes Licht.
Und dich auch sah ich staunen;
Die Lippen zuckten stumm.
So weh war unsre Liebe /
Wir ahnten wohl, warum.
So weh / ob Mund an Munde
Auch süßen Taumel trank;
So weh / ob Aug in Auge
Auch liebetief versank.
Wir fühlten, Herz an Herzen,
Wie ewig dich und mich
Ein banger Abgrund scheidet /
Wir sind ja
du und ich!
Wir schluchzten auf / vor Heimweh!
Die Heimat liegt so weit,
Dort hinter Sternenmeeren,
Weit, in der Ewigkeit.
Dort in der Heimat findet
Dies bange Schmachten Ruh:
Es fließen ineinander /
O selig / ich und
du.
_____
-
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Sie und
Du
Sie nenn' ich gern jene Wesen
Die nur flüchtig mir bekannt;
Aber wen mein Herz erlesen
Der wird
Du von mir genannt.
Sie verspottet Herzenstriebe,
Du verheißt ein süßres Glück.
Sie verscheucht den Gott der Liebe,
Aber
Du führt ihn zurück.
Ihnen mag ich gar nichts geben,
Sie sind nimmermehr für mich.
Aber Dir weih' ich mein Leben,
Was ich bin, bin ich für Dich.
Ach! ein
Du aus deinem Munde,
Süßern Klang hört' ich noch nie;
Du giebt Weihe unserm Bunde,
Ferne sei das kalte Sie.
Sie erreget oftmals Schmerzen,
Läßt die Seel' beständig kalt,
Aber
Du, das geht von Herzen,
Faßt die Seel' mit Allgewalt.
_____
An die Geliebte
Nach dem
Französischen
An jedem Morgen bist
du mir Aurora,
Denn wo
du bist strahlt mir die Sonne nur;
Im Frühling bist
du meine wahre Flora,
Die andre weicht vor deiner Tritte Spur.
Du bist Minerva, reichst mir Weisheitsblüthen
Wenn ich des Wissens lichte Bahnen geh'.
Als Iris strahlest
du, wenn Stürme wüthen
Dem Strandenden auf wild empörter See.
Sei Hebe mir, die mir den Becher reichet.
Willst
du Cythere, mich beglückend sein,
Dann jede Schönheit des Olympos weichet,
Ich finde sie vereint in dir allein.
_____
Mein Fühlen und Denken
Am Himmel meiner Nacht
So wolkengrau und trübe,
Bist
du in stummer Pracht
Der Abendstern der Liebe.
Die himmlisch-süße Glut
Das treu verschwiegne Sehnen,
Nähr' ich mit meinem Blut
Und sanften Wonnethränen.
Du lebst im Herzensraum,
Und auf daß ich nicht wanke,
Bist
du im Schlaf mein Traum,
Im Wachen mein Gedanke.
_____
Glück der Liebe
An den Verlobten
Theilst
Du das süße, das sel'ge Entzücken,
Das mir der Himmel so huldvoll geschenkt,
Wenn unsre Hände sich finden, sich drücken,
Liebend mein Aug' an dem Deinigen hängt?
Traurig entschwanden mir ehe die Tage,
Hatte ja damals nicht Liebe gekannt;
Doch nun versiechet sind Thränen und Klage,
Seit ich, Geliebter, im Leben Dich fand.
Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden!
Heil der verhüllten, der göttlichen Macht,
Die uns auf ewig in Liebe verbunden
Bis zu des Todes umschleiernden Nacht.
Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten,
Trifft auch ein Weh einst die bebenden Brust,
Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten;
Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust.
O! mein Gebieter,
Du Fürst meines Lebens,
Dir schlägt mein treues, mein sehnendes Herz;
Du bist mein Heil, meine Wonne! vergebens
Winket die Welt mir mit Freuden und Scherz.
Mögen auch ringsum die Wolken sich trüben,
Sinket die Sonne dann sterbenden Blick's,
Ist mir von allem Dein Herz nur geblieben,
Trotz' ich den wankenden Launen des Glück's.
_____
Verlorenes Leben
Denn was der Mensch
in seinen Erdeschranken
Von hohem Glück mit Götternamen nennt,
Die Harmonie der Treue, die kein Wanken,
Der Freundschaft, die nicht Zweifelsorge kennt,
Das Licht, das Weisen nur zu einsamen Gedanken,
Das Dichtern nur in schönen Bildern brennt,
Das hatt' ich all in meinen besten Stunden
In ihm erkannt, und es für mich gefunden.
Göthe
Die Augenblicke wo
ich Dich nicht sehe
Sind mir verlor'n, ich zähle nur das Leben
Nach jenen Stunden die in Deiner Nähe
Gleich süßen Träumen, pfeilgeschwind entschweben;
Mein übrig Sein ist nur ein Vegetiren
Der Pflanze gleich, ohn' seliges Empfinden;
Was könnt' ich denn gewinnen und verlieren
An Tagen die mir ohne Dich entschwinden?
Mein süßer Freund, kannst
Du das Räthsel lösen,
Das mich an Dich mit Zauberketten bindet?
Mir ist als wär' ich immer Dein gewesen,
Und wo die Seele sich zur Seele findet,
Erklingen abgerissene Akkorde
Aus jenen ew'gen Himmelsharmonien,
Und Engelsstimmen singen leise Worte
Die uns zu unsichtbaren Welten ziehen.
Sei nur als Freund in Treue mir ergeben,
Und innig wie ich Dich im Herzen trage,
So weih' ich Dir mein Handeln und mein Leben.
Du bist das Licht, die Sonne meiner Tage,
Der Angelstern, um den sich die Gedanken
Im Wirbelkreise wiederkehrend drehen;
In meinem Fühlen kann ich nimmer wanken,
Du wirst mich nimmer unbeständig sehen,
Und keine Zeit wird jene Gluten kühlen,
Die still und heilig wie ein magisch Feuer,
In blau und rothen Flammenzungen spielen,
Du bleibst der Freundin unverändert theuer.
_____
Alles in Dir
An den Verlobten
Wie Mumien in Katakomben schlummern,
So schlummerte Dein Bild in meiner Brust;
Des Lebens bin ich mir erst froh bewußt,
Seitdem ich, o Geliebter! Dein mich nenne,
Seitdem ich Dir in heil'ger Liebe brenne.
Gleich Herculanum war mein Glück versunken,
Mit Schutt bedeckt; allein was ich verlor,
Das riefst
Du schöner, herrlicher hervor,
Und von Entzücken ward die Seele trunken,
Begeistert durch den heil'gen Himmelsfunken.
Du bist mir Alles, bist mir meine Welt!
Das Rettungsbrett, das in dem Lebenssturme
Mit letzter Kraft die Hand umklammert hält,
Der Sonnenstrahl, der meines Daseins Düster
Mit seinem milden schönen Licht verklärt;
Ein Ton, der mit harmonischem Geflüster
Durch meines Lebens Harfe fährt.
Du bist der Traum der meine Nacht verschönet,
Du bist das Ziel das meine Wünsche krönet,
Dein Lächeln senket Himmelsfreuden
Mir in das Herz, das Dir allein nur schlägt;
Dein holder Blick verscheuchet schnell die Leiden
Die fremde Mißgunst oft in mir erregt.
Ich habe ja nur Dich, nur Dich allein,
Von allen Gütern bliebest
Du nur mein!
Der letzte Ring von der zerbrochnen Kette,
Der letzte blaue Punkt am Horizont,
Der letzte Stern wo meine Hoffnung wohnt,
Die einz'ge Zuflucht wo des Lebens Ruh
Ich finden kann, die ist Dein Herz, bist
Du!
Du bist mir Alles, bist mir Leid und Wonne,
Du bist das Wesen das mich glücklich macht,
Du bist mein Licht, mein Frühling, meine Sonne,
Mein Tag und meine Nacht!
Du bist der Spiegel in dem meine Seele
Sich wiederspiegelt, bist das schöne Loos
Das ich erstrebe, das ich frei erwähle,
Gewiß, mein Glück ist neidenswerth und groß.
Du bist ein Strahl von der Glückseligkeit,
Die beßre Hälft' von meinem eignen Wesen,
Für mich zum Trost, zum reinsten Glück erlesen,
Mein ganzes Leben ist nur dir geweiht.
_____
Die Braut an den Verlobten
Entzückend wie ein himmlischer Akkord,
Süß wie die eben aufgeblühte Blume,
So lebt zu Dir die Liebe fort und fort
In meines Herzens innerm Heiligthume.
Du bist so gut, ich ehre Dich so sehr,
Dir ist mein Glück, mein Hoffen und mein Leben
Ganz unbedingt, ohn' Rückhalt hingegeben.
Ich will nur Dich! was gäb's für mich auch mehr?
Nur einen Theil von Deinem schönen Herzen,
O, das genügt zu meinem Erdenglück!
Ein Blick von Dir, verscheuchet Gram und Schmerzen,
Ein Wort ruft die entfloh'ne Freud' zurück.
Ja, mein Empfinden adelt die Gedanken,
Erhebt die Seele, spricht den Leiden Hohn;
Es bleibt sich gleich, kann nie und nimmer wanken,
Denn meine Lieb' ist mir Religion.
Mein Gott ist der Geliebte, meine Treue
Der stille Gottesdienst den ich ihm weihe.
_____
-
Stefan Zweig (1881-1942)
Du!
Früher zogen müd, auf schwankem Kiele
Meine Träume dunklen Fernen zu.
Doch nun eilt mit frohem Wimpelspiele
Ihrer Botenschar in heitrer Ruh
Hin zu einem lichten Sehnsuchtsziele
Und dies Sehnsuchtsziel bist
Du ...
_____
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