Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Eden)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



Stichwort: Eden

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

 

  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

    An Flavien
    Uber einen auf ihrer brust steckenden
    Hyacinthen-strauß

    Du wilst die weisse brust zu einem garten machen /
    Dir trägt das gute land schon Hyacinthen ein.
    Doch sol die fruchbarkeit dein
    Eden stets bewachen;
    So laß / o Flavia / mich deinen gärtner seyn.
    Ich will dir treu und fleißig mit hand und mund versprechen /
    Nimm meine küsse nur statt thau und regens an.
    Und wird dein gärtner gleich zuweilen blumen brechen /
    So dencke / daß er dir auch blumen pflanzen kan.
    _____

     

18. Jh.
(keine Gedichte vorhanden)
 

 

19./20. Jh.

 

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Aus
    Eden

    Der Engel mit dem Flammenschwerte wies
    Adam und Eva aus dem Paradies.

    Nicht umzuschauen wagte Adam mehr
    Auf seinem Pfade sonder Wiederkehr.

    Doch Eva wandte zum verlornen Glück
    Noch einmal schmerzlich scheu den Blick zurück.

    Da sog sie noch den fernen Widerschein
    Der Edenhelle in die Augen ein.

    Da sank vom Scheidegruß der Nachtigall
    Noch in ihr Herz der letzte Widerhall.

    Der Schimmer blieb in ihren Augen stehn,
    Der Ton im Herzen wollte nicht vergehn.

    Von allen Edenwonnen, die entflohn,
    Blieb ihr ein Schimmer und ein leiser Ton.

    So weht noch heut' ein Echo sel'ger Lust
    In holder Frauen Blick und stiller Brust.

    Ich hab' den Schimmer dir im Aug' geschaut.
    Dem Ton gelauscht in deiner Stimme Laut.

    Sie gaben Kunde, die ich selig pries,
    Vom Pfade zum verlornen Paradies.
    _____


    Stoßseufzer

    Sehnen! Sehnen! gib uns frei!
    Glück der Liebe! komm herbei!
    Täuschung! ende doch dein Spiel!
    Hoffnung! zeig' ein goldnes Ziel!
    Liebe! schürtest du die Flammen,
    Leben! gib uns auch zusammen!
    Welt! verleg' uns nicht den Lauf!
    Eden! Eden! tu' dich auf!
    _____

     

  • Eugenie Engelhardt (1852-1927)

    Dreimaliges Glück

    Da mein erstes Lied begonnen
    Seinen Streifzug durch die Welt
    Und sich Freunde rasch gewonnen
    Auf der Ehre weitem Feld,
    Da ich Freude, stolz empfunden,
    In des Vaters Blicken sah -
    O, in jenen sel'gen Stunden,
    Götter, was empfand ich da!

    Und doch kam noch eine Stunde
    Voll verschwiegner, süßrer Lust -
    Abends war's, aus Waldesgrunde
    Gieng ich heimwärts, unbewußt.
    Hinter'm Hügel sank die Sonne,
    Ich verfolgt' der Lerchen Zug,
    In der Brust ich lauter Wonne,
    Auf der Stirn den Brautkuß trug.

    Wie viel Leid mußt ich erfahren,
    Wie viel Trübes schlich sich ein -
    Aber als ich dann nach Jahren
    Bei des Lämpchens Dämmerschein
    Weich gebettet auf den Knieen
    Hüllt ein rosig Kindlein ein,
    Sah das erste Lächeln ziehen
    Um die Kinderlippen fein -

    O, zum
    Eden glanzumflossen
    Ward mein Stübchen eng und schmal,
    Und ich fühlt, daß sich erschlossen
    Meine Jugend noch einmal.
    Lieblich wie verklungne Sagen,
    Schmeichelnd wie der Sonnenschein
    Aus der Liebe Lenzestagen,
    Zog das Glück noch einmal ein.
    _____

     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Wieder naht in meinen Träumen

    Wieder naht in meinen Träumen
    Deine rührende Gestalt.
    Würd' ich auch im Zeitenschäumen,
    Ungezählte Jahre alt,

    Unvergessen blieb dein Bildniß,
    Mich umtönt ein Klagechor,
    Daß ein
    Eden ward zur Wildniß,
    Daß den Himmel ich verlor.

    Wie ein Genius lichter Tugend
    Schwebst du, doch dein Auge loht:
    Flammen sind es einst'ger Jugend,
    Ein verdämmernd Abendroth.

    Magst du fliehen, magst du schweigen
    Auch im Leben ernst und kalt,
    Bleibt in Träumen doch mein eigen
    Deine rührende Gestalt.
    _____

     

  • Minna von Mädler (1804-1891)

    Schweigen

    Eh' ich den Schmerz gekannt, sang ich von Schmerzen,
    So still die Brust und doch so ahnungsschwer:
    Da barg der Kummer sich in meinem Herzen;
    - Ich singe nicht von meinen Schmerzen mehr!

    Eh' Lieb ich kannte, sang ich wohl von Lieben,
    Das Herz so leicht und doch so wonneleer;
    Jetzt ist der Pfeil darin zurückgeblieben:
    - Ich singe nicht von meiner Liebe mehr!

    Ich sang vom Glück, noch eh' das Glück ich kannte,
    Ein Paradies erträumt' ich, licht und hehr,
    Bis daß ein ganzes
    Eden mein ich nannte:
    - Ich singe nicht von meinem Glücke mehr!

    Still liegt die Fluth; in ihres Spiegels Helle
    Trägt sie den Mond, der Sterne goldnes Heer;
    Da bricht bewegt im Sturm sich Well' auf Welle,
    - Und ihres Innern Bild zeigt keine mehr! –
    _____

     

  • Alfred Meißner (1822-1885)

    Frei und heilig

    Wie ein Märchen spinnt die Lust
    Mich in ihre goldnen Fäden -
    Stürze warm an meine Brust,
    Du mein Traum aus fernem
    Eden!

    Du bist mein, und daß du's bist,
    Ahnt kein Herz im Weltgetriebe,
    Ohne Schwur und Fessel ist
    Frei und heilig unsre Liebe!

    Frei und heilig! wunderbar
    Küßt dies Wort die Seele offen -
    So hat einst das erste Paar
    Sich im Paradies getroffen.

    Ohne Schwur und Fessel mein,
    Mein nur durch der Geister Walten,
    Und so mein' ich, daß ich rein
    Dich aus Gottes Hand erhalten.

    _____

     

  • Betty Paoli (1814-1894)

    Gabe

    Alles hinzugeben
    Ist der Liebe Brauch;
    Nimm denn hin mein Leben,
    Und mein Sterben auch!

    Aller meiner Lieder
    Sanften Schmeichellaut,
    Die ein
    Eden wieder
    Sich aus Schutt erbaut;

    Alle Lichtgedanken,
    Die an Glück und Leid
    Kühn sich aufwärts ranken
    In die Ewigkeit.

    All mein stilles Sehnen,
    Innig dir vertraut,
    Das in sel'gen Thränen
    Auf dich niederthaut!

    Nimm, daß nichts dir fehle,
    Wenn die Stunde ruft,
    Meine ganze Seele
    Hin als Opferduft!
    _____

     

  • August Graf von Platen (1796-1835)

    Sehnsucht

    Wandl' ich im stillen Hain mit Lust,
    Sitz ich an klaren Bächen,
    Da fühl ich was in tiefer Brust
    Unfähig, es auszusprechen.

    Und glänzt mein Bild in der ruhigen Flut,
    Und säuseln die Wipfel der Buchen,
    Da erneuert sich mir die sehnende Glut
    Und mein vergebliches Suchen.

    Was ist es, das innig und tief mich erfüllt,
    Oft heiter, oft düster und trübe?
    Ist's Sehnen nach einem entfernten Gefild?
    Ist's Sehnen nach heimischer Liebe?

    Versteckt in jener Waldung liegt,
    So denk ich oft, mein
    Eden:
    Ich suche, bis die Eule fliegt,
    Doch hab ich's nie betreten!
    _____

     

  • Hermione von Preuschen (1854-1918)

    Idol

    Du bist mein Gott, zu Füßen lieg ich Dir,
    Du bist mein Gott, hast Du mich gleich zertreten;
    o laß mich in der letzten Stunde hier
    zu meinem Gott noch einmal beten.

    Noch einmal nimm mich auf in Deinen Arm
    und laß mich fühlen Deines Herzens Schlag;
    bin ich doch fürder nun so bettelarm
    nach solcher Trennung fürchterlichem Tag.

    Umsonst – und doch schufst Du zum Grabe mir
    die Welt, zur Hölle – nur bei Dir ist
    Eden;
    du bist mein Gott, zu Füßen lieg ich Dir,
    du bist mein Gott, hast du mich gleich zertreten!
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Atlantis

    Wer sie zu finden wüßte,
    Glückseligster Pilot,
    Die wundervolle Küste,
    Wo uns kein Schmerz mehr droht!
    Wo nimmer Mund vom Munde,
    Vom Herzen Herz sich reißt,
    Wo keine letzte Stunde
    Uns bittern Abschied heißt!

    Wo nicht das Flügelrauschen
    Der Zeit uns mehr erschreckt,
    Kein Spähen mehr, keine Lauschen
    In unserm Glück uns neckt;
    Wo wie in Meeresgrunde,
    Versteckt von tiefster Flut,
    Unendlich ew'ge Stunde
    Mein Herz an deinem ruht!

    Es ist kein falsch Gelüste,
    In eitlem Hirn erdacht,
    Die wundervolle Küste,
    Sie ist kein Traum der Nacht;
    In deinem Aug' und Mienen,
    Da fand ich ihre Spur,
    Da ist sie mir erschienen,
    Die Paradiesesflur!

    Herz, breite deine Schwingen!
    Es gilt ein köstlich Gut,
    Zu kämpfen und zu ringen,
    Wohlauf und habe Muth!
    Gieb dich getrost den Winden,
    Nicht scheue Sturm und Riff,
    Du wirst dein
    Eden finden;
    Führt Liebe doch dein Schiff!
    _____

     

  • Adele Schopenhauer (1797-1849)

    Ihr Bild

    Augen, die zu schlafen scheinen,
    Zwischen Träumen, zwischen Weinen,
    Um in plötzlichem Erwachen
    Morgenklar Dich anzulachen;
    Lippen, wie des Schweigens Schwelle,
    Dem gefangnen Seufzer wehrend,
    Plötzlich dann in Frühlingshelle
    Lieb' und Leidenschaft verklärend;
    Stirn, so schneeig rein und klar,
    Wie das Eis der Heimath war.
    Mit dem goldig hellen Bogen
    Diesen Lebensquell umzogen,
    Den der Wimper zarte Schatten,
    Hier und da zur Dämmrung matten;
    Fluthet Anmuth auf und nieder,
    Allbelebend Gang und Wesen,
    Kannst im Spiel der schlanken Glieder
    Allahs Schöpferwort Du lesen
    Wie im ersten Weltenjahr,
    Als die Erde
    Eden war.
    _____

     

  • Karl Stieler (1842-1885)

    Frauensang

    Es klingt der Lärm der Welt, -
    Ich hör' ihn nimmer;
    Denn nur was du gesagt,
    Das hör' ich immer.

    Die Menschen schau'n mich an, -
    Kaum denk' ich dessen;
    Ich hab' sie alle ja
    Um dich vergessen.

    O, laß mich schweigen doch,
    Mein Lieb, mein
    Eden!
    Du hast mich stumm geküßt -
    Ich kann nicht reden!

    Ich gab ja alles her,
    Nichts ist mir blieben;
    Ich kann nur eines mehr -
    Dich lieben, lieben!
    _____

     

  • Karl Streckfuss (1779-1844)

    Das schöne Leben

    Mit düsterm Streben und mit bangen Mühen
    Zieht fort der Mensch im engen Lebensgleise;
    Er reis't, doch kennt er nicht das Ziel der Reise,
    Flieht, dem Geflohnen eilig zuzufliehen.

    Bald fühlt er sich vor irrer Hoffnung glühen,
    Bald starrt er in des grausen Schreckens Eise.
    So dreht er blind sich durch die alten Kreise
    Und kann sich nie der düstern Nacht entziehen.

    So lebt' auch ich - doch wie am blauen Himmel
    Der Abendwolken goldne Schaaren fliehen,
    So weht mich jetzt der Liebe Hauch durch's Leben.

    Tief unter mir erblick' ich das Gewimmel,
    Und neben mir seh' ich ein
    Eden blühen,
    Seit jenes Blickes Zauber mich umschweben.
    _____

     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    O du vom Lebensbaum ein Reis,
    Das mir der Herr gesendet,
    Nun hat mein Mühen schwer und heiß
    Wie lieblich sich geendet!

    Mein Paradiesesreis, das will
    Nun wurzeln mir im Garten!
    Wohlan, so will ich lieb und still
    Dich hegen, pflegen, warten;

    Und ruhen will ich dann und wann
    In deines Schattens Räumen,
    Und mich aus dieser Erde Bann
    Zurück nach
    Eden träumen.
    _____

     

  • Anton Wildgans (1881-1932)

    Doch auch in anderm warst Du mir schon nah:
    Es waren Nächte, da ich Dich versäumte,
    Bei irgend einem Weibe lag und träumte,
    Es wär' nicht dieses und schon Du seist da.

    Und wenn dann das Vermeintliche geschah
    Und jener Leib sich jäher Lust aufbäumte,
    Warst immer Du es, der mein Blut aufschäumte,
    Du Garten
    Eden und mein Golgatha.

    Denn wenn ich dann zur Wirklichkeit erwacht,
    Stand mit dem Schwert, von Gottes Zorn entfacht,
    Der Engel da im fahlen Morgendämmern.

    Da las ich ihm gepeinigt vom Gesicht:
    "Dies war nur Sünde!" – denn Du warst es nicht –
    Und hörte fern ein Kreuz zusammenhämmern.
    _____



     

 

 

 

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