Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
|
Stichwort: Eden
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
18. Jh.
(keine Gedichte vorhanden)
19./20. Jh.
Peter Cornelius
(1824-1874)
Aus
Eden
Der Engel mit dem Flammenschwerte wies
Adam und Eva aus dem Paradies.
Nicht umzuschauen wagte Adam mehr
Auf seinem Pfade sonder Wiederkehr.
Doch Eva wandte zum verlornen Glück
Noch einmal schmerzlich scheu den Blick zurück.
Da sog sie noch den fernen Widerschein
Der Edenhelle in die Augen ein.
Da sank vom Scheidegruß der Nachtigall
Noch in ihr Herz der letzte Widerhall.
Der Schimmer blieb in ihren Augen stehn,
Der Ton im Herzen wollte nicht vergehn.
Von allen Edenwonnen, die entflohn,
Blieb ihr ein Schimmer und ein leiser Ton.
So weht noch heut' ein Echo sel'ger Lust
In holder Frauen Blick und stiller Brust.
Ich hab' den Schimmer dir im Aug' geschaut.
Dem Ton gelauscht in deiner Stimme Laut.
Sie gaben Kunde, die ich selig pries,
Vom Pfade zum verlornen Paradies.
_____
Stoßseufzer
Sehnen! Sehnen! gib uns frei!
Glück der Liebe! komm herbei!
Täuschung! ende doch dein Spiel!
Hoffnung! zeig' ein goldnes Ziel!
Liebe! schürtest du die Flammen,
Leben! gib uns auch zusammen!
Welt! verleg' uns nicht den Lauf!
Eden!
Eden!
tu' dich auf!
_____
Eugenie Engelhardt
(1852-1927)
Dreimaliges Glück
Da mein erstes Lied begonnen
Seinen Streifzug durch die Welt
Und sich Freunde rasch gewonnen
Auf der Ehre weitem Feld,
Da ich Freude, stolz empfunden,
In des Vaters Blicken sah -
O, in jenen sel'gen Stunden,
Götter, was empfand ich da!
Und doch kam noch eine Stunde
Voll verschwiegner, süßrer Lust -
Abends war's, aus Waldesgrunde
Gieng ich heimwärts, unbewußt.
Hinter'm Hügel sank die Sonne,
Ich verfolgt' der Lerchen Zug,
In der Brust ich lauter Wonne,
Auf der Stirn den Brautkuß trug.
Wie viel Leid mußt ich erfahren,
Wie viel Trübes schlich sich ein -
Aber als ich dann nach Jahren
Bei des Lämpchens Dämmerschein
Weich gebettet auf den Knieen
Hüllt ein rosig Kindlein ein,
Sah das erste Lächeln ziehen
Um die Kinderlippen fein -
O, zum
Eden
glanzumflossen
Ward mein Stübchen eng und schmal,
Und ich fühlt, daß sich erschlossen
Meine Jugend noch einmal.
Lieblich wie verklungne Sagen,
Schmeichelnd wie der Sonnenschein
Aus der Liebe Lenzestagen,
Zog das Glück noch einmal ein.
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Wieder naht in meinen Träumen
Wieder naht in meinen Träumen
Deine rührende Gestalt.
Würd' ich auch im Zeitenschäumen,
Ungezählte Jahre alt,
Unvergessen blieb dein Bildniß,
Mich umtönt ein Klagechor,
Daß ein
Eden
ward zur Wildniß,
Daß den Himmel ich verlor.
Wie ein Genius lichter Tugend
Schwebst du, doch dein Auge loht:
Flammen sind es einst'ger Jugend,
Ein verdämmernd Abendroth.
Magst du fliehen, magst du schweigen
Auch im Leben ernst und kalt,
Bleibt in Träumen doch mein eigen
Deine rührende Gestalt.
_____
Minna von Mädler
(1804-1891)
Schweigen
Eh' ich den Schmerz gekannt, sang ich von Schmerzen,
So still die Brust und doch so ahnungsschwer:
Da barg der Kummer sich in meinem Herzen;
- Ich singe nicht von meinen Schmerzen mehr!
Eh' Lieb ich kannte, sang ich wohl von Lieben,
Das Herz so leicht und doch so wonneleer;
Jetzt ist der Pfeil darin zurückgeblieben:
- Ich singe nicht von meiner Liebe mehr!
Ich sang vom Glück, noch eh' das Glück ich kannte,
Ein Paradies erträumt' ich, licht und hehr,
Bis daß ein ganzes
Eden
mein ich nannte:
- Ich singe nicht von meinem Glücke mehr!
Still liegt die Fluth; in ihres Spiegels Helle
Trägt sie den Mond, der Sterne goldnes Heer;
Da bricht bewegt im Sturm sich Well' auf Welle,
- Und ihres Innern Bild zeigt keine mehr! –
_____
Alfred Meißner
(1822-1885)
Frei und heilig
Wie ein Märchen spinnt die Lust
Mich in ihre goldnen Fäden -
Stürze warm an meine Brust,
Du mein Traum aus fernem
Eden!
Du bist mein, und daß du's bist,
Ahnt kein Herz im Weltgetriebe,
Ohne Schwur und Fessel ist
Frei und heilig unsre Liebe!
Frei und heilig! wunderbar
Küßt dies Wort die Seele offen -
So hat einst das erste Paar
Sich im Paradies getroffen.
Ohne Schwur und Fessel mein,
Mein nur durch der Geister Walten,
Und so mein' ich, daß ich rein
Dich aus Gottes Hand erhalten.
_____
Betty Paoli (1814-1894)
Gabe
Alles hinzugeben
Ist der Liebe Brauch;
Nimm denn hin mein Leben,
Und mein Sterben auch!
Aller meiner Lieder
Sanften Schmeichellaut,
Die ein
Eden
wieder
Sich aus Schutt erbaut;
Alle Lichtgedanken,
Die an Glück und Leid
Kühn sich aufwärts ranken
In die Ewigkeit.
All mein stilles Sehnen,
Innig dir vertraut,
Das in sel'gen Thränen
Auf dich niederthaut!
Nimm, daß nichts dir fehle,
Wenn die Stunde ruft,
Meine ganze Seele
Hin als Opferduft!
_____
August Graf von Platen
(1796-1835)
Sehnsucht
Wandl' ich im stillen Hain mit Lust,
Sitz ich an klaren Bächen,
Da fühl ich was in tiefer Brust
Unfähig, es auszusprechen.
Und glänzt mein Bild in der ruhigen Flut,
Und säuseln die Wipfel der Buchen,
Da erneuert sich mir die sehnende Glut
Und mein vergebliches Suchen.
Was ist es, das innig und tief mich erfüllt,
Oft heiter, oft düster und trübe?
Ist's Sehnen nach einem entfernten Gefild?
Ist's Sehnen nach heimischer Liebe?
Versteckt in jener Waldung liegt,
So denk ich oft, mein
Eden:
Ich suche, bis die Eule fliegt,
Doch hab ich's nie betreten!
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Idol
Du bist mein Gott, zu Füßen lieg ich Dir,
Du bist mein Gott, hast Du mich gleich zertreten;
o laß mich in der letzten Stunde hier
zu meinem Gott noch einmal beten.
Noch einmal nimm mich auf in Deinen Arm
und laß mich fühlen Deines Herzens Schlag;
bin ich doch fürder nun so bettelarm
nach solcher Trennung fürchterlichem Tag.
Umsonst – und doch schufst Du zum Grabe mir
die Welt, zur Hölle – nur bei Dir ist
Eden;
du bist mein Gott, zu Füßen lieg ich Dir,
du bist mein Gott, hast du mich gleich zertreten!
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Atlantis
Wer sie zu finden wüßte,
Glückseligster Pilot,
Die wundervolle Küste,
Wo uns kein Schmerz mehr droht!
Wo nimmer Mund vom Munde,
Vom Herzen Herz sich reißt,
Wo keine letzte Stunde
Uns bittern Abschied heißt!
Wo nicht das Flügelrauschen
Der Zeit uns mehr erschreckt,
Kein Spähen mehr, keine Lauschen
In unserm Glück uns neckt;
Wo wie in Meeresgrunde,
Versteckt von tiefster Flut,
Unendlich ew'ge Stunde
Mein Herz an deinem ruht!
Es ist kein falsch Gelüste,
In eitlem Hirn erdacht,
Die wundervolle Küste,
Sie ist kein Traum der Nacht;
In deinem Aug' und Mienen,
Da fand ich ihre Spur,
Da ist sie mir erschienen,
Die Paradiesesflur!
Herz, breite deine Schwingen!
Es gilt ein köstlich Gut,
Zu kämpfen und zu ringen,
Wohlauf und habe Muth!
Gieb dich getrost den Winden,
Nicht scheue Sturm und Riff,
Du wirst dein
Eden
finden;
Führt Liebe doch dein Schiff!
_____
Adele Schopenhauer
(1797-1849)
Ihr Bild
Augen, die zu schlafen scheinen,
Zwischen Träumen, zwischen Weinen,
Um in plötzlichem Erwachen
Morgenklar Dich anzulachen;
Lippen, wie des Schweigens Schwelle,
Dem gefangnen Seufzer wehrend,
Plötzlich dann in Frühlingshelle
Lieb' und Leidenschaft verklärend;
Stirn, so schneeig rein und klar,
Wie das Eis der Heimath war.
Mit dem goldig hellen Bogen
Diesen Lebensquell umzogen,
Den der Wimper zarte Schatten,
Hier und da zur Dämmrung matten;
Fluthet Anmuth auf und nieder,
Allbelebend Gang und Wesen,
Kannst im Spiel der schlanken Glieder
Allahs Schöpferwort Du lesen
Wie im ersten Weltenjahr,
Als die Erde
Eden
war.
_____
Karl Stieler (1842-1885)
Frauensang
Es klingt der Lärm der
Welt, -
Ich hör' ihn nimmer;
Denn nur was du gesagt,
Das hör' ich immer.
Die Menschen schau'n mich an, -
Kaum denk' ich dessen;
Ich hab' sie alle ja
Um dich vergessen.
O, laß mich schweigen doch,
Mein Lieb, mein
Eden!
Du hast mich stumm geküßt -
Ich kann nicht reden!
Ich gab ja alles her,
Nichts ist mir blieben;
Ich kann nur eines mehr -
Dich lieben, lieben!
_____
Karl Streckfuss
(1779-1844)
Das schöne Leben
Mit düsterm Streben und mit bangen Mühen
Zieht fort der Mensch im engen Lebensgleise;
Er reis't, doch kennt er nicht das Ziel der Reise,
Flieht, dem Geflohnen eilig zuzufliehen.
Bald fühlt er sich vor irrer Hoffnung glühen,
Bald starrt er in des grausen Schreckens Eise.
So dreht er blind sich durch die alten Kreise
Und kann sich nie der düstern Nacht entziehen.
So lebt' auch ich - doch wie am blauen Himmel
Der Abendwolken goldne Schaaren fliehen,
So weht mich jetzt der Liebe Hauch durch's Leben.
Tief unter mir erblick' ich das Gewimmel,
Und neben mir seh' ich ein
Eden
blühen,
Seit jenes Blickes Zauber mich umschweben.
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
O du vom Lebensbaum ein Reis,
Das mir der Herr gesendet,
Nun hat mein Mühen schwer und heiß
Wie lieblich sich geendet!
Mein Paradiesesreis, das will
Nun wurzeln mir im Garten!
Wohlan, so will ich lieb und still
Dich hegen, pflegen, warten;
Und ruhen will ich dann und wann
In deines Schattens Räumen,
Und mich aus dieser Erde Bann
Zurück nach
Eden
träumen.
_____
Anton Wildgans
(1881-1932)
Doch auch in anderm warst Du mir schon nah:
Es waren Nächte, da ich Dich versäumte,
Bei irgend einem Weibe lag und träumte,
Es wär' nicht dieses und schon Du seist da.
Und wenn dann das Vermeintliche geschah
Und jener Leib sich jäher Lust aufbäumte,
Warst immer Du es, der mein Blut aufschäumte,
Du Garten
Eden
und mein Golgatha.
Denn wenn ich dann zur Wirklichkeit erwacht,
Stand mit dem Schwert, von Gottes Zorn entfacht,
Der Engel da im fahlen Morgendämmern.
Da las ich ihm gepeinigt vom Gesicht:
"Dies war nur Sünde!" – denn Du warst es nicht –
Und hörte fern ein Kreuz zusammenhämmern.
_____
|