Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Engel
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
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Anonyme Barockdichter
Zwar kan man dich die andre Venus nennen /
Die rose dieser flüchtigkeit /
Die sonne die den erdkreiß kan verbrennen
Durch strahlen ihrer göttligkeit /
Und einen
engel
/ der so schön /
Daß alle welt vor ihm entzückt muß stehn.
Doch haben
engel
auch einmahl gefehlet;
Die sonne leidet finsternüß;
Die schönste ros' ist mit dem dorn vermählet /
Ihr ambra stärckt / ihr dorn macht riß';
Und ob die Venus noch so gleist /
So weiß man doch daß sie ein irrwisch heist.
Drumb werff' ich mich noch nicht zu deinen füssen /
Ich bete nur das himmlisch' an /
Ich will dir zwar / doch nicht als
engel
küssen
Wer ist der
engel
küssen kan?
Wer küsse nimmt hat fleisch und bein:
Du bleibst ein mensch wo du geküst wilst seyn.
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Artlich durchflinckern die rosen die wangen /
Wenn sie durch lachen geziereter seyn /
Aber wenn ich sie will küssend umbfangen /
Sind sie nicht anders alß sardischer stein;
Wiltus noch leugnen mein
Engel
/ vor mir?
Glaub es / die wangen sind steinern an dir.
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Andere sagen von demantenen herzen /
Andere setzen noch kiesel dazu /
Ich kan in wahrheit / O herze! nicht scherzen /
Herze / der Donnerstein selber bistu;
Zitterst-und lauffestu
Engel
vor mir /
Glaub es das herz ist steinern an dir.
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Mein
engel
gute nacht! der himmel wills nicht gönnen /
Daß wir noch eine zeit beysammen leben können /
Wir müssen was er will / wir sind in seiner macht;
Drum sag ich noch einmahl: Mein
engel
gute nacht!
Hätt ich dich nicht gesehn / so blieb ich ungequälet /
Ich dencke noch daran / wie du mich hast entseelet.
Mein
engel
dencke doch / was künfftig wird geschehn /
O felsen-harter wundsch / hätt ich dich nicht gesehn.
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Wehrtester
engel
/ laß dich lieben /
Weil ichs doch nicht ändern kan.
Schafft das lieben gleich betrüben /
Trifft es doch nicht iedermann
Trauren bringt offt freuden zähren /
Gifft muß uns offt arzney seyn /
Unlust muß uns lust gebähren /
Wolcken bringen sonnenschein.
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Nun gute nacht / ich geh /
Wer weiß / wenn wir einander wieder sprechen;
Doch glaube / daß ich steh
In lieb und treu / biß mir die augen brechen /
Biß daß man mir den sterbe-kittel macht /
Noch einen kuß: Du
engel
gute nacht!
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Lisette / mein
Engel
/ wie lohnstu mir doch /
Ich liebe / du hassest und tödtest mich noch /
Mein blasses gesichte /
Zieht deins vor gerichte /
Als welches mein auge zur liebe gebracht;
Ach! wär' es so güttig als lieblich gemacht.
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Komm
Engelsbild!
komm laß dich bald umbfangen /
Dein lippen-Julep kühle meinen brand /
Mein herze lechst mit feurigem verlangen /
Biß deine kühlung ihm wird zugesand;
Komm zeuge; daß entzünden und selbst brennen /
Des himmels wahrer vorschmack sey zu nennen.
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Jedoch wer kan die hand zurücke ziehen /
Wenn schönheit uns beut ihren Nectar an?
Vor menschen-krafft ist es ein bloß bemühen /
Weil niemand hier / als
engel
/ leben kan /
Der mund mag noch so viel von zucht und keuschheit sprechen /
Ein schönes auge kan ihm bald den hochmuth brechen.
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Als sie sich nicht wolte bewegen lassen
Brauche, fürstin meiner seelen!
Nicht so strenge deine macht.
Laß mein herze nicht so quälen,
Das du selbst verliebt gemacht!
Sey nicht stets unüberwindlich!
Lindre meine liebes-pein!
Seynd die götter doch empfindlich,
Solt' es nicht ein
engel
seyn?
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Christoph Gottehr
Burghart (1682-1745)
Als sie von der thüre weglieff /
da sie ihn kommen sahe
Wie? flieht mein
engel
denn vor ihrem Saladin?
Und will fort keinen gruß aus seinem munde hören?
Noch seine demuth mehr durch einen blick verehren /
Was muß die uhrsach seyn? war ich vielleicht zu kühn /
Als sich mein auge ließ zu deinen sternen ziehn?
Wie / oder will dich sonst ein falscher wahn bethören /
Und etwas wiedriges von deinem knechte lehren?
Doch nein / ich irre sehr: ich weiß ja was ich bin /
Ein Mensch voll sünden wust / voll ungeheurer Mängel
Du aber heist und bist ein unbefleckter
engel
/
Nun kan ein
engel
ja bey keinem sünder stehn /
Denn von den lastern wird der reine geist vertrieben
Was wunder! daß du nicht bist an der thüre blieben /
Als ich nechst hin zu dir / O engel / wolte gehn.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Ach daß ich
euch nicht meiden müste /
Ihr schätze dieser dritten welt /
Ihr schnee-gebürgten
engel-brüste
/
Von lufft und seuffzern auffgeschwellt;
Mit eurer rundten liebligkeit
Mag nichts durchaus verglichen werden /
Weil ihr des himmels und der erden /
Des grossen rundtes bilder seyd.
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Mein herz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
Ich fühl und seh / wie deine augen blitzen:
Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
Die gar der himmel seltner schönheit preist /
Und brennen heist.
Nicht dencke / daß es bloße worte seyn /
Welch herz kan wohl bey deiner glut erkalten?
Du weist / ich bin kein
engel
und kein stein /
Ich muß des blutes regung lassen walten /
Die GOtt dem menschen schon im paradieß
Ins herze bließ.
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Flora deine rosen-wangen /
Der beseelten liljen-schaar /
Die auff allen gliedern prangen /
Und das gold-geflammte haar /
So mich kräfften-reiche sachen /
So mich dir zum sclaven machen.
Was ein
engel
schönes heget /
Hat die günstige natur
Dir fast zweyfach beygeleget /
Aber diß beseuffz' ich nur /
Daß so ungemeine gaben
Grausamkeit zur schwester haben.
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Soll denn ein kuß / ein unbefleckter scherz /
Ein süsser blick sünd und verbrechen heissen?
Soll ich denn selber mich mir nun entreissen?
Der himmel kennt der menschen sinn und herz.
Lieb ist des himmels kind / es wird ja unsre flammen /
Als dieberey und mord / der himmel nicht verdammen.
Wer ist doch / der sich selbst entmenschen kan?
Wir wissen uns hier nirgends zu verklären /
Des fleisches kan das fleisch sich nicht erwehren /
Die menschlichkeit klebt menschen stündlich an.
Die
engel
liessen sich im himmel abwerts treiben /
Wie sollen menschen doch auff erden
engel
bleiben?
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Straffe des fürwitzes
Als ich die Lesbie in der kammer fand /
Da sie sich überhin und schläffrig angeleget;
So schaut ich eine brust / die schöner äpffel träget /
Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.
Die brunst zog meinen geist / der fürwitz trieb die hand /
Zu suchen / was sich hier in diesem zirck beweget.
Diß hat der Lesbie so grossen zorn erreget /
Daß sie in höchstem grimm ist gegen mich entbrand;
Sie trieb mich von sich weg / sie stieß mich zu der seiten /
Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen schreiten.
Ich sprach / indem sie mich aus ihrer kammer stieß /
Dieweil ich allzukühn und mehr als sichs gebühret /
Die mir verbotne frucht der äpffel angerühret /
So stößt ein
engel
mich ietzt aus dem paradieß.
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Christian Friedrich
Hunold (Menantes) (1681-1721)
Ich will
mich nun an deinen raren Schätzen
Und was noch mehr bezaubernd ist/
Der Freundlichkeit zugleich auf ewig letzen/
Ja weil du unvergleichlich bist/
Soll meine Brust auch alles andre meiden/
Und sich allein an deiner Schönheit weiden.
So laß mich auch/ du
Engel
dieser Erden!
Mein Glücke stets vollkommen sehn:
Laß meine Treu durch Treu vergolten werden/
Kein Felß soll nicht so lange stehn/
Als meine Brust von deiner Gluth wird brennen
Und als ich dich will meine schöne nennen.
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Mein
Engel
nimm auf Brust und Wangen
Nun meinen keuschen Kuß und brennendes Verlangen/
Ich will dein treuer Paris seyn/
Weil du der Helena in allen zu vergleichen/
Drum lasse mir zum Hafen ein
Die Seegel reiner Liebe streichen.
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So muß ich stets in Jammer Schatten stehn!
Furcht Angst und Weh bestürmen meine Seele/
Ein stetes Ach! heist mich zur Folter gehn/
Wo ich den Geist mit tausend Martern quäle:
Und dennoch will der Ursprung meiner Pein
Ein
Engel
seyn.
Ein
Engel
seyn/ reimt sich zu grausam nicht/
Weil sie zum Trost der Menschen sind erschaffen/
Wie daß dein Mund von keiner Wehmuht spricht?
Dein schöner Grimm führt allzu strenge Waffen/
Und meine Schuld/ daß ich zu straffen sey/
Ist Lieb' und Treu.
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Falsche Sinnen
Geht von hinnen/
Und vermeidet meine Brust/
Denn dem Hertzen/
Sind die Kertzen
Edler Treue nur bewust.
Der
Engel
der mich hat besiegt/
Ist Wunder-schön zu nennen/
Drum schwer ich auch vergnügt/
Biß in die Grufft zu brennen.
Ja das Meer mit seiner Fluht
Leschet nicht die starcke Glut
Denn weil die Treue mich beseelt/
So hat die Liebe/
Durch ihre schönen Triebe/
Uns diese Lust zum Zeitvertreib erwehlt/
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Schönster
Engel
laß dich küssen/
Küsse mich mein Anderich!
Brich die süsse Lust-Narcissen/
Liebe mich/ ich liebe dich.
Laß uns doch vertraulich schertzen
In den Paradieß der Hertzen.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Climene / prüfe fleisch und blut /
Und straffe meine liebes-glut /
Nicht nach der schwäche deiner flammen;
Mein feuer kömmt aus Adams schooß /
Darein der himmel selber floß;
Wie kan dein menschlich herz doch meine glut verdammen.
Du bist / wie Eva / fleisch und bein /
Drum kanstu auch kein
engel
seyn /
Und ausser menschen dich verlieben /
Und das gesetze der natur /
Das mit dem athem in uns fuhr /
Hat auch in deine brust: seyd fruchtbar; eingeschrieben.
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Was fleisch ist / muß vom fleische leben /
Ich bin kein
engel
oder geist;
Drum wundre dich nicht / daß mich eben
Ein trieb auff deine brüste reißt /
Und dencke / wer du auch schon bist /
Daß nichts umsonst gewachsen ist.
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Erdmann Neumeister
(1671-1756)
Nichts ist süsser als das lieben /
Lieben ist ein himmelreich;
Menschen / die das wesen üben /
Sind dadurch den göttern gleich.
Ja zwey recht vertraute herzen
Sind zwey
engel
auff der welt /
Weil ihr angenehmes scherzen
GOtt und menschen wohlgefällt.
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18. Jh.
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Sophie Albrecht
(1757-1840)
Wiedersehen
Trennen mich von dir des Lebens Pfade,
Dennoch werd' ich niemals dich vergessen;
Sieh', es schimmert durch des Grab's Zypressen
Uns ein Sonnenmorgen vom Gestade,
Wo an Quellen Gottes wir uns einst begegnen,
Und die
Engel
unsre Freundschaft segnen.
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Gabriele von Baumberg
(1768-1839)
Der Morgenkuss nach einem Ball
Durch eine ganze Nacht sich nahe seyn,
So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen,
So viel empfinden ohne mitzutheilen -
Ist eine wonnevolle Pein!
So immer Seelenblick im Seelenblick
Auch den geheimsten Wunsch des Herzens sehen,
So wenig sprechen, und sich doch verstehen -
Ist hohes martervolles Glück!
Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit
Dann bey dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken
Sich Mund an Mund, und Herz an Herz sich drücken -
O dies ist –
Engelseligkeit!
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Friedrich Bouterwek
(1766-1828)
Mein Mädchen, o mein Mädchen,
Laß keinen Kuß dich reuen!
Denn deine Küsse weihen
Zum Himmel selbst mich ein.
Laß nie, nach eiteln Lehren,
Mich einen Kuß entbehren,
So werd' ich bald, dich küssend,
Wie du, ein
Engel
seyn.
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Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Welch Ideal aus
Engelsphantasie
Hat der Natur als Muster vorgeschwebet,
Als sie die Hüll' um einen Geist gewebet,
Den sie herab vom dritten Himmel lieh?
O Götterwerk! Mit welcher Harmonie
Hier Geist in Leib und Leib in Geist verschwebet!
An allem, was hienieden Schönes lebet,
Vernahm mein Sinn so reinen Einklang nie.
Der, welchem noch der Adel ihrer Mienen,
Der Himmel nie in ihrem Aug' erschienen,
Entweiht vielleicht mein hohes Lied durch Scherz.
Der kannte nie der Liebe Lust und Schmerz,
Der nie erfuhr, wie süß ihr Atem fächelt,
Wie wundersüß die Lippe spricht und lächelt.
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Helmina von Chézy
(1783-1856)
Sehnenswonne
O, wer noch nie gewußt,
Wie süß ist einsam Sehnen
Der suche Sehnens Lust
In ewig schönen Thränen.
Die grüne Einsamkeit,
Wo Nachtigallen hauchen,
Muß jedes Herzeleid
In ihre Wonnen tauchen.
Komm in die grüne Nacht,
Komm,
Engel
sanfter Schmerzen,
Und steig' in Deiner Pracht
Hinab in wunde Herzen.
Bist Sehnsucht Du genannt
In deiner Duftumhüllung,
So bist Du mir bekannt,
Du
Engel,
als Erfüllung.
Treu', Sehnen, Einsamkeit,
Drei Himmel sind's auf Erden,
Liebst, einsam Herz, Dein Leid,
Wird Leid Dir Wonne werden!
_____
Des
Engels
Liebesgruß
Was schwebst du duftend milde,
In Blüthen vor mir hin,
Du holdes Lichtgebilde,
So klar dem innern Sinn?
"Ich schwebe durch Gefilde,
Durch Düfte vor dir hin,
In Sternen mein Gebilde,
Zum Himmel nur mein Sinn."
Was strahlst du, süßes Wesen,
Verklärst die Thränen mein,
Bin einsam sonst gewesen,
Soll ich mit dir nun seyn?
"Bist einsam nie gewesen,
In Wolken nur mein Schein,
Jetzt strahlt dir hell mein Wesen,
Weil deine Thränen rein!"
Und willst du nimmer scheiden?
Und scheucht dich nicht die Welt?
Und bleibst in Lieb' und Leiden
Mir ewig zugesellt?
Was Eins ist, kann nicht scheiden,
In Stürmen fester hält,
Blick' auf, in Lieb' und Leiden,
Entblüht die Sternenwelt!
_____
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Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
[An Charlotte v. Stein]
Deine Grüße hab ich wohl erhalten.
Liebe lebt jetzt in tausend Gestalten,
Gibt der Blume Farb und Duft,
Jeden Morgen durchzieht sie die Luft,
Tag und Nacht spielt sie auf Wiesen, in Hainen,
Mir will sie oft zu herrlich erscheinen;
Neues bringt sie täglich hervor,
Leben summt uns die Biene ins Ohr.
Bleib, ruf ich oft, Frühling! man küsset dich kaum,
Engel,
so fliehst du wie ein schwankender Traum;
Immer wollen wir dich ehren und schätzen,
So uns an dir wie am Himmel ergötzen.
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Jetzt fühlt der
Engel,
was ich fühle.
Ihr Herz gewann ich mir beim Spiele,
Und sie ist nun von Herzen mein.
Du gabst mir, Schicksal, diese Freude,
Nun laß auch Morgen sein wie Heute
Und lehr mich ihrer würdig sein.
_____
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Johann Christian
Günther (1695-1723)
WER wollte
dich nicht englisch preisen,
Der so wie ich dein Antliz kennt!
Du kanst mit allen Blicken weisen,
Daß man dich billig
Engel
nennt,
Trift dies nur blos noch überein,
Daß
Engel
können grausam seyn.
Bedencke nur dein ganzes Wesen,
Es ist so gar durchaus galant,
Auf allen Gliedern kan man lesen:
Dies Bild ist Göttern anverwand
Und wie es nicht natürlich ist,
Daß du so gar vollkommen bist.
_____
Deine
engelholde
Blicke,
Die bis in die Seele gehn,
Sind so feste Zauberstricke,
Daß du selber must gestehn,
Wenn ich diesen könt entreißen,
Müst ich billig Simson heißen.
Aber wo die reinen Flammen,
Welche meine Brust empfindt
Und aus deinen Augen stammen,
Dir von mir beschwerlich sind,
O so werd ich stets mit Wißen
Dir beschwerlich fallen müßen.
_____
AN LEONOREN
DU zwingst mich, werthes Kind, dir vieles vorzusagen,
Du suchst in Wort und Schwur das Zeugnüß meiner Treu
Und forschest, ob ich auch wie du beständig sey -
Mein
Engel,
liebstu rein, so brauchstu nicht zu fragen.
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KOMM, mein
Engel,
las uns lieben,
Weil der Lenz der Jahre lacht;
Las den Frühling nicht verstieben,
Den die Jugend mitgebracht;
Pflücke dir noch frische Nelcken,
Eh sie mit der Zeit verwelcken.
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ALS ER ABSCHIED VON IHR NAHM
MEIN
Engel,
lebe wohl! Die Zunge kan nicht mehr,
Der Kiel erbebt und starrt, die Angst bestürmt mich sehr;
Doch, Kind, erfreue dich; Gott und die Zeit wird lehren,
Daß sie der Frommen Wuntsch, der Liebe Seufzer hören.
_____
Mein
Engel,
meine Lust, mein Leben und mein Licht,
Vor die ich tausenmahl mit Freuden sterben wollte,
Sey munter, unverzagt, entseze dich nur nicht,
Wenn auch die ganze Welt dich scharf verfolgen sollte.
_____
Ich liebe meinen Schmerz,
Weil du, mein
Engel,
Ursach bist;
Du hast mein ganzes Herz,
Dies raubt dir keine List.
Was hilft's uns, daß man weint?
Was jezt unmöglich scheint,
Das ist gewis ein Übergang;
Der Grillenfang macht kranck.
Es rühret mich
Schon innerlich
Ein Trieb der Zärtligkeit,
Die mir dein künftiger Besiz so wie dein Nahme deut.
_____
DU
Engel,
den mir Gott so unverhoft gesand,
Die Lust der Ewigkeit schon in der Welt zu schmecken,
Nimm hier den Abschiedskuß noch einmahl von der Hand,
Da Nerven, Zung und Mund vor Wehmuth stehn und stecken,
Und glaube, daß mein Herz in heißem Blute schwimmt,
Da unsers Umgangs Scherz so früh ein Ende nimmt.
_____
Kind,
Engel,
Schwester, Schaz, Braut, Taube, Freundin, Licht,
Mein Stern, mein Trost, mein Herz, mein Ancker und mein Leben,
Ach, sage doch, wie man recht nett und zierlich spricht,
Die Liebe will dir gern den besten Tittul geben,
Die Liebe, so nach dir, was schön ist, prüft und schäzt
Und deines Nahmens Zug mit Freudenthränen nezt.
_____
Ach Hofnung, ach du
Engelsbild
Und meiner Güter Rest,
Ach, komm und küß und bleib mein Schild,
Da alles schlägt und preßt.
Komm, flicht uns unsern Hochzeitschmuck
Von deinem Wintergrün!
Der Tod, sonst nichts, ist starck genug,
Ihn wieder aufzuziehn.
_____
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Ludwig Christoph
Heinrich Hölty (1748-1776)
Beglückt,
beglückt,
Wer dich erblickt,
Und deinen Himmel trinket;
Wem dein Gesicht,
Voll
Engellicht,
Den Gruß des Friedens winket.
Ein süßer Blick,
Ein Wink, ein Nick,
Reißt mich zur Himmelssphäre;
Den ganzen Tag
Sinn ich ihm nach,
Und baue dir Altäre.
_____
Die Ersehnte
Brächte dich meinem Arm der nächste Frühling,
Tönten Vögel aus Blüten mir das Brautlied;
Dann, dann hätt' ich Seliger schon auf Erden
Wonne des Himmels!
Wonne! Sie wird mir Paradiese zaubern,
Wird lustwandeln mit mir in Gärten Gottes,
Wird, auf meinem Schooße gewiegt, den Frühlings-
Abend beflügeln!
Unter Gesang an ihrer Brust entschlummert,
Werd' ich träumen, wie neugeschafne
Engel,
Werde, wachgeschimmert vom Mai, in
Engel-
Seligkeit schwärmen!
Komm! dich beschwört die Sehnsuchtsthrän‘ im Antliz,
Dich dies wallende Herz voll süßer Ahndung!
Trübe floß mein Leben! O Himmelsbotin,
Komm, es zu heitern!
_____
Ins Paradies, an deiner Brust, mich träumen,
Mein süßes Kind,
Und froher seyn, als unter Lebensbäumen
Die
Engel
sind.
_____
Ein Druck der Hand, der durch das Leben schüttert,
Und eines Blickes Trunkenheit,
Ein Feuerkuß, der von der Lippe zittert,
Giebt ihnen
Engelseligkeit.
Ein Blick der Lieb', aus dem die Seele blicket,
In dem ein
Engel
sich verklärt,
Ein süßer Wink, den die Geliebte nicket,
Ist tausend dieser Erden werth.
Ein Herzenskuß, den selber
Engel
neiden,
Küßt ihren Morgenschlummer wach;
Ein Reihentanz von ewigjungen Freuden
Umschlingt den lieben langen Tag!
_____
Euch, ihr Schönen,
Will ich krönen,
Bis an meinen Tod,
Mit Gesangesweisen;
Bis an meinen Tod,
Eure Tugend preisen.
Ihr, o Guten,
Wohlgemuthen,
Macht das Leben süß,
Macht den Mann zum
Engel,
Und zum Paradies
Eine Welt voll Mängel.
_____
DIE KÜNFTIGE GELIEBTE
Wenn ich dich
Engel
fände, wenn der nächste
Mond der knospenden Rosen meinem Arm dich
Brächte; dann, dann hätt' ich den Himmel schon auf
Erden gefunden!
Jeglicher Pulsschlag würde heißer schlagen,
Jede Nerve der Seele heller zittern;
Umgeboren würd' ich die Welt in neuer
Schönheit erblicken.
Trunken an ihrer weißen Brust entschlummern,
Und im Traume mit ihrem Busen tändeln,
Und, bestralt vom Morgen, in ihrer Arme
Himmel erwachen!
Wenn ich dich fände! Komm, du
Engel
Gottes,
Komm mein Leben zu heitern! Wenig Freuden
Sprießen auf den Ufern des Lebens!
Engel,
Komm, mich zu heitern!
_____
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Johann Georg Jacobi
(1740-1814)
Erinnerung
Glück der
Engel!
wo geblieben?
Wo geblieben, schöner Tag,
Als mit unbesorgtem Lieben
Ihre Hand auf meinem Herzen lag?
O sie fühlte jeden Schlag,
Und in jedem lauter Lieben!
Wo geblieben
Glück der
Engel,
schöner Tag?
_____
Aber ach! wo blieb auf Erden,
Holde Liebe, deine Spur?
Lieben, um geliebt zu werden,
Ist das Loos der
Engel
nur.
Statt der Wonne fand' ich Schmerzen,
Hing an dem, was mich verließ;
Frieden gibt den treuen Herzen
Nur ein künftig Paradies.
_____
O könnt' ich nur, o könnt' ich, ungesehen,
Mein Leben lang an deiner Seite gehen,
Und Tag und Nacht dein
Engel
seyn!
Du solltest nichts von meiner Liebe wissen;
Ich wollte gern den Lohn der Treue missen,
Und bliebe doch auf ewig dein.
_____
-
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis (1762-1834)
Lied
Ich saß im dunkeln Buchenhain
Bei ihr auf weichem Moos,
Im trüben blassen Mondenschein,
Gelehnt auf ihren Schoß.
Ich spielte mit dem blauen Band
An ihrer weißen Brust;
Und bebte, bei dem Druck der Hand,
Im Schauer süßer Lust.
Ich hört' und sah nur sie allein;
Nicht Nachtigallgesang,
Nicht Abendrot, nicht Mondenschein,
Mir schlug das Herz so bang.
Fest hing mein Blick an ihrem Blick,
Mein Mund an ihrem Mund:
Nur unser
Engel
sah das Glück
Und segnete den Bund.
_____
-
Max von Schenkendorf
(1783-1817)
Honiglippe, Rosenmund,
Küsse mich zu jeder Stund'!
Arme, weich und wonniglich,
Liebesketten, bindet mich!
Dunkel ist das Felsenthal
Und der Steg ist schwank und schmal;
Doch du leuchtest mir so gern,
Himmelsfunken, Augenstern.
Athem, Rede, Druck und Kuß,
Aller Wonnen Ueberfluß,
Engelseele,
Götterleib,
Mein das allerschönste Weib.
_____
-
Friedrich Schiller
(1759-1805)
Amalia
Schön wie
Engel
voll Walhallas Wonne,
Schön vor allen Jünglingen war er,
Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne,
Rückgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.
Seine Küsse - paradiesisch Fühlen!
Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie
Harfentöne in einander spielen
Zu der himmelvollen Harmonie -
Stürzten, flogen, schmolzen Geist und Geist zusammen,
Lippen, Wangen brannten, zitterten,
Seele rann in Seele - Erd und Himmel schwammen
Wie zerronnen um die Liebenden!
Er ist hin - vergebens, ach vergebens
Stöhnet ihm der bange Seufzer nach!
Er ist hin, und alle Lust des Lebens
Wimmert hin in ein verlornes Ach!
_____
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Klamer Eberhard Karl
Schmidt (1746-1824)
Ueber den Druck ihrer Hand
Nacht war mein Lebenslauf,
Tief eingeschlafen, tief! war mein Gefühl des Himmels:
Da drückte Minna mir die Hand!
Die Nacht verschwand;
Und du Gefühl des Himmels,
Du wachtest liebend wieder auf!
O des entzückenden Gewimmels
Der
Engel
und der Harfen um mich her!
Gott! ich vergess' es nimmermehr!
_____
Einen nicht, zehntausend Pfeile schossen
Tausend Reize mitten in mein Herz!
Engel
selbst, von Himmelsglanz umflossen,
Blickten neidisch Erdenwärts:
Denn auch selbst die höchsten nicht,
Die das Buch der Schickung halten,
Sahen unter himmlischen Gestalten
Solch' ein herrliches Gesicht!
Unvergeßlich reines Licht
Fiel aus ihren großen Blicken!
Damals sah ich das Entzücken
(Gott! ich glaubte zu vergehn!)
Damals erst geboren werden:
Hier auf Erden
Hatt' ich's nimmer noch gesehn!
_____
Die
Engel
Gottes weinen,
Wo Liebende sich trennen,
Wie werd' ich leben können,
O Mädchen, ohne dich?
Ein Fremdling allen Freuden,
Leb' ich nach unserm Scheiden!
Und du? . . Vielleicht auf ewig
Vergißt Luisa mich!
_____
-
Eulogius Schneider
(1756-1794)
Die Moral der Liebe
(An Lina)
Alles weiss ich zu geniessen,
Weiss die Liebe zu versüssen,
Weiss auch Alles zu entbehr'n,
Was Gesetze mir verwehr'n.
Wenn ich Dir ins Auge blicke,
Dich an meinen Busen drücke,
Sage: o wie lieb' ich Dich!
Welche Sünde thue ich?
Halbgewaltsam Dich umschlingen,
Jezt Dir einen Kuss erzwingen,
Jezt an Deinem Busen ruh'n,
Ist das mehr, als
Engel
thun?
Dir um Kinn und Wange tändeln,
Freilich unter tausend Händeln,
Freilich, wie von Ohngefähr,
Wer verdammt's? - Der Stoiker.
Dann mit einer Flut von Küssen
Die begangne Sünde büssen,
Und aufs neue sie begeh'n,
Sei's nicht recht - es ist doch schön!
_____
-
Christian Friedrich
Daniel Schubart (1739-1791)
Aus einem Brief Schubarts an seine Gattin
Vom Hohenasperg,
3. Juni 1783
Dich behüte der
Engel,
Den dir Gott zum Führer gab,
Und spät erst säuseln dich Winde des Himmels
Hinunter ins Grab.
An Edens wolkenerbauter Pforte
Erwart' ich dich!
Und kommst du, dann ertönen die Worte:
Umarme mich!
Und wenn an deinem Hals ich hange,
So lächeln
Engel
uns zu,
Und führen mit wonnestrahlender Wange
Uns ein in die ewige Ruh'.
Dir singen die Vögel in Eden,
Wenn du der Wolke des Todes entsteigst,
Vor Wonne können wir beide nicht reden;
Du faltest die Hände und schweigst.
_____
Hier auf der Erde blumigem Schoße
Ruh' ich! es ruhet mein Mädchen bei mir.
Meine Geliebte, kennst du die große,
Kennst du die fühlende Freundin von dir?
Lieblicher Abend, lächle der Trauten!
Lächle der Schlanken, Himmlischgebauten!
Schöner war nicht
Florens Gesicht,
Als sie des Morgens Tropfen bethauten.
Hesperus äugelt hoch in der Ferne;
Ziehst du schon, Mond, am Sternenfeld auf?
Sieh doch, Geliebte, sieh doch die Sterne!
Sieh doch zur freundlichen Luna hinauf!
Doch seh' ich nicht im Auge der Milden
Thränen der Liebe schimmernd sich bilden?
Sind sie es nicht,
Die dein Gesicht,
Wie eines
Engels
Antlitz, vergülden?
_____
-
Christine Westphalen
(1758-1840)
Kennst du das Land, wo Treue, Brust an Brust,
Auf ewig liebt mit reiner
Engellust?
Des Schicksals Schluß ein Herz mit Hoheit trägt;
Das Wehmuth still, das Wonne laut bewegt?
Kennst du das Land?
Dahin! Dahin!
Sehnt sich ein Herz, ein liebevoller Sinn.
_____
Dem inneren
Engel
Wer bist du, schöner
Engel,
Der in mir leise tönt;
Der mir die Freude wecket,
Mich mit dem Schmerz versöhnt;
Der Finsterniß mich fliehen,
Und Licht mich suchen lehrt,
Des Daseyns süß Empfinden
Zu Himmelsglück verklärt;
Der mir die Tugend höher,
Das Schöne schöner mahlt,
Die Unschuld zart und reiner,
Die Wahrheit mehr umstrahlt;
Des Lebens Bürden lindert,
Zu allem Edlen winkt,
Und mit mir Glück und Wissen,
Aus einem Becher trinkt,
Zur Hoheit mich begeistert,
Dem Niedern mich entführt,
Und zum Gesang entflammet,
Der noch den Enkel rührt;
Der mich die Zukunft ahnen,
Vertrauend glauben heißt:
Wer bist du, hoher Engel? -
Du bist der Liebe Geist!
_____
19./20. Jh.
-
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Ach, hätt' ich früher dich gesehn
Ach hätt' ich früher dich gesehn
Und wär's 'ne einz'ge Stund',
Wollt' segnen diesen Augenblick
Noch mit erblaßtem Mund.
Ach, hätt' ich früher dich geliebt,
Du reines Seelenlicht,
Fürwahr, der
Engel
schönes Los,
Beneidete ich nicht.
Ach, hätte ich früher dich geliebt,
Und wär's auch nur im Traum,
Hing meiner Hoffnung Blütenkranz
Nicht welk am Lebensbaum.
_____
Du hast zu mir gehalten
Du hast zu mir gehalten
Als alles mich verließ,
Als selbst die eig'ne Mutter
Ihr armes Kind verstieß.
Verlassen und verloren,
So ging ich durch die Nacht,
Ein irrend Blatt im Winde -
Du hast an mich gedacht.
Des Spottes Pfeile schossen
Hernieder auf mein Haupt,
Verachtung ohne Ende -
Du hast an mich geglaubt.
Bei diesem Trostgedanken
Fand ich den Weg zur Ruh,
O sei dafür gesegnet,
Mein guter
Engel,
Du!
_____
-
Hugo Ball (1886-1927)
Bagatelle
Vor meinem Fenster
Im Sonnenschein
Sitzen
Engelein.
Eins, zwei, drei
Engelein
Und äugeln herein.
Sie hauchen an die Scheiben
Und kichern sich an,
Und schreiben
Deinen Namen hin.
Und kichern sich an
Und verwischen ihn.
Und blinzeln gar boshaft,
Und neckisch herein,
Und flattern fort
Die drei
Engelein.
_____
Tausend Saiten hat meine Laute
Tausend Saiten hat meine Laute
Tausend Töne hatte mein Herz
Seit Deine Liebe mir Träume spann
Seit mir Dein Ich in die Seele schaute
Harfen sie himmel und himmelwärts.
Bist Du mein Licht,
Das die Hände faltet?
Bist Du der Tag,
Der mir Blüten küsst?
Bist Du die Sonne
Die über mir waltet?
Sage mir, ob Du
Ein
Engel
bist?
_____
Du bist mein
Engel
-
Du bist mein
Engel,
Du bist mein Blut.
Mein Leben bist Du,
Du bist mein Flammen,
Bist meiner Seele Glut.
Du bist mein Glück, mein Elend,
Mein Jubel Du, mein Leid.
Du kniest an meinem Lager,
Du weckest meine Schläfe,
Gehst stumm an meiner Seit.
Du bist mein Stern, mein Heimweh,
Du bist dereinst mein Traum,
Wenn mich das Grab umnachtet,
Wenn meinen Sarg umklammert
Die Liebe Dein und ein Totenbaum. -
_____
-
Eufemia von
Adlersfeld-Ballestrem (1854-1941)
Vor deinem Bild in stiller Stunde
Vor deinem Bild in stiller Stunde
Steh ich in Ruh und denke dein -
Von deinen Lieben bringt mir Kunde
Der letzte Abendsonnenschein.
Den Mund, die Stirn, die lieben Augen
Verkläret sanft der goldne Strahl -
Gott grüße dich, geliebtes Leben,
Gott grüß dich tausend, tausendmal!
Die Abendglocke klingt herüber
Vom stillen Thale her zu mir;
O klänge sie durch weite Fernen
Mit meinem Gruß zu dir, zu dir!
Im Westen sank die Sonne nieder,
Still kommt der Mond, die Nachtluft weht -
Zum Himmel zieht auf
Engelsschwingen
Für dich mein stilles Nachtgebet.
_____
-
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Leb' wohl! Im Herzen stockt das Blut,
Die Brust durchwühlet Todesqual;
Bald Eis auf Eis, bald Gluth auf Gluth
Ruht Mund auf Mund - zum letzten Mal.
Was ineinander sich gerafft,
Reißt auseinander das Geschick;
Die breite Todeswunde klafft,
Drauf heilend fällt kein
Engelsblick.
_____
-
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Dein Auge
Ein Himmelreich dein Auge ist,
Ein
Engel
jeder Blick;
Wem liebend er begegnet ist,
Dem lächelt das Geschick.
O Himmel, nimm mich auf in dich,
Und laß mich selig sein!
O Engel, ziehe segnend mir
In's offne Herz hinein!
_____
Wunsch
Jeder liebliche Accord
Schweb' als
Engel
zu ihm fort,
Der im süßen Spiel der Töne
Ihm die Dämmerzeit verschöne.
Kleine holde Maienblum!
Aus des Glöckchens Heiligthum
Gieße deine schönsten Düfte
Aromatisch durch die Lüfte.
Veilchen unter'm Rosenstrauch,
Heiße Rose und du auch,
Nelke, haucht die Balsamseele,
Folgt gehorsam dem Befehle!
Sanfter flüch'ger Frühlingswind,
Säus'le um ihn lieb und lind;
Blumen, Blätter, lieblich tauschet
Liebesworte, wenn er lauschet.
_____
-
Clemens Brentano
(1778-1842)
Ich grüß' dich, zarte schöne Fraue,
Und biet' dir freundlich gute Nacht,
Bis daß der ew'ge Tag im Taue
Vor deinem Kämmerlein erwacht.
Ein heil'ger
Engel
soll zur Seiten
An deinem Bettlein wachend stehn,
Den goldnen Flügel ob dir spreiten
Und schwere Träume von dir wehn.
Daß sie sanft erwache
Aus ihres Schlummers Ruh',
Der Morgenstern, der scheine
Ihr recht mit Liebe zu.
Sie schlafe, sie wache,
Sie stehe, sie gehe,
Die Fraue meine,
Oder was sie tu'.
Ich grüß' vor aller Blüt' die Rose
Die an dem Abendhimmel blüht,
Ihr Herz ergießt sich dir im Schoße,
Wenn sie zur Erde niederglüht.
Ich grüß' dich, klarer Abendsterne
Du brennest auf dem Haupte mein.
Bei ihr, bei ihr so wär' ich gerne
In ihrem engen Kämmerlein.
Daß ein
Engel
bringe
Der Zarten meinen Gruß,
Leis wie im Maienscheine
Der Honigblumen Kuß.
Sie bete, sie singe,
Daß eile die Weile,
Da ich alleine
Ohne sie sein muß.
_____
-
Marie Eugenie Delle
Grazie (1864-1931)
Erinnerung
O nennt mir seinen Namen nicht,
O zeigt mir nicht sein Bild,
Dies
engelgleiche
Angesicht,
So träumend und so mild.
O sagt mir nicht, daß er es war,
Der mich so sehr geliebt,
Und den ich doch so kalt, so stolz
Bis tief in's Herz betrübt!
_____
-
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Frage mich nicht, wem ich weihe
Meiner Seele stille Gluth,
Und in welcher Haft dies scheue
Herz so eng gefangen ruht?
Eine ist es, lieb wie keine,
Eine
engelschöne,
reine,
Deren Aug' in holder Bläue
Niederlächelt mild und gut.
_____
Der Spiegel
Wenn ich mich je vergleichen möchte Dingen,
So wollt' ich einem Spiegel mich vergleichen,
Worein ein Wesen aus des Himmels Reichen
Sein holdes Bild und seinen Blick läßt dringen.
Du aber bist der
Engel,
dessen Schwingen
An diesem Spiegel sanft vorüberstreichen,
Und dem ich, als ein treues Liebeszeichen,
Sein schönes Abbild strebe darzubringen.
So hab' ich mit dem Diamant der Liebe
Zum Spiegel meine Seele dir geschliffen,
Und gebe gern sie dir als solchen eigen.
Jedwedes andre Bild scheint in mir trübe,
Nur deines hat so innig mich ergriffen,
Daß ich es ewig strahlend werde zeigen.
_____
Eine Götterblüthe,
Eine große Mythe
Ist die Liebesglut:
Himmlisch wird es klingen,
Wenn einst
Engel
singen,
Welche Seligkeitbereitung,
Welche göttliche Bedeutung
In der Liebe ruht.
_____
Eine gute Nacht
Hab ich jüngst gefunden,
Eine süße Fracht
Holdverträumter Stunden.
Engel
hatten Acht
Ueber mich im Traume,
Einer küßte sacht
Mich am Lippensaume.
Morgens aufgewacht,
Hab ich süßbeklommen
Leise nachgedacht,
Wie das all gekommen?
Und es fiel mir ein,
Was die Liebste sagte,
Als ich über mein
Scheidenmüssen klagte.
Süß rief sie den Gruß
Gute Nacht! bei'm Trennen,
Und dies Wörtlein muß
Wunder wirken können.
_____
In schattigen Locken
Ein
Engelgesicht,
Die Stimme wie Glocken,
Das Auge wie Licht;
Im Kinne ein Grübchen,
Mein reizendes Liebchen,
Wer kennte dich nicht?
Oft dünkt mich ein Scherz nur
Mein süßes Geschick:
Mir poche dieß Herz nur,
Mir flamme dein Blick.
Die Brust wird mir enge,
Ich denke Gesänge
Und spreche Musik.
_____
Sie war ein Bild - es läßt sich nicht beschreiben,
Wie sie der Schönheit milder Glanz umfloß,
Wie sich der Anmuth wunderbares Treiben,
Ein Himmel, um die
Engelseele
goß;
Sanft überdunkelte die schöne Miene
Der Frohsinn mit des Lächelns holdem Sieg',
Indeß der Lippen glühendem Rubine
Der milde Zauber, Melodie, entstieg.
_____
Ein Blatt von dir, o süßes Glück,
Es zaubert wie ein holder Bann
In meine Arme dich zurück,
Die Heißgeliebte seh ich dann,
In diesen Zügen ihre Züge,
Mir aller Seligkeit Genüge.
Ich lese dich und sehe dich,
Dein süßer Odem weht mich an,
Ich fühle plötzlich glücklich mich,
Weil ich nur Liebe denken kann,
Und weil mit ihren
Engelschwingen
Deine Gedanken mich umfingen.
_____
-
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Laß, Himmel, diesen
Engel mir
Die Blumen sind herabgesunken,
Vom heißen Kuß der Sonne matt;
Und hast auch du dich müd getrunken,
Sag, schöne Freundin, bist du satt?
Nein, laß uns nimmermehr erwachen
Aus dieses Kusses Ewigkeit,
Der hat die Blumen sterben machen,
Der sie gemahnet an die Zeit.
Reich diesen Mund mir ewig wieder,
So weich an meine Brust gelegt,
Du Haupt, das solche Augenlider
Ob solchem Auge niederschlägt.
Ich hatte nie das Weib empfunden
Wie ich es angeschaut in dir,
Ich hab' es nie seitdem gefunden,
Laß, Himmel, diesen
Engel
mir.
_____
-
Ludwig August Frankl
(1810-1894)
Späte Botschaft
Meine Seele lauscht
Deiner Lippen
Engelpaare;
Eine süße, wunderbare,
Gold'ne Botschaft rauscht.
Lächeln wehmuthsvoll
Muß ich zu den süßen Worten,
Daß noch an des Alters Pforten
Jugendlust mir werden soll.
_____
-
Amara George-Kaufmann
(1835-1907)
In deine Liebe möcht' ich
Mich senken ganz hinein,
Da tief ohn' Ende rasten
Und von Allen vergessen sein!
Ein Wörtlein würd' ich hören,
Das Eine ganz allein,
Wenn ich so läg' und schliefe
In diesem Wonneschrein.
Nicht
Engelgrüße tönten
Mir so beglückend rein
Denn süßer klingt als Alles
Das Wörtlein: Ich bin dein!
_____
-
Hermann von Gilm
(1812-1864)
Mein wildes Lied wird ewig dich verletzen,
Und doch hab' ich nichts and'res, als mein Lied!
Sei du mein
Engel! Du kannst übersetzen
In sanft're Töne meinen Heroid,
Und jeden rauhen Ton und jedes scharfe
Und herbe Wort des Schmerzes und der Lust
Leicht sänftigen, denn ohne eine Harfe
Ist keine edle Frauenbrust.
_____
Raphaele
Wohin, o Mensch? Woher bist du gekommen?
Das sind die metaphysisch dunkeln Fragen,
Die manches edle Menschenherz benagen,
Von sternenloser Zweifelsnacht beklommen.
Was dich in unser Erdenthal getragen,
Das weiß ich längst; aus deinen himmlisch frommen
Und schönen Augen hab' ich es genommen,
Die kindlich plaudernd das Geheimnis sagen.
Sei mir nicht böse, wenn ichs nacherzähle!
Du warst die einz'ge Frauenengelseele,
Daß auch im Himmel Weiblichkeit regiere.
Nicht herrschen, - lieben wollte Raphaele;
Da wies der Schöpfer ängstlich ihr die Thüre,
Daß sie ihm seine
Engel nicht verführe.
_____
-
Adolf Hain (1825-1854)
Ach!
wovon träumtest du?
Mit lächelndem Gesicht
Lagst du in süßer Ruh',
Umstrahlt von mildem Licht:
Ach! wovon träumtest du?
Verzaubert schienst du mir,
Die blauen Aeuglein zu,
Entrollt der Locken Zier:
Ach! wovon träumtest du?
Ein
Engel zu dir sprach
Und flüsterte dir zu
Von Lust und neuem Tag:
Ja! davon träumtest du!
_____
So leb' denn wohl! denk' auf empörtem Meere
Des Schiffers, der dein ewig nun gedenkt,
Der betet, daß sein Kiel sich heimwärts kehre
Zu dir, wohin des Herzens Trieb ihn lenkt:
Dein Bild im Herzen,
Engel! Meer, nun leere
All' deine Zorneswellen, unbezwängt!
Ob's brauset, ob es donnert laut und blitzet:
Die Heilige in meinem Busen schützet!
_____
-
Emilie Emma von Hallberg (1826-1862)
Mein Lieb,
du bist ein
Engel,
Ich seh' es täglich mehr.
Daß ich so glücklich würde,
Ich dächt' es nimmermehr.
Daß unter deinen Küssen
Mein Herz so voll und ganz
Ein Röslein sich erschlösse
Im Frühlingssonnenglanz:
Wer hätt' das ahnen sollen,
Wer hätte das gedacht!
Das Glück ist mir gekommen
So plötzlich über Nacht.
_____
-
Robert Hamerling (1830-1889)
Wem wirst du
ihn geben, den himmlischen Kuß,
Daß du nicht brauchst zu erröten?
Einem
Engel vielleicht? Doch die küssen nicht,
Die lobsingen nur immer und flöten.
Wenn nun kein
Engel heruntersteigt
Aus dem Kreise der himmlischen Lichter,
Um entgegenzunehmen den ersten Kuß -
Laß dir raten: gieb ihn dem Dichter!
Und wenn du selber ein
Engel wärst,
Der zu irdischen Au'n sich gewendet,
So viel du hast, so viel du giebst,
Bei dem Dichter ist nichts verschwendet.
_____
Teures Bild, das mir erschienen,
Engelgleiches Angesicht,
Strahlend mit verklärten Mienen
In der Liebe holdem Licht!
Solche Schöne, wähnt' ich, schwebe
Nur um uns im Traum der Nacht,
Doch nie ahnt' ich, daß es lebe,
Diese hohe Liebespracht.
_____
-
Heinrich Heine (1797-1856)
Das ist ein Flöten und Geigen,
Trompeten schmettern drein;
Da tanzt den Hochzeitreigen
Die Herzallerliebste mein.
Das ist ein Klingen und Dröhnen
Von Pauken und Schalmein;
Dazwischen schluchzen und stöhnen
Die guten
Engelein.
_____
Dein Angesicht so lieb und schön,
Das hab ich jüngst im Traum gesehn,
Es ist so mild und
engelgleich,
Und doch so bleich, so schmerzenbleich.
Und nur die Lippen, die sind rot;
Bald aber küßt sie bleich der Tod.
Erlöschen wird das Himmelslicht,
Das aus den frommen Augen bricht.
_____
Der Gruß des
Engels
(Aus der Mappe eines Malers)
Im Rhein, im schönen Strome,
Da spiegelt sich in den Welln,
Mit seinem großen Dome,
Das große, heilige Köln.
Im Dom da steht ein Bildnis,
Auf goldenem Leder gemalt;
In meines Lebens Wildnis
Hats freundlich hineingestrahlt.
Es schweben Blumen und
Englein
Um unsre liebe Frau;
Die Augen, die Lippen, die Wänglein,
Die gleichen der Liebsten genau.
_____
-
Max Herrmann-Neiße (1886-1941)
Schweigen
mit dir: das ist ein schönes Schwingen
von
Engelsfittichen und Gottes Kleid
und süß, unsagbar sanftes Geigenklingen
verweht von Ewigkeit zu Ewigkeit.
_____
Vergißt dein
Liebesengel mich?
Wenn ich nicht fühle, daß mein Werk vor dir besteht,
wenn deines Herzens Kühle meinen Weg umweht,
wenn alles, was ich sage, dir zuwider scheint,
und jede Klage, die in meinen Liedern weint,
vor dir belanglos bleibt und eine Störung mehr,
mein Kahn ganz klanglos treibt in der Empörung Meer
von deinem Strande fern, o letztes lichtes Haus,
du weißt: ich lande gern, und löscht das Licht doch aus,
daß ich von Nacht umringt nun keinen Hafen weiß.
Gibst du mich unbedingt den schwersten Strafen preis,
wofür doch mein Gewissen längst sich selber schlug?
Der Himmel ist zerrissen, der dein Sternbild trug,
Gottes Vergebung geleitet mich im Guten nicht,
der
Liebesengel schreitet über die Fluten nicht,
der Racheengel stößt mich nicht in die Tiefe hinab,
keine Najade erlöst mich zu sanftem Grab,
wie nicht von dir gekannt treib ich im Ozean,
versunken ist alles Land; mein stummer Todeskahn
in einer toten Welt zieht der Erinnrung nach,
zieht ewig der unendlichen Erinnrung nach ...
_____
Sonett eines himmlischen Spiels
Dann blühte uns aus Tragik und aus Tränen
ein Spiel, so lustig wie der junge Wind:
Wir schlugen Flammen, wurden wieder Kind
und ließen uns versprühen in Fontänen.
Und ganz voll Leichtigkeit, wie
Engel sind,
auf Wolken schaukelnd in umkränzten Kähnen
und Blitze schnellt das Weiß von ihren Zähnen,
so machten wir uns schwebend und geschwind.
Und deiner Stimme leuchtende Musik
warf Wellen hoch und tanzte über Schwerter
und stürmte flackernd durch den Sternenfall.
Da wurde meine Lust ein bunter Ball,
den zaubertest du immer wunderwerter,
daß er mit dir in alle Himmel stieg ...
_____
Engel der Zärtlichkeit
Ich vernehme kein Echo des Ewigen mehr,
zwischen mich und den Himmel ist Wüste geweht,
aus meinen Blicken kriecht ekler Begehr
und meine Lippen geifern Pamphlet.
Durch deine Stimme nur spricht noch
des Himmels Zärtlichkeit mit mir -
warum verschließe ich mich doch
so oft selbstmörderisch vor ihr?
Sie führt mich aus der Städte Haft
zum märchenweiten Ozean,
in des Gebirgs Mondnachbarschaft
aus schwüler Feste Fieberwahn.
Der Sternenaufgang deiner tief
enthüllten Augen hat erhellt
die Fremde mir. Lächelnd entschlief
in deinem Bild das Ährenfeld.
Entschlief ich nicht selbst durch Gebete versöhnt,
in die mich dein Herz hüllt zur ewigen Fahrt,
war doch paradiesisch mein Abschied verschönt
und durch dich hart am Abgrund vor Satan bewahrt.
_____
-
Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902)
Mein
Engel
hüte dein
Daz iuwer mîn engel
walte!
Alter Gruß
Und willst du von mir
scheiden,
Mein herzgeliebter Knab',
Soll Alles Dich begleiten,
Was ich von Freuden hab'.
Mir bleibt, wenn du geschieden,
Mein traurig Herz allein;
Fahr' hin, mein Lieb, in Frieden!
Mein
Engel hüte dein!
Ihm ward zur Hut gegeben
Mein Glück und meine Ruh';
Ach, Glück und Ruh' und Leben,
Herzlieb, das bist ja du.
Und bist du mir geschieden,
Flieht auch der
Engel mein;
Fahr' hin, mein Lieb, in Frieden!
Mein
Engel hüte dein!
O daß er dir verschwiege,
Was dich betrüben mag,
Wie ich verlassen liege
In Sehnsucht Nacht und Tag!
Mein Bild soll mit dir gehen
Im alten Freudenschein,
Fahr' hin, auf Wiedersehen!
Mein
Engel hüte dein!
_____
-
Paul Heyse (1830-1914)
In der
Mondnacht
In der Mondnacht, in der Frühlingsmondnacht
Gehen
Engel um auf leisen Sohlen;
Blonde
Engel, innig und verstohlen
Küssen sie die schönsten Menschenblumen.
Tausendschönchen, allerliebste Blume,
Weiß es wohl, woher der Schimmer stammet,
Der dir heut das Antlitz überflammet:
Bist noch in den Traum der Nacht verloren.
Denkst der
Engel, die durchs kleine Fenster
Sich auf Mondesstrahlen zu dir schwangen,
Leise dir zu küssen Mund und Wangen
In der Mondnacht, in der Frühlingsmondnacht.
_____
-
Joseph Emanuel Hilscher (1806-1837)
Muthig will
der Eine ringen,
Und der And're wird verzagt,
Dieser will das Glück erzwingen,
Jener hofft nicht mehr und klagt.
Aber du, o Liebe! schreitest
Wie ein
Engel durch die Welt,
Die mit Blumen du bestreutest,
Und du weilst, wo dir's gefällt.
_____
Namenlos
O schwelge, Blick! und juble Dank dem Licht,
Das wunderbar erst in den Wundern waltet,
Bewußtlos reichen Schatz auf Schatz entfaltet -
O schwelge! bis das dunkle Auge bricht.
Sei unersättlich, darben wirst du nicht,
Wie schön, was stets sich wechselnd neu gestaltet,
Wie schön! was ewig gleich, doch nie veraltet,
Und o, wie schön ein Menschenangesicht!
Und mehr als schön – o es ist namenlos,
Was ich in deinem
Engelantlitz sehe,
Was Himmelsthau in's welke Herz mir goß,
Was lang geahnt nur, jetzt in nächster Nähe
Sein heil'ges Dasein strahlend mir erschloß -
Ihr nennt es Liebe? – Schaler Laut, verwehe!
_____
-
Siegfried Kawerau (1886-1936)
Gruß
Aus diesen Tagen, reich an roten Rosen,
spannt Glut und Duft zu Dir den hohen Bogen,
zu Deiner weißen, stillen Lagerstätte:
es glitzern seltne Tränen wie Rubinen,
Sehnsüchte wandeln drauf gleich Saraphinen
und tragen in den silbernen und losen,
weitfaltigen und schimmernden Gewändern,
die goldbrokatne Borten rings umrändern,
den Perlen-Liederschmuck aus meinen Ländern:
mit einer meeresfeuchten, kühlen Kette
besetzen sie den Rand an Deinem Bette
wie sonnenheller Wogenschaum an Küsten,
und ihre Kleider, ihre zarten, weichen,
und ihre langen, blassen Finger streichen
wie frischer Seewind längs den warmen Brüsten
und legen eine schmale, seid'ne Binde,
kalt wie Metall, doch schmiegsam und gelinde,
Dir um Dein Haupt, daß mitten auf der Stirne
länglich und schwer und ähnlich einer Birne
Dir eine große, klare Perle schimmert:
ihr Glanz geht gleitend über Haar und Hände,
hellsilbern Deines Leibes Leuchten flimmert,
und nur im Herzen findet sich ein Ende
für dieses Glücks beseligende Spende:
so segnen
Engel, die ich täglich sende.
_____
-
Hedwig Kiesekamp (1844-1919)
Antwort
Fragst du mich, warum ich liebe?
Trauter Freund, - o glaube mir:
"Meine Liebe kommt vom Himmel,
Und der Himmel kommt von dir!"
Ohne dich - verlass'ne Wüste
Wäre mir das Himmelreich!
Aber dir am Herzen rastend
Fühl' ich mich den
Engeln gleich.
Du allein bist sel'ges Ewig
Aller Himmelswonne mir!
Und vom Himmel kommt die Liebe!
Sieh', - die Liebe kommt von dir.
_____
-
Hermann Lingg (1820-1905)
Märchen
Man sagt, durch's Zimmer walle
Ein schönes
Engelkind,
Wenn plötzlich schweigen alle,
Die drinn beisammen sind.
Dies sagen wir uns immer
Und stille küssen wir,
Ein
Engel geht durch's Zimmer,
Ein
Engel ist bei mir.
_____
-
Feodor Löwe (1816-1890)
Mein Inn'res hast du umgeschaffen,
Es ward ein and'rer Mensch aus mir,
Du nahmst mein vorig' Herz, das wilde,
Ein neues bess'res dank' ich dir.
Ein
Engel hast du meine Schritte
Vom falschen Pfad hinweggelenkt,
In des Vergessens dunkle Tiefe
Der wilden Wünsche Glut gesenkt.
Mein Gnadenbild bist du geworden,
Dahin die wunde Seele zieht.
O blicke freundlich auf den Pilger,
Der betend dir zu Füßen kniet!
_____
-
Christian Morgenstern (1871-1914)
Stör' nicht den Schlaf der liebsten Frau, mein Licht!
Stör' ihren zarten, zarten Schlummer nicht.
Wie ist sie ferne jetzt. Und doch so nah.
Ein Flüstern - und sie wäre wieder da.
Sei still, mein Herz, sei stiller noch, mein Mund,
mit
Engeln
redet wohl ihr Geist zur Stund.
_____
Unter der linken Brust
band ich dein Brieflein fest,
da mag es wohnen nun
bis morgen früh.
Unter der linken Brust
ist mir so wohl, so weh
und beide Hände noch
preß ich darauf.
Unter der linken Brust
drückt sich ein
Engel
ab,
drückt sich dein Engel rot
in weißen Schnee.
Und unterm weißen Schnee
liegt mein rotrotes Herz,
küßt durch den weißen Schnee
dein Siegel rot.
Unter der linken Brust
band ich dein Brieflein fest
mit meinem blonden Haar
wie als wärst du's!
_____
-
Eduard Mörike (1804-1875)
An -
Ei, wer hätt es je gemeint,
Fräulein Ludovike!
Hat man denn, so lieb man scheint,
Auch geheime Tücke?
Mädchen! wer ergründet euch?
Rätsel ohne Ende!
Arg und falsch und
engelgleich,
Wer das reimen könnte!
Oh, nicht süßen Honig nur
Führen eure Lippen,
Und so seid ihr von Natur
Liebliche X - - -.
_____
An die Geliebte
Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt,
Mich stumm an deinem heilgen Wert vergnüge,
Dann hör ich recht die leisen Atemzüge
Des
Engels, welcher sich in dir verhüllt.
Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quillt
Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,
Daß nun in dir, zu ewiger Genüge,
Mein kühnster Wunsch, mein einzger, sich erfüllt?
Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,
Ich höre aus der Gottheit nächtger Ferne
Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen.
Betäubt kehr ich den Blick nach oben hin,
Zum Himmel auf - da lächeln alle Sterne;
Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.
_____
-
Wilhelm Müller (1794-1827)
Die Himmelfahrt
Dank deinem Kusse ganz allein, nun flieg' ich in den Himmel,
Und hasche mit den
Engeln
mich im seligen Gewimmel.
Sie jagen mich, sie greifen mich, sie wollen gern mich fangen,
Ich reiß' mich los und laufe heim, zu küssen deine Wangen.
_____
Wer kann die Liebe aufschreiben?
Wären Flüss und Meere Tinte, wär' der Himmel mein Papier,
Wüchsen Federn wie die Ähren auf der weiten Erde mir,
Hülfen mir die
Engel
schreiben um die Wette Tag und Nacht,
Sag', wann wär' es ausgeschrieben, was die Lieb' in mir gedacht?
_____
Vereinigung
Wenn ich nur darf in deine Augen schauen,
In deine klaren, treuen, frommen Sterne,
So fühl' ich weichen das geheime Grauen,
Das Lieb' und Liebe hält in stummer Ferne.
Und unsre Herzen wollen sich begegnen
In langen Blicken, die mit Thränen ringen,
Und unsre Liebe will ein
Engel
segnen:
Er schlägt um uns die weichen, warmen Schwingen.
Nach seinem Namen wag' ich nicht zu fragen,
Noch nach dem Namen dessen, der ihn sendet;
Ich darf ja wieder weinen, wieder klagen:
Fürwahr, mich hat kein eitler Wahn geblendet!
_____
-
Betty Paoli (1814-1894)
Erkenntniß
Daß ich dich liebe tief und heiß,
Das hab' ich oft empfunden,
Wenn deiner Nähe Zauberkreis
Glückathmend mich umwunden;
Wenn mich dein Arm so fest umschlang,
Dein Wort in seiner Süße
Zu meinem tiefsten Herzen drang
Wie tausend Jenseitsgrüße.
Doch daß du selbst mein innerst Sein
Und Herz von meinem Herzen,
Daß du nur in der Seele mein
Wach rufest Lust und Schmerzen,
Daß du ein heil'ger
Engel bist,
Für mich als Mensch geboren,
Das weiß ich erst seit kurzer Frist:
Erst seit ich dich verloren.
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Ludwig Pfau (1821-1894)
Abendfeier
Mein Lieb! Schau, wie hinab die Sonne
Die uralt festen Gleise fährt
Und doch mit einem Kranz der Wonne
Der Erde dunkles Haupt verklärt.
Sieh, wie sich schon die Ferne teilet,
Durchbrochen von ergoßner Glut;
Und über alle Gipfel eilet
Der holden Kräfte goldne Flut.
Es wandelt durch entstandene Weiten
Des ew'gen Schaffens Trunkenheit;
Und jede Seele glaubt zu schreiten
Empor aus ihrer Endlichkeit.
O selig! Aller Last entladen,
Getaucht ganz in der Liebe Licht,
Im Strom der Schöpfung sich zu baden
Mit dir, du
Engelsangesicht!
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August Graf von Platen
(1796-1835)
Du liebst und schweigst - O hätt ich auch geschwiegen,
Und meine Blicke nur an dich verschwendet!
O hätt ich nie ein Wort dir zugewendet,
So müßt ich keinen Kränkungen erliegen!
Doch diese Liebe möcht ich nie besiegen,
Und weh dem Tag, an dem sie frostig endet!
Sie ward aus jenen Räumen uns gesendet,
Wo selig
Engel sich an
Engel schmiegen.
Drum laß des Wahns mich, daß du liebst, mich freuen,
Damit die Seele nicht mir ganz veröde,
Und meinen Glauben möge nichts zerstreuen!
O Glück, verweigre nicht mir allzuschnöde
Den Tag, an welchem seinem Vielgetreuen
Die ganze Seele zeigt der schöne Spröde!
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Nicht aus Begier und aus Genuß gewoben
War unsre Liebe, nicht in Staub versunken:
Nur deiner Schönheit bebt ich wonnetrunken,
Und gütig warst du, gleich den
Engeln oben.
Du hattest mich zu dir emporgehoben,
In deinem Auge schwamm ein lichter Funken,
Der Farben schuf, den Pinsel drein zu tunken,
Den reine Dichterhände Gott geloben.
Nun, da ich fern von dir den Tag verbringe,
Erscheinst du der Bewunderung noch reiner,
Je mehr im Geist ich deinen Wert durchdringe.
Ja, immer sehnsuchtsvoller denk ich deiner,
Und legt die Welt mir auch so manche Schlinge,
Du sollst mich nie gefangen sehn in einer.
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Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Du bist gekommen!
Du bist gekommen ein
Engel des Lichts,
doch Licht ist dem Feuer verwandt -
und Du wirst gehen, ein böser Geist,
der mein Leben zu Asche gebrannt!
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Anton Renk (1871-1906)
Weißt du es noch, das Sternenfunkeln,
Das an dem Maienabend war,
Als trüge Lilien aus dem Dunkeln
Der
Engel unsichtbare Schar.
Weißt du es noch, wir sprachen leise
Und glücklich unser erstes Du -
Verklungen ist die fromme Weise,
Der nur die
Engel hörten zu.
Und wenn wir heute uns begegnen,
So grüßen wir uns scheu und stumm. -
Die
Engel, welche wollten segnen,
Die fragen leise sich: warum.
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Emil Rittershaus
(1834-1897)
Nur der ist arm, der einsam zieht die Pfade,
Von dem hinweg der Liebe
Engel
fliehn.
Dir, Schicksal, Dank! Du hast in deiner Gnade
Der Lieb' und Freundschaft Segen mir verliehn.
O, alle, die mir Liebe je gespendet,
Auf Blumenauen laß sie ewig gehn,
Daß nie ihr Glück und ihre Wonne endet!
O, die ich liebe, laß mich glücklich sehn!
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Hermann Rollett
(1819-1904)
Verstummen
Wenn oft in trautem Kreise
Kein Mund ein Wort mehr sprach,
Da soll ein
Engel leise
Hinfliegen durch's Gemach. -
O diesen schönen Glauben,
So blumenhaft erblüht,
Den möge niemand rauben
Dem gläubigen Gemüth!
Ich selbst will mich versenken
In dieses Glaubens Traum,
Und will ihn nicht bedenken, -
Will ihn erfassen kaum.
Und wenn ich schweigend liege,
O Lieb, an deiner Brust, -
Ein lichter
Engel fliege
Durch unsre stille Lust!
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Hugo Salus (1866-1929)
Der Spruch
Sie sprach – wenn dieser tiefe Orgelton
Noch Sprache heißt-: "Sag', warum dankst du mir?
Ist nicht die Liebe selbst Geschenk und Lohn?
Und, daß ich lieben darf, wem dank' ich's? Dir!"
Da war mir so: weit über Meer und Land
Trug uns ein
Engel bis zu Zions Thor.
Sie aber hielt die Bibel in der Hand
Und las mir mild die heiligen Sprüche vor.
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Vereinigung der Seelen
Zu einem Bilde von
Max Švabinsky
Und wenn uns Beide alle Himmel trennen,
Werd' ich am jüngsten Tag aus tausend Chören
Dein Lied und deine Stimme gleich erkennen:
Denn durch die Sehnsucht aller Ewigkeiten
Werd' ich nur deine liebe Stimme hören,
Wird mich ihr holder, sanfter Klang begleiten.
Durch all die weißen, heilgen
Engelscharen
Wird meine Seele, liebes Seelchen, fliegen,
Wird sich mein Wölkchen deiner Wolke paaren.
Da will ich mich auf deine Wolke schwingen
Und will mich eng an deine Seele schmiegen
Und mit dir knien und preisen, beten, singen ...
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Traumengel
Heut hat Traumkönigin die lichten
Traumenglein in die Nacht geschickt,
Die wissen Träume zu erdichten,
Vom Baum der Wünsche abgepflückt.
Nun flattern sie durch alle Gassen.
"Wo fliegst du hin?" - "Zu einem Kind."
"Und du?" - "Ich darf mich niederlassen,
Wo ich ein willig Ohr mir find'!"
Husch hier, husch dort! An tausend Ohren
Erklingt der holde, süße Trug.
Ein
Engel nur fliegt noch verloren,
Ihm scheint kein Schläfer wert genug.
Da, wie er durch den Mondschein gleitet,
Bannt ihn an einem Giebelhaus
Ein dunkles Fenster. Weh, da breitet
Ein andrer schon die Flügel aus.
"Laß mich hier meinen Träumer finden!"
Doch Amor lacht: "Den schirme ich!
Dem mußt du keine Märchen künden!
Er liebt! Der träumt auch ohne dich!"
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Der Liebesblick
Im Kreise deiner Freundinnen standst du,
Nicht weit von euch bei meinen Freunden ich.
Scheinbar ganz sein, nickt' ich dem Sprecher zu,
Doch mit der Seele sucht' ich dich, nur dich.
Wenn sie jetzt herblickt, flüstert es in mir,
Herblickt nach mir - ums Herz ward mir ganz heiß -,
Als Botschaft nehm' ich es, als Gruß von ihr,
Als ihrer Liebe heiligen Beweis.
Und da, da kam dein holdes, sanftes Kinn
Der keuschen Rundung deiner Schulter nah,
Ein rascher Augenblick, ein Her und Hin,
In Flammen, glühend stand ich selig da.
Mich sieht dein Aug', mich, mich erwählt dein Blick!
Halt' aus, du Brücke, Steg von ihr zu mir!
Du trägst auf dir ein unermeßlich Glück,
Und alle
Engel schweben über dir!
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René Schickele
(1883-1940)
In deiner Treue will ich tief begraben sein.
Ich weiß, dies Haar, das mich bedeckt, ist mein,
und weiß, daß diese Hände mich behüten.
Mit starken
Engeln steht dein Herz im Bund.
Alle Stunden, ob sie dunkel, ob sie fröhlich blühten,
hingen als ein Lächeln sich an deinen Mund.
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Um dein Gesicht ist ein Glanz
wie das Feuer eines Edelsteins um seinen Kern.
Ich seh es immer, wie's - eine Vase, ein Kelch -
dein Zimmer erhellt.
Es versinkt in unsern Umarmungen
und geht wieder auf wie ein Mond,
den deine Liebesglut erhält.
Wenn ich von dir gehe,
starre ich lang in den Himmel. Es fällt ein Stern,
und meine Liebe steht, ein gewaltiger
Erzengel,
vor dem Mond und hütet ihn.
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Die
Engel der Liebkosung steigen nieder,
von weitem kommen deine Hände wieder,
und deine Augen sind so mild, so weit,
daß alle Dinge drin verklärt gen Himmel fahren.
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Karl Siebel (1836-1868)
Mein
Engel
Wenn dein tiefdunkles Auge
Sich mir zu lesen giebt -
Fühl' ich mit stiller Wonne,
Daß mich ein
Engel liebt.
Und jede trübe Klage
Das frohe Herz vergißt;
Es weiß, daß es nun selber -
Im Himmel heimisch ist. –
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Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
O du in meine dunkeln Thale
Vom Himmel mir herabgesandt
Mit einer vollen Segensschale,
Mein
Engel, in der weißen Hand!
Vom Meer der Lieb' ist mild getroffen
Ein Thau auf dieses müde Haupt,
Und wieder liebt mein Herz und glaubt
Und schlägt in einem neuen Hoffen.
O sanft gelehnt am Liljenstabe,
Mein
Engel du im lichten Kleid,
Sei mein Geleit du bis zum Grabe,
Und übers Grab noch mein Geleit!
O bleibe bei mir! ach es dunkelt
Aufs neue, läßt du mich allein,
Du von der Sonne mir ein Schein,
Die in der Welten Mitte funkelt.
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Frank Wedekind
(1864-1918)
Marys Kochschule
Daß in deinem
Engelsköpfchen
So viel Teufelei rumort,
Hätt ich nimmer ahnen können;
Aber deine Küsse brennen,
Wie kein Höllenfeuer schmort.
Deiner Seele heiße Sauce
Gießt sich prasselnd auf mich aus;
Mit den neusten Apparaten
Werd ich Ärmster ausgebraten,
Ein bejammernswerter Schmaus.
Schließlich öffnest du die Brust mir
Und transchierst mein dampfend Herz,
Weidest dich an seinem Pochen,
Wie's zerrissen und zerstochen
Und in Stücke sprang vor Schmerz.
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Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Versprechen
Auf Dornen hat mein Weg mich oft geführet,
Du lieber
Engel wandle sanft und weich;
Des Lebens Schwere hab' ich oft verspüret,
Dir lieber
Engel sei es freudenreich.
Wir sind nicht reich an allen jenen Dingen,
Die man die Güter nennet dieser Welt;
Doch Liebe gibt den Seelen Hoffnungsschwingen
Und Hoffnung ist ja mehr als Gut und Geld.
Und hätt' ich nichts, was dir den Weg versüße,
So breitet' ich die Hände vor dir her
Und spräche: schreitet drauf, ihr müden Füße,
Für die Geliebte dulden ist nicht schwer.
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Heilung
Es liegt die Nacht auf Erden schwer
Mit allen ihren Schauern;
Mein Herz ist dunkel, kalt und leer,
In mir ist nichts als Trauern.
Steh auf, du Himmelssonnenlicht,
Zünd' an die warmen Kerzen!
Geh auf, du
Engelangesicht,
In meinem müden Herzen.
Hauch' ab die kalte Erdennacht
Mit deinem Flammenmunde!
Lacht in das Herz mir, Augen, lacht!
Daß ich, daß ich gesunde!
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