Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Feuer
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Könte man für Liebe sterben / wär ich längstens kalt und todt /
Solte sie ein
Feuer heissen / wär ich längstens Asch und Koth:
Doch ist sie kein Tod zu nennen / woher fühl ich solche Schmerzen?
Und ist sie kein brennend
Feuer / was kocht so in meinem Herzen?
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Soll Celadon die stille Glutt
Denn sterbend unter einer Flutt
Von heissen Thränen sehn verglimmern?
Läst Celimene keinen Stral
Der Gütte nach so langer Qual
In sein getreues Herze schimmern?
Es ist geraume Zeit dahin
Daß ich ihr Diener worden bin /
Mann will mich nicht vor Sclav erkennen.
Man sieht die helle Flamme nicht:
Wenn
Feuer aus den Augen bricht /
Wie solte nicht das Herze brennen!
Es brennet ja so viel es kan /
Und zündt sich stets von neuem an
Von der erzürnten Augen Blitzen.
Der müste ja ein Demant seyn /
Den der befunckten Lichter Schein
Nicht könt erweichen und durchhitzen.
Die Glutt / die unser Herz entsteckt /
Wenn sie gleich Zorn und Unmut deckt /
Ist liebens werth und schön zu schätzen.
Ach / wenn sie wolten freundlich seyn /
Wie könten sie die schwere Pein
Mit überhäuffter Freud ersetzen!
Zwar hoffet solche süsse Gunst
Von Celimenen nur umsunst
Ein Herze / das verdammt zu leyden.
Sie glaubets nicht / sie achtets nicht /
Daß mich die heisse Sonne sticht /
Biß ich mich werd in Asche kleiden.
Nur eine Sonne brennt den Mohr /
Die dennoch offt den schwarzen Flor
Der Wolcken hengt für ihren Wagen:
Zwey
Feuer sind zu viel! Wer kan
Zugleich / wie ich bißher gethan /
Die Schönheit und den Haß vertragen!
Doch / wo hier kein Erbarmen gilt /
So brenne ferner wie du wilt /
Dein Celadon wird diß nicht achten /
Er bleibet dir in stillem huld /
Und wird mit freudiger Gedult
Von Celimenens Augen schmachten.
_____
Die ganze Nacht liegt mir mein Weib in Ohren /
Sie hat den Schlaff und ich die Ruh verlohren /
Sie schleust mich ein in Armen voller Glutt /
Verbrennt und kocht das ausgefrorne Blutt.
Ihr heisser Brand will See und Flutten haben /
Wenn andre kan ein Bächlein Nectar laben.
Welch Brunnquell kan so unergründlich seyn /
Der nicht von Sonn‘ und Dürre trocknet ein?
Mein Lebens-Oel ist meistentheils verglommen /
Nachdem ich bin zu frischem
Feuer kommen;
Geb ich den Rest auff eine Zeit dahin /
Wer leuchtet ihr / wenn ich erloschen bin?
Wer kan den Durst der Wassersucht bestillen /
Und die Begier erregter Lüste füllen?
Viel besser ist getheilter Uberfluß /
Als wenn man bald auff einmahl darben muß.
Man wärmt sich auch bey halberstorbnen Kohlen /
Kan
Feuer aus der lauen Asche holen /
Ein später Herbst gewehrt die beste Frucht /
Die man umsonst im goldnen Lenzen sucht.
Aus Felsen muß das beste Wasser springen /
Wiewohl es nicht ohn Mühe zu erzwingen.
Der Eckel gällt die leicht-erworbne Lust /
Und Hunger würzt die lang‘ erwartte Kost.
Muß grünes Holz mehr Rauch und Thränen schwitzen /
Ein dürrer Stock kan dennoch besser hitzen.
Die Gütte / nicht die Menge / preist den Wein /
Und Balsam flöst man nur mit Tropffen ein.
Drum / Liebe / komm mir Alten Recht zusprechen /
Komm ihre Glutt / und nicht mein Eiß / zu brechen /
Damit ihr Brand / durch meinen Schnee gekühlt /
Mit sanffter Glutt und lindern Flammen spielt?
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Anonyme Barockdichter
Süsse brunst vergnügter flammen /
Brand! der mich aus mir entzückt;
Bringet eure glut zusammen /
Biß es geist und seel erqvickt;
Last eur
feuer in mich rinnen /
Ich vergönne freien lauff /
Meine glieder / geist und sinnen
Opffre ich zum altar auff /
Denn ich nunmehr frey bekenne /
Daß ich ganz vor liebe brenne.
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Sylvia dein kaltes nein
Lescht mein
feuer / meine flammen /
Denn du wilst mich nur verdammen /
Daß ich soll geqvälet seyn.
Qväle ja die andern glieder /
Gib mir nur das herze wieder.
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Euch bet ich an / ihr
feuer-reichen augen /
Die ihr mich habt in volle glut gesetzt /
Aus euch muß man die liebe in sich saugen /
So bald man sich an eurem glanz ergetzt;
Es muß euch selbst der schönste demant weichen /
Sein blitz wird nie gleich eurem strahle gehn;
Belinde ist dem himmel zu vergleichen /
Dieweil an ihr so schöne sterne stehn.
Erzürne nicht / du sonne meiner seelen /
Daß sich so weit mein mattes herze wagt /
Indem es dir mit zittern und mit quälen
Demüthigst ietzt sein bittres leiden klagt.
Die anmuth / so auf deinen wangen spielet /
Hat selbiges verfesselt und verstrickt /
Und weil es nichts als lauter
feuer fühlet /
So will es auch durch
feuer seyn erquickt.
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Ach ich lieb und muß verschweigen
Das / was meine seele drückt /
Ich darff nicht mein
feuer zeigen /
Weil die mißgunst auff mich blickt.
Aepffeln in dem Paradise
Wohnen ja stets schlangen bey?
Und du treffliche Belise
Bist nicht von den widern frey.
Schick ich auch gleich von der seiten
Die verstohlne blicke hin /
Kan dirs doch nicht recht andeuten /
Wie sehr ich verliebet bin.
Was ich thu / thu ich verstohlen /
Durch verstellung glück und pein /
Denn in meinen liebes-kohlen
Darff kein füncklein
feuer seyn.
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Wie wunderbahr kanstu / Laurette dich verstellen!
Ich dacht bey deiner brüste paar
Als fleisch und blut / sey nicht gefahr /
Sie aber wurden mir zu lauter flammen-qvellen /
Ich wolt' auff deiner brust die zucker-äpffel sehn /
Und
feuer-ballen seh' ich mir daraus entstehn.
Ein Anmuts-Westwind der auff selben damals spielte /
Facht noch darzu das
feuer auff /
So daß die flamme ihren lauff /
Durch mein entbrannte brust mit voller macht erhielte /
Jemehr dieselbig' in der brüste bälge stieß
Jemehr er auch die glut in meiner brust anbließ.
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Flammen entzünden nur flammen und glut /
Wilstu bekriegen /
Wilstu besiegen /
Sollen wir brennen /
Gefangen uns nennen /
Müssen es
feuer und brände nur thun /
Die uns entzünden und lassen nicht ruhn.
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Du weist's / dein auge hat in mir den zug erweckt /
Du hast in meiner brust das
feuer angesteckt /
Itzt aber / da die glut mit lichten flammen spielt /
So wegerstu den trost / der diese sehnsucht kühlt.
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Daniel von Czepko
(1605-1660)
Der Wahn
zündt an
Mein
Feuer kömmt aus dir,
Und bist Eyß gegen mir:
Von dir sind meine Plagen,
Und du hast nie geschlagen:
Mein Treu seyn lehrst du mich,
Und stellst nicht recht treu dich.
Von dir sind meine Schmertzen
Und nihmst es nicht zu Hertzen.
Du giebst, was du nicht hast,
Hast, was du nicht kanst geben,
Was mich befreyt und fasst,
Von dem sol ich nu leben.
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Aus wiedrigem größere Vereinigung
Ihr Sinn ist voller Eyß, ihr Augen voller Glut,
Voll
Feuer ist mein Sinn, mein Augen kalt wie Fluth.
Das macht, daß seinen Sitz der Gott der süssen Schmertzen
Bey ihr in Augen hat und bey mir in dem Hertzen.
Ach! daß er wechseln wolt, und nehmen sonder Pein
In ihr das Hertze zwar, in mir die Augen ein.
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Von seinem
Feuer. Das Leben komt vom Tode
Wann durch der Flammen Krafft der Phoenix sich gebiert,
Sehn wir, daß die Geburt von seinem Sterben rührt.
Aus seinem Grabe kan sich seine Wieg erheben,
Aus seiner Asche springt und bricht hervor das Leben.
So sterb und leb ich auch. Es machen mich, o Noth,
Dein Augen lebendig, mein liebes
Feuer todt.
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Paul Fleming (1609-1640)
Ach, Jungfrau, es ist satt! Der Pfeil von deinen Augen,
der sich in mich verkroch, der wegert mir den Tod.
Mir wäre Sterben Lust; das will ja ganz nicht taugen;
weil ich im Leben bin, so bin ich in der Not.
Dein Antlitz ist die Bank, darauf ich bin gestrecket,
da werd' ich aufgedehnt. Dein, was man himlisch nennt,
hat einmal in mein Herz' ein
Feuer
angestecket,
das mich entzündet stets und nimmermehr verbrennt.
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An ihr Herze, in ihrer Krankheit
Ach wehe dir und mir, o Brunnen meiner Zären!
die Hitze, die dich kreischt, die treibet mir den Schweiß
des kalten Todes aus. Mir wird für Kälte heiß
von deiner nahen Brunst, dem feurigen Beschweren.
Was kanst doch du von mir, von dir ich Rat begehren?
Dein
Feuer
ist mein Frost; ich werd' ein kaltes Eis,
das zu entzünden nur und nicht zu löschen weiß.
Ach wehe dir und mir, daß wir uns so gefähren!
Macht nun die Hitze Frost und löscht das Eis nicht mehr?
Ach, widrige Natur, du scherzest unsre Schmerzen!
O gar nicht gleicher Tod zwei gleichgesinnter Herzen!
Doch wird uns scheiden Nichts und zürnt sie noch so sehr.
Der Tod, der macht uns gleich, wir sterben doch zusammen.
Dein
Feuer
nehrt mein Eis, mein Eis nehrt deine Flammen.
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Georg Greflinger (um
1620-1677)
O wie blinckt jhr Augenlicht/
Gleich den hellen Sonnenstrahlen/
Wer vermag den Mund zu mahlen/
Der so lieblich sieht und spricht/
O was
Feuer wird gefühlt/
Wann ihr süsses Zünglein spielt!
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Feuer lässt sich nicht verhölen/
Ich bekenn' aus meiner Seelen/
Daß aus deinem Augenspiel/
Und belieblichen Geberden/
O mein liebstes Theil auff Erden!
Ich viel grosse Flammen fühl'.
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Johann Christian Günther
(1695-1723)
Was zehlt man nicht vor lange Stunden,
Wenn uns etwas an Gliedern fehlt;
Nun dencke, was mein Herz empfunden,
Daß noch so gar empfindlich quält
Ein
Feuer, so in ihm entbrand,
Da dich mein erster Blick gekand.
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Christian Hölmann (1677-1744)
Feuers-gefahr
Mein herze brennt: Ach! weiß jemand,
Wie man den angelegten brand
Durch stille wörter kan versprechen?
Der gebe sich bey zeiten an,
Und lasse sehen, ob er kan
Des
feuers
wüten unterbrechen!
Ist ein entlauffner kriegs-knecht hier?
So bringt ihn eilends her zu mir;
Wo nicht? so laufft zur klugen frauen:
Denn dieses ist ein solches paar
Auf welches man bey der gefahr
Offt glücklich pfleget viel zu bauen.
Doch last die kluge frau nur seyn;
Mir fällt itzund was bessers ein:
Holt mir an deren statt Belinden!
Denn diese kostets einen kuß,
So weiß ich, daß das
feuer
muß
Als wie ein schneller blitz verschwinden.
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Christian Friedrich Hunold (Menantes)
(1681-1721)
Ich brenne/ schönstes Kind/ jedoch in keuschen Flammen/
In Flammen deren Ruß den edlen Ruhm nicht schwärtzt:
Durch
Feuer/ das allein muß von dem Himmel stammen/
Womit der Sternen Gluth in reinen Wesen schertzt.
In deinen Tugenden und sittsamsten Geberden
Muß mein getreues Hertz zum Opffer Heerde werden.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Ich brenne / Sylvia / ach aber ohne schuld!
Denn du hast mich entzündet.
Jedennoch leid ich mit gedult
Den schaden / den mein herz empfindet.
Ich weiß es allzuwohl / daß du es hast gethan /
Doch klag ich / schönste / dich bey keinem richter an.
Ach strenge Sylvia! wie könt ich besser seyn?
Du suchest mein verderben /
Der brandt nimmt meine glieder ein /
Und heist mich sonder ursach sterben;
Ich aber liebe dich / und küsse noch das licht /
Das mir diß
feuer hat so listig angericht.
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Schönste der seelen / ich muß es bekennen:
Daß mich dein augen-blitz endlich besiegt /
Daß ich vor liebe wie
feuer muß brennen;
Weil mir mein herze selbst wunden zufügt;
Und wieder mich kriegt.
Drum setze mir / o meine zier!
Die schaalen der himmlischen lebens-krafft für /
Und laß mir die morgen
Der traurigen sorgen /
Die täglich in meinen gedancken entstehn /
Mit rosen auffgehn.
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An Sylvien
Was fluchst du / Sylvia / wenn meine schwarze hand
Um deinen busen spielet?
Sie war so weiß als du / eh' sie der liebe brand /
Um deine macht gefühlet.
Flöstu das
feuer nun in meine glieder ein /
So kan ja meine hand nicht schnee und marmel seyn.
Du sprichst: Sie hat hier nichts zu suchen und zu thun.
Gar recht; Es soll auch bleiben.
Sie suchet nichts als dich / sie wünschet bloß zu ruhn /
Und ihren scherz zu treiben.
Was ursach hast du dann, daß du dich so beklagst?
Da du doch diese gunst den flöhen nicht versagst.
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Erdmann Neumeister
(1671-1756)
Ich sehe dich zum ersten mahle /
Und muß das erste mahl von dir entzündet seyn.
Dein schwarzes auge schlug mit einem lichten strahle
Das
feuer in mein herz hinein.
Ich fühle schon die glut mir ins gesichte steigen /
Die flammen werden sich gar bald in augen zeigen.
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So soll vernunfft und freyheit ganz verschwinden?
Ihr schönen augen thut gewalt an mir /
Welch
feuer / welche glut wil meine seel entzünden?
Es dringt durch marck und bein herfür.
Soll auch der leib in asche sich verwandeln?
Ein holder engel wird ja nicht so grausam handeln.
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David Schirmer (1623-1687)
Feuer und Wasser an Sie
Kaum hat ich dich ersehn/ O Liebste/ meine Lust/
erweckt in mir dein Glantz ein sehnliches Verlangen.
Der Augen helles Liecht/ der Hals/ die rothen Wangen/
der Stirne Helfenbein/ das Silber deiner Brust
die brennen meinen Muth/ und tödten aufgesucht
des Hertzens Tapfferkeit/ daß ich/ nun fast gefangen/
die übergrosse Gluth der Liebe hab empfangen/
daß ich nun forthin bin nichts/ als nur Asch und Wust.
Es wehr ümb mich geschehn/ wenn ich nicht deine Flammen
mit meinen Thränen hier noch wüste zu verdammen/
so wein ich fort und fort. Und ließ mich deine Gluth
Der Augen Liecht/ der Hals/ die Wangen/ Brust und Stirne/
in solchen Thränen seyn/ erträncke mein Gehirne.
Drümb ist dein
Feuer mir und auch dein Wasser gut.
_____
An sein Hertze
Brenn/ Hertze/ wie du brennst/ du Zunder ihrer Gluth/
gib Hitze/ wie bißher/ mit aufgeschoßnen Flammen/
ruf alles
Feuerwerck auf deiner Post zusammen/
daß sie auch brennen kann sich und ihr keusches Blut.
Brenn immer Tag und Nacht/ obschon der freche Muth
nicht also bald erkent den Quell der Liebes-Ammen/
sie macht es so mit dir/ wie der/ der auf den Dammen
mir endlich noch ein Spiel stat hoher Freundschafft thut.
Durch Hitze wird zuletzt das klare Silber rein.
Ein
Feuer-Ofen zwingt den harten Eisenstein/
der König des Metalls läst sich auch feige finden.
Brenn Hertze wie du brennst. Ihr auserlesnes Gold
wird noch von deiner Gluth bergunter hingerollt.
Brenn Hertze/ wie du brennst. Sie wird sich wol entzünden.
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Sibylle Schwarz (1621-1638)
Ist Lieb ein
Feur / und kan das Eisen schmiegen /
bin ich voll
Feur / und voller Liebes Pein /
wohrvohn mag doch der Liebsten Hertze seyn?
wans eisern wär / so würd eß mir erliegen /
wans gülden wär / so würd ichs können biegen
durch meine Gluht; solls aber fleischern seyn /
so schließ ich fort: Eß ist ein fleischern Stein:
doch kan mich nicht ein Stein / wie sie / betriegen.
Ists dan wie Frost / wie kalter Schnee und Eiß /
wie presst sie dann auß mir den Liebesschweiß?
Mich deucht: Ihr Herz ist wie die Loorberblätter /
die nicht berührt ein starcker Donnerkeil /
sie / sie verlacht / Cupido / deine Pfeil;
und ist befreyt für deinem Donnerwetter.
_____
Ist Lieben keusch? wo kompt denn Ehbruch her?
Ist Lieben guht / nichts böses drinn zu finden /
wie kann sein
Feur dan so gahr viel entzünden?
Ist Lieben Lust / wer bringt dan das Beschwär?
Wer Lieben liebt / fährt auff der Wollust Meer /
und lässet sich ins Todes Netze binden /
das nicht zerreist / er lebet nuhr den Sünden /
liebt Eitelkeit / und ist der Tugend leer.
Das ewig lebt / dem stirbt er gäntzlich ab /
sieht seine Noht erst / wan er siht sein Grab.
Wer dan nuhn wird in Liebes Brunst gefunden /
der fliehe bald / und hasse / die er liebt;
ist Lieb ihm süß? so werd er drümb betrübt;
ist sie sein Brodt? so geb er sie den Hunden.
_____
Lieben ist nicht müßig stehen /
Lieben lauffet Tag und Nacht;
ein verliebet Herze kracht /
und wil fast vohr Müh vergehen.
Liebe wird nicht faul gesehen /
Lieb' ist / wen sie schläfft und wacht /
auff der Liebsten Gunst bedacht /
sie läst alle Winde wehen /
nichts mag ihr beschwärlich seyn
als die schwäre Liebespein;
Lieben kan man Mühe nennen /
Amor ist ein
feurig Joch /
und zu weilen laulecht doch /
sonsten würd eß viel verbrennen.
_____
Kaspar Stieler (1632-1707)
Liebes-feuer/ ewige Flammen
Du liebst mich/ Schaz/ Rosille/
mehr als dein eigen Herz/
Mein Wollen ist dein Wille/
mein Wiedersinn dein Schmerz.
Du schleust mich mit viel küssen
Fest in die Armen ein
und lässest mich nicht missen
was nur vergunnt mag sein.
Ist aber diß die Flammen
zuleschen gnug/ mein Kind/
sie schlagen mehr zusammen
und lodern in den Wind.
Die Fluht kan
Feuer tödten/
lescht was die Gluht verlezzt:
Je mehr komm' ich in Nöhten
ie mehr dein Mund mich nezzt.
O dem betrübtem Stande!
das kränkt mich/ was mich süßt/
wird nu der Tau zum Brande
der durch die Lippen fließt.
Die heisse Donner-straalen/
so schweer zu leschen sein
kan man doch offtermahlen
mit Wasser kühlen ein.
Mein unaußleschlich
Feuer
erkennet keine Wehr
kehm Thetis mir zu steuer
und göß' auff mich ihr Meer.
Jedoch würd' aus den Wellen
die Flamme schlagen für/
es würden seine Quellen
vertrögen über ihr.
Du köntest mir noch mindern/
mein Seelchen/ diese Brunst
und seine Gluhten lindern
durch nähre Liebes-gunst.
Was? näher? nicht. Wir kennen
der Ehr und Tugend Schein.
Eh wolt' ich ganz verbrennen/
als so geleschet sein.
_____
Gottlieb Stolle (Leander aus
Schlesien) (1673-1744)
Er vergleicht sie mit dem berg Aetna
Dieweil der wunderberg der welt
In seiner brust nur
feuer hält,
Den gipffel aber nichts, als kalter schnee, berühret,
So muß Rosette wol ein ander Aetna seyn;
Nur daß sie mir zur größten pein
Im herzen schnee, im haupte
feuer führet.
_____
Als er von ihr reisete
Ich reise weit von meiner sonne weg.
Wie find ich aber weg und steg?
Kan man auch reisen ohne herze?
Geht man auch sicher ohne kerze?
Doch Amor tritt an meines herzens stat,
Sein
feuer kan mich schon bewegen,
Und seine fackel ist ein licht auf meinen wegen.
Der kommt wohl sicher fort, der diesen leitstern hat.
_____
18. Jh.
-
Sophie Albrecht (1757-1840)
Als ich ihm die ersten Blumen schickte
Abgeschieden jeder süßen Freude,
Die mir sonst das kleinste Blümchen gab,
Sah' ich die Natur im Sterbekleide,
Wünschend mich mit ihr in's stille Grab. -
Doch du kamst, und deiner Liebe
Feuer
Weckte wieder meines Busens Schlag;
Schnell zerfloß der düstre Trauer-Schleier,
Der um mich auf Welt und Blumen lag.
Dir nur dank ich's, daß mir wieder Freude
Glänzt vom Throne der Natur herab.
Nimm dafür das erste Brautgeschmeide,
Das der Frühling meinen Fluren gab.
_____
Verständigung
O, nennt es nicht getäuscht, ihr Schwestern, Tugend -
Daß ich und er mit heißem Blick der Jugend
Nicht weiter gehn, als bis zum
Feuerkuß;
Ihr habt in allen euren Wolluststunden
Nicht das, was wir in einem Kuß, empfunden,
Uns war er jeder Wollust Vollgenuß.
_____
-
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Die Liebe kennet keine Schranken,
Im Tode selbst wird sie nicht wanken;
Sie bleibt sich ewig einerley.
Die Zeit kann nie dies reine
Feuer mindern,
Kein Mensch, kein Gott! kann ihre Allmacht hindern,
Und felsenfest ist ihre Treu.
_____
-
Aloys Blumauer (1755-1798)
Wunder
der Liebe
Nach dem
Spanischen
Liebe traf mich, meine Augen weinen,
Und im Herzen brennt ein wüthend
Feuer mich,
Durch der Liebe Allgewalt vereinen
Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
Ach! vergebens brennet meine Flamme,
Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme?
Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
_____
Lesbien
Nach Catull
O Mädchen, mehr als Götterglück,
Ja mehr noch fühlt der Mann,
Der dir gen über, Blick an Blick
Geheftet, sitzen kann.
Von deines Lächelns Anschau'n ward
Mir trunken Geist und Sinn;
Mein Blick erlischt, die Zunge starrt,
So lang ich bei dir bin.
Aus deinem
Feuerauge fährt
Die Liebe dann in mich,
Und tobt im Innern, und verzehrt
Mich Armen sichtbarlich.
Mein ganzes Wesen lodert hoch
In helle Flammen auf:
O thaue, Mädchen, thaue doch
Ein Tröpfchen Gunst darauf!
_____
-
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches
Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
_____
-
Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751-1792)
An **
Das dich umgiebt, belebest du;
Dein Auge gießt wie Saft der Reben
In tote Adern Geist und Leben
Und führt dem Herzen
Feuer zu.
Dem Kranken läuft das Blut geschwinder;
Der alte Mann, die kleinen Kinder,
Warm von dem ungewohnten Glück,
Umhüpfen deinen frohen Blick.
O Phillis, diesen Blick umgiebt
All' alles, was man wünscht und liebt.
Ich möchte sonst kein Glück erwerben,
Als voll von diesem Blick zu sterben.
Drum flieg' ich, Räubrin meiner Ruh!
Daß mir dein Aug' den Tod soll geben,
Dir täglich voller Sehnsucht zu,
Und täglich - schenkt es mir das Leben.
_____
19./20. Jh.
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Dereinst
Einst wird die Stirn mit ihrem Flammenlodern,
Die manche Stunde grübelnd hat durchwacht,
In dunkler Erde bitterkalt vermodern -
Und alle Sorge ist dann ausgedacht.
Und meine Hände, die so schmerzlich brennen,
Und meine Füße, die so wehe thun,
Sie werden sich von aller Arbeit trennen
Und Zeit dann finden, um sich auszuruhn.
Jedoch mein Herz mit seinen
Feuergluten
Wird nie zu Asche noch zu Staub vergehn,
Es wird draus immer neue Liebe bluten
Und hoch als Stern auf dich, Geliebter, sehn.
_____
Sonne möcht' ich sein
Sonne, Sonne möcht' ich sein,
Nicht als Mond mit Sternen kosen,
Zauberte aus jedem Stein
Rote, süße Maienrosen;
Drückte meinen Flammenmund
Auf der Menschen kalte Seelen,
Daß das ganze Erdenrund
Sich in Liebe müßt' vermählen.
Und in diesem
Feuermeer
Heil'ger reiner Liebesfluten,
Möcht' ich selber hoch und hehr
Langsam ohne Laut verbluten.
_____
Cathinka Serafina Bergmayr
(1814-1843)
Liebe! - heil'ge, wunderbare
Kraft der Seele! Endlos wirket
Deine Macht, und angezündet
An des Himmels nie verloschner Leuchte
Ist das
Feuer, welches du entfacht.
_____
Clara Blüthgen (1856-1934)
Naturgesetz
Zwei reißende Ströme, die fluten und fließen,
um sich gemeinsam ins Meer zu ergießen -
Zwei himmelaufsprühende, lodernde Flammen,
im heiligen
Feuer schlagend zusammen -
Zwei Wetterwolken, die sich begegnen,
Im Frühlingsgewitter die Welt zu segnen - -
Dein Herz und mein Herz, die jubelnd sich finden
Im Muß? Im Wollen? Wer mag es ergründen!
_____
Udo Brachvogel (1835-1913)
Darf ich
wirklich Dir zu Füßen sinken,
Küssen Deiner Locken wilde Pracht,
Sehn, wie Deine Lippe schwillt und lacht,
Und von dieser Lippe Wahnsinn trinken?
In den sonnenhaften Augen winken
Liebesfeuer, zehrend angefacht;
Wehe mir, in ihres Grundes Nacht
Sehe ich mein Todesmesser blinken.
Sei's darum. Was bietet noch das Leben?
Kann von Gott ich Schöneres erwerben,
Der mir höchstens kann den Himmel geben?
Sei's darum. Willkommen, mein Verderben!
Wer im Arm Dir einmal durfte beben, -
Muß Dir fern ja doch vor Sehnsucht sterben.
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
Liebesglut
Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein Herz
Ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
Vor Liebesschmerz ganz lichterloh
Als wie gedörrtes Haferstroh.
Und von dem
Feuer steigt der Rauch
Mir unaufhaltsam in das Aug',
Daß ich vor Schmerz und vor Verdruß
Viel tausend Tränen weinen muß.
Ach Gott! Nicht lang' ertrag' ich's mehr! -
Reicht mir doch
Feuerkübel her!
Die füll' ich bald mit Tränen an,
Daß ich das
Feuer löschen kann.
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Peter Cornelius (1824-1874)
Feuer vom
Himmel
Feuer vom Himmel
Stahl einst ein Halbgott,
Menschengebilden
Seele zu leihn.
Feuer vom Himmel
Glüht uns im Herzen,
Frag' nur die Sage,
Himmlisches Lieb!
Und willst du zürnen,
Daß vom gestohlnen
Funken der Sinn mir
Diebisch gelaunt?
Daß ich vom Antlitz,
Wo's in den Lippen
Lachend emporsprüht,
Feuer dir stahl?
Sieh! Wir ersehnen,
Sterbliche Menschen,
Stets unsres Bildners
Göttlichen Raub:
Feuer vom Himmel!
_____
Max Dauthendey (1867-1918)
Es hingen,
wie duftende Hände von Frauen,
Blaß die Akazienblüten im Blauen;
Sie streuten uns süße Betäubung aus,
Die Füße fanden nicht mehr nach Haus.
Wir suchten im Gras nach tiefgrünen Ecken,
Wollten berauscht das Auge verstecken;
Kein Versteck war uns dunkel genug,
Weil 's Auge
Feuer ins Dunkel trug.
Es hingen an Gittern die Rosen wie Tropfen,
Wie Herzen, die schmachtend an Gitter klopfen;
Vor Rosen fanden wir kaum das Haus,
Rosen brannten das Auge aus.
Und wär' ich erblindet, wär' dies geschehen,
Ich müßte immer und ewig dich sehen,
Denn keine Blindheit macht dunkel genug,
Weil ich im Auge wie
Feuer dich trug.
_____
Dein Haar ist mein zärtlichstes Kissen
Und schmückt dein Haar meine Kissen,
Wie wird die Welt mir so gut;
Deinem Haar verschrieb ich mein Blut,
Deinem Haar, das im Dunkel noch lacht,
Und das der Leidenschaft Geste
Stumm wie das Feuer nachmacht.
Dein Haar schreibt viel brennende Zeilen,
Dein Bett ist der heißeste Brief;
Dein Haar ist mein zärtlichstes Kissen,
Auf dem meine Sehnsucht entschlief.
_____
Wenn deine Arme sich ausbreiten
Wenn deine Arme sich ausbreiten, leuchtet mein Blut
und schlägt
Feuer.
Der Duft deines Haares trägt meinen Verstand fort.
Wär' ich dein Haar, warm an dir gewachsen,
Ich würde dir auf Brust und Schoß fallen
Und immer bei dir liegen.
_____
Wenn wir lieben
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos,
Liegen bei den tiefsten
Feuern,
Sehen dann von Ferne bloß,
Daß die Lebensstunden sich erneuern.
Werden wie die Gottheit groß,
Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten,
Wissend alles, was vorüberfloß
An den Quellen der Unendlichkeiten.
Wissend, liebend jed' Geschehen,
Mitgenießend alles, was die Welt genoß,
Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen,
Untergehend und bestehend Schoß im Schoß.
_____
Felix Dörmann (1870-1928)
Und wieder umpreßt und umschnürt mich
Das grauenhaft herrliche Weib,
Es brennt und zuckt und zittert
Morphiumgesättigt ihr Leib.
Jedwede Muskelfaser
Sich zum Zerreißen dehnt,
Die schrankenlosesten Freuden
Das trunkene Hirn ersehnt.
Es hebt in wilden Stößen
Schweratmend sich die Brust,
Durch jede Fiber rieselt
Bewußtseinertötende Lust.
Dein
Feuerauge
funkelt
In brünstiger Liebesgier,
Jetzt ist die Zeit gekommen, -
Geliebte, - jetzt sündigen wir.
_____
Ich hab' in Deiner Seele
Das schlafende
Feuer
entdeckt,
Und seine verheerenden Gluten
Mit tollem Jauchzen geweckt.
Die Flammen lodern und steigen,
Mein Leib versiecht und verfällt,
In Schande, Blut und Vernichtung
Dein schmetterndes Lachen gellt.
Die blutige, blasse Madonna,
Mit Augen bräunlich umringt,
Die stachlichte Knute der Liebe
Ins Herz mir, ins zuckende schwingt.
Die dunkelroten Tropfen,
Sie perlen langsam zu Tal,
Und Leib und Seel' durchschüttert
Die tödlichste Wonne der Qual.
_____
Der Tag ist langsam verronnen,
Die Nacht bricht endlich herein,
Zu seliger Liebe Wonnen
Leuchtet der Sterne Schein.
Wie sind Deine schneeigen Glieder
Vom
Feuer
der Liebe durchloht, -
Und wieder küss' ich und wieder
Die Lippen so heiß und so rot.
Den Haaren die Funken entstieben,
Wenn zitternd die Hand sie durchwühlt,
Ja, Du kannst küssen und lieben,
Wie Du hat noch keine gefühlt.
Gefangen nimmst Du die Sinne
Das Herz und den Geist und den Leib,
Du bist die Fürstin der Minne,
Du liebegewaltiges Weib. -
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Schon brennt die Ampel trüber,
Schon zeigt sich Frührotschein -
Wär' erst der Tag vorüber
Und bräch' die Nacht herein.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Ich wollte von ihr gehn:
Und wie ich so stand im Trennen,
Da fühlt' ich ihren Odem glühend weh'n
Und ihre Lippe die meine brennen.
Ein Blick, der wie ein
Feuerstral
Durchs Auge in's Herz mir drang,
Ein Kuß, der wie ein
Feuermaal
Der Sehnsucht auf meine Lippe sank;
Ein Druck der Hand, o nein! weit mehr:
Ein Ringen, ein Pressen, ein Krampf,
Ein ringsumschlingendes Begehr,
Ein liebestürmender Kampf!
_____
Reinhold Eichacker
(1886-1931)
Andacht
Ein roter Schleier sank auf unser Träumen — —
So kam die Nacht,
und Deines Leibes Pracht
war vor mir ausgebreitet wie des Pilgers Teppich zum Gebet.
Aus Deinen Brüsten stiegen Opferflammen
unsichtbar auf, und sehrten mir mein Blut,
und unsere Glut
schlug lodernd wie ein
Feuermeer zusammen.
Zur Feier riefen uns der Sinne Glocken
mit süßer Macht,
und seliges Frohlocken
durchflutete des Tempels Nacht.
Du hobst den Kelch und reichtest mir die Schale
voll roter Lust,
und Deine Brust
erbebte heiß im
Feuer der Fanale.
In allen Adern war ein süßes Rufen —
"Trink!" sprach Dein Mund,
"Genieße!" klang es nach —
Da sank ich stumm auf Deines Altars Stufen,
und wie der Pilger, der zu Allah fleht,
starb ich vor Dir im seligsten Gebet.
_____
Goldner Champagner im schlanken Pokal,
glitzernde Perlen im reichsten Kristall,
spielendes
Feuer in zärtlichster Hand,
blitzende Augen, wie lodernder Brand!
Küsse mich, Venus, — — o küsse mich toll,
— — gieß mir die Adern mit
Feuerschaum voll!
Perlzähnchen, schimmerndes Elfenbein,
taucht in die glitzernden Fluten hinein;
süßeste Zunge im rotesten Mund,
bade Dich, schlürfe Dich, küsse Dich wund!
Goldner Champagner im schlanken Pokal,
glitzernde Perlen im reichsten Kristall —
schöner, zwei Lippen, champagnerbesprüht,
schöner, ein Mund, der in Sehnsucht erglüht;
seligster Trunk, der dem Liebenden winkt,
wenn er im Kusse der Venus ihn trinkt!
_____
August Heinrich Hoffmann von
Fallersleben (1798-1874)
Das ist der Liebe Zauberei
Und wunderliches Abenteuer:
Dein Herz ist noch von Liebe frei,
Und meins steht lichterloh in
Feuer.
_____
Und wärst du auch ein wildes
Feuer,
Gern wollt ich deine Asche sein.
Wer hielt sein Leben je so teuer
Und wollt es nicht der Liebe weihn?
Ich warf mein Herz wie Spreu ins
Feuer,
Und sieh! es blieb ein Edelstein.
_____
Jeanne Marie von
Gayette-Georgens (1817-1895)
Feueranbeter
Ich bete dich an, du Flamme rein,
Der Seele gold'nen Sonnenschein,
Dich brennende Liebe, die alles vermag,
Dich Stern, der die Nacht verwandelt in Tag.
Ich bete dich an, du hehre Glut,
Die das Wesen durchströmt wie gärende Flut,
Dich Glut der Begeistrung, feurige Macht,
Die das Schwerste mit siegendem Eifer vollbracht.
Ich bete, dich an, du hellstes Licht,
Das strahlend das Dunkel des Irrtums durchbricht,
Dich, Licht der Vernunft, - o wäre die Welt
Von deiner Lohe doch ganz erhellt!
_____
Emanuel Geibel (1815-1884)
Du bist das süße
Feuer,
Das mir am Herzen zehrt;
Lüfte, lüfte den Schleier,
Der nun so lang' mir wehrt!
Laß mich vom rosigen Munde
Küssen die Seele dir,
Aus meines Busens Grunde
Nimm meine Seele dafür -
O stille dies Verlangen,
Stille die süße Pein,
Zu seligem Umfangen
Laß den Geliebten ein!
_____
Seitdem die Liebe dir genaht, der Reinen,
Ist's wie ein Zauber über dich gekommen;
In süßem
Feuer ist dein Aug' erglommen,
Doch schöner blickst es noch in sel'gem Weinen.
_____
Amara George-Kaufmann
(1835-1907)
Nicht der Harm der Trennung ist es,
Was da macht, daß mir vor Wehe
Fast die Brust zerspringt; der Liebe
Maßberaubtes
Feuer ist's.
Trennung - giebt es die für uns noch,
Da wir uns so tief geeinigt,
Da wir uns so ganz verschmolzen
In unendlich heißer Minne? -
Nicht für eine Spanne Zeit,
Nein, wir haben uns gefunden,
Nein, wir haben uns umwunden
Für die ganze Ewigkeit.
Immer, immer bist Du nahe,
Ob Du mir auch noch so ferne;
Nimmer, nimmer bist Du weit;
Dich so traut im Arme halt' ich,
Schmiege mich an Dich so innig;
Mit so voll lebend'ger Wahrheit
Deine Kußgewalten fühl' ich -
Zwar, es ist ein Traum, alleine
Nicht ein leerer, es verleiht
Uns'rer Seelen, uns'rer Sinne
Inn're magische Vermählung
Ihm den Wert der Wirklichkeit.
Nicht der Harm der Trennung ist es,
Was da macht, daß mir vor Wehe
Fast die Brust zerspringt; der Liebe
Maßberaubtes
Feuer ist's.
Ach, so lange mußt' ich bangen,
Ach, so lange mußt' ich darben;
Jetzo, da sie, diese Wonne,
So gewaltig auf mich einstürmt,
Ist mein Herz, sie zu ertragen,
Kaum befähigt. Seufzer ringen
Sich hervor aus meinem Busen,
Aus dem Auge quellen Thränen
Und verschleiern meinen Blick.
Und so muß mein Wesen häufig
Dir ein dunkles Räthsel scheinen.
Krank bin ich durch Liebessegen,
Bin erschüttert, bin gebrochen,
Bin gefährdet durch mein Glück.
Nicht der Harm der Trennung ist es,
Was da macht, daß mir vor Wehe
Fast die Brust zerspringt; der Liebe
Maßberaubtes
Feuer ist's.
_____
Hermann von Gilm (1812-1864)
Die Bleiche
Ist auf deines Herzens Herd
Alles
Feuer ausgegangen,
Daß auf deinen blassen Wangen
Noch der Schnee liegt unversehrt?
Komm, mir ist so frühlingswarm,
Komm zu mir, du Halberfrorne!
Zünd' das
Feuer, das verlorne,
Wieder an in meinem Arm.
Horch, schon fängt dein Herz ganz still
Aber schneller an zu klopfen
Und die süßen Augen tropfen
Wie die Tanne im April.
Und neugierig schauen zwei
Junge Röslein von den Wangen
Ob der Schnee schon weggegangen
Und der Lenz gekommen sei.
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Ist es denn Wahrheit, daß dein süßer Mund
An meinem hing in innigem Umfangen?
Ein heil'ges
Feuer lodert noch zur Stund'
Um Seel' und Leib, mir brennen Stirn' und Wangen.
Auf diesen Schultern lag dein Lockenhaupt,
Du wolltest deine Thränen mir verhüllen.
Gott sah herab, an den die Liebe glaubt,
Gott, der die Sehnsucht krönte mit Erfüllen.
_____
Karl Henckell (1864-1929)
Ich trage
Feuer
In meinem Herzen,
Mich brennt die Liebe,
Das schlimme Kind.
Sie schürt die Flamme
Mit hastigen Händen,
Die Kohlen knistern,
Der Wohlduft quillt …
Der Sonne entgegen
In Liebesgluten
Wandr' ich … o Wonne,
Wer mäße dein Maß!
_____
Hermine von Hillern-Diemer
(1859-1924)
Ich preise dich, Hohe,
Ich preise dich, Jungfrau,
Die du die Seele
Erfüllt mir mit heißer,
Mit göttlicher Liebe!
Ich sehe dich steh'n in strahlender Schöne
Und flammende Sehnsucht bewegt mir den Busen,
Dich zu umfassen in liebendem
Feuer,
Dich nimmer zu lassen und in den Gluten
Des ewigen
Feuers, der göttlichen Liebe
Mit dir zu vergehen.
_____
Joseph Emanuel Hilscher
(1806-1837)
Ihre Schönheit
Vergebens hab' ich Worte ausgewählt,
Um deiner Schönheit Allgewalt zu singen:
Dem frommen Eifer will es nicht gelingen,
Ich fühle, daß es mir an Ausdruck fehlt.
Denn alle Anmuth, so die Erde zählt,
Seh' ich in dir um Oberherrschaft ringen;
Und alle Reize, welche dich umschlingen,
Sind ganz von deinem schönen Geist beseelt.
O! diese Schönheit hegt des
Feuers Macht:
Sie glänzet, sie erwärmet, und verzehrt
Die Schlacken jeder Seele, die ihr naht.
Nie wird sie von der Hand der Zeit zerstört,
Nie wird sie schwinden in des Todes Nacht,
Weil sie die Quelle in dem Geiste hat.
_____
Maria Janitschek (1859-1927)
Hurrah, heil!
Rote Locken umflattern mein Angesicht,
hüpfende Flammen.
Hurrah, heil!
Meine schlanken Hüften umgürtet ein Schleier;
wer ihn löst, erblindet.
Hurrah heil!
Brennender Mohn und blaublumiges Giftkraut
sprießt unter meinen Fersen auf.
Hurrah, heil!
Meine Lippen sind heiß wie der Schrei der Lust,
süß wie weinende Sünde.
Hurrah, heil!
Feuer ist mein Hauch, mein Nein der Tod,
mein Ja die wiehernde Hölle.
Hurrah, heil!
Weißt du, weißt du, wer ich bin?
es rauchen die Wälder vor mir,
und die Himmel betrinken sich in meinem Laut:
ich bin die Liebe!
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Osterfeuer
Die goldenen
Osterfeuer glühen,
Der Frühling kam in die Welt hinein,
Ich sehe deine Wangen glühen
In unserer
Feuer rotem Schein.
Zwei
Feuer nebeneinander flammen,
Wir haben lächelnd die Glut entfacht,
Die roten Flammen schlagen zusammen
Und lodern vereinigt in die Nacht.
Es lodern und leuchten und zittern und sprühen
Zwei Flammen heiß in die Nacht hinein,
Und unsere Wangen flammen und glühen
Von unserer Liebe Widerschein.
_____
Ernst Wilhelm Lotz
(1890-1914)
Das war in der Nacht ...
Das war in der Nacht:
Die Nacht duftete von Opferbränden,
Die hatte jemand der Liebesgöttin dargebracht:
Mit zitternden Händen
Hatte er von Sehnsucht ein
Feuer angefacht;
Die Flammen knisterten, die Funken sprühten
In gotthohe Ferne -:
Du sahst, wie sie droben glühten:
Liebessterne.
_____
Louise Otto (1819-1895)
O schönes Leben, das der Liebe Bande
Um mich mit allen ihren Zaubern wob!
Ein trauter Arm mich in den Himmel hob
Und Herz an Herz im süßen
Feuer brannte.
Ja! Liebe wird zum Himmels Unterpfande!
Ob Sturm und Blitz die Myrthe auch umtob,
Ob auch die schönste Rose noch zerstob -:
Die Liebe ist des Ew'gen Abgesandte.
Wenn Seel' und Seele sich verwandt erkennen?
Ob wir es Freundschaft, ob wir's Liebe nennen,
Es ist ein Zeichen unsrer Göttlichkeit.
Und wenn die Geister sich vom Ird'schen trennen -
Wo ist für rechte Liebe denn das Leid?
Dort ist der Liebe Reich - ich bin bereit!
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Du bist gekommen!
Du bist gekommen ein Engel des Lichts,
doch Licht ist dem
Feuer verwandt -
und Du wirst gehen, ein böser Geist,
der mein Leben zu Asche gebrannt!
____
Phönix
Du füllst mir die Seele mit Sturm, mit Sturm
und lösest die Glieder, wie Frühlingsregen,
dein bin ich, dein, durchs Weltall jauchzt
mein zitterndes Sein dem deinen entgegen.
Und bin ich die Liebe, - nur deine Liebe,
und bin ich das
Feuer – nur deine Flammen
lodern mit meinen in gleichen Gewalten
wunderherrlich im Weltall zusammen.
Siehe, verschüttet waren die Brände,
Staub und Alltag, Tod und Vergehen
ließen sie unter Moder und Triebsand
schwelend sterben, verglühn und verwehen.
Da kam der Sturm und aus deinem
Feuer
griff er in meines mit tausend Händen,
bis alles versunken in Aschenhügeln,
- und der Phönix entstieg den
Feuerbränden.
_____
Liebe - wo bist du?
Liebe - wo bist du? Laß mich Frieden fühlen,
komm, mir die
Feuerglut der Qual zu kühlen,
die Flammenmale, die die Welt mir schlug,
bis diesen Strand erreicht des Schiffes Bug,
der mir nur Echo gibt für meine Qual,
Blüten zu Kränzen für ein Totenmal -.
Liebe - wo bist du?
_____
Wie in brennenden Rosen
Wie in brennenden Rosen
fühl ich mich stehen,
in ungelöschten,
in ewigen
Feuern!
Wie so reich mein Leben.
Und wie arm an Frieden,
wie arm an Liebe,
wie arm an Glück!
Wie bettel-, bettelarm!
_____
Robert Prutz (1816-1872)
O wundervolle Liebesmacht,
Die alten Flammen neu entfacht,
Daß aus der Asche stumm und kalt
Dir neue Glut entgegenwallt!
Fühllos war meine Brust, wie Erz,
Gestorben wähnt ich längst mein Herz,
Einförmig rann der Tage Fluß,
Ich lebte, weil ich leben muß.
Da, wie aus Wolken dumpf und schwer
Herniederflammt ein
Feuermeer,
So in die Seele mir hinein
Brach deines Auges Flammenschein.
_____
Anna Ritter (1865-1921)
Wenn die Noth am größten …
Empörte Wogen, vom Sturm zerwühlt,
Ein zehrend
Feuer, das Keiner kühlt.
So strömt's mir heiß durch die Adern hin -
Das macht wohl, daß ich so jung noch bin.
Und doch verlassen, und doch allein. -
Herrgott, wie könnt es denn anders sein!
Allüberall lockt die süße Lust,
Und trag' doch auch keinen Stein in der Brust.
Wie oft, des Abends im Kämmerlein,
Ist's mir, als hört ich mein Herze schrein,
Als riß die Sehnsucht in meinem Schooß
Von allen Ketten sich keuchend los.
Behüt mich, Gott, vor der dunklen Nacht,
Wenn mir der Dämon im Blut erwacht! …
"Die Kinder schlafen!" … Ein Engel sprichts -
"Ihr ew'gen Mächte, nun fürcht' ich nichts!"
_____
Es schlief mein Mund
Es schlief mein Mund, vom Schmerz bewacht,
Du kamst und küßtest ihn zur Nacht,
Da wacht' er auf – nun wehe mir:
Wie lechzt und dürstet er nach dir!
Ergebenheit und stiller Sinn
Und Schlaf und Ruh – wo sind sie hin?
Ein
Feuer glüht mir neu im Blut …
So weiß ich wohl, wie Liebe thut!
_____
Hermann Rollett (1819-1904)
Du leuchtest licht
Du leuchtest licht
Vom
Feuer meiner Liebe;
Ich glühe heiß
Von deiner Liebe Gluth; -
Du bist die Well'
Mit blitzendem Getriebe;
Ich bin das Meer
Mit hoher Wogenfluth. -
Dein lichter Schein
Erleuchtet hell mein Leben;
Mein heißes Glüh'n
Erwärmt dein treues Blut;
Dein Liebgewog'
Erquickt mein Herz mit Beben.
Und dich umjauchzt
Mein Herz mit Liedesfluth!
_____
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis (1762-1834)
An Amor
Wirf sie weg, o Amor! die Pfeile, den goldenen Bogen,
Und die Fackel, die sonst Herzen entzündet und schmelzt.
Sieh, ihr Aug' ist voll
Feuer; die wölbenden Braunen sind Bogen,
Und ihr schimmernder Blick sprühet der Pfeile genug.
_____
Leonie Spitzer (1891-1940)
Du hast mich erst gelehrt, was Leben ist!
Ich fror: jetzt stehe ich in Flammen.
Das Glück, das mir durch dich gegeben ist,
schlägt wie ein
Feuer über mir zusammen.
Im Glück und Weh der allzu starken Glut
packt mich die Angst, sie könnte mich verlassen -
denn meine Hände können sie nicht fassen,
so wie mein Herz es tut.
_____
Karl Stamm (1890-1919)
Ich bin die Seele aller Dinge. Ich bin die Liebe.
Ich lebe dunkel in den Wurzeln der Bäume.
Tief in der Erde bin ich das glühende
Feuer.
Ich bin im Hauch der Lüfte
und im Rauschen des Meeres.
In den Menschen bin ich das singende Blut.
Ich fahre dahin im Kleide der Morgenröte.
Des Abends müde Trauer ist meine Trauer.
Die Sonne nenn ich Schwester
und die Sterne Brüder.
Ich bin überall.
Ich bin die Seele aller Dinge.
_____
Karl Stieler (1842-1885)
Du weißt es ja!
Du weißt es ja – du bist doch mein Geschick,
Mein Heil und Leid, mein Trost und mein Verderben;
Ich hab' gelebt in deinem
Feuerblick
Und an dem
Feuerblicke muß ich sterben!
Die Zeit ist da; mein Herz erliegt der Not,
Es welkt die Wange, die dein Hauch gerötet;
Doch rühmen sie mich einst nach meinem Tod -
Dann rühme du dich: "Ich hab' ihn getötet!"
_____
Herbstgang
Das Laub, das einst in
grüner Höh'
Geblüht, es fällt zur Erde;
Ein Fischerhüttlein steht am See,
Das
Feuer brennt am Herde.
Und die mir einst so hoch geblüht,
Die Minne, ist vergangen.
Ich starr' ins
Feuer, wie das glüht
Vor meinen kalten Wangen.
Ich hab' es einst wohl auch gemeint,
Das
Feuer dir zu zünden
Am trauten Herd, mit dir vereint -
Du gabst mein Wort den Winden.
Es rauscht der Wind ums Hüttendach,
Ich starre wie gefangen …
Am
Feuer wird die Sehnsucht wach - -
Und alles ist zergangen!
_____
Karl Streckfuss (1779-1844)
Mit jedem Kuss fühl' ich ein
Feuermeer
Allmächtig in mein Innres sich ergiessen,
In Zauberfarben prangt die Welt umher,
Der liebliche Erscheinungen entspriessen.
Die Menschen sind's, die vorigen, nicht mehr,
Die treulos mich in meinem Schmerz verliessen.
Die Menschheit fliesst, entglüht von heil'gen Flammen,
In eine göttliche Gestalt zusammen.
_____
Ludwig Uhland (1787-1862)
Liebesfeuer
Vom
Feuer,
das in Liebenden sich dränget,
Wie Ebb' und Flut, vernehmt geheime Kunde!
Sind sie getrennt, so bleibt es tief im Grunde
Der sehnsuchtsvollen Herzen eingeenget;
Nur Widerschein der Glut, die innen senget,
Gelangt zum dunkeln Aug' und bleichen Munde;
Bis nun erscheint des Wiedersehens Stunde,
Wo sich das
Feuer
aus der Tiefe sprenget.
Wie erst mit heißen Blicken sie sich grüßen!
Wie beider lang verhaltne Flammen streben,
Sich zu vereinen durch das Spiel der Augen!
Bald senken sie die Wimpern, um in Küssen
Noch tiefer eins des andern glühend Leben
Aus Lippen, denn aus Augen, einzusaugen.
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Daß es möglich wäre, nimmer
Hätt' ich, Liebste, das gedacht:
Höher stäts in mir und immer
Höher wächst der Liebe Macht.
Erst ein Fünklein, nun in Flammen
Wogend eine große Glut;
Ueber meinem Haupt zusammen,
Mich begrabend, schlägt die Flut.
Nun wohlan! Gott sei die Ehre:
Mich als Opfer bring' ich dar,
Daß sein
Feuer
mich verzehre
Auf der Liebe Hochaltar.
Nun wohlan! ein
Feuerwagen
Sei die Liebe mir gesandt
Himmelan den Geist zu tragen
In der Liebe Vaterland.
_____
Frank Wedekind
(1864-1918)
Liebesantrag
Laß uns mit dem
Feuer
spielen,
Mit dem tollen
Liebesfeuer;
Laß uns in den Tiefen wühlen,
Drin die grausen Ungeheuer.
Menschenherzens wilde Bestien,
Schlangen, Schakal und Hyänen,
Die den Leichnam noch beläst'gen
Mit den gier'gen Schneidezähnen.
Laß uns das Getier versammeln,
Laß es stacheln uns und hetzen,
Und die Tore fest verrammeln
Und uns königlich ergötzen.
_____
Eroberung
Ach, sie strampelt mit den Füßen,
Ach, sie läßt es nicht geschehn,
Ach, noch kann ich ihren süßen
Körper nur zur Hälfte sehn;
Um die Hüfte weht der Schleier,
Um den Schleier irrt mein Blick,
Immer wilder loht mein
Feuer,
Ach, sie drängt mich scheu zurück!
Mädchen, ich will nichts erzwingen;
Mädchen, gib mir einen Kuß;
Sieh, dich tragen eigne Schwingen
Durch Begierde zum Genuß.
Ach, da schmiegt sie sich und lächelt:
Deine Küsse sind ein Graus;
Und mit beiden Händen fächelt
Sie der Kerze Schimmer aus.
_____
Johannistrieb
Lodernd
Feuer
in den Blicken,
In der Haltung stolze Ruh;
Deines Hauptes leises Nicken
Winkt mir teure Gnade zu;
Ach, und deines Mundes Worte
Ziehn durch eine Siegespforte
Mir in Hirn und Busen ein
Laß mich ganz dein eigen sein!
Siegsgewiß ist deine Haltung
Von der Büste hoch und frisch
Bis zur himmlischen Gestaltung
Deines Füßchens unterm Tisch ...
Meine ganze Seele zittert
Wie der Tiger, welcher wittert
Fernher den an einem Pflock
Angebundnen Ziegenbock.
_____
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Liebe
Das ist ein glückseliges Leben
Wenn Liebe bei Liebe wohnt,
Und reicheres kann es nicht geben,
Als Liebe von Liebe belohnt.
Doch gibt es auch einsame Tränen
Von keinem gesehn und gezählt
Und heißer brennet kein Sehnen,
Als Liebe, wenn Liebe ihr fehlt.
Sie ist wie das
Feuer,
das große,
Das herab aus der Sonne loht:
Alles Leben trägt sie im Schoße,
Doch daneben den glühenden Tod.
_____
Bruno Wille (1860-1928)
Die beiden
Waldfeuer
Waldfeuer
drüben an der Bergeshalde,
Dein Wölkchen Rauch
Schwebt einsam nicht; aus meinem Tannenwalde
Steigt gleicher Hauch.
Ob dort und hier zwei treue Herzen flammen,
Getrennt durch Kluft und Strom/
Den Rauch, die beiden Säulen, schmilzt zusammen
Ein Himmelsdom.
Die Ferne hat ein Minnen uns beschieden,
Das nicht genießt,
Nur segnend grüßt/ und sanft zu Gottes Frieden
Hinüberfließt.
_____
Joseph Christoph von
Zedlitz (1790-1862)
Ewige Leuchte
"Bist noch immer nicht verglommen,
Trübe Leuchte, stirbst noch nicht?
All' Dein Oel ist Dir genommen,
Und es dämmert noch Dein Licht?"
""Liebe strahlt, ein ew'ger Schimmer,
Flamme, die stets wächst, nie ruht;
Braucht kein Oel und brennt doch immer,
Braucht nicht Nahrung ihrer Gluth,
Und doch löscht ihr
Feuer
nimmer.""
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Tiefes Gefühl
Der Frühling grüßt die neubegrünten Auen,
Im dunkeln Laube blüht das Veilchen wieder,
Bald tönen Philomelens süße Lieder,
Bald werden wir die stolze Rose schauen.
An deiner Seite wandl' ich auf und nieder,
Umfange dich mit schweigendem Vertrauen;
Vor böser Zukunft wird mir nimmer grauen,
Nur Freude netzet mir die Augenlieder.
Wie ist's seit kurzem anders doch geworden,
Die Lyra hallte nur von Klagakkorden
Und jetzo singet sie der Liebe Glück.
Mir ist ein neues Leben aufgegangen,
Und mit des Herzens seligstem Verlangen
Häng' ich beglückt an deinem
Feuerblick.
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O saget nicht, daß Liebe sterben kann,
Sie stirbt nicht gleich den anderen Gefühlen,
Wenn hin das Leben stirbt, denn sie ist ewig.
Die andern Leidenschaften sind nur eitel,
Sie sind vergänglich wie die Dunstgebilde.
Die Ehrfurcht kann nicht in dem Himmel wohnen,
Der Geiz, der Stolz, nicht in dem Sitz des Lichts;
Aus ird'schem Stoff, gehören sie der Erde
Und sterben da, wo sie geboren wurden.
Die Liebe aber ist nicht zu zerstören,
Ihr heiliges
Feuer
brennt in Ewigkeit.
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