Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
|
Stichwort: Flamme
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von Abschatz
(1646-1699)
Das / dem man Liebe
träget /
Muß weisen gleiche Gunst:
Wer selbst nicht
Flammen heget:
Hat nichts von fremder Brunst:
Das / dem man Liebe träget /
Muß weisen gleiche Gunst.
_____
Anonyme Barockdichter
Caliste mein licht,
So liebest du nicht,
Wie dir sich mein herze auf ewig verpflicht,
Du bleibest wie stein
Bey jammer und pein,
Und scheinest wie felsen bey
flammen zu seyn.
_____
Süsse brunst vergnügter
flammen /
Brand! der mich aus mir entzückt;
Bringet eure glut zusammen /
Biß es geist und seel erqvickt;
Last eur feuer in mich rinnen /
Ich vergönne freien lauff /
Meine glieder / geist und sinnen
Opffre ich zum altar auff /
Denn ich nunmehr frey bekenne /
Daß ich ganz vor liebe brenne.
_____
Dann tret ich endlich zu ihr hin /
Wir singen / spielen / tanzen / lachen /
Sie hasset gar nicht meinen sinn /
Sie pflegt es so / wie ich / zu machen /
Wir wechseln mund und händ zusammen
Und doppeln unsre liebes-flammen.
_____
Sylvia dein kaltes nein
Lescht mein feuer / meine
flammen /
Denn du wilst mich nur verdammen /
Daß ich soll geqvälet seyn.
Qväle ja die andern glieder /
Gib mir nur das herze wieder.
_____
Macht kein funcke meiner
flammen /
Livia / dir einen brand?
Tausend schlagen offt zusammen /
Keiner nimmt doch überhand.
Du must kälter mir zur pein
Als ein Salamander seyn.
_____
Mein herze brennt in heisser glut /
Und wirfft die
flammen dennoch nicht empor /
Ich weiß nicht / wie mir ist zu muth /
Mein seuffzen bring ich nur mit schmerzen vor;
Der augen naß / so häuffig kommt gerannt /
Entzündet mehr / als löschet / meinen brandt.
_____
Mein engel / scheu dich nicht diß blat hier zu berühren /
Das nichts als feur und glut in seinen zeilen trägt /
Du wirst den heissen brand im ersten angriff spühren /
Der jetzt mein mattes herz mit tausend funcken regt.
Jedwede zeile raucht noch von erhitzten
flammen /
Ja selbst die dinte ist mein schwarz gebrandtes blut /
Es will der himmel mich zu einem feur verdammen /
Das ohne deine gunst verzehret geist und blut.
_____
Wie sehr ich auch gesucht diß feuer zu verdecken /
So bricht es endlich doch mit vollen
flammen aus /
Es läst die liebe nicht so leichtlich sich verstecken /
Sie wirfft die funcken auch biß zu der sternen hauß:
_____
Entblösse deine marmel-brust /
Das reiche bergwerck aller lust /
Laß mich dein schnee-gebürge schauen /
Das zweyfach durch die glutt sich trennt /
Und stets voll heisser
flammen brennt /
Die kalten herzen auffzutauen.
_____
Welche seele will erkennen
Diß mein innigliches brennen?
Welche will die
flammen nähren
Eh sie geist und herz verzehren?
_____
Als nechst ich mein gesicht' auff ein paar brüste wante /
Ward mir gelohnt mit feur und glut /
Ich sah zwar nichts als milch und blut /
Und was sich weisser noch als Alabaster nannte /
Es wieß ein schneegebürg vor meinen augen sich
Und aber / ach! dennoch umbgaben
flammen mich.
_____
Wie wunderbahr kanstu / Laurette dich verstellen!
Ich dacht bey deiner brüste paar
Als fleisch und blut / sey nicht gefahr /
Sie aber wurden mir zu lauter
flammen-qvellen /
Ich wolt' auff deiner brust die zucker-äpffel sehn /
Und feuer-ballen seh' ich mir daraus entstehn.
_____
Was hält Belisse viel vom lieben /
Und läst nicht dessen probe sehn?
Wer von der
flamme wird getrieben /
Kan nicht so heimlich als sie gehn:
Denn lieb‘ und glut und unsre lust
Verdecket keine menschen-brust.
_____
Flammen entzünden nur
flammen und glut /
Wilstu bekriegen /
Wilstu besiegen /
Sollen wir brennen /
Gefangen uns nennen /
Müssen es feuer und brände nur thun /
Die uns entzünden und lassen nicht ruhn.
_____
Du weist's / dein auge hat in mir den zug erweckt /
Du hast in meiner brust das feuer angesteckt /
Itzt aber / da die glut mit lichten
flammen spielt /
So wegerstu den trost / der diese sehnsucht kühlt.
_____
Ich habe / Doris / zwar nicht deine gunst verdient /
Doch wo die wehmuth noch in deinem herzen grünt /
So schau nicht meinen werth nur meine
flammen an /
Und dencke / daß kein mensch / als du / sie heilen kan.
_____
Mein verhängniß! soll ich brennen,
Und doch ohne
flammen seyn?
Wird man nicht die asche kennen,
Wo man herzen äschert ein?
Ich bin kranck am liebes-fieber,
So ich doch verschweigen soll;
Geht der mund nicht dessen über,
Wessen unser herze voll?
_____
So geht es allemahl,
Bey reiner lieb ist unerhörte qvaal,
Und in treuen
flammen brennen,
Heist der kummer-freyen brust,
Statt der lust,
Pein und marter zu erkennen.
_____
Johann von Besser
(1654-1729)
Was deiner augen blitz und pfeil verwundet haben /
Muß durch Granaten safft der lippen seyn geheilt.
Was deine schönheit hat mit
flammen angestecket /
Das muß der warme schnee in deinem busen kühln.
_____
Ich kan ein heisser feur in meinen brüsten spühren /
Dieweil die liebe selbst die kohlen angelegt.
Ich fühle / daß sie sich mit kürzern seufzern rühren /
Daß aus den gipfeln gluth in röthern
flammen schlägt.
_____
Paul Fleming (1609-1640)
Ich feure ganz und brenne lichter Loh.
Die Tränen hier sind meiner
Flammen
Ammen,
die mich nicht läßt diß stete Leid vertammen.
Ich kenn' es wol, was mich kan machen froh,
daß ich fortan nicht dürfte weinen so.
Wo aber ists? So müssen nun die
Flammen
hier über mir nur schlagen frei zusammen.
Mein Schirm ist weg, mein Schutz ist anderswo.
Ist ganz Nichts da, daran ich mich mag kühlen
in solcher Glut, die meine Geister fühlen?
Der Liebesdurst verzehrt mir Mark und Bein.
Diß Waßer ists, die Kühlung meiner Hitze,
das ich zum Trunk' aus beiden Augen schwitze.
Ich zapfe selbst und Amor schenkt mir ein.
_____
Andreas Gryphius
(1616-1664)
Wenn die hölle sich erschüttert
Und mit ach und folter schreckt,
Und der ängsten angst sich wüttert,
Wird ihr eyver mehr entsteckt.
Lieb ist nichts denn glut und
flammen,
Wie Gott licht und feur zusammen.
_____
Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Du zeigst mir unverstellt die reinen liebes-flammen /
Das feuer / das durch dich auch mich zugleiche brennt.
Es reimt sich in der welt doch nichts so wohl zusammen /
Als wenn sich eine brunst der andern freundin nennt.
_____
Es scheint / ich soll nicht mehr in freuden-flammen brennen /
Ach! daß der himmel mir so grosses unrecht thut.
Wo ist die edle zeit / wo seyn die süssen stunden?
Genieß ich dann nicht mehr der heissen liebe pfand?
_____
Wen brennt die nacht der liebes-flamme nicht /
Als die zur glut dem menschen ist erkohren?
Ein ganzes meer lescht nicht ihr schönes licht /
In dessen abgrund Venus ward gebohren /
In wellen schwamm diß schöne ungeheuer /
Und bleibt ein feur.
_____
Soll denn ein kuß / ein unbefleckter scherz /
Ein süsser blick sünd und verbrechen heissen?
Soll ich denn selber mich mir nun entreissen?
Der himmel kennt der menschen sinn und herz.
Lieb ist des himmels kind / es wird ja unsre
flammen /
Als dieberey und mord / der himmel nicht verdammen.
_____
Heinrich Mühlpfort
(1639-1681)
Ich bin vergnügt / dein heisser Kuß entdeckt /
Wie treu du liebst! wie redlich deine
Flammen!
Es brennt ein Feur / das im Verborgnen steckt /
Biß endlich schlägt die lichte Loh zusammen:
So auch ein Herz / das alles überwiegt /
Ich bin vergnügt.
_____
Denn so küß ich deinen Mund /
Und bekenne Brunst und
Flammen /
Weil es mir bey dir vergunt /
Und du Sie nicht kanst verdammen.
Schatz! nimm den beseelten Kuß /
Zu der Liebe Pfand und Zeichen /
Und gedencke / daß ich muß
Ausser deinem Trost erbleichen.
_____
Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Wer sich in stiller glut verbrennt /
Und menschen-liebe sünde nennt /
Muß auch das paradieß verdammen;
Denn Evens weisse marmel-haut
War kaum aus knochen auffgebaut /
So fühlte Adams herz schon süsse liebes-flammen.
_____
Ich werffe meine liebes-flammen
In deinen auffgeblehten schnee /
Streich du nur alle krafft zusammen /
Und kühle meines herzens weh /
So lieb ich dich / so liebst du mich /
So lieben wir uns inniglich.
_____
David Schirmer
(1623-1687)
Brand/ Feuer
Flammen und Hagelsteine
betäuben/ O Schöne/ mein Angesicht/
daß ich täglich weine.
meine matten Glieder
schlagen mich darnieder/
ob ich sey der deine/
Gut/ Muth/ Blut vergehen.
_____
Amaranthe/ deinen Mund
hab ich laulicht angerühret/
Ach da/ da wurd ich verwund/
im Triumphe fort geführet.
Du bliest mir die Hitze zu/
Flammen gingen nach dem Hertzen/
daß ich nun so bin/ machstu
mit den hellen Sonnen Kertzen.
_____
Was wendestu dein Angesicht/
Du meine Lust! mein All! mein Licht!
Mit deinen Augen mich zu brennen?
Ach blas in meine
Flammen nicht.
Mein Feuer pfleget sonst zurennen/
Daß es möcht Geist und Seele trennen.
_____
Schönste/ die ich mir erfinde/
Meiner
Flammen Glut/ Dorinde/
Nim mich an/ als wie ich bin.
Deiner kan ich nicht vergessen/
Du hast mir mein Hertz besessen/
Du liegst mir in meinem Sin.
_____
Deine zarten Wangen/
Nehmen mich gefangen/
Und dein Purpur-rother Mund
Macht mich wund.
Deiner Lippen
Flammen
Blasen mein verdammen
Voller Angst und grossen Schmertz
Auf mein Hertz.
_____
Sonne der Freuden/
Flamme der Liebe/
Wilstu denn scheiden
Unter das trübe?
Bleibe mein Licht.
Liebe verbindet
Hertzen und Hertzen.
Liebe bezündet
Duppelt die Schmertzen/
Scheide doch nicht.
_____
Gottlieb Stolle (Leander
aus Schlesien) (1673-1744)
Aus zertrennten
flammen
Steiget keine lust;
Schlägt in beyder brust
Die verliebte gluth zusammen,
So wird durch verbundnes ach
Zucker aus dem ungemach.
_____
Zehmin (17. Jh.)
Ich will nichts von Freyheit hören /
Gluth und
Flammen zu verehren
Sucht mit Lust
Diese Brust.
Denn der Liebe holdes Schertzen
Bleibt dem Hertzen
Einzig und allein bewusst.
_____
Philipp von Zesen
(1619-1689)
Liebster / ach! laß uns doch leben zusammen!
laß uns vermehren und nähren die
flammen.
Ach! Herzog / Du hast mier das hertze gezogen /
Du hast mich durch liebe zur liebe bewogen.
_____
Die Liebe / die liebliche Fürstin der sinnen
ergetzt uns und letzt uns von aussen und innen;
es sollen die hertzen
in schmertzen und schertzen /
nuhn beide zusammen stets
flammen mit lust /
Die allen recht-liebenden bleibet bewust.
_____
Halt ein wenig
der strahlen blitz zurük.
Ich bin ja schohn in deiner liebe strük;
ich bin ja schohn in deiner liebe strük.
Mich hilt die zier der wangen
gefangen.
Die starke
flammen gehn durch mark und bein.
die starke
flammen /
die starke
flammen gehn durch mark und bein.
Schöne Lielje /
da hastdu dieses hertz /
das du versetzt in lauter angst und schmertz;
das du versetzt in lauter angst und schmertz.
Hiermit sei Dier gegeben
mein leben /
mein gantzes leben schwebt in deiner hand.
Mein gantzes leben /
mein gantzes leben schwebt in deiner hand.
_____
18. Jh.
Charlotte von Ahlefeld (1781-1849)
Als mir, von goldner
Freiheit noch umfangen,
Des Daseyns Fülle blühend sich erschloß,
Da war's ein dunkles, heiliges Verlangen,
Das über mich der Sehnsucht
Flammen goß.
_____
Sophie Albrecht (1757-1840)
Du liebest mich!
Des Todes kalte Stunde
Schmilzt nicht des Herzens Gluth;
Die
Flammen in der Seelen Bunde
Löscht nicht der Tod; - nicht Lethes düstre Fluth:
Du liebest mich!
_____
Rosa Maria Assing
(1783-1840)
Sollt' auch mein Lieben deines nie gewinnen,
Vergebens seyn mein Thun, mein eifrig Streben,
Und blieb' dir auch stets unerkannt mein Trachten:
Doch werd' ich ewig dich nur einzig minnen,
In deinem Leben nur wird blühn mein Leben,
Und sollt' in Sehnsuchtsflammen ich verschmachten!
_____
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Im
Flammenkuss, den der Geliebte küsset,
Den Aug' und Herz, ach! überall vermisset,
Und von dem Arm des Einzigen umwunden,
Wird sie [die Liebe] gefunden -
_____
Aloys Blumauer
(1755-1798)
Liebe traf mich, meine Augen weinen,
Und im Herzen brennt ein wüthend Feuer mich,
Durch der Liebe Allgewalt vereinen
Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
Ach! vergebens brennet meine
Flamme,
Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
Thränen, warum löscht ihr nicht die
Flamme?
Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Ein Finden ist kein Finden,
Es ist ein Wiedersehn,
Was Seelen kann verbinden,
War ewig schon geschehn,
O, hege treu den Funken,
Der deine Brust durchglüht,
Der deine Seele trunken
Zum
Flammenurquell zieht!
In Liebe nur ist Wahrheit,
In Treue nur ist Klarheit,
Ein Herz, treu, fromm und wahr
Ist Gottes Hochaltar.
_____
Ach, ich trank einmal mit Beben,
Süß durchschauert von Entzücken
Aus des Auges
Flammenblicken
Leben, Liebe, Lieb' und Leben.
_____
Johann Christian Günther
(1695-1723)
WAS ich in Gedancken küße,
Macht mir Müh und Leben süße
Und vertreibt so Gram als Zeit;
Niemand soll es auch erfahren,
Niemand will ich's ofenbahren
Als der stummen Einsamkeit.
Ob ich gleich nun, schöne Seele,
Nahmen, Brand und Schmerz verheele,
Würd es doch mein Glücke seyn,
Wenn du selbst errathen solltest
Und nur einmahl forschen wolltest,
Wem sich meine
Flammen weihn.
_____
FLAMMEN in der Brust empfinden
Und dabey nicht Feuer schreyn,
Heist die Ruthen größer binden
Und sein eigner Hencker seyn.
Die Verheelung der Gedancken
Labet keinen dürren Mund,
Und die Scham verliebter Krancken
Macht das Herze spät gesund.
_____
Ich will dich über alles schäzen
Und stündlich deinen Ruhm erhöhn.
Wird mich noch deine Huld ergözen,
Daß wir in gleichen
Flammen stehn,
So sag ich; wie's die Warheit ist,
Daß du noch mehr als englisch bist.
_____
Komm her, du Nahrung meiner
Flammen,
Komm, lege dich an meine Brust;
Hier wohnen Glut und Treu beysammen,
Hier wallen sie nur dir zur Lust,
Hier wird, so oft das Herze schläget,
Dein Bildnüß fester eingepräget.
_____
Friedrich Schiller
(1759-1805)
Schön wie Engel voll Walhallas Wonne,
Schön vor allen Jünglingen war er,
Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne,
Rückgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.
Seine Küsse - paradiesisch Fühlen!
Wie zwo
Flammen sich ergreifen, wie
Harfentöne in einander spielen
Zu der himmelvollen Harmonie -
Stürzten, flogen, schmolzen Geist und Geist zusammen,
Lippen, Wangen brannten, zitterten,
Seele rann in Seele - Erd und Himmel schwammen
Wie zerronnen um die Liebenden!
_____
Christian Friedrich
Daniel Schubart (1739-1791)
Nur Liebe, nur Liebe erweckst du in mir,
Die heilige
Flamme, wie lodert sie dir!
O laß dich erweichen, Amalia, sprich:
»Mein Busen empfindet auch Liebe für dich!«
_____
19./20. Jh.
Johanna Ambrosius (1854-1939)
Ach, bindet mir die
Hände doch
Mit festen Eisenketten,
Sie könnten sonst ein liebes Haupt
An meinen Busen betten.
Und mauert auch das Herze ein
Und schlagt es fest zusammen;
Es zucken aus den Fensterlein
Schon helle
Liebesflammen.
_____
Sonne, Sonne möcht' ich sein,
Nicht als Mond mit Sternen kosen,
Zauberte aus jedem Stein
Rote, süße Maienrosen;
Drückte meinen
Flammenmund
Auf der Menschen kalte Seelen,
Daß das ganze Erdenrund
Sich in Liebe müßt' vermählen.
Und in diesem Feuermeer
Heil'ger reiner Liebesfluten,
Möcht' ich selber hoch und hehr
Langsam ohne Laut verbluten.
_____
Elsa Asenijeff
(1867-1941)
Die lange Nacht,
Die bange Nacht,
Wachend und allein!
Und draussen blüht der Mondenschein
In lächelndem Frieden über die Welt.
Du bist noch wach,
Aus der Ferne
Strömt leises Glück
Zu mir . . . . .
O wärst du hier!
So hab ich mich noch nie gesehnt,
Flammend-Geliebter
Nach dir!
_____
Du gingst nach deiner Liebsten aus –
Die Nacht
War es so dunkel –
Da stand ich als
Flamme
Vor deinem Haus
Damit du heil zurückkommst . . .
Und
– ich bin ganz verbrannt . . .
_____
Einziger Mann!
So geh nicht von dannen –
Meine Füsse zittern,
Meine Brüste spannen!
O wüsst ich ein Wort
Dich zu halten!
Mein Leib steht in
Flammen,
Wüsst ich die bange Bitte
Dir zu gestalten!
Es schnürt mir die Kehle zusammen!
Fiebergewalten
Drängen und wehren –
Wär ich von dir im Arm gehalten,
Süssester Mann!
_____
O wär das Lager uns bereitet,
Von gleitender Seide linnenhaft umspannt . . .
Läg deine blasse, kühle Hand
Mir kosend
Um den Hals gebreitet –
Und wären unsre Lippen
Purpurrosenhaft geeint . . .
Ersehnte Seligkeit, die ich nicht kenne!
O wühlte deiner Sehnsucht
Flamme
Meinen Körper aus,
Bis ich verbrenne!
– – – – – – – – – - - - -
Süsser, Süsser!
Fach mich an und – lösch mich aus!
_____
Hugo Ball (1886-1927)
O wüsste ich nicht, dass die Sterne verbluten,
O wär es nicht wahr, dass die Sonne lischt,
O dürft ich Dich lieben mit
flammenden Gluten,
Ach, und sie stürben, sie stürben nicht!
O könntest Du bleiben, o könntest Du weilen,
O liessest Du niemals mich, nie allein,
O dürfte ich ewigen Traum mit Dir teilen,
O dürftest Du ewig mein eigen sein!
_____
Du bist mein Engel,
Du bist mein Blut.
Mein Leben bist Du,
Du bist mein
Flammen,
Bist meiner Seele Glut.
_____
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
O Lächeln, Stirn, Haar, Hände - mich verzückend;
O Stimme, Laute, Geige - mich berückend:
So viele
Flammen für ein schmelzend Weib!
Dich klag ich an, der du die Feuer fachtest,
Mit Brand und Brand mir nach dem Herzen trachtest:
Kein Funke fiel davon auf deinen Leib.
_____
Die zu weihen liebend er gedacht hat
hebend sie vom Grund mit guten Händen:
niemals werden nun die Brände enden
in dem Leib den sehnend er entfacht hat.
Von den Stürmen meines Glücks umfangen
steh ich taumelnd in den heiligen
Flammen
seiner Küsse und in eins zusammen
stürzt die Weihe, stürzt das Neu-Verlangen.
Die in Scham und Schmach so tief verwirrt ist,
die in seinem Kuß so tief verirrt ist
wie in Ewiges -: ich brenne dehne
mich zu endlosem Sich-ihm-Verschwenden.
Wie soll dies Unendliche je enden
da ich ewig ihn unendlich sehne?
_____
Ernst Blass (1890-1939)
Offen kündend und doch schweigend,
Deine Augen sind wie
Flammen.
Innig waren wir zusammen,
Ahnungsvoll und süss uns neigend.
Zärtlichkeiten, ganz geständig,
Strömten zu wie Melodein.
Sieh, es trat der Gott lebendig
Und voll Sehnsucht in dich ein.
_____
Um deine Stirne blühn
Flammen noch immer,
Immer noch sprühn und glühn
Göttliche Schimmer.
_____
Clara Blüthgen
(1856-1934)
Zwei reißende Ströme, die fluten und fließen,
um sich gemeinsam ins Meer zu ergießen -
Zwei himmelaufsprühende, lodernde
Flammen,
im heiligen Feuer schlagend zusammen -
Zwei Wetterwolken, die sich begegnen,
Im Frühlingsgewitter die Welt zu segnen - -
Dein Herz und mein Herz, die jubelnd sich finden
Im Muß? Im Wollen? Wer mag es ergründen!
_____
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Wir leben Beide ewig fort, denn sterbend steigen wir
Ein
flammend Liebesmeteor im Sonnenglanze auf!
_____
Dunkle Augen
flammen und verüben
Stets auf's Neu den Mord an meinem Leben,
Waffenlos bin ich dahingegeben,
Und der Seele Spiegel will sich trüben.
_____
Was willst Du mehr? Was
flammen Deine Blicke -
Die schon so trostlos elend mich gemacht,
Die, erst erleuchtend meines Lebens Nacht,
Mich opfern jetzt dem finstersten Geschicke?
_____
So lass' mich schweigend lauschen Deinem Munde,
Stumm schwelgen mich in seiner Melodei,
Und das Geheimniß auf der Seele Grunde -
O schone es, o reiß es nicht entzwei.
Lass' ihrer nicht bewußt die
Flamme werden,
Die mir noch ungefacht im Busen ruht,
O wolle dieß Geheimniß nicht gefährden,
Denn sieh', ich bebe vor der eig'nen Gluth.
_____
Clemens Brentano
(1778-1842)
Mir brennet in dem kranken Herzen
In einem
Flammenblumenstrauß.
Von unermeßner Art des Schmerzen
Die tiefgebeugte Seele aus.
Und du, durch die der Strauß erblühet,
Streckst wohl zu ihm die feine Hand
Scheust nicht die Glut, aus dir erglühet,
Scheust nicht dies Herz von dir entbrannt.
_____
Karoline Bruch-Sinn
(1853-1911)
O Liebe, Du bist das Himmelreich
Und auch die
flammende Hölle zugleich -
Bist Dämon und Gott allzumal -
Bist blühendes Leben und grausiger Tod
Und nächtliches Dunkel und Morgenrot
Mit Deiner seligen Qual!
_____
Georg Busse-Palma
(1876-1915)
Unsre Lippen, unsre Hände,
Weich und voller Blut -
Sag': sind es nicht doch nur Wände
Zwischen Glut und Glut?
Sind die Leiber und das Leben,
Was hier fühlt und spricht -
Nicht nur Mauern, die sich heben
Zwischen Licht und Licht?
Manchmal, wenn wir innig flüstern
Und vertraut uns nahn,
Hör' ich
Flammen in uns knistern,
Die sich niemals sahn ...
_____
Liebe
Von jedem verkündet,
Erträumt und erstrebt;
Von keinem ergründet
Und restlos erlebt;
Vom Alltag umschlossen
Nach kurzem Genuß,
Und wieder genossen
Im flüchtigsten Kuß;
An Umfang geringe,
Doch
flammendurchblitzt,
Wie funkelnd im Ringe
Der Edelstein sitzt;
In Sehnsucht gebettet,
Auf Sehnsucht gestellt,
Verknüpft und verkettet
Sie uns mit der Welt! -
_____
Ada Christen (1839-1901)
Du kennst mich nicht, du liebst mich nicht,
Und Alles bist du mir;
Du hältst mich wie ein Spielzeug nur,
Und Alles zieht mich zu dir.
Aus Moder, Schutt und Elend
Schlagen heilige
Flammen,
Dich wärmen sie nicht; - mein Leben
Brennen sie zusammen.
_____
Wilde, ungeberd'ge
Flammen,
Die sich suchen und verstecken,
Wie sie zischeln, wie sie schmeicheln
Und sich schlängeln und sich necken;
Wie sie prasseln, knistern, jubeln,
Sich verfolgen und umschlingen,
Wie sie zu dem heißen Reigen
Ihre lockern Lieder singen!
Wie sie endlich glühend züngeln,
Jauchzend hoch und höher schlagen,
Mit den schlanken rothen Armen
Gierig in einander ragen!
Welches glühend frische Leben
Seh' ich in den
Flammen treiben -
Und nichts als ein Häuflein Asche
Soll von all' den Gluthen bleiben? ....
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Löse, Himmel, meine Seele
Aus des Staubes engen Schranken!
Wandle sie zum Flügelboten
Liebessehnender Gedanken!
Wandle sie zu Blumenodem,
Zart gewiegt im Hauch des Windes!
Wandle sie zum reinen Glanze
In den Augen eines Kindes!
Wandle sie zum Hauch des Trostes
Für die Brust, die Schmerz betroffen!
Wandle sie zum Hoffenstraume,
Wo da schwand ein letztes Hoffen!
Und zum Balsam der Erfüllung
Auf geheimer Sehnsucht Wunden!
Und zur
Flamme des Entzückens,
Wenn sich Herz und Herz gefunden!
_____
Die Liebeskraft nehm' ich zusammen,
Von dir nur spricht des Herzens Klopfen;
Dir glüht sein Blut in reinen
Flammen
Mit jedem Tropfen!
_____
In Leid und Lust erglühte
Der Liebe
Flamme heiß,
Da wuchs empor und blühte
Mein zartes Myrtenreis.
_____
Sehnen! Sehnen! gib uns frei!
Glück der Liebe! komm herbei!
Täuschung! ende doch dein Spiel!
Hoffnung! zeig' ein goldnes Ziel!
Liebe! schürtest du die
Flammen,
Leben! gib uns auch zusammen!
Welt! verleg' uns nicht den Lauf!
Eden! Eden! tu' dich auf!
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
Ich schlug vom Weltenbaum ein Brett
Und zimmerte dir und mir ein Bett.
Die Betten wuchsen glühend zusammen,
Und drinnen wiegen sich lauter
Flammen.
Nicht Eisen, nicht Zeit kann die Betten je trennen,
Sie werden hell durch die Ewigkeit brennen.
_____
Richard Dehmel
(1863-1920)
Laß mich fühlen, fühlen, daß die Gluten
auch in Dir empor zu
Flammen schlagen
in der Lohe uns gen Himmel tragen,
und das Eis zerschmilzt in Lavafluten!
_____
O Welt, wann darf ich ihn umschlingen!
O laß ihn mir im Traume nahn,
mich wie die Erde um ihn schwingen
und seinen Sonnenkuß empfahn
und seine Flammenkräfte trinken,
ihm
Flammen,
Flammen wiedersprühn,
oh Welt, bis wir zusammensinken
in überirdischem Erglühn!
_____
Felix Dörmann (1870-1928)
Mein tiefes, keusches Lieben
Die
flammende Gier durchloht,
Die reinen Gedanken entstieben,
Und nichts ist zurück mir geblieben,
Als wollustrasende Not.
_____
Im Herzen wühlt und lodert
Die wüsteste, tollste Begier
Und reißt und stößt und peitscht mich,
Madonna Lucia, zu Dir.
Die Glieder schauern und beben,
Das Auge
Flammen sprüht,
Wie kochende Lavaströme
Das Blut meine Adern durchglüht.
_____
Ich hab' in Deiner Seele
Das schlafende Feuer entdeckt,
Und seine verheerenden Gluten
Mit tollem Jauchzen geweckt.
Die
Flammen lodern und steigen,
Mein Leib versiecht und verfällt,
In Schande, Blut und Vernichtung
Dein schmetterndes Lachen gellt.
_____
Liebesschauer mir im Herzen wühlen,
Deiner Schönheit blutigem Altar,
Sturmgewaltig wettert durch mein Fühlen,
Atemloser Wonnen wilde Schar.
Aus des Herzens abgrundtiefen Schachten,
Wo Gedankenfluten hoch gerollt,
Die den Weltenbau ins Wanken brachten,
Wenn empor zum Lichte sie getollt,
Quellen Lieder, Deiner Schönheit trunken,
Sausen
Flammen irrer Liebesglut,
Meine großen Ziele sind versunken,
Bleich und todesstarr mein Wille ruht;
Wehr und Waffen hat der Rost zerfressen,
Daß ich einstmals stritt, - ich weiß es kaum;
Meine Sendung hab' ich längst vergessen -
Nur für Dich hat meine Seele Raum!
_____
Es schläft in Deinem Auge
Ein Liebeswahnsinn-Atom,
Noch scheut und fürchtet die Seele
Den tosenden
Flammenstrom.
Ich aber will ihn entfesseln,
Und sei es mit frevelnder Faust,
Ich will, daß sein Gluthauch betörend
Zwei selige Menschen umsaust.
Auch Deine Seele dürstet
Nach einem Liebesmeer,
Es brennen und glühn Deine Hände, -
Dein Herz glüht tausendmal mehr.
Du schweigst und Du zitterst, Lucia,
Und über Dein Antlitz fliegt
Ein heißes, dunkles Erröten -
Lucia – Du bist besiegt!
_____
Wieder grüßen Deiner Augen
Märchenhafte Zaubersterne
Herab zu mir,
Vom bleichen Antlitz,
Dem unnennbar süßen,
Und die alte, heiße Liebe
Lodert auf;
Wie vom Ätna Feuerströme,
Brechen aus den
Flammenaugen,
Aus den mächtig, dunklen Sternen
Wilde Gluten in mein Herz,
Und mich faßt ein stürmendes Verlangen,
Eine brennend heiße, tolle Sehnsucht,
In die Arme wollustschauernd
Dir zu stürzen,
Deines Mundes Küsse aufzusaugen
Wie den Sonnenstrahl der Heliosblume …
Und Du siehst die
Flammen in mir wühlen,
Siehst den Leib in Liebeskrämpfen beben -
Und Du lächelst kühl und spöttisch.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Du fern, fern von mir, o Pein!
Ich kann es nicht länger ertragen,
Nicht länger kann ich durch Täuschung und Schein
Dieß Sehnen des Herzens vertagen.
Fern meinem glühenden Kusse, der still,
Gleich einer heiligen
Opferflamme
Auf dem Altare deiner Reize brennen will;
Fern meiner Sehnsucht, die einer Venus gleich
Aus den Wellen deiner Schönheit aufgestiegen,
Sich in deinen Armen, so weiß und weich
Liebetrunken einzuwiegen.
____
Wenn ich so mit der Feder niedersitze,
Um aufzuzeichnen, wie es sich ergeben,
Daß deines Auges zaubervolle Blitze
Zur Liebesglut
entflammen all mein Leben:
O süßes Kind!
Wie manche Thräne rinnt
Dann als ein Opfer der Erinn'rung nieder,
Und muß dem Glanze spiegelglatter Lieder
Sich wie ein trüber Hauch verweben.
_____
Annette von
Droste-Hülshoff (1797-1848)
Pollux und Kastor, - wechselnd Glühn und Bleichen,
Des einen Licht geraubt dem andern nur,
Und doch der allerfrömmsten Treue Zeichen. -
So reiche mir die Hand, mein Dioskur!
Und mag erneuern sich die holde Mythe,
Wo überm Helm die
Zwillingsflamme glühte.
_____
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
Mädchen, welches Glutverlangen
Seel' an Seel' und Mund an Mund
Sanft geschmiegt, Dich zu umfangen,
Flammet
mir im Busen auf?
_____
Harmonisch fühlt' dein Herz
ich an dem meinen schlagen,
Wild tobte es in meiner Seele Grund,
Nicht konnt' ich's länger, die
Flamme dämpfend, tragen!
Ein heißer, langer Kuß vereinte Mund und Mund.
_____
Ludwig Eichrodt
(1827-1892)
Wenn so die süße dunkle Glut
Von deinen Augen weht,
O halt es, Mädchen, mir zu gut,
Daß sie mir zündet tief ins Blut,
Und auch mein Herz in
Flammen steht.
_____
Ludwig August Frankl
(1810-1894)
Ich hab', von dir umschlungen,
Zum Kuß dich nur gezwungen,
Und alles Glück zusammen
Gepreßt in seine
Flammen.
_____
Da hab ich deinen schlanken Leib umfangen,
Ich fragte nicht - und du - du sprachst nicht nein.
Magnetisch, selig flogen wir zusammen
Und standen in des Kusses süßen
Flammen!
_____
Und deinen Namen in die Fluth
Schreibt träumend ein mein Stab,
Da fühlt das kalte Meer die Gluth,
So daß es
Flammen gab.
Und deinen Namen feurig trägt
Das kalte Element,
Ich seh' erstaunt, wie es, bewegt
Von meiner Liebe, brennt.
_____
Dein blaues Auge schaut mich an,
So himmeltief und trunken,
Als ob vom blauen Himmelsplan
Zwei Stern' hinein gesunken.
Wie Magier im Sonnenland,
Die Lippen fest zusammen
In Andacht sich auf Bergesrand
Genaht den
Gottesflammen:
Naht dann mein Mund geschlossen auch
Sich deines Auges Helle,
Daß nicht berühre ird'scher Hauch
Die blaue
Flammenquelle!
_____
Else Galen-Gube
(1869-1922)
Du botst mir deinen Mund zum Kusse dar
und ich sprach "Nein", zum Trotz den wilden Gluten,
die, seit der Stunde, wo ich dich gesehn,
mein ganzes Sein wie Lavastrom durchfluten.
Die mich verzehren, mir die Seele fast
versengen wie mit Fegefeuerbränden;
ich weiß es ja, die tolle Leidenschaft,
die Sinnenglut für dich wird niemals enden.
Du selber in vermeßnem, eitlem Spiel
hast, als wir einst das erste Mal zusammen,
den Funken, bis er brannte, aufgeschürt!
Nun sieh dein Werk - - ich steh in hellen
Flammen!
_____
Ich hab dich geküßt auf den Mund so rot
mit der
Flammenliebe, die in mir loht,
mit den Lippen, den sengend-heißen.
_____
Flammendurchlodert, liebestoll und wild,
von Leidenschaft berauscht, die Sinne trunken,
so bin ich dir, du mannhaft Götterbild,
zu Füßen, Herrin, Sklavin, hingesunken.
_____
Du bist ja zu mir gekommen
im Traume, in der Nacht;
da ist in mir Unglückseligen
die Leidenschaft neu erwacht.
Die Gluten, die schlummermüden,
schlugen zur
Flamme empor,
ich suche im Traume das Leben
und finde verschlossen das Tor.
_____
Hüt dich vor mir, denn die
Flammenglut
verbrennt mir die Seele, verzehrt mir den Leib;
es wallt und es tobt mein wildes Blut,
du läßt mich allein, das ist nicht gut,
teuflisches Weib.
_____
Und höher steigt das
flammende Begehren,
so nah am Ziel, nun endlich eins zu sein;
den Tod im Aug will ich dir nichts verwehren,
um mich in freier Liebe dir zu weihn.
_____
Wenn ich abends durch die Straßen geh,
in den wogenden Troß der Massen seh,
taucht plötzlich beim bläulich elektrischen Licht
ein Antlitz auf - - - ganz wie dein Gesicht.
Und es krampft mir das Herz zusammen
und ich stehe wieder in
Flammen
wie einst, wo du meinen Weg gestreift,
wie damals …
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
O du der Schönheit Fürstin stolz und hoch,
Du Räthselvolle, die kein Sinn erfaßt,
Du bist so kalt und zündest
Flammen doch.
_____
Du fragst mich, du mein blondes Lieb,
Warum so stumm mein Mund?
Weil mir die Liebe sitzet,
Heimlich sitzet
Im Herzensgrund.
Kann denn die
Flamme singen,
Wenn sie zum Himmel will?
Sie schlägt die Flügel hoch und roth,
So hoch und roth,
Und doch so still.
_____
In meinem Garten die Nelken
Mit ihrem Purpurstern
Müssen nun alle verwelken,
Denn du bist fern.
Aus meinem Herde die
Flammen,
Die ich bewacht so gern,
Sanken in Asche zusammen,
Denn du bist so fern.
_____
Stefan George (1868-1933)
Du schlank und rein wie eine
flamme
Du wie der morgen zart und licht
Du blühend reis vom edlen stamme
Du wie ein quell geheim und schlicht
Begleitest mich auf sonnigen matten
Umschauerst mich im abendrauch
Erleuchtest meinen weg im schatten
Du kühler wind du heisser hauch
Du bist mein wunsch und mein gedanke
Ich atme dich mit jeder luft
Ich schlürfe dich mit jedem tranke
Ich küsse dich mit jedem duft
Du blühend reis vom edlen stamme
Du wie ein quell geheim und schlicht
Du schlank und rein wie eine
flamme
Du wie der morgen zart und licht.
_____
Theresa Gröhe (Ps. T.
Resa) (1853-1929)
Ich wollt' das Glück erwarten,
Es blieb so lange aus -
Verdorrt war längst der Garten,
Tief lag im Schnee das Haus.
Die dunklen Wolken drohten,
Ich lag und träumte schwer.
Fahl über'n Himmel lohten
Die roten Blitze her.
Hab' einen Ruf vernommen,
Die Arme breit' ich aus -
Es ist das Glück gekommen,
In
Flammen steht das Haus.
Schlagt über mir zusammen
Ihr
Flammen rosenrot -
Ich halt' das Glück umfangen
Und küss' es halb zu Tod'.
_____
Du bist ja selber Poesie!
So sieghaft schön, so strahlend heiter!
Holderes sah mein Auge nie,
Und was ich denke, spät und früh -
An dich, an dich - und sonst nichts weiter.
An dich - an dich! und sonst nichts mehr!
Ach! auch der beste der Entschlüsse,
Wo ist er - blickst du zu mir her?!
Gleich Schnee schmilzt er im
Flammenmeer,
Beim ersten deiner süßen Küsse!
_____
In alten Briefen las ich heut' -
Und mir entgegen schlug, wie
Flammen,
Die kurze, heiße Seligkeit,
Die wir durchlebten einst zusammen.
_____
Otto Friedrich Gruppe
(1804-1875)
Die Lieb' ist aller Sterne feste Sonne,
Die durch den weiten Himmel Leben sprühet
Und schafft, daß jede Farbe lustig glühet;
Die Wesen dürsten, und sie stillt mit Wonne.
Die Erde wäre sonst nur eine Nonne,
Die Sonn' auf ihren Wangen wär verblühet,
Nur Tod und Winter hätten sich verfrühet:
Die Welt wär nichts als eine finstre Tonne.
Wer zweifelt noch, woher die Lieb' entstamme?
Auf jeglichem Altar ist sie die
Flamme,
Und ist die
Flamm' auf Vesta's keuschem Heerde.
Nehmt ihrer wahr! Sonst wächst sie ungeheuer,
Verschlingt in
Flammen Himmel euch und Erde,
Und
überflammet Höll' und Fegefeuer!
_____
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
"Dein Bild allein" hebt ewig unverloren
Sich aus des Busens Heiligthum empor,
Und gleich dem Phönix, den der Glanz geboren,
So geht es aus dem
Flammenmeer hervor,
Wenn alle Schmerzen, welche mich durchdringen,
Vor seinem Nah'n in Harmonie verklingen.
_____
"Dein Bild allein" den stillen Altar schmücket,
Auf dem die
Flamme meiner Liebe glüht;
Der Pilger ist am Gnadenbild entzücket
Nicht mehr, als Wonn' in meinen Busen zieht,
Wenn ich die Blum', auf meinem Weg gefunden,
Zum Opferkranz für den Altar gebunden.
_____
Ins Herze mein geschrieben,
Da steht ein Nam' allein,
So glänzend wie beim trüben
Gewölke Sternenschein.
Er steht in
Flammenzeichen
Ganz göttlich einsam da,
Von Keinem zu erreichen,
Er tödtet, was ihm nah'.
Mich, mich allein belebet
Der Feuerstral so mild,
Und meiner Brust entschwebet
Im Liede dann dein Bild.
_____
Alles, was je ich geliebt und verehret,
Was sich als Schönstes der Seele verkläret,
Wird von der ewigen
Flamme verzehret, -
Einer ist edel, ist herrlich und rein.
Wohin die Wellen der Liebe auch schlagen,
Wohin die Flügel der Sehnsucht mich tragen,
Ich seh' durch Reihen von Nächten und Tagen
Immer und ewig – dein Bild allein.
_____
Friedrich Halm
(1806-1871)
Flamme der Liebe
Wohl zehrt an mir der Krankheit Qual,
Dünn wird mein Haar, mein Antlitz fahl,
Du aber loderst noch wie vor
In tiefster Brust mir hell empor,
Flamme der Liebe!
Ob welkend auch, der Jahre Raub,
Der Leib dahinsinkt, Staub zum Staub:
Dich nähren, stockt das träge Blut,
Der Seele Mark, des Geistes Glut
Flamme der Liebe!
Du stirbst nicht, zieht der Geist auch aus
Aus seinem morschen Erdenhaus;
Du hüllst noch in Verklärungsschein
Den Heimberufnen leuchtend ein,
Flamme der Liebe!
Du stürzest mit ihm licht und hehr
Dich in das ew'ge Strahlenmeer,
Wo jede Welle, die da schwillt,
Wo jeder Tropfen, der da quillt,
Flamme der Liebe!
_____
Robert Hamerling
(1830-1889)
Ach jene lieblich schwellende,
In minnigem Gekose,
Von Honig überquellende,
Purpur'ne Lippenrose,
Sie reißt mir den verlangenden
Sehnsuchtbethörten Sinn
In jauchzenden und bangenden
Entzückungstaumel hin.
Im Kuß, dem wonnesprühenden,
Lodern zwei Schwesterflammen
Vorm Liebeshauch, dem glühenden,
In einen Strom zusammen:
Den Brand, den hold verklärenden,
Preis' ich, der uns ergreift,
Der uns den Trank, den gärenden,
Olymp'scher Wonne reift.
Laßt alles Erdentrückende,
Und aller Wonne Gluten,
Und alles Herzentzückende
Hoch ineinander fluten:
Nicht stärker trifft's, nicht
flammender
Des Herzens tiefsten Sitz,
Als solch' ein
liebentflammender
Berührungs-Wonneblitz!
_____
Von allem Sehnen, allem Lieben,
Blieb meiner Brust ein teurer Hort,
Gleichwie ins tiefste Herz geschrieben
Mit
Flammenschrift ein Liebeswort.
Und keine Zunge kann sie schildern,
Die Wunderwelt, die mich umschwebt,
Wenn von den tausend süßen Bildern
Die stille Nacht den Schleier hebt.
_____
Komm, Liebe, du heil'ge, du himmlische
Flamme,
Schwing' himmelab dich vom göttlichen Sitz!
Sei mir, was die Glut ist dem modernen Stamme,
Berühre das Herz mir mit zündendem Blitz!
Vernichte die schnöden, die kleinlichen Qualen,
Unsel'ger Gefühle sich drängenden Schwarm!
Verzehre den seelenvergiftenden, schalen,
Am Herzen mir ruhelos nagenden Harm!
Für Schönes und Großes zu sterben in Ehren,
Es wäre der schönste, der letzte Triumph,
Statt sich in unwürdiger Pein zu verzehren
Für Kleines, Gemeines, verdrossen und dumpf -
Komm, Liebe, du heil'ge, du echte, du hohe,
Wirf himmlische
Flammen ins irdische Blut:
Wie Herakles schmacht' ich nach sühnender Lohe,
Wie der Phönix dürst' ich nach läuternder Glut!
_____
Weiche, sel'ge Schwüle wittert
Wonnehauchend durchs Gemach hin,
Und von Herz zu Herzen zittert
Sehnsuchtsvoll ein glühn'des Ach hin!
Und ich kühle meine schwüle
Stirn an deinem duft'gen Locken,
Deines Busens weichem Pfühle,
Deiner Wange Blütenflocken;
Kühle sie – ob auch zusammen
Flamme hier und
Flamme fluten:
Liebe kühlt sich ja in
Flammen,
Stirbt beseligt nur in Gluten!
Und ein Phönix ist die Liebe:
Wie er stirbt und lebt Äonen,
Sterben und ersteh'n die Triebe
In der Wonne Glutenzonen!
_____
Selig, wie der See, der helle,
Wiegt den Schwan auf Silberfluten,
Trägt mein Herz die
Flammenwelle
Weicher, süßer Liebesgluten.
Holde Flut, zu welchem Strande
Trägst du wohl mein Herz, mein wundes?
Ewig nur zum Blumenrande
Ihres honigsüßen Mundes.
Nicht Philister noch Zelote
Schelte diese
Liebesflamme:
Wißt, ich bad' im Morgenrothe;
Während ihr mich sucht im Schlamme!
Liebe hat mein Haupt umschlungen
Wie mit einem Heil'genscheine:
Mir zu Füßen wälzt bezwungen
Sich der Drache – das Gemeine.
_____
Heinrich Heine (1797-1856)
Ich hab dich geliebt und
liebe dich noch!
Und fiele die Welt zusammen,
Aus ihren Trümmern stiegen doch
Hervor meiner Liebe
Flammen.
_____
Lehn deine
Wang an meine Wang,
Dann fließen die Tränen zusammen;
Und an mein Herz drück fest dein Herz,
Dann schlagen zusammen die
Flammen!
Und wenn in die große
Flamme fließt
Der Strom von unsern Tränen,
Und wenn dich mein Arm gewaltig umschließt -
Sterb ich vor Liebessehnen!
_____
Karl Henckell (1864-1929)
Der kleine Tempel wölbte rund
Sich zwischen Lindenästen,
Drin wir zu heller Mondesstund
Uns an die Lippen preßten.
Dein Äuglein flimmerte voll Licht,
Süß schimmerte dein Angesicht,
Indes mit
Flammenküssen
Wir haben spielen müssen.
_____
Ich trage Feuer
In meinem Herzen,
Mich brennt die Liebe,
Das schlimme Kind.
Sie schürt die
Flamme
Mit hastigen Händen,
Die Kohlen knistern,
Der Wohlduft quillt …
Der Sonne entgegen
In Liebesgluten
Wandr' ich … o Wonne,
Wer mäße dein Maß!
_____
Georg Heym (1887-1912)
Noch eben hab ich deine Hand gehalten.
O Götter. Welche
Flamme fuhr in mich,
Da in dem dunklen Licht die Haare wallten
In Purpur dir, der der Madonne glich!
_____
August Kopisch
(1799-1853)
O Seele meiner Seele,
Nun weiter keinen Kuß!
Weil sonst der Liebe
Flamme
Mich ganz versengen muß.
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Was zart und groß, was fromm und düster,
Und was das Leben bunt umspielt,
Das wird in Einem Kußgeflüster
Der tiefsten Liebe durchgefühlt.
Nun denn, ihr süßen
Liebesflammen,
Der Welt verborgen, still und scheu,
Ich fass' euch alle noch zusammen,
Ich fühl' euch alle ewig neu.
_____
Stephan Milow (1836-1915)
Entfalten kann sich nur die Liebe,
Wenn reich sie Gegenliebe nährt,
Wenn in entbranntem Doppeltriebe
Ein Herz des andern Gluten mehrt;
Wenn sich zwei
Flammen fest verbünden,
Auflodernd, jedem Zwang entrafft,
Und an einander sich entzünden
Zu doppelt heißer, mächt'ger Kraft.
_____
Christian Morgenstern (1871-1914)
Ein feiner Duft erfüllt den Raum,
als wär ein Weib zu Gast gewesen
und hätte meinen letzten Traum
vom Rosenkönigreich gelesen
und mir zum duftberedten Danke
von zarter
Flamme
Glut erregt
des Gürtels holde Rosenranke
auf meinen stillen Tisch gelegt.
_____
Clara Müller-Jahnke (1860-1905)
Flamme
Was sträubst du dich der süßen Glut,
die züngelnd schon dein Haupt versengt,
die liebeheißen Atems dich
mit
Flammenarmen eng umdrängt?!
Die Glut bin ich - und du bist mein!
wirf ab, wirf ab das Alltagskleid:
gib deine ganze Seele hin
in ihrer nackten Herrlichkeit!
Umschlingen will ich glühend dich
und pressen dich ans heiße Herz,
die Kette schmelzen, die dich band,
in meinem Kuß wie tropfend Erz!
Und flüstern will ich dir ins Ohr
ein Wörtlein, zaub'risch wunderfein,
daß du nichts andres denken sollst,
als mich allein, als mich allein . . .
_____
Betty Paoli (1814-1894)
Und die in mir so lange schliefen,
Die alte Lieb', das alte Leid,
Sie stiegen aus des Grabes Tiefen
Von ihm erweckt, durch ihn befreit.
Sie sangen ihre Schmerzenlieder,
Sie winkten mit der Geisterhand,
Und aus der Asche schlugen wieder
Die
Flammen auf in wildem Brand.
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Du füllst mir die Seele mit Sturm, mit Sturm
und lösest die Glieder, wie Frühlingsregen,
dein bin ich, dein, durchs Weltall jauchzt
mein zitterndes Sein dem deinen entgegen.
Und bin ich die Liebe, - nur deine Liebe,
und bin ich das Feuer – nur deine
Flammen
lodern mit meinen in gleichen Gewalten
wunderherrlich im Weltall zusammen.
_____
In Sturm und
Flammen wolltest du kommen,
du hast in mir doch den Sturm geweckt,
und kamst so sauber, so zahm und gebürstet
wie alle andern, so ganz korrekt.
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Und leise, wie aus offner Gruft
Sich sehnsuchtvolle Schatten heben,
So fühlten nah' und näher schweben
Wir längst verrauschter Wonnen Duft.
O Gott, wie wehten sie uns an!
Wie süß, wie
flammenheiß! wie brannten ihre Funken,
Bis
flammend dem geliebten Mann
Du in die Arme bist gesunken!
_____
Du mit der schwanenweißen Brust,
Berauschend wie der Duft der Traube,
Du meine
flammenheiße Lust
Und keusch und züchtig wie die Taube;
Aus deines Auges milden Sternen,
So lockend und so fromm dabei,
Wann werd' ich je zu Ende lernen
Der Liebe süße Litanei?
_____
Gieß in meine Seele deine,
Meine hast du längst getrunken,
Wie im Morgensonnenscheine
Untergehn der Sterne Funken:
Daß mit wonnevollen Schmerzen
Gleiche
Flammen uns durchwühlen!
Daß wir beide tief im Herzen
Eines Blutes Pulsschlag fühlen!
_____
Hermann Rollett
(1819-1904)
O war das eine Seligkeit -!
Wir hielten uns umfangen,
Das Auge schwamm in Trunkenheit,
Das Herz in Gluthverlangen.
Die Lippen glühten, lustdurchzuckt,
In einen Brand zusammen,
Es funkte durch die Adern uns,
Als stünden wir in
Flammen.
_____
Hugo Salus (1866-1929)
Nun sich im Kusse unsre Lippen finden,
Du mir so nah und alle Welt so fern!
Da sieht mein Aug' den Demant sich entzünden
An deinem rosigen Ohr, den Liebesstern.
Sein Feuer glüht, loht auf und bricht zusammen.
O Seligkeit der Liebe, ich und du!
Wir stehn in purpurroten
Liebesflammen
Und ihre Glut schließt uns die Lider zu.
_____
Reinhard Johannes Sorge
(1892-1916)
Wenn sich dein Leib mir wie atmende Blüte anschmiegt,
Fachst du
Flamme um
Flamme, fachst du das höhere Sein,
Traum von Umschlingung und Kuß, der uns sternean wiegt,
Glückselig.
_____
Leonie Spitzer
(1891-1940)
Du hast mich erst gelehrt, was Leben ist!
Ich fror: jetzt stehe ich in
Flammen.
Das Glück, das mir durch dich gegeben ist,
schlägt wie ein Feuer über mir zusammen.
Im Glück und Weh der allzu starken Glut
packt mich die Angst, sie könnte mich verlassen -
denn meine Hände können sie nicht fassen,
so wie mein Herz es tut.
_____
Ludwig Uhland (1787-1862)
Liebesfeuer
Vom Feuer, das in Liebenden sich dränget,
Wie Ebb' und Flut, vernehmt geheime Kunde!
Sind sie getrennt, so bleibt es tief im Grunde
Der sehnsuchtsvollen Herzen eingeenget;
Nur Widerschein der Glut, die innen senget,
Gelangt zum dunkeln Aug' und bleichen Munde;
Bis nun erscheint des Wiedersehens Stunde,
Wo sich das Feuer aus der Tiefe sprenget.
Wie erst mit heißen Blicken sie sich grüßen!
Wie beider lang verhaltne
Flammen streben,
Sich zu vereinen durch das Spiel der Augen!
Bald senken sie die Wimpern, um in Küssen
Noch tiefer eins des andern glühend Leben
Aus Lippen, denn aus Augen, einzusaugen.
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Daß es möglich wäre, nimmer
Hätt' ich, Liebste, das gedacht:
Höher stäts in mir und immer
Höher wächst der Liebe Macht.
Erst ein Fünklein, nun in
Flammen
Wogend eine große Glut;
Ueber meinem Haupt zusammen,
Mich begrabend, schlägt die Flut.
_____
Wilhelm Waiblinger
(1804-1830)
Deinen Mund! - ich rase, schwärme,
flamme,
meine Geister fliegen himmelwärts,
Nebel graut um mich, und wonnetaumelnd
drück ich dich zum letztenmal an's Herz.
Deinen Mund, o rasende Entzücken,
Mädchen, weigre nicht und lass' mich ziehn,
einen Kuß noch, und wir sind geschieden,
letzte, letzte Wonne fahre hin.
_____
Frank Wedekind
(1864-1918)
Verlaß mich nicht; ich habe dir zu danken,
Was Schönes jetzt in meinem Herzen ruht.
Der
Flammenbecher,
den vereint wir tranken,
Goß lautres Feuer in mein junges Blut.
Verlaß mich nicht; mir lacht aus deinen Zügen
Mein Himmel, wenn du mir zur Seite stehst;
Verlaß mich nicht, du würdest mich betrügen
Um meinen Himmel, wenn du von mir gehst.
Ich weiß nicht, was mir noch auf Erden bliebe;
Mein Leben strömt aus deinem Augenlicht.
Ich müßte sterben ohne deine Liebe,
Du Himmelskönigin, verlaß mich nicht!
_____
Du Mädchen in des Lebens vollster Pracht
Hast mich zu lichtem
Flammenmeer entfacht;
Das züngelt blutig bis ans Sternenzelt,
Von keinem Blick behütet und bewacht.
Und faßt die
Flamme nicht die ganze Welt,
Wie dich und den, der dich umfangen hält?
Ein einz'ger Zwieklang durch den weiten Raum,
Der Jubel der vereinten Schöpfung gellt.
_____
Noch eine der haltbarsten Delikatessen
Ist frischer Lippen
flammender Kuß,
Der Hunger steigert sich mit dem Essen.
Und im Genießen wächst der Genuß.
_____
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Die Zeit vergeht, die Welt wird alt,
Das Haupt wird grau, das Herz wird kalt,
Ihr Menschen gedenket des Herzens.
Die
Flamme, die es einst durchglüht,
Die Blume, die ihm einst erblüht,
Und es durchhaucht mit Seligkeit,
In der Zeit der Liebe, der Jugendzeit,
Bewahret, bewahrt sie im Herzen.
_____
Joseph Christoph von
Zedlitz (1790-1862)
Selig, Mund an Mund,
Gibt kein Wort es kund,
Welche Wonnen sich im Busen regen!
Heil'ge
Flamme, Urquell alles Guten,
Die Du leuchtest in des Lebens Nacht;
Gottes Odem hat Dich angefacht,
Und sein Hauch belebet Deine Gluthen.
Schwelle um mich her
Wie ein wogend Meer,
Daß ich tauch' in Deine Feuerfluthen!
_____
Liebe strahlt, ein ew'ger Schimmer,
Flamme, die stets wächst, nie ruht;
Braucht kein Oel und brennt doch immer,
Braucht nicht Nahrung ihrer Gluth,
Und doch löscht ihr Feuer nimmer.
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Dein Bild umschwebt mich wo ich gehe,
Es lächelt mir im süßen Traum;
Fast athm' ich nicht in deiner Nähe,
Wo du nicht bist, da leb' ich kaum,
Doch weiß ich nicht, sind diese Triebe
Die ich genährt in stiller Brust,
Die
Flammen einer heil'gen Liebe
Sind sie der Freundschaft reinste Lust.
_____
|