
Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Glück / glücklich
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
O wie
glücklich / wer nicht liebet /
Wer nicht fühlt in seinem Herzen
Heisse Schmerzen
Von dem Triebe
Blinder Liebe /
Der die Welt sich untergiebet.
O wie
glücklich / wer nicht liebet!
Den kein falscher Blick betrübet /
Dem das Zürnen und Liebkosen
Zweyer Rosen
Ohne Sehnen
Ohne Thränen
Weder Furcht noch Freude giebet,
O wie
glücklich / wer nicht liebet!
_____
Die fremde Regung
Im Mittel aller Lust / die
Glück und Zeit mir geben /
Kan ich ohn Silvien nicht frölich leben;
Und wenn ich bey ihr bin / so spielet um mein Herz
Ein angenehmer Schmerz.
Mein Sinn fühlt sich gereizt von unbekandtem Triebe /
Ich such / und treffe sie doch ohne Furcht nicht an.
Wofern ein Mensch iemahls unwissend lieben kan /
So glaub ich / daß ich liebe.
_____
Der gutte Traum
Mein
Glücke lacht /
Melinde spielt mit angenehmen Blicken /
Ihr holder Mund giebt Worte / die entzücken /
Ich küsse sie bey tunckler Mitternacht /
Mein
Glücke lacht.
Mir traumt wohl nicht:
Ich seh ihr Bild um meine Ruhstatt spielen /
Hör ihre Sprach / und misse nichts als Fühlen.
Ach Schade / daß das Beste noch gebricht!
Mir traumt wohl nicht.
Es wird wohl seyn:
Die Hoffnung speist nicht stets mit leeren Schalen.
Erblickt man nur der Morgenröthe Stralen /
So folget auch der nahen Sonne Schein.
Es wird wohl seyn.
_____
Könte sich ein krancker Mutt
Seiner Bande machen loß /
Wenn das Herz zu wehe thut /
So säß in des
Glückes Schoß
Wer empfindt der Liebe Glutt.
Aber weil der Sternen Schluß
Selten wieder machet frey
Den mit Lieb‘ umstrickten Fuß /
Lebt in harter Sclaverey
Wer der Liebe dienen muß.
_____
Paul Fleming (1609-1640)
Er bittet sie zu sich
Erfreue mich und dich, o Freude meiner Seelen,
ohn' die ich traurig noch bei höchster Wonne bin.
Komm, du mein selber Ich, komm, Liebste komm dorthin,
wo wir uns beiderseits oft pflegen zu verhölen.
Ich bin, Schatz, krank nach dir. Komm, laß mich nicht so quälen.
Hier wart' ich deines Trosts, den du mir, o mein Sinn,
alleine geben kanst, komm, meine Trösterin.
Hier findest du und ich, was ich und du erwelen;
kein Gott, kein Mensch, kein Wild und keine Kreatur
ist hier, auch keine Luft, ohn die alleine nur,
die ich, ich Seufzender, alleine nach dir schicke.
Tu's, Herze, sei bald hier! Kömst oder kömst du nicht,
so höre, was zu dir dein eignes Herze spricht:
Du bist mein größtes
Glück
und größtes Ungelücke.
_____
Auf seiner Bulschaft Verreisen
Mein Lieb gedenket weg. Was wündsch ich ihr vor
Glücke?
Sie meines
Glückes
Wundsch, mein
Glücke
selbst zeucht hin,
mit ihr auch wird mein Sinn und ganze Seele ziehn,
und ehe nicht sein hier, als bis sie kömmt zurücke.
Tuts, geht, begleitet sie, ihr Seufzer und ihr Blicke.
Sagts, sagts, in was für Angst ich augenblicklich bin,
so lange sie ist weg. Diß bloß sei mein Gewinn,
wenn sie aufs Ehste sich zu ihrer Rückkunft schicke.
Immittels werd' ich oft vor diesem Fenster stehn,
den Weg auch, den sie kömmt, oft auf und niedergehn,
und kranken Sehnens voll nach meiner Sonnen sehen.
Kömmt sie, sehts Alle denn, es ist mir kein Verdruß,
mein erster Gruß wird sein ein öffentlicher Kuß.
Ach, daß doch dieses nicht noch heute soll geschehen!
_____
18. Jh.
-
Sophie Albrecht
(1757-1840)
An F*.
Von allem, was wir einst in süßer Fülle hatten,
Von unbegränzter Liebe
Glück,
Bleibt nichts, als der Ahnung Schatten,
Von goldner Zukunft mehr zurück.
Doch, ach! vielleicht, daß dieser Ahnung Palmen
Erst jenseits über Gräbern weh'n;
Hier sehn wir unsrer Liebe Erndtehalmen,
Dort werden wir die Früchte sehn.
Geschworen sei dir Liebe auch für jenes Leben,
Wo Treue ihre Strahlenkrone flicht;
Die Ewigkeit wird uns den Aufschluß geben,
Warum so manches Herz zu früh hier bricht.
_____
-
Johann Baptist von
Alxinger (1755-1797)
Was hilft's?
Des
Glücks Pallast, das wünschenswerthe Ziel,
Nach welchem stäts im seltsamsten Gedränge
Die Menschen ziehn, ist wirklich nicht so enge,
Als Milzsucht wähnt, und hat der Thore viel.
Allein was hilft's? Despotinn Liebe, du!
Sperrst bis auf Eins mir alle Thore zu.
Sonst wallt' ich gern auf Fluren hin und her,
Sah gern, was selbst der Murrkopf in der Tonne
Zu sehn gewünscht, den Glanz der milden Sonne,
Und labte mich in ihrem Strahlenmeer.
Allein was hilft's? Nun strahlt umsonst ihr Licht,
Ich sehe sie vor Minna's Augen nicht.
Der Gläser Klang erwecket Fröhlichkeit,
Und trefflich schmeckt nach klug gebrauchtem Tage
Der Abendpunsch beym munteren Gelage;
Es wird hierdurch auch Weiser Herz erfreut.
Allein was hilft's? Mich stört ein anderer Wunsch!
Ach! ohne sie schmeckt ekelhaft der Punsch.
Schön ist's berühmt, das ist, geliebt zu seyn,
Und trüget nicht der Spruch gelehrter Richter,
So wird vielleicht beym Nahmen grössrer Dichter
Der meinige nicht ganz vergessen seyn.
Allein was hilft's? Der Beyfall einer Welt
Ergetzt mich nicht, wenn ihr mein Lied missfällt.
Sonst hatt' ich kaum ein süsser
Glück gekannt,
Als im Homer, den wie ein höhers Wesen
Mein Geist verehrt, das Lob Achills zu lesen.
Zwar nehm' ich noch sein göttlich Buch zur Hand,
Allein was hilft's? Lob' er, so schön er will,
Ich lese draus nur Minna statt: Achill.
Sonst sandt' ich gern auf Kundschaft meinen Blick;
Er schweift' umher im Zirkel schöner Frauen,
Nicht unbelohnt; noch, wenn mein Selbstvertrauen
Mich nicht betrügt, erwürb' er
Liebesglück.
Allein was hilft's? Mich dünckt nur Minna schön,
Sie will ich nur, sie will ich ewig sehn.
Die Freundschaft goss in dieses gute Herz
Sonst Linderung; voll zärtlichem Erbarmen
Winkt sie mir noch, sie ruft mit offnen Armen:
Komm Trauriger! ich mildre deinen Schmerz.
Allein was hilft's? Denn Minna ist mir mehr,
Als eine Welt von lauter Freunden wär.
_____
Wunsch
Himmel, wenn auf deine reichen Gaben,
Deren Vollgenuss uns
glücklich macht,
Deine guten Menschen Anspruch haben:
O so nimm, was du mir zugedacht,
Ruhe, Reichthum, Ehren, langes Leben,
Nimm mir alles, um es ihr zu geben.
Krankheit sey mein Loos und Dürftigkeit;
Freundschaft, diese Trösterinn im Leid,
Fehle mir; mein guter Nahme wanke,
Untergraben von dem bösen Neid.
Nur allein der wonnige Gedanke:
Sie ist
glücklich! sey mein Pilgerstab
Durch das Leben an's erwünschte Grab.
Hört sie dann, dass ich dahin gegangen
Ohne Klag', und dass ich sie genannt,
Wie mein Geist sich schon der Hüll' entwand:
O so trockne sie von ihren Wangen
Eine Mitleidsthrän', und sanft betrübt,
Seufze sie: - Er hat zu sehr geliebt.
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-
Aloys Blumauer
(1755-1798)
An Lesbien
Nach Catull
O Mädchen, mehr als
Götterglück,
Ja mehr noch fühlt der Mann,
Der dir gen über, Blick an Blick
Geheftet, sitzen kann.
Von deines Lächelns Anschau'n ward
Mir trunken Geist und Sinn;
Mein Blick erlischt, die Zunge starrt,
So lang ich bei dir bin.
Aus deinem Feuerauge fährt
Die Liebe dann in mich,
Und tobt im Innern, und verzehrt
Mich Armen sichtbarlich.
Mein ganzes Wesen lodert hoch
In helle Flammen auf:
O thaue, Mädchen, thaue doch
Ein Tröpfchen Gunst darauf!
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Das wahre
Glück
Nach dem
Französischen
Man rühmt hienieden, wie ich sehe,
Bald Freundschaft, und bald Lieb' und bald die Ehe
Uns Menschen als
beglückend an,
Obgleich uns keine von den dreien
Allein ganz
glücklich machen kann:
Nur der darf sich des wahren
Glückes freuen,
Bei welchem sich Geliebte, Frau und Freund
In einerlei Person vereint.
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Louise Brachmann
(1777-1822)
Liebesglück
Stille seelige Stunden,
Wo uns die Liebe
beglückt!
Wo Dein Arm mich umwunden,
Hold mir Dein Auge geblickt.
Sterne glaubt ich zu sehen,
Ach, in dem reizenden Schein!
Strahlend von himmlischen Höhen
Licht in das Herz mir hinein.
Licht wohl, doch himmlisches Bangen
Auch mit dem Schimmer zugleich;
Sehnendes, tiefes Verlangen,
Schlummer, von Träumen so reich!
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Johann Wolfgang
von Goethe (1749-1832)
Erster Verlust
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene Tage der ersten Liebe,
Ach, wer bringt nur eine Stunde
Jener holden Zeit zurück!
Einsam nähr ich meine Wunde,
Und mit stets erneuter Klage
Traur ich ums verlorne
Glück.
Ach, wer bringt die schönen Tage,
Jene holde Zeit zurück!
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Rastlose Liebe
Dem Schnee, dem Regen,
Dem Wind entgegen,
Im Dampf der Klüfte,
Durch Nebeldüfte,
Immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!
Lieber durch Leiden
Möcht ich mich schlagen,
Als so viel Freuden
Des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
Von Herzen zu Herzen,
Ach, wie so eigen
Schaffet das Schmerzen!
Wie soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!
_____
Glück und Traum
Du hast uns oft im Traum gesehen
Zusammen zum Altare gehen,
Und dich als Frau, und mich als Mann.
Oft nahm ich wachend deinem Munde
In einer unbewachten Stunde,
So viel man Küsse nehmen kann.
Das reinste
Glück, das wir
empfunden,
Die Wollust mancher reichen Stunden
Floh wie die Zeit mit dem Genuß.
Was hilft es mir, daß ich genieße?
Wie Träume fliehn die wärmsten Küsse,
Und alle Freude wie ein Kuß.
_____
Die Liebende schreibt
Ein Blick von deinen Augen in die meinen,
Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Munde,
Wer davon hat, wie ich, gewisse Kunde,
Mag dem was anders wohl erfreulich scheinen?
Entfernt von dir, entfremdet von den Meinen,
Führ ich stets die Gedanken in die Runde,
Und immer treffen sie auf jene Stunde,
Die einzige; da fang ich an zu weinen.
Die Träne trocknet wieder unversehens:
Er liebt ja, denk ich, her in diese Stille,
Und solltest du nicht in die Ferne reichen?
Vernimm das Lispeln dieses
Liebewehens;
Mein einzig
Glück auf Erden ist dein Wille,
Dein freundlicher, zu mir; gib mir ein Zeichen!
_____
Willkommen und Abschied
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht:
Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer,
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!
Doch ach, schon mit der
Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden,
Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch
Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein
Glück!
_____
Suleika
Hochbeglückt in deiner Liebe
Schelt ich nicht Gelegenheit;
Ward sie auch an dir zum Diebe,
Wie mich solch ein Raub erfreut!
Und wozu denn auch berauben?
Gib dich mir aus freier Wahl;
Gar zu gerne möcht ich glauben -
Ja, ich bins, die dich bestahl.
Was so willig du gegeben,
Bringt dir herrlichen Gewinn;
Meine Ruh, mein reiches Leben
Geb ich freudig, nimm es hin!
Scherze nicht! Nichts von
Verarmen!
Macht uns nicht die Liebe reich?
Halt ich dich in meinen Armen,
Jedem
Glück
ist meines gleich.
_____
Lieb um Liebe, Stund um
Stunde,
Wort um Wort und Blick um Blick;
Kuß um Kuß vom treusten Munde,
Hauch um Hauch und
Glück um
Glück.
So am Abend, so am Morgen!
Doch du fühlst an meinen Liedern
Immer noch geheime Sorgen;
Jussuphs Reize möcht ich borgen,
Deine Schönheit zu erwidern.
_____
Glück der Entfernung
Trink, o Jüngling! heilges
Glücke
Taglang aus der Liebsten Blicke;
Abends gaukl ihr Bild dich ein.
Kein Verliebter hab es besser;
Doch das
Glück bleibt immer größer,
Fern von der Geliebten sein.
Ewge Kräfte, Zeit und Ferne,
Heimlich wie die Kraft der Sterne,
Wiegen dieses Blut zur Ruh.
Mein Gefühl wird stets erweichter;
Doch mein Herz wird täglich leichter,
Und mein
Glück nimmt immer zu.
Nirgends kann ich sie vergessen,
Und doch kann ich ruhig essen,
Heiter ist mein Geist und frei;
Und unmerkliche Betörung
Macht die Liebe zur Verehrung,
Die Begier zur Schwärmerei.
Aufgezogen durch die Sonne
Schwimmt im Hauch ätherscher Wonne
So das leichtste Wölkchen nie
Wie mein Herz in Ruh und Freude.
Frei von Furcht, zu groß zum Neide,
Lieb ich; ewig lieb ich sie!
_____
[An Charlotte v. Stein]
Warum gabst du uns die tiefen Blicke,
Unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun,
Unsrer Liebe, unserm
Erdenglücke
Wähnend selig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
Uns einander in das Herz zu sehn,
Um durch all die seltenen Gewühle
Unser wahr Verhältnis auszuspähn?
Ach, so viele tausend Menschen kennen,
Dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
Schweben zwecklos hin und her und rennen
Hoffnungslos in unversehnem Schmerz;
Jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
Unerwartete Morgenröte tagt.
Nur uns armen liebevollen beiden
Ist das wechselseit'ge
Glück
versagt,
Uns zu lieben, ohn uns zu verstehen,
In dem andern sehn, was er nie war,
Immer frisch auf
Traumglück
auszugehen
Und zu schwanken auch in Traumgefahr.
Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt!
Glücklich, dem die Ahnung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
Sag, was will daß Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
Meine Schwester oder meine Frau.
Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
Spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
Konntest mich mit einem Blicke lesen,
Den so schwer ein sterblich Aug durchdringt;
Tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
Richtetest den wilden irren Lauf,
Und in deinen Engelsarmen ruhte
Die zerstörte Brust sich wieder auf;
Hieltest zauberleicht ihn angebunden
Und vergaukeltest ihm manchen Tag.
Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
Da er dankbar dir zu Füßen lag,
Fühlt' sein Herz an deinen Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,
Alle seine Sinnen sich erhellen
Und beruhigen sein brausend Blut!
Und von allem dem schwebt
ein Erinnern
Nur noch um das ungewisse Herz,
Fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
Und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
Dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich, daß das Schicksal, das und quälet,
Uns doch nicht verändern mag!
_____
Erkanntes
Glück
Was bedächtlich Natur sonst unter viele verteilet,
Gab sie mit reichlicher Hand alles der Einzigen, ihr.
Und die so herrlich Begabte, von vielen so innig Verehrte,
Gab ein liebend Geschick freundlich dem
Glücklichen, mir.
_____
Mailied
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,
Und Freud und Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O
Glück, o Lust!
O Lieb, o Liebe!
So golden schön,
Wie Morgenwolken
Auf jenen Höhn!
Du segnest herrlich
Das frische Feld,
Im Blütendampfe
Die volle Welt.
O Mädchen, Mädchen,
Wie lieb ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
So liebt die Lerche
Gesang und Luft,
Und Morgenblumen
Den Himmelsduft,
Wie ich dich liebe
Mit warmen Blut,
Die du mir Jugend
Und Freud und Mut
Zu neuen Liedern
Und Tänzen gibst.
Sei ewig
glücklich,
Wie du mich liebst!
_____
-
Johann Christian
Günther (1695-1723)
AN SEINE MAGDALIS
DAS
Glücke muß vorwahr mich als sein Schooskind lieben
Und das Verhängnüß mich zu quälen müde seyn,
Weil du, getreues Kind, mir nach so mancher Pein
Dein unverfälschtes Herz zum Eigenthum verschrieben.
Mein Schif, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben,
Lauft den Vergnügungsport mit vollen Seegeln ein,
Und meine Hofnung kan sich schon im Geiste freun,
Nachdem dein freyes Ja den Zweifel aufgerieben.
Versiegle nun den Bund durch einen feuchten Kuß,
Bis dich des Priesters Hand mir völlig überreiche,
Und glaube, daß mich selbst der Himmel strafen muß,
Wofern mein Wanckelmuth dein Bild in mir verstreiche.
Drum liebe nur getrost; denn die Beständigkeit
Würckt mir den Hochzeitrock und auch das Leichenkleid.
_____
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Friedrich von Hagedorn
(1708-1754)
Der erste May
Der erste Tag im Monat May
Ist mir der
glücklichste von allen.
Dich sah ich, und gestand dir frey,
Den ersten Tag im Monat May,
Daß dir mein Herz ergeben sey.
Wenn mein Geständniß dir gefallen,
So ist der erste Tag im May
Für mich der
glücklichste von allen.
_____
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Johann Georg Jacobi
(1740-1814)
Erinnerung
Glück der Engel! wo geblieben?
Wo geblieben, schöner Tag,
Als mit unbesorgtem Lieben
Ihre Hand auf meinem Herzen lag?
O sie fühlte jeden Schlag,
Und in jedem lauter Lieben!
Wo geblieben
Glück der Engel, schöner Tag?
_____
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Ewald Christian von
Kleist (1715-1759)
Galathee
Beglückter Schmerz, der in den Hain mich führte!
Dort schläft im Klee
Die Ursach meiner Pein, die schöne Galathee.
O! wär ich doch der Klee,
Dass mich ihr Leib berührte!
Weh sanft, o Luft! dass sich die Blätter nicht bewegen. -
Doch sie erwachet schon, und fliehet. - Folg' ich ihr?
O nein! sie zürnet und sie entfliehet mir.
Hier will ich, welch ein
Glück! da, wo sie lag, mich legen,
Auf Klee, der ihren Leib berührte.
Hier tret' ich, welch ein
Glück! auf der beblühmten Flur
Die schönen Füsse Spur.
_____
19./20. Jh.
Eufemia von
Adlersfeld-Ballestrem (1854-1941)
Das
Glück
Nach Edgar Allan
Poe
Es zog vom Schloß
Ein Ritter zu Roß
Durch's Land hin mit lachendem Blick,
Mit wogender Brust,
Mit Liedern voll Lust,
Zu suchen, zu suchen das
Glück!
Zuletzt ward er alt,
Sein Herz, ach, so kalt,
Und trüb' und gebrochen sein Blick.
Und nirgend er fand
Das wonnige Land,
Und nirgend, und nirgend das
Glück!
Sein Muth, seine Kraft,
Erstorben, erschlafft,
Nur Dunkel und Nacht vor dem Blick!
Zum Schatten er fleht,
Der zur Seite ihm geht:
"Wo finde, wo find' ich das
Glück?" -
"Hinter'm Berge dicht,
Wo das Mondenlicht
In's Thal schaut mit frostigem Blick,
Reit' hin, reite zu,
Dort find'st du die Ruh,
Ein Kreuzlein, ein Grab, und das
Glück!" -
_____
Es war ein Traum
Mir träumte einst von Neujahrsglockenklang,
Er stieg wie Jubelklang empor zur Höh', -
Der Fluß lag still in flimmernd Eis gebannt,
Und Wald und Flur bedeckte tiefer Schnee!
Und aus des Winters Flockenbett hervor,
Im kalten, öden, trüben Erdenraum,
Da blühten Rosen frühlingsgleich empor -
Es war ein Traum!
Dann träumte mir, daß er gezogen kam,
Er, meinem Dasein hell, kometengleich,
Wie wenn ein Meteor aufflammend strahlt,
Ich jubelte, an
Glück und Lieb so reich.
Er brach die Rosen, winterlich bethaut,
Zu meinem Schmuck vom weißen Waldessaum,
Er küßte mich, und nannt' mich seine Braut -
Es war ein Traum!
Ein schriller Ton voll Leid, voll Weh und Schmerz
War das Erwachen! - Daß so früh es kam!
O, daß die Rosen frosterstarrt im Schnee
Hinwelkten, das Geschick mir Alles nahm!
Daß alles
Glück hinsterben muß so schnell,
Daß alles
Glück nur Trug im Weltenraum -
Ström' hin, mein Herz, in deiner Lieder Quell,
Es war ein Traum! - -
_____
Charlotte von Ahlefeld
(1781-1849)
Glück der Liebe
Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
Wie er flatternd über Blumen schwebt,
So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
Und nur selten kehrt sie uns zurück.
Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
Strebt das kranke Herz mit leisem Weh;
Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
Gern sie bannen in der Treue Kreis.
Aber wie des Schmetterlinges Farben
Selbst in zarten Händen untergehn,
So vernichten Fesseln auch die Reize,
Die der Liebe freie Regung schmücken.
Darum öffne ihrem kurzen
Glücke
Willig und geniessend Geist und Herz;
Aber will es wankelmüthig weichen
Trauere dann - doch halt es nicht zurück!
_____
Alois Leopold Altmann (um
1843)
Mein
Glück
Mancher liebt die Jagd, und lächelt,
Treibt das Thier die grimme Noth,
Wenn's vom Blei getroffen, röchelt,
Und sich streckt im herben Tod;
Mancher schlürft die höchsten Freuden
Aus des Kelches flüss'gem Gold,
Und vergißt des Daseyns Leiden,
Denn der Augenblick ist hold;
Mancher schifft mit hohen Masten
Durch die Meere weit und breit,
Und die ferngeholten Lasten
Sind des Lebens Seligkeit;
Mancher liebt des Goldes Schimmer,
Liebt der Edelsteine Pracht,
Alles andre däucht ihm Flimmer,
Der ihm keine Freude macht:
Mich durchschauert süße Wonne,
Lächelt mir Mariens Blick,
Nur in ihres Blickes Sonne
Sproßt und blüht mein
Lebensglück.
Ach, den Himmel dieser Augen
Trübte niemals eine Schuld,
In dem Himmel dieser Augen
Waltet nichts, als Engelshuld.
_____
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Das Herze auf
O laß nur einen Vogelton
In deine Brust hinein,
Gleich stimmt mit vollem Jubellaut
Die ganze Seele ein.
Den Duft von einer Blume nur
Nimm auf wie Gotteshauch,
Dann sprossen tausend Blüten dir
Im Herzensgarten auch.
Zu einem Stern am Himmelsraum
Richt' deiner Seele Flug,
Dann hast du auf der weiten Welt,
Mein Kind, des
Glücks genug.
_____
Gefunden
Wie lange ich gesucht dich hab',
Nun endlich doch gefunden!
Seit dein Wort meine Seele traf,
Genas ich meiner Wunden.
Des ersten
Glückes feurig Rot
Durchflammt mein ganzes Wesen,
Hin ist das Leid, hin ist die Not,
Nun bin ich voll genesen.
Die Seele irrt nicht mehr umher,
Sie liegt an deinem Herzen,
Zieht stolz jetzt durch dein Liebesmeer
Und kennt nur Lachen und Scherzen.
Sie schläft in deinen Armen ein,
Küßt dich zu tausendmalen,
Und spiegelt in den Augen dein
Sich wie in Sonnenstrahlen.
Das heiße Dürsten ist gestillt,
Mein Schifflein ruht im Hafen,
Vom Liebesmantel eingehüllt,
Geh' ich nun freudig schlafen.
Du mein, ich dein für alle Zeit,
Was gäb' es, das mich quäle?
Du meines
Glückes Seligkeit,
Mein Leben, meine Seele!
_____
Stine Andresen
(1849-1927)
Verlornes
Glück
Wir liebten uns und konnten scheiden,
Wie's oft so gehet in der Welt.
Wer trug die Schuld wohl von uns Beiden?
Ich glaub', wir haben beid' gefehlt.
Ich konnt' das rechte Wort nicht finden,
Das zur Versöhnung führt so bald.
Du mochtest nicht dein Herz ergründen
Und wandtest ab dich stolz und kalt.
Da fiel ein Reif auf unsre Herzen,
Als sie das Heiligste verneint.
Und unter tausend heißen Schmerzen
Hab' ich nachher darum geweint.
Ich hab' umsonst gestrebt nach Frieden,
Mein Herz ist müd', mein Auge brennt.
Einst hat uns kind'scher Trotz geschieden,
Heut giebts ein And'res, das uns trennt.
Was helfen mir der Reue Thränen
Und Leid um mein verlornes
Glück?
Umsonst! Mir bringt kein heißes Sehnen
Der Jugend Paradies zurück.
Nur manchmal, wenn mir naht der Schlummer,
Grüßt mich im Traum die alte Zeit,
Schwelg' ich, enthoben jedem Kummer,
In seliger Vergangenheit.
_____
Theodor Apel (1811-1867)
Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein
Ich liebe Dich und meine Seel' ist Dein,
Mein ganzes Leben möcht' ich Dir nur weih'n,
Du schaust mich an mit liebevollem Blick,
Doch ahnet mir, uns lacht nie
Liebesglück!
Aus Deinem Augen strahlet sel'ge Lust,
Und Himmelsfriede wohnt in Deiner Brust;
Auf wen Du blickst, dem wird im Herzen Ruh -
O lächle mir auch Ruh und Frieden zu!
_____
Der Sommer naht, mit
glühend heißem Strahle
Des Frühlings Blüthenschöpfung zu versengen,
Daß sie, die früh die Knospe zu zersprengen
Gewagt, die Kühnheit mit dem Tod bezahle.
Und schon verstummt der Vögel Chor im Thale,
Die Schwüle muß die kleine Brust verengen,
Mag auch der Thau die matte Flur besprengen,
Der Frühling kehrt doch nicht zum zweiten Male.
Was kümmerts mich? ich habe Dich errungen!
Aus Deinen Augen les' ich
Glück der Liebe,
Dein lieber Arm hält mich so fest umschlungen.
So welket nur, ihr zarten Frühlingstriebe!
Ist doch Dein holdes Ja zu mir gedrungen,
Daß ewger Frühling mir im Herzen bliebe!
_____
Wilhelm Arent (1864-?)
Ob auch seit Monden ich dich nicht mehr sah,
Ob ewig fern - du bleibst mir ewig nah.
Nur manchmal noch besuchst du mich im Traum,
Daß ich dich je verloren, weiß ich kaum.
Ein lieblich Lächeln hellt dein Angesicht,
Aus deinen Augen deine Seele spricht.
All' was sie kündet ist so lieb und gut,
Unnennbar süßer Zauber darin ruht,
Gewährung höchster Erdenseligkeit -
Ein
Glück unendlich wie die Ewigkeit.
_____
Das einzige
Glück, das die Erde kennt
O daß ich fände eine Seele
Die fühlte gleich mir! ...
O daß mir endlich
In keuscher Schönheit
Thaufrisch erblühte
Das Wunder der Liebe!
O daß endlich dem Verschmachtenden würde
Das einzige
Glück, das die Erde kennt,
In dem alle Seligkeit wurzelt:
Der süße Einklang
Zweier Menschenherzen
Zur ewigen Harmonie ...
- - - - - - - - - - - - - - -
Niederthaust du, o Friede,
Der in den Himmel fluthet,
Du Demant der Erkenntniß,
Darin sich spiegelt
Alles Gute und Böse.
Und wundervoll sprichst du,
Ewiger Wechsel,
In den Traumvergessenen.
O köstliches Weben
Im Tempel der Gottheit,
O trunkenes Schwelgen
In Wonn' ohne Ende!
Es wandeln die Monde -
Es bleibt der Seelenumarmung
Unaussprechliche Wollust.
_____
Glück
Wie der Lilie zarter Stengel
In des Zephyrs lindem Weh'n
Neigst du dich - ein holder Engel -
Lächelnd meinem Liebesfleh'n ...
Und ich lege dir zu Füßen
All' mein Sein in einem Wort:
Leis' die trunk'nen Seelen grüßen
Sich in himmlischem Accord ...
_____
Elsa Asenijeff
(1867-1941)
HEIMLICHER JUBEL
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor
Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
_____
SEINE TRUNKENE
Wie muss sein Blick in die Augen sinken:
Wenn er seine Trunkene in den Armen hält!
Wie muss –, schwer von
Glück – ihr Kopf in den Nacken sinken
Und taumelnd ihr Sein in seinem ertrinken,
Wenn er den schönen Mund zu ihr herniederbeugt –!
Sein weicher Bart um Hals und Kinn ihr streicht
– Blitze der Lust durch alle Nerven schiebt
Und jedem Gliede Takt und Spannung gibt.
Wenn zwischen Daumen und Fingern er
Ihr zitterndes Köpfchen stille hält!
Bis ihr Pulsschlag lockt – bis ihr Herz nur tockt;
Welt – o Welt! –:
Die Stunde des
Glücks ist nah – – –!
_____
MONDESNACHT
Die lange Nacht,
Die bange Nacht,
Wachend und allein!
Und draussen blüht der Mondenschein
In lächelndem Frieden über die Welt.
Du bist noch wach,
Aus der Ferne
Strömt leises
Glück
Zu mir . . . . .
O wärst du hier!
So hab ich mich noch nie gesehnt,
Flammend-Geliebter
Nach dir!
_____
DEM EINEN
Du bist so schön,
Ob du sinnst oder lachst,
Dass du zittern machst!
Verzeih der Schwachen,
Die sich ganz in dir vergisst,
Weil du so wunderbar und köstlich bist!
Jedwedes Leid wollt ich künftig ertragen
Wär es über ein
Glück an deiner Brust gegangen!
Alles Arge wird nur kleinlich sein –
Hat mich endlich dein Arm umfangen!
Kosend möcht ich meine weichen Wangen
An die deinen legen,
Bis leise suchend Lippe an Lippe haucht
Und dein brennender Mund
In meinen taucht!
_____
ICH LIEBE DICH
Ach! das alte sakrale Wort! –
Das ich mich scheue zu sagen
Selbst wenn ich die Brauen hochgezogen,
Der Augen Lider versonnen herabgesenkt,
Mit mir allein bin –
– – – – – – – – - - - - - -
Nur, weil die Stimme weicher wird –
Wenn ich dich denke –
Nur, weil das Blut den Wangen entsinkt,
Wenn ich dich sehe –
Denk ich – es sei wohl so –
Nur – weil ich so tief
– – – so
wunderglücklich bin
Wenn deine Stimme klingt
Und all mein Wesen jubelnd
Dir entgegensingt – – – –
_____
DEM EINEN INS OHR
Ich schaue nicht zurück
Und juble nur
O welches reiche
Glück: –!
Ich bin ein Weib
O du! o du!
Mann, Herrlichster, Blutgerufener –!
Küss mir ein Englein in den Leib!
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Rosa Maria Assing
(1783-1840)
Erste Liebe
Thränen thauen still vom Auge nieder,
In Erinnrung längst entschwundner Lust;
Nie ach! hebt in solchem
Glück sich wieder
Je so lebensvoll und warm die Brust
Als in jenen schönen Frühlingstagen,
Da zum erstenmal mich traf dein Blick,
Und ich ahnungsvoll mit süßem Zagen
Fühlte nahen mir der Liebe
Glück.
Schön und golden flossen da die Stunden,
Hoch begeistert war mein junger Sinn;
Liebe, die ich damals tief empfunden,
Ist auf ewig wie ein Traum dahin!
Vieles hat die Brust seitdem durchzogen,
Hohe Freude, tiefe Seelenpein,
Doch in des bewegten Lebens Wogen
Ging nie unter jener Tage Schein,
Der mir noch dein süßes Bild erhellet,
Das, ein Heiligthum, im Innern steht,
Und dem ewig Schönen beigesellet
Nie in meiner Seele untergeht!
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Hugo Ball (1886-1927)
Du bist mein Engel -
Du bist mein Engel,
Du bist mein Blut.
Mein Leben bist Du,
Du bist mein Flammen,
Bist meiner Seele Glut.
Du bist mein
Glück, mein Elend,
Mein Jubel Du, mein Leid.
Du kniest an meinem Lager,
Du weckest meine Schläfe,
Gehst stumm an meiner Seit.
Du bist mein Stern, mein Heimweh,
Du bist dereinst mein Traum,
Wenn mich das Grab umnachtet,
Wenn meinen Sarg umklammert
Die Liebe Dein und ein Totenbaum.
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Karl Isidor Beck
(1817-1879)
Sie sagten ihr
Glück nicht leise noch laut
Sie sprach zu ihm so wundertönig,
Sie streichelte lind sein wirres Haar,
Bis trunken der kranke Geisterkönig
An ihrem Busen entschlummert war.
So wachte die allerschönste der Frauen,
So scheuchte sie den düstern Sinn,
Den trotzigen Adler von seinen Brauen,
Und setzte die Taube des Friedens hin.
Sie preßte zehn Liljen auf seine Locken,
Zwei brennende Rosen auf seinen Mund,
Auf schlug er das Auge, süß erschrocken,
Und ward für alle Zeiten gesund.
Sie schwuren sich keine Liebeseide,
Sie sagten ihr
Glück nicht leise noch laut,
Nur die duftige Lenznacht hat sie Beide
Die Hände falten und beten geschaut.
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Anna Behrens-Litzmann
(1850-nach 1913)
O du, mein Leid
O du mein Leid, aus
Glückesfülle mir geboren,
O du mein
Glück, im tiefsten Schmerze nie verloren,
Ihr beide stammt ja aus der Liebe Land,
Und geht durch meine Tage Hand in Hand.
Ihr Gotteskinder, die ihr diese Erde nur
Gestreift mit eurer Füße tastend leiser Spur,
Verloren, wenn euch aus den dunklen Tiefen,
Die Stimmen in den Lärm des Tages riefen.
Ihr wart und bleibt mein Sein, mein Wollen und mein Tun,
In euch muß meine Kraft zum Weiterleben ruhn,
Ich muß mit euch, ob Augen auch erblinden,
Die Sonne suchen und die Sterne finden.
Bleibt mir getreu, laßt nicht das bitter harte Leben
Euch Schleier jetzt ums edle Antlitz weben,
Und ruft die Zeit euch in die Not hinein,
Laßt nur Erbarmen eure Antwort sein.
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Aufschrei
Du, meines Lebens
Glück und Glanz und Zier,
Du, die uns Werden und Vollenden schafft,
Du, aller Schönheit Inbegriff und Kraft,
Soll ich zugrunde gehen nun an dir?
Soll jener Hunger, den nur mein Gebot,
Mein Wille immer wieder neu bezwingt,
Daß er nicht wie ein Schrei die Nacht durchdringt,
Soll er mich schlimmer töten als der Tod?
O Liebe du, nicht dieser Erde Kind,
Willst du dich rächen, weil wir irdisch sind
Und dennoch Erben deiner Seligkeit?
Du hängtest über dich das Netz der Zeit,
Gabst mir als Hüterin die Einsamkeit. —
Die heil'ge Flamme haben wir bewacht.
Wer hat im Sturm sie neu zur Glut entfacht?
Du lebst — und außer dir ist Tod und Nacht.
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Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Glück im Traum
Ach, was sah ich im Traum:
Du hast die Hand mir gegeben,
Und stumm sprach mir dein Mund:
Ja, ich fühle wie du.
Tief im Walde geschahs;
Es sangen um uns die Vögel,
Sonne küßte das Moos
Und deinen seidenen Schuh.
Nahe warst du mir so,
Daß deinen Atem ich fühlte,
Und ich sah dir ins Aug,
Und ich weinte vor
Glück.
Mädchen, was mir der Tag
An Kümmernissen mag bringen:
Lächelnd denk ich des Traums,
Selig denk ich an dich.
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Waldvögel
Ein wohlbestelltes Mieder,
Die Backen rot gesund,
Den Schnabel voller Lieder
Und vorn und hinten rund.
Zwei Augen glutend blaue
Und eine kleine Hand,
Wohl mir, waldwilde Fraue,
Daß ich dich einsten fand.
Es war im tiefen Walde
Und Sommer war die Zeit,
In einem Wipfel balde
Nesthockten wir zu zweit
Und niemand hat gesehen
Das sondre Vogelpaar,
Das hoch im Windewehen
Vor
Glücke schwindlig war.
_____
Liebe
Es ist ein
Glück zu wissen, daß du bist,
Von dir zu träumen hohe Wonne ist,
Nach dir sich sehnen macht zum Traum die Zeit,
Bei dir zu sein, ist ganze Seligkeit.
_____
Glück
Ich bin so voll von Liebe,
Wie die Traube ist voll von Süße,
Mein Herz ist wie im Sommer
Der volle Apfelbaum.
Ich gehe stille Wege
Mit ruhigem Gemüte,
Der hohe blaue Himmel
Ist mir kein leerer Raum.
Ich bin mit allem Leben
Verwurzelt und verwachsen,
Die Sonne ist meine Mutter,
Gott ist mein schönster Traum.
_____
Ihr Mund
Ihr Mund ist schön. Nicht vieles auf der Welt
Ist schön wie dieser Mund, so völlig schön,
Daß ich ergriffen bin, denk ich daran.
Ihr Mund ist schön. Aus diesem Munde kann
Kein schlechtes Wort, kein böses Lachen wehn;
Von diesem Mund zu träumen ist schon
Glück.
Ich werd ihn wiedersehn. Dann bin ich froh,
Wie nach dem Winter, wenn es Frühling ist:
Oh Leben, allerseligstes Geschenk!
Reinheit und Güte sind auf ihm gepaart,
Dort hat die kleinste Lüge keine Statt;
Mein höchster Eid ist Schwur bei ihrem Mund.
Wie
glücklich bin ich! Stößt mich Gram und Leid,
So denk ich, wie sie schön ist, wie ihr Mund
Klar lächeln kann, und alles ist verscheucht.
_____
Letzte Bitte
Laß mich noch einmal dir ins schwarze Auge sehn,
Laß mich noch einmal tief ins heiße Dunkel senken
Den trunkenen Blick, dann will ich weitergehn
Und dich vergessen … Nur in harter Zeit,
Wenn sich der Sehnsucht Augen rückwärts lenken,
Wenn meine Seele nach Vergangenem schreit,
Dann will ich jenes einen Blicks gedenken,
Des liebeheißen, gütereichen Blicks,
Der mir im Bann versagenden Geschicks
Das Herz zu einem schmerzentiefen
Glück geweiht.
_____
Du, mein
Glück
Meine Seele, eine Taube,
Lang verflogen und verirrt,
Regt nun zwischen lauter Blüten
Auf dem schönsten Frühlingsbaume
Ihre Flügel leis vor
Glück.
Du mein Baum voll lauter Blüten!
Du mein
Glück! Du meine Ruh!
Meiner Sehnsucht weiße Taube
Regt die Flügel, regt die Flügel
Dir im Schoße. Süße! Süße!
Welch ein Wunder: Ich und du!
_____
Fröhliche Zuversicht
Nun ist die Blütenzeit vorbei,
Die grüne Wiese gilbt sich schon.
Vergangen ist der Mai.
Im Busch ein kleiner Vogel singt
Ein lautes Lied vom
Glück, vom
Glück,
Das nun der Sommer bringt:
Die Blütenfrucht, die junge Brut,
Das stille Reifen überall,
Des Segens schwere Flut.
Vom Nachbarbusch antwortet fein
Das Weibchen seinem
Glücksgesang;
Nun singen sie zu Zwein.
Zu Zwein zu Zwein! Das war im Mai,
Da mir das
Glück zu Zwein bescheert.
Schnell ging das
Glück vorbei.
Es schwand im Blütenüberschwang,
Es hallte leise, leise aus,
Wie ferner Mädchensang.
In meinem Herzen lind und warm
Verglimmt's wie Abendsonnenschein;
Mein Herz ist ohne Harm.
Mit Lachen flog mir fort das
Glück,
Ich aber weiß: im nächsten Mai
Kehrt's lachend mir zurück.
_____
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Schlief die Liebe daß sie nun erwachte,
da sie keiner von uns aufgeweckt?
da es keiner wagte, keiner dachte,
da wir zitterten vom
Glück erschreckt?
Nacht umstand uns und die Sterne zogen
uns vorbei zu stillen Bergen hin.
Lied der Grillen schwang und Düfte flogen
über unsre offenen Seelen hin.
Nichts geschah und alles war geschehen:
Ewiger Augenblick hat uns betaut.
Wir gestanden ohne zu gestehen
da uns Schweigende die Nacht vertraut.
Stumm Beseelte so des
Glückes voll
daß wir sterbend unsre Hände faßten -
bis der erste Vogelruf erscholl
und die Sterne über uns verblaßten.
_____
Ernst Blass (1890-1939)
An Gladys
O du, mein holder
Abendstern ...
Richard Wagner
So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht,
Den schwarzen Hut auf meinem Dichterhaupt.
Die Straßen komme ich entlang geweht,
Mit weichem
Glücke bin ich ganz belaubt.
Es ist halb eins, das ist ja noch nicht spät ...
Laternen schlummern süß und schneebestaubt.
Ach, wenn jetzt nur kein Weib an mich gerät
Mit Worten, schnöde, roh und unerlaubt!
Die Straßen komme ich entlang geweht,
Die Lichter scheinen sanft aus mir zu saugen,
Was mich vorhin noch von den Menschen trennte;
So seltsam bin ich, der die Nacht durchgeht ...
Freundin, wenn ich jetzt dir begegnen könnte,
Ich bin so sanft, mit meinen blauen Augen!
_____
Dein Aug' ist wie der Mond auf meinen Wellen,
Geliebt ein Herrscher über Ebb' und Flut.
Ich fühle mächtig meine Kräfte schwellen,
Und strömend find' ich mich gesund und gut.
Befreiung rauscht in mir aus allen Quellen
In Atem, Träne, Blickeslust und Blut.
Was klug verwahrt lag an geschützten Stellen,
Wirft selig sich in die ersehnte Glut.
Die abgeschlossenen Zellen sind nun offen,
Das Tor sprang auf: da ist der bunte Weg,
Auf dem du gehst. Nun darf ich alles hoffen.
Und überströmt bin ich von
Glück und leg'
Das Haupt sanft auf die jugendliche Au:
Da leuchtet über mir des Himmels Blau.
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Clara Blüthgen
(1856-1934)
Nachklang
Rose der Liebe, in Schuld entsprossen,
in Qual erblüht, mit Thränen begossen,
o laß an Deinem Duft mich berauschen -
die Seligkeit sollt ich um
Alltagsglück tauschen?
Ich will kein langes, kein reuloses
Glück,
Vollwonne nur einen Augenblick.
Mein heimliches
Glück, einer andern geraubt,
mein ist es dennoch, stolz heb ich das Haupt,
von der Sitte verdammt, von der Welt getadelt,
durch Sünde geächtet, durch Liebe geadelt.
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Udo Brachvogel
(1835-1913)
Mein
Glück
Du neigst bezaubert Dich der Philomele,
Dein Ohr trinkt schwelgend ihrer Lieder Schmerz,
Entzücken streut ihr Wohllaut in die Seele,
Und dennoch bricht in jedem Ton ihr Herz.
Fühlst Du das nicht? So neigst Du Dich beglücket
Zu mir, deß Lied Dein Lächeln oft gekrönt;
O ahne nimmer, daß, was Dich entzücket,
Aus einem todesmüden Busen tönt.
Vergieb, wenn ich den Ton der Lust nicht finde
Zu preisen Dich, von Deiner Huld berauscht,
Ich ahne Sturm im leichten Abendwinde,
Das Gift aus jedem Blumenschooße lauscht.
Das ist mein
Glück, daß um mein
Glück ich bebe,
Daß halb mir nur erscheinet sein Besitz,
Denn kommt die Zeit, daß ich zurück es gebe,
Wie trüge da mein Haupt den Todesblitz?
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Antonie Brehmer-Gaffron
(1833-1908)
Die Dämmerstunde sinkt hernieder
Die Dämmerstunde sinkt hernieder,
Und nieder senkt sich in's Gemüt
Erinnerung an einst'ges Träumen,
Wie's oft durch unsre Seele zieht.
Da blickst du wieder auf mich nieder
Mit jenem fragend tiefen Blick -
O, warum blieb das
Glück nur Träumen,
Und nur ein Traum mein ganzes
Glück.
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Carl Busse (1872-1918)
Liebesfülle
Nun sei getrost, nun muß die Trübsal enden,
Ein Weilchen noch - wir stehn in lauter
Glück;
Gescheucht von meinen Händen,
Flieht alles Dunkle weit zurück.
An meine Brust sollst du dein Köpfchen legen,
Mein junges Herz soll deine Stätte sein,
Das ist so reich und ist so voll von Segen,
Du bist ja mein ...
Der Lärm der Welt verbrandet stetig linder,
Weitab, weitab - er stört uns nicht,
Wir sehn geblendet wie zwei selige Kinder
In lauter Licht.
Ein ew'ger Sommer unser ganzes Leben,
Und bringt der Juni Rosen uns zurück,
Dann ist es Zeit, dann soll es Hochzeit geben,
Mein Lieb, mein
Glück. -
_____
Fünfblatt
In den grünen Büschen, da hab' ich gesteckt
Den Vormittag schon und den Nachmittag auch,
Mich haben die kleinen Blüten geneckt,
Die Lila-Blüten am Fliederstrauch.
Sacht blies mir der Winde vergnügliches Wehn
Die duftenden Trauben um Haar und Gesicht,
Ein Fünfblatt wollt ich mir suchen gehn,
Das Fünfblatt des
Glückes, das fand ich nicht.
Da kamst du gesprungen zum Garten herein,
Mein blonder Wildfang, mein flüchtiges Reh,
Da ließ ich das Fünfblatt Fünfblatt sein
Und sagte den leuchtenden Büschen Ade.
Nun wiegte der Liebe Lichtmelodie
In
Glück uns beide, uns beide in Traum,
Und der Kuckuk rief und der Kuckuk schrie
Siebenmal vom Baum, siebenmal vom Baum.
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Carmen Sylva (1843-1916)
Der Falter
Es ist das
Glück ein Schmetterling,
Der flattert, farbenprächtig,
Von Blum zu Blume, schlürft den Thau
Und schaukelt sich bedächtig.
Sein Weg ist Luft, sein Lieben Rausch,
Sein Sinn dem Licht entgegen,
Nicht Körper-, nicht Gedankenlast
Hemmt seiner Flügel Regen.
Doch ach! die Farbenpracht ist Staub,
Sein Leben eine Stunde,
Sein Lieben ist ein Augenblick,
In duftger Blüthenrunde.
O rühre nicht den Falter an,
Zu hart sind Deine Hände,
Zu dumpf ist Deines Hauses Luft,
Zu rauh sind seine Wände.
Er flattert sich die Flügel lahm,
Und streift den Staub von hinnen; -
Im Abendschatten liegt er todt,
Und Deine Thränen rinnen.
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Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!
Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das
Glück,
Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück.
Hab'
überglücklich mich geschätzt,
Bin
überglücklich aber jetzt.
Nur die da säugt, nur die da liebt
Das Kind, dem sie die Nahrung gibt;
Nur eine Mutter weiß allein,
Was lieben heißt und
glücklich sein.
O, wie bedaur' ich doch den Mann,
Der
Mutterglück nicht fühlen kann!
Du schauest mich an und lächelst dazu,
Du lieber, lieber Engel, du!
An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!
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Ada Christen (1839-1901)
Küsse mich, denn, ach! sie bluten
Alle noch die alten Wunden,
Küsse mich, daß ich vergesse
Alle die verfluchten Stunden!
Laß mich von den süßen Lippen
Wieder
Glück und Liebe saugen,
Laß mich sterben, überstrahlet
Von dem Himmel deiner Augen!
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Peter Cornelius
(1824-1874)
Aus Eden
Der Engel mit dem Flammenschwerte wies
Adam und Eva aus dem Paradies.
Nicht umzuschauen wagte Adam mehr
Auf seinem Pfade sonder Wiederkehr.
Doch Eva wandte zum verlornen
Glück
Noch einmal schmerzlich scheu den Blick zurück.
Da sog sie noch den fernen Widerschein
Der Edenhelle in die Augen ein.
Da sank vom Scheidegruß der Nachtigall
Noch in ihr Herz der letzte Widerhall.
Der Schimmer blieb in ihren Augen stehn,
Der Ton im Herzen wollte nicht vergehn.
Von allen Edenwonnen, die entflohn,
Blieb ihr ein Schimmer und ein leiser Ton.
So weht noch heut' ein Echo sel'ger Lust
In holder Frauen Blick und stiller Brust.
Ich hab' den Schimmer dir im Aug' geschaut.
Dem Ton gelauscht in deiner Stimme Laut.
Sie gaben Kunde, die ich selig pries,
Vom Pfade zum verlornen Paradies.
_____
An den Traum
Öffne mir die goldne Pforte,
Traum, zu deinem Wunderhain,
Was mir blühte und verdorrte
Laß mir blühend neu gedeihn.
Zeige mir die heil'gen Orte
Meiner Wonne, meiner Pein,
Laß mich lauschen holdem Worte,
Liebesstrahlen saugen ein.
Öffne mir die goldne Pforte,
Traum, o laß mich
glücklich sein!
_____
Der Liebe Lohn
Süß tönt Gesanges Hauch,
Wenn alles ruht,
Süß tönt das Rieseln auch
Perlender Flut,
Süß tönet Glockenklang
Von ferner Berge Hang,
Und noch viel schönren Schall
Singet die Nachtigall
Ins Blütenall:
Aber der schönste Ton
War meiner Liebe Lohn,
Da du mich fest umschlangst,
Lieblich ins Ohr mir sangst
Wonnigen Laut:
"Sei meine Braut!"
Schön ist der Blume Glanz,
Schillernd im Tau,
Schön ist der Sternenkranz
Himmlischer Au,
Schön ist des Mondes Licht,
Das sich an Wogen bricht,
Und noch viel hell're Pracht
Wecket nach tiefer Nacht
Der Sonne Macht:
Aber am hellsten tagt,
Was mir dein Auge sagt,
Daß du dein Herz mir weihst,
Seliges
Glück verleihst,
Alles mir gibst:
Daß du mich liebst!
_____
Märchenwunder
Nun laß mich träumen, laß mich schwärmen,
Mich ruhen still an deiner Brust,
Voll süßem Bangen, bittrem Härmen,
Ach und unendlich hoher Lust.
O laß mich sinnend noch gedenken
Der sehnsuchtsvollen Hoffnungszeit,
Erinn'rung, laß die Flügel senken
Still über meine Seligkeit!
Ich träumte in der Kindheit Tagen
Das Märchen, das sich heut' begibt;
Zur Wahrheit werden Wundersagen,
Wenn sich zwei Herzen treu geliebt.
Und gleich' ich nicht dem Königskinde,
Das überdacht von Rosen schlief,
Bis eine Stimme, süß und linde,
Zum Leben es aus Träumen rief?
Und dann ein freudiges Bewegen,
Und Festgeläut und Kuß auf Kuß,
Und langer Jahre
Glück und Segen;
Das ist des Märchens schöner Schluß.
_____
Stoßseufzer
Sehnen! Sehnen! gib uns frei!
Glück der Liebe! komm herbei!
Täuschung! ende doch dein Spiel!
Hoffnung! zeig' ein goldnes Ziel!
Liebe! schürtest du die Flammen,
Leben! gib uns auch zusammen!
Welt! verleg' uns nicht den Lauf!
Eden! Eden! tu' dich auf!
_____
Nie einen Kuß!
Nimm nie zum Abschied einen Kuß,
Das wär' ein Punkt, es wär' ein Schluß.
Mußt einen Doppelpunkt erringen,
Dann mög' der Nachsatz
Glück dir bringen.
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
Die Liebe
Ach, gibt es ein göttlicher Weh als die Liebe,
Gibt es ein köstlicher
Glück als ihr Leid,
Streift sie auch nur mit dem Finger dein Kleid
Mitten im sinnlosen Straßengetriebe!
Liebe fühlt fein, wie ein Nackter im Grase,
Liebe im Aug' sieht den Winter noch grün,
Macht auch den Waffenlosen todkühn
Und trutzig dein Herz zum Prellstein der Straße.
Mehr als die Weisen kann Liebe begreifen,
Liebe gibt tausend Glühlampen dem Geist,
Liebe hat alle Sternbahnen bereist,
Liebe ist rund um das Weltall ein Reifen.
Mit dem Liebe gerungen, der nur ist Ringer,
Wer um Liebe gelitten, der nur hat Ruhm;
Wer die Liebe verschwiegen, der nur war stumm;
Wer aus Liebe gesungen, der nur war Singer.
_____
Die Uhr zeigt heute keine Zeit
Ich bin so
glücklich von deinen Küssen,
Daß alle Dinge es spüren müssen.
Mein Herz in wogender Brust mir liegt,
Wie sich ein Kahn im Schilfe wiegt.
Und fällt auch Regen heut ohne Ende,
Es regnet Blumen in meine Hände.
Die Stund', die so durchs Zimmer geht,
Auf keiner Uhr als Ziffer steht;
Die Uhr zeigt heute keine Zeit,
Sie deutet hinaus in die Ewigkeit.
_____
Mit Uhren zählt man nur die Qualen
Mein Ohr belauscht die Nacht,
Der Fluß rauscht mild.
Kein Wind kommt aufgebauscht,
Die Stille Blicke mit der Stille tauscht.
Ich höre alle Uhren schlagen mit Bedacht,
Die dir die Stunden laut vorrechnend sagen.
Mit Uhren zählt man nur die Qualen.
Der
Glückliche hat alle Uhren satt und kann es wagen,
Nach Lust zu leben ohne Zifferblatt und Zahlen.
_____
Nenn' dich meine Wiesen
Möchte deinen Leib
Keinen Garten nennen,
Wo sich Blum' und Mensch
Nur vom Sehen kennen.
Möchte deinen Leib
Nennen meine Wiesen,
Wo Heilwurzeln würzig
Und Labkräutlein sprießen.
Winzig kleine Blüten,
Kaum sichtbar wie Sterne,
Hausen dort urwüchsig,
Wirken stark zur Ferne.
Darf mich dort zum Schlummer
In den
Glücksklee legen,
Er vertreibt den Kummer.
Nie in einem Garten
Könnt' ich in den Beeten
Ruhen in den harten.
Nenn' dich meine Wiesen,
Wo mir Kraft und Freude
Herzerquickend sprießen.
_____
Jakob Julius David
(1859-1906)
Gleichnis
Aus des
Glückes
Prunkvoll reichem,
Rings mit tausend
Bildern geschmücktem
Taumelpokale
Tat ich den ersten
Lechzenden Zug.
Und zum ersten Male
Ist nun ein lieber
Traum meines einsamen
Lagers Geselle.
Du gabst mir ihn.
O laß ihn mir weilen!
Das scheue Seelchen,
Scheuch' es mir nimmer!
Daß Wohlduft und Süße
Mein Tiefstes erfülle,
Daß mir es ergehe
Wie jenem, den einstmals
Ein mächtiger Traumgott
Nachts seiner Heimat
Klingendem, ewigem,
Schauderndem Froste
Südwärts enttrug.
Er sah und staunte:
Sah fremde Blumen,
Sah Quellen schreiten
Durch grünendes Land,
Und horchte verwundert
Hellstimmiger Vögel
Tönendem, süßem
Frühlingsgesang.
Und da er erwachte,
Da blieb ihm in tiefster
Verschwiegenster Seele
Ein heimliches
Glück,
Im ewigen Winter
Ein Frühlingserinnern:
An eine Nachtigall,
Die ihm geschlagen,
An eine Stunde,
Die er genossen,
An eine Rose,
Deren Duft gespenstig
Und dennoch hold
Des wieder Einsamen
Träume durchwebte ...
_____
Marie Eugenie Delle
Grazie (1864-1931)
Vergangen
Ich denke hin, ich denke her,
Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
Meine Seele faßt ein Bangen;
O sagt, wo ist die süße Zeit,
Voll Liebeslust und Seligkeit?
Vergangen, ach vergangen!
O sagt, wo ist der gold'ne Tag,
Da ich an seinem Herzen lag,
Von seinem Arm umfangen,
Da mir die schönste Thrän' entquoll,
Die Brust von Lieb und Wonne schwoll?
Vergangen, ach vergangen!
O sagt, wo ist die schöne Stund',
Da ich an seinem trauten Mund
Voll Himmelslust gehangen,
Da ich ihm tief in's Aug geschaut,
Ihm Alles, Alles anvertraut?
Vergangen, ach vergangen!
Ich denke hin, ich denke her,
Mein Sinn wird trüb, mein Herz wird schwer,
Meine Seele faßt ein Bangen;
O sagt, wo ist mein ganzes
Glück?
Ach Gott, es kehrt wohl nie zurück,
Vergangen bleibt vergangen!
_____
Die Augen des Geliebten
Welche Wonne, welch' Entzücken,
Liebster in Dein Aug' zu blicken,
Das so tief, so sehnend blaut,
Das vom reinsten
Glücke trunken,
Freude sprüht in hellen Funken
Wonnesam und liebetraut.
Was die Welt an Schönem heget,
Was das Menschenherz beweget,
Lacht aus Deinem Aug' mich an,
Und ich fühl mit süßem Bangen,
Daß der Seele Gluthverlangen
Nicht ein leerer, eitler Wahn.
War mein Leben doch so trübe,
Ohne Hoffnung, ohne Liebe,
War das
Glück mir doch so fern,
Eh' mit himmlischem Gefunkel
Durch das tiefe Schmerzensdunkel
Hold erglänzt mir dieser Stern.
Und so mög' er ewig glühen,
Ewig
Glück und Wonne sprühen
Aus der Seele tiefstem Schacht,
Daß mein Herz von Lieb durchdrungen,
Und von sel'ger Lust durchklungen,
Froh zu neuem Sein erwacht.
_____
Felix Dörmann (1870-1928)
O laß bei Dir mich wohnen,
Bei Dir mich immer sein,
Erlösung kann mir werden
Bei Dir, bei Dir allein.
Denn nur bei Dir ist Frieden
Und stilles, tiefes
Glück,
O sei nicht grausam, stoß' mich
Nicht in die Nacht zurück.
_____
Stumme Liebe
Selig, willenlos dahingegeben,
Ruht der schlanke Leib in meinen Armen,
Und die feuchten, vollen Lippen suchen
Leise die meinen.
Aber keine Liebesworte schauern
Aus bedrängtem Busen weich ans Ohr mir;
Nur die dunklen, angstvoll großen Augen
Leuchten vor Liebe.
Schweigend pressen sich die heißen Hände,
Sprechen sich die Geister und die Herzen,
Und geheimnisvoll beschleicht die Seele
Ahnung des
Glücks.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Schwärmerei
Meiner Liebe Freuden
Sind ein ewig Scheiden,
Und ein banges Meiden
Meiner Liebe Lust.
Gerne möcht' ich sagen:
Endet nun, ihr Klagen, -
Aber neue tragen
Muß ich in der Brust.
Kaum das
Glück genossen,
Mund an Mund zerflossen,
Herz an Herz geschlossen,
Trennt uns das Geschick;
Und mein tiefes Sehnen
Perlt in heißen Thränen,
Klagt in leisen Tönen
Um verlor'nes
Glück.
Muß denn im Entbehren
Und in stillen Zähren
Liebe sich verklären,
Und in tiefem Leid?
Wird man ewig reißen
Mich aus deinen Kreisen,
Wird es niemals heißen:
Dein in Ewigkeit?
Oder trübe Zeiten
Sollen vorbereiten
Künft'gen Seligkeiten
Mein gebeugtes Herz?
O, wie ich dann diese
Qualen alle priese,
Denn zum Paradiese
Würde so der Schmerz.
Ach, erscheine Stunde,
Heile meine Wunde,
Gib zum ew'gen Bunde
Sie, die mich beseelt:
Ob ich es ertrüge,
Ob ich unterliege
Bei des Herzens Siege,
Weiß der Herr der Welt!
Aber wenn der Einen
Ich mich darf vereinen,
Glück, dann preis' ich deinen
Sel'gen Zauberstab;
Und wenn ich erbleiche,
Da ich sie erreiche,
Reg' ich noch als Leiche
Jubelnd mich im Grab.
_____
Was Frühling und Gesang
Und Sonnenlicht,
Ihr machtet mir nur bang,
Wär Liebe nicht!
Zwar ist die Blume schön,
Die Welle klar,
Und Nachtigallgetön
Gar wunderbar.
Doch vollen Zauber gibt
Erst Liebe euch;
Es fühlt sich, wer verliebt,
Den Göttern gleich.
Ihm singt die Nachtigall
In Hymnen
Glück,
Es spiegelt Wasserfall
Ihm
Glück zurück;
Glück deutet ihm das Grün,
Des Himmels Blau,
Und
Glück ist rings um ihn,
Wohin er schau'.
Und schlummert er, so lullt
Das
Glück ihn ein,
Von Engeln und von Huld
Träumt er allein.
Und stirbt er, so war
Glück
Sein Lebenslauf,
Und jenseits schlägt den Blick
Er
glücklich auf.
_____
Einmal geseh'n nach langer Zeit,
Herz, lerne dich begnügen,
Und schlürf' des Anblicks Seligkeit
In langen, langen Zügen.
O
Glück, du wollest nur mit Qual
Die Sehnsucht mir belügen,
Und bietest nun mit einemmal
Mir stille Freuden ohne Zahl
Und namenlos Vergnügen.
_____
Ein
Glück, daß Niemand deinen süßen Lippen
Es ansieht, wen
beglückt ihr heißer Kuß;
Ein
Glück, daß man, um Seligkeit zu nippen,
Nicht bei der Welt Erlaubniß betteln muß;
Ein
Glück, daß Herzen mit dem ersten Schlage
Sich ganz verstehn, wenn sie einander lieb:
Ein Unglück, daß dem Zauber jener Tage
Ein allzutreu Gedächtniß mir verblieb!
_____
O nennt mich eitel nicht, weil ich mein Loos,
Als wär' es des Verdienstes Krone, male:
O nein, unwürdig wohl, und
glücklich blos,
Sonn' ich mich in dem reichsten Liebestrahle. -
Doch ist mein
Glück so überschwenglich groß,
Daß ich, wenn ich nur etwas euch verriethe,
Leicht in den Schein der Eitelkeit geriethe, -
Indeß so reich ist meines Segens Masse,
Daß ich sie selber noch nicht ganz erfasse.
_____
Liebe
Liebe kommt auf allen Wegen
Dir entgegen,
Lieb' ist immer nah;
Mußt sie nur vorbei nicht lassen
Und erfassen,
Wenn sie eben da.
Wenn du da, wo du dich täuschest,
Liebe heischest,
Ist der Fehler dein;
Von der Tulpe stolzem Prangen
Duft verlangen,
Fällt nur Thoren ein.
Lieb' errathen, ihre Bahnen
Leise ahnen,
Kann nur Herz und Blick.
Ohne Lauschen doch sie finden
Und sie binden,
Ist ein
Götterglück.
Knüpfe nicht mit dem Verstande
Liebesbande,
Sondern mit Gefühl;
Solches Netz schön ausgehangen
Wird sie fangen,
Denn sie liebt dies Spiel.
Nütze wohl die Augenblicke,
Rück' und schicke
Dich in ihre Gunst;
Denn nicht irres Weiterschweifen,
Das Ergreifen
Ist der Liebe Kunst.
Nicht in Träumen zu erstreben,
Nur im Leben
Ist das
Glück dir nah.
Liebe kommt auf allen Wegen
Dir entgegen,
Lieb' ist immer da!
_____
Demeter Dudumi (um 1856)
Ein einziger - kleiner Augenblick
War meines Lebens größtes
Glück;
Um Kronen gäb' ich nicht zurück
Den einzigen - kleinen Augenblick!
Ein einziger - kleiner Augenblick
Ist unser kurzes Leben hier;
Doch deine Lieb' verewigt mir
Den einzigen - kleinen Augenblick!
_____
Ida von Düringsfeld
(1815-1876)
Thränen im
Glücke
Du mußt dich nicht bekümmern,
Wenn einmal auch geschwind
Beschattet meine Stirn ist,
Die Augen voll Thränen sind.
Am hellsten Sonnentage,
Schwebt da ein Wölkchen nicht
Manchmal zwischen die Gegend
Und das gewaltige Licht?
Auf Augenblicke ruht dann
Alles in Schatten gehüllt,
Und doch ist's von des Lichtes
Herrlicher Macht erfüllt.
Also kann in der Liebe
Leben athmen die Frau,
Und dennoch an ihren Wimpern
Zittern der Thräne Thau.
_____
Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Der
Glückliche
Ich hab' ein Liebchen lieb recht von Herzen.
Hellfrische Augen hat's wie zwei Kerzen,
Und wo sie spielend streifen das Feld,
Ach wie so lustig glänzet die Welt!
Wie in der Waldnacht zwischen den Schlüften
Plötzlich die Täler sonnig sich klüften,
Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts
Blühende Wildnis - so ist mein Herz!
Wie vom Gebirge in's Meer zu schauen,
Wie wenn der Seefalk, hangend im Blauen,
Zuruft der dämmernden Erd', wo sie blieb? -
So unermeßlich ist rechte Lieb'!
_____
Liedchen
Wie jauchzt meine Seele
Und singet in sich!
Kaum daß ich's verhehle,
So
glücklich bin ich.
Rings Menschen sich drehen
Und reden gescheut,
Ich kann nichts verstehen,
So fröhlich zerstreut. -
Zu eng wird das Zimmer,
Wie glänzet das Feld,
Die Täler voll Schimmer,
Weit, herrlich die Welt!
Gepreßt bricht die Freude
Durch Riegel und Schloß,
Fort über die Heide!
Ach, hätt' ich ein Roß! -
Und frag' ich und sinn' ich,
Wie so mir geschehn? -
Mein Liebchen herzinnig,
Das soll ich heut' sehn.
_____
Ludwig Eichrodt
(1827-1892)
Liebeslied
Es ist so gut und leicht gesagt,
Ich liebe, liebe dich,
Man hat so schnell sich eingeliebt,
So ganz herzinniglich.
Man fällt sich um den Hals und küßt,
Bis man vor Liebe trunken ist;
Und kann sein
Glück nicht fassen,
Und will sein
Glück nicht lassen.
Und wenn man einmal Abschied nimmt,
Ist man zum Tod betrübt;
Da fühlt man erst, da weiß man erst,
Wie sehr man sich geliebt.
Man küßt sich fort und bleibt allein,
Man weint sich aus und schickt sich drein,
Und träumet unterdessen,
Und kann sich nicht vergessen.
Und süß ist auch, wenn aus der Fern
Die Grüße kommen, gehn -
Was aber drum am schönsten bleibt,
Das ist das Wiedersehn.
Da wird man stumm vor Schreck und Freud,
Und möcht in alle Ewigkeit
Sich aneinander weiden,
Und nun und nimmer scheiden.
_____
Helene von Engelhardt
(1850-1910)
Überreich
In Lenzespracht, in Waldesnacht,
Der Finke schlägt, der Kuckuck lacht,
Maasliebchen blüht und Flieder bunt,
Und wilde Ros' im Waldesgrund.
Und mein ist all die Herrlichkeit,
Und mein die Welt so groß und weit,
Und mein die Ros' im Waldesschooß,
Und mein das
Glück so grenzenlos!
O junger Lenz, mein bist Du, mein,
Mit allem Deinem Sonnenschein!
Mit Lieb' und Nachtigallenchor,
Mit
Glück und wildem Rosenflor!
_____
Otto Ernst (1862-1926)
Ewiges
Glück
Langsam durchschnitt ein Schiff die schwarzen Fluten.
Weit dehnte sich das Meer, unnennbar groß,
Und über ihm im bleichen Mondenstrahle
Stand schimmernd eine Möve, regungslos.
So schwebten unsre Seelen still im Lichte.
Du saßest an des Schiffes Bord gelehnt;
Ich stand vor dir und Auge sank in Auge,
Und unser war, was wir so lang' ersehnt.
Kein Laut entheiligte das süße Schweigen;
Voll war das Herz, und Worte waren weit.
Das
Glück war unermeßlich; aus den Fluten
Und in den Herzen klang's: Unendlichkeit!
Gedenken muß ich jener fernen Stunde,
Da wieder vor uns wogt das blaue Meer.
Hell glänzt der Tag - die Woge rollt zum Strande,
Sie rauscht und sprüht - sonst Stille ringsumher.
Wir ruhn am Ufer, traumversunken beide.
In jener lauten Welt, der wir entflohn,
Da reden sie vom
Glück der reinen Liebe
Fast nur mit Lachen noch und kühlem Hohn.
Wo hastiges Gewinnen und Genießen
Die Seelen eint und von einander reißt,
Da raunten sie mir in das Ohr, daß Liebe
Auch nur ein Rausch für kurze Stunden heißt.
Ins Meer blick ich hinaus: Noch immer haucht es
Ins Herz mir Schauer der Unendlichkeit.
In deinem Auge such ich deine Treue,
Und ruhig lächelt's: "Für die Ewigkeit!"
_____
Tiefglücklich
Das ist der Segen dieser trüben Stunden,
Die mir ein sorgengrauer Himmel sendet:
Die sel'ge Mahnung, daß ich dich gefunden,
Zu der mein Blick aus jeder Nacht sich wendet,
Der Trost, daß meiner heißen Stirn nicht fehle
Die milde Tröstung deiner weichen Wange
Und ich im tiefsten Leid von ganzer Seele
Doch stets nach dir und nur nach dir verlange.
_____
Bruno Ertler (1889-1927)
Drei Stunden
Drei Stunden hat der Tag;
die andern sind ein Warten,
ein langer, harter Weg
zu einem lieben Garten.
Drei Stunden hat mein Tag;
das andre ist leere Zeit,
aber in diesen drei Stunden
ist
Glück und Ewigkeit,
ist Feierabendfrieden
und aller Unrast Ruh’,
Ziel alles Heimverlangens —
In diesen drei Stunden bist du —
_____
Stille Stunde
Mein Herz geht still.
Es stürmt nicht mehr
und stockt nicht mehr,
es singt ein Lied
in ruhigem Takt,
ein reiches, abendtiefes Lied,
ein Lied vom
Glück.
Mein Herz, das rang
und zuckend litt —
es schmerzt nicht mehr,
es zittert nicht,
es singt ein Lied:
Ich hab' dich lieb — du hast mich lieb — —
Mein Herz geht still —
_____
Gisela Etzel (1880-1918)
Mein Tag ist so von Liebe ganz beladen,
Daß ich erschauernd wie durch Wonnen gehe,
Vor Traum nichts Wirkliches mehr sehe,
Nur selig fühle heilig starke Gnaden.
O so in lindem Regen sich zu baden
Von Zärtlichkeiten, Tag um Tag genossen,
Und von Erinnern völlig eingeschlossen
Hinwandeln an der Liebe Lustgestaden /
Das ist ein
Glück, als ob mit jungen Händen
Ein Gott vom Lebensbaum mir Früchte bricht,
Sie stumm und ragend reicht im Sonnenlicht,
Das uns mit tausend emsigen Strahlenbränden
/ Zwei fremde Blüten, die sich nie sonst fänden /
In Schicksalslaune eng zusammenflicht.
_____
Seit ich dich liebe, habe ich ein Fühlen,
Als trüge ich mein Herz in offnen Händen,
In das nun alle Schmerzen niederfielen,
Die sich nur je bei Liebe nahe fänden.
Und tief befangen leb ich meine Tage
Und blicke strahlend auf die Schmerzen nieder,
Die ich um dich in meinem Herzen trage,
Und küsse sie und singe ihnen Lieder
Und fühle, daß ich sacht zu Tode gehe,
Denn lange läßt sich solche Last nicht tragen:
Zu viel des
Glücks, daß ich nun vor mir sehe
So ewige Lust von liebeseligen Tagen!
Ich weiß gewiß, daß solches Zudirflammen,
Wie ich jetzt fühle, nur noch Sterben kennt:
So schweres
Glück fällt tief mit Leid zusammen,
Und Tod nur ist, der beides wieder trennt.
_____
Gleich Glockenläuten branden auf in mir
Die tausend Wogen deiner Zärtlichkeiten,
Mit denen du mich gestern überschüttet.
Heut ist es Alltag, und ich gehe hin
Mit Kleidern angetan vor aller Blicken /
Und fühlte nie doch meinen Leib so nackt,
So heißbelebt und jäh durchpulst von
Glück!
Wie strahlt mein Blick, der nichts als Eines sieht:
Ein Antlitz über mir, das in Verzückung
Dies hingegebne wehe Lächeln formt,
Das wilder lockt als lauter Wollustschrei.
Wie glüht mein Mund / der nichts als Eines fühlt:
Den reinen Duft von lauter roten Rosen,
Die kühlen Tau in meine Lippen pressen.
Wie lauscht mein Ohr / und hört doch nur ein Kosen,
Als rieselten aus roten Rosen Worte
Voll fremder Glut mir über Hals und Nacken.
Wie fassen meine Hände
So liebreich heute alle Dinge an,
Als glitten sie an sanft geschwelltem Bogen
Von Hüften hin, die hart in meine Lenden
Den tiefsten Rausch, den Gott uns gab, vollenden.
_____
Und daß man letzten Endes einsam ist,
Dies dunkle Wissen, das in Tiefen lauert,
Ist wie Gespenst, das mir am Wege kauert,
Damit mein Schritt sein Mahnen nicht vergißt.
Wenn kühn der Geist erstrebte Höhen mißt,
Wenn Blick in Blick und Herz in Herz erschauert,
Ist doch dies Wissen da, das mich ummauert:
Nur atemlang ist alles Findens Frist.
O welch ein
Glück, sich traumlos hinzuschenken,
In andres Dasein eingebettet sein,
Für sich nichts suchen und für sich nichts denken,
Nur blumegleich sich wurzelfest versenken
Und duftend blühn in fremdem Sonnenschein /
Nie mehr verstört / und nie, nie mehr allein!
_____
Gustav Falke (1853-1916)
Auf der Jagd
Schmale Wege gingen wir
Hand in Hand,
Schmetterlinge fingen wir
hart an eines Abgrunds Rand.
Und mit jedem Falter glaubten wir
gleich das
Glück, das
Glück gefangen,
doch die Finger nur bestaubten wir,
und der schöne Schimmer war vergangen.
Aber nie genug.
Immer reizt der Flug
dieser bunten Gaukler uns zum Fang.
Dort, den Weg entlang,
quer jetzt. Wie er lacht.
Pfauenaugenpracht.
Hasch ihn. Da. Das
Glück.
Über Tiefen. Halt! Zurück!
Hoch im Sonnenglanz
Faltentaumeltanz,
aber unten droht die schwarze Nacht.
_____
An ***
Was ich dir verdanke?
Goldenen Tag und Traum,
des
Glücks eine blühende Ranke
um meinen Lebensbaum,
eine Liebe, die im Verzichten
schweren Sieg errang,
und für mein Singen und Dichten
einen reinen, keuschen Klang.
_____
Fromm
Der Mond scheint auf mein Lager,
ich schlafe nicht,
meine gefalteten Hände ruhen
in seinem Licht.
Meine Seele ist still, sie kehrte
von Gott zurück,
und mein Herz hat nur einen Gedanken:
Dich und dein
Glück.
_____
August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben (1798-1874)
Mein Stern
Ich fragt einen Stern am Himmel:
Willst du mein
Glückstern sein?
So oft ich ihn sah und fragte,
Gab er gar lieblichen Schein.
Ich sah ihn jeden Abend,
Er lächelte stets mir zu
Und sandte Trost hernieder
Und Frieden mir und Ruh.
Er war mein treuer Begleiter
Durch manche düstre Nacht,
Hat meine Pfade beleuchtet,
Mich immer ans Ziel gebracht.
Jetzt ist mein Stern verschwunden
Mit seinem lieblichen Licht.
Mir glänzen unzählige Sterne,
Er aber glänzt mir nicht.
Von all den unzähligen Sternen
Warst du, mein Liebchen, mein Stern,
Einst meinem Herzen so nahe,
Und jetzt so fern, so fern!
_____
Liebesglück
In jedes Haus, wo Liebe wohnt,
Da scheint hinein auch Sonn und Mond;
Und ist es noch so ärmlich klein,
So kommt der Frühling doch hinein.
Der Frühling schmückt das kleinste Haus
Mit frischem Grün und Blumen aus,
Legt Freud in Schüssel, Schrank und Schrein,
Gießt Freud in unsre Gläser ein.
Und wenn im letzten Abendrot
An unser Häuschen klopft der Tod,
So reichen wir ihm gern die Hand,
Er führt uns in ein bessres Land.
_____
O
glücklich,
wer ein Herz gefunden!
O
glücklich, wer ein
Herz gefunden,
Das nur in Liebe denkt und sinnt
Und mit der Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt!
Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,
Da muß des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.
Die Liebe, nur die Lieb ist Leben:
Kannst du dein Herz der Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! Die ganze Welt ist dein!
_____
Siehe, der Frühling währet nicht lang
Siehe, der Frühling währet nicht lang:
Bald ist verhallt der Nachtigall Sang.
Blühen noch heute Blumen im Feld,
Morgen ist öd und traurig die Welt.
Aber der Liebe selige Lust
Ist sich des Wandels nimmer bewußt.
Alles auf Erden hat seine Zeit;
Frühling und Winter, Freuden und Leid,
Hoffen und Fürchten, Ruhn und sich Mühn,
Hoffen und Scheiden, Welken und Blühn.
Aber der Liebe selige Lust
Ist sich des Wandels nimmer bewußt.
Weil uns des Lebens Sonne noch scheint,
Wollen wir leben liebend vereint,
Wollen der Zukunft Wetter nicht scheun,
Wollen des Augenblicks uns erfreun!
Was auch des Himmels Fügung uns gibt,
Glücklich ist nur das Herz, das da liebt!
_____
Nur liebend ist dein Herz ein Herz
Was ist die Welt, wenn sie mit dir
Durch Liebe nicht verbunden?
Was ist die Welt, wenn du in ihr
Nicht Liebe hast gefunden?
Verklage nicht in deinem Schmerz
Des Herzens schönste Triebe!
Nur liebend ist dein Herz ein Herz,
Was ist es ohne Liebe?
Wenn du die Liebe nicht gewannst,
Wie kannst du es ermessen,
Ob du ein
Glück gewinnen kannst,
Ob du ein
Glück besessen?
_____
Wie's Laub sich herzt im Winde
Wie's Laub sich herzt im Winde,
Hab ich mein Lieb geherzt,
Wohl unter jener Linde
Gar süß mit ihm gescherzt.
Die Blätter von der Linde,
Wie flogen sie geschwinde
Hinaus in alle Welt.
Der Frühling kehret wieder,
Doch keiner bringt zurück,
Mir zurück mein
Liebesglück.
Ihr purpurroten Rosen,
Wie seid ihr früh verblüht!
Du heißes Liebeskosen,
Wie bist du früh verglüht!
Die Blätter von der Rose,
Wie schnell im Windgetose,
Wie schnell verflogen sie!
Der Frühling kehret wieder,
Doch keiner bringt zurück,
Mir zurück mein
Liebesglück.
_____
Karl Ferdinand von Fircks
(1828-1871)
Herzensjubel
Was pocht mir an's Herz, was klingt mir im Ohr,
Was läutet in meinen Gedanken,
Was tastet und blühet an mir empor
Wie spielend umschlingende Ranken?
Es singt mit den Vögeln in Lüften hell,
Es kommt mit dem Winde gezogen,
Es hüpft und tanzt auf dem Wiesenquell,
Es schifft auf den blauen Wogen.
Ich glaube, ich glaube, das
Glück, das
Glück
Ist der Haft des Himmels entronnen
Und tanzt und singt auf der Wanderschaft
Im fröhlichen Lichte der Sonnen.
Und wer es hört singen den Weg entlang,
Dem blühen die Thäler und Hügel,
Und wen es thut streifen auf seinem Gang,
Dem regen im Herzen sich Flügel.
O, wer es zu greifen, zu fangen verständ',
Und wer es dann wüßte zu halten
In tiefer verschwiegener Brust und fromm
Die Hände darüber zu falten!
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Glück und Wehe
Gestern, vom Walde
Zwei Schritte kaum,
Träumte die Freundin
Des Frühlings Traum;
Heute, vom Walde
Zwei Schritte nur,
Blüht er selber
Auf ihrer Spur,
Leuchtet und duftet
Wie nirgend so;
Aber die Freundin
Wo blieb sie, wo?
Deine Blüten,
Du seliges Thal,
Herzt man sie nicht
Mit einemmal?
Tausende dringen
Zu Sinnen mir;
Aber die Seele
Weint nach ihr.
Göttlicher Frühling,
Ersehnter du,
Bist du das
Glück,
Und das Weh dazu?
_____
Mein
Glück
Ich weiß es doch und glaub' es kaum,
So wunderbar ist mir,
Ich geh' am Tag als wie im Traum
Ob all der Lust an dir.
Und doch im tiefsten Traum ist mir
So hell und sonnenklar,
Daß nur ob all der Lust an dir
Die Welt so wunderbar.
Und wenn die Welt als wie im Traum
Vergieng' ob dir und mir,
Ich wüßt' es kaum, ich glaubt' es kaum,
Ob all der Lust an dir.
_____
Der
Glücksgöttin
Heute ganz vor mir enthüllt,
Göttin, sah ich dich,
Und es tränkte, vollgefüllt,
Deine Schale mich.
Was ich träumend kaum geglaubt,
Hast du mir geschenkt,
Hast der Längstersehnten Haupt
Mir an's Herz gesenkt.
Und was Liebe geben kann,
Hat sie gern gewährt,
Was in schönster Stunde man
Seligstes erfährt;
Daß ich weiß von dieser Frist
Wie ich's nie gewußt,
Was dem Mann beschieden ist
An des Weibes Brust. -
Komme nun was kommen mag!
Lust und Leid der Zeit,
Reicht ihr doch an diesen Tag
Nie in Ewigkeit.
_____
Gekrönt
Ich trag' ein herrliches
Glück im Sinn,
Und was ich thue und wo ich bin,
Es schwebt mir um's Haupt sein warmer Glanz
Wie ein unbestrittener Königskranz,
Und die dürftigen Menschen, sie wissen nicht,
Was mir glüht und leuchtet im Angesicht.
Denn daß ich dich besessen habe,
Deren Namen ich tief in der Brust begrabe,
Das bleibt ewiger Preis dem Mann,
Ein Gedanke, der niemals sterben kann.
Und müßt' ich selber zu Grunde geh'n,
Und schwände, du Einzige, Tag und Nacht,
Die Wahrheit bleibt wie die Sonne steh'n,
Daß du zum Könige mich gemacht.
_____
Mein
Glück
Ich weiß es doch, und glaub' es kaum,
So wunderbar ist mir:
Ich geh' am Tag als wie im Traum
Ob all der Lust an dir.
Und doch im tiefsten Traum ist mir
So hell und sonnenklar,
Daß nur ob all der Lust an dir
Die Welt so wunderbar.
_____
Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Glück
Nun ward es Sommer und die Rosen blühn
und blaue Sterne blitzen durch die Nacht . .
und durch die Nacht und ihre blühenden Rosen
und ihre glück-tieffrohe Stille hingegen wir
. . zwei selige Kinder . .
und endlos vor uns breitet sich . .
in wunderbarer Helle,
von reifendem Korn durchrauscht,
die schöne Welt.
_____
So still und ruhig...
So still und ruhig, so erfüllten Wunsches froh
gingen auch wir einst durch die lauten Straßen,
langsam, Arm in Arm, und plaudernd, wie man so plaudert,
wenn man Sommerabends durch die Straßen schlendert . .
ein bisschen aus den Häusern rauszukommen
und die Sonne untergehn zu sehen,
draußen, über der Heide, braun und rot ...
es ist so schön, die Sonne untergehn zu sehn
und Hand in Hand so, eines stillen
Glückes ruhig,
im schattenlosen, weichen Licht der Dämmerung zu stehen ...
Und nun ist alles, wie vor jenem Sommer:
in Hast und Unruh hetz ich durch den Tag und suche
mich in Arbeit zu vergessen und nenne das : Sieg !
und nenn es Knabentorheit : seine Zeit an solche Stimmungen
und Liebesträume zu vertrödeln!
Und dennoch, wenn ich auf den Straßen dann und wann
Zwei gehen sehe, unbekümmert um den Lärm rings plaudernd
und so still und ruhig, wie auch wir einst gingen. .
da packt es mich und wie ein Bettler folg ich ihnen, . .
irgend ein paar Worte zu erhorchen,
und wie ein Dieb, von ihrem stillen
Glück
mir was zu stehlen.
_____
Theodor Fontane
(1819-1898)
Gewonnen
Ich schaute einst im Traume
Zwei Äuglein, klar und schön,
Die waren wie die Sterne
So lieblich anzusehn.
Ich küßte auch zwei Lippen,
In Morgenrot getaucht,
Die waren wie die Rosen,
Von Anmut überhaucht.
Ich hörte eine Stimme,
Von silberhellem Klang,
Die zitternd mir zum Ohre
Und wohl noch tiefer drang.
Was schon in luftgen Träumen
Mein trunknes Herz erschaut,
Sie, die im Traum ich liebte -
Ward heute meine Braut! -
Die Augen wie die Sterne,
Die seien nun begrüßt,
Die Lippen wie die Rosen,
Die seien nun geküßt;
Und Worte wie die Lieder
Erlausche Herz und Sinn,
In Worten kling' es wieder
Wie
glücklich heut ich bin.
_____
Karl August Förster
(1784-1884)
Liebesglück
Was brauch' ich des Mondes, was brauch' ich der Sterne?
Verbergt euch, ihr Lichter der einsamen Nacht!
Erblick' ich am Baume mein Mädchen von ferne,
Begrüßt mich ein Himmel in nahender Pracht;
Und beut sie Willkommen mit freundlichem Laute,
So dünkt's mich, es sprächen die Engel zu mir,
Und was ich in seligen Träumen erschaute,
Ich hab' es gefunden, gefunden in ihr.
Und ladet sie grüßend zu duftigem Flieder,
Zu Mondscheingeflüster mich
Glücklichen ein,
In Lenzesentzücken gleich ist es mir wieder,
Als müßte sie selber der Frühling sein.
Es haucht mir ihr Athem, wie Wehen des Lenzen,
Es tönet ihr Wort mir, wie Nachtigalllaut,
Und weint sie vor Freude, wie Blumen dann glänzen
Die Wangen, von Perlen der Liebe bethaut.
Doch streck't sie die Arme mit sehnenden Blicken
Und drückt mich still an die schwellende Brust,
Dann schwindet, was Erd' ist, und Engel entrücken
Zum Himmel empor mich in steigender Lust.
So wirket sie Zauber in heimlichen Stunden
Und weiß es doch nimmer, wie selig sie macht.
Doch Einer, der weiß es und hat es empfunden;
Drum denkt er des Mägdleins bei Tag und bei Nacht.
_____
Marie Laura Förster
(1817-1856)
Stummer Schmerz, lautes
Glück
O im Schmerze muß ich schweigen,
Schließ' ihn tief ins Herz hinein.
Er allein ist ganz mein eigen,
Bin mit ihm und Gott allein;
Und ob mir das Herz auch bricht,
O im Schmerze sing' ich nicht!
Doch mein
Glück, das möcht' ich sagen,
Rufen es in jedes Ohr,
Es von Herz zu Herzen tragen,
O das meine drängt's hervor;
Jede Lust wird ein Gedicht -
O mein
Glück verschweig' ich nicht.
_____
Ludwig August Frankl
(1810-1894)
Mahnung
Dieser Stunden Seligkeit
Trinke kühn mit durst'gem Munde;
Nimm sie auf die schöne Zeit
In dem tiefsten Seelengrunde.
Nah an Wonne grenzt das Leid;
Sollten Wandlung wir erfahren,
Tröstet uns die schöne Zeit,
Da wir einst so
glücklich waren!
_____
Wenn liebende Arme uns umstricken
Wenn Blick in Blick
Und Lipp' an Lippe heiß,
In seligem Entzücken,
So ist im engsten Kreis
Unendliches
Glück.
Drin ruht ein Himmel für dich bereit,
Drin wogt das Meer der Seligkeit!
_____
Maria Clementine François
(1823-1844)
Amor
Amor, du von allen Göttern
Bist der reizendste zu schau'n;
Dir, nur dir möcht' ich vor Allen
Gern mein Leben anvertrau'n!
Du allein vermagst zu geben
Unsers Daseyns höchstes
Glück;
Wonne spricht aus deinen Zügen,
Seligkeit aus deinem Blick.
Rosen müssen rings erblühen,
Wo du eingekehrt als Gast,
Scherz und Freuden mit dir ziehen -
Nur schade – daß du Flügel hast!
_____
Die Rose
Die Rose ist das Sinnbild süßer Liebe,
Drum nimm als Weihgeschenk sie heute an.
Mit Rosen soll sich deine Stirne schmücken,
Und Rosen kränzen deine Lebensbahn.
Wo Liebe blüht, da blühet auch das Leben,
Da keimet noch des Himmels wahres
Glück,
Da kehren gern die Engel ein, und geben
Uns das verlor'ne Paradies zurück.
_____
Die Liebe
Liebe ist der Urquell jeder Tugend,
Liebe ist der Urquell jedes
Glücks.
_____
Else Galen-Gube
(1869-1922)
Aufschrei
Du ließest hier zurück dein junges Weib,
das einen Wunsch nur hatte hier auf Erden:
Dein, dein zu sein mit Seele und mit Leib!
Was soll aus mir Verzweifelten nun werden?
Mit deinem Tod erstarb mein
Liebesglück,
und nur mein heißes Herz blieb hier zurück.
Schwül naht die lange Nacht mit ihren Träumen,
es weht ein Odem von Erinnrungsduft,
doch zwischen dir und mir gähnt deine Gruft.
Noch alles ist wie sonst in diesen Räumen;
nur eins, mein Bestes und mein Liebstes fehlt,
du, dem ich mich aus Leidenschaft vermählt. …
Hier ruhte einst dein Kopf und dort die Hände,
mein Antlitz neben dir, ganz dicht im Pfühl,
umweht von deinem Atem wonnig-schwül.
O, daß ich einmal noch dich wiederfände!
Nicht wiedersehen, nein, dich wiederhaben
und nach der Stunden
Glück das
Glück begraben.
_____
Götzendienst
Ich knie vor dem Altar, den ich der Liebe
für dich geweiht, doch bring ich weder Kerzen,
noch Rosen, und auch Weihrauch streu ich nicht.
Ich hab für dich noch andre Opferspenden.
Zum Allerheiligsten in meinen Händen
trag ich als Liebesgabe ein Gedicht.
Ein Lied, ein schlichtes Lied nur will ich singen
vom
Glück, geboren einst in heilger Stunde,
ein Hymnus voller Jubel soll es sein.
Laß mich ihn knieend dir zu Füßen legen
und spende mir als Priester deinen Segen,
du, meines dunklen Schicksals Sonnenschein!
_____
Meerfahrt
Weißt du den Abend noch auf blauem Meer?
Wir schauten beide träumend in die Wellen
und fühlten tief: Das Schifflein kann zerschellen,
doch unser
Glück, das große, nimmermehr.
Weißt du es noch, wir standen Hand in Hand,
den Blick gerichtet in die blauen Weiten,
und ließen Berg und Wald vorübergleiten
und unser liebes, teures Heimatland.
Weißt du es noch? Wir sprachen wohl nicht viel,
denn unsrer Seelen tiefste Saiten klangen
in Harmonie, und unser Glutverlangen
wies uns der Liebesträume goldnes Ziel.
_____
Wie fanden das
Glück im Walde …
Wir fanden das
Glück im Walde
im Sommersonnenschein,
es ging durch die grüne Halde
tief in den lauschigen Hain.
Wir folgten ihm ganz verstohlen
und drückten uns heimlich die Hand.
Das
Glück schritt auf leisen Sohlen
und trug ein gülden Gewand.
Mein Schatz und ich haben nimmer
den weiten Weg bereut;
des
Glückes sonniger Schimmer
umstrahlt uns helleuchtend noch heut.
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Es ist das
Glück ein flüchtig Ding,
Und war's zu allen Tagen;
Und jagtest du um der Erde Ring,
Du möchtest es nicht erjagen.
Leg' dich lieber ins Gras voll Duft
Und singe deine Lieder;
Plötzlich vielleicht aus blauer Luft
Fällt es auf dich hernieder.
Aber dann pack' es und halt' es fest
Und plaudre nicht viel dazwischen;
Wenn du zu lang' es warten läßt,
Möcht' es dir wieder entwischen.
_____
Am 26. August 1859
Ich denke still zurück
An heut vor sieben Jahren;
Das war das höchste
Glück,
Was damals ich erfahren.
Das war das höchste
Glück,
Wohl hieß ich's froh willkommen;
Doch hast du's, Herr, zurück
Aus meiner Hand genommen.
Die Blüte, die ich pries,
Die reine, dornenlose,
Sie blüht im Paradies
Nun längst als weiße Rose.
Ach, nimmer den Verlust
Meint' ich zu überstehen;
Die Wund' in meiner Brust
Hast du allein gesehen.
Doch bleibt ein heil'ger Schmerz
Im Staub nicht ewig ranken,
Und heute soll mein Herz
Nicht klagen, sondern danken,
Daß, was so schön und hoch
Mir ward an jenem Tage,
Ich als Erinn'rung doch
Stillglänzend in mir trage,
Und daß du mild von Ihr,
Bis ich sie wiederfinde,
Ein süßes Abbild mir
Beschert in ihrem Kinde.
_____
Liebesglück
O wie so leicht in seligen Genüssen
Sich mir die Stunden jetzt dahin bewegen!
Ins Auge schau ich dir, bist du zugegen,
Und von dir träum' ich, wenn wir scheiden müssen.
Oft zügeln wir die Sehnsucht mit Entschlüssen,
Doch will sich stets ein neu Verlangen regen,
Und wenn wir kaum verständ'ger Rede pflegen,
Zerschmilzt sie wieder uns und wird zu Küssen.
Der erste weckt Begier nach tausend neuen,
Es folgt auf Liebeszeichen Liebeszeichen,
Und jedes scheint uns höher zu erfreuen.
Nun erst begreif' ich ganz den Lenz, den reichen,
Wenn er nicht endet, Rosen auszustreuen,
Die alle schön sind und sich alle gleichen.
_____
O wo ist, wo ist das
Glück zu Hause,
Daß ich's endlich finden mag und greifen,
Und mit starker Fessel an mich binden!
O wo ist, wo ist das
Glück zu Hause?
"Wo des Mondes Sichel schwimmt im Wasser,
Wo das Echo schläft am hohlen Felsen,
Wo der Fuß des bunten Regenbogens
Auf dem Rasen steht, da geh' es suchen!"
_____
So halt' ich endlich dich umfangen,
In süßes Schweigen starb das Wort,
Und meine trunknen Lippen hangen
An deinen Lippen fort und fort.
Was nur das
Glück vermag zu geben,
In sel'ger Fülle ist es mein:
Ich habe dich, geliebtes Leben,
Was braucht es mehr, als dich allein?
O, decke jetzt des Schicksals Wille
Mit Nacht die Welt und ihre Zier,
Und nur dein Auge schwebe stille,
Ein blauer Himmel, über mir!
_____
Wenn es rothe Rosen schneit,
Wenn es Liebe regnet,
Oeffne, Herz, dem
Glück dich weit,
Das so hold dich segnet.
Halt' im Liede fest den Glanz
Solcher Freudentage,
Doch ins Heut versunken ganz
Nicht nach Morgen frage.
Weißt du doch, der Rosenzeit
Folgt die Sonnenwende,
Und die Liebe lohnt mit Leid
Immerdar am Ende.
_____
Wenn still mit seinen letzten Flammen
Der Abend in das Meer versank,
Dann wandeln traulich wir zusammen
Am Waldgestad im Buchengang.
Wir sehn den Mond durch Wolken steigen,
Wir hören fern die Nachtigall,
Wir athmen Düfte, doch wir schweigen -
Was soll der Worte leerer Schall?
Das höchste
Glück hat keine Lieder,
Der Liebe Lust ist still und mild;
Ein Kuß, ein Blicken hin und wieder,
Und alle Sehnsucht ist gestillt.
_____
Wohl lag ich einst in Gram und Schmerz,
Da weint' ich Nacht und Tag;
Nun wein' ich wieder, weil mein Herz
Sein
Glück nicht fassen mag.
Mir ist's als trüg' ich in der Brust
Das ganze Himmelreich -
O höchstes Leid, o höchste Lust,
Wie seid ihr euch so gleich!
_____
Stefan George (1868-1933)
HERZENSNACHT
Das trübe leben das mich umschliesst
Füllt meine seele nicht aus
Sie ist ein einsames haus
Um das ein nebelmeer rings sich ergiesst.
Einmal nur wurde sie mächtig belebt
Als von dem himmel ein licht
Brach durch die neblige schicht
Und durch die düsteren räume geschwebt.
Aber so kurz nur währte das
glück.
Unverhofft wie es entstand
Wieder das leuchten entschwand
Und alte finsternis kehrte zurück.
_____
Streng ist uns das
glück und spröde ·
Was vermocht ein kurzer kuss?
Eines regentropfens guss
Auf gesengter bleicher öde
Die ihn ungenossen schlingt ·
Neue labung missen muss
Und vor neuen gluten springt.
_____
-
Felix Grafe (1888-1942)
Tiefe Nacht legt mir im Schlafe
kühle Lippen an die Scheiben,
rauscht und knistert - Hirten treiben
halbverträumt zu Dorf die Schafe.
Zögernd kommt ein
Glück gegangen -
Still! daß es den Schritt nicht wende -
leise gleiten meine Hände
über deine lieben Wangen.
_____
-
Elly Gregor (1848-?)
Glück und Schmerz
Kein Menschenmund wird treu besingen
Das
Glück, zu schwach sind Liederschwingen,
Es flattert über Zeit und Ort –
Das höchste
Glück, es hat kein Wort.
Doch wehe, wenn das Eden schwindet!
Kein Herz verräth, was es empfindet!
Wie scharf das Schwert des Schicksals sei,
Wie tief es traf, verräth kein Schrei.
Eh man erwacht aus irrem Sinnen,
Ach, müssen viele Tage rinnen
So langsam in das Meer der Zeit,
Doch keiner bringt Vergessenheit.
Dann neu ersteht, was man besessen,
Und
Glück und Schmerz wagt man zu messen;
Ein Thränenlächeln in dem Blick,
So schwebt vorbei das alte
Glück.
_____
-
Martin Greif
(1839-1911)
Maienglück
Wieder streust du deine Düfte,
Blütenvolle Maienzeit,
Und im Atem deiner Lüfte
Ahn' ich deine Göttlichkeit.
In dir kehrt, die längst vergangen,
Kehrt die Jugend mir zurück,
Und in deinem Wunderprangen
Webt als Traum der Liebe
Glück.
_____
Ihr Händedruck
Wie sag' ich, daß ins Herz mir dringt
Dein flücht'ger Händedruck?
Wie wenn sich nachts durch Sterne schlingt
Ein blendend Lichtgezuck.
Die dunkeln Fernen sind erhellt,
Erschlossen endlos
Glück,
Ich schau' in eine goldne Welt
Und sink' in Nacht zurück.
_____
-
Johann Diederich Gries
(1775-1842)
Vergeblicher Trost
Oft schon sagt' ich mir verwegen:
Waffne dir mit Erz die Brust,
Tritt dem Schicksal kühn entgegen;
Dulde, was du dulden musst.
Manches hast du ja ertragen,
Was nicht Jeder tragen kann;
Und du wolltest jetzt verzagen?
Fasse dich, und sey ein Mann!
Bleibt dir nicht im festen Herzen
Der Erinnrung holdes
Glück?
Treue läutert sich in Schmerzen,
Trennung ist ein Augenblick. -
Aber aus dem wunden Herzen
Tönt es leise mir zurück:
Ewig sind der Trennung Schmerzen,
Augenblicke währt das
Glück.
Ach, wie bitter ist Entsagen,
Wenn man einmal sich verwöhnt!
Lässt das Leben sich ertragen,
Wenn die Lieb' es nicht verschönt?
_____
-
Theresa Gröhe (Ps. T.
Resa) (1853-1929)
Glück
Ich wollt' das
Glück erwarten,
Es blieb so lange aus -
Verdorrt war längst der Garten,
Tief lag im Schnee das Haus.
Die dunklen Wolken drohten,
Ich lag und träumte schwer.
Fahl über'n Himmel lohten
Die roten Blitze her.
Hab' einen Ruf vernommen,
Die Arme breit' ich aus -
Es ist das
Glück gekommen,
In Flammen steht das Haus.
Schlagt über mir zusammen
Ihr Flammen rosenrot -
Ich halt' das
Glück umfangen
Und küss' es halb zu Tod'.
_____
Er liebt mich!
Hier lag ich, zusammengebrochen, oft,
Vorüber schien alles, was ich gehofft,
Gestorben, zerstört, dahinten weit -
Nun kommt das
Glück - o holder Gast,
Daß dich das traurige Herz nicht faßt!
Nun kommt sie zurück, die selige Zeit,
Nun knie' ich - und schluchze bitterlich:
Er liebt mich - o Gott! - noch liebt er mich!
_____
Lenz im Schnee
Ich eile durch die dunklen Gassen,
Der Regen sprüht, der Wind erwacht;
Noch fühl' ich deines Arms Umfassen,
Noch auf den Wangen, auf den blassen,
Brennt heiß die Glut, die du entfacht.
O Frühlingsglanz im Regensprühen,
O Lenz im Schnee! Wildselig
Glück!
Vergessen Welt und Leid und Mühen,
Nur Mund auf Mund noch fühl' ich glühen
Und leuchten selig Blick in Blick.
_____
Komm' zurück!
Zuweilen fahr' ich jäh aus Nacht und Schlaf,
Dem Traume fluchend, der mein Herz umsponnen,
Dem Traum, gemischt aus Qualen und aus Wonnen.
Ein Dolchstoß, der die Todeswunde traf. - -
Und heißen Auges starr' ich in die Nacht.
Es träumte mir - Gott! daß ich es vergäße!!
Daß ich auf deinen Knieen wieder säße,
Um uns des Herbstwalds goldne Märchenpracht.
O dieser Träume sinnverwirrend
Glück!
Gleich Himmelswonnen und gleich Höllenflammen,
Mit wildem Aufschrei breche ich zusammen -
Mein
Glück - mein Herz - mein Leben, komm' zurück!
_____
-
Julius Grosse
(1828-1902)
Demuth des
Glücks
Ach, alle Tage will ich nun voll Demuth gehn,
Daß mir so Liebes ist auf Erden noch geschehn.
Ich sah schon Tannen hoch und stolz im Waldeshag,
Sie sanken jäh im Blitzesstrahl, im Wetterschlag.
Ich sah schon Menschen,
glückliche von Jugend auf:
In Leid und Thränen endete ihr Lebenslauf.
Was hab' ich Großes, Rühmenswerthes denn gethan,
Daß nun zur holden Wahrheit ward ein Traumeswahn,
Daß du von mir genommen hast der Jahre Pein,
Daß mir das Aug' voll Thränen steht, gedenk' ich dein?
Nichts war ich werth, nur Dornen säten meine Mühn,
Nun seh' ich Rosen reich auf allen Pfaden blühn.
Dein Werk nur ist's, du meiner Seele Morgenlicht,
Daß alle Schatten weichen mir vom Angesicht.
In ew'ger Demuth will ich nun auf Erden gehn,
Um dich die Schicksalsstürme all mit Lust bestehn.
_____
Verschollenes
Glück
Ich weiß ein Märchen, daß ein Wandrer kam
Zum Waldesgrund, da läutet' es wie Glocken,
Und eine Blume fand es wundersam
Und schmückte traumvoll seine braunen Locken.
Als er zurück zu Menschen kam voll Gram,
Bestaunten ihn die Leute tief erschrocken:
Die Welt war älter um viel hundert Jahre,
Und Keiner kannt' ihn mit dem Kranz im Haare.
So bist du meine Zauberblume auch,
Und von des Traumes Bann bin ich umfangen.
Ich weiß nicht mehr, was bei den Menschen Brauch,
Mir ist, als wären hundert Jahr' vergangen.
Ein Fremdling bin ich worden, denn ein Hauch
Des Alters weht in dieser Welt, der bangen.
Nur ich bin jung und fremd im blütenvollen
Lenzschmuck des
Glückes wie vor der Welt verschollen.
Drum kehr' ich nun auf immer heim zu dir
Und meinem
Märchenglück im Waldesgrunde.
Vergessen will ich sein. Mir sprudelt hier
Des Lebens Quell und Heil für jede Wunde.
Dein Auge feuchten Strahles über mir,
Ein Flüstern weggeküßt von deinem Munde -
So mögen mir Jahrtausende verschwinden,
Zur Welt den Rückweg will ich nimmer finden!
_____
Zweifel des
Glücks
Warum so zagend in der Seligkeit,
Du stürmisch Herz, als wenn ein Schicksal käme,
Dir erst verlockend allen Zweifel nähme,
Um unerwartet dann zu nahn mit Leid?
O was sind Lieder, alles
Glück zu malen,
Zum erstenmal im Leben reich erfüllt!
Die holde Psyche gab sich unverhüllt -
Noch küss' ich dich im Geist zu tausendmalen.
Sei nicht so ernst, sieh mich nicht zweifelnd an.
Noch ungewohnt, noch fremd bin ich im
Glücke,
Entschlafnen gleich auf einer Jenseitsbrücke,
Dem Bettler gleich, der in des Rausches Bann
Vom Felde ward ins Königschloß getragen,
Den Herrn zu spielen dort drei Tage lang
Im Purpurkleid bei Festspiel und Gesang -
Ein Göttertraum von goldnen Wonnetagen.
So ist's auch mir. Zu sel'gem Glanz entrückt,
Blieb doch die Furcht, an öden Sumpfeslachen
Einsam ein Bettler wieder zu erwachen,
Und dennoch wär's ein Trug, der mich beglückt.
Das Eine weiß ich doch in späten Jahren,
Daß einmal wich der Schleier meiner Wehn;
In dir hab' ich ein wahres
Glück gesehn;
Es war kein Traum, daß wir verbunden waren.
O Götter, die ich nie um
Glück gefleht,
Noch ist die Blume mein und ihre Seele.
Gebt mir dies
Glück, dies Kleinod sonder Fehle,
Um ihretwillen höret mein Gebet!
Gebt mir die Welt, und wäre sie vergiftet,
Wir baden sie in unsrer Liebe Meer,
Denn von ihr lassen kann ich nimmermehr;
Nun helft, ihr Mächte, die es angestiftet!
_____
-
Anastasius Grün
(1806-1876)
Glück oder Unglück
Sinnend saß ich einst im Stübchen,
Kam zu mir ein lieber Freund,
Freude glänzt' auf seinen Wangen,
Doch das Auge hat geweint.
"Sprich, o Freund, kennst du die Liebe,
Kennst du ihre Gluten nicht?
Ist ihr Strahl des Unglücks Fackel
Oder segnend Friedenslicht? -"
Doch ich wußt' ihm's nicht zu sagen,
Ob sie Unglück oder
Glück?
Glück! rief seiner Wange Lächeln,
Unglück! rief sein Tränenblick.
Und als Tag' und Monde schwanden,
Glomm auch mein Herz hell und loh
"Liebe ist's!", rief's mir im Busen,
"Nur die Liebe zündet so!"
Und ihr meint, käm' er jetzt wieder,
Könnt' ich ihm's enträtseln auch:
Ob die Liebe Segensodem,
Oder ob Vernichtungshauch?
Traun! noch könnt' ich's ihm nicht künden,
Ob sie Unglück oder
Glück?
Glück! sagt meiner Wange Lächeln,
Unglück sagt mein Tränenblick.
_____
-
Alfred Grünewald
(1884-1942)
. . .
Auf den Wegen, die verschneit sind
und im Dämmern dämmerweit sind,
wo die nächtigen Gedanken
des Verlassenen Geleit sind,
triffst du, einsam dich ergehend,
auch
Beglückte, die zu zweit sind.
_____
-
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
"Wenn du wärst mein eigen."
Ach, wenn du wärst mein eigen,
Wie lieb sollt'st du mir sein,
Wie wollt' ich tief im Herzen
Nur hegen dich allein,
Und alle Wonn' und alles
Glück
Mir schöpfen nur aus deinem Blick.
Ach, wenn du wärst mein eigen,
Wie wär' die Welt dann schön,
Es bliebe nichts zu wünschen,
Als stets – dich anzuseh'n;
Und, ganz versunken in mein
Glück,
Erhielt' die Welt nicht einen Blick.
Ach, wenn du wärst mein eigen,
Wie würd' ich dann so gut;
Auf deine Hoheit stützte
Ich meinen schwachen Muth.
Mein höchster Lohn, mein höchstes
Glück
Erglänzte mir in deinem Blick.
Ach, wenn du wärst mein eigen,
Wie schien' mir hold der Tod,
Er träfe uns zusammen; - -
Und, gleich dem Abendroth,
Wär' er der Schluß des Tags voll
Glück,
Verzehrend süß, ein Liebesblick.
Ach, wenn du wärst mein eigen,
Bis einst mein Auge bricht,
So würd' ich droben sagen:
"Ich laß ihn ewig nicht!
Im Himmel selbst ohn' ihn kein
Glück!"
Das ist mein Trost, mein Hoffnungsblick.
_____
-
Adolf Hain (1825-1854)
An Minna
Du willst, daß ich dir künde,
Mein süßes Lieb,
Wo ich die Lieder finde,
Bald froh, bald trüb?
Wo ich Begeistrung sauge?
Aus deinem Blick,
Aus deinem Zauberauge,
Mein süßes
Glück!
Aus deinem Angesichte,
Da schrieb ich ab
Die schönsten der Gedichte,
Die ich dir gab!
_____
-
Emilie Emma von
Hallberg (1826-1862)
Mein Lieb, du bist ein Engel,
Ich seh' es täglich mehr.
Daß ich so
glücklich würde,
Ich dächt' es nimmermehr.
Daß unter deinen Küssen
Mein Herz so voll und ganz
Ein Röslein sich erschlösse
Im Frühlingssonnenglanz:
Wer hätt' das ahnen sollen,
Wer hätte das gedacht!
Das
Glück ist mir gekommen
So plötzlich über Nacht.
_____
-
Robert Hamerling
(1830-1889)
Mein gold'nes
Glück
Mein gold'nes
Glück, ich säh' dich gerne noch
Vor meinem Tod, doch du bist ferne noch!
Die schönste Blume, Liebe, die mein Herz
Ersehnt – sie liegt im Samenkerne noch.
Das ist's, was ich gelernt und lerne noch.
O wird sie mir daraus, die Blume, blüh'n?
Wird sie mir blüh'n auf diesem Sterne noch?
_____
Flüchtiges
Glück
Wie ein Sternblick flüchtig die Lilie berührt,
Die schauernde, leisen Erbebens,
So umwittert, ach, allzuflüchtig entführt,
Uns die himmlische Schöne des Lebens.
Ich wandle traurig im Abendschein
Am stillen Ufer des Stromes,
Da taut in die Seele mir Feuerwein
Vom Purpur des Ätherdomes!
Ich wandle her, ich wandle hin,
Und wie golden die Lüfte ziehen,
Ist die Blume des
Glücks mir im trunk'nen Sinn,
Ein selig Wunder, gediehen.
Da faßt' ich so gern in ein rauschend Lied
Dies himmlische Leuchten und Klingen,
Doch flüchtig ob meinem Haupte zieht
Die Stunde mit Engelschwingen:
Wie mählig der Purpur des Abends verblüht,
Und die goldenen Wolken zerrinnen,
Ist die Flamme des Lieds auf der Lippe verglüht,
Und im Herzen das selige Minnen!
_____
-
Otto Erich Hartleben
(1864-1905)
Die Geburt der Sterne
Weisst du, mein Lieb, wann jedesmal am Firmament ein Licht,
ein Stern entsteht? Du thöricht Kind, nicht wahr, das weisst du nicht.
Ich muss es dir erzählen, komm, und lege traulich sacht
dein Köpfchen mir ans warme Herz - andämmern lass die Nacht.
Siehst du: der dunkle Himmel dort ist ein unendlicher Garten,
drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten.
Und jedesmal, wann drunten hier zwei Seelen sich entzünden,
sich, zu einander heiss gebannt, in
Glück und Gluth verbünden,
dann pflanzen eine Blume sie dem tiefen Grunde ein
und segnen jede junge Lust mit jungem Sternenschein. -
O sieh: schon ist die heilige Nacht gemach herangetreten,
die Blumen leuchten ungezählt her von den ewigen Beeten,
und alle künden und zeugen nur von irdischer Menschen Liebe -
o dass auch unseres
Glückes Stern ewig uns leuchten bliebe!
_____
-
Julie von Hausmann
(1826-1901)
Das höchste
Glück
Wohlauf, mein Herz, und sing' aufs Neu'
Von Deinem höchsten
Glück, -
Und ists auch nur das alte Lied,
Heut' halt' es nicht zurück!
Ach Erd' und Himmel rings umher,
Stimmt alle mit mir ein!
Das
Glück, das ich besingen will,
Das ist die Lieb' allein;
Die Lieb', in Ewigkeit gelobt,
Die Liebe meines HErrn,
Die Liebe, meines Lebens Quell
Und meiner Nächte Stern;
Die Liebe, die in Todesnot
Sich hingab für die Welt -
Und die durch ihre Seelenpein
Die Seele mir erhält;
Die Liebe, die mich reich erquickt,
Die mich gerecht gemacht,
Die meinen Fuß nicht gleiten läßt
Und Frieden mir gebracht.
Die Lieb', in der bei Sturm und Pein
Das Herz fein sicher ruht, -
Von allem, was sie geben kann,
Ist sie das höchste Gut.
Sie ist der feste Felsenrand,
Auf den ich bau' und trau';
Sie ist der helle Morgenstern,
Nach dem ich sehnend schau'.
Die Liebe, die mich hat erlöst
Und mir so wohl getan,
Von dieser Liebe sing' ich froh,
So lang' ich singen kann.
_____
-
Heinrich Heine
(1797-1856)
Geträumtes
Glück
Als die junge Rose blühte
Und die Nachtigall gesungen,
Hast du mich geherzt, geküsset,
Und mit Zärtlichkeit umschlungen.
Nun der Herbst die Ros entblättert
Und die Nachtigall vertrieben,
Bist du auch davon geflogen
Und ich bin allein geblieben.
Lang und kalt sind schon die Nächte
Sag wie lange wirst du säumen?
Soll ich immer mich begnügen
Nur vom alten
Glück zu träumen?
_____
Das
Glück, das gestern mich geküßt,
Ist heute schon zerronnen,
Und treue Liebe hab ich nie
Auf lange Zeit gewonnen.
Die Neugier hat wohl manches Weib
In meinen Arm gezogen;
Hat sie mir mal ins Herz geschaut,
Ist sie davongeflogen.
Die eine lachte, eh sie ging,
Die andre tät erblassen;
Nur Kitty weinte bitterlich,
Bevor sie mich verlassen.
_____
Das
Glück ist eine leichte Dirne,
Und weilt nicht gern am selben Ort;
Sie streicht das Haar dir von der Stirne
Und küßt dich rasch und flattert fort.
Frau Unglück hat im Gegenteile
Dich liebefest ans Herz gedrückt;
Sie sagt, sie habe keine Eile,
Setzt sich zu dir ans Bett und strickt.
_____
Saphire sind die Augen dein,
Die lieblichen, die süßen.
O, dreimal
glücklich ist der Mann,
Den sie mit Liebe grüßen.
Dein Herz, es ist ein Diamant,
Der edle Lichter sprühet.
O, dreimal
glücklich ist der Mann,
Für den es liebend glühet.
Rubinen sind die Lippen dein,
Man kann nicht schönre sehen.
O, dreimal
glücklich ist der Mann,
Dem sie die Liebe gestehen.
O, kennt ich nur den
glücklichen Mann,
O, daß ich ihn nur fände,
So recht allein im grünen Wald,
Sein
Glück hätt bald ein Ende.
_____
Wer zum ersten Male liebt,
Seis auch
glücklos, ist ein Gott;
Aber wer zum zweiten Male
Glücklos liebt, der ist ein Narr.
Ich, ein solcher Narr, ich liebe
Wieder ohne Gegenliebe!
Sonne, Mond und Sterne lachen,
Und ich lache mit - und sterbe.
_____
-
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
An deinem Geburtstage
Der ganze Tag ist: an dich denken,
die Hügel wünschen grün dir
Glück,
die Wiesen wollen dich beschenken,
der Feldweg führt zu dir zurück.
Die Wagen auf der Straße karren
das eine Lied, das von dir singt.
Die Hütten an den Hängen harren
des Abends, der dein Sternbild bringt.
Ich selber geh', von dir umschlungen,
weil mich der Wind wie du liebkost,
im Tal das Glöckchen hat geklungen
wie deiner Stimme holder Trost.
Dann stieg ich in des Städtchens Stille,
wie nahe an dein Herz hinab,
durch eines Friedhofs Mondidylle
um das verlass'ne Dichtergrab,
den Schritt zu unserm Haus zu lenken,
und gab mich ganz an dich zurück.
Die Jahre bleiben: an dich denken,
und bei dir sein, ist höchstes
Glück.
_____
Elly
Wie viel, wie viel ließ ich zurück!
Wie wenig, wenig nahm ich mit,
nur meine Leiden und mein Lied.
Und du mein kleines, süßes
Glück?
Blieb mir auch nur ein Hauch zurück,
der Locken Duft, der Stimme Klang,
der leise Takt in deinem Gang -
von dir mein kleines, süßes
Glück?
Der Vorhang fiel, aus war das Stück,
die Lichter löschten; und ich schied. -
In meinem Leiden, meinem Lied
bleibt doch mein kleines, süßes
Glück!
_____
Dein
Glück nur ist mein ganzes Leben, Liebste!
Ich wünsche mir nur, dich immer
glücklich zu wissen:
daß dir Trübsal und Reue für ewig erspart bleibt,
das Morgenrot deiner Wangen bewahrt bleibt
und der Glanz deiner Augen vor Finsternissen!
Daß dein Schlaf immer tröstet wie Träume von schönen
beseligten Stunden, die still und besternt sind,
daß immer, weil Fürchten und Feindschaft entfernt sind,
unsrer Betten Brücken von Tänzen tönen!
Daß alle rein zu dir reden und lieb an dich schreiben,
daß dein Gang durch den Garten ein holdes Geschenk wird,
daß die Welt nie zu weit dir, dein Haus nie zu eng wird,
denn nur wenn du
glücklich bist, darf ich leben bleiben!
_____
-
Georg Heym (1887-1912)
Dir auf der Schulter flattert ...
An N. P.
Dir auf der Schulter
Flattert ein Schmetterling,
Ein Frühlingslüftchen trug ihn her
Aus einem dunkeln Wald.
Das ist der Falter
Glück,
Der flog zu dir,
Weil du aus Licht,
Und
Glück und Licht Geschwister sind.
_____
-
Alfred Walter Heymel
(1878-1914)
Glück
Fackelglanz und Zimbelschlag.
Laue Nacht auf schwülen Tag.
Jauchzen, Jagen, hui vorbei
bunter Liebesraserei.
Liebesgöttchen, süße Schar,
wehend aus dem langen Haar.
Küßt ihr rosenschöner Mund
mir die jungen Lippen wund.
Wie ich alles träumend schau,
neigt sich mir die schöne Frau.
Bin umströmt von weicher Flut,
bin umflackt von wilder Glut.
Gierig junger Küsse Tausch,
grausam junger Wollust Rausch.
Weiter fliegt die Raserei -
Glück rollt kugelschnell vorbei.
_____
-
Paul Heyse (1830-1914)
Ich sah mein
Glück vorübergehn,
Ich konnt’ es am Stirnhaar fassen
Und blieb wie ein törichter Träumer stehn
Und hab’ es vorbeigelassen.
Ich sah mein
Glück auf der Wiese ruhn,
Ich konnt’s auf die Lippen küssen
Und starrt’ es nur an vom Hut zu den Schuh’n
Und habe mich losgerissen.
Ich harrte, ob es mit holdem Blick
Nicht selbst sich meiner erbarme.
Ich dachte: ist es ein rechtes
Glück,
So läuft dir’s frei in die Arme.
Und sieh, wie am Abend ich saß zu Haus
Und an nichts Fröhliches dachte,
Da pocht’s, da stand’s an der Schwelle drauß
Und flog mir ans Herz und lachte.
_____
Trennt euch zuweilen,
Ihr
glücklich Liebenden!
Ach, nur die Ferne
Glüht Seel’ und Seele
Magisch zusammen;
Ach, nur die Sehnsucht
Vermählt euch ganz!
Süße ist das Haben
Arm in Armen,
Süß sind die Gaben,
Die lebenswarmen,
Des geselligen
Augenblicks.
Wie reife Trauben,
Des Gartens Zierde
In sonnigen Lauben,
Die voll Begierde
Wir pflücken und naschen,
Durstig des raschen,
Trunkenen
Glücks.
Doch gleich dem Weine,
Der aus der Kelter
Trübe geflossen,
Lange von dunkeln
Reifen umschlossen,
Bis er mit Funkeln
Im Becher glüht:
So kann nur Liebe
Das Mark durchglühen,
Die ausgereift ist
In Sehnsuchtsmühen,
Fern und allein,
Bis ihr die Blume,
Die duftig reine,
Dauernd erblüht.
Trennt euch zuweilen,
Ihr
glücklich Liebenden!
Besser, es trennen
Euch weite Meilen,
Als der Nähe
Treiben und Jagen,
Wo Herz dem Herzen
Muß ferne schlagen
Und Blicke scherzen
In fremdem Glanz.
Ach, nur die Ferne
Glüht Seel’ und Seele
Magisch zusammen;
Ach, nur die Sehnsucht
Vermählt euch ganz!
_____
-
Edmund Hoefer
(1819-1882)
Fröhliche Fahrt
O
glücklich wer zum Liebchen zieht
In blaue Fern' hinein,
Da tanzt der Schritt, da klingt das Lied,
Da blizt der Sonnenschein.
Es sagt kein Wort, es singt kein Lied
Das
Glück so frisch und rein:
O
glücklich wer zum Liebchen zieht
In blaue Fern' hinein!
Hinaus hinaus mit Sing und Sang',
Hinein ins Blau, ins Blau!
Der Tag mit klarem Fittig sank
Auf Wald und Busch und Au.
Was zaghaft dir das Herz umschlingt,
Wirf's ab du altes Haus,
Und zieh noch einmal lustbeschwingt
Zur Ferne froh hinaus.
Und wie du gehst, es grünt und schlingt
Sich üpp'ger stets empor,
Aus Flur und Wald da ringt und dringt
Ein Blüthenmeer hervor.
Es geht zu ihr, zu ihr hinaus!
Verstehst du's auch Gesell?
O putz' dir Herz und Augen aus
Und blicke sonnenhell!
Und weiter, immer weiter geht's
Zu ihr, zu ihr hinaus,
Bei ihr da hält der Frühling stets
Mit hellem Jubel Haus.
Es tanzt der Schritt, es klingt das Lied,
Es blizt der Sonnenschein:
O
glücklich wer zum Liebchen zieht
In blaue Fern' hinein!
_____
-
Mia Holm (1845-1912)
Leidensglück
Seh sie
glücklich und geliebt,
Kann sie nicht beneiden,
Gäb um ihre Seligkeit
Niemals meine Leiden.
Leiden giebt's, so tief und schön,
Dass sie nicht mehr schmerzen.
Solch ein zaubersel'ges Leid
Lebt in meinem Herzen.
_____
-
Hans Hopfen (1835-1904)
Sie hatte mich herzinnig lieb, ich weiß,
Wie wendig Mädchen ihren Liebsten haben.
Mein ist die Schuld, ich hab' mit blindem Fleiß
Mein eigen
Glück getödtet und begraben.
Nicht daß ich sie gequält mit Eifersucht,
Mit Stolz und Aehnlichem, was Uebel stiftet:
Aus süßem Samen wuchs die herbe Frucht,
Die mir das Blut in Herz und Haupt vergiftet.
Ich liebte sie zu sehr und zeigt' es auch
Zu sehr, wie ihr mein ganzes Herz verpfändet.
Nährst du die Flamme, denk' auch an den Rauch!
Willst du das
Glück, bedenk' auch,
Glück verblendet!
Und ob der Falter seine Flügel schwärze,
Was kümmert es im Strahlenglanz die Kerze!
_____
-
Karl Immermann
(1796-1840)
Kurzes
Glück
Die Liebe ruht, ein zarter Flügelstaub,
Auf unsres Lebens ausgespannten Schwingen,
Wir schlüpfen jauchzend durch der Ranke Schlingen,
Wir ruhen selig aus auf Blüth' und Laub.
Ihr Götter, wäret ihr nicht kalt und taub,
Mitleiden wär' euch Harten abzuringen,
Vor der Dämonen Schleichen, Nahen, Dringen
Beschütztet ihr den schwachen, süßen Raub.
Auch ich flog jüngst mit jenem Wunderflügel,
Mich badend in dem Strom des reinen Lichts!
Was hatt' ich? Und was blieb mir? Nichts!
Warum bedeckt denn nun ein Grabeshügel
Mein
Glück von einem Augenblick? - Warum?
Ist nicht die Lieb' ein Flügelstaub? Darum!
_____
-
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Nicht genug
Ich liebe dich, doch nicht genug
Für deine Seele, deine süße.
Ich hab ja Augen nicht genug
Für ihre tausend stummen Grüße.
Nicht Hände habe ich genug,
Um
Glück, nur
Glück dir zuzutragen,
Und habe Atem nicht genug,
Um soviel Liebe auszusagen!
_____
Ich habe manches Weib geliebt ...
Ich habe manches Weib geliebt,
Dies gab mir ihre Seligkeit;
Am Ende war's nur Bitterkeit
Und Schmerzen, die kein Mann vergiebt.
O, blüht denn nie das Wunderfest,
Das
Glück, das so in Fülle steht,
In Sehnsucht kommt, in Sehnsucht geht,
Und doch noch Sehnsucht hinterläßt.
_____
Ein Lämpchen aufgeglommen ...
Ein Lämpchen aufgeglommen,
Solch Lämpchen,
Glück, bist du:
Aus Nächten hergekommen,
Den Nächten geht es zu.
Es glüht vor deinen Schritten;
Herzklopfend bleibst du steh'n. -
Und ist vorbeigeglitten,
Eh' du es recht geseh'n. -
_____
Die Bilder ...
Die Bilder, die ich von dir hab',
Die fanden heut' ihr Flammengrab.
Ich sah ins Licht wie festgebannt,
Und sah noch, als sie längst verbrannt ...
Um ein Bild ist mir sterbensleid,
Es war mir Trost in Traurigkeit:
Wir sitzen Wang' an Wang' geschmiegt,
Ich ganz in deinen Arm gefügt,
Die freien Hände so gepreßt,
Als hielten wir zum Wohlthun fest -
Und übergroß schaut unser Blick,
Als faßten wir es nicht, das
Glück,
Daß keiner mehr vom andern läßt.
Das Bild, das mir das liebste ist,
Ich hab's noch einmal leis geküßt,
Die Thränen sind mir gekommen,
Nun bist du mir ganz genommen!
_____
-
Eleonore Kalkowska
(1883-1937)
Die Liebende spricht:
O mein Geliebter, wie ein edles Wild,
Das seinen Herrn erkannt — leg ich mich leis
Zu Füßen dir — und wart auf dein Geheiß.
Denn in der Seele heiligstem Gefild
Ruht mir dein Antlitz, und — ein roter Schild —
Umrauschts mein Blut, und blühend Reis um Reis
Steigt draus empor, umgibt dich wie der Kreis
Von Lilien auf Botticellis Bild.
O Liebster, sieh, wie hoch die Blumen ragen!
Wie soll ich all die Seligkeit nur tragen?
Könnt ich doch, Liebster, etwas für dich wagen,
O, etwas tun, mein
Glück mir zu erwerben,
Könnt ich vergehen, könnte ich verderben
Für dich — o mein Geliebter, könnt ich sterben. ...
_____
Capriccio
Ich halte dein
Glück wie ein zerbrechlich Glas
In meinen spitzen Fingern,
Ich halte es lächelnd gegen das Licht,
O, feines Glas, daß es nicht bricht,
Man darf mit solchen Dingern
Zu oftmals spielen nicht.
Es hat die feierliche Form
Der griechischen Amphoren,
Der Seifenblase spielenden Glanz
Zur Farbe hats erkoren.
O, feines Glas, daß es nicht bricht,
Ich halts mit spitzen Fingern,
Man darf mit solchen Dingern
Zu oftmals spielen nicht.
Ich laß es leise wippen,
An meine bleiche Hand geschmiegt,
Tiefschauernd hin und her sichs wiegt,
Da führ ichs an die Lippen.
Wie tönt da mein Glas so voll und so rein,
Ich aber lächle, ich lächle hinein.
O, feines Glas, daß es nicht bricht,
Ich halts mit spitzen Fingern,
Man darf mit solchen Dingern
Zu oftmals spielen nicht.
_____
-
Anna Karbe (1852-1875)
Der Liebe
Glück
Die Liebe ist kein leichtes Gut,
Sie ist ein tiefes, schweres
Glück:
Sie fordert Kraft und Gluth und Muth
Und einen freien klaren Blick.
Die Liebe ist kein süßer Traum,
Sie fordert frisch ein waches Herz;
Sie hat für sel'ge Freude Raum
Und auch für heißen, tiefen Schmerz.
Wem Gott ins Herz die Liebe giebt,
Dem giebt er eine reiche Last,
Und wo ein Herz wahrhaftig liebt,
Da hat's des Lebens Ernst erfaßt.
Und wer die Lieb' trägt in der Brust,
Und sei die Last auch noch so schwer,
Der gibt um aller Erde Lust
Der Liebe Last nicht wieder her.
_____
-
Eduard Kauffer
(1824-1874)
Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir -
Manch schöne Hoffnung hat die Zeit zertrümmert,
Erfüllt ward selten eine Bitte mir,
Und doch seh' ich in's Leben unbekümmert,
Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.
Verzagt die Seele bei des Unglücks Schlägen,
Und nagt die Sorge, nagt der Harm an ihr,
Doch werden sich die Schmerzen alle legen,
Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.
Wenn du verlangst, will ohne Murren scheiden,
Von Allem ich, was lieb und theuer mir,
Die Jugendfreunde , selbst die Lieder meiden,
Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.
Und schwebt heran auf eisigem Gefieder
Die dunkle Stunde, die mich ruft von hier:
Ich steige freudig zu den Todten nieder,
Beglückt mich nur ein treuer Blick von dir.
_____
-
Agnes
Kayser-Langerhannss (1818-1902)
Liebesglück
Wenn im bleichen Mondenschein die Rose
Lächelnd sich an ihre Schwester schmiegt,
Und die Nachtigall bei dem Gekose
Sich auf ihren duft'gen Zweigen wiegt.
Leuchtend glüh'nde Käfer sie umgaukeln,
Nippend von der Blumen Abendtrank,
Schmetterlinge sich auf Lüft'chen schaukeln,
Horchend auf der Wellen Geistersang.
Sylf' und Elf sich aus den Lilien beugen,
Weil der Mondstrahl ihre Zell' berührt,
Und den Silberpfad zu ihm ersteigen,
Der zurück zur Erde wieder führt.
Wenn die zarte blaue Glockenblüthe,
Solchen Abend läutet ein zur Ruh,
Und beseligend, ein heil'ger Friede,
Blickt aus jedem Sternenaug mir zu:
Eil ich hin zum dichten, grünen Haine,
Wo geschäftig Leben sich noch regt,
Und der Baum, umspielt von lichtem Scheine,
Hoch die dunkle Blätterkrone trägt.
Wo versteckt die stille kleine Hütte,
Die der Epheu schützend fest umschlingt -
Dorthin lenk' ich sehnsuchtsvoll die Schritte,
Seh' das Licht, das durch das Fenster blinkt.
An der Schwelle kommt sie mir entgegen,
Beut die Hand, die weiche, hold mir dar,
Und es strömt der Liebe reichster Segen
Nieder auf ein still
beglücktes Paar.
_____
-
Hedwig Kiesekamp
(Ps. L. Rafael) (1844-1919)
Wunsch
Du willst, ich soll den Wunsch dir sagen,
Der glühend mir im Herzen schwillt,
Der oft das Weh, die tiefen Klagen
Der eignen Brust mir hat gestillt.
Lag denn nicht ganz mein Herz dir offen?
Hielt ich sein Wallen je zurück?
Mein Wünschen, Wollen, Sehnen, Hoffen,
All' mein Gebet ist: nur - dein
Glück!
_____
-
Klabund (Alfred
Henschke) (1890-1928)
WIEGENLIED FÜR IRENE
Einen Sommer lang
Goldne Glocke schwang,
Rief zu immer holderem Tag.
Schlugst das Aug du auf,
Lag mein Kuß darauf,
Und dein Herz in meinen Händen lag.
Einen Sommer lang
Lied und Lachen klang,
Und wir waren ganz vor
Glück entbrannt.
Schlang und Eidechs kam,
Und gezähmt sie nahm
Süßigkeit aus deiner guten Hand.
Einen Sommer lang
Mit dem Engel rang
Ich, daß ewig dieser Sommer sei.
Ach, ich war zu schwach,
Und im Herbste brach
Sensenmann das
Ährenglück entzwei.
Dieser Sommer war
Voll wie hundert Jahr,
Die des Gottes Gnadenblut durchdrang.
Schenke sein Geschick
Unsrem Kind ein
Glück
Viele, viele, viele Sommer lang.
_____
-
Alma Johanna Koenig
(1887-1942)
Du weißt mich häßlich, lang verbrannt vom Gram,
du weißt dich selbst erzengelschön und jung.
Warum dies Wunder jäher Huldigung,
warum dies
Glück, das mir den Atem nahm?
O, welche Frau auch solche Blicke träfen,
von wildem Blau, aus rasch erschlossnen Lidern,
sie wäre dein, erschlafft an allen Gliedern,
sie wäre dein, Blutpochen in den Schläfen.
Da du mich bittest, möcht ich vor dir knieen.
Da du mich küßt, möcht ich an dir vergehen.
Da du begehrst, - wie muß erst ich begehren.
Dein ist der Mai, du hast ihn mir geliehen,
du bist mein
Glück - dies lernt ich schnell verstehen.
Doch daß du mein bist, mußt du erst mich lehren.
_____
O warum hast du so mich warten lassen,
die ich versklavt in deinen Ketten stöhne?
Mir war, als ob ein jeder Blick mich höhne
und jedes fremde Lachen mußt ich hassen!
Verglichen mit dem Wunder deiner Schöne
wurden die Angesichter zu Grimassen.
Dich schauen schon ist
Glück mir, kaum zu fassen,
wähnst du, daß ich so leicht mich sein entwöhne?
Ich wartete. Wo warst du, unterdessen
der Liebenden so weh von dir geschah?
Hast du in fremder Liebe mein vergessen?
Ich weinte. War dir eine andre nah?
O Gott, du bist so schön und bist so jung,
mein Schuldspruch ist für dich Entschuldigung.
_____
-
Justine Wilhelmine von
Kruft (1773-1832)
Glück des Herzens
"Sehnt sich das Herz nach Freud' und Ruh vergebens,
Solls, mit gläubiger Andacht Flug, gen Himmel
Feurig streben. Ewiger Wonnen Fülle
Wallt ihm entgegen."
"Dort, wo ein Tempel unermesslich aufragt,
Aller Völker vereinte Lobgesänge
Jubelnd schallen, tausendmal tausend Sonnen
Glänzen am Altar."
Aber das Menschenherz bleibt öd' im Weiten!
Einen silbernen Stral, statt tausend Sonnen,
Ein verschwiegnes Laubdach, und ein verwandtes
Liebendes Herz nur!
_____
-
Gustav Kühne
(1806-1888)
Höchstes
Glück
Nenne mir der Augenblicke
Seligsten im Liebesharm!
Denk' an alle Zeit zurücke,
Wo wir ruhten Arm in Arm.
Welcher aller Hochgenüsse
Mag für uns der schönste sein?
War's der Wirbelhauch der Küsse?
War's der Sehnsucht Wonnepein?
War's, wie Du zum ersten Male
Mir in's tiefste Herz geschaut?
Oder mit dem Augenstrahle
Mir Dein
Seelenglück vertraut?
War's, wenn unsre Adern glühten?
Oder in der Zweifel Noth,
Ob die Augenblitze sprühten
Leben oder Liebestod?
War's, als durch den Thränenschleier
Sich Dein Blick in Wehmuth brach?
War's die heilig dunkle Feier,
Als die Nacht still um uns lag?
O du tief geheimstes Beben!
Ich durchschwelgte all' dein
Glück,
Aber Eins im Liebesleben
Kehrte niemals mir zurück.
Als Du gabst warum ich flehte,
Stiller Blicke Zauberlicht,
Keuscher Morgenathem wehte
Um Dein schüchtern Angesicht.
Zitternd reichtest Du die Lippen,
Erster Regung Stillgenuß -
Ach! es war nur scheues Nippen,
Reinster Liebe erster Kuß.
_____
-
Nikolaus Lenau
(1802-1850)
Scheideblick
Als ein unergründlich Wonnemeer
Strahlte mir dein tiefer Seelenblick;
Scheiden mußt' ich ohne Wiederkehr,
Und ich habe scheidend all mein
Glück
Still versenkt in dieses tiefe Meer.
_____
Verlornes
Glück
Die Bäume rauschen hier noch immer,
Doch sind's dieselben Blätter nimmer,
Wie einst in jener Sommernacht.
Wohin, du rauhes Erdenwetter,
Hast du die damals grünen Blätter,
Wohin hast du mein
Glück gebracht?
Sie schritt mit mir durch diese Bäume,
Ihr gleicht kein Bild beglückter Träume,
So schön und doch so treu und klar;
Das Mondlicht ruht' auf ihren Wangen,
Und ihre süßen Worte klangen:
"Dich werd' ich lieben immerdar!"
Je tiefer mit den Räuberkrallen
Der Tod ins Leben mir gefallen,
Je tiefer schloß ins Herz ich ein
Den Schatz der Lieb', dem Tode wehrend;
Doch bricht der Räuber, allbegehrend,
Zuletzt nicht auch den letzten Schrein?
_____
Das todte
Glück
Leis' umrauscht von Himmelsquellen,
Süße Sehnsucht in der Brust
Saß ich einst die mondeshellen
Nächte da in stiller Lust.
Jene Zeit wird nimmer kommen,
Himmelsquellen sind versiegt,
All mein Sehnen ist verglommen,
Und mein
Glück im Grabe liegt.
Weib, du riefst in böser Stunde
Mit dem zauberischen Blick,
Mit dem wonnevollen Munde
Schmeichelnd hin zu dir mein
Glück.
Und es kam ein Kind und schmiegte,
Flehend sich in deinen Arm,
Der es mild umschlang und wiegte,
Als ein weicher Mutterarm.
Nun das Kind in Traumeswonnen
Hingeschlummert, sich verlor;
Nahmst du still und kaltbesonnen
Deinen Todesdolch hervor.
Scharf geschliffen am Gesteine
Deines Herzens war der Stahl,
Und das Kind, um das ich weine,
Athmete zum letztenmal.
Und du stießest leicht und munter
Wie ein Steinchen in den Bach,
In das Grab mein
Glück hinunter,
Sahst ihm ruhig, lächelnd nach.
_____
-
Detlev von Liliencron
(1844-1909)
Glückes genug
Wenn sanft du mir im Arme schliefst,
Ich deinen Atem hören konnte,
Im Traum du meinen Namen riefst,
Um deinen Mund ein Lächeln sonnte -
Glückes genug.
Und wenn nach heißem, ernstem Tag
Du mir verscheuchtest schwere Sorgen,
Wenn ich an deinem Herzen lag
Und nicht mehr dachte an ein Morgen -
Glückes genug.
_____
-
Thekla Lingen
(1866-1931)
Stumme Bitte
Er nimmt mir meine beiden Hände
Und hält sie fest mit langem Kuss,
Bis ich mich bebend von ihm wende
Und sage, dass er gehen muss.
Da leuchtet tief in seinen Blicken
Der heisse Glanz, der mich erschreckt -
Es wagt sein Auge auszudrücken,
Was ich erschauernd längst entdeckt.
Es zwingt mich dieses stumme Flehen,
Ich geb mich hin dem starken Blick
Und fühl mich langsam untergehen
In wunderseligem
Liebesglück.
_____
Müde
Hab so wund gelaufen meine Füsse
Auf dem weiten Wege nach dem
Glück -
Lachend lief ich aus, um es zu suchen,
Schlich nach Haus mit thränenschwerem Blick.
Sah wohl wunderseltsam lichte Blumen,
Sah sie wohl an meinem Wege stehn,
Habe sie mit raschem Fuss zertreten,
Musste eilen, musste weitergehn.
Weitergehn, die eine nur zu finden,
Die in trügerischer Ferne winkt
Und mit ihren buhlerischen Düften
Unser Herz zur Schuld und Sünde zwingt.
Hab so wund gelaufen meine Füsse
Auf dem weiten Wege nach dem
Glück -
Lachend lief ich aus, um es zu suchen,
Kam so müde, kam so still zurück ...
_____
-
Ernst Lissauer
(1882-1937)
Wie ein Hirt den weingefüllten irdenen Topf
Wie ein Hirt den weingefüllten irdenen Topf,
Nehm' ich dein großes Frauenhaupt vor meinen Kopf.
Breit leg' ich meine beiden Hände
Um seine festen, weichen Wangenwände.
Heiß in mein Blut belebend rinnt belebter Saft.
O unerschöpflich trünkereicher Krug!
Ich sauge aus dir stärkend immer frisches
Glück.
Nun bin ich satt, froh, hell, bin doppelt voller Kraft.
Behutsam lass' ich los, sacht stell' ich ihn zurück,
Das war ein Zug.
_____
-
Clarissa Lohde
(1836-1915)
Liebesglück
Allüberall, wo ich auch geh',
Im grünen Hain, am blauen See,
Beim Waldesrauschen, beim Vogelsang,
Da hör' ich deiner Stimme Klang.
Und wenn ich hinauf zum Himmel schau,
Seh' ich in deiner Augen Blau,
Seh' ich dein liebes Angesicht,
Das wonneselig zu mir spricht,
Aus Höh'n und Tiefen rauscht's um mich:
Ich liebe dich, ich liebe dich!
_____
-
Hermann Löns
(1866-1914)
Mit schmetterndem Schlage ...
Mit schmetterndem Schlage steigt ein Vogel
Über die Birken jauchzend empor,
Mit seligem Sange sinkt er nieder
Zu seinem Liebchen in dem Moor.
Mein Lied erhebt mich in den Himmel
Und führt mich sanft zu dir zurück,
Zur Höhe führt mich deine Liebe
Und auf der Erde wohnt mein
Glück.
_____
-
Angelika von Marquardt
(1849-1893)
Das
Glück der Liebe
Wer nie geliebt ward, sollte nimmer klagen -
Unglücklich nur, wer niemals selbst geliebt!
Ich mag des Schicksals schwersten Schlag ertragen,
Mag jede Qual erdulden ohne Zagen,
Solang noch Schatz auf Schatz das Herz vergibt!
O nicht um jedes
Glück des frohen Lebens
Gäb' ich mein Liebesleid um Dich dahin!
Mein Hoffen bleibt in Ewigkeit vergebens,
Verboten ist das Ziel des reinsten Strebens,
Nur im Entsagen liegt für mich Gewinn!
Und doch, wie bin ich selig! Dich zu lieben,
Du Einz'ger, gilt als höchste Wonne mir.
Wie welkes Laub, vom Sturmwind umgetrieben,
Wie Staub zuletzt mag jedes
Glück zerstieben -
Was kümmert's mich: Es bleibt die Lieb' zu Dir!
_____
-
Karl Mayer (1786-1870)
Liebesglück
Eigne Lust in deinem Blick gesellt
Sich dem Wiederglanz der Wonnewelt.
Liebliche, so magst du denn verzeihen,
Daß sich schneller Kuß und Blicke reihen:
Einmal bist du selbst die Theure mir,
Wieder herz' ich dann die Welt in dir.
_____
-
Selma Meerbaum-Eisinger
(1924-1942)
Das
Glück
Schlafen möcht' ich,
Der Wind wiegt mich ein,
Und die Sehnsucht singt mich zur Ruh'.
Weinen möcht' ich.
Schon die Blumen allein
Flüstern Tränen mir zu.
Sieh die Blätter:
Sie blinken im Wind
Und gaukeln Träume mir vor.
Ja und später -
Lacht wo ein Kind,
Und irgendwo hofft ein Tor.
Sehnsucht hab' ich
Wohl nach dem
Glück?
Nach dem
Glück.
Fragen möcht' ich:
Kommt es zurück?
Nie zurück.
_____
Schlaflied für die Sehnsucht
(Zu singen nach
der Melodie
"di zun iz fargangen" von M. Gebirtig)
O lege, Geliebter,
den Kopf in die Hände
und höre, ich sing' dir ein Lied.
Ich sing' dir von Weh und von Tod und vom Ende,
ich sing' dir vom
Glücke, das schied.
Komm, schließe die Augen,
ich will dich dann wiegen,
wir träumen dann beide vom
Glück.
Wir träumen dann beide die goldensten Lügen,
wir träumen uns weit, weit zurück.
Und sieh nur, Geliebter,
im Traume da kehren
wieder die Tage voll Licht.
Vergessen die Stunden, die wehen und leeren
von Trauer und Leid und Verzicht.
Doch dann - das Erwachen,
Geliebter, ist Grauen -
ach, alles ist leerer als je -
Oh, könnten die Träume mein
Glück wieder bauen,
verjagen mein wild-heißes Weh!
_____
-
Melchior Meyr
(1810-1871)
Liebesglück
O ich erfuhr so hohe Lust
Und darf es niemand sagen;
Und ach, die wonnebange Brust
Kann es allein nicht tragen!
Ich schlich mich heimlich in ihr Haus,
Es war im Abendscheine,
Die andern saßen froh beim Schmaus,
Sie harrt' auf mich alleine.
Ich herzte sie, sie herzte mich,
Sie ruht' an mir so feste!
So zärtlich und so inniglich
Liebkoste mich die Beste!
Und weil es heimlich nur geschah,
War doppelt unsre Freude.
Doch ach, die Trennung war so nah',
Die Lust so nah dem Leide! -
Wie gern entleert' ich nun mein Herz!
Doch darf es Keiner wissen;
Denn hier versteht ja niemand Scherz,
Zu tadeln nur beflissen.
Was wäre das für ein Geschrei,
Wie müßten wir's entgelten!
Ist gleich ein jeder auch so frei,
Die Andern will er schelten.
O Muse, du erbarme dich
Und nimm die Last vom Herzen!
Nimm, Hohe, sonst erdrücken mich
Die süßen Liebesschmerzen!
_____
Erkanntes
Glück
Ich liebte mein Mädchen wohl lange Zeit,
Sie hatte mir Sinn und Herz erfreut,
Allein bei all der Liebeslust
War mir ihr Werth doch wenig bewußt.
Wohl war es mir süß und gar so schön,
Zum Liebchen wieder und wieder zu gehn.
Doch meint' ich zuletzt, es müßt' so sein,
Und liebte nur so in den Tag hinein.
Da hört ich einmal in fremdem Kreis
Viel rühmen und reden zu ihrem Preis.
Wie hoch sie wurde von Andern verehrt,
Vernahm ich daselbst, und wie herzlich begehrt.
Mir ward es wie ein Tag um's Angesicht,
Sie stand vor mir in goldnem Licht.
"Der Jeder ergeben in diesem Verein,
Die Allgefeierte, die ist dein?"
Nie sehnt' ich so innig nach ihr mich zurück,
So herrlich fühlt' ich nie mein
Glück.
Doch wob sich mir alles zu Räthsel und Traum:
Daß mein die Theure, das glaubt' ich kaum!
Ich eilte zurück in das trauliche Haus,
Es sah mir Alles so festlich aus!
Und als sie mich faßte so schmeichelnd warm,
War's mir, eine Himmlische hielt' ich im Arm!
_____
-
Stephan Milow
(1836-1915)
Im
Glück erstarrt
Ich bin erstarrt
In meinem
Glück.
Seit jener Minute -
O dieser Blick!
Dies holde Nicken! -
Seit jener Minute,
Da mir geworden
Die süße Gewißheit,
Daß du mich liebst,
Bin allem ich tot,
Was um mich ist,
Und rege mich nicht.
Die Bläue des Himmels
Ich sehe sie nicht,
Den Hauch des Frühlings
Ich fühle ihn nicht,
Die Stimmen der Vögel
Ich höre sie nicht;
Mit allen Sinnen
Nach innen gewandt,
Erschau' ich nur dich,
Wie jene Minute
Dich mir geschenkt.
Ich bin erstarrt
In meinem
Glück.
_____
An mein Weib
Am zehnten
Jahrestage unserer Vermählung
Ich möchte prüfend überschaun,
Was ich an Gütern dir gegeben,
Seit du in liebendem Vertraun
Dein Loos geeint mit meinem Leben;
Ach, nichts, was stolz ich weisen kann
In all den abgelaufnen Jahren!
Doch schlag' es zu gering nicht an,
Daß wir zusammen
glücklich waren.
Nicht auf den Höhen schrittest du,
Wie dir's, du Herrliche, gebührte,
Kein rauschend Leben fiel dir zu,
Still war der Pfad, den ich dich führte;
Ach, nichts, was ich für dich gewann
In all den abgelaufnen Jahren!
Doch schlag' es zu gering nicht an,
Daß wir zusammen
glücklich waren.
Ich ring' empor mit festem Muth -
Wann wird mir der Erfüllung Segen,
Daß ich vor dir in sel'ger Glut
Ihn huld'gend könnte niederlegen?
Ach, was ich auch gestrebt, gethan,
Nichts will den Sieg noch offenbaren!
Doch schlag' es zu gering nicht an,
Daß wir zusammen
glücklich waren.
Und wenn mich in des Todes Nacht
Das waltende Geschick entrückte,
Bevor mein Mühen dir gebracht,
Womit ich dich so gerne schmückte:
Treu schirmt' ich dich und was ich sann,
Galt dir, das hast du doch erfahren
Und schlägst es zu gering nicht an,
Daß wir zusammen
glücklich waren.
_____
Unverloren
Nur flüchtig ist der Liebe
Glück;
Es rechne keiner in die Ferne,
Und keiner schaue bang zurück,
Versanken seines Himmels Sterne.
Einst fassest du es selber nicht,
Daß du so heiß nach mir gerungen;
Daß wir, voll Seligkeit und Licht,
So weltvergessen uns umschlungen.
Ich aber klage dich nicht an
Und trage stumm des Schicksals Walten,
Wenn unerbittlich mir zerrann,
Was nimmer, nimmer festzuhalten.
Ob all die Tage, goldumsäumt,
Mir nichts von treuer Dauer brachten:
Da ich geliebt, gehofft, geträumt,
Was sollt' ich als verloren achten?
_____
Wen du erfüllst, o
Liebesglück!
Du Schatz, gepriesen überschwänglich,
Der schaut nicht vor und nicht zurück,
Für alles Andre unempfänglich.
Wer zitternd sich in dich verlor,
Der ist gefeit in seinen Wonnen,
Der schwebt im leichten Flug empor,
Umkreist von tausend goldnen Sonnen!
So jauchz' ich meinem Mädchen laut,
Daß ihr's im Tiefsten wiederklinget,
Da Aug' in Auge flammend schaut,
Und eins das andre eng umschlinget.
Ruft nicht in unsern Jubel kalt,
Die Seligkeit sei nur erlogen,
Und wenn die Gluten ausgewallt,
So fänden wir uns arm, betrogen.
O nein! wie rasch der Traum vergeh',
Ich werde stets mich seiner freuen,
Und keine Freudenthräne je
Und keinen Jubelruf bereuen.
Das eben ist so rührend schön,
Daß wir, ob ird'schen
Glücks auch trunken,
Doch schwärmen auf zu Himmelshöhn
Und uns die ganze Welt versunken;
Daß Zwei, die fest sich an die Brust
In seliger Erfüllung drücken,
Der heißen Herzen kurze Lust
So wunderbar sich können schmücken.
_____
-
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Glück ist wie Blütenduft,
der dir vorüberfliegt...
Du ahnest dunkel Ungeheures,
dem keine Worte dienen -
schließest die Augen,
wirfst das Haupt zurück - -
und, ach!
vorüber ist's.
_____
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr' ich Dich!
Leuchteten mir milde Sterne,
ach, wie bald ihr Glanz erblich!
Wenn ich deine weichen Wangen
leis in meine Hände nahm,
und voll zärtlichem Verlangen
Mund zu Mund zum Kusse kam;
wenn ich deine Schläfen rührte
durch der Haare duftig Netz,
o, wie war, was uns verführte,
beiden uns so süß Gesetz!
Und nun gehst du fern und einsam.
Ach, wie achtlos spielt das
Glück!
Bringt, was einmal uns gemeinsam,
noch einmal sein Strom zurück?
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr' ich dich!
Leuchteten uns milde Sterne,
ach, wie schnell ihr Glanz erblich!
_____
Liebesbrief
Vor deiner Kammer singt und singt
- so schreibst du, Kind - die Nachtigall,
und, daß der Sehnsucht bangen Schall,
dein Herz so wehvoll widerklingt!
Gedenkst du noch des
Glückes all,
das uns tiefheimlich einst umringt? ...
Vor deiner Kammer singt und singt
- so schreibst du, Kind - die Nachtigall.
Wenn heut ihr wiederum gelingt
ihr nächtlich süßer Überfall -:
Oh denk', ich sei's, der leichtbeschwingt
von seiner Sehnsucht Überschwall
vor deiner Kammer singt und singt!
_____
-
Eduard Mörike
(1804-1875)
Liebesglück
Wenn Dichter oft in warmen Phantasien,
Von
Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,
Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,
So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.
Mir aber hat ein gütger Gott verliehen,
Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen,
Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen,
Der Unschuld Blick von raschem Feuer glühen.
Auch ich trug einst der Liebe Müh und Lasten,
Verschmähte nicht den herben Kelch zu trinken,
Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.
Und dennoch gleich ich jenen Erzphantasten:
Mir will mein
Glück so unermeßlich dünken,
Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
_____
-
Clara Müller-Jahnke
(1860-1905)
Stummes
Glück
Das war zur schimmernden Maienzeit,
da sang ich Lieder voll Lust und Leid:
des Waldquells Rauschen, der Vögel Singen,
in tönende Reime tät ich's bringen.
Und wenn ich der kommenden Lust gedacht -
wie wollt ich erst singen zur Rosenpracht,
wie wollt ich in jubelnden Tageweisen
die Sommersonne, die goldene, preisen!
Der Frühling schwand, und die Sonne stieg,
der Fink und die Finkin fanden sich -:
in Waldes Dunkel, an Baches Borden,
die jubelnden Sänger sind still geworden.
Und mir auch erging es wundersam:
als meinem Leben der Sommer kam
und die Rosendüfte mein Haupt umfingen,
In Kuß und Seufzer verklang mein Singen . . .
Von der Lippe flutet das Lied zurück:
im namenlosen, im stummen
Glück
nur kann ich vor dir die Seele neigen,
nur lieben und schweigen.
_____
Verlornes
Glück
Noch einmal, eh' am Himmelsrande
der letzte Sonnenblick verglüht,
zieht mich ein Sehnen an die Stätte,
wo meines Lebens
Glück geblüht.
Durch hochgewölbte Gänge fluten
der Dämmrung Schatten kalt und bleich -
leis mahnend pocht wie Geisterfinger
ans Fenster ein Spireenzweig.
Und rings im Haus ein tiefes Schweigen,
wie ausgestorben jeder Raum . . .
An meiner Seite lächelnd wandelt
ein halbvergessner Jugendtraum;
von weltverlornen Küsten zaubert
entflohene Wonnen er zurück
und küßt mir in die müde Seele
ein letztes Bild vom
Erdenglück.
Ein letztes Lied in diesen Räumen!
Der Herbstwind rast am Gartentor -
hier aber wogen Rosendüfte
und singt ein Nachtigallenchor.
Von all den süßen Liebesworten,
die schmeichelnd deine Lippe sprach, -
von meinen Seufzern, deinen Küssen
wird hier ein flüsternd Echo wach.
Der alte Zauber lockt mich wieder,
der Leib und Seele mir gebannt:
dein Odem über meiner Stirne,
auf meinem Herzen deine Hand!
Der Spiegel wirft im Dämmerschimmer
mir dein geliebtes Bild zurück - -
zum letzten Male trink ich wieder
aus deinem Born, verlornes
Glück!
Und lauter tönt des Windes Brausen,
der Sonne letzter Strahl erblich;
ich aber berg in meine Hände
das Haupt und weine bitterlich.
Nun liegt die Nacht auf allen Wegen . . . . . .
und langsam wend ich meinen Schritt
und nehm aus den geliebten Räumen
mir der Erinnrung Sterne mit.
_____
-
Wolfgang Müller von
Königswinter (1816-1873)
Wie trag' ich dieses
Glück? Die Zeiten ließen
So schlimm sich an. Wie heiter sie sich wenden!
Ich wähnte meine Treue zu verschwenden,
Und meine Liebe freudelos zu schließen.
Und jetzt darf ich das höchste
Glück genießen.
An ihrer Brust beginnen und vollenden
Die Tage sich; ich seh' von allen Enden
Den reichsten Segen in mein Leben fließen.
Wie das mir kam? Ich stand mit ihr alleine,
Wir wechselten in langem Blick die Kunde
Von unsrer Liebe, und sie war die meine.
Dann lag zu heißem Kusse Mund an Munde!
Sie floh hinweg, daß sie im stillen weine!
Das war der Anfang zu dem schönsten Bunde.
_____
Verrauscht
Ach, als mich band der Schönheit Macht
Vor Zeit in Lust und Schmerz,
Das war ein
Glück, als Tag und Nacht
Ich dein gedacht, mein Herz!
Ich nippte schon in Seligkeit
Manch süßer Stunden Schaum,
Doch war des Lebens hellste Zeit
Der ersten Liebe Traum!
Als ich dich sah, ich stand berauscht
Wie unterm Maienbaum,
Wo man des Frühlings Klängen lauscht,
Bedeckt von Blütenflaum.
Dein tiefer Blick, dein weiches Wort,
Noch ist's mein
Lebensglück;
Ich gäb' um goldnen Zauberhort
Die Stunden nicht zurück.
Das war ein
Glück, als in die Brust
Ich dir ein Nachtlied sang,
Erröthend bebtest du vor Lust,
Als drin dein Name klang.
Mein Lied tönt besser jetzt gereiht,
Dem Hörer mehr zum Dank,
Ich bin nach Liedern alter Zeit,
Nach junger Liebe krank.
Vielleicht ruft mich zum goldnen Tisch
Einst lächelnd das Geschick,
Lust, Ehre, Ruhm credenzt es frisch
Mir bald mit heiterm Blick;
Zurück schau' ich sehnsüchtig weit
Nach ferner Jugend Saum:
Mir war des Lebens hellste Zeit
Der ersten Liebe Traum!
_____
O du liegst so weit
O du süße Zeit,
Junger Liebe
Glück,
O du liegst so weit,
Kehrst nie zurück!
O wie schnell ersteht
Der Blumen Duft!
O wie schnell verweht
Ihn die leise Luft!
O wie süß erklingt
Ein Liebeslied!
O wie leicht beschwingt
Es wieder flieht!
O wie hold
beglückt
Ein heller Traum!
O wie schnell entrückt
Seiner Bilder Schaum!
O die Knospe blüht!
Und ein Augenblick,
Dann ist verglüht
Ihr Lenzgeschick.
O du süße Zeit,
Junger Liebe
Glück!
O du liegst so weit,
Kehrst nie zurück!
_____
Todt ist mir das
Glück
Herrlich, hohe Sommerzeit,
Kamst du letztes Jahr,
Da ich voller Seligkeit
Liebestrunken war.
O wie hat der Lindenduft
Süß mein Herz berauscht,
Als wir durch die Abendluft
Schwur und Kuß getauscht!
Stilles keusches Mondeslicht,
Sang der Nachtigall -
Doch ich sah und hörte nicht -
Sie - sie war mein All! -
Ach, es ging so zauberschwül
Ueber Teich und Land -
Herz und Herz - doch ein Gefühl -
Flammend wilder Brand!
Das ist noch der Park, der See,
All die alte Pracht,
Oed' die schöne Welt, o weh!
Und das Licht ist Nacht!
Herrlich, hohe Sommernacht,
Kehrtest du zurück;
Aber kalt ward mir die Maid,
Todt ist mir das
Glück!
_____
-
Hermann Oelschläger
(1839-1908)
So sei denn
glücklich ohne mich
So wirst du nie mir ganz gehören,
Nie, niemals ganz die Meine sein?
Das Schicksal glaubt' ich zu beschwören,
Aus deinem Munde sagt es: Nein.
Ich liebte dich und durft' es wagen,
Zu dir drängt' all mein Leben sich;
Nun forderst du, ich soll entsagen?
So sei denn
glücklich ohne mich.
Kein Wort des Vorwurfs will ich reden,
Sei immer
glücklich, wenn du kannst -
Doch wer zerreißt die tausend Fäden,
Die du einst liebend um mich spannst?
Und wer zerbricht die Zauberkreise,
Die uns umschlangen, mich wie dich?
Sie wirken fort auf ihre Weise -
So sei denn
glücklich ohne mich.
Ich weiß es, daß mit allen Mächten
Ein Denken heiß an's Herz dir dringt,
Wenn auch in liebeschwülen Nächten
Ein and'rer Arm dich stark umschlingt.
Mein denkst du neu. Mein Herz indessen
Verzehrt in alter Sehnsucht sich,
Verlassen und doch unvergessen -
So sei denn
glücklich ohne mich.
_____
Das höchste
Glück
O schilt mich nicht, daß ich in deiner Nähe
So gerne weile und so gerne träume!
Unmöglich ist, daß Bess'res ich versäume,
Da deines Herzens Tiefen ich durchspähe.
Frommt es, begierig, daß ihm Nichts entgehe,
Dem Geist, zu jagen durch die fernsten Räume?
Gott winkt der Fluth, daß sie ihn überschäume,
Und weckt den Sturm, der ihn zum Abgrund wehe.
Wohl Manchen reizt solch thörichtes Beginnen -
Ich lieb', in deinen Blick mich zu versenken,
Und lieb' es, deiner Schönheit nachzusinnen.
Lenzblüthen gleich erschließt sich all mein Denken,
Drum klag' ich nur, wie rasch die Stunden rinnen,
Die mir ein
Glück so rein und sicher schenken.
_____
-
August Graf von Platen
(1796-1835)
Des
Glückes Gunst wird nur durch dich vergeben,
Schön ist die Rose nur, von dir gebrochen,
Und ein Gedicht nur schön, von dir gesprochen.
Tot ist die Welt, du bist allein am Leben.
In diesen Lauben, die sich hold verweben,
Wird ohne dich mir jeder Tag zu Wochen,
Und dieser Wein, den warme Sonnen kochen,
Kann nur aus deiner Hand ein Herz beleben.
Von dir geschieden, trenn ich mich vom
Glücke,
Das Schönste dient mir nur, mich zu zerstreuen,
Das Größte füllt mir kaum des Innern Lücke.
Doch drückst du mich an deine Brust, den Treuen,
Dann kehrt die Welt in meine Brust zurücke,
Und am Geringsten kann ich mich erfreuen.
_____
-
Luise von Ploennies
(1803-1872)
Warum schlägt so laut mein Herz?
Warum schlägt so laut mein Herz?
Ist es Wonne, ist es Schmerz?
Es ist
Glück und Schmerz zugleich,
Ach, ein
Glück so schmerzenreich,
Ach, ein Schmerz so reich an
Glück,
Daß ich nie ihn geb' zurück.
Schlage, schlage drum, mein Herz!
Trage, trage deinen Schmerz.
Jedem
Glück auf dieser Welt
Ist sein Schmerz auch zugesellt;
Beide lassen nie sich los,
Werden mit einander groß.
Darum birgt die höchste Lust
Tiefsten Schmerz in ihrer Brust.
Schlage, schlage drum, mein Herz!
Trage, trage deinen Schmerz.
Liebesglück ist sel'ger Schmerz,
Liebesschmerz ist
Glück für's Herz.
Fern, ach, fern floh Liebesglück,
Liebesschmerz nur blieb zurück!!
Doch im Schmerz noch liebt die Brust
Des entschwund'nen
Glückes Lust.
Schlage, schlage drum, mein Herz!
Trage, trage deinen Schmerz!
_____
-
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Ahasvera
Ich suchte – suche – seit ich denken kann,
das
Glück, die Liebe, alle höchsten Gipfel
und alle tiefsten Gründe dieses Daseins!
Ein
Glück, so grenzenlos, wollt ich erleben,
daß seine Wonne mich, durchschauernd, tötet!
Ich suchte – suche – seit ich denken kann;
doch nur die Jahre finden sich zusammen,
und immer schneller schwinden sie dahin!
Ich fand so viele höchste Erdengüter,
die treuste Liebe schreitet neben mir,
doch immer suchen muß ich – weiter suchen,
und stets vergebens! – An der Jugend Grenze,
da schon der Blick erreicht das andre Ufer,
da fand ich Dich – es lachten Deine Augen,
von Deinen Lippen flammt' es wie Verheißung:
"Hier ist es, hier!" Und wie die Motte taumelt zur Flamme,
stürzt ich zu Dir und gab Dir meine Seele.
- - - Und eine große Stille folgte dann,
……… doch als ich tiefer schaute,
als ich den Schleier riß von jenem Auge,
das mir wie alles
Erdenglück geglüht,
- die ganze Sansara lacht mir entegen
und weiter nichts – denn Du bist seelenlos -
und meine Seele hab ich nun verloren!
… Doch immer suchen muß ich, weiter suchen,
ein
Glück so grenzenlos, daß seine Wonne
mich beim Durchschauern tötet.
_____
Nun kam es
Nun kam es, wie es kommen muß,
vom ersten Tag!
Die Lippen suchten sich im Kuß
im nächtigen Hag.
Die Körper fanden sich im Kuß
nicht mehr zurück
- nun kommt es, wie es kommen muß,
- das große
Glück.
_____
Wie ein abgestorbener Geist
Wie ein abgestorbener Geist, so schau ich
auf der Erde einziges
Glück – die Liebe.
Kann sie nicht mit starkem Arm umfassen
und die Flammen meines Herzens müssen
ungenutzt verlöschen und verenden.
Hätten Weltenbrände schüren können,
Götterglück dem einen Manne geben,
der im Tod versank und dessen Seele
bis zum letzten Hauch ich weiter suche,
denn des Lebens Leben ist die Liebe!
Wie ein abgeschiedener Geist verzehr ich
mich nach Lebensblut und Erdenwonnen!
_____
-
Robert Prutz
(1816-1872)
Nicht zürne mir, daß ich vermag zu scherzen
Und Lieder reime mit verwegnem Munde
Von jenem Tage, da zu ew'gem Bunde
Sich in einander gossen unsre Herzen.
Laß dich mein übermüthig Spiel nicht schmerzen!
Du weißt ja, Liebste, was mir diese Stunde,
Und wie in meiner Seele tiefstem Grunde
Nun ewig leuchten ihre heil'gen Kerzen.
Es giebt ein
Glück, so über alle Grenzen,
Daß, während dankerfüllt die Lippen beten,
Die Augen doch von süßer Lust noch glänzen.
Solch
Glück, solch sel'ges, gabst du dem Poeten,
Und wie man Heil'ge schmückt mit bunten Kränzen,
So nimm auch du die Lieder vom Kometen!
_____
Sicheres
Glück
Das, Liebste, dünkt der beste Theil
Von unserm
Glück mich allezeit,
Der Anker das, dran unser Heil
Gegründet liegt für Ewigkeit;
Daß, ob wir brennen noch so heiß,
Und ob wir lieben noch so sehr,
Doch jeder fühlt, doch jeder weiß,
Es liebt der Andre ihn noch mehr.
_____
Im
Glück
Dem Schmerze konnt' ich Worte geben,
In Liedern sang ich meine Qual;
Doch seit mein herbstlich ödes Leben
Durch dich erblüht zum zweitenmal,
Und seit in meiner Seele Gründen
Ein neuer Frühling Wunder thut,
Da weigert sich mein Mund zu künden
Des Herzens sel'ge Wonneglut.
Nur deine Hände kann ich fassen,
Die treu an meinem
Glücke baun,
Erröthen kann ich und erblassen
Und fragend in dein Auge schaun;
Mein Haupt zu deinem kann ich neigen
Und zärtlich pressen Mund auf Mund –
Da thut mein Kuß mit frommem Schweigen
Dir meiner Brust Geheimniß kund.
Kein irdisch Auge kann ertragen
Der Sonne volle Strahlenpracht;
So kann dir auch mein Lied nicht sagen,
Was meine Seele jauchzen macht.
Drum siehst du sprachlos mich erbeben,
O frag', Geliebte, nicht warum:
Dem Schmerze konnt' ich Worte geben,
Doch meine Seligkeit ist stumm.
_____
-
Karl Reinhard
(1769-1840)
Über Alles die Liebe
Glücklich, wem die stille Freude
Heiliger Natur genügt:
Seht, wie rings ihm Kränze blühen,
Wie ihm Lenz und Maiflur glühen,
Wie der Himmel vor ihm liegt!
Glücklich, wer den Pfad der Tugend
Reinen Herzens niederwallt:
Unschuldsvoll die Lust geniesset,
Die auf jeder Flur ihm spriesset,
Ihm aus jedem Hain erschallt!
Glücklich, wer den Gang des Ruhmes
Sichern Schrittes kommt und geht:
Sein Gedächtniss schwindet nimmer;
Ewig strahlt des Kranzes Schimmer,
Der in seinen Locken weht!
Glücklich, wen die süsse Freiheit
Rettet von des Drängers Spott:
Keinem Kaiser darf er weichen;
Göttern ist er zu vergleichen;
Selber ist er schon ein Gott!
Glücklich, glücklich, wem die Freundschaft
Ihre Hand der Treue gibt:
Wen ein Freund durch's Leben leitet,
Wie sein Genius begleitet,
Und auf nun und ewig liebt!
Aber
glücklich, drei Mahl
glücklich,
Wen die Liebe
glücklich macht!
Alles Heil hat er empfahen;
Alle Seligkeiten nahen
Ihm bei Tage, wie bei Nacht!
_____
-
Anton Renk (1871-1906)
Heut muß ich aus dem Haus hinaus,
Heut muß ich von den Mauern los.
Es ist für dieses kleine Haus
Mein
Glück zu groß, mein
Glück zu groß.
Am Feldrand zögert still mein Schritt,
Daß keine Blume er zertritt,
Kein Käfer unter meinem Fuß
Sein Sommerleben lassen muß.
Durch's Aehrengoldmeer weht der Wind,
Der Himmel ist so wunderblau;
Ich weiß ein lockengoldnes Kind,
Dem ich in Himmelsaugen schau'.
Die Welt ist schön, der Himmel weit,
Mein Herz ist voller Seligkeit,
Die Sonne sinkt mit rotem Schein.
Ich wand're in das Haus zurück.
Es ist ja für mein großes
Glück
Der ganze Himmel viel zu klein.
_____
Ich hab ein armes
Glück bei mir. -
Vielleicht vernichtet es die nächste Stunde.
-----------------------------
Und gelt, das
Glück ist auch bei dir?
Ich will es küssen dir von deinem Munde …
Die Sonnenfunken niederflocken
Aufs Blütenbrett am Fensterrand,
Ich greife dir in deine Locken
Und habe Gold in meiner Hand.
Die Blumen haben alle Seelen,
Und wissen möcht' ich eines nur,
Was alles sie von uns erzählen …
Und schlummermüde tickt die Uhr.
Horch nicht darauf! … Du mußt es glauben,
Wenn unsre Zeit vorüber dann,
Daß unsre Seligkeiten rauben
Uns keine andre Stunde kann.
_____
-
Friedrich Wilhelm
Riemer (1774-1845)
Stilles
Glück
Was, liebes Herz, begehrst du noch?
Was macht dir stilles Grämen?
Das schönste
Glück es ward dir doch
Und Niemand mag's dir nehmen.
Sie kam so schön, sie kam so mild,
Dir freundlich anzuneigen,
Nun bleibt dir doch Ihr süßes Bild
Auf immerdar zu eigen.
In deines Busens stillem Kreis
Sey dieser Schatz gepfleget:
Wie oft ein unscheinbar Gehäus'
Der Perle Kleinod heget.
Beschauend häng' an deinem
Glück
Mit stiller Glaubenstreue,
Gleichwie am holden Sternenblick,
Wie an des Himmels Bläue.
Begehrst ja doch der Sterne nicht,
Kein Wunsch kann sie erlangen;
Des Himmels klares Angesicht,
Du willst es nicht umfangen.
Doch kindliches Vertrauen reicht
Wohl in die weitste Ferne,
Und tröstend ihm entgegen neigt
Die stille Huld der Sterne.
So trau denn auch auf Ihren Stern
Und auf Ihr hohes Walten;
Denn was Sie schenkte wird Sie gern
Dem Glaubenden erhalten.
Ja, wenn dich einst das Schicksal ruft,
Vom Liebsten dich zu scheiden;
So wird dich in die finstre Gruft
Ihr lichtes Bild begleiten.
_____
-
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Das Andenken
Es hängt an meiner Zimmerwand
Ein welker Strauß an verblaßtem Band.
Den Strauß hat deine liebe Hand
Dereinst, als ich im Garten schlief,
Für mich gepflückt.
Das Band
Schlang sich um einen Abschiedsbrief,
Der mir dein Herz so weit entrückt. – –
Und wie ich lang hinüberseh,
Faßt mich ein seltsam
Glück und Weh.
Es hängt an meiner Zimmerwand
Ein Strauß, frischblühend und ohne Band.
_____
Umweg
Ging ein Herz durchs Hirn Güte suchen,
Fand sie nicht, doch hörte da durchs Ohr
Zwei Matrosen landbegeistert fluchen,
Und das kam ihm so recht rührend vor.
Ist das Herz dann durch die Nase krochen.
Eine Rose hat das Herz gestochen,
Hat das Herz verkannt.
In der Luft hat was wie angebrannt
Schlecht gerochen.
Und das Wasser schmeckte nach Verrat.
Leise schlich das Herz zurück,
Schlich sich durch die Hand zur Tat,
Hämmerte.
Und da dämmerte
Ihm das
Glück.
_____
-
Anna Ritter (1865-1921)
Ein Stündchen lang
Ich hab' an seiner Brust geruht,
In seinen Armen schlief ich ein,
Und kreuzt er nimmer meinen Weg -
Er war doch eine Stunde mein!
Und wenn ich dieser Stunde
Glück
Mit meinem Leben zahlen müßt',
Ich ginge lächelnd in den Tod -
Er hat mich einmal doch geküßt!
_____
Ich hab' dich lieb
Ich hab' dich lieb! Das sollst du als Geschenk,
Nun da du gehen willst, von hinnen tragen.
All meine Lust und Pein
Und meine große Sehnsucht schließt es ein,
Ich hab' dich lieb – und will's dir nie mehr sagen!
Ich hab' dich lieb! Das ist ein ernstes Wort
Und doch auch süß! Heut' hab' ich weinen müssen,
Als ich es niederschrieb.
Mein traurig
Glück, wie hab' ich dich lieb!
Ich hab' dich lieb – und darf dich nie mehr küssen.
_____
Wortloses
Glück
Sie zogen singend in den Wald hinein,
Ein langer Zug von frohen, jungen Menschen.
Wir aber schritten schweigend hinterdrein
Und fürchteten der eig'nen Stimme Klang,
Als möchte sie der Stunde Andacht stören,
Als ob für Alles, was nach Ausdruck rang
In unsrer Brust, das Wort sich doch nicht fände.
So schwiegen wir und schauten uns nur an
Mit tiefem Blick und drückten uns die Hände.
_____
Traumglück
Und wenn du schläfst und träumst von mir
Dann komm ich still gegangen
Und leg' mein weinendes Gesicht
An deine braunen Wangen.
Und nehme scheu dein schlafend Haupt
In meine beiden Hände
Und denk, wir wären beide todt,
Und Alles wär' zu Ende.
Die Ahnung meiner Nähe hebt
Dir wohl die trunk'nen Lider,
Ich aber küsse sie dir zu
Und gehe heimlich wieder.
Und wenn du morgens dann erwachst,
Liegt wohl ein blasser Schimmer
Von
Traumglück und verweinter Luft
Noch über deinem Zimmer.
_____
Die Glocke des
Glücks
Viele Glocken hör' ich läuten,
Nun es Abend werden will -
Eine nur will nimmer klingen,
Eine nur ist ewig still.
Tiefe Glocke meines
Glückes:
Einmal noch zur Abendzeit
Singe über meinem Hügel
Jenes Lied voll Seligkeit.
Dem ich meine junge Stirne
Lauschend einst empor gewandt,
Da ich noch auf hellen Wegen
Schritt an meines Liebsten Hand.
_____
Wie ein Rausch …
Wie ein Rausch ist deine Liebe,
Deine Küsse wie der Wein -
Trank ich mich an deinen Lippen
Selig satt, so schlaf ich ein.
Und dein Arm ist meine Wiege,
Heimlich singst du mir ein Lied,
Daß ein Glanz von
Glück und Liebe
Noch durch meine Träume zieht.
_____
-
Emil Rittershaus (1834-1897)
Die Sonne meines Lebens
Du bist die Sonne meines Lebens
Und lieben hast Du mich gelehrt,
Ich aber bin die Sonnenblume,
Die sich nach Dir, o Sonne, kehrt!
Mein
Lebensglück, es kann ersprießen
Bei Dir, du Holde, nur allein!
Die Sonnenblume kann nur blühen
Im lichten, lieben Sonnenschein.
_____
Gebet
Nicht fleh' ich um den Segen ew'gen
Glückes,
Nicht fleh' ich um ein flüchtig' Erdengut.
Gieb, Ew'ger, nur in Stürmen des Geschickes
Dem Geiste Kraft und meinem Herzen Muth!
Den Pfad des Rechtes laß mich ruhig schreiten,
Ob still die Luft, ob wild die Stürme wehn,
Und eines gieb mir, Gott, zu allen Zeiten:
O, die ich liebe, laß mich
glücklich sehn!
Nur der ist arm, der einsam zieht die Pfade,
Von dem hinweg der Liebe Engel fliehn.
Dir, Schicksal, Dank! Du hast in deiner Gnade
Der Lieb' und Freundschaft Segen mir verliehn.
O, alle, die mir Liebe je gespendet,
Auf Blumenauen laß sie ewig gehn,
Daß nie ihr
Glück und ihre Wonne endet!
O, die ich liebe, laß mich
glücklich sehn!
Sieh, ihre Freuden will ich jubelnd theilen,
Mich soll bewegen, was ihr Herz bewegt.
Ich weiß es, meine Wunden werden heilen,
So lang sie mild die Hand der Liebe pflegt!
An ihrer Freude soll mein Herz sich sonnen,
Wenn welkend meines
Glückes Blumen stehn,
Und ihre Wonnen seien meine Wonnen. -
O, die ich liebe, laß mich
glücklich sehn!
_____
-
Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
In deinem Blick sich ewig sonnen,
Wohl wär' es Himmelsseligkeit;
Allein auch mit dem Mindern schon
Zufrieden sei der Erdensohn!
Denn in der Liebe großen Wonnen
Wird
Glück sogar das Trennungsleid!
Glück nenn' ichs, wenn im Abschiedsharme
Die Stimme flüstert: noch einmal!
Und aneinander wiederum
Die Lippen zittern freudestumm,
Bis langsam sich der Arm dem Arme
Entwindet in des Scheidens Qual;
Und
Glück dann, wenn ein theurer Name,
Der Rose gleich, die einsam blüht,
Mit Duft des Fernseins Oede füllt,
Bis sich das Weh in Seufzern stillt,
Und heißer nach dem Trennungsgrame
Der Kuß des Wiedersehens glüht.
_____
O rede fort! Wie Weihgesänge
Tönt deine Stimme mir ans Ohr;
Was herrlich in der Welt der Klänge,
Eint sich in ihr zum vollen Chor,
In ihr der Plauderton der Quelle,
Der Felsengrotten Widerhall
Mit dem Gebraus der Wasserfälle
Dem Frühlingslied der Nachtigall,
In ihr mit mächt'gem Waldesrauschen
Der Lenzluft erster Athemzug; -
Ihr eine Stunde stumm zu lauschen,
Ist für das Leben
Glück genug.
_____
Wenn müd du von der Liebe Wonnen,
Und sanft dich Schlummer überfließt,
Entzückt fühl' ich dein warmes Leben
An meins in jedem Tropfen beben,
Der durch die Adern hingeronnen
In leichter Wallung sich ergießt!
Des Auges blaue Strahlenkreise
Verbirgt die Wimper meinem Blick;
Doch dämmernd durch die zarte Hülle
Wie Mondglanz quillt des Lichtes Fülle,
Und deine Lippen murmeln leise
Im Traume noch von unserm
Glück.
_____
-
Ulrich von
Schlippenbach (1774-1826)
Glück und Ruhe
Die Liebe wollte
Glück und Ruhe finden;
Doch wenn sie an dem Thron des
Glückes stand,
Sah sie die stille Ruhe schwinden;
Und wieder war's das
Glück, das bald entschwand,
Wo sie die Ruhe aufgefunden.
Nun klagte sie: vereint find' ich sie nie,
Sie haben nimmer sich verbunden,
Ihr doppelt Bild giebt nur die Phantasie.
Da trat mit freundlicher Gestalt
Die treue Freundschaft zu der Liebe
Und sprach: wir theilen die Gewalt
Der Herzen mit fast gleichem Triebe;
Doch lieber will zu dir das
Glück sich wenden
Und holder lächelt Ruhe mir.
Komm! wollen wir mit fest verschlung'nen Händen
Durch's Leben ziehn; ich theile dir,
Was ich empfing, und du giebst deine Gaben,
Und beyder Lohn wird Alles, was wir haben.
Als Lieb' und Freundschaft innig sich verbunden,
Ward
Glück und Ruhe so vereint gefunden.
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Karl Siebel (1836-1868)
Dauerndes
Glück
Wenn sich zwei Herzen ein Leben geliebt
In Freuden und in Leiden:
Es nichts in allen Welten giebt,
Das je sie könnte scheiden.
Und ließ umgeben von höllischer Qual
Ein strenger Gott sie binden;
Sie würden, wie im Erdenthal,
Auch dort den Himmel finden.
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Ilse von Stach
(1879-1941)
Abschied vom
Glück
So lernte wohl ein selig
Glück ich kennen,
Wenn ich von einem
Glücke scheiden soll?
Mag ich's nun
Glück, mag ich's Begeistrung nennen,
Es ward mir Herz und Sinn so übervoll,
Und ach, von diesem
Glücke mich zu trennen
Ist schwer, ist hart, und unerreichbar wohl;
Mir ist, als müßte ich mein ganzes Leben
Mit diesem
Glück, mit dieser Wonne geben.
Ich will die Rose nur am Wege pflücken,
Sie blüht für mich so sinnbethörend schön;
Nur kurze Zeit soll mich ihr Duft
beglücken,
Dann will ich ungehindert vorwärts gehn;
Gönnt mir ein kurzes, seliges Entzücken,
Laßt mich bewundernd, liebeglühend stehn —
Ach, grausam gellt der Ruf mir in die Ohren:
Hinweg, der Duft erschlafft, Du gehst verloren.
So schnell kann dieser Duft mich nicht erschlaffen,
Ich will ja nur ein kurzes
Liebesglück;
Noch bleibt mir Mut und Kraft mich aufzuraffen,
Doch ach! zu lang schon war der Augenblick,
Und mitten in dem arbeitfrohen Schaffen
Hält fordernd mich mein sehnend Herz zurück,
Ich lernte nicht die roten Rosen sehen
Und unverwundet, stark vorübergehen.
So müssen denn die roten Rosen bleichen,
Sind blühend ihre Fesseln ewig neu;
Dem höhren Ziel muß zarte Liebe weichen,
Der Sinne mächtig bleibt der Mensch sich treu;
Frei muß ich sein, um Zwecke zu erreichen,
Von
Liebesglück und Liebesthränen frei,
Es werden diese jetzt noch offnen Wunden
In lichter Freiheit Morgentau gesunden.
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Ernst Stadler
(1883-1914)
Glück
Nun sind vor meines
Glückes Stimme
alle Sehnsuchtsvögel weggeflogen.
Ich schaue still den Wolken zu,
die über meinem Fenster in die Bläue jagen -
Sie locken nicht mehr,
mich zu fernen Küsten fortzutragen,
Wie einst, da Sterne, Wind und Sonne
wehrlos mich ins Weite zogen.
In deine Liebe bin ich
wie in einen Mantel eingeschlagen.
Ich fühle deines Herzens Schlag,
der über meinem Herzen zuckt.
Ich steige selig
in die Kammer meines
Glückes nieder,
Ganz tief in mir, so wie ein Vogel,
der ins flaumige Gefieder
Zu sommerdunklem Traum
das Köpfchen niederduckt.
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Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Ueberglücklich
Wie faß ich, wie glaub ich
Mein
Glück und all die Lust?
Brich nicht zuckend in Freude,
Brich Herze nicht die Brust.
Sehen soll ich sie, sehen,
Schauen der Augen Stern,
Der mein todmüdes Herze
All durchblitzte von fern.
Sie wird mir freundlich reichen
Die liebe linde Hand,
Die die Lilien tränkte,
Zum Stab die Rosen band.
Sie wird mit liebem Gruße
Vergüten alles Leid.
Erstummen muß ich, erblinden
Vor ihrer Prächtigkeit.
Verhänge Sonne die Zügel!
Fleug Zeit hindann!
Eil o eile Stunde,
Da ich sie sehen kann!
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Wenn du liebeflüsternd nieder
Dich zu mir, Geliebte, senkst,
Träumerisch auf mich und wieder
Lachend du dein Auge lenkst:
O da fühl' ich daß beschieden
Du mir bist das höchste
Glück;
Da in Ruh' und tiefem Frieden
Spiegelt' dich mein Herz zurück.
Wie es mag dem See gemuthen
Wie er selig schauend schweigt,
Weil sich über seine Fluten
Hat der volle Mond geneigt.
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Frank Wedekind
(1864-1918)
Lulu
Ich liebe nicht den Hundetrab
Alltäglichen Verkehres;
Ich liebe das wogende Auf und Ab
Des tosenden Weltenmeeres.
Ich liebe die Liebe, die ernste Kunst,
Urewige Wissenschaft ist,
Die Liebe, die heilige Himmelsgunst,
Die irdische Riesenkraft ist.
Mein ganzes Innre erfülle der Mann
Mit Wucht und mit seelischer Größe.
Aufjauchzend vor Stolz enthüll ich ihm dann,
Aufjauchzend vor
Glück meine Blöße.
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Paul Wertheimer
(1874-1937)
Das
Glück
Sah das
Glück zur Stube 'rein,
Trug einen Kranz von Sonnenschein
Und ein paar Heckenrosen.
Warf mir eine Rose zu,
Sagte mir ein rasches du
Und ist davon geflogen.
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Sehnsucht
Sehnsucht ist
Glück.
Ich sehnte mich nach deinen Lippen hin,
Du meines Traums rotblonde Königin -
Sehnsucht war
Glück.
Ich träumte dich mit weit gelöstem Haar,
Ich gab dir meiner Nächte Purpurschein,
Und dein Gespräch strömte wie starker Wein,
O wie im Traum dein Atem glühend war.
Nun bin ich bei dir - und ist dies das
Glück?
All was wir reden ist so laut und schwer.
Und unser Schweigen ist von Wünschen leer.
Nach meiner Sehnsucht sehn' ich mich zurück. - -
Ist die Erfüllung immer kalt und bleich?
Dann bleibt Gestalten stumm in mich gebannt!
Ich küsse, Abschied suchend, deine Hand.
Nun bin ich wieder Herr in meinem Reich.
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August Wolf (1816-1861)
Wunsch
Keine Rose ohne Dornen,
Ohne Schmerzen keine Liebe;
Beides wollt' ich gern ertragen,
Wenn nicht eins zu wünschen bliebe:
Daß doch ohne Rosenblüthe
Nimmer würd' ein Dorn gefunden,
Und daß nie das
Glück entbehrte,
Wer der Liebe Schmerz empfunden.
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Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Glück der Liebe
An den
Verlobten
Theilst Du das süße, das sel'ge Entzücken,
Das mir der Himmel so huldvoll geschenkt,
Wenn unsre Hände sich finden, sich drücken,
Liebend mein Aug' an dem Deinigen hängt?
Traurig entschwanden mir ehe die Tage,
Hatte ja damals nicht Liebe gekannt;
Doch nun versiechet sind Thränen und Klage,
Seit ich, Geliebter, im Leben Dich fand.
Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden!
Heil der verhüllten, der göttlichen Macht,
Die uns auf ewig in Liebe verbunden
Bis zu des Todes umschleiernden Nacht.
Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten,
Trifft auch ein Weh einst die bebenden Brust,
Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten;
Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust.
O! mein Gebieter, Du Fürst meines Lebens,
Dir schlägt mein treues, mein sehnendes Herz;
Du bist mein Heil, meine Wonne! vergebens
Winket die Welt mir mit Freuden und Scherz.
Mögen auch ringsum die Wolken sich trüben,
Sinket die Sonne dann sterbenden Blick's,
Ist mir von allem Dein Herz nur geblieben,
Trotz' ich den wankenden Launen des
Glück's.
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Stefan Zweig
(1881-1942)
Aus schweren Nächten ...
In meine Nächte zittert manche Träne
Kein Traum schließt meine wunden Augen zu ...
Oh, wie ich mich nach Deinen Lippen sehne
Nach ihrem glockenreinen weichen "Du"!
Oh Gott, nur Deine leise Hand zu fühlen
Und Deiner Finger stummen Liebesdruck,
Die mild die fieberheißen Pulse kühlen!
Minuten nur!! - Mir wär es
Glücks genug ...
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