
Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Göttin
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Anonyme Barockdichter
Schläfft meine
Göttin
hier in irrdischer gestalt /
Und ruht daselbst / wo ich darff keine ruhe hoffen?
Ist dieser kleine platz ihr süsser auffenthalt /
Von welcher Venus wird mit anmuth übertroffen?
Schließt dieses bette
Die zarten glieder ein?
Und will Rosette
Auch schlaffende hier angebetet seyn?
_____
Was hab ich armer doch gemacht /
O tugend-göttin
aller schönen!
Daß sie mich niemahls würdig acht
Mit ihrer gottheit zu versöhnen?
Soll ich denn keine ruhe finden
Vor nie begangne liebes-sünden?
Längst hab ich ein altar gesetzt /
Ein denckmahl harter buß zu stifften /
In welchen Amors hand geetzt
Mit diamant und güldnen schrifften:
Der schönsten
göttin
von der erden
Soll dieser einzig heilig werden.
_____
Uber Calistens bildniß
Es hat des künstlers
hand allhier zu frey gethan /
Ich tadle seine kunst / und schelte sein beginnen /
Ein mensch der kan ja nur auff etwas menschlichs sinnen /
Wie fängt die blöde faust bey einer
göttin
an?
Was GOtt und die natur aus allen kräfften kan /
Das wird kein schlechtes blat mit weiß und roth gewinnen /
Sein vorsatz wird auch noch bey dieser glut zerrinnen /
Denn wer das feuer scheut, der trete nicht heran.
Der sie aus wachs gemacht, dem ist die kunst gelungen /
Daß er den hefft'gen reiz nur halb und halb gezwungen /
Sonst müst es vor sich selbst wenns ähnlich wär / zergehn.
Die sonne kan sich nur in schlechtes wasser mahlen /
Verlangt man einen riß von dieser schönheit strahlen /
So muß ihr bild von glut in herz und seelen stehn.
_____
Schlaff sanffte /
göttin
/ in der pracht
Der wunder deines leibes gaben /
Der kühlen lufft in dieser stillen nacht
Sey die verwundrung eingegraben /
Die aus dem herzen quillt /
Das sich verwirrt in deiner schönheit netze
Und ganz mit liebe deiner schätze
Ist angefüllt.
_____
Du blume Schlesiens / du sonne dieser welt /
Die die annehmlichkeit auff purpur-blättern träget /
Auff welche Venus selbst ihr ebenbild gepräget /
Als / irrdsche
göttin
/ sie dich kaum ans licht gestellt.
Du bist der schönheit preiß / ein auszug aller zierden;
Doch auch ein marmelstein an fühlen und begierden.
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Wilst du mir Magdalis /
Princessin meiner sinnen /
Der schönheit göldnes fließ /
Ein küßgen nicht vergönnen?
Ein kuß ist ambrosiner-safft /
Der nichts als nur vergnügen schafft.
Scheu dich o
göttin
nicht
Im küssen dich zu üben /
Weil selbst der sterne licht
Sich übet in dem lieben /
Man schaut sie paar bey paaren stehn /
Die sonne mit dem monden gehn.
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Paul Fleming (1609-1640)
Sie, diß Mensch, diese
Halbgöttinne,
sie, die ists, mein erfreutes Leid,
die Kraft der starken Trefligkeit,
treibt mich aus mir und meinem Sinne,
so daß ich sonst nichts um und an
ale sie nur achten muß und kan.
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Georg Greflinger (um
1620-1677)
O
Göttin
Venus/ deine Macht
Lacht aller Zepter auff der Erden/
Sie werden nur in Spott gebracht/
Die deine Feind' und Spötter werden/
Du bist mit aller Macht und List
Dein Reich zu mehren ausgerüst.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Ist denn dein herze gar erfroren?
Bist du aus schnee und eiß gebohren?
Hörst du mein seuffzen nicht /
Und was mein unmuth spricht?
Soll ich dich
göttin
nennen?
So nimm des himmels wehmuth an /
Der leichtlich sich erbarmen kan /
Und uns nicht ewig läst in hoffnungs-flammen brennen.
_____
Vor was hab ich zu büssen?
Vor
göttin
hab ich dich erkennt /
Mein herz als weyrauch dir gebrennt /
Und mich gelegt zu deinen füssen.
Strafft mich der himmel oder du?
Dir hab ich mich in mir verzehret;
Der himmel stürmet auff mich zu /
Dieweil ich dir zu viel / und ihm fast nichts gewähret.
_____
Doch wilt du
göttin
heissen /
Zu der dich deine tugend macht?
So must du auch bey solcher pracht
Dich der erbarmung stets befleissen.
Reiß deinen kalten vorsatz ein /
Nicht mache meine noth zum scherze /
Die hölle lehret grausam seyn /
Der himmel / dem du gleichst / verträgt kein steinern herze.
_____
O
Göttin
/ der ich voller pflicht
Mein erstes opffer angericht /
Verachte nicht die letzten Flammen /
Und dencke noch an das altar /
Darauff mein kindisch räucherwerck war /
So dich und mich verband zusammen.
Ich weiß wohl / daß die schnöde zeit /
Und meine große niedrigkeit
Dein ohr hat von mir weggerissen /
Und daß kein zeugniß meiner pflicht /
So hand und seele zugericht /
Recht würdig ist / dich zu begrüssen.
Doch aber / wilstu
göttin
seyn?
So muß auch deiner strahlen schein
Ein kleines opffer nicht verhöhnen.
Der himmel liebt barmherzigkeit /
Und alle götter sind erfreut /
Wenn unsre hände sie versöhnen.
Drum thu auch deinen himmel auff /
Und laß der tauben saiten lauff
Mich und mein opffer nicht verzehren!
Die dürfftigkeit hemmt meine hand /
Und ist doch zuvor bekandt /
Was dir mein armuth kan gewähren.
Ist gleich räuch-opffer / brandt und heerdt
Nicht deiner himmel-schönheit werth /
So wird dich das doch nicht beflecken;
Und bistu
göttin
/ so da liebt /
Da man ihr himmels-ehre giebt?
So laß mich deinen nectar schmecken.
So dich mein feuer lencken kan /
So schaue dessen funcken an /
Und laß mich nicht so schmählich sterben;
Doch / soll es ja gestorben seyn /
So laß mein leben samt der pein
Durch deiner augen glut verderben.
Es komme leben oder tod /
Es komme wohlfahrt oder noth /
Ich nehm es an mit tausend küssen /
Dein urtheil stärcket meinen muth /
Ich bin bereit / mein treues blut
Vor deinen füssen zu vergiessen.
_____
Verzeihe mir / o
göttin
/ meine seelen /
Daß sich ein knecht so viel erkühnt /
Und daß ein mensch / mit herzens-angst und qvälen /
Um deine himmels-schönheit dient /
Du gleichst mit deiner pracht der sonnen /
Von der auch staub den schein gewonnen.
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Als
göttin
will ich dich verehren /
Nimm nur mein herz zum weyrauch an /
Und laß das süsse wort mich hören:
Daß man gehaßte lieben kan;
So wirst du recht der sonne gleichen /
Die schwärzen kan und wieder bleichen.
_____
Gecrönte Königin / von mehr als tausend herzen /
Die kräfftig sind entbrannt von deiner augen kerzen /
Du bist des himmels kind / und führst des himmels schein /
Was sag ich Königin? o
Göttin!
sollen cronen
Die liebes-märtyrer / die du gemacht / belohnen /
So müsten ihrer mehr denn tausend tausend seyn.
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Hat das verhängniß mir den steg zu dir verzehrt /
Kan ich / o
Göttin!
nicht dein rein altar berühren /
Soll auf dein heiligthum ich keinen finger führen /
So hat mir doch die pflicht noch keine zeit verwehrt.
Mein geist muß opfer seyn / mein herze wird der herd /
Ich thue / was ich kan / und was sich wil gebühren /
Ich weiß / du wirst itzund mehr als genug verspüren /
Was vor ein reiner dampf zu deinem throne fährt.
Ich ehre dich allhier / zwar ohne licht und kerzen /
Durch einen heissen trieb / aus einem reinem herzen /
Die flamme brennet zwar itzt durch verdeckten schein /
Und beug ich keine knie / so beug ich das gemüthe /
Acht wörter rühren mir itzunder mein geblüte:
Die Gottheit wil geehrt / und nicht geschauet seyn.
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Ernst Christoph Homburg
(1607-1681)
Ihr Chloris/ ihr allein/ seyd die ich preise/
Der ich nach Mügligkeit all' Ehr' erweise;
Ihr schönste
Göttin
seyd es/ welcher Gaben
Mit keiner Schäfferin Vergleichung haben.
Und ob ich gleich sehr hoch mich köndte schwingen/
Und ewer Lob hin zu den Wolcken bringen/
So müste dieses doch aus Noht verbleiben/
Weil ewre Schönheit nimmer zu beschreiben.
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Herrscherinn meiner Sinnen/
Schönste
Göttin
mein!
Ach lasset das Hertz gewinnen/
Kan es müglich seyn!
Sonst muß ich scheiden
Von hinnen/ und leyden
Die grimmige Höllen-Pein.
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Christian Friedrich
Hunold (Menantes) (1681-1721)
Ich bin ein bloses Nichts/ ein Schein und leerer Schatten/
Die Sinnen irren stets/ ich weiß nicht/ wo ich bin.
Bey Tage will mein Geist sich mit der Sonnen gatten.
Die Träume führen mich zu deinen Zimmer hin.
Die Freude nimmt man mir die Qvaal ist unbenommen/
Ach
Göttin!
lege doch ein Gnaden Pflaster drauff:
Bin ich aus Liebe nur in deine Banden kommen/
So löse sie doch auch aus Liebe wieder auff.
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So soll ich denn mein Kind/ in dieser Glut verbrennen/
Die deiner Augen-Blitz in meiner Brust erregt?
Wohl denn/ ich bin bereit in meinen Tod zu rennen/
Weil mir dein schönster Mund es selbsten aufferlegt.
Ja/ ja/ ich sterbe gern in diesen holden Flammen/
Weil sie vom Himmel nur und meiner
Göttin
stammen.
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Heinrich Mühlpfort
(1639-1681)
Willkommen Schöneste / die meinen Geist erquickt /
Die meine Seele durch ihren Glanz entzückt /
Willkommen Schatz / mein ander Leben /
Der ich mich ganz und gar ergeben.
Stern aller Freuden / schöneste Perlemuth /
Wenn deiner Augen blitzende Liebes Glut
Bestrahlet mein entbrandtes Herze
So acht ich nicht der Sonnen Kerze.
Denn dein Gesicht weiset den Himmel mir /
Wie der beblümet wird von der Sternen Zier;
So streu’n auch deine Fackeln funcken /
Die in die Seele mir gesuncken.
Was ich nur dencke / was ich nur red‘ und thu /
Das auserwählte Perlemuth das bist du /
Ich geh / ich steh / ich schlaf‘ / ich wache /
So bleibst du doch der Zweck der Sache.
Holdreiche
Göttin
/ die meinen Geist bezwingt /
Und die das Siegsfahn über mein Leben schwingt /
Mich dünckt daß alle Seeligkeiten /
Mit deinem Eintritt dich begleiten.
_____
Scheinet mir endlich das Glücke gewogen /
Daß ich die himmlische Schöne kan sehn /
Werden mir Leben und Geister entzogen /
Ich muß der
Göttin
demüthiglich flehn /
Daß Sie mir wider gibt / was Sie geraubt /
Und nur ein einziges Blickgen erlaubt.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Wie lange wiltu grausam seyn /
Du
göttin
meines herzen?
Dein blitz gebieret meine pein /
Du aber lachst der schmerzen /
Und siehst den henckern meiner ruh
Mit kaltgesinntem scherz und stolzen augen zu.
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Johann Rist (1607-1667)
Alles klagen/ Pein und Schmertz/
So mein hochbetrübtes Hertz
Hat umbfangen/ ist dahin/
Weil ich einmahl frölich bin.
Meine
Göttin
hette mich
Schier ertödtet jämmerlich/
Schier wer ich durch jhre Macht
Hin zum Todt ins Grab gebracht/
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Wie wird mirs müglich seyn zu reisen hin und her
Ohn alle Sonn und Liecht? Fürwahr das felt zu schwer.
Und dennoch wird geschehen/
Mir scheint die Sonne nicht/
So lang ich nicht kan sehen
Göttin
dein Angesicht.
_____
Ich habe zwar erzürnet dich/
Davor plagst du mich Grimmiglich;
Doch ist die schwerste Pein/
Daß ich O
Göttin
dich soll meiden/
Ach laß dein zörnen seyn/
Ich kan die Straff nicht mehr erleyden/
Viel lieber wil ich von der Erden
Durchs Schwerdt hinweg gerissen werden.
_____
Ach! Mein Leben mein Verlangen
Mein' Ergetzung meine Lust
Meiner Seelen Krohn und Prangen/
Meine
Göttinn
meine Lust
Ach! ist denn aus deinem Sinn
Lieb' und Treu' itzt gantz dahin?
Tag und Abend/ Nacht und Morgen/
Schönheit/ Reichthum/ Ehr und Guht
Frölich lieben/ nimmer sorgen
Quählet nur alles meinen Muht/
Wann nicht du zu jeder Frist
Florabella bei mir bist.
_____
David Schirmer
(1623-1687)
O wie sanffte schläffst doch du
Bey dem Spiel der süssen Träume!
Mich nur decken sonder Ruh/
Die verdorten Mandel-Bäume.
Wie der Pan/ so vor der Sonnen
Offt in ungebähnter Flucht
Die zu schnelle Nymphen sucht:
So bin ich dir nachgeronnen.
Stellte mir die Tugend frey/
dir ein Opffer anzustellen/
solte/
Göttin/
meine Treu/
Tödten mich auff deiner Schwellen.
Ja/ ich wolt das Mörder-Eysen/
Dafür manchen offt gegraust/
alsobald mit eigner Faust
selber durch mein Hertze weisen.
_____
Verschone meines Lebens/
ich liebe wie ich sol.
Bist du denn gar vergebens
so grosser Schönheit voll?
Umbsonst ists nicht/ daß dir der Götter Rath
so eine Treffligkeit verliehen hat.
Auff dieser gantzen Erden
hat iedes seine Pflicht/
warumb es muste werden.
Du aber/ Schöne/ nicht.
Zum lieben bistu
Göttin
auserkist/
noch dennoch bleibstu allzeit wie du bist.
_____
Mein Geist wird allzeit in mir wachen/
Und dich mir immer stellen für/
Wie mich erfreuen kan dein Lachen/
Und/
Göttin/
deine schöne Zier/
Die über alle Sternen streichet/
Und sich nur jhrem Himmel gleichet.
_____
Meine Wonne/ die mich leitet/
Hat nicht Eitelkeit an Ihr.
Zwar/ Sie ists/ die mich bestreitet/
Doch allein mit jhrer Zier.
Daß ich lieb je mehr und mehr/
Kömt von jhrer Liebe her.
Diese
Göttin
hat die Blitze
Zweyfach auf mich angeregt.
Ihrer Augen Glut-Geschütze
Haben meinen Sin erlegt.
Was jhr Rosen-Mund verspricht/
Leugnet meine Zunge nicht.
_____
Jacob Schwieger (um
1630-1664)
Ach Adelmuht du Glantz der Jugend/
Du Tausend-schöne Mensch-Göttinn!
Erfreü auch meinen treüen Sinn
Laß zu daß Ich/ o Ruhm der Tugend
Mag nehmen hin dein Röselein
Und schleüß mich in die Armen ein.
Hihrauf so wil ich stets mein Leben/
Trotz allen Neidern dihr ergeben.
_____
Adelmuht du Preiß der Jugend/
Außerkohrne Mensch-Göttinn!
Deine Zier und güldne Tugend
hat bemeistert meinen Sinn:
Mein Gemüht entzükt aus mihr
ligt gefangen/ ach! in dihr.
_____
Ist denn dein Hertz von Stahl und Eisen/
o außerkohrne Mensch-Göttinn!
daß sichs nicht wil geneigt erweisen?
ach/ sag es mihr o Schäferinn!
wann wiltu mich von meinen Schmertzen
befreien? und von Hertzen hertzen.
_____
An seine
Göttinn
Ach merk es Adelmuht ein rohtes Röselein
muß werden abgepflükt wenß nur den Reif empfangen
im widrigen so muß es selbst sein Gräblein sein
was nicht wird abgepflükt und heist Sie ist vergangen.
Das Rößlein deiner Zucht ist auch nun reiff/ o Schön!
(vergieb es mihr daß ich dihr dises wollen schreiben:)
drüm laß bei Leibe nicht dein süsses Rößlein stehn:
den wiss' es nützet nichts lang ungepflükket bleiben.
_____
Er entschläget sich jhrer
Fahr hin/ o Adelmuht/ du stoltze Mensch-Göttinn
in deinem stoltzen Muht und aufgeblaßnem Sinn!
Ich find' ohn zweifel wol/ ein' andre deines gleichen/
dein rohtes Wangen Feld wird eh als mein erbleichen.
_____
Wiltu den nicht einmahl laben
Adelmuht mein mattes Hertz?
gieb mihr deiner Lippen Gaben
wiltu lindern meinen Schmertz/
und erquikken meinen Sinn/
außerkohrne Halb-Göttinn.
_____
Deinen Deamanten Sinn
laß mein trübes Bluht erweichen!
außerkohrne Mensch-Göttinn!
bleibstu so/ muß ich verbleichen/
ja ich muß wie Rauch vergehn.
Adelmuht mein Licht und Wonne
meiner keüschen Liebe Sonne!
ach laß deine Gunst mihr sehn.
_____
Fakkel der Ehren und Pärle der Schönen!
Lilien Hertze/ des Lebens Liebin!
Lachendes Seelchen! ich wil dich bekröhnen
stetes mit Wonne geehrte
Göttinn!
auch wil ich dich
lieben wie mich
und dihr zu Ehren viel Lieder antöhnen.
_____
An seine
Göttin
Es war mihr angenehm/ als Ich dich erst ersahe
o Adelmuht mein Licht! noch lieber wird es sein/
wan Ich nach diser Zeit dich lieblichen ümfahe
und küsse tausendmahl in meinem Bettelein.
_____
Georg Rudolf Weckherlin
(1584-1653)
Ich war ihr hertz, ihr trost und leben,
Sie war die
Göttin
meiner Brust;
Ietz hab ich bey ihr keinen lust,
Will auch ihr keine frewd mehr geben.
Ihr unbestand und mein verstand
Löschen auß Amors süssen brand.
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Philipp von Zesen
(1619-1689)
Das Fünffte Lied
IHr Wiesen / Thäler / Büsch' und Felder
Die Ihr der Liebligkeiten voll /
Sagt mir / Ihr Schatten-reichsten Wälder /
Was meiner Schönsten fehlen soll?
Mein' allerschönste Halb-Göttin
Ist meine Lust / mein ander Sinn.
Gleich wie der kühle Tau im Meyen
Die Hügel / Thäler Berg' und Büsch'
Durch seiner Kräffte kan verneuen /
und macht die welcken Rosen frisch;
Also verneut auch meinen Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
Gleich wie die matten Wanders-Leuthe
Erfrischt und stärckt das Reben-Bluth /
Gleich wie dem Kriegesmann die Beuthe
Erfreuet Hertze / Sinn und Muth;
Also erfreut und stärckt den Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
Gleich wie auff dücke fünstre Wälder
Sich freut bey Sommers-Zeit ein Thier /
und wie die bunt-geschmückten Felder
Sich freuen auff der Sonnen Zier:
So freut sich auch auff dich mein Sinn
O allerschönste Halb-Göttin.
Gleich wie an frischen Wasserflüssen
Ein Hirsch sich labet mit Begier /
Die Ihm ein Laabsaal geben müssen /
Wenn Er durch Durst getödtet schier;
So kühlt und labet meinen Sinn
Mein' allerschönste Halb-Göttin.
Mit kurtzen will ich diß beschließen:
Mein Schatz ist mir noch mehr als Tau /
Kan mich noch mehr / als Wein / versüßen /
Sie ist die Beut' / auff die ich schau /
Sie ist mein Schatten meine Sonn;
Mein einig Laabsaal Lust und Wonn.
_____
18. Jh.
Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832)
An Venus
Große Venus, mächtge
Göttin!
Schöne Venus, hör mein Flehn!
Nie hast du mich
Über Krügen vor dem Bacchus
Auf der Erden liegen sehn.
Keinen Wein hab ich getrunken,
Den mein Mädchen nicht gereicht,
Nie getrunken,
Daß ich nicht voll gütger Sorge
Deine Rosen erst gesäugt.
Und dann goß ich auf dies Herze,
Das schon längst dein Altar ist,
Von dem Becher
Güldne Flammen, und ich glühte,
Und mein Mädchen ward geküßt.
Dir allein empfand dies Herze,
Göttin,
gib mir einen Lohn.
Aus dem Lethe
Soll ich trinken wenn ich sterbe,
Ach, befreie mich davon,
Laß mir, Gütige - dem Minos
Sei's an meinem Tod genung -
Mein Gedächtnis!
Denn es ist ein zweites Glücke
Eines Glücks Erinnerung.
_____
Johann Christian Günther
(1695-1723)
Es bleibt dabey:
Du bist ein mehr als menschlich Wesen,
Und darum hab ich dich
Zur
Göttin
auserlesen.
Der starcken Zeiten Tyranney
Bestürmet Felsen, Stein und mich,
Jedoch verzehrt sie nicht die Treu,
Die dir der Lüste Weihrauch brennet.
Gefällt dir der Geruch,
Den deßen Flamme giebet,
So soll mein Leichentuch
Der kalten Gruft die Nachricht sagen,
Es hab in unsern Tagen
Kein Mensch als ich so rein geliebet.
_____
AN DIE ZEIT, DASZ SIE SEINE LIEBSTE IHM NICHT ENTZIEHE
GÖTTIN,
deren Macht und Stärcke
Alles in der Welt regiert
Und die grösten Wunderwercke
Bald zerstöret, bald gebiehrt,
Und von der wir alle Gaben,
Selbst auch Grab und Windel haben,
Deiner Gnade, die ich brauche,
Opfert jezt, du edle Zeit,
Mein Verlangen nicht mit Rauche
Noch mit Blut und Grausamkeit,
Sondern mit ergebnen Zähren,
Die ein reines Herz erklären.
Frage nicht, warum ich weine,
Denn mein Abschied rückt heran,
Und du kennst vorlängst die Meine,
Die ich kaum vermißen kan,
Seit ihr Umgang und ihr Küßen
Mir den Schulstaub noch versüßen.
Hastu jemahls nun der Liebe
Ein gefällig Werck erzeigt,
Hastu die verstockten Triebe
Mancher schönen Brust gebeugt,
O so kanstu leicht gedencken.
_____
Friedrich von Hagedorn
(1708-1754)
Gewiß! der ist Beklagens werth,
Den seine
Göttinn
nicht erhört;
Dem alle Seufzer nichts erwerben.
Er muß fast immer schlaflos seyn,
Und weinen, girren, winseln, schreyn,
Sich martern und dann sterben.
_____
In jenem zarten Alter,
Als ich mit meinem Schäfchen
Mich noch zu messen pflegte
Und älter war, doch kleiner,
Als mein getreues Schäfchen,
Da folgt ich schon der Chloris,
Wie mir mein treues Schäfchen.
Auch schon in jenen Zeiten
War sie in meinen Augen
Mehr als ein sterblich Mädchen,
Und ist noch eine
Göttinn,
Und mir die schönste
Göttinn,
Die jemals sichtbar worden.
Einst sagt ich ihr: Ich liebe;
Ich liebe dich, o Chloris.
_____
Jakob Michael Reinhold
Lenz (1751-1792)
Impromptu auf dem Parterre
Dies Erschröcken, dies Verlangen,
Das mich, als du kamst, umfangen,
Dies Gefühl - wer zauberts nach?
Gott! wie schlug das Herz so schwach -
Als mein Glas ihn überraschte,
Jenen Blick, nach dem ich haschte,
Jenen Blick - o
Huldgöttin!
Welch ein Himmel war darin!
Sieh mein Herz, das nach dir bebte,
Kannt' ich gleich die Ursach nicht,
Zog, obschon ich widerstrebte,
Stets mein Aug' auf dein Gesicht,
Bis ich, ohne daß ich wußte,
Wer du wärest, weinen mußte.
_____
Christian Friedrich
Daniel Schubart (1739-1791)
Lina an die Unschuld
O Unschuld, du Engel vom Himmel gesandt,
Mit goldenem Gürtel und weißem Gewand:
Gespielin der Frommen, der Seligen Lust,
Komm,
Göttin,
in meine jungfräuliche Brust.
Wenn Wollust, die Schlange, so lieblich gefleckt
Sich unter die Blumen des Frühlings versteckt,
Und eh' sie sich rüstet zum tödtlichen Stich,
O himmlische
Göttin,
so warne du mich!
Und führe mir einstens den Jüngling, wie du
So freundlich, so edel, zum Bräutigam zu.
Und endlich so bring mich an rosiger Hand
Hinüber, o
Göttin,
ins wonnige Land.
_____
19./20. Jh.
Carmen Sylva (1843-1916)
Die
Göttin
Und ist die Liebe Sünde,
Wer hat sie denn gemacht?
Und ist es Höllenfeuer,
Wer hat es denn entfacht?
Und ist sie ungeberdig,
Wer hat sie so gewollt?
Und ist sie zu tyrannisch,
Wer hat darob gegrollt?
Die Lieb ist Trank und Speise,
Die Lieb ist höchste Kraft,
Die Lieb ist Göttergabe,
Die Lieb ist Lebenssaft.
Doch wehe, wer die
Göttin
In niedre Bahnen schleift!
Sie sengt die frechen Hände,
Die sie zu rauh gestreift.
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Der
Glücksgöttin
Heute ganz vor mir enthüllt,
Göttin,
sah ich dich,
Und es tränkte, vollgefüllt,
Deine Schale mich.
Was ich träumend kaum geglaubt,
Hast du mir geschenkt,
Hast der Längstersehnten Haupt
Mir an's Herz gesenkt.
Und was Liebe geben kann,
Hat sie gern gewährt,
Was in schönster Stunde man
Seligstes erfährt;
Daß ich weiß von dieser Frist
Wie ich's nie gewußt,
Was dem Mann beschieden ist
An des Weibes Brust. -
Komme nun was kommen mag!
Lust und Leid der Zeit,
Reicht ihr doch an diesen Tag
Nie in Ewigkeit.
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Noch jeder Tag, da ich dich sah,
Hat mir ein goldnes Lied gebracht.
Gedacht' ich dein in Sturm und Nacht,
War mir die hohe
Göttin
nah
Und hat mich heimlich angelacht
In aller Pracht.
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Das ist das Komische: ihr seid wie Puppen,
die immer lächeln mit geschminkten Wangen,
die in steif goldigen Gewändern prangen,
und stehn in abgezirkelt strengen Gruppen.
Das ist das Tragikomische: daß wir,
wir also törichte, verliebte Narren,
stets auf die Strahlen eures Herzens harren,
und immer beten:
Göttin,
neig dich mir!
Und schmücken euch mit Liedern, innig vielen,
statt: wie mit Puppen gleichgültig zu spielen.
_____
August Kopisch
(1799-1853)
Aphrodite's Freundin,
Komm o heil'ge Dämm'rung!
Aus dem blauen Meere
Birg von meiner Laura
Mit dem dunkeln Schleier
Schönheit die mich blendet:
Denn in Phoibos Stralen
Scheint sie eine
Göttin,
Daß ich kaum es wage
Ihre Hand zu fassen.
_____
Ernst Wilhelm Lotz
(1890-1914)
Das war in der Nacht ...
Das war in der Nacht:
Die Nacht duftete von Opferbränden,
Die hatte jemand der
Liebesgöttin
dargebracht:
Mit zitternden Händen
Hatte er von Sehnsucht ein Feuer angefacht;
Die Flammen knisterten, die Funken sprühten
In gotthohe Ferne -:
Du sahst, wie sie droben glühten:
Liebessterne.
_____
Alfons Petzold
(1882-1923)
Ich fühle mich eins mit Gott, ganz eins, und glaube, ich bin
sein schaffender Arm, sein Hymnen singender Mund.
Ich schreite über Berge, durch düstere Täler dahin
und gebe der Erde meine großen Gesetze kund.
Dort, wo die stahlblaue Himmelswölbung zur Tiefe sinkt,
steht noch ein Mensch, herrlich und
göttinnenschön:
mein Weib!
Ihr Lächeln ist die Sonne, sie hebt den weißen Arm und winkt,
und ich schreite ihr zu und bringe ihr Seele und Leib.
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
DIE
GÖTTIN
IM PUTZZIMMER
Welche chaotische
Haushälterei!
Welches erotische
Tausenderlei!
Alle die Nisch'chen,
Alle die Zellchen,
Alle die Tischchen,
All' die Gestellchen!
Fächelchen, Schreinchen,
Alle voll Quästchen;
Perlchen und Steinchen
All' in den Kästchen!
Blinkende Ringelchen,
Schimmernde Kettchen,
Goldene Dingelchen!
Silberne Blättchen!
Nadel und Nädelchen,
Haken und Häkchen,
Faden und Fädelchen,
Flecke und Fleckchen!
Allerlei Wickelchen,
Allerlei Schleifchen,
Allerlei Zwickelchen,
Allerlei Streifchen!
In der Verwirrung
Buntem Verstrick,
Vor der Verirrung
Banget der Blick.
Welche gewaltige
Zaubrin muß sein,
Die das zwiespaltige
Zwingt zum Verein?
Dort aus der Türe
Kommt sie gegangen.
Seht nur die Schnüre!
Seht nur die Spangen!
Alle die Sächelchen,
Wie sie sich regen,
Ihr aus den Fächelchen
Hüpfen entgegen!
Alle die Dingerchen,
Bänderchen, Miederchen,
Ihr um die Fingerchen,
Ihr um die Gliederchen!
Plötzlich von unten
Steht sie bis oben
All' mit dem bunten
Flitter umwoben.
Alles, wie fügt sich's
Still und einträchtiglich,
Legt sich's, begnügt sich's,
Wie sie's will mächtiglich.
Die Elemente
Hat sie verbunden,
Hat ins Getrennte
Ganzes empfunden.
Und aus dem lebenden
Inneren Hauch
Wird dem Umgebenden
Leben erst auch.
Schöpfrin, Entfalterin
Himmlischer Zier,
Stehst du, Gestalterin
Muse, vor mir?
Oder du Liebe,
Einigerin,
Ird'scher Getriebe
Reinigerin?
Denn nur ihr beide
Ordnet zum Eins
Buntes Geschmeide
Menschlichen Seins.
Denn nur ihr beide
Wandelt das Nichts,
Chaos, zum Kleide
Himmlischen Lichts.
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Hugo Salus (1866-1929)
Dir, entzückende Frau, wird Schönheit jede Bewegung,
Wird das schlichteste Kleid wallend ein Königsgewand!
Eine
Göttin,
so schreitest du hin zum Takte der Hüften,
Doch das Berückendste bleibt immer dein Hausgewand.
Die ich längst schon vergaß, der griechischen Göttinnen Namen,
Wahrlich, der ganze Olymp, ward mir vom neuen vertraut,
Da ich im schlotternden Rocke und deutsch bis zur knarrenden Sohle
Dir in dein duftig Gemach, Aphrodite, gefolgt.
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Glühende Wogen
Meine Verse kommen wie rollende Wogen
Aus der brandenden Flut meiner Leidenschaft
An den weißen Strand meiner Liebe gezogen.
Zeile nach Zeile in schäumender Kraft
Rollen sie her, du Venus am Strande,
Durch deine Nähe emporgestrafft,
Donnern sie her zum dröhnenden Lande
Und verschäumen schmeichelnden Schaums
Vor deinem Knöchel im durstigen Sande,
Göttin
du meines glühenden Traums ...
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Karl Siebel (1836-1868)
Troubadour
Nach Liebe dürstend und von Schönheit trunken,
So bin vor dir ich sehnend hingesunken.
Du bist die Fürstin in dem Feenreiche,
Anmuthumwob'ne, Herrlich' ohne Gleiche.
Du bist die
Göttin
dieser schönen Erde.
O schaffe du, daß mein ein Himmel werde!
Wo du mich liebst, ist an der kleinsten Stätte
Der Sonne hohes Zelt, des Segens Bette.
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