Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: heimlich
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Anonyme Barockdichter
Der verstellte liebhaber
Mein kind / laß uns fein
heimlich lieben /
Nicht wie es sonst pflegt zu geschehn;
Wir müssen unsre lust verschieben /
So offt es andre leute sehn;
Wir müssen uns ein wenig drücken
Und lernen in die leute schicken.
Wir wollen so zusammen halten /
Daß niemand uns verrathen kan;
Wenn du mich siehst die hände falten /
So bet ich deine schönheit an;
Wenn meine arme sich bewegen /
So wünsch ich dich herein zu legen.
Schlag' ich die augen in die höhe /
So gehn die seuffzer über sich;
Und wenn ich für mich niedersehe /
So grüßet mein gehorsam dich.
Merck / wenn ich an die lippen rühre /
Daß durch die lufft ich küsse führe.
Wenn ich mit meinen fingern spiele /
So drück ich gleichsam deine hand;
Und wenn ich an die stirne fühle /
Bedeut es
heimlichen verstand /
Ja jede stellung für den leuten
Muß etwas sonderlichs bedeuten.
Kein mensch soll mercken was ich mache /
Und wie es um uns beyde steh' /
Ich gehe traurig wenn ich lache /
Und lache wenn ich traurig geh':
Aus mir kan keinem was erhellen /
Ich kan mich stellen und verstellen.
Wir beyde reden ohne zungen /
Vernehmen uns auch ohngefehr;
Wirstu zu tadeln mich gezwungen /
Halt ich es doch für eine ehr;
Du wirst es auch nicht übel nehmen /
Wenn ich aus noth dich muß beschämen.
Hörst du mich / oder ich dich / nennen /
Wird keine röth uns abgejagt;
Wir thun als wenn wir uns nicht kennen /
Und wissen nicht was jener sagt:
Verirt man uns / so braucht man lügen
Sich mit der warheit zu begnügen.
Nun dieses wollen wir so treiben
Und uns so lieben unvermerckt /
Und immer bey dem läugnen bleiben /
Biß unsre blödigkeit sich stärckt;
Das aber kan so offt geschehen /
So offt wir uns alleine sehen.
Verschwiegenheit in liebes-sachen
Ist eine recht bewährte kunst.
Wir wollens fein behutsam machen
Und ganz nicht äussern unsre brunst.
Ist ein verliebter nur verschwiegen /
Kan er die klügsten auch betriegen.
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Die verborgene Wollust
Oeffentlich züchtig
Und erbar von schein;
Heimlich lust-süchtig /
Voll brünstiger pein /
Ganz eingezogen
Und keusch sich gestellt /
Das hat in der welt
Manch klug-dünckend auge betrogen.
Liebe verachten /
Wo jemand zur hand /
Doch
heimlich trachten
Zu leschen den brand.
Mit küssen / herzen /
(Offt folgt auch was mehr;)
Da läst sich die ehr /
Ach! leicht und geschwinde verschertzen.
Recht keusch in warheit /
Da ruhet die lust /
In ehren-klarheit /
Und labet die brust.
Von keuschheit rühmen
Und keusch doch nicht seyn /
Trifft nimmer wohl ein /
Wie schön mans gleich denckt zu verblümen.
Drum dencket daran /
Die ihr euch verliebt /
Wie diß schaden kan /
Und schmerzlich betrübt /
Hingegen lieben /
Und keusch doch auch seyn /
Das bringt zwar auch pein /
Doch ändert die lust das betrüben.
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Paul Fleming (1609-1640)
Heimliches
Einverständniß
Muß sie gleich sich itzund stellen,
als wär' ich ihr unbekant
meint drum nicht, ihr Mitgesellen,
daß ihr Sinn sei umgewant.
Ihre Treu' in unsrem Handel,
die weiß ganz von keinem Wandel.
Amor liebet solche Herzen,
die des Mundes Meister sein,
die bei Trauren können scherzen
und erfreuet sein in Pein.
Wer will paßfrei sein im Lieben,
der muß sich im Bergen üben.
Also wenig sie sich hassen
und nicht selber sie sein mag,
also wenig wird sie lassen
den, der sie zu sein stets pflag.
Eins, das sich dem andern giebet,
liebt es, wie sichs selten liebet.
Dennoch hat sie mich im Sinne,
hat sie mich im Auge nicht.
Nicht ists außen, sondern drinne,
was mir ihre Gunst verspricht.
Müssen schon die Lippen schweigen,
sie denkt doch: der bleibt mein eigen.
Recht so, Schwester, laß nicht merken,
was dich
heimlich
labt und kränkt.
Man verrät sich mit den Werken,
der bleibt sicher, der viel denkt.
Laß sie sagen, was sie wollen,
wir nur wissen, was wir sollen.
Sei dir ähnlich und verbleibe,
die du vor warst und noch bist,
und denk nicht, weil ich nichts schreibe,
daß mein Denken dich vergißt.
So gedenk' ich stetigs deiner,
daß ich auch vergesse meiner.
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Noch an einen [Ring]
So reise denn auch du, du freundlicher Smaragd,
zu meiner Freundin hin und lasse dir behagen,
daß eine solche Hand dich förderhin soll tragen,
die auch, wie keusch du bist, dich doch noch keuscher macht.
Sei um sie, wenn sie schläft, sei um sie, wenn sie wacht.
Oft wird sie dich von mir und meiner Liebe fragen.
Halt' andrer Steine Brauch, die nichts nicht wieder sagen;
schweig, was du siehst und hörst und nim dich selbst in Acht.
Geschicht es etwan denn, daß sie dir in Gedanken
so ein feuchtes Küßlein reicht, so heb' es auf für mich
bis morgen gegen Nacht. Und wolten etwan sich
die Lüfte, die es sehn, hierüber mit dir zanken
und mir es bringen eh', als ich mich stellet' ein,
so send' es mir durch sie und laß es
heimlich
sein.
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Georg Greflinger (um
1620-1677)
Unterweisung
heimlich
zu lieben an seine Elisabella
Weil wir zerstreut/ durch Neyd und Zeit
Uns
heimlich
müssen meynen/
Weil du für mier/ und ich für dier/
Gantz feindlich muß erscheinen.
Weil mir dein Licht/ das Hertze nicht/
So ferne wird benommen/
So lehrt die Pein uns listig seyn/
Biß unser Heyl wird kommen.
Man schliesst den Mund/ doch nicht den Grund
Und Ursprung der Gedancken/
Ein treuer Sinn/ schlägt alles hinn/
Weiß leichtlich nicht zu wancken.
Märcke meine Zier/ wie ich vor dier
Forthin mich wil geberden/
Wann wir allein/ nicht können seyn/
Daß wir nicht sträfflich werden.
Du sollst auff mich/ wie ich auff dich/
Die Augen lassen schiessen/
Als wann ich dich/ als wann du mich/
Nicht gerne möchtest wissen.
Du sollst für mier/ wie ich für dier/
Niemals ein Zeichen geben
Als wann du mier/ Als wann ich dier/
Zu Liebe solte leben/
Verhöhnt man mich/ enthalte dich/
Kein Wort für mich zu sprächen/
Entfärb auch nicht/ dein Angesicht/
Und lasse dier nicht brächen
Den treuen Sinn/ denck oben hinn/
Ja was sie sagen wollen/
Geh alles ein/ das Ja und Nein/
Biß sie es lassen sollen.
Schwatzt jemand dier/ viel neues für/
Von mehr als sieben Damen/
Die ich nach dier/ verpflichte mier/
So solstu sie benahmen/
So gut du weist/ die Schönste heist
Elisa/ die vor allen
Vor sieben mier/ mit Zucht und Zier
Soll bleiben mein Gefallen.
Weil deine Thür/ geschlossen mier/
Und ich vorbey muß gehen/
Weil dier vor mier/ und mier vor dier/
Verboten ist zu stehen/
So sey dein Sinn stets wo ich bin/
Mein Hertze thut dergleichen/
Es sey hinfort/ an dich mein Wort/
Durch Band und manche Zeichen.
Geh ich vorbey/ So red' ich frey/
Du würst die Zunge kennen.
Ich werde dich/ und du auch mich
In fremden Namen nennen.
Der Celadon/ sey deine Krohn/
Elisa meine Freude/
Ich deine Ruh/ dein gantzes Du/
Du meiner Seelen Weyde.
Werff ich die Hand an deine Wand/
Und du kanst solches sehen/
So ists ein Gruß/ so ist ein Kuß/
Du würst hergegen stehen
Auff deine Brust/ Auff meine Lust/
Die schlanken Finger legen/
In heisser Pein/ mier danckbar seyn/
Die Hertzen zu bewegen.
Kommt eine für/ die ich vor dier
Bespräche/ grüsse küsse/
So dencke dier/ daß ich in jhr
Dich spräche/ küsse/ grüsse.
Dann du allein/ Solst lieber seyn/
Bey mir in meinem Leben/
Als alle Welt/ und all ihr Geld/
Und was man mag erheben.
Wo ich mit grün/ gebunden bin/
Ists Hoffnung dich zu sehen/
Das Gold bedeut/ daß ich erfreut/
Schwartz soll für Wehmuth stehen.
Der weisse Schein/ bedeutet rein/
Die ungefärbte Liebe/
Leibfarb und roth/ ist Müh und Noth/
Blau/ daß mich was betrübe.
Dieß meine Zier/ wird dir von mier/
Zur Unterrichtung geben/
Biß uns die Zeit/ die nicht gar weit/
Vergönnt ein besser Leben.
Da ohne Scheu/ wir beyde frey/
Nach willen mögen lieben.
Diß hat zu dier/ du meine Zier/
Dein Celadon geschrieben.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Dieses ist der liebe kunst /
Amor suchet finsternissen /
Und von seiner stillen brunst /
Muß der helle tag nichts wissen.
Venus bricht mit ihrem sterne
Erst bey dunckler nacht herein /
Daß die zarte jugend lerne
In der liebe
heimlich
seyn.
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David Schirmer
(1623-1687)
Er liebet
heimlich
Ihr Thäler/ Auen/ Stein und Püsche/
Jetzt will ich sagen/ was ich kan!
Kommt/ höret zu/ jhr stummen Fische/
Kompt höret meine Freuden an.
Wir lieben
heimlich
in der Stille/
Ich und die schöne Purpurille.
Ihr Hertz ist mir nun aufgeschlossen.
Sie küsset mich nach aller Lust.
Sie zeiget mir gantz unverdrossen
Die Rosen-volle Liljen-Brust.
Wir lieben
heimlich
in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
Sie giebt mir tausend Lieblichkeiten
Aus jhrer süssen Augen-Glut.
Sie machet es auf allen Seiten
Nach einer keuschen Liebe gut.
Wir lieben
heimlich
in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
Oft hat Sie mich in jhren Armen
An jhre Wangen angedrückt/
Daß Sie darüber must erwarmen/
Und an mir lag/ wie gar entzückt.
Wir lieben
heimlich
in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
Sie hat mir jhren Krantz gegeben.
Von Myrten war Er ausgemacht.
Wie hat Sie damals mich so eben
In jhren Rosen angelacht!
Wir lieben
heimlich
in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
Belaubt mir meine Sieges-Haare/
Ihr Myrten/ Sie/ die Beut/ ist mein!
Ach/ solt ich doch noch viel viel Jahre
Umb jhre zarten Blumen seyn!
Wir lieben
heimlich
in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
Ihr Thäler/ Auen/ Stein und Püsche/
Ihr wist nun/ was ich weiß und kan.
Ihr höret es/ ihr stummen Fische/
Doch sagt es keinen Nymphen an.
Dieweil wir lieben in der Stille
Ich und die schöne Purpurille.
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18. Jh.
Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Ich ruhte mit Liebchen tief zwischen dem Korn,
Umduftet vom blühenden Hagebuttdorn.
Wir hatten's so
heimlich, so still und bequem
Und koseten traulich von diesem und dem.
Wir hatten's so
heimlich, so still und bequem;
Kein Seelchen vernahm was von diesem und dem;
Kein Lüftchen belauscht' uns von hinten und vorn;
Die spielten mit Kornblum' und Klappros' im Korn.
Wir herzten und drückten, wie innig, wie warm!
Und wiegten uns eia popeia! im Arm.
Wie Beeren zu Beeren an Trauben des Weins,
So reihten wir Küsse zu Küssen in eins.
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Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832)
Manche Töne sind mir Verdruß, doch bleibet am meisten
Hundegebell mir verhaßt; kläffend zerreißt es mein Ohr.
Einen Hund nur hör ich sehr oft mit frohem Behagen
Bellend kläffen, den Hund, den sich der Nachbar erzog.
Denn er bellte mir einst mein Mädchen an, da sie sich
heimlich
Zu mir stahl, und verriet unser Geheimnis beinah.
Jetzo, hör ich ihn bellen, so denk ich mir immer: sie kommt wohl!
Oder ich denke der Zeit, da die Erwartete kam.
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19./20. Jh.
Elsa Asenijeff
(1867-1941)
HEIMLICHER JUBEL
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
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SEUFZER AN DEN
HEIMLICH-GELIEBTEN
Süsser!
Ich muss leben und weiss nicht
Wo du bist.
Im Finstern geh ich durch das Licht,
Nacht heisst mein Tag.
Wo magst du sein?
Ich muss lächeln und Freunde grüssen
Und halt mich kaum auf schwanken Füssen,
Wie kann ich so das Leben ertragen!
Hab ich noch Hoffnung, dich einmal zu sehn
Und will deshalb noch nicht sterben gehn –
Mein ganzes armes Sein ist nur mehr ein Flehen:
Sei glücklich!
Sei ganz glücklich, Herrlicher
Auf deinem fernen Höhenweg!
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SEUFZER EINER FRAU
O Mond, wie darfst du glücklich sein
Du scheinst ihm allnächtlich ins Fenster hinein!
Sein Mund und ich, wir müssen uns fern sein
Ein Leben lang
Aber du auf deinem nächtlichen Gang
Streichle mit deinem Licht
Sein blasses, süsses Gesicht
Und küss ihn dann viel tausendmal
Auf seinen roten Mund.
Und sag ihm in den Traum hinein
Dass Eine ihn
heimlich liebt
Nur ihn allein auf der ganzen Welt
Und an ihn glaubt!
Und dass sie traurig sterben muss –
Fern seinem Gruss!
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VERIRRTE SEELE
Ich hab solche Sehnsucht nach dir!
Komm, sei lieb!
Komm
heimlich zu mir!
Der Tag will nicht dunkeln,
Die Nacht bleibt zu grell,
Meine Augen funkeln
Den Weg dir hell.
Ich hab so wilde Sehnsucht nach dir!
Es soll nicht sein,
Ich weiss es wohl –
Aber es ist! – und ich vergehe vor Pein!
Leg ich das Feuer in mein Blut hinein?
Nein, nein!
Alle Flammen der Welt sollen sein!
Ich hab so süsse Sehnsucht nach dir,
Für einen Kuss von dir.
Geh ich hinaus in die Welt . . .
Und bleibe allein . . .
Soviel gute Gedanken hab ich für dich
Als der Himmel Sterne zählt!
Ich hab so brennende Sehnsucht nach dir!
Komm, wie du magst,
Mit deinem bleichen Erlösergesicht
Oder dem Faunslächeln, von dem ich träume –
Nur säume –
O, säume nicht! –
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Rosa Maria Assing
(1783-1840)
Verschließung
Still verschlossen steht im Herzen,
Was mein Mund nicht zu dir spricht;
Ewig will geheim ich's denken,
Dir es sagen kann ich nicht.
Kalt und ruhig kann ich scheinen,
Herrschen über Blick und Mund;
Heimlich nur in stillen Thränen
Giebt sich meine Liebe kund!
_____
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Liebe Worte füg ich dir zum Liede,
und sie drängen leis um deine Stirne,
leise dir ans Ohr sich, küssen leise
wiederkehrend von den reinen Lippen
dir den Mund wenn du sie
heimlich raunest.
Glücklich, Worte, die ihr solches dürft!
Aber wollt euch des nicht überheben.
Denn ihr wißt nicht, die ihr mir entflohen,
von den andern, den unsagbar schönen,
ungestanden ewig, doch verstandnen,
deren Ahnung stumm der Liebsten Herze
jubelnd und in Schauern zittern macht.
_____
Fremde Welt
Weite Welt, weite Welt,
wie fremd liegst du vor mir.
Nun, da mein
heimlich Glück zerfällt,
kehr wieder ich zu dir.
Ungeliebt, ungesellt
soll ich nun fort von ihr -
Weite Welt, weite Welt,
wie fremd liegst du vor mir.
_____
So groß ist mein Herz.
Was du tatest,
weißt du es?
Einst liebte ich Blumen
das Lied der Nachtigall.
Ich grüßte Gestirne
und atmete mit den Wäldern.
Was ist das heute?
Ich zittre vor Liebe.
Rosen küß ich ins Herz,
jauchze schluchze mit dir
nächtiger Vogel.
Im nassen Auge
flimmern Gestirne.
Ich bin die Liebe.
Über den Wäldern geh ich dahin,
reiße Berge und Seen,
silberne Wolken,
reiße ein Meer in mein Herz.
Komme, Sehnsucht, bei Nacht
von Schweigen getragen
von Dunkel umdient.
Komme
heimlich.
Daß ich mich rette
aus der Liebe der Welt.
Doch wenn es zerspränge -
Allmächtiger Tod!
Mein Herz ist so groß:
Du bist nicht größer.
_____
Über mein Lächeln geneigt
geh ich durch sterbenden Park.
Sehnsucht die irrende schweigt:
Nur noch die Liebe ist stark.
In meiner süßesten Gruft
in meinem
heimlichsten Mark
ruht noch von Küssen ein Duft
wie von dem Sommer im Park.
Weil mich die Liebe verstieß
darf ich in seiner nun ruhn
selig ein keimender Kern.
Wenn auch sein Arm mich entließ
hält mich sein Atem doch nun
wie eine Sonne den Stern.
_____
Wer der Insel verfiel
ist auch der Göttin verfallen:
das ist ihr köstlichstes Spiel.
Aber dem einen beschert
sie in
heimlicher Liebe
was sie den andern verwehrt.
Denn sie führt alle am Seil
süßester Narrheit. Und jeder
glaubt, ihm würde sein Teil.
Ohriges Eselsgetier,
wallender Dornbusch, die Wellen
gaukeln in ihrem Revier.
Wo sich die Gottheit verschweigt
ist noch mit Blindheit geschlagen
selbst wer ihr Lager besteigt.
Doch den sie
heimlich erwählt
der darf im Glanze sie schauen,
ist ihrem Glanze vermählt.
_____
Morgendliche Trennung
Dämmerung. Frühgrau. Es tropfen die Bäume.
Tief duftet die Welt von der Liebe der Nacht.
Noch schaust du mir nach von der Pforte des Gartens.
Doch da ich mich wende verschlingt dich das Grau.
O
heimliche Morgen der wahrhaft Geliebten.
O tieferer Duft deiner Liebe in mir.
Ich gehe dahin so leicht wie ein Seliger.
Mein Atem ist süß und mein Auge so weit.
Schon schweben die Adler besonnt in der Reine:
So ende denn Nacht! so beginne denn Tag!
Ich will deine Liebe dem Morgen zutragen
und ewigen Tagen - der Liebe nicht müd.
_____
Carl Busse (1872-1918)
Allein
Wie wir abendlich im Garten
Heimlich uns zusammenfanden,
Wenn auf hohen Himmelswarten
Golden schon die Sterne standen!
Flüsternd über den Rabatten
Wogten leichte Sommerwinde,
Geisternd malte seine Schatten
Auf den Kies das Laub der Linde.
Tief in blühende Sträucher trugen
Wir die beiden Gartenstühle,
Und die jungen Herzen schlugen
Pochend in der Abendschwüle.
Grüne Irrlichtkäfer glühten
Durch die Büsche, die verzweigten,
Während weiß die wilden Blüten
Des Jasmin sich auf uns neigten.
Und du nanntest meinen Namen
Süß verloren wie in Träumen,
Und die Abendfalter kamen,
Regten sich in müden Bäumen.
Manchmal drang auf weicher Schwinge
Auch ein Rascheln fern vom Beete,
Und Musik erklang vom Ringe,
Wo das Karussel sich drehte.
Flüsternd über den Rabatten
Wogten laue Sommerwinde,
Immerzu warf irre Schatten
Auf den Kies das Laub der Linde ...
_____
Georg Busse-Palma
(1876-1915)
Vorfrühling
Weiche Frühlingswinde wehn
Um die Winterwende,
Die mir um die Wangen gehn,
Warm wie Mädchenhände.
Kleine Blumen blau und braun
Blühn schon an den Gassen,
Wie zwei Augen anzuschaun,
Die mich nie verlassen.
Bald, wie bald und heiß erblüht
Auch die Ros' im Hage,
Rot als wie die Liebe glüht
Die ich
heimlich trage ...
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Peter Cornelius
(1824-1874)
Dein Bildnis
Halb Dämmerschein, halb Kerzenlicht
Sich um dein liebes Bildnis flicht;
Da fallen mir Gedanken ein,
Halb Kerzenlicht, halb Dämmerschein:
Halb Dämmerschein, o Küssenszeit!
Halb Kerzenlicht, o Brautgeleit!
Es kommt die Zeit, o zage nicht,
Daß uns der Wonne Kranz umflicht,
Wo
heimlich traut uns hüllet ein -
Halb Kerzenlicht, halb Dämmerschein!
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Max Dauthendey
(1867-1918)
Von dir lachen noch meine Träume
Dein Leib ist reich gewirkt wie ein Feld voll Honig
und königlicher Blumen
Und kommt weich und
heimlich
wie der Mond in mein Bett.
Von dir lachen noch meine Träume und bewachen dich.
Und wie die Hähne kämpfen mit erhitztem Sporn,
So töt' ich den, der dich im Traum begehrt.
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Annette von
Droste-Hülshoff (1797-1848)
Brennende Liebe
Und willst du wissen, warum
So sinnend ich manche Zeit,
Mitunter so töricht und dumm,
So unverzeihlich zerstreut,
Willst wissen auch ohne Gnade,
Was denn so Liebes enthält
die
heimlich
verschlossene Lade,
An die ich mich öfters gestellt?
Zwei Augen hab' ich gesehn,
Wie der Strahl im Gewässer sich bricht,
Und wo zwei Augen nur stehn,
Da denke ich an ihr Licht.
Ja, als du neulich entwandtest
Die Blume vom blühenden Rain
Und »Oculus Christi« sie nanntest,
Da fielen die Augen mir ein.
Auch gibt's einer Stimme Ton,
Tief, zitternd, wie Hornes Hall,
Die tut's mir völlig zum Hohn,
Sie folget mir überall.
Als jüngst im flimmernden Saale
Mich quälte der Geigen Gegell,
Da hört' ich mit einem Male
Die Stimme im Violoncell.
Auch weiß ich eine Gestalt,
So leicht und kräftig zugleich,
Die schreitet vor mir im Wald
Und gleitet über den Teich;
Ja, als ich eben in Sinnen
Sah über des Mondes Aug'
Einen Wolkenstreifen zerrinnen,
Das war ihre Form, wie ein Rauch.
Und höre, höre zuletzt,
Dort liegt, da drinnen im Schrein,
Ein Tuch mit Blute genetzt,
Das legte ich
heimlich
hinein.
Er ritzte sich nur an der Schneide,
Als Beeren vom Strauch er mir hieb,
Nun hab' ich sie alle beide,
Sein Blut und meine brennende Lieb'.
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Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Mädchen
Gar oft schon fühlt' ich's tief, des Mädchens Seele
Wird nicht sich selbst, dem Liebsten nur geboren.
Da irrt sie nun verstoßen und verloren,
Schickt
heimlich
Blicke schön als Boten aus,
Daß sie auf Erden suchen ihr ein Haus.
Sie schlummert in der Schwüle, leicht bedeckt,
Lächelt im Schlafe, atmet warm und leise,
Doch die Gedanken sind fern auf der Reise,
Und auf den Wangen flattert träum'risch Feuer,
Hebt buhlend oft der Wind den zarten Schleier.
Der Mann, der da zum erstenmal sie weckt,
Zuerst hinunterlangt in diese Stille,
Dem fällt sie um den Hals vor Freude bang
Und läßt ihn nicht mehr all' ihr Lebelang.
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Mandolinen-Lied
Wenn die Sonne lieblich schiene,
Wie in Welschland blau und lau,
Ging' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster, süßverwacht,
Wünschte mir und ihr, uns beiden
Heimlich
eine schöne Nacht.
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au
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Karl Ferdinand von Fircks
(1828-1871)
Wie es kommt
Ach liebe Mutter, ich kann nichts dafür,
Und gewiß, er ist schuldlos nicht minder,
Wir haben, ach glaub' es, nichts Böses im Sinn
Wir armen, harmlosen Kinder.
Er sieht mich an, und da ist doch kein Arg
Und dann schlag' ich die Augen nieder,
Und über ein Weilchen ganz
heimlich
nur
Erheb' ich vom Boden sie wieder.
Dann hat er vergessen hinwegzusehn
Und ich konnt' es doch wirklich nicht wissen,
Und siehst du Mutter, so kommt es zuletzt,
Daß wir immer uns ansehn müssen.
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Sonett
Jetzt sprech' ich's aus und mag, wer will, es hören,
Was
heimlich
ich auf tiefstem Herzensgrunde
Gehütet habe bis auf diese Stunde!
Nicht länger laß verderbend ich's gewähren,
Nicht länger soll's an meiner Mannheit zehren
Und eine stolz verhüllte Todeswunde,
Von der die Nacht, die stumme, nur hat Kunde,
Nach innen bluten und mein Herz zerstören!
Ich geb' es frei, das Wort! Der Klugheit Schlingen,
Der Vorsicht Luggewebe mag's zernagen
Und frei dahinziehn auf des Lautes Schwingen!
"Ich hab' dich lieb!" Nun mag der Schall es tragen,
Das Echo mag's dem Echo hinterbringen
Und die vier Winde mögen sich drum schlagen!
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Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Unergründlich
Kaum auf die Stirne küßt' ich dich
Und war erschrocken fast,
Als du wie eine Zuflucht mich
So heiß umfangen hast,
Als fiebernd immer voller mir
Am Hals dein Schluchzen quoll,
Und deine Pulse sich gejagt,
Sprachlosen Odems voll.
Da ahnt' ich wohl, du kleines Herz,
Das solche Flammen kennt,
Die ganze ungelöschte Glut,
Die
heimlich
auf Erden brennt.
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Else Galen-Gube
(1869-1922)
Die Spur im Schnee
Du gingst von mir! Die Nacht war sternenklar,
rings zitterte der Rauhfrost auf den Bäumen,
und eisig strich der Windhauch durch den Tann.
Reglos stand ich und sah in Zukunftsträumen
dir lächelnd nach, noch ganz in deinem Bann.
Ich hörte wie dein rascher Schritt verklang
und sah im Schnee die Spur von deinen Füßen
- das einzige, was von dir übrig blieb -
und dennoch schiens mir wie ein
heimlich
Grüßen,
wie ein Geständnis: "Du, ich hab dich lieb."
Sag es mir nicht mit lautem Menschenwort,
sieh, ich verrats ja nur durch meine Lieder,
daß du mein ein – daß du mein alles bist …
Doch komm so oft, so bald du kannst mir wieder,
du weißt ja nicht – wie sehr ich dich vermißt.
Wenn ich mich täuschte! Wenn nichts mehr von dir,
als jene Spur im Schnee zurückgeblieben!
Verzweiflung packt mich an mit wildem Schmerz.
Doch nein – nur mir gehört dein stummes Lieben,
du brachtest mir ja heut zum Pfand dein Herz.
_____
Im Domino
Heimlich,
vermummt bin ich zu dir geschlichen
leise auf knisternden Sohlen der Nacht,
heimlich
bin ich dir wieder entwichen,
als im Osten das Frührot erwacht.
Lagst noch so selig im festesten Schlummer,
halb vergraben an meiner Brust,
weißt du, Liebster, es machte mir Kummer,
daß ich so früh schon von dir gemußt.
Aber ich komme ja morgen wieder - -
heimlich!
– O Schatz, wie süß wird das sein,
draußen vorm Fenster duftet der Flieder
in unsre seligen Träume hinein.
_____
Mit klingendem Spiele …
Mit klingendem Spiele zogen sie ein,
vorüber an Feldern und Waldesrain,
in das ländliche Städtchen durchs alte Tor;
die Sonne brach leuchtend aus Wolken hervor,
als der Hohenfriedberger Marsch erscholl,
der wie Sieggesang durch die Lüfte schwoll.
Mein Herzallerliebster, mein Sonnenschein
kam wieder. Bald bin ich nicht mehr allein,
bald werde ich liegen in Wonne und Lust
in seinen Armen, an seiner Brust,
bald wird er mir küssen die Lippen rot …
vorüber sind Sehnsucht und Trennungsnot.
Ganz
heimlich
hatt ich mich sittsam und fein
versteckt hinter Blumen am Fensterlein;
so glückselig schaut ich zur Straße hinab
und lauschte dem nahenden Hufegetrapp,
es brachte ja jeder Laut, jeder Schritt
das Glück und den Allerliebsten mir mit.
Und als des Abends matt-dämmernder Schein
über Flüssen lag, überm Wiesenrain,
da gingen zwei Glückliche Hand in Hand
weit fort durch das Kornfeld zum Waldesrand,
da haben zwei Selige – daß ihr es wißt -
sich noch, als der Mond kam, ganz
heimlich
geküßt.
_____
O, sprichs nicht aus, laß es doch
heimlich
sein …
O, sprichs nicht aus, laß es doch
heimlich
sein,
was zwischen dir und mir auf Geisterschwingen
hinflattert durch den Aether in der Nacht,
was mich so reich, was mich so selig macht!
Du nur, Geliebter, konntest es mir bringen …
O, schweige, schweige auch, wenn wir allein,
sprich es nicht aus, laß es doch
heimlich
sein!
Sprich es nicht aus, daß dir die Sehnsucht naht,
wenn Dämmrungsschatten durch das Zimmer gleiten,
und im Kamin die Feuer knisternd sprühn,
du weißt ja doch, daß alle Seligkeiten
noch heut in meinen Armen dir erblühn …
Birgs still im Herzen ganz für dich allein,
doch sprichs nicht aus, laß es so
heimlich
sein!
Sprich es nicht aus, wenn du im Kuß dich drängst
an mich in Leidenschaft, so voll Begehren,
nimm alles – komm! Nimm dir das letzte auch …
doch raub mit keinem Wort den Duft, den Hauch,
der über unsrer Liebe schwebt; verwehren
will ich dir nichts, wenn wir so ganz allein …
nur sprichs nicht aus, laß es doch
heimlich
sein!
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Die goldnen Sterne grüßen
So klar vom Himmelszelt,
Es geht ein Wehn und Küssen
Heimlich
durch alle Welt,
Die Blumen selber neigen
Sehnsüchtig einander sich zu,
Die Nachtigall singt in den Zweigen -
Träume, liebe auch du!
O stille dies Verlangen,
Laß den Geliebten ein!
Von Lieb' und Traum umfangen
Wollen wir selig sein.
_____
Amara George-Kaufmann
(1835-1907)
In dunkeler, tiefmitternächt'ger Stunde
Lehnt einsam an dem Fenster eine Maid;
Trüb' ist ihr Antlitz, aber es verleiht
Ein Lächelzug noch eine zweite Kunde.
So Lust, wie Leid hegt ihres Herzens Wunde:
Erinnerung an eine süße Zeit,
Verlangen nach dem Freunde, der so weit,
Und Sehnen nach erneutem Wonnebunde.
Sie seufzet tief und blickt zum Himmel auf
Und sendet heiße Grüße in die Ferne,
Die sie vertraut der Wolke raschem Lauf;
Wie zöge sie mit ihr dahin so gerne,
Um
heimlich
nur den Liebsten anzuseh'n,
Und
heimlich
wieder von ihm wegzugeh'n.
_____
Hermann von Gilm
(1812-1864)
Halte
heimlich
Schmerz und Lust
Halte
heimlich
Schmerz und Lust,
Mach' es nicht so wie die Andern,
Die auf off'ner Straße wandern
Mit der unbedeckten Brust.
Aus der Liebe vollem Kranz
Ist ein Blatt bald ausgerissen,
Was die Leute einmal wissen,
Das gehört uns nicht mehr ganz.
_____
Theresa Gröhe (Ps. T.
Resa) (1853-1929)
Noch immer!
Die Tage gehen weiter ihren Gang,
Ich lebe weiter. - Meine Seele rang
Seit Monden nun, daß sie dem Glück entsage. -
Doch wie sie kämpfte, wie sie grausam litt,
Noch immer
heimlich
ging die Hoffnung mit,
Durch all' die bangen, stummen Sehnsuchtstage.
_____
Rosen
Welch' leuchtende, eisige Nacht!
Tiefer Schnee auf Wegen und Stegen,
Doch du kommst mir entgegen,
Und der sonnigste Frühling lacht.
Deine Lippen, wie heiß
Von
heimlichen
Küssen und Kosen!
Glühende Rosen
Mitten im Schnee und Eis.
_____
Otto Erich Hartleben
(1864-1905)
Elegie
Du meines Blutes Unruh,
heimliche
Liebste du,
die du verstohlen nur die dunklen Blicke schenkst,
o lass aus deinen schweren Flechten braune Nacht
um meine Sinne strömen - lass Vergessenheit
sich breiten über niegestillte Lust und Qual.
Ich seh uns wandeln unterm kahlen Winterwald,
ins Morgenrot, durch streifende Lüfte ging der Weg.
Wir Frohen schritten Hand in Hand und beteten stumm
und glaubten an den Frühling, als der Schnee noch lag ...
- du sollst nicht weinen - gib mir deine liebe Hand! -
Der Frühling kam, uns beide fand er nicht vereint;
in Sommernächten duftete süss der Lindenbaum -
wir aber durften nicht in Liebe beisammen sein.
Nun ward es wieder Winter und es starrt der Schnee,
doch still aus Schmerzen spriesst uns wohl ein spätes Glück,
das leise webt und langsam um uns beide her.
Lass uns umhüllt von deinen braunen Haaren sein,
du meines Blutes Unruh,
heimliche
Liebste du.
_____
Wie
heimlich
dann im Bett an deiner Brust!
Aus Morgenträumen Arm in Arm erwacht,
bestaunen wir den lustigen Sonnenstrahl,
der keck zu solchen
Heimlichkeiten
drang.
Behaglich recken wir die schlafgestärkten
und schon von neuer Lust durchbebten Glieder,
und selig lächelnd schauen wir uns stumm
in Augen, die der Schlaf noch kaum verliess.
O meine süsse, weisse Hede, komm -
lass deine Haare fliessen! Diese Spitzen -
o lass mich - lass mich: du bist schöner so,
und freier schweifen meine Küsse - ah!
Zieh deine Hände von den Augen, Kind:
was schämst du dich? Der Sonnenstrahl ist keusch -
_____
Heinrich Heine
(1797-1856)
Allnächtlich im Traume seh ich dich,
Und sehe dich freundlich grüßen,
Und lautaufweinend stürz ich mich
Zu deinen süßen Füßen.
Du siehst mich an wehmütiglich,
Und schüttelst das blonde Köpfchen;
Aus deinen Augen schleichen sich
Die Perlentränentröpfchen.
Du sagst mir
heimlich
ein leises Wort,
Und gibst mir den Strauß von Zypressen.
Ich wache auf, und der Strauß ist fort,
Und das Wort hab ich vergessen.
_____
Ich wollte, meine Lieder
Das wären Blümelein:
Ich schickte sie zu riechen
Der Herzallerliebsten mein.
Ich wollte, meine Lieder
Das wären Küsse fein:
Ich schickt sie
heimlich
alle
Nach Liebchens Wängelein.
Ich wollte, meine Lieder
Das wären Erbsen klein:
Ich kocht eine Erbsensuppe,
Die sollte köstlich sein.
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Die Seele der Geliebten ist ein weiter Wald
Oft sagtest du behutsam so ein
heimlich
Wort,
das tausendfältige Farbigkeit alter Juwelen hatte,
ganz absichtslos klingend aus dir, und
schwiegst befangen ...
Heute bin ich einsam über Land gegangen,
recht wie ein Flüchtling vor der eignen Wehmut
von Ort zu Ort,
da fand ich plötzlich irgendwie auf einem Blatte,
das in der Tasche lag, vergessen, jäh zusammengeballt,
die eine Zeile unter zwanzig wertlos andern:
"Die Seele der Geliebten ist ein weiter Wald,
dein ganzes Leben reicht nicht aus, ihn völlig zu
durchwandern."
_____
Edmund Hoefer (1819-1882)
Als du zuerst mich angelacht,
Nur einmal, frei und hell, -
Der Märchen alte Zaubermacht
Durchwogte mich zur Stell'.
Es wogte süß, es wogte bang
Ein
heimlich
sehnsuchtsvoller Drang,
Verschwieg'ne Glut, verborg'ne Lust,
Endlose Liebe in enger Brust.
Mein Lieb, daß Gott dich vielmal grüß',
Meine wilde, wilde Blume süß!
Durch Fern' und Zeit, in Lust und Leid
Bin dein ich nun in Ewigkeit.
_____
Wie der Sommernacht verschwieg'ne,
heimlich
süße, tiefe Glut,
Wie des Mondscheins magisch sanfte, wunderbare Zauberflut,
Wie des Meergewogs verlockend, sel'ger voller Nixenklang
Füllt mein Herz unwiderstehlich deiner Liebe Rausch und Drang.
_____
Angelika von Hörmann
(1843-1921)
Heimlich
in verschloss'ner Kammer,
Wo kein Blick' mich lauernd trifft,
Schau' dein Bild ich oft und lange
Forschend in der Züge Schrift.
Dunkle stille Flut der Augen!
Zaghaft in den tiefen Grund
Werf ich Anker nach der Seele,
Worte leg' ich in den Mund.
Sprichst du Segen, Gnadenbildniß?
Sieh, ein Pilger kommt zu Gast,
Soll er trostlos weiter wandern
Mit der schweren Herzenslast?
_____
Verzeih mir, wenn ich kalt und herb erscheine,
O glaub', daß ich im stillen drüber weine.
So oft ich meinen Blick von deinem wende,
Falt' ich, daß du vergibst, im Geist die Hände.
Und wenn ich mich zu kargen Worten zwinge,
Sag' ich dir
heimlich
tausend süße Dinge.
Je mehr ich vor den Menschen sie verhehle,
Je tiefer gräbt die Lieb' sich in die Seele.
Seit mir verwehrt, dir Leid und Lust zu zeigen,
Ward erst mein ganzes Wesen dir zu eigen.
_____
Ich hör' es gern, wenn leis' die Wipfel rauschen,
Dann ist es immer mir, als sprächest du;
Wir können
heimlich
süße Worte tauschen,
Es hört kein fremdes Ohr uns neidisch zu.
Das Bächlein nur auf seinem Plaudergange
Horcht manchmal auf – neugierig wie es ist;
O lausche nur, vergessen hast du's lange,
Bis du in's Thal hinabgekommen bist.
_____
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Tanz
Wenn du dein Köpfchen an mich legst,
Dann hör ich kaum die Geigen spielen.
Ich seh nur dich und kann nur fühlen,
Wie du mich ganz in Händen trägst.
Und weiß nicht hin mit meiner Lust
Und nehm die ganze Kraft zusammen,
Denn Flammen strömen jetzt in Flammen,
Und
heimlich
drängt sich Brust an Brust.
_____
Heimlicher
Weg
Stark stößt der Wind. Wie grell das Schloßtor knarrt!
Jäh überläuft sie ungewohntes Schauern.
Sie schaut sich um, ob kein Verräter harrt,
Doch tief im Finstern ragen nur die Mauern.
Sie horcht. Kein Laut im langen Korridor,
Und doch ist ihr die Stille nicht geheuer.
Den weiten Mantel zieht sie übers Ohr,
Dann schleicht sie wie ein Schatten durchs Gemäuer.
Das ist die Tür! Sacht klopft ihr Ringlein an.
Ein leiser Ruf, ein halbersticktes Lachen. -
Ein sehnend Mädchen und ein sel'ger Mann. -
Komm, Sankt Georg, uns treulich zu bewachen!
_____
Gruft
Meine Liebste hat einen altdeutschen Schrein,
Vier Ritter tragen die Ecken.
Dort legt sie alles hinein
In
heimlichem
Verstecken:
Blumen, die ich für sie gepflückt,
Zärtliche Wünsche, auf Zettel geschrieben,
Verse, die meiner Liebe geglückt,
Worte, im Herzen haften geblieben ...
Alles legt sie in diesen Schrein,
Wie in der Gruft das rosige Leben.
Ich weiß, einst schließt sie mich selber ein,
Um nie mehr den Deckel zu heben.
Blumen,
heimlich
für sie gepflückt,
Zärtliche Worte, auf Zettel geschrieben,
Verse, von Herzen zu Herzen geschickt ...
Was ist von euch geblieben?
Gespenstisch nur raschelt es manchesmal,
Ein Seufzer hebt sich noch trübe;
Ach, und kein erinnernder Strahl
Tastet ins Dunkel der Liebe ...
_____
Heimliche
Liebe
Gleichwie der Säman auf der Flur
Den Segen streut nach allen Seiten,
So werf ich Liebe, Liebe nur
In alle Lüfte, alle Weiten.
Und wo sie leuchtend niederfällt,
Will jede Hand den Segen haben;
Die arme Welt, die reiche Welt
Ist voll von meinen Sonnengaben.
Und alle folgen meiner Spur,
Als wär der Heiland selbst gekommen.
Und meine Liebe galt doch nur
Der Einen, die die - nie genommen ...
_____
Franz Kugler (1808-1858)
Vor meinem Fenster dämmert
Das trübe Mondenlicht;
Auf meinem Tischlein hämmert
Die Uhr und rastet nicht.
Die stille Nacht durchschallet
Ein einsam hast'ger Gang,
Der wiederum verhallet
Die leere Straß' entlang.
Auf Traumesschwingen heben
Sich die Gedanken mir,
Und
heimlich,
o mein Leben,
Träum' ich mich hin zu dir.
_____
Emil Kuh (1828-1876)
Der Lenz geht um!
Ich sag' euch was: Der Lenz geht um,
Nehmt euch in acht, ihr Leute,
Er ist so
heimlich
still und stumm,
Als ging' er aus auf Beute.
Seid nur behutsam, wo er steht
Und blickt umher ein Weilchen,
Denn plötzlich, eh' ihr euch's verseht,
Schießt auf ein keckes Veilchen!
O, traut jetzt keinem alten Baum,
Weit eher noch den jungen,
Denn eine Knospe, wenn ihr's kaum
Noch ahnt, ist aufgesprungen!
Wer träumend wandelt durch ein Thal,
Der möge sich besinnen:
Die Lerche kann mit einem Mal
Ihr schmetternd Lied beginnen!
Auch müßt ihr mit Behutsamkeit
Ins Aug' der Mädchen schauen:
Gefährlich sind in dieser Zeit
Die schwarzen wie die blauen!
Ich sag' euch was: Die Lieb' geht um,
Nehmt euch in acht, ihr Leute,
Sie ist so
heimlich
still und stumm
Und sie geht aus auf Beute!
_____
Auguste Kurs (1815-1892)
Liebe
Wenn
heimlich
sich mit einem Mal
Die Liebe regt im Herzen dein
Mit bitt'rer Lust und süßer Qual -
Und glänzte Dir kein Hoffnungsschein,
Gesegnet bist du allemal,
Nur durch das eig'ne Herz allein.
Denn Lieb' ist nicht von dieser Welt,
Ist eine Blüte, gottgesandt,
Die von des Himmels lichtem Zelt
Herabgeschwebt, und wer sie fand
Und fest im treuen Herzen hält,
Dem blüht sie, bis sein Leben schwand.
_____
Karoline Leonhardt
(1811-1899)
Stille Liebe
Heimlich
und doch inniglich
Liebten wir uns Beide
Altes Lied
Sonst sah mich der Morgenstral
Freudig mit Dir gehen,
Dich begrüßt' ich tausend Mal,
Glücklich Dich zu sehen.
Was ich that, es war für Dich,
Sah'st es stets mit Freude;
Heimlich
und doch inniglich
Liebten wir uns Beide.
Kam'st Du aus dem Wald zurück,
Müd' von rauhen Wegen,
Flog ich mit der Liebe Blick
Immer Dir entgegen.
Hatte Dich, Du hattest mich,
Fern von jedem Leide,
Heimlich
und doch inniglich
Liebten wir uns Beide.
Setzte mich so gern zu Dir,
Sprach von meiner Liebe,
Bat nur Eins vom Schicksal mir,
Daß es stets so bliebe.
In der Zeit, die schnell entwich,
Spannen wir nur Seide;
Heimlich
und doch inniglich
Liebten wir uns Beide.
Was gefühlt ich und gedacht,
Konntest Du verstehn;
Riefest stets zur guten Nacht:
"Morgen Wiedersehen!"
Du bist dort und hier bin ich,
Sag', ob dies uns scheide?
Heimlich
und doch inniglich
Lieben wir uns Beide!
_____
Hermann von Loeper
(1820-1884)
Frage nicht!
Frage nicht, ob ich dich liebe!
Laß verschlossen meine Lippe!
Daß nicht der Empfindung Woge
Strande an des Wortes Klippe.
Frage nicht, ob ich dich liebe!
Lies in meines Auges Spiegel,
Lies der Aufschrift treue Zeichen,
Doch nicht brich des Briefes Siegel!
Frage nicht! Denn unsre Liebe
Soll so
heimlich
wie die Kohle
Glimmen, nur in Dämmerungen
Duften gleich der Nachtviole.
Unsre Liebe sei wie Wolken,
Welche still vorübertreiben,
Unsre Liebe soll ein ewig
Ungelöstes Räthsel bleiben!
_____
Hermann Löns(1866-1914)
Heimliche
Liebe
Die schönste Freude, die ich kenne,
Rot Röselein, Vergißnichtmein,
Und die ich keinem Menschen nenne,
Rot Röselein, Vergißnichtmein,
Wir beide wissen’s ganz allein,
Verschwiegen soll es sein.
Und wenn die Sonne ist vergangen,
Rot Röselein, Vergißnichtmein,
Die Sterne an dem Himmel prangen,
Rot Röselein, Vergißnichtmein,
Kein Mensch weiß, wo ich kehre ein,
Verschwiegen soll es sein.
Und wenn auch Mond und Sterne schwinden,
Rot Röselein, Vergißnichtmein,
Die Liebe weiß den Weg zu finden,
Rot Röselein, Vergißnichtmein,
Sie braucht nicht Mond noch Sternenschein,
Verschwiegen soll es sein.
_____
Emerenz Meier (1874-1928)
Die
heimliche
Braut
Durchs Dörflein wallte ein Leichenzug,
Den Kranz am Kreuze ein Jüngling trug,
Ein Jüngling schritt hinterm Sarg einher,
Drum frage nicht nach dem Toten mehr.
Die alten Eltern, die weinten laut,
Manch' Auge noch glänzte schmerzbetaut,
Und nah' dem Wege im grünen Hag
Auf kühlem Grase ein Mägdlein lag.
Es war gekleidet so fröhlich licht,
Doch bleich wie Schnee war sein Angesicht
Und kalt wie Eis die gekrampfte Hand, -
Ein welkend Röslein im Blumenland.
Und als die Leiche vorüberzog,
Die Maid in schützende Büsche flog.
Nicht klang der Betenden Ruf so hohl
Wie ihr verhalt'nes: "Lebwohl, lebwohl!"
Was kann der Schmerz der Verlass'nen sein, -
Sie dürfen weinen im Tagesschein;
Doch der das Herze zerbrach um ihn,
Muß mit dem Jammer ins Dunkel fliehn.
_____
Melchior Meyr (1810-1871)
Liebesglück
O ich erfuhr so hohe Lust
Und darf es niemand sagen;
Und ach, die wonnebange Brust
Kann es allein nicht tragen!
Ich schlich mich
heimlich
in ihr Haus,
Es war im Abendscheine,
Die andern saßen froh beim Schmaus,
Sie harrt' auf mich alleine.
Ich herzte sie, sie herzte mich,
Sie ruht' an mir so feste!
So zärtlich und so inniglich
Liebkoste mich die Beste!
Und weil es
heimlich
nur geschah,
War doppelt unsre Freude.
Doch ach, die Trennung war so nah',
Die Lust so nah dem Leide! -
Wie gern entleert' ich nun mein Herz!
Doch darf es Keiner wissen;
Denn hier versteht ja niemand Scherz,
Zu tadeln nur beflissen.
Was wäre das für ein Geschrei,
Wie müßten wir's entgelten!
Ist gleich ein jeder auch so frei,
Die Andern will er schelten.
O Muse, du erbarme dich
Und nimm die Last vom Herzen!
Nimm, Hohe, sonst erdrücken mich
Die süßen Liebesschmerzen!
_____
Stephan Milow (1836-1915)
Ich will dich nicht beim Namen nennen,
Den theilt ja manche noch mit dir,
Auch braucht dich niemand sonst zu kennen,
So lebst du
heimlich
still nur mir.
Und drängt's die Seele, dich zu preisen,
Mit der mein Alles ich gewann,
Was hätt' ich erst auf dich zu weisen,
Da mich ja sonst nichts fesseln kann.
Du bist's, der meine Pulse schlagen,
Wie du mir heiß entgegendrängst,
Und dir, dir brauch' ich's nicht zu sagen,
Die's wissen soll, die weiß es längst.
Ich will dich nicht beim Namen nennen,
Den theilt ja manche noch mit dir,
Auch braucht dich niemand sonst zu kennen,
So lebst du
heimlich
still nur mir.
Das schöne Ziel all meiner Flammen
Die Andern sie erfahren's nie,
Ich dräng's in einen Laut zusammen
Und rufe bloß nur: Das ist sie!
Und will's wie ein geheimer Segen
Gar oft in stiller Stunde mir
Die Seele wunderbar bewegen,
So sag' ich nur: Das kommt von ihr!
Wie viel in diesem Wort zu lesen,
Den Andern bleibt der Sinn verhüllt,
Weil es ja erst dein holdes Wesen
Mit Leben und Bedeutung füllt.
Mir aber lebst du stets im Sinne,
Und sehnend meiner denkst auch du,
Wir küssen uns in treuer Minne
Und träumen süß einander zu.
O stille Lust! beglückt Versenken!
O
heimlich
süße, schöne Welt!
Die unser liebendes Gedenken
So ewig jung im Lauf erhält!
_____
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Diese Rose von
heimlichen
Küssen schwer:
Sieh, das ist unsre Liebe.
Unsre Hände reichen sie hin und her,
unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsre Seelen grüßen sich hin und her -
wie über ein Meer - - wie über ein Meer - - -
Diese Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
sieh, das ist unsre Liebe.
_____
Eduard Mörike (1804-1875)
Maschinka
Dieser schwellende Mund, den Reiz der Heimat noch atmend,
Kennt die Sprache nicht mehr, die ihn so lieblich geformt:
Nach der Grammatik greifet die müßige Schöne verdrießlich,
Stammelt russischen Laut, weil es der Vater befiehlt.
Euer Stammeln ist süß, doch pflegt ihr, trutzige Lippen,
Heimlich
ein ander Geschäft, das euch vor allem verschönt!
_____
Julius Mosen (1803-1867)
Da drüben!
Da drüben über'm Walde,
Da singt ein Vogel schön,
Da drüben an dem Bache
Seh' ich ein Rehlein gehn,
Da drüben!
Und wo der Vogel singet
Und wo das Rehlein geht,
Da drüben bei den Tannen
Der Liebsten Hütte steht,
Da drüben!
Möcht' mit dem Vogel singen
Und zu dem Rehlein geh'n,
Da drüben
heimlich
lauschend
Durch's kleine Fenster seh'n,
Da drüben!
_____
Anna Ritter (1865-1921)
Brautring
Als über den Flieder das Mondlicht rann,
Da steckt' er mir
heimlich
ein Ringlein an,
Und küßte den Ring und die Hand dazu
Und lauschte selig dem ersten "Du".
Das Mondenlicht sah in den Ring hinein,
Das gab einen fröhlichen, hellen Schein,
Der Fliederbaum neigte die Blüthen stumm,
Die Gräser raunten: "Das Glück geht um!"
_____
Im Lampenschein
Das ist ein lieb Beisammensein,
Wenn über uns die Wanduhr tickt
Und dir der Arbeitslampe Schein
So voll ins frohe Antlitz blickt!
Ich rühr' dich manchmal
heimlich
an,
Nur, daß ich weiß: ich habe dich -
Dann lächelst du, geliebter Mann,
Und nickst mir zu und küssest mich!
_____
Verheißung
Hör, was ich sage:
Wenn die Sonne heut
Mit müden Schritt aus unsrer Flur gegangen,
Erwart' ich dich.
In wildem Geisblatt birgt sich eine Bank
Im Waldesgrund, rings Buchengrün und Farren,
Dort find'st du mich!
Dort rufe nicht! Geh
heimlich
durch das Laub,
Daß nicht die Vögel aus dem Schlummer schrecken
In ihrem Nest,
Daß nicht der Wind erwacht, der athemlos
Vom tollen Lauf, betäubt und sonnenmüde
Schläft im Geäst.
Leis lachend reck' ich meine Hände aus
Und ziehe dich durch das Gewirr der Ranken
Zu mir herein,
Verträumte Blüthen nicken über uns,
Grüngoldne Dämmrung spinnt mit weichem Schleier
Uns Beide ein.
Dann küsse mich! Sieh, meine Seele schläft,
Ein willenloses Kind auf meinen Lippen -
Dein ist die Macht!
Reiß sie empor aus ihrem dumpfen Traum,
Laß sie hineinschaun in das heiße Leben
Und dann – sei Nacht!
_____
Waldwege
Ich ging denselben Waldweg heut',
Den ich mit dir, mein Lieb, gegangen,
Als über uns, im jungen Grün,
Die ersten Frühlingslieder klangen.
Wir sprachen kaum, doch jeder Blick,
Ein Werben war's, ein
heimlich
Bitten,
Und zwischen uns, auf schmalem Pfad,
Ist still die Liebe hingeschritten.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Wie liegt der Tag so weit, so weit!
Das grüne Laub giebt tiefen Schatten,
Die Vögel tragen schon zu Nest,
Die damals hell gesungen hatte.
Ich war allein heut' und mein Herz
Erzitterte in bangem Lauschen,
Mir war's, als kläng dein "Lebewohl"
Noch einmal durch der Zweige Rauschen.
_____
Geheimnis
Ich trag' ein glückselig Geheimnis
Mit mir herum,
Ich möchts allen Leuten vertrauen
Und bleib' doch stumm!
Ach, jubeln möcht' ich und singen,
Von früh bis spät -
Und rege nur
heimlich
die Lippen,
Wie zum Gebet!
_____
In verschwiegener Nacht
In verschwiegener Nacht
Hab' ich deiner gedacht
Und mit sehnendem Gruß
Dich gegrüßet.
Hab' geweint und gelacht
In der
heimlichen
Nacht
Und mit seligem Kuß
Dich geküsset.
Als das Morgenlicht kam
Und die Träume mir nahm,
Hab' ich einsam die Wonne
Gebüßet.
_____
Weiß Keiner den
heimlichen
Platz
Wie träumten wir selig, mein Schatz!
Es ruhte der See uns zu Füßen
Und blinkte, als wollt' er uns grüßen -
Weiß Keiner den
heimlichen
Platz!
Weiß Keiner, wie oft mir dein Mund
Das Wort von den Lippen genommen,
Weiß Keiner, wie Alles gekommen
Im blühenden, schweigenden Grund.
Der Sommer ist 'gangen, mein Schatz!
Das Glück brach der Sturm uns in Scherben,
Ich such' einen Winkel zum Sterben -
Weiß keiner den
heimlichen
Platz.
_____
Hermann Rollett
(1819-1904)
Heimlich
Heimlich
naht und leise,
Was das Herz entzückt:
Leis' mit stillen Sternen
Sich der Himmel schmückt.
Leise naht der Frühling,
Still ergrünt der Strauch
Leise naht der Blume
Sich des Lüftchens Hauch.
Leise naht die Schwalbe
In des Wanderns Trieb, -
Leise naht die Liebe,
Heimlich
naht das Lieb.
_____
Max Schaffrath
(1813-1877)
Deine Lieb' ist wie die Maiennacht,
Die mild und
heimlich
mich umfängt
Und eine reiche Sternenpracht
Geheimnißvoll ins Herz mir senkt.
Die Lüfte kosen leichtbeschwingt,
Begeistrung rauscht der Wasserfall,
Und in dem eignen Herzen klingt
Das Hohelied der Nachtigall.
_____
Leopold Schefer
(1784-1862)
Heimliche
Wonne
Wann ich erst am neuen Morgen,
Ein unendlich Glück verborgen,
Von der Allerschönsten gehe,
Und nur schüchtern um mich sehe,
Denk' ich scheu in meinem Wahn:
Alle sehn dich darauf an!
Menschen, Wolken, Fluß und Sonne,
Alle wissen deine Wonne! —
Aber Menschen, Fluß und Sonne
Schweben hin in eigner Wonne;
Blau und still und leer und weit
Liegt des Himmels Herrlichkeit,
Lächeln muß ich, was ich hege —
Und so ziehn sie ihre Wege!
Klein nur bist du, Menschenbrust,
Die du selbst noch Alles hast!
Welche Seligkeit und Lust
Kann so still sein wie ein Traum!
Was der Himmel nicht umfaßt,
Hat im Herzen einen Raum.
_____
Karl Siebel (1836-1868)
Heimliche
Liebe
Sie reden so selig von Wonne,
Von Wonne und sonnigem Schein;
O Liebe, du böse Liebe,
Wie schaffst du tiefinnere Pein
Und kommst doch so
heimlich
und leise
In's Herze hinein!
Es grünen die Reben am Hügel,
Es blühen die Blumen im Thal;
O Frühling, du trüber Frühling,
So trüb' noch kein einziges Mal -
Das schaffet die
heimliche
Liebe,
Die liebende Qual.
Sie reden so selig von Wonne,
Von Sonne und sonnigem Schein.
O Liebe, du böse Liebe
Wie schaffst du tiefinnere Pein
Und kommst doch so
heimlich
und leise
In's Herze hinein.
_____
Wilhelm Stolzenburg
(1879-1938)
Auf meiner Stube im sonnigsten Licht,
am blinden Spiegel standest du schlicht,
dein braunes Haar in den schlanken Händen.
Noch seh ich die Finger, die behenden,
die langen Flechten zärtlich umfangen -
O Goldene du, ein
heimlich
Verlangen
hat uns von Anbeginn vermählt.
_____
Theodor Storm (1817-1888)
Nun sei mir
heimlich
zart und lieb
Nun sei mir
heimlich
zart und lieb;
Setz deinen Fuß auf meinen nun!
Mir sagt es: ich verließ die Welt,
Um ganz allein auf dir zu ruhn;
Und dir: o ließe mich die Welt,
Und könnt ich friedlich und allein,
Wie deines leichten Fußes jetzt,
So deines Lebens Träger sein!
_____
Nachts
Wie sanft die Nacht dich zwingt zur Ruh,
Stiller werden des Herzens Schläge;
Die lieben Augen fallen dir zu,
Heimlich
nur ist die Sehnsucht rege.
Halbe Worte von süßem Bedeuten
Träumerisch über die Lippen gleiten.
_____
Ludwig Tieck (1773-1853)
Heimliche
Liebe
Wie lieb und hold ist Frühlingsleben,
Wenn alle Nachtigallen singen,
Und wie die Tön' in Bäumen klingen
In Wonne Laub und Blüthen beben.
Wie schön im goldnen Mondenschein
Das Spiel der lauen Abendlüfte,
Die, auf den Flügeln Lindendüfte,
Sich jagen durch die stillen Haine.
Wie herrlich glänzt die Rosenpracht,
Wenn Liebreiz rings die Felder schmücket,
Die Lieb' aus tausend Rosen blicket,
Aus Sternen ihrer Wonne-Nacht.
Doch schöner dünkt mir, holder, lieber,
Des kleinen Lichtleins blaß Geflimmer,
Wenn sie sich zeigt im engen Zimmer,
Späh' ich in Nacht zu ihr hinüber,
Wie sie die Flechten lößt und bindet,
Wie sie im Schwung der weißen Hand
Anschmiegt dem Leibe hell Gewand,
Und Kränz' in braune Locken windet.
Wie sie die Laute läßt erklingen,
Und Töne, aufgejagt, erwachen,
Berührt von zarten Fingern lachen,
Und scherzend durch die Saiten springen;
Sie einzufangen schickt sie Klänge
Gesanges fort, da flieht mit Scherzen
Der Ton, sucht Schirm in meinem Herzen,
Dahin verfolgen die Gesänge.
O laßt mich doch, ihr Bösen, frei!
Sie riegeln sich dort ein und sprechen:
Nicht weichen wir, bis dies wird brechen,
Damit du weißt, was Lieben sey.
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Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
In deiner Heimat, meinem Herzen,
Da hast du dich, geliebte Braut,
Braut meiner Lust und meiner Schmerzen,
Als Heimchen
heimlich
angebaut.
Wie leichtlich kann man sich gewöhnen
An solcher Heimchen sanftes Lied!
Ich merke, lauschend diesen Tönen,
Nicht wie die lange Nacht entflieht.
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Wenn er sie und wenn sie ihn
Küßt und flüstert "Du bist mein",
Größre Freuden überschien
Nie der Sonnenschein.
Beide lehnen süß verwirrt
Brust an Brust und Haupt an Haupt:
Lilje von der Rose wird
Heimlich
da umlaubt.
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Ich denke dein, wie Nachts in Träumen
Die Rose noch der Sonne denkt,
Derweile die zu fernen Räumen
Schon ihren Wagen hat gelenkt;
Wie träumend sie gedenkt der Sonne,
Und ihr den Mund zum Kusse beut,
So küßt dich meine Seel' und freut
Sich
heimlich
der geträumten Wonne.
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Paul Wertheimer
(1874-1937)
Schließ die Augen zu, mein Kind
Schließ die Augen zu, mein Kind!
Alle lieben Dinge sind
Heimlich,
heimlich,
traumverstohlen.
Rings in tiefer Mitternacht
Schleicht die Liebe sachte, sacht.
Schleicht heran auf Katzensohlen.
Sei vor jeder Buntheit blind.
Um uns mit dem Frühlingswind
Rauscht das Schicksal linde, lind -
Schließ die Augen zu, mein Kind! ...
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Bruno Wille (1860-1928)
Traum von
heimlicher
Hochzeit
So
heimlich
süß war unsre Hochzeitsfeier:
Wir lagen dicht
Beisammen, überwallt von einem Schleier;
Man sah uns nicht.
Wir hörten, wie die Leute nach uns fragten
Im gleichen Raum.
Wir unterm Flore blieben reglos, wagten
Zu atmen kaum.
Nur unsre Hände durften sacht sich drücken,
Wie küssend fand
Sich Hauch zu Hauch, mein Knie war mit Entzücken
An deins gebannt.
Mein glühend Auge, das im Dunkeln schaute,
Versank in deins;
Ich war in dir, du warst in mir, uns traute
Die heilige Eins.
Wohlan, was Edens Glut zusammenglühte,
Trennt keine Welt.
Hinweg denn, Angst, da uns die Hand der Güte
Geborgen hält.
Wir ruhn verhüllt; zum Baldachin, zum Himmel
Ward unser Flor.
Uns singt von Flügelköpfchen ein Gewimmel
Den Minnechor.
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Stefan Zweig (1881-1942)
Wie die Schwalbe ...
Wie die Schwalbe mit silberner Schwinge
Über die schläfernden Wasser blitzt
Und in ihr Blinken zitternde Ringe
Mit dem dürstenden Schnabel ritzt,
Fließende Spuren, die nicht verwunden,
Leise nur rühren, leise erschüttern -
Ach, so neigen und nahen sich
In meine einsam dunkelnden Stunden
Stille Gedanken, du Ferne, an dich.
Zart umgoldet von
heimlicher
Glut,
Schwalben der Sehnsucht, mir Tröstung zu bringen,
Streifen sie scheu mit zaghaften Schwingen
An mein Herz, das stilldunkel ruht.
Selig fühl ich sie nieder sich senken
Lust und Wehmut durchschauert mich,
Und ich zittre in süßem Gedenken,
Liebste, an dich.
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