Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Herz)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



Stichwort: Herz

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

 

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    Ach / wenn man giebt und nimmt /
    Versagt und willig giebet /
    Wenn uns entgegen kümmt
    Das Mündgen / das man liebet /
    Und
    Herz an Herze drücket /
    Wie wird der Geist entzücket!
    _____

    Die Küsse

    Cupido raubt einmahl den Bienen ihren Safft /
    Und ward dabey verlezt. Er trug voll Zorn und Rache
    Den angenehmen Raub auff meiner Fillis Mund /
    Sprach: Daß die Welt niemahls vergesse dieser Sache /
    So schmecke / wer dich küßt / des Honigs süsse Krafft /
    Und werde / gleich wie ich / doch an dem
    Herzen / wund!
    _____

    Ich leb ohne Ruh im
    Herzen /
    Von der Zeit /
    Da zwey schöner Augen Kerzen
    Mich versezt in Traurigkeit /
    Von der Zeit
    Leb ich stets in Schmerzen /
    Fühle keine Ruh im
    Herzen.
    Keine Lust war mir zu nütze
    Von der Zeit /
    Da der kleine Venus-Schütze
    Seel und
    Herze mir bestreit /
    Von der Zeit
    Leb ich stets in Schmerzen /
    Fühle keine Ruh im
    Herzen.
    _____

    Könte man für Liebe sterben / wär ich längstens kalt und todt /
    Solte sie ein Feuer heissen / wär ich längstens Asch und Koth:
    Doch ist sie kein Tod zu nennen / woher fühl ich solche Schmerzen?
    Und ist sie kein brennend Feuer / was kocht so in meinem
    Herzen?
    _____

    Laß dir die süssen Schmerzen
    Der Liebe bringen bey.
    Dir steht von tausend
    Herzen
    Die Wahl zu nehmen frey:
    Laß dir die süssen Schmerzen
    Der Liebe bringen bey.
    _____

    Wilt du in Freuden leben /
    So liebe / was dich liebt:
    Ein
    Herz ums andre geben
    Ists / was Vergnügen giebt:
    Wilt du in Freuden leben /
    So liebe / was dich liebt.
    _____

    O wie glücklich / wer nicht liebet /
    Wer nicht fühlt in seinem
    Herzen
    Heisse Schmerzen
    Von dem Triebe
    Blinder Liebe /
    Der die Welt sich untergiebet.
    O wie glücklich / wer nicht liebet!
    Den kein falscher Blick betrübet /
    Dem das Zürnen und Liebkosen
    Zweyer Rosen
    Ohne Sehnen
    Ohne Thränen
    Weder Furcht noch Freude giebet,
    O wie glücklich / wer nicht liebet!
    _____

    Im Mittel aller Lust / die Glück und Zeit mir geben /
    Kan ich ohn Silvien nicht frölich leben;
    Und wenn ich bey ihr bin / so spielet um mein
    Herz
    Ein angenehmer Schmerz.
    _____

    Beliebe mich für andern zu erwehlen /
    Mein
    Herze giebt sich ganz zu eigen dir.
    Doch wo du dir ein Fremdes wirst vermählen /
    Nehm ich das Mein hinwieder auch zu mir.

    Wie sehr mich ie Gelück und Himmel hasset /
    Bleibt doch mein
    Herz und meine Treue rein;
    Wann aber dich ein fremdes Joch umfasset /
    Soll mir dein Strick der Weg zur Freyheit seyn.
    _____

    Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden?
    Daß ich sie lieben soll? Ich geh es willig ein:
    Sie soll mich ihren Diener finden.
    Doch / wo ihr
    Herze will ohn Gegen-Liebe seyn /
    Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden?
    _____


    An ihre Augen

    Ihr Augen / die ich lieb und ehr /
    Ihr meine Lust und süsse Pein /
    Was netzet ihr die trüben Wangen /
    Was sagt mir euer blasser Schein?
    Habt ihr mein
    Herze nicht empfangen?
    Was fodert / was verlangt ihr mehr?

    Ihr Augen / die ich lieb und ehr /
    Ihr sehet meine Schmerzen an /
    Und kennt die Menge meiner Plagen:
    Wofern ich euch vergnügen kan /
    Will ich mit Lust den Tod ertragen.
    Was fodert / was verlangt ihr mehr?
    _____

    Betrüger / die ich ehr /
    Untreue / die ich liebe /
    Was stralet ihr so sehr
    Ihr schlauen
    Herzens Diebe!
    Wer siehet wie ihr spielt / und bildet ihm nicht ein /
    Ihr werdet voll Erbarmen seyn?
    Die falsche Freundligkeit
    Und eur verliebtes Blicken /
    Zeigt Sonn und schöne Zeit /
    Pflegt Blitz und Nacht zu schicken.
    Wer siehet wie ihr spielt / und kan ihm bilden ein /
    Daß ihr so grausam sollet seyn?
    Macht Augen / daß eucht nicht
    Die Welt Cometen nennet!
    Seyd das gepaarte Licht
    Dem Tisis Opffer brennet /
    Führt uns durch euren Glanz in sichern Hafen ein:
    Man wird euch ewig danckbar seyn.
    _____


    Der Liebe Gifft und Gegen-Gifft

    Der klugen Aerzte Kunst weiß allem Ubel Rath /
    Was fast zu finden ist in weiter Erde Schrancken:
    Wie kommts / daß sie kein Mittel hat
    Für eine Noth / daran fast alle Welt muß krancken?
    Ein
    Herze / welches sich von Liebe wund betrifft /
    Kan seine Hoffnung nicht auff ihre Kräuter gründen:
    Die Lieb ist Gifft und Gegen-Gifft:
    Man muß den Scorpion auff seinen Schaden binden.
    _____


    Der Liebe verkehrtes Recht

    Wie grausam sind / o Liebe / deine Rechte!
    Ein leichter Sinn schmeckt tausendfache Lust /
    Der Thränen Tranck / der Seuffzer schwere Kost
    Nährt und verzehrt die
    Herzen treuer Knechte;
    Wie grausam seyn / o Liebe / deine Rechte!
    _____

    Welch kaltes
    Herze will nicht Flammen fangen /
    Wenn mitten in dem Schnee der Rosen-Wangen
    Mit blauer Liebligkeit /
    Daraus ihm selbst ein Kleid
    Der Himmel zubereit /
    Die Augen prangen!
    _____


    Die erst-auffgestandene Rosilis

    Ich kam den andern Tag zur Rosilis gegangen /
    Als sie zum Morgen noch unangeleget war.
    Sie stellte die Auror in eignem Bilde dar /
    Wenn sie der frühen Welt zeigt ihre Rosen-Wangen.
    Die Augen / welche fast der Schlaff noch hielt umfangen /
    Verglichen sich der erst entwichnen Sternen-Schaar /
    Ihr über Stirne / Wang und Hals gestreutes Haar
    Dem Netze / welches uns die theuren Würme langen.
    Der weißen Hände Schnee schien heller denn der Tag /
    Der angebohrne Schmuck / die lieblichen Geberden /
    Beschämten was der Fleiß / die kluge Kunst / vermag.
    Giebt Rosilis / mein Licht / zum Morgen solchen Schein /
    Wie soll mein
    Herze nicht zu lauter Flamme werden
    Wenn sie wird angelegt in vollem Mittag seyn!
    _____

    Die Flutten / die du siehst von meinen Augen rinnen /
    Lieb-werthe Rosilis / sind nicht gemeine Thränen /
    Wie deine Göttligkeit wohl irgend möchte wehnen!
    Wo wolt ich solche Ström und Bäche fassen künnen?
    Sie werden ausgebrennt vermittelst meiner Sinnen
    Von Liljen deiner Schos / von Rosen deiner Wangen /
    Und müssen den Geruch von deiner Gunst erlangen /
    Dem keine Specerey den Preiß wird abgewinnen.
    Die Liebe giebt die Glutt / der Ofen steht im
    Herzen /
    Der dicken Seuffzer Wind bläst mir das Feuer auff /
    Der Augen Helm vergönnt dem Wasser freyen Lauff /
    Und weil so hitzig ist die Flamme meiner Schmerzen /
    So müssen in die Höh so viel der Dünste steigen /
    Und durch der Augen Röhr ohn Ende sich verseygen.
    _____

    Wenn ich beklagte Tag und Nacht
    Die Menge meiner herben Schmerzen /
    Wenn sie mit Blutt von meinem
    Herzen
    Gleich würden zu Papir gebracht /
    So wird doch mehr als Schrifft und Mund
    Die Flammen / die mein
    Herze brennen /
    Dein Auge geben zu erkennen /
    Das meine Seele hat verwundt.
    Was kein Papir zu melden weiß
    Und meine Zunge muß verschweigen /
    Wird dir zur Gnüge können zeigen
    Dein Bildnis und des Spiegels Eiß.
    _____

    Ich finde mich im Mittel meiner Schmerzen
    Bey Amaranthen wieder ein /
    Ein süsser Blick kan meinem krancken
    Herzen
    Vergelten die erlittne Pein.

    Jedoch was soll für Hülffe meinen Schmerzen
    Durch ihrer Augen Glanz geschehn:
    Ich habe sie zu Schaden meinem
    Herzen
    Bereits nur allzuviel gesehn.
    _____


    An ihre Augen

    Ihr Augen / die ihr mir so tieff ins
    Herze scheint /
    Erkläret euch / wies sey gemeynt /
    Was mir zu hoffen steht / ob Sterben oder Leben?
    Seyd ihr geneigt / ich bin bereit mich zu ergeben /
    Und auch bereit zu ehren euren Schein /
    Wollt ihr mir gleich nicht günstig seyn.
    _____

    Amaranthens braune Wangen
    Haben meinen Geist besiegt.
    Könt ich ihre Gunst erlangen /
    Ach wie wär ich so vergnügt!
    Neue Glutt fühl ich im
    Herzen;
    Lieb ich nimmer ohne Schmerzen.

    Tugend-voll ist ihr Beginnen /
    Daß man nichts zu klagen weiß /
    Als die allzuharten Sinnen /
    Und das Herze voller Eiß.
    Lieben und nicht Lieb erwerben
    Macht uns offt und nimmer sterben.

    Reist sich gleich von ihrem Stricke
    Mein gefangnes
    Herze frey /
    Bringt sie doch mit einem Blicke /
    Solches auff das neu herbey.
    Wer kan für der Augen Blitzen
    Seiner Freyheit Recht beschützen?
    _____

    Deine Tugend / deine Zier
    Nahm mein
    Herz / und schenckt es dir /
    Ließ mich nichts dafür empfangen;
    Seit es abgereist von hier
    Hats ihm wunderlich gegangen:
    Es muß brennen für und für /
    Trägt doch aber kein Verlangen
    Wiederum zu seyn bey mir.
    _____

    Ein einiges Blicken
    Der funckelnden Augen /
    Die mir aussaugen
    Das Blutt vom
    Herzen /
    Macht mich die Kerzen
    Des Himmels nicht achten.
    _____

    Pflaumen hast du mit der Hand / Flammen aber auch gegeben;
    Diese dringen uns ins
    Herz / jene füllen unsern Mund.
    Pflaumen hat der Baum gebracht / Flamm und Brand von Aug entstund /
    Jene streifft der Reiff zwar ab / diese Glutt wird ewig leben.
    _____

    Izt fühl ich erst / was Scheiden sey /
    Mit was für Plag und Tiranney
    Sich muß ein
    Herz von Herze trennen /
    Wo wahre Freundschafft fasset Grund /
    Und selbst die Seelen / nicht der Mund
    Allein / von reinen Flammen brennen.
    _____


    Die stumme Sprache

    Wie können doch in einem
    Herzen
    Die Lieb und Furcht Geferten seyn?
    Wie kan sich Freude neben Schmerzen
    Und Lust bey Unlust finden ein?
    Wie kan sich plagen und vergnügen
    An einen Ort zusammen fügen?

    Wer liebet / weiß hiervon zu sagen:
    Er redet / wenn er stille schweigt:
    Man darff nicht von dem Munde fragen /
    Was seiner Augen Feuer zeigt.
    Ein stiller Seuffzer bricht für Worte
    Durch fest-gesperrter Lippen Pforte.

    Er suchet Silvien mit Freuden /
    Und findet bey ihr seine Pein.
    Wenn sich die Augen an ihr weyden /
    So schmacht das
    Herz in Flammen ein.
    Von ihrer süssen Augen Blitze
    Empfindt sein
    Herze Frost und Hitze.

    Man kan auff seinen Wangen lesen /
    Was Amor ihm ins
    Herze prägt.
    Im fall er anders soll genesen /
    Muß Silvia dadurch bewegt
    Ihm küssend auff die Lippen schreiben /
    Ich will Silvanders eigen bleiben.
    _____

    Die beflammte Sonnen-Kerze
    Pflegt zu ändern ihren Schein /
    Aber mein getreues
    Herze
    Kan nichts als beständig seyn.
    _____

    Könte sich ein krancker Mutt
    Seiner Bande machen loß /
    Wenn das
    Herz zu wehe thut /
    So säß in des Glückes Schoß
    Wer empfindt der Liebe Glutt.

    Aber weil der Sternen Schluß
    Selten wieder machet frey
    Den mit Lieb' umstrickten Fuß /
    Lebt in harter Sclaverey
    Wer der Liebe dienen muß.
    _____

    Wenn wahre Glutt
    In treuem
    Herzen brennet /
    Den Grund der edlen Flamme kennet /
    So taurt ihr ungefärbter Schein /
    Biß daß wir Asche seyn /
    Ohn allen Wanckelmutt;
    Es muß ihr ieder Tag verneuten Zunder geben /
    Und sie der Treue Ruhm biß zu den Sternen heben.
    _____

    Der stille Brand verzehret mein Geblütte /
    Mein
    Herze raucht / wie Bajens Schwefel-Hütte /
    Die Geister sind bey mir umsonst bemüht /
    An der man selbst nur dürren Schatten sieht.
    _____

    Die stille Glutt durchkocht die dürre Seele /
    Das
    Herze brennt wie Etnens Schwefel-Höle /
    Mein Wange zeigt der rothen Flamme Schein /
    Wird aber bald voll bleicher Asche seyn.
    _____


    Nur eine allein

    Könt ich der Sonnen Glanz in allen Augen finden /
    So wär ich auch vergnügt mit manchem Sternen-Strahl /
    Sie zeigten mir dein Bild als Spiegel allzumahl.
    Weil aber Mond und Stern bey heller Sonn erblinden /
    So will ich auch mein
    Herz an die alleine binden.
    _____

     

  • Anonyme Barockdichter

    Ach! Rosilis / wie würd ich mich betrüben /
    Wenn / schönste! nicht mein
    herz bey dir geblieben;
    Der leib ist hier / die sinnen sind bey dir /
    Und du mein kind! mein kindgen bist bey mir.
    _____

    Wenn deiner lippen küß /
    Ich dann und wann genüß /
    So fliest ein zucker-tau
    Aus deines
    herzens-au /
    Du honigmachend bienchen
    Blandinchen.
    _____

    Caliste mein licht,
    So liebest du nicht,
    Wie dir sich mein
    herze auf ewig verpflicht,
    Du bleibest wie stein
    Bey jammer und pein,
    Und scheinest wie felsen bey flammen zu seyn.
    _____

    Es ist auf allen seiten still.
    Drum soll in den verführten fluthen
    Mein
    herz auf deinem schooß verbluthen,
    Bis ihm der muth zerfliessen will,
    Es ist auf allen seiten still.

    Komm, schönste, komm und schiff mich ein!
    Ich seh das milch-meer deiner brüste,
    Wenn ich mich nichts befürchten müste,
    Ich würde schon im hafen seyn.
    Komm, schönste komm und schiff mich ein.
    _____

    Laurette / seit du mich besieget
    Und ich durch dich verwundet bin /
    So fühl ich nichts / das meinen sinn
    Und lebens-geister mehr vergnüget /
    Als wenn durch deine freundligkeit
    Mein brennend
    herze wird erfreut.
    _____

    Kein blitz der sonst verliebt sich zeiget /
    Kein kuß / wie heiß er angebracht /
    Kein freundlich-seyn hat solche macht /
    Als deine liebligkeit; sie neiget
    Mein ganzes
    herze zu dir hin /
    Daß ich auch nicht mehr meine bin.
    _____

    Trägt nicht deine zarte hand /
    Der die perle nicht zu gleichen /
    Ein verwundtes
    herz im band?
    Kan dich dieses nicht erweichen?
    Ach die hände sind zu schöne /
    Lisimene!
    _____

    Vergiß der freundschafft nicht / laß dein
    herz nicht erkalten.
    Du kanst sie / wenn du wilt / durch schreiben schon erhalten.
    Es bleibt mein treuer sinn allzeit auff dich gericht.
    Drum bitt ich / schönstes kind / vergiß der freundschafft nicht.
    _____

    Mein
    herze bleibt dir treu / ich will mich dir verschreiben /
    Daß ich in ewigkeit dein treuer freund will bleiben.
    Was schadt abwesenheit? ich sey auch wo ich sey /
    So glaube sicherlich / mein
    herze bleibt dir treu.
    _____

    Mein engel gute nacht / was soll ich weiter schreiben /
    Laß mein gedächtniß nur in deinem
    herzen bleiben /
    Ich bleibe dir getreu / so lang mein
    herze wacht /
    Und sage ganz betrübt: mein engel gute nacht.
    _____

    Schönste / die betrübten stunden /
    Da ich von dir scheiden soll /
    Haben sich nun eingefunden /
    Und ich sprech' itzt: Lebe wohl.
    Doch versichre dich darneben /
    Nichts ist auf der ganzen welt /
    So mir mehr als du / mein leben /
    In dem
    herzen wolgefällt.
    _____

    Wenn gleich andre stets falliren
    Und nicht halten ihre treu /
    Wil ich doch den denckspruch führen /
    Daß ich recht beständig sey.
    Nichts soll meine liebe trennen /
    Die auf dich allein gericht /
    Und mein
    herz wird ewig brennen
    Gegen dich / vollkommnes licht.
    _____

    Längst hab ich ein altar gesetzt /
    Ein denckmahl harter buß zu stifften /
    In welchen Amors hand geetzt
    Mit diamant und güldnen schrifften:
    Der schönsten göttin von der erden
    Soll dieser einzig heilig werden.

    Darauff wenn sich der morgen röth /
    Laß ich mein
    herz als weyrauch glühen /
    Und wenn mir Phöbus untergeht /
    Vergeß ich nicht davor zu knien.
    Es hat mich nie der schlaff bezwungen /
    Biß ich ihr göttlich thun besungen.
    _____

    Schönste schmiedin meiner ketten /
    Schau mein
    herz in bänden an /
    Kan mich deine hand nicht retten /
    So die freyheit binden kan?
    Schau ich falle dir zu füssen /
    Nimm die matten seuffzer hin /
    Laß dein himmlisch antlitz küssen /
    Ob ich gleich nur irrdisch bin.
    _____

    Sylvia dein kaltes nein
    Lescht mein feuer / meine flammen /
    Denn du wilst mich nur verdammen /
    Daß ich soll geqvälet seyn.
    Qväle ja die andern glieder /
    Gib mir nur das
    herze wieder.
    _____

    Sylvia dein kaltes nein
    Kan mir dennoch nicht verwehren
    Nicht zu lieben / zu verehren /
    Gib nur hier ein ja-wort drein.
    Doch bedencke meine schmerzen /
    Geht dir denn mein nein zu
    herzen?

    Ja dein allzuwahres nein
    Gibt den einschlag / ich soll fliehen /
    Und mich dieser angst entziehen /
    Denn dein
    herze sey ein stein;
    Drum aus deinen kalten ketten
    Will ich mich mit fliehen retten.
    _____

    Mein
    herze brennt in heisser glut /
    Und wirfft die flammen dennoch nicht empor /
    Ich weiß nicht / wie mir ist zu muth /
    Mein seuffzen bring ich nur mit schmerzen vor;
    Der augen naß / so häuffig kommt gerannt /
    Entzündet mehr / als löschet / meinen brandt.
    _____

    Mein
    herz bezwinge dich / dasselbe zu verlasen /
    Was du so herzlich liebst / die untreu muß man hassen.
    Krönt dich / Melinde / nur dergleichen treu / wie mich /
    Ich ließ dich nimmermehr; mein
    herz bezwinge dich.
    _____

    Es ist die beste kost
    Wenn mund am munde klebet /
    Ein kuß setzt keinen rost /
    Wer küssen widerstrebet /
    Der kennt kein rechtes
    herz-confect /
    Das liebenden am besten schmeckt.
    _____

    Worzu hat mich der himmel doch ersehn?
    Muß denn mein
    herz ganz nur in banden stehen?
    Ach freylich ja / es ist um mich geschehn!
    Ich soll hinfort der freyheit müßig gehen.
    Du hast mich dir / o liebliche Belinde /
    Zum sclaven ganz durch einen blick gemacht /
    So daß ich mich ganz ausser mir befinde.
    Wie weit hat mich die liebe doch gebracht!
    _____

    Erzürne nicht / du sonne meiner seelen /
    Daß sich so weit mein mattes
    herze wagt /
    Indem es dir mit zittern und mit quälen
    Demüthigst ietzt sein bittres leiden klagt.
    Die anmuth / so auf deinen wangen spielet /
    Hat selbiges verfesselt und verstrickt /
    Und weil es nichts als lauter feuer fühlet /
    So will es auch durch feuer seyn erquickt.
    _____

    Hier liege ich zu deinen zarten füssen /
    Nim schönste mich zu deinem diener an;
    Ich suche nichts als deine hand zu küssen /
    Die stets so sehr die
    herzen fesseln kan:
    Das meinige sey dir hiemit ergeben /
    Verschmäh es nicht / es rührts ein keuscher trieb;
    Es wünscht bey dir in diensten stets zu leben /
    Denn du bist mir mehr als mein leben lieb.
    _____

    Nunmehr bin ich ganz verlassen /
    Und in höchstem grad betrübt:
    Wer kan alle seufzer fassen /
    Die das
    herze von sich giebt?
    Angst und ungemeines leiden
    Halten meinen geist bestrickt /
    Weil ich das seh von mir scheiden /
    Das mir seel' und brust erquickt.
    _____

    Mein gesicht kan zeugniß geben /
    Wies dem
    herzgen gehen muß /
    Bleibt mein aug an deinem kleben /
    Klebt mein
    herze auch gewiß,
    Dencke wie mir sey zu muthe /
    Ich muß frieren da mir heiß /
    Feurer steckt in meinem blute /
    Und muß kälter seyn als eiß.
    _____

    Glaube nicht / daß ich dich hasse /
    Ob ich schon nicht bey dir bin /
    Ob ich dich gleich ietzt verlasse /
    Ehrt dich doch mein treuer sinn;
    Ich bekenn / es macht mir schmerzen /
    Dß ich dich nicht sehen kan;
    Doch brenn ich in meinem
    herzen
    Dir ein täglich opffer an.
    _____

    Ach! daß nur gar zu sehr mein
    herz erfahren müssen /
    Was sey vor hellen-schwere pein /
    Bey der geliebten nicht zu seyn /
    Sie nicht zu sehen / nicht zu sprechen / nicht zu küssen;
    Vielleicht wird meine seel so ungemein betrübt /
    Weil in der Welt kein Mensch / als ich / so treulich liebt.
    _____

    Entblösse deine marmel-brust /
    Das reiche bergwerck aller lust /
    Laß mich dein schnee-gebürge schauen /
    Das zweyfach durch die glutt sich trennt /
    Und stets voll heisser flammen brennt /
    Die kalten
    herzen auffzutauen.

    Sie da! mein
    herze giebt sich bloß /
    So wird sich ja dein zarter schooß /
    In diesem stück mir gleich bezeugen
    Ich schwer dir einen teuren Eyd /
    Daß ich dagegen iederzeit
    Getreu will seyn und ewig schweigen.
    _____

    Die liebe wird nicht alt / sie wächset mit den jahren /
    Das kleinste feur wird endlich glutt /
    Ein brunn macht letztlich eine flutt /
    Die zeit bezeicht den felß mit mooß / als eignen haaren;
    Soll denn mein
    herze nun nach vieler jahre schein /
    Die deine sonne macht / nicht auch ein Aetna seyn?
    _____

    Das ist recht des todes quälen /
    Und die bittre sterbens-angst:
    Wenn du wünscht von ganzer seelen /
    Und doch nicht den wunsch erlangst /
    Wenn dein treues
    herz begehret /
    Das / woran dein leben hängt /
    Und dir dieses wird verwehret /
    So wird geist und seel bedrängt.
    _____

    Offt verbiet ich meinem
    herzen
    Daß es mehr verliebt soll seyn;
    Offt verbeiß ich meine schmerzen
    Und laß keine regung ein;
    Aber schwachheit! wenn ich dencke /
    Wie ein mensch der Gottheit gleicht /
    Ists / als wenn in all gelencke /
    Mir die liebe wiederkreucht.
    _____

    Komm Engelsbild! komm laß dich bald umbfangen /
    Dein lippen-Julep kühle meinen brand /
    Mein
    herze lechst mit feurigem verlangen /
    Biß deine kühlung ihm wird zugesand;
    Komm zeuge; daß entzünden und selbst brennen /
    Des himmels wahrer vorschmack sey zu nennen.
    _____

    Hat jemand wohl so sehr als ich geliebet /
    Der bloß umb eines Menschen gunst /
    Den himmel selbst und sein gelück betrübet
    Als zeuge dieser schweren gunst /
    Was aber ist dafür mein lohn?
    Ihr
    herz' ist falsch / ihr hochmuth spricht mir hohn.
    _____

    Wird mir dein mund / dein schöner mund / entzogen /
    Worauff ich sonst die liebes-rosen brach?
    Was hat zu solchem eifer dich bewogen?
    Ich denck umsonst dem grossen fehler nach;
    So du mein lieben schuld wilst nennen /
    Und straffen das mein
    herze dich verehrt /
    So muß ich meine schuld bekennen /
    Und daß dein kalt seyn mich nicht recht verzehrt.
    _____

    Schau / hier ligt der / den du veracht /
    In demuth vor dir nieder /
    Und giebt / o schönste / dir die macht /
    Zu tödten
    herz und glieder /
    Findestu da einen tropffen falsches blut /
    Ey so straffe mich mit eisen und mit gluth.
    _____

    Mein
    herze hat der freyheit gold verlohren /
    Ich muß / wie vor / der liebe dienstbahr seyn /
    Kaum daß mein mund die dienstbarkeit verschworen /
    So reist ein blick den schwachen vorsatz ein;
    Verhängnüß / glück und zeit / ihr meister aller sachen /
    Sagt / was wird endlich doch aus mir die liebe machen?
    _____

    Tröste dich demnach mein
    herze /
    Nun auff dieser dornen-bahn /
    Dencke / daß es nach dem schmerze
    Wieder besser werden kan;
    Wechseln herrscht ohndem im lieben.
    Noth auff lust / lust auff betrüben.
    _____

    Will dein
    herze mich verlassen /
    So will ich mit lust erblassen /
    Und verschmachten in der brunst;
    Deinen mund einmahl zu küssen /
    Soll mir meinen tod versüssen /
    Sterb ich nur in deiner gunst.
    _____

    Mein verhängniß! soll ich brennen,
    Und doch ohne flammen seyn?
    Wird man nicht die asche kennen,
    Wo man
    herzen äschert ein?
    Ich bin kranck am liebes-fieber,
    So ich doch verschweigen soll;
    Geht der mund nicht dessen über,
    Wessen unser herze voll?
    _____


    Als sie sich nicht wolte bewegen lassen

    Brauche, fürstin meiner seelen!
    Nicht so strenge deine macht.
    Laß mein
    herze nicht so quälen,
    Das du selbst verliebt gemacht!
    Sey nicht stets unüberwindlich!
    Lindre meine liebes-pein!
    Seynd die götter doch empfindlich,
    Solt' es nicht ein engel seyn?
    _____

    Mein Celadon sol meine glut /
    Die mir durchwandert marck und blut /
    Nicht rauch und flammen von sich treiben /
    Soll Aetna in dem
    herzen stehn /
    Und Phlegeton in adern gehn /
    Und ihre kraft verborgen bleiben.

    Ich mameluckin der natur
    Darf keine rechte liebes-spur
    Vor meines liebsten augen lassen /
    Mein
    herze soll entzündet seyn /
    Mein
    herze fühlt die süsse pein /
    Und mit den lippen muß ich hassen.
    _____

    Zwar ists zu viel ein blosser mensch zu seyn /
    Und sich an dem / was göttlich ist / verlieben.
    Ach aber ach! Gott giebt das lieben ein /
    Wer widersteht den überirrdschen trieben?
    Ein armer mensch hat nur von fleisch ein
    herz /
    Und nicht von erz.
    _____

     

  • Aramena Prinzessin von ††† (17. Jh.)

    Auff den furchtsamen Prinz CELION

    Wer liebt / muß nicht verschwiegen seyn /
    Sonst macht es Pein
    Und Schmerzen
    In dem
    Herzen.
    Bekennen ist das Mittel /
    Daß man glückseelig ist;
    Drum rede CELION,
    Wo du beherzet bist /
    Aus einem andern Thon
    Als mit den Augen /
    Das Schweigen wird dir wenig taugen.
    _____

     

  • Johann von Besser (1654-1729)

    Mein Celadon du machst die schmerzen /
    Fieng sie zu ihren schäfer an:
    Du bist ein theil von meinem
    herzen /
    So ich auff nimmer missen kan.
    Du aber wilst ietzt von mir ziehen /
    Und die verliebte hürden fliehen.
    _____

    Je mehr du fliehst / je mehr verfolg ich dich /
    Durch sturm und wind vermehrt das feuer sich /
    Stellstu dich noch so fremd und eckel an /
    Liebt doch mein
    herz / so viel es lieben kan.
    _____

     

  • Christoph Gottehr Burghart (1682-1745)

    Ich dencke stets an sie und stöhre meine ruh;
    Wenn ich die purpur gleiche wangen /
    Wenn ich den rosen-mund /
    Und ihre liljen-brust erwege /
    So wird mein
    herz auffs neu verwundt.
    _____

     

  • Paul Fleming (1609-1640)

    Du hast, o liebstes Lieb, mein Herz' in deinem Herzen!
    In dir, in dir es ist, nach dem ich wündsche sehr,
    das ich such' überall mit ach! wie großen Schmerzen,
    in dir, in dir es ist und sonsten nirgends mehr.
    ______


    Elsgens treues
    Herz

    Ein getreues Herze wissen
    hat des höchsten Schatzes Preis.
    Der ist selig zu begrüßen,
    der ein treues
    Herze weiß.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues
    Herze.
    Läuft das Glücke gleich zu Zeiten
    anders, als man will und meint,
    ein getreues
    Herz' hilft streiten
    wider Alles, was ist Feind.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues
    Herze.
    Sein Vergnügen steht alleine
    in des andern Redligkeit,
    hält des andern Not für seine,
    weicht nicht auch bei böser Zeit.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues
    Herze.
    Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke,
    Geld und Reichtum, das zerstäubt,
    Schönheit läßt uns bald zurücke,
    ein getreues
    Herze bleibt.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues
    Herze.
    Eins ist da sein und geschieden.
    Ein getreues
    Herze hält,
    giebt sich allezeit zufrieden,
    steht auf, wenn es niederfällt.
    Ich bin froh bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues
    Herze.
    Nichts ist süßers, als zwei Treue,
    wenn sie eines worden sein.
    Diß ists, das ich mich erfreue,
    und sie giebt ihr ja auch drein.
    Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
    denn ich weiß ein treues
    Herze.
    _____

     

  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

    Albanie / wer kan die süßigkeit
    Der zwey vermischten geister recht entdecken?
    Wenn lieb und lust ein essen uns bereit /
    Das wiederholt am besten pflegt zu schmecken /
    Wünscht nicht ein
    herz / daß es dabey vergeh?
    Albanie.
    _____

    Ist denn dein
    herze gar erfroren?
    Bist du aus schnee und eiß gebohren?
    Hörst du mein seuffzen nicht /
    Und was mein unmuth spricht?
    Soll ich dich göttin nennen?
    So nimm des himmels wehmuth an /
    Der leichtlich sich erbarmen kan /
    Und uns nicht ewig läst in hoffnungs-flammen brennen.
    _____

    Mein
    herz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
    Ich fühl und seh / wie deine augen blitzen:
    Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
    Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
    Die gar der himmel seltner schönheit preist /
    Und brennen heist.

    Nicht dencke / daß es bloße worte seyn /
    Welch
    herz kan wohl bey deiner glut erkalten?
    Du weist / ich bin kein engel und kein stein /
    Ich muß des blutes regung lassen walten /
    Die GOtt dem menschen schon im paradieß
    Ins
    herze bließ.
    _____

    Nicht falle doch der meinung bey /
    Daß reine liebe sünde sey /
    Die GOtt in unser
    herz geschrieben /
    Die selbst sein mund im paradies
    In uns mit unserm athem bließ /
    Der uns geboten hat zu lieben.

    Soll meine liebe sünde seyn /
    So wisse / daß dein schöner schein
    Zu dieser sünde micht getrieben /
    Und glaube / daß die kluge welt
    Vor leibliche geschwister hält /
    Die schönheit und den trieb zu lieben.
    _____

     

  • Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)

    Marmel und kisel und eiserne wercke /
    Diamant und unzerbrüchlicher stein /
    Stählerne / noch alabasterne stärcke /
    Schliessen so feste / wie küsse / nichts ein.
    Küsse verknüpffen mit nährenden flammen
    Zwischen zwey lippen zwey
    herzen zusammen.
    _____

    Fühlten es gleich auch die lodernden
    herzen /
    Küssen sey eine verzehrende glut /
    Eine vergifftung / ein oele den schmerzen /
    Eine mit flammen ersäuffende flut /
    Würden sie doch wohl im küssenden sterben
    Wollen verglimmen / ersäuffen / verderben.
    _____

    Küsse mich
    herze / herze mich / liebste / von herzen /
    Treibe das friedsame kämpffen fein scharff /
    Gönne / daß ich diß erquickende scherzen
    Allemahl zehnmahl vergelten dir darff.
    Billig verwechselt man süsse für süsse /
    Zucker für zucker / und küsse für küße.

    Wirstu diß also beständig nur treiben /
    Werden wir beyde beseeliget seyn /
    Du / Roselinde / wirst meine verbleiben /
    Wie ich ingleichen auch bleiben muß dein.
    Denn die verknüpffenden küsse sind kerzen
    Liebender seelen / und kochender
    herzen.
    _____

    Das
    Herz

    Nicht zürne, daß mein
    Herz so heißen Brand ausübet,
    Weil deine Schönheit selbst der Flammen Zunder hegt,
    Schuld und Entschuldigung in ihren Augen trägt;
    Das Meer kann nicht dafür, daß sich der Himmel trübet,

    Sich mit der Wolk' umarmt, der Erde Dünste liebet.
    Die Sonn' ist's, die das Salz in allen Dingen regt,
    Der Klüfte Gluth beseelt, den Geist der Welt bewegt,
    So Schnee als Eise Brand, den Steinen Leben giebet.

    Soll meine Seele nun entseelter, als ein Stein,
    Mein
    Herze frostiger, als Eiseszapfen sein?
    Es brennt und ist von Lieb', als schmelzend Erz zerronnen.

    Denn Lieb' ist ja die Gluth der Seelen; sie erfüllt
    Mit Feuer unser
    Herz, das aus den Augen quillt.
    Die sind der Liebe Brunn, der Seele lichte Sonnen.
    _____

     

  • Heinrich Mühlpfort (1639-1681)

    Ihr Lichter voller Glut /
    Ihr Sternen heller Liebes-Flammen /
    Schlagt doch in meinem Blut /
    Mit eurem doppelt Schein zusammen /
    Und brennt diß
    Herze an;
    Das sonst nicht leben kan.
    _____


    Bey Ubergebung seines
    Herzens

    Nimm Clytie zu dem Geschencke
    Mein
    Herze / weil mir Geld gebricht /
    Du siehst / daß ich auff Liebe dencke /
    Die aller Schätze Schatz und Licht;
    Und weil ich leben
    Muß unter dir /
    So will ich geben
    Zur Pflicht-Gebühr
    Mein
    Herze hier.
    Erschrick nicht / das es so erzittert /
    Und sich in deinen Händen rührt /
    Die Brunst / von der ein
    Herze wütert
    Das Liebesflammen in sich führt /
    Wird heller brennen /
    Bey dir mein Kind /
    Daß man kan kennen /
    Wie wir entzündt
    In Liebe sind.

    Verwundre nicht die grosse Hitze
    Die sich in meinem
    Herzen regt.
    Empfind ich doch der Schönheit Blitze
    Wormit mich stets dein Auge schlägt.
    Wilst du verdammen /
    Die linde Glut /
    Da ich doch Flammen
    Nehr in dem Blut
    Ganz wohlgemuth.

    Du sprichst / der Schnee an meinen Händen
    Zerschmelzt von diesem
    Herzens-Brand.
    Er hat mir Adern / Marck und Lenden /
    Ja selbst das Leben umbgewandt.
    Wie eine Kerze
    Sich selbst verzehrt /
    So ist mein
    Herze
    In Staub und Erd
    Durch diß gekehrt.

    Nur Clytie du must nicht meynen /
    Daß du solst iedem zeigen an /
    Wie ich mein
    Herze zu dem deinen
    Hab aus verliebtem Sinn gethan.
    Daß diß Geschencke
    Man an das Ohr
    Gleich Perlen hencke /
    Kommt / wie ein Mor
    Mir seltsam vor.

    Laß andre Diamanten haben /
    Du trägst ein Kleinod das mehr wehrt.
    Gold / Silber sind des Glückes Gaben.
    Die Liebe wid nur mit beschwehrt.
    Die Zeit zerreibet
    Der Perlen Zier /
    Mein
    Herze bleibet
    In Liebs-Begier
    Verpflichtet dir.

    Gilt doch dein Mund mehr als Corallen /
    Die Lippen mehr als ein Rubin.
    Kein Demant kan mir so gefallen /
    Als deine Augen wenn sie blühn.
    Du bist mein Leben /
    Mein höchstes Gut
    Der ich gegeben
    In treuer Hut /
    Geist /
    Herz und Blut.
    _____

     

  • Sibylle Schwarz (1621-1638)

    Zweyen
    Herzen / die sich lieben /
    ist die allerhöchste Pein /
    und das grösseste Betrüben /
    wenn sie nicht zusammen sein /
    weil sie sonsten nichts gedencken /
    alß nur Arm in Arm zu schrenken.

    Wie die Ulmen üm den Reben
    gleichsam als verliebt sich drehn:
    Also wündsch ich auch / mein Leben /
    bey dir umgefast zu stehn /
    und dir etwas vor zusagen
    von den süssen Liebes-Plagen.
    _____

    Liebe schont der Götter nicht /
    sie kan alles überwinden /
    sie kan alle
    Herzen binden /
    durch der Augen klahres Licht.

    Selbst des Phebus
    Hertze bricht /
    seine Klahrheit muß verschwinden /
    er kan keine Ruhe finden /
    weil der Pfeil noch in ihm sticht.

    Jupiter ist selbst gebunden /
    Hercules ist überwunden
    durch die bittersüsse Pein;

    wie dan können doch die
    Herzen
    bloßer Menschen dieser Schmerzen
    gantz und gahr entübrigt seyn?
    _____

    Lieben ist nicht müßig stehen /
    Lieben lauffet Tag und Nacht;
    ein verliebet
    Herze kracht /
    und wil fast vohr Müh vergehen.
    _____

    O wie wohl ist meinem
    Herzen /
    O wie frölich bin ich doch /
    weil ich frey von allen Schmerzen /
    kan der Liebe süsses Joch
    durch die wieder Liebe tragen /
    die mich hilfft aus allen Plagen.
    _____

    Wans fragen gelten solt / so möcht ich billich fragen:
    wer bringet mir mein Leid? wo rührt mein Lieben her?
    mein Lieben / das mir ist ein liebliches Beschwär:
    Cupido / bringest du mein
    Herz in solche Plagen?
    _____

     

  • Gottlieb Stolle (Leander aus Schlesien) (1673-1744)

    Schifffarth der liebe

    Die liebe schiffte durch den Sund,
    Ihr Pharus war der wohllust kerze,
    Die muschel Amarillens mund,
    Die anfuhrt mein getreuen
    herze.
    _____


    Von seinem
    herzen

    Cupido schlug mein herz Arminden in die hand.
    Ach! rieff ich: Holdes Kind! verwahr dis zarte pfand,
    Und laß es weiter nicht ergrimmte schläge fühlen:
    Man muß mit
    herzen nicht, wie mit dem balle spielen.
    _____


    An Sylvien, von der härtigkeit ihres
    herzens

    Als, strenge Sylvia! dich deine schöne mutter
    Noch unter ihrem
    herzen trug;
    So fügt' es sich, daß ihr ein theurer diamant
    Recht kräfftig in die augen blitzte:
    Weil nun desselben lichter zug
    Die lust darnach ie mehr und mehr in ihr erhitzte,
    So führte sie von ohngefehr die hand
    In solcher regung zu dem
    herzen,
    Dadurch sie, aber blos zu mehrung meiner schmerzen,
    Das wunder-werck in dich gelegt,
    Daß deine brust ein
    herz aus diamanten trägt.
    _____

     

18. Jh.

 

  • Charlotte von Ahlefeld (1781-1849)

    Bei Übersendung eines Vergißmeinnicht

    Diese Blume, deren blaue Blüthe
    Deutungsvoll der schönste Nahme schmückt,
    Der als Wunsch mir längst im
    Herzen glühte,
    Hab' ich einsam heut' im Thal gepflückt.

    Süß umschwebt von Deinem theuern Bilde,
    Schien sie würdig zur Gesandtin mir;
    Hin in ferne, trennende Gefilde,
    Bringe sie den Gruß der Freundschaft Dir.

    Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen -
    Schnell verlöschet ihrer Farbe Licht,
    Doch die Bitte möge Dich erreichen,
    Die ihr Nahme zärtlich zu Dir spricht.
    _____


    Glück der Liebe

    Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
    Wie er flatternd über Blumen schwebt,
    So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
    Und nur selten kehrt sie uns zurück.

    Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
    Strebt das kranke
    Herz mit leisem Weh;
    Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
    Gern sie bannen in der Treue Kreis.

    Aber wie des Schmetterlinges Farben
    Selbst in zarten Händen untergehn,
    So vernichten Fesseln auch die Reize,
    Die der Liebe freie Regung schmücken.

    Darum öffne ihrem kurzen Glücke
    Willig und geniessend Geist und
    Herz;
    Aber will es wankelmüthig weichen
    Trauere dann - doch halt es nicht zurück!
    _____

    Du, den ich längst nicht mehr zu nennen wage,
    Und dessen Bild mich dennoch stets umschwebt!
    Du, der im Innern meines
    Herzens lebt,
    Wo ich nur Dich, und Schmerz und Sehnsucht trage,
    O wenn Dein Blick hinauf zum Himmel strebt
    Und holde Träume Dir der Mondschein webt,
    So denk' auch Du an unsres Glückes Tage.
    _____

    Vergänglich ist das festeste im Leben -
    Was trauerst Du, daß Liebe auch vergeht?
    Laß sie dahin in's Reich der Zeiten schweben,
    Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht.

    Doch halte fest ihr Schattenbild im
    Herzen,
    Und segne dennoch freudig Dein Geschick,
    Schließt auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen
    An Deines Glückes kurzen Augenblick.
    _____

    Nur dann, wenn ich Dich freudig wiedersehe,
    Entschlummert sanft in mir der Sehnsucht Schmerz,
    Er flieht mich nur in Deiner theuren Nähe,
    Denn Du allein beglückst und füllst mein
    Herz.
    _____

    Wirst Du in der Ferne mein gedenken,
    Wenn die Welt geräuschvoll Dich zerstreut?
    Wirst Du oft mir stille Stunden schenken,
    Der Erinnrung unsres Glücks geweiht?

    Wird kein neues Band mir Dein Vertrauen,
    Keines Deine Liebe mir entziehn?
    Kann ich ganz auf Deine Treue bauen,
    O so nimm mein
    Herz auf ewig hin!
    _____

     

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    Du liebest mich!
    Des Todes kalte Stunde
    Schmilzt nicht des
    Herzens Gluth;
    Die Flammen in der Seelen Bunde
    Löscht nicht der Tod; - nicht Lethes düstre Fluth:
    Du liebest mich!
    _____


    Mit einem Briefe

    Mit der Liebe schnellem Flügel,
    Ueber Berge, über Hügel,
    Eile, theures Briefchen, hin,
    Wo ich oft im Geiste bin.

    Heiß und innig ihn zu fragen,
    Ob der Inhalt meiner Klagen,
    Ob die Thräne, die ihm fließt,
    Heilig seinem
    Herzen ist.
    _____


    Namenlose Liebe

    Schön ist der Lenz,
    Wenn Thal und Hügel,
    Wenn Wald und Haine blühn;
    Und über meiner Bäche Spiegel
    Nickt junger Weiden Grün.

    Doch fühlt' ich's nicht,
    Eh' ich die Liebe kannte,
    Die mir im
    Herzen lag,
    Die ohne Namen oft mein Seufzen nannte,
    Am Frühlings-Auferstehungstag.
    _____

    Reiche mir, Schicksal, reiche mir
    Den Kelch des Kummers am Grabe! -
    Ereile mich, Stunde des Todes,
    Ohne Hoffnung! -
    Gott! Nur laß mich nicht erwachen ohne ihn,
    Hülle den Blick in ewige Nacht
    Der ihn nicht wiedersehen soll.
    Zerstreut dieses
    Herz, ihr Winde -
    Vernichte meine Seele, o Gott!
    Wenn Trennung die Ewigkeit kennt.
    _____


    An den Mond

    Sei mir gegrüßt – du lieber Mond,
    Auf deinen Sternenhöhen;
    Sag' ihm, der mir im
    Herzen wohnt,
    Wie du mich hier gesehen;
    Daß ich bei deinem sanften Blick,
    Mit einer heißen Thräne,
    Mich nur in seinen Arm zurück,
    Voll glüh'nder Liebe sehne.
    _____

    Sei leise, Lied, daß nicht erwacht,
    Wen süßer Schlummer deckt;
    Mir nur gehört die schwarze Nacht,
    Die keinen Stern erweckt.

    Denn fühlte jemand meinen Schmerz,
    Der Lieb' in wunder Brust -
    Verwahren würd' er schnell sein
    Herz
    Vor jeder Liebeslust.
    _____


    Beseligung

    Wer kann, wie ich, die Wonne ganz verstehen,
    Die das Gefühl an meine Seele knüpft -
    Ich soll den theuren Jüngling wieder sehen,
    Für den mein Blut so heiß zum
    Herzen hüpft!

    Ich trag' sie nicht, der Freuden hohe Fülle,
    Bei seinem Kuß fühl' ich entkörpert mich;
    Sie sinkt zum Staube, diese Erdenhülle,
    In seine Seele stürzt die meine sich.
    _____


    Ach, bindet mir die Hände doch

    Ach, bindet mir die Hände doch
    Mit festen Eisenketten,
    Sie könnten sonst ein liebes Haupt
    An meinen Busen betten.

    Und mauert auch das
    Herze ein
    Und schlagt es fest zusammen;
    Es zucken aus den Fensterlein
    Schon helle Liebesflammen.

    O, macht mich taub, o macht mich blind,
    Daß ich das Glück nicht sehe,
    Mir armen gottvergess'nem Kind
    Ist gar so weh', so wehe!
    _____


    Mein treu
    Herzlieb

    Die Nachtigall klaget
    Im Fliederstrauch,
    Es koset und schmeichelt
    Der Frühlingshauch.
    Zur Rose zog er,
    Sie war sein Lieb:
    Nun öffne den Kelch, du,
    Mein treu
    Herzlieb!

    Am Gartenzaun standen
    Zwei Kinder schön,
    Sie sprachen vom Scheiden,
    Vom Wiederseh'n.
    Wein' nicht, liebe Kleine,
    Die Äugelein trüb,
    Du bleibst ja auf Erden
    Mein treu
    Herzlieb!

    Es recket die Lilie
    Aus blauem See
    Sich sehnend zum Monde,
    Hinauf zur Höh.
    Mit silbernem Griffel
    Er oben schrieb:
    Für mich lebst und stirbst du,
    Mein treu
    Herzlieb!

    Noch lange stand sinnend
    Ich einsam, allein,
    Es wogte und rauschte
    Im duftigen Hain.
    Da hört' ich was rauschen,
    Es war kein Dieb -
    Nun hält mich im Arme
    Mein treu
    Herzlieb.
    _____


    Dereinst

    Einst wird die Stirn mit ihrem Flammenlodern,
    Die manche Stunde grübelnd hat durchwacht,
    In dunkler Erde bitterkalt vermodern -
    Und alle Sorge ist dann ausgedacht.

    Und meine Hände, die so schmerzlich brennen,
    Und meine Füße, die so wehe thun,
    Sie werden sich von aller Arbeit trennen
    Und Zeit dann finden, um sich auszuruhn.

    Jedoch mein
    Herz mit seinen Feuergluten
    Wird nie zu Asche noch zu Staub vergehn,
    Es wird draus immer neue Liebe bluten
    Und hoch als Stern auf dich, Geliebter, sehn.
    _____

    Ich hab' eine rote Rose gepflückt,
    Zart wie des Lenzes Hauch,
    Doch als ich damit meinen Busen geschmückt,
    War's nur ein Dornenstrauch.

    Auch ein
    Herz, ein Herz wurde mir gesandt,
    Ich glaubte es liebend – heiß;
    Doch als ich das
    Herz an meines band,
    War's fühllos kalt wie Eis. –
    _____


    Mein
    Herz

    Mein
    Herz ist stark wie ein Eichenbaum
    Mit knorrigen Ästen und Zweigen,
    Es strebt hinaus zum sonnigen Raum
    Und kann sich nicht bücken noch neigen.

    Ein stolzes Schiff mit Flaggen und Mast,
    Zieht's kühn durchs Wellengebrause,
    Das findet auch nirgends Ruhe und Rast
    Als im Hafen drüben zu Hause.

    Oft gleicht mein
    Herz einem Feuerstein,
    Liegt kalt und starr wie versunken,
    Doch schlägst du mit edlem Metall darein,
    Umsprühen dich Flammen und Funken.

    Doch wird der Liebe allmächtiger Strahl
    Es fassen mit allen Gewalten,
    Wird's weicher noch als der Schnee im Thal,
    Als die Eiche, vom Blitz zerspalten.
    _____


    Das
    Herze auf

    O laß nur einen Vogelton
    In deine Brust hinein,
    Gleich stimmt mit vollem Jubellaut
    Die ganze Seele ein.

    Den Duft von einer Blume nur
    Nimm auf wie Gotteshauch,
    Dann sprossen tausend Blüten dir
    Im
    Herzensgarten auch.

    Zu einem Stern am Himmelsraum
    Richt' deiner Seele Flug,
    Dann hast du auf der weiten Welt,
    Mein Kind, des Glücks genug.
    _____

    Die Seele irrt nicht mehr umher,
    Sie liegt an deinem
    Herzen,
    Zieht stolz jetzt durch dein Liebesmeer
    Und kennt nur lachen und Scherzen.
    Sie schläft in deinen Armen ein,
    Küßt dich zu tausendmalen,
    Und spiegelt in den Augen dein
    Sich wie in Sonnenstrahlen.
    _____

     

  • Therese von Artner (1772-1829)

    Amors Schrift

    Amor schreibt in
    Männerherzen
    Mit der Kreide leichtem Zug;
    Was daran vorüber schwebet,
    Tilgt die Innschrift leicht genug.
    Aber in der Weiber
    Herzen
    Gräbt er, wie in festen Stein,
    Mit dem Griffel und mit Schwärze
    Der Geliebten Namen ein.
    So, verwittert auch die Farbe,
    Muß die tiefgeprägte Narbe
    Dennoch ewig sichtbar seyn.
    _____

    Ich bekenn' es, daß ich liebe!
    Wie verheelt' ich auch den Schmerz
    Welcher durch mein zitternd
    Herz
    Schauert, und mit mächt'gem Triebe
    Ewig Tritte, Mund und Hand
    Lenkt nach Einem Gegenstand?
    _____

     

  • Rosa Maria Assing (1783-1840)

    In dein
    Herz hat meines sich ergossen
    Mit der höchsten Innigkeit und Lust,
    Fest von deinem treuen Arm umschlossen,
    Schmieg' ich selig mich an deine Brust.
    _____

    O Frühlingszeit!
    Wie machst du das
    Herze so groß und weit!
    Wie regt sich Alles munter da drinnen,
    Wie werden so wach und lebendig die Sinnen!
    Es haben die süßen Gefühle nicht Raum,
    Es wogt in dem
    Herzen und schwebt wie ein Traum.
    O Frühlingszeit!
    O Wunderzeit!
    _____

     

  • Susanne von Bandemer (1751-1828)

    Ha! dieser süsse Aufruhr aller Sinnen,
    Dies Drängen, Streben, Schmachten und Zerrinnen
    In heissen Thränen, die die Liebe weinet
    So uns vereinet,

    Sie lässt uns nie der Ruhe Glück geniessen,
    Bis
    Herz an Herz sich wonnevoll wird schliessen,
    Und dieses Busens ungestümes Schlagen
    Dir mehr wird sagen

    Als tausend Worte dir bezeichnen können -
    Wer kann das Unaussprechliche benennen? -
    Vergebens streb' ich, Holder! dies Entzücken
    Dir auszudrücken.
    _____

    Hier ruht dein Bild auf meinem
    Herzen,
    Du, Mann der Liebe und der Schmerzen!
    Der jetzt voll Grausamkeit mich flieht. -
    Du fliehst umsonst -! denn meine Seele eilet
    Dem Manne nach, der das Gefühl nicht theilet
    Das ewig mir im Busen glüht.
    _____

    Könnt' ich dein
    Herz für mich allein gewinnen,
    Ich tauschte nicht mit grossen Königinnen;
    Ich würd' entzückt den Rest von meinem Leben
    Für deine Küsse geben.
    _____

    Und doch bist du immer mir zugegen,
    Wann dich gleich mein Aug' und
    Herz vermisst:
    Ungeduldig schelt' ich dann den trägen
    Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist.

    Wachend denk' ich dein, und seh' dich immer
    Vor mir schwebend, wie dein süsses Bild
    Jeden Raum in diesem kleinen Zimmer,
    Jede Faser meines
    Herzens füllt.
    _____

     

  • Gabriele von Baumberg (1768-1839)

    Der Morgenkuss nach einem Ball

    Durch eine ganze Nacht sich nahe seyn,
    So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen,
    So viel empfinden ohne mitzutheilen -
    Ist eine wonnevolle Pein!

    So immer Seelenblick im Seelenblick
    Auch den geheimsten Wunsch des
    Herzens sehen,
    So wenig sprechen, und sich doch verstehen -
    Ist hohes martervolles Glück!

    Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit
    Dann bey dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken
    Sich Mund an Mund, und
    Herz an Herz sich drücken -
    O dies ist – Engelseligkeit!
    _____

     

  • Aloys Blumauer (1755-1798)

    Wunder der Liebe
    Nach dem Spanischen

    Liebe traf mich, meine Augen weinen,
    Und im
    Herzen brennt ein wüthend Feuer mich,
    Durch der Liebe Allgewalt vereinen
    Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
    Ach! vergebens brennet meine Flamme,
    Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
    Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme?
    Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
    _____

    Hin an deine Brust zu sinken,
    Die sich über's Mieder drängt,
    Wollust aus dem Blick zu trinken,
    An dem liebend mein
    Herz hängt.
    _____

     

  • Friedrich Bouterwek (1766-1828)

    Das war ein Kuß!  Mit Jahren, freudenlos
    Und düster, würd' ich ihn nicht theuer büßen,
    Ich saß im Dämmerlicht zu ihren Füßen,
    Und drückte mein Gesicht in ihren Schooß.

    Wie ward in meiner Brust mein
    Herz so groß!
    So fühlte sich vielleicht, als ihn die süßen
    Erscheinungen zum Gott sich träumen ließen,
    Endymion auf seinem Schlummermoos.
    _____

    Liebe! Eins und Alles! Liebe!
    Du nur, Lebensschöpferinn,
    Schufst zum Geist und Weltgetriebe
    Sinn in Kraft, und Kraft in Sinn.
    Eh die Sonnen Erden hellten,
    Eh sich
    Herz und Herz erkor,
    Bildetest den Plan der Welten
    Du dem Allvollender vor.
    _____

     

  • Louise Brachmann (1777-1822)

    Geh, Geliebter! Ich verschließe
    Meine Klagen in mein
    Herz.
    Dein geliebtes Bild versüße
    Mir der langen Trennung Schmerz!
    Könnt', o könnt' ich Dich begleiten,
    Mit Dir theilen Freud' und Noth!
    Könnt' ich siegend mit Dir streiten,
    Mit Dir sterben süßen Tod!
    _____

    Was Du lobst und liebst an mir,
    Dank' ich's Dir denn nicht?
    Alles Höh're kommt von Dir,
    Meines
    Herzens Licht!
    _____

    Meines Lebens Sonn', o Du,
    Meines
    Herzens Glück!
    Was ich Edles fühl' und thu',
    Strahlt von Dir zurück!
    _____

     

  • Friederike Brun (1765-1835)

    Geschmiegt an's
    Herz das klopfende Herz,
    Und die Wang' an die Wange gelehnet,
    Zerflossen beid' im unendlichen Schmerz,
    Die schmachtenden Augen bethränet!
    »In der Tiefe wohnt die selige Ruh'!«
    So sang's, so tönt' es den Liebenden zu
    Aus den silberglänzenden Wogen!
    _____

     

  • Gottfried August Bürger (1747-1794)

    "Lieb Liebchen", so sprach ich, so sang ich zu ihr,
    "Lieb
    Herzchen, was küssest, was liebst du an mir?
    Sprich! Ist es nur Leibes- und Liebesgestalt?
    Sprich! Oder das
    Herz, das im Busen mir wallt?" -

    "O Lieber", so sprach sie, so sang sie zu mir,
    "O Süßer, was sollt' ich nicht lieben an dir?
    Bist süß mir an Leibes- und Liebesgestalt;
    Doch teuer durchs
    Herz, das im Busen dir wallt." -
    _____


    An das
    Herz

    Lange schon in manchem Sturm und Drange
    Wandeln meine Füße durch die Welt.
    Bald den Lebensmüden beigesellt,
    Ruh' ich aus von meinem Pilgergange.

    Leise sinkend faltet sich die Wange;
    Jede meiner Blüten welkt und fällt.
    Herz, ich muß dich fragen: Was erhält
    Dich in Kraft und Fülle noch so lange?

    Trotz der Zeit Despotin Allgewalt
    Fährst du fort, wie in des Lenzes Tagen,
    Liebend wie die Nachtigall zu schlagen.

    Aber ach! Amanda hört es kalt,
    Was verblühte Lippen Holdes sagen. -
    Herz, ich wollte, du auch würdest alt!
    _____

    Mir thut's so weh im
    Herzen!
    Ich bin so matt, so krank!
    Ich schlafe nicht vor Schmerzen;
    Mag Speise nicht und Trank;
    Seh' alles sich entfärben,
    Was Schönes mir geblüht!
    Ach, Liebchen! will nur sterben!
    Dies ist mein Schwanenlied.
    _____

     

  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)

    An meinem
    Herzen, an meiner Brust,
    Du meine Wonne, du meine Lust!

    Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das Glück,
    Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück.
    _____

     

  • Helmina von Chézy (1783-1856)

    Himmel und Welle

    Gestern war ich voller Schmerz,
    Heut ist Alles süß und helle:
    Wie der Himmel, so die Welle,
    Wie mein Liebling, so mein
    Herz!
    _____


    An *

    Nicht immer durch verwandtes Streben
    Ist
    Herz dem Herzen nah verwandt,
    Nur gleiches inn'res Herzensleben
    Schließt ewig fest der Treue Band!
    _____

     

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    [An Ulrike v. Levetzow]

    Am heißen Quell verbringst du deine Tage,
    Das regt mich auf zu innerm Zwist;
    Denn wie ich dich so ganz im
    Herzen trage,
    Begreif ich nicht, wie du wo anders bist.
    _____

    Bist du von deiner Geliebten getrennt
    Wie Orient vom Okzident,
    Das
    Herz durch alle Wüsten rennt;
    Es gibt sich überall selbst das Geleit,
    Für Liebende ist Bagdad nicht weit.
    _____

    In meinen Adern welches Feuer!
    In meinem
    Herzen welche Glut!

    Dich sah ich, und die milde Freude
    Floß von dem süßen Blick auf mich;
    Ganz war mein
    Herz an deiner Seite
    Und jeder Atemzug für dich.
    _____

    Herz, mein Herz, was soll das geben?
    Was bedränget dich so sehr?
    Welch ein fremdes, neues Leben!
    Ich erkenne dich nicht mehr.
    Weg ist alles, was du liebtest
    Weg, warum du dich betrübtest,
    Weg dein Fleiß und deine Ruh -
    Ach, wie kamst du nur dazu!
    _____


    Frech und froh

    Liebesqual verschmäht mein
    Herz,
    Sanften Jammer, süßen Schmerz;
    Nur vom Tüchtgen will ich wissen,
    Heißem Äugeln, derben Küssen.
    Sei ein armer Hund erfrischt
    Von der Lust, mit Pein gemischt!
    Mädchen, gib der frischen Brust
    Nichts von Pein und alle Lust!
    _____

    Locken, haltet mich gefangen
    In dem Kreise des Gesichts!
    Euch geliebten, braunen Schlangen
    Zu erwidern hab ich nichts.

    Nur dies
    Herz, es ist von Dauer,
    Schwillt in jugendlichstem Flor;
    Unter Schnee und Nebelschauer
    Rast ein Ätna dir hervor.
    _____


    Gretchen am Spinnrade allein

    Meine Ruh' ist hin,
    Mein
    Herz ist schwer;
    Ich finde sie nimmer
    Und nimmermehr.

    Wo ich ihn nicht hab',
    Ist mir das Grab,
    Die ganze Welt
    Ist mir vergällt.

    Mein armer Kopf
    Ist mir verrückt,
    Mein armer Sinn
    Ist mir zerstückt.

    Meine Ruh' ist hin,
    Mein
    Herz ist schwer;
    Ich finde sie nimmer
    Und nimmermehr.

    Nach ihm nur schau' ich
    Zum Fenster hinaus,
    Nach ihm nur geh' ich
    Aus dem Haus.

    Sein hoher Gang,
    Sein' edle Gestalt,
    Seines Mundes Lächeln,
    Seiner Augen Gewalt,

    Und seiner Rede
    Zauberfluß,
    Sein Händedruck,
    Und ach sein Kuß!

    Meine Ruh' ist hin,
    Mein
    Herz ist schwer;
    Ich finde sie nimmer
    Und nimmermehr.

    Mein Busen drängt
    Sich nach ihm hin.
    Ach dürft' ich fassen
    Und halten ihn,

    Und küssen ihn,
    So wie ich wollt',
    An seinen Küssen
    Vergehen sollt'!
    _____

    Sprich! unter welchem Himmelszeichen
    Der Tag liegt,
    Wo mein
    Herz, das doch mein eigen,
    Nicht mehr wegfliegt?
    Und, wenn es flöge, zum Erreichen
    Mir ganz nah liegt? -
    Auf dem Polster, dem süßen, dem weichen,
    Wo mein
    Herz an ihrem liegt.
    _____

    Was wird mir jede Stunde so bang? -
    Das Leben ist kurz, der Tag ist lang.
    Und immer sehnt sich fort das
    Herz,
    Ich weiß nicht recht, ob himmelwärts;
    Fort aber will es hin und hin,
    Und möchte vor sich selber fliehn.
    Und fliegt es an der Liebsten Brust,
    Da ruhts im Himmel unbewußt;
    Der Lebe-Strudel reißt es fort,
    Und immer hängts an Einem Ort;
    Was es gewollt, was es verlor,
    Es bleibt zuletzt sein eigner Tor.
    _____


    Süsse Sorgen

    Weichet, Sorgen, von mir! - Doch ach! den sterblichen Menschen
    Lässet die Sorge nicht los, eh ihn das Leben verläßt.
    Soll es einmal denn sein, so kommt, ihr Sorgen der Liebe,
    Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein
    Herz!
    _____

     

  • Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762)

    Mein Herz ist Dein, und wird es bleiben;
    Was braucht es viel, sich zu verschreiben?
    Wer willig liebt, der liebt auch treu.
    Die Tugend, die uns angetrieben,
    Einander bis ins Grab zu lieben,
    Macht unser Bündniß täglich neu.
    _____

    O laß mich nur Dein
    Herz nie wankend spüren!
    Sonst soll kein andrer Wunsch mein
    Herze rühren.
    Ich aber will, wie ich mich längst verschrieben,
    Dich ewig lieben.
    _____

     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    SO wenig eine junge Rebe
    Des Ulmbaums Hülfe mißen kan,
    So wenig ficht der Neid mich an,
    Daß meine Brust dir Abschied gebe.
    Mein treues
    Herz ist ein Magnet,
    Der nur nach einem Pole steht,
    Dein Nordstern leitet meine Liebe;
    Ich leb und sterbe dir getreu,
    Wenn gleich der Schickung Tyranney
    Mich heute noch ins Elend triebe.
    _____

    Die Eintracht zwo vertrauter
    Herzen
    Macht aus der Welt ein Himmelreich,
    Ihr reiner Kuß verbeißt den Schmerzen,
    Ihr Auge kommt der Sonne gleich,
    Die Wolck und Regen um sich sieht
    Und doch davon nichts in sich zieht.
    _____

     

  • Theodor Körner (1791-1813)

    Liebchen, warum zierst du dich?
    Höre doch und küsse mich!
    Willst du nichts von Liebe wissen?
    Wogt dir nicht dein kleines
    Herz
    Bald in Freuden, bald in Schmerz?
    Laß dich küssen!
    _____

     

  • Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)

    An das Herz

    Kleines Ding, um uns zu quälen,
    Hier in diese Brust gelegt!
    Ach wers vorsäh, was er trägt,
    Würde wünschen, tätst ihm fehlen!

    Deine Schläge, wie so selten
    Mischt sich Lust in sie hinein!
    Und wie Augenblicks vergelten
    Sie ihm jede Lust und Pein!

    Ach! und weder Lust noch Qualen
    Sind ihm schrecklicher als das:
    Kalt und fühllos! O ihr Strahlen,
    Schmelzt es lieber mir zu Glas!

    Lieben, hassen, fürchten, zittern,
    Hoffen, zagen bis ins Mark,
    Kann das Leben zwar verbittern;
    Aber ohne sie wärs Quark!
    _____

     

  • Christine Westphalen (1758-1840)

    Ideal des
    Herzens

    Eine lehret das
    Herz der Sterblichen zarter empfinden;
    Alles in Allem vereint, einigt sie Sinne dem Geist;
    Zaubert dichterisch lieblich den Himmel nieder zur Erde;
    Bildet den Menschen zum Gott: - Liebe, die Seele der Welt!
    _____

     

19./20. Jh.

 

  • Alexis Adolphi (1815-1874)

    In dunkler Nacht
    Bin ich der Jugend Pfade einst gegangen;
    Irrlichter viel umhüpften und umschlangen
    Mit wirrem Spiel des Thales glatten Steg,
    Und keine Leuchte schien auf meinen Weg.
    Da schlug in's
    Herz durch irre Einsamkeiten
    Der Rettungsruf mir wie aus Himmelsweiten:
    In dunkler Nacht
    Die Liebe wacht!
    _____

    Woher die Stille? woher der Friede? -
    Das Meer und das
    Herz sind sturmesmüde!
    Sie haben beide gekämpft und gelitten,
    Und Wogendrang und Schmerz erlitten;
    Bis endlich die Hand voll Lieb' und Macht
    Sie beide, beide zur Ruh' gebracht.
    _____

    Bin ich die Muschel, die da ruht,
    Vom Meerschlamm trüb umfeuchtet:
    Sei Du der Perle reine Glut,
    Die ihr im
    Herzen leuchtet!
    _____

     

  • Stine Andresen (1849-1927)

    Der Fischer zieht den Kahn ans Land
    Und schreitet auf und ab am Strand;
    Umwölkt sind seine Mienen.
    Sein
    Herz ist krank, sein Herz ist weh,
    Heut' ist die schöne Wasserfee
    Ihm auf der Fahrt erschienen.

    Sie lockte ihn mit süßem Mund:
    Komm' mit zum Schloß auf Meeresgrund,
    Sag' Lebewohl der Erde;
    Dort unten wohnt allein das Glück,
    Hier oben läßt du nichts zurück
    Als Arbeit und Beschwerde.
    _____

     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    Im
    Herzen hab' ich längst gewußt:
    Du bist mein Glück, mein Leben!
    Warum, Du meine süße Lust,
    Soll nicht das
    Herz in Deiner Brust
    Mir wieder Liebe geben? -

    ______

    Aus Deinen lieben, frommen Zügen
    Les' ich der Hoffnung Himmelslicht;
    Ach laß die Hoffnung mich betrügen,
    Nur störe mich in Träumen nicht!

    Und laß in Deines Blickes Milde
    Mich gläubig ruh'n noch kurze Frist,
    Und wähnen, daß in meinem Bilde
    Dein Aug' des
    Herzens Spiegel ist.
    ______

    Das Sprichwort sagt: wovon das Herz Dir voll,
    Das wird von Deiner Lippe bald verkündet;
    Vom süßen Rausch fühl' ich mein
    Herz entzündet,
    Das hoch in Deiner lieben Nähe schwoll;

    Daß mir das Blut so heiß zum
    Herzen quoll,
    Das ist in Deinem holden Reiz begründet,
    Ich fühle mich so innig Dir verbündet,
    Doch weiß ich nicht, wie ich es sagen soll.

    Du sahst mich an, und Deine Blicke riefen
    In meiner Brust hervor die heißen Triebe,
    Die dort in unbewußter Ruhe schliefen;

    O, daß ein Gott mir auf die Lippen schriebe:
    Hier strahlt Dein Bild in dieses
    Herzens Tiefen
    So steh' ich stumm vor Dir in stummer Liebe.
    _____

    "Ob ich Dich liebe? ob mein
    Herz für Dich,
    Wie sonst, so glühend noch im Busen schlage?
    Wie, Mädchen, kämest Du zu dieser Frage,
    Wenn nicht die Lieb' aus Deiner Brust entwich?

    Wann fandest Du mein
    Herz veränderlich?
    Ich war Dir treu seit jenem ersten Tage;
    Und gab ich Anlaß Dir zu einer Klage,
    Dann treffe schwer des Himmels Rache mich ..."
    _____

     

  • Achim von Arnim (1781-1831)

    KALTE HÄNDE, WARMES
    HERZ

    Kalte Hände, warmes
    Herz,
    Hab ich wohl empfunden,
    Nahe Tränen, fernen Schmerz
    In den Abschiedstunden;
    In der Hände letztem Druck
    Froren sie zusammen;
    Doch das
    Herz war heiß genug,
    Löste sie in Flammen.

    Kalt so fühl ich Deine Hand,
    Noch in meiner liegen,
    Und des
    Herzens heißen Brand
    An mein
    Herz sich schmiegen:
    Kalte Hände, warmes
    Herz
    Mußt Du mir erhalten,
    Keinem drück die Hand zum Scherz,
    Daß nicht
    Herzen kalten.
    _____

    Was hilft mir alles Denken,
    Was hilft mir alles Sprechen,
    Was hilft mir alles Tun!
    Mein Liebchen will mich kränken
    Und will das
    Herz mir brechen,
    Ich darf nicht bei ihr ruhn.
    _____

    Wie die Stunden rennen
    Mir an ihrer Seit,
    Auf der Zunge brennen
    Lieb und Heimlichkeit;
    Soll ich ihr bekennen,
    Was im
    Herzen brennt?
    Und wie soll ich nennen,
    Was sie noch nicht kennt?

    Herz sei doch zufrieden
    Sie still anzusehn,
    Würden wir geschieden
    Müßtest du vergehn;
    Schweige, noch hienieden
    Ward es nicht so schön,
    Daß in selgem Frieden
    Zweie sich ansehn.
    _____

    Zuweilen tut mir das
    Herz so weh,
    Als ob ich dich nie umschlungen,
    Und wenn ich dann zum Himmel seh,
    So hat mir das Ohr geklungen,
    Was klingt im Ohr, was schlägt das
    Herz?
    Das kommt von der Witterung
    Der Himmel treibt im
    Herzen Scherz,
    Und wer noch liebt ist jung.
    _____

     

  • Elsa Asenijeff (1867-1941)

    HEIMLICHER JUBEL

    Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
    Mein
    Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
    O gib – o schenke,
    Ein leises Grüssen der Fernen!

    Herrlicher, Süsser, Schöner.
    Der du Grosses erstrebst!
    Ich jauchz es bis zu den Sternen:
    Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
    _____


    FLEHEN

    Mein
    Herz ist einfach
    Wie ein
    Kinderherz
    Verzeih ihm nur und zürne nicht:
    Es kann nicht zweie lieben,
    Nur einen immerzu
    Und – ja – der eine –
    Der bist du!
    _____


    SCHMERZENDER REIGEN

    Sie hat in dem Haar einen Rosenkranz,
    Die Füsse gleiten im wiegenden Tanz,
    Sie hat sieben Dolche im
    Herzen
    Und ist nicht Mutter Marie,
    Sie hat den Liebsten gefragt:
    Hast du kein Glück für mich?
    Da hat er lachend gesagt:
    Sieben Dolche hab ich für dich!
    Und ist auf Reisen gegangen.

    Sie hat sieben Dolche im
    Herzen,
    Die hat ihr der Liebste hineingeworfen,
    Und muss tanzen damit und lächeln dazu
    Mit dem
    Herzen
    Voll Weh und ohne Ruh,
    In dem die sieben Dolche des Liebsten
    So schmerzen . . .
    _____


    IM TÊTE-A-TÊTE, LEISE LEISE ZU SINGEN . . .

    Warum sprechen?
    Wo Singen soviel leichter und schöner ist?
    Warum gehen?
    Das müde macht,
    Während Tanzen durch selige Augen
    In die
    Herzen lacht?
    Warum flehen oder trotzig sein? –
    Wo Küssen so süss ist und so trunken macht?
    _____

     

  • Hugo Ball (1886-1927)

    Tausend Saiten hat meine Laute

    Tausend Saiten hat meine Laute
    Tausend Töne hatte mein
    Herz
    Seit Deine Liebe mir Träume spann
    Seit mir Dein Ich in die Seele schaute
    Harfen sie himmel und himmelwärts.
    Bist Du mein Licht,
    Das die Hände faltet?
    Bist Du der Tag,
    Der mir Blüten küsst?
    Bist Du die Sonne
    Die über mir waltet?
    Sage mir, ob Du
    Ein Engel bist?
    _____

     

  • Lisa Baumfeld (1877-1897)

    Ich fühle nichts als dich - dich, dein geliebtes Lächeln ...
    Und schau' dir tief und durstig in die Augen,
    Um schauernd deine Seele einzusaugen ...
    Ringsum ist Stille ... Erd' und Himmel lauscht ...
    Da sink' ich an dein
    Herz, betäubt, berauscht,
    Und häng' an dir mit schwerem, langem Kuß ...
    _____

    Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen
    Und weiß, dein
    Herz ist krank ... ich küsse dich gesund!
    In meinem Arm ist seliges Verbluten ...
    Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen ...
    _____

     

  • Michel Berend (1834-1866)

    O, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,
    Behalt' es treu im
    Herzen,
    Und was dich quält und was dich kränkt,
    Mit ihr kannst du's verschmerzen;
    Es schwindet jedes Leid der Welt,
    Wenn Liebchens Träne darauf fällt -
    Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,
    Behalt' es treu im
    Herzen.
    _____

     

  • Frida Bettingen (1865-1924)

    Du mußt das
    Herz

    Du mußt das
    Herz, das nach dir krankte, hegen,
    wie eine Blume, die im Keller litt.

    Wie eine Welle, die vom Meer gesondert,
    sehnsuchtgeschüttelt über Steine glitt.

    Wie eine Stimme in der stummen Geige,
    die ihrer Zauberformel harrte, Tag um Tag -

    Du mußt es sacht in eitel Sonne legen,
    daß es an Sonne wieder glauben mag.
    _____

     

  • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

    Ach, mein
    Herz ist bange,
    Bange nach meiner Geliebten.
    Sehnsucht hält die Schatten-
    Flügel über mir.
    _____

    Deine lachenden Augen ruhen auf mir
    Sonnenscheinwarm und trösten mein
    Herz;
    Dein kleines Grübchen der rechten Wange
    Macht lustig mein
    Herz, denk ich blos seiner;
    _____

    Hier mein Herz, Welt, hier mein ganzes Leben!
    Dich umfaß ich, Gott; was du gegeben,
    Ström ich wieder in Entzückung her.
    Hat mein
    Herz der Leiden viel getragen,
    Darf es wieder nun in Wonnen schlagen,
    Und von Müdigkeit weiß es nichts mehr.
    _____

    Ich bin so voll von Liebe,
    Wie die Traube ist voll von Süße,
    Mein
    Herz ist wie im Sommer
    Der volle Apfelbaum.
    _____

    Ich nehme dich und küsse dich
    Und lasse dich nicht von mir,
    Ein blinder Bettler wäre ich,
    Wär nicht mein
    Herz bei dir.
    _____

    Nimm mein
    Herz in deine Hand,
    Wieg mein Lied in Trost und Träume,
    Schöne, himmelhergesandt,
    Nimm mein
    Herz in deine Hand.

    Alles wird dann ruhig sein,
    Denn die Heimat ist gefunden,
    Kehrt mein
    Herz in deinem ein,
    Alles wird dann ruhig sein.
    _____

    Und alles war voll Glück, voll Glück auch ich;
    Ein Sonnenstäubchen Glück: so fühlt ich mich.
    Und durch die Welten wirbelte ich hin;
    Licht war mein
    Herz, und meine Augen Glanz.
    _____

     

  • Rudolf G. Binding (1867-1938)

    Wie leicht mein
    Herz da du es hebst;
    wie leicht das Leben da du lebst;
    da du ihn stirbst ist wohl der Tod
    ein heiterer Morgen über fremden Meeren
    die wir durchziehn auf sonnbeglänztem Boot.
    _____


    Die
    Herzen

    Tot lagen zwei Königskinde
    die sich zu sehr geliebt.
    Da weint Hof und Gesinde.
    Ein Grab man ihnen gibt.

    Der König in seinem Leide
    läßt hauen aus edlem Stein
    seiner liebsten Augenweide
    einen kühlen Totenschrein.

    Er will nicht daß sie wesen,
    beruft seiner Ärzte Kunst,
    läßt Öle und Narden erlesen
    für eine letzte Gunst:

    "Tod soll sie nicht versehren,
    ihr Blühen nicht vergehn." -
    Da sieht man mit Messern und Scheren
    sie über den Leichen stehn.

    Bereit sind Öle und Narden
    und Spezerei zu hauf.
    Es tun von langen zarten
    Schnitten die Leiber sich auf.

    Die Ärzte zu Tod erbleichen,
    zu stumm für einen Schrei:
    Kein
    Herz lag in seiner Leichen,
    in ihrer lagen zwei.
    _____

    So groß ist mein
    Herz.
    Was du tatest,
    weißt du es?
    Einst liebte ich Blumen
    das Lied der Nachtigall.
    Ich grüßte Gestirne
    und atmete mit den Wäldern.

    Was ist das heute?
    Ich zittre vor Liebe.

    Rosen küß ich ins
    Herz,
    jauchze schluchze mit dir
    nächtiger Vogel.
    Im nassen Auge
    flimmern Gestirne.
    Ich bin die Liebe.
    Über den Wäldern geh ich dahin,
    reiße Berge und Seen,
    silberne Wolken,
    reiße ein Meer in mein
    Herz.

    Komme, Sehnsucht, bei Nacht
    von Schweigen getragen
    von Dunkel umdient.
    Komme heimlich.
    Daß ich mich rette
    aus der Liebe der Welt.
    Doch wenn es zerspränge -

    Allmächtiger Tod!
    Mein
    Herz ist so groß:
    Du bist nicht größer.
    _____

     

  • Ernst Blass (1890-1939)

    Seit ich zuviel an dich denke,
    Bin ich nicht mehr frei und munter.
    Such ich, wie ich es versenke,
    Geht es doch mir nicht mehr unter.

    Lockig Haare, klar die Wangen
    Und der Augen Schelmerein,
    Sie sind ferne, doch sie fangen
    Mich mit bangen Schlingen ein.

    Weiß nicht, wie das enden möge,
    Bringt es Freude oder Schmerz?
    In dem zierlichsten Gehege
    Neu verfangen glüht mein
    Herz.
    _____

    Bist du nun auch von mir ferne,
    Weiss ich dich doch in der Welt.
    Ist die Nacht auch ohne Sterne,
    Bleibt mein
    Herz noch sanft erhellt.
    _____

     

  • Friedrich von Bodenstedt (1819-1892)

    Die Rebe dehnt sich sonnenwärts,
    Nach Liebe sich das
    Menschenherz:
    Wem Licht und Liebe bleibt verloren,
    Der wäre besser nie geboren!
    _____


    Alte Liebe

    Einst hielt ich Dich umwunden
    Mit jugendstarkem Arm:
    Die Jugend ist verschwunden,
    Doch schlägt mein
    Herz noch warm.

    In meinem Lebensringe
    Bist Du der Edelstein,
    Und Alles was ich singe,
    Sing ich nur Dir allein!
    _____

    Seit deiner Augen Himmelsglanz
    Mir in das
    Herz gestossen,
    Hat sich das Weltgeheimniß ganz
    Dem innern Blick erschlossen.
    _____


    Verständigung

    Wir haben nicht Ringe gewechselt,
    Das
    Herz zu legen in Banden;
    Wir haben nicht Phrasen gewechselt,
    Und haben uns doch verstanden.

    Wir haben nicht Eltern, noch Sippen
    Dabei zu Rath gezogen -
    Es haben
    Herzen und Lippen
    Alleine Rath gepflogen.

    Ein Blick herüber, hinüber,
    Ein Kuß - ich hielt dich umwunden -
    Die
    Herzen flossen uns über,
    Wir waren auf ewig verbunden.
    _____

     

  • Adolf Böttger (1815-1870)

    Ich wollte selbst ein Schmetterling
    Ins tiefe
    Herz Dir tauchen,
    Und in dem Meer der Seligkeit
    Die Seele dann verhauchen!
    _____

     

  • Udo Brachvogel (1835-1913)

    Du schautest in das
    Herz mir allerwegen,
    Du warst die Einz'ge, der es nichts verhehlt;
    Was es erhofft, erkämpft, was es verfehlt,
    Stets hats ein off'nes Buch vor Dir gelegen.
    _____

    Leb' wohl! Im
    Herzen stockt das Blut,
    Die Brust durchwühlet Todesqual;
    Bald Eis auf Eis, bald Gluth auf Gluth
    Ruht Mund auf Mund - zum letzten Mal.
    _____

    Es ward zu einem Leichenstein mein
    Herz,
    D'rauf soll der Wand'rer Deinen Namen lesen,
    Und daß sein Klang mir mehr Musik gewesen
    Wie Lerchenlied und Nachtigallenscherz.
    _____

    Was in Liebe ich begonnen,
    Lass' in Liebe mich vollenden;
    Sterbend will an Dich noch einmal
    Ich mein ganzes
    Herz verschwenden.
    Niemals fürchtete den Tod ich,
    Kann es doch nur ein Moment sein, -
    Nein, ich bebte nur vor Einem:
    Lebend je von Dir getrennt sein.
    _____

    Kein Hauch, kein Seufzer, kein klagendes Wort
    Entwalle fürder der blutenden Brust;
    Nie falle mein Auge auf Dich hinfort
    Stets wieder zu fühlen, wie groß mein Verlust.

    Kein Wort, kein Seufzer, - doch hinderst Du nicht,
    Daß tief in dem Busen ein jeglicher Schlag
    Des verarmten
    Herzens von Liebe spricht,
    Für Dich nur beben und zittern mag.

    Daß es Dir lebe, Du hast es verwehrt,
    Doch daß es für Dich, Du Strahlende, bricht,
    Daß es Dich segnet und noch Dich ehrt,
    Da Du es zertrittst, - das wehrest Du nicht.
    _____

     

  • Ferdinande von Brackel (1835-1905)

    Herzeleid

    Herzeleid, ach Herzeleid!
    Wie magst du leicht noch sein,
    Wenn wir von deinem Wehe
    Betroffen nur allein!

    Herzeleid, ach Herzeleid!
    Wie wird es schwere Last,
    Wenn es auch and're Theure
    Mit seinem Druck erfaßt.

    Herzeleid! Ach, Herzeleid
    Am tiefsten wohl besteht,
    Wenn durch das liebste
    Herze
    Sein Weg zu unserm geht.
    _____

    Bald jauchzend hell wie Lerchenlied,
    Bald süß wie Nachtigallenklang,
    Von
    Herz zu Herz ein Echo zieht
    Und weckt stets neuen sel'gen Klang.

    O Zeit der Lieder,
    Herzensmai,
    Wo uns das Leben dünkt Gedicht!
    Im Liede dir darum ich weih'
    Den Gruß, den dir mein
    Herze spricht.
    _____

     

  • Helene Branco (Ps. Dilia Helena) (1816-1894)

    Dein Auge

    Ein Himmelreich dein Auge ist,
    Ein Engel jeder Blick;
    Wem liebend er begegnet ist,
    Dem lächelt das Geschick.

    O Himmel, nimm mich auf in dich,
    Und laß mich selig sein!
    O Engel, ziehe segnend mir
    In's offne
    Herz hinein!
    _____

    Einmal nur so von Entzücken,
    So von dunklem Gram erfüllt
    Ueber deine Hand mich bücken,
    Und mein Sehnen wär' gestillt.

    Einmal traulich bei dir säumen,
    Glückesstill dir lächeln zu,
    Selig dir am
    Herzen träumen
    Eines Augenblickes Ruh'!
    _____

    Ich sinke dir an's volle
    Herz,
    Mir woget überschwänglich
    Ein tiefes Weh', ein alter Schmerz
    Im Geiste unvergänglich.

    Und glühend aus dem Auge bricht
    Ein Thränenstrom hernieder,
    Und leise aus dem
    Herzen spricht
    Und sagt es ewig wieder:

    Ich liebe unaussprechlich dich
    Aus innerstem Gemüthe;
    Ich liebe tief unsäglich dich,
    Du Geist der reinsten Güte!
    _____

    Möchte weinen, weinen
    Stille Tage lang,
    Möchte fröhlich scheinen -
    Bin so schmerzenskrank.

    Hab' nur einen steten
    Heißen
    Herzensdrang,
    Möchte wachen, beten
    Stille Nächte lang.
    _____


    Abends

    Wenn die Abendglocken hallen
    Nieder in der stillen Au,
    Und wenn leuchtend Sterne wallen
    In dem reinen Himmelblau:

    Dann in meines
    Herzens Grunde
    Wird es still und feierlich,
    Und es naht sich leis die Stunde
    Der Erinnerung an dich.
    _____

    Wie eine Sonn' in Gluth,
    So flammt das
    Herz in Liebe,
    Und wie ein Meer in Fluth,
    So wogen Sehnsuchtstriebe.
    _____

    Zur dunklen Grabstatt ward mein
    Herz:
    Ihr finstrer Wächter ist der Schmerz;
    Begraben drin liegt Freud' und Lust
    Und jedes Glück der Menschenbrust.

    Doch eine Stimme nur hat Macht,
    Zu lösen diese Grabesnacht:
    Wenn deren Ruf in Lieb' erklingt,
    Sich Jubellust der Brust entschwingt.
    _____

     

  • Karoline Bruch-Sinn (1853-1911)

    Ich möchte in heißem Glutverlangen

    An brennenden Lippen schauernd hangen,
    In lodernde Augen seh'n -
    In Augen, aus welchen die Liebe spricht,
    Die sehnend auch mir im
    Herzen glüht -
    In seligen Schauern vergeh'n!
    O Liebe, Du bist das Himmelreich

    Und auch die flammende Hölle zugleich -
    Bist Dämon und Gott allzumal -
    Bist blühendes Leben und grausiger Tod
    Und nächtliches Dunkel und Morgenrot
    Mit Deiner seligen Qual!
    _____

     

  • Luise Büchner (1821-1877)

    Du schöner Frühling, meiner Seele Lust!
    Mein schauernd
    Herz will ewig dir sich weih'n,
    Es blieb dies
    Herz stets einsam und allein.
    Nie mocht' ein Menschenauge mich beglücken
    So tief in Lieb' und seligem Entzücken,
    Als ich in deines Himmels Bläue seh'!
    _____


    Stille Frage

    Es quillt des Abendsterns
    Geheimnißvoller Schein,
    So nah' und auch so fern,
    Mir in das
    Herz hinein.

    Drin glüht ein and'res Licht,
    So nah' und auch so fern,
    Das
    Herz umschließt es dicht -
    Doch weit ist's wie der Stern.

    Du gold'ner Liebesstrahl,
    Geh', frage deinen Stern,
    Bleibt er zu deiner Qual,
    Dir ewig, ewig fern?
    _____

    So tief verwundet ist dies
    Herz -
    Es möchte sich in Nacht versenken,
    Nicht sehen, hören und nicht denken,
    Nur fühlen seinen bitt'ren Schmerz!
    So kostet' es ihn bis zum Grund,
    Es müßte langsam sich verbluten,
    Und aus den ausgebrannten Gluthen
    Erhöb' es sich vielleicht gesund.
    _____

     

  • Wilhelm Busch (1832-1908)

    Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein
    Herz
    Ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
    Vor Liebesschmerz ganz lichterloh
    Als wie gedörrtes Haferstroh.
    _____

    Seitdem du mich so stolz verschmäht,
    Härmt' ich mich ab von früh bis spät,
    So daß mein
    Herz bei Nacht und Tag
    Als wie auf heißen Kohlen lag.

    Und war es dir nicht heiß genug,
    Das
    Herz, das ich im Busen trug,
    So nimm es denn zu dieser Frist,
    Wenn dir's gebacken lieber ist!
    _____

     

  • Carl Busse (1872-1918)

    Und wärst du mein Weib und wärst du mein Lieb,
    Wie wollt' ich dich jauchzend umschlingen,
    Ich wüßte ja nicht, wo das
    Herz mir blieb'
    Vor lauter seligem Klingen.
    _____

     

  • Georg Busse-Palma (1876-1915)

    "Ach im Grabe möcht ich sein!"
    Sang ich oft vor Zeiten.
    Sieh, nun kam ein Händchen klein,
    Voll von Seligkeiten.
    Mitten in mein
    Herz hinein
    Ließ es alle gleiten! —
    _____

    Mein Schatz hat weiße Zähnchen
    Und einen roten Mund.
    Wie Flaum von jungen Schwänchen
    Ein Brüstchen blank und rund.
    Das hebt sich schüchtern kaum zur Höh', —
    Ich mein', wenn ich im Traum es seh,
    Mir müßt' das
    Herz zerspringen
    Vor süßem Sehnsuchtsweh!
    _____

    Zwei Sorten von Verliebten trägt die Welt:
    Phantast'sche Schwärmer, Narren, sind die einen,
    Die andern gleichen ganz und gar den Schweinen.
    Jedoch im Dichter sind die zwei gesellt!
    Dem schenkte Gott ein
    Herz, so groß und reich,
    Daß er ein Narr ist und ein Schwein zugleich.
    _____

    Die beiden Hände hast du mir gegeben
    Und lieb und zärtlich mich dazu geküßt.
    Ich nahm dein
    Herz und schenkte dir mein Leben,
    Mein Weib und Kind, die du mir beides bist.
    _____

    Ich laß dich nur, weil meine Liebe
    Dich allzu hoch und heilig liebt;
    Damit dein Bild sich niemals trübe,
    Hab ich mein
    Herz zu Tod betrübt.
    _____

    Ich singe durch die Frühlingstage,
    Als wär' mein
    Herz ein Drosselnest.
    Ich singe mit so hellem Schlage,
    Als stünd' ich froh im frohsten Fest.

    Und muß doch trüb die Stirne neigen,
    Wenn blaß und lau der Tag verfließt.
    Ich singe, und ich möchte schweigen –
    O komm, du Mund, der meinen schließt!
    _____

     

  • Marie Calm (1832-1887)

    Mein
    Herz ist eine stille Flut

    Mein
    Herz ist eine stille Flut,
    Darin Dein Bild als Himmel ruht,
    Mein
    Herze ist ein grüner Wald,
    Darin als Sang Dein Name schallt.

    Mein
    Herze ist ein Ringlein fein,
    D'rauf glänzest Du als Edelstein;
    Mein
    Herz ist eine Frühlingsluft,
    D'rin Deine Liebe webt als Duft.

    Mein
    Herz ist eine Muschel zart,
    Die Dich als Perle aufbewahrt;
    Sie hält sie fest und läßt sie nicht,
    Bis einst das kleine Haus zerbricht.
    _____

     

  • Carmen Sylva (1843-1916)

    Wenn ein
    Herz bricht, geht ein Hauch
    Von Weh so über die Erde,
    Als wenn in kalten Nebelhauch
    Und Schnee sie verwandelt werde.

    Wenn ein
    Herz bricht, weht ein Schrei
    Unhörbar durch alle Weiten,
    Dem taub die Menschen und kalt vorbei,
    Unstörbar von hinnen schreiten.

    Wenn ein
    Herz bricht, tönt ein: Ach!
    Sturmtosend von bleichen Lippen,
    Wie eines Baumes Todeskrach,
    An losen, stürzenden Klippen.

    Wenn ein
    Herz bricht, geht ein Fluch
    Anklagend durch alle Zeiten,
    Auf alte Freude ein Leichentuch
    Einschlagend, kalt zu breiten.

    Wenn ein
    Herz bricht, klirrt es fein,
    Als spränge sehr kostbare Habe
    Etwas, das wunderbar zart und rein,
    Das sänge man heute zu Grabe.

    Wenn ein
    Herz bricht, nimmt es Gott
    Trostspendend in seine Hände,
    Daß Tränen löschend, in heiße Not
    Verschwendet die Pein sich wende.

    Wenn ein
    Herz bricht, klagt es an,
    Und flieht vor der Menschen Erkennen,
    Und schweigt, klirrt leise, wie Ketten dran
    Man zieht, - will heimlich verbrennen.

    Wenn ein
    Herz bricht, kommen all
    Die Engel, es einzuhüllen
    In Lilienstengel! Es soll kein Fall
    Den Himmel mit Weh erfüllen.
    _____

     

  • Ada Christen (1839-1901)

    Ich sehne mich nach wilden Küssen,
    Nach wollustheißen Fieberschauern;
    Ich will die Nacht am hellen Tag
    Nicht schon in banger Qual durchtrauern.

    Noch schlägt mein
    Herz mit raschem Drang,
    Noch brennt die Wang' in Jugendgluthen -
    Steh' still, lösch' aus mit einem Mal!
    Nur nicht so tropfenweis verbluten.
    _____

     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Honig mag den Lippen munden,
    Aber Gift muß uns verwunden,
    Und wenn nun auf einmal trifft
    Honig uns und süßes Gift,
    Sag' wie soll das arme
    Herz gesunden?
    _____

    Du meiner Seele schönster Traum!
    Du meiner schönsten Träume Seele!
    Du
    Herz, dem ich mein Heil befehle!
    Du Heil, wie ich es ahnte kaum!
    _____

    Ihre ganze volle Seele
    Senkte Liebchen in mein
    Herz,
    Aber daß ich anderwärts
    Nichts davon erzähle,
    Hat sie mir mit einem Kuß
    Fest den Mund versiegelt,
    Mir das
    Herz verriegelt,
    Daß ich selig schweigen muß.
    _____


    Golden Licht, lieb Gesicht

    Golden Licht! Lieb Gesicht,
    Süß gereimtes Maigedicht!

    Blühend
    Herz! Maigemüt,
    Das in Glanz und Duft erblüht!

    Freundlich Kind, lieb Gesicht!
    Wer schaut dich und liebt dich nicht?

    Maigedicht, Gottes Wort,
    Ewig blüh' und töne fort!
    _____


    Wirst du heiß, du
    Herz von Eisen

    Wirst du heiß, du
    Herz von Eisen,
    O so komm, daß ich dich schmiede!
    Mußt mich ein bißchen besser leiden
    Mit jedem Liede!

    O lehr mich die Welt verachten
    Mit ihrem tödlichen Genusse!
    Laß inniger nach dir mich schmachten
    Mit jedem Kusse!

    Die Liebeskraft nehm' ich zusammen,
    Von dir nur spricht des
    Herzens Klopfen;
    Dir glüht sein Blut in reinen Flammen
    Mit jedem Tropfen!

    Gib jeden Tag mir das Geleite,
    Gib Tau, in dem mein
    Herz sich tauche;
    Dann dankt es dir beim Heimwärtsschreiten
    Mit jedem Hauche!
    _____


    Deinem Sterne einen Gruß

    Deinem Sterne einen Gruß
    Der so golden und blank,
    Deinem Engel ein Lob!
    Deinem Glück einen Dank!
    Deinem Los ein Gebet!
    Deinem Leben ein Heil!
    Deinem
    Herzen die Lieb!
    Und der Himmel dein Teil!
    _____


    Im tiefsten
    Herzen glüht mir eine Wunde

    Im tiefsten
    Herzen glüht mir eine Wunde,
    Aus der ein Quell sich heißen Bluts ergießt,
    Und eine Rose blüht im
    Herzensgrunde,
    Die in dem Blute wie im Taue sprießt.
    Ob auch die Rose Blatt um Blatt zerstiebe,
    Die Wunde deckend wie ein stilles Grab,
    Noch überm Grabe weht ein Hauch der Liebe,
    Die mir die Wunde und die Rose gab.
    _____


    Ein Myrtenreis

    In meinem
    Herzen regte
    Der Liebe Wunsch sich leis,
    Da pflanzt' ich ein und pflegte
    Ein zartes Myrtenreis.

    In Leid und Lust erglühte
    Der Liebe Flamme heiß,
    Da wuchs empor und blühte
    Mein zartes Myrtenreis.

    Und nun mein
    Herz errungen
    Der Liebe reichsten Preis,
    Hat sich zum Kranz verschlungen
    Mein zartes Myrtenreis.
    _____


    In des Mais Zauberkreis

    In des Mais
    Zauberkreis
    Höchster Zauber,
    Süßester Preis!
    Himmelsgruß!
    Gotteskuß!
    Stimme der Nacht!
    Minnewacht!
    Nachtigall, du Lenzgebet!
    Wie mir dein Ton zu
    Herzen geht!
    _____


    Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum

    Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum,
    Nah oder fern ist da nur Traum.

    Die Lieb' hat keine Schranke der Zeit,
    Ewig und jetzt ist da unentzweit,

    Du bist mein
    Herz, mein Lieb, mein Stern!
    Schrankenlos, ewig, nah und fern!
    _____

     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Wenn du mich verläßt,
    Kann mein
    Herz nicht fliegen,
    Und sitzt wie ein nasser Vogel im Nest.
    _____

    Gib mir die Hand.
    Die beiden Tannen stehen so still,
    Ich will dir sagen,
    Was die Stille rings verschweigen will.
    Gib mir die Hand ...
    Gib mir in deiner Hand dein
    Herz.
    _____

    Deine Schönheit ist meine Harfe,
    Du bist unendlich schön, mein Lied sei ohne Ende.
    Du schlägst die Wimpern nieder,
    Sie sind mir eine neue Brücke in dein
    Herz.
    _____

    Wenn ich dich vermisse,
    Zerrt mein
    Herz an meiner Kette.
    In meinem Ohr wohnt nur dein Name,
    Wie ein Vogel im Bauer.
    _____


    An deinen Lippen

    Deine Küsse halten mich glühend wach,
    Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach.
    An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
    Mein
    Herz springt ins Feuer, mein Auge loht.
    Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen
    Im letzten Himmel verschwinden müssen.
    _____


    Die
    Herzensfrau

    Der Mittag liegt mit mir im Gras,
    Die Wolken ziehn tiefblaue Straß,
    Die Welt ist grün und weiß und blau,
    Zu mir setzt sich die
    Herzensfrau.
    "Rot," spricht sie, "ist die ganze Welt,
    Wenn man zum Kuß den Mund hinhält."
    _____


    Des hab' ich mich noch nie bedankt

    Des hab ich mich noch nie bedankt,
    Daß deine Hände nach mir langen
    Und deine Lippen mich empfangen,
    Daß in den Hügeln deiner Brüste
    Ich mir fürs Leben Sehnsucht küßte,
    Und gern mein
    Herz nach deinem krankt.
    Des sei die Stund, die dich vollbracht,
    Die dich zur Liebeslust erdacht,
    Von jeder neuen Stund bedankt.
    _____


    Einst werden Sonn' und Sterne kalt

    Du liegst so gut in meinem Arm,
    So gut ruht nur in mir mein
    Herz.
    Wir schweben wie das Feuer fort
    Und leben nur der Küsse Leben.
    Einst werden Sonn' und Sterne kalt,
    Uns hat der Tod vergessen müssen,
    Und tausend, tausend Jahre alt
    Leben wir noch in jungen Küssen.
    _____


    Deine Locken

    Ich wühlte gern hitzig in deinem Haar,
    Sage mir: reden die Locken wahr?
    Die Locken werfen sich voll und rund
    Wie tolle Bäche an meinen Mund.

    Und jeder Lockenleib wild sich rollt,
    Als ob er mit Glut mir zufliegen wollt.
    Ich möchte vor Lust mein
    Herz zerbrechen,
    Mit tausend Splittern zu dir sprechen.
    _____


    Und mein
    Herz singt in seinem Käfig

    In allem, was mir schön und allmächtig scheint, bist du,
    Deine Augen kommen in mein Zimmer, und die Luft wird jung,
    Und mein
    Herz singt in seinem Käfig.
    In mein Haus bringst du Lachtäublein unter mein Dach,
    Die Blumen und Kräuter richten sich auf,
    Bei Scheibe und Schwelle sitzen die Sonne und der
    Mond Mund an Mund.
    _____


    Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett

    Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett
    In deinem schönsten Kleid aus Scham und Blöße,
    Und draußen kam die Nacht auf atemlosen Schnee,
    Und auch Gottvater kam in atemloser Größe.
    Mit vollem Auge hat der Gott geweint, gelacht.
    Du hast dein
    Herz und deinen Leib
    Zur Krone dieser Nacht gemacht.
    _____


    Weil ich deinen Kuß noch fühle

    Schwüle geht im
    Herzen um,
    Weil ich deinen Kuß noch fühle.
    Geh' ums Leben heut herum,
    Möcht' kein Wörtlein von mir geben,
    Nur das
    Herz möcht' mir entschweben,
    Lippen blieben gerne stumm.
    Tragen von der Liebesstund
    Noch die süße Blüte und
    Alle Glieder sagen warm:
    Arm macht niemand je mich wieder.
    _____

     

  • Richard Dehmel (1863-1920)

    Ruf

    Immer stiller stehn die Bäume,
    nicht ein Blatt mehr scheint zu leben,
    und ich fühle Wüstenträume
    durch den bangen Mittag beben,

    bis ins bange Blut mir zittern,
    bis ins
    Herz, wie Feuerpfeile.
    O, ich lechze nach Gewittern!
    Komm, Geliebte! eile! eile!
    _____


    Die Getrennten

    Nie mehr bin ich allein,
    gleich bebt in mir deine Stimme:
    Du, wie ist dir ums
    Herz?
    Du, wie ist dir ums
    Herz?

    Wie dem Schwanenpaar damals,
    das wir beim Nestbau belauschten,
    Beide wie Ein
    Herz bewegt,
    Beide wie ein
    Herz bewegt.

    Oh, jetzt bin ich allein,
    jetzt bebt in mir deine Stimme:
    Oh, wo bist du, mein
    Herz?
    Du, wo bist du, mein
    Herz!
    _____


    Jetzt und immer

    Seit wann du mein - ich weiß es nicht;
    was weiß das
    Herz von Zeit und Raum!
    Mir ist, als wärs seit gestern erst,
    daß du erfülltest meinen Traum,

    mir ist, als wärs seit immer schon,
    so eigen bist du mir vertraut:
    so ewig lange schon mein Weib,
    so immer wieder meine Braut.
    _____

     

  • Felix Dörmann (1870-1928)

    Im
    Herzen wühlt und lodert
    Die wüsteste, tollste Begier
    Und reißt und stößt und peitscht mich,
    Madonna Lucia, zu Dir.
    _____

    Der uferlose Strom
    Rasender Liebeswonnen
    Durchzog in wilden Wirbeln
    Mein hochaufschlagendes
    Herz,
    Und in mir lebt
    Leuchtende Erinnerung
    An liebesschwüle Stunden.
    _____

    Ich habe nur ihr großes
    Herz gekannt
    Und ihres teuren Leibes Paradies. -
    Nicht weiß ich, wer sie war und wie sie hieß,
    Denn ihren Namen hat sie nie genannt.
    _____

    Liebesschauer mir im
    Herzen wühlen,
    Deiner Schönheit blutigem Altar,
    Sturmgewaltig wettert durch mein Fühlen,
    Atemloser Wonnen wilde Schar.
    _____

     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Frage mich nicht, ob ich liebe?
    Ueberflüßig ist dies Wort,
    Wo ein
    Herz im Flammentriebe
    Ringt zu seinem Himmelsport;
    Wo die Seele lebt im Trachten
    Und im ewigen Verschmachten,
    Wo die Trennungsstunden trübe,
    Heiße Liebesgluth ist dort.
    _____

    Kaum das Glück genossen,
    Mund an Mund zerflossen,
    Herz an Herz geschlossen,
    Trennt uns das Geschick;
    Und mein tiefes Sehnen
    Perlt in heißen Thränen,
    Klagt in leisen Tönen
    Um verlor'nes Glück.
    _____

    Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde
    Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen?
    Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde,
    Sich ewig niedersenkten neue Wonnen.
    O süße Zeit!
    Wo Liebesseligkeit
    All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden
    An dieses
    Herz gewürdigt zu verschwenden,
    Um dieses Leben zu durchsonnen.
    _____

    Aehnlich einer Zauberblume,
    Die nur Einmal blühen will,
    Stand im
    Herzensheiligthume
    Meine Liebe fromm und still.
    _____

    Einmal geseh'n nach langer Zeit,
    Herz, lerne dich begnügen,
    Und schlürf' des Anblicks Seligkeit
    In langen, langen Zügen.
    O Glück, du wollest nur mit Qual
    Die Sehnsucht mir belügen,
    Und bietest nun mit einemmal
    Mir stille Freuden ohne Zahl
    Und namenlos Vergnügen.
    _____

    Ein Talisman ruht deine weiche Locke
    Auf meinem
    Herzen zaubervoll,
    Erinnernd, wie die Welt es auch verlocke,
    Wen es für ewig lieben soll.
    Nicht schönern Grabstein hat ein
    Herz gefunden,
    Als dieses blonde Lockenmonument,
    Das mit dem ganzen Himmel mich verbunden,
    Und liebreich von der Erde mich getrennt.
    _____

    Wie ich dich liebe dir zu sagen
    Vermag ich nicht, du süßes Weib,
    Die Seele denkt es nur mit Zagen
    Und süß durchzittert es den Leib.

    Es ist kein Wort, das aus es drückte,
    Ein Schauen nur und Fühlen dann,
    Ein
    Herz, das sich an dir entzückte
    Und still in sich nun jubeln kann.
    _____

    Ja Liebe, die so treu und heiß
    Und innig
    Herz am Herzen hängt,
    Sie steht in eignen Zauberkreis,
    Aus dem sie keine Macht verdrängt,
    Und selbst in Trennung und in Ferne
    Erglänzen ihr der Hoffnung Sterne.
    _____

     

  • Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)

    Blick' in mein Auge, - ist es nicht das deine,
    Ist nicht mein Zürnen selber deinem gleich?
    Du lächelst - und dein Lächeln ist das meine,
    An gleicher Lust und gleichem Sinnen reich;
    Worüber alle Lippen freundlich scherzen,
    Wir fühlen heil'ger es im eignen
    Herzen.
    _____

    Meine Lieder sandte ich dir,
    Meines
    Herzens strömende Quellen,
    Deine Locke sandtest du mir,
    Deines Hauptes ringelnde Wellen;
    Hauptes Welle und
    Herzens Flut,
    Sie zogen einander vorüber;
    Haben sie nicht im Kusse geruht?
    Schoß nicht ein Leuchten darüber?
    _____

     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Intermezzo

    Dein Bildnis wunderselig
    Hab' ich in
    Herzensgrund,
    Das sieht so frisch und fröhlich
    Mich an zu jeder Stund'.
    Mein
    Herz still in sich singet
    Ein altes, schönes Lied,
    Das in die Luft sich schwinget
    Und zu dir eilig zieht.
    _____

    Herz, mein Herz, warum so fröhlich,
    So voll Unruh und zerstreut,
    Als käm' über Berge selig
    Schon die schöne Frühlingszeit?

    Weil ein liebes Mädchen wieder
    Herzlich an dein Herz sich drückt,
    Schaust du fröhlich auf und nieder,
    Erd' und Himmel dich erquickt.
    _____

    Wie in der Waldnacht zwischen den Schlüften
    Plötzlich die Täler sonnig sich klüften,
    Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts
    Blühende Wildnis - so ist mein
    Herz!
    _____

    Veilchen weckt ja schon der März,
    Mai der Vögel Lieder, -
    Aber ein gebrochen
    Herz
    Weckt kein Frühling wieder.
    _____

    Selig Weinen sel'ger Herzen!
    Wenn das
    Herz nichts weiter will,
    Nicht weiß, ob es Lust, ob Schmerzen,
    Aber fröhlich ist und still.
    _____

    Wenn Zwei geschieden sind von
    Herz und Munde,
    Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte
    Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte,
    Und tragen hin und wider süße Kunde.
    _____


    Der Tanzmeister

    Wohlgerüstet war ich kommen;
    Siegsgewiß doch, wie zum Scherz,
    Hat ein Blick mein Herz genommen -
    Wer kann kämpfen ohne
    Herz?

    So vom Augenblick - geschlagen,
    Kniet' ich Armer vor ihr hin,
    Hatt' kein
    Herz nun, ihr zu sagen,
    Daß ich ihr
    Entherzter bin.
    _____

     

  • Ludwig Eichrodt (1827-1892)

    An dich

    Mit der Kraft von tausend
    Herzen
    Liebst du mich, ich weiß es wohl,
    Darum auch von tausend Schmerzen
    Stehet deine Seele voll.

    Ist auf Erden Alles möglich,
    Macht dir Eines doch nicht bang,
    Nur das Eine ist unmöglich,
    Unsrer Liebe Untergang!
    _____

    Wenn so die süße dunkle Glut
    Von deinen Augen weht,
    O halt es, Mädchen, mir zu gut,
    Daß sie mir zündet tief ins Blut,
    Und auch mein
    Herz in Flammen steht.
    _____

     

  • Gerrit Engelke (1890-1918)

    Ein herbstlich Lied für Zweie

    Auch diesem Stieglitz da im Blätterfall,
    Tickt wunderbar in seinem Federball
    Ein schüchtern schluchzend
    Herz, ein kleines,
    Ein
    Herz wie meins und deines.

    Der Vogel singt, weil ihn sein
    Herz bezwingt
    Und große Sonnenluft ihn frisch umschwingt -
    Er muß von seinem
    Herzen zehren.

    Und jedes Flüsterbäumchen, uns vertraut,
    Trägt unter seiner weichen Rindenhaut
    Ein horchend
    Neugierherz, ein wachsend kleines,
    Ein
    Herz wie meins und deines.

    Der Baum verzweigt, und weiter zweigt er still,
    Weil frei sein
    Herz ins Blaue schauen will -
    Er muß von seinem
    Herzen zehren.

    Wer spürt, wie bald das nächtge Schweigen naht -
    Du hast mich lieb und gehst denselben Pfad;
    Wir leben zueinander warm und still,
    Wie unser ruhlos, wunschgroß
    Herz es will.

    Einmal ist Schauerstille um uns her,
    Das
    Herz klopft aus, ist tot und leer -
    Wir müssen all von unserm Herzen zehren.
    _____


    Sehnsucht

    Sanft strömt vom andern Ufer aus dem Wälderschweigen
    Über lichtbeglänzte Flut der Abend.
    Trunken schweift der Blick ins Weite,
    Steigt geöffnet in die wolkigen Gefilde,
    Taumelt in das grenzenlose Licht hinein -
    Und das
    Herz schwingt zitternd ein:
    Nur selig sein.
    _____


    An den Geliebten

    Du hast mit leisem Finger
    An mein
    Herz gerührt,
    Und hast mit einem Blicke
    Mich ganz zu dir geführt,
    Daß ich nicht mehr ich selber bin
    Und nun mein Sinn
    Nur lebt in dir.

    Ich muß vor dir die Lider senken,
    Mein
    Herz summt immerzu -
    Ich kann jetzt nur an dich noch denken,
    Ich ahne schon das Wort, das du
    Mir sagen wirst, das mich Geliebte heißt - -
    O Liebster, sprich! - Du weißt,
    Mein
    Herz ist dein.
    _____

     

  • Bruno Ertler (1889-1927)

    Stille Stunde

    Mein
    Herz geht still.
    Es stürmt nicht mehr
    und stockt nicht mehr,
    es singt ein Lied
    in ruhigem Takt,
    ein reiches, abendtiefes Lied,
    ein Lied vom Glück.

    Mein
    Herz, das rang
    und zuckend litt —
    es schmerzt nicht mehr,
    es zittert nicht,
    es singt ein Lied:
    Ich hab' dich lieb — du hast mich lieb — —

    Mein
    Herz geht still —
    _____

     

  • Gustav Falke (1853-1916)

    Fromm

    Der Mond scheint auf mein Lager,
    ich schlafe nicht,
    meine gefalteten Hände ruhen
    in seinem Licht.

    Meine Seele ist still, sie kehrte
    von Gott zurück,
    und mein
    Herz hat nur einen Gedanken:
    Dich und dein Glück.
    _____

     

  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

    Ja, du bist mein!
    In meinem
    Herzen sollst du leben,
    Sollst haben, was sein Liebstes ist,
    Du sollst, von Lieb und Lust umgeben,
    Ganz fühlen, daß du glücklich bist.
    Schließ mich in deine Arme ein!
    Ja, du bist mein!
    Und ewig mein!
    _____

    Komm zum Garten, zu dem wohlbekannten,
    Komm zum Rasensitz, dem oft genannten,
    Wo zum Maitrank Schmetterling' und Bienen
    Sind erschienen;
    Komm zum
    Herzen Herz, komm Mund zum Munde,
    Schlägt die Stunde.
    _____


    O glücklich, wer ein
    Herz gefunden!

    O glücklich, wer ein
    Herz gefunden,
    Das nur in Liebe denkt und sinnt
    Und mit der Liebe treu verbunden
    Sein schönres Leben erst beginnt!

    Wo liebend sich zwei
    Herzen einen,
    Nur eins zu sein in Freud und Leid,
    Da muß des Himmels Sonne scheinen
    Und heiter lächeln jede Zeit.

    Die Liebe, nur die Lieb ist Leben:
    Kannst du dein
    Herz der Liebe weihn,
    So hat dir Gott genug gegeben,
    Heil dir! Die ganze Welt ist dein!
    _____

    Und wärst du auch ein wildes Feuer,
    Gern wollt ich deine Asche sein.
    Wer hielt sein Leben je so teuer
    Und wollt es nicht der Liebe weihn?
    Ich warf mein
    Herz wie Spreu ins Feuer,
    Und sieh! es blieb ein Edelstein.
    _____


    Nur liebend ist dein
    Herz ein Herz

    Was ist die Welt, wenn sie mit dir
    Durch Liebe nicht verbunden?
    Was ist die Welt, wenn du in ihr
    Nicht Liebe hast gefunden?

    Verklage nicht in deinem Schmerz
    Des
    Herzens schönste Triebe!
    Nur liebend ist dein
    Herz ein Herz,
    Was ist es ohne Liebe?

    Wenn du die Liebe nicht gewannst,
    Wie kannst du es ermessen,
    Ob du ein Glück gewinnen kannst,
    Ob du ein Glück besessen?
    _____

    Will eine Blume sich erneuen,
    So muß sie ihre Frucht verstreuen;
    Und will der Mensch in einem
    Herzen leben,
    So muß er erst sein eignes
    Herz drum geben.
    _____

     

  • Ernst von Feuchtersleben (1806-1849)

    Herz

    Das seltsame, thörichte, fragende
    Herz,
    Im Glücke so bang, so glückselig im Schmerz -
    Was mag es nur ewig so klopfen?
    Es klopft, ach! nicht ewig; es bebet, es harrt,
    Bis das Blut in den Gängen des Lebens erstarrt,
    Allmählich, von Tropfen zu Tropfen.

    Dann schweigt es; dann ruht es; Dämonen der Welt
    Sie tragen's ins Haus, das nicht Helios hellt,
    Das die Schatten Persephone's schwärzen;
    Doch die darin pochte, die selige Kraft,
    (Die Hülse zerstiebte) - sie hat sich entrafft,
    Und fliegt an das
    Herz aller Herzen.
    _____

     

  • Karoline von Fidler (1801-1874)

    Herz

    In Lieb' und Dank sich selig auszudehnen
    Ist meines
    Herzens heiligster Beruf!
    Ob Himmelslust, ob ungestilltes Sehnen
    Den feuchten Strahl im Seelenspiegel schuf,
    Er thauet kühlend auf die heiße Brust,
    Die der Bedeutung Tiefe sich bewußt.

    Wenn stolz der Geist im kühnen Flügelschlagen
    Zum Aether dringt und sich mit Göttern mißt,
    Wenn die Gedanken ihn zur Sonne tragen,
    Geschieht es leicht, daß er das
    Herz vergißt;
    Dann klopft's verlassen, arm, sich müd' und matt,
    Und bleibt doch einsam, macht's nicht Liebe satt.

    Aus allen Pulsen sehnt sich's hinzufließen
    Ein Liebesmeer, des Lebens warme Fluth,
    Und für die Theuren freudig auszugießen
    Den letzten dieser reinen Gluth;
    Der Liebe Dauer zeigt sein Schlag mir an,
    D'rum lieb' ich auch, so lang' es klopfen kann!

    Und wie der Geist die Götterschwingen breitet,
    So breite du die Menschen-Arme
    Herz!
    Wie er sich füllend ewig neu sich weitet,
    So habe Raum für Liebes-Lust und -Schmerz!
    Und wenn er dir in solchem Kampf entschwebt,
    Dann schlafe nur, du hast genug gelebt!
    _____

     

  • Karl Ferdinand von Fircks (1828-1871)

    Ich wollt', ich könnt' dein
    Herz belauschen

    Ich wollt', ich könnt' dein
    Herz belauschen,
    Wenn ungesehn und heimlich bunt
    In seiner Tiefe die Gedanken
    Wie Fischlein gehn am Quellengrund,
    In dunkler Nacht, wenn stille Bilder
    Lebendig in ihm auferstehn
    Und seine Wünsche auf der Leiter
    Des Traumes auf- und niedergehn.

    Und was es klopft und was es sehnet
    Ich schlöss' es treulich in mein
    Herz,
    Und was es weint und was es seufzet,
    Ich legt's zu meinem eignen Schmerz.
    Und ging dann hin und thät' mir schneiden
    Zum Wandern einen Stab im Feld,
    Und ging, das Glück für dich zu suchen,
    Hinaus in Gottes weite Welt.

    Und spürt' ihm nach auf allen Wegen
    Und wollt's erkämpfen treu und recht,
    In harter Arbeit es erfröhnen
    Demüthig als leibeigner Knecht;
    Und wär's dem Himmel abzubitten,
    Ich kniete hin mit heißem Flehn, -
    Und wär's ein
    Herz, das zu gewinnen,
    Ich wollt' es werben für dich gehn.

    Und hätt' ich all' dein heimlich Sehnen
    Und all' dein Träumen dann erfüllt,
    Und jeden Gram von dir genommen
    Und jede Thräne dir gestillt:
    Dann wollt' ich gehn aus deinem Wege
    Und fliehn dein Antlitz ewiglich,
    Um nicht zu sehen, wie du fröhlich
    Und glücklich sein kannst ohne mich!

    _____


    Herzensjubel

    Was pocht mir an's
    Herz, was klingt mir im Ohr,
    Was läutet in meinen Gedanken,
    Was tastet und blühet an mir empor
    Wie spielend umschlingende Ranken?

    Es singt mit den Vögeln in Lüften hell,
    Es kommt mit dem Winde gezogen,
    Es hüpft und tanzt auf dem Wiesenquell,
    Es schifft auf den blauen Wogen.

    Ich glaube, ich glaube, das Glück, das Glück
    Ist der Haft des Himmels entronnen
    Und tanzt und singt auf der Wanderschaft
    Im fröhlichen Lichte der Sonnen.

    Und wer es hört singen den Weg entlang,
    Dem blühen die Thäler und Hügel,
    Und wen es thut streifen auf seinem Gang,
    Dem regen im
    Herzen sich Flügel.

    O, wer es zu greifen, zu fangen verständ',
    Und wer es dann wüßte zu halten
    In tiefer verschwiegener Brust und fromm
    Die Hände darüber zu falten!
    _____

     

  • Johann Georg Fischer (1816-1897)

    Kein Puls ist ohne dich vergangen,
    Seitdem ich dir begegnet bin,
    Wer so den Strahl in's
    Herz empfangen,
    Kann nicht mehr leben ohne ihn.
    _____

     

  • Arthur Fitger (1840-1909)

    O
    Herz, du thörichtes altes Herz,
    Und willst du's noch einmal wagen,
    Den ganzen wahnsinnigen Höllenschmerz
    Der Liebe zu ertragen?
    _____

    Das ist der alte, sel'ge Schmerz,
    Der wieder mich durchflammt;
    Das Hirn ist abgedankt, das
    Herz,
    Das
    Herz nur steht im Amt.
    _____

     

  • Cäsar Flaischlen (1864-1920)

    Armes
    Herz du, immer wieder
    jubelst du die Sehnsuchtslieder
    deiner Liebe laut empor . .
    armes
    Herz, und immer wieder
    steht du vor verschlossenem Tor!
    _____

     

  • Theodor Fontane (1819-1898)

    Zum 14. November 1868

    Ja, ja, Geliebte, man wird alt,
    Trotz Filz und Wolle hat man kalt
    An Sohlen und an Füßen,
    Und ißt am Schlusse des Soupers
    Man gar noch etwas Schweizerkäs',
    So muß man dafür büßen.

    Die Nerven - ach du lieber Gott!
    Die Leber wird zum Kinderspott,
    Die Leber und der Magen;
    Doch würd' auch alles weh und wund,
    Eh bien, bleibt nur das
    Herz gesund,
    So wollen wir's ertragen.
    _____


    Frühling

    Nun ist er endlich kommen doch
    In grünem Knospenschuh;
    »Er kam, er kam ja immer noch«,
    Die Bäume nicken sich's zu.

    Sie konnten ihn all erwarten kaum,
    Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
    Im Garten der alte Apfelbaum,
    Er sträubt sich, aber er muß.

    Wohl zögert auch das alte
    Herz
    Und atmet noch nicht frei,
    Es bangt und sorgt: »Es ist erst März
    Und März ist noch nicht Mai.«

    O schüttle ab den schweren Traum
    Und die lange Winterruh:
    Es wagt es der alte Apfelbaum,
    Herze, wag's auch du.
    _____

     

  • Marie Laura Förster (1817-1856)

    O wie selig, wer im
    Herzen

    O wie selig, wer im
    Herzen
    Einen Namen nennt,
    Wenn es Niemand weiß, wenn Keiner
    Diesen Namen kennt;

    Wenn es Keiner weiß, welch Hoffen
    Seine Seele hegt,
    Was sie im Gebet zum Himmel
    Ewig aufwärts trägt;

    Wenn es Keiner weiß, was Helle
    In die Nacht ihm bringt
    Und warum die Thrän' im Glücke
    Ihm ins Auge dringt;

    Wenn es Keiner weiß, was immer
    Jung das
    Herz erhält
    Und was treulich es behütet
    In dem Rausch der Welt.

    Selig ist er! Nur der Augen
    Warmes Strahlenlicht
    Sagt uns, daß er in der Stille
    Oft begeistert spricht:

    "O, mit Gott im Himmel hab' ich
    Etwas nun gemein -
    Denn mein süß Geheimniß wissen
    Er und ich allein!"
    _____

     

  • Maria Clementine François (1823-1844)

    Im Frühling

    Die Welt ist so schön,
    Mein
    Herz ist so traurig.
    O thörichtes
    Herz,
    Wie soll ich's versteh'n?

    Wie lachen die Fluren -
    Was pochst du so bang?
    Sieh' – Alles ist dein,
    Lern' fröhlich nun sein!

    Es locket die Erde
    Mit heit'rer Geberde:
    "Auf, freu' dich des Lebens!" -
    Vergebens – vergebens!

    Mein
    Herz ist so traurig,
    Mein
    Herz wird nicht froh.
    Ach, wär' es erst Winter,
    Dann schmerzt es nicht so!
    _____


    Widerlegung

    Du nennst des
    Herzens Schwäche, die Lieb', die es empfindet?
    O such' ein and'res Wort für meine Leidenschaft.
    Kann schwach sein ein Gefühl, das so allmächtig bindet,
    Das selbst die zarte Brust, beseelt mit Heldenkraft,
    Das nie Gefahren scheut, das Wechsel nie wird kennen,
    Das Alles tragen kann – das willst du Schwachheit nennen.
    _____

    Es blüht mir eine Blume
    Im
    Herzen wunderbar,
    Die an dem Schöpfungstage
    Von Gott gepflanzet war.

    Da lag sie still und lieblich,
    Im zarten Keim versteckt,
    Bis sie aus holden Augen
    Ein Liebesstrahl erweckt.
    _____

    Seht doch an die Erde,
    Wie sie herrlich blüht,
    Wenn in tiefen
    Herzen
    Warme Liebe glüht.
    Seht doch an die Erde,
    Wie so grau und fahl,
    Wenn sich Groll und Hassen
    In das
    Herz uns stahl!
    _____

    Lieb' thut so wohl dem
    Herzen,
    Haß thut dem
    Herzen weh,
    Warum dann, statt zu lieben,
    Uebtet Haß ihr je?

    Traf ich doch auf Erden
    Noch keinen Menschen an,
    Der nicht Etwas hätte,
    Was man lieben kann.
    _____

    Zur Liebe nur geboren,
    Zur Liebe selbst erkoren
    Ist des Menschen
    Herz.
    Wird sie ihm genommen,
    Wird es welk verkommen,
    Bricht es still in Schmerz.

    Kalt zurück sich ziehen,
    In sich selbst verglühen,
    O daß schmerzt so sehr!
    Stets der Liebe offen,
    Immer stark im Hoffen,
    Schweigt das
    Herz so schwer.

    Als du hassen wolltest,
    Fühlt' ich doch, du grolltest
    Mir aus Liebe nur.
    Und ich selbst – ich trage -
    Was ich oft auch sage -
    Sie im
    Herzen nur!
    _____


    Mein
    Herz

    Nicht immer war mein
    Herz so kalt und still;
    Einst schlug es freudig dieser Welt entgegen.
    Viel Blumen pflückte ich auf meinen Wegen;
    Die schönsten aber ließ die Liebe blühn.

    Und einen Göttertraum hab' ich durchträumet.
    Da plötzlich ward der heit're Himmel trübe:
    Verrath vergalt vertrauensvolle Liebe,
    Und alle Freudengenien sah ich fliehn.

    Und blutend starb die Liebe, Seufzer haben
    In meinem Herzen still sie eingegraben;
    Der Todtengruft nun gleicht seitdem mein
    Herz.

    Und ausgetobt nun hat der wilde Schmerz.
    Mit Wehmuth nur kann ich den Leichnam sehn -
    Der lebend so entzückend war, so schön!
    _____


    Frage

    Wenn sich zwei
    Herzen entfremden,
    Die einst sich innig geliebt,
    Wer kann sich die Kälte erklären,
    Die plötzlich die Beiden umgiebt?
    O sage, wie ist es nur möglich,
    Selbst, wenn nun zerrissen das Band,
    Daß sie so fremd sich nun grüßen,
    Als hätten sie nie sich gekannt?

    Sprich, haben sie ganz denn vergessen,
    Die schöne, so selige Zeit,
    Wo sich im glühenden Taumel
    Ein
    Herz dem andern geweiht?
    Wie, oder denken noch Beide
    An jene Zeiten zurück,
    Und wollen sich selbst überreden,
    Sie fänden allein nun ihr Glück?
    _____

     

  • Ludwig August Frankl (1810-1894)

    Wie wogst du,
    Herz, mit wilder Gewalt,
    Was soll dein Pochen und Schlagen?
    Ich sehe der Liebe Leiche kalt
    Von des Blutes Wellen getragen.

    Des Schmerzes kalter Sturmesbraus
    Empört sie mit wildem Streiche;
    Mach's wie das Meer: an den Strand hinaus,
    Zum Strande mit der Leiche!
    _____

    Es goß der Herr ins
    Herz der Liebe Reichthum aus,
    Zum Fürsten schuf er dich - und kommst du einst nach Haus,
    Da wird er fragen wohl: "Was that'st du mit der Gabe?"
    Nicht schmälen wird er dich, kommst du am Bettlerstabe.
    _____

     

  • Agnes Franz (1794-1843)

    Das treue
    Herz

    Ein treues
    Herz bleibt stark in Muth und Hoffen,
    Wird gleich vom Sturm der Freuden Saat getroffen,
    Sein Glaube hebt es siegend himmelwärts!
    Drum wünsch' ich mir, wenn Leiden mich umstürmen,
    Wenn Wolken sich um meinen Himmel thürmen,
    Ein treues
    Herz!

    Ein treues
    Herz beharrt im festen Lieben,
    Wenn And're auch durch Undank es betrüben,
    Und lächelt mild noch in dem tiefsten Schmerz.
    O könnt' ich mir solch Kleinod doch bewahren!
    Erquickung beut uns noch in späten Jahren
    Ein treues
    Herz!

    Ein treues
    Herz wird, wenn es Spötter kränken,
    Sich nimmer doch von seinem Heile lenken,
    Und fest stehn, bei der Frevler frechem Scherz.
    O möcht' es doch der Vater mir gewähren!
    Als Demant-Krone trägt der Prüfung Zähren
    Ein treues
    Herz!
    _____

    Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe,
    Sollte And'res nie mein
    Herz begehren!
    Nicht des Wissens schwererrung'ne Schätze!
    Nicht des Glückes, nicht des Reichthums Gaben,
    Nicht das Lob der Welt, so vielgepriesen!
    Du! Du wärest dann mein Ein und Alles!
    In Dir fänd' ich jedes Glückes Krone!

    Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe,
    Würde bald mein sieches
    Herz gesunden!
    Du entbrennst nicht, wenn die Welt mit Unrecht,
    Wenn mit Trug und Hohn sie Dir begegnet!
    Unparteiisch reichst Du Freund' und Feinden
    Von des eignen Lebens Götterfülle!
    Friede ist mit Dir, und sanftes Dulden.
    _____

    Liebe ist ein ernster Engel,
    Der von ew'gem Himmelsthron
    Niedersteigt zu unserm
    Herzen,
    Weihend sie zu heil'gen Schmerzen,
    Weihend sie zu heil'gem Lohn.
    _____

     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Du ließest hier zurück dein junges Weib,
    das einen Wunsch nur hatte hier auf Erden:
    Dein, dein zu sein mit Seele und mit Leib!

    Was soll aus mir Verzweifelten nun werden?
    Mit deinem Tod erstarb mein Liebesglück,
    und nur mein heißes
    Herz blieb hier zurück.
    _____

     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    Ich kann die Wonne, kann den Schmerz
    Nicht mehr verschweigen,
    Ich kann nur flehn: Nimm hin dieß
    Herz,
    Es ist dein eigen.
    Nimm's, deiner Huld werthlosen Raub,
    Und blick' es an zwei selige Sekunden;
    Da wirf es hin und tritt es in den Staub,
    Es hat des Heils genug gefunden.
    _____

    Ich habe getrunken einen Trank,
    Lieb' heißt der Trank, und der war heiß.
    Davon bin ich geworden krank
    Im
    Herzen.
    Mir will nicht kühlen Winters Eis
    Noch scharfer Sturm die Schmerzen.
    _____

    O dürft' ich all mein Wesen
    Ergeben dir, du Hohe,
    Wie würde da genesen
    Zu süßem Heil dieß
    Herz, das liebefrohe!
    Nichts wüßt' ich, was mir bessre Lust gewährte,
    Als meines Geistes Lohe
    Zu schüren, daß der Schimmer dich verklärte.
    _____

    Das ist der Liebe eigen,
    Mit Worten muß sie schweigen;
    Sie spricht mit süßen Zeichen
    Von Dingen ohne Gleichen.

    Es sagt die Hand am
    Herzen:
    Hier innen trag' ich Schmerzen,
    Und möchte doch dies Leiden
    Um alle Welt nicht meiden.

    Im Auge spricht die Thräne:
    Wie ich nach dir mich sehne!
    Mein Wollen, Denken, Sinnen
    Es will in deins verrinnen.

    Es spricht der Lippe Zücken:
    O laß dich an mich drücken,
    Auf daß im Feuerhauche
    Sich Seel' in Seele tauche!

    So webt in stummen Zeichen
    Sich Botschaft sonder Gleichen;
    Von
    Herz zu Herzen geht sie,
    Doch nur wer liebt versteht sie.
    _____

    Das ist die köstlichste der Gaben,
    Die Gott dem
    Menschenherzen giebt,
    Die eitle Selbssucht zu begraben,
    Indem die Seele glüht und liebt.
    O süß Empfangen, sel'ges Geben!
    O schönes Ineinanderweben!
    Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust.
    Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
    Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du -
    O gieb das
    Herz aus deiner Brust!
    _____

    Goldne Brücken seien
    Alle Lieder mir,
    Drauf die Liebe wandelt,
    Süßes Kind, zu dir.

    Und des Traumes Flügel
    Soll in Lust und Schmerz
    Jede Nacht mich tragen
    An dein treues
    Herz.
    _____

    Mein
    Herz ist wie die dunkle Nacht,
    Wenn alle Wipfel rauschen;
    Da steigt der Mond in voller Pracht
    Aus Wolken sacht -
    Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen.

    Der Mond, der helle Mond bist du:
    Aus deiner Liebesfülle
    Wirf Einen, Einen Blick mir zu
    Voll Himmelsruh -
    Und sieh, dies ungestüme
    Herz wird stille.
    _____

    Seit du mir dein
    Herz gegeben,
    Däucht im engsten Kreis mein Leben
    Mir erfüllt und wohlbestellt.
    Deine Lippen küss' ich trunken,
    Und versunken
    Ist die Welt.
    _____

    Wenn es rothe Rosen schneit,
    Wenn es Liebe regnet,
    Oeffne,
    Herz, dem Glück dich weit,
    Das so hold dich segnet.
    _____

    Mein
    Herz ist wie ein Ringlein
    Von eitel güldnen Glast,
    Du bist die klare Perle,
    Und bist darein gefaßt.
    So wie die Perl' im Golde,
    So funkelst du darin,
    Und trägst auch mich beschlossen
    So fest in deinem Sinn.
    _____

    Wo still ein
    Herz voll Liebe glüht,
    O rühret, rühret nicht daran!
    Den Gottesfunken löscht nicht aus!
    Fürwahr, es ist nicht wohlgethan.
    _____

     

  • Hermann von Gilm (1812-1864)

    Kinderglaube

    Schlingt dein Arm sich um den meinen,
    Drück' ich deine Hand so lind,
    Dann, Geliebte, will mir's scheinen
    Ich sei wiederum ein Kind.

    Und ich könne wieder beten,
    Meiner stolzen Freiheit satt,
    Könne keine Blume treten
    Weil sie eine Seele hat.

    Und die Kette sei zerrissen,
    Die an Raum und Zeit mich band,
    Und dein Auge sei mein Wissen
    Und dein
    Herz mein Vaterland.
    _____

     

  • Martin Greif (1839-1911)

    April

    Sonnengrüße, Wolkenschauer
    Und, noch eh' sich's klären will,
    Wiederum verhangne Trauer -
    Herz, wie stimmst du zum April!
    _____


    Mai

    Wieder blüht der duft'ge Flieder
    Wie zu andern Frühlingstagen,
    Und es schlägt die Drossel wieder,
    Wie sie vormals hat geschlagen.

    Alles in des Frühlings Fülle
    Kann nicht mehr vom Jubel lassen,
    Herz, und du nur hältst dich stille,
    Das sich sonst nicht konnte fassen!
    _____


    Seufzer der Sehnsucht

    Größer kein
    Herzeleid,
    Als in der Rosenzeit
    Einsam zu stehen,
    Lieber vor Traurigkeit
    Alternd vergehen,
    Als in der Rosenzeit
    Einsam sich sehen.
    _____


    Ihr Grab

    Es blüht ein Grab in treuer Hut,
    Das beste
    Herz darinnen ruht.

    Zu oberst blühen Rosen rot -
    Dein Mund so manchen Kuß mir bot.

    Und weiter ab die Lilie blüht -
    Dein
    Herz hat rein für mich geglüht.

    Zu Füßen liegt ein grüner Kranz -
    Ich schwang dich oft im Maientanz.

    Die Leute gehen dran vorbei,
    Mir aber bricht das
    Herz entzwei.
    _____


    Zeichen der Liebe

    Ich weiß mir eine Linde
    Auf einem Berge stehn,
    Auf deren rauher Rinde
    Zwei
    Herzen sind zu sehn.

    Zwei
    Herzen mit zwei Flammen,
    Die's zueinander zieht,
    Sie waren dort beisammen -
    Nun sind sie längst verglüht.
    _____

     

  • Theresa Gröhe (Ps. T. Resa) (1853-1929)

    Ich weiß ...

    Wie schwül die Nächte sind und sehnsuchtsbang'! -
    Zuweilen weht zu mir in weicher Luft
    Von Lenzwindtosen ein verlorner Klang -
    Von Lenzwindblüten ein verwehter Duft;
    Dann schluchz' ich auf - und weiß - und weiß gewiß:
    Daß heiß dein
    Herz nach meinem Herzen ruft.
    _____

    Nun schwanken die Blumen im Abendwinde,
    In weiche Dämm'rung versinkt der Hain,
    Ein Flüstern geht durch die Blätter der Linde,
    Mein
    Herz brennt in Sehnsucht, - wo magst du sein?
    _____

     

  • Julius Grosse (1828-1902)

    Sehnsucht, auf den Knieen
    Schauest du himmelwärts.
    Einzelne Wolken ziehen,
    Kommen und entfliehen,
    Ewig hofft das
    Herz.
    _____

    Weißt du ein
    Herz dir schlagen,
    Das treugesinnt dir ist,
    In deinen trübsten Tagen
    Fühlst du, wie reich du bist.
    _____

     

  • Elisabeth Grube geb. Diez (1803-1871)

    Dem gläub'gen Herzen werden Himmelsblüthen
    Vom wundersamen Eiland hergeweht,
    Das alle guten Engel mild behüten
    Und wo die Liebe mit der Treue geht.
    _____

     

  • Anastasius Grün (1806-1876)

    Mit einer Uhr als Angebinde für seine Gemahlin

    Die Stunden, wo ein Leid dich plagt,
    Wo scheu dein
    Herz das meine flieht,
    Wo Schmerz dein liebes
    Herzlein nagt,
    Wo Trennung unsre Pfade schied,
    Die Stunden der Disharmonie,
    Die zeige diese Uhr dir nie.

    Die Stunden, wo die Freude sprießt,
    Wo Gottes Segen dich entzückt,
    Wo sich dein
    Herz an meines schließt
    Und deine Liebe mich beglückt,
    Wo sich erfüllt, was du gehofft,
    Die Stunden zeige sie recht oft.
    _____

    Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
    Drauf so wonnig sich's ergeht,
    Drauf mit süßem Balsamhauche
    Ew'ger Frühlingsodem weht.

    Aus dem
    Herzen, zu dem Herzen
    Führt der Brücke Wunderbahn,
    Doch allein der Liebe offen,
    Ihr alleinig untertan.
    _____


    Ihr Name

    Ich grub in Gold, ich schnitt in manchen Stein,
    In manche Rinde deinen Namen ein,
    Und daß er sei geborgen für und für,
    Schnitt ich wohl tief, gar tief ins
    Herz ihn mit.

    Die rauhe Rinde tät nicht widerstehn,
    Und Gold und Stein, die ließen's gern geschehn;
    Jedoch als ich ihn einschnitt in das
    Herz,
    Da gab es - Wunden, - Blut und - Schmerz.
    _____


    Eins und zwei

    Warum, o Mutter, o Natur,
    Gabst deinem Sohn, dem Menschen nur
    Ein
    Herz du, um in süßen Trieben
    Geliebt zu werden und zu lieben,
    Und einen Mund nur, um zu küssen,
    Und Wonn' und Seligkeit zu saugen;
    Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? -
    _____

     

  • Alfred Grünewald (1884-1942)

    . . .

    Verliebter Mund will stets den einen Namen sagen.
    Und wenn die Lippen dir zur Nacht erlahmen, sagen
    ihn immer noch und dann im Traum
    des
    Herzens Schläge.
    Wer wollte beten, Freund, und wollt' nicht Amen sagen!
    _____

     

  • Sidonie Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)

    Kann Liebe nicht Winters auch blühen?

    Daß der Lenz bricht an, was kümmert's mich?
    Kann Lieb' nicht Winters auch blühen?
    Aus dem
    Herzen mir der Lenz nicht wich,
    Ob es frieren mochte, ob glühen.

    Schienst Du ja ins
    Herz mir allezeit!
    Da ist drin Frühling geblieben,
    Der Frühling, der auch im Winter mait,
    Der blüht im
    Herzen voll - Lieben.
    _____

     

  • Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)

    Der Funke der Liebe, im Herzen geboren,
    Geht nimmer Dem, der ihn empfunden, verloren,
    Er glühet und brennt in die Ewigkeit fort;
    Denn wäre dem Menschen die Kraft nicht gegeben,
    Zu lieben bis hin ins unsterbliche Leben,
    So gäb's wahre Liebe nicht hier und nicht dort.
    _____

    Halt' mich fest an deinem
    Herzen -
    Sieh, mir schwindelt vor dem Glück;
    Standhaft trug' ich Leid und Schmerzen,
    Und nun beb' ich bang zurück. -
    Halt' mich fest an deinem
    Herzen,
    Diesem heil'gen Friedensport,
    Aller Lieb' und Wahrheit Kerzen
    Leuchten, flammen mir von dort.
    _____

     

  • Friedrich Halm (1806-1871)

    Mein Herz, ich will dich fragen

    Mein Herz, ich will dich fragen,
    Was ist denn Liebe, sag'? -
    "Zwei Seelen und ein Gedanke,
    Zwei
    Herzen und ein Schlag!"

    Und sprich, woher, woher kommt Liebe? -
    "Sie kömmt und sie ist da!"
    Und sprich, wie schwindet Liebe? -
    "Die war's nicht, der's geschah!"

    Und was ist reine Liebe? -
    "Die ihrer selbst vergißt!"
    Und wann ist Lieb' am tiefsten? -
    "Wenn sie am stillsten ist!"

    Und wann ist Lieb' am reichsten? -
    "Das ist sie, wenn sie gibt!"
    Und sprich, wie redet Liebe? -
    "Sie redet nicht, sie liebt!"
    _____

     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Einsam ist die Menschenseele:
    Ob wir
    Herz an Herz auch drücken,
    Klafft doch immer eine Tiefkluft,
    Die wir niemals überbrücken:
    Nichts kann ganz des andern werden,
    Jedes folgt dem eig'nen Triebe,
    Und ein Traumbild bleibt die Sehnsucht,
    Und ein schöner Wahn die Liebe.
    _____


    Der Garten des
    Herzens

    Jüngst sass sie im Grase mit fröhlichem Sinn,
    Ich setzte zur Seite der Süssen mich hin.
    Es standen rings um uns viel Blumen im Thal,
    Ich streut' in den Schooss ihr die duftigsten all.

    Auch blühten im
    Herzen viel Blumen mir auf,
    Der Thau meiner Thränen stand flimmernd darauf:
    Die Rosen der Liebe, der Hoffnung Agley,
    Vergissmeinnichtlieder und Veilchen der Treu.

    Den Garten des
    Herzens, ich plündert' auch ihn,
    Und streut' in den Schooss seine Blumen ihr hin.
    Doch sie, sie erhob sich – kalt riss sie sich los,
    Dass alle die Blumen entfielen dem Schooss.

    Nun drück' ich die Hand wohl an's klopfende
    Herz,
    Und seh auf die Blumen mit trostlosem Schmerz:
    Mein
    Herz, o mein Herze – dein Liebstes ist weit -
    Und dein Garten verödet – und die Blumen zerstreut.
    _____

    Komm, Liebe, du heil'ge, du himmlische Flamme,
    Schwing' himmelab dich vom göttlichen Sitz!
    Sei mir, was die Glut ist dem modernen Stamme,
    Berühre das
    Herz mir mit zündendem Blitz!
    _____

    Selig, wie der See, der helle,
    Wiegt den Schwan auf Silberfluten,
    Trägt mein
    Herz die Flammenwelle
    Weicher, süßer Liebesgluten.
    _____


    Seligstes

    Selig, welcher das
    Herz hingiebt an das All, und der Schönheit
    Ewigem Bilde den Sinn, stille betrachtend, geweiht.
    Seliger doch, wem das Schöne verstehenden Blickes entgegen
    Tritt, wer liebend ans
    Herz drücken ein Göttliches darf!
    _____

     

  • Julie von Hausmann (1826-1901)

    O Herz! mit einem kleinen Maß
    Begnüg' dich nicht so bald;
    Was bringt die Erde dem hervor,
    Wenn hart sie ist und kalt? -

    Die Liebe ist der Sonnenschein,
    Der uns den Frühling bringt,
    Der auch ein totes, kaltes
    Herz
    Erweichet und bezwingt.
    _____

     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Auf meiner
    Herzliebsten Äugelein
    Mach ich die schönsten Kanzonen.
    Auf meiner
    Herzliebsten Mündchen klein
    Mach ich die besten Terzinen.
    Auf meiner
    Herzliebsten Wängelein
    Mach ich die herrlichsten Stanzen.
    Und wenn meine Liebste ein
    Herzchen hätt,
    Ich machte darauf ein hübsches Sonett.
    _____

    Die blauen Veilchen der Äugelein,
    Die roten Rosen der Wängelein,
    Die weißen Liljen der Händchen klein,
    Die blühen und blühen noch immerfort,
    Und nur das
    Herzchen ist verdorrt.
    _____

    Du bist wie eine Blume,
    So hold und schön und rein;
    Ich schau dich an, und Wehmut
    Schleicht mir ins
    Herz hinein.

    Mir ist, als ob ich die Hände
    Aufs Haupt dir legen sollt,
    Betend, daß Gott dich erhalte
    So rein und schön und hold.
    _____

    Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
    Die hat einen andern erwählt;
    Der andre liebt eine andre,
    Und hat sich mit dieser vermählt.

    Das Mädchen heiratet aus Ärger
    Den ersten besten Mann,
    Der ihr in den Weg gelaufen;
    Der Jüngling ist übel dran.

    Es ist eine alte Geschichte,
    Doch bleibt sie immer neu;
    Und wem sie just passieret,
    Dem bricht das
    Herz entzwei.
    _____

    Im wunderschönen Monat Mai,
    Als alle Knospen sprangen,
    Da ist in meinem
    Herzen
    Die Liebe aufgegangen.

    Im wunderschönen Monat Mai,
    Als alle Vögel sangen,
    Da hab ich ihr gestanden
    Mein Sehnen und Verlangen.
    _____

    Lehn deine Wang an meine Wang,
    Dann fließen die Tränen zusammen;
    Und an mein
    Herz drück fest dein Herz,
    Dann schlagen zusammen die Flammen!

    Und wenn in die große Flamme fließt
    Der Strom von unsern Tränen,
    Und wenn dich mein Arm gewaltig umschließt -
    Sterb ich vor Liebessehnen!
    _____

    Schon wieder bin ich fortgerissen
    Vom
    Herzen, das ich innig liebe,
    Schon wieder bin ich fortgerissen -
    O wüßtest du, wie gern ich bliebe.

    Der Wagen rollt, es dröhnt die Brücke,
    Der Fluß darunter fließt so trübe;
    Ich scheide wieder von dem Glücke,
    Vom
    Herzen, das ich innig liebe.

    Am Himmel jagen hin die Sterne,
    Als flöhen sie vor meinem Schmerze
    Leb wohl, Geliebte! In der Ferne,
    Wo ich auch bin, blüht dir mein
    Herze.
    _____

    Teurer Freund, du bist verliebt,
    Und dich quälen neue Schmerzen;
    Dunkler wird es dir im Kopf,
    Heller wird es dir im
    Herzen.

    Teurer Freund, du bist verliebt,
    Und du willst es nicht bekennen,
    Und ich seh des
    Herzens Glut
    Schon durch deine Weste brennen.
    _____

    Wenn ich bei meiner Liebsten bin
    Dann geht das
    Herz mir auf
    Dann dünk ich mich reich in meinem Sinn
    Und frag: ob die Welt zu Kauf?

    Doch wenn ich wieder scheiden tu
    Aus ihrem Schwanenarm
    Dann geht das
    Herz mir wieder zu
    Und ich bin bettelarm.
    _____

     

  • Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902)

    Mein Herz

    Mein Herz ist ein stiller Tempel,
    Eine Domhall' düster und hehr,
    Da knieen wie bleiche Beter
    Die trüben Gedanken umher.

    Es hauchen unsichtbare Orgeln
    Gar wundertiefen Klang,
    Es wallet von Geisterlippen
    Ein dumpfer Schlummergesang.

    Und unten in Grabeshallen,
    Da schlafen im Sterbekleid
    Die alten Tage der Liebe
    Aus ferner, schöner Zeit.
    _____

     

  • Georg Heym (1887-1912)

    In meinem Herzen steht ein Tempel ...

    In meinem
    Herzen steht ein Tempel.
    Der Schönheit hab ich ihn geweiht,
    Der Göttertochter, die erhaben
    Gebietet der Unendlichkeit.

    Ihn deckten Staub und Spinneweben,
    Lang stand er in die Nacht versenkt,
    Da nahtest du, vor deinen Augen
    Klafften die Tore, freigesprengt.

    Ein Frührot strahlet meinem Tempel.
    Herrin, du kommst, ich harre dein,
    Der Göttin Tempel steht dir offen,
    Willst du die Priesterin mir sein?
    _____

     

  • Paul Heyse (1830-1914)

    Süß, o süß war der Traum,
    Herz am Herzen geträumt!
    Über uns schwebend im Kreise
    Flattert’ ein Schmetterling leise,
    Dunkel die Schwingen umsäumt.
    _____

     

  • Friedrich Hölderlin (1770-1843)

    MENSCHENBEIFALL

    Ist nicht heilig mein
    Herz, schöneren Lebens voll,
    Seit ich liebe? warum achtetet ihr mich mehr,
    Da ich stolzer und wilder,
    Wortereicher und leerer war?

    Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt,
    Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen;
    An das Göttliche glauben
    Die allein, die es selber sind.
    _____

     

  • Angelika von Hörmann (1843-1921)

    Genügsam

    Herz, lerne dich bescheiden,
    Du allbegehrlich Kind,
    Der Liebe ward das Leiden
    Zum Wiegenangebind'.

    Herz, lerne dich vertragen
    Mit deinem kargen Los,
    Es trägt auch das Entsagen
    Ein Glück in seinem Schoß.

    Und ist dir auch zerronnen,
    Was dich entzückt einmal,
    Herz, lern' dich neidlos sonnen
    An fremden Glückes Strahl.
    _____

    Seit du mein Liebster worden,
    Bin ich der Sorgen bar,
    Ins Buch des
    Herzens schreib' ich
    Ein seliges Neujahr.
    In hoher Lust erglüht mein Sinn,
    Stolz meine Blicke gleiten,
    Mir ist, als sollt' ich schreiten
    Gleich einer Königin.
    _____

    Laß mich in deinem dunkeln
    Herzen
    Als lichter Mond am Himmel steh'n,
    All' deinen Wegen will ich leuchten
    Und ewig nimmer untergeh'n.
    _____

     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Einst rauschte mir im Herzen eine Symphonie
    Von Lust und Leid;
    Verschollen ist die stille, süße Melodie
    So weit, so weit ...
    _____

     

  • Isabelle Kaiser (1866-1925)

    Ich gab mein Herz ...

    Ich gab mein
    Herz in deine Hände,
    Wie einen Strauß von wilder Blust ...
    Hast du's zerpflückt am Weggelände,
    Daß ich verloren Freud und Lust?

    Ich wandle still am Berggelände,
    Mit blassem Mund und weher Brust ...
    Ich gab mein
    Herz in deine Hände
    Wie einen Strauß von wilder Blust!
    _____

     

  • Eleonore Kalkowska (1883-1937)

    Mein Herz ist wund ...

    Mein
    Herz ist wund ...
    O, leg drauf deine Hände,
    Die weißen, niemals staubberührten Hände.
    Bei deiner zarten Finger Strahlenspende,
    Vielleicht wird es gesund. ...

    Mein
    Herz ist wund ...
    O, leg drauf deine Hände,
    O, laß mit sachtem Drucke sie verweilen, ...
    Die Wunde wird sich schließen, sie wird heilen,
    Gewiß — es wird gesund!
    _____

     

  • Anna Karbe (1852-1875)

    Die Liebe ist kein süßer Traum,
    Sie fordert frisch ein waches
    Herz;
    Sie hat für sel'ge Freude Raum
    Und auch für heißen, tiefen Schmerz.

    Wem Gott ins
    Herz die Liebe giebt,
    Dem giebt er eine reiche Last,
    Und wo ein
    Herz wahrhaftig liebt,
    Da hat's des Lebens Ernst erfaßt.
    _____


    Bitte um ein fröhliches
    Herz

    Herr, gieb mir auch im tiefsten Schmerz,
    Ein frohes
    Kindergottesherz,
    Ein fröhlich
    Herz, das nicht verzagt
    Und nimmer über Schmerzen klagt;

    Ein fröhlich
    Herz, das singen kann,
    Wenn Deine Hand ihm weh gethan,
    Dem jeden Tag ein frohes Lied
    Auch selbst im tiefen Leid erglüht,

    Ein fröhlich
    Herz, das immer grün
    In allen Leiden möge blühn;
    Ja, laß in Deinem Sonnenschein
    Mein
    Herz ein fröhlich Blümlein sein.
    _____


    Herzenssehnsucht

    Herr, mache Du mein
    Herz bereit,
    O mach' es frei und froh und weit:
    Frei von der Welt, und himmelan,
    Froh, daß ich Lieder singen kann,
    Und weit, damit zu jeder Zeit
    Für Dich die Herberg' sei bereit.
    _____

    Herr, nimm mein
    Herz in Deine Hände,
    Und mach' es still in Deiner Huld;
    Gieb mir die Heimath einst am Ende,
    Und für die Reise gieb Geduld!
    _____

     

  • Justinus Kerner (1786-1862)

    Liegt dein
    Herz gedrückt an meines,
    Kann ich wahrlich niemals sagen:
    Sind's die Wellen meines, deines,
    Die in solcher Liebe schlagen?

    Wollte nur, ich könnte legen
    In dein
    Herz mein Herz, zu fühlen
    Schmerz und Lust in gleichen Schlägen,
    Gleiches Lieben, gleiches Zielen,

    Daß, wenn Frieden meines fände,
    Frieden dann auch fände deines,
    Daß, wenn deins im Tode stände,
    Dann auch ständ' im Tode meines.
    _____


    Dauer des
    Herzens

    Ein Saumtier träget still
    Und sanft die Zentnerlast,
    Wohin der Treiber will,
    Begehrend keine Rast.

    Ein Wagen rollt daher,
    Die Schildkröt' ihm nicht weicht,
    Und wär' er noch so schwer,
    Trägt seine Last sie leicht.

    Doch all die Last ist Scherz,
    Bedenkst du das Gewicht,
    Das oft ein
    Menschenherz
    Still träget und nicht bricht.
    _____


    Herz und Auge

    1.
    Herz! - wie bist du inniglich
    Mit dem Auge doch verbunden!
    Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden,
    Zeigt im Aug' die Träne sich.

    Aber wird dir Wonne,
    Herz!
    Sonnig dann das Auge funkelt!
    So wie's wieder sich verdunkelt,
    Kehrt in dich zurück der Schmerz.

    Grün das kranke Auge hellt -
    Bist du,
    Herz, in Weh und Nöten;
    Schneller als der Menschen Reden
    Heilt dich 's Grün in Wald und Feld.

    2.
    Das Auge und das
    Herze sind
    Zwei Liebende, eng im Verein,
    Wenn lang das
    Herze leidet Pein,
    Wird gern das Auge trüb und blind.

    Und wird das Auge blind und trüb,
    Das
    Herze gern im Tode bricht;
    »Gern brech' ich,« es zum Auge spricht,
    »Dann siehst du wieder, treues Lieb!«
    _____

     

  • Hedwig Kiesekamp (1844-1919)

    Der Seligkeit ist
    Menschenherz zu klein!

    O
    Herz, gieb endlich dich dem tiefen Frieden
    Da du in dir die tiefe Liebe trägst.
    Wie magst in bangem Schmerz du dich verzehren
    Da du im Schatten ew'ger Ruhe schlägst!? -

    Die ewige Liebe, Quell der ewigen Ruhe,
    Mag wohl dem weiten All Allruhe sein!
    Jedoch mich ringt ihr starker Strom danieder.
    Der Seligkeit ist
    Menschenherz zu klein!
    _____


    Wunsch

    Du willst, ich soll den Wunsch dir sagen,
    Der glühend mir im
    Herzen schwillt,
    Der oft das Weh, die tiefen Klagen
    Der eignen Brust mir hat gestillt.

    Lag denn nicht ganz mein
    Herz dir offen?
    Hielt ich sein Wallen je zurück?
    Mein Wünschen, Wollen, Sehnen, Hoffen,
    All' mein Gebet ist: nur - dein Glück!
    _____

     

  • Klabund (Alfred Henschke) (1890-1928)

    LIEBESLIED

    Dein Mund, der schön geschweifte,
    Dein Lächeln, das mich streifte,
    Dein Blick, der mich umarmte,
    Dein Schoß, der mich erwarmte,
    Dein Arm, der mich umschlungen,
    Dein Wort, das mich umsungen,
    Dein Haar, darein ich tauchte,
    Dein Atem, der mich hauchte,
    Dein
    Herz, das wilde Fohlen,
    Die Seele unverhohlen,
    Die Füße, welche liefen,
    Als meine Lippen riefen -:
    Gehört wohl mir, ist alles meins,
    Wüßt nicht, was mir das liebste wär,
    Und gäb nicht Höll noch Himmel her:
    Eines und alles, all und eins.
    _____

    Einen Sommer lang
    Goldne Glocke schwang,
    Rief zu immer holderem Tag.
    Schlugst das Aug du auf,
    Lag mein Kuß darauf,
    Und dein
    Herz in meinen Händen lag.
    _____

    Eine Nacht wie diese
    Will ich nun nicht mehr
    Auf der weißen Wiese
    Liegt der Schnee so schwer.

    Auf dem blauen Himmel
    Lasten Mond und Stern.
    Auf dem roten
    Herzen
    Ruht dein
    Herz so gern.
    _____

    O wär mein
    Herz ihr Schemel, drauf zu ruhn,
    Wenn sich das Haupt in Wolkenkissen schmiegt.
    Ich will nichts wissen, wollen oder tun.

    Ich will nur bei ihr sein, und leicht gewiegt
    Von ihren himmlisch zarten Silberschuhn
    Erbebt mein
    Herz, das ihr zu Füßen liegt.
    _____

     

  • Minna Kleeberg (1841-1878)

    Du glaubst, das verlorene Eden erblüht
    Im wonnedurchschauerten
    Herzen,
    Wo Liebe zwei Seelen durchbebt und durchglüht -
    O, laß dir dein Glück nicht verscherzen!

    Und warte! und schau' nicht auf Gold und auf Rang;
    Die Liebe sei Stern deines Lebens!
    "Der Wahn ist so kurz, und die Reue so lang!" -
    Und du lebst ohne Liebe vergebens.
    _____

    Es thront ein Bild im Heil'genschrein
    Und schirmt des Hauses Ruh',
    So thronst du tief im
    Herzen mein,
    Heilig Geliebter du!
    _____

     

  • Alma Johanna Koenig (1887-1942)

    Schlaflied für ein krankes
    Herz

    Schlaf ein, mein
    Herz, schlaf nur ruhig ein,
    es wird - wie das Fallen von Sternschnuppen sein.
    Fürcht keinen mit deinem Scheiden zu kränken,
    es wird kein andres
    Herz an dich denken.

    Schlaf ein, mein
    Herz, schlaf nur selig ein,
    dein Los war Sehnsucht und große Pein,
    du ließest dies Leben an dir vollstrecken
    und willst vor der Nacht voller Sterne erschrecken?

    Schlaf ein, mein
    Herz, schlaf auf ewig ein.
    Nur nicht Urständ und Wandlung und neues Sein!
    Gott weiß wohl, was dich dazu verleitet.
    Er hält schon weit seine Arme gebreitet ...

    ______


    Sag, war es Schuld, daß ich mein Herz dir bot,
    als du erschienst, wie Cherubim erscheinen?
    Sieh, ich erfuhr nie Güte vor der deinen.
    Du warst das Leben, das Entsagen Tod.
    _____

    So wie das Chaos vor der Schöpfung war,
    war es vor dir, der du mein Schöpfer bist.
    Mein
    Herz, das alles außer dir vergißt,
    weiß nichts von Lust nunmehr, nichts von Gefahr,
    und ist entsühnt, weil es dein Eigen ist.
    _____

     

  • Gustav Kühne (1806-1888)

    Liebe läßt sich nicht begreifen,
    Läßt sich "fassen" nicht;
    Hätt' ich tausend goldne Reifen,
    Bänd' ich,
    Herz, Dich nicht.

    Herzen sind nur treu verbunden,
    Wenn sie täglich neu
    Sich in Liebe still gefunden:
    Lieb' ist ewig frei.
    _____

     

  • Hedwig Lachmann (1865-1918)

    Aus deiner Liebe kommt mir solch ein Segen,
    Sie macht mein
    Herz so sorglos und so fest,
    Ich kann so ruhig mich drin niederlegen,
    Wie sich ein Kind dem Schlafe überlässt.
    _____

     

  • Heinrich Leuthold (1827-1879)

    Des Meeres und der Liebe Wellen

    Die Frühlingsstürme pflügen
    Und furchen durch's Meer sich Pfad;
    In großen Athemzügen
    Brandet die Fluth an's Gestad'.

    Die Planken sind ausgehoben,
    Die Pfähle sind weggerafft;
    Wie schön ist das Meer im Toben
    Entfesselte Leidenschaft!

    So pocht an meinem
    Herzen
    Dein Busen wellenbewegt ...
    Es muß ein starkes
    Herz sein,
    Das so viel Glück erträgt.
    _____

     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Kamst du, mein Frühling?
    Stunde meines
    Herzens, hast du geschlagen?
    Bist du mein, den ich gekannt,
    Noch eh' mein Auge dich gesehn,
    Den ich gesucht in hoffnungsheissem Bangen
    Auf meines Lebens wirren Wanderwegen?
    _____


    Schlummerlied

    Zur Ruhe, mein
    Herz, zur Ruh',
    Schliess deine Augen zu,
    Sind schon so müd' und rot und heiss
    Von Thränen, die doch niemand weiss
    Als ich, mein
    Herz, und du -
    Schliess deine Augen zu.

    Schlafe, mein
    Herz, schlaf ein -
    Siehst du den silbernen Schein,
    Siehst du den grossen, den stillen Stern?
    Er hat die müden
    Herzen so gern,
    Schlafe, mein
    Herz, schlaf ein
    In seinem silbernen Schein.

    Stille, mein
    Herz, sei still,
    Hör, was ich singen will -
    Ich weiss einen Schatz so wunderschön,
    Den wollen wir beide suchen gehn -
    Stille, mein
    Herz, sei still,
    Hör, was ich singen will.
    _____

     

  • Hermann von Loeper (1820-1884)

    Ich glaube, daß die Liebe überdauert
    Des Lebens flücht'ge, karggemessne Zeit,
    Weil sie das
    Herz so ahnungsreich durchschauert,
    Wie ein Prophetenruf der Ewigkeit,

    Weil sie die Fackel ist auf dunkeln Bahnen,
    Der Funken, der die Asche neu belebt,
    Weil ihrer Stimme treues ernstes Mahnen
    Das
    Herz erweckt und auf zum Himmel hebt.
    _____

     

  • Feodor Löwe (1816-1890)

    O weich geschaffen süßes Frauenherz,
    Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht,
    Doch nur von Segen und Vergebung spricht,
    Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz.
    _____

     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Mein Herz, das ist so still und selig,
    Ein goldener Traum darüber fliegt,
    Es liegt in einer goldnen Wiege,
    Die langsam hin und her sich wiegt.
    _____

    Die Sonne spielt auf deinen Händen,
    Die lässig ruhn auf deinem Kleid,
    Mein Blick will sich davon nicht wenden,
    Mein
    Herz denkt lauter Zärtlichkeit.
    _____


    Der Tausch

    Du hast mein
    Herz gefangen
    Mit deiner weißen Hand;
    Du hast mein
    Herz bestricket
    Mit einem roten Band.

    Ich komm zu dir gegangen,
    Mein
    Herz gib wieder her;
    Denn da, wo es geschlagen,
    Ist alles taub und leer.

    Was willst du mit zwei
    Herzen,
    Drum gib zurück es mir;
    Und willst du es behalten,
    So gib mir deins dafür.
    _____

    Horch, wie mein
    Herze schlägt,
    O du, du, du,
    Was sagt dein
    Herze denn
    Dazu, dazu?
    Was wohl mein
    Herze will,
    O du, du, du,
    Denk nicht darüber nach
    Und gib ihm Ruh.
    _____

    O küsse mich, dein Küssen ist
    So süß fast wie des Todes Kuß,
    Bei deinem leisen Kuß vergißt
    Mein
    Herz, daß es noch schlagen muß.
    _____


    Abendlied

    Rose Marie, Rose Marie,
    Sieben Jahre mein
    Herz nach dir schrie,
    Rose Marie, Rose Marie,
    Aber du hörtest es nie.

    Jedwede Nacht, jedwede Nacht,
    Hat mir im Traume dein Bild zugelacht,
    Kam dann der Tag, kam dann der Tag,
    Wieder alleine ich lag.

    Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt,
    Aber mein
    Herz ist noch immer nicht kalt,
    Schläft wohl schon bald, schläft wohl schon bald,
    Doch bis zuletzt es noch hallt:

    Rose Marie, Rose Marie,
    Sieben Jahre mein
    Herz nach dir schrie,
    Rose Marie, Rose Marie,
    Aber du hörtest es nie.
    _____

     

  • Hieronymus Lorm (1821-1902)

    Es giebt ein tief geheimnißvolles Walten,
    Zwei
    Herzen, die sich lieben, zu verknüpfen:
    Ein Zauber ist's im Wort nicht festzuhalten,
    Und dem Erforschen wird er stets entschlüpfen.

    Es ist ein seelenvoll Beisammenfühlen,
    Ein körperlos verschwieg'nes Wonnebringen!
    Sie dürfen vor der Welt, der fremden, kühlen,
    Sich unsichtbar mit süßer Glut umschlingen.
    _____


    Unterschied

    Wie sucht das
    Herz mit gläubigem Vertrauen
    Sich aus des Edens letzten Trümmern allen
    Ein flüchtig Erdenglück noch zu erbauen!

    Indeß dem Geist in Trümmer muß zerfallen
    Der Erde Glück, eh' seinem lichten Schauen
    Erstehen eines Paradieses Hallen.
    _____


    Das
    Herz

    Das
    Herz, so klein in seinem Raum,
    Das
    Herz, so groß in seinem Traum,
    Es schlägt in enger Menschenbrust
    Und faßt des Erdballs Schmerz und Lust.
    Beständig spricht's mit seinem Pochen,
    Was Menschenweisheit nie gesprochen;
    Hätt's für sein stummes Wort den Mund,
    Es gäb das Weltgeheimniß kund.
    _____

     

  • Otto Ludwig (1813-1865)

    Reines Herz

    Selig dem
    Die Götter geben
    Ein reines, edles
    Herz.
    Er trägt den Zauber in der reichen Hand,
    Was er berührt, mit Wonne zu durchschwellen.
    Die enge Hütte dehnt sich zum Olymp,
    Wohin er seine Brust voll Götter bringt.
    Nur dem ist arm das Leben,
    Der es mit armen Augen sieht.
    Ihm schmilzt der Dinge Frühling
    Unter der gierigen Hand.
    Drum, gütige Götter, erhaltet
    Ihm, dem Glücklichen, dem ihr sie gabt,
    Die selige Gabe, erhaltet ihm
    Im Busen das reine, edle
    Herz.
    _____

     

  • Minna von Mädler (1804-1891)

    Lieb' ist die Sonne

    Lieb' ist die Sonne, das
    Herz ist die Rose,
    Die noch umknospet von schützendem Moose
    Schlief
    Ruhig und tief,
    Bis in das Leben ein Lichtstrahl sie rief.

    Lieb' ist ein Stern und das
    Herz ist die Welle,
    D'rin er sich spiegelt mit leuchtender Helle,
    Trägt
    Still und bewegt
    Ewig ihr Abbild im Busen geprägt.

    Lieb' ist der Mond und das
    Herz ist der Aether,
    Den er erleuchtet, bald früher bald später,
    Lacht
    Hold in der Nacht
    Mit der das Weltall verklärenden Macht.

    Lieb' ist die Antwort, das
    Herz ist die Frage,
    Sie nur kann lösen die zweifelnde Klage,
    Stumm
    Blieb es ringsum
    Sonst auf das seufzende, bange "Warum?" –
    _____

     

  • Angelika von Marquardt (1849-1893)

    Des Menschen Herz

    Wie ist des Menschen
    Herz unendlich weit;
    Wie birgt es Freuden ohne Maß und Zahlen,
    Wie viel nicht auch des Leids, der Bitterkeit!
    Es faßt ein Meer der Wonne und der Qualen!

    Doch bricht es nicht; es kennt den wilden Kampf,
    Es kennt das langsam schleichende Vergehen;
    Todmatt beginnt es oft aufs neu' den Kampf
    Und lernt in Lieb' und Leid sich kaum verstehen!
    _____

     

  • Emerenz Meier (1874-1928)

    Wilde Balsaminen

    Wilde Balsaminen blühen
    Tief im Wald an kühlem Ort;
    Wenn, berührt, die Früchte sprühen,
    Haucht der West den Samen fort.

    Herz, du gleichst den Balsaminen:
    Erst wenn Leid dich rauh berührt,
    Regen Lieder tief sich drinnen,
    Die, befreit, der Wind entführt.
    _____

     

  • Alfred Meißner (1822-1885)

    Du bist so schön! Dürft' ich dir sagen
    Wie tief mein wundes
    Herz dich liebt,
    Wie es mit Klagen und Verzagen
    Sich schmerzlich dir zu eigen giebt!
    _____

    Nachtwache der Liebe, du Sabbat im
    Herzen,
    Du singende, herzenverjüngende Zeit,
    Du Weihnacht bei duftigen, luftigen Kerzen,
    Sei ewig und ewig gebenedeit!

    Ein Wandeln im Schatten wildrauschender Palmen,
    Ein Schaukeln im Kahne in träumender Ruh,
    Ein Beten im Dome bei hallenden Palmen,
    Nachtwache des liebenden
    Herzens, bist du!
    _____


    Wunsch

    O könnte doch an deinen Blicken,
    Der Welt entrückt und ungesehn,
    Des Dichters Seele in Entzücken
    Wie ein Phantom der Nacht vergehn!

    Und könnt' dies
    Herz mit seinen Gluten,
    Mit seiner Qual und seinem Wahn,
    Sich still und heiß in dir verbluten,
    Wie dort die Sonn' im Ocean!

    _____


    Das Gespenst im Herzen

    Unselig ist, wer liebt und nie besessen,
    Unsel'ger noch, wer Liebe nie empfunden,
    Den aber hält das ärgste Weh umwunden,
    Wer nicht mehr liebt und doch nicht kann vergessen.

    Mit altem Glück und Wonnen unermessen
    Vorhöhnen ihn die Geister alter Stunden,
    Und er, an der Erinn'rung Rad gebunden
    Muß an's verwaiste
    Herz die Hände pressen.

    Beim Festgelag, im Lenz, bei frohem Mahle
    Tritt wie ein Geist vor ihm die todte Liebe,
    Und klirrend fällt aus seiner Hand die Schale.

    Er wankt hinaus ein starrer Mann der Schmerzen,
    Kein Ort so grün, daß er dort heimisch bliebe -
    Ach todte Lieb' ist ein Gespenst im
    Herzen.
    _____

     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    Es ist Nacht,
    und mein
    Herz kommt zu dir,
    hält's nicht aus,
    hält's nicht aus mehr bei mir.

    Legt sich dir auf die Brust,
    wie ein Stein,
    sinkt hinein,
    zu dem deinen hinein.

    Dort erst,
    dort erst kommt es zur Ruh,
    liegt am Grund
    seines ewigen Du.
    _____

    Unter der linken Brust
    band ich dein Brieflein fest,
    da mag es wohnen nun
    bis morgen früh.

    Unter der linken Brust
    ist mir so wohl, so weh
    und beide Hände noch
    preß ich darauf.

    Unter der linken Brust
    drückt sich ein Engel ab,
    drückt sich dein Engel rot
    in weißen Schnee.

    Und unterm weißen Schnee
    liegt mein rotrotes
    Herz,
    küßt durch den weißen Schnee
    dein Siegel rot.

    Unter der linken Brust
    band ich dein Brieflein fest
    mit meinem blonden Haar
    wie als wärst du's!
    _____

     

  • Clara Müller-Jahnke (1860-1905)

    Der Garten des Herzens

    In meines
    Herzens Mitte blüht ein Gärtchen,
    Verschlossen ist es durch ein enges Pförtchen,
    Zu dem den Schlüssel führt mein liebes Mädchen.

    Es ist April. Komm, wolle dich nicht schämen,
    Und pflücke dir heraus die liebsten Blumen!
    Sie drängen sich entgegen deinen Händen.

    Je mehr du pflückst, je mehr sie wieder sprossen,
    Doch willst du unberührt sie blühen lassen,
    So werden sie vor ihrer Zeit vertrocknen.
    _____


    Ein brennendes
    Herz

    Liebst du mich der Schönheit wegen,
    Stell' es ein!
    Lieb' den goldnen Sonneschein!

    Liebst du mich der Schätze wegen,
    Stell' es ein!
    Türkenkaiser müßt' ich sein.

    Liebst du mich der Liebe wegen,
    Liebe mich!
    Denn zum Sterben lieb' ich dich.
    _____

     

  • Louise Otto (1819-1895)

    In meinem Herzen steht dein Bild,
    Dein Name klingt durch meine Lieder
    Trotz Tod und Trennung nah ich mild
    Zu deinem Grab mich liebend wieder:
    Denn zweier Seelen reine Harmonie
    Trennt selbst des Todes schriller Mißton nie.
    _____


    Talismann
    (Spätherbst 1849)

    Daß dieses
    Herz, das unruhvolle,
    Nicht ganz in sich verzagen darf,
    Auf welche öde, kalte Scholle
    Es auch ein hartes Schicksal warf!

    Daß meine Augen leuchtend glänzen,
    Als schauten sie gelobtes Land,
    Als weilten sie auf Siegeskränzen,
    Anstatt auf Kett und Sklavenband!

    Das dank ich einem Talismane,
    Den mir ein Bote Gottes gab,
    Ein Engel mit der Friedensfahne,
    Erhaben über Tod und Grab.

    Und soll ich noch das Kleinod nennen?
    O liebe nur - dann ist es Dein!
    Dann magst Du's einer Welt bekennen:
    Im Lieben nur ist Trost allein!
    _____

    O schönes Leben, das der Liebe Bande
    Um mich mit allen ihren Zaubern wob!
    Ein trauter Arm mich in den Himmel hob
    Und
    Herz an Herz im süßen Feuer brannte.
    _____

     

  • Luise von Ploennies (1803-1872)

    Warum schlägt so laut mein Herz?
    Ist es Wonne, ist es Schmerz?
    Es ist Glück und Schmerz zugleich,
    Ach, ein Glück so schmerzenreich,
    Ach, ein Schmerz so reich an Glück,
    Daß ich nie ihn geb' zurück.
    Schlage, schlage drum, mein
    Herz!
    Trage, trage deinen Schmerz.
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Giess in meine Seele deine

    Gieß in meine Seele deine,
    Meine hast du längst getrunken,
    Wie im Morgensonnenscheine
    Untergehn der Sterne Funken:

    Daß mit wonnevollen Schmerzen
    Gleiche Flammen uns durchwühlen!
    Daß wir beide tief im
    Herzen
    Eines Blutes Pulsschlag fühlen!
    _____

    In der Liebe goldnen Fluten
    Bade dich gesund, o
    Herz!
    Angeweht von ihren Gluten,
    Kühlt und lindert sich dein Schmerz;
    Neue Sonnen läßt sie tagen,
    Leuchtend über Berg und Thal,
    Knospen, die der Sturm zerschlagen,
    Blühn durch sie zum zweiten Mal.
    _____

    Sei nicht so schön! Nicht diese Funken
    In meine Seele schleudere du!
    Die heißen Sinne machst du trunken
    Und mordest meines
    Herzens Ruh'!
    Es träuft ein seliges Erbangen,
    Es weht ein wonnevolles Weh
    Vom Rosenschimmer deiner Wangen,
    Von deiner Schulter duft'gem Schnee.
    _____

    Wenn du dein
    Herz der Liebe willst ergeben,
    So acht' auf Eins: daß es sich völlig giebt
    Und ungetheilt; es lebt nur, wer da liebt,
    Drum klingt so ähnlich lieben auch und leben.

    Drum wenn du liebst, so habe nichts daneben,
    Woran dein
    Herz noch hängt; die Welt zerstiebt
    Der Seele, die sich innigst weiß geliebt,
    Und welche selbst in Liebe will verschweben.
    _____

     

  • Rainer Maria Rilke (1875-1926)

    Mein
    Herz

    Ich weiß nicht, was ich habe,
    mir ist ums
    Herz so schwer.....
    Ums
    Herze? Ach was sag ich -
    ich hab doch keines mehr.
    Seit ich, mein Glück, dich kenne,
    du süßes Liebchen mein,
    vom ersten Augenblicke
    an wars ja doch schon dein.
    O mögst du es behalten,
    damit es stets so blieb -
    es soll ja dir gehören,
    nur dir, mein süßes Lieb!
    Giebs nie mehr mir zurücke -
    es schlägt dir ja in Treu -
    und willst du's nicht mehr haben
    mein Schatz, dann brichs entzwei.
    _____

     

  • Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Abend am Strand

    Abendglühgold zittert auf träumender See.
    Eine Möwe zieht ihre einsamen Kreise.
    Auf dem Wasser treibend, ein Boot. Und leise, leise
    Bringt mir der Wind eine müde Weise. – –

    Närrisches
    Herz, was stimmt dich so weh?
    _____


    Privat-Telegramm

    Unsere Kasse darf leer sein.
    Doch dein
    Herz darf nicht schwer sein.

    Jedes entschlüpfte harte Wort
    Von mir, – streichle du sofort!
    Und rate mir in gleichem Sinn!!!

    Jedes Schmollschweigen tobt ohne Sinn
    Hetzerisch durch die Brust.
    Ärger ist stets Verlust,
    Und Verzeihung ist immer Gewinn.

    Unsrer beider
    Herzen mögen schwer sein
    Durch gemeinsames Mißgeschick.
    Aber keine Stunde zwischen uns darf liebeleer sein.

    Denn ich liebe dich durch dünn und dick.
    _____

     

  • Emil Rittershaus (1834-1897)

    Ein
    Menschenherz

    Ein
    Menschenherz ist wie die Blume,
    Die blühend auf dem Felde steht,
    Die heute lustig prangt und duftet,
    Die morgen schon der Wind verweht.

    Die Blumen waren einstens Sterne
    Und flammten hell in heil'ger Pracht,
    Drum weinen auch die Blumen alle
    In sternenheller Sommernacht.

    Ein
    Menschenherz ist ein vom Himmel
    Herabgesunk'ner, lichter Stern,
    Drum fühlt das
    Herz ein tiefes Sehnen
    Nach einer Heimath, die ihm fern.
    _____


    Die
    Herzen

    So leise weht ein Lüftchen kaum,
    Daß nicht davon der Epheu schwanke,
    Und doch, der Sturm bricht nur den Baum,
    Doch selten eine Epheuranke.

    Vom Frauenaug' die Thräne fährt,
    Wenn du ein herbes Wort gesprochen -
    Ein
    Frauenherz bleibt unversehrt,
    Wo längst ein
    Männerherz gebrochen.
    _____

    Was mein stolzes
    Herz gefangen,
    Was Dein Eigen mich gemacht,
    War nicht Deiner Wangen Prangen,
    War nicht Deiner Schönheit Pracht,
    War Dein
    Herz, das nicht getrachtet
    Nach dem Glück, das Schwachheit giebt,
    War Dein
    Herz, das mich geachtet,
    Und, mich achtend, hat geliebt!
    _____

     

  • Hermann Rollett (1819-1904)

    Centifolie

    Das
    Herz ist ein Röslein
    Mit hundert Blättern;
    Drauf flimmert die Liebe
    Mit glühenden Lettern.

    Doch siehe, die Worte,
    Die kann nur lesen
    Das Auge der Liebe,
    Geliebter Wesen!
    _____


    Am Festtage

    Des
    Herzens tiefster Wunsch
    Der läßt sich niemals sagen,
    Den muß im
    Herzensgrund
    Man tief verschlossen tragen.
    In Worte läßt sich nicht
    Der Seele Sehnen fassen,
    Man kann es höchstens nur
    Im Kusse ahnen lassen.
    _____


    Juwelenschrein

    In deinem
    Herzen da muß es sein
    So wie in einem Juwelenschrein.

    Die Sehnsucht schimmert aus Perlen reich,
    Die oftmal werden zu Thränen gleich;

    Der Glaube leuchtet mit blauem Schein,
    Die Hoffnung schimmert smaragden drein;

    Und aus der Tiefe, wo's glühend loht,
    Da flammt die Liebe rubinenroth.

    Da zuckt der goldene Strahl der Lust,
    Daß laut es jubelt durch meine Brust:

    In deinem
    Herzen da muß es sein
    So wie in einem Juwelenschrein!
    _____

    O war das eine Seligkeit -!
    Wir hielten uns umfangen,
    Das Auge schwamm in Trunkenheit,
    Das
    Herz in Gluthverlangen.

    Die Lippen glühten, lustdurchzuckt,
    In einen Brand zusammen,
    Es funkte durch die Adern uns,
    Als stünden wir in Flammen.
    _____


    Sei nur getrost!

    Sei nur getrost, du stilles
    Herz, -
    Es kommt der Tag der Liebe,
    Der weckt zur Blüthe allerwärts
    Der Sehnsucht grüne Triebe.

    Es bringt des Lenzes Sonnenschein
    Den tiefsten Keim zum Treiben, -
    Und du, o
    Herz, wirst nicht allein,
    Allein vergessen bleiben!

    Der Strahl der Lieb' weckt allerwärts
    Der Sehnsucht grüne Triebe, -
    Sei nur getrost, du stilles
    Herz, -
    Es kommt der Tag der Liebe!
    _____

     

  • Otto Roquette (1824-1896)

    Das alte Wort

    Du schönes
    Herz, dir möcht ein Wort ich sagen
    Das Alles spricht,
    Das all mein goldnes Glück sollt' in sich tragen -
    Und find' es nicht!
    Ein alter Ton, ein altes Wort,
    Der liebe Spruch an jedem Ort
    Er bleibt auch meiner Seele Hort:
    Ich liebe dich!

    Es giebt kein Klang dir all den Himmelssegen
    In süßerm Ton,
    Er ist ein Maienblick, ein Sonnenregen,
    Der Lipp entflohn!
    Du schönes
    Herz, sieh lächelnd her,
    Mein Mund hegt fremden Wunsch nicht mehr,
    Es sagt's das
    Herz, drum spricht auch er:
    Ich liebe dich!
    _____

     

  • Else Rüthel (1899-1938)

    Du

    Nun bricht das
    Herz wie eine Rose auf.
    Die Brust ist groß in Rausch und Blut
    und Duft ist in der ganzen Welt
    und du.

    Wie dunkelt das herauf
    an aller Himmel runden Rändern -
    du - du - du.
    _____

     

  • Lessie Sachs (1897-1942)

    Das
    Herz nimmt Urlaub

    Ich habe Mitleid mit dem eignen
    Herzen,
    Es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
    Man reimt es schon jahrhundertlang auf Schmerzen, -
    Gefällt ihm das? - Es schlägt und schlägt und schlägt.

    Ich selber gönne mir doch manchmal Ruhe,
    Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
    Es gibt doch Zeiten, wo ich garnichts tue ...
    Mein
    Herz hingegen schlägt und schlägt und schlägt.

    Ich denke mir, dass es Erholung brauche,
    Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
    Zu schlimm ist auch, dass ich fortwährend rauche,
    Verträgt es das? - Es schlägt und schlägt und schlägt.

    Allmählich dann verkalken die Arterien, ...
    Noch schlägt das
    Herz und schlägt und schlägt und schlägt,
    Und schliesslich geht es doch einmal auf Ferien, -
    Das
    Herz nimmt Urlaub ... schlägt es noch? ... es schlägt ...

    Und, weil wir uns so sehr daran gewöhnen,
    Dass etwas für uns schlägt und schlägt und schlägt
    Schickt uns das
    Herz jetzt, - um uns auszusöhnen, -
    Die letzte Stunde, welche nun uns schlägt.
    _____

     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    Dein Haupt an meine Brust gelegt,
    Schließe die Augen zum Schlummer!
    Die Wonne, damit das
    Herz sie erträgt,
    Muß ruhen, gleich dem Kummer!
    _____

    Dein Mund, vollathmend heiß an meinem Munde -
    Dein
    Herz mit hohem Schlag an meins gepreßt,
    Wie weihst du jede flüchtige Sekunde
    Des Tages mir zum Liebesfest!
    _____

     

  • Georg Scherer (1828-1909)

    Wer, heilige Liebe, deinen Kelch getrunken
    Und süßberauscht, ein überseliger Mann,
    Dir einmal nur ans volle
    Herz gesunken,
    Der ist verfallen deinem Zauberbann.
    Fort glimmt's in ihm wie lichte Himmelsfunken;
    Und ob er deinen Banden auch entrann -
    Früh oder spät wird er mit frohem Bangen
    Nach deiner holden Unruh' heim verlangen.
    _____

     

  • Karl Siebel (1836-1868)

    Zecherliebe

    Mein
    Herz ist ein Becher
    Voll perlendem Wein, -
    Und du bist der Zecher,
    Mein Liebchen vom Rhein.

    Die Perlen sind Lieder,
    Die Lieb' ist der Wein,
    Und Liebe und Lieder
    Und
    Herze sind dein!
    _____

     

  • Reinhard Johannes Sorge (1892-1916)

    Erkennen

    Was uns im
    Herzen flammend sprüht,
    Was in der Seele Tiefe glüht
    Und reine Früchte treibend blüht,
    Der Seele Fühlen und des Geistes Spur
    Beweisen, daß wir göttlicher Natur. -
    _____

     

  • Ilse von Stach (1879-1941)

    Wie bist Du sturm- und sonnenreich,
    Wie bist Du klein und göttergleich,
    Du
    Herz, wie die Natur.
    Wer könnte Dich ergründen?
    Wer könnte finden
    Deines Zaubers Spur?
    Ich fühle selbst die Folgen der Gedanken,
    Den wilden Thatendrang, das bange Schwanken,
    Wie ein Begriff sich schon am nächsten bricht;
    Bald schmerzt der Mißerfolg im steten Kriege,
    Bewund're bald des
    Herzens hohe Siege,
    Doch das geheime Wirken kenn ich nicht.

    _____

     

  • Theodor Storm (1817-1888)

    Ich bin mir meiner Seele

    Ich bin mir meiner Seele
    In deiner nur bewußt,
    Mein
    Herz kann nimmer ruhen
    Als nur an deiner Brust!
    Mein
    Herz kann nimmer schlagen
    Als nur für dich allein.
    Ich bin so ganz dein eigen,
    So ganz auf immer dein. - -
    _____

    Und wenn ich von dir, du süße Gestalt,
    In ewiger Ferne bliebe,
    Du bliebest mir nah, wie im Busen das
    Herz,
    Wie im
    Herzen die klopfende Liebe!
    _____


    Nachts

    Schon Mitternacht! Mein Kopf ist wüst -
    Zu Bett! Ich habe lang gewacht;
    Doch ob das Aug sich müde schließt,
    Wann kennt das
    Herz wohl Tag und Nacht?

    Das
    Herz, das Herz hat nimmer Ruh,
    Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
    Im Traum mein süßes Leben du,
    Im Leben du mein süßer Traum!
    _____

     

  • Albert Traeger (1830-1912)

    Mein
    Herz muß zweifeln immerzu

    Wenn du mich liebst, verrath' es nie,
    Laß nur von ferne mich es ahnen,
    Und wie ein scheues Reh entflieh',
    Will zum Geständniß ich Dich mahnen.

    Schnell würde der Gewißheit Ruh'
    Zu Asche all' mein Feuer dämpfen:
    Mein
    Herz muß zweifeln immerzu,
    Und nimmer liebt es ohne Kämpfen.
    _____

     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    Meine Seele, mein
    Herz!
    Meine Lust und mein Schmerz!
    Mein willst du werden, mein willst du sein,
    Und mein auch bleiben, auf ewig mein,
    In Freud' und in Noth,
    Im Leben, im Tod!

    Im Leben, im Tod,
    In Freud' und in Noth
    Mein liebendes
    Herz, mein treues Gesicht,
    Ich halte dich fest und lasse dich nicht,
    Meine Lust und mein Schmerz,
    Meine Seele, mein
    Herz!
    _____

     

  • Ernst von Wildenbruch (1845-1909)

    Guter Rat

    Die Zeit vergeht, die Welt wird alt,
    Das Haupt wird grau, das
    Herz wird kalt,
    Ihr Menschen gedenket des
    Herzens.
    Die Flamme, die es einst durchglüht,
    Die Blume, die ihm einst erblüht,
    Und es durchhaucht mit Seligkeit,
    In der Zeit der Liebe, der Jugendzeit,
    Bewahret, bewahrt sie im
    Herzen.

    Nennt Torheit nicht, was ihr gefühlt,
    Wenn Alter euren Busen kühlt;
    Die zitternde, die junge Brust,
    War reicher ja an heiliger Lust,
    Als das alte, das richtende
    Herze.

    Und das es einst so ganz erfüllt,
    Das eine einz'ge süße Bild,
    Das wie ein Spiegel in euch war,
    So ohne Makel, rein und klar,
    Bewahret es rein euch im
    Herzen.

    Dann winkt es wie ein Himmelsstern
    Euch lächelnd zu von fern, von fern,
    Erinnerung alter, sel'ger Zeit,
    Und winket Trost in letztem Leid
    Dem alten, dem einsamen
    Herzen.
    _____

     

  • Kathinka Zitz-Halein (1801-1877)

    Namenloses Gefühl

    Liebe kann nimmer ich es,
    auch Freundschaft nicht kann ich es nennen,
    Jenes erhabne Gefühl,
    welches mein
    Herz für Dich nährt.
    Himmlischen Ursprungs ist es,
    geläutert im Feuer der Schmerzen,
    Und die Gedanken an Dich,
    sie sind mir Gedanken an Gott.
    _____


    Das
    Frauenherz

    Nicht reinres giebt es als der Frauen
    Herz,
    Mit Engelsmilde dienen sie dem Mann,
    Und tragen gern allein den Theil der Schmerzen,
    Den dieser nicht wie sie ertragen kann.
    Sie saugen Freude nur aus seinen Freuden,
    Ist er beglückt, so ist ihr Schmerz verweht,
    Und willig leeren sie den Kelch der Leiden,
    Der an des Mannes Mund vorüber geht.
    Wo sie ein ruhig glücklich Loos erharrten,
    Wird oft ihr Leben ohne eigne Schuld,
    Zur Todesangst in dem Olivengarten,
    Doch tragen sie's mit Lieb' und mit Geduld.
    Und jede Schattenseit' in ihrem Leben,
    Gab nicht der Wille, gab ihr nicht Natur,
    Des Mannes Falschheit hat sie ihr gegeben.
    Er führte sie auf der Verderbniß Spur.
    Drum wird euch einst ein Engel Kränze winden,
    Ihr armen Frauen, giebt's ein Paradies.
    So werdet ihr den besten Platz dort finden,
    So ist euch eures Gottes Huld gewiß.
    Und sind die Todten aus dem Grab gestiegen,
    Und wenn der Engel dann die Waag' erfaßt,
    So werden Männerfehler schwerer wiegen
    Als eure ganze Sündenlast.
    _____


     

 

 

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