Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Herz
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Ach / wenn man giebt und nimmt /
Versagt und willig giebet /
Wenn uns entgegen kümmt
Das Mündgen / das man liebet /
Und
Herz an
Herze drücket /
Wie wird der Geist entzücket!
_____
Die Küsse
Cupido raubt einmahl den Bienen ihren Safft /
Und ward dabey verlezt. Er trug voll Zorn und Rache
Den angenehmen Raub auff meiner Fillis Mund /
Sprach: Daß die Welt niemahls vergesse dieser Sache /
So schmecke / wer dich küßt / des Honigs süsse Krafft /
Und werde / gleich wie ich / doch an dem
Herzen / wund!
_____
Ich leb ohne Ruh im
Herzen /
Von der Zeit /
Da zwey schöner Augen Kerzen
Mich versezt in Traurigkeit /
Von der Zeit
Leb ich stets in Schmerzen /
Fühle keine Ruh im
Herzen.
Keine Lust war mir zu nütze
Von der Zeit /
Da der kleine Venus-Schütze
Seel und
Herze mir bestreit /
Von der Zeit
Leb ich stets in Schmerzen /
Fühle keine Ruh im
Herzen.
_____
Könte man für Liebe sterben / wär ich längstens kalt und todt /
Solte sie ein Feuer heissen / wär ich längstens Asch und Koth:
Doch ist sie kein Tod zu nennen / woher fühl ich solche Schmerzen?
Und ist sie kein brennend Feuer / was kocht so in meinem
Herzen?
_____
Laß dir die süssen Schmerzen
Der Liebe bringen bey.
Dir steht von tausend
Herzen
Die Wahl zu nehmen frey:
Laß dir die süssen Schmerzen
Der Liebe bringen bey.
_____
Wilt du in Freuden leben /
So liebe / was dich liebt:
Ein
Herz ums andre geben
Ists / was Vergnügen giebt:
Wilt du in Freuden leben /
So liebe / was dich liebt.
_____
O wie glücklich / wer nicht liebet /
Wer nicht fühlt in seinem
Herzen
Heisse Schmerzen
Von dem Triebe
Blinder Liebe /
Der die Welt sich untergiebet.
O wie glücklich / wer nicht liebet!
Den kein falscher Blick betrübet /
Dem das Zürnen und Liebkosen
Zweyer Rosen
Ohne Sehnen
Ohne Thränen
Weder Furcht noch Freude giebet,
O wie glücklich / wer nicht liebet!
_____
Im Mittel aller Lust / die Glück und Zeit mir geben /
Kan ich ohn Silvien nicht frölich leben;
Und wenn ich bey ihr bin / so spielet um mein
Herz
Ein angenehmer Schmerz.
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Beliebe mich für andern zu erwehlen /
Mein
Herze giebt sich ganz zu eigen dir.
Doch wo du dir ein Fremdes wirst vermählen /
Nehm ich das Mein hinwieder auch zu mir.
Wie sehr mich ie Gelück und Himmel hasset /
Bleibt doch mein
Herz und meine Treue rein;
Wann aber dich ein fremdes Joch umfasset /
Soll mir dein Strick der Weg zur Freyheit seyn.
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Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden?
Daß ich sie lieben soll? Ich geh es willig ein:
Sie soll mich ihren Diener finden.
Doch / wo ihr
Herze will ohn Gegen-Liebe seyn /
Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden?
_____
An ihre Augen
Ihr Augen / die ich lieb und ehr /
Ihr meine Lust und süsse Pein /
Was netzet ihr die trüben Wangen /
Was sagt mir euer blasser Schein?
Habt ihr mein
Herze nicht empfangen?
Was fodert / was verlangt ihr mehr?
Ihr Augen / die ich lieb und ehr /
Ihr sehet meine Schmerzen an /
Und kennt die Menge meiner Plagen:
Wofern ich euch vergnügen kan /
Will ich mit Lust den Tod ertragen.
Was fodert / was verlangt ihr mehr?
_____
Betrüger / die ich ehr /
Untreue / die ich liebe /
Was stralet ihr so sehr
Ihr schlauen
Herzens Diebe!
Wer siehet wie ihr spielt / und bildet ihm nicht ein /
Ihr werdet voll Erbarmen seyn?
Die falsche Freundligkeit
Und eur verliebtes Blicken /
Zeigt Sonn und schöne Zeit /
Pflegt Blitz und Nacht zu schicken.
Wer siehet wie ihr spielt / und kan ihm bilden ein /
Daß ihr so grausam sollet seyn?
Macht Augen / daß eucht nicht
Die Welt Cometen nennet!
Seyd das gepaarte Licht
Dem Tisis Opffer brennet /
Führt uns durch euren Glanz in sichern Hafen ein:
Man wird euch ewig danckbar seyn.
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Der Liebe Gifft und Gegen-Gifft
Der klugen Aerzte Kunst weiß allem Ubel Rath /
Was fast zu finden ist in weiter Erde Schrancken:
Wie kommts / daß sie kein Mittel hat
Für eine Noth / daran fast alle Welt muß krancken?
Ein
Herze / welches sich von Liebe wund betrifft /
Kan seine Hoffnung nicht auff ihre Kräuter gründen:
Die Lieb ist Gifft und Gegen-Gifft:
Man muß den Scorpion auff seinen Schaden binden.
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Der Liebe verkehrtes Recht
Wie grausam sind / o Liebe / deine Rechte!
Ein leichter Sinn schmeckt tausendfache Lust /
Der Thränen Tranck / der Seuffzer schwere Kost
Nährt und verzehrt die
Herzen treuer Knechte;
Wie grausam seyn / o Liebe / deine Rechte!
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Welch kaltes
Herze will nicht Flammen fangen /
Wenn mitten in dem Schnee der Rosen-Wangen
Mit blauer Liebligkeit /
Daraus ihm selbst ein Kleid
Der Himmel zubereit /
Die Augen prangen!
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Die erst-auffgestandene Rosilis
Ich kam den andern Tag zur Rosilis gegangen /
Als sie zum Morgen noch unangeleget war.
Sie stellte die Auror in eignem Bilde dar /
Wenn sie der frühen Welt zeigt ihre Rosen-Wangen.
Die Augen / welche fast der Schlaff noch hielt umfangen /
Verglichen sich der erst entwichnen Sternen-Schaar /
Ihr über Stirne / Wang und Hals gestreutes Haar
Dem Netze / welches uns die theuren Würme langen.
Der weißen Hände Schnee schien heller denn der Tag /
Der angebohrne Schmuck / die lieblichen Geberden /
Beschämten was der Fleiß / die kluge Kunst / vermag.
Giebt Rosilis / mein Licht / zum Morgen solchen Schein /
Wie soll mein
Herze nicht zu lauter Flamme werden
Wenn sie wird angelegt in vollem Mittag seyn!
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Die Flutten / die du siehst von meinen Augen rinnen /
Lieb-werthe Rosilis / sind nicht gemeine Thränen /
Wie deine Göttligkeit wohl irgend möchte wehnen!
Wo wolt ich solche Ström und Bäche fassen künnen?
Sie werden ausgebrennt vermittelst meiner Sinnen
Von Liljen deiner Schos / von Rosen deiner Wangen /
Und müssen den Geruch von deiner Gunst erlangen /
Dem keine Specerey den Preiß wird abgewinnen.
Die Liebe giebt die Glutt / der Ofen steht im
Herzen /
Der dicken Seuffzer Wind bläst mir das Feuer auff /
Der Augen Helm vergönnt dem Wasser freyen Lauff /
Und weil so hitzig ist die Flamme meiner Schmerzen /
So müssen in die Höh so viel der Dünste steigen /
Und durch der Augen Röhr ohn Ende sich verseygen.
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Wenn ich beklagte Tag und Nacht
Die Menge meiner herben Schmerzen /
Wenn sie mit Blutt von meinem
Herzen
Gleich würden zu Papir gebracht /
So wird doch mehr als Schrifft und Mund
Die Flammen / die mein
Herze brennen /
Dein Auge geben zu erkennen /
Das meine Seele hat verwundt.
Was kein Papir zu melden weiß
Und meine Zunge muß verschweigen /
Wird dir zur Gnüge können zeigen
Dein Bildnis und des Spiegels Eiß.
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Ich finde mich im Mittel meiner Schmerzen
Bey Amaranthen wieder ein /
Ein süsser Blick kan meinem krancken
Herzen
Vergelten die erlittne Pein.
Jedoch was soll für Hülffe meinen Schmerzen
Durch ihrer Augen Glanz geschehn:
Ich habe sie zu Schaden meinem
Herzen
Bereits nur allzuviel gesehn.
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An ihre Augen
Ihr Augen / die ihr mir so tieff ins
Herze scheint /
Erkläret euch / wies sey gemeynt /
Was mir zu hoffen steht / ob Sterben oder Leben?
Seyd ihr geneigt / ich bin bereit mich zu ergeben /
Und auch bereit zu ehren euren Schein /
Wollt ihr mir gleich nicht günstig seyn.
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Amaranthens braune Wangen
Haben meinen Geist besiegt.
Könt ich ihre Gunst erlangen /
Ach wie wär ich so vergnügt!
Neue Glutt fühl ich im
Herzen;
Lieb ich nimmer ohne Schmerzen.
Tugend-voll ist ihr Beginnen /
Daß man nichts zu klagen weiß /
Als die allzuharten Sinnen /
Und das Herze voller Eiß.
Lieben und nicht Lieb erwerben
Macht uns offt und nimmer sterben.
Reist sich gleich von ihrem Stricke
Mein gefangnes
Herze frey /
Bringt sie doch mit einem Blicke /
Solches auff das neu herbey.
Wer kan für der Augen Blitzen
Seiner Freyheit Recht beschützen?
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Deine Tugend / deine Zier
Nahm mein
Herz / und schenckt es dir /
Ließ mich nichts dafür empfangen;
Seit es abgereist von hier
Hats ihm wunderlich gegangen:
Es muß brennen für und für /
Trägt doch aber kein Verlangen
Wiederum zu seyn bey mir.
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Ein einiges Blicken
Der funckelnden Augen /
Die mir aussaugen
Das Blutt vom
Herzen /
Macht mich die Kerzen
Des Himmels nicht achten.
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Pflaumen hast du mit der Hand / Flammen aber auch gegeben;
Diese dringen uns ins
Herz / jene füllen unsern Mund.
Pflaumen hat der Baum gebracht / Flamm und Brand von Aug entstund /
Jene streifft der Reiff zwar ab / diese Glutt wird ewig leben.
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Izt fühl ich erst / was Scheiden sey /
Mit was für Plag und Tiranney
Sich muß ein
Herz von
Herze trennen /
Wo wahre Freundschafft fasset Grund /
Und selbst die Seelen / nicht der Mund
Allein / von reinen Flammen brennen.
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Die stumme Sprache
Wie können doch in einem
Herzen
Die Lieb und Furcht Geferten seyn?
Wie kan sich Freude neben Schmerzen
Und Lust bey Unlust finden ein?
Wie kan sich plagen und vergnügen
An einen Ort zusammen fügen?
Wer liebet / weiß hiervon zu sagen:
Er redet / wenn er stille schweigt:
Man darff nicht von dem Munde fragen /
Was seiner Augen Feuer zeigt.
Ein stiller Seuffzer bricht für Worte
Durch fest-gesperrter Lippen Pforte.
Er suchet Silvien mit Freuden /
Und findet bey ihr seine Pein.
Wenn sich die Augen an ihr weyden /
So schmacht das
Herz in Flammen ein.
Von ihrer süssen Augen Blitze
Empfindt sein
Herze Frost und Hitze.
Man kan auff seinen Wangen lesen /
Was Amor ihm ins
Herze prägt.
Im fall er anders soll genesen /
Muß Silvia dadurch bewegt
Ihm küssend auff die Lippen schreiben /
Ich will Silvanders eigen bleiben.
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Die beflammte Sonnen-Kerze
Pflegt zu ändern ihren Schein /
Aber mein getreues
Herze
Kan nichts als beständig seyn.
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Könte sich ein krancker Mutt
Seiner Bande machen loß /
Wenn das
Herz zu wehe thut /
So säß in des Glückes Schoß
Wer empfindt der Liebe Glutt.
Aber weil der Sternen Schluß
Selten wieder machet frey
Den mit Lieb' umstrickten Fuß /
Lebt in harter Sclaverey
Wer der Liebe dienen muß.
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Wenn wahre Glutt
In treuem
Herzen brennet /
Den Grund der edlen Flamme kennet /
So taurt ihr ungefärbter Schein /
Biß daß wir Asche seyn /
Ohn allen Wanckelmutt;
Es muß ihr ieder Tag verneuten Zunder geben /
Und sie der Treue Ruhm biß zu den Sternen heben.
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Der stille Brand verzehret mein Geblütte /
Mein
Herze raucht / wie Bajens Schwefel-Hütte /
Die Geister sind bey mir umsonst bemüht /
An der man selbst nur dürren Schatten sieht.
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Die stille Glutt durchkocht die dürre Seele /
Das
Herze brennt wie Etnens Schwefel-Höle /
Mein Wange zeigt der rothen Flamme Schein /
Wird aber bald voll bleicher Asche seyn.
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Nur eine allein
Könt ich der Sonnen Glanz in allen Augen finden /
So wär ich auch vergnügt mit manchem Sternen-Strahl /
Sie zeigten mir dein Bild als Spiegel allzumahl.
Weil aber Mond und Stern bey heller Sonn erblinden /
So will ich auch mein
Herz an die alleine binden.
_____
Anonyme Barockdichter
Ach! Rosilis / wie würd ich mich betrüben /
Wenn / schönste! nicht mein
herz bey dir geblieben;
Der leib ist hier / die sinnen sind bey dir /
Und du mein kind! mein kindgen bist bey mir.
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Wenn deiner lippen küß /
Ich dann und wann genüß /
So fliest ein zucker-tau
Aus deines
herzens-au /
Du honigmachend bienchen
Blandinchen.
_____
Caliste mein licht,
So liebest du nicht,
Wie dir sich mein
herze auf ewig verpflicht,
Du bleibest wie stein
Bey jammer und pein,
Und scheinest wie felsen bey flammen zu seyn.
_____
Es ist auf allen seiten still.
Drum soll in den verführten fluthen
Mein
herz auf deinem schooß verbluthen,
Bis ihm der muth zerfliessen will,
Es ist auf allen seiten still.
Komm, schönste, komm und schiff mich ein!
Ich seh das milch-meer deiner brüste,
Wenn ich mich nichts befürchten müste,
Ich würde schon im hafen seyn.
Komm, schönste komm und schiff mich ein.
_____
Laurette / seit du mich besieget
Und ich durch dich verwundet bin /
So fühl ich nichts / das meinen sinn
Und lebens-geister mehr vergnüget /
Als wenn durch deine freundligkeit
Mein brennend
herze wird erfreut.
_____
Kein blitz der sonst verliebt sich zeiget /
Kein kuß / wie heiß er angebracht /
Kein freundlich-seyn hat solche macht /
Als deine liebligkeit; sie neiget
Mein ganzes
herze zu dir hin /
Daß ich auch nicht mehr meine bin.
_____
Trägt nicht deine zarte hand /
Der die perle nicht zu gleichen /
Ein verwundtes
herz im band?
Kan dich dieses nicht erweichen?
Ach die hände sind zu schöne /
Lisimene!
_____
Vergiß der freundschafft nicht / laß dein
herz nicht erkalten.
Du kanst sie / wenn du wilt / durch schreiben schon erhalten.
Es bleibt mein treuer sinn allzeit auff dich gericht.
Drum bitt ich / schönstes kind / vergiß der freundschafft nicht.
_____
Mein
herze bleibt dir treu / ich will mich dir verschreiben /
Daß ich in ewigkeit dein treuer freund will bleiben.
Was schadt abwesenheit? ich sey auch wo ich sey /
So glaube sicherlich / mein
herze bleibt dir treu.
_____
Mein engel gute nacht / was soll ich weiter schreiben /
Laß mein gedächtniß nur in deinem
herzen bleiben /
Ich bleibe dir getreu / so lang mein
herze wacht /
Und sage ganz betrübt: mein engel gute nacht.
_____
Schönste / die betrübten stunden /
Da ich von dir scheiden soll /
Haben sich nun eingefunden /
Und ich sprech' itzt: Lebe wohl.
Doch versichre dich darneben /
Nichts ist auf der ganzen welt /
So mir mehr als du / mein leben /
In dem
herzen wolgefällt.
_____
Wenn gleich andre stets falliren
Und nicht halten ihre treu /
Wil ich doch den denckspruch führen /
Daß ich recht beständig sey.
Nichts soll meine liebe trennen /
Die auf dich allein gericht /
Und mein
herz wird ewig brennen
Gegen dich / vollkommnes licht.
_____
Längst hab ich ein altar gesetzt /
Ein denckmahl harter buß zu stifften /
In welchen Amors hand geetzt
Mit diamant und güldnen schrifften:
Der schönsten göttin von der erden
Soll dieser einzig heilig werden.
Darauff wenn sich der morgen röth /
Laß ich mein
herz als weyrauch glühen /
Und wenn mir Phöbus untergeht /
Vergeß ich nicht davor zu knien.
Es hat mich nie der schlaff bezwungen /
Biß ich ihr göttlich thun besungen.
_____
Schönste schmiedin meiner ketten /
Schau mein
herz in bänden an /
Kan mich deine hand nicht retten /
So die freyheit binden kan?
Schau ich falle dir zu füssen /
Nimm die matten seuffzer hin /
Laß dein himmlisch antlitz küssen /
Ob ich gleich nur irrdisch bin.
_____
Sylvia dein kaltes nein
Lescht mein feuer / meine flammen /
Denn du wilst mich nur verdammen /
Daß ich soll geqvälet seyn.
Qväle ja die andern glieder /
Gib mir nur das
herze wieder.
_____
Sylvia dein kaltes nein
Kan mir dennoch nicht verwehren
Nicht zu lieben / zu verehren /
Gib nur hier ein ja-wort drein.
Doch bedencke meine schmerzen /
Geht dir denn mein nein zu
herzen?
Ja dein allzuwahres nein
Gibt den einschlag / ich soll fliehen /
Und mich dieser angst entziehen /
Denn dein
herze sey ein stein;
Drum aus deinen kalten ketten
Will ich mich mit fliehen retten.
_____
Mein
herze brennt in heisser glut /
Und wirfft die flammen dennoch nicht empor /
Ich weiß nicht / wie mir ist zu muth /
Mein seuffzen bring ich nur mit schmerzen vor;
Der augen naß / so häuffig kommt gerannt /
Entzündet mehr / als löschet / meinen brandt.
_____
Mein
herz bezwinge dich / dasselbe zu verlasen /
Was du so herzlich liebst / die untreu muß man hassen.
Krönt dich / Melinde / nur dergleichen treu / wie mich /
Ich ließ dich nimmermehr; mein
herz bezwinge dich.
_____
Es ist die beste kost
Wenn mund am munde klebet /
Ein kuß setzt keinen rost /
Wer küssen widerstrebet /
Der kennt kein rechtes
herz-confect /
Das liebenden am besten schmeckt.
_____
Worzu hat mich der himmel doch ersehn?
Muß denn mein
herz ganz nur in banden stehen?
Ach freylich ja / es ist um mich geschehn!
Ich soll hinfort der freyheit müßig gehen.
Du hast mich dir / o liebliche Belinde /
Zum sclaven ganz durch einen blick gemacht /
So daß ich mich ganz ausser mir befinde.
Wie weit hat mich die liebe doch gebracht!
_____
Erzürne nicht / du sonne meiner seelen /
Daß sich so weit mein mattes
herze wagt /
Indem es dir mit zittern und mit quälen
Demüthigst ietzt sein bittres leiden klagt.
Die anmuth / so auf deinen wangen spielet /
Hat selbiges verfesselt und verstrickt /
Und weil es nichts als lauter feuer fühlet /
So will es auch durch feuer seyn erquickt.
_____
Hier liege ich zu deinen zarten füssen /
Nim schönste mich zu deinem diener an;
Ich suche nichts als deine hand zu küssen /
Die stets so sehr die
herzen fesseln kan:
Das meinige sey dir hiemit ergeben /
Verschmäh es nicht / es rührts ein keuscher trieb;
Es wünscht bey dir in diensten stets zu leben /
Denn du bist mir mehr als mein leben lieb.
_____
Nunmehr bin ich ganz verlassen /
Und in höchstem grad betrübt:
Wer kan alle seufzer fassen /
Die das
herze von sich giebt?
Angst und ungemeines leiden
Halten meinen geist bestrickt /
Weil ich das seh von mir scheiden /
Das mir seel' und brust erquickt.
_____
Mein gesicht kan zeugniß geben /
Wies dem
herzgen gehen muß /
Bleibt mein aug an deinem kleben /
Klebt mein
herze auch gewiß,
Dencke wie mir sey zu muthe /
Ich muß frieren da mir heiß /
Feurer steckt in meinem blute /
Und muß kälter seyn als eiß.
_____
Glaube nicht / daß ich dich hasse /
Ob ich schon nicht bey dir bin /
Ob ich dich gleich ietzt verlasse /
Ehrt dich doch mein treuer sinn;
Ich bekenn / es macht mir schmerzen /
Dß ich dich nicht sehen kan;
Doch brenn ich in meinem
herzen
Dir ein täglich opffer an.
_____
Ach! daß nur gar zu sehr mein
herz erfahren müssen /
Was sey vor hellen-schwere pein /
Bey der geliebten nicht zu seyn /
Sie nicht zu sehen / nicht zu sprechen / nicht zu küssen;
Vielleicht wird meine seel so ungemein betrübt /
Weil in der Welt kein Mensch / als ich / so treulich liebt.
_____
Entblösse deine marmel-brust /
Das reiche bergwerck aller lust /
Laß mich dein schnee-gebürge schauen /
Das zweyfach durch die glutt sich trennt /
Und stets voll heisser flammen brennt /
Die kalten
herzen auffzutauen.
Sie da! mein
herze giebt sich bloß /
So wird sich ja dein zarter schooß /
In diesem stück mir gleich bezeugen
Ich schwer dir einen teuren Eyd /
Daß ich dagegen iederzeit
Getreu will seyn und ewig schweigen.
_____
Die liebe wird nicht alt / sie wächset mit den jahren /
Das kleinste feur wird endlich glutt /
Ein brunn macht letztlich eine flutt /
Die zeit bezeicht den felß mit mooß / als eignen haaren;
Soll denn mein
herze nun nach vieler jahre schein /
Die deine sonne macht / nicht auch ein Aetna seyn?
_____
Das ist recht des todes quälen /
Und die bittre sterbens-angst:
Wenn du wünscht von ganzer seelen /
Und doch nicht den wunsch erlangst /
Wenn dein treues
herz begehret /
Das / woran dein leben hängt /
Und dir dieses wird verwehret /
So wird geist und seel bedrängt.
_____
Offt verbiet ich meinem
herzen
Daß es mehr verliebt soll seyn;
Offt verbeiß ich meine schmerzen
Und laß keine regung ein;
Aber schwachheit! wenn ich dencke /
Wie ein mensch der Gottheit gleicht /
Ists / als wenn in all gelencke /
Mir die liebe wiederkreucht.
_____
Komm Engelsbild! komm laß dich bald umbfangen /
Dein lippen-Julep kühle meinen brand /
Mein
herze lechst mit feurigem verlangen /
Biß deine kühlung ihm wird zugesand;
Komm zeuge; daß entzünden und selbst brennen /
Des himmels wahrer vorschmack sey zu nennen.
_____
Hat jemand wohl so sehr als ich geliebet /
Der bloß umb eines Menschen gunst /
Den himmel selbst und sein gelück betrübet
Als zeuge dieser schweren gunst /
Was aber ist dafür mein lohn?
Ihr
herz' ist falsch / ihr hochmuth spricht mir hohn.
_____
Wird mir dein mund / dein schöner mund / entzogen /
Worauff ich sonst die liebes-rosen brach?
Was hat zu solchem eifer dich bewogen?
Ich denck umsonst dem grossen fehler nach;
So du mein lieben schuld wilst nennen /
Und straffen das mein
herze dich verehrt /
So muß ich meine schuld bekennen /
Und daß dein kalt seyn mich nicht recht verzehrt.
_____
Schau / hier ligt der / den du veracht /
In demuth vor dir nieder /
Und giebt / o schönste / dir die macht /
Zu tödten
herz und glieder /
Findestu da einen tropffen falsches blut /
Ey so straffe mich mit eisen und mit gluth.
_____
Mein
herze hat der freyheit gold verlohren /
Ich muß / wie vor / der liebe dienstbahr seyn /
Kaum daß mein mund die dienstbarkeit verschworen /
So reist ein blick den schwachen vorsatz ein;
Verhängnüß / glück und zeit / ihr meister aller sachen /
Sagt / was wird endlich doch aus mir die liebe machen?
_____
Tröste dich demnach mein
herze /
Nun auff dieser dornen-bahn /
Dencke / daß es nach dem schmerze
Wieder besser werden kan;
Wechseln herrscht ohndem im lieben.
Noth auff lust / lust auff betrüben.
_____
Will dein
herze mich verlassen /
So will ich mit lust erblassen /
Und verschmachten in der brunst;
Deinen mund einmahl zu küssen /
Soll mir meinen tod versüssen /
Sterb ich nur in deiner gunst.
_____
Mein verhängniß! soll ich brennen,
Und doch ohne flammen seyn?
Wird man nicht die asche kennen,
Wo man
herzen äschert ein?
Ich bin kranck am liebes-fieber,
So ich doch verschweigen soll;
Geht der mund nicht dessen über,
Wessen unser herze voll?
_____
Als sie sich nicht wolte bewegen lassen
Brauche, fürstin meiner seelen!
Nicht so strenge deine macht.
Laß mein
herze nicht so quälen,
Das du selbst verliebt gemacht!
Sey nicht stets unüberwindlich!
Lindre meine liebes-pein!
Seynd die götter doch empfindlich,
Solt' es nicht ein engel seyn?
_____
Mein Celadon sol meine glut /
Die mir durchwandert marck und blut /
Nicht rauch und flammen von sich treiben /
Soll Aetna in dem
herzen stehn /
Und Phlegeton in adern gehn /
Und ihre kraft verborgen bleiben.
Ich mameluckin der natur
Darf keine rechte liebes-spur
Vor meines liebsten augen lassen /
Mein
herze soll entzündet seyn /
Mein
herze fühlt die süsse pein /
Und mit den lippen muß ich hassen.
_____
Zwar ists zu viel ein blosser mensch zu seyn /
Und sich an dem / was göttlich ist / verlieben.
Ach aber ach! Gott giebt das lieben ein /
Wer widersteht den überirrdschen trieben?
Ein armer mensch hat nur von fleisch ein
herz /
Und nicht von erz.
_____
Aramena Prinzessin von
††† (17. Jh.)
Auff den furchtsamen Prinz CELION
Wer liebt / muß nicht verschwiegen seyn /
Sonst macht es Pein
Und Schmerzen
In dem
Herzen.
Bekennen ist das Mittel /
Daß man glückseelig ist;
Drum rede CELION,
Wo du beherzet bist /
Aus einem andern Thon
Als mit den Augen /
Das Schweigen wird dir wenig taugen.
_____
Johann von Besser
(1654-1729)
Mein Celadon du machst die schmerzen /
Fieng sie zu ihren schäfer an:
Du bist ein theil von meinem
herzen /
So ich auff nimmer missen kan.
Du aber wilst ietzt von mir ziehen /
Und die verliebte hürden fliehen.
_____
Je mehr du fliehst / je mehr verfolg ich dich /
Durch sturm und wind vermehrt das feuer sich /
Stellstu dich noch so fremd und eckel an /
Liebt doch mein
herz / so viel es lieben kan.
_____
Christoph Gottehr
Burghart (1682-1745)
Ich dencke stets an sie und stöhre meine ruh;
Wenn ich die purpur gleiche wangen /
Wenn ich den rosen-mund /
Und ihre liljen-brust erwege /
So wird mein
herz auffs neu verwundt.
_____
Paul Fleming (1609-1640)
Du hast, o liebstes Lieb, mein
Herz' in deinem
Herzen!
In dir, in dir es ist, nach dem ich wündsche sehr,
das ich such' überall mit ach! wie großen Schmerzen,
in dir, in dir es ist und sonsten nirgends mehr.
______
Elsgens treues
Herz
Ein getreues
Herze
wissen
hat des höchsten Schatzes Preis.
Der ist selig zu begrüßen,
der ein treues
Herze
weiß.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues
Herze.
Läuft das Glücke gleich zu Zeiten
anders, als man will und meint,
ein getreues
Herz' hilft streiten
wider Alles, was ist Feind.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues
Herze.
Sein Vergnügen steht alleine
in des andern Redligkeit,
hält des andern Not für seine,
weicht nicht auch bei böser Zeit.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues
Herze.
Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke,
Geld und Reichtum, das zerstäubt,
Schönheit läßt uns bald zurücke,
ein getreues
Herze
bleibt.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues
Herze.
Eins ist da sein und geschieden.
Ein getreues
Herze
hält,
giebt sich allezeit zufrieden,
steht auf, wenn es niederfällt.
Ich bin froh bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues
Herze.
Nichts ist süßers, als zwei Treue,
wenn sie eines worden sein.
Diß ists, das ich mich erfreue,
und sie giebt ihr ja auch drein.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein treues
Herze.
_____
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
Albanie /
wer kan die süßigkeit
Der zwey vermischten geister recht entdecken?
Wenn lieb und lust ein essen uns bereit /
Das wiederholt am besten pflegt zu schmecken /
Wünscht nicht ein
herz / daß es dabey vergeh?
Albanie.
_____
Ist denn dein
herze gar erfroren?
Bist du aus schnee und eiß gebohren?
Hörst du mein seuffzen nicht /
Und was mein unmuth spricht?
Soll ich dich göttin nennen?
So nimm des himmels wehmuth an /
Der leichtlich sich erbarmen kan /
Und uns nicht ewig läst in hoffnungs-flammen brennen.
_____
Mein
herz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
Ich fühl und seh / wie deine augen blitzen:
Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
Die gar der himmel seltner schönheit preist /
Und brennen heist.
Nicht dencke / daß es bloße worte seyn /
Welch
herz kan wohl bey deiner glut erkalten?
Du weist / ich bin kein engel und kein stein /
Ich muß des blutes regung lassen walten /
Die GOtt dem menschen schon im paradieß
Ins
herze bließ.
_____
Nicht falle doch der meinung bey /
Daß reine liebe sünde sey /
Die GOtt in unser
herz geschrieben /
Die selbst sein mund im paradies
In uns mit unserm athem bließ /
Der uns geboten hat zu lieben.
Soll meine liebe sünde seyn /
So wisse / daß dein schöner schein
Zu dieser sünde micht getrieben /
Und glaube / daß die kluge welt
Vor leibliche geschwister hält /
Die schönheit und den trieb zu lieben.
_____
Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683)
Marmel und
kisel und eiserne wercke /
Diamant und unzerbrüchlicher stein /
Stählerne / noch alabasterne stärcke /
Schliessen so feste / wie küsse / nichts ein.
Küsse verknüpffen mit nährenden flammen
Zwischen zwey lippen zwey
herzen zusammen.
_____
Fühlten es gleich auch die lodernden
herzen /
Küssen sey eine verzehrende glut /
Eine vergifftung / ein oele den schmerzen /
Eine mit flammen ersäuffende flut /
Würden sie doch wohl im küssenden sterben
Wollen verglimmen / ersäuffen / verderben.
_____
Küsse mich
herze / herze mich / liebste / von
herzen /
Treibe das friedsame kämpffen fein scharff /
Gönne / daß ich diß erquickende scherzen
Allemahl zehnmahl vergelten dir darff.
Billig verwechselt man süsse für süsse /
Zucker für zucker / und küsse für küße.
Wirstu diß also beständig nur treiben /
Werden wir beyde beseeliget seyn /
Du / Roselinde / wirst meine verbleiben /
Wie ich ingleichen auch bleiben muß dein.
Denn die verknüpffenden küsse sind kerzen
Liebender seelen / und kochender
herzen.
_____
Das
Herz
Nicht zürne, daß mein
Herz so heißen Brand ausübet,
Weil deine Schönheit selbst der Flammen Zunder hegt,
Schuld und Entschuldigung in ihren Augen trägt;
Das Meer kann nicht dafür, daß sich der Himmel trübet,
Sich mit der Wolk' umarmt, der Erde Dünste liebet.
Die Sonn' ist's, die das Salz in allen Dingen regt,
Der Klüfte Gluth beseelt, den Geist der Welt bewegt,
So Schnee als Eise Brand, den Steinen Leben giebet.
Soll meine Seele nun entseelter, als ein Stein,
Mein
Herze frostiger, als Eiseszapfen sein?
Es brennt und ist von Lieb', als schmelzend Erz zerronnen.
Denn Lieb' ist ja die Gluth der Seelen; sie erfüllt
Mit Feuer unser
Herz, das aus den Augen quillt.
Die sind der Liebe Brunn, der Seele lichte Sonnen.
_____
Heinrich Mühlpfort (1639-1681)
Ihr Lichter
voller Glut /
Ihr Sternen heller Liebes-Flammen /
Schlagt doch in meinem Blut /
Mit eurem doppelt Schein zusammen /
Und brennt diß
Herze an;
Das sonst nicht leben kan.
_____
Bey Ubergebung seines
Herzens
Nimm Clytie zu dem Geschencke
Mein
Herze / weil mir Geld gebricht /
Du siehst / daß ich auff Liebe dencke /
Die aller Schätze Schatz und Licht;
Und weil ich leben
Muß unter dir /
So will ich geben
Zur Pflicht-Gebühr
Mein
Herze hier.
Erschrick nicht / das es so erzittert /
Und sich in deinen Händen rührt /
Die Brunst / von der ein
Herze wütert
Das Liebesflammen in sich führt /
Wird heller brennen /
Bey dir mein Kind /
Daß man kan kennen /
Wie wir entzündt
In Liebe sind.
Verwundre nicht die grosse Hitze
Die sich in meinem
Herzen regt.
Empfind ich doch der Schönheit Blitze
Wormit mich stets dein Auge schlägt.
Wilst du verdammen /
Die linde Glut /
Da ich doch Flammen
Nehr in dem Blut
Ganz wohlgemuth.
Du sprichst / der Schnee an meinen Händen
Zerschmelzt von diesem
Herzens-Brand.
Er hat mir Adern / Marck und Lenden /
Ja selbst das Leben umbgewandt.
Wie eine Kerze
Sich selbst verzehrt /
So ist mein
Herze
In Staub und Erd
Durch diß gekehrt.
Nur Clytie du must nicht meynen /
Daß du solst iedem zeigen an /
Wie ich mein
Herze zu dem deinen
Hab aus verliebtem Sinn gethan.
Daß diß Geschencke
Man an das Ohr
Gleich Perlen hencke /
Kommt / wie ein Mor
Mir seltsam vor.
Laß andre Diamanten haben /
Du trägst ein Kleinod das mehr wehrt.
Gold / Silber sind des Glückes Gaben.
Die Liebe wid nur mit beschwehrt.
Die Zeit zerreibet
Der Perlen Zier /
Mein
Herze bleibet
In Liebs-Begier
Verpflichtet dir.
Gilt doch dein Mund mehr als Corallen /
Die Lippen mehr als ein Rubin.
Kein Demant kan mir so gefallen /
Als deine Augen wenn sie blühn.
Du bist mein Leben /
Mein höchstes Gut
Der ich gegeben
In treuer Hut /
Geist /
Herz und Blut.
_____
Sibylle Schwarz
(1621-1638)
Zweyen
Herzen / die sich lieben /
ist die allerhöchste Pein /
und das grösseste Betrüben /
wenn sie nicht zusammen sein /
weil sie sonsten nichts gedencken /
alß nur Arm in Arm zu schrenken.
Wie die Ulmen üm den Reben
gleichsam als verliebt sich drehn:
Also wündsch ich auch / mein Leben /
bey dir umgefast zu stehn /
und dir etwas vor zusagen
von den süssen Liebes-Plagen.
_____
Liebe schont der Götter nicht /
sie kan alles überwinden /
sie kan alle
Herzen binden /
durch der Augen klahres Licht.
Selbst des Phebus
Hertze bricht /
seine Klahrheit muß verschwinden /
er kan keine Ruhe finden /
weil der Pfeil noch in ihm sticht.
Jupiter ist selbst gebunden /
Hercules ist überwunden
durch die bittersüsse Pein;
wie dan können doch die
Herzen
bloßer Menschen dieser Schmerzen
gantz und gahr entübrigt seyn?
_____
Lieben ist nicht müßig stehen /
Lieben lauffet Tag und Nacht;
ein verliebet
Herze kracht /
und wil fast vohr Müh vergehen.
_____
O wie wohl ist meinem
Herzen /
O wie frölich bin ich doch /
weil ich frey von allen Schmerzen /
kan der Liebe süsses Joch
durch die wieder Liebe tragen /
die mich hilfft aus allen Plagen.
_____
Wans fragen gelten solt / so möcht ich billich fragen:
wer bringet mir mein Leid? wo rührt mein Lieben her?
mein Lieben / das mir ist ein liebliches Beschwär:
Cupido / bringest du mein
Herz in solche Plagen?
_____
Gottlieb Stolle (Leander
aus Schlesien) (1673-1744)
Schifffarth der liebe
Die liebe schiffte durch den Sund,
Ihr Pharus war der wohllust kerze,
Die muschel Amarillens mund,
Die anfuhrt mein getreuen
herze.
_____
Von seinem
herzen
Cupido schlug mein herz Arminden in die hand.
Ach! rieff ich: Holdes Kind! verwahr dis zarte pfand,
Und laß es weiter nicht ergrimmte schläge fühlen:
Man muß mit
herzen nicht, wie mit dem balle spielen.
_____
An Sylvien, von der härtigkeit ihres
herzens
Als, strenge Sylvia! dich deine schöne mutter
Noch unter ihrem
herzen trug;
So fügt' es sich, daß ihr ein theurer diamant
Recht kräfftig in die augen blitzte:
Weil nun desselben lichter zug
Die lust darnach ie mehr und mehr in ihr erhitzte,
So führte sie von ohngefehr die hand
In solcher regung zu dem
herzen,
Dadurch sie, aber blos zu mehrung meiner schmerzen,
Das wunder-werck in dich gelegt,
Daß deine brust ein
herz aus diamanten trägt.
_____
18. Jh.
Charlotte von Ahlefeld
(1781-1849)
Bei Übersendung eines Vergißmeinnicht
Diese Blume, deren blaue Blüthe
Deutungsvoll der schönste Nahme schmückt,
Der als Wunsch mir längst im
Herzen glühte,
Hab' ich einsam heut' im Thal gepflückt.
Süß umschwebt von Deinem theuern Bilde,
Schien sie würdig zur Gesandtin mir;
Hin in ferne, trennende Gefilde,
Bringe sie den Gruß der Freundschaft Dir.
Ehe sie Dir naht wird sie verbleichen -
Schnell verlöschet ihrer Farbe Licht,
Doch die Bitte möge Dich erreichen,
Die ihr Nahme zärtlich zu Dir spricht.
_____
Glück der Liebe
Einem Schmetterlinge gleicht die Liebe;
Wie er flatternd über Blumen schwebt,
So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
Und nur selten kehrt sie uns zurück.
Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
Strebt das kranke
Herz mit leisem Weh;
Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
Gern sie bannen in der Treue Kreis.
Aber wie des Schmetterlinges Farben
Selbst in zarten Händen untergehn,
So vernichten Fesseln auch die Reize,
Die der Liebe freie Regung schmücken.
Darum öffne ihrem kurzen Glücke
Willig und geniessend Geist und
Herz;
Aber will es wankelmüthig weichen
Trauere dann - doch halt es nicht zurück!
_____
Du, den ich längst nicht mehr zu nennen wage,
Und dessen Bild mich dennoch stets umschwebt!
Du, der im Innern meines
Herzens lebt,
Wo ich nur Dich, und Schmerz und Sehnsucht trage,
O wenn Dein Blick hinauf zum Himmel strebt
Und holde Träume Dir der Mondschein webt,
So denk' auch Du an unsres Glückes Tage.
_____
Vergänglich ist das festeste im Leben -
Was trauerst Du, daß Liebe auch vergeht?
Laß sie dahin in's Reich der Zeiten schweben,
Leicht, wie des Lenzes Blüthenhauch verweht.
Doch halte fest ihr Schattenbild im
Herzen,
Und segne dennoch freudig Dein Geschick,
Schließt auch sich eine Reihe bittrer Schmerzen
An Deines Glückes kurzen Augenblick.
_____
Nur dann, wenn ich Dich freudig wiedersehe,
Entschlummert sanft in mir der Sehnsucht Schmerz,
Er flieht mich nur in Deiner theuren Nähe,
Denn Du allein beglückst und füllst mein
Herz.
_____
Wirst Du in der Ferne mein gedenken,
Wenn die Welt geräuschvoll Dich zerstreut?
Wirst Du oft mir stille Stunden schenken,
Der Erinnrung unsres Glücks geweiht?
Wird kein neues Band mir Dein Vertrauen,
Keines Deine Liebe mir entziehn?
Kann ich ganz auf Deine Treue bauen,
O so nimm mein
Herz auf ewig hin!
_____
Sophie Albrecht
(1757-1840)
Du liebest mich!
Des Todes kalte Stunde
Schmilzt nicht des
Herzens Gluth;
Die Flammen in der Seelen Bunde
Löscht nicht der Tod; - nicht Lethes düstre Fluth:
Du liebest mich!
_____
Mit einem Briefe
Mit der Liebe schnellem Flügel,
Ueber Berge, über Hügel,
Eile, theures Briefchen, hin,
Wo ich oft im Geiste bin.
Heiß und innig ihn zu fragen,
Ob der Inhalt meiner Klagen,
Ob die Thräne, die ihm fließt,
Heilig seinem
Herzen ist.
_____
Namenlose Liebe
Schön ist der Lenz,
Wenn Thal und Hügel,
Wenn Wald und Haine blühn;
Und über meiner Bäche Spiegel
Nickt junger Weiden Grün.
Doch fühlt' ich's nicht,
Eh' ich die Liebe kannte,
Die mir im
Herzen lag,
Die ohne Namen oft mein Seufzen nannte,
Am Frühlings-Auferstehungstag.
_____
Reiche mir, Schicksal, reiche mir
Den Kelch des Kummers am Grabe! -
Ereile mich, Stunde des Todes,
Ohne Hoffnung! -
Gott! Nur laß mich nicht erwachen ohne ihn,
Hülle den Blick in ewige Nacht
Der ihn nicht wiedersehen soll.
Zerstreut dieses
Herz, ihr Winde -
Vernichte meine Seele, o Gott!
Wenn Trennung die Ewigkeit kennt.
_____
An den Mond
Sei mir gegrüßt – du lieber Mond,
Auf deinen Sternenhöhen;
Sag' ihm, der mir im
Herzen wohnt,
Wie du mich hier gesehen;
Daß ich bei deinem sanften Blick,
Mit einer heißen Thräne,
Mich nur in seinen Arm zurück,
Voll glüh'nder Liebe sehne.
_____
Sei leise, Lied, daß nicht erwacht,
Wen süßer Schlummer deckt;
Mir nur gehört die schwarze Nacht,
Die keinen Stern erweckt.
Denn fühlte jemand meinen Schmerz,
Der Lieb' in wunder Brust -
Verwahren würd' er schnell sein
Herz
Vor jeder Liebeslust.
_____
Beseligung
Wer kann, wie ich, die Wonne ganz verstehen,
Die das Gefühl an meine Seele knüpft -
Ich soll den theuren Jüngling wieder sehen,
Für den mein Blut so heiß zum
Herzen hüpft!
Ich trag' sie nicht, der Freuden hohe Fülle,
Bei seinem Kuß fühl' ich entkörpert mich;
Sie sinkt zum Staube, diese Erdenhülle,
In seine Seele stürzt die meine sich.
_____
Ach, bindet mir die Hände doch
Ach, bindet mir die Hände doch
Mit festen Eisenketten,
Sie könnten sonst ein liebes Haupt
An meinen Busen betten.
Und mauert auch das
Herze ein
Und schlagt es fest zusammen;
Es zucken aus den Fensterlein
Schon helle Liebesflammen.
O, macht mich taub, o macht mich blind,
Daß ich das Glück nicht sehe,
Mir armen gottvergess'nem Kind
Ist gar so weh', so wehe!
_____
Mein treu
Herzlieb
Die Nachtigall klaget
Im Fliederstrauch,
Es koset und schmeichelt
Der Frühlingshauch.
Zur Rose zog er,
Sie war sein Lieb:
Nun öffne den Kelch, du,
Mein treu
Herzlieb!
Am Gartenzaun standen
Zwei Kinder schön,
Sie sprachen vom Scheiden,
Vom Wiederseh'n.
Wein' nicht, liebe Kleine,
Die Äugelein trüb,
Du bleibst ja auf Erden
Mein treu
Herzlieb!
Es recket die Lilie
Aus blauem See
Sich sehnend zum Monde,
Hinauf zur Höh.
Mit silbernem Griffel
Er oben schrieb:
Für mich lebst und stirbst du,
Mein treu
Herzlieb!
Noch lange stand sinnend
Ich einsam, allein,
Es wogte und rauschte
Im duftigen Hain.
Da hört' ich was rauschen,
Es war kein Dieb -
Nun hält mich im Arme
Mein treu
Herzlieb.
_____
Dereinst
Einst wird die Stirn mit ihrem Flammenlodern,
Die manche Stunde grübelnd hat durchwacht,
In dunkler Erde bitterkalt vermodern -
Und alle Sorge ist dann ausgedacht.
Und meine Hände, die so schmerzlich brennen,
Und meine Füße, die so wehe thun,
Sie werden sich von aller Arbeit trennen
Und Zeit dann finden, um sich auszuruhn.
Jedoch mein
Herz mit seinen Feuergluten
Wird nie zu Asche noch zu Staub vergehn,
Es wird draus immer neue Liebe bluten
Und hoch als Stern auf dich, Geliebter, sehn.
_____
Ich hab' eine rote Rose gepflückt,
Zart wie des Lenzes Hauch,
Doch als ich damit meinen Busen geschmückt,
War's nur ein Dornenstrauch.
Auch ein
Herz, ein
Herz wurde mir gesandt,
Ich glaubte es liebend – heiß;
Doch als ich das
Herz an meines band,
War's fühllos kalt wie Eis. –
_____
Mein
Herz
Mein
Herz ist stark wie ein Eichenbaum
Mit knorrigen Ästen und Zweigen,
Es strebt hinaus zum sonnigen Raum
Und kann sich nicht bücken noch neigen.
Ein stolzes Schiff mit Flaggen und Mast,
Zieht's kühn durchs Wellengebrause,
Das findet auch nirgends Ruhe und Rast
Als im Hafen drüben zu Hause.
Oft gleicht mein
Herz einem Feuerstein,
Liegt kalt und starr wie versunken,
Doch schlägst du mit edlem Metall darein,
Umsprühen dich Flammen und Funken.
Doch wird der Liebe allmächtiger Strahl
Es fassen mit allen Gewalten,
Wird's weicher noch als der Schnee im Thal,
Als die Eiche, vom Blitz zerspalten.
_____
Das
Herze auf
O laß nur einen Vogelton
In deine Brust hinein,
Gleich stimmt mit vollem Jubellaut
Die ganze Seele ein.
Den Duft von einer Blume nur
Nimm auf wie Gotteshauch,
Dann sprossen tausend Blüten dir
Im
Herzensgarten auch.
Zu einem Stern am Himmelsraum
Richt' deiner Seele Flug,
Dann hast du auf der weiten Welt,
Mein Kind, des Glücks genug.
_____
Die Seele irrt nicht mehr umher,
Sie liegt an deinem
Herzen,
Zieht stolz jetzt durch dein Liebesmeer
Und kennt nur lachen und Scherzen.
Sie schläft in deinen Armen ein,
Küßt dich zu tausendmalen,
Und spiegelt in den Augen dein
Sich wie in Sonnenstrahlen.
_____
Therese von Artner
(1772-1829)
Amors Schrift
Amor schreibt in
Männerherzen
Mit der Kreide leichtem Zug;
Was daran vorüber schwebet,
Tilgt die Innschrift leicht genug.
Aber in der Weiber
Herzen
Gräbt er, wie in festen Stein,
Mit dem Griffel und mit Schwärze
Der Geliebten Namen ein.
So, verwittert auch die Farbe,
Muß die tiefgeprägte Narbe
Dennoch ewig sichtbar seyn.
_____
Ich bekenn' es, daß ich liebe!
Wie verheelt' ich auch den Schmerz
Welcher durch mein zitternd
Herz
Schauert, und mit mächt'gem Triebe
Ewig Tritte, Mund und Hand
Lenkt nach Einem Gegenstand?
_____
Rosa Maria Assing
(1783-1840)
In dein
Herz hat meines sich ergossen
Mit der höchsten Innigkeit und Lust,
Fest von deinem treuen Arm umschlossen,
Schmieg' ich selig mich an deine Brust.
_____
O Frühlingszeit!
Wie machst du das
Herze so groß und weit!
Wie regt sich Alles munter da drinnen,
Wie werden so wach und lebendig die Sinnen!
Es haben die süßen Gefühle nicht Raum,
Es wogt in dem
Herzen und schwebt wie ein Traum.
O Frühlingszeit!
O Wunderzeit!
_____
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Ha! dieser süsse Aufruhr aller Sinnen,
Dies Drängen, Streben, Schmachten und Zerrinnen
In heissen Thränen, die die Liebe weinet
So uns vereinet,
Sie lässt uns nie der Ruhe Glück geniessen,
Bis
Herz an
Herz sich wonnevoll wird schliessen,
Und dieses Busens ungestümes Schlagen
Dir mehr wird sagen
Als tausend Worte dir bezeichnen können -
Wer kann das Unaussprechliche benennen? -
Vergebens streb' ich, Holder! dies Entzücken
Dir auszudrücken.
_____
Hier ruht dein Bild auf meinem
Herzen,
Du, Mann der Liebe und der Schmerzen!
Der jetzt voll Grausamkeit mich flieht. -
Du fliehst umsonst -! denn meine Seele eilet
Dem Manne nach, der das Gefühl nicht theilet
Das ewig mir im Busen glüht.
_____
Könnt' ich dein
Herz für mich allein gewinnen,
Ich tauschte nicht mit grossen Königinnen;
Ich würd' entzückt den Rest von meinem Leben
Für deine Küsse geben.
_____
Und doch bist du immer mir zugegen,
Wann dich gleich mein Aug' und
Herz vermisst:
Ungeduldig schelt' ich dann den trägen
Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist.
Wachend denk' ich dein, und seh' dich immer
Vor mir schwebend, wie dein süsses Bild
Jeden Raum in diesem kleinen Zimmer,
Jede Faser meines
Herzens füllt.
_____
Gabriele von Baumberg
(1768-1839)
Der Morgenkuss nach einem Ball
Durch eine ganze Nacht sich nahe seyn,
So Hand in Hand, so Arm im Arme weilen,
So viel empfinden ohne mitzutheilen -
Ist eine wonnevolle Pein!
So immer Seelenblick im Seelenblick
Auch den geheimsten Wunsch des
Herzens sehen,
So wenig sprechen, und sich doch verstehen -
Ist hohes martervolles Glück!
Zum Lohn für die im Zwang verschwundne Zeit
Dann bey dem Morgenstrahl, warm, mit Entzücken
Sich Mund an Mund, und
Herz an
Herz sich drücken -
O dies ist – Engelseligkeit!
_____
Aloys Blumauer
(1755-1798)
Wunder der Liebe
Nach dem
Spanischen
Liebe traf mich, meine Augen weinen,
Und im
Herzen brennt ein wüthend Feuer mich,
Durch der Liebe Allgewalt vereinen
Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
Ach! vergebens brennet meine Flamme,
Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme?
Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
_____
Hin an deine Brust zu sinken,
Die sich über's Mieder drängt,
Wollust aus dem Blick zu trinken,
An dem liebend mein
Herz hängt.
_____
Friedrich Bouterwek
(1766-1828)
Das war ein Kuß! Mit Jahren, freudenlos
Und düster, würd' ich ihn nicht theuer büßen,
Ich saß im Dämmerlicht zu ihren Füßen,
Und drückte mein Gesicht in ihren Schooß.
Wie ward in meiner Brust mein
Herz so groß!
So fühlte sich vielleicht, als ihn die süßen
Erscheinungen zum Gott sich träumen ließen,
Endymion auf seinem Schlummermoos.
_____
Liebe! Eins und Alles! Liebe!
Du nur, Lebensschöpferinn,
Schufst zum Geist und Weltgetriebe
Sinn in Kraft, und Kraft in Sinn.
Eh die Sonnen Erden hellten,
Eh sich
Herz und
Herz erkor,
Bildetest den Plan der Welten
Du dem Allvollender vor.
_____
Louise Brachmann
(1777-1822)
Geh, Geliebter! Ich verschließe
Meine Klagen in mein
Herz.
Dein geliebtes Bild versüße
Mir der langen Trennung Schmerz!
Könnt', o könnt' ich Dich begleiten,
Mit Dir theilen Freud' und Noth!
Könnt' ich siegend mit Dir streiten,
Mit Dir sterben süßen Tod!
_____
Was Du lobst und liebst an mir,
Dank' ich's Dir denn nicht?
Alles Höh're kommt von Dir,
Meines
Herzens Licht!
_____
Meines Lebens Sonn', o Du,
Meines
Herzens Glück!
Was ich Edles fühl' und thu',
Strahlt von Dir zurück!
_____
Friederike Brun
(1765-1835)
Geschmiegt an's
Herz das klopfende
Herz,
Und die Wang' an die Wange gelehnet,
Zerflossen beid' im unendlichen Schmerz,
Die schmachtenden Augen bethränet!
»In der Tiefe wohnt die selige Ruh'!«
So sang's, so tönt' es den Liebenden zu
Aus den silberglänzenden Wogen!
_____
Gottfried August Bürger
(1747-1794)
"Lieb Liebchen", so sprach ich, so sang ich zu ihr,
"Lieb
Herzchen, was küssest, was liebst du an mir?
Sprich! Ist es nur Leibes- und Liebesgestalt?
Sprich! Oder das
Herz, das im Busen mir wallt?" -
"O Lieber", so sprach sie, so sang sie zu mir,
"O Süßer, was sollt' ich nicht lieben an dir?
Bist süß mir an Leibes- und Liebesgestalt;
Doch teuer durchs
Herz, das im Busen dir wallt." -
_____
An das
Herz
Lange schon in manchem Sturm und Drange
Wandeln meine Füße durch die Welt.
Bald den Lebensmüden beigesellt,
Ruh' ich aus von meinem Pilgergange.
Leise sinkend faltet sich die Wange;
Jede meiner Blüten welkt und fällt.
Herz, ich muß dich fragen: Was erhält
Dich in Kraft und Fülle noch so lange?
Trotz der Zeit Despotin Allgewalt
Fährst du fort, wie in des Lenzes Tagen,
Liebend wie die Nachtigall zu schlagen.
Aber ach! Amanda hört es kalt,
Was verblühte Lippen Holdes sagen. -
Herz, ich wollte, du auch würdest alt!
_____
Mir thut's so weh im
Herzen!
Ich bin so matt, so krank!
Ich schlafe nicht vor Schmerzen;
Mag Speise nicht und Trank;
Seh' alles sich entfärben,
Was Schönes mir geblüht!
Ach, Liebchen! will nur sterben!
Dies ist mein Schwanenlied.
_____
Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
An meinem
Herzen, an meiner Brust,
Du meine Wonne, du meine Lust!
Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das Glück,
Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück.
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Himmel und Welle
Gestern war ich voller Schmerz,
Heut ist Alles süß und helle:
Wie der Himmel, so die Welle,
Wie mein Liebling, so mein
Herz!
_____
An *
Nicht immer durch verwandtes Streben
Ist
Herz dem
Herzen nah verwandt,
Nur gleiches inn'res Herzensleben
Schließt ewig fest der Treue Band!
_____
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
[An Ulrike v. Levetzow]
Am heißen Quell verbringst du deine Tage,
Das regt mich auf zu innerm Zwist;
Denn wie ich dich so ganz im
Herzen
trage,
Begreif ich nicht, wie du wo anders bist.
_____
Bist du von deiner Geliebten
getrennt
Wie Orient vom Okzident,
Das
Herz durch alle Wüsten rennt;
Es gibt sich überall selbst das Geleit,
Für Liebende ist Bagdad nicht weit.
_____
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem
Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein
Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
_____
Herz, mein
Herz, was soll das geben?
Was bedränget dich so sehr?
Welch ein fremdes, neues Leben!
Ich erkenne dich nicht mehr.
Weg ist alles, was du liebtest
Weg, warum du dich betrübtest,
Weg dein Fleiß und deine Ruh -
Ach, wie kamst du nur dazu!
_____
Frech und froh
Liebesqual verschmäht mein
Herz,
Sanften Jammer, süßen Schmerz;
Nur vom Tüchtgen will ich wissen,
Heißem Äugeln, derben Küssen.
Sei ein armer Hund erfrischt
Von der Lust, mit Pein gemischt!
Mädchen, gib der frischen Brust
Nichts von Pein und alle Lust!
_____
Locken, haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch geliebten, braunen Schlangen
Zu erwidern hab ich nichts.
Nur dies
Herz, es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein Ätna dir hervor.
_____
Gretchen am Spinnrade allein
Meine Ruh' ist hin,
Mein
Herz
ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
Wo ich ihn nicht hab',
Ist mir das Grab,
Die ganze Welt
Ist mir vergällt.
Mein armer Kopf
Ist mir verrückt,
Mein armer Sinn
Ist mir zerstückt.
Meine Ruh' ist hin,
Mein
Herz
ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
Nach ihm nur schau' ich
Zum Fenster hinaus,
Nach ihm nur geh' ich
Aus dem Haus.
Sein hoher Gang,
Sein' edle Gestalt,
Seines Mundes Lächeln,
Seiner Augen Gewalt,
Und seiner Rede
Zauberfluß,
Sein Händedruck,
Und ach sein Kuß!
Meine Ruh' ist hin,
Mein
Herz
ist schwer;
Ich finde sie nimmer
Und nimmermehr.
Mein Busen drängt
Sich nach ihm hin.
Ach dürft' ich fassen
Und halten ihn,
Und küssen ihn,
So wie ich wollt',
An seinen Küssen
Vergehen sollt'!
_____
Sprich! unter welchem Himmelszeichen
Der Tag liegt,
Wo mein
Herz, das doch mein eigen,
Nicht mehr wegfliegt?
Und, wenn es flöge, zum Erreichen
Mir ganz nah liegt? -
Auf dem Polster, dem süßen, dem weichen,
Wo mein
Herz
an ihrem liegt.
_____
Was wird mir jede Stunde so bang? -
Das Leben ist kurz, der Tag ist lang.
Und immer sehnt sich fort das
Herz,
Ich weiß nicht recht, ob himmelwärts;
Fort aber will es hin und hin,
Und möchte vor sich selber fliehn.
Und fliegt es an der Liebsten Brust,
Da ruhts im Himmel unbewußt;
Der Lebe-Strudel reißt es fort,
Und immer hängts an Einem Ort;
Was es gewollt, was es verlor,
Es bleibt zuletzt sein eigner Tor.
_____
Süsse Sorgen
Weichet, Sorgen, von mir! - Doch ach! den sterblichen Menschen
Lässet die Sorge nicht los, eh ihn das Leben verläßt.
Soll es einmal denn sein, so kommt, ihr Sorgen der Liebe,
Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein
Herz!
_____
Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762)
Mein
Herz
ist Dein, und wird es bleiben;
Was braucht es viel, sich zu verschreiben?
Wer willig liebt, der liebt auch treu.
Die Tugend, die uns angetrieben,
Einander bis ins Grab zu lieben,
Macht unser Bündniß täglich neu.
_____
O laß mich nur Dein
Herz nie wankend spüren!
Sonst soll kein andrer Wunsch mein
Herze rühren.
Ich aber will, wie ich mich längst verschrieben,
Dich ewig lieben.
_____
Johann Christian Günther (1695-1723)
SO wenig
eine junge Rebe
Des Ulmbaums Hülfe mißen kan,
So wenig ficht der Neid mich an,
Daß meine Brust dir Abschied gebe.
Mein treues
Herz ist ein Magnet,
Der nur nach einem Pole steht,
Dein Nordstern leitet meine Liebe;
Ich leb und sterbe dir getreu,
Wenn gleich der Schickung Tyranney
Mich heute noch ins Elend triebe.
_____
Die Eintracht zwo vertrauter
Herzen
Macht aus der Welt ein Himmelreich,
Ihr reiner Kuß verbeißt den Schmerzen,
Ihr Auge kommt der Sonne gleich,
Die Wolck und Regen um sich sieht
Und doch davon nichts in sich zieht.
_____
Theodor Körner (1791-1813)
Liebchen,
warum zierst du dich?
Höre doch und küsse mich!
Willst du nichts von Liebe wissen?
Wogt dir nicht dein kleines
Herz
Bald in Freuden, bald in Schmerz?
Laß dich küssen!
_____
Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792)
An das
Herz
Kleines Ding, um uns zu quälen,
Hier in diese Brust gelegt!
Ach wers vorsäh, was er trägt,
Würde wünschen, tätst ihm fehlen!
Deine Schläge, wie so selten
Mischt sich Lust in sie hinein!
Und wie Augenblicks vergelten
Sie ihm jede Lust und Pein!
Ach! und weder Lust noch Qualen
Sind ihm schrecklicher als das:
Kalt und fühllos! O ihr Strahlen,
Schmelzt es lieber mir zu Glas!
Lieben, hassen, fürchten, zittern,
Hoffen, zagen bis ins Mark,
Kann das Leben zwar verbittern;
Aber ohne sie wärs Quark!
_____
Christine Westphalen
(1758-1840)
Ideal des
Herzens
Eine lehret das
Herz der Sterblichen zarter empfinden;
Alles in Allem vereint, einigt sie Sinne dem Geist;
Zaubert dichterisch lieblich den Himmel nieder zur Erde;
Bildet den Menschen zum Gott: - Liebe, die Seele der Welt!
_____
19./20. Jh.
Alexis Adolphi
(1815-1874)
In dunkler Nacht
Bin ich der Jugend Pfade einst gegangen;
Irrlichter viel umhüpften und umschlangen
Mit wirrem Spiel des Thales glatten Steg,
Und keine Leuchte schien auf meinen Weg.
Da schlug in's
Herz durch irre Einsamkeiten
Der Rettungsruf mir wie aus Himmelsweiten:
In dunkler Nacht
Die Liebe wacht!
_____
Woher die Stille? woher der Friede? -
Das Meer und das
Herz sind sturmesmüde!
Sie haben beide gekämpft und gelitten,
Und Wogendrang und Schmerz erlitten;
Bis endlich die Hand voll Lieb' und Macht
Sie beide, beide zur Ruh' gebracht.
_____
Bin ich die Muschel,
die da ruht,
Vom Meerschlamm trüb umfeuchtet:
Sei Du der Perle reine Glut,
Die ihr im
Herzen leuchtet!
_____
Stine Andresen
(1849-1927)
Der Fischer zieht den Kahn ans Land
Und schreitet auf und ab am Strand;
Umwölkt sind seine Mienen.
Sein
Herz ist krank, sein
Herz ist weh,
Heut' ist die schöne Wasserfee
Ihm auf der Fahrt erschienen.
Sie lockte ihn mit süßem Mund:
Komm' mit zum Schloß auf Meeresgrund,
Sag' Lebewohl der Erde;
Dort unten wohnt allein das Glück,
Hier oben läßt du nichts zurück
Als Arbeit und Beschwerde.
_____
Theodor Apel (1811-1867)
Im
Herzen hab' ich längst gewußt:
Du bist mein Glück, mein Leben!
Warum, Du meine süße Lust,
Soll nicht das
Herz in Deiner Brust
Mir wieder Liebe geben? -
______
Aus Deinen lieben,
frommen Zügen
Les' ich der Hoffnung Himmelslicht;
Ach laß die Hoffnung mich betrügen,
Nur störe mich in Träumen nicht!
Und laß in Deines Blickes Milde
Mich gläubig ruh'n noch kurze Frist,
Und wähnen, daß in meinem Bilde
Dein Aug' des
Herzens
Spiegel ist.
______
Das Sprichwort sagt:
wovon das
Herz Dir voll,
Das wird von Deiner Lippe bald verkündet;
Vom süßen Rausch fühl' ich mein
Herz entzündet,
Das hoch in Deiner lieben Nähe schwoll;
Daß mir das Blut so heiß zum
Herzen quoll,
Das ist in Deinem holden Reiz begründet,
Ich fühle mich so innig Dir verbündet,
Doch weiß ich nicht, wie ich es sagen soll.
Du sahst mich an, und Deine Blicke riefen
In meiner Brust hervor die heißen Triebe,
Die dort in unbewußter Ruhe schliefen;
O, daß ein Gott mir auf die Lippen schriebe:
Hier strahlt Dein Bild in dieses
Herzens Tiefen
So steh' ich stumm vor Dir in stummer Liebe.
_____
"Ob ich Dich liebe? ob mein
Herz für Dich,
Wie sonst, so glühend noch im Busen schlage?
Wie, Mädchen, kämest Du zu dieser Frage,
Wenn nicht die Lieb' aus Deiner Brust entwich?
Wann fandest Du mein
Herz veränderlich?
Ich war Dir treu seit jenem ersten Tage;
Und gab ich Anlaß Dir zu einer Klage,
Dann treffe schwer des Himmels Rache mich ..."
_____
Achim von Arnim
(1781-1831)
KALTE HÄNDE, WARMES
HERZ
Kalte Hände, warmes
Herz,
Hab ich wohl empfunden,
Nahe Tränen, fernen Schmerz
In den Abschiedstunden;
In der Hände letztem Druck
Froren sie zusammen;
Doch das
Herz war heiß genug,
Löste sie in Flammen.
Kalt so fühl ich Deine Hand,
Noch in meiner liegen,
Und des
Herzens heißen Brand
An mein
Herz sich schmiegen:
Kalte Hände, warmes
Herz
Mußt Du mir erhalten,
Keinem drück die Hand zum Scherz,
Daß nicht
Herzen kalten.
_____
Was hilft mir alles Denken,
Was hilft mir alles Sprechen,
Was hilft mir alles Tun!
Mein Liebchen will mich kränken
Und will das
Herz mir brechen,
Ich darf nicht bei ihr ruhn.
_____
Wie die Stunden rennen
Mir an ihrer Seit,
Auf der Zunge brennen
Lieb und Heimlichkeit;
Soll ich ihr bekennen,
Was im
Herzen brennt?
Und wie soll ich nennen,
Was sie noch nicht kennt?
Herz sei doch zufrieden
Sie still anzusehn,
Würden wir geschieden
Müßtest du vergehn;
Schweige, noch hienieden
Ward es nicht so schön,
Daß in selgem Frieden
Zweie sich ansehn.
_____
Zuweilen tut mir das
Herz so weh,
Als ob ich dich nie umschlungen,
Und wenn ich dann zum Himmel seh,
So hat mir das Ohr geklungen,
Was klingt im Ohr, was schlägt das
Herz?
Das kommt von der Witterung
Der Himmel treibt im
Herzen Scherz,
Und wer noch liebt ist jung.
_____
Elsa Asenijeff
(1867-1941)
HEIMLICHER JUBEL
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein
Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
_____
FLEHEN
Mein
Herz ist einfach
Wie ein
Kinderherz
Verzeih ihm nur und zürne nicht:
Es kann nicht zweie lieben,
Nur einen immerzu
Und – ja – der eine –
Der bist du!
_____
SCHMERZENDER REIGEN
Sie hat in dem Haar einen Rosenkranz,
Die Füsse gleiten im wiegenden Tanz,
Sie hat sieben Dolche im
Herzen
Und ist nicht Mutter Marie,
Sie hat den Liebsten gefragt:
Hast du kein Glück für mich?
Da hat er lachend gesagt:
Sieben Dolche hab ich für dich!
Und ist auf Reisen gegangen.
Sie hat sieben Dolche im
Herzen,
Die hat ihr der Liebste hineingeworfen,
Und muss tanzen damit und lächeln dazu
Mit dem
Herzen
Voll Weh und ohne Ruh,
In dem die sieben Dolche des Liebsten
So schmerzen . . .
_____
IM TÊTE-A-TÊTE, LEISE LEISE ZU SINGEN . . .
Warum sprechen?
Wo Singen soviel leichter und schöner ist?
Warum gehen?
Das müde macht,
Während Tanzen durch selige Augen
In die
Herzen lacht?
Warum flehen oder trotzig sein? –
Wo Küssen so süss ist und so trunken macht?
_____
Hugo Ball (1886-1927)
Tausend Saiten hat meine Laute
Tausend Saiten hat meine Laute
Tausend Töne hatte mein
Herz
Seit Deine Liebe mir Träume spann
Seit mir Dein Ich in die Seele schaute
Harfen sie himmel und himmelwärts.
Bist Du mein Licht,
Das die Hände faltet?
Bist Du der Tag,
Der mir Blüten küsst?
Bist Du die Sonne
Die über mir waltet?
Sage mir, ob Du
Ein Engel bist?
_____
Lisa Baumfeld (1877-1897)
Ich fühle nichts als dich - dich, dein geliebtes Lächeln ...
Und schau' dir tief und durstig in die Augen,
Um schauernd deine Seele einzusaugen ...
Ringsum ist Stille ... Erd' und Himmel lauscht ...
Da sink' ich an dein
Herz, betäubt, berauscht,
Und häng' an dir mit schwerem, langem Kuß ...
_____
Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen
Und weiß, dein
Herz ist krank ... ich küsse dich gesund!
In meinem Arm ist seliges Verbluten ...
Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen ...
_____
Michel Berend (1834-1866)
O, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,
Behalt' es treu im
Herzen,
Und was dich quält und was dich kränkt,
Mit ihr kannst du's verschmerzen;
Es schwindet jedes Leid der Welt,
Wenn Liebchens Träne darauf fällt -
Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,
Behalt' es treu im
Herzen.
_____
Frida Bettingen
(1865-1924)
Du mußt das
Herz
Du mußt das
Herz, das nach dir krankte, hegen,
wie eine Blume, die im Keller litt.
Wie eine Welle, die vom Meer gesondert,
sehnsuchtgeschüttelt über Steine glitt.
Wie eine Stimme in der stummen Geige,
die ihrer Zauberformel harrte, Tag um Tag -
Du mußt es sacht in eitel Sonne legen,
daß es an Sonne wieder glauben mag.
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Ach, mein
Herz ist bange,
Bange nach meiner Geliebten.
Sehnsucht hält die Schatten-
Flügel über mir.
_____
Deine lachenden Augen ruhen auf mir
Sonnenscheinwarm und trösten mein
Herz;
Dein kleines Grübchen der rechten Wange
Macht lustig mein
Herz, denk ich blos seiner;
_____
Hier mein
Herz, Welt, hier mein ganzes Leben!
Dich umfaß ich, Gott; was du gegeben,
Ström ich wieder in Entzückung her.
Hat mein
Herz der Leiden viel getragen,
Darf es wieder nun in Wonnen schlagen,
Und von Müdigkeit weiß es nichts mehr.
_____
Ich bin so voll von Liebe,
Wie die Traube ist voll von Süße,
Mein
Herz ist wie im Sommer
Der volle Apfelbaum.
_____
Ich nehme dich und küsse dich
Und lasse dich nicht von mir,
Ein blinder Bettler wäre ich,
Wär nicht mein
Herz bei dir.
_____
Nimm mein
Herz in deine Hand,
Wieg mein Lied in Trost und Träume,
Schöne, himmelhergesandt,
Nimm mein
Herz in deine Hand.
Alles wird dann ruhig sein,
Denn die Heimat ist gefunden,
Kehrt mein
Herz in deinem ein,
Alles wird dann ruhig sein.
_____
Und alles war voll Glück, voll Glück auch ich;
Ein Sonnenstäubchen Glück: so fühlt ich mich.
Und durch die Welten wirbelte ich hin;
Licht war mein
Herz, und meine Augen Glanz.
_____
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Wie leicht mein
Herz da du es hebst;
wie leicht das Leben da du lebst;
da du ihn stirbst ist wohl der Tod
ein heiterer Morgen über fremden Meeren
die wir durchziehn auf sonnbeglänztem Boot.
_____
Die
Herzen
Tot lagen zwei Königskinde
die sich zu sehr geliebt.
Da weint Hof und Gesinde.
Ein Grab man ihnen gibt.
Der König in seinem Leide
läßt hauen aus edlem Stein
seiner liebsten Augenweide
einen kühlen Totenschrein.
Er will nicht daß sie wesen,
beruft seiner Ärzte Kunst,
läßt Öle und Narden erlesen
für eine letzte Gunst:
"Tod soll sie nicht versehren,
ihr Blühen nicht vergehn." -
Da sieht man mit Messern und Scheren
sie über den Leichen stehn.
Bereit sind Öle und Narden
und Spezerei zu hauf.
Es tun von langen zarten
Schnitten die Leiber sich auf.
Die Ärzte zu Tod erbleichen,
zu stumm für einen Schrei:
Kein
Herz lag in seiner Leichen,
in ihrer lagen zwei.
_____
So groß ist mein
Herz.
Was du tatest,
weißt du es?
Einst liebte ich Blumen
das Lied der Nachtigall.
Ich grüßte Gestirne
und atmete mit den Wäldern.
Was ist das heute?
Ich zittre vor Liebe.
Rosen küß ich ins
Herz,
jauchze schluchze mit dir
nächtiger Vogel.
Im nassen Auge
flimmern Gestirne.
Ich bin die Liebe.
Über den Wäldern geh ich dahin,
reiße Berge und Seen,
silberne Wolken,
reiße ein Meer in mein
Herz.
Komme, Sehnsucht, bei Nacht
von Schweigen getragen
von Dunkel umdient.
Komme heimlich.
Daß ich mich rette
aus der Liebe der Welt.
Doch wenn es zerspränge -
Allmächtiger Tod!
Mein
Herz ist so groß:
Du bist nicht größer.
_____
Ernst Blass (1890-1939)
Seit ich zuviel an dich denke,
Bin ich nicht mehr frei und munter.
Such ich, wie ich es versenke,
Geht es doch mir nicht mehr unter.
Lockig Haare, klar die Wangen
Und der Augen Schelmerein,
Sie sind ferne, doch sie fangen
Mich mit bangen Schlingen ein.
Weiß nicht, wie das enden möge,
Bringt es Freude oder Schmerz?
In dem zierlichsten Gehege
Neu verfangen glüht mein
Herz.
_____
Bist du nun auch von mir ferne,
Weiss ich dich doch in der Welt.
Ist die Nacht auch ohne Sterne,
Bleibt mein
Herz noch sanft erhellt.
_____
Friedrich von Bodenstedt
(1819-1892)
Die Rebe dehnt sich sonnenwärts,
Nach Liebe sich das
Menschenherz:
Wem Licht und Liebe bleibt verloren,
Der wäre besser nie geboren!
_____
Alte Liebe
Einst hielt ich Dich umwunden
Mit jugendstarkem Arm:
Die Jugend ist verschwunden,
Doch schlägt mein
Herz noch warm.
In meinem Lebensringe
Bist Du der Edelstein,
Und Alles was ich singe,
Sing ich nur Dir allein!
_____
Seit deiner Augen Himmelsglanz
Mir in das
Herz gestossen,
Hat sich das Weltgeheimniß ganz
Dem innern Blick erschlossen.
_____
Verständigung
Wir haben nicht Ringe gewechselt,
Das
Herz zu legen in Banden;
Wir haben nicht Phrasen gewechselt,
Und haben uns doch verstanden.
Wir haben nicht Eltern, noch Sippen
Dabei zu Rath gezogen -
Es haben
Herzen und Lippen
Alleine Rath gepflogen.
Ein Blick herüber, hinüber,
Ein Kuß - ich hielt dich umwunden -
Die
Herzen flossen uns über,
Wir waren auf ewig verbunden.
_____
Adolf Böttger (1815-1870)
Ich wollte selbst ein Schmetterling
Ins tiefe
Herz Dir tauchen,
Und in dem Meer der Seligkeit
Die Seele dann verhauchen!
_____
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Du schautest in das
Herz mir allerwegen,
Du warst die Einz'ge, der es nichts verhehlt;
Was es erhofft, erkämpft, was es verfehlt,
Stets hats ein off'nes Buch vor Dir gelegen.
_____
Leb' wohl! Im
Herzen stockt das Blut,
Die Brust durchwühlet Todesqual;
Bald Eis auf Eis, bald Gluth auf Gluth
Ruht Mund auf Mund - zum letzten Mal.
_____
Es ward zu einem Leichenstein mein
Herz,
D'rauf soll der Wand'rer Deinen Namen lesen,
Und daß sein Klang mir mehr Musik gewesen
Wie Lerchenlied und Nachtigallenscherz.
_____
Was in Liebe ich begonnen,
Lass' in Liebe mich vollenden;
Sterbend will an Dich noch einmal
Ich mein ganzes
Herz verschwenden.
Niemals fürchtete den Tod ich,
Kann es doch nur ein Moment sein, -
Nein, ich bebte nur vor Einem:
Lebend je von Dir getrennt sein.
_____
Kein Hauch, kein Seufzer, kein klagendes Wort
Entwalle fürder der blutenden Brust;
Nie falle mein Auge auf Dich hinfort
Stets wieder zu fühlen, wie groß mein Verlust.
Kein Wort, kein Seufzer, - doch hinderst Du nicht,
Daß tief in dem Busen ein jeglicher Schlag
Des verarmten
Herzens von Liebe spricht,
Für Dich nur beben und zittern mag.
Daß es Dir lebe, Du hast es verwehrt,
Doch daß es für Dich, Du Strahlende, bricht,
Daß es Dich segnet und noch Dich ehrt,
Da Du es zertrittst, - das wehrest Du nicht.
_____
Ferdinande von Brackel
(1835-1905)
Herzeleid
Herzeleid, ach
Herzeleid!
Wie magst du leicht noch sein,
Wenn wir von deinem Wehe
Betroffen nur allein!
Herzeleid, ach
Herzeleid!
Wie wird es schwere Last,
Wenn es auch and're Theure
Mit seinem Druck erfaßt.
Herzeleid! Ach,
Herzeleid
Am tiefsten wohl besteht,
Wenn durch das liebste
Herze
Sein Weg zu unserm geht.
_____
Bald jauchzend hell wie Lerchenlied,
Bald süß wie Nachtigallenklang,
Von
Herz zu
Herz ein Echo zieht
Und weckt stets neuen sel'gen Klang.
O Zeit der Lieder,
Herzensmai,
Wo uns das Leben dünkt Gedicht!
Im Liede dir darum ich weih'
Den Gruß, den dir mein
Herze spricht.
_____
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Dein Auge
Ein Himmelreich dein Auge ist,
Ein Engel jeder Blick;
Wem liebend er begegnet ist,
Dem lächelt das Geschick.
O Himmel, nimm mich auf in dich,
Und laß mich selig sein!
O Engel, ziehe segnend mir
In's offne
Herz hinein!
_____
Einmal nur so von Entzücken,
So von dunklem Gram erfüllt
Ueber deine Hand mich bücken,
Und mein Sehnen wär' gestillt.
Einmal traulich bei dir säumen,
Glückesstill dir lächeln zu,
Selig dir am
Herzen träumen
Eines Augenblickes Ruh'!
_____
Ich sinke dir an's volle
Herz,
Mir woget überschwänglich
Ein tiefes Weh', ein alter Schmerz
Im Geiste unvergänglich.
Und glühend aus dem Auge bricht
Ein Thränenstrom hernieder,
Und leise aus dem
Herzen spricht
Und sagt es ewig wieder:
Ich liebe unaussprechlich dich
Aus innerstem Gemüthe;
Ich liebe tief unsäglich dich,
Du Geist der reinsten Güte!
_____
Möchte weinen, weinen
Stille Tage lang,
Möchte fröhlich scheinen -
Bin so schmerzenskrank.
Hab' nur einen steten
Heißen
Herzensdrang,
Möchte wachen, beten
Stille Nächte lang.
_____
Abends
Wenn die Abendglocken hallen
Nieder in der stillen Au,
Und wenn leuchtend Sterne wallen
In dem reinen Himmelblau:
Dann in meines
Herzens Grunde
Wird es still und feierlich,
Und es naht sich leis die Stunde
Der Erinnerung an dich.
_____
Wie eine Sonn' in Gluth,
So flammt das
Herz in Liebe,
Und wie ein Meer in Fluth,
So wogen Sehnsuchtstriebe.
_____
Zur dunklen Grabstatt ward mein
Herz:
Ihr finstrer Wächter ist der Schmerz;
Begraben drin liegt Freud' und Lust
Und jedes Glück der Menschenbrust.
Doch eine Stimme nur hat Macht,
Zu lösen diese Grabesnacht:
Wenn deren Ruf in Lieb' erklingt,
Sich Jubellust der Brust entschwingt.
_____
Karoline Bruch-Sinn
(1853-1911)
Ich möchte in heißem Glutverlangen
An brennenden Lippen schauernd hangen,
In lodernde Augen seh'n -
In Augen, aus welchen die Liebe spricht,
Die sehnend auch mir im
Herzen glüht -
In seligen Schauern vergeh'n!
O Liebe, Du bist das Himmelreich
Und auch die flammende Hölle zugleich -
Bist Dämon und Gott allzumal -
Bist blühendes Leben und grausiger Tod
Und nächtliches Dunkel und Morgenrot
Mit Deiner seligen Qual!
_____
Luise Büchner (1821-1877)
Du schöner Frühling, meiner Seele Lust!
Mein schauernd
Herz will ewig dir sich weih'n,
Es blieb dies
Herz stets einsam und allein.
Nie mocht' ein Menschenauge mich beglücken
So tief in Lieb' und seligem Entzücken,
Als ich in deines Himmels Bläue seh'!
_____
Stille Frage
Es quillt des Abendsterns
Geheimnißvoller Schein,
So nah' und auch so fern,
Mir in das
Herz hinein.
Drin glüht ein and'res Licht,
So nah' und auch so fern,
Das
Herz umschließt es dicht -
Doch weit ist's wie der Stern.
Du gold'ner Liebesstrahl,
Geh', frage deinen Stern,
Bleibt er zu deiner Qual,
Dir ewig, ewig fern?
_____
So tief verwundet ist dies
Herz -
Es möchte sich in Nacht versenken,
Nicht sehen, hören und nicht denken,
Nur fühlen seinen bitt'ren Schmerz!
So kostet' es ihn bis zum Grund,
Es müßte langsam sich verbluten,
Und aus den ausgebrannten Gluthen
Erhöb' es sich vielleicht gesund.
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
Sie liebt mich nicht. Nun brennt mein
Herz
Ganz lichterloh vor Liebesschmerz,
Vor Liebesschmerz ganz lichterloh
Als wie gedörrtes Haferstroh.
_____
Seitdem du mich so stolz verschmäht,
Härmt' ich mich ab von früh bis spät,
So daß mein
Herz bei Nacht und Tag
Als wie auf heißen Kohlen lag.
Und war es dir nicht heiß genug,
Das
Herz, das ich im Busen trug,
So nimm es denn zu dieser Frist,
Wenn dir's gebacken lieber ist!
_____
Carl Busse (1872-1918)
Und wärst du mein Weib und wärst du mein Lieb,
Wie wollt' ich dich jauchzend umschlingen,
Ich wüßte ja nicht, wo das
Herz mir blieb'
Vor lauter seligem Klingen.
_____
Georg Busse-Palma
(1876-1915)
"Ach im Grabe möcht ich sein!"
Sang ich oft vor Zeiten.
Sieh, nun kam ein Händchen klein,
Voll von Seligkeiten.
Mitten in mein
Herz hinein
Ließ es alle gleiten! —
_____
Mein Schatz hat weiße Zähnchen
Und einen roten Mund.
Wie Flaum von jungen Schwänchen
Ein Brüstchen blank und rund.
Das hebt sich schüchtern kaum zur Höh', —
Ich mein', wenn ich im Traum es seh,
Mir müßt' das
Herz zerspringen
Vor süßem Sehnsuchtsweh!
_____
Zwei Sorten von Verliebten trägt die Welt:
Phantast'sche Schwärmer, Narren, sind die einen,
Die andern gleichen ganz und gar den Schweinen.
Jedoch im Dichter sind die zwei gesellt!
Dem schenkte Gott ein
Herz, so groß und reich,
Daß er ein Narr ist und ein Schwein zugleich.
_____
Die beiden Hände hast du mir gegeben
Und lieb und zärtlich mich dazu geküßt.
Ich nahm dein
Herz und schenkte dir mein Leben,
Mein Weib und Kind, die du mir beides bist.
_____
Ich laß dich nur, weil meine Liebe
Dich allzu hoch und heilig liebt;
Damit dein Bild sich niemals trübe,
Hab ich mein
Herz zu Tod betrübt.
_____
Ich singe durch die Frühlingstage,
Als wär' mein
Herz ein Drosselnest.
Ich singe mit so hellem Schlage,
Als stünd' ich froh im frohsten Fest.
Und muß doch trüb die Stirne neigen,
Wenn blaß und lau der Tag verfließt.
Ich singe, und ich möchte schweigen –
O komm, du Mund, der meinen schließt!
_____
Marie Calm (1832-1887)
Mein
Herz ist eine stille Flut
Mein
Herz ist eine stille Flut,
Darin Dein Bild als Himmel ruht,
Mein
Herze ist ein grüner Wald,
Darin als Sang Dein Name schallt.
Mein
Herze ist ein Ringlein fein,
D'rauf glänzest Du als Edelstein;
Mein
Herz ist eine Frühlingsluft,
D'rin Deine Liebe webt als Duft.
Mein
Herz ist eine Muschel zart,
Die Dich als Perle aufbewahrt;
Sie hält sie fest und läßt sie nicht,
Bis einst das kleine Haus zerbricht.
_____
Carmen Sylva (1843-1916)
Wenn ein
Herz bricht, geht ein Hauch
Von Weh so über die Erde,
Als wenn in kalten Nebelhauch
Und Schnee sie verwandelt werde.
Wenn ein
Herz bricht, weht ein Schrei
Unhörbar durch alle Weiten,
Dem taub die Menschen und kalt vorbei,
Unstörbar von hinnen schreiten.
Wenn ein
Herz bricht, tönt ein: Ach!
Sturmtosend von bleichen Lippen,
Wie eines Baumes Todeskrach,
An losen, stürzenden Klippen.
Wenn ein
Herz bricht, geht ein Fluch
Anklagend durch alle Zeiten,
Auf alte Freude ein Leichentuch
Einschlagend, kalt zu breiten.
Wenn ein
Herz bricht, klirrt es fein,
Als spränge sehr kostbare Habe
Etwas, das wunderbar zart und rein,
Das sänge man heute zu Grabe.
Wenn ein
Herz bricht, nimmt es Gott
Trostspendend in seine Hände,
Daß Tränen löschend, in heiße Not
Verschwendet die Pein sich wende.
Wenn ein
Herz bricht, klagt es an,
Und flieht vor der Menschen Erkennen,
Und schweigt, klirrt leise, wie Ketten dran
Man zieht, - will heimlich verbrennen.
Wenn ein
Herz bricht, kommen all
Die Engel, es einzuhüllen
In Lilienstengel! Es soll kein Fall
Den Himmel mit Weh erfüllen.
_____
Ada Christen (1839-1901)
Ich sehne mich nach wilden Küssen,
Nach wollustheißen Fieberschauern;
Ich will die Nacht am hellen Tag
Nicht schon in banger Qual durchtrauern.
Noch schlägt mein
Herz mit raschem Drang,
Noch brennt die Wang' in Jugendgluthen -
Steh' still, lösch' aus mit einem Mal!
Nur nicht so tropfenweis verbluten.
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Honig mag den Lippen munden,
Aber Gift muß uns verwunden,
Und wenn nun auf einmal trifft
Honig uns und süßes Gift,
Sag' wie soll das arme
Herz gesunden?
_____
Du meiner Seele schönster Traum!
Du meiner schönsten Träume Seele!
Du
Herz, dem ich mein Heil befehle!
Du Heil, wie ich es ahnte kaum!
_____
Ihre ganze volle Seele
Senkte Liebchen in mein
Herz,
Aber daß ich anderwärts
Nichts davon erzähle,
Hat sie mir mit einem Kuß
Fest den Mund versiegelt,
Mir das
Herz verriegelt,
Daß ich selig schweigen muß.
_____
Golden Licht, lieb Gesicht
Golden Licht! Lieb Gesicht,
Süß gereimtes Maigedicht!
Blühend
Herz! Maigemüt,
Das in Glanz und Duft erblüht!
Freundlich Kind, lieb Gesicht!
Wer schaut dich und liebt dich nicht?
Maigedicht, Gottes Wort,
Ewig blüh' und töne fort!
_____
Wirst du heiß, du
Herz von Eisen
Wirst du heiß, du
Herz von Eisen,
O so komm, daß ich dich schmiede!
Mußt mich ein bißchen besser leiden
Mit jedem Liede!
O lehr mich die Welt verachten
Mit ihrem tödlichen Genusse!
Laß inniger nach dir mich schmachten
Mit jedem Kusse!
Die Liebeskraft nehm' ich zusammen,
Von dir nur spricht des
Herzens Klopfen;
Dir glüht sein Blut in reinen Flammen
Mit jedem Tropfen!
Gib jeden Tag mir das Geleite,
Gib Tau, in dem mein
Herz sich tauche;
Dann dankt es dir beim Heimwärtsschreiten
Mit jedem Hauche!
_____
Deinem Sterne einen Gruß
Deinem Sterne einen Gruß
Der so golden und blank,
Deinem Engel ein Lob!
Deinem Glück einen Dank!
Deinem Los ein Gebet!
Deinem Leben ein Heil!
Deinem
Herzen die Lieb!
Und der Himmel dein Teil!
_____
Im tiefsten
Herzen glüht mir eine Wunde
Im tiefsten
Herzen glüht mir eine Wunde,
Aus der ein Quell sich heißen Bluts ergießt,
Und eine Rose blüht im
Herzensgrunde,
Die in dem Blute wie im Taue sprießt.
Ob auch die Rose Blatt um Blatt zerstiebe,
Die Wunde deckend wie ein stilles Grab,
Noch überm Grabe weht ein Hauch der Liebe,
Die mir die Wunde und die Rose gab.
_____
Ein Myrtenreis
In meinem
Herzen regte
Der Liebe Wunsch sich leis,
Da pflanzt' ich ein und pflegte
Ein zartes Myrtenreis.
In Leid und Lust erglühte
Der Liebe Flamme heiß,
Da wuchs empor und blühte
Mein zartes Myrtenreis.
Und nun mein
Herz errungen
Der Liebe reichsten Preis,
Hat sich zum Kranz verschlungen
Mein zartes Myrtenreis.
_____
In des Mais Zauberkreis
In des Mais
Zauberkreis
Höchster Zauber,
Süßester Preis!
Himmelsgruß!
Gotteskuß!
Stimme der Nacht!
Minnewacht!
Nachtigall, du Lenzgebet!
Wie mir dein Ton zu
Herzen geht!
_____
Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum
Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum,
Nah oder fern ist da nur Traum.
Die Lieb' hat keine Schranke der Zeit,
Ewig und jetzt ist da unentzweit,
Du bist mein
Herz, mein Lieb, mein Stern!
Schrankenlos, ewig, nah und fern!
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
Wenn du mich verläßt,
Kann mein
Herz nicht fliegen,
Und sitzt wie ein nasser Vogel im Nest.
_____
Gib mir die Hand.
Die beiden Tannen stehen so still,
Ich will dir sagen,
Was die Stille rings verschweigen will.
Gib mir die Hand ...
Gib mir in deiner Hand dein
Herz.
_____
Deine Schönheit ist meine Harfe,
Du bist unendlich schön, mein Lied sei ohne Ende.
Du schlägst die Wimpern nieder,
Sie sind mir eine neue Brücke in dein
Herz.
_____
Wenn ich dich vermisse,
Zerrt mein
Herz an meiner Kette.
In meinem Ohr wohnt nur dein Name,
Wie ein Vogel im Bauer.
_____
An deinen Lippen
Deine Küsse halten mich glühend wach,
Sie gehen wie feurige Sterne ums Dach.
An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
Mein
Herz springt ins Feuer, mein Auge loht.
Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen
Im letzten Himmel verschwinden müssen.
_____
Die
Herzensfrau
Der Mittag liegt mit mir im Gras,
Die Wolken ziehn tiefblaue Straß,
Die Welt ist grün und weiß und blau,
Zu mir setzt sich die
Herzensfrau.
"Rot," spricht sie, "ist die ganze Welt,
Wenn man zum Kuß den Mund hinhält."
_____
Des hab' ich mich noch nie bedankt
Des hab ich mich noch nie bedankt,
Daß deine Hände nach mir langen
Und deine Lippen mich empfangen,
Daß in den Hügeln deiner Brüste
Ich mir fürs Leben Sehnsucht küßte,
Und gern mein
Herz nach deinem krankt.
Des sei die Stund, die dich vollbracht,
Die dich zur Liebeslust erdacht,
Von jeder neuen Stund bedankt.
_____
Einst werden Sonn' und Sterne kalt
Du liegst so gut in meinem Arm,
So gut ruht nur in mir mein
Herz.
Wir schweben wie das Feuer fort
Und leben nur der Küsse Leben.
Einst werden Sonn' und Sterne kalt,
Uns hat der Tod vergessen müssen,
Und tausend, tausend Jahre alt
Leben wir noch in jungen Küssen.
_____
Deine Locken
Ich wühlte gern hitzig in deinem Haar,
Sage mir: reden die Locken wahr?
Die Locken werfen sich voll und rund
Wie tolle Bäche an meinen Mund.
Und jeder Lockenleib wild sich rollt,
Als ob er mit Glut mir zufliegen wollt.
Ich möchte vor Lust mein
Herz zerbrechen,
Mit tausend Splittern zu dir sprechen.
_____
Und mein
Herz singt in seinem Käfig
In allem, was mir schön und allmächtig scheint, bist du,
Deine Augen kommen in mein Zimmer, und die Luft wird jung,
Und mein
Herz singt in seinem Käfig.
In mein Haus bringst du Lachtäublein unter mein Dach,
Die Blumen und Kräuter richten sich auf,
Bei Scheibe und Schwelle sitzen die Sonne und der
Mond Mund an Mund.
_____
Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett
Sanft legte dich die Liebe auf mein Bett
In deinem schönsten Kleid aus Scham und Blöße,
Und draußen kam die Nacht auf atemlosen Schnee,
Und auch Gottvater kam in atemloser Größe.
Mit vollem Auge hat der Gott geweint, gelacht.
Du hast dein
Herz und deinen Leib
Zur Krone dieser Nacht gemacht.
_____
Weil ich deinen Kuß noch fühle
Schwüle geht im
Herzen um,
Weil ich deinen Kuß noch fühle.
Geh' ums Leben heut herum,
Möcht' kein Wörtlein von mir geben,
Nur das
Herz möcht' mir entschweben,
Lippen blieben gerne stumm.
Tragen von der Liebesstund
Noch die süße Blüte und
Alle Glieder sagen warm:
Arm macht niemand je mich wieder.
_____
Richard Dehmel
(1863-1920)
Ruf
Immer stiller stehn die Bäume,
nicht ein Blatt mehr scheint zu leben,
und ich fühle Wüstenträume
durch den bangen Mittag beben,
bis ins bange Blut mir zittern,
bis ins
Herz, wie Feuerpfeile.
O, ich lechze nach Gewittern!
Komm, Geliebte! eile! eile!
_____
Die Getrennten
Nie mehr bin ich allein,
gleich bebt in mir deine Stimme:
Du, wie ist dir ums
Herz?
Du, wie ist dir ums
Herz?
Wie dem Schwanenpaar damals,
das wir beim Nestbau belauschten,
Beide wie Ein
Herz bewegt,
Beide wie ein
Herz bewegt.
Oh, jetzt bin ich allein,
jetzt bebt in mir deine Stimme:
Oh, wo bist du, mein
Herz?
Du, wo bist du, mein
Herz!
_____
Jetzt und immer
Seit wann du mein - ich weiß es nicht;
was weiß das
Herz von Zeit und Raum!
Mir ist, als wärs seit gestern erst,
daß du erfülltest meinen Traum,
mir ist, als wärs seit immer schon,
so eigen bist du mir vertraut:
so ewig lange schon mein Weib,
so immer wieder meine Braut.
_____
Felix Dörmann (1870-1928)
Im
Herzen wühlt und lodert
Die wüsteste, tollste Begier
Und reißt und stößt und peitscht mich,
Madonna Lucia, zu Dir.
_____
Der uferlose Strom
Rasender Liebeswonnen
Durchzog in wilden Wirbeln
Mein hochaufschlagendes
Herz,
Und in mir lebt
Leuchtende Erinnerung
An liebesschwüle Stunden.
_____
Ich habe nur ihr großes
Herz gekannt
Und ihres teuren Leibes Paradies. -
Nicht weiß ich, wer sie war und wie sie hieß,
Denn ihren Namen hat sie nie genannt.
_____
Liebesschauer mir im
Herzen wühlen,
Deiner Schönheit blutigem Altar,
Sturmgewaltig wettert durch mein Fühlen,
Atemloser Wonnen wilde Schar.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Frage mich nicht, ob ich liebe?
Ueberflüßig ist dies Wort,
Wo ein
Herz im Flammentriebe
Ringt zu seinem Himmelsport;
Wo die Seele lebt im Trachten
Und im ewigen Verschmachten,
Wo die Trennungsstunden trübe,
Heiße Liebesgluth ist dort.
_____
Kaum das Glück genossen,
Mund an Mund zerflossen,
Herz an
Herz geschlossen,
Trennt uns das Geschick;
Und mein tiefes Sehnen
Perlt in heißen Thränen,
Klagt in leisen Tönen
Um verlor'nes Glück.
_____
Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde
Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen?
Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde,
Sich ewig niedersenkten neue Wonnen.
O süße Zeit!
Wo Liebesseligkeit
All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden
An dieses
Herz gewürdigt zu verschwenden,
Um dieses Leben zu durchsonnen.
_____
Aehnlich einer Zauberblume,
Die nur Einmal blühen will,
Stand im
Herzensheiligthume
Meine Liebe fromm und still.
_____
Einmal geseh'n nach langer Zeit,
Herz, lerne dich begnügen,
Und schlürf' des Anblicks Seligkeit
In langen, langen Zügen.
O Glück, du wollest nur mit Qual
Die Sehnsucht mir belügen,
Und bietest nun mit einemmal
Mir stille Freuden ohne Zahl
Und namenlos Vergnügen.
_____
Ein Talisman ruht deine weiche Locke
Auf meinem
Herzen zaubervoll,
Erinnernd, wie die Welt es auch verlocke,
Wen es für ewig lieben soll.
Nicht schönern Grabstein hat ein
Herz gefunden,
Als dieses blonde Lockenmonument,
Das mit dem ganzen Himmel mich verbunden,
Und liebreich von der Erde mich getrennt.
_____
Wie ich dich liebe dir zu sagen
Vermag ich nicht, du süßes Weib,
Die Seele denkt es nur mit Zagen
Und süß durchzittert es den Leib.
Es ist kein Wort, das aus es drückte,
Ein Schauen nur und Fühlen dann,
Ein
Herz, das sich an dir entzückte
Und still in sich nun jubeln kann.
_____
Ja Liebe, die so treu und heiß
Und innig
Herz am
Herzen hängt,
Sie steht in eignen Zauberkreis,
Aus dem sie keine Macht verdrängt,
Und selbst in Trennung und in Ferne
Erglänzen ihr der Hoffnung Sterne.
_____
Annette von
Droste-Hülshoff (1797-1848)
Blick' in mein Auge, - ist es nicht das deine,
Ist nicht mein Zürnen selber deinem gleich?
Du lächelst - und dein Lächeln ist das meine,
An gleicher Lust und gleichem Sinnen reich;
Worüber alle Lippen freundlich scherzen,
Wir fühlen heil'ger es im eignen
Herzen.
_____
Meine Lieder sandte ich dir,
Meines
Herzens strömende Quellen,
Deine Locke sandtest du mir,
Deines Hauptes ringelnde Wellen;
Hauptes Welle und
Herzens Flut,
Sie zogen einander vorüber;
Haben sie nicht im Kusse geruht?
Schoß nicht ein Leuchten darüber?
_____
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
Intermezzo
Dein Bildnis wunderselig
Hab' ich in
Herzensgrund,
Das sieht so frisch und fröhlich
Mich an zu jeder Stund'.
Mein
Herz
still in sich singet
Ein altes, schönes Lied,
Das in die Luft sich schwinget
Und zu dir eilig zieht.
_____
Herz, mein
Herz, warum so fröhlich,
So voll Unruh und zerstreut,
Als käm' über Berge selig
Schon die schöne Frühlingszeit?
Weil ein liebes Mädchen wieder
Herzlich
an dein
Herz
sich drückt,
Schaust du fröhlich auf und nieder,
Erd' und Himmel dich erquickt.
_____
Wie in der Waldnacht zwischen den
Schlüften
Plötzlich die Täler sonnig sich klüften,
Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts
Blühende Wildnis - so ist mein
Herz!
_____
Veilchen weckt ja schon der
März,
Mai der Vögel Lieder, -
Aber ein gebrochen
Herz
Weckt kein Frühling wieder.
_____
Selig Weinen sel'ger
Herzen!
Wenn das
Herz
nichts weiter will,
Nicht weiß, ob es Lust, ob Schmerzen,
Aber fröhlich ist und still.
_____
Wenn Zwei geschieden sind von
Herz
und Munde,
Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte
Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte,
Und tragen hin und wider süße Kunde.
_____
Der Tanzmeister
Wohlgerüstet war ich kommen;
Siegsgewiß doch, wie zum Scherz,
Hat ein Blick mein Herz genommen -
Wer kann kämpfen ohne
Herz?
So vom Augenblick - geschlagen,
Kniet' ich Armer vor ihr hin,
Hatt' kein
Herz
nun, ihr zu sagen,
Daß ich ihr
Entherzter
bin.
_____
Ludwig Eichrodt (1827-1892)
An dich
Mit der Kraft von tausend
Herzen
Liebst du mich, ich weiß es wohl,
Darum auch von tausend Schmerzen
Stehet deine Seele voll.
Ist auf Erden Alles möglich,
Macht dir Eines doch nicht bang,
Nur das Eine ist unmöglich,
Unsrer Liebe Untergang!
_____
Wenn so die süße dunkle Glut
Von deinen Augen weht,
O halt es, Mädchen, mir zu gut,
Daß sie mir zündet tief ins Blut,
Und auch mein
Herz in Flammen steht.
_____
Gerrit Engelke
(1890-1918)
Ein herbstlich Lied für Zweie
Auch diesem Stieglitz da im Blätterfall,
Tickt wunderbar in seinem Federball
Ein schüchtern schluchzend
Herz, ein kleines,
Ein
Herz wie meins und deines.
Der Vogel singt, weil ihn sein
Herz bezwingt
Und große Sonnenluft ihn frisch umschwingt -
Er muß von seinem
Herzen zehren.
Und jedes Flüsterbäumchen, uns vertraut,
Trägt unter seiner weichen Rindenhaut
Ein horchend
Neugierherz, ein wachsend kleines,
Ein
Herz wie meins und deines.
Der Baum verzweigt, und weiter zweigt er still,
Weil frei sein
Herz ins Blaue schauen will -
Er muß von seinem
Herzen zehren.
Wer spürt, wie bald das nächtge Schweigen naht -
Du hast mich lieb und gehst denselben Pfad;
Wir leben zueinander warm und still,
Wie unser ruhlos, wunschgroß
Herz es will.
Einmal ist Schauerstille um uns her,
Das
Herz klopft aus, ist tot und leer -
Wir müssen all von unserm Herzen zehren.
_____
Sehnsucht
Sanft strömt vom andern Ufer aus dem Wälderschweigen
Über lichtbeglänzte Flut der Abend.
Trunken schweift der Blick ins Weite,
Steigt geöffnet in die wolkigen Gefilde,
Taumelt in das grenzenlose Licht hinein -
Und das
Herz schwingt zitternd ein:
Nur selig sein.
_____
An den Geliebten
Du hast mit leisem Finger
An mein
Herz gerührt,
Und hast mit einem Blicke
Mich ganz zu dir geführt,
Daß ich nicht mehr ich selber bin
Und nun mein Sinn
Nur lebt in dir.
Ich muß vor dir die Lider senken,
Mein
Herz summt immerzu -
Ich kann jetzt nur an dich noch denken,
Ich ahne schon das Wort, das du
Mir sagen wirst, das mich Geliebte heißt - -
O Liebster, sprich! - Du weißt,
Mein
Herz ist dein.
_____
Bruno Ertler (1889-1927)
Stille Stunde
Mein
Herz geht still.
Es stürmt nicht mehr
und stockt nicht mehr,
es singt ein Lied
in ruhigem Takt,
ein reiches, abendtiefes Lied,
ein Lied vom Glück.
Mein
Herz, das rang
und zuckend litt —
es schmerzt nicht mehr,
es zittert nicht,
es singt ein Lied:
Ich hab' dich lieb — du hast mich lieb — —
Mein
Herz geht still —
_____
Gustav Falke (1853-1916)
Fromm
Der Mond scheint auf mein Lager,
ich schlafe nicht,
meine gefalteten Hände ruhen
in seinem Licht.
Meine Seele ist still, sie kehrte
von Gott zurück,
und mein
Herz hat nur einen Gedanken:
Dich und dein Glück.
_____
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Ja, du bist mein!
In meinem
Herzen
sollst du leben,
Sollst haben, was sein Liebstes ist,
Du sollst, von Lieb und Lust umgeben,
Ganz fühlen, daß du glücklich bist.
Schließ mich in deine Arme ein!
Ja, du bist mein!
Und ewig mein!
_____
Komm zum Garten, zu dem wohlbekannten,
Komm zum Rasensitz, dem oft genannten,
Wo zum Maitrank Schmetterling' und Bienen
Sind erschienen;
Komm zum
Herzen
Herz, komm Mund zum Munde,
Schlägt die Stunde.
_____
O glücklich, wer ein
Herz
gefunden!
O glücklich, wer ein
Herz
gefunden,
Das nur in Liebe denkt und sinnt
Und mit der Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt!
Wo liebend sich zwei
Herzen
einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,
Da muß des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.
Die Liebe, nur die Lieb ist Leben:
Kannst du dein
Herz
der Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! Die ganze Welt ist dein!
_____
Und wärst du auch ein wildes Feuer,
Gern wollt ich deine Asche sein.
Wer hielt sein Leben je so teuer
Und wollt es nicht der Liebe weihn?
Ich warf mein
Herz
wie Spreu ins Feuer,
Und sieh! es blieb ein Edelstein.
_____
Nur liebend ist dein
Herz
ein
Herz
Was ist die Welt, wenn sie mit dir
Durch Liebe nicht verbunden?
Was ist die Welt, wenn du in ihr
Nicht Liebe hast gefunden?
Verklage nicht in deinem Schmerz
Des
Herzens
schönste Triebe!
Nur liebend ist dein
Herz
ein
Herz,
Was ist es ohne Liebe?
Wenn du die Liebe nicht gewannst,
Wie kannst du es ermessen,
Ob du ein Glück gewinnen kannst,
Ob du ein Glück besessen?
_____
Will eine Blume sich erneuen,
So muß sie ihre Frucht verstreuen;
Und will der Mensch in einem
Herzen
leben,
So muß er erst sein eignes
Herz
drum geben.
_____
Ernst von Feuchtersleben
(1806-1849)
Herz
Das seltsame, thörichte, fragende
Herz,
Im Glücke so bang, so glückselig im Schmerz -
Was mag es nur ewig so klopfen?
Es klopft, ach! nicht ewig; es bebet, es harrt,
Bis das Blut in den Gängen des Lebens erstarrt,
Allmählich, von Tropfen zu Tropfen.
Dann schweigt es; dann ruht es; Dämonen der Welt
Sie tragen's ins Haus, das nicht Helios hellt,
Das die Schatten Persephone's schwärzen;
Doch die darin pochte, die selige Kraft,
(Die Hülse zerstiebte) - sie hat sich entrafft,
Und fliegt an das
Herz aller
Herzen.
_____
Karoline von Fidler
(1801-1874)
Herz
In Lieb' und Dank sich selig auszudehnen
Ist meines
Herzens heiligster Beruf!
Ob Himmelslust, ob ungestilltes Sehnen
Den feuchten Strahl im Seelenspiegel schuf,
Er thauet kühlend auf die heiße Brust,
Die der Bedeutung Tiefe sich bewußt.
Wenn stolz der Geist im kühnen Flügelschlagen
Zum Aether dringt und sich mit Göttern mißt,
Wenn die Gedanken ihn zur Sonne tragen,
Geschieht es leicht, daß er das
Herz vergißt;
Dann klopft's verlassen, arm, sich müd' und matt,
Und bleibt doch einsam, macht's nicht Liebe satt.
Aus allen Pulsen sehnt sich's hinzufließen
Ein Liebesmeer, des Lebens warme Fluth,
Und für die Theuren freudig auszugießen
Den letzten dieser reinen Gluth;
Der Liebe Dauer zeigt sein Schlag mir an,
D'rum lieb' ich auch, so lang' es klopfen kann!
Und wie der Geist die Götterschwingen breitet,
So breite du die Menschen-Arme
Herz!
Wie er sich füllend ewig neu sich weitet,
So habe Raum für Liebes-Lust und -Schmerz!
Und wenn er dir in solchem Kampf entschwebt,
Dann schlafe nur, du hast genug gelebt!
_____
Karl Ferdinand von Fircks
(1828-1871)
Ich wollt', ich könnt' dein
Herz belauschen
Ich wollt', ich könnt' dein
Herz belauschen,
Wenn ungesehn und heimlich bunt
In seiner Tiefe die Gedanken
Wie Fischlein gehn am Quellengrund,
In dunkler Nacht, wenn stille Bilder
Lebendig in ihm auferstehn
Und seine Wünsche auf der Leiter
Des Traumes auf- und niedergehn.
Und was es klopft und was es sehnet
Ich schlöss' es treulich in mein
Herz,
Und was es weint und was es seufzet,
Ich legt's zu meinem eignen Schmerz.
Und ging dann hin und thät' mir schneiden
Zum Wandern einen Stab im Feld,
Und ging, das Glück für dich zu suchen,
Hinaus in Gottes weite Welt.
Und spürt' ihm nach auf allen Wegen
Und wollt's erkämpfen treu und recht,
In harter Arbeit es erfröhnen
Demüthig als leibeigner Knecht;
Und wär's dem Himmel abzubitten,
Ich kniete hin mit heißem Flehn, -
Und wär's ein
Herz, das zu gewinnen,
Ich wollt' es werben für dich gehn.
Und hätt' ich all' dein heimlich Sehnen
Und all' dein Träumen dann erfüllt,
Und jeden Gram von dir genommen
Und jede Thräne dir gestillt:
Dann wollt' ich gehn aus deinem Wege
Und fliehn dein Antlitz ewiglich,
Um nicht zu sehen, wie du fröhlich
Und glücklich sein kannst ohne mich!
_____
Herzensjubel
Was pocht mir an's
Herz, was klingt mir im Ohr,
Was läutet in meinen Gedanken,
Was tastet und blühet an mir empor
Wie spielend umschlingende Ranken?
Es singt mit den Vögeln in Lüften hell,
Es kommt mit dem Winde gezogen,
Es hüpft und tanzt auf dem Wiesenquell,
Es schifft auf den blauen Wogen.
Ich glaube, ich glaube, das Glück, das Glück
Ist der Haft des Himmels entronnen
Und tanzt und singt auf der Wanderschaft
Im fröhlichen Lichte der Sonnen.
Und wer es hört singen den Weg entlang,
Dem blühen die Thäler und Hügel,
Und wen es thut streifen auf seinem Gang,
Dem regen im
Herzen sich Flügel.
O, wer es zu greifen, zu fangen verständ',
Und wer es dann wüßte zu halten
In tiefer verschwiegener Brust und fromm
Die Hände darüber zu falten!
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Kein Puls ist ohne dich vergangen,
Seitdem ich dir begegnet bin,
Wer so den Strahl in's
Herz empfangen,
Kann nicht mehr leben ohne ihn.
_____
Arthur Fitger (1840-1909)
O
Herz, du thörichtes altes
Herz,
Und willst du's noch einmal wagen,
Den ganzen wahnsinnigen Höllenschmerz
Der Liebe zu ertragen?
_____
Das ist der alte, sel'ge Schmerz,
Der wieder mich durchflammt;
Das Hirn ist abgedankt, das
Herz,
Das
Herz nur steht im Amt.
_____
Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Armes
Herz du, immer wieder
jubelst du die Sehnsuchtslieder
deiner Liebe laut empor . .
armes
Herz, und immer wieder
steht du vor verschlossenem Tor!
_____
Theodor Fontane
(1819-1898)
Zum 14. November 1868
Ja, ja, Geliebte, man wird alt,
Trotz Filz und Wolle hat man kalt
An Sohlen und an Füßen,
Und ißt am Schlusse des Soupers
Man gar noch etwas Schweizerkäs',
So muß man dafür büßen.
Die Nerven - ach du lieber Gott!
Die Leber wird zum Kinderspott,
Die Leber und der Magen;
Doch würd' auch alles weh und wund,
Eh bien, bleibt nur das
Herz gesund,
So wollen wir's ertragen.
_____
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
»Er kam, er kam ja immer noch«,
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.
Wohl zögert auch das alte
Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: »Es ist erst März
Und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.
_____
Marie Laura Förster
(1817-1856)
O wie selig, wer im
Herzen
O wie selig, wer im
Herzen
Einen Namen nennt,
Wenn es Niemand weiß, wenn Keiner
Diesen Namen kennt;
Wenn es Keiner weiß, welch Hoffen
Seine Seele hegt,
Was sie im Gebet zum Himmel
Ewig aufwärts trägt;
Wenn es Keiner weiß, was Helle
In die Nacht ihm bringt
Und warum die Thrän' im Glücke
Ihm ins Auge dringt;
Wenn es Keiner weiß, was immer
Jung das
Herz erhält
Und was treulich es behütet
In dem Rausch der Welt.
Selig ist er! Nur der Augen
Warmes Strahlenlicht
Sagt uns, daß er in der Stille
Oft begeistert spricht:
"O, mit Gott im Himmel hab' ich
Etwas nun gemein -
Denn mein süß Geheimniß wissen
Er und ich allein!"
_____
Maria Clementine François (1823-1844)
Im Frühling
Die Welt ist so schön,
Mein
Herz
ist so traurig.
O thörichtes
Herz,
Wie soll ich's versteh'n?
Wie lachen die Fluren -
Was pochst du so bang?
Sieh' – Alles ist dein,
Lern' fröhlich nun sein!
Es locket die Erde
Mit heit'rer Geberde:
"Auf, freu' dich des Lebens!" -
Vergebens – vergebens!
Mein
Herz
ist so traurig,
Mein
Herz
wird nicht froh.
Ach, wär' es erst Winter,
Dann schmerzt es nicht so!
_____
Widerlegung
Du nennst des
Herzens
Schwäche, die Lieb', die es empfindet?
O such' ein and'res Wort für meine Leidenschaft.
Kann schwach sein ein Gefühl, das so allmächtig bindet,
Das selbst die zarte Brust, beseelt mit Heldenkraft,
Das nie Gefahren scheut, das Wechsel nie wird kennen,
Das Alles tragen kann – das willst du Schwachheit nennen.
_____
Es blüht mir eine Blume
Im
Herzen
wunderbar,
Die an dem Schöpfungstage
Von Gott gepflanzet war.
Da lag sie still und lieblich,
Im zarten Keim versteckt,
Bis sie aus holden Augen
Ein Liebesstrahl erweckt.
_____
Seht doch an die Erde,
Wie sie herrlich blüht,
Wenn in tiefen
Herzen
Warme Liebe glüht.
Seht doch an die Erde,
Wie so grau und fahl,
Wenn sich Groll und Hassen
In das
Herz
uns stahl!
_____
Lieb' thut so wohl dem
Herzen,
Haß thut dem
Herzen
weh,
Warum dann, statt zu lieben,
Uebtet Haß ihr je?
Traf ich doch auf Erden
Noch keinen Menschen an,
Der nicht Etwas hätte,
Was man lieben kann.
_____
Zur Liebe nur geboren,
Zur Liebe selbst erkoren
Ist des Menschen
Herz.
Wird sie ihm genommen,
Wird es welk verkommen,
Bricht es still in Schmerz.
Kalt zurück sich ziehen,
In sich selbst verglühen,
O daß schmerzt so sehr!
Stets der Liebe offen,
Immer stark im Hoffen,
Schweigt das
Herz
so schwer.
Als du hassen wolltest,
Fühlt' ich doch, du grolltest
Mir aus Liebe nur.
Und ich selbst – ich trage -
Was ich oft auch sage -
Sie im
Herzen
nur!
_____
Mein
Herz
Nicht immer war mein
Herz
so kalt und still;
Einst schlug es freudig dieser Welt entgegen.
Viel Blumen pflückte ich auf meinen Wegen;
Die schönsten aber ließ die Liebe blühn.
Und einen Göttertraum hab' ich durchträumet.
Da plötzlich ward der heit're Himmel trübe:
Verrath vergalt vertrauensvolle Liebe,
Und alle Freudengenien sah ich fliehn.
Und blutend starb die Liebe, Seufzer haben
In meinem Herzen still sie eingegraben;
Der Todtengruft nun gleicht seitdem mein
Herz.
Und ausgetobt nun hat der wilde Schmerz.
Mit Wehmuth nur kann ich den Leichnam sehn -
Der lebend so entzückend war, so schön!
_____
Frage
Wenn sich zwei
Herzen
entfremden,
Die einst sich innig geliebt,
Wer kann sich die Kälte erklären,
Die plötzlich die Beiden umgiebt?
O sage, wie ist es nur möglich,
Selbst, wenn nun zerrissen das Band,
Daß sie so fremd sich nun grüßen,
Als hätten sie nie sich gekannt?
Sprich, haben sie ganz denn vergessen,
Die schöne, so selige Zeit,
Wo sich im glühenden Taumel
Ein
Herz
dem andern geweiht?
Wie, oder denken noch Beide
An jene Zeiten zurück,
Und wollen sich selbst überreden,
Sie fänden allein nun ihr Glück?
_____
Ludwig August Frankl
(1810-1894)
Wie wogst du,
Herz, mit wilder Gewalt,
Was soll dein Pochen und Schlagen?
Ich sehe der Liebe Leiche kalt
Von des Blutes Wellen getragen.
Des Schmerzes kalter Sturmesbraus
Empört sie mit wildem Streiche;
Mach's wie das Meer: an den Strand hinaus,
Zum Strande mit der Leiche!
_____
Es goß der Herr ins
Herz der Liebe Reichthum aus,
Zum Fürsten schuf er dich - und kommst du einst nach Haus,
Da wird er fragen wohl: "Was that'st du mit der Gabe?"
Nicht schmälen wird er dich, kommst du am Bettlerstabe.
_____
Agnes Franz (1794-1843)
Das treue
Herz
Ein treues
Herz bleibt stark in Muth und Hoffen,
Wird gleich vom Sturm der Freuden Saat getroffen,
Sein Glaube hebt es siegend himmelwärts!
Drum wünsch' ich mir, wenn Leiden mich umstürmen,
Wenn Wolken sich um meinen Himmel thürmen,
Ein treues
Herz!
Ein treues
Herz beharrt im festen Lieben,
Wenn And're auch durch Undank es betrüben,
Und lächelt mild noch in dem tiefsten Schmerz.
O könnt' ich mir solch Kleinod doch bewahren!
Erquickung beut uns noch in späten Jahren
Ein treues
Herz!
Ein treues
Herz wird, wenn es Spötter kränken,
Sich nimmer doch von seinem Heile lenken,
Und fest stehn, bei der Frevler frechem Scherz.
O möcht' es doch der Vater mir gewähren!
Als Demant-Krone trägt der Prüfung Zähren
Ein treues
Herz!
_____
Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe,
Sollte And'res nie mein
Herz begehren!
Nicht des Wissens schwererrung'ne Schätze!
Nicht des Glückes, nicht des Reichthums Gaben,
Nicht das Lob der Welt, so vielgepriesen!
Du! Du wärest dann mein Ein und Alles!
In Dir fänd' ich jedes Glückes Krone!
Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe,
Würde bald mein sieches
Herz gesunden!
Du entbrennst nicht, wenn die Welt mit Unrecht,
Wenn mit Trug und Hohn sie Dir begegnet!
Unparteiisch reichst Du Freund' und Feinden
Von des eignen Lebens Götterfülle!
Friede ist mit Dir, und sanftes Dulden.
_____
Liebe ist ein ernster Engel,
Der von ew'gem Himmelsthron
Niedersteigt zu unserm
Herzen,
Weihend sie zu heil'gen Schmerzen,
Weihend sie zu heil'gem Lohn.
_____
Else Galen-Gube
(1869-1922)
Du ließest hier zurück dein junges Weib,
das einen Wunsch nur hatte hier auf Erden:
Dein, dein zu sein mit Seele und mit Leib!
Was soll aus mir Verzweifelten nun werden?
Mit deinem Tod erstarb mein Liebesglück,
und nur mein heißes
Herz blieb hier zurück.
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Ich kann die Wonne, kann den Schmerz
Nicht mehr verschweigen,
Ich kann nur flehn: Nimm hin dieß
Herz,
Es ist dein eigen.
Nimm's, deiner Huld werthlosen Raub,
Und blick' es an zwei selige Sekunden;
Da wirf es hin und tritt es in den Staub,
Es hat des Heils genug gefunden.
_____
Ich habe getrunken einen Trank,
Lieb' heißt der Trank, und der war heiß.
Davon bin ich geworden krank
Im
Herzen.
Mir will nicht kühlen Winters Eis
Noch scharfer Sturm die Schmerzen.
_____
O dürft' ich all mein Wesen
Ergeben dir, du Hohe,
Wie würde da genesen
Zu süßem Heil dieß
Herz, das liebefrohe!
Nichts wüßt' ich, was mir bessre Lust gewährte,
Als meines Geistes Lohe
Zu schüren, daß der Schimmer dich verklärte.
_____
Das ist der Liebe eigen,
Mit Worten muß sie schweigen;
Sie spricht mit süßen Zeichen
Von Dingen ohne Gleichen.
Es sagt die Hand am
Herzen:
Hier innen trag' ich Schmerzen,
Und möchte doch dies Leiden
Um alle Welt nicht meiden.
Im Auge spricht die Thräne:
Wie ich nach dir mich sehne!
Mein Wollen, Denken, Sinnen
Es will in deins verrinnen.
Es spricht der Lippe Zücken:
O laß dich an mich drücken,
Auf daß im Feuerhauche
Sich Seel' in Seele tauche!
So webt in stummen Zeichen
Sich Botschaft sonder Gleichen;
Von
Herz zu
Herzen geht sie,
Doch nur wer liebt versteht sie.
_____
Das ist die köstlichste der Gaben,
Die Gott dem
Menschenherzen giebt,
Die eitle Selbssucht zu begraben,
Indem die Seele glüht und liebt.
O süß Empfangen, sel'ges Geben!
O schönes Ineinanderweben!
Hier heißt Gewinn, was sonst Verlust.
Je mehr du schenkst, je froher scheinst du,
Je mehr du nimmst, je sel'ger weinst du -
O gieb das
Herz aus deiner Brust!
_____
Goldne Brücken seien
Alle Lieder mir,
Drauf die Liebe wandelt,
Süßes Kind, zu dir.
Und des Traumes Flügel
Soll in Lust und Schmerz
Jede Nacht mich tragen
An dein treues
Herz.
_____
Mein
Herz ist wie die dunkle Nacht,
Wenn alle Wipfel rauschen;
Da steigt der Mond in voller Pracht
Aus Wolken sacht -
Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen.
Der Mond, der helle Mond bist du:
Aus deiner Liebesfülle
Wirf Einen, Einen Blick mir zu
Voll Himmelsruh -
Und sieh, dies ungestüme
Herz wird stille.
_____
Seit du mir dein
Herz gegeben,
Däucht im engsten Kreis mein Leben
Mir erfüllt und wohlbestellt.
Deine Lippen küss' ich trunken,
Und versunken
Ist die Welt.
_____
Wenn es rothe Rosen schneit,
Wenn es Liebe regnet,
Oeffne,
Herz, dem Glück dich weit,
Das so hold dich segnet.
_____
Mein
Herz ist wie ein Ringlein
Von eitel güldnen Glast,
Du bist die klare Perle,
Und bist darein gefaßt.
So wie die Perl' im Golde,
So funkelst du darin,
Und trägst auch mich beschlossen
So fest in deinem Sinn.
_____
Wo still ein
Herz voll Liebe glüht,
O rühret, rühret nicht daran!
Den Gottesfunken löscht nicht aus!
Fürwahr, es ist nicht wohlgethan.
_____
Hermann von Gilm
(1812-1864)
Kinderglaube
Schlingt dein Arm sich um den meinen,
Drück' ich deine Hand so lind,
Dann, Geliebte, will mir's scheinen
Ich sei wiederum ein Kind.
Und ich könne wieder beten,
Meiner stolzen Freiheit satt,
Könne keine Blume treten
Weil sie eine Seele hat.
Und die Kette sei zerrissen,
Die an Raum und Zeit mich band,
Und dein Auge sei mein Wissen
Und dein
Herz mein Vaterland.
_____
Martin Greif (1839-1911)
April
Sonnengrüße, Wolkenschauer
Und, noch eh' sich's klären will,
Wiederum verhangne Trauer -
Herz, wie stimmst du zum April!
_____
Mai
Wieder blüht der duft'ge Flieder
Wie zu andern Frühlingstagen,
Und es schlägt die Drossel wieder,
Wie sie vormals hat geschlagen.
Alles in des Frühlings Fülle
Kann nicht mehr vom Jubel lassen,
Herz, und du nur hältst dich stille,
Das sich sonst nicht konnte fassen!
_____
Seufzer der Sehnsucht
Größer kein
Herzeleid,
Als in der Rosenzeit
Einsam zu stehen,
Lieber vor Traurigkeit
Alternd vergehen,
Als in der Rosenzeit
Einsam sich sehen.
_____
Ihr Grab
Es blüht ein Grab in treuer Hut,
Das beste
Herz darinnen ruht.
Zu oberst blühen Rosen rot -
Dein Mund so manchen Kuß mir bot.
Und weiter ab die Lilie blüht -
Dein
Herz hat rein für mich geglüht.
Zu Füßen liegt ein grüner Kranz -
Ich schwang dich oft im Maientanz.
Die Leute gehen dran vorbei,
Mir aber bricht das
Herz entzwei.
_____
Zeichen der Liebe
Ich weiß mir eine Linde
Auf einem Berge stehn,
Auf deren rauher Rinde
Zwei
Herzen sind zu sehn.
Zwei
Herzen mit zwei Flammen,
Die's zueinander zieht,
Sie waren dort beisammen -
Nun sind sie längst verglüht.
_____
Theresa Gröhe (Ps. T. Resa) (1853-1929)
Ich weiß
...
Wie schwül die Nächte sind und sehnsuchtsbang'! -
Zuweilen weht zu mir in weicher Luft
Von Lenzwindtosen ein verlorner Klang -
Von Lenzwindblüten ein verwehter Duft;
Dann schluchz' ich auf - und weiß - und weiß gewiß:
Daß heiß dein
Herz nach meinem
Herzen ruft.
_____
Nun schwanken die Blumen im Abendwinde,
In weiche Dämm'rung versinkt der Hain,
Ein Flüstern geht durch die Blätter der Linde,
Mein
Herz brennt in Sehnsucht, - wo magst du sein?
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Sehnsucht,
auf den Knieen
Schauest du himmelwärts.
Einzelne Wolken ziehen,
Kommen und entfliehen,
Ewig hofft das
Herz.
_____
Weißt du ein
Herz dir schlagen,
Das treugesinnt dir ist,
In deinen trübsten Tagen
Fühlst du, wie reich du bist.
_____
Elisabeth Grube geb. Diez (1803-1871)
Dem
gläub'gen
Herzen werden Himmelsblüthen
Vom wundersamen Eiland hergeweht,
Das alle guten Engel mild behüten
Und wo die Liebe mit der Treue geht.
_____
Anastasius Grün (1806-1876)
Mit einer
Uhr als Angebinde für seine Gemahlin
Die Stunden, wo ein
Leid dich plagt,
Wo scheu dein
Herz das meine flieht,
Wo Schmerz dein liebes
Herzlein nagt,
Wo Trennung unsre Pfade schied,
Die Stunden der Disharmonie,
Die zeige diese Uhr dir nie.
Die Stunden, wo die Freude sprießt,
Wo Gottes Segen dich entzückt,
Wo sich dein
Herz an meines schließt
Und deine Liebe mich beglückt,
Wo sich erfüllt, was du gehofft,
Die Stunden zeige sie recht oft.
_____
Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
Drauf so wonnig sich's ergeht,
Drauf mit süßem Balsamhauche
Ew'ger Frühlingsodem weht.
Aus dem
Herzen, zu dem
Herzen
Führt der Brücke Wunderbahn,
Doch allein der Liebe offen,
Ihr alleinig untertan.
_____
Ihr Name
Ich grub in Gold, ich schnitt in manchen Stein,
In manche Rinde deinen Namen ein,
Und daß er sei geborgen für und für,
Schnitt ich wohl tief, gar tief ins
Herz ihn mit.
Die rauhe Rinde tät nicht widerstehn,
Und Gold und Stein, die ließen's gern geschehn;
Jedoch als ich ihn einschnitt in das
Herz,
Da gab es - Wunden, - Blut und - Schmerz.
_____
Eins und zwei
Warum, o Mutter, o Natur,
Gabst deinem Sohn, dem Menschen nur
Ein
Herz du, um in süßen Trieben
Geliebt zu werden und zu lieben,
Und einen Mund nur, um zu küssen,
Und Wonn' und Seligkeit zu saugen;
Jedoch zum Weinen, ach! - zwei Augen? -
_____
Alfred Grünewald (1884-1942)
. . .
Verliebter Mund will stets den einen Namen sagen.
Und wenn die Lippen dir zur Nacht erlahmen, sagen
ihn immer noch und dann im Traum
des
Herzens Schläge.
Wer wollte beten, Freund, und wollt' nicht Amen sagen!
_____
Sidonie
Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)
Kann Liebe nicht Winters auch blühen?
Daß der Lenz bricht an, was kümmert's mich?
Kann Lieb' nicht Winters auch blühen?
Aus dem
Herzen mir der Lenz nicht wich,
Ob es frieren mochte, ob glühen.
Schienst Du ja ins
Herz mir allezeit!
Da ist drin Frühling geblieben,
Der Frühling, der auch im Winter mait,
Der blüht im
Herzen voll - Lieben.
_____
Ida von Hahn-Hahn (1805-1880)
Der Funke
der Liebe, im
Herzen geboren,
Geht nimmer Dem, der ihn empfunden, verloren,
Er glühet und brennt in die Ewigkeit fort;
Denn wäre dem Menschen die Kraft nicht gegeben,
Zu lieben bis hin ins unsterbliche Leben,
So gäb's wahre Liebe nicht hier und nicht dort.
_____
Halt' mich fest an deinem
Herzen -
Sieh, mir schwindelt vor dem Glück;
Standhaft trug' ich Leid und Schmerzen,
Und nun beb' ich bang zurück. -
Halt' mich fest an deinem
Herzen,
Diesem heil'gen Friedensport,
Aller Lieb' und Wahrheit Kerzen
Leuchten, flammen mir von dort.
_____
Friedrich Halm (1806-1871)
Mein
Herz, ich will dich fragen
Mein
Herz, ich will dich fragen,
Was ist denn Liebe, sag'? -
"Zwei Seelen und ein Gedanke,
Zwei
Herzen und ein Schlag!"
Und sprich, woher, woher kommt Liebe? -
"Sie kömmt und sie ist da!"
Und sprich, wie schwindet Liebe? -
"Die war's nicht, der's geschah!"
Und was ist reine Liebe? -
"Die ihrer selbst vergißt!"
Und wann ist Lieb' am tiefsten? -
"Wenn sie am stillsten ist!"
Und wann ist Lieb' am reichsten? -
"Das ist sie, wenn sie gibt!"
Und sprich, wie redet Liebe? -
"Sie redet nicht, sie liebt!"
_____
Robert Hamerling (1830-1889)
Einsam ist
die Menschenseele:
Ob wir
Herz an
Herz auch drücken,
Klafft doch immer eine Tiefkluft,
Die wir niemals überbrücken:
Nichts kann ganz des andern werden,
Jedes folgt dem eig'nen Triebe,
Und ein Traumbild bleibt die Sehnsucht,
Und ein schöner Wahn die Liebe.
_____
Der Garten des
Herzens
Jüngst sass sie im Grase mit fröhlichem Sinn,
Ich setzte zur Seite der Süssen mich hin.
Es standen rings um uns viel Blumen im Thal,
Ich streut' in den Schooss ihr die duftigsten all.
Auch blühten im
Herzen viel Blumen mir auf,
Der Thau meiner Thränen stand flimmernd darauf:
Die Rosen der Liebe, der Hoffnung Agley,
Vergissmeinnichtlieder und Veilchen der Treu.
Den Garten des
Herzens, ich plündert' auch ihn,
Und streut' in den Schooss seine Blumen ihr hin.
Doch sie, sie erhob sich – kalt riss sie sich los,
Dass alle die Blumen entfielen dem Schooss.
Nun drück' ich die Hand wohl an's klopfende
Herz,
Und seh auf die Blumen mit trostlosem Schmerz:
Mein
Herz, o mein
Herze – dein Liebstes ist weit -
Und dein Garten verödet – und die Blumen zerstreut.
_____
Komm, Liebe, du heil'ge, du himmlische Flamme,
Schwing' himmelab dich vom göttlichen Sitz!
Sei mir, was die Glut ist dem modernen Stamme,
Berühre das
Herz mir mit zündendem Blitz!
_____
Selig, wie der See, der helle,
Wiegt den Schwan auf Silberfluten,
Trägt mein
Herz die Flammenwelle
Weicher, süßer Liebesgluten.
_____
Seligstes
Selig, welcher das
Herz hingiebt an das All, und der Schönheit
Ewigem Bilde den Sinn, stille betrachtend, geweiht.
Seliger doch, wem das Schöne verstehenden Blickes entgegen
Tritt, wer liebend ans
Herz drücken ein Göttliches darf!
_____
Julie von Hausmann (1826-1901)
O
Herz! mit
einem kleinen Maß
Begnüg' dich nicht so bald;
Was bringt die Erde dem hervor,
Wenn hart sie ist und kalt? -
Die Liebe ist der Sonnenschein,
Der uns den Frühling bringt,
Der auch ein totes, kaltes
Herz
Erweichet und bezwingt.
_____
Heinrich Heine (1797-1856)
Auf meiner
Herzliebsten
Äugelein
Mach ich die schönsten Kanzonen.
Auf meiner
Herzliebsten
Mündchen klein
Mach ich die besten Terzinen.
Auf meiner
Herzliebsten
Wängelein
Mach ich die herrlichsten Stanzen.
Und wenn meine Liebste ein
Herzchen
hätt,
Ich machte darauf ein hübsches Sonett.
_____
Die blauen Veilchen der Äugelein,
Die roten Rosen der Wängelein,
Die weißen Liljen der Händchen klein,
Die blühen und blühen noch immerfort,
Und nur das
Herzchen
ist verdorrt.
_____
Du bist wie eine Blume,
So hold und schön und rein;
Ich schau dich an, und Wehmut
Schleicht mir ins
Herz
hinein.
Mir ist, als ob ich die Hände
Aufs Haupt dir legen sollt,
Betend, daß Gott dich erhalte
So rein und schön und hold.
_____
Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.
Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.
Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das
Herz
entzwei.
_____
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem
Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen.
_____
Lehn deine Wang an meine Wang,
Dann fließen die Tränen zusammen;
Und an mein
Herz
drück fest dein
Herz,
Dann schlagen zusammen die Flammen!
Und wenn in die große Flamme fließt
Der Strom von unsern Tränen,
Und wenn dich mein Arm gewaltig umschließt -
Sterb ich vor Liebessehnen!
_____
Schon wieder bin ich fortgerissen
Vom
Herzen, das ich innig liebe,
Schon wieder bin ich fortgerissen -
O wüßtest du, wie gern ich bliebe.
Der Wagen rollt, es dröhnt die Brücke,
Der Fluß darunter fließt so trübe;
Ich scheide wieder von dem Glücke,
Vom
Herzen, das ich innig liebe.
Am Himmel jagen hin die Sterne,
Als flöhen sie vor meinem Schmerze
Leb wohl, Geliebte! In der Ferne,
Wo ich auch bin, blüht dir mein
Herze.
_____
Teurer Freund, du bist verliebt,
Und dich quälen neue Schmerzen;
Dunkler wird es dir im Kopf,
Heller wird es dir im
Herzen.
Teurer Freund, du bist verliebt,
Und du willst es nicht bekennen,
Und ich seh des
Herzens
Glut
Schon durch deine Weste brennen.
_____
Wenn ich bei meiner Liebsten bin
Dann geht das
Herz
mir auf
Dann dünk ich mich reich in meinem Sinn
Und frag: ob die Welt zu Kauf?
Doch wenn ich wieder scheiden tu
Aus ihrem Schwanenarm
Dann geht das
Herz
mir wieder zu
Und ich bin bettelarm.
_____
Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902)
Mein
Herz
Mein
Herz ist ein stiller Tempel,
Eine Domhall' düster und hehr,
Da knieen wie bleiche Beter
Die trüben Gedanken umher.
Es hauchen unsichtbare Orgeln
Gar wundertiefen Klang,
Es wallet von Geisterlippen
Ein dumpfer Schlummergesang.
Und unten in Grabeshallen,
Da schlafen im Sterbekleid
Die alten Tage der Liebe
Aus ferner, schöner Zeit.
_____
Georg Heym (1887-1912)
In meinem
Herzen steht ein Tempel ...
In meinem
Herzen steht ein Tempel.
Der Schönheit hab ich ihn geweiht,
Der Göttertochter, die erhaben
Gebietet der Unendlichkeit.
Ihn deckten Staub und Spinneweben,
Lang stand er in die Nacht versenkt,
Da nahtest du, vor deinen Augen
Klafften die Tore, freigesprengt.
Ein Frührot strahlet meinem Tempel.
Herrin, du kommst, ich harre dein,
Der Göttin Tempel steht dir offen,
Willst du die Priesterin mir sein?
_____
Paul Heyse (1830-1914)
Süß, o süß
war der Traum,
Herz am
Herzen geträumt!
Über uns schwebend im Kreise
Flattert’ ein Schmetterling leise,
Dunkel die Schwingen umsäumt.
_____
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
MENSCHENBEIFALL
Ist nicht heilig mein
Herz, schöneren Lebens voll,
Seit ich liebe? warum achtetet ihr mich mehr,
Da ich stolzer und wilder,
Wortereicher und leerer war?
Ach! der Menge gefällt, was auf den Marktplatz taugt,
Und es ehret der Knecht nur den Gewaltsamen;
An das Göttliche glauben
Die allein, die es selber sind.
_____
Angelika von Hörmann (1843-1921)
Genügsam
Herz, lerne dich bescheiden,
Du allbegehrlich Kind,
Der Liebe ward das Leiden
Zum Wiegenangebind'.
Herz, lerne dich vertragen
Mit deinem kargen Los,
Es trägt auch das Entsagen
Ein Glück in seinem Schoß.
Und ist dir auch zerronnen,
Was dich entzückt einmal,
Herz, lern' dich neidlos sonnen
An fremden Glückes Strahl.
_____
Seit du mein Liebster worden,
Bin ich der Sorgen bar,
Ins Buch des
Herzens schreib' ich
Ein seliges Neujahr.
In hoher Lust erglüht mein Sinn,
Stolz meine Blicke gleiten,
Mir ist, als sollt' ich schreiten
Gleich einer Königin.
_____
Laß mich in deinem dunkeln
Herzen
Als lichter Mond am Himmel steh'n,
All' deinen Wegen will ich leuchten
Und ewig nimmer untergeh'n.
_____
Ludwig Jacobowski (1868-1900)
Einst
rauschte mir im
Herzen eine Symphonie
Von Lust und Leid;
Verschollen ist die stille, süße Melodie
So weit, so weit ...
_____
Isabelle Kaiser (1866-1925)
Ich gab
mein
Herz ...
Ich gab mein
Herz in deine Hände,
Wie einen Strauß von wilder Blust ...
Hast du's zerpflückt am Weggelände,
Daß ich verloren Freud und Lust?
Ich wandle still am Berggelände,
Mit blassem Mund und weher Brust ...
Ich gab mein
Herz in deine Hände
Wie einen Strauß von wilder Blust!
_____
Eleonore Kalkowska (1883-1937)
Mein
Herz
ist wund ...
Mein
Herz ist wund ...
O, leg drauf deine Hände,
Die weißen, niemals staubberührten Hände.
Bei deiner zarten Finger Strahlenspende,
Vielleicht wird es gesund. ...
Mein
Herz ist wund ...
O, leg drauf deine Hände,
O, laß mit sachtem Drucke sie verweilen, ...
Die Wunde wird sich schließen, sie wird heilen,
Gewiß — es wird gesund!
_____
Anna Karbe (1852-1875)
Die Liebe
ist kein süßer Traum,
Sie fordert frisch ein waches
Herz;
Sie hat für sel'ge Freude Raum
Und auch für heißen, tiefen Schmerz.
Wem Gott ins
Herz die Liebe giebt,
Dem giebt er eine reiche Last,
Und wo ein
Herz wahrhaftig liebt,
Da hat's des Lebens Ernst erfaßt.
_____
Bitte um ein fröhliches
Herz
Herr, gieb mir auch im tiefsten Schmerz,
Ein frohes
Kindergottesherz,
Ein fröhlich
Herz, das nicht verzagt
Und nimmer über Schmerzen klagt;
Ein fröhlich
Herz, das singen kann,
Wenn Deine Hand ihm weh gethan,
Dem jeden Tag ein frohes Lied
Auch selbst im tiefen Leid erglüht,
Ein fröhlich
Herz, das immer grün
In allen Leiden möge blühn;
Ja, laß in Deinem Sonnenschein
Mein
Herz ein fröhlich Blümlein sein.
_____
Herzenssehnsucht
Herr, mache Du mein
Herz bereit,
O mach' es frei und froh und weit:
Frei von der Welt, und himmelan,
Froh, daß ich Lieder singen kann,
Und weit, damit zu jeder Zeit
Für Dich die Herberg' sei bereit.
_____
Herr, nimm mein
Herz in Deine Hände,
Und mach' es still in Deiner Huld;
Gieb mir die Heimath einst am Ende,
Und für die Reise gieb Geduld!
_____
Justinus Kerner
(1786-1862)
Liegt dein
Herz gedrückt an meines,
Kann ich wahrlich niemals sagen:
Sind's die Wellen meines, deines,
Die in solcher Liebe schlagen?
Wollte nur, ich könnte legen
In dein
Herz mein
Herz, zu fühlen
Schmerz und Lust in gleichen Schlägen,
Gleiches Lieben, gleiches Zielen,
Daß, wenn Frieden meines fände,
Frieden dann auch fände deines,
Daß, wenn deins im Tode stände,
Dann auch ständ' im Tode meines.
_____
Dauer des
Herzens
Ein Saumtier träget still
Und sanft die Zentnerlast,
Wohin der Treiber will,
Begehrend keine Rast.
Ein Wagen rollt daher,
Die Schildkröt' ihm nicht weicht,
Und wär' er noch so schwer,
Trägt seine Last sie leicht.
Doch all die Last ist Scherz,
Bedenkst du das Gewicht,
Das oft ein
Menschenherz
Still träget und nicht bricht.
_____
Herz und Auge
1.
Herz! - wie bist du inniglich
Mit dem Auge doch verbunden!
Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden,
Zeigt im Aug' die Träne sich.
Aber wird dir Wonne,
Herz!
Sonnig dann das Auge funkelt!
So wie's wieder sich verdunkelt,
Kehrt in dich zurück der Schmerz.
Grün das kranke Auge hellt -
Bist du,
Herz, in Weh und Nöten;
Schneller als der Menschen Reden
Heilt dich 's Grün in Wald und Feld.
2.
Das Auge und das
Herze sind
Zwei Liebende, eng im Verein,
Wenn lang das
Herze leidet Pein,
Wird gern das Auge trüb und blind.
Und wird das Auge blind und trüb,
Das
Herze gern im Tode bricht;
»Gern brech' ich,« es zum Auge spricht,
»Dann siehst du wieder, treues Lieb!«
_____
Hedwig Kiesekamp
(1844-1919)
Der Seligkeit ist
Menschenherz zu klein!
O
Herz, gieb endlich dich dem tiefen Frieden
Da du in dir die tiefe Liebe trägst.
Wie magst in bangem Schmerz du dich verzehren
Da du im Schatten ew'ger Ruhe schlägst!? -
Die ewige Liebe, Quell der ewigen Ruhe,
Mag wohl dem weiten All Allruhe sein!
Jedoch mich ringt ihr starker Strom danieder.
Der Seligkeit ist
Menschenherz zu klein!
_____
Wunsch
Du willst, ich soll den Wunsch dir sagen,
Der glühend mir im
Herzen schwillt,
Der oft das Weh, die tiefen Klagen
Der eignen Brust mir hat gestillt.
Lag denn nicht ganz mein
Herz dir offen?
Hielt ich sein Wallen je zurück?
Mein Wünschen, Wollen, Sehnen, Hoffen,
All' mein Gebet ist: nur - dein Glück!
_____
Klabund (Alfred Henschke) (1890-1928)
LIEBESLIED
Dein Mund, der schön geschweifte,
Dein Lächeln, das mich streifte,
Dein Blick, der mich umarmte,
Dein Schoß, der mich erwarmte,
Dein Arm, der mich umschlungen,
Dein Wort, das mich umsungen,
Dein Haar, darein ich tauchte,
Dein Atem, der mich hauchte,
Dein
Herz, das wilde Fohlen,
Die Seele unverhohlen,
Die Füße, welche liefen,
Als meine Lippen riefen -:
Gehört wohl mir, ist alles meins,
Wüßt nicht, was mir das liebste wär,
Und gäb nicht Höll noch Himmel her:
Eines und alles, all und eins.
_____
Einen Sommer lang
Goldne Glocke schwang,
Rief zu immer holderem Tag.
Schlugst das Aug du auf,
Lag mein Kuß darauf,
Und dein
Herz in meinen Händen lag.
_____
Eine Nacht wie diese
Will ich nun nicht mehr
Auf der weißen Wiese
Liegt der Schnee so schwer.
Auf dem blauen Himmel
Lasten Mond und Stern.
Auf dem roten
Herzen
Ruht dein
Herz so gern.
_____
O wär mein
Herz ihr Schemel, drauf zu ruhn,
Wenn sich das Haupt in Wolkenkissen schmiegt.
Ich will nichts wissen, wollen oder tun.
Ich will nur bei ihr sein, und leicht gewiegt
Von ihren himmlisch zarten Silberschuhn
Erbebt mein
Herz, das ihr zu Füßen liegt.
_____
Minna Kleeberg (1841-1878)
Du glaubst,
das verlorene Eden erblüht
Im wonnedurchschauerten
Herzen,
Wo Liebe zwei Seelen durchbebt und durchglüht -
O, laß dir dein Glück nicht verscherzen!
Und warte! und schau' nicht auf Gold und auf Rang;
Die Liebe sei Stern deines Lebens!
"Der Wahn ist so kurz, und die Reue so lang!" -
Und du lebst ohne Liebe vergebens.
_____
Es thront ein Bild im Heil'genschrein
Und schirmt des Hauses Ruh',
So thronst du tief im
Herzen mein,
Heilig Geliebter du!
_____
Alma Johanna Koenig (1887-1942)
Schlaflied für ein krankes
Herz
Schlaf ein, mein
Herz, schlaf nur ruhig ein,
es wird - wie das Fallen von Sternschnuppen sein.
Fürcht keinen mit deinem Scheiden zu kränken,
es wird kein andres
Herz an dich denken.
Schlaf ein, mein
Herz, schlaf nur selig ein,
dein Los war Sehnsucht und große Pein,
du ließest dies Leben an dir vollstrecken
und willst vor der Nacht voller Sterne erschrecken?
Schlaf ein, mein
Herz, schlaf auf ewig ein.
Nur nicht Urständ und Wandlung und neues Sein!
Gott weiß wohl, was dich dazu verleitet.
Er hält schon weit seine Arme gebreitet ...
______
Sag, war es Schuld,
daß ich mein
Herz dir bot,
als du erschienst, wie Cherubim erscheinen?
Sieh, ich erfuhr nie Güte vor der deinen.
Du warst das Leben, das Entsagen Tod.
_____
So wie das Chaos vor der Schöpfung war,
war es vor dir, der du mein Schöpfer bist.
Mein
Herz, das alles außer dir vergißt,
weiß nichts von Lust nunmehr, nichts von Gefahr,
und ist entsühnt, weil es dein Eigen ist.
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Liebe läßt
sich nicht begreifen,
Läßt sich "fassen" nicht;
Hätt' ich tausend goldne Reifen,
Bänd' ich,
Herz, Dich nicht.
Herzen sind nur treu verbunden,
Wenn sie täglich neu
Sich in Liebe still gefunden:
Lieb' ist ewig frei.
_____
Hedwig Lachmann (1865-1918)
Aus deiner
Liebe kommt mir solch ein Segen,
Sie macht mein
Herz so sorglos und so fest,
Ich kann so ruhig mich drin niederlegen,
Wie sich ein Kind dem Schlafe überlässt.
_____
Heinrich Leuthold (1827-1879)
Des
Meeres und der Liebe Wellen
Die Frühlingsstürme pflügen
Und furchen durch's Meer sich Pfad;
In großen Athemzügen
Brandet die Fluth an's Gestad'.
Die Planken sind ausgehoben,
Die Pfähle sind weggerafft;
Wie schön ist das Meer im Toben
Entfesselte Leidenschaft!
So pocht an meinem
Herzen
Dein Busen wellenbewegt ...
Es muß ein starkes
Herz sein,
Das so viel Glück erträgt.
_____
Thekla Lingen (1866-1931)
Kamst du,
mein Frühling?
Stunde meines
Herzens, hast du geschlagen?
Bist du mein, den ich gekannt,
Noch eh' mein Auge dich gesehn,
Den ich gesucht in hoffnungsheissem Bangen
Auf meines Lebens wirren Wanderwegen?
_____
Schlummerlied
Zur Ruhe, mein
Herz, zur Ruh',
Schliess deine Augen zu,
Sind schon so müd' und rot und heiss
Von Thränen, die doch niemand weiss
Als ich, mein
Herz, und du -
Schliess deine Augen zu.
Schlafe, mein
Herz, schlaf ein -
Siehst du den silbernen Schein,
Siehst du den grossen, den stillen Stern?
Er hat die müden
Herzen so gern,
Schlafe, mein
Herz, schlaf ein
In seinem silbernen Schein.
Stille, mein
Herz, sei still,
Hör, was ich singen will -
Ich weiss einen Schatz so wunderschön,
Den wollen wir beide suchen gehn -
Stille, mein
Herz, sei still,
Hör, was ich singen will.
_____
Hermann von Loeper (1820-1884)
Ich glaube,
daß die Liebe überdauert
Des Lebens flücht'ge, karggemessne Zeit,
Weil sie das
Herz so ahnungsreich durchschauert,
Wie ein Prophetenruf der Ewigkeit,
Weil sie die Fackel ist auf dunkeln Bahnen,
Der Funken, der die Asche neu belebt,
Weil ihrer Stimme treues ernstes Mahnen
Das
Herz erweckt und auf zum Himmel hebt.
_____
Feodor Löwe (1816-1890)
O weich
geschaffen süßes
Frauenherz,
Das in dem letzten Kampf, selbst wenn es bricht,
Doch nur von Segen und Vergebung spricht,
Und lieb gewinnt den herben Todesschmerz.
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Mein
Herz,
das ist so still und selig,
Ein goldener Traum darüber fliegt,
Es liegt in einer goldnen Wiege,
Die langsam hin und her sich wiegt.
_____
Die Sonne spielt auf deinen Händen,
Die lässig ruhn auf deinem Kleid,
Mein Blick will sich davon nicht wenden,
Mein
Herz denkt lauter Zärtlichkeit.
_____
Der Tausch
Du hast mein
Herz gefangen
Mit deiner weißen Hand;
Du hast mein
Herz bestricket
Mit einem roten Band.
Ich komm zu dir gegangen,
Mein
Herz gib wieder her;
Denn da, wo es geschlagen,
Ist alles taub und leer.
Was willst du mit zwei
Herzen,
Drum gib zurück es mir;
Und willst du es behalten,
So gib mir deins dafür.
_____
Horch, wie mein
Herze schlägt,
O du, du, du,
Was sagt dein
Herze denn
Dazu, dazu?
Was wohl mein
Herze will,
O du, du, du,
Denk nicht darüber nach
Und gib ihm Ruh.
_____
O küsse mich, dein Küssen ist
So süß fast wie des Todes Kuß,
Bei deinem leisen Kuß vergißt
Mein
Herz, daß es noch schlagen muß.
_____
Abendlied
Rose Marie, Rose Marie,
Sieben Jahre mein
Herz nach dir schrie,
Rose Marie, Rose Marie,
Aber du hörtest es nie.
Jedwede Nacht, jedwede Nacht,
Hat mir im Traume dein Bild zugelacht,
Kam dann der Tag, kam dann der Tag,
Wieder alleine ich lag.
Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt,
Aber mein
Herz ist noch immer nicht kalt,
Schläft wohl schon bald, schläft wohl schon bald,
Doch bis zuletzt es noch hallt:
Rose Marie, Rose Marie,
Sieben Jahre mein
Herz nach dir schrie,
Rose Marie, Rose Marie,
Aber du hörtest es nie.
_____
Hieronymus Lorm (1821-1902)
Es giebt ein
tief geheimnißvolles Walten,
Zwei
Herzen, die sich lieben, zu verknüpfen:
Ein Zauber ist's im Wort nicht festzuhalten,
Und dem Erforschen wird er stets entschlüpfen.
Es ist ein seelenvoll Beisammenfühlen,
Ein körperlos verschwieg'nes Wonnebringen!
Sie dürfen vor der Welt, der fremden, kühlen,
Sich unsichtbar mit süßer Glut umschlingen.
_____
Unterschied
Wie sucht das
Herz mit gläubigem Vertrauen
Sich aus des Edens letzten Trümmern allen
Ein flüchtig Erdenglück noch zu erbauen!
Indeß dem Geist in Trümmer muß zerfallen
Der Erde Glück, eh' seinem lichten Schauen
Erstehen eines Paradieses Hallen.
_____
Das
Herz
Das
Herz, so klein in seinem Raum,
Das
Herz, so groß in seinem Traum,
Es schlägt in enger Menschenbrust
Und faßt des Erdballs Schmerz und Lust.
Beständig spricht's mit seinem Pochen,
Was Menschenweisheit nie gesprochen;
Hätt's für sein stummes Wort den Mund,
Es gäb das Weltgeheimniß kund.
_____
Otto Ludwig (1813-1865)
Reines
Herz
Selig dem
Die Götter geben
Ein reines, edles
Herz.
Er trägt den Zauber in der reichen Hand,
Was er berührt, mit Wonne zu durchschwellen.
Die enge Hütte dehnt sich zum Olymp,
Wohin er seine Brust voll Götter bringt.
Nur dem ist arm das Leben,
Der es mit armen Augen sieht.
Ihm schmilzt der Dinge Frühling
Unter der gierigen Hand.
Drum, gütige Götter, erhaltet
Ihm, dem Glücklichen, dem ihr sie gabt,
Die selige Gabe, erhaltet ihm
Im Busen das reine, edle
Herz.
_____
Minna von Mädler (1804-1891)
Lieb' ist
die Sonne
Lieb' ist die Sonne, das
Herz ist die Rose,
Die noch umknospet von schützendem Moose
Schlief
Ruhig und tief,
Bis in das Leben ein Lichtstrahl sie rief.
Lieb' ist ein Stern und das
Herz ist die Welle,
D'rin er sich spiegelt mit leuchtender Helle,
Trägt
Still und bewegt
Ewig ihr Abbild im Busen geprägt.
Lieb' ist der Mond und das
Herz ist der Aether,
Den er erleuchtet, bald früher bald später,
Lacht
Hold in der Nacht
Mit der das Weltall verklärenden Macht.
Lieb' ist die Antwort, das
Herz ist die Frage,
Sie nur kann lösen die zweifelnde Klage,
Stumm
Blieb es ringsum
Sonst auf das seufzende, bange "Warum?" –
_____
Angelika von Marquardt (1849-1893)
Des
Menschen
Herz
Wie ist des Menschen
Herz unendlich weit;
Wie birgt es Freuden ohne Maß und Zahlen,
Wie viel nicht auch des Leids, der Bitterkeit!
Es faßt ein Meer der Wonne und der Qualen!
Doch bricht es nicht; es kennt den wilden Kampf,
Es kennt das langsam schleichende Vergehen;
Todmatt beginnt es oft aufs neu' den Kampf
Und lernt in Lieb' und Leid sich kaum verstehen!
_____
Emerenz Meier (1874-1928)
Wilde
Balsaminen
Wilde Balsaminen blühen
Tief im Wald an kühlem Ort;
Wenn, berührt, die Früchte sprühen,
Haucht der West den Samen fort.
Herz, du gleichst den Balsaminen:
Erst wenn Leid dich rauh berührt,
Regen Lieder tief sich drinnen,
Die, befreit, der Wind entführt.
_____
Alfred Meißner (1822-1885)
Du bist so
schön! Dürft' ich dir sagen
Wie tief mein wundes
Herz dich liebt,
Wie es mit Klagen und Verzagen
Sich schmerzlich dir zu eigen giebt!
_____
Nachtwache der Liebe, du Sabbat im
Herzen,
Du singende, herzenverjüngende Zeit,
Du Weihnacht bei duftigen, luftigen Kerzen,
Sei ewig und ewig gebenedeit!
Ein Wandeln im Schatten wildrauschender Palmen,
Ein Schaukeln im Kahne in träumender Ruh,
Ein Beten im Dome bei hallenden Palmen,
Nachtwache des liebenden
Herzens, bist du!
_____
Wunsch
O könnte doch an deinen Blicken,
Der Welt entrückt und ungesehn,
Des Dichters Seele in Entzücken
Wie ein Phantom der Nacht vergehn!
Und könnt' dies
Herz mit seinen Gluten,
Mit seiner Qual und seinem Wahn,
Sich still und heiß in dir verbluten,
Wie dort die Sonn' im Ocean!
_____
Das Gespenst im
Herzen
Unselig ist, wer liebt und nie besessen,
Unsel'ger noch, wer Liebe nie empfunden,
Den aber hält das ärgste Weh umwunden,
Wer nicht mehr liebt und doch nicht kann vergessen.
Mit altem Glück und Wonnen unermessen
Vorhöhnen ihn die Geister alter Stunden,
Und er, an der Erinn'rung Rad gebunden
Muß an's verwaiste
Herz die Hände pressen.
Beim Festgelag, im Lenz, bei frohem Mahle
Tritt wie ein Geist vor ihm die todte Liebe,
Und klirrend fällt aus seiner Hand die Schale.
Er wankt hinaus ein starrer Mann der Schmerzen,
Kein Ort so grün, daß er dort heimisch bliebe -
Ach todte Lieb' ist ein Gespenst im
Herzen.
_____
Christian Morgenstern (1871-1914)
Es ist
Nacht,
und mein
Herz kommt zu dir,
hält's nicht aus,
hält's nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
_____
Unter der linken Brust
band ich dein Brieflein fest,
da mag es wohnen nun
bis morgen früh.
Unter der linken Brust
ist mir so wohl, so weh
und beide Hände noch
preß ich darauf.
Unter der linken Brust
drückt sich ein Engel ab,
drückt sich dein Engel rot
in weißen Schnee.
Und unterm weißen Schnee
liegt mein rotrotes
Herz,
küßt durch den weißen Schnee
dein Siegel rot.
Unter der linken Brust
band ich dein Brieflein fest
mit meinem blonden Haar
wie als wärst du's!
_____
Clara Müller-Jahnke (1860-1905)
Der
Garten des
Herzens
In meines
Herzens Mitte blüht ein Gärtchen,
Verschlossen ist es durch ein enges Pförtchen,
Zu dem den Schlüssel führt mein liebes Mädchen.
Es ist April. Komm, wolle dich nicht schämen,
Und pflücke dir heraus die liebsten Blumen!
Sie drängen sich entgegen deinen Händen.
Je mehr du pflückst, je mehr sie wieder sprossen,
Doch willst du unberührt sie blühen lassen,
So werden sie vor ihrer Zeit vertrocknen.
_____
Ein brennendes
Herz
Liebst du mich der Schönheit wegen,
Stell' es ein!
Lieb' den goldnen Sonneschein!
Liebst du mich der Schätze wegen,
Stell' es ein!
Türkenkaiser müßt' ich sein.
Liebst du mich der Liebe wegen,
Liebe mich!
Denn zum Sterben lieb' ich dich.
_____
Louise Otto (1819-1895)
In meinem
Herzen steht dein Bild,
Dein Name klingt durch meine Lieder
Trotz Tod und Trennung nah ich mild
Zu deinem Grab mich liebend wieder:
Denn zweier Seelen reine Harmonie
Trennt selbst des Todes schriller Mißton nie.
_____
Talismann
(Spätherbst 1849)
Daß dieses
Herz, das unruhvolle,
Nicht ganz in sich verzagen darf,
Auf welche öde, kalte Scholle
Es auch ein hartes Schicksal warf!
Daß meine Augen leuchtend glänzen,
Als schauten sie gelobtes Land,
Als weilten sie auf Siegeskränzen,
Anstatt auf Kett und Sklavenband!
Das dank ich einem Talismane,
Den mir ein Bote Gottes gab,
Ein Engel mit der Friedensfahne,
Erhaben über Tod und Grab.
Und soll ich noch das Kleinod nennen?
O liebe nur - dann ist es Dein!
Dann magst Du's einer Welt bekennen:
Im Lieben nur ist Trost allein!
_____
O schönes Leben, das der Liebe Bande
Um mich mit allen ihren Zaubern wob!
Ein trauter Arm mich in den Himmel hob
Und
Herz an
Herz im süßen Feuer brannte.
_____
Luise von Ploennies (1803-1872)
Warum
schlägt so laut mein
Herz?
Ist es Wonne, ist es Schmerz?
Es ist Glück und Schmerz zugleich,
Ach, ein Glück so schmerzenreich,
Ach, ein Schmerz so reich an Glück,
Daß ich nie ihn geb' zurück.
Schlage, schlage drum, mein
Herz!
Trage, trage deinen Schmerz.
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Giess in meine Seele deine
Gieß in meine Seele deine,
Meine hast du längst getrunken,
Wie im Morgensonnenscheine
Untergehn der Sterne Funken:
Daß mit wonnevollen Schmerzen
Gleiche Flammen uns durchwühlen!
Daß wir beide tief im
Herzen
Eines Blutes Pulsschlag fühlen!
_____
In der Liebe goldnen Fluten
Bade dich gesund, o
Herz!
Angeweht von ihren Gluten,
Kühlt und lindert sich dein Schmerz;
Neue Sonnen läßt sie tagen,
Leuchtend über Berg und Thal,
Knospen, die der Sturm zerschlagen,
Blühn durch sie zum zweiten Mal.
_____
Sei nicht so schön! Nicht diese Funken
In meine Seele schleudere du!
Die heißen Sinne machst du trunken
Und mordest meines
Herzens Ruh'!
Es träuft ein seliges Erbangen,
Es weht ein wonnevolles Weh
Vom Rosenschimmer deiner Wangen,
Von deiner Schulter duft'gem Schnee.
_____
Wenn du dein
Herz der Liebe willst ergeben,
So acht' auf Eins: daß es sich völlig giebt
Und ungetheilt; es lebt nur, wer da liebt,
Drum klingt so ähnlich lieben auch und leben.
Drum wenn du liebst, so habe nichts daneben,
Woran dein
Herz noch hängt; die Welt zerstiebt
Der Seele, die sich innigst weiß geliebt,
Und welche selbst in Liebe will verschweben.
_____
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Mein
Herz
Ich weiß nicht, was ich habe,
mir ist ums
Herz so schwer.....
Ums
Herze? Ach was sag ich -
ich hab doch keines mehr.
Seit ich, mein Glück, dich kenne,
du süßes Liebchen mein,
vom ersten Augenblicke
an wars ja doch schon dein.
O mögst du es behalten,
damit es stets so blieb -
es soll ja dir gehören,
nur dir, mein süßes Lieb!
Giebs nie mehr mir zurücke -
es schlägt dir ja in Treu -
und willst du's nicht mehr haben
mein Schatz, dann brichs entzwei.
_____
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Abend am Strand
Abendglühgold zittert auf träumender See.
Eine Möwe zieht ihre einsamen Kreise.
Auf dem Wasser treibend, ein Boot. Und leise, leise
Bringt mir der Wind eine müde Weise. – –
Närrisches
Herz, was stimmt dich so weh?
_____
Privat-Telegramm
Unsere Kasse darf leer sein.
Doch dein
Herz darf nicht schwer sein.
Jedes entschlüpfte harte Wort
Von mir, – streichle du sofort!
Und rate mir in gleichem Sinn!!!
Jedes Schmollschweigen tobt ohne Sinn
Hetzerisch durch die Brust.
Ärger ist stets Verlust,
Und Verzeihung ist immer Gewinn.
Unsrer beider
Herzen mögen schwer sein
Durch gemeinsames Mißgeschick.
Aber keine Stunde zwischen uns darf liebeleer sein.
Denn ich liebe dich durch dünn und dick.
_____
Emil Rittershaus
(1834-1897)
Ein
Menschenherz
Ein
Menschenherz ist wie die Blume,
Die blühend auf dem Felde steht,
Die heute lustig prangt und duftet,
Die morgen schon der Wind verweht.
Die Blumen waren einstens Sterne
Und flammten hell in heil'ger Pracht,
Drum weinen auch die Blumen alle
In sternenheller Sommernacht.
Ein
Menschenherz ist ein vom Himmel
Herabgesunk'ner, lichter Stern,
Drum fühlt das
Herz ein tiefes Sehnen
Nach einer Heimath, die ihm fern.
_____
Die
Herzen
So leise weht ein Lüftchen kaum,
Daß nicht davon der Epheu schwanke,
Und doch, der Sturm bricht nur den Baum,
Doch selten eine Epheuranke.
Vom Frauenaug' die Thräne fährt,
Wenn du ein herbes Wort gesprochen -
Ein
Frauenherz bleibt unversehrt,
Wo längst ein
Männerherz gebrochen.
_____
Was mein stolzes
Herz gefangen,
Was Dein Eigen mich gemacht,
War nicht Deiner Wangen Prangen,
War nicht Deiner Schönheit Pracht,
War Dein
Herz, das nicht getrachtet
Nach dem Glück, das Schwachheit giebt,
War Dein
Herz, das mich geachtet,
Und, mich achtend, hat geliebt!
_____
Hermann Rollett
(1819-1904)
Centifolie
Das
Herz ist ein Röslein
Mit hundert Blättern;
Drauf flimmert die Liebe
Mit glühenden Lettern.
Doch siehe, die Worte,
Die kann nur lesen
Das Auge der Liebe,
Geliebter Wesen!
_____
Am Festtage
Des
Herzens tiefster Wunsch
Der läßt sich niemals sagen,
Den muß im
Herzensgrund
Man tief verschlossen tragen.
In Worte läßt sich nicht
Der Seele Sehnen fassen,
Man kann es höchstens nur
Im Kusse ahnen lassen.
_____
Juwelenschrein
In deinem
Herzen da muß es sein
So wie in einem Juwelenschrein.
Die Sehnsucht schimmert aus Perlen reich,
Die oftmal werden zu Thränen gleich;
Der Glaube leuchtet mit blauem Schein,
Die Hoffnung schimmert smaragden drein;
Und aus der Tiefe, wo's glühend loht,
Da flammt die Liebe rubinenroth.
Da zuckt der goldene Strahl der Lust,
Daß laut es jubelt durch meine Brust:
In deinem
Herzen da muß es sein
So wie in einem Juwelenschrein!
_____
O war das eine Seligkeit -!
Wir hielten uns umfangen,
Das Auge schwamm in Trunkenheit,
Das
Herz in Gluthverlangen.
Die Lippen glühten, lustdurchzuckt,
In einen Brand zusammen,
Es funkte durch die Adern uns,
Als stünden wir in Flammen.
_____
Sei nur getrost!
Sei nur getrost, du stilles
Herz, -
Es kommt der Tag der Liebe,
Der weckt zur Blüthe allerwärts
Der Sehnsucht grüne Triebe.
Es bringt des Lenzes Sonnenschein
Den tiefsten Keim zum Treiben, -
Und du, o
Herz, wirst nicht allein,
Allein vergessen bleiben!
Der Strahl der Lieb' weckt allerwärts
Der Sehnsucht grüne Triebe, -
Sei nur getrost, du stilles
Herz, -
Es kommt der Tag der Liebe!
_____
Otto Roquette (1824-1896)
Das alte Wort
Du schönes
Herz, dir möcht ein Wort ich sagen
Das Alles spricht,
Das all mein goldnes Glück sollt' in sich tragen -
Und find' es nicht!
Ein alter Ton, ein altes Wort,
Der liebe Spruch an jedem Ort
Er bleibt auch meiner Seele Hort:
Ich liebe dich!
Es giebt kein Klang dir all den Himmelssegen
In süßerm Ton,
Er ist ein Maienblick, ein Sonnenregen,
Der Lipp entflohn!
Du schönes
Herz, sieh lächelnd her,
Mein Mund hegt fremden Wunsch nicht mehr,
Es sagt's das
Herz, drum spricht auch er:
Ich liebe dich!
_____
Else Rüthel (1899-1938)
Du
Nun bricht das
Herz wie eine Rose auf.
Die Brust ist groß in Rausch und Blut
und Duft ist in der ganzen Welt
und du.
Wie dunkelt das herauf
an aller Himmel runden Rändern -
du - du - du.
_____
Lessie Sachs (1897-1942)
Das
Herz nimmt Urlaub
Ich habe Mitleid mit dem eignen
Herzen,
Es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Man reimt es schon jahrhundertlang auf Schmerzen, -
Gefällt ihm das? - Es schlägt und schlägt und schlägt.
Ich selber gönne mir doch manchmal Ruhe,
Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Es gibt doch Zeiten, wo ich garnichts tue ...
Mein
Herz hingegen schlägt und schlägt und schlägt.
Ich denke mir, dass es Erholung brauche,
Jedoch es schlägt und schlägt und schlägt und schlägt.
Zu schlimm ist auch, dass ich fortwährend rauche,
Verträgt es das? - Es schlägt und schlägt und schlägt.
Allmählich dann verkalken die Arterien, ...
Noch schlägt das
Herz und schlägt und schlägt und schlägt,
Und schliesslich geht es doch einmal auf Ferien, -
Das
Herz nimmt Urlaub ... schlägt es noch? ... es schlägt ...
Und, weil wir uns so sehr daran gewöhnen,
Dass etwas für uns schlägt und schlägt und schlägt
Schickt uns das
Herz jetzt, - um uns auszusöhnen, -
Die letzte Stunde, welche nun uns schlägt.
_____
Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
Dein Haupt an meine Brust gelegt,
Schließe die Augen zum Schlummer!
Die Wonne, damit das
Herz sie erträgt,
Muß ruhen, gleich dem Kummer!
_____
Dein Mund, vollathmend heiß an meinem Munde -
Dein
Herz mit hohem Schlag an meins gepreßt,
Wie weihst du jede flüchtige Sekunde
Des Tages mir zum Liebesfest!
_____
Georg Scherer (1828-1909)
Wer, heilige Liebe, deinen Kelch getrunken
Und süßberauscht, ein überseliger Mann,
Dir einmal nur ans volle
Herz gesunken,
Der ist verfallen deinem Zauberbann.
Fort glimmt's in ihm wie lichte Himmelsfunken;
Und ob er deinen Banden auch entrann -
Früh oder spät wird er mit frohem Bangen
Nach deiner holden Unruh' heim verlangen.
_____
Karl Siebel (1836-1868)
Zecherliebe
Mein
Herz ist ein Becher
Voll perlendem Wein, -
Und du bist der Zecher,
Mein Liebchen vom Rhein.
Die Perlen sind Lieder,
Die Lieb' ist der Wein,
Und Liebe und Lieder
Und
Herze sind dein!
_____
Reinhard Johannes Sorge
(1892-1916)
Erkennen
Was uns im
Herzen flammend sprüht,
Was in der Seele Tiefe glüht
Und reine Früchte treibend blüht,
Der Seele Fühlen und des Geistes Spur
Beweisen, daß wir göttlicher Natur. -
_____
Ilse von Stach
(1879-1941)
Wie bist Du sturm- und sonnenreich,
Wie bist Du klein und göttergleich,
Du
Herz, wie die Natur.
Wer könnte Dich ergründen?
Wer könnte finden
Deines Zaubers Spur?
Ich fühle selbst die Folgen der Gedanken,
Den wilden Thatendrang, das bange Schwanken,
Wie ein Begriff sich schon am nächsten bricht;
Bald schmerzt der Mißerfolg im steten Kriege,
Bewund're bald des
Herzens hohe Siege,
Doch das geheime Wirken kenn ich nicht.
_____
Theodor Storm (1817-1888)
Ich bin mir meiner Seele
Ich bin mir meiner Seele
In deiner nur bewußt,
Mein
Herz kann nimmer ruhen
Als nur an deiner Brust!
Mein
Herz kann nimmer schlagen
Als nur für dich allein.
Ich bin so ganz dein eigen,
So ganz auf immer dein. - -
_____
Und wenn ich von dir, du süße Gestalt,
In ewiger Ferne bliebe,
Du bliebest mir nah, wie im Busen das
Herz,
Wie im
Herzen die klopfende Liebe!
_____
Nachts
Schon Mitternacht! Mein Kopf ist wüst -
Zu Bett! Ich habe lang gewacht;
Doch ob das Aug sich müde schließt,
Wann kennt das
Herz wohl Tag und Nacht?
Das
Herz, das
Herz hat nimmer Ruh,
Das fliegt zu dir durch Zeit und Raum,
Im Traum mein süßes Leben du,
Im Leben du mein süßer Traum!
_____
Albert Traeger
(1830-1912)
Mein
Herz muß zweifeln immerzu
Wenn du mich liebst, verrath' es nie,
Laß nur von ferne mich es ahnen,
Und wie ein scheues Reh entflieh',
Will zum Geständniß ich Dich mahnen.
Schnell würde der Gewißheit Ruh'
Zu Asche all' mein Feuer dämpfen:
Mein
Herz muß zweifeln immerzu,
Und nimmer liebt es ohne Kämpfen.
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Meine Seele, mein
Herz!
Meine Lust und mein Schmerz!
Mein willst du werden, mein willst du sein,
Und mein auch bleiben, auf ewig mein,
In Freud' und in Noth,
Im Leben, im Tod!
Im Leben, im Tod,
In Freud' und in Noth
Mein liebendes
Herz, mein treues Gesicht,
Ich halte dich fest und lasse dich nicht,
Meine Lust und mein Schmerz,
Meine Seele, mein
Herz!
_____
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Guter Rat
Die Zeit vergeht, die Welt wird alt,
Das Haupt wird grau, das
Herz wird kalt,
Ihr Menschen gedenket des
Herzens.
Die Flamme, die es einst durchglüht,
Die Blume, die ihm einst erblüht,
Und es durchhaucht mit Seligkeit,
In der Zeit der Liebe, der Jugendzeit,
Bewahret, bewahrt sie im
Herzen.
Nennt Torheit nicht, was ihr gefühlt,
Wenn Alter euren Busen kühlt;
Die zitternde, die junge Brust,
War reicher ja an heiliger Lust,
Als das alte, das richtende
Herze.
Und das es einst so ganz erfüllt,
Das eine einz'ge süße Bild,
Das wie ein Spiegel in euch war,
So ohne Makel, rein und klar,
Bewahret es rein euch im
Herzen.
Dann winkt es wie ein Himmelsstern
Euch lächelnd zu von fern, von fern,
Erinnerung alter, sel'ger Zeit,
Und winket Trost in letztem Leid
Dem alten, dem einsamen
Herzen.
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Namenloses Gefühl
Liebe kann nimmer ich es,
auch Freundschaft nicht kann ich es nennen,
Jenes erhabne Gefühl,
welches mein
Herz für Dich nährt.
Himmlischen Ursprungs ist es,
geläutert im Feuer der Schmerzen,
Und die Gedanken an Dich,
sie sind mir Gedanken an Gott.
_____
Das
Frauenherz
Nicht reinres giebt es als der Frauen
Herz,
Mit Engelsmilde dienen sie dem Mann,
Und tragen gern allein den Theil der Schmerzen,
Den dieser nicht wie sie ertragen kann.
Sie saugen Freude nur aus seinen Freuden,
Ist er beglückt, so ist ihr Schmerz verweht,
Und willig leeren sie den Kelch der Leiden,
Der an des Mannes Mund vorüber geht.
Wo sie ein ruhig glücklich Loos erharrten,
Wird oft ihr Leben ohne eigne Schuld,
Zur Todesangst in dem Olivengarten,
Doch tragen sie's mit Lieb' und mit Geduld.
Und jede Schattenseit' in ihrem Leben,
Gab nicht der Wille, gab ihr nicht Natur,
Des Mannes Falschheit hat sie ihr gegeben.
Er führte sie auf der Verderbniß Spur.
Drum wird euch einst ein Engel Kränze winden,
Ihr armen Frauen, giebt's ein Paradies.
So werdet ihr den besten Platz dort finden,
So ist euch eures Gottes Huld gewiß.
Und sind die Todten aus dem Grab gestiegen,
Und wenn der Engel dann die Waag' erfaßt,
So werden Männerfehler schwerer wiegen
Als eure ganze Sündenlast.
_____
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