Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Liebe
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Könte man für
Liebe sterben / wär ich längstens kalt und todt /
Solte sie ein Feuer heissen / wär ich längstens Asch und Koth:
Doch ist sie kein Tod zu nennen / woher fühl ich solche Schmerzen?
Und ist sie kein brennend Feuer / was kocht so in meinem Herzen?
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Liebe
und Gegen-Liebe
Worzu dient so süsses Blicken /
Wenn du bist in nichts verliebt?
Ists / daß unser Seuffzer-schicken
Cloris dir Vergnügen giebt?
Zwar offt heist das Herze geben
Sich begeben seiner Ruh /
Doch wer immer frey will leben /
Bringt sein Leben übel zu.
Schönheit mit Verstand vermählet
Trifft offt schlechte Gleichheit an:
Manch getreues Herz erwehlet
Was nicht Farbe halten kan:
Fremde Qual heist Achtung geben
Was für eine Wahl man thu;
Doch / wer unverliebt will leben
Bringt sein Leben übel zu.
Liebe Cloris / lieb in Zeiten /
Liebe was dich wieder liebt /
Was dir / ohne Widerstreiten /
Sein getreues Herze giebt.
Lieb' und Gegen-Liebe geben
Süsse Lust und stille Ruh /
Wer von Liebe frey will leben
Bringt sein Leben übel zu.
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Liebe
für
Liebe
Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden?
Daß ich sie lieben soll? Ich geh es willig ein:
Sie soll mich ihren Diener finden.
Doch / wo ihr Herze will ohn Gegen-Liebe seyn /
Wozu will Silvia / die Werthe / mich verbinden?
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Diesen tödtet Bley und Eisen /
Jenen müssen Schmerz und Weh
Zu dem kalten Grabe weisen;
Liebe macht daß ich vergeh!
Mancher muß sein Leben schlüssen
In dem Schos der grünen See /
Ich zu Galatheens Füssen:
Liebe macht daß ich vergeh!
Also klagte seine Schmerzen
Filidor im grünen Klee /
Sagend mit betrübtem Herzen:
Liebe macht daß ich vergeh!
Es bewegten sich die Steine /
Doch nicht seine Galathe:
Echo ruffte durch die Häyne:
Liebe macht daß ich vergeh!
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Anonyme Barockdichter
Aria
Himmel! was vor bittrigkeit
Heget doch die süsse
liebe!
Heute helle / morgen trübe
Ist ihr bestes ehren-kleid.
Himmel / was vor bittrigkeit
Heget doch die süsse
liebe!
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Die gezwungene
liebe
Lieben das läst sich nicht zwingen /
Lieben entstehet vor sich /
Soll dir’s darinne gelingen /
Mustu geduldiglich
Warten was zeiten und tage dir bringen.
Bindstu der
liebe die hände;
Sicher so wird sie dir feind /
Plötzlich / geschwinde / behende
Eh man es hätte vermeint
Lauffet gezwungene
liebe zum ende.
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Die zugelaßne
Liebe
Lieben erlaubet die jugend zu üben /
Lieben pflanzt selber der himmel uns ein;
Keine gesetze verbieten das
lieben /
Sondern erfordern empfindlich zu seyn;
Wahre verbündnüß getreuer gemüter /
Lieben und wiederumb werden geliebt /
Küssen und herzen sind köstliche Güter /
Welche sie ihrem ergebenen giebt.
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Simon Dach (1605-1659)
Lob-gesang der
liebe
O Amor, hertzen-binder,
Du herr der freundlichkeit
Und aller guten zeit,
Du zwietracht-überwinder,
Du grosser wolfahrt-heger,
Wie daß die gantze welt
Dir hin zu fusse fällt
Und folget deinem läger?
Wie weistu einzusperren
Des scepters gantze macht!
Dir dient der krohnen pracht,
Der knecht auch sampt dem herren.
Das alter wird gerissen
Zwar an dein strenges joch,
Die tugend pflegstu doch
Am meisten einzuschliessen.
Du machst dich in die wangen
Der frauen-bilder hin
Und führst den starcken sinn
Der männer so gefangen;
Was keine macht kan brechen,
Kein staal, kein fallend bley,
Was keine tyranney,
Weist endlich du zu schwächen.
Du hast die weit gelehret
Das, was sie gutes hat,
Daher auch dorff und stadt
Dir billich zugehöret.
Daß wir die felder bauen,
Nach ehr' und güttern stehn,
Tieff in das erdreich gehn,
Und wind und wellen trauen,
Wodurch wir zugenommen,
Ja, aller pracht und zier
Muß eigentlich von dir,
Du welt-bereicher, kommen.
Du endest angst und leiden,
Greiffstu, o Amor, an
Und hilffst, so träget man
Des creutzes last mit freuden.
Durch dich muß alles werden,
Was vieh und menschen noht,
Ohn dich kömmt weder brodt
Noch wein-wachs aus der erden.
Wie schön die vögel singen,
Wie frölich durch das meer
Der fische schaar, daß heer
Der thier' im walde springen;
Wie lustig sich mit täntzen
Das volck der sternen macht,
Wie helle bey der nacht
Sie umb den mond her gläntzen,
Wie schnell der sonnen räder,
Wie lieblich lufft und wind,
Wie angenehm uns sind
Die brunnen, flüsse, bäder.
Doch were nichts zu spüren
Von allem, was man kennt,
Wenn du das regiment
Nicht, Amor, soltest führen.
Glückselig ist die stunde,
Kriegt anders zeit hie stat,
Da Gott gezeugt dich hat
Aus seines hertzens grunde.
Man hat von keinen plagen
Da irgends wo gewust,
Und nur von lauter lust
Und freude können sagen.
Da war kein haß vorhanden,
Kein argwohn und kein streit,
Fried' und gerechtigkeit
Sind umb dich her gestanden.
Man sieht noch jetzund leben
Und grosses wolergehn
An allen orthen stehn,
Wo du dich hin begeben;
So komm nun, dein begnügen
Umbschließ' auch dieses paar
In eintracht immerdar,
Die ehlich jetzt sich fügen!
Du bist es, den wir singen,
Du, und das wahre gut,
Der uns das liebste thut,
Gott selbst für allen dingen.
Wir werden angetrieben
Zu sagen: Er allein
Muß selbst die
liebe seyn,
Die er so rein kan üben.
O seelig, seelig weren
Wir menschen allerseit,
Die wir durch haß und streit
Erbärmlich uns verzehren,
Wenn doch auch uns die
liebe,
Die alles hie und da,
Und selbst den himmel, ja
Am meisten Gott treibt, triebe!
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Georg Greflinger (um
1620-1677)
Auf die wahre
Liebe
O herrliches Geschenck und überköstlich Pfand/
Das aus dem Himmel kommt/ von Gottes eigner Hand/
So ich so mächtig wär ein Ding recht zu erheben
Ich würde dir den Preiß vor allen Dingen geben/
Und daß du nimmermehr dich in ein Hertze giebst/
Das Hoffart hat noch sonst ein Haupt vol Ehrsucht liebst/
Wol aber so ein Hertz/ das sacht und Sanfftmuth heget/
Du bist auch nicht der Art/ die sich auff Wildheit leget/
Durch Guthat Hoffart triegt und groß geehrt wil seyn.
O Nein du hältst dein Hertz durch Glaub und Hoffnung rein
Du hast auch keine Lust an Reichthum Ehr und Schäzen/
Treu/ Tugend Ruh und Recht sind einig dein Ergezen.
Du denckst von keinem böß/ O Himmel-volle Lieb!
Ich fühle nun von dir ein wunderlich Betrieb.
Benim mich meines Frosts/ und laß in deinen Armen
Dahin mich so verlangt/ sanfft ruhen und erwarmen.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Entwurff der
liebe
Die lieb ist unvernunfft / die mit vernunfft vermengt /
Ein fried-gesellter haß / betrug vermischt mit glauben /
Ein' hoffnungsvolle furcht / ein schiffbruch / dessen rauben
Uns dennoch süsse dünckt / ein stein so uns bedrängt /
Ein angenehm Charybd / und ein gesundes krancken /
Ein hunger der sich muß mit seiner sattheit zancken /
Ein vollgezechter durst / und trunckne nüchternheit /
Ein schönes freuden-spiel / das garstig unglück endet /
Ein port der uns verschlingt / wenn man schon angelendet /
Ein süsser übelstand / und üble süssigkeit /
Ein bittrer honigsafft / der von geruch beliebet /
Und der uns im geschmack gifft / pest und galle giebet /
Ein wetter das man wünscht / und eine lichte nacht /
Ein dick verfinstert licht / ein abgestorbnes leben /
Und ein belebter tod; ein fehler der vergeben /
Doch nicht vergessen wird. Ein schandfleck / der mit pracht
Und schmincke sich bestreicht. Ein tugendhafftes laster
Und schnöder missethat gelindes arzney-pflaster /
Ein unbeständig spiel und ein beständig trug /
Ein' ausgekräffte krafft / ein ganz beweglich festes /
Ein allgemeiner schluß / der narrheit nennt sein bestes /
Ein rath / der urtheil spricht ganz ohne recht und fug /
Ein wohlstand / der betrübt / ein glück / das nicht erscheinet /
Ein lust-hauß / da die seel den freyen stand beweinet.
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Abbildung der
Liebe
Der
liebe rosen-blat hat dörner zu gefehrten /
Aus welchen nach der lust der unlust früchte blühn;
Sie hebt ihr haupt empor / als wie auf zauber-gerten /
Und kan durch einen blick uns ins gehäge ziehn.
Dann stöst der freyheit schiff an ungeheure klippen /
Es bleibt / eh wirs vermeint / auff einer sandbanck stehn /
Und lacht kein trost uns an von rosen-lichten lippen /
So heists: O himmel hilff! wir müssen hier vergehn.
Da stimmt das herze an: verlasse mich o
liebe!
Dann heists: Entfernet euch / die ihr ans lieben denckt /
Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel trübe /
Nichts ist / was unsre brust mehr als die
liebe kränckt.
Doch / sind die dornen weg / so greifft man nach den rosen /
Es gibt die bessre zeit uns andre sinnen ein /
Dann können wir vergnügt in den gedancken loosen /
Auff welcher seite wir am liebsten wollen seyn.
Und so verliehren wir die kurzen lebens-zeiten /
Das schiff des lebens laufft dem hafen näher zu /
Biß uns der winter pflegt in so ein land zu leiten /
Wo man der
liebe baum mit erde decket zu.
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Ernst Christoph Homburg
(1607-1681)
Epigramma
Was die
Liebe?
Ein Fewer/ sonder Fewr/ ein lebendiger Todt/
Ein Zorn/ doch ohne Gall/ ein angenehme Noht/
Ein Klagen ausser Angst/ ein uberwundner Sieg/
Ein unbehertzter Muht/ ein Frewden-voller Krieg;
Ein Feder-leichtes Joch/ ein nimmerkranckes Leid/
Ein zweiffel-haffter Trost/ und süsse Bitterkeit/
Ein unvergiffter Gifft/ und kluge Narrethey/
Ja kürtzlich: Lieben ist nur blosse Phantasey.
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Epigramma
Ist
Liebe Zuckersüs/ wie daß sie bitter schmecket?
Ist
Liebe bitter Gall/ wie daß sie Lust erwecket?
Ist
Liebe lauter Fewr/ wie daß sie Thränen bringt?
Ist
Liebe lauter Flut/ daß ihre Glut dann dringt
Zu innerst in das Hertz? Ist
Liebe was zu nennen?
Wer ist dann der/ und die/ so
Liebe recht mag kennen?
Ist
Liebe lauter nichts/ wie kan und mag es seyn/
Daß sie bringt dir und mir wol tausend Höllen-Pein?
Ist
Liebe Menschen-Werck/ wie daß sie Götter drenget?
Ist
Liebe Götter Thun/ wie daß sie sich vermenget
Mit dem/ was menschlich ist? Ist
Liebe heilsam-gut/
Wie daß sie dann so gar verformet Hertz und Mut?
Drumb wer wil witzig seyn/ und Fillis ihm erjagen/
Der wird/ was Lieben sey/ mir kürtzlich Antwort sagen.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Auff die
liebe
Ach! was wird durch Amors hand
Nicht auff erden ausgericht?
Man vergißt das vaterland /
Aber seine liebste nicht.
Man verlässet hoff und hauß /
Man versäumet freund und schmauß /
Aber seine liebste nicht.
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Erdmann Neumeister
(1671-1756)
Cantata von der rechten
liebe
Nichts ist süsser als das
lieben /
Lieben ist ein himmelreich;
Menschen / die das wesen üben /
Sind dadurch den göttern gleich.
Ja zwey recht vertraute herzen
Sind zwey engel auff der welt /
Weil ihr angenehmes scherzen
GOtt und menschen wohlgefällt.
Wiewohl die
liebe muß auf rechtem fusse stehn.
Wo keine treu / wo keine keuschheit ist /
Wo man das tugend-ziel vergist /
Da muß die schöne lust zergehen.
Und was ein himmel heist
Muß eine hölle werden.
Jedoch ein reiner geist
Befleckt sich nicht.
Gedancken und geberden
Sind tugendhafft und edel eingericht.
Die küsse sind die seele bey dem
lieben /
Wann diese rein geblieben /
So muß die seele leben /
Und tausendfache lust verliebten cörpern geben.
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Sibylle Schwarz
(1621-1638)
Liebe schont der Götter nicht /
sie kan alles überwinden /
sie kan alle Herzen binden /
durch der Augen klahres Licht.
Selbst des Phebus Hertze bricht /
seine Klahrheit muß verschwinden /
er kan keine Ruhe finden /
weil der Pfeil noch in ihm sticht.
Jupiter ist selbst gebunden /
Hercules ist überwunden
durch die bittersüsse Pein;
wie dan können doch die Herzen
bloßer Menschen dieser Schmerzen
gantz und gahr entübrigt seyn?
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Wie kan der
Liebe Joch doch süß und lieblich seyn /
weil manches Herze pflegt vohn ihren Schmertzen sagen /
und über ihre Last / und tieffe Wunden klagen?
wie ist dan süße das / das allen bringet Pein /
das wie ein starckes Gifft die Hertzen nimmet ein /
das manchen Helden würgt / ihr vihl auch heist verzagen?
wie kan uns das alsdan doch Frewd und Lust erjagen?
Nein / nein / der
Liebe Tranck ist bitter Wermuhtwein.
Doch gleichwohl ist sie süß / weil vielen wird gegeben /
durch ihre Süßigkeit / ein angenehmes Leben.
Drüm / schließ ich / ist die Lieb ein angenehmes Leid;
(wiewohl eß selten kompt / daß wiedrig' Eigenschafften
an einem Dinge nuhr zu gleiche können hafften)
die
Liebe heisst und ist die süße Bitterkeit.
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Kaspar Stieler
(1632-1707)
Liebe/ die Königinn der Welt
Kind/ das Gött- und Väter zwinget/
Kind/ deß hoher Zepter dringet
durch die Macht der ganzen Welt/
Herr der Erden/ Zwang der Sterne/
Herrscher über Nah und ferne/
dehm/ was lebt/ zu Fusse fällt.
Amor/ weil ich leb' in Lüfften/
(dort auch in den finstern Grüfften)
werd' ich deinen hohen Preiß
über dem gestirnten Wagen
des Tierhüters hinzutragen
sein bedacht durch meinen Fleiß.
Keinen Lorbeer werd' ich finden/
den ich dir nicht umzubinden
bükkend werde sein bedacht.
Hundert tausend Keyser-Krohnen
solten deine Gunst belohnen
stünden sie in meiner Macht.
O/ wie wol wird der begnüget/
der für dir auff Knien lieget
und dich eyffrig betet an!
Ist Gedult nur bey dem Schreyen:
so wird bald dein Trost-verleihen
ihme werden kund getahn.
Daß sich nu mein Leiden endet/
daß sich Freude zu mir wendet/
daß mein Liebchen freundlich sicht:
daß die zarten Purpur-wangen
an den meinen lieblich hangen:
ist das deine Gnade nicht?
Ja. Eh' ich dich/ Allguht/ ehrte/
O! wie mancher Seuffzer störte
meiner Nächte sanffte Ruh'.
Ach/ mit was für herber Klage/
bracht' ich meine Frühlings-Tage
sonder Trost und Hoffnung zu!
Nu beginnt mein Glükk zu blühen
und der Winter weg zu ziehen/
der mein Leben machte grau.
Nu besprengt bey hellem Wetter
meines Lebens grüne Blätter
Der Rosillen Lippen-tau.
Das/ was mich vorhin betrübte/
was ich sonder Nuzzen liebte
bringestu mir redlich ein.
Wer nu dich wil grausam nennen/
muß ganz keine Gute kennen
und ohn all' Erkäntnüs sein.
Du bists/ der du mir das Leben/
und des Lebens Lust gegeben/
ohne dich stirbt alle Freud'
alle Wollust wird zu Schmerzen
gibstu nicht dem kranken Herzen
Labsal und Ergezligkeit.
Darum/ wer sich in dem
Lieben
unbetrübt gedenkt zu üben/
ehre deiner Hoheit Pracht.
Ich/ so lang' ich werde bleiben/
wil von deiner Güte schreiben
und erheben deine Macht.
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Frisch bey der
Liebe!
Die
Liebe lehrt im finstern gehen/
sie lehret an der Tühr uns stehen/
sie lehrt uns geben manche Zeichen
ihr süß Vergnügen zu erreichen.
Sie lehrt auff Kunst-gemachten Lettern
zur Liebsten Fenster ein zu klettern/
die
Liebe weiß ein Loch zu zeigen
in ein verriegelt Hauß zu steigen.
Sie kan uns unvermerket führen
durch so viel wolverwahrte Tühren
den Tritt kan sie so leise lehren/
die Mutter solt' auff Kazzen schweeren.
Die
Liebe lehrt den Atem hemmen/
sie lehrt den Husten uns beklemmen/
sie lehrt das Bette sacht auffheben/
sie lehrt uns stille Küßgen geben.
Diß lehrt und sonst vielmehr das
Lieben.
Doch willstu dich im
Lieben üben:
so muß die Faulheit stehn bey seite/
die
Lieb' erfordert frische Leute.
Wer lieben wil und nichts nicht wagen/
wer bey dem
Lieben wil verzagen:
der lasse Lieben unterwegen.
Der Brate fleugt uns nicht entgegen.
_____
Liebe vergrössert sich/ wie ein gewelzter Schnee-ball
Ich wil euch Wunder-Dinge sagen/
wie sich die
Liebe pflegt zujagen
und wächset jeden Augen-wink.
Indehm sie wie ein Steubchen scheinet/
wird sie ein Berg/ eh man es meinet.
Ist dieses nicht ein Wunder-ding?
Sobald die Jungfer wird gesehen/
pflegt man ihr künstlich nachzugehen.
Kein einig Blikkchen streichet fort
daß man sie listig zu bewegen/
nicht alles Orts ihr geh entgegen
und wechsle Lieb und Liebes-wort'.
Auff Rede folget Wieder-rede.
Kein Weibes-bild ist je so blöde/
die auff den Gruß nicht danken solt'.
Alsdenn (hält ja die Zunge feste)
so tuht ein süsser Blikk das beste/
und zeuget/ was das Herz gewollt.
So bald des Buhlers Weis' und Sitten
der Schämenden Gemüht bestritten/
und nu die Scheu wird schlecht geachtt.
Denn geht es an ein lieblen/ scherzen/
an Hand-Fuß-drukken/ küssen/ herzen/
So ist der rechte Grund gemacht.
Bald wird man mehr und mehr gemeine.
Man achtet Ehr und Schande kleine.
Das schlechtste heist: Ein Griff in Zucht.
Was ferner folgt/ darff ich nicht singen/
es möchte mich in Argwohn bringen/
ich hätt' es etwa selbst versucht.
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Philipp von Zesen
(1619-1689)
Loblied der kräftig würkenden
Liebe
Die sangweise setzte der Siebenfältige
WEr unter euch / ihr Sterblichen / kan zeigen /
wo man die kunst zu
Lieben lehrt;
die über alle künste pflegt zu steigen /
und über alle himmel fährt?
Wo ist ein solcher Meister /
ein Auszug kluger geister?
Zu Leipzig? oder wie / zu Wittenberg?
O nein! es kan kein Sterblicher dis lehren:
sein sprechen hat nicht solche gluht;
die unsern geist mit eifer pflegt zu nehren /
und glühend macht den gantzen muht.
Du /
Liebe / bists alleine:
dir ist die Kunst gemeine.
Du bist dein Meister selbst / du Künstlerin.
Du wirst durch dich am besten ausgedrükket.
Du /
Liebe / lehrest jederman /
auch den / der sich zu keinem dinge schikket;
wie er die schrifften lesen kan;
die du mit eignen fingern /
den kleinen hertzenszwingern /
ins liechte Buch der Augen schreibest ein.
Du gibst uns ein die schönsten meistersprüche/
die einem Redner wohl anstehn:
die gleich als gift / als übereilte stiche /
zu innerst in die seele gehn.
Das zukkersüsse sprechen
mus aus dem munde brechen /
wan du nur wilst / du Tausendkünstlerin.
Du machst / das sich / durch halb verbrochne reden /
das hertze besser öfnen kan;
und manchen frischen muht vielmehr erblöden /
als der gelübtste Rednersman.
Das lallen und das lachen
kan mehr / als zierde / machen;
die ein gelehrter mund und zunge spricht.
Ja daß wir offt / mit stummen reden / sprechen /
mehr / schweigend bitten / als wohl sunst /
und so durch stahl und zähes eisen brechen;
das alles machet deine kunst.
Du Königin der hertzen /
Du Hertzogin der schmertzen;
die manches stummes wort den seelen macht.
Ein ander mag den saft der Redner saugen:
ich aber wil hingegen ihn
aus jenem spielkristal der schönen Augen
der aller schönsten Schönen ziehn /
und / durch ein rauhes reimen /
einschneiden diesen beumen:
die darümb stöltzer seind / als jener Schrift.
_____
18. Jh.
-
Sophie Albrecht
(1757-1840)
Trost
Es lebt ein Gott der
Liebe -
Der Trost soll uns genügen!
_____
Namenlose
Liebe
Schön ist der Lenz,
Wenn Thal und Hügel,
Wenn Wald und Haine blühn;
Und über meiner Bäche Spiegel
Nickt junger Weiden Grün.
Doch fühlt' ich's nicht,
Eh' ich die
Liebe kannte,
Die mir im Herzen lag,
Die ohne Namen oft mein Seufzen nannte,
Am Frühlings-Auferstehungstag.
_____
Liebe
Süße Qual in meinem Herzen,
Die sein holder Name giebt,
Ruft mit tausendfachen Schmerzen:
Nie als jetzt hab' ich geliebt!
Dieses Klopfen, dieses Sehnen,
Ha! wem gilt der Flammenstreit?
Sind der Tugend diese Thränen?
Sind der Wollust sie geweiht?
Sehnsucht, wie sie keine kannte,
Seit die Lieb' ein Weib gekannt,
Knüpfst du himmlisch unsre Bande?
Wirst du Unschuld noch genannt?
Tausend kühne Wünsche beben,
Kühn vermess'ne Pulse fliehn -
Wollt' ich ihnen Namen geben,
Würde Schaam die Stirn' umglühn.
Selbst der Tugend ernste Büste -
Einst mein schönstes Heiligthum -
Wandelt, seit sein Mund mich küßte,
Sich zur Liebesgöttin um.
_____
-
Johann Baptist von
Alxinger (1755-1797)
Wahre
Liebe
Bestreben, Wunsch und Plan, ein schönes Herz zu fangen,
Der Hunger nach Besitz, ein stürmisches Verlangen,
Ein wohlgeschriebner Brief, ein zärtliches Gedicht,
Aufwartungen und Flehn, das heisst noch
Liebe nicht.
Doch gänzlich sich dahin auch ohne Hoffnung geben,
In der Geliebten nur, nicht in sich selber leben,
Verrathen, dass man liebt, durch seine Schüchternheit,
Die allerstärkste Glut mit Ehrerbietigkeit
Vereinen, standhaft seyn in Mitte seiner Schmerzen,
Das heisset
Lieb', und die ist nur in meinem Herzen.
_____
-
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Klagen an den Entflohenen
Hier ruht dein Bild auf meinem Herzen,
Du, Mann der
Liebe und der Schmerzen!
Der jetzt voll Grausamkeit mich flieht. -
Du fliehst umsonst -! denn meine Seele eilet
Dem Manne nach, der das Gefühl nicht theilet
Das ewig mir im Busen glüht.
Ja fliehe zu den fernsten Zonen,
Lass Hass in deiner Seele wohnen,
Wo sonst nur
Liebe für mich sprach:
Zerbrich, zerreiss' der
Liebe süsse Bande
Und tödte mich: ich folge bis zum Rande
Des Grabes dir im Geiste nach.
Die
Liebe kennet keine Schranken,
Im Tode selbst wird sie nicht wanken;
Sie bleibt sich ewig einerley.
Die Zeit kann nie dies reine Feuer mindern,
Kein Mensch, kein Gott! kann ihre Allmacht hindern,
Und felsenfest ist ihre Treu.
Mein ganzes Daseyn seh' ich schwinden,
Um mich in deinem ganz zu finden:
Ich leb' und denke nur durch dich! -
Dich nur allein seh' ich von allen Wesen
Des Weltenall's. – Was du mir bist gewesen,
Bleibst du mir unabänderlich!
Die
Liebe trotzt des Schicksals Strenge,
Besiegt der Vorurtheile Menge,
Und stumpfet ab den Zahn der Zeit:
Sie lächelt schlau bey der Moral des Weisen,
Und spottet selbst des kalten Blut's des Greisen.
Ihr Ziel beschränkt die Ewigkeit.
Wer nicht so fühlt, der weiss und kennet
Die
Liebe nicht, die selbst getrennet,
In ihrer ganzen Fülle Kraft,
Nur ewig nach dem Einen strebet,
Sich selbst vergessend, nur dem Einen lebet,
Der ihr die Welt zur Wüste schafft.
Ha! dieses Schmachten, dieses Streben!
Verzehrt die Kräfte von dem Leben,
Das der Verzweiflung sich geweiht:
Ach! ohne ihn das Dasyen zu ertragen,
Wer fasst den Schmerz? O, selbst der Hölle Plagen
Sind ja dagegen Seligkeit!
_____
-
Aloys Blumauer
(1755-1798)
Wunder der
Liebe
Nach dem
Spanischen
Liebe traf mich, meine Augen weinen,
Und im Herzen brennt ein wüthend Feuer mich,
Durch der
Liebe Allgewalt vereinen
Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
Ach! vergebens brennet meine Flamme,
Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme?
Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
_____
-
Friedrich Bouterwek
(1766-1828)
Philosophie der
Liebe
Mag, wer will, ergrübeln und erklären,
Was das Herzensräthsel,
Liebe, sey.
Nennt es blinde Sinnenschwärmerey!
Nennt es einen Flug in höh're Sphären!
Ist es dieß: so will ich gern entbehren,
Was ihr wißt. Ich misse nichts dabey.
Ist es jenes; o so mag der May
Dieses Wunderhimmels ewig währen.
Hört, ihr Weisen, was ihr noch nicht wißt!
Wallen Seelen in einander über,
Ist's nicht Eine, die ihr Glück ermißt.
Aber wenn mein Mund ein leises: "Lieber!"
Psychens Munde schwärmerisch entküßt,
Wissen Wir, was
Lieb' und Himmel ist.
_____
Nach der Trennung
Allein, im Kampf mit unsichtbaren Mächten,
Erblick' ich mich. Verhaßtes Selbstgefühl!
Ich sehe Licht in kalten Mitternächten,
Und bin im Sturm der Elemente Spiel.
Was ringst du, müder Geist, mit kühnem Flügel
Nach jenen Höhen, wo die Wahrheit siegt?
Dich hält das Schicksal unter Schloß und Riegel.
Du ringst umsonst, und deine Kraft erliegt.
D'rum schäme dich nicht weiter deiner Thränen!
Die rette dir! und weine, weil du bist!
Und gönn' es dir, im schönen Traum zu wähnen,
Daß
Liebe, wie die Wahrheit, ewig ist.
Durch
Liebe strahlt ein Gott aus allen Sternen,
Auch wenn die Hand des Todes dich ergreift.
O, müder Geist, wenn wirst du leichter lernen,
Wie liebend auch der Mensch zum Gotte reift?
_____
Die Schöpfung der
Liebe
Sagt, was ist es, daß der Sphären
Wunderbau zusammenhält?
Sagt, was schafft das Reich der Zähren
Zur verschönten Wunderwelt
Was verschwistert Freud' und Schmerzen
Was vereinigt Mein und Dein
Was entrinnt aus vollem Herzen
Oft auf Grab und Leichenstein?
Liebe! Eins und Alles!
Liebe!
Du nur, Lebensschöpferinn,
Schufst zum Geist und Weltgetriebe
Sinn in Kraft, und Kraft in Sinn.
Eh die Sonnen Erden hellten,
Eh sich Herz und Herz erkor,
Bildetest den Plan der Welten
Du dem Allvollender vor.
Des Vollenders Athem wehte,
Und die Welten standen da.
Liebe lenkte,
Liebe drehte
Ihre Kreise fern und nah.
Fern und nah in lauten Chören
Tönte, was sich hält und zieht,
Und der Rundgesang der Sphären
War der
Liebe Feierlied.
Sonnen und Planeten zogen
Liebend sich magnetisch an.
Liebend fliegen Meereswogen
Gegen Luna himmelan.
Blumen gegen Blumen sandten
Ihres Wesens Nektarduft.
Sonnenstäubchen, die sich kannten,
Suchten sich in dünner Luft.
Sieh, da rauscht' es! sieh, da fühlte,
Was da lebt, sein Lebensband;
Glühte, suchte, was es kühlte;
Fand es an der Freude Hand.
Wie sich da die Sinne tauchten
In der Wollust Feuermeer,
Gluthen fühlten, Gluthen hauchten,
Schien der Kelch der
Liebe leer.
Aber der Vollender wehte
Liebehauch zum zweitenmahl,
Und durch alle Sternenbeete
Fuhr ein heller Götterstrahl.
Sanft erbebten alle Wesen,
Mitempfindend, was geschah;
Denn zur bessern Lieb' erlesen,
Stand der Herr der Erde da.
Wunsch um Wunsch, und
Lieb' um
Liebe
Säuselte die Sympathie.
Keinen Wirbel wilder Triebe,
Seelenwechsel heischte sie.
Leises Fühlen, tiefes Sehnen
Webte durch des Menschen Sinn,
Und in wundersamen Thränen
Floß der Quell der Wonne hin.
Er nur sie, nur sie im Blicke;
Sie nur ihn, den Himmelssohn!
Beide flehten vom Geschicke
Liebe nur zum letzten Lohn.
Da, im nie gehörten Lallen,
Flog der Treue erster Schwur
Durch des Himmels Sternenhallen
Zum Vollender der Natur.
Von des Unerschaffnen Throne
Weht' und wallt' es nun herab:
Lieb' und immer
Liebe lohne
Euch, Erkorne, bis an's Grab!
Lieb' im lichten Geisterglanze,
Mit der Treue Hand in Hand,
Deute mit dem Palmenkranze
Hin zum zweiten Vaterland!
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Louise Brachmann
(1777-1822)
Liebe und Freundschaft
Lieb' und Freundschaft willst Du unterscheiden?
O, sie sind zwei Wesen, eng vereint,
Heil'ger Götterursprung wohnt in beiden,
Klein der Raum, der sie zu trennen scheint.
Freundschaft liebt, und Freundschaft ist die reine
Schöne
Liebe, die sich selbst vergißt;
Die in des Geliebten Glück die Eine
Eigne stille Seeligkeit umschließt.
Noch vom Ird'schen trägt die zarte
Liebe
Eine Hüll' um ihre Lichtgestalt;
Ohne daß den süßen Glanz sie trübe,
Mehrt sie nur die rührende Gewalt.
Wenn der Jugend Rosen sich erschließen,
Trennt sie noch das brausende Gefühl,
Doch die gleich entsprungnen Wesen fließen
Bald in Eins zu ihrem großen Ziel.
Wenn im Morgenroth sich Wolken mahlen,
Nebel steigen aus dem Thal empor,
Brechen sie der Sonne goldne Strahlen,
Doch sie wölben ihr das Rosenthor.
Sie ja sind es, die die Purpurblüthen
Und die Rosenschimmer um sie streun,
Wenn die zarten Wolken dann verglühten,
Steigt die Sonne, licht und ätherrein!
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Friederike Brun
(1765-1835)
Freundschaft und
Liebe
Hand in Hand und unzertrennbar wandeln
Freundschaft und reine
Liebe mit einander!
Wo die Freundschaft entflieht, da senkt der keusche
Eros die Fackel.
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Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Das neue Leben
Eia! wie so wach und froh,
Froh und wach sind meine Sinnen!
O, von welcher Sonne floh
Meines Lebens Nacht von hinnen?
Wie so holden Gruß entbot
Mir das neue Morgenrot!
Mein erheitertes Gesicht
Siehet Paradiese blühen!
Welche Töne! Hör' ich nicht
Aller Himmel Melodieen?
O wie süß erfüllt die Luft
Edens Amarantenduft!
Evan! bist du mir so nah',
Mir so nah bei jedem Mahle?
Kehrst du in Ambrosia
Und in Nektar diese Schale?
Geber der Ambrosia
Und des Nektars, mir so nah'?
Liebe! deine Wunderkraft
Hat mein Leben neu geboren,
Hat zu hoher Götterschaft
Mich hienieden schon erkoren!
Ohne Wandel! ewig so!
Ewig jung und ewig froh!
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Philippine Engelhard
(geb. Gatterer) (1756-1831)
Magnetismus und
Liebe
Magnetismus wollt ihr uns erklären?
Seinen Wirkungskreis, wie weit er geht.
Wird nicht viel Geheimes immer währen
Auf der Prüfungswelt, so lang sie steht?
Seine Heilkraft hat man übertrieben,
Doch wer läugnet billig ganz sie ab?
Da, trotz jeder Kur oft Schmerzen blieben;
Und nur der Magnet gleich Lindrung gab.
Unerklärlich ists schon wenn man siehet
Ihren Kuß voll Sympathiegefühl;
Und wie bang das andre Ende fliehet,
Wahrlich, als wär' Lieb' und Haß im Spiel.
Liebe nannt ich? O die heißen Schmerzen
Wer erklärt sie? Wer die süße Pein?
Schleicht sie gleich in edle weiche Herzen
Täglich – Glück und Schicksal trotzend – ein!
Leicht erklärt sind Thierverwandte Triebe,
Die ein Heil'ger selbst wohl flüchtig fühlt,
Wenn ein Weib, schön wie das Bild der
Liebe,
Um ihn her mit ihren Reizen spielt.
Nie stirbt aus das menschliche Geschlechte!
Sagte Blanka, klug in Raserei,
Doch vom Tausend weiß kaum Eins was rechte
Heiße, reine Seelenliebe sey!
Diese Glut, die seliges Entzücken
Wie der Engel aus dem Anschau'n trinkt.
O kein Wort vermag sie auszudrücken,
Die beredt aus Aug' in Auge blinkt!
Warum kann ein Blick das Herz zerschmelzen,
Wie die Frühlingssonne Eis durchdringt,
Das, wie Fels bei Sturm und Wogenwälzen,
Standhaft blieb, von Liebenden umringt?
Fromme weinen, wenn sie gleiche Flammen,
Sehn in Edlen, die das Schicksal trennt.
Kalte Seelen hört man sie verdammen,
Und den Sünder, der nur Wollust kennt.
O Petrarch! Du kanntest dieses Sehnen
Laura war schon eines Andern Raub.
Dennoch weihtest du ihr Lied und Thränen,
Selbst noch als ihr Leichnam ruht' im Staub.
Guter Yorick, der die Leidenschaften
Stark besiegte – sonst so schwach und weich -
An Elisen und der Tugend haften
Konntest du mein Liebling stets zugleich.
Schwächer kämpft', als Lotte sich vermählte,
Kürzlich Werther – sonst auch fromm und gut.
Sprecht: Wes Auge wohl den Schmerz verhehlte,
Als er wild vergoß sein eignes Blut!
Still mein Lied! Verstehn und lieben werden
Nur Geweihte Dich – die Saite bricht.
O gesteht's, ihr Weisen dieser Erden:
Viel ist Räthsel hier – ihr löst es nicht!
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Friedrich Wilhelm Gotter
(1746-1797)
Die
Liebe
Ach, was ist die
Liebe
Für ein süßes Ding!
Sorgenlos, wie Kinder,
Führt sie uns durchs Leben.
Unser ganzes Leben
Flieht mit ihr geschwinder,
Als uns ohne
Liebe
Sonst ein Tag verging!
Ach, was ist die
Liebe
Für ein süßes Ding!
Ach, was ist die
Liebe
Für ein süßes Ding!
Muth gibt sie zur Arbeit,
Hilft sie uns verrichten.
Eine Blumenkette
Werden unsre Pflichten,
Und am Thron der
Liebe
Hängt der Kette Ring.
Ach, was ist die
Liebe
Für ein süßes Ding!
Ach, was ist die
Liebe
Für ein süßes Ding!
Unsre Seele hebet
Sich auf ihrem Flügel,
Unsre Seele schwebet,
Neu von ihr belebet,
Ueber Thal und Hügel,
Gleich dem Schmetterling.
Ach, was ist die
Liebe
Für ein süßes Ding!
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Johann Christian Günther
(1695-1723)
VON DER
LIEBE
O
Liebe,
Was vor innig-süße Triebe
Hegstu nicht in deiner Brust!
Würden doch nur die Verächter
Einmahl unsrer Wollust Wächter,
Schwör ich bey Amoenens Gunst,
Daß sie erstlich selbst nicht wüsten,
Ob der Himmel zeitlich sey,
Und darnach vor Scham und Reu
Nur vom Zusehn sterben müsten.
Das thäten sie,
Das thäten deine Triebe,
O
Liebe!
_____
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Friedrich von Hagedorn
(1708-1754)
Die Wunder der
Liebe
Der
Liebe Macht ist allgemein,
Ihr dient ein jeder Stand auf Erden.
Es kann durch sie ein König klein,
Ein Schäfer groß und edel werden.
Tyrannen raubt sie Stolz und Wuth,
Den Helden Lust und Kraft zum Streiten;
Der Feigheit gibt sie starken Muth,
Der Falschheit wahre Zärtlichkeiten.
Der Einfalt schenkt sie den Verstand,
Den sie der Klugheit oft entwendet.
Ein Grillenfänger wird galant,
Wenn sie an ihm den Sieg vollendet.
Des strengen Alters Eigensinn
Verwandelt sie in Scherz und Lachen,
Und diese holde Lehrerinn
Kann auch die Jugend altklug machen.
Ein Spanier vergißt den Rang,
Unedlen Schönen liebzukosen:
Ein junger Franzmann den Gesang,
Den Wahn, das Selbstlob der Franzosen.
Wenn jenen Reiz und Schönheit körnt,
Entsaget er dem Hochmuthstriebe:
Und dieser seufzet und erlernt,
Die Freyheit prahle, nicht die
Liebe.
Sie giebt der deutschen Männlichkeit
Die sanfte Schmeicheley beym Küssen,
Den Heiligen die Lüsternheit,
Und auch den Juden ein Gewissen.
Sie fand, so oft sie sich nur wies,
Verehrer in den besten Kennern.
Nur sie entwarf ein Paradies
Den ihr geweihten Muselmännern.
Ja! deine siegende Gewalt,
O
Liebe! wird umsonst bestritten.
Dir unterwirft sich Jung und Alt
An Höfen und in Schäferhütten.
Doch meine Schöne hofft allein
Den Reizungen zu widerstehen.
O laß sie mir nur günstig seyn!
Wie wirst du dich gerächet sehen!
_____
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Ludwig Christoph Heinrich
Hölty (1748-1776)
Die Seligkeit der Liebenden
Beglückt, beglückt, wer die Geliebte findet,
Die seinen Jugendtraum begrüßt;
Wenn Arm um Arm, und Geist um Geist sich windet,
Und Seel' in Seele sich ergießt!
Die
Liebe macht zum Goldpalast die Hütte,
Streut auf die Wildniß Tanz und Spiel;
Enthüllet uns der Gottheit leise Tritte,
Giebt uns des Himmels Vorgefühl!
Sie macht das Herz der Schwermuth frühlingsheiter;
Sie bettet uns auf Rosenaun,
Und hebet uns auf eine Himmelsleiter,
Wo wir den Glanz der Gottheit schaun!
Die Liebenden sind schon zu beßern Zonen
Auf Flügeln ihrer Lieb' erhöht;
Empfahen schon des Himmels goldne Kronen,
Eh ihr Gewand von Staub verweht.
Sie kümmern sich um keine Erdengüter,
Sind sich die ganze weite Welt,
Und spotten dein, du stolzer Weltgebieter,
Vor dem der Erdkreis niederfällt!
Sanfthingeschmiegt auf seidne Frühlingsrasen,
Auf Blumen eines Quellenrands,
Verlachen sie die bunten Seifenblasen
Des lieben leeren Erdentands.
Ein Druck der Hand, der durch das Leben schüttert,
Und eines Blickes Trunkenheit,
Ein Feuerkuß, der von der Lippe zittert,
Giebt ihnen Engelseligkeit.
Ein Blick der
Lieb', aus dem die Seele blicket,
In dem ein Engel sich verklärt,
Ein süßer Wink, den die Geliebte nicket,
Ist tausend dieser Erden werth.
Ein Herzenskuß, den selber Engel neiden,
Küßt ihren Morgenschlummer wach;
Ein Reihentanz von ewigjungen Freuden
Umschlingt den lieben langen Tag!
Ein süßer Schlaf sinkt auf ihr keusches Bette,
Wie auf die Lauben Edens sank!
Kein Endlicher mißt ihrer Freuden Kette,
Wer nicht den Kelch der
Liebe trank!
_____
DIE
LIEBE
Eine Schale des Harms, eine der Freuden wog
Gott dem Menschengeschlecht; aber der lastende
Kummer senket die Schale,
Immer hebet die andre sich.
Irren, traurigen Tritts wanken wir unsern Weg
Durch das Leben hinab, bis sich die Liebe naht,
Eine Fülle der Freuden
In die steigende Schale streut.
Wie dem Pilger der Quell silbern entgegenrinnt,
Wie der Regen des Mays über die Blüthen träuft,
Naht die Liebe; des Jünglings
Seele zittert, und huldigt ihr!
Nähm‘ er Kronen und Gold, mißte der
Liebe? Gold
Ist ihm fliegende Spreu; Kronen ein Flittertand;
Alle Hoheit der Erde,
Sonder herzliche
Liebe, Staub.
Loos der Engel! Kein Sturm düstert die Seelenruh
Des Beglückten! Der Tag hüllt sich in lichters Blau,
Kuß, und Flüstern und Lächeln
Flügelt Stunden an Stunden fort.
Herrscher neideten ihn, kosteten sie des Glücks,
Das dem liebenden ward; würfen den Königsstab
Aus den Händen, und suchten
Sich ein friedliches Hüttendach.
Unter Rosengesträuch spielet ein Quell, und mischt
Dem begegnenden Bach Silber. So strömen flugs
Seel' und Seele zusammen,
Wenn allmächtige
Liebe naht.
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Friedrich von Matthisson
(1761-1831)
Liebe
Sag' an, o Lied, was an den Staub
Den Erdenpilger kettet.
Daß er auf dürres Winterlaub
Sich wie auf Rosen bettet?
Das bist du, süße
Lieb, du!
Du wehst ihm Frühlingshoffnung zu,
Wenn Laub und Blumen sterben!
Wenn ihn Verzweiflung wild umfängt,
Mit hundert Riesenarmen,
Gewaltig ihn zum Abgrund drängt,
Wer wird sich sein erbarmen?
Du,
Liebe, du erbarmst dich sein,
Führst ihn, durch goldnen Morgenschein,
Sanft unter deine Mirten!
Wenn er am Sterbelager kniet,
Wo, Herz von seinem Herzen,
Der Jugend Liebling ihm verblüht,
Wer sänftigt seine Schmerzen?
Du,
Liebe, du erscheinst voll Huld!
Durch Thränen lächelt die Geduld,
Und schmiegt sich an den Kummer.
O
Liebe! wenn die Hand des Herrn
Der Welten Bau zertrümmert,
Kein Sonnenball, kein Mond, kein Stern
Am Firmament mehr schimmert:
Dann wandelst du der Erde Leid,
Gefährtin der Unsterblichkeit,
In Siegsgesang am Throne!
_____
An die
Liebe
Wenn deine Göttermacht, o
Liebe,
Aus der Verbannung Nebelthal
Zur Sternenwelt uns nicht erhübe,
Wer trüge dann des Lebens Qual?
Ins Reich der Unermesslichkeiten,
Bis wo die letzte Sphäre klingt,
Folgst du dem Fluge des geweihten,
Wenn er dem Staube sich entschwingt!
Und stürzt, umwogt von Feuerfluthen,
Der Erdball selbst ins Grab der Zeit,
Entschwebst, ein Phönix, du den Gluthen;
Dein Nam' ist Unvergänglichkeit!
_____
-
Friedrich Schiller
(1759-1805)
Der Triumph der
Liebe
Eine Hymne
Selig durch die
Liebe
Götter - durch die
Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer - die Erde
Zu dem Himmelreich.
Einstens hinter Pyrrhas Rücken,
Stimmen Dichter ein,
Sprang die Welt aus Felsenstücken,
Menschen aus dem Stein.
Stein und Felsen ihre Herzen,
Ihre Seelen Nacht,
Von des Himmels Flammenkerzen
Nie in Glut gefacht.
Noch mit sanften Rosenketten
Banden junge Amoretten
Ihre Seelen nie -
Noch mit Liedern ihren Busen
Huben nicht die weichen Musen,
Nie mit Saitenharmonie.
Ach! noch wanden keine Kränze
Liebende sich um!
Traurig flüchteten die Lenze
Nach Elysium.
Ungegrüßet stieg Aurora
Aus dem Schoß des Meers,
Ungegrüßet sank die Sonne
In den Schoß des Meers.
Wild umirrten sie die Haine
Unter Lunas Nebelscheine,
Trugen eisern Joch.
Sehnend an der Sternenbühne
Suchte die geheime Träne
Keine Götter noch.
Und sieh! der blauen Flut entquillt
Die Himmelstochter sanft und mild,
Getragen von Najaden
Zu trunkenen Gestaden.
Ein jugendlicher Maienschwung
Durchwebt, wie Morgendämmerung,
Auf das allmächt'ge Werde
Luft, Himmel, Meer und Erde.
Des holden Tages Auge lacht
In düstrer Wälder Mitternacht;
Balsamische Narzissen
Blühn unter ihren Füßen.
Schon flötete die Nachtigall
Den ersten Sang der
Liebe,
Schon murmelte der Quellen Fall
In weiche Busen
Liebe.
Glückseliger Pygmalion!
Es schmilzt, es glüht dein Marmor schon!
Gott Amor Überwinder!
Umarme deine Kinder!
Selig durch die
Liebe
Götter - durch die
Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer - die Erde
Zu dem Himmelreich.
Unter goldnem Nektarschaum,
Ein wollüst'ger Morgentraum,
Ewig Lustgelage,
Fliehn der Götter Tage.
Thronend auf erhabnem Sitz
Schwingt Kronion seinen Blitz;
Der Olympus schwankt erschrocken,
Wallen zürnend seine Locken -
Göttern läßt er seine Throne,
Niedert sich zum Erdensohne,
Seufzt arkadisch durch den Hain;
Zahme Donner untern Füßen,
Schläft, gewiegt von Ledas Küssen,
Schläft der Riesentöter ein.
Majestät'sche Sonnenrosse
Durch des Lichtes weiten Raum
Leitet Phöbus' goldner Zaum,
Völker stürzt sein rasselndes Geschosse;
Seine weißen Sonnenrosse
Seine rasselnden Geschosse,
Unter
Lieb' und Harmonie,
Ha! Wie gern vergaß er sie!
Vor der Gattin des Kroniden
Beugen sich die Uraniden;
Stolz vor ihrem Wagenthrone
Brüstet sich das Pfauenpaar,
Mit der goldnen Herrscherkrone
Schmückt sie ihr ambrosisch Haar.
Schöne Fürstin! Ach, die
Liebe
Zittert, mit dem süßen Triebe
Deiner Majestät zu nahn.
Und von ihren stolzen Höhen
Muß die Götterkönigin
Um des Reizes Gürtel flehen
Bei der Herzenfeßlerin.
Selig durch die
Liebe
Götter - durch die
Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer - die Erde
Zu dem Himmelreich.
Liebe sonnt das Reich der Nacht,
Amors süßer Zaubermacht
Ist der Orkus untertänig:
Freundlich blickt der schwarze König,
Wenn ihm Ceres' Tochter lacht;
Liebe sonnt das Reich der Nacht.
Himmlisch in die Hölle klangen
Und den wilden Hüter zwangen
Deine Lieder, Thrazier -
Minos, Tränen im Gesichte,
Mildete die Qualgerichte,
Zärtlich um Megärens Wangen
Küßten sich die wilden Schlangen,
Keine Geißel klatschte mehr;
Aufgejagt von Orpheus' Leier
Flog von Tityos der Geier;
Leiser hin am Ufer rauschten
Lethe und Cocytus, lauschten
Deinen Liedern, Thrazier!
Liebe sangst du, Thrazier!
Selig durch die
Liebe
Götter - durch die
Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer - die Erde
Zu dem Himmelreich.
Durch die ewige Natur
Düftet ihre Blumenspur,
Weht ihr goldner Flügel.
Winkte mir vom Mondenlicht
Aphroditens Auge nicht,
Nicht vom Sonnenhügel,
Lächelte vom Sternenmeer
Nicht die Göttin zu mir her -
Stern' und Sonn' und Mondenlicht
Regten mir die Seele nicht.
Liebe,
Liebe lächelt nur
Aus dem Auge der Natur
Wie aus einem Spiegel!
Liebe rauscht der Silberbach,
Liebe lehrt ihn sanfter wallen;
Seele haucht sie in das Ach
Klagenreicher Nachtigallen -
Liebe,
Liebe lispelt nur
Auf der Laute der Natur.
Weisheit mit dem Sonnenblick,
Große Göttin, tritt zurück,
Weiche vor der
Liebe!
Nie Erobrern, Fürsten nie
Beugtest du ein Sklavenknie,
Beug' es jetzt der
Liebe!
Wer die steile Sternenbahn
Ging dir heldenkühn voran
Zu der Gottheit Sitze?
Wer zerriß das Heiligtum,
Zeigte dir Elysium
Durch des Grabes Ritze?
Lockte sie uns nicht hinein,
Möchten wir unsterblich sein.
Suchten auch die Geister
Ohne sie den Meister?
Liebe,
Liebe leitet nur
Zu dem Vater der Natur
Liebe nur die Geister.
Selig durch die
Liebe
Götter - durch die
Liebe
Menschen Göttern gleich!
Liebe macht den Himmel
Himmlischer - die Erde
Zu dem Himmelreich.
_____
-
Klamer Eberhard Karl
Schmidt (1746-1824)
Kampf zwischen Religion und
Liebe
Wo du auch wandelst, ach! an seiner gold'nen Kette
Folgt dir mein ganzes Herz voll Huldigungen nach!
Als ob mein Wesen sich in dein's verflochten hätte,
So denk' ich dein, den langen Tag;
So denk' ich dein im Schoß der mohnberaubten Nächte,
Und drückt der Schlaf einmal mein müdes Auge zu,
Auch dann bist du mein Traum! O Zauberin, vermöchte
Gott über mich so viel, wie du!
Liebt' ich den Ewigen mit all der hohen
Liebe,
Die dieses Herz erfüllt, endlosen Aufruhrs voll!
Wer ungerichtet einst von seinem Richter bliebe,
Das weiß ich, ach, das weiß ich wohl!
_____
-
Johanne Charlotte Unzer
(1725-1782)
Die
Liebe
Moliere
Je trouve, que le Coeur est ce qu'il faut gagner.
Du, würdige
Liebe!
Verdienst es vor allen,
Daß man dich besinget.
Ihr größten der Dichter!
Singt nicht mehr von Schlachten,
Und blutigen Kriegen,
Und mächtigen Helden.
Lobt nicht mehr das Donnern
Der Mörser und Stücke,
Womit man die Felder
Und Lüfte erschüttert.
Ihr Helden, sucht Ehre,
Da siegreich zu streiten,
Wo mächtige Schönen,
Mit feurigen Blicken,
Und lächelnden Minen
Die Herzen bekriegen!
Erobert die Herzen
Der sprödesten Schönen!
Erreget da
Liebe,
Wo Unschuld und Jugend
Die Herzen verhindert,
Die zärtliche
Liebe
Zu wünschen, zu fühlen.
Könnt ihr denn die Herzen
Wie Schlachten gewinnen;
So seyd ihr unsterblich:
Eur Ruhm ist der größte.
So singt denn, ihr Dichter,
Von nichts als von
Liebe!
Ihr mächtigen Helden!
Gebt Bogen und Pfeile
Nur Amorn zu streiten.
So seyd ihr verewigt!
_____
-
Johann Peter Uz
(1720-1796)
Die
Liebe
Da auf rauschendem Gefieder
Zephyr uns den Frühling bringt:
So erwacht die Freude wieder;
Alles lacht und scherzt und singt.
Tanzt, o tanzet, junge Schönen!
Meiner sanften Leyer nach,
Welche nie mit leichtern Tönen
Unter meinen Händen sprach.
Alles fühlet nun die Triebe,
Die kein Herze stets verschwur:
Alles ladet euch zur
Liebe,
Jugend, Frühling und Natur.
Wie bekannt wird euerm Ohre
Nun die Stimme schlauer Lust!
Und wie sträubt im regen Flohre
Sich die halbumflohrte Brust!
Sollt ihr eine Wollust meiden,
Die den Weisen selbst bethört,
Und mit Bildern trunkner Freuden
Auch der Frommen Andacht stört?
Dürft ihr die Natur verdammen?
Ihr aufrührisch widerstehn?
Uns mit
Liebe zu entflammen,
Schönen! wurdet ihr so schön.
Liebet, weil ihr lieben sollet!
Fliehet Platons Unterricht!
Wenn ihr niemals küssen wollet,
O so liebet lieber nicht.
Weg mit
Liebe, die nur denket,
Und, voll Schul-Gelehrsamkeit,
Stets im kalten Ernst versenket,
Auch Begierden sich verbeut!
Als in jenen dunkeln Jahren
Amor ganz platonisch hieß,
Und ihm von bestäubten Haaren
Keine Rose düftend blies:
Flog er fern vom stillen Scherze,
Bis zum Sirius hinauf,
Und besorgte seine Kerze
Schlechter, als der Sterne Lauf.
Ihn vom Himmel abzubringen,
Da ihn Erd und Menschheit rief;
Kürztet ihr die stolzen Schwingen,
Holde Nymphen! da er schlief.
Da der Himmel ihm entgangen,
Flattert nun der Gott der Lust
Um die rosenvollen Wangen
Und um jede Liljen-Brust.
Aber wie an Frühlings-Morgen
Einer jungen Rose Pracht,
Würdig Zephyrs liebster Sorgen,
Würdig aller Wünsche, lacht;
Die bis Titans niedrer Wagen
Sich im Abend-Meer verliert,
Welket und in künftgen Tagen
Keine Blicke mehr verführt:
So verblühn mit kurzem Prangen
Auch die Bluhmen unsrer Lust,
Diese Rosen frischer Wangen,
Diese Liljen einer Brust.
Amor, fliehend, folgt der Jugend;
Und es fesselt nur Verstand,
In dem Schoose sanfter Tugend,
Ihn durch ein beglücktes Band.
_____
19./20. Jh.
Charlotte von Ahlefeld
(1781-1849)
Glück der
Liebe
Einem Schmetterlinge gleicht die
Liebe;
Wie er flatternd über Blumen schwebt,
So entflieht sie oft auf leichten Schwingen,
Und nur selten kehrt sie uns zurück.
Um gewaltsam ihre Flucht zu hemmen,
Strebt das kranke Herz mit leisem Weh;
Möcht' ihr gern die raschen Flügel binden,
Gern sie bannen in der Treue Kreis.
Aber wie des Schmetterlinges Farben
Selbst in zarten Händen untergehn,
So vernichten Fesseln auch die Reize,
Die der
Liebe freie Regung schmücken.
Darum öffne ihrem kurzen Glücke
Willig und geniessend Geist und Herz;
Aber will es wankelmüthig weichen
Trauere dann - doch halt es nicht zurück!
_____
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Erste
Liebe
Zarte, maiengrüne
Liebe,
Denk' ich dein, wird mir das Auge feucht;
Bist wie eine weiße Taube,
Die man durch die Wälder scheucht.
Bist wie Heimatglocken süßer Morgensang,
Rein wie Paradieses erster Labetrank.
Duft von jener blauen Blume,
Welche Gott an seinem Busen trägt,
Altarbild, vor dem der Sünder
Seinen Blick zu Boden schlägt.
Bringst versteinte Herzen aus der kalten Ruh',
Bist nicht fortzulächeln, erste
Liebe, du!
Keiner kann dich ganz vergessen,
Sternumsäumtes, zartes Morgenrot,
Ob uns auch das reiche Leben
Tausend goldene Sonnen bot.
Immer wirst du bleiben unser schönster Traum,
Holde, erste Blüte an des Lebens Baum!
_____
Rosa Maria Assing
(1783-1840)
Erste
Liebe
Thränen thauen still vom Auge nieder,
In Erinnrung längst entschwundner Lust;
Nie ach! hebt in solchem Glück sich wieder
Je so lebensvoll und warm die Brust
Als in jenen schönen Frühlingstagen,
Da zum erstenmal mich traf dein Blick,
Und ich ahnungsvoll mit süßem Zagen
Fühlte nahen mir der
Liebe Glück.
Schön und golden flossen da die Stunden,
Hoch begeistert war mein junger Sinn;
Liebe, die ich damals tief empfunden,
Ist auf ewig wie ein Traum dahin!
Vieles hat die Brust seitdem durchzogen,
Hohe Freude, tiefe Seelenpein,
Doch in des bewegten Lebens Wogen
Ging nie unter jener Tage Schein,
Der mir noch dein süßes Bild erhellet,
Das, ein Heiligthum, im Innern steht,
Und dem ewig Schönen beigesellet
Nie in meiner Seele untergeht!
_____
Hugo Ball (1886-1927)
Ewige
Liebe
O wüsste ich nicht, dass die Sterne verbluten,
O wär es nicht wahr, dass die Sonne lischt,
O dürft ich Dich lieben mit flammenden Gluten,
Ach, und sie stürben, sie stürben nicht!
O könntest Du bleiben, o könntest Du weilen,
O liessest Du niemals mich, nie allein,
O dürfte ich ewigen Traum mit Dir teilen,
O dürftest Du ewig mein eigen sein!
_____
Anna Behrens-Litzmann
(1850-nach 1913)
Liebe
Wenn du in unsrer Brust die Glocke schwingst,
Du, die wir hier auf Erden
Liebe nennen,
Und deine goldnen Sonnenlieder singst,
Die wir beim ersten Flüsterlaut erkennen,
Wir spannen über dich das Himmelszelt
Und nennen dich die Königin der Welt!
Doch wenn die Güte, dein geliebtes Kind,
An deine Brust sich schmiegt so zart und lind,
Wenn wir in deinem Sommerrausch erbeben, —
Wir fühlen, wie sich unsre Flügel heben,
Und wissen es, nun weitet sich das Leben.
_____
Michel Berend (1834-1866)
Wer hat sie geahnt, wer hat sie ergründet
Die stille gewaltige Zauberkraft,
Wo hat es ein Sänger im Liede verkündet,
Was die
Liebe, die
Liebe für Wunder schafft!
Ist
Liebe ein Wesen mit Hauch und Leben,
Ist sie ein Traumbild, ist sie ein Wahn?
Wer hat ihr Szepter und Krone gegeben,
Wer den Königsmantel ihr umgetan?
Sind's Rosen, ist's Gift, was
Liebe spendet,
Stieg sie aus den Gluten der Hölle hervor?
Ward sie als ein leuchtender Bote gesendet
Aus des Herrgotts seligem Engelchor?
Stieg sie herein in unsre Mitte,
Weil der Teufel sein Opfer haben muß -
Warum weiht sie zur Kirche die Hütte,
Warum zum Sakramente den Kuß!
Wer hat ihr der Wonne Zauber gegeben,
Wer lieh ihr den finstern, gräßlichen Bann,
Daß sie ein ganzes Menschenleben
So gränzenlos elend machen kann?
Wer gab ihr untertan Bauer und Kaiser,
Wer gab in ihr Füllhorn Würde und Spott,
Daß zum hirnlosen Narren durch sie ein Weiser,
Durch sie ein Knabe werde zum Gott?
Hat ihr die Taube die Schwingen befiedert,
Hat sie dem Geier die Feder geraubt ...
Die Zeit hat mir das Alles erwiedert,
Doch anders, anders als ich es geglaubt.
_____
Cathinka Serafina
Bergmayr (1814-1843)
Was ist die
Liebe?
Was ist die
Liebe? Jenes
starke Band
Das Herz in Herz, und Seel' in Seele einet.
Ein Sühnungsbogen nach Gewittersturm.
Die Frucht des Glaubens. Das Symbol der Treue.
Der Wahrheit Bote. Des Betrübten Tröstung.
Und des Verirrten Stern in dunkler Nacht.
Was ist die
Liebe? Das Gefühl der Brust,
Das wärmer, als der Freundschaft Stimme, redet,
Das lauter, als der Ehrgeiz, in ihr spricht,
Das mächt'ger, als die Furcht, das Herz beherrschet,
Das, - auf der Hoffnung Flügel fortgetragen
Sich über Grab und Moder aufwärts schwingt!
Sizilianische Romanze, v. Riama
Was ist die
Liebe? fragt nicht so mein Herz,
Das eben ihre junge Kraft empfunden.
Ist dies die
Liebe, die es heimgesucht?
Dann wünscht es schnelle wieder zu gesunden.
Ist
Liebe dieses schüchtern bange Zagen
Was Geist- und Körper-Stärke hemmt und lähmt,
So lange uns die
Lieb' in's Auge schauet,
In's Auge - das sich birgt - so hold verschämt?
Ist
Liebe diese wollustvolle Qual,
Die nach der Trennung unser Selbst umstricket,
Daß man nicht weiß: ob mehr des Scheidens Weh'
Uns schmerzt - als das "geliebt zu sein!" beglücket?
Ist
Liebe dieser mag'sche Zaubergriffel
Der unsrer Seele Augen auferweckt,
Um sie zu blenden mit dem Licht, dem ew'gen, -
Und plötzlich dann mit schwarzer Nacht bedeckt?
Dies ist die
Liebe? - O dann ist sie mehr
Als Edens-Lust - und mehr als menschlich Leiden!
Dann ist sie uns ein doppeltscheinend Gut,
Um welches Himmel noch und Erde streiten!
_____
Liebe
Liebe! - heil'ge, wunderbare
Kraft der Seele! Endlos wirket
Deine Macht, und angezündet
An des Himmels nie verloschner Leuchte
Ist das Feuer, welches du entfacht.
Liebe! Einzig Gut,
Das werth des Lebens,
Wie das Leben werth der
Lieb' nur ist!
Einzig Gut, das lohnt des Todes Schrecken,
Das des Sterbens und des Lebens Jammer
Aufwiegt, mit des Paradieses Wollust!
Liebe, Lichtgebild, das blendend,
Plötzlich, einen farbenreichen Garten
An die graue Wand des Daseins malt.
Fähigkeit, von keinem Geist begriffen,
Ungelöstes Räthsel der Empfindung,
Die des Körpers Adern rasch durchströmt -
Liebe! heil'ge, wunderbare
Kraft der Seele -
Göttlich bist du!!
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Liebe
Es ist ein Glück zu wissen, daß du bist,
Von dir zu träumen hohe Wonne ist,
Nach dir sich sehnen macht zum Traum die Zeit,
Bei dir zu sein, ist ganze Seligkeit.
_____
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Ist es möglich, Deine
Liebe
Lohnt Erwählte meine
Liebe?
Ach, nun scheint die ganze Welt mir,
Dem Verliebten Eine
Liebe.
Sieh, der Kerze Strahl küßt flammend
Aus dem Edelsteine
Liebe;
Sommersonne kocht die Traube
Und gebährt im Weine
Liebe.
Duftend träumt in Rosenkelchen,
Rauscht durch Cederhaine
Liebe,
Zuckt in grellen Blitzesflammen,
Bebt im Mondenscheine
Liebe.
Doch Dein Freund will von dem Allen
Einzig Deine reine
Liebe,
Da er Dir mit seiner Seele
Legt zu Füßen seine
Liebe!
_____
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Lied, Blume,
Liebe
Wer nicht Lieder, wer nicht Blumen liebt,
Kann, was
Liebe ist, nicht sagen.
Duft, Gefühl, wie Lied und Blume giebt,
Glüht der
Liebe Geist zu tragen.
Duft, das ist der zarte Sehnsuchtstrieb,
Der im Thränenbau beglücke,
Duft ist Schmachten, das im Herzen blieb,
Liebesruf dem Sonnenblicke.
Ja! Gefühl ist der geheime Zug
Stiller Engel aus dem Herzen
In's Empfinden, das das Andre trug,
Sei's in Freuden oder Schmerzen.
Wer nicht Lieder, wer nicht Blumen liebt,
Kann, was
Liebe ist, nicht sagen.
Duft, Gefühl, wie Lied und Blume giebt,
Glüht der
Liebe Geist zu tragen.
_____
Clemens Brentano
(1778-1842)
Die
Liebe fing mich ein mit ihren Netzen,
Und Hoffnung bietet mir die Freiheit an;
Ich binde mich den heiligen Gesetzen,
Und alle Pflicht erscheint ein leerer Wahn.
Es stürzen bald des alten Glaubens Götzen,
Zieht die Natur mich so mit
Liebe an.
O süßer Tod, in
Liebe neu geboren,
Bin ich der Welt, doch sie mir nicht verloren.
_____
Karoline Bruch-Sinn
(1853-1911)
Ich möchte in heißem Glutverlangen
An brennenden Lippen schauernd hangen,
In lodernde Augen seh'n -
In Augen, aus welchen die
Liebe spricht,
Die sehnend auch mir im Herzen glüht -
In seligen Schauern vergeh'n!
O
Liebe, Du bist das Himmelreich
Und auch die flammende Hölle zugleich -
Bist Dämon und Gott allzumal -
Bist blühendes Leben und grausiger Tod
Und nächtliches Dunkel und Morgenrot
Mit Deiner seligen Qual!
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
Höchste Instanz
Was er liebt, ist keinem fraglich;
Triumphierend und behaglich
Nimmt es seine Seele ein
Und befiehlt: So soll es sein.
Suche nie, wo dies geschehen,
Widersprechend vorzugehen,
Sintemalen im Gemüt
Schon die höchste Macht entschied.
Ungestört in ihren Lauben
Laß die
Liebe, laß den Glauben,
Der, wenn man es recht ermißt,
Auch nur lauter
Liebe ist.
_____
Carl Busse (1872-1918)
Ewige
Liebe
Du kommst im Traum der Frühe
Oft an mein Bett geschwebt,
Wenn sich zu Sorg' und Mühe
Der junge Tag schon hebt.
Ich fühl's, wie sich in Thränen
Mir 'was aufs Herze legt.
Du horchst, ob noch in Sehnen
Mein Herz nach deinem schlägt.
Und mag's dir ewig frommen,
In meinem Traum zu sehn:
In Thränen wirst du kommen
Und lächelnd wirst du gehn.
_____
Georg Busse-Palma
(1876-1915)
Liebe
Von jedem verkündet,
Erträumt und erstrebt;
Von keinem ergründet
Und restlos erlebt;
Vom Alltag umschlossen
Nach kurzem Genuß,
Und wieder genossen
Im flüchtigsten Kuß;
An Umfang geringe,
Doch flammendurchblitzt,
Wie funkelnd im Ringe
Der Edelstein sitzt;
In Sehnsucht gebettet,
Auf Sehnsucht gestellt,
Verknüpft und verkettet
Sie uns mit der Welt! -
_____
Mystik der
Liebe
Was wir als Samen in uns reifen,
Sieht das in uns nicht seine Welt?
Was um uns wir als Welt begreifen,
Ist das nicht Gott, der uns enthält?
Das Volk, das wir in uns erschufen,
Löst sich in
Liebe von uns los.
Wir drängen es zu höhren Stufen
Aus uns in einen fremden Schoß.
Und warten selbst in Gottes Lenden,
Daß wir, sein Same, übergehn
Und tief im Todesschoße enden,
Um als sein Erbe zu erstehn!
_____
Carmen Sylva (1843-1916)
Die Göttin
Und ist die
Liebe Sünde,
Wer hat sie denn gemacht?
Und ist es Höllenfeuer,
Wer hat es denn entfacht?
Und ist sie ungeberdig,
Wer hat sie so gewollt?
Und ist sie zu tyrannisch,
Wer hat darob gegrollt?
Die
Lieb ist Trank und Speise,
Die
Lieb ist höchste Kraft,
Die
Lieb ist Göttergabe,
Die
Lieb ist Lebenssaft.
Doch wehe, wer die Göttin
In niedre Bahnen schleift!
Sie sengt die frechen Hände,
Die sie zu rauh gestreift.
_____
Phönix
O Wunderkraft der
Liebe!
O Liebeswunderkraft!
Als ob je ruhn sie bliebe,
Hätt jemals ausgeschafft!
Sie ruhet in sich wieder
Von ihrem Schaffen aus,
Sinkt in sich selber nieder,
Steigt jung verschönt heraus.
Sie braucht nicht erst zu brennen,
Um kühn sich zu befrein,
Sie darf sich selbst nur nennen
Und strahlend steht sie, rein.
Sie dient und herrscht und wandelt
Als wenn sie sterblich wär!
Und schafft und giebt und handelt
Als wär sie göttlich, hehr.
_____
Alt Jüngferchen
O
Liebe! leuchtendes Himmelskind,
Mit göttlichen Urgewalten!
Du wehst vorüber wie warmer Wind,
Ein Athmen über die Welt, da sind
Viel tausend neue Gestalten!
O
Liebe! breite die Flügel weit
Ob all den heiligen Stätten,
Da Deine Samen Du hingeschneit,
So blüthenfiedrig, im Wolkenkleid,
In Kelches Schooß sie zu betten!
O
Liebe! geh nicht vorbei! dort steht
Noch eine Blume verlassen
In stiller Trauer! fast ists zu spät,
Sie neigt das Häuptchen und flüstert, fleht
Um unbedachtes Umfassen.
_____
Ewige
Liebe
Wars daß der dunkle Tannebaum
Die Buche sich erkor?
War sies, die sich im Jugendtraum
In seinem Arm verlor?
Sie halten sich umschlungen fest
Für alle Lebenszeit,
Es schmückt sein düsteres Geäst
Ihr wechselnd Farbenkleid.
Und da ihr Kleid zur Erde fällt,
Schützt sie sein starker Arm,
Vor eisig kalter, rauher Welt
Hält er die Zarte warm.
Und wenn im Frühling er sein Weib
Sieht jugendfrisch erblühn,
Vor Freude schmückt den alten Leib
Er selbst mit jungem Grün.
_____
Meerleuchten
Es geht ein Strahlen von sprühendem Licht
Durch die feierlich rauschenden Wellen,
Das sich unendlich in Funken bricht,
Um aus dem Sande zu schnellen -
O hört, o hört wie das Leuchten spricht:
Die
Liebe geht durch die Wellen!
Die hundert Millionen Wesen sind
Entflammt von
Liebe, die Weiten
Erglänzen, ein Brennen rinnt
Dahin, ein silbernes Schreiten,
Bis sie vor
Liebe gestorben sind -
Die
Liebe geht durch die Weiten!
Ein einzig Strahlen und dann der Tod,
Die Ruder in Edelsteinen,
In Diamanten gleitet das Boot,
Ich schreib' Deinen Namen und Meinen
In Feuer im Sande, das sprüht und loht -
Die
Liebe geht durch das Scheinen!
Nun einmal lieben und dann vergehn,
Versinken ins ewig Leere,
Vom eignen Feuer verzehrt, verwehn,
Daß
Liebe
Liebe gebäre,
Zu ewig sterblichem Auferstehn -
Die
Liebe geht durch die Meere!
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Liebe
Ein Traum ist
Liebe,
Ein Traum, wie keiner mehr.
Leben ist
Liebe,
All anders Leben leer.
Ich sterb' in
Liebe,
Wann sie gekränkt auch wär,
Liebe bleibt
Liebe!
_____
Die
Liebe
Wie heißt der Quell, an dem man trinkt
Und wird doch nimmer satt,
Der Wonne stets der Lippe winkt,
In Lindrung Glut noch hat?
Der Quell heißt
Liebe,
Lieb' allein
Wie trüg er sonst so lichten Schein?
Wie heißt der Stern, der niemals weicht,
Ob Wolken um ihn stehn,
Der Stern, dem keine Sonne gleicht,
Der nie wird untergehn?
Denn stürzte gleich die Schöpfung ein!
Die
Liebe bleibet stehn allein!
Wie heißt das Wort, das eine Wort,
Das Alle in sich faßt?
Der Menschenahndung ferner Port
Des Herzens seel'ger Gast?
Die
Liebe ist's, das eine Wort,
Trägt dich durch alle Himmel fort!
Wie heißt der Schmerz, dem Keiner gleicht
Schmerz über allen Schmerz,
Deß' Wonne durch die Himmel reicht,
Der füllt und hebt das Herz?
Heißt
Liebe, wem ihr Leid bewußt,
Der hat erschöpft des Lebens Lust!
_____
An *
Wirf dein Leiden, wirf dein Klagen
In der
Liebe Wunderfluth,
Liebe,
Liebe wird es tragen,
Läutern in der Himmelsgluth.
In der
Liebe Spiegel milde,
Sieh die Welt, in Licht verklärt,
Erst im Widerglanz und Bilde
Haben Welt und Leben Werth.
Wer kann ihre Macht ermessen?
Ihrer Schmerzen Seligkeit?
Lieb' ist Erdenleid's Vergessen,
Und Erblüh'n von Himmelsleid!
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Tempel der
Liebe, du wonnige Braut
Tempel der
Liebe, du wonnige Braut!
Tempel der
Liebe von Gott gebaut!
Ewige Leuchten an heiliger Stell',
Sterne der
Liebe, wie glüht ihr hell!
Weihrauchwolke, die still verweht,
Atem der
Liebe, ein Duftgebet!
Süßer Gesang, wie von seligen Höh'n,
Worte der
Liebe, wie läutet ihr schön!
Stätte der Weihe, opferbewußt,
Altar der
Liebe, du klopfende Brust!
O wer da knien und beten kann!
Priester der
Liebe! Seliger Mann!
_____
Hermine Czigler von
Eny-Vecse (1840-1905)
Was ist die
Liebe
O sprich! Was ist die
Liebe?
In einem Wort die Welt!
Ein Märchen ohne Ende,
Von Geistermund erzählt;
In einer kleinen Thräne
Ein weiter Ozean,
In einem leisen Seufzer
Ein wirbelnder Orkan;
Der Himmel und die Hölle
In einem einz'gen Blick,
Ein allvernichtend Wehe,
Ein allumfassend Glück;
Ein Blitz in einer Berührung,
Der dich durchzuckt mit Macht,
Dich überselig oder
Dich überelend macht;
Die Gegenwart und Zukunft
In einem Druck der Hand;
In einem einz'gen Kusse
Ein lohender Weltenbrand,
Ein magisches Gewebe
Von Traum und Wirklichkeit,
In einem Augenblicke
Die ganze Ewigkeit;
Ein Meisterroman der Schöpfung,
Des Lebens Poesie, -
Das hohe Lied der Seele,
Die Weltensymphonie;
Ein rätselhaftes Dunkel,
Ein Strahl des Gotteslichts,
Ein Engel und ein Dämon,
Ein Alles und ein Nichts!
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
Die
Liebe
Ach, gibt es ein göttlicher Weh als die
Liebe,
Gibt es ein köstlicher Glück als ihr Leid,
Streift sie auch nur mit dem Finger dein Kleid
Mitten im sinnlosen Straßengetriebe!
Liebe fühlt fein, wie ein Nackter im Grase,
Liebe im Aug' sieht den Winter noch grün,
Macht auch den Waffenlosen todkühn
Und trutzig dein Herz zum Prellstein der Straße.
Mehr als die Weisen kann
Liebe begreifen,
Liebe gibt tausend Glühlampen dem Geist,
Liebe hat alle Sternbahnen bereist,
Liebe ist rund um das Weltall ein Reifen.
Mit dem
Liebe gerungen, der nur ist Ringer,
Wer um
Liebe gelitten, der nur hat Ruhm;
Wer die
Liebe verschwiegen, der nur war stumm;
Wer aus
Liebe gesungen, der nur war Singer.
_____
Richard Dehmel
(1863-1920)
Lobgesang
Wie das Meer
ist die
Liebe:
unerschöpflich,
unergründlich,
unermeßlich:
Woge zu Woge
stürzend gehoben,
Woge um Woge
wachsend verschlungen,
sturm- und wetter-geberdig nun,
sonneselig nun,
willig nun dem Mond
die unaufhaltsame Fläche -
doch in der Tiefe
stetes Walten ewiger Ruhe,
ungestört,
undurchdringbar dem irdischen Blick,
starr verdämmernd in gläsernes Dunkel -
und in der Weite
stetes Wirken ewiger Regung,
ungestillt,
unentwirrbar dem irdischen Blick,
wild verschwimmend im Licht der Lüfte:
Aufrausch der Unendlichkeit
ist das Meer
ist die
Liebe.
_____
Marie Eugenie Delle
Grazie (1864-1931)
Liebeshymne
So bist Du mein?
Bin ich Dein?
O süße Lust!
Von Deinem Arm umschlungen,
Von
Liebe ganz durchdrungen
Ruh' ich an Deiner Brust,
O süße Lust!
Sieh', um uns blühen die Rosen
Die lieben Vögelein kosen:
Wie wir -
Und liebeschützend gleitet
Die Nacht heran und breitet
Den Sternenschleier
Über uns.
_____
Felix Dörmann (1870-1928)
Liebe!
Du hast Deinen brünstigen Leib mir geschenkt,
Mit rasender Wollust das Hirn mir durchtränkt -
Ich aber ich dürste nach
Liebe.
Der Wollust berauschender Opiumwein,
Er lullt ja die brennende Sehnsucht nur ein,
Die brennende Sehnsucht nach
Liebe.
Im Wahnwitzgejauchz' dionysischer Gier
Aufzittert noch immer, noch immer in mir -
Die schreiende Sehnsucht nach
Liebe.
_____
Edmund Dorer (1831-1890)
Wahres Eigen
Die
Liebe deucht uns arm nach äußerm Schein,
Doch liegt in ihr des Reichthums Schatz verborgen;
So taucht aus bleicher Luft der gold'ne Morgen
So ruht in dürft'gem Grund der Edelstein.
Nur, was du liebest, nennst mit Recht du dein;
Was Denken dir errang, was dir in Sorgen
Der Arm erschafft, hat dir Natur geborgen,
Das wird Besitz, nicht Eigenthum dir sein.
Was du gedacht, das magst du schätzbar finden;
Was du erwarbst, das magst du froh empfinden,
Doch was du liebst, das kannst du überwinden.
Und was du liebst, muß ganz sich dir ergeben;
Es waltet fort und fort in deinem Leben,
Wie Sonnengluth im Feuersaft der Reben.
_____
Der
Liebe Ruhm
Die
Liebe ist's, die hier zum Streite ruft;
Der Held gehorcht, er will im Kampf gesunden,
Ihr Lächeln ist der Balsam seiner Wunden,
Und mit dem Lorbeer schmückt sie seine Gruft.
Dort küßt sie in der Rosen üpp'gem Duft
Des Sängers Mund; er hat den Gott empfunden;
Des Schweigens ist die Lippe jetzt entbunden
Und von Gesängen tönt die Frühlingsluft.
Kein Spott kann ihrer Hoheit Ruhm erniedern;
Ihr Athem nährt der Lieder gold'ne Saaten,
Der Held muß handelnd ihre Gunst erwiedern.
Drum kann der
Liebe nie die Welt entrathen;
Im Buch des Lebens glänzt in leichten Liedern
Ihr Ruhm, und spiegelt sich in schweren Thaten.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Die reine
Liebe
Der reinen
Liebe ist das ganze Leben
Rings aufgethan gleich einem offnen Buche,
Sie weiß mit ihrem frommen Zauberspruche
Sich über Welt und Zeit hinwegzuheben.
Sie schmückt die Kinder, die ihr sind gegeben,
Die Wünsche, mit der Hoffnung grünem Tuche,
Und späht, als ob sie ew'gen Frühling suche,
In der Natur geheimnißvolles Weben.
Sie sucht die Seele, die mit ihr sich gatte,
Und prüft sie mit den Strahlen ihres Blickes;
Sie wandelt, ohne daß sie je ermatte,
Ein Pilger nach dem Orient des Glückes;
Sie schwimmt auf einem blanken Lilienblatte
Rein durch das Meer des irdischen Geschickes.
_____
Der Brief
Wenn die
Liebe nun ein Brief ist,
Der bedeutungsvoll und tief ist,
Muß ein süßer Mund ihn siegeln,
Sein Geheimniß streng zu zügeln;
Schreiben muß ihn eine Seele,
Daß ihm Innigkeit nicht fehle:
Aber mit dem Herzen lesen
Müssen ihn verliebte Wesen.
_____
Liebe
Liebe kommt auf allen Wegen
Dir entgegen,
Lieb' ist immer nah;
Mußt sie nur vorbei nicht lassen
Und erfassen,
Wenn sie eben da.
Wenn du da, wo du dich täuschest,
Liebe heischest,
Ist der Fehler dein;
Von der Tulpe stolzem Prangen
Duft verlangen,
Fällt nur Thoren ein.
Lieb' errathen, ihre Bahnen
Leise ahnen,
Kann nur Herz und Blick.
Ohne Lauschen doch sie finden
Und sie binden,
Ist ein Götterglück.
Knüpfe nicht mit dem Verstande
Liebesbande,
Sondern mit Gefühl;
Solches Netz schön ausgehangen
Wird sie fangen,
Denn sie liebt dies Spiel.
Nütze wohl die Augenblicke,
Rück' und schicke
Dich in ihre Gunst;
Denn nicht irres Weiterschweifen,
Das Ergreifen
Ist der
Liebe Kunst.
Nicht in Träumen zu erstreben,
Nur im Leben
Ist das Glück dir nah.
Liebe kommt auf allen Wegen
Dir entgegen,
Lieb' ist immer da!
_____
Demeter Dudumi (um 1856)
Als ich in's Reich der
Liebe kam,
Fand ich zwei Wege offen;
Bei Einem stand: "Besitze gleich,"
Bei'm Andern: "Liebend hoffen."
Ich wandte mich dem Zweiten zu -
Wer liebt, muß glauben, hoffen -
Und glücklich war ich in der Wahl,
Denn dort hab' ich dich getroffen!
_____
Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Echte
Liebe
Lau in der
Liebe mag ich nimmer sein, -
Kalt oder brennend wie ein lohes Feuer!
O, Lust und Leiden sind nur farblos, klein,
Wo
Liebe nicht ergriffen hat das Steuer!
Wer noch bei Sinnen, ist kein rechter Freier;
Wirf von dir ohne Zagen all was dein,
Der stirbt vor
Liebe nicht, ein halbgetreuer,
Wer von der
Liebe mehr verlangt, als Pein.
Gleichwie ein Schiff, wenn sich die Wetter schwärzen,
An jähen Klippen treibt bei finstrer Nacht,
Auf weitem Meer der Wind' und Wogen Spiel,
So auf dem wüsten Meere meiner Schmerzen
Such' ich, auf neue Leiden nur bedacht,
Im Hoffnungslosen meines Glückes Ziel.
_____
Liebe
Mädchen, wenn in deiner Reize
Wonnemeer mein Blick sich taucht,
Wenn von deinem Purpurmunde
Heiße Sehnsucht mich durchhaucht;
O, wie schwind't dann jeder Wunsch, der
Kühn sonst in die Zukunft sah,
Einer nur steht allverschlingend
Und allmächtig vor mir da!
Ach, der Wunsch, hinwegzuküssen
Von der Lippen zarten Rot
Sanft Vergessen des Vergangnen,
Kraft für Zukunft, Mut für Tod!
Auf dann lodern alle Kräfte,
Die, in düstrer Nacht versteckt,
In des Herzens Räumen schliefen,
Von der
Liebe Tag geweckt.
Nieder stürzt der Täuschung Vorhang
Den des Menschen Sinne ziehn,
Nichtig und im bunten Wechsel,
Schwebt, was irdisch ist, dahin!
Nur die
Lieb', die ew'ge Schöne
Streckt ihr Haupt den Sternen zu;
Unstet kreisen Welt und Zeiten -
Sie geneußt und spendet Ruh!
Sieh - es sinkt die alte Welt mir
Vor des Geistes kühnem Lauf;
Rosig strahlt mir eine neue -
Eine Welt der
Liebe auf!
Offen, offen steht der Himmel!
Auf, frei von der Tierheit Last,
Auf zum Vater, wo die Wesen
Alle heil'ge
Lieb' umfaßt!
_____
Gustav Falke (1853-1916)
Ruhm und
Liebe
Kühn wollt' auch ich nach Ruhm und Ehren fliegen,
Der Sonne nah in reinem Glanz mich wiegen,
Wo königliche Vögel einsam schweben.
Nun fesselt mir ein einziger Wunsch die Schwingen:
Zu deinen Füßen sanft mein Lied zu singen
Und meine Seele ganz dir hinzugeben.
_____
August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben (1798-1874)
Nur die
Liebe kann gewähren,
Was die Welt verweigert hat,
Und du kannst und mußt entbehren
Und verzichten früh und spat.
Nur die
Liebe hat noch Kränze
Für dein stilles redlich Mühn,
Pflanzt an deiner Wünsche Grenze
Maienbäume hoffnungsgrün.
Und was willst du weiter haben?
Lieb erfüllt ja wunderbar
Mit dem Reichtum ihrer Gaben
Dir dein Innres ganz und gar.
_____
O glücklich, wer ein Herz gefunden!
O glücklich, wer ein
Herz gefunden,
Das nur in
Liebe denkt und sinnt
Und mit der
Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt!
Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud und Leid,
Da muß des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.
Die
Liebe, nur die
Lieb ist Leben:
Kannst du dein Herz der
Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! Die ganze Welt ist dein!
_____
Liebesleben
Oftmals lehnt sich der Verstand
Hin an meines Herzens Pforte,
Wie ein Lauscher an der Wand
Denkt er sich am rechten Orte.
Wie's ihm bangt nach jedem Ton,
Wie er lauscht mit spitzen Ohren!
Nichts als Rätsel sind sein Lohn,
All sein Mühen ist verloren.
O wie wüßt' er doch so gern,
Was die
Liebe drinnen treibet!
Doch er steht ihr viel zu fern,
Lieb' ihm stets Geheimnis bleibet.
_____
Nur liebend ist dein Herz ein Herz
Was ist die Welt, wenn sie mit dir
Durch
Liebe nicht verbunden?
Was ist die Welt, wenn du in ihr
Nicht
Liebe hast gefunden?
Verklage nicht in deinem Schmerz
Des Herzens schönste Triebe!
Nur liebend ist dein Herz ein Herz,
Was ist es ohne
Liebe?
Wenn du die
Liebe nicht gewannst,
Wie kannst du es ermessen,
Ob du ein Glück gewinnen kannst,
Ob du ein Glück besessen?
_____
Karoline von Fidler
(1801-1874)
Liebe
Die
Lieb' ist Alles! Wer zu lieben weiß,
Der kennt des Daseins einzig werthen Preis;
In ihm ist Gott - er hat das Licht, die Kraft,
Er hat den Glauben und die Wissenschaft!
Wer liebt, der lebt, und giebt des Lebens Lust
All' dem, was er umschließt mit warmer Brust;
Er theilet aus - sieht seinen Schatz nicht an,
Er weiß es, daß er endlos geben kann.
Die
Liebe hat nicht Zweifel, hat nicht Noth,
Die Sünde kennt sie nicht, kennt nicht den Tod -
Die
Lieb' ist ewig! - und darum allein,
Weil ich geliebt, werd' ich unsterblich sein!
_____
Ferdinand Freiligrath
(1810-1876)
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, daß dein Herze glüht
Und
Liebe hegt und Liebe trägt,
Solang ihm noch ein ander Herz
In
Liebe warm entgegenschlägt!
Und wer dir seine Brust erschließt,
O tu ihm, was du kannst, zulieb'!
Und mach' ihm jede Stunde froh,
Und mach ihm keine Stunde trüb!
Und hüte deine Zunge wohl,
Bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint, -
Der andre aber geht und klagt.
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
Dann kniest du nieder an der Gruft
Und birgst die Augen, trüb und naß,
- Sie sehn den andern nimmermehr -
Ins lange, feuchte Kirchhofsgras.
Und sprichst: O schau' auf mich herab,
Der hier an deinem Grabe weint!
Vergib, daß ich gekränkt dich hab'!
O Gott, es war nicht bös gemeint!
Er aber sieht und hört dich nicht,
Kommt nicht, daß du ihn froh umfängst;
Der Mund, der oft dich küßte, spricht
Nie wieder: Ich vergab dir längst!
Er tat's, vergab dir lange schon,
Doch manche heiße Träne fiel
Um dich und um dein herbes Wort -
Doch still - er ruht, er ist am Ziel!
O lieb', solang du lieben kannst!
O lieb', solang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
Wo du an Gräbern stehst und klagst!
_____
Alfred Friedmann
(1845-1923)
Eigensinnig
Die
Liebe läßt sich nicht befehlen:
Komm her zu mir und sei nun da!
Sie liebt es, sich heranzustehlen
Und ungerufen ist sie nah! -
Die
Liebe läßt sich nicht verjagen,
Wie Tauben von dem nahen Dach;
Wie schwer sie sei, du mußt sie tragen,
Sei sie nun Lust, nun Ungemach!
Die
Liebe läßt sich nicht erhandeln,
Sie trotzt dem Schmeicheln, dem Gebot;
Doch mit der
Liebe läßt sich's wandeln
Durch's Leben in den schwersten Tod!
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Das ist der
Liebe eigen,
Mit Worten muß sie schweigen;
Sie spricht mit süßen Zeichen
Von Dingen ohne Gleichen.
Es sagt die Hand am Herzen:
Hier innen trag' ich Schmerzen,
Und möchte doch dies Leiden
Um alle Welt nicht meiden.
Im Auge spricht die Thräne:
Wie ich nach dir mich sehne!
Mein Wollen, Denken, Sinnen
Es will in deins verrinnen.
Es spricht der Lippe Zücken:
O laß dich an mich drücken,
Auf daß im Feuerhauche
Sich Seel' in Seele tauche!
So webt in stummen Zeichen
Sich Botschaft sonder Gleichen;
Von Herz zu Herzen geht sie,
Doch nur wer liebt versteht sie.
_____
Die
Liebe gleicht dem April:
Bald Frost, bald fröhliche Strahlen,
Bald Blüten in Herzen und Thalen,
Bald stürmisch und bald still,
Bald heimliches Ringen und Dehnen,
Bald Wolken, Regen und Thränen -
Im ewigen Schwanken und Sehnen
Wer weiß, was werden will!
_____
Martin Greif (1839-1911)
Liebe als Quell
Quell, der nicht trocknet,
Quell, der nicht friert,
Aber oft stürmende
Fluten führt!
Jung aus den Klüften
Dampft er so heiß,
Selber am wenigsten
Von sich weiß.
Weiß nicht von wannen,
Noch was er soll -
Herz der verlangenden
Liebe voll!
_____
Sidonie
Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)
Wille und
Liebe
Gut. Baue der
Liebe Ufer
Und dämme ihr Fluten ein!
Ein tücht'ger Geselle der - Wille!
Der zwängt sie in Ufer von Stein!
Weis' ihren Lauf er regelt
Mit Meister Verstand um die Wett',
Daß nicht sie zerstöre die Fluren
Und roll' in der Pflichten Bett -
Daß zwischen den Gardedamen,
Den Weiden sie schlängle voll Ruh,
Nur Blätter mit sich tragend,
Die die alte Weide wirft zu -
Daß sie in der Tiefe nur dulde
Den Krebs, der rückwärts geht
Und auf dem Spiegel Quappen
Und Fischlaich, der sich bäht.
Für
Liebe, die solch ein Bächlein,
So schleichend, so seicht, so sanft,
Baut freilich Verstand mit dem Willen
Leicht einen Uferranft;
Doch gleicht sie dem wilden Strome,
Der tosend stürzet daher,
Den übermächtige Urkraft,
Hoch schwellt zum gewaltigen Meer!
Die reißt fort, was ihr im Weg steht -
Der wehrt keine Brücke, kein Damm:
Es stürzen am Ufer die Häuser! -
Sie entwurzelt den ältesten Stamm! -
- - - - - - - - - - - - -
Erschrick nicht, zaghaftes Mädchen
Vor diesem entsetzlichen Bild;
Dir wird das niemals geschehen;
Wie könntest Du lieben so wild?!
_____
Karoline von Günderrode
(1780-1806)
Überall
Liebe
Kann ich im Herzen heiße Wünsche tragen?
Dabei des Lebens Blüthenkränze sehn,
Und unbekränzt daran vorüber gehn
Und muß ich traurend nicht in mir verzagen?
Soll frevelnd ich dem liebsten Wunsch entsagen?
Soll muthig ich zum Schattenreiche gehn?
Um andre Freuden andre Götter flehn,
Nach neuen Wonnen bei den Todten fragen?
Ich stieg hinab, doch auch in Plutons Reichen,
Im Schooß der Nächte, brennt der Liebe Glut
Daß sehnend Schatten sich zu Schatten neigen.
Verlohren ist wen
Liebe nicht beglücket,
Und stieg er auch hinab zur styg'schen Flut,
Im Glanz der Himmel blieb er unentzücket.
_____
Liebe
O reiche Armuth! Gebend, seliges Empfangen!
In Zagheit Muth! in Freiheit doch gefangen.
In Stummheit Sprache,
Schüchtern bei Tage,
Siegend mit zaghaftem Bangen.
Lebendiger Tod, im Einen sel'ges Leben
Schwelgend in Noth, im Widerstand ergeben,
Genießend schmachten,
Nie satt betrachten
Leben im Traum und doppelt Leben.
_____
Liebe und Schönheit
Prometheus hatte nun den Mensch vollendet,
Doch unbeweglich blieb der todte Stoff,
Bis er der Sonne Funken hat entwendet;
(Ein Tropfe, der der Schönheit Meer enttroff)
Doch dieser Funke, er entflammt im Bilde,
In das des Künstlers Weisheit ihn verhüllte.
Von Schönheit ist das Leben ausgegangen,
Doch es vergißt den hohen Ursprung nicht;
Es strebt zu ihm, und Lieb ist dies Verlangen,
Die ewig ringet nach dem Sonnenlicht.
Denn Lieb ist Wunsch, Erinnerung des Schönen,
Die Schönheit schauen will der
Liebe Sehnen.
Drum kann die
Liebe nimmer selbst sich g'nügen,
Drum ist sie immer reich in ihrem Reich;
Drum sucht sie Schönheit sich ihr anzufügen
Und bettelt ewig vor der Schönheit Reich.
Doch ach! unendlich ist das Reich des Schönen,
So auch unendlich unserer
Liebe Sehnen.
_____
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
Der Funke der
Liebe
Der Funke der
Liebe, im Herzen geboren,
Geht nimmer Dem, der ihn empfunden, verloren,
Er glühet und brennt in die Ewigkeit fort;
Denn wäre dem Menschen die Kraft nicht gegeben,
Zu lieben bis hin ins unsterbliche Leben,
So gäb's wahre
Liebe nicht hier und nicht dort.
Nicht wird er entzündet an rosigen Wangen,
Und nicht an dem Feuer des Jugendverlangen,
So flüchtigem Dienste ist er nicht geweiht.
Und selber die Freude auf schimmerndem Flügel,
Sie bringet ihm nicht der Unsterblichkeit Siegel. -
Der Funke der
Liebe wohnt über der Zeit.
Und nicht kann er langsam mit Tagen veralten,
Auch nicht an dem Eise der Jahre erkalten,
Das andre so heiße Gefühle verwischt.
Es mögen auch glühende Thränen erzählen,
Daß still sie gebrochen die mildesten Seelen; -
Der Funke der
Lieb' nicht in Thränen erlischt.
Die Asche der Theuren selbst kann ihn nicht decken;
Er weiß aus Zerstörung das Leben zu wecken,
Und Gräber und Staub hemmen nicht seinen Lauf.
Denn so wie der Phönix aus rein'genden Flammen, -
Bricht einstens das Erdengerüste zusammen, -
So schwingt er sich froh zur Unsterblichkeit auf.
_____
Friedrich Halm
(1806-1871)
Mein Herz, ich will dich fragen
Mein Herz, ich will dich fragen,
Was ist denn
Liebe, sag'? -
"Zwei Seelen und ein Gedanke,
Zwei Herzen und ein Schlag!"
Und sprich, woher, woher kommt
Liebe? -
"Sie kömmt und sie ist da!"
Und sprich, wie schwindet
Liebe? -
"Die war's nicht, der's geschah!"
Und was ist reine
Liebe? -
"Die ihrer selbst vergißt!"
Und wann ist
Lieb' am tiefsten? -
"Wenn sie am stillsten ist!"
Und wann ist
Lieb' am reichsten? -
"Das ist sie, wenn sie gibt!"
Und sprich, wie redet
Liebe? -
"Sie redet nicht, sie liebt!"
_____
Flamme der
Liebe
Wohl zehrt an mir der Krankheit Qual,
Dünn wird mein Haar, mein Antlitz fahl,
Du aber loderst noch wie vor
In tiefster Brust mir hell empor,
Flamme der
Liebe!
Ob welkend auch, der Jahre Raub,
Der Leib dahinsinkt, Staub zum Staub:
Dich nähren, stockt das träge Blut,
Der Seele Mark, des Geistes Glut
Flamme der
Liebe!
Du stirbst nicht, zieht der Geist auch aus
Aus seinem morschen Erdenhaus;
Du hüllst noch in Verklärungsschein
Den Heimberufnen leuchtend ein,
Flamme der
Liebe!
Du stürzest mit ihm licht und hehr
Dich in das ew'ge Strahlenmeer,
Wo jede Welle, die da schwillt,
Wo jeder Tropfen, der da quillt,
Flamme der
Liebe!
_____
Zweifach ist
Liebe
Zweifach ist
Liebe; - mag die tolle Welt
An leeren Tand auch oft den Namen hängen
Und Mitleid, Neigung, Laune, wie es fällt,
Mit heil'ger Liebe Gluten schnöd vermengen -
Zweifach ist
Liebe; eine, die da liebt,
Und will sich selbst dafür zurückerhalten,
Und eine, die die volle Seele gibt,
Und läßt nach Willkür mit der Gabe schalten.
Zweifach ist
Liebe; eine, die beglückt,
Doch einzig den Geliebten will beglücken,
Und eine, die den Teuren still entzückt
Auch andre Blumen sieht am Wege pflücken!
Zweifach ist
Liebe; eine heiß und wild,
Voll Lust und Leid, voll Kampf und Sieg und Wunden,
Und eine fromm, nachsichtig, sanft und mild,
Doch wen'ger oder mehr allein empfunden.
Zweifach ist
Liebe; eine, die vielleicht
Wir echt wohl seltner finden, als wir meinen,
Und die, die jedes Mutterherz beschleicht,
Vernimmt's des Kindes erstes, leises Weinen.
Weh dem, der keine je von beiden fand,
Der nie der Mutterliebe Huld erfahren,
Der, nie geführt von zarter Frauenhand,
Verlassen, einsam kam zu hohen Jahren!
Doch heil dem Glücklichen, den, stets geliebt,
Getragen stets von weichen, warmen Händen,
Die Mutter der Geliebten übergibt,
Das Werk, das sie begonnen, zu vollenden!
_____
Robert Hamerling
(1830-1889)
Komm,
Liebe, du heilige
Komm,
Liebe, du heil'ge, du himmlische Flamme,
Schwing' himmelab dich vom göttlichen Sitz!
Sei mir, was die Glut ist dem modernen Stamme,
Berühre das Herz mir mit zündendem Blitz!
Vernichte die schnöden, die kleinlichen Qualen,
Unsel'ger Gefühle sich drängenden Schwarm!
Verzehre den seelenvergiftenden, schalen,
Am Herzen mir ruhelos nagenden Harm!
Für Schönes und Großes zu sterben in Ehren,
Es wäre der schönste, der letzte Triumph,
Statt sich in unwürdiger Pein zu verzehren
Für Kleines, Gemeines, verdrossen und dumpf -
Komm,
Liebe, du heil'ge, du echte, du hohe,
Wirf himmlische Flammen ins irdische Blut:
Wie Herakles schmacht' ich nach sühnender Lohe,
Wie der Phönix dürst' ich nach läuternder Glut!
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Elegie der
Liebe
Jede
Liebe ist voll Einsamkeit,
jede ist an die Schwelle der Schwermut gebaut,
wo des Zweifels Todesangst urwaldlaut
in die Wollust der Nächte schreit.
Alles, was der Mensch zum Menschen spricht,
ist noch tiefer als Schweigen und Totsein stumm.
Leidenschaftssturm biegt jede Zärtlichkeit krumm,
wenn er sie nicht wie ein Spielzeug zerbricht.
Jeder Spiegel des Herzens wird trüb,
in den Lauben des Glücks nächtigt Schreck.
Nirgends bleibt der Sehnsucht ein Versteck,
seine Fangarme schleudert der Alltagspolyp.
Er erhascht dich, führten dich noch so weit
Flügel des Schwärmens, von heiligen Himmeln umblaut.
Der Hochzeiter sinnt Flucht, heimlich weint die Braut:
jede
Liebe ist voll Einsamkeit.
_____
Georg Herwegh (1817-1873)
Die
Liebe ist ein Edelstein
Die
Liebe ist ein Edelstein,
Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein
Und kann sich nicht verzehren;
Sie brennt, so lang noch Himmelslicht
In eines Menschen Aug' sich bricht,
Um drin sich zu verklären.
Die
Liebe hat der Sterne Macht,
Kreist siegend über Tod und Nacht,
Kein Sturm, der sie vertriebe!
Und blitzt der Haß die Welt entlang,
Sie wandelt sicher den alten Gang,
Hoch über den Wolken, die
Liebe!
_____
Georg Heym (1887-1912)
Und die
Liebe brach auf ...
Und die
Liebe brach auf, wie ein Sturm, wie das Licht, wie das Meer,
Aus der Tiefe sprang's auf, herzzwingend kam's über sie her,
Und sie sanken dahin, wie sinkt von den Sicheln das Feld
Tiefgebeugt, Mund an Mund, von dem Bogen des Gottes gefällt.
_____
Friedrich Hölderlin
(1770-1843)
LIED DER
LIEBE
[Erste Fassung]
Engelfreuden ahndend wallen
Wir hinaus auf Gottes Flur,
Wo die Jubel widerhallen
In dem Tempel der Natur;
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein,
Jedes Wesen soll der
Liebe
Wonniglich, wie wir, sich freun.
Singt den Jubel, Schwestern! Brüder!
Festgeschlungen! Hand in Hand!
Singt das heiligste der Lieder
Von dem hohen Wesenband!
Steigt hinauf am Rebehhügel,
Blickt hinab ins Schattental!
Überall der
Liebe Flügel,
Wonnerauschend überall!
Liebe lehrt das Lüftchen kosen
Mit den Blumen auf der Au,
Lockt zu jungen Frühlingsrosen
Aus der Wolke Morgentau,
Liebe ziehet Well an Welle
Freundlichmurmelnd näher hin,
Leitet aus der Kluft die Quelle
Sanft hinab ins Wiesengrün.
Berge knüpft mit ehrner Kette
Liebe an das Firmament,
Donner ruft sie an die Stätte,
Wo der Sand die Pflanze brennt,
Um die hehre Sonne leitet
Sie die treuen Sterne her,
Folgsam ihrem Winke gleitet
Jeder Strom ins weite Meer.
Liebe wallt in Wüsteneien,
Höhnt des Dursts im dürren Sand,
Sieget, wo Tyrannen dräuen,
Steigt hinab ins Totenland;
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin,
Schaffet Erd und Himmel wieder
Göttlich, wie im Anbeginn.
Liebe schwingt den Seraphsflügel,
Wo der Gott der Götter wohnt,
Lohnt den Schweiß am Felsenhügel,
Wann der Richter einst belohnt,
Wann die Königsstühle trümmern,
Hin ist jede Scheidewand,
Adeltaten heller schimmern,
Reiner, denn der Krone Tand.
Mag uns jetzt die Stunde schlagen,
Jetzt der letzte Othem wehn!
Brüder! drüben wird es tagen,
Schwestern! dort ist Wiedersehn;
Jauchzt dem heiligsten der Triebe,
Die der Gott der Götter gab,
Brüder! Schwestern! jauchzt der
Liebe!
Sie besieget Zeit und Grab!
_____
HYMNE AN DIE
LIEBE
Froh der süßen Augenweide
Wallen wir auf grüner Flur;
Unser Priestertum ist Freude,
Unser Tempel die Natur;
Heute soll kein Auge trübe,
Sorge nicht hienieden sein!
Jedes Wesen soll der
Liebe,
Frei und froh, wie wir, sich freun!
Höhnt im Stolze, Schwestern, Brüder!
Höhnt der scheuen Knechte Tand!
Jubelt kühn das Lied der Lieder,
Festgeschlungen Hand in Hand!
Steigt hinauf am Rebenhügel,
Blickt hinab ins weite Tal!
Überall der
Liebe Flügel,
Hold und herrlich überall!
Liebe bringt zu jungen Rosen
Morgentau von hoher Luft,
Lehrt die warmen Lüfte kosen
In der Maienblume Duft;
Um die Orione leitet
Sie die treuen Erden her,
Folgsam ihrem Winke, gleitet
Jeder Strom ins weite Meer;
An die wilden Berge reihet
Sie die sanften Täler an,
Die entbrannte Sonn erfreuet
Sie im stillen Ozean;
Siehe! mit der Erde gattet
Sich des Himmels heil'ge Lust,
Von den Wettern überschattet
Bebt entzückt der Mutter Brust.
Liebe wallt durch Ozeane,
Höhnt der dürren Wüste Sand,
Blutet an der Siegesfahne
Jauchzend für das Vaterland;
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert Paradiese hin
Lächelnd kehrt die Unschuld wieder,
Göttlichere Lenze blühn.
Mächtig durch die
Liebe, winden
Von der Fessel wir uns los,
Und die trunknen Geister schwinden
Zu den Sternen, frei und groß!
Unter Schwur und Kuß vergessen
Wir die träge Flut der Zeit,
Und die Seele naht vermessen
Deiner Lust, Unendlichkeit!
_____
Mia Holm (1845-1912)
Die
Liebe
Die
Liebe willst du finden?
So suche sie im Mai,
Da sitzt auf Blütenbäumen
Die wunderholde Fei.
Da flattert allerwegen
Ihr weiches, grünes Haar,
Aus jeder Blume lächelt
Ihr Schelmenaugenpaar.
Doch soll ich gut dir raten,
So bleib ihr lieber fern,
Denn Necken und Betrügen,
Das hat sie gar zu gern.
Sie kost mit dir ein Weilchen
Und lässt dich dann allein,
Sie giebt für kurze Wonne
Dir lange, bange Pein.
_____
Nicht
Liebe ist's
Nicht
Liebe ist's, doch was es ist,
Ich weiss es nicht zu sagen,
Es hält mich sicher, hebt mich hoch,
Es ist so leicht zu tragen.
Ich bin mich selbst so lieblich los,
Ich bin wie neugeboren,
Ich hab mich, wie der Fluss ins Meer,
In dein Gemüt verloren.
_____
Karl Immermann
(1796-1840)
Gebet
Aber dennoch ist erlaubt
Eine Bitte.
Vater, der du Alles hast,
Gieb mir
Liebe!
Spende Andern Ruhm und Gold,
Ehrenkreuz und Ehrensold,
Jeden Segen
Ihren Wegen!
Vater, der du Alles hast,
Mir gieb
Liebe!
_____
Minna Kleeberg
(1841-1878)
Liebe
Was ist die seligste Wonne auf Erden?
Zu lieben und wieder geliebt zu werden.
Was läßt das Herz sich gar tief betrüben?
Zu lieben und nimmer geliebt zu sein;
Doch das ist die größte, die schwerste Pein:
Geliebt zu werden und nicht zu lieben.
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Und wenn mich Nachts das Sternenheer befällt,
Um mein Geheimniß still mir abzulauschen,
Dann fühl' ich, was mich ewig trägt und hält,
Dann hör' ich Gott mit seinem Mantel rauschen.
Gott hat die Welt in dunkle Nacht gehüllt,
Damit sich zeigt, was ewig dauernd bliebe.
Des Tages Wünsche sind im Schlaf gestillt -
Und sieh, auch selbst im Traum bleibt wach die
Liebe.
Drum, laß die Welten auf und niedergeh'n,
Laß Wetter dräuen, finster, qualvoll, trübe:
Du wirst in alle Ewigkeit besteh'n,
Denn Gott ist ewig, ewig ist die
Liebe.
_____
Arm und Finger kann man binden,
Aber wie das Herz? -
Muß sich selbst die Wege finden
Erd- und himmelwärts.
Muß sich selbst in
Liebe binden
Täglich wieder neu,
Muß sich selbst Gesetze finden
Unumwunden frei.
Liebe läßt sich nicht begreifen,
Läßt sich "fassen" nicht;
Hätt' ich tausend goldne Reifen,
Bänd' ich, Herz, Dich nicht.
Herzen sind nur treu verbunden,
Wenn sie täglich neu
Sich in
Liebe still gefunden:
Lieb' ist ewig frei.
_____
Auguste Kurs (1815-1892)
Liebe
Wenn heimlich sich mit einem Mal
Die
Liebe regt im Herzen dein
Mit bitt'rer Lust und süßer Qual -
Und glänzte Dir kein Hoffnungsschein,
Gesegnet bist du allemal,
Nur durch das eig'ne Herz allein.
Denn
Lieb' ist nicht von dieser Welt,
Ist eine Blüte, gottgesandt,
Die von des Himmels lichtem Zelt
Herabgeschwebt, und wer sie fand
Und fest im treuen Herzen hält,
Dem blüht sie, bis sein Leben schwand.
_____
Hermann von Loeper
(1820-1884)
Zuversicht
Ich glaube, daß die
Liebe überdauert
Des Lebens flücht'ge, karggemessne Zeit,
Weil sie das Herz so ahnungsreich durchschauert,
Wie ein Prophetenruf der Ewigkeit,
Weil sie die Fackel ist auf dunkeln Bahnen,
Der Funken, der die Asche neu belebt,
Weil ihrer Stimme treues ernstes Mahnen
Das Herz erweckt und auf zum Himmel hebt.
Das Leben ist ein Baum mit grünen Zweigen,
Daran die
Liebe gleich der Blüthe hängt,
Aus deren Schooß sich süße Früchte neigen,
Die neue Keime in die Erde senkt.
Die
Lieb' ist Kern, und Schale ist das Leben;
Der Kern entkeimt, wenn morsch die Hülle fällt,
Und neue Jugend wird die
Liebe geben,
Wenn schon in Trümmern liegt die alte Welt.
_____
Seele und
Liebe
Es meldet die Sage
Von glücklicher Zeit,
Als Seele dem Gotte
Der
Liebe vermählt war.
Sie durfte ihn küssen,
Sie durfte ihn halten
Am wallenden Busen,
Sie durfte ihn drücken
An's knospende Herz.
Doch sollte die Seele
Den Himmel-entstiegnen
Gemahl nimmer schauen;
So war es der Wille
Der ewigen Mächte.
Gehüllt in das Dunkel
Der nächtlichen Schatten,
Dem Auge verborgen,
So schwebte er nieder,
So schlummert der Knabe
Zur Seite der Schönen.
Und als sie, verletzend
Der Ewigen Rathschluß,
Die Lampe entzündet
Und lüsternen Blickes
Die göttlichen Glieder
Des Knaben betrachtet,
Entflieht er verscheucht.
So blieben der Seele
Nur Kummer und Reue,
Nur Bangen und Sehnen
Verlorenen Glücks.
_____
Hieronymus Lorm
(1821-1902)
Liebe
Von
Liebe sagt und singt die Welt
Seit sie vom Sonnenlicht erhellt.
Doch liebt er selbst, empfindet Jeder,
Daß Wort und Bild und Ton und Feder
Von
Liebe, wie sie ihn bezwungen,
Noch nichts gesagt hat und gesungen.
_____
Angelika von Marquardt
(1849-1893)
Das Glück der
Liebe
Wer nie geliebt ward, sollte nimmer klagen -
Unglücklich nur, wer niemals selbst geliebt!
Ich mag des Schicksals schwersten Schlag ertragen,
Mag jede Qual erdulden ohne Zagen,
Solang noch Schatz auf Schatz das Herz vergibt!
O nicht um jedes Glück des frohen Lebens
Gäb' ich mein Liebesleid um Dich dahin!
Mein Hoffen bleibt in Ewigkeit vergebens,
Verboten ist das Ziel des reinsten Strebens,
Nur im Entsagen liegt für mich Gewinn!
Und doch, wie bin ich selig! Dich zu lieben,
Du Einz'ger, gilt als höchste Wonne mir.
Wie welkes Laub, vom Sturmwind umgetrieben,
Wie Staub zuletzt mag jedes Glück zerstieben -
Was kümmert's mich: Es bleibt die
Lieb' zu Dir!
_____
Alfred Meißner
(1822-1885)
Nachtwache der
Liebe
Nachtwache der
Liebe, du Sabbat im Herzen,
Du singende, herzenverjüngende Zeit,
Du Weihnacht bei duftigen, luftigen Kerzen,
Sei ewig und ewig gebenedeit!
Ein Wandeln im Schatten wildrauschender Palmen,
Ein Schaukeln im Kahne in träumender Ruh,
Ein Beten im Dome bei hallenden Palmen,
Nachtwache des liebenden Herzens, bist du!
Sie schloß mich an sich mit den blühenden Armen,
Sie haucht' mir in's Ohr ein unsterbliches Wort -
Ich kniete und flehte: o habe Erbarmen,
Und küss' mir die zagende Seele nicht fort!
Nun wandl' ich im Dämmerlicht blühender Bäume,
Ich fasse der Nachtigall Jubel und Schmerz,
Ich zähle die Sterne, ich wache und träume -
Ein schwebender Stern ist mein seliges Herz.
Nachtwache der
Liebe, du Hoffen und Wähnen,
Du Sabbat im Herzen, du heilige Zeit,
Du Seligkeit nächtig verrinnender Thränen,
Sei ewig und ewig gebenedeit!
_____
Stephan Milow (1836-1915)
Notwendigkeit
O
Liebe,
Liebe, wer dich fassen mag!
Bestimmt war alles schon am ersten Tag,
Bestimmt das Ende längst; doch keinen Zwang!
Du mußt es gehen lassen seinen Gang.
Du pflückst nicht heut, was dir erst morgen reift;
Umsonst, daß deine Hand danach schon greift.
Dein ist der Preis, gewiß; doch nur Geduld!
Durch Lust und Leid, Entsagung und durch Schuld
Hinauf, hinunter geht es, kreuz und quer;
Du ringe nur und achte nichts zu schwer,
Bis wird, was schon bestimmt am ersten Tag:
O
Liebe,
Liebe, wer dich fassen mag!
_____
Eduard Mörike (1804-1875)
Nimmersatte
Liebe
So ist die Lieb! So ist die Lieb!
Mit Küssen nicht zu stillen:
Wer ist der Tor und will ein Sieb
Mit eitel Wasser füllen?
Und schöpfst du an die tausend Jahr,
Und küssest ewig, ewig gar,
Du tust ihr nie zu Willen.
Die Lieb, die Lieb hat alle Stund
Neu wunderlich Gelüsten;
Wir bissen uns die Lippen wund,
Da wir uns heute küßten.
Das Mädchen hielt in guter Ruh,
Wie's Lämmlein unterm Messer;
Ihr Auge bat: nur immer zu,
Je weher, desto besser!
So ist die Lieb, und war auch so,
Wie lang es
Liebe gibt,
Und anders war Herr Salomo,
Der Weise, nicht verliebt.
_____
Albert Möser (1835-1900)
Wer leichten Muths, weil, was sein Herz erlesen,
Nur Kaltsinn kennt, ihm lächelnd kann entsagen
Und heiter gehn wie in vergangnen Tagen,
Glaubt nicht, daß er begriff der
Liebe Wesen.
Was enden kann, ist
Liebe nie gewesen,
Ein Joch ist sie, für ew'ge Zeit zu tragen,
Sie bannt dich fest an ihren Siegeswagen
Und läßt zur Freiheit niemals dich genesen.
So herrscht sie starr, ein himmlisches Verhängniß,
Und läßt dich nicht, ob Huld dir lohnt dein Werben,
Ob, was du liebst, der Gluth stets bar geblieben:
Wohl klopft das Herz, das Gunst nicht fand, in Bängniß,
Zertreten zuckt's und wünscht sich bald zu sterben,
Und sieh! es bricht, doch hört's nicht auf zu lieben.
_____
Selbstlose
Liebe
Wohl dünkt mich's leicht, allmächtig zu erglühen,
Wenn dich dein Lieb mit Inbrunst hält umschlungen,
Wenn sie dich herzt, von eigner Gluth durchdrungen,
Und dunkle Augen feur'ge Blitze sprühen.
Ich aber hab' umsonst mit heißem Mühen
Bei kaltem Sinn, wie oft! um Gunst gerungen,
Von Leibespracht und Wangenschmelz bezwungen,
Von goldnem Haar und schwell'nder Lippen Blühen.
Da lernt' ich, für des Herzens reichste Spenden
Ein Lächeln kaum, ein frost'ges, zu gewinnen
Und dennoch nie der Werbung Dienst zu enden,
Gequält, verschmäht mit nichten je zu wanken,
Und schmerzdurchwühlt mit stillergebnen Sinnen
Sogar für Hohn mit
Liebe nur zu danken.
_____
Nicht lieb' ich dich, weil hold du bist zu schaun,
Weil deines Leibes Formen zart sich ründen,
Nicht, weil in deiner Seele ros'gen Gründen
Anmuth und Scherz gern eine Statt sich baun:
Was
Liebe weckt, es ist nichts Einzles, traun,
Matt ist Gefühl, das kalt sich läßt begründen;
Nur da kann höchste
Liebe sich entzünden,
Wo Grundlos-Ew'ges sich berührt mit Graun.
Das ist's! Von deines Wesens Urbestand,
Von deines Ichs geheimstem Sein und Kerne
Fühlt bang erschauernd sich mein Herz gebannt:
Auch traute Seelen trennt noch starre Ferne,
Doch du bist mir von Ewigkeit verwandt,
Wir grüßten uns vordem auf besserm Sterne.
_____
Liebe
Ob sonn'ger Schein die Erde verklärt, ob Lenz
Mit Grün sie schmückt, ob wogender Meeresbraus
Uns hehr umtost, ob Sternenglanz in
Laulichen Nächten den Raum durchleuchtet:
Chaotisch-wüst doch starret die Welt uns an,
Wenn
Liebe fehlt: von Menschen und Dingen nur
Ein bunt Gewirr, zwecklos und friedlos,
Scheint sie dem Auge des Ungeliebten.
Erst wenn das Wort, das heilige, große Wort:
"Ich liebe dich" von lieblichen Lippen schallt,
Dann fliehn, die schwermuthreich vordem die
Dinge verhüllten, die nächt'gen Schatten.
Es tagt, es tagt! und über die öde Welt
Läuft blitzgleich rings holdseliger Glanz, wie einst,
Als machtvoll-hehr: "Es werde Licht!" der
Ruf von den Lippen des Schöpfers tönte.
Vor klarem Blick dann, lieblichen Einklangs voll,
Liegt schön-verklärt die prangende Welt, und leicht
Erahnt das Herz, den heiß wir suchen,
Ueber der Erde den ew'gen Frieden.
_____
Wolfgang Müller von
Königswinter (1816-1873)
Was die
Liebe ist
Tief Blick in Blick, heiß Mund an Mund,
Laß Herz am Herzen schlagen!
Doch was die Lieb' ist, liebes Kind,
Das mußt du mich nicht fragen!
Was Lieb' ist, das erleb' ich jetzt
In lauter Glück verloren.
Und die Erklärung - laß sie nur
Den liebelosen Thoren.
Was soll das Wort? - Den sel'gen Blick,
Den stillen Druck der Hände,
Den heißen Kuß erschöpfst du nicht
In Worten sonder Ende.
O liebe nur, o liebe nur,
O seufze, schmachte, weine,
O juble, lach'! - es bleibt die Lieb'
In allem - ewig eine.
Tief Blick in Blick, heiß Mund an Mund,
Laß Herz am Herzen schlagen!
Doch was die Lieb' ist, liebes Kind,
Das mußt du mich nicht fragen!
_____
Hermann Oelschläger
(1839-1908)
Liebe
Und wenn auch Nichts mein eigen bliebe,
Als nur der Schmerz,
Noch immer weht ein Ton der
Liebe
Mir durch das Herz.
Der Lerche Sang, ein Blick in Thränen,
Der Sterne Lauf
Regt neue Neigung stets und Sehnen
Im Busen auf.
Ein Funken ist's von jener
Liebe,
Die Rings die Welt
In glutumwalltem Flammentriebe
Zusammenhält.
Es ist ein Hauch von jenem Wüthen
Und Schöpferdrang,
Dem einst mit Dornen und mit Blüthen
Das All entsprang.
Ein Stern ist's, der durch Nebelschleier
Sanft leuchtend geht,
Und wirkt wie fromm zur Sonntagsfeier
Ein still Gebet.
_____
Louise Otto (1819-1895)
O schönes Leben, das der
Liebe Bande
Um mich mit allen ihren Zaubern wob!
Ein trauter Arm mich in den Himmel hob
Und Herz an Herz im süßen Feuer brannte.
Ja!
Liebe wird zum Himmels Unterpfande!
Ob Sturm und Blitz die Myrthe auch umtob,
Ob auch die schönste Rose noch zerstob -:
Die
Liebe ist des Ew'gen Abgesandte.
Wenn Seel' und Seele sich verwandt erkennen?
Ob wir es Freundschaft, ob wir's
Liebe nennen,
Es ist ein Zeichen unsrer Göttlichkeit.
Und wenn die Geister sich vom Ird'schen trennen -
Wo ist für rechte
Liebe denn das Leid?
Dort ist der
Liebe Reich - ich bin bereit!
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Nil
Die
Liebe ist wie der mystische Nil,
der aus dunkeln Gründen zum Meere fließt,
und die Ufer verheerend, ohne Damm, ohne Ziel
sich über die schauernden Lande gießt.
Und wenn verebbt der gewaltige Strom,
ein seliges Leben zu keimen beginnt,
eine Welt voll Blüten zum Himmelsdom
drängt sich, noch ehe die Flut verrinnt.
So ist die
Liebe der mystische Nil,
ohne den meiner Seele Ufer verdorrt,
mit dem sie wächst zu göttlichem Ziel
und Blüten und Früchte trägt, fort und fort.
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Robert Prutz (1816-1872)
Liebe
Was die
Liebe kann begehren,
Liebe darf es frei gewähren.
Was von
Liebe ward verschuldet,
Gern von
Liebe wird's geduldet.
Alles Fehlen, alles Irren,
Liebe weiß es zu entwirren;
Trägt mit seliger Geberde
Alle Noth und Schuld der Erde;
Am Geliebten jeden Flecken
Weiß sie sorgsam zu verdecken;
Ja, ihn völlig freizusprechen,
Lächelnd theilt sie sein Verbrechen.
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Gesetz der
Liebe
Wenn du dein Herz der
Liebe willst ergeben,
So acht' auf Eins: daß es sich völlig giebt
Und ungetheilt; es lebt nur, wer da liebt,
Drum klingt so ähnlich lieben auch und leben.
Drum wenn du liebst, so habe nichts daneben,
Woran dein Herz noch hängt; die Welt zerstiebt
Der Seele, die sich innigst weiß geliebt,
Und welche selbst in
Liebe will verschweben.
Wer aber unter des Geliebten Küssen
Noch ängstlich seitwärts nach den Leuten schielt,
Was sie wol meinen, denken, sagen müssen,
Der ist, wie fromm er sich auch sonst verhielt,
Rebell zuwider göttlichen Beschlüssen,
Und eitel Täuschung ist, was er erzielt.
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Offenbarung der
Liebe
Wie auch das spröde Herz mag widerstreben,
Und wie er vor sich selber sich verstelle,
Es kann der Mensch nicht ohne
Liebe leben.
Die
Liebe ist die große Lebensquelle,
Daraus des Daseins ew'ge Ströme fließen,
Endlos, unstillbar, wie des Meeres Welle.
Sie läßt die Blumen auf dem Felde sprießen,
Die Lerchen lehrt sie und die Nachtigallen,
Daß sie in Wohllaut jubelnd sich ergießen.
In todten Steinen, fühllosen Metallen
Läßt sie verborg'ne Lebensfülle wogen
Und blüht empor in leuchtenden Krystallen.
Ja droben selbst am blauen Himmelsbogen,
Die ew'gen Sterne selbst, die milden, guten,
Sie fühlen wie von
Liebe sich gezogen.
Es brennt der bleiche Mond in keuschen Gluten,
Er spiegelt sich im Meer und zwingt die Wellen,
In Liebesdrang zu ebben und zu fluten. –
Strömt
Liebe so aus hunderttausend Quellen,
Wie willst denn du, o Mensch, von allen Wesen
Nur außerhalb dich ihres Zaubers stellen?
O du, von Gott zum Ebenbild erlesen
Und doch gesetzt in dieses Thal der Leiden,
Wie willst du ohne
Liebe je genesen?
Du kannst mit Erz die starre Brust umkleiden
Und kannst dein Selbst in schnöde Fesseln schlagen,
Doch kannst du nie von Liebe ganz dich scheiden.
Wie lang' es währt, einst muß der Morgen tagen,
Wo dich erfaßt ein schmerzlich süßes Sehnen
Nach einem Ohr, dem du kannst alles klagen,
Nach einer Brust, dich schweigend dran zu lehnen,
Nach weichen Armen, die dich mild umfassen,
Nach einem Aug', das weint in deine Thränen!
Und bist du dann von aller Welt verlassen,
Indessen rings im Schatten grüner Buchen
Verliebte Paare zärtlich sich umfassen:
Dann wirst du einst, gieb Acht, dir selber fluchen
Und wirst bei Blumen, Vögeln, Katzen, Hunden,
Armsel'ger Thor, nach jener
Liebe suchen,
Die nie ein Menschenherz bei dir gefunden!
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Karl Reinhard (1769-1840)
Wechselliebe
Wer hägt das heilige Gefühl,
Das ewig unsre Brust durchlodert;
Wer nährt das süsse Flammenspiel,
Das ewig neue Nahrung fodert?
Es hägt und nähret sich allein
Die
Liebe braucht nicht Huth und Pflege.
Das Flämmchen spielt von selbst so rein,
Von selbst so ewig jung und rege.
Wer fodert, was er geben kann,
Darf nicht umsonst nach Freude wandern:
Ein Flämmchen facht ein andres an,
Ein Herz erwärmt sich an dem andern.
Die
Liebe nimmt und gibt zugleich;
Sie gäbe selber gern das Leben.
Sie ist so wunder- wunderreich,
Und wird nur reicher noch durch Geben.
Wenn solcher Segen darauf ruht,
Wer wollte nicht zu geben eilen?
O Herzen, spendet Gut um Gut.
O eilet, euer Glück zu theilen!
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Gewalt der
Liebe
Es ist ein Gott, der mächtig
Als Herr der Welt gebiethet,
Vor dessen Zepter selber
Sich alle Götter neigen.
Er ist ein Kind. Doch seufzet,
Ein leichtes Spiel der Laune,
In seinen Fesseln schmachtend,
Es seufzt der ernste Weise.
Sein Wink verwandelt Alles.
Der König wird ein Schäfer,
Von seinem Geist gereget;
Der Schäfer steigt zum Throne.
Doch dieser Gott der Götter
Vermag nichts über Daphne,
Und würde ohne Daphne
Nichts über mich vermögen.
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Emil Rittershaus (1834-1897)
Ich sprach zur Sonne
Ich sprach zur Sonne: "Sprich, was ist die
Liebe?"
Sie gab nicht Antwort, gab nur goldnes Licht.
Ich sprach zur Blume: "Sprich, was ist die
Liebe?"
Sie gab mir Düfte, doch die Antwort nicht.
Ich sprach zum Ew'gen: "Sprich, was ist die
Liebe?"
Ist's heil'ger Ernst? Ist's süße Tändelei?
Da gab mir Gott ein Weib, ein treues, liebes,
Und nimmer fragt' ich, was die
Liebe sei!
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Friedrich Rückert
(1788-1866)
Die
Liebe sprach: In der Geliebten Blicke
Mußt du den Himmel suchen, nicht die Erde,
Daß sich die beßre Kraft daran erquicke,
Und dir das Sternbild nicht zum Irrlicht werde.
Die
Liebe sprach: In der Geliebten Auge
Mußt du das Licht dir suchen, nicht das Feuer,
Daß dir's zur Lamp' in dunkler Klause tauge,
Nicht dir verzehre deines Lebens Scheuer.
Die
Liebe sprach: In der Geliebten Wonne
Mußt du die Flügel suchen, nicht die Fesseln,
Daß sie dich aufwärts tragen zu der Sonne,
Nicht niederziehn zu Rosen und zu Nesseln.
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Hugo Salus (1866-1929)
Psalm
Einst wird ein Tag so voller
Liebe tagen,
Und solch ein Frieden wird die Welt erfüllen,
Der letzte Stern wird seinen Glanz enthüllen
Und stille stehn der goldne Sonnenwagen.
Aus allen Himmeln werden Chöre schallen
Und auf zu allen Himmeln frohe Lieder,
Auf hundertfarbigem Regenbogen nieder
Wird licht ein Zug von Friedensengeln wallen.
Und
Liebe wird und Milde und Erbarmen
Aus selig klaren Menschenaugen glänzen,
Und jedes Haupt wird sich mit Rosen kränzen,
Und Hirten werden Könige umarmen.
Da wird das Reich des ewigen Glaubens enden,
Die
Liebe wird von allen Türmen winken;
Und all den Toten in der Erde sinken
Die stillen Kreuze aus den müden Händen ..
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Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
Genügen in der
Liebe
Einst war in allen Räumen
Die Erde mir kaum weit genug;
Kein Land, kein Meer, wohin in Träumen
Mich nicht der Seele Flügel trug.
Auf Höhn, zuerst bestrahlt vom Morgen,
In Tiefen, die kein Senkblei mißt,
Wähnt ich den großen Schatz verborgen,
Der einzig werth des Suchens ist.
Doch jetzt o mehr, als was ich ehe
Gesucht am fernsten Meeressaum,
Fand ich bei dir in trauter Nähe,
Noch fass' ich Alles, Alles kaum.
Und, ganz das Glück nun zu genießen,
Das mir der schönste Tag geschenkt,
Möcht' ich der Welt mich rings verschließen,
In deinen Anblick nur versenkt.
_____
Richard von Schaukal
(1873-1942)
Und es ist doch
Liebe ...
Was die Menschen sagen,
weiß ich alles schon,
aber was sie tragen,
flüstert kaum ein Ton.
Und es ist doch
Liebe,
was zusammenhält,
die sonst sinnlos bliebe,
diese wirre Welt.
_____
Nur die
Liebe
Nur die Liebe, die im Herzen lebt
und sich unerschöpflich draus ergießt,
also daß es bebend überfließt
und im Spiegel ihres Stromes schwebt,
nur die
Liebe, die sich nie erfüllt
und vergebens Ewigkeit ersehnt,
ist das Band, das sich hinüberdehnt,
wo sich einmal aller Sinn enthüllt.
_____
Gebet
Mein Gott, gewähr mir Eines,
ich bitte sonst um nichts:
im Glanz des ewgen Lichts
flackert verstört mein kleines.
So fleh ich tausendmal:
Erhalt mir meine Qual,
laß mich in meiner Pein
vor
Liebe
selig sein!
_____
Max von Schenkendorf
(1783-1817)
Liebe
O
Liebe, du Morgentraum,
Geboren kaum
Und weise wie die Ewigkeit,
Im Greisenhaar
Noch mild und klar,
Noch fühlend und spielend
Wie Kindlein in der Weihnachtszeit.
O
Liebe, du Zauberwort,
Klingst fort und fort
Wie Wellenschlag der Ewigkeit;
Du Melodie
Und Harmonie
Von Wonnen - zerronnen
In Tönen fließet Raum und Zeit.
O
Liebe, von dir empfing
Der Schmetterling
Des Blüthenlebens zarten Keim.
Ha Wonnepreis!
Im Blumenkreis
Zu nippen mit Lippen
Die Küsse gleich dem Honigseim.
O
Liebe, du Lebensquell,
Du Bächlein hell,
Verbreitest Kühlung um mich her,
O labe mich,
Ich sink' in dich
So selig, so wählig
Wie Fischlein in dem Muttermeer.
_____
Georg Scherer (1828-1909)
Wer, heilige
Liebe, deinen Kelch getrunken
Und süßberauscht, ein überseliger Mann,
Dir einmal nur ans volle Herz gesunken,
Der ist verfallen deinem Zauberbann.
Fort glimmt's in ihm wie lichte Himmelsfunken;
Und ob er deinen Banden auch entrann -
Früh oder spät wird er mit frohem Bangen
Nach deiner holden Unruh' heim verlangen.
_____
August Wilhelm von
Schlegel (1767-1845)
Deutung
Was ist die
Liebe? Les't es, zart geschrieben,
Im Laut des Worts: es ist ein innig Leben;
Und Leben ein im Leib gefeßelt Streben,
Ein sinnlich Bild von ewig geist'gen Trieben.
Der Mensch nur liebt: doch ist sein erstes Lieben
Der Lieblichkeit des Leibes hingegeben.
Will sich, als Leibes Gast, der Geist erheben,
So wird von Willkür die Begier vertrieben.
Doch unauflöslich Leib und Geist verweben
Ist das Geheimniß aller Lust und
Liebe;
Leiblich und geistig wird sie Quell des Lebens.
Im Manne waltet die Gewalt des Strebens;
Des Weibes Füll' umhüllet stille Triebe:
Wo
Liebe lebt und labt, ist lieb das Leben.
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Ulrich von Schlippenbach
(1774-1826)
Die
Liebe
Was soll die
Liebe? Kannst du fragen? -
Ein Herz beglücken, eh' es bricht,
Ins stille Inn're übertragen,
Was Seele leis' zu Seele spricht,
Und in ein armes Menschenleben
Den Reichthum eines Gottes weben.
Die
Liebe borgt nicht von Sekunden
Den flücht'gen Reiz berauschter Lust,
Ihr gnügt Gefühl, das sie gefunden,
Gefühl in der Geliebten Brust.
Nicht reichen an der
Liebe Freuden
Die Lust der Welt und ihre Leiden.
Wo
Liebe sich ein Herz erkohren,
Da adelt sie, was sie erschafft;
Dem niedern Wunsche nur verloren,
Weckt sie der Seele höh're Kraft.
Sinkt in den Staub der Geist danieder,
Die
Liebe hält und hebt ihn wieder.
_____
Karl Siebel (1836-1868)
Es ist ein holder Traum die
Liebe,
Ein Traum, den Phantasie gewebt;
Ein Traum, der gleich dem Schmetterlinge
Auf mancher schönen Blüthe schwebt.
Ein Traum, der allzubald verflieget,
Ein Traum, der allzubald vergeht, -
Der wie ein Duft, wie Lerchensingen
Im weiten Himmelsblau verweht.
Und dennoch reden heil'ge Bücher
Von einer Lieb' in Noth und Tod;
Von einer ew'gen heil'gen
Liebe,
Die ew'ge
Liebe: - sie ist Gott.
Versenke dich in diese
Liebe,
Versenk' dich ganz und gar hinein,
Und ist auch Alles Trug und Thränen,
Du wirst in lichter Wahrheit sein.
_____
Jegor von Sivers
(1823-1879)
Liebe über Alles
Was zucket weiter durch den Raum,
Als wie die Sterne strahlen?
Was malet schöner, als wol kaum
Die größten Maler malen?
Was ist noch tiefer als das Meer,
Was wilder als die Wogen?
Was kommt noch brausender daher
Als ein Orkan gezogen?
Was zucket wie der Blitz so schnell
In flüchtiger Sekunde?
Was leuchtet wie die Sonne hell,
Wer giebt mir davon Kunde?
Selbst der Gedanke sieget nicht
Mit also starkem Triebe:
Denn alle Schranken nur durchbricht
Allein die Macht der
Liebe.
_____
Reinhard Johannes Sorge
(1892-1916)
Liebe
Wer kann nennen,
Was sich nicht nennen läßt,
Wer bekennen,
Was unser Sinn nicht faßt,
Was göttlich in uns hallt,
Was sehnend uns durchwallt,
Die heiligen Triebe
Der allumfassenden
Liebe,
Die du im Herzen hast?
_____
Ilse von Stach
(1879-1941)
Liebe
Das aber sind des Lebens schönste Stunden,
wenn Deine Seele zu der meinen spricht.
Dann hat ein Fremdling Heimatsstatt gefunden,
dann fühlt ein Kranker seinen Schmerz gesunden,
dann sieht zu Nacht ein Schiffer Land und Licht.
Das aber ist ein Glück, nicht auszusagen,
wenn mich Dein Arm, Dein starker Arm umfängt,
dann fühl ich Ewigkeiten in den Augenblick getragen,
ich fühle meine
Liebe über mir zusammenschlagen,
wenn sich Dein Herz zu meinem Herzen drängt.
_____
Karl Stamm (1890-1919)
Ich bin die Seele aller Dinge. Ich bin die
Liebe.
Ich lebe dunkel in den Wurzeln der Bäume.
Tief in der Erde bin ich das glühende Feuer.
Ich bin im Hauch der Lüfte
und im Rauschen des Meeres.
In den Menschen bin ich das singende Blut.
Ich fahre dahin im Kleide der Morgenröte.
Des Abends müde Trauer ist meine Trauer.
Die Sonne nenn ich Schwester
und die Sterne Brüder.
Ich bin überall.
Ich bin die Seele aller Dinge.
_____
Franz Stelzhamer
(1802-1874)
All-Liebe
O, Alles nah und fern
Hab' ich so lieb und gern,
Seit sich ins Herz begeben
Der
Liebe Wunderleben!
Das Vöglein, das den Lenz besinget,
Was froh im Feld und Walde springet;
Was in der Fluth, im Staube schaltet,
In Tropengluth, im Polfrost waltet,
O, Alles nah und fern
Hab' ich so lieb und gern!
Das Gras, der Erde grünen Teppich,
Den stolzen Baum umrankt von Eppich,
Der Blumen Königin, die Rose,
Das Aehrenfeld, die duft'gen Moose -
O, Alles nah und fern
Hab' ich so lieb und gern!
Den Kieselstein, den Wellen küßen,
Den hohen Fels, den Wolken grüssen,
Die Erze tief im Bergesdunkel,
Den wunderbaren Lichtkarfunkel,
O, Alles nah und fern
Hab' ich so lieb und gern!
Die weite Welt in festem Baue,
Das sie umspannt, das Zelt das blaue,
Das Feuer in dem leichten Schwunge,
Das Wasser mit der Plauderzunge -
O, Alles nah und fern
Hab' ich so lieb und gern!
Doch Eins lieb' ich vor Allen innig,
Das ist mein Liebchen hold und minnig,
Das mir das süße Wunderleben
Der
Liebe hat ins Herz gegeben -
Das hab' ich nah und fern
Gar über Alles gern!
_____
Karl Stieler (1842-1885)
Wie wundersam ...!
Wie wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken:
Die ganze Welt mit lichten Augen seh'n,
Im Sonnenschimmer klarer Freude geh'n,
Eins sein in einem tiefen Glücksgedanken!
Und wie im Leben auch die Stürme weh'n,
Da ist kein Zagen und da ist kein Schwanken:
Fest steht die
Liebe, wie die Sterne steh'n -
Wie wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken!
_____
Francisca Stoecklin
(1894-1931)
An die
Liebe
Alle suchen sie dich
und überall lockst du.
Aus tausend Verhüllungen schimmert
dein unenträtselt Gesicht.
Aber wenigen nur
gewährst du Erfüllung,
selige Tage, reines Glück.
Zärtlich wehn dich die Blumen,
die scheuen Gräser,
der Schmetterlinge heiterer Flug;
wilder der Wind
und das ewig sich wandelnde Meer.
Wunderbar strahlst du
aus den Augen des Menschen,
der ein Geliebtes
in seinen Armen hält,
vom tönenden Sternenhimmel überwölbt.
In die zitternde Seele
schweben Schauer
von Leben und Tod.
_____
Julius Sturm (1816-1896)
Liebe
Die
Liebe ist der stolzeste der Triebe,
Sie kehrt den Rücken dem, der Gold ihr bot;
Und aller Triebe freister ist die
Liebe,
Sie lächelt nur, wenn ihr mit Ketten droht.
Die
Liebe ist der treu'ste aller Triebe,
Sie harret aus in jeder Erdennoth;
Und aller Triebe stärkster ist die
Liebe,
Denn
Liebe überwindet selbst den Tod.
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Nahida Sturmhöfel
(1822-1889)
Zu den Liedern von der
Liebe
Kennst du die Macht - die wunderbare Kraft,
Ein inn'res Sonnenlicht, das unser All belebt
Und seit Äonen schon den Gottgedanken schafft -
Empor aus niedern Trieben, höher, reiner strebt?
Chaotisch wirbeln, - unbeseelt
Im weiten Weltenraume
Die zahllos stofflichen Atome
Noch unberührt vom Lebenstraume,
Bis sie der
Liebe Gotteshauch
Im lichten Weltendome
Durchdringt, zu neuem Leben auch
Gestaltend sie zur Harmonie,
Die uns den Himmel erst verlieh.
Dann strebt mit göttlicher Gewalt
Im unbewußten Element
Der
Liebe zauberischer Keim
Zu immer edlerer Gestalt,
In der ein heilig Feuer brennt
Allmächtig zu der Quelle heim,
Es wallt empor! es strebt hinauf!
Aus jedem dunklen Drang und Triebe
Empor, empor im Siegeslauf
Zum höchsten Ideal der
Liebe!
Zu ihrem Tempel komm! lass' hin uns ziehn!
So lang in
Liebe noch das Herz im Busen schlägt.
O komm, o komm! lass' uns vor ihrem Altar knien,
Bis sie die Seele einst in lichte Welten trägt!
_____
Liebeswert
(Priamel)
Nicht der Himmel, der
uns so weit,
Nicht der Erde Herrlichkeit,
Nicht Frühling mit der Rosenzeit,
Nicht all' erträumte Seligkeit,
Nicht Ruhm und Ehre heiß begehrt:
Nur
Liebe ist des Lebens wert.
_____
Ludwig Tieck (1773-1853)
Wunder der
Liebe
Glosse
Mondbeglänzte Zaubernacht,
Die den Sinn gefangen hält,
Wundervolle Märchenwelt,
Steig' auf in der alten Pracht!
Liebe läßt sich suchen, finden,
Niemals lernen, oder lehren,
Wer da will die Flamm' entzünden
Ohne selbst sich zu verzehren,
Muß sich reinigen der Sünden.
Alles schläft, weil er noch wacht,
Wann der Stern der
Liebe lacht,
Goldne Augen auf ihn blicken,
Schaut er trunken von Entzücken
Mondbeglänzte Zaubernacht.
Aber nie darf er erschrecken,
Wenn sich Wolken dunkel jagen,
Finsterniß die Sterne decken,
Kaum der Mond es noch will wagen,
Einen Schimmer zu erwecken.
Ewig steht der
Liebe Zelt,
Von dem eignen Licht erhellt,
Aber Muth nur kann zerbrechen,
Was die Furcht will ewig schwächen,
Die den Sinn gefangen hält.
Keiner
Liebe hat gefunden,
Dem ein trüber Ernst beschieden,
Flüchtig sind die goldnen Stunden,
Welche immer den vermieden,
Den die bleiche Sorg' umwunden:
Wer die Schlange an sich hält,
Dem ist Schatten vorgestellt,
Alles was die Dichter sangen,
Nennt der Arme, eingefangen,
Wundervolle Märchenwelt.
Herz im Glauben auferblühend
Fühlt alsbald die goldnen Scheine,
Die es lieblich in sich ziehend
Macht zu eigen sich und seine,
In der schönsten Flamme glühend.
Ist das Opfer angefacht,
Wird's dem Himmel dargebracht,
Hat dich
Liebe angenommen,
Auf dem Altar hell entglommen
Steig' auf in der alten Pracht.
_____
Johann Heinrich Voß
(1751-1826)
Gott, die
Liebe
Gott ist die
Lieb'! Ihr Himmel, hallet:
Die Lieb' ist Gott! im Sternenchor!
Aus unsers Herzens Tiefen wallet
Gesang: Die
Lieb' ist Gott! empor.
Er warf wie Staub der Sonnen Sonnen;
Und Welten kreis'ten rings in Wonnen:
In matter Erdenfreude kreis't,
In Wonne bald, des Menschen Geist.
Gott ist die
Lieb', auch wann Gewittern
Der Städt' und Wälder Flamme saus't!
Wann aufgewühlt die Berge zittern,
Und hoch in's Land die Woge braus't.
Gott ist die
Liebe, wann umnachtet
Auch Krieg und Pest die Völker schlachtet;
Wann auch der grause Geistestod
Der Völker Licht zu löschen droht.
Gott ist die
Liebe! Bald erstehet
Der edle Geist in junger Kraft.
Der Morgenröthe Fittig wehet,
Und heiter strahlt die Wissenschaft.
Bald höher steigt und höher immer
Die Menschlichkeit, der Gottheit Schimmer;
Von Menschenlieb' und Menschenlust,
Der Wonnen Vorschmack, bebt die Brust.
Ob auch der Geist sich endlos hübe;
Vor dir ist, Gott, sein Wissen Dunst!
Die reinste Gluth der Menschenliebe
Ist nur ein Fünklein deiner Brunst!
Einst hebst du uns vom Lebenstraume
Zu deines Urlichts fernstem Saume!
Wir nahn mit Zittern deinem Licht,
Und hüllen unser Angesicht!
_____
Christine Westphalen
(1758-1840)
Überall
Liebe
Alles Schaffens und Strebens erhab'nes Geheimniß ist
Liebe!
Himmel, Erd' und Meer zeugen die Wunder von ihr:
Wirkt nicht durch
Liebe jedes Geschöpfes veredeltes Daseyn,
Von den Steinen hinan bis zu dem Aether des Raums?
_____
Liebe
Liebe war, eh alle Sonnen rollten;
Liebe rief das Licht aus dunkler Nacht!
Doch des Lichts Geburt, die Leben, zollten
Nicht der Urkraft schöpferischen Macht.
Sie gebot, und alle Wesen einten
Sich, zu huldigen der Schöpferin.
Pulse schlugen, Herzen; Augen weinten:
Die Natur empfand mit Geist und Sinn.
Liebe ward den Millionen Leben
Hier ein unzertrennlich schönes Band;
Ward vom Jenseit ihnen mitgegeben,
Als des Daseyns unverkennbar Pfand.
Liebe lehrt der Menschen Brust empfinden,
Die von hohen Wonnen überfließt,
Wenn, auf ewig treu, sich Herzen binden,
Und der Geist im Andern sich genießt.
Aller Hoheit giebt nur sie die Würde,
Wissen, Ehre, Ruhm und Macht - Gehalt;
Muth und Frohsinn bey der schwersten Bürde;
Ja, dem Weltbeherrscher die Gewalt!
Glück verherrlicht sie mit ihren Winken;
Armuth fühlt nicht mehr der Sorgen Pein.
Die aus ihrer Nectar-Schale trinken,
Fühlen selig sich durch sie allein.
Liebe schafft zum Himmel sich die Hütte;
Liebe lebt, in sich ihr ganzes Seyn!
Liebe flügelt geistiger die Schritte:
Trennt vom Wesen Tand und leeren Schein;
Leben ist sie, Hoffen und Genießen,
Traum und Wirklichkeit, Gefühl und Sinn.
Ihre Ströme müssen ewig fließen;
Ihre Gottheit hebt zu Sternen hin!
Sie entblüht in zarter Kinder Mitte;
Weckt im Mädchenbusen schnell Gefühl;
Bändigt in dem Jüngling rohe Sitte;
Hebt den Mann zum höchsten Thaten-Ziel!
Sie durchglüht mit kühnem Jugendfeuer
Eine Stirne, die der Herbst bestreift;
Tönt entzückt aus Liedern sanfter Leyer,
Zur Vollendung nur durch sie gereift.
Aller Zauber liegt vor ihr entfaltet,
Der ätherischer den Busen hebt,
Götterfülle, höher ihr gestaltet,
Ideales, schöner ihr entwebt.
Wie Gedanken schnell durch Höhen eilen,
Giebt der Seele sie die Flammenkraft;
Geister staunen: Stunden, Zeiten weilen
Ihr, die, hochbegeistert, ewig schafft!
Schwach ist ohne sie die Kraft im Streben;
Todt der weiten Schöpfung reges Bild;
Schönheit - reizlos; Anmuth - ohne Leben;
Harmonieenzauber unenthüllt;
Kalt, Empfindung; Sehnsucht, leer von Wonne;
Seelenlos, der ungehellte Blick!
Ohne Himmel jeder Freude Sonne;
Ohne Reichthum glänzendes Geschick!
Lieb' ist Wahrheit! Glanz aus lichten Höhen!
Hauch der Gottheit! Quell der reinsten Lust!
Schaffend noch, wenn Hoffnungen verwehen;
Ungetheilt, ein Gott in Menschenbrust!
Liebe lehrt am Abend noch empfinden,
Hellt in uns des Morgens rege Welt;
Liebe strahlt, wenn unsre Sonnen schwinden,
Wenn der Schöpfung All in Nichts zerfällt!
_____
Ideal des Herzens
Eine lehret das Herz der Sterblichen zarter empfinden;
Alles in Allem vereint, einigt sie Sinne dem Geist;
Zaubert dichterisch lieblich den Himmel nieder zur Erde;
Bildet den Menschen zum Gott: -
Liebe, die Seele der Welt!
_____
Philosophie der
Liebe
Zarteste Blüthe! verbirg den Busen der glühenden Sonne!
Thau ernähre dich nur; leise berühre dich Hauch.
Plato lehret: das Sehnen im Streben zur göttlichen Schönheit,
Sey ihr lebendiger Geist; Haben ihr ewiger Tod.
_____
Liebe
Was ist der
Lieb' allmächtiger Geist? O, leihet mir Worte,
Göttliche, die ihr allein nennet, was Keiner genannt!
Sterbliche mangeln der Kunst; der Empfindung fehlen die Worte:
Nennst du ein namenloses Seyn? mahlst du, was wohnet im Blick?
_____
Der himmlische Amor
Erster der Götter, vor allem Erzeugeten warest du, Amor!
Regtest Chaos und Nacht; da ward der Äther, der Tag.
Finsterm und Tiefem entstieg das Erhab'ne; allmächtige
Liebe
Rief es zum ewigen Licht,
Liebe, die göttliche Kraft!
Niemals kehret zurück zu dem Rohen Gebildetes; denn was
Himmlische Lieb' uns erschuf, das ist auch ewig wie sie.
_____
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Liebe
Das ist ein glückseliges Leben
Wenn
Liebe bei
Liebe wohnt,
Und reicheres kann es nicht geben,
Als Liebe von
Liebe belohnt.
Doch gibt es auch einsame Tränen
Von keinem gesehn und gezählt
Und heißer brennet kein Sehnen,
Als
Liebe,
wenn
Liebe ihr fehlt.
Sie ist wie das Feuer, das große,
Das herab aus der Sonne loht:
Alles Leben trägt sie im Schoße,
Doch daneben den glühenden Tod.
_____
Unnötiges Forschen
Wie in
Liebe sich die Herzen finden,
Danach mußt du nicht die Menschen fragen,
Denn der Weise wird dir lächelnd sagen:
"Liebes Kind, das läßt sich nicht ergründen."
Glücklich der, den keine Zweifel plagen,
Dem's genügt, still selig zu empfinden,
Daß die Herzen sich zusammen finden,
Der sich liebend hingibt, ohn' zu fragen.
Ist die
Liebe doch der Born, der süße,
Der von Anbeginn der Zeiten quillet,
Und noch heut den Durst der Menschen stillet;
Wär' sie's, wenn die sich ergründen ließe?
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Das Höchste im Leben
Was wäre das Leben wenn
Liebe drin fehlte?
Wo fände das Unglück erneuerten Muth?
Als gütig der Schöpfer den Menschen beseelte,
Gab er ihm den Funken zur heiligen Glut.
Die Lieb' ist stark
Wie Löwenmark,
Sie lehrt uns den Kummer ertragen,
Hat Balsam für Wunden und Klagen.
Die
Liebe streut Blumen auf dornige Pfade,
Die
Liebe erhebt uns zum Urquell des Lichts,
Sie trinkt aus dem Borne der ewigen Gnade,
Und höher als Gold oft erfreut sie ein Nichts.
Die
Lieb' ist mild,
Der Gottheit Bild.
Und ward auch das Herz oft verwundet,
Die
Liebe vergiebt - es gesundet.
Die
Lieb' ist verschwistert mit Weh und mit Schmerzen,
Doch trägt sie geduldig ihr vielfaches Leid;
Denn seelige Freuden auch reicht sie dem Herzen
Das ihr sich auf ewig zum Dienste geweiht.
Die
Lieb' ist groß
Und schön ihr Loos,
Ob
Liebe von Leid auch umfangen,
Ob Leiden sich kehrt in Verlangen.
Die
Lieb' ist des Lebens hochheiliger Segen,
Sie flügelt die Seele zum Himmel empor;
Sie weckt unsre Kräfte die fröhlich sich regen,
Sie hilft uns erringen was Unmuth verlor.
Die
Lieb' ist Glut,
Sie giebt uns Muth,
Und führet durch Kampfesgewühle,
Zum schönsten, zum herrlichsten Ziele.
Die
Liebe macht reich, selbst wenn Bettler sie nähren,
Sie schenkt den Beglückten oft ewige Gunst;
Die
Liebe kann Kränze des Nachruhms gewähren,
Sie öffnet dem Jünger die Thore der Kunst.
Die
Lieb' ist Heil,
Der beßre Theil
Den gütig die Gottheit gegeben
Dem Menschen zum Trost für das Leben.
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Liebeszauber
An Emilie
Was
Liebe sei, soll ich Dir sagen?
Bald ist es Jubeln, bald ist's Klagen,
Wie Honig süß, wie Galle bitter,
Oft Zephirhauch, und oft Gewitter.
Der ersten
Liebe süßes Sehnen
Gleicht dem geheimnißvollen Tönen
Der Memnonssäule, wenn Aurore
Dem Phöbos weicht am Himmelsthore.
Sie flötet süß wie Philomele,
Sie ist die Sonne unsrer Seele;
Vermag sie in Dein Herz zu dringen,
Dann übet Psyche frei die Schwingen.
In Tugend wandelt sie die Mängel,
Sie stellt den Menschen zu dem Engel,
Und selbst des Lebens bange Leiden
Verkehret sie in Himmelsfreuden.
Doch wurdest Du mit Heucheltriebe
Belohnt für Deine reiche
Liebe,
Dann wandeln sich in Höllenflammen
Die Gluten, die vom Himmel stammen.
Es nagen ihre Folterschmerzen
Mit Schlangenzähnen Dir am Herzen,
Nur Dornen blieben von den Rosen,
Und von dem Glück bist Du verstoßen.
Du wandelst fern vom Freudenschimmer
Gleich einem Geiste unter Trümmer
Der eingestürzten Tempelhallen
Woraus nur Deine Seufzer schallen.
In Schutt vermodern die Altäre
Der
Liebe, Deine heiße Zähre
Fällt in den Staub, doch neues Leben
Kann selbst Dein heil'ger Schmerz nicht geben.
Nur einmal zünden jene Funken
Die von dem Himmel selbst gesunken,
Die nicht zum zweitenmal erstehen,
Wenn gift'ge Winde sie verwehen.
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Die
Liebe
Ein Hirte
Wohl ist die
Lieb'
des Lebens schöner Baum,
Sein Wipfel die Krone der Freude,
Durch hohen reinen Himmelsraum
Hinaufgewölbt im grünen Hoffnungskleide.
Die Luft und der Druck des Seyns ist der Stamm,
Die Wurzeln sind Bürgen der Dauer,
Die Blüth' und die Frucht mischt sich wundersam,
In Lust ist Wehmuth und in Freude Trauer.
Chor
Wir kennen ihre Lust
voll Pein,
Wir kennen ihre Süße in Schmerzen,
Und wollen mit freudigem Herzen
Uns ihrem süßen Joche weihn.
Eine Schäferin
Wohl ist die
Lieb'
von Gott wie Feuer und Licht,
Was seine Hand beweget, was sein Wille spricht,
Was er in's Herz der Erstgeschaffenen tauchte,
Das freundliche Wunder, das er verhauchte,
Die
Liebe war es, die Weisheit nicht.
Die erste
Liebe der Erstgeliebten war mächtig,
Der Opfer fähig, jedoch nicht klug und wohlbedächtig,
Gehorsam dem zauberischen Triebe,
War Pflicht und Tugend der ersten
Liebe.
Chor der Schäferinnen
Aus jener Rippe, die
des Herzens heißem Schlag,
Die seiner werdenden Liebe am nächsten lag,
Hat das erste Weib sein Dasein gefunden,
Und hält darum liebend das Herz umwunden.
Ein Hirte
Wer weiß, wie der
Wind sich bewegt,
Wie Fluten er bindet und trägt?
Wer weiß, auf welchen Stützen,
Der Erde Grundpfeiler sitzen,
Auf welchen Vesten sie herrschend ruht?
Wer weiß, wie in Flammen und Blitzen
Zerschmilzt und verzehrt des Feuers Glut?
Von wannen die Nebel, die Donner, die Stürme?
Wie heben zur Luft sich die Wogenthürme?
Eine Schäferin
Ob wir wissen das
wohin und woher,
Ob nicht, das kümmert mich eben nicht sehr,
Aber ich sehe und fühle klar
Der
Liebe
Wunder immerdar.
Ein Hirte
Die
Liebe, die sanft
sich unsrer bemeistert,
Die uns erwärmt, die uns begeistert,
Die mit Sehnsucht zum Liebsten drängt,
Sie stammt vom Herrn!
Sie ist uns geschenkt,
Wie Sonne, Mond und Stern
Wie Licht und Luft,
Wie Wohlgeschmack und Labeduft,
Sie ist des Himmels Gnadengabe,
Den Sterblichen die beste Habe.
Chor
Die
Liebe erscheint
im Purpurkleide,
Laßt sie uns gebietend Herrin sein,
Sie wölbt den Wunderkelch der Freude,
Drum wollt ihrer Herrschaft euch weih'n.
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Liebe ist von Ewigkeit
O saget nicht, daß
Liebe sterben kann,
Sie stirbt nicht gleich den anderen Gefühlen,
Wenn hin das Leben stirbt, denn sie ist ewig.
Die andern Leidenschaften sind nur eitel,
Sie sind vergänglich wie die Dunstgebilde.
Die Ehrfurcht kann nicht in dem Himmel wohnen,
Der Geiz, der Stolz, nicht in dem Sitz des Lichts;
Aus ird'schem Stoff, gehören sie der Erde
Und sterben da, wo sie geboren wurden.
Die
Liebe aber ist nicht zu zerstören,
Ihr heiliges Feuer brennt in Ewigkeit.
Sie stammt vom Himmel, darum kehrt sie wieder
Zum Himmel auch zurück. Sie ist hienieden
Ein oft verfolgter Gast, sie wird betrogen,
Mit falschem Schwur getäuscht, wird unterdrückt -
So wird sie hier geprüft und rein geläutert
Und hat im Himmel ihren steten Sitz.
Hier saet sie aus mit Kummer und mit Thränen,
Dort sammelt sie die reiche Ernte ein.
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