Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Locke)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



Stichwort: Locke

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.

(keine Beispiele)
 

18. Jh.

 

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    Hat, Aurora, dich auch Amor, der lose, verführt?
    Du erscheinest mir nun als seine Freundin und weckest
    Mich an seinem Altar wieder zum festlichen Tag.
    Find ich die Fülle der
    Locken an meinem Busen ! Das Köpfchen
    Ruhet und drücket den Arm, der sich dem Halse bequemt.
    Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden,
    Mir das Denkmal der Lust, die in den Schlaf uns gewiegt! -
    _____


    Gewarnt

    Auch in
    Locken hab ich mich
    Gar zu gern verfangen,
    Und so, Hafis, wärs wie dir
    Deinem Freund ergangen.

    Aber Zöpfe flechten sie
    Nun aus langen Haaren,
    Unterm Helme fechten sie,
    Wie wir wohl erfahren.

    Wer sich aber wohl besann,
    Läßt sich so nicht zwingen:
    Schwere Ketten fürchtet man,
    Rennt in leichte Schlingen.
    _____

    Einst erschien sie auch mir, ein bräunliches Mädchen, die Haare
    Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab,
    Kurze
    Locken ringelten sich ums zierliche Hälschen,
    Ungeflochtenes Haar krauste vom Scheitel sich auf.
    Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende, lieblich
    Gab sie Umarmung und Kuß bald mir gelehrig zurück.
    O wie war ich beglückt! - Doch stille, die Zeit ist vorüber,
    Und umwunden bin ich, römische Flechten, von euch.
    _____


    Hatem

    Locken, haltet mich gefangen
    In dem Kreise des Gesichts!
    Euch geliebten, braunen Schlangen
    Zu erwidern hab ich nichts.

    Nur dies Herz, es ist von Dauer,
    Schwillt in jugendlichstem Flor;
    Unter Schnee und Nebelschauer
    Rast ein Ätna dir hervor.

    Du beschämst wie Morgenröte
    Jener Gipfel ernste Wand,
    Und noch einmal fühlet Hatem
    Frühlingshauch und Sommerbrand.

    Schenke her? Noch eine Flasche!
    Diesen Becher bring ich ihr!
    Findet sie ein Häufchen Asche,
    Sagt sie: Der verbrannte mir.
    _____


    Hatem

    Ja, von mächtig holden Blicken,
    Wie von lächelndem Entzücken
    Und von Zähnen blendend klar,
    Wimpern-Pfeilen,
    Locken-Schlangen,
    Hals und Busen reizumhangen,
    Tausendfältige Gefahr!
    Denke nun, wie von so langem
    Prophezeit Suleika war.
    _____


    Versunken

    Voll
    Locken kraus ein Haupt so rund! -
    Und darf ich dann in solchen reichen Haaren
    Mit vollen Händen hin und wider fahren,
    Da fühl ich mich von Herzensgrund gesund.
    Und küß ich Stirne, Bogen, Auge, Mund,
    Dann bin ich frisch und immer wieder wund.
    Der fünfgezackte Kamm, wo sollt er stocken?
    Er kehrt schon wieder zu den
    Locken.
    Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,
    Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut,
    So zart zum Scherz, so liebeviel!
    Doch wie man auf dem Köpfchen kraut,
    Man wird in solchen reichen Haaren
    Für ewig auf und nieder fahren.
    So hast du, Hafis, auch getan,
    Wir fangen es von vornen an.
    _____

     

19./20. Jh.

 

  • Udo Brachvogel (1835-1913)

    Ewig mich zu fesseln ringeln
    Locken sich um Dein Genick,
    Die zu Kettenringen schmiedet Deines Auges Feuerblick.
    Anmuth leiht Dein Lächeln Jedem, der berühret Deinen Saum,
    Kehrt in schwellende Bewegung auch das größte Ungeschick.
    Vor Dir lichten sich die Schaaren, wenn Du schwebst in leichtem Tanz,
    Staunend weicht des Volks Gewühl Dir, sei es noch so dicht und dick.
    Einmal schaut' ich Dich, und schauend schon Dich liebend auch beschloß
    An Dein Wort und an Dein Lächeln ich zu ketten mein Geschick.
    Jetzt zwar bin ich ungeliebt noch, dennoch leg' zu Füßen ich
    Eine Seele Dir voll Sehnsucht, eine Seele voll Musik.
    _____

    Bei den
    Locken, die Dein Haupt umwallen,
    Bei den Lippen, die Entzücken spenden,
    Bei den Augen, welche Taumel senden:

    Lass' mein Wort nicht ungehört verhallen,
    Lasse nicht mich in Verzweiflung enden,
    So mich nicht in lichten Wahnsinn fallen!
    _____

    Darf ich wirklich Dir zu Füßen sinken,
    Küssen Deiner
    Locken wilde Pracht,
    Sehn, wie Deine Lippe schwillt und lacht,
    Und von dieser Lippe Wahnsinn trinken?

    In den sonnenhaften Augen winken
    Liebesfeuer, zehrend angefacht;
    Wehe mir, in ihres Grundes Nacht
    Sehe ich mein Todesmesser blinken.
    _____

    Sanft sei Dein Schlaf! Auf Deine weichen
    Locken
    Leg' segnend sich die Hand des Herrn.
    Der Lüfte Athmen möge stocken
    Und Alles schweigen nah und fern;
    Die Vöglein schauen stumm Dir zu,
    Kein Laut, kein Hall, Nichts störe Deine Ruh'.
    _____

    Könnt' ich statt in Musik und Rede
    Verströmen meines Herzens Blut
    In Blumen schön wie Blumenträume,
    Wie aufgeküßt von Mährchengluth!

    Der Ewigkeit wollt' ich entsagen,
    Verzichten auf des Ruhmes Kranz,
    Könnt' ich nur einmal diese Blumen
    Vermählen Deiner
    Locken Glanz.
    _____

     

  • Carl Busse (1872-1918)

    Schimmernde Kronen will ich dir flechten
    In deiner
    Locken rollenden Kranz,
    Wie in lauschenden Sommernächten
    Goldne, funkelnde Sterne sich flechten
    In des Himmels dunkelnden Glanz.
    _____


    Spätes Wiedersehn

    Und wenn die Herzen auch klingen,
    Die Seelen auch schluchzen und schrein,
    Fahr wohl, mein Lieb - mit Singen
    Soll doch geschieden sein.

    Einst will ich dir ja reichen
    Die Hand zum Wiedersehn
    Und dir die
    Locken streichen
    Beim großen Auferstehn.
    _____

     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Deine
    Locken

    Ich wühlte gern hitzig in deinem Haar,
    Sage mir: reden die
    Locken wahr?
    Die
    Locken werfen sich voll und rund
    Wie tolle Bäche an meinen Mund.

    Und jeder
    Lockenleib wild sich rollt,
    Als ob er mit Glut mir zufliegen wollt.
    Ich möchte vor Lust mein Herz zerbrechen,
    Mit tausend Splittern zu dir sprechen.
    _____

     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    An der Wangen Rosenlichte
    Zündet sich mein Sehnen an,
    Das dem werdenden Gedichte
    Sich verweben muß alsdann.

    Ihre
    Locken sind mir Netze,
    D'rin mein Wunsch gefangen liegt,
    Ihre Bitten sind Gesetze,
    Denen sich mein Sehnen fügt.
    _____

    In schattigen
    Locken
    Ein Engelgesicht,
    Die Stimme wie Glocken,
    Das Auge wie Licht;
    Im Kinne ein Grübchen,
    Mein reizendes Liebchen,
    Wer kennte dich nicht?
    _____

    Ein Talisman ruht deine weiche
    Locke
    Auf meinem Herzen zaubervoll,
    Erinnernd, wie die Welt es auch verlocke,
    Wen es für ewig lieben soll.
    Nicht schönern Grabstein hat ein Herz gefunden,
    Als dieses blonde
    Lockenmonument,
    Das mit dem ganzen Himmel mich verbunden,
    Und liebreich von der Erde mich getrennt.
    _____

     

  • Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)

    Locke und Lied

    Meine Lieder sandte ich dir,
    Meines Herzens strömende Quellen,
    Deine
    Locke sandtest du mir,
    Deines Hauptes ringelnde Wellen;
    Hauptes Welle und Herzens Flut,
    Sie zogen einander vorüber;
    Haben sie nicht im Kusse geruht?
    Schoß nicht ein Leuchten darüber?

    Und du klagest: verblichen sei
    Die Farbe der wandernden Zeichen;
    Scheiden tut weh, mein Liebchen, ei,
    Die Scheidenden dürfen erbleichen;
    Warst du blaß nicht, zitternd und kalt,
    Als ich von dir mich gerissen?
    Blicke sie an, du Milde, und bald,

    Bald werden den Herrn sie nicht missen.
    Auch deine
    Locke hat sich gestreckt,
    Verdrossen, gleich schlafendem Kinde,
    Doch ich hab' sie mit Küssen geweckt,
    Hab' sie gestreichelt so linde,
    Ihr geflüstert von unserer Treu',
    Sie geschlungen um deine Kränze,
    Und nun ringelt sie sich aufs neu'
    Wie eine Rebe im Lenze.

    Wenig Wochen, dann grünet der Stamm,
    Hat Sonnenschein sich ergossen,
    Und wir sitzen am rieselnden Damm,
    Die Händ' ineinander geschlossen,
    Schaun in die Welle und schaun in das Aug'
    Uns wieder und wieder und lachen,
    Und Bekanntschaft mögen dann auch
    Die Lock' und der Liederstrom machen.
    _____

     

  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)

    Du gehst nun fort, sprach sie, ich bleib alleine;
    Ach! dürft' ich alles lassen, still und heiter
    Mit Dir so ziehn hinab und immer weiter -
    Ich sah Dich an - es spielten bleiche Scheine
    So wunderbar um
    Locken Dir und Glieder;
    So ruhig, fremd warst Du mir nie erschienen,
    Es war, als sagten die versteinten Mienen,
    Was Du verschwiegst: Wir sehn uns niemals wieder!
    _____


    Der Schiffer

    Du schönste Wunderblume süßer Frauen!
    Ein Meer bist Du, wo Flut und Himmel laden,
    Fröhlich zu binden von des Grüns Gestaden
    Der Wünsche blüh'nde Segel voll Vertrauen.

    So schiffend nun auf stillerblühten Auen
    In
    Lockennacht, wo Blicke zaubrisch laden,
    Des Mund's Korall'n in weißem Glanze baden,
    Wen füllt' mit süßem Schauer nicht solch Schauen!

    Viel hab' ich von Syrenen sagen hören,
    Stimmen die aus dem Abgrund lockend schallen
    Und Schiff und Schiffer ziehn zum kühlen Tode.

    Ich muß dem Zauber ew'ge Treue schwören,
    Und Ruder, Segel lass' ich gerne fallen,
    Denn schönres Leben blüht aus solchem Tode.
    _____


    Der arme Blondel

    Wie sie in den Blumentagen,
    Über mir mit rotem Munde,
    Daß die
    Locken mich umwunden,
    Mich verführt aus Herzensgrunde,
    Wollt' es immer, konnt's nie sagen!
    Fortgezoh'n ist nun die Eine
    Weine, armer Blondel, weine!

    Nachts die Berge stille stehen,
    Ferne Schlösser, Strom und Bäume
    Sehn mich seltsam an, wie Träume.
    Drüber Wolken schnelle gehen,
    Fest im Herzen steht die Eine,
    Weine, armer Blondel, weine!
    _____

     

  • August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

    Laß mich dann an deinem Munde hangen,
    Dann im Rosenschimmer deiner Wangen
    Und im Spiel der
    Locken laß mich liegen,
    Laß mich wiegen,
    Laß mich dann in deine Augen sehen
    Und vergehen.
    _____

    Nicht mit Rosen und Violen
    Will ich schmücken dir das Haar -
    Güldne Sterne will ich holen
    Von des Himmels Hochaltar.

    Nennt es immer ein Verbrechen
    Und ein gottvergessen Lied!
    Ja, ich wag es auszusprechen,
    Was mir Gott im Traume riet.

    Und die güldnen Sterne pflück ich
    Wie die Blumen auf der Flur,
    Und mit solchen Blumen schmück ich
    Deine dunkeln
    Locken nur.
    _____

     

  • Theodor Fontane (1819-1898)

    Wir wachten noch. Mit glühendem Verlangen
    Zog ich das schönste Weib an meine Brust,
    Das jemals eines Mannes Arm umfangen,
    Durchzuckt von ihres Kusses süßer Lust
    Fühlt' ich das Blut in meinen Pulsen stocken
    Und war mir doch der Seligkeit bewußt.
    Sie war ja mein; das Haupt voll dunkler
    Locken,
    Der schlanke Leib, des Auges Liebesglut,
    Des Busens schneeig weiße Lilienglocken,
    Ihr liebend Herz und all sein heißes Blut.
    _____

     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Ich sehne mich nach gold'nen Glückes Zielen,
    Nach süßem Munde, holderblühten Wangen;
    Von weichen Armen wär' ich gern umfangen,
    Und meine Lippen fänden gern Gespielen.

    Ich möchte nicht umsonst mit Blicken zielen
    Nach einem schönen Auge voll Verlangen:
    An einem zarten Halse möcht' ich hangen,
    Und fessellos in seidner
    Locke spielen!
    _____


    Flatternde
    Locken

    O knüpfe los die langen, gold'nen Flechten,
    Und laß sie lieblich flatternd niederhangen!
    Viel süßer ist's mit wildumlockten Wangen
    Der Küsse holden Wettkampf auszufechten!

    Du zürnst? Wie magst du mit dem Freunde rechten
    Um eine Schleife, weichend aufgegangen!
    Des Haares Schleifen sind nicht Gürtelspangen;
    Und läßt die
    Locke nicht sich wieder flechten?

    O sieh', wie schön du bist – wie reizend fliegen
    Die
    Locken jetzt um deine Lilienglieder,
    Um sich zuletzt in deinen Schoß zu schmiegen!

    Die Liebesgötter nah'n im Glanzgefieder,
    Auf diesen gold'nen Seilen sich zu wiegen
    Und klettern lustig spielend auf und nieder!
    _____

    Warum, o Mutter Natur,
    Giebst du dem Schönen immer so scharfen Stachel?
    Woher in aller Welt kommt ärgeres Leid,
    Als von schönen Augen und goldenen
    Locken,
    Von Rosenlippen und Perlenzähnen,
    Von Lilienhüften und Schwanenbusen,
    Von Wangengrübchen und lieblich gerundeter
    Fülle des Kinns,
    Von weichen, weißen Händchen
    Und von vollen runden Armen und zierlichen Füßchen?
    Hyänen sind grausam und Kröten häßlich;
    Aber der Schrecken schrecklichster
    In dieser Welt -
    Ist's nicht die Schönheit?
    _____

    Sind sie's wirklich, deine prächtig
    Schwarzen
    Locken, seidne Pfühle
    Deines Hauptes, drin mitternächtig
    Ich die heißen Wangen kühle?
    _____

     

  • Max Herrmann-Neiße (1886-1941)

    Mit Blüten wollte ich Dich überschütten,
    Mit weißen, flatternden, duftigen Flocken,
    Die Dich wie Amoretten umgaukelt,
    Tändelnd um Nacken und Brüstchen geschaukelt,
    Und zärtlich gestreichelt die goldigen
    Locken ...
    _____

     

  • Wilhelm Ritter von Hertz (1835-1902)

    Draußen prasselt des Regens Strom, es hallen die Fenster;
    Unser Kosen schirmt traulich das dunkle Gemach.
    Deine
    Locken umspielen mein Herz mit kühlem Geringel,
    Von dem schäumenden Wein duftet dein küssender Mund.
    _____

    Es schläft an meine Brust gesunken
    Das holde, heißgeliebte Weib;
    Ich schaue stumm und formentrunken
    Den jungen, hüllenlosen Leib.

    Wie um den keuschen Schnee der Lenden
    Der
    Locke dunkle Woge quillt!
    Wie unter meinen leisen Händen
    Der weiche Marmor athmend schwillt!
    _____

     

  • Georg Heym (1887-1912)

    Im Tanz

    Hörst du die Geigen,
    Sie rufen zum Reigen,
    Sie rufen zum Tanz.

    O dich im Arme, im Arme zu wiegen,
    Daß dir die
    Locken nackenwärts fliegen,
    Die langen
    Locken aus Feuer und Glanz.

    Diese flüchtigen Sekunden
    Sind an Worte nicht gebunden,
    Worte scheinen Lug und Trug.
    Unverwandt dich anzublicken,
    Aufzugehen im Entzücken,
    Wär ich König, meine Krone
    Wollt ich dir ins Goldhaar drücken.
    _____

     

  • Paul Heyse (1830-1914)

    Von den Halden herab
    Rinnen Ströme von Licht,
    Durch die Wellen am Weiher
    Der Goldschein bricht.

    Es brennen die Rosen,
    Es funkelt der Bach,
    Es blitzt wie Silber
    Das Kirchendach.

    Die Augen der Menschen
    Leuchten so grell –
    Wohin dich flüchten,
    Kranker Gesell?

    Laß deine Liebste
    Lösen ihr Haar
    Birg ihr am Busen
    Dein Augenpaar.

    Ward es von Wachen
    Und Weinen wund,
    Im
    Lockenschatten
    Schläft sich’s gesund.
    _____

     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Versuchung

    Tiefe schwüle Augenpaare,
    Rote Lippen wünschevoll,
    Stirngekräuselt
    Lockenhaare,
    Atemzüge tief und voll.

    Augen, die mir leuchtend winken,
    Runder Nacken, schimmerndweiß,
    Küsse, die mein Herzblut trinken,
    Busenheben schwer und heiß.

    Schultern, die kokett sich zeigen,
    Tausend Wonnen süßer Lohn!
    Ach, was soll ich es verschweigen,
    Wer bleibt da ein Sankt Anton! - - -
    _____

    Diese letzte rote Rose
    Soll die weiße Brust dir schmücken,
    Halt nur still, mein
    Lockenköpfchen,
    Schlag nicht wie ein kleines Kätzchen,

    Murr nicht wie ein kleines Kätzchen,
    Lach nur mit den Purpurlippen;
    An des Hemdchens weißer Spitzen
    Soll sie deine Brust dir schmücken.
    _____

    Ach
    Lockenkopf, sei nicht so thöricht
    Und schneid' nicht naiv
    Solch dummes Gesichtchen,
    Dann flüstre ich ein Wörtchen
    Ein einziges, dir
    Ins kleine liebliche Öhrchen
    Dann bist du klug,
    So klug,
    Nicht wahr,
    Du Liebling,
    Du kleines Kätzchen,
    Du
    Lockenköpfchen,
    Denn Liebe macht klug,
    So klug ...
    _____

     

  • Maria Janitschek (1859-1927)

    Hurrah, heil!

    Rote
    Locken umflattern mein Angesicht,
    hüpfende Flammen.
    Hurrah, heil!

    Meine schlanken Hüften umgürtet ein Schleier;
    wer ihn löst, erblindet.
    Hurrah heil!

    Brennender Mohn und blaublumiges Giftkraut
    sprießt unter meinen Fersen auf.
    Hurrah, heil!

    Meine Lippen sind heiß wie der Schrei der Lust,
    süß wie weinende Sünde.
    Hurrah, heil!

    Feuer ist mein Hauch, mein Nein der Tod,
    mein Ja die wiehernde Hölle.
    Hurrah, heil!

    Weißt du, weißt du, wer ich bin?
    es rauchen die Wälder vor mir,
    und die Himmel betrinken sich in meinem Laut:
    ich bin die Liebe!
    _____

     

  • August Kopisch (1799-1853)

    Wenn als Kind ich in der Schule
    Lose Streiche ausgeübet,
    Nahm der Lehrer wohl ein Löckchen,
    Zog mich dran, daß ich abwehrend
    Schrie als säß' ich ganz im Feuer;
    Aber gern von Minna leid' ich's
    Wenn sie mich im glüh'nden Kusse
    Bei den
    Locken innig fasset,
    Nicht abwehr' ich, auch nicht schrei' ich.
    _____

     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Zigeunerliebe

    Bin eine schwarze Rose,
    Erblüht in dunkler Nacht,
    Die
    Locken flattern lose -
    Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!

    Mein Herz kennt keine Treue,
    Und willst du meine Huld,
    Mein Herz kennt keine Reue -
    Dein eigen sei die Schuld!

    Bin eine schwarze Rose,
    Gott hat mich so gemacht,
    Die
    Locken flattern lose -
    Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!
    _____

     

  • Hermann Lingg (1820-1905)

    Frau Venus, Frau Venus,
    O laß dein süßes
    Locken,
    Du bist so schön, so zart und weiß,
    Es pocht mein Herz so laut und heiß,
    Ich bin so sehr erschrocken -
    Frau Venus, Frau Venus,
    Wer flicht denn deine
    Locken?

    Tannhäuser, Tannhäuser,
    Wie glühn dir doch die Wangen! -
    Die
    Locken flecht' ich selbst mir ein,
    Und löse sie, und fange drein,
    Die von mir heimverlangen;
    Tannhäuser, Tannhäuser,
    Und du bist auch gefangen.
    _____


    Vergessen und verlassen

    Nur deine
    Locken küßt der Wind -
    Sonst ist es ringsum stille Nacht,
    Ein Mainachtregen haucht gelind,
    Kein Licht erglänzt, kein Stern erwacht,
    Nur deine
    Locken küßt der Wind.

    Was blickst du einsam in die Nacht,
    Du armes, allverlass'nes Kind?
    Dein Lächeln hat einst mir gelacht.
    Kein Licht erglänzt, kein Stern erwacht,
    Nur deine
    Locken küßt der Wind.
    _____

     

  • Clara Müller-Jahnke (1860-1905)

    Mag dich hundert Meilen auch
    weit das Schicksal führen,
    mein ich deines Mundes Hauch
    immer noch zu spüren,
    strahlt mir deiner Augen Schein
    leuchtend bis ins Herz hinein -
    wenn mir nichts mehr bliebe,
    bleibt mir deine Liebe!

    Will ich heut vom Haupte mir
    eine
    Locke trennen,
    sollen morgen schon auf ihr
    deine Lippen brennen, -
    deine Lippen, die sich fest
    jüngst auf meinen Mund gepreßt,
    dort in seligen Stunden
    süße Rast gefunden.
    _____

     

  • Ludwig Pfau (1821-1894)

    Eine
    Locke hab' ich noch von dir,
    Die du mir in schöner Nacht gegeben;
    Ist mir doch, als könnte ich an ihr
    Alte Zeiten aus dem Grabe heben.

    Wie ich gleich die alte Lust und Qual
    In des Herzens tiefstem Grunde spüre,
    Wenn ich diese
    Locke nur einmal
    Mit den Fingerspitzen leis berühre!

    Kind! Dein Haar ist doch so reich und licht,
    Aber wenn ich das lebend'ge fasse,
    Weckt es die begrabne Liebe nicht
    Wie die
    Locke, die verstorbne, blasse.
    _____

    Noch einmal laß an deine Brust mich sinken!
    Noch einmal laß an meine Brust dich fallen!
    Laß deine
    Locken aufs Gesicht mir wallen
    Und mir die Thränen von der Wange trinken;
    Laß deine Augen, deine treuen, braunen,
    Die kinderhaft aus ihren Wimpern staunen,
    Noch einmal tief in meine Augen dringen,
    Daß die Gefühle sich wie Wellen türmen,
    Daß alle Saiten meiner Seele schwingen
    Von Wonneschmerzen, die in ihnen stürmen.
    _____

     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Eine
    Locke

    's war Mitternacht, früh Morgens sollt' ich scheiden,
    Wir saßen stumm, ein träumerisches Paar;
    Von ihrem Haupt ein Löckchen wollt' ich schneiden,
    Sie wehrte nicht, sie löste selbst das Haar.
    Da schlug mein Herz, der blöde Wunsch ward freier,
    In tausend Küssen kühlt' ich meine Glut,
    Und über uns, ein süß geheimer Schleier,
    Floß ihrer
    Locken dunkelbraune Flut.

    Wie lang' doch ist es, seit ich das erfahren?
    Ich sinne nach und dennoch find' ich's kaum;
    Hätt' ich die
    Locke nicht von ihren Haaren,
    Ich meine wohl, das alles wär' ein Traum.
    Denn für das Haar, das ich ihr schnitt vom Haupte,
    Schnitt sie der Liebe goldnes Band entzwei,
    Und ach, sie wußte, daß, was sie mir raubte,
    Kein Härchen nur, daß es mein Leben sei! –

    So schieden wir. Ich sah sie nimmer wieder,
    Als nur im Traum; sie, mein' ich, sah mich nie,
    Vergessenheit sank auf mein Antlitz nieder,
    Der bleichen Stirn warum gedächte sie?!
    Die
    Locke nur, sie hat mir bleiben müssen,
    Ich trug sie treu – und schau' nur her, mir däucht,
    Als wäre sie noch warm von unsern Küssen,
    Als wär' sie noch von unsern Thränen feucht!

    Ob wohl noch heut', wie tausend junge Schlangen,
    So mild, so braun wie eine Sommernacht,
    Der stolzen Frau um Hals und Stirn und Wangen
    Herniederfließt der
    Locken weiche Pracht?
    Und wer wohl heut' mit übermüth'gem Finger,
    Wie ich einst that, in diesen
    Locken wühlt,
    Und sich, gleich mir, dabei um nichts geringer,
    Als wie ein König beider Indien fühlt?

    Und horch, ich hör's wie Geisterstimmen säuseln;
    's kommt eine Zeit, sie kommt, du stolze Frau,
    Da wird dein Haar sich minder üppig kräuseln,
    Die braune
    Locke, glaub' mir, sie wird grau!
    Du wirst umsonst die schlanken Arme breiten
    Nach einem Herzen, dich zu wärmen dran,
    Kalt wird die Welt an dir vorüberschreiten –
    O, nicht mein Bild, nicht meines, schaue dann!

    Vergiß mich ganz! und sei der ernste Schnitter
    Vor Vielen dir mit einem Lächeln hold!
    Stirb sanft, stirb rasch! Es ist ja schon so bitter,
    Allein zu sterben; das hast du gewollt.
    Eins quält mich nur: von deinem Haupt dies Härchen,
    Im Tode selbst ein Kleinod bleibt es mir –
    Doch dann, o dann von all' den goldnen Märchen,
    Sprich, stolze Frau, o sprich, was bleib dann dir?
    _____

    Leise Stimmen in den Lüften,
    In den Blättern, in den Zweigen,
    Welch' ein Blühen, welch' ein Düften,
    Wonnevoller Liebesreigen!
    Ganz in Seligkeit versunken,
    Ruht die Welt und athmet kaum,
    Und der Sterne goldne Funken
    Glitzern leise, wie im Traum.

    Löse deiner
    Locken Fluten!
    Einen Schleier, laß sie sinken,
    Daß der Augen nächt'ge Gluten
    Heimlich nur dazwischen winken!
    Mich verbrennt ihr süßes Leuchten,
    Mich verzehrt ihr holder Strahl –
    Augen, ach, ihr tiefen, feuchten,
    Ach, was macht ihr mir für Qual!
    _____

    Und wieder halt' ich dich umfangen,
    Du meines Lebens liebstes Gut,
    Und wieder leuchten deine Wangen
    Von meiner Küsse Wonneglut;
    Es hüllen deine duft'gen
    Locken
    In holde Dämmerung mich ein,
    Und wieder fühl' ich, froh erschrocken,
    Wie süß es ist, geliebt zu sein!
    _____

    Es ist die Lieb' ein Kind, nach Kinderweise
    Lehnt sie die Wange gern an liebe Wangen,
    Läßt gern von weichen Armen sich umfangen,
    Spielt gern in duft'gen
    Locken lind und leise.
    _____

     

  • Anton Renk (1871-1906)

    Und gelt, das Glück ist auch bei dir?
    Ich will es küssen dir von deinem Munde …

    Die Sonnenfunken niederflocken
    Aufs Blütenbrett am Fensterrand,
    Ich greife dir in deine
    Locken
    Und habe Gold in meiner Hand.
    _____

     

  • Adolf Friedrich von Schack (1815-1894)

    Wenn unter duftgen Blüthenzweigen

    Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
    Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt,
    Wie süß der Küsse Wechseltausch!
    Welch Flüstern in der Liebe Rausch!
    Wie spricht, so oft die Lippen schweigen,
    Das Auge, das von Wonne thränt!

    Die
    Locke hier mußt du mir lassen
    Für jene Zeit, wo fern du bist,
    Daß an dem Pfand sich mein Gedanke
    Aufrichte, wenn ich zweifelnd schwanke
    Und nicht mehr glauben kann, nicht fassen,
    Daß mein solch Glück gewesen ist!
    _____

    Adele wiegt mich sanft mit ihrer Rechten
    Und, wie wir fest uns aneinander schlingen,
    Umwallen uns mit schwarzen
    Lockenringen
    Langfließend ihres Haars gelöste Flechten.
    _____

     

  • Georg Scherer (1828-1909)

    Ich nahe dir selig erschrocken;
    O laß mich ins Antlitz dir sehn,
    Und laß deine duftigen
    Locken
    Um die heißen Schläfen mir wehn!

    Dann löst, in dein Anschaun versunken,
    Des Herzens Geheimnis der Mund,
    Und die Lippen besiegeln trunken
    Den heiligen Liebesbund.
    _____

    Nun flutet wie scheidendes Grüßen
    Durchs Fenster das Abendlicht;
    Ich sitze dir schweigend zu Füßen
    Und schau dir ins Angesicht.

    Du neigst dich herab, und die feuchten
    Locken umhüllen mich sacht,
    Dein Mund und dein Auge nur leuchten
    Herein in die dämmernde Nacht.

    Mich dünkt, ich lieg' unter dunkeln
    Wogen versunken im Meer -
    Korallen und Perlen funkeln
    Um den seligen Träumer her.
    _____

     

  • Ernst Schulze (1789-1817)

    Still löste sie, die Göttin meiner Lieder,
    Die Fessel, die das weiche Haar umschlang,
    Und sieh, der
    Locken seidne Fülle sank
    In leichtem Tanz auf Hals und Busen nieder.

    Und lodernd hob die Sehnsucht ihr Gefieder
    Und regte sich im Innern heiß und bang,
    Schon folgt' ich kühn des Herzens süßem Drang -
    Da faßte schnell mich leises Zagen wieder.

    Ein Heiligthum ward Mund und Busen mir,
    Und um sie her schien den geweihten Schleier
    Geheimnißvoll der
    Locken Fluth zu weben,

    Und zagend schwieg im Herzen die Begier,
    Mein Geist versank in stiller Andacht Feier
    Und sah Madonna lächelnd vor sich schweben.
    _____

     

  • Theodor Storm (1817-1888)

    Nur eine
    Locke

    Nur eine
    Locke von deinem Haar
    Gib mir, mein Lieb, für die kalte Ferne!
    Still wie das ewige Licht der Sterne
    Will ich sie bergen immerdar.

    Nur eine
    Locke nach freundlicher Sitte
    Gib mir zum Pfande in Leid und Lust,
    Will sie ja bergen auf treuer Brust.
    Gib mir, mein Lieb, ich bitte, bitte!
    _____

     

  • Moritz Graf von Strachwitz (1822-1847)

    Deines Nackens stolze Beugung
    Seh' ich weiß, als Fels sich dehnen,
    Drüberhin mit Gruß und Neigung
    Spielend hüpfen die Sirenen;
    Deine
    Locken, deine nächt'gen,
    Wie sie tanzen, wie sie flattern,
    Um in ihren zaubermächt'gen
    Ringen Herzen zu ergattern.
    _____


     

 

 

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