Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Locke
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
(keine Beispiele)
18. Jh.
Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832)
Hat, Aurora, dich auch Amor, der lose,
verführt?
Du erscheinest mir nun als seine Freundin und weckest
Mich an seinem Altar wieder zum festlichen Tag.
Find ich die Fülle der
Locken
an meinem Busen ! Das Köpfchen
Ruhet und drücket den Arm, der sich dem Halse bequemt.
Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden,
Mir das Denkmal der Lust, die in den Schlaf uns gewiegt! -
_____
Gewarnt
Auch in
Locken
hab ich mich
Gar zu gern verfangen,
Und so, Hafis, wärs wie dir
Deinem Freund ergangen.
Aber Zöpfe flechten sie
Nun aus langen Haaren,
Unterm Helme fechten sie,
Wie wir wohl erfahren.
Wer sich aber wohl besann,
Läßt sich so nicht zwingen:
Schwere Ketten fürchtet man,
Rennt in leichte Schlingen.
_____
Einst erschien sie auch mir,
ein bräunliches Mädchen, die Haare
Fielen ihr dunkel und reich über die Stirne herab,
Kurze
Locken
ringelten sich ums zierliche Hälschen,
Ungeflochtenes Haar krauste vom Scheitel sich auf.
Und ich verkannte sie nicht, ergriff die Eilende, lieblich
Gab sie Umarmung und Kuß bald mir gelehrig zurück.
O wie war ich beglückt! - Doch stille, die Zeit ist vorüber,
Und umwunden bin ich, römische Flechten, von euch.
_____
Hatem
Locken,
haltet mich gefangen
In dem Kreise des Gesichts!
Euch geliebten, braunen Schlangen
Zu erwidern hab ich nichts.
Nur dies Herz, es ist von Dauer,
Schwillt in jugendlichstem Flor;
Unter Schnee und Nebelschauer
Rast ein Ätna dir hervor.
Du beschämst wie Morgenröte
Jener Gipfel ernste Wand,
Und noch einmal fühlet Hatem
Frühlingshauch und Sommerbrand.
Schenke her? Noch eine Flasche!
Diesen Becher bring ich ihr!
Findet sie ein Häufchen Asche,
Sagt sie: Der verbrannte mir.
_____
Hatem
Ja, von mächtig holden Blicken,
Wie von lächelndem Entzücken
Und von Zähnen blendend klar,
Wimpern-Pfeilen,
Locken-Schlangen,
Hals und Busen reizumhangen,
Tausendfältige Gefahr!
Denke nun, wie von so langem
Prophezeit Suleika war.
_____
Versunken
Voll
Locken
kraus ein Haupt so rund! -
Und darf ich dann in solchen reichen Haaren
Mit vollen Händen hin und wider fahren,
Da fühl ich mich von Herzensgrund gesund.
Und küß ich Stirne, Bogen, Auge, Mund,
Dann bin ich frisch und immer wieder wund.
Der fünfgezackte Kamm, wo sollt er stocken?
Er kehrt schon wieder zu den
Locken.
Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,
Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut,
So zart zum Scherz, so liebeviel!
Doch wie man auf dem Köpfchen kraut,
Man wird in solchen reichen Haaren
Für ewig auf und nieder fahren.
So hast du, Hafis, auch getan,
Wir fangen es von vornen an.
_____
19./20.
Jh.
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Ewig mich zu fesseln ringeln
Locken
sich um Dein Genick,
Die zu Kettenringen schmiedet Deines Auges Feuerblick.
Anmuth leiht Dein Lächeln Jedem, der berühret Deinen Saum,
Kehrt in schwellende Bewegung auch das größte Ungeschick.
Vor Dir lichten sich die Schaaren, wenn Du schwebst in leichtem Tanz,
Staunend weicht des Volks Gewühl Dir, sei es noch so dicht und dick.
Einmal schaut' ich Dich, und schauend schon Dich liebend auch beschloß
An Dein Wort und an Dein Lächeln ich zu ketten mein Geschick.
Jetzt zwar bin ich ungeliebt noch, dennoch leg' zu Füßen ich
Eine Seele Dir voll Sehnsucht, eine Seele voll Musik.
_____
Bei den
Locken,
die Dein Haupt umwallen,
Bei den Lippen, die Entzücken spenden,
Bei den Augen, welche Taumel senden:
Lass' mein Wort nicht ungehört verhallen,
Lasse nicht mich in Verzweiflung enden,
So mich nicht in lichten Wahnsinn fallen!
_____
Darf ich wirklich Dir zu Füßen sinken,
Küssen Deiner
Locken
wilde Pracht,
Sehn, wie Deine Lippe schwillt und lacht,
Und von dieser Lippe Wahnsinn trinken?
In den sonnenhaften Augen winken
Liebesfeuer, zehrend angefacht;
Wehe mir, in ihres Grundes Nacht
Sehe ich mein Todesmesser blinken.
_____
Sanft sei Dein Schlaf! Auf Deine weichen
Locken
Leg' segnend sich die Hand des Herrn.
Der Lüfte Athmen möge stocken
Und Alles schweigen nah und fern;
Die Vöglein schauen stumm Dir zu,
Kein Laut, kein Hall, Nichts störe Deine Ruh'.
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Könnt' ich statt in Musik und Rede
Verströmen meines Herzens Blut
In Blumen schön wie Blumenträume,
Wie aufgeküßt von Mährchengluth!
Der Ewigkeit wollt' ich entsagen,
Verzichten auf des Ruhmes Kranz,
Könnt' ich nur einmal diese Blumen
Vermählen Deiner
Locken
Glanz.
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Carl Busse (1872-1918)
Schimmernde Kronen will ich dir flechten
In deiner
Locken
rollenden Kranz,
Wie in lauschenden Sommernächten
Goldne, funkelnde Sterne sich flechten
In des Himmels dunkelnden Glanz.
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Spätes Wiedersehn
Und wenn die Herzen auch klingen,
Die Seelen auch schluchzen und schrein,
Fahr wohl, mein Lieb - mit Singen
Soll doch geschieden sein.
Einst will ich dir ja reichen
Die Hand zum Wiedersehn
Und dir die
Locken
streichen
Beim großen Auferstehn.
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Max Dauthendey
(1867-1918)
Deine
Locken
Ich wühlte gern
hitzig in deinem Haar,
Sage mir: reden die
Locken
wahr?
Die
Locken
werfen sich voll und rund
Wie tolle Bäche an meinen Mund.
Und jeder
Lockenleib
wild sich rollt,
Als ob er mit Glut mir zufliegen wollt.
Ich möchte vor Lust mein Herz zerbrechen,
Mit tausend Splittern zu dir sprechen.
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Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
An der Wangen Rosenlichte
Zündet sich mein Sehnen an,
Das dem werdenden Gedichte
Sich verweben muß alsdann.
Ihre
Locken
sind mir Netze,
D'rin mein Wunsch gefangen liegt,
Ihre Bitten sind Gesetze,
Denen sich mein Sehnen fügt.
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In schattigen
Locken
Ein Engelgesicht,
Die Stimme wie Glocken,
Das Auge wie Licht;
Im Kinne ein Grübchen,
Mein reizendes Liebchen,
Wer kennte dich nicht?
_____
Ein Talisman ruht deine weiche
Locke
Auf meinem Herzen zaubervoll,
Erinnernd, wie die Welt es auch verlocke,
Wen es für ewig lieben soll.
Nicht schönern Grabstein hat ein Herz gefunden,
Als dieses blonde
Lockenmonument,
Das mit dem ganzen Himmel mich verbunden,
Und liebreich von der Erde mich getrennt.
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Annette von
Droste-Hülshoff (1797-1848)
Locke
und Lied
Meine Lieder sandte ich dir,
Meines Herzens strömende Quellen,
Deine
Locke
sandtest du mir,
Deines Hauptes ringelnde Wellen;
Hauptes Welle und Herzens Flut,
Sie zogen einander vorüber;
Haben sie nicht im Kusse geruht?
Schoß nicht ein Leuchten darüber?
Und du klagest: verblichen sei
Die Farbe der wandernden Zeichen;
Scheiden tut weh, mein Liebchen, ei,
Die Scheidenden dürfen erbleichen;
Warst du blaß nicht, zitternd und kalt,
Als ich von dir mich gerissen?
Blicke sie an, du Milde, und bald,
Bald werden den Herrn sie nicht missen.
Auch deine
Locke
hat sich gestreckt,
Verdrossen, gleich schlafendem Kinde,
Doch ich hab' sie mit Küssen geweckt,
Hab' sie gestreichelt so linde,
Ihr geflüstert von unserer Treu',
Sie geschlungen um deine Kränze,
Und nun ringelt sie sich aufs neu'
Wie eine Rebe im Lenze.
Wenig Wochen, dann grünet der Stamm,
Hat Sonnenschein sich ergossen,
Und wir sitzen am rieselnden Damm,
Die Händ' ineinander geschlossen,
Schaun in die Welle und schaun in das Aug'
Uns wieder und wieder und lachen,
Und Bekanntschaft mögen dann auch
Die Lock' und der Liederstrom machen.
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Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Du gehst nun fort, sprach sie, ich bleib
alleine;
Ach! dürft' ich alles lassen, still und heiter
Mit Dir so ziehn hinab und immer weiter -
Ich sah Dich an - es spielten bleiche Scheine
So wunderbar um
Locken
Dir und Glieder;
So ruhig, fremd warst Du mir nie erschienen,
Es war, als sagten die versteinten Mienen,
Was Du verschwiegst: Wir sehn uns niemals wieder!
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Der
Schiffer
Du schönste Wunderblume süßer Frauen!
Ein Meer bist Du, wo Flut und Himmel laden,
Fröhlich zu binden von des Grüns Gestaden
Der Wünsche blüh'nde Segel voll Vertrauen.
So schiffend nun auf stillerblühten Auen
In
Lockennacht,
wo Blicke zaubrisch laden,
Des Mund's Korall'n in weißem Glanze baden,
Wen füllt' mit süßem Schauer nicht solch Schauen!
Viel hab' ich von Syrenen sagen hören,
Stimmen die aus dem Abgrund lockend schallen
Und Schiff und Schiffer ziehn zum kühlen Tode.
Ich muß dem Zauber ew'ge Treue schwören,
Und Ruder, Segel lass' ich gerne fallen,
Denn schönres Leben blüht aus solchem Tode.
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Der
arme Blondel
Wie sie in den Blumentagen,
Über mir mit rotem Munde,
Daß die
Locken
mich umwunden,
Mich verführt aus Herzensgrunde,
Wollt' es immer, konnt's nie sagen!
Fortgezoh'n ist nun die Eine
Weine, armer Blondel, weine!
Nachts die Berge stille stehen,
Ferne Schlösser, Strom und Bäume
Sehn mich seltsam an, wie Träume.
Drüber Wolken schnelle gehen,
Fest im Herzen steht die Eine,
Weine, armer Blondel, weine!
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August Heinrich
Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Laß mich
dann an deinem Munde hangen,
Dann im Rosenschimmer deiner Wangen
Und im Spiel der
Locken
laß mich liegen,
Laß mich wiegen,
Laß mich dann in deine Augen sehen
Und vergehen.
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Nicht mit Rosen und Violen
Will ich schmücken dir das Haar -
Güldne Sterne will ich holen
Von des Himmels Hochaltar.
Nennt es immer ein Verbrechen
Und ein gottvergessen Lied!
Ja, ich wag es auszusprechen,
Was mir Gott im Traume riet.
Und die güldnen Sterne pflück ich
Wie die Blumen auf der Flur,
Und mit solchen Blumen schmück ich
Deine dunkeln
Locken
nur.
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Theodor Fontane
(1819-1898)
Wir wachten
noch. Mit glühendem Verlangen
Zog ich das schönste Weib an meine Brust,
Das jemals eines Mannes Arm umfangen,
Durchzuckt von ihres Kusses süßer Lust
Fühlt' ich das Blut in meinen Pulsen stocken
Und war mir doch der Seligkeit bewußt.
Sie war ja mein; das Haupt voll dunkler
Locken,
Der schlanke Leib, des Auges Liebesglut,
Des Busens schneeig weiße Lilienglocken,
Ihr liebend Herz und all sein heißes Blut.
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Robert Hamerling
(1830-1889)
Ich sehne
mich nach gold'nen Glückes Zielen,
Nach süßem Munde, holderblühten Wangen;
Von weichen Armen wär' ich gern umfangen,
Und meine Lippen fänden gern Gespielen.
Ich möchte nicht umsonst mit Blicken zielen
Nach einem schönen Auge voll Verlangen:
An einem zarten Halse möcht' ich hangen,
Und fessellos in seidner
Locke
spielen!
_____
Flatternde
Locken
O knüpfe los die
langen, gold'nen Flechten,
Und laß sie lieblich flatternd niederhangen!
Viel süßer ist's mit wildumlockten Wangen
Der Küsse holden Wettkampf auszufechten!
Du zürnst? Wie magst du mit dem Freunde rechten
Um eine Schleife, weichend aufgegangen!
Des Haares Schleifen sind nicht Gürtelspangen;
Und läßt die
Locke
nicht sich wieder flechten?
O sieh', wie schön du bist – wie reizend fliegen
Die
Locken
jetzt um deine Lilienglieder,
Um sich zuletzt in deinen Schoß zu schmiegen!
Die Liebesgötter nah'n im Glanzgefieder,
Auf diesen gold'nen Seilen sich zu wiegen
Und klettern lustig spielend auf und nieder!
_____
Warum, o Mutter Natur,
Giebst du dem Schönen immer so scharfen Stachel?
Woher in aller Welt kommt ärgeres Leid,
Als von schönen Augen und goldenen
Locken,
Von Rosenlippen und Perlenzähnen,
Von Lilienhüften und Schwanenbusen,
Von Wangengrübchen und lieblich gerundeter
Fülle des Kinns,
Von weichen, weißen Händchen
Und von vollen runden Armen und zierlichen Füßchen?
Hyänen sind grausam und Kröten häßlich;
Aber der Schrecken schrecklichster
In dieser Welt -
Ist's nicht die Schönheit?
_____
Sind sie's wirklich, deine prächtig
Schwarzen
Locken,
seidne Pfühle
Deines Hauptes, drin mitternächtig
Ich die heißen Wangen kühle?
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Mit Blüten wollte ich Dich überschütten,
Mit weißen, flatternden, duftigen Flocken,
Die Dich wie Amoretten umgaukelt,
Tändelnd um Nacken und Brüstchen geschaukelt,
Und zärtlich gestreichelt die goldigen
Locken
...
_____
Wilhelm Ritter von Hertz
(1835-1902)
Draußen prasselt des Regens Strom, es hallen die Fenster;
Unser Kosen schirmt traulich das dunkle Gemach.
Deine
Locken
umspielen mein Herz mit kühlem Geringel,
Von dem schäumenden Wein duftet dein küssender Mund.
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Es schläft an meine Brust gesunken
Das holde, heißgeliebte Weib;
Ich schaue stumm und formentrunken
Den jungen, hüllenlosen Leib.
Wie um den keuschen Schnee der Lenden
Der
Locke
dunkle Woge quillt!
Wie unter meinen leisen Händen
Der weiche Marmor athmend schwillt!
_____
Georg Heym (1887-1912)
Im Tanz
Hörst du die Geigen,
Sie rufen zum Reigen,
Sie rufen zum Tanz.
O dich im Arme, im Arme zu wiegen,
Daß dir die
Locken
nackenwärts fliegen,
Die langen
Locken
aus Feuer und Glanz.
Diese flüchtigen Sekunden
Sind an Worte nicht gebunden,
Worte scheinen Lug und Trug.
Unverwandt dich anzublicken,
Aufzugehen im Entzücken,
Wär ich König, meine Krone
Wollt ich dir ins Goldhaar drücken.
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Paul Heyse (1830-1914)
Von den Halden herab
Rinnen Ströme von Licht,
Durch die Wellen am Weiher
Der Goldschein bricht.
Es brennen die Rosen,
Es funkelt der Bach,
Es blitzt wie Silber
Das Kirchendach.
Die Augen der Menschen
Leuchten so grell –
Wohin dich flüchten,
Kranker Gesell?
Laß deine Liebste
Lösen ihr Haar
Birg ihr am Busen
Dein Augenpaar.
Ward es von Wachen
Und Weinen wund,
Im
Lockenschatten
Schläft sich’s gesund.
_____
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Versuchung
Tiefe schwüle Augenpaare,
Rote Lippen wünschevoll,
Stirngekräuselt
Lockenhaare,
Atemzüge tief und voll.
Augen, die mir leuchtend winken,
Runder Nacken, schimmerndweiß,
Küsse, die mein Herzblut trinken,
Busenheben schwer und heiß.
Schultern, die kokett sich zeigen,
Tausend Wonnen süßer Lohn!
Ach, was soll ich es verschweigen,
Wer bleibt da ein Sankt Anton! - - -
_____
Diese letzte rote Rose
Soll die weiße Brust dir schmücken,
Halt nur still, mein
Lockenköpfchen,
Schlag nicht wie ein kleines Kätzchen,
Murr nicht wie ein kleines Kätzchen,
Lach nur mit den Purpurlippen;
An des Hemdchens weißer Spitzen
Soll sie deine Brust dir schmücken.
_____
Ach
Lockenkopf,
sei nicht so thöricht
Und schneid' nicht naiv
Solch dummes Gesichtchen,
Dann flüstre ich ein Wörtchen
Ein einziges, dir
Ins kleine liebliche Öhrchen
Dann bist du klug,
So klug,
Nicht wahr,
Du Liebling,
Du kleines Kätzchen,
Du
Lockenköpfchen,
Denn Liebe macht klug,
So klug ...
_____
Maria Janitschek
(1859-1927)
Hurrah, heil!
Rote
Locken
umflattern mein Angesicht,
hüpfende Flammen.
Hurrah, heil!
Meine schlanken Hüften umgürtet ein Schleier;
wer ihn löst, erblindet.
Hurrah heil!
Brennender Mohn und blaublumiges Giftkraut
sprießt unter meinen Fersen auf.
Hurrah, heil!
Meine Lippen sind heiß wie der Schrei der Lust,
süß wie weinende Sünde.
Hurrah, heil!
Feuer ist mein Hauch, mein Nein der Tod,
mein Ja die wiehernde Hölle.
Hurrah, heil!
Weißt du, weißt du, wer ich bin?
es rauchen die Wälder vor mir,
und die Himmel betrinken sich in meinem Laut:
ich bin die Liebe!
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August Kopisch
(1799-1853)
Wenn als Kind ich in der Schule
Lose Streiche ausgeübet,
Nahm der Lehrer wohl ein Löckchen,
Zog mich dran, daß ich abwehrend
Schrie als säß' ich ganz im Feuer;
Aber gern von Minna leid' ich's
Wenn sie mich im glüh'nden Kusse
Bei den
Locken
innig fasset,
Nicht abwehr' ich, auch nicht schrei' ich.
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Thekla Lingen (1866-1931)
Zigeunerliebe
Bin eine schwarze Rose,
Erblüht in dunkler Nacht,
Die
Locken
flattern lose -
Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!
Mein Herz kennt keine Treue,
Und willst du meine Huld,
Mein Herz kennt keine Reue -
Dein eigen sei die Schuld!
Bin eine schwarze Rose,
Gott hat mich so gemacht,
Die
Locken
flattern lose -
Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!
_____
Hermann Lingg (1820-1905)
Frau Venus, Frau Venus,
O laß dein süßes
Locken,
Du bist so schön, so zart und weiß,
Es pocht mein Herz so laut und heiß,
Ich bin so sehr erschrocken -
Frau Venus, Frau Venus,
Wer flicht denn deine
Locken?
Tannhäuser, Tannhäuser,
Wie glühn dir doch die Wangen! -
Die
Locken
flecht' ich selbst mir ein,
Und löse sie, und fange drein,
Die von mir heimverlangen;
Tannhäuser, Tannhäuser,
Und du bist auch gefangen.
_____
Vergessen und verlassen
Nur deine
Locken
küßt der Wind -
Sonst ist es ringsum stille Nacht,
Ein Mainachtregen haucht gelind,
Kein Licht erglänzt, kein Stern erwacht,
Nur deine
Locken
küßt der Wind.
Was blickst du einsam in die Nacht,
Du armes, allverlass'nes Kind?
Dein Lächeln hat einst mir gelacht.
Kein Licht erglänzt, kein Stern erwacht,
Nur deine
Locken
küßt der Wind.
_____
Clara Müller-Jahnke
(1860-1905)
Mag dich hundert Meilen auch
weit das Schicksal führen,
mein ich deines Mundes Hauch
immer noch zu spüren,
strahlt mir deiner Augen Schein
leuchtend bis ins Herz hinein -
wenn mir nichts mehr bliebe,
bleibt mir deine Liebe!
Will ich heut vom Haupte mir
eine
Locke
trennen,
sollen morgen schon auf ihr
deine Lippen brennen, -
deine Lippen, die sich fest
jüngst auf meinen Mund gepreßt,
dort in seligen Stunden
süße Rast gefunden.
_____
Ludwig Pfau (1821-1894)
Eine
Locke
hab' ich noch von dir,
Die du mir in schöner Nacht gegeben;
Ist mir doch, als könnte ich an ihr
Alte Zeiten aus dem Grabe heben.
Wie ich gleich die alte Lust und Qual
In des Herzens tiefstem Grunde spüre,
Wenn ich diese
Locke
nur einmal
Mit den Fingerspitzen leis berühre!
Kind! Dein Haar ist doch so reich und licht,
Aber wenn ich das lebend'ge fasse,
Weckt es die begrabne Liebe nicht
Wie die
Locke,
die verstorbne, blasse.
_____
Noch einmal laß an deine Brust mich sinken!
Noch einmal laß an meine Brust dich fallen!
Laß deine
Locken
aufs Gesicht mir wallen
Und mir die Thränen von der Wange trinken;
Laß deine Augen, deine treuen, braunen,
Die kinderhaft aus ihren Wimpern staunen,
Noch einmal tief in meine Augen dringen,
Daß die Gefühle sich wie Wellen türmen,
Daß alle Saiten meiner Seele schwingen
Von Wonneschmerzen, die in ihnen stürmen.
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Eine
Locke
's war
Mitternacht, früh Morgens sollt' ich scheiden,
Wir saßen stumm, ein träumerisches Paar;
Von ihrem Haupt ein Löckchen wollt' ich schneiden,
Sie wehrte nicht, sie löste selbst das Haar.
Da schlug mein Herz, der blöde Wunsch ward freier,
In tausend Küssen kühlt' ich meine Glut,
Und über uns, ein süß geheimer Schleier,
Floß ihrer
Locken
dunkelbraune Flut.
Wie lang' doch ist es, seit ich das erfahren?
Ich sinne nach und dennoch find' ich's kaum;
Hätt' ich die
Locke
nicht von ihren Haaren,
Ich meine wohl, das alles wär' ein Traum.
Denn für das Haar, das ich ihr schnitt vom Haupte,
Schnitt sie der Liebe goldnes Band entzwei,
Und ach, sie wußte, daß, was sie mir raubte,
Kein Härchen nur, daß es mein Leben sei! –
So schieden wir. Ich sah sie nimmer wieder,
Als nur im Traum; sie, mein' ich, sah mich nie,
Vergessenheit sank auf mein Antlitz nieder,
Der bleichen Stirn warum gedächte sie?!
Die
Locke
nur, sie hat mir bleiben müssen,
Ich trug sie treu – und schau' nur her, mir däucht,
Als wäre sie noch warm von unsern Küssen,
Als wär' sie noch von unsern Thränen feucht!
Ob wohl noch heut', wie tausend junge Schlangen,
So mild, so braun wie eine Sommernacht,
Der stolzen Frau um Hals und Stirn und Wangen
Herniederfließt der
Locken
weiche Pracht?
Und wer wohl heut' mit übermüth'gem Finger,
Wie ich einst that, in diesen
Locken
wühlt,
Und sich, gleich mir, dabei um nichts geringer,
Als wie ein König beider Indien fühlt?
Und horch, ich hör's wie Geisterstimmen säuseln;
's kommt eine Zeit, sie kommt, du stolze Frau,
Da wird dein Haar sich minder üppig kräuseln,
Die braune
Locke,
glaub' mir, sie wird grau!
Du wirst umsonst die schlanken Arme breiten
Nach einem Herzen, dich zu wärmen dran,
Kalt wird die Welt an dir vorüberschreiten –
O, nicht mein Bild, nicht meines, schaue dann!
Vergiß mich ganz! und sei der ernste Schnitter
Vor Vielen dir mit einem Lächeln hold!
Stirb sanft, stirb rasch! Es ist ja schon so bitter,
Allein zu sterben; das hast du gewollt.
Eins quält mich nur: von deinem Haupt dies Härchen,
Im Tode selbst ein Kleinod bleibt es mir –
Doch dann, o dann von all' den goldnen Märchen,
Sprich, stolze Frau, o sprich, was bleib dann dir?
_____
Leise Stimmen in den Lüften,
In den Blättern, in den Zweigen,
Welch' ein Blühen, welch' ein Düften,
Wonnevoller Liebesreigen!
Ganz in Seligkeit versunken,
Ruht die Welt und athmet kaum,
Und der Sterne goldne Funken
Glitzern leise, wie im Traum.
Löse deiner
Locken
Fluten!
Einen Schleier, laß sie sinken,
Daß der Augen nächt'ge Gluten
Heimlich nur dazwischen winken!
Mich verbrennt ihr süßes Leuchten,
Mich verzehrt ihr holder Strahl –
Augen, ach, ihr tiefen, feuchten,
Ach, was macht ihr mir für Qual!
_____
Und wieder halt' ich dich umfangen,
Du meines Lebens liebstes Gut,
Und wieder leuchten deine Wangen
Von meiner Küsse Wonneglut;
Es hüllen deine duft'gen
Locken
In holde Dämmerung mich ein,
Und wieder fühl' ich, froh erschrocken,
Wie süß es ist, geliebt zu sein!
_____
Es ist die Lieb' ein Kind, nach Kinderweise
Lehnt sie die Wange gern an liebe Wangen,
Läßt gern von weichen Armen sich umfangen,
Spielt gern in duft'gen
Locken
lind und leise.
_____
Anton Renk (1871-1906)
Und gelt, das Glück ist auch bei dir?
Ich will es küssen dir von deinem Munde …
Die Sonnenfunken niederflocken
Aufs Blütenbrett am Fensterrand,
Ich greife dir in deine
Locken
Und habe Gold in meiner Hand.
_____
Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt,
Wie süß der Küsse Wechseltausch!
Welch Flüstern in der Liebe Rausch!
Wie spricht, so oft die Lippen schweigen,
Das Auge, das von Wonne thränt!
Die
Locke
hier mußt du mir lassen
Für jene Zeit, wo fern du bist,
Daß an dem Pfand sich mein Gedanke
Aufrichte, wenn ich zweifelnd schwanke
Und nicht mehr glauben kann, nicht fassen,
Daß mein solch Glück gewesen ist!
_____
Adele wiegt mich sanft mit ihrer Rechten
Und, wie wir fest uns aneinander schlingen,
Umwallen uns mit schwarzen
Lockenringen
Langfließend ihres Haars gelöste Flechten.
_____
Georg Scherer (1828-1909)
Ich nahe dir selig erschrocken;
O laß mich ins Antlitz dir sehn,
Und laß deine duftigen
Locken
Um die heißen Schläfen mir wehn!
Dann löst, in dein Anschaun versunken,
Des Herzens Geheimnis der Mund,
Und die Lippen besiegeln trunken
Den heiligen Liebesbund.
_____
Nun flutet wie scheidendes Grüßen
Durchs Fenster das Abendlicht;
Ich sitze dir schweigend zu Füßen
Und schau dir ins Angesicht.
Du neigst dich herab, und die feuchten
Locken
umhüllen mich sacht,
Dein Mund und dein Auge nur leuchten
Herein in die dämmernde Nacht.
Mich dünkt, ich lieg' unter dunkeln
Wogen versunken im Meer -
Korallen und Perlen funkeln
Um den seligen Träumer her.
_____
Ernst Schulze (1789-1817)
Still löste sie, die Göttin meiner Lieder,
Die Fessel, die das weiche Haar umschlang,
Und sieh, der
Locken
seidne Fülle sank
In leichtem Tanz auf Hals und Busen nieder.
Und lodernd hob die Sehnsucht ihr Gefieder
Und regte sich im Innern heiß und bang,
Schon folgt' ich kühn des Herzens süßem Drang -
Da faßte schnell mich leises Zagen wieder.
Ein Heiligthum ward Mund und Busen mir,
Und um sie her schien den geweihten Schleier
Geheimnißvoll der
Locken
Fluth zu weben,
Und zagend schwieg im Herzen die Begier,
Mein Geist versank in stiller Andacht Feier
Und sah Madonna lächelnd vor sich schweben.
_____
Theodor Storm (1817-1888)
Nur eine
Locke
Nur eine
Locke
von deinem Haar
Gib mir, mein Lieb, für die kalte Ferne!
Still wie das ewige Licht der Sterne
Will ich sie bergen immerdar.
Nur eine
Locke
nach freundlicher Sitte
Gib mir zum Pfande in Leid und Lust,
Will sie ja bergen auf treuer Brust.
Gib mir, mein Lieb, ich bitte, bitte!
_____
Moritz Graf von
Strachwitz (1822-1847)
Deines Nackens stolze Beugung
Seh' ich weiß, als Fels sich dehnen,
Drüberhin mit Gruß und Neigung
Spielend hüpfen die Sirenen;
Deine
Locken,
deine nächt'gen,
Wie sie tanzen, wie sie flattern,
Um in ihren zaubermächt'gen
Ringen Herzen zu ergattern.
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