Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Paradies
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Anonyme Barockdichter
Die schlaffende Schöne
Du arzt der müdigkeit / du meister aller sorgen /
Des kummers ärgster feind / du kind der stillen nacht /
Dich / schlaff / dich mein ich hier / du bleibst biß an den morgen
In Chloris augen ruhn / daß sie nicht eh erwacht /
Als biß mein auge sich an ihr mit lust geweidet:
So bistu / schöner schlaff / der liebenden gewinn /
Und wirst nach billigkeit mit ruhm und lob bekleidet /
Denn also jagest du die noth und trangsal hin.
Du herr der phantasie / befiehl doch deinen träumen /
Den bildern dunckler nacht / daß sich ihr thun bemüh
Diß / was den schlaff verstört / bey seite hier zu räumen /
Damit desselben lauff ja länger sich verzieh.
Ihr träume tränckt den geist mit schönen phantasien /
Kein lustspiel / das galant / muß hier vergessen seyn /
Damit des schlaffes zeit sich länger kan verziehen /
Und durch sein süsses thun auch meinen geist erfreun.
Ach wüste Chloris diß / daß hier mein auge wachte /
Und ihre schönheit seh mit vollen augen an /
Daß hier mein herz in sich vor vielen freuden lachte /
So wärs um meine lust und ihre gunst gethan.
Der athem kühlet hier die rosen-lichten lippen /
Es fällt der sanffte wind auch denen wangen zu
Und stöst an ihre höh als an zwo harte klippen /
Es läst derselb auch selbst den brüsten keine ruh
Und bleht sie immer auff; man siehet dessen spielen
Als wie was schönes an; doch solte meine hand
An dem / was hier zusehn / sich nur ein wenig kühlen /
So wär vom glücke mir das beste zugewand.
Was rath ist hier? soll ich mich etwas unterfangen /
Doch nein / die ehrbarkeit die tritt hier in das spiel /
Mich deucht / sie spricht / wilst du was liebes hier erlangen /
So warte biß dein stand diß darff und Chloris will.
Jedoch es wird zu lang / der himmel könt es schicken /
Daß meine liebe sich verachtet müste schaun /
Was würde mich da nicht vor eine sehnsucht drücken /
Ich müste zeitlich mir mein grabmahl lassen baun.
Die wollust reizet mich / sie zwingt mir fast die hände /
Und führt sie unvermerckt zu jenem
paradieß
/
Das schöne gränzen hat / die weissen marmel-wände /
Und wo der Adam sich selbst hin verleiten ließ.
Was fang ich hier nun an / dem zwang zu widerstreben
Ist zwar was löbliches / doch allzuschwer vor mich;
Im
paradiese
kan man nicht ohn fehler leben /
Mit diesem tröst mein geist und kranckes herze sich.
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Die heimliche liebe
So soll ich dich / mein Engel / nimmer sprechen?
Und mündlich dir bekennen was mir fehlt?
Du siehst es zwar aus meinen augen brechen /
Doch hat mein mund es niemals dir erzehlt.
Die mißgunst läst / dich schönstes kind / bewachen /
Die dich von mir stets abzuhalten sucht;
Es hüten meist die güldnen äpfel drachen /
Und schlangen sind bey der verbothnen frucht.
Drumb muß ich blos mit frembder zunge klagen /
Es saget dir ein ander was mich drückt /
Doch darff ich's nie / wie mir's um's herz' ist / sagen
Weil uns ein freund auch offtermals berückt.
Mich mag die macht der liebes-glutt verzehren /
Wo gegen dich was falsches an mir ist /
Du aber wirst nichts treuers sonst begehren /
Wenn einmahl nur du meinen mund geküst.
Erlaubstu mir / so will ich zu dir kommen /
Bistu gleich ein verschloßnes
paradieß
Durch wagen ward das goldne fell genommen;
Ich thu es auch an dir mein güldnes fließ.
Immitelst trau auff dies was ich geschworen /
Mein herz' ist treu der mund verbleibt auch rein /
Denn liebe die natürlich blind gebohren /
Heist liebende auch stumm und sprachloß seyn.
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Paul Fleming (1609-1640)
Er verwundert sich seiner Glückseligkeit
Wie mir es gestern ging und wie ich ward empfangen
in meiner Freundin Schoß, weiß sie nur und nur ich.
Das allerliebste Kind, das herzt' und grüßte mich,
sie hielte feste mich, wie ich sie hart' umfangen.
Auf meinem lag ihr Mund, auf ihren meine Wangen.
Oft sagte sie mir auch, was nicht läßt sagen sich.
darum du, Momus, nicht hast zu bekümmern dich,
Bei mir ist noch mein Sinn, bei mir noch ihr Verlangen;
o wol mir, der ich weiß, was nur die Götter wissen,
die sich auch, wie wir uns, in reiner Keuschheit küssen,
o wol mir, der ich weiß, was kein Verliebter weiß.
Wird meiner Seelen Trost mich allzeit also laben,
mir allzeit also tun, so werd' ich an ihr haben
ein weltlichs Himmelreich, ein sterblichs
Paradeis.
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MEin gestirntes
Paradeiß/
mein Licht/ mein Mohn/ meine Sonne/
mein gantz Himmelreich voll Wonne/
und von was ein Gott sonst weiß/
das ist Philyrille mir/
mir/ der Erden unter ihr.
Ich vergeßner Erden-Kreyß/
heute tagts zum dritten mahle/
daß ich gantz von keinem Strahle
meiner lieben Sonnen weiß.
Das betrübte Land das weint/
weil sein Himmel ihm nicht scheint.
Du/ O aller Künste Kunst
Himmel wird durch dich zur Erden.
Daß wir irdnen himmlisch werden/
das schafft/ Laute/ deine Gunst.
Gieb doch/ daß mein Himmel sich
bald neig' auf sein' Erde/ mich!
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Armseliger / was hilfft dich doch dein lieben?
Du liebest / was nicht lieben kan /
Des himmels schluß hat dich itzt zwar getrieben /
Doch rührst du was verbotnes an.
Die schönheit / die dein herze sucht /
Ist des verbotnen baumes frucht.
Die hoffnung lud mich einsten zwar zu gaste /
Der neid läst aber mich nicht ein /
Die mißgunst macht mir eine stete faste /
In der viel marter-wochen seyn.
Mein
paradieß
ist zugemacht /
Und wird von eyffersucht bewacht.
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Beschreibung vollkommener schönheit
Ein haar so kühnlich trotz der Berenice spricht /
Ein mund / der rosen führt und perlen in sich heget /
Ein zünglein / so ein gifft vor tausend herzen träget /
Zwo brüste / wo rubin durch alabaster bricht /
Ein hals / der schwanen-schnee weit weit zurücke sticht
Zwey wangen / wo die pracht der Flora sich beweget /
Ein blick / der blitze führt und männer niederleget /
Zwey armen / derer krafft offt leuen hingericht /
Ein herz / aus welchem nichts als mein verderben quillet /
Ein wort / so himmlisch ist / und mich verdammen kan /
Zwey hände / derer grimm mich in den bann gethan /
Und durch ein süsses gifft die seele selbst umhüllet /
Ein zierrath / wie es scheint / im
paradieß
gemacht /
Hat mich um meinen witz und meine freyheit bracht.
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Laß deiner lippen thau um meine lippen fliessen /
Den thau / der erstlich mich / wie leim den vogel / fing.
Laß die vertraulichkeit die seele mir durchsüssen /
Vertraulichkeit bleibt doch der liebe siegel-ring.
Mein auge kennst du ja / es ist zwar nicht die sonne /
Es sey dir / was du wilt / nur sey ihm nicht zu scharff.
Wilst du mein himmel seyn / so gönn ihm doch die wonne /
Daß es / was himmlisch ist / auch recht bestralen darff.
Itzt schließ ich diesen brieff. Bleßine / das gelücke
Das müsse nimmermehr verändern deinen fuß /
Die sterne senden dir dergleichen freuden-blicke /
Vor denen traurigkeit zu asche werden muß.
Es reihe mich und dich durch einen drat zusammen /
Es streu uns überall vergnügungs-körner ein /
Und lasse ungestört / bey diesen süssen flammen /
Dein hauß mein
paradieß,
dich meinen engel seyn.
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Ich kan mir nicht mehr widerstreben;
Die schönheit flößt mir das gelüsten ein.
Im
Paradieß
kan keiner leben /
Und ohne fall und fehl-tritt seyn.
Dein Edens-platz / mein kind Caliste /
Zieht meine hand
Auff deinen kreyß der rundten brüste /
Und meinen leib in dein gelobtes land.
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Mein herz besteht aus wachs und nicht aus eiß /
Ich fühl und seh / wie deine augen blitzen:
Zweyfache glut ist sterblichen zu heiß /
Was wunder / wenn zwo sonnen mich erhitzen /
Die gar der himmel seltner schönheit preist /
Und brennen heist.
Nicht dencke / daß es bloße worte seyn /
Welch herz kan wohl bey deiner glut erkalten?
Du weist / ich bin kein engel und kein stein /
Ich muß des blutes regung lassen walten /
Die GOtt dem menschen schon im
paradieß
Ins herze bließ.
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Straffe des fürwitzes
Als ich die Lesbie in der kammer fand /
Da sie sich überhin und schläffrig angeleget;
So schaut ich eine brust / die schöner äpffel träget /
Als iemals vorgebracht das reiche morgen-land.
Die brunst zog meinen geist / der fürwitz trieb die hand /
Zu suchen / was sich hier in diesem zirck beweget.
Diß hat der Lesbie so grossen zorn erreget /
Daß sie in höchstem grimm ist gegen mich entbrand;
Sie trieb mich von sich weg / sie stieß mich zu der seiten /
Sie hieß mich unverweilt aus ihren augen schreiten.
Ich sprach / indem sie mich aus ihrer kammer stieß /
Dieweil ich allzukühn und mehr als sichs gebühret /
Die mir verbotne frucht der äpffel angerühret /
So stößt ein engel mich ietzt aus dem
paradieß.
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Christian Friedrich
Hunold (Menantes) (1681-1721)
Als er Amalien in Bade sahe
Hilff Himmel welcher Schmuck der Perlen weissen Glieder!
Ließ mir der zarte Leib an seiner Blösse sehn!
Die Brüste lagen hier gantz ungewöhnlich schön.
Die Hände spritzten sie an Bauche hin und wieder/
Sie hub das eine Bein zu waschen auff und nieder/
Daß mir das
Paradieß
recht offen konnte stehn.
Ich sang: Amalia/ laß mich doch zu dir gehn/
Alleine Scham und Zorn verstimmten meine Lieder.
Ach Venus unsrer Zeit! du bist Diana nicht/
Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil spricht/
Doch sucht dein strenger Grimm mein Leben zu verkürtzen/
So fällt Narcissus dort in Brunnen/ den er sieht:
Weil nun mein stoltzer Geist zu gleichen Spiegel flieht/
So kanst du mich zur Straff in deinen Brunnen stürtzen.
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Heinrich Mühlpfort (1639-1681)
Du bist mein
Stern mein
Paradeiß
/
Und was ich nicht zu nennen weiß /
Der Kern und Außzug meiner Seele /
Es soll in diesem Leib und Blut
Stets brennen meine Liebes-Gluth
Biß zu der schwarzen Grabes Höle.
Laß uns / weil es der Himmel schafft /
Der Jugend voller Blüth und Safft /
Der Liebe Nectar-Strohm geniessen
Den Bund / der uns zusammen fügt
Und beyder Herz und Sinn vergnügt /
Besigelt ein empfindlich Küssen.
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An die Augen der Liebsten
Ihr schönen Augen ihr
/
Ich fühle Gluth /
Und eure Wunder Zier
Erhitzt mein Blut.
Die angenehme Freundlichkeit /
So süsse Blicke streut /
Macht mich erfreut.
Ihr Fackeln meiner Seel
Ich bin entbrannt /
Aus eurer schwarzen Höhl
Und Diamant /
Komt mir der süsse Gegenschein
Daß ich verliebt muß seyn /
In meiner Pein.
Ihr Flammen meiner Lust /
Wie brennt ihr so?
Wie macht ihr meine Brust
So herzlich froh!
Leitsterne in das
Paradeiß
/
Eur so geliebtes Weiß /
Das macht mir heiß
Strahlt Kerzen in der Nacht /
Weißt mir die Bahn.
Ich bin ja eurer Pracht
Ganz unterthan.
Die Sonne muß sich nicht entziehn /
Sonst wird mein Leben fliehn /
Und ganz verblühn.
Ach küßt ich diesen Strahl
In heisser Brunst /
Der mir theils schencket Quahl
Theils süsse Gunst;
Ich schwöre daß ich sterbe so /
Und bin in eurer Loh /
Von Herzen froh.
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An Favonien als er Sie zum ersten mahl küste
Diß ist mein erster Kuß / den ich Favonie!
Du schönes Menschen-Kind / auf deine Lippen setze.
Du biß mein
Paradieß
/ in dem ich mich ergötze /
Nun bin ich wohl vergnügt / weil ich so feste steh /
Und dencke weiter nicht / ob jene Angst und Weh /
Durch Unglück meine Lieb / und ihren Lauff verletze.
Wie hoch ich deinen Kuß O Allerliebste! schätze /
Das weiß ein jeder Stern / es weiß es Erd und See.
Das Herze konte sich nicht eh zu frieden geben /
Biß es von deinem Mund / ein Zeichen wahrer Gunst /
Empfangen wie es wolt / nun hat es auch sein Leben /
Zugleicher Gegen-Pflicht entzündt in Liebes-Brunst.
Drum wundre dich ja nicht / wann ich es mehr begehre /
Daß mir dein rother Mund ein Liebes-Pfand gewähre.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Du bist / wie Eva / fleisch und bein /
Drum kanstu auch kein engel seyn /
Und ausser menschen dich verlieben /
Und das gesetze der natur /
Das mit dem athem in uns fuhr /
Hat auch in deine brust: seyd fruchtbar; eingeschrieben.
Wer sich in stiller glut verbrennt /
Und menschen-liebe sünde nennt /
Muß auch das
paradieß
verdammen;
Denn Evens weisse marmel-haut
War kaum aus knochen auffgebaut /
So fühlte Adams herz schon süsse liebes-flammen.
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Mein lieben war bißher ein
paradieß
gewesen /
Ein garten / den ich offt verwundert angeschaut /
Der mich so blumen ließ wie palmen-früchte lesen /
Wenn ihn dein freundlich-seyn mit zucker überthaut.
Die nelcken blühten mir auff deinen zarten wangen /
Dein amber-voller mund trug purpurnen jesmin /
Und machte / daß ich offt mehr safft und krafft gefangen /
Als bienen honigseim aus hyacinthen ziehn.
Der hals schwamm voller milch von reinen lust-narcissen /
Die brüste fiengen an mit rosen auffzugehn /
Und wilst du mein gelück in einer zeile wissen?
Dein auge / Flavia / war auch mein tausendschön.
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David Schirmer (1623-1687)
Als Sie im Grünen
schlieff
Hier liegt mein
Paradeiß
mit Rosen überdeckt.
Die Brüste regen sich/ mich mehr und mehr zu quälen.
Der Ambra steigt empor aus ihrer süssen Kehlen.
Hier liegt mein
Paradeiß
im Grünen ausgestreckt.
Kom geuß auf ihren Mund dein Perlenes Confect/
Du linder Zephyr du/ bring ihr die safften Seelen
aus deinen Brunnen her/ mit ihr mich zuvermählen/
schaff aber/ daß sie nicht dadurch werd aufgeweckt.
St. Dryas! St. Napee! bleibt dort in dem Gepüsche/
dieweil ich manchen Kuß auf ihrem Mund erwische/
sol euer schöner Chor nicht mit ihr spielen gehn.
Indessen schlaffe du hier unter diesen Bäumen/
sehnstu den aber dich nach sanften Liebes-Träumen/
so wache plötzlich auf/ hier kanstu einen sehn.
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18. Jh.
Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Das neue Leben
Eia! wie so wach und froh,
Froh und wach sind meine Sinnen!
O, von welcher Sonne floh
Meines Lebens Nacht von hinnen?
Wie so holden Gruß entbot
Mir das neue Morgenrot!
Mein erheitertes Gesicht
Siehet
Paradiese blühen!
Welche Töne! Hör' ich nicht
Aller Himmel Melodieen?
O wie süß erfüllt die Luft
Edens Amarantenduft!
Evan! bist du mir so nah',
Mir so nah bei jedem Mahle?
Kehrst du in Ambrosia
Und in Nektar diese Schale?
Geber der Ambrosia
Und des Nektars, mir so nah'?
Liebe! deine Wunderkraft
Hat mein Leben neu geboren,
Hat zu hoher Götterschaft
Mich hienieden schon erkoren!
Ohne Wandel! ewig so!
Ewig jung und ewig froh!
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Lust am Liebchen
Wie selig, wer sein Liebchen hat,
Wie selig lebt der Mann!
In Friedrichs oder Ludwigs Stadt
Ist keiner besser dran.
Er achtet's nicht, was Hof und Stadt
Dafür ihm bieten kann;
Und wenn er keinen Kreuzer hat,
Dünkt er sich Krösus dann.
Die Welt mag laufen oder stehn,
Mag rollen um und um;
Und alles auf dem Kopfe gehn!
Was kümmert er sich drum?
Hui! ist sein Wort zu Strom und Wind,
Wer macht aus euch sich was?
Nichts mehr als wehen kann der Wind,
Und Regen macht nur naß.
Gramm Sorg' und Grille sind ihm Spott;
Er fühlt sich frei und froh;
Und kräht, vergnügt in seinem Gott,
In dulci Jubilo.
Durch seine Adern kreiset frisch
Und ungehemmt sein Blut.
Gesunder ist er wie ein Fisch
In seiner klaren Flut.
Ihm schmeckt sein Mahl; er schlummert süß,
Bei federleichtem Sinn,
Und träumt sich in ein
Paradies
Mit seiner Eva hin.
In Götterfreuden schwimmt der Mann,
Die kein Gedanke mißt,
Der singen oder sagen kann,
Daß ihn sein Liebchen küßt.
Doch ach! was sing' ich in den Wind
Und habe selber keins?
O Evchen, Evchen, komm geschwind,
O komm und werde meins!
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Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Da du nun Suleika heißest,
Sollt ich auch benamset sein.
Wenn du deinen Geliebten preisest,
Hatem! das soll der Name sein.
Nur daß man mich daran erkennet,
Keine Anmaßung soll es sein:
Wer sich Sankt-Georgenritter nennet,
Denkt nicht gleich Sankt Georg zu sein.
Nicht Hatem Thai, nicht der alles Gebende
Kann ich in meiner Armut sein;
Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende
Von allen Dichtern, möcht ich sein.
Aber beide doch im Auge zu haben,
Es wird nicht ganz verwerflich sein:
Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben,
Wird immer ein groß Vergnügen sein.
Sich liebend aneinander zu laben,
Wird
Paradieses Wonne sein.
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Vorschmack
Der echte Moslem spricht vom
Paradiese,
Als wenn er selbst allda gewesen wäre,
Er glaubt dem Koran, wie es der verhieße,
Hierauf begründet sich die reine Lehre.
Doch der Prophet, Verfasser jenes Buches,
Weiß unsre Mängel droben auszuwittern
Und sieht, daß trotz dem Donner seines Fluches
Die Zweifel oft den Glauben uns verbittern.
Deshalb entsendet er den ewgen Räumen
Ein Jugendmuster, alles zu verjüngen;
Sie schwebt heran und fesselt ohne Säumen
Um meinen Hals die allerliebsten Schlingen.
Auf meinen Schoß, an meinem Herzen halt ich
Das Himmelswesen, mag nichts weiter wissen;
Und glaube nun ans
Paradies gewaltig,
Denn ewig möcht ich sie so treulich küssen.
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Ja, die Augen warens, ja, der Mund,
Die mir blickten, die mich küßten.
Hüfte schmal, der Leib so rund,
Wie zu
Paradieses Lüsten.
War sie da? Wo ist sie hin?
Ja! sie wars, sie hats gegeben,
Hat gegeben sich im Fliehn
Und gefesselt all mein Leben.
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Elegie
Und wenn der Mensch in
seiner Qual verstummt,
Gab mir ein Gott, zu sagen, was ich leide.
Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschloßner Blüte?
Das
Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sichs im Gemüte! -
Kein Zweifeln mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor.
So warst du denn im
Paradies empfangen,
Als wärst du wert des ewig schönen Lebens;
Dir blieb kein Wunsch, kein Hoffen, kein Verlangen,
Hier war das Ziel des innigsten Bestrebens,
Und in dem Anschaun dieses einzig Schönen
Versiegte gleich der Quell sehnsüchtiger Tränen. (...)
_____
Es ist gut
Bei Mondeschein im
Paradeis
Fand Jehova im Schlafe tief
Adam versunken, legte leis
Zur Seit ein Evchen, das auch entschlief.
Da lagen nun, in Erdenschranken,
Gottes zwei lieblichste Gedanken. -
Gut !!! rief er sich zum Meisterlohn;
Er ging sogar nicht gern davon.
Kein Wunder, daß es uns berückt,
Wenn Auge frisch in Auge blickt,
Als hätten wirs so weit gebracht,
Bei dem zu sein, der uns gedacht.
Und ruft er uns, wohlan, es sei!
Nur, das beding ich, alle zwei.
Dich halten dieser Arme Schranken,
Liebster von allen Gottes-Gedanken.
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Johann Diederich Gries
(1775-1842)
Ist mir ein
Bild aus jener Welt erschienen?
Hat mich Begeistrung zum Olymp erhoben?
Ich sehe Sie, von Himmelsglanz umwoben,
Zu ihren Füssen Heil'ge, die ihr dienen.
Die Engelhuld in diesen sanften Mienen,
In diesem Blick der hehre Strahl von oben,
Die herrliche Gestalt, nie g'nug zu loben -
Sie ist's! Wer darf zu zweifeln sich erkühnen?
O Rafael, du hoffest nur vergebens,
Das Ideal, das dir zu solchem Bilde
Den Geist erhob, in Edens Flur zu schauen!
Gerührt vom Jammer dieses nicht'gen Lebens,
Stieg sie herab zum irdischen Gefilde;
Und wo sie weilt, blühn
Paradiesesauen.
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Johann Christian Günther
(1695-1723)
Das Drücken schöner Hand ergözt mir noch die Sinnen;
Der Vorwiz saß dabey und ward es doch nicht innen,
Wenn unsrer Finger Scherz die stumme Sehnsucht wies.
So schön entzückt uns kaum der Morgenröthe Prangen,
So schön kein
Paradies
Als damahls deine Wangen,
Da sich mein fauler Geist dein Mäulchen wecken lies.
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Denck ich noch an die Tugendschäze,
Die deine Schwanenbrust umschliest,
So sag ich (doch ist's Dohlgeschwäze),
Daß du ein Bild der Tugend bist,
Und fällt mir nur beständig ein,
Du müstest mehr als menschlich seyn.
Ach, aber deine Seltenheiten
Sind fast wie jenes
Paradies,
Dieweil es zu den Unschuldszeiten
Noch alles recht vollkommen wies;
Doch dieses, was verbothen war,
Das stellte sich am schönsten dar.
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Ludwig Christoph Heinrich
Hölty (1748-1776)
Die Ersehnte
Brächte dich meinem Arm der nächste Frühling,
Tönten Vögel aus Blüten mir das Brautlied;
Dann, dann hätt' ich Seliger schon auf Erden
Wonne des Himmels!
Wonne! Sie wird mir
Paradiese zaubern,
Wird lustwandeln mit mir in Gärten Gottes,
Wird, auf meinem Schooße gewiegt, den Frühlings-
Abend beflügeln!
Unter Gesang an ihrer Brust entschlummert,
Werd' ich träumen, wie neugeschafne Engel,
Werde, wachgeschimmert vom Mai, in Engel-
Seligkeit schwärmen!
Komm! dich beschwört die Sehnsuchtsthrän‘ im Antliz,
Dich dies wallende Herz voll süßer Ahndung!
Trübe floß mein Leben! O Himmelsbotin,
Komm, es zu heitern!
_____
MINNELIED
Euch, ihr Schönen,
Will ich krönen,
Bis an meinen Tod,
Mit Gesangesweisen;
Bis an meinen Tod,
Eure Tugend preisen.
Ihr, o Guten,
Wohlgemuthen,
Macht das Leben süß,
Macht den Mann zum Engel,
Und zum
Paradies
Eine Welt voll Mängel.
Wer die Süße
Treuer Küße
Nicht gekostet hat,
Irret, wie verloren,
Auf dem Lebenspfad,
Ist noch ungebohren.
Wer die Süße
Treuer Küße
Schon gekostet hat,
Tritt auf lauter Rosen,
Wo sein Fuß sich naht,
Blühen lauter Rosen.
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Johann Georg Jacobi
(1740-1814)
Trauer der Liebe
Wo die Taub' in stillen Buchen
Ihren Tauber sich erwählt,
Wo sich Nachtigallen suchen,
Und die Rebe sich vermählt;
Wo die Bäche sich vereinen,
Ging ich oft mit leichtem Scherz,
Ging ich oft mit bangem Weinen,
Suchte mir ein liebend Herz.
O, da gab die finstre Laube
Leisen Trost im Abendschein;
O, da kam ein süßer Glaube
Mit dem Morgenglanz im Hain;
Da vernahm ich's in den Winden,
Ihr Geflüster lehrte mich:
Daß ich suchen sollt', und finden,
Finden, holde Liebe! dich.
Aber ach! wo blieb auf Erden,
Holde Liebe, deine Spur?
Lieben, um geliebt zu werden,
Ist das Loos der Engel nur.
Statt der Wonne fand' ich Schmerzen,
Hing an dem, was mich verließ;
Frieden gibt den treuen Herzen
Nur ein künftig
Paradies.
_____
Christian Ludwig Neuffer
(1769-1839)
"Des Lebens Fessel nimm, o Tod, mir ab,
Laß dieser Welt voll Thränen mich enteilen!
Was soll ich in dem falschen Leben weilen?
Wie wenig ist's, was mir das Schicksal gab?
Der Tugend bricht der ungetreue Stab,
Das Laster baut sich stolze Ehrensäulen,
Und Wunden bluten, welche niemals heilen,
Zur Freude führt der Weg nur durch das Grab."
So sank ich oft vor Schmerz in Unmuth nieder,
So hab' ich oft mein Schicksal angeklagt,
Doch seit der Hoffnung Morgen wieder tagt,
Erwacht die Lust in mir zum Leben wieder,
Ach, nur ein Blick, ein Händedruck von ihr
Schafft um zum
Paradies die Erde mir.
_____
Friedrich Schiller
(1759-1805)
Amalia
Schön wie Engel voll Walhallas Wonne,
Schön vor allen Jünglingen war er,
Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne,
Rückgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.
Seine Küsse -
paradiesisch Fühlen!
Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie
Harfentöne in einander spielen
Zu der himmelvollen Harmonie -
Stürzten, flogen, schmolzen Geist und Geist zusammen,
Lippen, Wangen brannten, zitterten,
Seele rann in Seele - Erd und Himmel schwammen
Wie zerronnen um die Liebenden!
Er ist hin - vergebens, ach vergebens
Stöhnet ihm der bange Seufzer nach!
Er ist hin, und alle Lust des Lebens
Wimmert hin in ein verlornes Ach!
_____
Klamer Eberhard Karl Schmidt
(1746-1824)
Abermals Aussichten
Wenn ich heim zu
Paradiesen,
Und zu neune Welten geh;
Wenn ich Yorik bei Elisen,
Laura bei Petrarchen seh;
Alle Thränen nicht zu zählen,
Wenn sie alle sind verweint;
Wenn Ein Himmel alle Seelen,
Die sich fehlten, nun vereint;
Wenn auch du mit deinem frommen
Herzen ausgeduldet hast,
Wenn ich rufe: Sei willkommen,
Schöner
Paradieses-Gast!
O Entzücken, dann zu gleichen
Freiheit gegen Herz-Verschluß;
Wünsche, die kein Ziel erreichen,
Gegen Jubel und Genuß!
Unter grünen Lebensbäumen
Werden, Hand in Hand, wir gehn,
Und, als wie in süßen Träumen,
In die Welt hinunter sehn.
Eifersucht und Unmuth rollen
Unter Engelsfüßen dann!
Leben! wenn wir leben wollen,
Ach, Geliebte, Himmelan!
_____
Christian Friedrich Daniel
Schubart (1739-1791)
O gewiß,
Welt, du bist ein
Paradies;
Wenn wir schon im Erdenleben
Liebe nehmen, Liebe geben;
Welt, so bist du uns gewiß
Paradies.
_____
19./20. Jh.
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Erste Liebe
Zarte, maiengrüne Liebe,
Denk' ich dein, wird mir das Auge feucht;
Bist wie eine weiße Taube,
Die man durch die Wälder scheucht.
Bist wie Heimatglocken süßer Morgensang,
Rein wie
Paradieses erster Labetrank.
Duft von jener blauen Blume,
Welche Gott an seinem Busen trägt,
Altarbild, vor dem der Sünder
Seinen Blick zu Boden schlägt.
Bringst versteinte Herzen aus der kalten Ruh',
Bist nicht fortzulächeln, erste Liebe, du!
Keiner kann dich ganz vergessen,
Sternumsäumtes, zartes Morgenrot,
Ob uns auch das reiche Leben
Tausend goldene Sonnen bot.
Immer wirst du bleiben unser schönster Traum,
Holde, erste Blüte an des Lebens Baum!
_____
Cathinka Serafina Bergmayr
(1814-1843)
Liebe
Liebe! - heil'ge, wunderbare
Kraft der Seele! Endlos wirket
Deine Macht, und angezündet
An des Himmels nie verloschner Leuchte
Ist das Feuer, welches du entfacht.
Liebe! Einzig Gut,
Das werth des Lebens,
Wie das Leben werth der Lieb' nur ist!
Einzig Gut, das lohnt des Todes Schrecken,
Das des Sterbens und des Lebens Jammer
Aufwiegt, mit des
Paradieses Wollust!
Liebe, Lichtgebild, das blendend,
Plötzlich, einen farbenreichen Garten
An die graue Wand des Daseins malt.
Fähigkeit, von keinem Geist begriffen,
Ungelöstes Räthsel der Empfindung,
Die des Körpers Adern rasch durchströmt -
Liebe! heil'ge, wunderbare
Kraft der Seele -
Göttlich bist du!!
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Jeanette
Was ist mein Schatz? – Eine Plättmamsell.
Wo wohnt sie? – Unten am Gries.
Wo die Isar rauscht, wo die Brücke steht,
Wo die Wiese von flatternden Hemden weht:
Da liegt mein
Paradies.
Im allerkleinsten Hause drin,
Mit den Fensterläden grün,
Da steht mein Schatz am Bügelbrett;
Hoiho, wie sie hurtig den Bügelstahl dreht,
Gott, wie die Backen glühn.
Im weißen Röckchen steht sie da,
Ihre Bluse ist blumig bunt;
Kein Mieder schnürt, was drunter sich regt,
Sich wellenwohlig weich bewegt,
Der Brüste knospendes Rund.
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Ernst Blass (1890-1939)
Was waren deine Wangen? Kleine Zinnen,
Wo Erdbeer ruht, und sich ein Schwan bewegt,
Und wo ein Mohr aus scheinenden Gewinnen
Die Fülle ungemünzten Goldes trägt.
Was waren deine Lippen? Große Züge
Von Straßen weit von Feld zu Abendrot,
Der Küsse
paradiesische Genüge,
Das weiße Krankenlager vor dem Tod.
Was waren deine Augen? Blaue Zeichen,
Dir eigen, wie in Erde deine Spur,
Die mächtig dich beweist vor dem Verstreichen,
Dich Glied, o dich Gebilde der Natur!
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Ada Christen (1839-1901)
Ich blickte jüngst in mich -
So recht in's Herz hinein
Und glaubte noch etwas zu finden
Von dem, was einstens mein.
Ich sah mein verlorenes Eden,
Mein versunkenes
Paradies,
Mich selbst den gefallenen Engel,
Den Himmel und Erde verstieß.
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Peter Cornelius (1824-1874)
Aus Eden
Der Engel mit dem Flammenschwerte wies
Adam und Eva aus dem
Paradies.
Nicht umzuschauen wagte Adam mehr
Auf seinem Pfade sonder Wiederkehr.
Doch Eva wandte zum verlornen Glück
Noch einmal schmerzlich scheu den Blick zurück.
Da sog sie noch den fernen Widerschein
Der Edenhelle in die Augen ein.
Da sank vom Scheidegruß der Nachtigall
Noch in ihr Herz der letzte Widerhall.
Der Schimmer blieb in ihren Augen stehn,
Der Ton im Herzen wollte nicht vergehn.
Von allen Edenwonnen, die entflohn,
Blieb ihr ein Schimmer und ein leiser Ton.
So weht noch heut' ein Echo sel'ger Lust
In holder Frauen Blick und stiller Brust.
Ich hab' den Schimmer dir im Aug' geschaut.
Dem Ton gelauscht in deiner Stimme Laut.
Sie gaben Kunde, die ich selig pries,
Vom Pfade zum verlornen
Paradies.
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Felix Dörmann (1870-1928)
Ich habe nur ihr großes Herz gekannt
Und ihres teuren Leibes
Paradies. -
Nicht weiß ich, wer sie war und wie sie hieß,
Denn ihren Namen hat sie nie genannt.
Doch auch den meinen wies sie stolz zurück:
"Ich brauch' ihn nicht! – In meiner Seele lebt
Für alle Zeit das namenlose Glück,
Mit der Erinnerung an Dich verwebt." -
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Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Mädchenzauber
Lose Rose an dem Stocke,
Rings von Düften reich umringt,
Gleicht sie nicht der Purpurglocke,
Die von stiller Lust erklingt?
Ist die Rebe am Geranke,
Das um Stäbe dicht sich schwingt,
Nicht ein fröhlicher Gedanke,
Uns bedeutend: Menschen trinkt?
Doch gepflückt vom grünen Stengel
Und vom Mädchen zugesandt,
Gleicht die Rose einem Engel,
Der den Weg zum Herzen fand;
Und der Wein, im Becher schäumend
Und kredenzt von Mädchenhand,
Wird zur Liebesgluth, die träumend
Herzen an einander band.
Mädchenhände, Zauberwaffen,
Die ihr Schönes nur erschließt,
Deren wunderbarem Schaffen
Süßgeheime Lust entsprießt,
Die zu
Liebesparadiesen
Alles ihr zu wandeln wißt:
Seid zu tausendmal gepriesen,
Seid zu tausendmal geküßt!
_____
Abends wenn durch blaue Höhen
Geht das stille Sternenheer,
Kommt die lieblichste der Feen
Aus den Wolken zu mir her;
Ihre süßen Augen blicken
Wie zwei Strahlen in die Nacht,
Ihre Lippen, sie entzücken
Mir das Herz mit Zaubermacht.
Leise flüstert sie mir Jenes,
Und von Diesem spricht sie süß:
Was sie denken mag ist Schönes,
Was sie gibt ein
Paradies.
In die trunk'nen Arme pressen
Möcht' ich für und für mein Glück,
Riefe neidisch sie indessen
Nicht die Mitternacht zurück.
Und sie weilt in holder Säumniß,
Sagt mir schnell dann Lebewohl,
Weil die Welt um das Geheimniß
Uns'res Glücks nicht wissen soll; -
Ahnte die, was in den Tagen
Meines Frohsinns Quelle sei,
Würde sie die Nächte fragen -
Und der Zauber wär vorbei.
_____
Annette von Droste-Hülshoff
(1797-1848)
Spätes Erwachen
Wie war mein Dasein abgeschlossen,
Als ich im grün umhegten Haus
Durch Lerchenschlag und Fichtensprossen
Noch träumt' in den Azur hinaus.
Als keinen Blick ich noch erkannte,
Als den des Strahles durchs Gezweig,
Die Felsen meine Brüder nannte,
Schwester mein Spiegelbild im Teich.
Nicht rede ich von jenen Jahren,
Die dämmernd uns die Kindheit beut;
Nein, so verdämmert und zerfahren
War meine ganze Jugendzeit.
Wohl sah ich freundliche Gestalten
Am Horizont vorüberfliehn;
Ich konnte heiße Hände halten
Und heiße Lippen an mich ziehn;
Ich hörte ihres Grußes Pochen,
Ihr leises Wispern um mein Haus
Und sandte schwimmend, halbgebrochen,
Nur einen Seufzer halb hinaus.
Ich fühlte ihres Hauches Fächeln,
Und war doch keine Blume süß;
Ich sah der Liebe Engel lächeln,
Und hatte doch kein
Paradies.
Mir war als habe in den Noten
Sich jeder Ton an mich verwirrt,
Sich jede Hand, die mir geboten,
Im Dunkel wunderlich verirrt.
Verschlossen blieb ich, eingeschlossen
In meiner Träume Zauberturm,
Die Blitze waren mir Genossen
Und Liebesstimme mir der Sturm.
Dem Wald ließ ich ein Lied erschallen,
Wie nie vor einem Menschenohr,
Und meine Träne ließ ich fallen,
Die heiße, in den Blumenflor.
Und alle Pfade mußt' ich fragen:
Kennt Vögel ihr und Strahlen auch?
Doch keinen: wohin magst du tragen?
Von welchem Odem schwillt dein Hauch?
Wie ist das anders nun geworden,
Seit ich ins Auge dir geblickt!
Wie ist nun jeder Welle Borden
Ein Menschenbildnis eingedrückt!
Wie fühl' ich allen warmen Händen
Nun ihre leisen Pulse nach,
Und jedem Blick sein scheues Wenden,
Und jeder schweren Brust ihr Ach!
Und alle Pfade möcht' ich fragen:
Wo zieht ihr hin? wo ist das Haus,
In dem lebend'ge Herzen schlagen,
Lebend'ger Odem schwillt hinaus?
Entzünden möcht' ich alle Kerzen
Und rufen jedem müden Sein:
Auf ist mein
Paradies im Herzen,
Zieht alle, alle nun hinein!
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Bruno Ertler (1889-1927)
Zwischenspiel
Wenn es ein Wunder gibt, so ist es dieses:
daß Gott uns beides legte in die Brust,
die Seligkeit des reinen
Paradieses
und seiner Erde menschenechte Lust.
Und was er einte, sollen wir nicht trennen,
dem Strahl nicht fluchen, weil wir Dunkel sind;
er gab uns beides, daß wir ihn erkennen,
und nur der Kämpfer ist sein liebstes Kind. —
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Arthur Fitger (1840-1909)
Lied
Singend über die Heide
Steigen Lerchen empor,
Goldige Knospen der Weide
Dringen am Ufer hervor,
Und der Himmel so wunderblau!
Allüberall hellsonnige Schau!
Ich und mein Lieb, wir beide
Wandeln durch sprießendes Rohr.
Kargen Worts ist der Kummer
Zehrend in tiefer Brust;
Aber noch tausend Mal stummer
Ist unsägliche Lust:
"Ich bin ja Dein und Du bist ja mein!"
Das mag ihr einziges Wörtlein sein;
Hat doch kein Weiser, kein Dummer
Jemals ein bessres gewußt.
Wolken über uns schwellen,
Kaum daß ein Windzug sie blies;
Traumhaft schwatzen die Wellen
Über dem farbigen Kies,
Ferne nur, ferne noch Lerchenlied -
Seliges Schweigen die Seele durchzieht,
Engel erschließen die hellen
Pforten zum
Paradies.
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Theodor Fontane (1819-1898)
Veränderungshalber!
»Es geht nicht mehr im fremden Lande,
Die Welt birgt nur ein
Paradies,
Das liegt daheim am Meeresstrande,
Wo ich mein trautes Liebchen ließ.
Ich kann das Herz nicht länger zügeln
Und nicht regieren meinen Sinn,
So eil' ich denn auf Liebesflügeln
Zu ihr, der Heißgeliebten, hin.«
Bald zog ich jubelnd auch von dannen,
Durch Fluren und durch Wälder hin,
Mein Herz verhöhnte selbst die Tannen
In ihrem ewgen Hoffnungsgrün.
Und endlich kehrt' ich heim ins Städtchen
Erblickte meines Liebchens Haus;
»Bald bin ich dein, mein herzig Mädchen,
Und ruh' in deinen Armen aus!« -
Da stand ich nun in ihrem Stübchen
Nach einem langen, langen Jahr,
Da sah ich nun das schöne Liebchen
So wunderschön, wie sonst sie war.
Es glühte noch der Augen Feuer,
Es glänzte noch das schwarze Haar,
Noch schien ich ihrem Herzen teuer
Und alles so, wie's früher war.
Das Liebchen vor und nach der Reise,
Sie glichen sich bis auf ein Haar,
Nur daß sie jetzt zufäll'gerweise
Die Braut von einem andern war.
Sonst wär' auch alles mir geblieben,
Drum ward, woran mein Herz geglaubt,
Und all sein Hoffen, all sein Lieben
Verändrungshalber mir geraubt.
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Anna von Gottberg
(1826-1919)
Ich sah
den Himmel glänzen
Ich sah den Himmel glänzen
Im klaren Silberbach,
Wie ward nach ihm die Sehnsucht
In meinem Herzen wach!
Ich sah den Himmel wieder
Im Auge dein so süß
Da wähnt ich zu erblicken
Das ganze
Paradies.
Doch seit du mich gelehret
Der Liebe Leid und Lust,
Da trage ich den Himmel
In meiner eig'nen Brust.
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Felix Grafe (1888-1942)
So kam es,
sieh: daß sich kein Weg mehr weist,
daß ich nun um verlorne Gärten klage -
o du: wie um des Herbstes bunte Tage
das Lächeln einer neuen Sehnsucht kreist -
In alten Worten schmied' ich neues Wissen
und deine Hände sind mein
Paradies -
war dies der Sinn: was ich am Wege ließ,
zeigt nun den Weg aus alten Finsternissen.
In deinen Händen liegt das Leid gebunden,
an deinem Mund beschlossen schläft die Lust,
ein Neues aber schläft in deinem Schoß
Daß du verstummt die Hände falten mußt -
auf tausend Wegen und aus tausend Wunden
mit gläubiger Seele sprichst. Gott, Du bist groß -
_____
Theresa Gröhe (Ps. T. Resa)
(1853-1929)
Erinnerung
Erinnerung! holde Blüte, die kein Frost
Vom Baum des Lebens tückisch streifen kann,
Goldklarer Wein, aus wildem jungen Most! -
Als Gott der Herr den Menschen zürnend stieß
Aus Eden in der Erde dunklen Bann,
Gab er uns dich! - du einz'ges
Paradies,
Daraus kein Cherub uns vertreiben kann.
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Adolf Hain (1825-1854)
Die drei Saiten
Es sind drei zarte, wundervolle Saiten,
Die lieblich klingen in des Menschen Brust:
Wenn ihre Töne ihn durch's Leben leiten,
Lacht Freude nur und hohe Wonn' und Lust!
Ist eine von den Saiten erst zersprungen,
Du armer Erdensohn! in deinem Herz:
Dann sind die andern beiden auch verklungen,
Dann hauchen klagend sie nur Weh und Schmerz!
Die erste Saite regt der reine Glaube,
Der Glaube an den Vater in der Höh':
Die Unschuld hört den Laut, die weiße Taube,
Oft klingen in des Lebens Freud' und Weh!
Die zweite Saite schlägt die holde Liebe,
Die Liebe: ach! wie ist der Klang so süß!
Er weckt in uns die seligsten der Triebe,
Es wandelt sich die Erd' in's
Paradies!
Die Hoffnung rührt die dritte Zaubersaite
Mit wehmuthsvollem, lindem Lenzeswehn:
Das Auge schauet in die blaue Weite
Und spricht: Da werden wir uns wiedersehn!
Wenn die drei Saiten leis zusammenklingen
In stäter ungetrübter Harmonie,
Dann ist es, als ob Gottes Engel singen
Der Himmelskönigin und preisen sie.
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Mein Leben wird in deiner Liebe münden
Nun sind wir vor des neuen Jahres schwarzem Wall
hilflos allein gelassen. Tut kein Tor sich auf?
Führt uns kein Stern zu Bethlehems verklärtem Stall!
Wo landet dieses zweifelhaften Flusses Litaneienlauf?
Geht jemals auf entrückten Gipfeln Geist
vom Geiste grenzenloser Ewigkeit mit mir?
Bleibt Frühling hoffnungsleer und Winter traumverwaist
und Tag und Nacht brüllt der vergessene Opferstier?
Doch wem ein Gott ein ganzes Glück vergönnte
- und sei's nach tausend Jahren Jammers -, diesem ließ
in dir sein Evangelium er verkünden.
Wo anders als in deiner Liebe könnte
mein Leben landen! Und im
Paradies
der Unverwelklichkeit mit deiner Liebe münden!
_____
Lied
Sie lacht mir ... sie lacht mir,
den Abschied zu verschönen,
und macht mir ... und macht mir
das Herz schwer wie nie.
Wohin geht sie ... wohin geht sie?
Ich weiß es allzu gut.
Und mich Klagenden verhöhnen
die dunklen Blicke ihrer eigenen Melancholie.
Glück erwacht nie ... Glück erwacht nie?
Ewigkeiten gingen, seit ich glücklich war.
Ihr allein, ihr allein
dank' ich, daß auch ich von
Paradiesen weiß!
Bist du mein? Du bist mein!
Frag ich, wo du warst, wenn ich dich glücklich schau?
Du trittst ein, du trittst ein,
und die Stube schaukelt wie ein Stern am Himmelsbaum.
_____
Friedrich Hölderlin
(1770-1843)
Liebe wallt durch Ozeane,
Durch der dürren Wüste Sand,
Blutet an der Schlachtenfahne,
Steigt hinab ins Totenland!
Liebe trümmert Felsen nieder,
Zaubert
Paradiese hin,
Schaffet Erd und Himmel wieder
Göttlich, wie im Anbeginn.
_____
Klabund (Alfred Henschke)
(1890-1928)
Ich danke Gott mit Macht aus tiefstem Herzen,
Daß er dich mir geschenkt ein göttlich Jahr.
Der Mutter dank ich, welche dich gebar.
Den Schwestern im Spital, die mit den Kerzen
Am Sarge gingen. Und die mir dein Haar
Mit kleiner Schere abgetrennt. Den Schmerzen
Des Hundes Ri. Dem Priestergreis, der erzen
An deinem offnen Grab errichtet war.
Und sollt' ich hundert Jahre Qual erleiden,
In denen stündlich ich dich neu verlöre:
Einmal war doch das
Paradies uns beiden!
Einmal erbrausten Harf- und Zymbelchöre!
Und muß ich einst von dieser Erde scheiden,
Spring lachend ich in Charons Fährenföhre.
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Der Gefangene
Weckt mich nicht aus meinen Träumen,
Ach! der Schlummer ist so süß!
Und in goldgewirkten Säumen
Wogt und webt mein
Paradies.
Was ich weiß, - ich will's nicht wissen,
Was ich glaub', ist Seligkeit,
Und die Täuschung zu vermissen
Wär' mein tiefstes Herzeleid.
Nicht den Augen will ich trauen,
Dämmerlicht ist wundersüß;
Nicht in's Helle mag ich schauen:
Laßt mich still im Burgverließ.
Goldumsponnene Gitterstäbe
Schmücken meine Kerkerwand,
An dem Fenster schmiegt die Rebe
Sich hinauf zum Dachesrand.
Seht! so sitz' ich hier im Dunkeln,
Selbst den Himmel schau' ich nicht;
Aber Sterne seh' ich funkeln,
Und ich fühle Glanz und Licht.
Wenn sich meine Augen schließen,
Seh' ich nur ihr sanftes Bild;
Duft und Dämmerung umfließen
Meine Seele warm und mild.
_____
Nikolaus Lenau (1802-1850)
Nie zurück!
Als der Cherub aus dem
Paradies
Ihn und seine Klagen streng verwies,
Weinte Adam noch am Gartensaume
Still zurück nach seinem schönen Traume,
Und durch einen weichen Morgenwind
Sandten Rosen ihm erbarmungslind
Duftend ihre süßen Scheideküsse,
Paradiesesvögel lezte Grüße.
Wie er trauernd an der Gränze stand,
Wie er tief das "Nie zurück!" empfand,
Mich durchdrangen alle seine Leiden,
Als ich mußt' auf immer von dir scheiden.
Mir auch ward zum milden Scheidegruß
Deiner Lippenrosen noch ein Kuß,
Und wie Edens Vögel ihn gesungen,
Kam dein Lebewohl, mir nachgeklungen.
_____
Du, schöne Stunde, warst mir hold, so hold, wie keine noch,
Ich seh' dein Angesicht erglüh'n im Rosenscheine noch;
So sah den Engel Gottes einst mit Wangen freudenroth
Im
Paradiese lächelnd nah'n der Mensch, der reine noch.
Du kamst mit ihr und flohst mir ihr, und seit ich euch verlor,
Versehnt' ich manchen trüben Tag in jenem Haine noch,
Und fragte weinend mein Geschick: "bewahrst in deinem Schatz
So holde Stunde du für mich nicht eine, eine noch?"
Dort mocht' ich lauschen spät und früh: wohl flüsterts im Gezweig',
Doch immer schweigt noch mein Geschick - ich lausch'
und weine noch.
_____
Erinnerung
Einst gingen wir auf einer Bergeswiese,
Tief athmend tranken wir die Blumenseelen,
Das Bächlein kam herab, uns zu erzählen
Den unvergessnen Traum vom
Paradiese.
Wir sahn das Abendroth die Gipfel färben,
Es war ein Spiel vom schönsten Alpenlichte,
Doch wandt' ich mich nach deinem Angesichte,
Das strahlte mir wie Liebe ohne Sterben.
Bald war den Bergen ihre Glut entschwunden,
Und wird vielleicht so schön nie wieder kommen;
Auch deinem Antlitz war der Strahl genommen,
Ich sah ihn nicht in allen spätern Stunden.
Hat mich vielleicht in deinen Zaubermienen
Der Widerschein der Sonne nur geblendet?
Auch dann ein Strahl der Liebe, die nicht endet,
Doch besser wär's, er hätte nicht geschienen.
_____
Frage
Mir hat noch deine Stimme nicht geklungen,
Ich sah nur erst dein holdes Angesicht;
Doch hat der Strom der Schönheit mich bezwungen,
Der hell von dir in meine Seele bricht.
In's Tiefste ist er mächtig mir gedrungen,
Was dort bis nun gelebt, nun lebt es nicht,
Süß sterbend ward es von der Fluth verschlungen.
Das ist der Liebe himmlisches Gericht!
O daß mein kühnes Hoffen, banges Zagen,
Ein milder Spruch aus deinem Munde grüßte!
Die Wellen, die so laut mein Herz durchschlagen,
Wohin doch werden sie die Seele tragen?
An der Erhörung
Paradiesesküste?
In der Verstoßung trauervolle Wüste?
_____
Karoline Leonhardt
(1811-1899)
Bitte, Bitte!
Bitte, bitte, öffne Du
Deine lieben Augenlider,
Lang' ist noch die Nacht zur Ruh',
Sieh'st mich ja so bald nicht wieder.
Bitte, bitte, noch einmal
Laß mich ruhn an Deinem Herzen,
Da vergeß' ich jede Qual,
Süß sind selbst der Trennung Schmerzen.
Bitte, bitte, nenne mich
Mit gewohnten Liebestönen!
Ewig ruf' ich Dich, nur Dich,
Ach, mit Hoffnung und mit Sehnen!
Bitte, bitte, schmeichle süß
Noch einmal dem kranken Kinde,
Daß ich all' mein
Paradies
Heut' noch einzig in Dir finde!
Und nun schlaf' ich selig ein,
Um im Traume Dich zu sehen.
Laß Dein Herz stets bei mir seyn,
Bald mich wieder mit Dir gehen!
Hier wie dort, stets Dich, nur Dich!
Dir nur will ich angehören!
Leise, leiser küsse mich,
Meinen Schlummer nicht zu stören!
Bitte, bitte! Bitte, bitte!
_____
Detlev von Liliencron
(1844-1909)
Persisches Liebeslied
Deine dunklen Augenbrauen
Sind zwei sanfte Pfortenbogen;
Eines lichtwechselnden Gartens Eingang
Haben sie zierlich überzogen.
Aber viel schwarze Wimpernspeere,
Die rings ihn, ein reizender Wall, umschmücken,
Setzen sich trotzig gradaus mir entgegen,
Trag ich Verlangen, dort Rosen zu pflücken.
Heut, als meine Liebe glühte,
Ließest du mich nicht länger warten,
Und durch die sanften Bogenpforten
Fand ich den Weg in den Märchengarten.
Die Stunde war still, die Menschen gingen
Vorüber und konnten uns nicht entdecken;
Wir saßen vom Fenster weitab in der Halle,
Sie konnten so hoch nicht die Hälse recken.
Und ungestört, eine selige Stunde,
Durft ich im
Paradiese weilen
Und Rosen pflücken, so viel ich wollte;
Ich glaube, wir pflückten zu gleichen Teilen.
Inzwischen sanken die Wimpernspeere
Wie Fahnen, besiegt auf erstürmtem Hügel,
Und lagen geschlossen in süßer Ermüdung,
Wie des ermatteten Schmetterlings Flügel.
_____
Ernst Wilhelm Lotz
(1890-1914)
Verzaubert
Blau auf den Hügeln
Sind Lichter entfacht.
Auf seidenen Flügeln
Segelt die Nacht.
Wir stehen allein
Und unerkannt
Im Flimmerschein
Am Höhenrand.
Und sprechen nicht.
Und leben kaum.
Und sind ein Licht
In einem Traum.
Still über der Wiese
Schwebt der Stern
Vom
Paradiese. -
Wir sehen ihn gern.
_____
Alfred Meißner (1822-1885)
Frei und heilig
Wie ein Märchen spinnt die Lust
Mich in ihre goldnen Fäden -
Stürze warm an meine Brust,
Du mein Traum aus fernem Eden!
Du bist mein, und daß du's bist,
Ahnt kein Herz im Weltgetriebe,
Ohne Schwur und Fessel ist
Frei und heilig unsre Liebe!
Frei und heilig! wunderbar
Küßt dies Wort die Seele offen -
So hat einst das erste Paar
Sich im
Paradies getroffen.
Ohne Schwur und Fessel mein,
Mein nur durch der Geister Walten,
Und so mein' ich, daß ich rein
Dich aus Gottes Hand erhalten.
_____
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Wo bist du...
Wo bist du, süße Blume meiner Tage?
Ich strecke müde, glückverlangende Hände
nach deinem holden Kelche aus?
Wo bist du -
daß ich das keusche, sammetweiche Haupt
dir küsse?
Wo bist du -
daß der Falter meiner Seele
an deiner Blüte Staub
sich neu vergolde?
Ich dürste, hungere nach deinem Duft!
Wo birgst du deine Schönheit?
Welcher Garten des
Paradieses
umfriedet deine Pracht?
Wo bist du - bist du -
süße Blume meiner Tage?
_____
Anton Noder (Ps. A. de Nora)
(1864-1936)
Nicht Jene, die Euch schmeicheln wenn Ihr hold
Und heiß und jung seid und mit vollen Brüsten
Euch hingebt ihrer Lust und ihren Lüsten -
Nicht Jene sind es, die Ihr lieben sollt!
Wer Euch die wahre Frauenehre zollt
Und dem sich Eure Herzen neigen müßten,
Der liebt auch Lippen, die ihn niemals küßten,
Und küßt auch Hände, die er nie gewollt.
Und hält Euch heilig, ob Ihr alt, ob jung,
Schlecht oder gut seid, Weise oder Toren,
Als weibgewordene Erinnerung
Des
Paradieses, das wir einst verloren,
Und das uns Einmal wenigstens im Leben
Durch Eure Liebe wird zurückgegeben.
_____
Louise Otto (1819-1895)
Mir ist so froh, mir ist so leicht zu Sinnen,
Und doch trennt uns des strengen Kerkers Gitter,
Und zeigt mir ganz, wie das Geschick so bitter,
Das mich nach kurzem Gruße treibt von hinnen.
Das ist die Macht im selig süßem Minnen,
Wie es mit Dir mich eint, mein holder Ritter!
Da wird der Schmerz zum fliehenden Gewitter
Von dem die Fluren Segen nur gewinnen!
Der Himmel über uns er bleibt uns offen,
Die Sonne bleibt in ihrem Glanze thronen,
Und Märzenluft, die kündet Frühlingszeit!
Drum laß nicht ab vom Gottvertraun und Hoffen:
Der Liebe schönste
Paradieseszonen
Erwarten uns noch so viel Qual und Leid!
_____
Betty Paoli (1814-1894)
Rückblick
Nein! begreifen kann und fassen
Ich den eig'nen Wahnsinn nicht!
Warum hab' ich dich verlassen,
Meiner Seele Luft und Licht?
Strahlten deine Augensterne
Mich nicht an, voll milder Pracht?
Warum zog ich in die Ferne,
In die kalte, finst're Nacht?
Als das Schicksal uns're beiden
Herzen sich begegnen ließ,
War's, als ob mit ernsten Eiden
Es den Himmel uns verhieß.
Warum habe ich, verblendet
Wählend Schmerz und Finsterniß,
Frevelnd mich von dir gewendet
Dem ersehnten
Paradies,
Um, wo gift'ge Pfeile schwirren,
Um auf wild empörtem Meer,
Qualvoll, ruhelos zu irren
Ein verfluchter Ahasver!
_____
Ernst Rauscher (1834-1919)
O laß uns lieben immerfort!
Was And're sagen, o beacht' es nicht,
Die herzensarm und siech.
Es bleibt ja doch das schönste Wort,
Wenn eine Seele zu der andern spricht:
Ich liebe dich!
Der Glaube ging, die Hoffnung floh -
Es zagt die Kraft, der Ruhm ist ungewiß;
Und heiß der Sehnsucht Glut!
O bleibe, Herz, der Liebe froh,
Sie blieb uns vom verlor'nen
Paradies'
Als einzig Gut!
_____
Anton Renk (1871-1906)
Siehe, aus dem Sündenland
Komm' ich krank und ohne Willen,
Und du willst die Sehnsucht stillen,
Und du reichst mir deine Hand?
Ohne Vorwurf gehst du mit
Auf des Lebens harter Reise,
Drückst die Hand mir leise, leise,
Wenn ermatten will der Schritt!
Jeder fände zu dem Glück,
Wenn die gute Hand ihn wiese,
Zum verlornen
Paradiese
Seiner Kindlichkeit zurück.
Gut und lieb und unschuldrein
Bist du zu mir hingetreten,
Wie die Kinder muß ich beten:
"Heiliges Schutzengelein".
_____
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Stimmungsbilder
Hoch dort am Berge saß ich
im letzten Abendstrahl,
und doch zu schaun vergaß ich
das ausgespannte Tal.
Sah nicht die schattgen Wälder
im rötlich hellen Glanz,
sah nicht der reichen Felder
so farbenreichen Kranz
und Haine, frischbelaubte,
nicht sah ich Flur und Au -
sah nicht ob meinem Haupte
den Himmel duftig blau,
denn aus zwei Augen winkte
ein Himmel mir - so süß .....
aus diesem Himmel blinkte
das wahre
Paradies.
_____
Das
Paradies
Wenn nach seinem Sündenfalle
aus der Wonne
Paradies,
daß der Mensch in Sorgen walle,
zürnend ihn ein Gott verstieß -
Wenn er ihn zum Leid erkoren
und zu Sorgen und Gefahr,
wenn der Menschheit das verloren,
was ihr einstens Segnung war,
so, daß will zurück er kehren
zu dem
Paradies, daß ihm
muß den Eintritt streng verwehren
mit dem Schwert ein Cherubim, -
wenn ans Erdenlos gebunden
alle sind - ich ganz allein
hab den Weg zurück gefunden,
und das
Paradies ist mein!
Ohne Trug! Denn nicht genügt es
mir als Bild der Phantasie,
nein in deinen Augen liegt es
wunderlieblich, Valerie!
Nein auf deinen Lippen glüht es,
wonnig herrlich unentweiht,
und durch meine Seele zieht es
nun mit Himmelsseligkeit.
Es ist mein mit seinen Wonnen,
mein mit seinem ganzen Glück,
und der Glanz der Erdensonnen
blendet nicht mehr meinen Blick.
Er erhebt sich frei mit Klarheit
zu dem deinen, denn ihm fließt
jenes Licht, das reine Wahrheit,
jenes Licht, des Leben ist.
Er entschwebt dem Erdenballe
wonnetrunken - und du rufst
ihn ins Reich der Ideale,
das du liebend ihm erschufst.
Vally, du hast mir erschlossen
wahrlich ein Elysium,
wie's die Götter nie genossen
im beglückten Altertum.
Ein durchglänztes beßres Eden,
heller, schöner noch als dies,
das in gleichnisvollen Reden
der von Nazareth verhieß ...
Wenn ein Gott mich nun vertriebe,
mir mißgönnend solches Glück -
immer führte deine Liebe
mich ins
Paradies zurück.
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Ein
Paradies, ein verlorenes,
Liegt rückwärts in der Vergangenheit,
Und ein wiedergeborenes
Liegt vorwärts in der Zukunft weit.
Immer rückwärts nach jenem blickt
Und Blicke vorwärts nach diesem schickt
Wehmut und Sehnsucht, dein Wegegeleit,
O Herz, durch die Spanne der öden Zeit.
_____
Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.
Was ist die Welt und ihre Lust?
Ich will sie gern versäumen.
Was ist des
Paradieses Lust
Mit grünen Lebensbäumen?
Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.
Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.
Ich neide keines Sternes Lust
In kalten Himmelsräumen.
Was ist die Welt und ihre Lust?
Ich will sie gern versäumen.
Ich wohn' in meiner Liebsten Brust,
In ihren stillen Träumen.
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Sagt mir nichts vom
Paradiese,
Es ist mir zu weit;
Vorgezogen hab' ich diese
Eng're Seligkeit.
Sagt mir nichts vom
Paradiese,
Es liegt mir zu weit;
Vorgezogen hab' ich diese
Näh're Seligkeit.
Meiner Liebsten Kammer, diese
Nahe Seligkeit,
Liegt mit ihrem
Paradiese
Nachts mir nicht zu weit.
Meine Liebsten Kammer, diese
Enge Seligkeit,
Schließt für mich neun
Paradiese
In sich, himmlisch weit.
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Weil ich dich nicht legen kann
Unter Schloß und Riegel;
Dir zum Abschied leg' ich an
Diese sieben Siegel.
Küsse sollen Siegel sein,
Einer auf die Lippe,
Daß am Nektarkelche kein
Honigdieb mir nippe!
Dieses Siegel auf die Brust,
Auf den Nacken dieses;
Fremder Wunsch sei fern der Lust
Meines
Paradieses!
Zweie noch auf Wang' und Wang',
Und auf Aug' und Auge;
Daß kein Mund danach verlang'
Und kein Blick hier sauge!
Liebes Kind, um deine Schuld
Trag die Siegel in Geduld!
Morgen wollen wir die bösen
Sieben Siegel wieder lösen.
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Hugo Salus (1866-1929)
Das Tor der Träume
In sanften Angeln geht das Tor der Träume;
Mit Fingern eines Blinden tastest du
Dem leichten Riegel an dem Tore zu
Durch lange Gänge und durch weite Räume.
Im offnen Tor der Wunder und der Träume
Wird leicht dein Fuß, als trüg' er Flügelschuh',
Und auf beglückten Sohlen wandelst du,
Verwirrt und klar, im Schatten heiliger Bäume.
Der Garten winkt; das
Paradies! Und hier -
Eva, bist du's? Mein Wunsch, mein Traum, mein Glück,
Im schlanken Ebenmaß der jungen Glieder? -
"Ich bin's!" - Ein Wirbelsturm reißt dich zu ihr
Und hebt dich hoch und schleudert dich zurück, -
Und vor dem Tor der Träume sinkst du nieder!
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Karl Stamm (1890-1919)
. . . . War dies das
Paradies?
Dass ewig ein Erwachen folgen muss!
Tod-Asche blieb von deinem Feuerkuss.
Fremd schaut dein Blick, der Sonne mir verhiess.
Sieh nicht nach mir, den eben Gott verstiess.
Aus diesem Feuerwein Gott selber schreit.
Ich bin ein Trunkner ohne Trunkenheit,
ich bin der Becher, den der Wein verliess.
Du aber wühlst dich los aus deinen Linnen,
umfängst mich heisser, küssest wie von Sinnen
und fühlst mich, enggeklammert, dir entrinnen.
Wir schliessen fester unsre kalten Hände.
Doch wie wir harren stumm auf Weg und Wende:
das
Paradies verdämmert zur Legende.
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Karl Stieler (1842-1885)
Einem Kinde
Als du dein Herz, dein Herz voll Freude,
Gelehnt an meine Brust voll Weh',
Da tauten Lenzgedanken wieder
Mir auf wie Blumen unterm Schnee.
Hell fiel dein Haar auf meine Schulter
Und lang hast du mich angeseh'n
Mit Augen, tief und jugendinnig,
Als frügst du mich, was mir gescheh'n?
O, frage nicht! – Wie du, so blickte
Die Liebe einst, die mich verließ.
Aus deinen sel'gen Kinderaugen
Schaut mein verlor'nes
Paradies.
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Moritz Graf von Strachwitz
(1822-1847)
Vorüber
Im Dorfe gellt des Wächters Ruf,
Ich fahre durch die schwüle Nacht,
Den sprühenden Kiesel haut der Huf,
Die dampfende Achse stöhnt und kracht.
Ich fahr' an meiner Dame Schloß
Vorüber in die Weite trüb.
Ich darf nicht sagen: "Steh, mein Roß!"
Und nicht: "Gut Nacht, mein süßes Lieb!"
Du träumst, o Herrin! - träume süß
Und träume uns ein beß'res Glück!
Ein Traum nur ist das
Paradies
Und jeder sel'ge Augenblick.
Du träumst, o Herrin, - träume hold!
Und breche nicht des Schlummers Kraft
Der Wagen, der vorüberrollt
Mit mir und meiner Leidenschaft!
Nicht störe dich mein Auge wild,
Das brennend durch die Nächte sprüht!
Nicht fließe in dein Traumgebild
Das wohllautlose Klagelied!
Nicht störe dich mein tobend Herz,
Das ich im Busen halte kaum:
Nicht würdig ist des Sünders Schmerz,
Zu stören einen Engelstraum.
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Viktor von Strauß und Torney
(1809-1899)
Blumenbotschaft
Das Blümchen, das wir Beide lieben,
Lag auf den Lettern, die du schriebst,
Ich las in ihm als wär's geschrieben:
Dein harrt die Holde, die du liebst.
So legte sonst ein guter Engel
Dem Mönche, der das Jahr entschlief,
Im Chorstuhl einen Lilienstengel
Am Advent hin, der ihn berief.
Der Fromme, der sich im Gemüthe
Der höchsten Liebe treu erwies,
Schwang froh die unverwelkte Blüthe
Zum Zeugniß bald am
Paradies.
Dein Blümchen war verwelkt, vergangen,
Doch frisch das Zeugniß, das er wies,
Und sel'ge Botschaft ist ergangen,
Es ruft auch mich in's
Paradies.
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Heinrich Vogeler (1872-1942)
Von dem Berge, durch die niedern Föhren
Stieg ich langsam, Abenddämmerschein
Grauer Winter war's, hoch über Nebelwogen,
Die von unten aus dem Thal herzogen,
Tönte rauh der Wildgans grelles Schrein.
Hinter winterkahlen Lindenhecken
Lag als wollten sie es schützend decken,
Still das weisse, rotbedachte Haus.
Träumend staunen in den alten Garten, -
Wollen sie ein Wunder stumm erwarten? -
Fenster, heimlich blinkende, hinaus.
Müde flüchtend aus den lauten Wogen
Hat es sehnend heimwärts mich gezogen.
Und das Leben, das ich gerne liess,
Tausch ich nun mit trautem
Paradies.
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Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
O du vom Lebensbaum ein Reis,
Das mir der Herr gesendet,
Nun hat mein Mühen schwer und heiß
Wie lieblich sich geendet!
Mein
Paradiesesreis, das will
Nun wurzeln mir im Garten!
Wohlan, so will ich lieb und still
Dich hegen, pflegen, warten;
Und ruhen will ich dann und wann
In deines Schattens Räumen,
Und mich aus dieser Erde Bann
Zurück nach Eden träumen.
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Frank Wedekind (1864-1918)
Alte Liebe
Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,
Verstehn das Wort, so traut und süß?
Es schließet in sich eine Welt von Wonne,
Es birgt in sich ein ganzes
Paradies.
Ich hab dich lieb, so tönt es mir entgegen,
Wenn morgens ich zu neuem Sein erwacht;
Und wenn am Abend tausend Sterne funkeln,
Ich hab dich lieb, so klingt die Nacht.
Du bist mir fern, ich will darob nicht klagen,
Dich hegen in des Herzens heil'gem Schrein.
Kling fort, mein Lied! Jauchz auf, beglückte Seele!
Ich hab dich lieb, und nie wird's anders sein.
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Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Liebeslied
Küsse mich - küß mich lang und heiß,
Bis dies Herz, dies wild erregte,
Dies von Sorgen dumpf bewegte,
Wie von Lethes Fluten trunken
Tief in deinen Schoß gesunken,
Nichts von Qual und Sorgen weiß -
Küß mich lang - küß mich heiß!
Küsse mich - küß mich lang und süß;
Aus der Ruh', die du gegeben,
Wecke wieder mich zum Leben,
Daß ich wachend, Stund' auf Stunde,
Leben trinke dir vom Munde,
Du mein
Erdenparadies -
Küß mich lang - küß mich süß!
Küsse mich - küß mich immerdar,
Daß, wie Lipp' auf Lippe schließet,
Dasein ganz in Dasein fließet,
Ewigkeit den Bund uns segne,
Kein Verlieren uns begegne -
Nimmer Trennung - nimmerdar -
Küß mich immerdar.
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Cäcilie Zeller (1800-1876)
Liebesruhe
Dir!
Ach, wie lieblich ist die ew'ge Liebe,
Überschwenglich tief und still!
Wer doch immer, immer stille bliebe
In der sel'gen Liebesfüll'!
Du, mein Leben, ach, wie süß
Ist der Liebe
Paradies!
Droben, wie die lichten Morgensterne,
Wohnt die Lieb' in Himmelshöhn,
Taucht den Siegesstrahl in jede Ferne,
Kann im Dunkeln helle sehn.
Wie mein Sehnen dich umfängt,
Sich in deine Seele senkt!
Seit ich mich zu dir daheim gefunden
In dem ew'gen Liebesbund,
Ist auch Kampf und Unruh' überwunden
Und der Friede gibt sich kund.
Zieh' nur immer fern von mir -
Ewig bleib' ich doch bei dir!
Droben aus der ew'gen Lebensquelle
Nur ein Tropfen du und ich!
Nur ein Liebesfunke, eine Welle
Sind wir Beide seliglich!
Du "verschmolz'ne Seele", du,
Welche süße Heimatruh'!
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