Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Rose
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Bedörnte
Rosen
Rosen blühn auff deinen Wangen /
Liljen führt die Stirne mit;
Aber den / der nahe tritt /
Stechen Dornen / Bienen / Schlangen.
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Rost von
Rosen
Roselinde gab Silvandern eine
Rose voller Scham /
Daß der zarten
Rosen Farbe selbst auff ihre Wangen kam:
Er mit Seuffzen sprach dargegen: Ach / könt ich das Glück erheben /
Daß die
Rose / die mir
Rosen giebet / mir sich wolte geben!
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Johann von Besser
(1654-1729)
An die auff Doris brust verwelckte
rose
Wie hastu
rose / voller pracht /
Auff Doris brust zu sterben wissen?
Hat dich ihr schnee beschämt gemacht /
Daß du davor erbleichen müssen?
Ja freylich blumen-königin /
Dein purpur weichet dem jeßmin /
Den dieser schöne kreiß läst spüren.
Doch sorge nicht ob dem verlust /
Du stirbst auff meiner Doris brust /
Du solst dadurch gar nichts verlieren,
Ich werde nun dein welckes blat /
In meynung Doris brust zu küssen /
An meinen mund zu drücken wissen /
Und wünschen / daß an deiner statt
Ich für dich hätte sterben müssen.
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Andreas Gryphius
(1616-1664)
An Eugenien
Was wundert ihr euch noch, ihr
rose der jungfrauen!
Dass dieses spiel der zeit, die
ros', in eurer hand,
Die alle
rosen trotzt, so unversehns verschwand?
Eugenie! so gehts, so schwindet, was wir schauen.
So bald des todes sens wird diesen leib abhauen,
Schau't man den hals, die stirn, die augen, dieses pfand
Der liebe, diese brust in nicht zu reinstem sand,
Und dem, der euch mit lieb itzt ehrt, wird für euch grauen.
Der seufftzer ist umsonst, nichts ist, das auf der welt,
Wie schön es immer sey, bestand und farbe hält.
Wir sind von mutterleib zum untergang erkohren.
Mag auch an schönheit was der
rosen gleiche seyn,
Doch ehe sie recht blüht, verwelckt und fält sie ein;
Nicht anders gehn wir fort, so bald wir sind geboren.
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Johann Christian Günther
(1695-1723)
ROSEN sind der Schönheit Bild;
Wenn du sie gebrauchen wilt,
So versäume nicht die Zeit
Ihrer Unbeständigkeit.
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SCHERZHAFTE GEDANCKEN ÜBER DIE
ROSEN
AN
Rosen such ich mein Vergnügen,
An
Rosen, die die Herzen ziehn,
An
Rosen, die den Frost besiegen
Und hier das ganze Jahr durch blühn,
An
Rosen, die wir bey den Linden,
Sonst nirgends leicht so reizend finden.
Man lobt die bräunlichen Violen,
Sie sind auch ihres Lobes werth;
Doch weil sie nur die Kinder holen,
So bin ich nicht vor sie erklärt
Und wehle mir die holden Strahlen,
Womit die vollen
Rosen prahlen.
Erhebt mir nicht die Kaysercronen,
Die sonder Kraft und Balsam sind;
Entfernt euch mit den Anemonen,
Ihr Nahm und Ruhm ist nichts als Wind;
Narcissen sind im besten Lande
Ein Abriß von dem Unbestande.
Die
Rose trägt das Blut der Götter
Und ist der Blumen Königin,
Ihr Antliz sticht das schönste Wetter
Und selbst Aurorens Wangen hin,
Sie ist ein Stern der milden Erden
Und kan von nichts verfinstert werden.
Die
Ros erquickt die blöden Sinnen
Und hat das beste Zuckerrohr;
Ihr göldner Umfang bricht von innen
So wie die Sonn aus Nacht hervor;
Die
Rose nährt die süßen Triebe
Und reizt die Liebe selbst zur Liebe.
Mit
Rosen schmück ich Haupt und Haare,
Die
Rosen tauch ich in den Wein,
Die
Rose soll vor meine Jahre
Die allerbeste Stärckung seyn,
Die
Rose zieret meine Flöthen
Und crönt mich mächtigen Poeten.
Auf
Rosen mach ich gute Reime,
Auf
Rosen schläfet meine Brust,
Auf
Rosen hab ich sanfte Träume
Von still- und warm- und weicher Lust,
Und wenn ich einst von hinnen fahre,
So wüntsch ich
Rosen auf die Baare.
O dörft ich nur bey einer
Rose
Wie Bienen Honig naschen gehn!
Ich ließe warlich unserm Bose
Den schön- und theuren Garthen stehn
Und wollt es mir bald angewöhnen,
Mich nie nach fremder Kost zu sehnen.
Mit dieser
Rose will ich scherzen,
Und hier erschröckt mich nicht der Dorn;
Denn bey verliebt- und schönen Herzen
Ergözt uns oft ein kleiner Zorn,
Und so viel Anmuth abzubrechen,
Verachtet man ein kurzes Stechen.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Abbildung der Liebe
Der liebe
rosen-blat hat dörner zu gefehrten /
Aus welchen nach der lust der unlust früchte blühn;
Sie hebt ihr haupt empor / als wie auf zauber-gerten /
Und kan durch einen blick uns ins gehäge ziehn.
Dann stöst der freyheit schiff an ungeheure klippen /
Es bleibt / eh wirs vermeint / auff einer sandbanck stehn /
Und lacht kein trost uns an von
rosen-lichten lippen /
So heists: O himmel hilff! wir müssen hier vergehn.
Da stimmt das herze an: verlasse mich o liebe!
Dann heists: Entfernet euch / die ihr ans lieben denckt /
Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel trübe /
Nichts ist / was unsre brust mehr als die liebe kränckt.
Doch / sind die dornen weg / so greifft man nach den
rosen /
Es gibt die bessre zeit uns andre sinnen ein /
Dann können wir vergnügt in den gedancken loosen /
Auff welcher seite wir am liebsten wollen seyn.
Und so verliehren wir die kurzen lebens-zeiten /
Das schiff des lebens laufft dem hafen näher zu /
Biß uns der winter pflegt in so ein land zu leiten /
Wo man der liebe baum mit erde decket zu.
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Heinrich Mühlpfort
(1639-1681)
An
Rosemund
Mein Herze /
Rosemund! ligt nun in deinen Händen /
Du kanst ihm süsse Ruh / und gleiche Qual zu senden /
Du schöne Richterin / wirst hier dein Urtheil fällen /
Und den geneigten Spruch auf Gegen-Liebe stellen.
Wer wolte /
Rosemund! nit deine Schönheit preisen /
Und deren Göttlichkeit geflissne Dienst erweisen /
Du bist die edle Blum / und kanst die andre Nympfen /
Durch deine Wunderpracht / und Anmuths-Gaben schimpfen.
Dein Name klinget mir so zärtlich in den Ohren /
Es scheint als wärest du zur Tröstung mir gebohren /
Die Geister regen sich / das Blut springt in den Röhren /
Wann ich die
Rosemund die Schönste soll verehren /
Aus deinen Augen bricht ein Blitz in lichten Gluten /
Wann meiner Augen Schein sich dämpft in trüben Fluten /
Du bist der helle Tag / ich bin im finstern Schatten /
Wie darff sich nun die Nacht mit Stern und Sonne gatten?
Doch macht die Liebe gleich / was sonst nit zuvergleichen /
Kan Sie bey deiner Zier Gewogenheit erreichen /
So bleibt die
Rosemund mein Glanz mein Licht mein Himmel /
Der nimmt den Geist von mir / wann mich verzehrt der Schimmel.
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Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Auff ihren mund
Ihr
rosen Indiens / weicht meiner liebsten munde /
Ihr balsam-blumen rühmt mir euren honig nicht /
Eur glanz und eur geschmack vergeht in einer stunde /
Ihr mund wird aber stets von neuem angericht.
Je mehr ich
rosen schau / ie schönre seh ich blühen;
Je mehr ich ihn geküst / ie süsser schmeckt der safft /
Sein purpur kan mein blut zwar aus den adern ziehen;
Ich aber geb ihm nur durch meine geister krafft:
Ach daß er Sylvia doch eher nicht verdürbe /
Als biß ich küssens satt auff seinen lippen stürbe!
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Martin Opitz (1597-1639)
Einer Jungfrawen Klage vber nahendes Alter
ACh wo ist nun die Zeit / in der man pflag zu gleichen
Der
Rosen schöner Zier mein' edele Gestalt?
Ja freylich bin ich so / nun ich bin graw vnd alt.
Eh' als der Sonnen Glantz die
Rose kan erreichen
So muß sie durch die Lufft der Nacht zuvor verbleichen /
Vnd hat nur von dem Thaw ein wenig Vnterhalt:
So netzen mich jetzt auch die Threnen mannigfalt /
Weil ich die junge Zeit nun habe lassen schleichen.
Geht dann der Morgen an / so wird die
Rose roth;
Ich werde Schamroth auch / gedenck ich an die Noth.
Doch hab' ich diesen Trost / daß gleich wie von den Winden
Die
Rose / wann der Tag sich neigt / wird abgemeit /
So werd' auch ich / weil nun mein Abend nicht ist weit /
Kan ja es hier nicht seyn / doch Ruh' im Grabe finden.
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David Schirmer
(1623-1687)
Ihre Küß-Rosen
Wer wil/ mag stehen nach den Dingen/
die biß zum blauen Wolcken gehn.
Ich lasse mich die Pracht bezwingen/
die ohne wancken kan bestehn.
ein ander rühme Blumen-Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Komm ich im Grünen früh spatziren/
so blincken mich zwar Rosen an/
Küß-Rosen aber die verführen/
weil ich sie lustig brechen kan.
Ein ander rühme Blumen-Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Der Tulipan aus fremden Landen
steht hier bey uns in grossem Werth/
wenn die Küß-Rosen seyn verhanden/
hab ich der Tulpen nie begehrt.
Ein ander rühme Blumen-Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Ein kluger Gärtner kan wol sagen:
Belobet ist der Hyazinth/
Küß-Rosen aber mehr behagen/
wenn sie von schönen Feldern sind.
Ein ander rühme dieser Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Die Sammet-Blumen seyn gepriesen/
weil ihnen keine Zier gebricht.
Küß-Rosen von den Wangen-Wiesen
verachte warlich keiner nicht.
Ein ander rühme dieser Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Die Lilie wird belobt genennet
von dem/ der sie recht brauchen kan.
Wer aber die Küß-Rosen kennet/
setzt Liljen-Schnee-Geruch hindan.
Ein ander rühme dieser Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Man hebt das Silber der Narcissen
hier von der Erden Himmel-an:
Küß-Rosen an den Mundes-Flüssen
behalten doch die Lobes-Fahn.
Ein ander rühme dieser Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Die Tausent-schönen liebt ein jeder/
und zeugt sie andern Blumen vor.
weiß aber nicht/ daß ihm zuwider/
Küß-Rosen steigen mehr empor.
Ein ander rühme dieser Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Thau-Perlen können früh erquicken
den gelb und halb verdorten Klee.
Kan ich auf
Rosen
Rosen pflücken/
entwehnet sich das Schmertzen-Weh.
Ein ander rühme dieser Zier/
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
Nim Blumen/
Rosen/ nim Narcissen/
nim Tulpen/ Liljen/ Tausentschön/
nim die/ die von der Sonne wissen/
nim/ die in Sammet-Kleidern stehn;
Nimm Blumen-Pracht nim alle Zier
Lieb/ die Küß-Rosen gehen für.
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Er betauert Sie
Melose
War meine
Rose/
Jtzt aber wird Sie mir zu Dornen.
Sie hat sich meiner gantz entzogen/
Und ist geflogen.
Ihr Licht gläntzt mir nicht mehr von fornen.
Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
Als sterben/
Und verderben.
Melose
War meine
Rose.
Der süsse Ruch ist gantz verschwunden.
Der Athem/ der mich oft gekühlet/
Ist nun verspielet.
Mir bleiben zum Gewinst die Wunden.
Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
Als sterben/
Und verderben.
Melose
War meine
Rose.
Das schönste Mahlwerck ihrer Farben
Ist gäntzlich von mir abgewichen/
Und fast verblichen.
Ich muß die zarte Schönheit darben.
Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
Als sterben/
Und verderben.
Melose
War meine
Rose.
Sie trug empor die reine Blüte.
Nun diese fällt/ sind meine Früchte
Mir gar zu nichte.
Mich reitzet nicht mehr ihre Güte.
Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
Als sterben/
Und verderben.
Melose
War meine
Rose.
Ach! reiften mir noch ihre Wangen!
Seit aber sich der Nord erhaben/
So seyn die Gaben
Von meinen Augen weg gegangen.
Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
Als sterben/
Und verderben.
Melose
War meine
Rose.
Melose/ Walstat meiner Freuden!
Ade/ du purpur-gleiche
Rose!
Ade/ Melose!
Ich muß nach deinem willen scheiden.
Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
Als sterben/
Und verderben.
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Jacob Schwieger (um
1630-1664)
Er fordert jhre
Rose
Lieben und geliebet
werden
ist der Jugend beste Lust.
Was ich such' auf diser Erden
Adelmuht ist deine Brust/
Adelmuht mein ander Ich!
liebe mich gleich wie ich dich.
Gieb mihr deine
keüsche
Rose/
du o meiner Liebe theil/
und der Wangen Gold-Zeitlose/
mach auch meine Schmertzen heil/
du mein außerwehltes Guht
gieb mir deiner Liebe Gluht.
Deine Lippen von
Korallen
lassen einen Honig-fluß
auf mein mattes Hertze fallen
so du mihr giebst einen Kuß.
Adelmuht dihr ist bewust
was mein Hertze sucht vor Lust.
Ach! wie offt hab'
ich empfangen
deiner Wangen Liljen Schein!
Doch die
Rose zuerlangen
bringet mehr den Hellen Pein
gieb mihr deiner Liebe-Roß
so bin ich von Schmertzen loß.
Adelmuht ach! laß
mein flehen
so ich treibe mit begihr
dihr doch eins zu Hertzen gehen
komm und stille meine Gihr!
gieb mihr doch dein
Röselein
du mein Licht und Sonnenschein.
Wo du wilt daß ich
sol leben
so mustu mit Hertz und Mund
mihr das schöne
Rößlein geben/
dann leb ich und bin gesund.
Ach! das ist die beste Lust
wann man leget Brust an Brust.
Nichtes ist auf diser
Erden
so uns mehr ergetzen kan/
als mit Lust geliebet werden/
kom und nim dich meiner an!
Adelmuht mein ander Ich/
liebe mich gleich wie ich dich.
_____
18. Jh.
-
Sophie Albrecht
(1757-1840)
Du liebest mich! -
Mir blüht die
Rose wieder
In neu erwachter Gluth;
Froh tönen mir des Haines Lieder,
Mir braus't der Sturm, mir rauscht der Elbe Fluth:
Du liebest mich! -
_____
-
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Die
Rose
an der Brust des Geliebten
Sie blühte einst an deinem lieben Herzen
So schön, und welkte schnell dahin: -
O, wär' ich sie, die Blumenköniginn!
So stürb' ich, statt in Trennungsschmerzen,
An deinem Busen, wo sie starb,
Und durch den Tod sich meinen Neid erwarb.
_____
-
Johann August von Beyer
(1732-1814)
Die
Rose
Verzieh am Hiazinthen Beete!
Geliebter Blick der Morgenröthe,
Verzieh, triff jene
Rose nicht,
Die noch bethaut der Westwind spielend wiegt.
Bereit, die Lippen aufzuschliessen,
Den frischen Balsam auszugiessen,
Lauscht sie im Schatten, den sie ziert;
Dem Mädchen gleich, das vierzehn Jahr nun wird.
Bald wird Philinde hier erscheinen,
Denn magst du Titan sie bescheiden.
Philinde pflückt sie ab, und fühlt
Den ersten Duft, und sieht ihr Ebenbild.
_____
-
Aloys Blumauer
(1755-1798)
Der Zephyr und die
Rose
Um volle
Rosenbeetchen
Schwärmt' einst zum Zeitvertreib
Ein junges Zephyrettchen,
Und suchte sich ein Weib.
Der Königin der
Rosen
Ergab der Freier sich,
Zu lieben und zu kosen
Verstand er meisterlich.
Die besten Frühlingsdüfte
Bracht' er zum Morgengruß.
Die lau'sten Sommerlüfte
Nahm er zu seinem Kuß.
Und Seufzer stahl und kräuselt'
Er hin zu ihrem Ohr,
Und ganze Tage säuselt'
Er ihr von Liebe vor.
Bald hüpft er auf dem Teiche
Und amüsirte sie,
Bald schuf er kleine Sträuche
Zu Lauben um für sie.
Der Nachtigallen Töne
Holt' er vom Wald herzu
Und lullte seine Schöne
Des Nachts damit in Ruh.
Und schlief sie nun, so wühlte
Er kühn in ihrer Brust;
Die
Rose träumt' und fühlte
Die nahe Götterlust.
Und ihre süßen Düfte
Verschlang und sammelt er,
Und trug sie durch die Lüfte
Stolzirend weit umher.
Die Morgentropfen küßte
Er ihr vom Busen früh,
Und keine Freude mißte
Bei seiner Liebe sie.
Umbuhlt von ihrem Freier,
Wähnt sie sich hochbeglückt,
Indeß die Trauungsfeier
Tag täglich näher rückt.
Den letzten Tag im Lenzen
Da ward er Mann, sie Frau;
Von Sang und Freudentänzen
Ertönte Feld und Au.
Der Ehe Sommer glühte
Zwar manchmal heiß, doch schön,
Und seine Gattin blühte
Nun noch einmal so schön.
Der Herbst kam, und was keimte
Stand nun in voller Frucht,
Das Eh'paar sprach und träumte
Von schöner
Rosenzucht.
Doch kälter war das Wehen
Des Gatten um sie her,
Auf Auen und auf Seen
Gab's keine Freude mehr.
Es rückte täglich kälter
Der Winter nun heran:
Die gute Frau ward älter
Und frostiger der Mann.
Sein Hauch, der sonst sie kühlte,
Ward nun wie schneidend Eis,
In seinem Säuseln fühlte
Sie sich dem Sturme preis.
Und sprach er nun, so nahm er
Stets beide Backen voll;
Im Sturmgeheule kam er,
Und hauste bittervoll.
Und in des Winters Arme
Fiel Reiz auf Reiz von ihr;
Im kurzen sah die Arme
Sich blätterlos und dürr.
Doch ward darum nicht milder
Des Mannes Winterhauch,
Er stürmte desto wilder
In seinen - Dornenstrauch.
_____
-
Louise Brachmann
(1777-1822)
An eine
Rose
Röslein,
Röslein,
Röslein hold,
Aus des Morgens Schooße,
Du, mir mehr, als Perl' und Gold,
Theure süße
Rose!
Giebst Du nicht das Bildniß mir
Meines holden Treuen?
Deiner heil'gen Unschuld Zier
Durft' auch er sich freuen!
Glühte nicht wie Du sein Mund
Hold in Purpurröthe,
Gab er süßen Laut mir kund,
Gleich dem Hauch der Flöte?
Dein Erröthen, sanft und rein,
Schmückte seine Wangen,
Mit der dunkeln Augen Schein
Sehnend aufgegangen.
Ach! und wie die tiefe Glut,
Die im Kelch Dir strahlet,
Hat mit meines Lieblings Blut
Sich der Grund gemalet.
Fern nun schläft im Schlachtgefild
Er in Hügels Schooße; -
Bleibe Du mir, liebstes Bild!
Theure, süße
Rose!
_____
-
Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832)
An Suleika
Dir mit Wohlgeruch zu kosen,
Deine Freuden zu erhöhn,
Knospend müssen tausend
Rosen
Erst in Gluten untergehn.
Um ein Fläschchen zu besitzen,
Das den Ruch auf ewig hält,
Schlank wie deine Fingerspitzen,
Da bedarf es einer Welt;
Einer Welt von Lebenstrieben,
Die, in ihrer Fülle Drang,
Ahndeten schon Bulbuls Lieben,
Seelerregenden Gesang.
Sollte jene Qual uns quälen,
Da sie unsre Lust vermehrt?
Hat nicht Myriaden Seelen
Timurs Herrschaft aufgezehrt?
_____
Ists möglich, daß ich, Liebchen, dich
kose,
Vernehme der göttlichen Stimme Schall!
Unmöglich scheint immer die
Rose,
Unbegreiflich die Nachtigall.
_____
Mit einem gemalten Band
Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlings-Götter
Tändelnd auf ein luftig Band.
Zephir, nimms auf deine Flügel,
Schlings um meiner Liebsten Kleid!
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit.
Sieht mit
Rosen sich umgeben,
Selbst wie eine
Rose jung.
Einen Blick, geliebtes Leben!
Und ich bin belohnt genung.
Fühle, was dies Herz empfindet,
Reiche frei mir deine Hand,
Und das Band, das uns verbindet,
Sei kein schwaches
Rosenband!
_____
-
Friedrich von Hagedorn
(1708-1754)
Die
Rose
Siehst du jene
Rose blühen,
Schönste! so erkenne dich!
Siehst du Bienen zu ihr fliehen,
Phyllis! so gedenk an mich.
Deine Blühte lockt die Triebe
Auf den Reichthum der Natur,
Und der Jugend süße Liebe
Raubt dir nichts, und nährt sich nur.
_____
-
Ludwig Christoph Heinrich
Hölty (1748-1776)
Wer die Süße
Treuer Küße
Nicht gekostet hat,
Irret, wie verloren,
Auf dem Lebenspfad,
Ist noch ungebohren.
Wer die Süße
Treuer Küße
Schon gekostet hat,
Tritt auf lauter
Rosen,
Wo sein Fuß sich naht,
Blühen lauter
Rosen.
_____
-
Christian Felix Weisse
(1726-1804)
Die
Rose
Lukas und Nanette
Lukas
Wo ist die schöne
Rose hin,
Die ich dir heute gab?
Halb aufgeblüht brach ich sie diesen Morgen ab:
Sie war des Frühlings letzte Zier,
Die schönst' am Stock, und sieh, ich gab sie dir!
Gesteh, wo ist sie hin?
Nanette
Ich traf den jungen
Damon hier:
Er fand das
Röschen schön;
Er sprach: es sey mir gleich. Wie konnt' ich widerstehn?
Er bat darum; ich gab es hin,
Doch nicht umsonst: er gab der Geberinn
Den besten Kuss dafür.
_____
19./20. Jh.
Alexis Adolphi
(1815-1874)
Frühling, duftig und schön ...
Frühling, duftig und schön,
Leuchtete über den Höh'n,
Da in schwellendem Moose
Ward geboren die
Rose.
Sommer in strahlender Glut
Trieb zum Herzen das Blut;
Mit wie süßem Gekose
Liebte ich da meine
Rose!
Bald zu kühl für den Duft
Wurde die irdische Luft;
Herbstessturm und Gekose
Welkten entblätternd die
Rose.
Winter, wie bist du nun kalt!
Herz, wie traurig und alt!
Längst in dürrem Moose
Ich begrub meine
Rose.
_____
Theodor Apel (1811-1867)
Winter
Ich stand am See, mit harten Eiscrystallen
Hatt' ihn bedeckt des rauhen Winters Wüthen,
Schneeflocken, aufgeweht vom Winde, sprühten
Vom Baum und Strauch, auf die sie leicht gefallen.
Und all mein Blut fühlt' ich zum Herzen wallen,
Ich dachte sehnend an die Zeit der Blüthen,
Wo unter grünem Laub die
Rosen glühten,
Und süß erklang das Lied der Nachtigallen.
Da naht ein holdes Kind mit Angst und Bangen,
Sie strauchelt, schwankt - das Eis hat kein Erbarmen -
Ich eile hin, sie schnell noch aufzufangen;
Wie fühl' ich gleich mein kaltes Herz erwarmen,
Schon ist gestillt mein Sehnen und Verlangen,
Die schönste
Rose liegt in meinen Armen!
_____
Sommer
Die
Rosen blühn, den Sommer zu verkünden,
Der Frühling will durch ihre Pracht uns zeigen,
Ihm sei der Blumen schönste noch zu eigen,
In ihr ein Angedenken sich zu gründen.
Da wird es still in Wald und Felsenschlünden,
Der Nachtigallen holde Lieder schweigen -
Doch bald wird früher auch der Tag sich neigen,
Mich meinem Mädchen früher zu verbünden.
Drum fort mit trüben, wehmuthsvollen Klagen!
Es blühn ja, süße Düfte zu verbreiten,
Die
Rosen auch in heißen Sommertagen.
Und, freundlich durch das Leben uns zu leiten,
Erblühn, wenn warm und treu die Herzen schlagen,
Der Liebe
Rosen uns in allen Zeiten.
_____
Vom wilden
Röschen
Ich kenn' ein wildes
Röschen,
Das blüht so rot im Dornenstrauch,
Das lockt so lieb mit süßem Hauch,
Das sucht mit scharfen Spitzen
Oft mir die Hand zu ritzen -
Das Blut ist kaum zu stillen:
Doch um der
Rose willen
Lieb' ich die Dornen auch.
Und hat sie mich gestochen,
Dann blickt sie mich so freundlich an,
Als hätt' sie mir nicht weh gethan;
Und schaut' ich noch so wilde -
Sie duftet lieblich milde.
Zuletzt, was will ich machen?
Ich muß von Herzen lachen
Und bleib' ihr zugethan.
_____
Elsa Asenijeff
(1867-1941)
WUNSCH
Nur einmal wie ein kleines Kind verwöhnt
Zu deinen Füssen sitzen;
Die Ellenbogen an deine Knie gelehnt,
Mit frohen Augen dich anblitzen,
Und glücklich deiner Weisheit lauschen!
Nur einmal wie ein kleines Kind verwöhnt
Zu deinen Füssen sitzen!
Nur einmal
Unter purpurnen
Rosenhecken
Dich mit dem stolzen Gang
Hier durchschreiten sehn –
Mich sachte vor dir verstecken
Und dich schalkhaft necken!
Nur einmal
Unter diesen roten
Rosenbränden
Mit leisen Händen Dich haschen,
Und dann Grosser,
Lachend in die Hände paschen,
Wenn du – der Menschen bändigst –
Erschrickst – und um dich blickst –,
Und unter der purpurnen
Rosenpracht
Die Lippen nicht findest,
Die schelmisch dir gelacht . . .
_____
EINEM SCHÖNEN
Auf
Rosenblätter will ich seinen Namen und sein Leben hauchen,
Damit die Nachtigallen, wenn sie mild in schwüle Düfte tauchen,
Sein Lob aus allen Zweigen klingend singen –
Und ihm die Liebe einer Welt erringen!
_____
Lisa Baumfeld (1877-1897)
Sommertraum
Golddurchflammte Ätherwogen,
Schwerer Äste grüne Bogen,
Süss verwob'ne Träumerei'n ...
Sommer, deine warmen Farben,
Helle Blumen, gold'ne Garben
Leuchten mir ins Herz hinein ...
In dem Wald, dem dämm'rig düstern,
Hörst du's rauschen, lispeln, flüstern,
Elfenmärchen - Duft und Schaum ...?
Blumenkinder nicken leise,
Lauschen fromm der alten Weise
Von des Waldes Sommertraum ...
Und der See, der windumfächelt
Lallend plätschert, sonnig lächelt,
Netzt das Schilf aus lauem Born ...
Rosen blühen am Gelände,
Rosenglut, wo ich mich wende,
Und im Herzen tief ein Dorn ...
_____
Michel Berend (1834-1866)
Ich glaubte, die
Rosen blühten noch -
Sie waren schon lang verdorrt,
Ich glaubte, die Sterne glühten noch -
Sie waren schon wieder fort.
Ich glaubte, dein Eidschwur bliebe noch -
Schon war er dir aus dem Sinn,
Ich glaubte an deine Liebe noch -
Sie war schon lange dahin.
Ach,
Rosen und Lieb' und Sterne fort -
Du bliebst noch übrig allein,
Mein Herz, auch du gingest gerne fort
Und schliefest in Frieden ein.
_____
Cathinka Serafina
Bergmayr (1814-1843)
Der Liebe
Rosen
I.
Einst nahte mir die Liebe, und bot mir
Rosen an;
Ich wollte nicht verschmähen, wie ich so oft gethan.
Da nahm ich von den Blumen, und wand sie mir zum Kranze
Die Augen fest geheftet auf ihrem Farbenglanze.
Und schöner, immer schöner sah ich sie auferblühn,
Als wollte durch die Augen in's Herz ihr Zauber ziehn.
Doch als ich nun geendet zum Kranze sie zu binden,
Wollt' ich zum höchsten Schmucke ihn in die Locken winden.
Mit tändelndem Verlangen ziert' ich mir Kleid und Haar,
Und freute mich des Scherzes, der mir so selten war.
Da kehrte sich die Liebe zu mir in ernster Weise,
Und hielt mich fest gebannet in ihrem engen Kreise:
"Nicht für die Locken hab' ich die
Rosen dir geboten, -
Sie sollen sich verschlingen zum festen Liebesknoten!"
"Nicht dein Gewand zu schmücken, sind sie dir zugedacht;
Dient dir zu so Geringem die holde Zauberpracht?"
"Nicht einen Kranz zu winden dem sinnlichen Verlangen
Und in der Freude Tempel ihn jubelnd aufzuhangen,
Gab ich dir die Symbole der süßen Liebeslust -
Es darf sie nur empfangen die unentweihte Brust."
Da nahm ich, tieferbebend, die
Rosen aus den Haaren,
Um sie verschämt zu bergen, wo sie so gerne waren.
Und nahe meinem Herzen ließ ich sie freundlich ruh'n,
Nicht Ursach' gab's, zu fürchten solch unschuldvolles Thun.
Doch als ich sie nun emsig an dieser Stelle pflegte,
Da war's, wie wenn ein Zauber urplötzlich mich bewegte.
Jed' mögliche Empfindung war in mir aufgegangen,
So ungehoffte Freuden - wie nie geahntes Bangen ...
Der
Rosen Wurzeln rankten sich tief in's Herz hinein;
Sie sogen dort die Säfte für ihre Blumen ein,
Und holten dort die Schätze, aus dem verborgnen Schrein.
Licht, Wohlgeruch und Leben, sie dankten's ihm allein. -
II.
Als ich sie nun so üppig zu mir herangezogen,
Sah ich sie mit Entzücken an meinem Busen wogen.
Da nahte sich die Liebe, und sah die
Rosen an,
Gar viele wollten mit ihr, in dem Gefolge, nah'n.
Und in Gerüchen schwelgen, mit
Rosen-Reizen kosen,
- Da haben ihre Kelche sie niemals aufgeschlossen!
Doch sieh! die Liebe brach sich von diesen
Rosen ab:
Erstaunend sah ich's, wie sie sie hin an And're gab!
Wie Liebe mit den Blumen gar Manchen reich bedachte, -
Doch niemals gleiche Gabe zurück mir wieder brachte.
Wie sie die
Rosen pflückte - voll süßen Thaues schwer -
Doch an dem Herzen blieb mir die Stelle öd' und leer!
Ich hörte laut den Werth der
Rosen sie verkünden,
Doch niemals ließ sie mich die gleich Werthvollen finden ...
Da hab' ich denn zur Liebe mich klagend hingewendet:
Hör't noch, was ich ihr sagte - dann ist mein Lied geendet!
""Willst du nur Schmerz mir bieten - und Andern nur die Lust?
Für was trag' deine
Rosen ich an der treuen Brust?""
""Die Wurzeln mit den Dornen hast mir in's Herz gesenket,
Der Blume Wohlgerüche an And're nur geschenket.""
""Da kann ich wohl entbehren, so Ungunst, als die Huld;
Es blieb ja meine Seele befreit von jeder Schuld!""
""Denn, Schätze hinzugeben, um mind're zu empfangen -
Solch seltner Tausch, in Wahrheit! ist schwierig zu erlangen.
Und weißt du wohl, wie wenig ich deine Schmerzen fürchte?
Nicht will ich das verweisen, was einst mein Glück verbürgte.
Was ich in's Herz gegraben - mit Stolz will ich's erhalten -
Hab' ich's so hoch gewürdigt - will ich auch nicht erkalten.""
""Doch deine
Rosen mag ich nicht ferner Andern geben,
Will ohne solche Liebe, und - ohne Kummer leben!""
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Rosenopfer
Kind, das Bette ist bereit,
Lege dich nun nieder
Und thu ab dein schwarzes Kleid,
Rock und Hemd und Mieder.
Eva, Eva, Evalein,
Lasse dich beschauen!
Ist das wirklich Alles mein?
Darf ich michs getrauen?
Pst! Sie spielt die Schläferin.
Leise und verstohlen
Schleich ich mich zur Vase hin,
Rosen herzuholen.
Und ich überschütte sie,
Brust und Leib und Lenden,
Und ich sinke in die Knie
Mit erhobnen Händen.
Der noch nie ich am Altar
Eines Gottes kniete,
Meine
Rosen bring ich dar
Dir, oh Aphrodite.
Gottlos lief ich kreuz und quer
Mit beschwerten Sinnen
Hinter leeren Schatten her,
»Wahrheit« zu gewinnen.
Nichts gewann ich und verlor
Meine besten Tage,
Denn sie raunten mir ins Ohr
Immer neue Frage.
Oh die Schatten! Hin und her!
Die verwünschten Spinnen:
Doch ich folge nun nicht mehr
Diesen Fragerinnen.
Dir, die keine Fragen weiß,
Die nur lacht: ich gebe!,
Dir strömt meine Andacht heiß:
Schönheit, sieh, ich lebe!
Liebliche, oh nimm mich hin,
Daß ich neu erwarme;
Aphrodite, Schenkerin,
Nimm mich in die Arme.
Und mein süßes Mädchen lacht
Rosendüftetrunken.
In der schönsten Brüste Pracht
Bin ich hingesunken.
_____
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Rosenhag
Es blühen dir
Rosen jeglichen Tag
in einem verschwiegenen
Rosenhag
- und du weißt nichts davon.
Von Blut darin ein Brunnen springt
und Blut die Blätter der
Rosen durchdringt
- und du weißt nichts davon.
Und weil ich sie dir nicht schneiden mag
verwelken dir
Rosen jeglichen Tag
- und du weißt nichts davon.
Nur manches Mal, da brech ich dir
eine rote
Rose von meinem Spalier
als ein Lied das nicht welken mag.
Dann weißt du von mir ein Kleines wohl;
und weißt doch nimmer wie übervoll
von
Rosen steht der Hag.
_____
Clara Blüthgen
(1856-1934)
Nachklang
Rose der Liebe, in Schuld entsprossen,
in Qual erblüht, mit Thränen begossen,
o laß an Deinem Duft mich berauschen -
die Seligkeit sollt ich um Alltagsglück tauschen?
Ich will kein langes, kein reuloses Glück,
Vollwonne nur einen Augenblick.
Mein heimliches Glück, einer andern geraubt,
mein ist es dennoch, stolz heb ich das Haupt,
von der Sitte verdammt, von der Welt getadelt,
durch Sünde geächtet, durch Liebe geadelt.
_____
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Nur allzuschnell hat sie geendet
Die Zeit, die
Rosen Dir gebracht,
Das Glück hat treulos sich gewendet,
Und hatte doch so schön gelacht.
So tröste Dich, und mußt Du hegen
Etwas im zärtlichen Gemüth,
So wolle treu die Dornen pflegen,
D'ran Deine
Rosen einst geblüht.
Es giebt ja keinen Kummerlosen
Mein Kind, es ist ein altes Leid:
Für Stunden blühen nur die
Rosen,
Die Dornen für die Lebenszeit.
_____
Clemens Brentano
(1778-1842)
Die
Rose blüht, ich bin die fromme Biene,
Die in der Blätter keuschen Busen sinkt,
Und milden Tau und süßen Honig trinkt,
Doch lebt ihr Glanz und bleibet ewig grüne.
So singt mein tiefstes Freudenlied,
Ach meine
Rose blüht!
Die
Rose blüht, o Sonnenschein verziehe,
Daß lange noch der liebe Sommer währt,
Und mir kein Sturm die süße Lust versehrt,
Daß all mein Heil aus dieser
Rose blühe,
So freut sich innig mein Gemüt,
Weil meine
Rose blüht!
Die
Rose blüht, und lacht vor andern
Rosen,
Mit solcher Huld, und Liebesmildigkeit,
Daß gern mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut,
Mit andern Blumen nie mehr liebzukosen,
Weil alle Liebe, die erglüht,
Aus Dir Du
Rose blüht!
_____
Karoline Bruch-Sinn
(1853-1911)
Erinnerung
Jede Stunde, da uns Liebe
Rosen gab und Sonnenschein,
Schließt das Menschenherz in seine Tiefen wie in einen Schrein,
Daß es sie mit der Erinn'rung mildem Schimmer tröstend füllt,
Wenn es einmal Nacht geworden und die Sterne schwarz verhüllt.
Einst, wenn Alles sank in Dunkel, keine Freude mehr uns blüht,
Zieht Erinn'rung treuer Liebe uns noch leuchtend durchs Gemüth
Und, auf düst'rem Grund erglänzend wie ein demantheller Schild,
Mahnt das Herz an ungezählte Freuden noch ein theures Bild.
_____
Luise Büchner (1821-1877)
Schönes Bild
Wie bist du schön, o
Rose,
Und hold in deiner Pracht,
Vom ersten Sonnenstrahle
Geküßt nach thau'ger Nacht;
Von Thränen übergossen
Dein leuchtend Angesicht,
Stehst lächelnd du im Schimmer
Des Lichts, das dich umflicht.
O Mädchen, so bist lieblich
Du wie der
Rose Bild,
Wenn sich dein dunkles Auge
Mit süßen Tropfen füllt,
Die Wangen sanft sich röthen
In stiller, heil'ger Gluth
Vom Sonnenstrahl der Liebe,
Der schimmernd auf dir ruht!
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
Die
Rose sprach zum Mägdelein:
Ich muß dir ewig dankbar sein,
Daß du mich an den Busen drückst
Und mich mit deiner Huld beglückst.
Das Mägdlein sprach: O
Röslein mein,
Bild dir nur nicht zuviel drauf ein,
Daß du mir Aug und Herz entzückst.
Ich liebe dich, weil du mich schmückst.
_____
Georg Busse-Palma
(1876-1915)
Die ewige
Rose
Wohl ist die Welt ein Garten voll Prunk und Pracht,
Doch zeitlich endet, was in der Zeit entzündet!
Unzählige Blumen welken in jeder Nacht,
Die früh der Morgen farblos am Boden findet.
Wohin wir blicken, Enttäuschung und früher Tod!
Eins drängt das andre im Sinken und Aufwärtssteigen. -
Wo blühen die
Rosen, die ewig duftig und rot
Der suchenden Seele den ewigen Frühling zeigen?
Es ist nur eine
Rose, die zeitlos blüht,
Und die hier welken, sind Worte, die von ihr sprechen,
Die, nie entglommen, auch nie im Herbst verglüht,
Die selbst die Stürme der tiefsten Nacht nicht brechen.
Die sieht kein Auge und tastet auch keine Hand,
Die wurzelt nirgends und wurzelt in jedem Leben;
Es fand sie keiner, der sich nicht selber fand:
Sophia, dir Ewige, an der wir als Knospen beben.
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Männer-Sinn
Blühend stand die junge
Rose,
Ach! so hold und wonniglich,
Und ein Vöglein, leicht und lose
Wiegt auf ihrem Busen sich,
Singend: küsse, küsse mich!
Rieselnd floß die Silberquelle
Schlängelte durch Blumen sich,
Schmeichelnd murmelte die Welle:
Süße Blume, neige dich,
Süße Blume, labe mich!
Nachtigall, auf Blüthenthrone,
Sang: der Lenz zu schnell entwich!
Sehnsucht wird der Treu zum Lohne,
Jede
Rose blüht für mich,
Sind doch alle wonniglich!
Flieht der Lenz, doch kehrt er wieder,
Stern der Liebe nicht entwich;
Nur im Frühling tönen Lieder;
Blühn die
Rosen wonniglich,
Schmachtend Herz, erquicke dich!
_____
Ich kenn ein'
Rose wundersüß,
Die
Rose ist das Paradies,
Von zarten Lippen ist's ein Kuß,
Nach dem ich ewig schmachten muß -
Du, aller Huld und Schönheit reich,
Gieb mir den Kuß, den Tod zugleich!
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Im tiefsten Herzen glüht mir eine Wunde
Im tiefsten Herzen glüht mir eine Wunde,
Aus der ein Quell sich heißen Bluts ergießt,
Und eine
Rose blüht im Herzensgrunde,
Die in dem Blute wie im Taue sprießt.
Ob auch die
Rose Blatt um Blatt zerstiebe,
Die Wunde deckend wie ein stilles Grab,
Noch überm Grabe weht ein Hauch der Liebe,
Die mir die Wunde und die
Rose gab.
_____
Die
Rose hat ihren Duft verhaucht
Die
Rose hat ihren Duft verhaucht,
Dir einen Gruß zu bringen,
O daß Liebe Zeichen und Worte braucht
Und möchte nur duften und klingen.
Die
Rose hat ihren Duft verhaucht,
Dir einen Gruß zu bringen,
Wenn in dein Gedenken mein Herz sich taucht,
Wie Duft muß es zu dir dringen.
Die
Rose hat ihren Duft verhaucht,
Dir einen Gruß zu bringen,
Wenn die Flamme des Lebens verglüht, verraucht,
Dann will ich zu dir mich schwingen.
_____
Will sich einmal das Blättchen wenden
Will sich einmal das Blättchen wenden
Im Herzen dein,
So sei's ein
Rosenblatt allein:
Das magst du drehn nach allen Enden,
's wird immer Duft und Schimmer spenden,
Und ewig, wie du's auch magst wenden,
Ein
Rosenblättchen sein.
_____
Die Zeit, wo wir noch schmachten müssen
Die Zeit, wo wir noch schmachten müssen,
Küss' immer mich die
Rose satt,
Die du gesandt, aus jedem Blatt
Grüßt mich dein Mund mit tausend Küssen!
Doch kommt die Zeit, Herz, wo dein Kosen
Den Frühling mich vergessen läßt,
Wo jeder Kuß ein
Rosenfest
Mit allen hunderttausend
Rosen!
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
Dein Haar hält mich schwerer als Ketten gefangen;
Wenn nur ein Haar winkt,
Klingt meine Kette bis ans Ende der Welt.
Alle
Rosen sind süß wie deine Nähe,
Aber die
Rosen werden zu Schmerzen, wenn du mir fern bist.
_____
Seit ich dich küsse
Ich schaute in den Garten, da schaute mir die Glut
einer
Rose entgegen,
Ich fühlte sie aus der Ferne in meiner Hand wie deine Liebe.
Seit ich dich küsse, geht die Zeit der
Rosen nicht aus,
Der Garten lacht mit roten Lippen wie du.
Tag und Nacht sind kaum ein Fächerschlag,
Und ein Jahr ist nur ein Hahnenschrei,
Ich lebe es mit geschlossenen Augen.
_____
Marie Eugenie Delle
Grazie (1864-1931)
Rothe
Rose
Rothe
Rose,
Hold und schön,
Kann Dich nicht mehr seh'n;
Drück' ich Dich
An meine Brust,
Schwindet mir
Die Freud', die Lust,
Und es füllt mein Herz
Leid und Schmerz
Rothe
Rose!
Rothe
Rose,
Süße Blum',
Weißt Du auch warum?
Als mein Lieb
Einst von mir schied,
Gab ich ihm
Ein
Röslein mit,
Sprach: "So zieh' mit Glück,
Kehr' zurück
Mit der
Rose!"
Rothe
Rose
Wie so weit
Ist die süße Zeit!
Ach, mein Lieb
Sank fern in's Grab,
Nahm das
Röslein
Auch hinab,
Und jetzt füllt mein Herz
Leid und Schmerz
Rothe
Rose!
_____
Schiras
Sei mir gegrüßet liebliches Schiras,
Du vielbesungene Heimath der
Rosen,
Sei mir gegrüßet!
O wie so herrlich
Zeigst Du Dich jetzt meinen trunkenen Blicken!
Jetzt, da die scheidende Sonne den blauen Himmel
Mit schimmerndem Golde bekleidet, und Du
Freundlich winkend allmählich emporsteigst
Aus einem weithin glänzenden,
Lichtumflossenen
Rosenmeere!
O wie dieses glänzende
Rosenmeer,
Vom schmeichelnden Zephyr durchfächelt,
Auf- und niederwogend,
Entzückende Düfte spendet!
O wie diese entzückenden Düfte
So traumschwer allmählich mein Herz umwallen,
O wie sie allmählich
Phantastische Märchen flüsternd
Meine Sinne berücken!
Doch nur mit süßem Bangen und heiliger Freude
Nah' ich Dir liebliches Städtchen, denn mir ist,
Als säh' ich Deinen hohen, herrlichen Sänger
Wie ehmals durch die
rosigen Haine wandeln,
Als hört' ich Deinen göttlichen Hafis wie ehmals
Begeistert das Lied der kleinen Nachtigall preisen.
O stört mir nicht meine Träume, sagt mir nicht
Daß längst schon todt der Freund der herrlichen
Rosen,
Und daß am Grab' des feurigen Sängers der Liebe
Schon manches Jahrhundert still vorüberzog. – Ich sag' euch:
So lange die
Rosen blühen und duften,
So lange die Nachtigall jubelt und singt,
So lange lebt Hafis!
_____
Edmund Dorer (1831-1890)
Gleich der
Rose
Gleich der
Rose auf den Auen,
Bist du Liebste anzuschauen!
Lieder preisen dich und
Rose;
Zwar nicht wie im Abendgrauen
Rosenlob der Nachtigallen
Tönt mein Lied; doch auch im rauhen
Klang ist süß das Lob der Liebe.
Kann ich doch auf Nachsicht bauen,
Denn wer schwiege, dich erblickend
Gleich der
Rose auf den Auen?
Daß dir nichts zu der genauen
Gleichheit mit der
Rose fehle,
Seh' ich ach! im Aug' dir tauen
Thränen gleich dem Tau der
Rose,
Und wie sie, betaut vom lauen
Äther, sich zur Erde wendet,
Schlägst du nieder, Frau der Frauen,
Auf den Boden deine Blicke.
Möge gleich dem Hauch, dem lauen,
Der vom Tau befreit die
Rose,
Milder Glanz von schönen blauen
Augen dir die Thränen trocknen,
Daß wir immerdar dich schauen
Gleich der
Rose auf den Auen.
_____
Metamorphose
Der Sterne Reich, die irdischen Gefilde
Beherrschte einst der Märchengeist; als Blüthe,
Als Stern verschied das Herz, das schmerzlich glühte,
Zum Menschen ward der
Rose Duftgebilde.
Des Märchenschicksals launigbunte Milde
Hegt noch Natur im innersten Gemüthe,
Die Wunder einer längstverklung'nen Mythe
Erblickt die Gegenwart in klarem Bilde.
Der Sehnsucht Macht entfesselt von den Schranken;
Des Staubs Genosse wird vom Staub sich trennen,
Bald ruht der Schmetterling im Duft der
Rosen.
Zum Liede werden liebende Gedanken,
Das Lied verstummt im Kuß, daß wir erkennen
Der Liebe liebliche Metamorphosen.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Mädchenzauber
Lose
Rose an dem Stocke,
Rings von Düften reich umringt,
Gleicht sie nicht der Purpurglocke,
Die von stiller Lust erklingt?
Ist die Rebe am Geranke,
Das um Stäbe dicht sich schwingt,
Nicht ein fröhlicher Gedanke,
Uns bedeutend: Menschen trinkt?
Doch gepflückt vom grünen Stengel
Und vom Mädchen zugesandt,
Gleicht die
Rose einem Engel,
Der den Weg zum Herzen fand;
Und der Wein, im Becher schäumend
Und kredenzt von Mädchenhand,
Wird zur Liebesgluth, die träumend
Herzen an einander band.
Mädchenhände, Zauberwaffen,
Die ihr Schönes nur erschließt,
Deren wunderbarem Schaffen
Süßgeheime Lust entsprießt,
Die zu Liebesparadiesen
Alles ihr zu wandeln wißt:
Seid zu tausendmal gepriesen,
Seid zu tausendmal geküßt!
_____
Perle,
Rose und Lied
Jede Thräne, die ich weine,
Wird zur holden Perle dir,
Die mit liebesanftem Scheine
Dienen muß zu deiner Zier.
Jeder Seufzer, den ich stöhne,
Wird zum lieblichen Gedicht,
Der von dir, du milde Schöne,
Und von deinen Reizen spricht.
Jedes Blatt, das ich dir sende,
Voll von Klagen und von Glut,
Wird zur süßen
Rosenspende,
Die an deinem Busen ruht.
Und so ist dir wohl im vollen
Perlenschmucke keine gleich,
Denn mein Schmerz, dem sie entquollen,
Ist an ihnen ewig reich.
Ueberreich bist du an Sängen
Und an süßer Liederlust,
Denn so viele Seufzer engen
Tagesüber meine Brust.
Und ein holder
Rosengarten
Muß dein Busen wohl schon sein,
Weil sich Klagen aller Arten
Bei mir an einander reihn.
_____
Lilie und
Rose
Die Lilie und die
Rose
Sind sich geworden gram,
Seit mit süßem Gekose
Mein Lieb zu ihnen kam.
Mich hat sie nur gemeinet,
Sprach
Rose weich und süß,
Aus meinen Blättern scheinet
Ein Morgenparadies.
Aus meinem Herzen schwirren
Viel Düfte auf mit Lust,
Die wollen sich verirren
An ihre milde Brust.
Die hat sie aufgenommen,
Wie rothen Liebesgruß;
Drum sagte sie: Willkommen!
Und nickte manchen Kuß.
Du Liebekranke, Bleiche,
Du warst ja nicht gemeint,
Die du im Blumenreiche
Erscheinest blaßgeweint.
Drauf hat die Lilie streitend
Das Gegenwort geführt,
Der
Rose ernst bedeutend,
Wie sehr sie sich geirrt.
Doch wem das holde Wesen
Willkomm gesagt und Gruß?
Das kann nur Einer lösen,
Der - es verschweigen muß.
_____
Das
Rosenblatt
Du sandtest deinen süßen Namen mir auf einem
Rosenblatt,
Ich schrieb darauf, und sandte Lieder dir auf deinem
Rosenblatt.
Doch von geheimen Wonneträumen uns'rer Liebe, nimmer schriebe
Ich ein verständlich Wort der Welt, und traut es keinem
Rosenblatt!
Du hast die tiefen Hierogliphen uns'rer Herzen mit den Kerzen
Des blauen Auges still enträthselt wohl auf feinem
Rosenblatt?
Es war das rothe Blatt der Bote, den du kanntest und verstandest,
Du hast erforscht den Geber und sein Wort aus seinem
Rosenblatt.
Du hast gedacht der Liebesmacht, der uns're Seelen sich vermählen,
Der Liebe, die im Sturm des Lebens schifft auf kleinem
Rosenblatt;
Das sannst du wohl, begannst die Wehmuthfeier uns'rer Treue:
Und eine Perle war's auf deiner Wangen reinem
Rosenblatt.
_____
Eine
Rose,
Die aus grünem Mose
Sanft das Köpfchen mir entgegen wiegte,
Pflückt' ich eilig,
Als ich heimlich neulich
Mich zu dir, mein süßes Lieb, verfügte.
Insgeheime
Flüstert mir die Kleine,
Fröhlich, bald sich an dich anzuschließen:
Ihr mich geben
Heißt so viel doch eben
Als ein Tröpflein in das Meer zu gießen.
Angekommen,
Hast du sie genommen,
Sie an deinen Busen zu erheben;
Da verklärte
Die Beneidenswerthe
Sich in Glanz und sprach mit Wonnebeben:
Erst im Grünen
Stand ich, und es schienen
Mir die Lüfte doch so kalt zu wehen:
Nun im Schnee
Stehen ich mich sehe,
Möcht' ich doch vor heißer Luft vergehen.
_____
Demeter Dudumi (um 1856)
Himmelsthau ist jede Thräne,
Die der Liebe
Rose netzt,
Ihr zu schenken neues Leben,
Wenn der Schmerz sie rauh verletzt.
Jede Thräne meines Auges
So im Weh wie auch in Lust,
Sei gewidmet deiner Liebe,
Dieser
Rose deiner Brust!
_____
Die Heimath war mir werth und theuer
Wie Blumen von geliebter Hand,
Nie dacht' ich mehr das Land zu meiden,
Das Land, wo meine Wiege stand!
Doch hatt' ich balde sie vergessen,
Als mir begegnete dein Blick,
Verklungen waren ihre Lieder,
Kein Echo gab sie mehr zurück.
Zur Heimath war mir ja geworden
Dein Herz mit seinem Liebesmai,
Darin viel tausend
Rosen blühten
Als Duft geword'ne Melodei.
Von dieser Heimath will ich scheiden,
Erst wenn im Tod mein Auge bricht,
Blüht doch in ihr auf jeder Stelle
Ein rührendes Vergißmeinnicht!
_____
Auch ich fand einst eine
Rose,
So schön wie keine vorher;
Doch brach ich sie nicht vom Stengel,
Ich liebte sie viel zu sehr!
Ich grub sie mit sorglicher Mühe
Aus ihrem
Rosenbeet;
Nun prangt sie in meinem Herzen
Voll Duftes, der nie verweht!
Nun treibt sie viel tausend Blätter
In diesem kleinen Raum,
Und macht mein ganzes Leben
Zum holdesten Frühlingstraum!
_____
Ich trank nur Einmal wunderbar
Aus einem
Rosenkelch der Liebe,
Und schlürfte wonnige Seligkeit
Aus ihrem duft'gen Blüthentriebe.
Dein Antlitz war der
Rosenkelch,
Daraus ich Schönheit getrunken -
Kein Zecher war noch seliger
In süße Träume versunken!
_____
Ida von Düringsfeld
(1815-1876)
Die stille
Rose
Wenn auf der Erde Schweigen,
Am Himmel Sternenschein,
Dann will ich an Deinem Herzen
Deine stille
Rose sein.
Mein Innigstes, mein Stummstes,
Ich geb' es Dir im KUß -
Es weiß es meine Seele,
Daß Dir sie duften muß.
Ich will nicht weiter fragen:
Was ist und was kann sein?
Ich will an Deinem Herzen
Deine stille
Rose sein.
_____
Reinhold Eichacker
(1886-1931)
Die Nacht der
Rosen
Rosen!
Rosen!
Rosen schlinge zu duftenden Ketten,
kühle und heiße!
In rote
Rosen,
in gelbe und weiße
will ich, Weib, Deine Glieder betten.
. . . . Auf weiße nieder
soll Deines Hauptes flammende Pracht,
soll Deiner Locken schillernde Nacht
im Taumel sinken . . . .
. . . Aus weißen
Rosen
will ich, Weib, Deiner Wangen Rund,
der Augen Glanz, Deiner Lippen wund-
zerfleischende Küsse trinken . . .
. . . Aus weißen
Rosen
silbern und rein,
die Dich wie Meereswogen umschäumen,
will ich Dich, Jauchzende, an mich reißen,
wenn meine Blicke, geblendet und blind,
in den Deinen von Schönheit träumen, —
— träumen, daß wir wie Götter sind! . . .
— — — Und der gelben
Rosen berauschende Lust
soll Dir an Deinem Herzen liegen,
um Deine schwellend-verlangende Brust
zärtlich die knospenden Hügel umschmiegen,
wie meine Hände, begehrend und weich,
daß sie umarmend veratmen müssen
und auf den blutenden Lippen zugleich
sterben in meinen zerflammenden Küssen! . . .
— — — Doch mit den roten, Weib, will ich Dich segnen —
trunken zerpflückt in der grausamsten Hand,
sollen sie um Deine Hüften regnen,
in Deines Schoßes verzehrenden Brand;
sollen die schimmernden Schenkel umsäumen,
wenn sie gleich Schlangen der Sehnsucht erwacht,
wenn Deine Seufzer sich aufwärts bäumen
und Deine Wonne Dich weinen macht — — —
Sollen Dich wie meine Wünsche umflammen,
jauchzend verlohen und mit uns zusammen
selig versinken im Rausche der Nacht!
_____
Gerrit Engelke
(1890-1918)
Frage über Weiten
Heut hab ich einen Brief ausgesandt,
Wie eine Möve,
Zu dir.
Die schwankenden Bäume,
Die Hupfwellen am Ufer
Und
Wildrosen
Warten.
O sende eine Waldtaube!
Einen wilden Schwan,
Der mit stürmischem Flügel
Dein Blatt mir zuwirft
Wie eine brennende
Rose!
_____
Wo ich gehe
Jeder Schritt sagt deinen Namen,
Jeder Blick träumt nach dem deinen;
Sehnsucht macht die Füße lahmen,
Wenn im Herbst die Wolken weinen,
Regen über Blätter tropft,
Und ein Herz sich müde klopft.
Rosen gluten noch im Garten,
Rosen, die um Frauen werben - -
Auch die
Rosen müssen warten,
Wie die welken Tage sterben.
Hörst du nicht, was ich dir schrieb?
Hast du meine
Rosen lieb?
Wind, der über Hänge brandet,
Rot und gelbe Blätterwildnis,
Nacht, die über Sternen landet,
Leben nur mit deinem Bildnis,
Küssen mich mit deinem Mund,
Herb und zärtlich, wild und wund.
_____
Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Glück
Nun ward es Sommer und die
Rosen blühn
und blaue Sterne blitzen durch die Nacht . .
und durch die Nacht und ihre blühenden
Rosen
und ihre glück-tieffrohe Stille hingegen wir
. . zwei selige Kinder . .
und endlos vor uns breitet sich . .
in wunderbarer Helle,
von reifendem Korn durchrauscht,
die schöne Welt.
_____
Maria Clementine François
(1823-1844)
Zwei
Rosen
Auf prangendem Beete erblüht, stand lieblich lächelnd die
Rose,
Allen zur Freude und Lust, balsamische Düfte verhauchend,
Gepflückt dann von liebender Hand, verwelkend am liebenden Busen,
Lebt sie nur einen Tag, doch war es ein Tag ihr der Wonne.
Ihr an Schönheit wohl gleich, doch anderem Loose bestimmt,
Blühte auf öder Heide verlassen und einsam die Schwester.
Keinen erfreute ihr Balsam, so schwanden der Tage ihr viele,
Bis sie nun langsam verdorrt, am Strauche zur Hagbutt' geworden.
Welche von Beiden, o Mädchen! sage mir, war die Beglückte?
_____
Die
Rose
Die Rose ist das Sinnbild süßer Liebe,
Drum nimm als Weihgeschenk sie heute an.
Mit Rosen soll sich deine Stirne schmücken,
Und Rosen kränzen deine Lebensbahn.
Wo Liebe blüht, da blühet auch das Leben,
Da keimet noch des Himmels wahres Glück,
Da kehren gern die Engel ein, und geben
Uns das verlor'ne Paradies zurück.
_____
Alfred Friedmann
(1845-1923)
Antwort
"Von
Rosen sing' nicht mehr, Poet, noch Liebe!"
So heiß' auch blüh'n nicht mehr die rothen
Rosen.
Nur der macht
Ros' und Lieb' zu heimathlosen,
Der uns den Lenz für immerdar vertriebe!
Verbiete Du dem Bach sein Frühlingstosen,
Den Sang - des Waldes-Kammervirtuosen,
Dem jungen Ast die hoffnunsgrünen Triebe.
Solang die
Rosen aus dem Nest von Moosen
Sich winden und die Falter sie umkosen,
Ist kein Poet, der unbegeistert bliebe!
Wenn ein Planet die Erd' im Lauf zerriebe -
Die letzte Glut erzeugte letzte
Rosen,
Und in der Elemente wildem Tosen
Säng' ein Poet von seiner letzten Liebe!
_____
Rosen, brennende Fragen der Erde,
Fragt die Geliebte in Düften und Farben,
Ob sie mich liebt, so wie ich sie liebe?
Bei allen
Rosen, die blühten und starben,
Flehet, daß nicht sie die Antwort verschiebe,
Weil nur zu welken und sterben mir bliebe,
Ließ' nach dem Thau ihres "Ja" sie mich darben -
Rosen, brennende Fragen der Erde! -
_____
Else Galen-Gube
(1869-1922)
Die
Rosen her
Die
Rosen her! Soviel der Garten beut,
sie alle, die da blühen, will ich brechen;
und wenn mich auch die Dornen blutig stechen,
ich weiß ja, daß es nimmermehr mich reut.
Die
Rosen her! Geht, flechtet sie zum Kranz,
reiht zu Girlanden sie, zu Ehrenpforten
und windet Blumen mir zu Liebesworten
für dieses Tages feierlichen Glanz.
Die
Rosen her! Die ganze duftge Pracht!
Ich will sie meinem Weib zum Teppich breiten,
denn eine Königin soll die Liebste schreiten
auf lauter
Rosen in die Hochzeitsnacht.
_____
In Traumes Bann
Sinnverwirrend schön sind deine
Rosen,
so betäubend ist ihr süßer Duft.
Flüsternd raunt es wie ein heimlich Kosen
durch die sengend schwüle Sommerluft.
Schlummertrunken streck ich meine Glieder,
tief beseligt noch im Traumesbann …
Küsse dir die müden Augenlider -
Was ein Traum heraufbeschwören kann!
Und ich fühle dich in meiner Nähe
schattenhaft – und doch so lebenswarm!
Ganz in eins verschmelzend -
ich vergehe
selig, liebestoll in deinem Arm! …..
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Wenn es rothe
Rosen schneit,
Wenn es Liebe regnet,
Oeffne, Herz, dem Glück dich weit,
Das so hold dich segnet.
Halt' im Liede fest den Glanz
Solcher Freudentage,
Doch ins Heut versunken ganz
Nicht nach Morgen frage.
Weißt du doch, der
Rosenzeit
Folgt die Sonnenwende,
Und die Liebe lohnt mit Leid
Immerdar am Ende.
_____
Hermann von Gilm
(1812-1864)
Am Stickrahmen
Ich hab' einen
Strauß auf den Rahmen gestickt,
Da hat er mir über die Achsel geblickt.
Er nahm die Nadel und lächelte fein
Und stickt' einer
Rose die Dornen ein.
Und als ich mich wieder zur Arbeit gesetzt,
Da haben die Dornen mir's Herz verletzt.
_____
Martin Greif (1839-1911)
Weiße
Rosen
Weiße
Rosen, weiße
Rosen,
Ach, wie blüht ihr doch so spät,
Längst zu küssen und zu kosen
Nimmermehr dies Herz versteht!
O wie stand es, o wie stand es
Anders in der Maienzeit,
Damals, damals wohl empfand es,
Liebe, deine Seligkeit!
Weiße
Rosen, weiße
Rosen,
Ach, wie blüht ihr doch so spät,
Längst zu küssen und zu kosen,
Nimmermehr dies Herz versteht.
_____
Seufzer der Sehnsucht
Größer kein Herzeleid,
Als in der
Rosenzeit
Einsam zu stehen,
Lieber vor Traurigkeit
Alternd vergehen,
Als in der
Rosenzeit
Einsam sich sehen.
_____
Theresa Gröhe (Ps. T.
Resa) (1853-1929)
Rosen
Welch' leuchtende, eisige Nacht!
Tiefer Schnee auf Wegen und Stegen,
Doch du kommst mir entgegen,
Und der sonnigste Frühling lacht.
Deine Lippen, wie heiß
Von heimlichen Küssen und Kosen!
Glühende
Rosen
Mitten im Schnee und Eis.
_____
Julie von Großmann
(1790-1860)
Die weiße
Rose
Das Leben war ihm aufgegangen
In ihres Auges Himmelsstrahl;
Doch keine Wünsche, kein Verlangen
Verwandelten das Glück in Qual:
Er war der heil'gen Kirche Priester;
Der ird'schen Liebe süßes Glück,
Der Herzensstimme still Geflüster
Wies er mit Ernst und Kraft zurück.
Laurent, so hieß der Gottgeweihte,
Und Agnes hieß sein Engelsbild;
Auf Erden schon Gebenedeite
Durch ihren Wandel fromm und mild
Des Vaters Glück, der ohne Söhne,
Die Tochter stolz sein Kleinod pries,
Und deren wunderbare Schöne
Kein Auge ungerühret ließ.
Der Priester sah die holde Blüthe,
Sah, als sie rosig sich erschloß,
Der Anmuth Reiz, die Engelgüte,
Die überirdisch sie umfloß;
Und unsichtbare Liebesbande
Umwanden beide unbewußt;
Nur wenn sie Freund ihn leise nannte,
Da schlug ihr Herz in Weh und Lust.
Und er - nur wenn er sie nicht sahe,
Da fühlte er ein tiefes Leid;
Doch war die holde Freundin nahe,
Da schlug sein Herz voll Seligkeit,
Der Himmel strahlt aus seinen Blicken
Wie ihre Seele hell und rein.
Ach, seine Sehnsucht, sein Entzücken,
Sie sollten harte Prüfung sein.
Es bleichten plötzlich ihre Wangen,
Es starb des holden Auges Blick,
Das Herz erfüllte Heimathbangen,
Der Himmel nahm sein Kind zurück.
Laurent erfährt der Krankheit Kunde,
Die niederschmetternd ihn berührt,
Und das Gefühl der Liebeswunde
Erst jetzt in sein Bewußtsein führt.
Er nahte ihrer Leidensstätte,
Er nahte und zog sich zurück;
Er kniete trostlos im Gebete,
Er haderte mit dem Geschick
Sein Herz verlangte sie zu sehen
Noch einmal, eh' ihr Auge brach,
Und Liebe heiß ihr zu gestehen,
Wie streng die Pflicht dagegen sprach.
Doch unter diesen bittern Klagen
Und der Verzweiflung Finsterniß,
Da hatten Engel sanft getragen
Die Sterbende in's Paradies.
Der Freundlichste vernahm ihr Flehen,
Als sie berührt des Todes Kuß:
"Laß mich den Freund dort wiedersehen,
Und bring' ihm meinen Abschiedsgruß!"
Laurent sank an dem Sarge nieder
Vernichtet, kraftlos, todesmatt!
"O, reiner Engel, hebe wieder
Den Sünder auf, an Gottesstatt!
Erhelle meine Nachtgedanken,
O! laß mich in Verzweiflung nicht
Wie ein Verirrter ruhlos wanken
Vom Wege meiner heil'gen Pflicht!"
So fleht er und erhob die Blicke
Zu dem beweinten Himmelsbild,
Eh' es die Erde ihm entrücke;
Und sieh! es lächelte so mild,
Als sei's schmerzlos dahingeschieden,
Vom Todeskusse unverletzt,
Beseligt in des Himmels Frieden
Aus süßem Traume still versetzt.
Die engelschöne Körperhülle
Umwob ein weißes Sterbekleid,
Und an dem Busen, der so stille
Empfunden Schmerz und Seligkeit,
Da blühte eine weiße
Rose,
Der Trauerliebe schönes Bild,
Die für die Reine, Makellose
Den weißen Kelch mit Duft erfüllt.
Da fühlt' Laurent sich neu erhoben;
Ein andrer Geist kam über ihn:
"Du weilst im Lichte - sprach er - droben,
Du wirst mich liebend nach dir zieh'n!
Ich will getrost empor mich richten,
Mein Herz ist von der Angst befreit,
Auf's Strengste sei nur meinen Pflichten
Mein ganzes Dasein jetzt geweiht!"
Und wie er ernst sich's vorgenommen,
So lebte er dem Worte nach.
Man nannte ihn den Hohen, Frommen,
Der wie ein Gottgesandter sprach;
Befolgte thätlich, was er lehrte;
Ein Hirt, der mit dem mächt'gen Stab
Sanft dem verirrten Sünder wehrte,
Sich selbst den Namen "Sünder" gab.
So waren Jahre ihm vergangen
Seit Agnes von der Erde schied,
Da fühlt er plötzlich von Verlangen,
Von Sehnsucht seine Brust durchglüht,
Den fernen Friedhof zu betreten,
In welchem ruhte ihr Gebein,
An ihrem Hügel still zu beten
Und eine Thräne ihr zu weih'n.
Er kann dem Wunsch nicht widerstehen,
Es forderte das Herz ihn ab.
Es war die Sehnsucht kein Vergehen,
Zu suchen der Geliebten Grab.
Von
Rosen sieht er es umblühet,
Und ihre Düfte ihn umweh'n,
Ach, als im Schmerz er niederknieet,
Glaubt er sie selbst - sie selbst zu seh'n.
Er weint - die Kraft hat ihn verlassen;
In schmerzlicher Erinnerung
Möcht' er die Hülle noch umfassen,
Ihr weih'n des Herzens Huldigung.
"O
Rosen - ruft er - euer Leben
Sog ihres Lebens Purpur ein;
Laßt mich dem Grabe euch entheben,
Ihr sollt mein einz'ger Trost jetzt sein!"
Und sorgsam ließ er aus sie graben,
Und andre dafür pflanzen ein,
Um mit den duft'gen Schmerzensgaben
Nun immerdar vereint zu sein.
Er ließ sie in sein Zimmer bringen,
Er fühlte seine Agnes nah,
Die mit den lichten Engelsschwingen
In Liebe zu ihm niedersah.
Sein Auge hatte sich geschlossen,
Denn nur das Nachtumhüllte sieht
Der Seele himmlische Genossen,
Die sichtbar zu ihr niederzieht
Die Macht, die aus des Herzens Sehnen
Den Faden des Vereines spinnt,
Der durch der Liebe heil'ge Thränen
Die ew'ge Haltbarkeit gewinnt.
"Du weinst um mich - sprach sie mit Lächeln -
Du kennst nicht meine Seligkeit!
O laß mich Trost in's Herz dir fächeln
Und enden deiner Liebe Leid!
Hier diese
Rose wird dich führen
Still an des Himmels hohe Thür;
Du darfst sie nur damit berühren,
Sie öffnet sich - du bist bei mir!"
So reicht sie ihm die weiße
Rose,
Die er an ihrer Brust erblickt,
Mit der die Reine, Makellose,
Im Sarge jungfräulich geschmückt
Als Engel ihm verklärt erschienen
Und sanft beschwichtigt seinen Schmerz.
Mit diesen holden Engelsmienen
Legt sie die
Rose an sein Herz.
Und als sie leise ihm entschwunden,
Berührte er die Himmelsthür,
Und hatte Einlaß schnell gefunden;
Die
Rose führte ihn zu ihr.
Noch frisch lag sie auf seinem Herzen,
Als man ihn still entschlummert fand,
Und seine Miene, ohne Schmerzen,
Den Tod der Liebe eingestand.
So starb er, und es geht die Sage
In Breslaus Dome, daß noch oft
Hier an dem heil'gen Laurenttage
Die
Rose liege unverhofft
In einem Betstuhl, zu verkünden
Still des Besitzers nahen Tod; -
Daß wie Laurent er werde finden
Des ew'gen Friedens Morgenroth.
_____
Anastasius Grün
(1806-1876)
Die Brücke
Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
Drauf so wonnig sich's ergeht,
Drauf mit süßem Balsamhauche
Ew'ger Frühlingsodem weht.
Aus dem Herzen, zu dem Herzen
Führt der Brücke Wunderbahn,
Doch allein der Liebe offen,
Ihr alleinig untertan.
Liebe hat gebaut die Brücke,
Hat aus
Rosen sie gebaut!
Seele wandert drauf zur Seele,
Wie der Bräutigam zur Braut.
Liebe wölbte ihren Bogen,
Schmückt' ihn lieblich wundervoll;
Liebe steht als Zöllner droben,
Küsse sind der Brückenzoll.
Süßes Mädchen, möchtest gerne
Meine Wunderbrücke schaun?
Nun, es sei, doch mußt du treulich
Helfen mir, sie aufzubaun.
Fort die Wölkchen von der Stirne!
Freundlich mir ins Aug' geschaut!
Deine Lippen leg' an meine:
Und die Brücke ist erbaut.
_____
Adolf Hain (1825-1854)
An die Geliebte
Sieh', süßes Lieb, die
Rose,
Sie neigt den Kelch herab
Und läßt die Purpurblüten
Hinab in's grüne Grab!
Und alle Blümchen schlafen
Vor Gram und Sehnsucht ein:
Die Ros' ist ja verblühet,
Die Herrin hoch und rein!
Allein der Lenz kehrt wieder,
Die Veilchen flüstern sacht,
Daß auch die
Rose kehre
In Herrlichkeit und Pracht!
Und sieh', aus grünem Schleier
Blickt strahlend ihr Gesicht,
Und tausend Blumen brechen
Hervor mit ihr an's Licht!
So, wenn du von mir schiedest,
So müßt' ich sterben auch,
Bis wieder uns belebte
Des schön'ren Lenzes Hauch!
_____
Robert Hamerling
(1830-1889)
Ihr Kuß
Ach jene lieblich schwellende,
In minnigem Gekose,
Von Honig überquellende,
Purpur'ne
Lippenrose,
Sie reißt mir den verlangenden
Sehnsuchtbethörten Sinn
In jauchzenden und bangenden
Entzückungstaumel hin.
Im Kuß, dem wonnesprühenden,
Lodern zwei Schwesterflammen
Vorm Liebeshauch, dem glühenden,
In einen Strom zusammen:
Den Brand, den hold verklärenden,
Preis' ich, der uns ergreift,
Der uns den Trank, den gärenden,
Olymp'scher Wonne reift.
Laßt alles Erdentrückende,
Und aller Wonne Gluten,
Und alles Herzentzückende
Hoch ineinander fluten:
Nicht stärker trifft's, nicht flammender
Des Herzens tiefsten Sitz,
Als solch' ein liebentflammender
Berührungs-Wonneblitz!
_____
Auf lichten
Rosen gehst du hin!
Auf lichten
Rosen gehst du hin,
Dir winkt der Myrthe Glanz:
Mir aber flicht sich Rosmarin
Und Lilie nur zum Kranz!
Doch, wandl' ich auch im Schmerzensjoch,
Und du auf Blumen weich,
Mein liebend Herz ist sel'ger doch,
Das deine nicht so reich:
Was könnte wert des deinen sein
Auf irdischem Gefild'?
Das meine hegt in gold'nem Schrein
Dein süßes Wunderbild!
_____
Rosenlied
Duft'ge Flamme, süße
Rose,
Schöne Botin sel'ger Triebe,
Die so prangend aus dem Schoße
Neugebor'ner Erde steigt:
O wie spräche zarte Liebe,
Wenn sie sehnend mit Gekose
Nicht in deinen Purpur schriebe,
Was die Lippe scheu verschweigt!
Ach, wer sendet aus der Tiefe
Euch der Welt, ihr Liebesboten,
Gleich als ob er sehnend riefe,
Und ihr Ohr vernähm' es nicht?
Ja, als ew'ger Güte Zeichen,
Ew'ger Liebe duft'ge Briefe,
Tretet ihr aus dunklen Reichen
Jahr um Jahr ans gold'ne Licht!
Grüne Auen, grüne Auen,
Sie versteh'n die süßen
Rosen,
Wachen auf aus Wintergrauen,
Wenn sie
Rosenkunde trifft;
Nur dem Menschen unbegriffen
Steht, so weit die Himmel blauen
Und so weit die Wolken schiffen,
Jene süße
Rosenschrift.
_____
Die
Rose am Meer
Lieblich blühst du, süße
Rose,
An des Meeres ödem Strand,
Einsam in des Sturms Getose,
Auf besonnter Felsenwand;
Kein beschwingter Falter schaukelt
Sich auf deiner Krone Saum,
Nur verloren um dich gaukelt
Meiner Seele stillster Traum.
Pflückend rett' ich, Reizgeschmückte,
Dich, und deine Purpurglut,
Die so wonnig mich entzückte,
Send' ich nieder in die Flut:
Führe schmeichelnd mit Gekose
Dich ein Zephyr, lind und weich,
Unverletzt, o süße
Rose,
Durch der Woge grünes Reich!
Nach der sel'gen gold'nen Küste,
Die mein ahnungsvoller Sinn
Sehnend oft in Träumen grüßte,
Süße
Rose, strebe hin!
Weiten Meeres Wogen dringen
Ja an jeden fernsten Strand,
Und so werden sie dich bringen
Auch in jenes Wunderland!
_____
Heiliger Hafis, beschreien
Mag der Schwarm dich der Philister,
Ich doch will wie du mich weihen
Zu der Liebe hohem Priester!
Mir auch allzustraff gespannt schien
Deines kühnen Sanges Bogen,
Aber seit ich selbst entbrannt bin,
Schwimmend in der Liebe Wogen,
Fühl' ich, daß des Occidentes
Frost in mir nun aufgethaut ist,
Daß auch mir des Orientes
Liebesrose Herzensbraut ist!
Weih' ich mich dem Dienst der
Rose,
Wird mein Sein erblüh'n zum Allsein,
Und mein Herz in ihrem Schoße
Eine süße Nachtigall sein!
_____
Siehst du die
Rose hier?
Hold in die Nacht
Duftet im Moose dir
Purpurne Pracht!
Wäre die Liebe nicht
Ewige Güte,
Irdisches triebe nicht
Himmlische Blüte.
Nimm sie zum Pfande dir,
Daß im Gebiet
Irdischer Lande dir
Himmlisches blüht.
_____
Die
Rosenknospen
Sie wollte traut mir eine
Rose reichen,
Doch blühte keine voll noch in den Hagen;
Sie aber pflückte Knospen ohne Zagen,
Und gab sie mir als süßer Liebe Zeichen.
Gebroch'ne Knospen, holde Blumenleichen,
Welkt ihr so früh in gold'nen Lenzestagen?
Um süßer Liebe Botschaft anzusagen,
Muß euer junges Rot so bald erbleichen?
Und dennoch preis' ich euch als selig tote:
Wohl habt ihr euch zur Krone nicht geründet,
Und seid nicht aufgeglüht im Purpurrote;
Doch hat euch Todeswonne süß entzündet:
Denn selig stirbt, wer als ein Liebesbote
Gesendet ward, und Himmlisches verkündet!
_____
Rosensymbol
"Soll ich trau'n der flücht'gen
Rose, die du mir zum Pfande giebst,
Zum Symbol für wandellose Glut und ew'ge Bande giebst?
Flüchtig ist die holde Blume: nicht wie
Rosentriebe blüh'n,
Ewig muß im Heiligtume deiner Brust die Liebe glüh'n!"
Schilt mir nicht die flücht'ge
Rose, nimm sie nur zum Pfande hin!
Deutet alles Dauerlose nicht auf Geisterbande hin?
Weiß die Liebe nicht, die voll ist von dem Überschwänglichen,
Daß das Flücht'ge stets Symbol ist eines Unvergänglichen?
_____
Otto Erich Hartleben
(1864-1905)
Nur eine
Monatsrose war die Liebe,
die deine Wangen färbte. - Ihr Verblühn
hab ich voll tiefen, tiefen Leids gesehn,
und meine Thränen netzten jedes Blatt,
das bald zu Boden sank und bald der Wind
verwehte. - Meinen Augen hast du nun
den Schmuck geraubt, der ihnen wohlgethan,
und meinem Leben raubtest du das Ziel ...
Heinrich Heine
(1797-1856)
Geträumtes Glück
Als die junge
Rose blühte
Und die Nachtigall gesungen,
Hast du mich geherzt, geküsset,
Und mit Zärtlichkeit umschlungen.
Nun der Herbst die
Ros entblättert
Und die Nachtigall vertrieben,
Bist du auch davon geflogen
Und ich bin allein geblieben.
Lang und kalt sind schon die Nächte
Sag wie lange wirst du säumen?
Soll ich immer mich begnügen
Nur vom alten Glück zu träumen?
_____
Der Schmetterling ist in die
Rose verliebt,
Umflattert sie tausendmal,
Ihn selber aber, goldig zart,
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.
Jedoch, in wen ist die
Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?
Ich weiß nicht, in wen die
Rose verliebt;
Ich aber lieb euch all:
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.
_____
Die
Rose, die Lilje, die Taube, die
Sonne,
Die liebt ich einst alle in Liebeswonne.
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Bronne,
Ist
Rose
und Lilje und Taube und Sonne.
_____
Alte
Rose
Eine
Rosenknospe
war
Sie, für die mein Herze glühte;
Doch sie wuchs, und wunderbar
Schoß sie auf in voller Blüte.
Ward die schönste
Ros
im Land,
Und ich wollt die
Rose
brechen,
Doch sie wußte mich pikant
Mit den Dornen fortzustechen.
Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
Und verklatscht von Wind und Regen
Liebster Heinrich bin ich jetzt,
Liebend kommt sie mir entgegen.
Heinrich hinten, Heinrich vorn,
Klingt es jetzt mit süßen Tönen;
Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
Ist es an dem Kinn der Schönen.
Allzu hart die Borsten sind,
Die des Kinnes Wärzchen zieren -
Geh ins Kloster, liebes Kind,
Oder lasse dich rasieren.
_____
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.
Kling hinaus, bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen,
Wenn du eine
Rose
schaust,
Sag, ich laß sie grüßen.
_____
Klara Held-Marbach
(1824-1893)
Es war die Zeit der
Rosen
Es war die Zeit der
Rosen,
Als Du um mich gefreit,
Ein Duften, Blüh'n und Kosen
Gieng über die Erde weit.
Wie heiß die Strahlen glühten
In unsern Liebestraum,
Wie voll die
Rosen blühten, -
Die andern ahnten's kaum.
Da hab' ich tief empfunden,
Wie Lenz und Liebe beglückt,
Du hast mich in schönen Stunden
Mit duftigen
Rosen geschmückt.
Ich küßt' sie in süßem Erbeben,
Bei rascherem Herzensschlag,
Ich widmete Dir mein Leben -
Nun komme, was kommen mag!
Sie mußten so bald vergehen,
Das Glück und die
Rosenzeit,
Ich habe Dich scheiden sehen, -
Du bist so weit, so weit.
Novemberstürme tosen,
Und Sonne und Liebe erblaßt:
Es war die Zeit der
Rosen,
Wir brachen sie in Hast.
_____
Karl Henckell (1864-1929)
Rose der Sehnsucht
Es schläft der Park und brodelt Mittagsträume,
Die Schwäne ziehn, verstohlene Lüfte säuseln.
Feuchtglänzend schimmern die Magnolienbäume,
Indes die Pappeln silberhoch sich kräuseln.
Mich lockt vom Beet die dunkelrote
Rose,
Die ihrer Schwestern hellen Kranz besiegt -
Und so bist du, wenn königlich das lose,
Nachtschwarze Haar dir um die Schultern fliegt.
Müd hing mein Arm noch auf der Ruhbank Rücken,
Jetzt hebt ein Wunsch ihn mit der Sehnsucht Schwingen:
Er will vom Beet die dunkle
Rose pflücken
Und innig, ach, dein schönes Haupt umschlingen.
_____
Samtrose
Samtrose, die sie zärtlich mir gesandt,
Samtrose, selbst gepflückt von ihrer Hand!
Ein schwerer Duft, ein dunkeltiefes Rot,
Wie ihre Wange, wenn sie lustdurchrieselt loht.
Samtrose, deinen Hauch einatm ich lang,
Aus deinem Kelche quillt ein süßer Klang.
Liebend ein Silberstimmchen gaukelt empor,
Samtrose, lauschend, lauschend leg ich an dich das Ohr.
Samtrose, die berührt ihr feiner Mund,
Nun will auch ich dich küssen wonnewund.
In deinem Kelch, an dem sie zart getrunken,
Sind meine Lippen, zitternder Sehnsucht voll versunken.
_____
Franz Hessel (1880-1941)
Sub
rosa
Warum ich dir der
Rose Knospen reiche,
Fragst du und stützest mit der Kinderhand.
Deine weiche Wange, die morgenbleiche.
Kaum eine Woche ists, daß ich dich fand.
Kaum eine Woche - und fort muß ich ziehen.
Zu andern Menschen in ein ander Land. -
Wenn diese Knospen sich entfalten, blühen
Zu dunkelroten
Rosen, mein ich zag:
Dein Auge wird vor meinem nicht mehr fliehen.
Doch findet bald ein junger rauher Tag
Gebeugt die Blüten und den Stiel geknickt,
So hat mir nur aus grünem Hag
Das Glück, das Lose, zugenickt.
_____
Sophie Hoechstetter
(1873-1943)
Improvisation
Die blaue Sommerluft über den Hügeln,
Der Wind mit leichtbeschwingten Flügeln,
Die Linden voll grüner Hoffnungsherzen
Des Gartens goldne Königskerzen
Sie alle tragen Liebesschmerzen.
Die rotesten aller roten
Rosen
Schauen dich mit freundlichen großen
Augen an und denken:
In dich will ich mich versenken
"Dir, Geliebte will ich mich verschenken."
Sogar der liebe Gott, der es so einsam hat,
Der wünscht, er sei ein
Rosenblatt
Von allem Duft des Sommers satt
Und fiel' auf deine Brust
In Sommersonnenlust.
Sie tun mir ja leid, die Königskerzen
Und die Hoffnungsherzen
Und die roten
Rosen
Und der liebe Gott in seinen großen
Einsamen Wolkenschmerzen.
Doch in diesen Sommertagen
Will ich nimmer schmerzlich klagen
Will gar nichts von der Welt
Und nichts vom grünen Feld,
Will nur dich zu besitzen wagen.
_____
Edmund Hoefer (1819-1882)
Jüngst lag ich unter dem
Rosenstock
Jüngst lag ich unter dem
Rosenstock,
Dem üppigen, blüthenvollen,
Da ist auf mich ein leichtes Geflock
Von
rosigen Blättchen gequollen.
Da war es mir im tiefen Sinn,
Als sei'st du selbst die
Rose,
Als streutest du flüchtig auf mich hin
Der Worte heitres Gekose.
Dein Wort es gleicht den Blättchen fein,
Der Elfen duft'gem Pokale.
Was legst du alles leise hinein
In die zierliche kleine Schale!
O daß ich dürft' ein einzigmal
Dem rechten Worte lauschen!
O dürft' ich an solchem Duftpokal
Nur einmal mich berauschen!
Da rauscht' der Wind, ich fuhr empor,
Die Blättchen hört' ich tönen:
Was willst du nur du armer Thor,
Mit deinem ewigen Sehnen?
_____
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Die
Rose
Diese letzte rote
Rose
Hab ich für dich, Lieb, erstanden,
Und ich berg sie still im Mantel
Daß im Schnee sie nicht erfriere.
Diese letzte rote
Rose
Bring ich her durch Ungewitter;
Lustig tanzt ein Schneegestöber
Flockenwirbelnd durch die Lüfte.
Oben glänzen tausend Sterne
Auf die weißen Straßen nieder,
Und sie dämmern fast wie schläfrig
Unterm weißen Flockentuche.
Aber Lieb, nun sag mir endlich,
Warum heut' so früh zu Bette,
Bist du heute so verschlafen?
Oder warst du so verfroren?
Ach, die Ampel brennt so traulich,
Diese wohlig weiche Wärme,
Dieser Hauch von
Rosendüften,
Diese schlummersüße Stille!
Diese letzte rote
Rose
Soll die weiße Brust dir schmücken,
Halt nur still, mein Lockenköpfchen,
Schlag nicht wie ein kleines Kätzchen,
Murr nicht wie ein kleines Kätzchen,
Lach nur mit den Purpurlippen;
An des Hemdchens weißer Spitzen
Soll sie deine Brust dir schmücken.
Schlag nicht wie ein kleines Kätzchen,
Weil die Dornen dich gerissen,
Denn ich hab nicht viele Uebung,
Zofenartige Talente.
Lieb, mit diesen kleinen Tropfen
Roten Bluts, der dir entflossen
Zwischen weißen Psychebrüstchen,
Trink' ich süßes rotes Herzblut.
Seit ich nun dein Blut getrunken
Aus dem Herzen dir geronnen,
Trink ich tausend Leidenschaften,
Unerschöpfte Götterwonnen.
_____
Eleonore Kalkowska
(1883-1937)
Zwei purpurne
Rosen
Zwei purpurne
Rosen stehen vor mir,
Sind nicht von dir...
Ein anderer hat sie mir gebracht,
Gestern — bei nahender Nacht —
Zwei
Rosen, wie meiner Lippen Pracht. ...
Und als er mich leise zu küssen gewagt,
Hab still ich gelächelt und habe gesagt:
Magst gerne mich küssen, doch dann erst den Mund,
Wenn die Lampe verlöscht in nächtlicher Stund.
Jetzt küß die geschlossenen Lider. ...
O du! da sah ich dich wieder!
Zwei purpurne
Rosen stehen vor mir,
Sind nicht von dir. ...
Ein anderer hat sie mir gebracht
Beim Sinken der Nacht. ...
Vor Morgengraun hab ihn weggeschickt,
Hab dann meinen Kopf in die Kissen gedrückt. ...
Zwei purpurne
Rosen stehen vor mir,
Sind nicht von dir. ...
_____
Die letzten
Rosen
Ich stand am Fenster, lauschend allen Schritten,
Die mir von ferne deinen gleichend däuchten,
Im Garten sah ich hell zwei
Rosen leuchten
Im Blättermeer.
Von fern daher
Ein Etwas plötzlich leise kam geglitten,
Es stockt mein Blut, es fühlte, du bist nah,
Da kamst du mit den lieben, sachten Schritten,
Nun bist du da!
Nun bist du da. ...
O komm! Wie hast du lang mich warten lassen,
Schon bald geht durch die Welt das herbstliche Erblassen,
O komm! Ich sinke vor dir in den Staub ...
Doch wehe! Welch ein Duft von welkem Laub
Steigt mir empor aus deines Kleides Falten,
Ein Duft von Welken, von Vergehn und Modern,
Von Sterben-müssen, Scheiden und Erkalten.
O Liebste, glaub,
Noch ist es nicht so weit,
Sahst du im Garten nicht die
Rosen lodern?
Noch ist sie unser, noch ists Sommerszeit.
Wirf ab dein Kleid, das herbstlich-taubenetzte,
Und schenk mir alle deine süße Pracht,
Vielleicht, vielleicht ist dieses unsere letzte,
Selige Sommernacht.
- - - - - - - - - - - - - - - - -
Der Garten liegt in blassem Morgengrauen,
Ich steh am Fenster, um dir nachzuschauen,
Dein langes Kleid nimmt welke Blätter mit,
Sie rascheln leise unter deinem Schritt.
Nun sind die
Rosen, die dein gestern harrten,
Ein goldner Regen auf der feuchten Erde,
Und blütenlos erschauert mir mein Garten
Und wartet, daß es kahler Winter werde. ...
Der Herbst ist da!
Der Herbst ist da. ...
_____
Anna Karbe (1852-1875)
Die
Himmelsrose
Kennst Du die
Rose, die vor Zeiten
Im Paradiese aufgeblüht,
Die
Rose, die seit Ewigkeiten
Als wunderbares Reis geglüht?
Die eine heil'ge reine
Rose,
Der Gottessegen für die Welt,
Die wunderbar die dunkeln Loose
Mit ihrem Himmelsstrahl erhellt;
Die
Rose aus dem Garten Eden,
Die Königin der Ewigkeit,
Die
Himmelsrose, die für Jeden
In Duft und Farbenglanz geweiht;
Die
Rose, die in Jesu Wunden
So purpurglühend aufgeblüht,
Die sich am Kreuz emporgewunden,
Und uns ans Herz des Lammes zieht.
Die
Rose, die der Sonne Strahlen
Entströmt aus ihrem heil'gen Schooß,
Die
Rose, die in tausend Qualen
Auf unser Herz den Balsam goß;
Die
Rose, die mit Glockentönen
Begegnet unserm Schmerzensruf,
Die
Rose, die all' unsre Thränen,
Zu lauter echten Perlen schuf;
Die
Rose, die mit ihren Ranken
Hinauf bis in den Himmel steigt,
Und Gottes heilige Gedanken
Zu unserm müden Herzen neigt;
Die
Rose, die als lichte Sonne
Des Lebens Nächte uns erhellt,
Die
Rose, die zu Trost und Wonne
Erblühte für den Kampf der Welt;
Die
Rose, die am hellen Morgen
So frühlingsfrisch im Thau erscheint,
Die in den Nächten banger Sorgen
Das Auge tröstet, das da weint;
Die
Rose, die aus Gottes Herzen
Ein sehnendes Erbarmen ringt
Und in das Vaterland der Schmerzen
Den Oelzweig Seines Friedens bringt;
Die
Rose, die aus Gott geboren,
Die ewig ohne Wechsel blüht,
Die einst an Salems goldnen Thoren
In wunderbaren Farben glüht;
Die
Rose, die dem matten Blicke
Im Todesthal den Balsam reicht.
Die
Rose, die als Perlenbrücke
Zum aufgeschloss'nen Himmel steigt;
Die
Rose, die im Festgewande,
Die von dem Herrn erwählte Braut,
In Kanaan, im heil'gen Lande,
Mit ihrem Bräutigam vertraut;
Die
Rose, deren heil'ge Triebe
Gott selbst in Seinem Herzen trägt,
Die ew'ge Gottesbraut, die Liebe,
Die Gott gemacht, gepflanzt, gepflegt.
O wunderbare Purpurblüthe,
Des großen Gottes Heiligthum,
Vom ew'gen Feuer ganz durchglühte,
Du heilig Reis, zu Gottes Ruhm!
O Liebe laß in Deinen Zweigen,
Die Gott zum Himmel wachsen ließ,
Uns höher, immer höher steigen,
Bis in der Liebe Paradies!
_____
Eduard Kauffer
(1824-1874)
An dieser
Rose wird er mich erkennen -
Was ist's, daß ich ihn nicht vergessen kann,
Daß willenlos erwachend die Gedanken
Nur um den einen, nur um diesen Mann
In träumerischer Seligkeit sich ranken?
Wenn er mir naht, wie laut schlägt meine Brust,
Und meine Wangen, wie sie glühn und brennen!
Die Seele jubelt auf in Himmelslust ...
An dieser
Rose wird er mich erkennen!
Ich war ein Kind. Ein Friede hold und mild
Lag wie ein junger Lenz in meinem Herzen
Und täglich vor dem Muttergottesbild
Vergaß ich betend meine kleinen Schmerzen.
Jetzt ist es anders. Glücklich kann ich nie
Und wiederum nicht unbeglückt mich nennen,
Ich bete noch; doch fragt mich nimmer, wie? ...
An dieser
Rose wird er mich erkennen.
Er sprach: Wirst heute du ein
Röslein roth
Am Busen tragen, soll es mich bedeuten,
Daß auch die Lieb' in deinem Herzen loht
Und du die Meine bist für alle Zeiten.
Die Blume trag' ich an verschwiegner Brust
Und was die Lippen sagen nicht und nennen,
Das Alles nennt und sagt sie unbewußt ...
An dieser
Rose wird er mich erkennen.
_____
Und immer mehr!
Ich nahm von ihren
Rosen drei -
Meint ihr, daß sie gezürnt mir sehr?
O nein! Sie lachte nur dabei
Und gab mir mehr und immer mehr.
Statt
Rosen nahm ich Küsse dann,
Und sie - sie brauchte Gegenwehr?
O nein! Sie schalt wol: böser Mann!
Doch gab mir mehr und immer mehr.
_____
Siegfried Kawerau
(1886-1936)
Rosensprüche
Dunkler glühen rote
Rosen
vor dem Schmelz der blanken Brüste,
spiegeln sich im weißen Leib -
täglich leg ich rote
Rosen,
die aus meinem Blute blühn,
auf die Schale Deines Wartens -
aus den Wunden schmeichelnd weicher,
tödlich blasser Abendstunden
brech ich brennend rote
Rosen. -
_____
Karl Ernst Knodt
(1856-1917)
Im
Rosenmond
Nimm diese
Rose, noch im Kelch verschlossen,
und bette sie in Deine reine Hand!
Ist über sie ein Blick von Dir geflossen,
entflammt auch ihr ein heilger Lebensbrand.
In dieser
Rose ruht ein ganzer Sommer
und meine ganze Seele reift darin.
... O trag mein Lieben, größer stets und frommer,
als Opferduft zur Liebesheimat hin!
_____
Rosenrote
Rosen
War's nicht im Juni? .. Es jauchzte die Welt.
Wir saßen zusammen Hand in Hand
und sah'n in die Sonne und sah'n nur noch Eins:
Rosen, rote
Rosen rings im Land.
Und wir jubelten uns're Liebe ins Land.
Das ward ein Lied voller Lebensbrand
und lachte laut durch den leuchtenden Tag,
das Lied von den roten
Rosen rings im Land.
_____
In der
Rosenzeit
Bring mir von all den
Rosenbüschen,
Die unser heimliches Häuschen umstehen,
Jeden Morgen neu eine rote,
Daß ihre Düfte mich wonnig umwehn.
Ohne
Rosen reift mir kein Sommer,
Und nur in
Rosen kann sie gedeihn
Unsere Liebe ... So bring mir stets neue,
Immer rotere
Rosen herein!
Du und kein andres darf sie mir bringen,
Denn nur in deiner alleinigen Hand
Wird mir die heimliche Glut der
Rosen
Zum allmächtigen Liebesbrand,
Der in der Nacht mit lodernden Flammen
Leib und Seele dir überschlägt
Und uns über die Gärten der Erde
Ins Land der leuchtenden
Rosen trägt.
_____
August Kopisch
(1799-1853)
Die
Rose
Anmut'ger Frühling bildet
Purpurn die
Rose,
Nie sah ich
Rosen blühen
Als auf den Dornen.
Purpurn gekleidet prangen
Lieblich die
Rosen,
Doch in der Hoffnung Farbe
Die grünen Dornen.
Sag mir Geliebte, sag mir,
Bist du die
Rose?
Bist du die
Rose, trag' ich
Dich wie die Dornen.
_____
Johanna Leitenberger
(1818-1893)
Rose und Herz
Wer mag der
Rose Kelch erschließen,
Entfesseln ihren süßen Duft?
Wenn Sonnenstrahlen morgens grüßen,
Da springt sie aus der Blättergruft.
Zum Licht gewandt auf schlankem Stengel
Enthüllt sie ihre Märchenpracht,
Der lieblichste der Blumenengel,
Den uns der holde Lenz gebracht.
Wer kann ein Menschenherz erschließen,
Wer öffnet seinen tiefen Grund?
Wenn liebe Augen liebend grüßen
Dann ist des Herzens Sonnenstund'!
Der Liebe weiht es all sein Blühen,
Ersteht in wundersamer Pracht,
Und muß es welkend auch verglühen -
Der Zweck des Daseins ist vollbracht.
_____
Nikolaus Lenau
(1802-1850)
Meine
Rose
Dem holden Lenzgeschmeide,
Der
Rose, meiner Freude,
Die schon gebeugt und blasser
Vom heißen Strahl der Sonnen,
Reich' ich den Becher Wasser
Aus dunklem, tiefen Bronnen.
Du
Rose meines Herzens!
Vom stillen Strahl des Schmerzens
Bist du gebeugt und blasser.
Ich möchte dir zu Füßen,
Wie dieser Blume Wasser,
Still meine Seele gießen!
Könnt ich dann auch nicht sehen
Dich freudig auferstehen.
_____
An die Entfernte
I.
Diese
Rose pflück ich hier,
In der fremden Ferne;
Liebes Mädchen, dir, ach dir
Brächt ich sie so gerne!
Doch bis ich zu dir mag ziehn
Viele weite Meilen,
Ist die
Rose längst dahin,
Denn die
Rosen eilen.
Nie soll weiter sich in's Land
Lieb' von Liebe wagen,
Als sich blühend in der Hand
Läßt die
Rose tragen;
Oder als die Nachtigall
Halme bringt zum Neste,
Oder als ihr süßer Schall
Wandert mit dem Weste.
II.
Rosen fliehen nicht allein,
Und die Lenzgesänge,
Auch dein
Wangenrosenschein
Deine süßen Klänge.
O, daß ich, ein Thor, ein Thor,
Meinen Himmel räumte!
Daß ich einen Blick verlor,
Einen Hauch versäumte!
Rosen wecken Sehnsucht hier,
Dort die Nachtigallen,
Mädchen, und ich möchte dir
In die Arme fallen!
_____
An meine
Rose
Frohlocke, schöne junge
Rose,
Dein Bild wird nicht verschwinden,
Wenn auch die Gluth, die dauerlose,
Verweht in Abendwinden.
So süßer Duft, so helle Flamme
Kann nicht für irdisch gelten,
Du prangst am stolzen
Rosenstamme,
Verpflanzt aus andern Welten;
Aus Büschen, wo die Götter gerne
Sich in die Schatten senken,
Wenn sie in heilig stiller Ferne
Der Menschen Glück bedenken.
Darum mich ein Hinübersehnen
Stets inniger umschmieget,
Je länger sich in meinen Thränen
Dein holdes Antlitz wieget.
O weilten wir in jenen Lüften,
Wo keine Schranke wehrte,
Daß ich mit deinen Zauberdüften
Die Ewigkeiten nährte! -
Hier nah'n die Augenblicke, - schwinden
An dir vorüber immer,
Ein jeder eilt dich noch zu finden
In deinem Jugendschimmer;
Und ich, wie sie, muß immer eilen
Mit allem meinem Lieben
An dir vorbei, darf nie verweilen,
Von Stürmen fortgetrieben.
Doch hat, du holde Wunderblume,
Mein Herz voll süßen Bebens
Dich mir gemalt zum Eigenthume
Ins Tiefste meines Lebens,
Wohin der Tod, der Ruhebringer,
Sich scheuen wird zu greifen,
Wenn endlich seine sanften Finger
Mein Welkes niederstreifen.
_____
Welke
Rose
In einem Buche blätternd, fand
Ich eine
Rose welk, zerdrückt,
Und weiß auch nicht mehr, wessen Hand
Sie einst für mich gepflückt.
Ach, mehr und mehr im Abendhauch
Verweht Erinn'rung; bald zerstiebt
Mein Erdenloos, dann weiß ich auch
Nicht mehr, wer mich geliebt.
_____
Karoline Leonhardt
(1811-1899)
Mein
Rosenstock
Ich habe einen
Rosenstock und fünfzehn Knospen d'ran,
Und wenn ich oftmals traurig bin, seh' ich die
Rosen an.
Sie nicken in der Lüfte Spiel, wenn sie so lieblich blühn,
Dann denk' ich leis: o grüßet mir wohl fünfzehn Male ihn!
Sagt ihm, daß ich stets traurig bin, doch wenn er mein vergaß,
Dann,
Rosen, duftet mir nicht mehr und werdet alle blaß!
Doch denkt er mein mit treuem Sinn', so lächelt' allzumal,
Ich meine dann, ihr grüßet mich von ihm auch fünfzehn Mal.
Ich habe weder Schmuck noch Gold, auch sucht's nicht mein Gemüth,
Wenn nur so lang ich lebe stets der
Rosenstock mir blüht.
Und wenn ich dann gestorben bin, so pflanzet auf mein Grab
Nichts weiter als den
Rosenstock, den mir mein Liebling gab!
_____
Heinrich Leuthold
(1827-1879)
Eglantine
Wie der Sturmwind, der über die Haide pfeift
Ohne Rast, ohne Ruh', ohne sichere Statt,
So mein heißer Sinn über die Erde schweift,
So mein Herz, das keinen Freund, keine Heimat hat. -
Die sanfte blaue Blume im wogenden Korn,
Die zahme Blume ist nicht für mich -
Eine wilde
Rose lieb' ich
Mit scharfem Dorn.
Ich grüß' dich, du trotzig, schwarzäugig Kind!
Du liebst die Liebe, ich liebe den Schmerz;
Mein Sinn ist wie der brausende Wind,
Eine wilde
Rose sei dein Herz. -
D'rin lod're die Liebe, d'rin laure der Zorn;
Einen Kuß, einen Kuß mir gib!
Eine wilde
Rose sei unsere Lieb'
Mit scharfem Dorn!
Mein Sinn ist wie der brausende Wind;
Was soll dein Zürnen, was soll dein Harm?
Wo ist dein Trotz? laß los, mein Kind,
Laß los den weißen, den schwellenden Arm!
Frische Morgenluft meine glühende Stirne küßt;
Dem schäumenden Renner den hetzenden Sporn!
Eine wilde
Rose mein Leben ist
Mit scharfem Dorn.
_____
Carpe diem!
Der
Rose gleich, die noch im Sammt
Der Knospe gestern lag verschlossen
Und heut' schon hoch emporgeflammt,
Ist uns die Liebe aufgeschossen.
Heut' blüht sie noch; drum nimm und gib!
Schon morgen kann ihr Duft entschweben;
Dann wird dein Herzblut selbst, mein Lieb,
Die welkende nicht mehr beleben!
_____
Detlev von Liliencron
(1844-1909)
Briefwechsel
Im Garten, heute Morgen,
Als ich deinen Brief erbrach,
Fand ich drin verborgen
Ein
Rosenblatt.
Ein
Rosenblatt, deinen Locken entsunken.
Als ich es trunken
Mit den Lippen berührte,
Kam ein Windhauch und entführte
Den holden Gast.
Nun segelt es lustig zu dir zurück.
Gleich einer Krone trägt es mein Glück
Auf tiefrotem Samt - und verblaßt.
_____
Ich und die
Rose warten
Vor mir
Auf der dunkelbraunen Tischdecke
Liegt eine große hellgelbe
Rose.
Sie wartet mit mir
Auf die Liebste,
Der ich ins schwarze Haar
Sie flechten will.
Wir warten schon eine Stunde.
Die Haustür geht.
Sie kommt, sie kommt.
Doch herein tritt
Mein Freund, der Assessor;
Geschniegelt, gebügelt, wie stets.
Der Assessor will Bürgermeister werden.
Gräßlich sind seine Erzählungen
Über Wahlen, Vereine, Gegenpartei.
Endlich bemerkt er die Blume.
Und seine gierigen,
Perlgrauglacebehandschuhten Hände
Greifen nach ihr:
"Ah, süperb!
Müssen mir geben fürs Knopfloch."
Nein! ruf ich grob.
"Herr Jess noch mal,
Sind heut nicht bei Laune.
Denn nicht.
Empfehl mich Ihnen.
Sie kommen doch morgen in die Versammlung!"
Ich und die
Rose warten.
Die Haustür geht.
Sie kommt, sie kommt.
Doch herein tritt
Mein Freund, Herr von Schnellbein.
Unerträglich langweilig sind seine Erzählungen
Über Bälle und Diners.
Endlich bemerkt er die Blume.
Und seine bismarckbraunglacebehandschuhten Hände
Greifen nach ihr:
"Ah, das trifft sich,
Brauch ich nicht erst zu Bünger.
Hinein ins Knopfloch.
Du erlaubst doch?"
Nein! schrei ich wütend.
"Na, aber,
Warum denn so ausfallend;
Bist heut nicht bei Laune.
Denn nicht.
Empfehl mich dir."
Ich und die
Rose warten.
Die Haustür geht.
Sie kommt, sie kommt.
Doch herein tritt
Mein Freund, der Dichter.
Der bemerkt sofort die hellgelbe.
Und er leiert ohn Umstände drauf los:
"Die
Rose wallet am Busen des Mädchens,
Wenn sie spät abends im Parke des Städtchens
Gehet allein im mondlichten Schein..."
Halt ein, halt ein!
"Was ist denn, Mensch.
Aber du schenkst mir doch die Blume?
Ich will sie mir ins Knopfloch stecken."
Nein!! brüll ich wie rasend.
"Aber was ist denn?
Bist heut nicht bei Laune.
Denn nicht.
Empfehl mich dir."
Ich und die
Rose warten.
Die Haustür geht.
Sie kommt, sie kommt.
Und - da ist sie.
Hast du mich aber heute lange lauern lassen.
"Ich konnte doch nicht eher...
Oh, die
Rose, die
Rose."
Hut ab erst.
Stillgestanden!
Nicht gemuckst.
Kopf vorwärts beugt!
Und ich nestl ihr
Die gelbe
Rose ins schwarze Haar.
Ein letzter Sonnenschein
Fällt ins Zimmer
Über ihr reizend Gesicht.
_____
Thekla Lingen (1866-1931)
Rosen
Ach, gestern hat er mir
Rosen gebracht,
Sie haben geduftet die ganze Nacht,
Für ihn geworben, der meiner denkt -
Da hab' ich den Traum der Nacht ihm geschenkt.
Und heute geh' ich und lächle stumm,
Trag' seine
Rosen mit mir herum
Und warte und lausche, und geht die Thür,
So zittert mein Herz: ach, käm er zu mir!
Und küsse die
Rosen, die er gebracht,
Und gehe und suche den Traum der Nacht ...
_____
Zigeunerliebe
Bin eine schwarze
Rose,
Erblüht in dunkler Nacht,
Die Locken flattern lose -
Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!
Mein Herz kennt keine Treue,
Und willst du meine Huld,
Mein Herz kennt keine Reue -
Dein eigen sei die Schuld!
Bin eine schwarze
Rose,
Gott hat mich so gemacht,
Die Locken flattern lose -
Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!
_____
Erwartung
Mein still Gemach füllt deiner
Rosen Duft,
Und meine Sehnsucht webt in Träumen
Dein Bildnis in die Luft -
O kämst du doch!
Was soll dein Säumen?
Führt dich kein Wunsch in meine Nähe?
Ich drücke an die Scheiben mein Gesicht
Und spähe - -
Der Mond steht längst im Garten,
Durch stille Zweige bricht sein weisses Licht -
Dich seh ich nicht!
_____
Toter Wunsch
O wärst du gekommen, da sie dich rief!
Du hättest die
Rose gefunden - sie schlief
Und träumte und träumte die ganze Nacht -
O wärst du gekommen - sie wäre erwacht!
Wie wär' ihr so süss, so süss geschehn,
Und musste im eigenen Duft vergehn,
Und war doch so jung und heiss und rot -
O wärst du gekommen! ... Nun ist sie tot ...
_____
Zur Dämmerstunde war's -
Zur Dämmerstunde war's,
Zur schlimmen Zeit -
Und deine
Rosen dufteten im Zimmer,
Ins Fenster brach der letzte Abendschimmer -
Und meine Sehnsucht ging so weit.
Sie suchte dich -
Wie dufteten die
Rosen!
Und lechzend barg ich mein Gesicht hinein
Und sog die süssen, süssen Düfte ein -
Wie fühlt' ich deine Wünsche mich umkosen!
O kämst du jetzt,
Wie würde ich dich lieben! ...
Ich ging und sperrte weit mein Fenster auf -
O Lust! da kamst die Strasse du herauf,
Von gleicher Sehnsucht zu mir hergetrieben.
Und wie im Traum blieb ich am Fenster stehn
Und nickte stumm - Du stürmtest in das Haus,
Breitetest schweigend deine Arme aus - -
Es musste sein - So ist es denn geschehn!
_____
Hermann Lingg (1820-1905)
Lied
Kalt und schneidend
Weht der Wind,
Und mein Herz ist bang und leidend
Deinetwegen, schönes Kind!
Deinetwegen,
Süße Macht,
Ist mein Tagwerk ohne Segen
Und ist schlaflos meine Nacht.
Stürme tosen
Winterlich,
Aber blühten auch schon
Rosen,
Was sind
Rosen ohne dich?
_____
Hermann von Loeper
(1820-1884)
Sind die
Rosen nun verdorrt?
Als wir in den ersten Jahren
Fröhlich schwärmten, ach! da waren
Rothe
Rosen unsre Lust,
Schmückten deine, meine Brust.
Haben dann im Ehestübchen
Lang' gesessen - sprich, du Liebchen,
Sind die
Rosen nun verdorrt?
Oder blühen sie noch fort?
_____
Feodor Löwe (1816-1890)
Von meinem Lieb' verwahr' ich,
O wie erinnrungsreich!
Zwei
Rosen, eine purpur'n,
Die and're weiß und bleich.
Die rothe
Rose schenkte
Sie mir an jenem Tag,
Als sie zum ersten Male
An meinem Herzen lag.
In Thränenthau erblühet
Brach ich die weiße ab,
Als ich auf Allerseelen
Besucht ihr stilles Grab.
_____
Der
Rosenstrauch
Aus deinem Grabe sproß ein junger
Rosenstrauch
Gepflegt vom Sonnenstrahl, von Thau und Frühlingshauch,
Wuchs er zum Baum empor; sein wogendes Gezweig
Im grünen Blätterschmuck war vieler Blüthen reich.
Stets neuer
Rosen voll, warf er die alten ab
Und deckte streuend so mit Blüthenstaub dein Grab,
Um deine Urne schlang er seinen schönsten Ast,
Als hielt er liebend sie mit treuem Arm umfaßt.
Und eine Nachtigall erwählte sein Geäst
Und baut' in dessen Schoos ihr liederreiches Nest;
Bald sitzend in dem Baum, bald auf dem Marmorstein,
Sang sie ihr süßes Weh spät in die Nacht hinein.
Es hat der
Rosenstrauch die Wurzel tief und fest
Durch die verweste Brust bis in dein Herz gepreßt;
Und saugte so sich Kraft aus deines Herzens Staub,
Daß er zum Baum erwuchs mit Blüth' und jungem Laub.
Nun steht er da voll Pracht und wieget in der Luft
Sein blühendes Gezweig und hauchet süßen Duft;
Die losen Blätter streut er nieder auf dein Grab
Und trägt den Zoll des Danks dir also freundlich ab.
Wie du im Leben hier durch manche That erfreut,
Also erfreuest du im
Rosenstrauch noch heut.
So ist dein stilles Grab der höchsten Liebe Bild,
Die selbst im Tode noch ein Born des Segens quillt.
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Rosenschein
Die grünen Wälder versinken
In violettem Duft,
Ein schwarzer Reiher rudert
Durch die tiefblaue Luft.
Das letzte Sonnenglühen
Am Himmelsrande loht,
Die schwarzen Heidewasser
Färben sich
rosenrot.
Ich gehe mit sicheren Augen
In die Nacht hinein,
Vor mir ist meiner Liebe
Leuchtender
Rosenschein.
_____
Die
Rosenbüsche ...
Die
Rosenbüsche sind behangen
Mit wunderbarer Blütenpracht,
Das ist ein märchenhaftes Prangen,
Mein Herz, das singt und klingt und lacht.
Im weißen Kleid kommst du gegangen
In einer Flut von Sonnenschein,
Die
Rosenbüsche schmachtend prangen,
Ich sehe nur noch dich allein.
_____
Abendlied
Rose Marie,
Rose Marie,
Sieben Jahre mein Herz nach dir schrie,
Rose Marie,
Rose Marie,
Aber du hörtest es nie.
Jedwede Nacht, jedwede Nacht,
Hat mir im Traume dein Bild zugelacht,
Kam dann der Tag, kam dann der Tag,
Wieder alleine ich lag.
Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt,
Aber mein Herz ist noch immer nicht kalt,
Schläft wohl schon bald, schläft wohl schon bald,
Doch bis zuletzt es noch hallt:
Rose Marie,
Rose Marie,
Sieben Jahre mein Herz nach dir schrie,
Rose Marie,
Rose Marie,
Aber du hörtest es nie.
_____
Der schönste Platz
Wo die weißen Tauben fliegen,
Wohnt mein Schatz und der ist schön;
Wo die weißen Tauben fliegen,
Muß ich immer wieder gehen.
Wo die roten
Rosen blühen,
Hab’ ich sie zuerst geküßt;
Wo die roten
Rosen blühen,
Meine liebste Weide ist.
Wo die grünen Büsche stehen,
Singt ein Vogel dies und das;
Wo die grünen Büsche stehen,
Ist zerdrückt das junge Gras.
Wo die klaren Quellen rauschen,
Liegt ein
Rosenkränzelein;
Wo die klaren Quellen rauschen,
Ward das schönste Mädchen mein.
_____
Hieronymus Lorm
(1821-1902)
Liebeslied
Mit dem holden Frühlingszauber
Steh' ich auf vertrautem Fuße,
Denn er streute frische Blüthen
Vor dich hin bei meinem Gruße.
Eins doch will er nicht verzeihen,
Ward's mir auch zum schönsten Loose,
Daß ich nur auf Deinen Lippen
Suche seine erste
Rose.
_____
Minna von Mädler
(1804-1891)
Nachtigall und
Rose
Auf des Wohllauts Silberwogen
Kommt ein süßer Liebesklang
Durch die Frühlingsluft gezogen:
Nachtigallen-Lenzgesang.
Und die Knospen, dicht umwunden,
Zittern auf voll Seligkeit,
Und das Herz, das nie empfunden,
Träumt von Liebeslust und Leid.
Auch die
Rose hat vernommen
Die geliebte Nachtigall,
Und so sprengt sie, süß beklommen,
Ihre grünen Banden all'.
Doch kaum hat in ihrer Schöne
Sich die herrliche gezeigt,
Sterben alle Sehnsuchtstöne,
Bülbül sieht und liebt und – schweigt.
Schaut, entfernt vom Weltgetriebe,
Sich im Reich des Herzens um:
Hohe Wonne, heil'ge Liebe,
Ach, und tiefer Schmerz sind stumm! –
_____
Friedrich Marc (1819-?)
An ihre
Rose
Die du strahlst an ihrem Kleide,
An den Busen festgebannt,
Rose, daß ich dich beneide,
Machte dir mein Blick bekannt.
Was ich schmachte jetzt zu wissen,
Wer den Busen ihr erregt,
Wen sie gerne mag vermissen,
Wen sie, ach, im Herzen hegt:
Du wol weißt es, denn im Kreise
Schwebtest du mit ihr zugleich;
Jede Wallung, noch so leise,
Kam in deiner Zier Bereich.
Ja, du weißt, ob ich vergebens
Ihrer denke Tag und Nacht;
Ob ein Zittern tiefsten Lebens
Meine Sehnsucht ihr gefacht;
Ob sie mich in Qualen schmachten
Läßt zum Frohn der Eitelkeit,
Meine Gluthen mag verachten,
Ja dem Spotte still mich weiht.
Die du strahlst an ihrem Kleide,
An dem Busen darfst verblüh'n,
Rose, wie ich Dich beneide,
Weil sie dort dich läßt verglüh'n!
_____
Emerenz Meier (1874-1928)
Papierne
Rosen
Sie:
Im Winter blüht kein
Blümelein;
Doch Liebe darf ja listig sein.
Die
Rosen aus Papier,
Gefertiget von meiner Hand,
Umflochten mit des Scherzes Band,
Schenk' ich, mein Bursche dir.
Erlogner Sommer auf dem Hut
Tauscht, kleidet wie ein echter gut
Und bringt dir Neider ein.
Hältst du den Strauß den Nasen fern,
So trüge mancher wohl ihn gern
Vor seinem Mädchen fein.
Er:
Papierne
Rosen gibst
du mir,
Dem Hut zur lichten Sonntagszier,
Ich danke dir, mein Herz.
Kunstfertig nenn' ich deine Hand,
Doch klüger noch ist dein Verstand
Und listiger dein Scherz.
Papierne
Rosen duften nie;
Erlogne Lieb', wen freuet sie?
Nur wen sie täuschen kann.
Papier verblaßt, mein Lieben auch.
Sich narren lassen ist nicht Brauch
Bei einem rechten Mann.
_____
Alfred Meißner
(1822-1885)
An meine
Rose
Du, meine schöne junge
Rose,
Die mir an's Herz das Schicksal warf,
Daß nun das Herz, das hoffnungslose,
Nicht mehr in sich verzagen darf,
Du bringst mir meinen Frühling wieder,
In frische Purpurglut getaucht,
Es ist dein Duft, der diese Lieder
Mit neuer Ahnung süß durchhaucht.
Daß leuchtend meine Stirne werde,
Blickst du mich an, du milder Trost -
Dein Lächeln ist ein Kind der Erde,
Das mit den Engeln Gottes kos't!
Daß ich in's große Loblied stimme,
Hebt mich dein Wort an's Licht empor -
Wie an der Blume hängt die Imme,
An deinen Lippen hängt mein Ohr.
Mit deinem blühenden Gewinde
O deck' mein wundes Herze zu,
Daß sich's in
Rosenglut entzünde,
So jung und schön, so rein wie du!
_____
Melchior Meyr (1810-1871)
Ein Wunder ist die
Rose!
Tieflabend Herz und Sinn,
Das Bild der Lieb' und Freude,
Glanzfrohe Königin.
Die Lilie steht daneben
In edlem Weiß und Gold,
Ein Engel, rein und selig,
Ein Engel, rein und hold.
Wo gibt es ihres Gleichen?
Doch sieh, die Liebste mein,
Die hat die Zaubergabe,
Sie beide mir zu sein.
Die Lilie himmlisch heiter,
Die
Rose liebewarm.
Die Lilie vor den Andern,
Die
Ros' in meinem Arm.
_____
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Diese
Rose von heimlichen Küssen schwer:
Sieh, das ist unsre Liebe.
Unsre Hände reichen sie hin und her,
unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
unsre Seelen grüßen sich hin und her -
wie über ein Meer - - wie über ein Meer - - -
Diese
Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
sieh, das ist unsre Liebe.
_____
Dichters Rückkehr
Ein feiner Duft erfüllt den Raum,
als wär ein Weib zu Gast gewesen
und hätte meinen letzten Traum
vom
Rosenkönigreich gelesen
und mir zum duftberedten Danke
von zarter Flamme Glut erregt
des Gürtels holde
Rosenranke
auf meinen stillen Tisch gelegt.
_____
Lied
Gib auf alle
Rosen acht,
die am Wege stehn:
Denn sie sollen heute Nacht
unsre Liebe sehn!
Sollen schwülen Neides voll
uns umglühn, umwehn -
und von unsren Gluten soll
ihre Glut vergehn!
_____
Wir sind zwei
Rosen,
darüber der Sturm fuhr
und sie abriß.
Gemeinsam
wirbeln sie nun
den Weg entlang,
und ihre Blätter wehn
durcheinander.
Heimatlose,
tanzen und fliehn sie,
nur für einander
duftend und leuchtend,
den Weg der Liebe -:
Bis sie am Abend
der große Feger
lächelnd
auf seine Schaufel nimmt.
_____
Nimm an, es gäbe einen Himmelsherrn;
so wollen wir von ihm für einst erflehn:
er lasse uns auf irgendeinem Stern
als einen Strauch voll
Rosen auferstehn.
Ich will die Wurzel sein, du sei der Strauch,
ich will die Zweige sein, du sei das Blatt,
ich sei die
Rose, du sei ihr Arom.
So ineinander unaufhörlich satt,
so eins in jeder Faser, jedem Hauch,
sei unser Leben dann ein Dankesstrom.
_____
Eduard Mörike (1804-1875)
Mit einem Anakreonskopf
und einem Fläschchen
Rosenöl
Als der Winter die
Rosen geraubt, die Anakreons Scheitel
Kränzten am fröhlichen Mahl, wo er die Saiten gerührt,
Träufelt‘ ihr köstliches Öl in das Haar ihm Aphrogeneia,
Und ein rosiger Hauch haftet an jeglichem Lied.
Doch nur wo ein Liebender singt die Töne des Greisen,
Füllet Hallen und Saal wieder der herrliche Duft.
_____
Begegnung
Was doch heut nacht ein Sturm gewesen,
Bis erst der Morgen sich geregt!
Wie hat der ungebetne Besen
Kamin und Gassen ausgefegt!
Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,
Das halb verschüchtert um sich sieht;
Wie
Rosen, die der Wind zerblasen,
So unstet ihr Gesichtchen glüht.
Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,
Er will ihr voll Entzücken nahn:
Wie sehn sich freudig und verlegen
Die ungewohnten Schelme an!
Er scheint zu fragen, ob das Liebchen
Die Zöpfe schon zurecht gemacht,
Die heute Nacht im offnen Stübchen
Ein Sturm in Unordnung gebracht.
Der Bursche träumt noch von den Küssen,
Die ihm das süße Kind getauscht,
Er steht, von Anmut hingerissen,
Derweil sie um die Ecke rauscht.
_____
Julius Mosen (1803-1867)
Rosenblüthe
Das Röslein gar verborgen
In seiner Knospe sitzt,
Der neue Frühlingsmorgen
Zum Kuß das Mäulchen spitzt;
Doch Röslein mag nichts wissen
Vom Blühen und vom Küssen.
Das Röslein sitzt gar spröde
In seinem engen Haus,
Der Mittag ist nicht blöde,
Strahlt Gluth und Flammen aus;
Doch Röslein mag nichts wissen
Vom Blühen und vom Küssen.
In seiner Zelle drinnen
Das Röslein heimlich steht,
Der Abend kommt zu minnen,
Der Abend weint und fleht:
Ach, alle Blumen müssen
Am Ende blüh'n und küssen!
Das Röslein steht in Bangen,
Es steht in Liebesnoth,
Roth werden seine Wangen,
Vor Liebe purpurroth,
Und seine Lippen müssen
Zum ersten Male küssen.
Zum ersten Male blühen
Mit allererstem Kuß,
Zum ersten Male glühen
Das holde Röschen muß;
Denn alle Blumen müssen
Am Ende blüh'n und küssen.
_____
Warnung
Vor den Fenstern laßt euch warnen
Junggesellen weit und breit!
Vor den Netzen, vor den Garnen,
Vor den Mädchen allezeit!
Vor den hellen
Rosenblüthen,
Die wo an den Fenstern stehn,
Müßt ihr Herz und Auge hütten,
Schnell und still vorübergehn!
An den Blumenfenstern lauern
Wilde Jägerinnen dort,
Und die Spinnen an den Mauern
Weben Netze immerfort.
Ach! mein armes Herz gefangen
Hält ein solches Fensterlein;
Bei der
Rose muß es hangen,
Und ihr Sklave muß es sein!
_____
Erich Mühsam (1878-1934)
Hilde
Riesengroße
Rosengrüße
sandte ich zum Wiegenfeste
ihr, der einzig Heißgeliebten,
einen Brief dabei erhielt sie,
darin stand: ich liebe Dich,
Hilde, meine holde Hilde!
Hilf mir, Hilde, und erhöre
meine Schwüre, die ich schwöre
Dir, die ich so heiß Dich liebe.
Andern Tages lag die holde
Hilde huldvoll mir im Arme,
und wir kosteten mit
Rosen
Stunden süßen Liebesglückes.
Aber tags danach hielt Hilde,
ach, ein andrer in den Armen,
Schwüre schwörend, schwülbeglückt,
ihr, der ich, der Heißgeliebten,
sandte doch zum Wiegenfeste
riesengroße
Rosengrüße.
_____
Ich wollt' dein Bett mit einer
Rose schmücken,
Ich fand sie nicht.
In ihr sollt meine Reinheit dich beglücken.
Du fandst sie nicht.
Wie oft schon schenkte ich dir Herzensgaben!
Du fandst sie nicht.
Ich hofft', mein Herz sollt' endlich Ruhe haben.
Ich fand sie nicht.
_____
Ich bin dir treu. - Treu wie der Tod das Leben
bewacht, beweint, zu neuem Sein erweckt,
will ich mit meiner Liebe dich umgeben,
bis mich die Treue selbst zu Boden streckt.
Ich will dir fern sein. - Wie das Sonnenfeuer
aus fremden Welten uns erwärmt, erhellt,
will ich dich leiten; fern und um so treuer,
bis deine Seele selbst sich mir gesellt.
Ich will nicht werben, nicht um Blicke bitten, -
ich will dich lieben mit der heiligen Scheu
der Abendsterne, - und mit leisen Schritten
will ich dir
Rosen streun. - Ich bin dir treu.
_____
Wilhelm Müller
(1794-1827)
Rosen und Dornen
Komm, du Holde, komm herab!
Rosen blühn in deinem Garten.
Komm, die
Rosenzeit ist schnell.
Schnell, wie deiner Füße Schwung,
Schnell, wie deiner Augen Strahlen,
Schnell, wie deiner Seele Flug.
Eile, eh' es ist zu spät,
Und du statt der rothen
Rosen,
Scharfe, schwarze Dornen siehst!
_____
Wolfgang Müller von
Königswinter (1816-1873)
In den
Rosen
Du streiftest hinab, ich streifte hinauf
In den blühenden
Rosenhecken,
Wir schlugen erröthend die Augen auf,
Wir standen verwirrt vor Schrecken;
Wir wollten reden und wußten kein Wort,
Wir waren wie festgebannt an den Ort:
Was wollt ihr pochenden Herzen?
Und ein langer Blick gab alles kund:
Wir hielten uns innig umschlungen,
Und Brust an Brust und Mund an Mund,
Der Zauber war bezwungen;
Es war bestimmt seit undenklicher Zeit:
Du mein, ich dein in Ewigkeit!
Was wollt ihr pochenden Herzen?
Und als wir uns wanden Arm aus Arm,
Wie anders wir fühlten und dachten!
So groß, so voll, so reich, so warm!
Wir zitterten, weinten und lachten.
Der Himmel so nah und die Erde so weit,
Und Alles unendliche Seligkeit!
Was wollt ihr pochenden Herzen?
Und schweigend und redend zogen wir hin,
Wir lebten ein neues Leben:
Du gingst eine junge Königin,
Ich ein junger König daneben!
Und die Vögel und Blumen sie wußten es all':
Das war ein Grüßen mit Duft und Schall!
Was wollt ihr pochenden Herzen?
_____
Friedrich Konrad Müller
von der Werra (1823-1881)
Am Morgen
Habe gestern Nachts im Dunkeln
In die Augen dir geschaut,
Sah zwei Sterne drinnen funkeln,
Denen ich mein Glück vertraut!
Um mich her ein leises Wehen,
Als ob es im Lenze früht,
Und ich mußt' mir still gestehen,
Daß mir eine
Rose blüht!
Und ich habe dann geträumet
Wunderlieblich dies und das,
Wie der Liebe Becher schäumet
Wie so klinget Glas an Glas!
Und ich fühlte, daß es lenzet
Wieder neu mir im Gemüth,
Sah beim Wein, der mir kredenzet,
Daß mir eine
Rose blüht!
Wie beim Sang der Frühlingschöre
Bin ich heitern Sinns erwacht,
Hab', ob ich mich wohl bethöre,
Froh des süßen Traums gedacht;
Und ich hab' es tief empfunden,
Wie das Herz so liebend glüht,
Denkend in den Morgenstunden,
Daß mir eine
Rose blüht!
Und es treibt in meinem Innern
Etwas mir die Brust so weit,
Welch' ein liebliches Erinnern
Bringt mir diese Seligkeit!
Ueber Nacht ist mir's gekommen,
Daß es Lieder in mir sprüht,
Denn ich hab' es still vernommen,
Daß mir eine
Rose blüht!
_____
Lenzfrage
Sei willkommen liebe Sonne,
Mild und warm!
Kommt der Lenz mit seiner Wonne
Nach so langem Winterharm?
Bringt er mir ein froh Geschick?
Rosenmund,
Thu' mir's kund!
Deute mir's mit süßem Blick!
Kommt der Lenz mit jungem Leben?
Weiß es nicht!
Wird er mir auch Freude geben,
Wenn die Liebe Kränze flicht?
Grüßt mich wohl ein zärtlich Du?
Rosenmund,
Thu' mir's kund!
Flüstre mir's doch lächelnd zu!
Kommt der Lenz mit seinen Liedern
Süßer Lust?
Wird ein Herz die Lieb' erwiedern,
Die mir glühet in der Brust?
O, daß ich noch fragen muß!
Rosenmund,
Thu' mir's kund!
Sage mir's mit einem Kuß!
_____
Marie von Najmájer
(1844-1904)
Ich bring' in stummer, inniger Lust
Die
Rose dir entgegen,
Du nimmst sie hin, an deine Brust
Sie schweigend beredt zu legen.
Und als sie dir am Herzen ruht,
Hab' Antwort ich gefunden
Auf jenen Gruß, den ihre Gluth
Dir leise sollte bekunden.
Wie war es, eh' sie uns erblüht?
Ich kann es nicht mehr fassen:
Ich sehe nur vor deinem Gemüth
Die äuß're Welt mir erblassen,
Und ferner rücken mir Leid und Lust,
Des Daseins wechselnde Loose -
Ich sehe nur an deiner Brust
Die Liebehauchende
Rose.
_____
Anton Noder (Ps. A. de
Nora) (1864-1936)
Oktober-Rosen
Spät sind noch in meinem Garten
Rote
Rosen aufgegangen
Brennend rot wie ungestillter
Liebe brennendes Verlangen.
Ach ihr armen wunderschönen
Allzuspät erblühten
Rosen!
Keine bunten Schmetterlinge
Kommen mehr mit euch zu kosen.
Keine zarten Nachtigallen
Singen mehr in eure Nächte.
Und gestorben ist die Liebste
Der ich euch zum Gruße brächte.
Kommt! Auf ihrem Grabe sollt ihr
Eure letzte Glut verprangen,
Brennend rot wie ungestillter
Liebe brennendes Verlangen.
_____
Hermann Oelschläger
(1839-1908)
Mir die
Rose, dir das Lied
Mir die
Rose, dir das Lied?
Schlimmern Tausch kannst du kaum haben;
Doch wie Götterhand beschied,
Jeder gibt von seinen Gaben.
Du, da deine Stirne mild
Lieb' und Lieblichkeit umschweben,
Gibst der Schönheit schönstes Bild
Und das frische, volle Leben.
Aber ich - und säng' ich auch
Melodien sonder Gleichen -
Würde nie der
Rose Hauch,
Ihren Zauber nie erreichen.
Nur dein Lob denn voll und rein
Will ich in die Verse gießen,
Wie von sonnenklarem Wein
Goldne Becher überfließen.
Nimm es hin das kleine Lied
Und so preis' ich meine Loose -
Jeder gibt, wie Gott beschied,
Ich das Lied und du die
Rose.
_____
Louise Otto (1819-1895)
Moosrose
Die rote, blätterreiche
Rose,
Voll Duft und tiefverborgner Glut,
Die ohne Dorn im weichen Moose,
Auf zartem Stengel träumend ruht':
Die
Rose gab ich Dir zu eigen -
O wie verstandest Du mich wohl!
Du weihtest sie zum Bundeszeichen
Zu unsrer Seligkeit Symbol!
Du willst sie unverwelklich wahren
In Deiner Hand, an Deiner Brust,
Ein Talisman, der in Gefahren
Zu schützen mich und Dich gewußt;
Ein Unterpfand von künft'ger Wonne,
Wenn hinter uns die finstre Nacht,
Wenn eine freie, stolze Sonne
Zugleich auf uns herniederlacht.
Viel Dornen sind auf unsern Wegen,
Doch diese Ros' ist dornenlos,
Du zogst mit warmen Herzensschlägen
Die stille Knospe voll und groß.
Das ist ein Sprossen, ist ein Drängen -
Ein ganzer Hain von
Rosen blüht,
Und zu begeisterten Gesängen
Ein jeder Kelch sich öffnend glüht.
So laß uns selig träumend wallen
Im
Rosenhain der Poesie,
Und Lied um Lied soll preisend schallen
In süßer Liebes-Melodie.
So laß uns Gott im Himmel loben
Der solche
Rosen blühen hieß
Und uns, trotz wilder Wetter Toben,
Die schönste dennoch finden ließ.
So laß uns diesen Gott vertrauen,
Der an den Blumen Wunder thut,
Nicht nur im Blitz ist er zu schauen,
Er redet auch aus
Rosenglut.
Wie uns des Wetters Nacht umdunkelt,
Wie Angst und Weh' das Los der Zeit:
Ein heil'ger Strahl im Kelche funkelt -
Die
Rose blüht in Ewigkeit!
_____
Ludwig Pfau (1821-1894)
Dornröschen
O
Röslein, schön und jugendlich,
Auf deinem Dornenreise!
Gleich einer Biene schwebt um dich
Mein Lied und flüstert leise:
Ich liebe dich mit Weh und Lust,
Du Blume meiner Schmerzen!
Die
Rose trag' ich an der Brust
Und ach! den Dorn im Herzen.
_____
Marie von Plessen
(1783-1851)
Rose und Nachtigall
Zur
Rose sprach die Nachtigall:
"Ich liebe dich allein,
Und meiner Lieder süßen Schall
Will ich dir Holde weih'n."
Die
Rose sprach: "mir lacht die Au,
Mir strahlt der Sonne Licht,
Mit Perlen schmückt mich Morgenthau,
Für Einen blüh' ich nicht."
Und Boulboul haucht ein leises Ach!
Der Schmerz die Brust durchzieht.
Die
Rose schaut ihr spottend nach,
Da sie von hinnen flieht.
Die Nacht mit tausend Augen kam,
Sie ruht' auf kühlem Moos;
Sie barg des kleinen Sängers Gram
In ihrem dunkeln Schooß.
Die Nacht entweicht, der Morgen tagt,
Da nah't der
Rose Hort!
Die
Rose blüht in eitler Pracht,
Und scheucht den Sänger fort.
Bald tönt sein Lied durch Wald und Thal,
Daß Hain und Flur erglüht.
Die
Rose steht im Morgenstrahl,
Vergessen und verblüht.
_____
Frieda Port (1854-1926)
War nicht auf einmal mein Gemach
Ganz von dem Dufte deiner
Rosen voll
Und auch zugleich von unserm Glück?
Führt
Rosenduft mir diesen Tag zurück,
Wenn deiner Liebe Schmuck ich missen soll,
Wie scharfe Dornen würden wach
Viel lieber bin ich jetzt schon sorgenvoll
Und sinn' im Voraus jenen Schmerzen nach,
Gefaßt auf fernher drohendes Geschick!
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
So Deine Küsse
Abendwind in dunkler
Rosen Blätter
Haucht und weht und Düftewogen wühlt,
So Deine Küsse!
Stachelbiene, die in Haideblumen
Sommerschwere, schwüle Süsse saugt,
So Deine Küsse!
Tiger, der in bange Menschenlippen
Seine wilden Todesfänge bohrt,
So Deine Küsse!
_____
Rosenhain
Ein stiller, müder Tag – wir schreiten sacht
den engen Pfad, in Palmen eingetaucht,
dazwischen blühender Orangen Pracht
schwerschwülen Duft in unsre Seelen haucht.
Felswände unter uns, und silbern dort
Olivenwald, verdämmernd leis zum Meer,
das Mahnen seiner Brandung, fort und fort,
tönt dräuend wie die Sehnsucht drüber her.
Nun dicht und voll, mit Blüten überdeckt
ein
Rosenhain, in Blumen fast erstickt,
am Wege mächtig sich ein Felsblock reckt,
da rasten wir, allein und weltentrückt,
und süßer, goldenroter Abendglanz
schlingt auch um unsre Stirn den
Rosenkranz.
_____
Rosenzeit
Wenn die
Rosen voll in Blüte stehn,
wolltest du an meinem Herzen liegen,
wolltest dich in meine Arme schmiegen,
Welt und Schicksal wolltest du besiegen,
wenn die
Rosen voll in Blüten stehn.
Nun die
Rosen längst in Blüten stehn
und der Lenz im Aether haucht, im blauen,
wolltest du in meine Augen schauen,
all dein Leben meiner Hand vertrauen -
wenn die
Rosen voll in Blüte stehn.
Ob die
Rosen auch in Blüten stehn,
kann das Blumenprangen mir nicht frommen,
ist mein Hoffnungsstern in Nacht verglommen.
Mit den
Rosen bist du nicht gekommen,
die doch rings in tausend Blüten stehn.
_____
Weißt du noch?
Weißt du noch, wie wir die
Rosen pflückten,
die roten leuchtenden
Liebesrosen,
ins Fleisch uns die spitzen Dornen drückten,
denn ohne Dornen – wie wärens denn
Rosen?
Weißt du noch, wie ich die
Rosen legte
am Abend, neben das schlichte Essen?
Wie uns ihr Atem den Sinn bewegte?
Dies Düften – ich kann es nimmer vergessen.
Weißt du noch, wie wir die
Rosen pflückten
von unsern Lippen in lodernden Küssen,
die Dornen der Sehnsucht ins Herz uns drückten,
bis wir an den Wunden verbluten müssen.
_____
Wie in brennenden
Rosen
Wie in brennenden
Rosen
fühl ich mich stehen,
in ungelöschten,
in ewigen Feuern!
Wie so reich mein Leben.
Und wie arm an Frieden,
wie arm an Liebe,
wie arm an Glück!
Wie bettel-, bettelarm!
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Einsame
Rose
Du bist die einsam blühende
Rose
In des Thales schattigem Grund;
Dich grüßt der Himmel, der wolkenlose,
Dir winkt der Sterne nächtiges Rund.
Ich lausche von nahem, ich lausche von ferne,
Du duftest und prangest in funkelndem Thau;
Ich segne den Himmel, ich segne die Sterne,
Ich segne dich selbst, o du liebliche Frau!
_____
Hat dir die
Rose nichts gesagt?
Hat dir die junge
Rose nichts,
Die einsam blühende, geklagt?
Der Silberstrahl des Mondenlichts
Dir nichts bei Nacht ins Ohr gesagt?
Vernahmst du nicht die Nachtigall,
Wie sie, in Blüten dicht versteckt,
Mit ihres Liedes süßem Schall
Das Echo deiner Seele weckt?
Sahst du auch nicht die Sterne gehen
Unwandelbar in ew'gem Rund?
Und fühltest du nicht Flammen wehn
Von Aug' zu Auge, Mund zu Mund?
Es singt und klingt die Welt entlang,
Durch Land und Meer, durch Wald und Flur,
Ein tausendstimmiger Gesang,
Und Liebe tönt er, Liebe nur!
Von Liebe glänzt der Tropfen Thau,
Der an dem Kelch der Blume schwebt,
Von Liebe strahlt das feuchte Blau,
Draus mir dein Herz entgegenbebt.
So öffn' auch du, getrost und froh,
Ihr deiner Seele Heiligthum,
Und denk', die Götter wollten's so,
Zur Freude dir und sich zum Ruhm!
_____
Karl Reinhard (1769-1840)
An eine
Rose
Späte Zierde des Gartens, du glühtest schöner und röther,
Als Elisa dich brach, zwischen den Lilien der Hand.
Als sie dich aber zum Purpur der Lippen und Wangen emporhob,
O, wie schwanden so schnell Schönheit und Röthe dahin!
_____
Weinlied
Von Hafiz. Aus
dem Persischen
Es ist ein Fest, es ist die Zeit der
Rosen!
Auf, Knabe, bringe Wein! Wer sah zur Zeit
Der
Rosen ohne Wein den Becher stehn?
Mein Herz erstarrt bei niedrer Gleissnerei
Verstellter Mässigkeit. Verspende Wein,
O Knabe, dass mein Herz sich wieder öffne!
Ihn, der den Liebenden so ernste Lehren
Noch gestern gab, ihn sah ich heut berauscht.
Hin in den Wind war seine fromme Würde.
Für diese kurzen Tage plündere
Die
Rosen! Suche, so du liebst, die Wonne
Der Lieb' im Schwärmen mit den schönen Mädchen.
Die Ros' ist nun dahin! Allein warum,
O Freunde, sitzt ihr schlaff und unbelebt,
Und ohne Melodie der Harfensaiten,
Und ohne Mädchen, ohne Wein im Becher?
Ihr wisst, wie uns bei unserm Fest der Trunk
Am Morgen labt, wenn sich die
Rosenwange
Des Becherträgers in dem Weine spiegelt!
O Sänger, wann du spielst, und deine Stimme
Sich zu den Saiten mischet, so beginne
Diess Lied von Hafiz bei des Fürsten Gastmahl.
_____
Robert Reinick
(1805-1852)
Die
Rosen
"Lieb Mädchen, brich mir die
Rose,
Die so fröhlich im Busche dort hanget!" -
Und sie hat nach der
Rose gelanget;
Da schau' ich im dunkeln Grün,
Vom Thaue perlend umflossen,
Ihre Finger, wie, eben entsprossen,
Fünft
Rosenknospen blühn.
"Lieb Mädchen, gib mir die
Rose!
Doch seh' fünf Knospen ich blicken,
Die will ich selber mir pflücken." -
Und ich hielt ihre liebe Hand.
Da hat sie mich schelten wollen,
Doch ihr freundlicher Mund zum Grollen
Kein einziges Wörtchen fand.
"Lieb Mädchen, schön sind die
Rosen!
Doch seh' ich die schönsten noch blühen,
Nicht können sie fröhlicher glühen!
Und stächen mein Herze sie wund,
Doch muß ich die lieblichen küssen.
Es sind deine Lippen, die süßen!" -
Und ich küßte den blühenden Mund.
_____
Die Liebe ist ein
Rosenstrauch.
Wo blüht er?
Ei nun, in unserm Garten,
Darin wir zwei, mein Lieb und ich,
Getreulich seiner warten,
Wofür er uns aus Dankbarkeit
Alltäglich neue
Rosen beut;
Und wenn im Himmel
Rosen blühn,
Sie können kaum noch schöner glühn.
_____
Anton Renk (1871-1906)
Seliger Tag – im stillen Garten
Die
Rosen knospensprungbereit.
Sie mußten lange, lange warten
Und blühen auf zur rechten Zeit.
Seit Jahren ließ ich sie verblühen,
Ein liebearmer, stiller Mann.
Heut' weiß ich Locken, wo verglühen
Die allerschönste
Rose kann.
In deine Haare Purpurflammen
Die allerschönste
Rose gibt …
Der Herrgot gab uns doch zusammen,
Weil wir so heilig uns geliebt.
_____
Friedrich Wilhelm Riemer
(1774-1845)
Die Zauber-Chiffre
Was deuten diese magischen Gestalten,
So glühnde
Rosen auf des Winters Auen?
Wird nicht ihr Brand den zarten Schnee erthauen?
Wird nicht vom Schnee die Purpurglut erkalten? -
Sieh, sieh! Beweglich lassen sie sich schauen!
Ein Zaubergeist kann nur in ihnen walten.
O Wunder, wie sie sich zum Wort gestalten
Und holden Sinn in Blumenschrift vertrauen!
Ja nun erkenn' ich sie, die theuren Lettern,
Und jene Hand, die ach! so zart, so milde,
Zum schönsten Kranze sie für mich ersann:
Was sag' ich, Hand? Nein mehr, bey allen Göttern!
Ihr eigner Purpurmund in süßem Bilde
Spricht rosig mich aus diesen
Rosen an.
_____
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Der Geliebten
Such nicht der Sorge mattes Grau.
Ist nicht die Jugend ein funkelnder Tau?
Gleichen nicht schöne Gedanken
Roten
Rosen an wilden Ranken?
Ist nicht die Hoffnung bunt und reich,
Weiten, blumigen Wiesen gleich?
Wir flechten uns Lauben aus Ranken und
Rosen
Auf taufrischen Wiesen zum Küssen, zum Kosen.
Dort wollen wir wandeln, wir ganz allein.
Dort wollen wir König und Königin sein.
_____
Anna Ritter (1865-1921)
Unbegehrt
Es stand eine
Rose im tief tiefen Grund,
Von Liebe und Sehnsucht durchglühet,
Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,
Ist einsam und traurig verblühet.
Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,
Die Liebe, das Glück zu umfangen,
Kam Keiner, der ihre Blüthe begehrt,
Ist einsam zu Grunde gegangen.
_____
Rosengruß
Rosen brach ich dir im Garten
Und ich küßte eine jede
Mit den heißen, rothen Lippen,
Eh ich sie zur langen Reise
In das schmale Kästchen legte.
Und ich raunte einer jeden
In den Kelch ein süß Geheimnis,
Gab ihr einen Gruß und Segen,
Einen scheuen Liebeszauber
Mit auf ihre lange Reise.
Rosen stehn auf deinem Tische,
Tragen Duft und Glanz und Gluthen
In dein dämmerstilles Zimmer,
Blühn zur Nacht an deinem Lager,
Streuen ihres kurzen Lebens
Heißen Traum in deinen Schlummer.
_____
Emil Rittershaus (1834-1897)
Zwei Wangen roth, zwei Lippen roth
Und Aeuglein hell wie Morgensterne! -
O, ewig bleib' des Lebens Noth
Von Dir, du rothe
Rose, ferne
Zwei Wangen roth, zwei Lippen roth
Und Aeuglein hell wie Morgensterne! -
Ich wär' im Leben wie im Tod
Bei Dir, du rothe
Rose, gerne!
_____
Die Liebe
Die Lieb' ist ewig wie das Sonnenlicht,
Und nur die Blumen sterben, die sie weckt.
O, liebe, liebe, bis das Auge bricht,
Bis deinen Leib der grüne Rasen deckt!
Du stehst allein; da faßt mit einem Mal
Die Liebe dich in voller Jugendkraft,
Und in dem Herzen weckt der Sonnenstrahl
Die rothe
Frühlingsrose Leidenschaft.
Die
Rose welkt. Verfluch' nicht das Geschick,
Denn wisse: Welken ist der Blumen Loos,
Und neue Blumen weckt der Sonnenblick
Der Liebe auf in deines Busens Schooß.
Und hat der Lenz die
Rosen auch allein,
Und werden schnell auch alle
Rosen bleich;
Noch Blumen zeugt der Sommersonnenschein,
Zwar minder schön, doch minder dornenreich.
Ein jedes Kind, deß Aeuglein, hell und klar,
Begrüßend dich, dir froh entgegenlacht,
Ist eine Blume, die die Lieb' gebar,
Ist eine Blüthe, die die Lieb' gebracht.
Dem schlimmsten Feinde wünsch' ich nicht den Fluch,
Daß, wenn sein Aug' in letzter Thräne schwimmt,
Ein fremdes Ohr den letzten Athemzug,
Das letzte Wort von seinem Mund vernimmt! -
O, liebe, liebe, bis das Auge bricht,
Bis deinen Leib der grüne Rasen deckt!
Die Lieb' ist ewig wie das Sonnenlicht,
Und nur die Blumen sterben, die sie weckt.
_____
Haß und Liebe
Die Liebe gleicht dem Winde,
Der mit der
Rose kost;
Es gleicht der Haß dem Sturme,
Der wildverheerend tost.
Die Rose hat entblättert
Des Zephyr's leiser Hauch;
Es hat der Sturm gebrochen
Den armen
Rosenstrauch.
Der Zephyr ward zum Sturme
In einer einz'gen Nacht;
Die Liebe ward zum Hasse,
Noch eh' du es gedacht.
_____
Julius Rodenberg
(1831-1914)
Ballkönigin
Dir bring' ich nicht die duft'ge
Rose,
Die schönste
Rose bist ja Du!
In diesem frölichen Getose
Stehst Du in tiefer Blumenruh'.
Die leichte Schaar der Schmetterlinge
Umgaukelt Dich bei Kerzenschein;
Ja, in der Freude goldnem Ringe
Bist Du der schönste Edelstein.
O Edelstein der Schönheit, strale!
Zaubrische
Rose, hauche Duft!
Was mir erfreulich scheint im Saale,
Weht aus von Dir wie Frühlingsluft.
Ich will Dich nur von ferne schauen,
Perle der Wehmut im lustigen Reih'n:
Du bist die Königin der Frauen,
O laß mich Deinen Diener sein!
_____
Die reinen Frauen
Die reinen Frauen steh'n im Leben
Wie
Rosen in dem dunklen Laub;
Auf ihren Wünschen, ihrem Streben
Liegt noch der feinste Blütenstaub.
In ihrer Welt ist keine Fehle,
Ist Alles ruhig, voll und weich:
Der Blick in eine Frauenseele
Ist wie ein Blick in's Himmelreich.
Wol sollst Du hören hohe Geister,
Verehren sollst Du Manneskraft;
Dich sollen lehren Deine Meister,
Was Kunst vermag und Wissenschaft.
Doch was das Höchste bleibt hinieden,
Des Ew'gen nur geahnte Spur,
Was Schönheit, Poesie und Frieden:
Das lehren Dich die Frauen nur!
_____
Andacht der Liebe
Seit ich Dich liebe, holdes Kind,
Fühlt sich mein Leben stolz und kühn;
Heiß Blut durch meine Adern rinnt,
Im Herzen wilde
Rosen blühn.
Von keckem Mut mein Busen schwellt,
Als sei ein Wunder mir geschehn,
Als könnt' ich mit der ganzen Welt
Um Dich den heißen Kampf bestehn.
Und doch - wenn ich Dich wandeln seh
In Demut, still und engelrein,
Dann überkommt mich leises Weh',
Als müßt' ich fromm und ruhig sein.
Als müßte alle Weltlust fliehn,
So stille wirds und feierlich -
Als müßt' ich vor Dir niederknie'n,
Und beten: Kind, ich liebe Dich!
_____
Schlehenblüt' und wilde
Rose
Schlehenblüt' und wilde
Rose
Hab' ich mir im Wald gepflückt,
Und dazu mit frischem Moose
Liebster Schatz, Dein Bild geschmückt.
Alle Tag' mit jungen Blüten
Herzgeliebte schmück' ich Dich;
Frühling muß die Liebe hüten,
Und die Liebe hütet mich.
Immer, will es Frühling werden,
Fängt die Erde an zu blühn;
Und so lang es grünt auf Erden,
Bleibt auch meine Liebe grün.
_____
Hermann Rollett
(1819-1904)
Liebesrose
Dein dunkles Auge hat mich angelacht,
So wie die zaubervollste Frühlingsnacht.
In deinem Antlitz eine Helle lag,
So wie im allerschönsten Frühlingstag.
Dein langes Haar umschlang das stille Haupt,
Als wär' von Blumenkränzen es umlaubt;
Und deines Wortes seelenvoller Laut,
Der machte bald mich ganz mit dir vertraut.
Doch was mein Herz so ernst, so tief erfaßt,
Das ist, daß du mich gleich verstanden hast.
Daß du es gleich an meiner Gluth erkannt,
Daß ich für dich in wahrer Lieb' entbrannt;
Daß du aus längsgehörtem Wortgewühl
Erkannt das edle, reinere Gefühl,
Das nun als
Rose mir das Leben schmückt,
Von deiner Gluth zu Glanz und Duft entzückt.
_____
Rosengleich
Du warst so still, du warst so bleich,
Geheimnißvoll verschlossen; -
Ich sah dich an so liebereich,
Daß dir ein Schimmer,
rosengleich,
Die Wangen übergossen.
In des Erblühens holdem Drang
Erbebte deine Seele;
Die Knospe deines Herzens sprang,
Daß freudig sie und sehnsuchtbang
Dem Leben sich vermähle.
Und was dein Antlitz, still und bleich,
So rosig überglühte,
Als ich dich ansah, liebereich, -
Es schmückt seitdem dich
rosengleich,
Du schöne Menschenblüthe!
_____
Eine
Rose
Ist der Frühling über Nacht
Aus dem Land gegangen, -
Einer
Rose lichte Pracht
Seh' ich ewig prangen.
Tausendschön und Veilchenkraut,
Dürft euch nicht bemühen, -
Wenn mein Liebchen auf mich schaut,
Seh' ich alles blühen!
_____
Zitterndes Blatt
Stille Knospe – halb schon
Rose, -
O warum so tief verschlossen? -
Fühlst du nicht das Liebgekose,
Das sich hell um dich ergossen?
Spürst du nicht das Lenzgetriebe,
Das dich liebevoll umlächelt?
Weckt dich nicht der Hauch der Liebe,
Der in Sehnsucht dich umfächelt?
Ahnst du nicht das süße Leben,
Das dich hold wird überkommen,
Das dich innerst wird durchbeben,
Von der Blüthe Duft umschwommen?
Willst du denn noch nicht erfahren
Des Erglühens hold' Entzücken?
Soll sich dir nicht offenbaren:
Liebesglück und Lieb-Beglücken?
Stille Knospe – halb schon
Rose, -
Ach, warum so tief verschlossen?
O erblüh' im Liebgekose,
Das sich hell um dich ergossen!
Glaub' mir: - jegliche Secunde
Ist von jetzt an nur Versäumniß.
Denn dir zittert schon im Munde
Deiner Liebe süß' Geheimniß!
_____
Liebesklang
Wie lacht die Flur im Frühlingsschein -
Die
Rosenflammen glühen! -
Doch möcht' ich keine
Rose sein,
Könnt' ich nicht still am Busen dein
Mit süßem Duft erblühen.
Wie flammt der Thau im Morgenlicht,
Mit freudevollem Blinken! -
Ich möcht' es nicht – wie laut es spricht, -
Könnt' ich als stille Thräne nicht
Aus deinem Auge sinken.
Wie tönt im Walde der Gesang
Auf hellen Liederschwingen! -
Doch gerne wär' ich nur ein Klang,
Könnt' ich in süßem Liebesdrang
Aus deiner Seele klingen.
Dann möcht' ich glüh'n als
Rosenschein
An deinem Herzen, trunken,
Dann glänzt' ich hell im Auge dein, -
Und unsre Seelen klängen drein,
In Liebesglück versunken!
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.
Aller Glanz, ergossen,
Aller Tau der Frühlingsflur,
Liegt vereint beschlossen
In dem Kelch der
Rose nur.
Alle Farben ringen,
Alle Düft' im Lenzgefild',
Um hervorzubringen
Im Verein der
Rose Bild.
Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.
Alle Ströme haben
Ihren Lauf auf Erden bloß,
Um sich zu begraben
Sehnend in des Meeres Schoß.
Alle Quellen fließen
In den unerschöpften Grund,
Einen Kreis zu schließen
Um der Erde blüh'ndes Rund.
Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.
Alle Stern' in Lüften
Sind ein Liebesblick der Nacht,
In des Morgens Düften
Sterbend, wann der Tag erwacht.
Alle Weltenflammen,
Der zerstreute Himmelsglanz,
Fließen hell zusammen
In der Sonne Strahlenglanz.
Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.
_____
Wilhelm Runge (1894-1918)
Dein Auge
ist eine samtene Wiese
über alle Hügel des Abends
und deine Lippen sind zu schwer
für ein leichtes Wort
Deine Gedanken
sind vor den Fingern des Todes
der sich zersehnt
ein Tanz des Glücks
Schließ mich ein
in die wilden
Rosen
deines Bluts
Dein Atem
ist die Wiege des Sommers
_____
Else Rüthel (1899-1938)
Du
Nun bricht das Herz wie eine
Rose auf.
Die Brust ist groß in Rausch und Blut
und Duft ist in der ganzen Welt
und du.
Wie dunkelt das herauf
an aller Himmel runden Rändern -
du - du - du.
_____
Friedrich von Sallet
(1812-1843)
Zephyr und
Rose
Zephyr will die
Rose wiegen,
Rose will sich abwärts schmiegen:
"Ei!" sie flüsternd lind begann:
"Wollt ihr immer noch mich wiegen,
Soll ich noch im Arm euch liegen,
Wie ich es als Kind gethan?"
"Wuchs heran im Frühlingsweben,
Kann allein am Stengel schweben,
Bin nicht mehr ein Wiegenkind."
Zephyr haucht: "Du süßes Leben!
Weil so schön du wuchsest eben,
Mag ich gern dich wiegen lind."
"Hab' ich dich gewiegt in Treue,
Da du schwanktest zart und scheue
In der Knospe grüner Nacht:
Laß, daß ich das Spiel erneue,
Mich an deiner Fülle freue,
Nun dein Auge kühner lacht!"
"Bist du nun auch groß und blühend,
Ist das Schaukeln doch nicht mühend,
Süßer ist's, wie du's geglaubt."
Da erschrickt die
Ros' erglühend,
Schnell hat Zephyr, leicht sich mühend,
Ihr den ersten Kuß geraubt.
_____
Nachtigall und
Rose
Sang mit wundersüßem Schall
Also einst die Nachtigall:
"Wie so hold und wunderschön,
Rose, bist du anzuseh'n!
Blühend,
Glühend,
Düfte sprühend.
Weh! ich muß des Busens Drang
Strömen aus in flücht'gem Klang,
Der mit Sangesallgewalt
Wonnig sich in Lüften wiegt,
Aber bald
Leis verhallt
Und versiegt.
Ach! was flüchtig stets verschallt,
Könnt' ich's fassen in Gestalt!
Dann entschwänden nicht im Nu
Klänge, die der Brust entsprangen;
Würden prangen,
Schön, wie du,
Blühend,
Glühend,
Düfte sprühend,
Eine
Ros' an Liedes Statt,
Jeder Ton ein
Rosenblatt!
Rose, darum lieb' ich dich
Inniglich!"
Rose gab mit duft'gem Weh'n
Leise flüsternd zu versteh'n:
"Ach! wie singst du, Nachtigall,
Mit so wunderholdem Schall!
Innig,
Minnig,
Süß und sinnig.
Was das Herz mir schwellt mit Macht,
Was mich hold erglühen macht,
Lebt im Duft mit Allgewalt,
Der in Lüften wonnig weht,
Aber bald
Leis entwallt
Und vergeht.
Ach! was ohne Klang entwallt,
Unerkannt, vergessen bald,
Was mit Macht die Brust durchzieht -
Könnt' ich's laut und freudig singen,
Würd' es klingen,
Wie dein Lied,
Innig,
Minnig,
Süß und sinnig,
Düfte - Nachtigallensang,
Jeder Athemzug ein Klang!
Nachtigall, ich liebe dich
Inniglich!"
_____
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis (1762-1834)
Die
Rose
Weiß war die
Rose zuerst. Die Mädchen und Jünglinge priesen
Ihren reinen Glanz, ihren unschuldigen Schmuck.
Schnell umfloß sie die steigende Röte bescheidenen Schämens,
Und sie glühet zeither reizender noch als zuvor.
_____
Hugo Salus (1866-1929)
Mit
Rosen
In die helle Sommerfrische,
In das grünumrankte Haus
Folgt dir dieser träumerische,
Sehnsuchtsschwere
Rosenstrauß.
O, ich weiß, aus
Rosenfluten
Hebt sich euer Tuskulum,
Wie ein Haus aus Flammengluten:
Rosen,
Rosen um und um!
Dennoch bring' ich dieses Sträußchen
Dir in sichrer Liebesruh',
In das volle Taubenhäuschen
Fliegen neue Tauben zu.
Mag dich
Rosenduft umkosen,
Rosenflammen dich umglühn,
Bring' ich doch nach Schiras
Rosen,
Wie in Schiras keine blühn:
So von heißer Liebe glühende,
Ganz ihr Leben weihend dir,
Also demutsvoll erblühende
Rosen, so wie diese hier!
_____
Leopold Schefer
(1784-1862)
Rosenart
In der Liebe frühen Tagen
Bist du mir so karg, so spröde,
Die so vieles giebt zu ahnen!
So wie sich der Strauch der
Rosen
Durch des Frühlings erstes Schwellen
Nur mit zarten Dornen röthet —
Bald auf seinen grünen Armen
Wiegt er sanft verhüllte Knospen,
Und besiegt von niebesiegter
Himmelshuld, von Thau und Sonne,
Trägt er dir auch seine
Rosen.
_____
Wiedersehn der verblühten Geliebten
Schütte dich zu, schütte dich zu,
Selige Welt,
Ueber den Liebenden schütte dich zu!
In dem Geflirr nachdrängender Sonnen,
In dem Gewirr verwandelnder Tage
Verblühet die Schöne
Wie deine
Rosen!
Wie deine
Rosen
Verblühet die Liebe!
Mit Schönheit und Liebe schwindet das Glück,
Und sein Nachtraum: das Unglück! Klage, und Leid!
Schütte dich zu, schütte dich zu,
Heilige Welt,
Ueber die Leidenden schütte dich zu!
_____
Georg Scherer (1828-1909)
Dein Mündchen ist ein kleines
Rosenbeet,
Das immerfort in voller Blüte steht.
Zur
Rosenzeit nun laß mich
Rosen pflücken,
Mit ihrem Duft und Tau das Herz erquicken.
"Ein Diebstahl? Nein, den kann ich nicht erlauben;
Man darf den Garten nicht des Schmucks berauben."
Und doch ist's
Rosen-Art: je mehr man pflückt,
Je reicher sich das Beet mit Blumen schmückt.
"Verwegner Dieb! Ich werd's der Mutter sagen." -
Und ich bei'm Liebesgott dich selbst verklagen:
Für mich allein läßt er die
Rosen glühn
Und will nicht, daß sie ungepflückt verblühn.
Drum gib sie! Solcher Reichtum, solcher Reiz
Verträgt sich schlecht mit launenhaftem Geiz.
Und reut dich das Geschenk - bei meinem Leben!
Mit Zinseszins will ich's zurück dir geben.
Du zögerst noch? ... (Ich hab' ihn doch bekommen,
Den ersten Kuß, - die andern rasch genommen!)
_____
Ulrich von Schlippenbach
(1774-1826)
Das Johanniswürmchen im Kelche der
Rose
Welch' ein Wunder hüllt der
Rose
Zartes Roth in Flammen ein,
Barg sich wohl in ihrem Schoosse
Noch des Abendrothes Schein?
Ach! ein Würmchen schmückt mit Strahlen
Sein erwähltes Purpur-Haus,
Und den Kelch der
Rose malen
Schimmernd helle Flammen aus:
Zwischen Laubgehängen scheinet
Hell die
Rose durch die Nacht,
Und kein Fürstenthron vereinet
Solche wunderbare Pracht.
Will ein Bild sich hier entfalten,
Dessen Sinn mein Herz bewegt,
Dessen deutungsvollem Walten
Jeder Puls entgegen schlägt:
Purpurn in der Brust getragen
Ist der
Rose gleich das Herz,
Doch in ihrem Schoosse nagen
An ihr Daseyn wilder Schmerz.
Mag der Wurm auch schimmernd strahlen
Gleich der Liebe hellen Gluth,
Schmückt er, wie mit Idealen
Seine Heimath, wo er ruht;
Dennoch, da, wo er sein Leben
In die Purpurquelle taucht,
Hat sie ihm sich hingegeben,
Ihren schönsten Duft verhaucht.
Mag nun hell die
Rose schimmern,
Hochgeschmückt in lichtem Roth,
Doch ihr Wesen barg in Trümmern
Eig'nen Daseyn's schon den Tod.
Durch die Nacht des Lebens strahlen
Mag ein Herz, das Liebe füllt,
Aber kennst du auch der Qualen
Schimmernd, dennoch schmerzlich Bild?
_____
Hans Schmidt-Kestner
(1892-1915)
Mein Garten
Ein Garten meine Liebe ist
Mit roten
Rosen, roten Nelken.
Drin sprießen tausend Blumen auf,
Wo eine einz'ge will verwelken.
Mein Garten liegt im Dämmerlicht,
Und Schatten ruhn auf seinen Beeten.
Fern liegt die Welt, - es flieht der Tag,
Nun ist es Zeit, hineinzutreten.
Mein Garten ist mein Heiligtum.
Mit Schauern wandl' ich seine Gänge.
Schwül lastet auf den Gräsern Duft
Von ungezählter
Rosen Menge.
Die Blumen harren auf den Mond.
Der steht noch hinter schwarzen Bäumen.
Fast ist es dunkel, ach, und still, -
Ich und mein Herz und alle Blumen träumen.
Ich wart' auf meine Nachtigall.
Bald finden ihre Töne meine Seele,
Und Zauber weben durch die Nacht
Aus meiner kleinen Säng'rin Kehle.
Der Mond steht hinter dunklem Tann, -
Ich und die Blumen sehnend warten, -
Er kommt und gießet Zauberglanz,
Und duftend, träumend ruht mein Garten ...
Ganz Duft und Traum ist diese Nacht.
Durch meinen Garten Götter schreiten.
Sie tragen Glück und heilge Kraft
Und Licht und alle Herrlichkeiten ...
_____
Thekla Schneider
(1854-1936)
Die
Rose
Kund ist uns die alte Sage,
Daß die
Rose niemals klage,
Wenn man sie aus Liebe bricht,
Leise sie zum Pflücker spricht:
Nimm nur meine volle Blüthe,
Steck' sie an den Busen hin,
Möge darin Lust und Liebe,
Frisch, wie meine Farben glüh'n.
Laß dem Stiele seine Dornen,
Denn die Liebe sticht auch gern,
Solltest einmal du vergessen
Der Geliebten in der Fern'.
Auch drei Blätter hab' der Stengel,
Daß sich d'rauf die Blume legt,
An der Hoffnung grünen Ranken
Sich die zarte Liebe pflegt.
Noch ein Knösplein mußt du fügen
Diesem kleinen Sträußchen bei,
Daß die Liebe niemals welke,
Daß sie immer blühe neu.
Doch wenn du dein ganzes Herze
Nicht willst der Geliebten weih'n,
Werd' ich auf das Grab der Liebe,
Meine welken Blätter streu'n.
_____
Emil Prinz von
Schönaich-Carolath (1852-1908)
Es liegt ein Traum auf der Haide,
Es weht im Walde ein Duft,
Ein Lied schwebt über dem Wasser,
Ein Klingen ruht in der Luft.
Ich möchte vor Wonne mich schwingen
Empor in ein Meer von Licht,
Ich möchte weinen und singen,
Bis mir das Herz zerbricht.
Mein Herz ist wie eine Lerche
Und jubelt im Sonnenschein:
Mein Stern, mein Traum, meine
Rose,
Du liebst mich, - bist mein, bist mein!
_____
Deine Lippen nenn' ich gerne
Schöner als die schönste
Rose,
Und viel heller als die Sterne
Ist dein Aug', das liebelose.
Aber ach - im Erdgetümmel
Tragen
Rosen Dornentriebe,
Und die Sterne steh'n am Himmel,
Und mein Herz vergeht vor Liebe!
_____
Karl Siebel (1836-1868)
Du bist meine Liebe
Wohl sind mir glühende
Rosen erblüht,
Tiefdunkele Augen und lockiges Haar
Umfingen, umstrickten mein träumend Gemüth
Und nahmen die Sinne mir ganz und gar.
Es wogte, es hob sich die sehnende Brust;
Es ward ihr die wilde bezaubernde Lust: -
- - - - Du bist meine Liebe!
Wohl sind mir glühende
Rosen erblüht,
Doch schwanden und sanken die Blumen am Tag;
Es sehnte und seufzte mein träumend Gemüth
Den scheidenden Kindern der Nächte nach.
Sie schieden und ließen die Wehmuth zurück,
- - - - Du bist meine Liebe!
Wohl sind mir glühende
Rosen erblüht,
Nun senkt sich der Frühling in's Herz mir hinein;
Nun glühet und blühet mir tief im Gemüth
Unendlichbeglückender Sonnenschein.
Nun wallen die Nächte wohl ab und wohl auf,
Nun waltet der Tage stets wechselnder Lauf
- - - - Du bist meine Liebe.
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Jegor von Sivers
(1823-1879)
Die
Rose
Das Röslein, das du mir gesandt,
Von kaltem Stein so marmorweiß,
Erglühte froh in meiner Hand,
Mein Odem weckte sanft das Reis.
Doch fern von dir, wie sollt es blühn?
Der Geist entfloh nur allzubald,
Und wieder starb das Blättergrün,
Und wieder ward die Blüte kalt!
Doch trägt auf leisem Fittich nun
Den
Rosengeist ein Engel fort.
An deinem Herzen will er ruhn,
In seinem Himmel wohnt er dort.
Mir aber bleibt so marmorweiß
Die todte
Rose nur zurück
Und mahnet: wie mein Herz so heiß,
Und wie so todt mein Lebensglück.
_____
Karl Stieler (1842-1885)
Rosenzweige
Wohl manchen
Rosenzweig brach ich vom Pfade
Am grünen Strand,
Es trug der Wind ihn fort an ihr Gestade,
Bis sie ihn fand.
Sie flocht den Kranz sich draus zum Kirchengange. -
O holde Not!
Von meinen
Rosen ward ihr Stirn und Wange
So heiß und rot!
_____
Frauenminne
Es ist wohl Frauenminne
Ein blühender
Rosenstrauch;
Ich ward der
Rosen inne
Und seiner Dornen auch.
Doch ob sie mir zerrissen
Das Herze und die Hand,
Ich möcht' das Weh nicht missen
Zur Wonne, die ich fand!
_____
Im
Rosengärtlein
Im
Rosengärtlein deiner Wangen
War ich ein stiller Minnegast;
Und wie mir's da so süß ergangen,
Das neidet mir ein König fast.
Wohl tausend Küsse tät' ich nehmen,
Mir sind die Lippen purpurrot -
Ich möcht' mich freu'n und möcht' mich schämen
All' meiner Seligkeit und Not!
_____
Die weiße
Rose
Gönn' mir dies heiße, hoffnungslose
Dich lieben, schöne, süße Frau!
"Du bist doch meine weiße
Rose"
Und meine Tränen sind ihr Tau!
Ein and'rer ruht in deinem Schoße,
Ich schweif' in kühler Abendluft:
"Du bist doch meine weiße
Rose" -
Und stürb' ich auch an ihrem Duft!
_____
Theodor Storm (1817-1888)
Noch einmal!
Noch einmal fällt in meinen Schoß
Die rote
Rose Leidenschaft;
Noch einmal hab ich schwärmerisch
In Mädchenaugen mich vergafft:
Noch einmal legt ein junges Herz
An meines seinen starken Schlag;
Noch einmal weht an meine Stirn
Ein juniheißer Sommertag.
_____
Moritz Graf von
Strachwitz (1822-1847)
Die
Rose im Meer
Es schwamm im Meer, im rauschenden Meer
Eine sturmgebrochne
Rose her,
Eine
Rose voll und licht;
Sie schwamm auf schaukelnder Wogenbahn
Hinab, hinan,
Rings um sie rauschte der Ozean,
Und er verschlang sie nicht.
Wie ein rosig Weib, das traumbesiegt
Auf grüner schwellender Matte liegt,
So lag sie auf grüner Flut;
Der blühende Schein, der Farbenduft
In Meer und Luft
Durchglomm die smaragdene Wassergruft
Mit reiner
Rosenglut.
Die Wellen küßten sich gar nicht satt.
Auf perlenstrahlender Lagerstatt
Erwachte die Fei der See:
Was leuchtet über dem feuchten Schwall
Allüberall?
Es flammt wie der glühende Sonnenball
Und tut dem Auge nicht weh!
Die Muscheln schminkten sich
rosenrot,
Die Korallen schämten sich fast zu Tod,
Verwundert schaute das Meer:
Wo kamest du her, wer magst du sein,
Du schöner Schein?
Fielst du vom Felsen ins Meer hinein,
Fielst du vom Himmel her?
Der Welt erkältenden Wellentau
Durchschwimmst du allein, du schöne Frau,
Und machst ihn farbig erglühn.
Wir wissen es nicht, woher du schwammst,
Woher du flammst,
Ob du von der Erde, vom Himmel stammst,
Genug, wir sehen dich blühn!
_____
Julius Sturm (1816-1896)
Lieb' im Glück und Lieb' im Leid
Lieb' im Glück, du bist die
Rose,
Die, getragen von der Fluth
Duft'gen sonnenklaren Weines,
Auf dem goldnen Becher ruht;
Lieb' im Leide, du der Tropfen,
Der dem Balsamstrauch entquillt,
Und der, reich an milden Kräften,
Wunden kühlt und Schmerzen stillt.
_____
Christoph August Tiedge
(1752-1841)
Wiedersehn
Wiedersehn!
Endlich tönt dir mein Willkommen!
Meine höchsten Huldigungen
Sollen dir entgegen wehn!
Endlich hab' ich dich errungen!
Hell, wie Frühlingsauferstehn,
Leuchtest du, o Wiedersehn!
Wiedersehn!
Neues,
rosenvolles Leben!
Noch verhüllet dich ein Schleier;
Aber er wird niederwehn,
Und du wirst, zur Krönungsfeier,
Hell aus deiner Wolke gehn.
Laura werd' ich wiedersehn!
Wiedersehn!
Ja, ich werd' in deinem Lichte,
Heller Strahl aus dunkeln Nächten,
Hoch in deinem Lichte stehn!
Welche Kronen soll ich flechten?
Wie soll ich dein Fest begehn,
Wonnevolles Wiedersehn?
Wiedersehn!
Dir gebühret Harfnerfeier!
Lindenblüten, taumelt nieder
In das festliche Getön!
Töne meiner Herzenslieder
Sollen dich im Duft umwehn,
Hochwillkommnes Wiedersehn!
Wiedersehn!
Sieger mögen, ruhmbeladen,
Unter zugeworfnen Kränzen,
Stolz durch Volksgepränge gehn!
Bluttrophäen mögen glänzen!
Sanft, wie Harfenlispel wehn,
Ist der Liebe Wiedersehn.
Wiedersehn
Ist der Liebe schönste Feier.
Gebt mir Kronen!
Rosenkronen!
Meine Königin soll schön,
Wie die Lieb', in
Rosen thronen!
Opferduft soll dich umwehn,
Feierliches Wiedersehn!
_____
Albert Traeger
(1830-1912)
Die
Rose
nur
(Ständchen)
Der Tag schloß im Ermatten
Sein Sonnenauge zu,
Ich stehe tief im Schatten,
Auf hohem Söller Du;
Getrennt sind uns're Loose,
Dir lacht des Lebens Lust,
Die
Rose nur, die
Rose
Gieb mir von Deiner Brust!
Sanft flüstert in den Bäumen
Der Liebestraum der Nacht,
Nun ist zu stillem Träumen
Dein Herz auch aufgewacht;
Mild ist der Luft Gekose,
Sei mild auch unbewußt,
Die
Rose nur, die
Rose
Gieb mir von Deiner Brust!
Den Stolz, der bang noch zaudert,
Laß ihn dem Wind zum Spiel,
Nie hat ein Stern geplaudert,
Wenn eine
Rose fiel;
Der Nacht verschwieg'nem Schoose
Du still vertrauen mußt,
Die
Rose nur, die
Rose
Gieb mir von Deiner Brust!
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Gottes
Rose
Noch hält wie eine
Rosenblume
Der Herr die Erd' in leichter Hand;
Nach seinem liebsten Eigenthume
Schaut er in Freuden unverwandt.
Und immer wird die
Rose blühen,
Von Winterhauchen ungeknickt,
Und voll und immer voller glühen
Am Segen, den sein Auge blickt.
Bis endlich eines Tags das Lieben
Vom
Liebesrosenball entweicht:
Da welkt sie hin, und rings verstieben
Die Blätter duftlos und erbleicht.
_____
Liebste, ja du bist die
Rose,
Aller Blumen Königinn;
Ich der West der mit Gekose
Sanft dir streichelt Wang' und Kinn:
"Gieb aus deinen Ueberflüssen,
Gieb, Geliebte, mir ein Küssen!
Und zu Füßen dir im Moose
Sieh wie ich beseligt bin!"
_____
Paul Wertheimer
(1874-1937)
Rosenlieder
Gib mir von deiner Brust die
Rosenglut,
Den dunkel lockenden und milden Schein:
Ich trag' ihn heimwärts und ich berg' ihn gut
In unserm warmen, lieben Kämmerlein.
Nun leuchte ob des Bettes Dämmerung,
Wo Liebe, weisst du noch, im Flüstern sprach -
Und neige, wiege dich im leichten Schwung,
Glutampel in dem heimlichsten Gemacht!
***
Die
Rose flammte rot von deinem Haar,
So wie ein Feuerzeichen durch die Nacht;
Da ist mein Herz, das schon entschlafen war,
Mit einem jähen, bangen Schrei erwacht.
***
Auf dem Berge stehst du gross im Licht,
Von den Hängen rings der Nebel rinnt -
Und du nimmst die
Rosen heiss und dicht,
Die an deiner Brust erglommen sind.
In den Raum streust du die
Rosen; fern
Fliegen in das Dämmer sie hinaus,
Wie die Welten von der Brust des Herrn,
Feuerblühend in den Nebel-Braus.
***
Da ruht das Meer, ein Teppich, weich und grün,
Und dort und dort rotgoldner Wellenschaum -
Wie
Rosen, drauf des Morgens Feuer glühn,
Verwehte
Rosen an des Teppichs Saum.
Sturmgeister haben diese Nacht getollt,
Vernahmst du's nicht, in dem azurnen Saal.
Noch liegen Rosen, rot und weiss und gold,
Zerstreut von der Dämonen Bacchanal.
***
Und wie das Blut des Herrn zur Erde sank,
Entquollen
Rosen, blass und müd und schwer,
Die trug der Wind mit wehem Flügelklang
Hin über Städte, Zeiten, Berg und Meer.
Wir sitzen unter
Rosen da
Und sind doch traumbefangen, traurig-gut.
Und willst du wissen, Kind, wie das geschah?
Die
Rosen rings sind aus des Heilands Blut.
_____
Das Glück
Sah das Glück zur Stube 'rein,
Trug einen Kranz von Sonnenschein
Und ein paar
Heckenrosen.
Warf mir eine
Rose zu,
Sagte mir ein rasches du
Und ist davon geflogen.
_____
Christine Westphalen
(1758-1840)
Die
Rose der Erinnerung
Fühl' ich das mildere Wehn, und des Frühlings liebliches Werden,
Tönt mir der Vögel Gesang; hebt sich mir höher die Brust.
Doch vor allen bist du, o göttliche
Rose, mir theuer,
Denn dein lieblicher Hauch duftet Erinnerung mir.
Stand nicht Er an dem Busch, entdeckend sich mir durch das Auge?
Feyertest du nicht, Natur, diesen beseelenden Blick?
Alles blühete mir; doch blühete Alles mir anders -
Herrliche
Rose, dich selbst röthete schöner der Blick!
_____
August Wolf (1816-1861)
Wunsch
Keine
Rose ohne Dornen,
Ohne Schmerzen keine Liebe;
Beides wollt' ich gern ertragen,
Wenn nicht eins zu wünschen bliebe:
Daß doch ohne
Rosenblüthe
Nimmer würd' ein Dorn gefunden,
Und daß nie das Glück entbehrte,
Wer der Liebe Schmerz empfunden.
_____
Johanna Wolff (1858-1943)
Gebt
Rosen her!
- - - - - - - - - - - - - - -
Rosensüchtig war mein Herz,
Rosen wollte ich umfangen,
empfing von Dornen nur Schmerz.
Blüten raffte ich an mein Gewand,
füllte mit Knospen die sehnende Hand,
Rosen, purpurne
Rosen!
Weiß nicht, was gestern geschehn;
mein Kleid, meine Hände sind leer.
Sah meine
Rosen bei Anderen stehn
und mußte lächelnd vorüber gehn,
das Herz zum Sterben schwer.
- - - - - - - - - - - - - - -
Gebt
Rosen her!
_____
Ursula Anna Wörner
(1865-1911)
Rosa mystica
Schwarze schweigende Nacht -:
Da öffnet sich leise und sacht
Scheuer Liebe Purpurblüte.
Die vor dem Tag sich verschließt,
Leuchtend rot nun ersprießt,
Schimmernd wie von Herzgeblüte, -
Loht in des Mädchens Hand,
Das still und unverwandt
Und innig das Wunder beschauet.
Welche heimliche Macht
Hat die mystische
Rose entfacht
Und ihr, der Verschwiegnen, vertrauet?
Getaucht in die rosige Glut
Das Lager, auf dem sie ruht,
Und die Hand, die schüchterne weiße; -
Und es atmet die zärtliche Luft,
Saugt ein den süß schwelenden Duft
Der Mund, der lechzende heiße - -
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Stefan Zweig (1881-1942)
Lied
Rote
Rosen in den Beeten
Sind von rohem Fuß zertreten
Und der Fuß gehörte mir.
Denn mich faßte ein Verlangen
Rote Lippen, weiche Wangen.
Und - schon sprang ich hin zu Dir.
Doch die Liebe kann nicht messen
Unbehutsam und vermessen
Kam ich in des Beet's Revier.
Rote
Rosen in den Beeten
Sind von rohem Fuß zertreten
Doch da kannst nur Du dafür ...
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