Liebeslyrik - Miniaturen

Gedichte und Gedicht-Zitate (Stichwort: Rose)
 


Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar


 



 

Stichwort: Rose

16./17. Jh.      18. Jh.      19/20. Jh.

 

16./17. Jh.
 

  • Hans Aßmann Freiherr von Abschatz (1646-1699)

    Bedörnte
    Rosen

    Rosen blühn auff deinen Wangen /
    Liljen führt die Stirne mit;
    Aber den / der nahe tritt /
    Stechen Dornen / Bienen / Schlangen.
    _____


    Rost von
    Rosen

    Roselinde gab Silvandern eine
    Rose voller Scham /
    Daß der zarten
    Rosen Farbe selbst auff ihre Wangen kam:
    Er mit Seuffzen sprach dargegen: Ach / könt ich das Glück  erheben /
    Daß die
    Rose / die mir Rosen giebet / mir sich wolte geben!
    _____

     

  • Johann von Besser (1654-1729)

    An die auff Doris brust verwelckte
    rose

    Wie hastu
    rose / voller pracht /
    Auff Doris brust zu sterben wissen?
    Hat dich ihr schnee beschämt gemacht /
    Daß du davor erbleichen müssen?
    Ja freylich blumen-königin /
    Dein purpur weichet dem jeßmin /
    Den dieser schöne kreiß läst spüren.
    Doch sorge nicht ob dem verlust /
    Du stirbst auff meiner Doris brust /
    Du solst dadurch gar nichts verlieren,
    Ich werde nun dein welckes blat /
    In meynung Doris brust zu küssen /
    An meinen mund zu drücken wissen /
    Und wünschen / daß an deiner statt
    Ich für dich hätte sterben müssen.
    _____

     

  • Andreas Gryphius (1616-1664)

    An Eugenien

    Was wundert ihr euch noch, ihr
    rose der jungfrauen!
    Dass dieses spiel der zeit, die
    ros', in eurer hand,
    Die alle
    rosen trotzt, so unversehns verschwand?
    Eugenie! so gehts, so schwindet, was wir schauen.
    So bald des todes sens wird diesen leib abhauen,
    Schau't man den hals, die stirn, die augen, dieses pfand
    Der liebe, diese brust in nicht zu reinstem sand,
    Und dem, der euch mit lieb itzt ehrt, wird für euch grauen.
    Der seufftzer ist umsonst, nichts ist, das auf der welt,
    Wie schön es immer sey, bestand und farbe hält.
    Wir sind von mutterleib zum untergang erkohren.
    Mag auch an schönheit was der
    rosen gleiche seyn,
    Doch ehe sie recht blüht, verwelckt und fält sie ein;
    Nicht anders gehn wir fort, so bald wir sind geboren.
    _____

     

  • Johann Christian Günther (1695-1723)

    ROSEN sind der Schönheit Bild;
    Wenn du sie gebrauchen wilt,
    So versäume nicht die Zeit
    Ihrer Unbeständigkeit.
    _____


    SCHERZHAFTE GEDANCKEN ÜBER DIE
    ROSEN

    AN
    Rosen such ich mein Vergnügen,
    An
    Rosen, die die Herzen ziehn,
    An
    Rosen, die den Frost besiegen
    Und hier das ganze Jahr durch blühn,
    An
    Rosen, die wir bey den Linden,
    Sonst nirgends leicht so reizend finden.

    Man lobt die bräunlichen Violen,
    Sie sind auch ihres Lobes werth;
    Doch weil sie nur die Kinder holen,
    So bin ich nicht vor sie erklärt
    Und wehle mir die holden Strahlen,
    Womit die vollen
    Rosen prahlen.

    Erhebt mir nicht die Kaysercronen,
    Die sonder Kraft und Balsam sind;
    Entfernt euch mit den Anemonen,
    Ihr Nahm und Ruhm ist nichts als Wind;
    Narcissen sind im besten Lande
    Ein Abriß von dem Unbestande.

    Die
    Rose trägt das Blut der Götter
    Und ist der Blumen Königin,
    Ihr Antliz sticht das schönste Wetter
    Und selbst Aurorens Wangen hin,
    Sie ist ein Stern der milden Erden
    Und kan von nichts verfinstert werden.

    Die
    Ros erquickt die blöden Sinnen
    Und hat das beste Zuckerrohr;
    Ihr göldner Umfang bricht von innen
    So wie die Sonn aus Nacht hervor;
    Die
    Rose nährt die süßen Triebe
    Und reizt die Liebe selbst zur Liebe.

    Mit
    Rosen schmück ich Haupt und Haare,
    Die
    Rosen tauch ich in den Wein,
    Die
    Rose soll vor meine Jahre
    Die allerbeste Stärckung seyn,
    Die
    Rose zieret meine Flöthen
    Und crönt mich mächtigen Poeten.

    Auf
    Rosen mach ich gute Reime,
    Auf
    Rosen schläfet meine Brust,
    Auf
    Rosen hab ich sanfte Träume
    Von still- und warm- und weicher Lust,
    Und wenn ich einst von hinnen fahre,
    So wüntsch ich
    Rosen auf die Baare.

    O dörft ich nur bey einer
    Rose
    Wie Bienen Honig naschen gehn!
    Ich ließe warlich unserm Bose
    Den schön- und theuren Garthen stehn
    Und wollt es mir bald angewöhnen,
    Mich nie nach fremder Kost zu sehnen.

    Mit dieser
    Rose will ich scherzen,
    Und hier erschröckt mich nicht der Dorn;
    Denn bey verliebt- und schönen Herzen
    Ergözt uns oft ein kleiner Zorn,
    Und so viel Anmuth abzubrechen,
    Verachtet man ein kurzes Stechen.
    _____

     

  • Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)

    Abbildung der Liebe

    Der liebe
    rosen-blat hat dörner zu gefehrten /
    Aus welchen nach der lust der unlust früchte blühn;
    Sie hebt ihr haupt empor / als wie auf zauber-gerten /
    Und kan durch einen blick uns ins gehäge ziehn.
    Dann stöst der freyheit schiff an ungeheure klippen /
    Es bleibt / eh wirs vermeint / auff einer sandbanck stehn /
    Und lacht kein trost uns an von
    rosen-lichten lippen /
    So heists: O himmel hilff! wir müssen hier vergehn.
    Da stimmt das herze an: verlasse mich o liebe!
    Dann heists: Entfernet euch / die ihr ans lieben denckt /
    Durch lieben wird uns nur der wohlfahrts-himmel trübe /
    Nichts ist / was unsre brust mehr als die liebe kränckt.
    Doch / sind die dornen weg / so greifft man nach den
    rosen /
    Es gibt die bessre zeit uns andre sinnen ein /
    Dann können wir vergnügt in den gedancken loosen /
    Auff welcher seite wir am liebsten wollen seyn.
    Und so verliehren wir die kurzen lebens-zeiten /
    Das schiff des lebens laufft dem hafen näher zu /
    Biß uns der winter pflegt in so ein land zu leiten /
    Wo man der liebe baum mit erde decket zu.
    _____


     

  • Heinrich Mühlpfort (1639-1681)

    An
    Rosemund

    Mein Herze /
    Rosemund! ligt nun in deinen Händen /
    Du kanst ihm süsse Ruh / und gleiche Qual zu senden /
    Du schöne Richterin / wirst hier dein Urtheil fällen /
    Und den geneigten Spruch auf Gegen-Liebe stellen.
    Wer wolte /
    Rosemund! nit deine Schönheit preisen /
    Und deren Göttlichkeit geflissne Dienst erweisen /
    Du bist die edle Blum / und kanst die andre Nympfen /
    Durch deine Wunderpracht / und Anmuths-Gaben schimpfen.
    Dein Name klinget mir so zärtlich in den Ohren /
    Es scheint als wärest du zur Tröstung mir gebohren /
    Die Geister regen sich / das Blut springt in den Röhren /
    Wann ich die
    Rosemund die Schönste soll verehren /
    Aus deinen Augen bricht ein Blitz in lichten Gluten /
    Wann meiner Augen Schein sich dämpft in trüben Fluten /
    Du bist der helle Tag / ich bin im finstern Schatten /
    Wie darff sich nun die Nacht mit Stern und Sonne gatten?
    Doch macht die Liebe gleich / was sonst nit zuvergleichen /
    Kan Sie bey deiner Zier Gewogenheit erreichen /
    So bleibt die
    Rosemund mein Glanz mein Licht mein Himmel /
    Der nimmt den Geist von mir / wann mich verzehrt der Schimmel.
    _____


     

  • Benjamin Neukirch (1665-1729)

    Auff ihren mund

    Ihr
    rosen Indiens / weicht meiner liebsten munde /
    Ihr balsam-blumen rühmt mir euren honig nicht /
    Eur glanz und eur geschmack vergeht in einer stunde /
    Ihr mund wird aber stets von neuem angericht.
    Je mehr ich
    rosen schau / ie schönre seh ich blühen;
    Je mehr ich ihn geküst / ie süsser schmeckt der safft /
    Sein purpur kan mein blut zwar aus den adern ziehen;
    Ich aber geb ihm nur durch meine geister krafft:
    Ach daß er Sylvia doch eher nicht verdürbe /
    Als biß ich küssens satt auff seinen lippen stürbe!
    _____

     

  • Martin Opitz (1597-1639)

    Einer Jungfrawen Klage vber nahendes Alter

    ACh wo ist nun die Zeit / in der man pflag zu gleichen
    Der
    Rosen schöner Zier mein' edele Gestalt?
    Ja freylich bin ich so / nun ich bin graw vnd alt.
    Eh' als der Sonnen Glantz die
    Rose kan erreichen
    So muß sie durch die Lufft der Nacht zuvor verbleichen /
    Vnd hat nur von dem Thaw ein wenig Vnterhalt:
    So netzen mich jetzt auch die Threnen mannigfalt /
    Weil ich die junge Zeit nun habe lassen schleichen.
    Geht dann der Morgen an / so wird die
    Rose roth;
    Ich werde Schamroth auch / gedenck ich an die Noth.
    Doch hab' ich diesen Trost / daß gleich wie von den Winden
    Die
    Rose / wann der Tag sich neigt / wird abgemeit /
    So werd' auch ich / weil nun mein Abend nicht ist weit /
    Kan ja es hier nicht seyn / doch Ruh' im Grabe finden.

    _____

     

  • David Schirmer (1623-1687)

    Ihre Küß-
    Rosen

    Wer wil/ mag stehen nach den Dingen/
    die biß zum blauen Wolcken gehn.
    Ich lasse mich die Pracht bezwingen/
    die ohne wancken kan bestehn.
    ein ander rühme Blumen-Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Komm ich im Grünen früh spatziren/
    so blincken mich zwar Rosen an/
    Küß-
    Rosen aber die verführen/
    weil ich sie lustig brechen kan.
    Ein ander rühme Blumen-Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Der Tulipan aus fremden Landen
    steht hier bey uns in grossem Werth/
    wenn die Küß-
    Rosen seyn verhanden/
    hab ich der Tulpen nie begehrt.
    Ein ander rühme Blumen-Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Ein kluger Gärtner kan wol sagen:
    Belobet ist der Hyazinth/
    Küß-
    Rosen aber mehr behagen/
    wenn sie von schönen Feldern sind.
    Ein ander rühme dieser Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Die Sammet-Blumen seyn gepriesen/
    weil ihnen keine Zier gebricht.
    Küß-
    Rosen von den Wangen-Wiesen
    verachte warlich keiner nicht.
    Ein ander rühme dieser Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Die Lilie wird belobt genennet
    von dem/ der sie recht brauchen kan.
    Wer aber die Küß-
    Rosen kennet/
    setzt Liljen-Schnee-Geruch hindan.
    Ein ander rühme dieser Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Man hebt das Silber der Narcissen
    hier von der Erden Himmel-an:
    Küß-
    Rosen an den Mundes-Flüssen
    behalten doch die Lobes-Fahn.
    Ein ander rühme dieser Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Die Tausent-schönen liebt ein jeder/
    und zeugt sie andern Blumen vor.
    weiß aber nicht/ daß ihm zuwider/
    Küß-
    Rosen steigen mehr empor.
    Ein ander rühme dieser Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Thau-Perlen können früh erquicken
    den gelb und halb verdorten Klee.
    Kan ich auf
    Rosen Rosen pflücken/
    entwehnet sich das Schmertzen-Weh.
    Ein ander rühme dieser Zier/
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.

    Nim Blumen/
    Rosen/ nim Narcissen/
    nim Tulpen/ Liljen/ Tausentschön/
    nim die/ die von der Sonne wissen/
    nim/ die in Sammet-Kleidern stehn;
    Nimm Blumen-Pracht nim alle Zier
    Lieb/ die Küß-
    Rosen gehen für.
    _____


    Er betauert Sie

    Melose
    War meine
    Rose/
    Jtzt aber wird Sie mir zu Dornen.
    Sie hat sich meiner gantz entzogen/
    Und ist geflogen.
    Ihr Licht gläntzt mir nicht mehr von fornen.
    Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
    Als sterben/
    Und verderben.

    Melose
    War meine
    Rose.
    Der süsse Ruch ist gantz verschwunden.
    Der Athem/ der mich oft gekühlet/
    Ist nun verspielet.
    Mir bleiben zum Gewinst die Wunden.
    Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
    Als sterben/
    Und verderben.

    Melose
    War meine
    Rose.
    Das schönste Mahlwerck ihrer Farben
    Ist gäntzlich von mir abgewichen/
    Und fast verblichen.
    Ich muß die zarte Schönheit darben.
    Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
    Als sterben/
    Und verderben.

    Melose
    War meine
    Rose.
    Sie trug empor die reine Blüte.
    Nun diese fällt/ sind meine Früchte
    Mir gar zu nichte.
    Mich reitzet nicht mehr ihre Güte.
    Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
    Als sterben/
    Und verderben.

    Melose
    War meine
    Rose.
    Ach! reiften mir noch ihre Wangen!
    Seit aber sich der Nord erhaben/
    So seyn die Gaben
    Von meinen Augen weg gegangen.
    Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
    Als sterben/
    Und verderben.

    Melose
    War meine
    Rose.
    Melose/ Walstat meiner Freuden!
    Ade/ du purpur-gleiche
    Rose!
    Ade/ Melose!
    Ich muß nach deinem willen scheiden.
    Was kan ich nun wohl mehr erwerben/
    Als sterben/
    Und verderben.
    _____

     

  • Jacob Schwieger (um 1630-1664)

    Er fordert jhre
    Rose

    Lieben und geliebet werden
    ist der Jugend beste Lust.
    Was ich such' auf diser Erden
    Adelmuht ist deine Brust/
    Adelmuht mein ander Ich!
    liebe mich gleich wie ich dich.

    Gieb mihr deine keüsche
    Rose/
    du o meiner Liebe theil/
    und der Wangen Gold-Zeitlose/
    mach auch meine Schmertzen heil/
    du mein außerwehltes Guht
    gieb mir deiner Liebe Gluht.

    Deine Lippen von Korallen
    lassen einen Honig-fluß
    auf mein mattes Hertze fallen
    so du mihr giebst einen Kuß.
    Adelmuht dihr ist bewust
    was mein Hertze sucht vor Lust.

    Ach! wie offt hab' ich empfangen
    deiner Wangen Liljen Schein!
    Doch die
    Rose zuerlangen
    bringet mehr den Hellen Pein
    gieb mihr deiner Liebe-
    Roß
    so bin ich von Schmertzen loß.

    Adelmuht ach! laß mein flehen
    so ich treibe mit begihr
    dihr doch eins zu Hertzen gehen
    komm und stille meine Gihr!
    gieb mihr doch dein
    Röselein
    du mein Licht und Sonnenschein.

    Wo du wilt daß ich sol leben
    so mustu mit Hertz und Mund
    mihr das schöne
    Rößlein geben/
    dann leb ich und bin gesund.
    Ach! das ist die beste Lust
    wann man leget Brust an Brust.

    Nichtes ist auf diser Erden
    so uns mehr ergetzen kan/
    als mit Lust geliebet werden/
    kom und nim dich meiner an!
    Adelmuht mein ander Ich/
    liebe mich gleich wie ich dich.
    _____

     

 

18. Jh.
 

  • Sophie Albrecht (1757-1840)

    Du liebest mich! -
    Mir blüht die
    Rose wieder
    In neu erwachter Gluth;
    Froh tönen mir des Haines Lieder,
    Mir braus't der Sturm, mir rauscht der Elbe Fluth:
    Du liebest mich! -
    _____


     

  • Susanne von Bandemer (1751-1828)

    Die
    Rose an der Brust des Geliebten

    Sie blühte einst an deinem lieben Herzen
    So schön, und welkte schnell dahin: -
    O, wär' ich sie, die Blumenköniginn!
    So stürb' ich, statt in Trennungsschmerzen,
    An deinem Busen, wo sie starb,
    Und durch den Tod sich meinen Neid erwarb.
    _____


     

  • Johann August von Beyer (1732-1814)

    Die
    Rose

    Verzieh am Hiazinthen Beete!
    Geliebter Blick der Morgenröthe,
    Verzieh, triff jene
    Rose nicht,
    Die noch bethaut der Westwind spielend wiegt.

    Bereit, die Lippen aufzuschliessen,
    Den frischen Balsam auszugiessen,
    Lauscht sie im Schatten, den sie ziert;
    Dem Mädchen gleich, das vierzehn Jahr nun wird.

    Bald wird Philinde hier erscheinen,
    Denn magst du Titan sie bescheiden.
    Philinde pflückt sie ab, und fühlt
    Den ersten Duft, und sieht ihr Ebenbild.
    _____

     

  • Aloys Blumauer (1755-1798)

    Der Zephyr und die
    Rose

    Um volle
    Rosenbeetchen
    Schwärmt' einst zum Zeitvertreib
    Ein junges Zephyrettchen,
    Und suchte sich ein Weib.

    Der Königin der
    Rosen
    Ergab der Freier sich,
    Zu lieben und zu kosen
    Verstand er meisterlich.

    Die besten Frühlingsdüfte
    Bracht' er zum Morgengruß.
    Die lau'sten Sommerlüfte
    Nahm er zu seinem Kuß.

    Und Seufzer stahl und kräuselt'
    Er hin zu ihrem Ohr,
    Und ganze Tage säuselt'
    Er ihr von Liebe vor.

    Bald hüpft er auf dem Teiche
    Und amüsirte sie,
    Bald schuf er kleine Sträuche
    Zu Lauben um für sie.

     Der Nachtigallen Töne
    Holt' er vom Wald herzu
    Und lullte seine Schöne
    Des Nachts damit in Ruh.

    Und schlief sie nun, so wühlte
    Er kühn in ihrer Brust;
    Die
    Rose träumt' und fühlte
    Die nahe Götterlust.

    Und ihre süßen Düfte
    Verschlang und sammelt er,
    Und trug sie durch die Lüfte
    Stolzirend weit umher.

    Die Morgentropfen küßte
    Er ihr vom Busen früh,
    Und keine Freude mißte
    Bei seiner Liebe sie.

    Umbuhlt von ihrem Freier,
    Wähnt sie sich hochbeglückt,
    Indeß die Trauungsfeier
    Tag täglich näher rückt.

    Den letzten Tag im Lenzen
     Da ward er Mann, sie Frau;
    Von Sang und Freudentänzen
    Ertönte Feld und Au.

    Der Ehe Sommer glühte
    Zwar manchmal heiß, doch schön,
    Und seine Gattin blühte
    Nun noch einmal so schön.

    Der Herbst kam, und was keimte
    Stand nun in voller Frucht,
    Das Eh'paar sprach und träumte
    Von schöner
    Rosenzucht.

    Doch kälter war das Wehen
    Des Gatten um sie her,
    Auf Auen und auf Seen
    Gab's keine Freude mehr.

    Es rückte täglich kälter
    Der Winter nun heran:
    Die gute Frau ward älter
    Und frostiger der Mann.

    Sein Hauch, der sonst sie kühlte,
    Ward nun wie schneidend Eis,
    In seinem Säuseln fühlte
    Sie sich dem Sturme preis.

    Und sprach er nun, so nahm er
    Stets beide Backen voll;
    Im Sturmgeheule kam er,
    Und hauste bittervoll.

    Und in des Winters Arme
    Fiel Reiz auf Reiz von ihr;
    Im kurzen sah die Arme
    Sich blätterlos und dürr.

    Doch ward darum nicht milder
    Des Mannes Winterhauch,
    Er stürmte desto wilder
    In seinen - Dornenstrauch.
    _____

     

  • Louise Brachmann (1777-1822)

    An eine
    Rose

    Röslein, Röslein, Röslein hold,
    Aus des Morgens Schooße,
    Du, mir mehr, als Perl' und Gold,
    Theure süße
    Rose!

    Giebst Du nicht das Bildniß mir
    Meines holden Treuen?
    Deiner heil'gen Unschuld Zier
    Durft' auch er sich freuen!

    Glühte nicht wie Du sein Mund
    Hold in Purpurröthe,
    Gab er süßen Laut mir kund,
    Gleich dem Hauch der Flöte?

    Dein Erröthen, sanft und rein,
    Schmückte seine Wangen,
    Mit der dunkeln Augen Schein
    Sehnend aufgegangen.

    Ach! und wie die tiefe Glut,
    Die im Kelch Dir strahlet,
    Hat mit meines Lieblings Blut
    Sich der Grund gemalet.

    Fern nun schläft im Schlachtgefild
    Er in Hügels Schooße; -
    Bleibe Du mir, liebstes Bild!
    Theure, süße
    Rose!
    _____

     

  • Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)

    An Suleika

    Dir mit Wohlgeruch zu kosen,
    Deine Freuden zu erhöhn,
    Knospend müssen tausend
    Rosen
    Erst in Gluten untergehn.

    Um ein Fläschchen zu besitzen,
    Das den Ruch auf ewig hält,
    Schlank wie deine Fingerspitzen,
    Da bedarf es einer Welt;

    Einer Welt von Lebenstrieben,
    Die, in ihrer Fülle Drang,
    Ahndeten schon Bulbuls Lieben,
    Seelerregenden Gesang.

    Sollte jene Qual uns quälen,
    Da sie unsre Lust vermehrt?
    Hat nicht Myriaden Seelen
    Timurs Herrschaft aufgezehrt?
    _____


    Ists möglich, daß ich, Liebchen, dich kose,
    Vernehme der göttlichen Stimme Schall!
    Unmöglich scheint immer die
    Rose,
    Unbegreiflich die Nachtigall.
    _____


    Mit einem gemalten Band

    Kleine Blumen, kleine Blätter
    Streuen mir mit leichter Hand
    Gute junge Frühlings-Götter
    Tändelnd auf ein luftig Band.

    Zephir, nimms auf deine Flügel,
    Schlings um meiner Liebsten Kleid!
    Und so tritt sie vor den Spiegel
    All in ihrer Munterkeit.

    Sieht mit
    Rosen sich umgeben,
    Selbst wie eine
    Rose jung.
    Einen Blick, geliebtes Leben!
    Und ich bin belohnt genung.

    Fühle, was dies Herz empfindet,
    Reiche frei mir deine Hand,
    Und das Band, das uns verbindet,
    Sei kein schwaches
    Rosenband!
    _____


     

  • Friedrich von Hagedorn (1708-1754)

    Die
    Rose

    Siehst du jene
    Rose blühen,
    Schönste! so erkenne dich!
    Siehst du Bienen zu ihr fliehen,
    Phyllis! so gedenk an mich.
    Deine Blühte lockt die Triebe
    Auf den Reichthum der Natur,
    Und der Jugend süße Liebe
    Raubt dir nichts, und nährt sich nur.
    _____

     

  • Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748-1776)

    Wer die Süße
    Treuer Küße
    Nicht gekostet hat,
    Irret, wie verloren,
    Auf dem Lebenspfad,
    Ist noch ungebohren.

    Wer die Süße
    Treuer Küße
    Schon gekostet hat,
    Tritt auf lauter
    Rosen,
    Wo sein Fuß sich naht,
    Blühen lauter
    Rosen.
    _____


     

  • Christian Felix Weisse (1726-1804)

    Die
    Rose
    Lukas und Nanette

    Lukas
    Wo ist die schöne Rose hin,
    Die ich dir heute gab?
    Halb aufgeblüht brach ich sie diesen Morgen ab:
    Sie war des Frühlings letzte Zier,
    Die schönst' am Stock, und sieh, ich gab sie dir!
    Gesteh, wo ist sie hin?

    Nanette
    Ich traf den jungen Damon hier:
    Er fand das
    Röschen schön;
    Er sprach: es sey mir gleich. Wie konnt' ich widerstehn?
    Er bat darum; ich gab es hin,
    Doch nicht umsonst: er gab der Geberinn
    Den besten Kuss dafür.
    _____

     

 

19./20. Jh.
 

  • Alexis Adolphi (1815-1874)

    Frühling, duftig und schön ...

    Frühling, duftig und schön,
    Leuchtete über den Höh'n,
    Da in schwellendem Moose
    Ward geboren die
    Rose.

    Sommer in strahlender Glut
    Trieb zum Herzen das Blut;
    Mit wie süßem Gekose
    Liebte ich da meine
    Rose!

    Bald zu kühl für den Duft
    Wurde die irdische Luft;
    Herbstessturm und Gekose
    Welkten entblätternd die
    Rose.

    Winter, wie bist du nun kalt!
    Herz, wie traurig und alt!
    Längst in dürrem Moose
    Ich begrub meine
    Rose.
    _____

     

  • Theodor Apel (1811-1867)

    Winter

    Ich stand am See, mit harten Eiscrystallen
    Hatt' ihn bedeckt des rauhen Winters Wüthen,
    Schneeflocken, aufgeweht vom Winde, sprühten
    Vom Baum und Strauch, auf die sie leicht gefallen.

    Und all mein Blut fühlt' ich zum Herzen wallen,
    Ich dachte sehnend an die Zeit der Blüthen,
    Wo unter grünem Laub die
    Rosen glühten,
    Und süß erklang das Lied der Nachtigallen.

    Da naht ein holdes Kind mit Angst und Bangen,
    Sie strauchelt, schwankt - das Eis hat kein Erbarmen -
    Ich eile hin, sie schnell noch aufzufangen;

    Wie fühl' ich gleich mein kaltes Herz erwarmen,
    Schon ist gestillt mein Sehnen und Verlangen,
    Die schönste
    Rose liegt in meinen Armen!
    _____


    Sommer

    Die
    Rosen blühn, den Sommer zu verkünden,
    Der Frühling will durch ihre Pracht uns zeigen,
    Ihm sei der Blumen schönste noch zu eigen,
    In ihr ein Angedenken sich zu gründen.

    Da wird es still in Wald und Felsenschlünden,
    Der Nachtigallen holde Lieder schweigen -
    Doch bald wird früher auch der Tag sich neigen,
    Mich meinem Mädchen früher zu verbünden.

    Drum fort mit trüben, wehmuthsvollen Klagen!
    Es blühn ja, süße Düfte zu verbreiten,
    Die
    Rosen auch in heißen Sommertagen.

    Und, freundlich durch das Leben uns zu leiten,
    Erblühn, wenn warm und treu die Herzen schlagen,
    Der Liebe
    Rosen uns in allen Zeiten.
    _____


    Vom wilden
    Röschen

    Ich kenn' ein wildes
    Röschen,
    Das blüht so rot im Dornenstrauch,
    Das lockt so lieb mit süßem Hauch,
    Das sucht mit scharfen Spitzen
    Oft mir die Hand zu ritzen -
    Das Blut ist kaum zu stillen:
    Doch um der
    Rose willen
    Lieb' ich die Dornen auch.

    Und hat sie mich gestochen,
    Dann blickt sie mich so freundlich an,
    Als hätt' sie mir nicht weh gethan;
    Und schaut' ich noch so wilde -
    Sie duftet lieblich milde.
    Zuletzt, was will ich machen?
    Ich muß von Herzen lachen
    Und bleib' ihr zugethan.
    _____

     

  • Elsa Asenijeff (1867-1941)

    WUNSCH

    Nur einmal wie ein kleines Kind verwöhnt
    Zu deinen Füssen sitzen;
    Die Ellenbogen an deine Knie gelehnt,
    Mit frohen Augen dich anblitzen,
    Und glücklich deiner Weisheit lauschen!
    Nur einmal wie ein kleines Kind verwöhnt
    Zu deinen Füssen sitzen!

    Nur einmal
    Unter purpurnen
    Rosenhecken
    Dich mit dem stolzen Gang
    Hier durchschreiten sehn –
    Mich sachte vor dir verstecken
    Und dich schalkhaft necken!

    Nur einmal
    Unter diesen roten
    Rosenbränden
    Mit leisen Händen Dich haschen,
    Und dann Grosser,
    Lachend in die Hände paschen,
    Wenn du – der Menschen bändigst –
    Erschrickst – und um dich blickst –,
    Und unter der purpurnen
    Rosenpracht
    Die Lippen nicht findest,
    Die schelmisch dir gelacht . . .
    _____


    EINEM SCHÖNEN

    Auf
    Rosenblätter will ich seinen Namen und sein Leben hauchen,
    Damit die Nachtigallen, wenn sie mild in schwüle Düfte tauchen,
    Sein Lob aus allen Zweigen klingend singen –
    Und ihm die Liebe einer Welt erringen!
    _____


     

  • Lisa Baumfeld (1877-1897)

    Sommertraum

    Golddurchflammte Ätherwogen,
    Schwerer Äste grüne Bogen,
    Süss verwob'ne Träumerei'n ...
    Sommer, deine warmen Farben,
    Helle Blumen, gold'ne Garben
    Leuchten mir ins Herz hinein ...

    In dem Wald, dem dämm'rig düstern,
    Hörst du's rauschen, lispeln, flüstern,
    Elfenmärchen - Duft und Schaum ...?
    Blumenkinder nicken leise,
    Lauschen fromm der alten Weise
    Von des Waldes Sommertraum ...

    Und der See, der windumfächelt
    Lallend plätschert, sonnig lächelt,
    Netzt das Schilf aus lauem Born ...
    Rosen blühen am Gelände,
    Rosenglut, wo ich mich wende,
    Und im Herzen tief ein Dorn ...
    _____


     

  • Michel Berend (1834-1866)

    Ich glaubte, die
    Rosen blühten noch -
    Sie waren schon lang verdorrt,
    Ich glaubte, die Sterne glühten noch -
    Sie waren schon wieder fort.

    Ich glaubte, dein Eidschwur bliebe noch -
    Schon war er dir aus dem Sinn,
    Ich glaubte an deine Liebe noch -
    Sie war schon lange dahin.

    Ach,
    Rosen und Lieb' und Sterne fort -
    Du bliebst noch übrig allein,
    Mein Herz, auch du gingest gerne fort
    Und schliefest in Frieden ein.
    _____


     

  • Cathinka Serafina Bergmayr (1814-1843)

    Der Liebe
    Rosen

    I.
    Einst nahte mir die Liebe, und bot mir
    Rosen an;
    Ich wollte nicht verschmähen, wie ich so oft gethan.

    Da nahm ich von den Blumen, und wand sie mir zum Kranze
    Die Augen fest geheftet auf ihrem Farbenglanze.

    Und schöner, immer schöner sah ich sie auferblühn,
    Als wollte durch die Augen in's Herz ihr Zauber ziehn.

    Doch als ich nun geendet zum Kranze sie zu binden,
    Wollt' ich zum höchsten Schmucke ihn in die Locken winden.

    Mit tändelndem Verlangen ziert' ich mir Kleid und Haar,
    Und freute mich des Scherzes, der mir so selten war.

    Da kehrte sich die Liebe zu mir in ernster Weise,
    Und hielt mich fest gebannet in ihrem engen Kreise:

    "Nicht für die Locken hab' ich die
    Rosen dir geboten, -
    Sie sollen sich verschlingen zum festen Liebesknoten!"

    "Nicht dein Gewand zu schmücken, sind sie dir zugedacht;
    Dient dir zu so Geringem die holde Zauberpracht?"

    "Nicht einen Kranz zu winden dem sinnlichen Verlangen
    Und in der Freude Tempel ihn jubelnd aufzuhangen,

    Gab ich dir die Symbole der süßen Liebeslust -
    Es darf sie nur empfangen die unentweihte Brust."

    Da nahm ich, tieferbebend, die
    Rosen aus den Haaren,
    Um sie verschämt zu bergen, wo sie so gerne waren.

    Und nahe meinem Herzen ließ ich sie freundlich ruh'n,
    Nicht Ursach' gab's, zu fürchten solch unschuldvolles Thun.

    Doch als ich sie nun emsig an dieser Stelle pflegte,
    Da war's, wie wenn ein Zauber urplötzlich mich bewegte.

    Jed' mögliche Empfindung war in mir aufgegangen,
    So ungehoffte Freuden - wie nie geahntes Bangen ...

    Der
    Rosen Wurzeln rankten sich tief in's Herz hinein;
    Sie sogen dort die Säfte für ihre Blumen ein,

    Und holten dort die Schätze, aus dem verborgnen Schrein.
    Licht, Wohlgeruch und Leben, sie dankten's ihm allein. -


    II.
    Als ich sie nun so üppig zu mir herangezogen,
    Sah ich sie mit Entzücken an meinem Busen wogen.

    Da nahte sich die Liebe, und sah die
    Rosen an,
    Gar viele wollten mit ihr, in dem Gefolge, nah'n.

    Und in Gerüchen schwelgen, mit
    Rosen-Reizen kosen,
    - Da haben ihre Kelche sie niemals aufgeschlossen!

    Doch sieh! die Liebe brach sich von diesen
    Rosen ab:
    Erstaunend sah ich's, wie sie sie hin an And're gab!

    Wie Liebe mit den Blumen gar Manchen reich bedachte, -
    Doch niemals gleiche Gabe zurück mir wieder brachte.

    Wie sie die
    Rosen pflückte - voll süßen Thaues schwer -
    Doch an dem Herzen blieb mir die Stelle öd' und leer!

    Ich hörte laut den Werth der
    Rosen sie verkünden,
    Doch niemals ließ sie mich die gleich Werthvollen finden ...

    Da hab' ich denn zur Liebe mich klagend hingewendet:
    Hör't noch, was ich ihr sagte - dann ist mein Lied geendet!

    ""Willst du nur Schmerz mir bieten - und Andern nur die Lust?
    Für was trag' deine
    Rosen ich an der treuen Brust?""

    ""Die Wurzeln mit den Dornen hast mir in's Herz gesenket,
    Der Blume Wohlgerüche an And're nur geschenket.""

    ""Da kann ich wohl entbehren, so Ungunst, als die Huld;
    Es blieb ja meine Seele befreit von jeder Schuld!""

    ""Denn, Schätze hinzugeben, um mind're zu empfangen -
    Solch seltner Tausch, in Wahrheit! ist schwierig zu erlangen.

    Und weißt du wohl, wie wenig ich deine Schmerzen fürchte?
    Nicht will ich das verweisen, was einst mein Glück verbürgte.

    Was ich in's Herz gegraben - mit Stolz will ich's erhalten -
    Hab' ich's so hoch gewürdigt - will ich auch nicht erkalten.""

    ""Doch deine
    Rosen mag ich nicht ferner Andern geben,
    Will ohne solche Liebe, und - ohne Kummer leben!""
    _____


     

  • Otto Julius Bierbaum (1865-1910)

    Rosenopfer

    Kind, das Bette ist bereit,
    Lege dich nun nieder
    Und thu ab dein schwarzes Kleid,
    Rock und Hemd und Mieder.

    Eva, Eva, Evalein,
    Lasse dich beschauen!
    Ist das wirklich Alles mein?
    Darf ich michs getrauen?

    Pst! Sie spielt die Schläferin.
    Leise und verstohlen
    Schleich ich mich zur Vase hin,
    Rosen herzuholen.

    Und ich überschütte sie,
    Brust und Leib und Lenden,
    Und ich sinke in die Knie
    Mit erhobnen Händen.

    Der noch nie ich am Altar
    Eines Gottes kniete,
    Meine
    Rosen bring ich dar
    Dir, oh Aphrodite.
    Gottlos lief ich kreuz und quer
    Mit beschwerten Sinnen
    Hinter leeren Schatten her,
    »Wahrheit« zu gewinnen.

    Nichts gewann ich und verlor
    Meine besten Tage,
    Denn sie raunten mir ins Ohr
    Immer neue Frage.

    Oh die Schatten! Hin und her!
    Die verwünschten Spinnen:
    Doch ich folge nun nicht mehr
    Diesen Fragerinnen.

    Dir, die keine Fragen weiß,
    Die nur lacht: ich gebe!,
    Dir strömt meine Andacht heiß:
    Schönheit, sieh, ich lebe!

    Liebliche, oh nimm mich hin,
    Daß ich neu erwarme;
    Aphrodite, Schenkerin,
    Nimm mich in die Arme.

    Und mein süßes Mädchen lacht
    Rosendüftetrunken.
    In der schönsten Brüste Pracht
    Bin ich hingesunken.
    _____


     

  • Rudolf G. Binding (1867-1938)

    Rosenhag

    Es blühen dir
    Rosen jeglichen Tag
    in einem verschwiegenen
    Rosenhag
    - und du weißt nichts davon.

    Von Blut darin ein Brunnen springt
    und Blut die Blätter der
    Rosen durchdringt
    - und du weißt nichts davon.

    Und weil ich sie dir nicht schneiden mag
    verwelken dir
    Rosen jeglichen Tag
    - und du weißt nichts davon.

    Nur manches Mal, da brech ich dir
    eine rote
    Rose von meinem Spalier
    als ein Lied das nicht welken mag.

    Dann weißt du von mir ein Kleines wohl;
    und weißt doch nimmer wie übervoll
    von
    Rosen steht der Hag.
    _____


     

  • Clara Blüthgen (1856-1934)

    Nachklang

    Rose der Liebe, in Schuld entsprossen,
    in Qual erblüht, mit Thränen begossen,
    o laß an Deinem Duft mich berauschen -
    die Seligkeit sollt ich um Alltagsglück tauschen?
    Ich will kein langes, kein reuloses Glück,
    Vollwonne nur einen Augenblick.
    Mein heimliches Glück, einer andern geraubt,
    mein ist es dennoch, stolz heb ich das Haupt,
    von der Sitte verdammt, von der Welt getadelt,
    durch Sünde geächtet, durch Liebe geadelt.
    _____


     

  • Udo Brachvogel (1835-1913)

    Nur allzuschnell hat sie geendet
    Die Zeit, die
    Rosen Dir gebracht,
    Das Glück hat treulos sich gewendet,
    Und hatte doch so schön gelacht.

    So tröste Dich, und mußt Du hegen
    Etwas im zärtlichen Gemüth,
    So wolle treu die Dornen pflegen,
    D'ran Deine
    Rosen einst geblüht.

    Es giebt ja keinen Kummerlosen
    Mein Kind, es ist ein altes Leid:
    Für Stunden blühen nur die
    Rosen,
    Die Dornen für die Lebenszeit.
    _____


     

  • Clemens Brentano (1778-1842)

    Die
    Rose blüht, ich bin die fromme Biene,
    Die in der Blätter keuschen Busen sinkt,
    Und milden Tau und süßen Honig trinkt,
    Doch lebt ihr Glanz und bleibet ewig grüne.
    So singt mein tiefstes Freudenlied,
    Ach meine
    Rose blüht!

    Die
    Rose blüht, o Sonnenschein verziehe,
    Daß lange noch der liebe Sommer währt,
    Und mir kein Sturm die süße Lust versehrt,
    Daß all mein Heil aus dieser
    Rose blühe,
    So freut sich innig mein Gemüt,
    Weil meine
    Rose blüht!

    Die
    Rose blüht, und lacht vor andern Rosen,
    Mit solcher Huld, und Liebesmildigkeit,
    Daß gern mein Sinn sich zu der Pflicht erbeut,
    Mit andern Blumen nie mehr liebzukosen,
    Weil alle Liebe, die erglüht,
    Aus Dir Du
    Rose blüht!
    _____


     

  • Karoline Bruch-Sinn (1853-1911)

    Erinnerung

    Jede Stunde, da uns Liebe
    Rosen gab und Sonnenschein,
    Schließt das Menschenherz in seine Tiefen wie in einen Schrein,
    Daß es sie mit der Erinn'rung mildem Schimmer tröstend füllt,
    Wenn es einmal Nacht geworden und die Sterne schwarz verhüllt.
    Einst, wenn Alles sank in Dunkel, keine Freude mehr uns blüht,
    Zieht Erinn'rung treuer Liebe uns noch leuchtend durchs Gemüth
    Und, auf düst'rem Grund erglänzend wie ein demantheller Schild,
    Mahnt das Herz an ungezählte Freuden noch ein theures Bild.
    _____


     

  • Luise Büchner (1821-1877)

    Schönes Bild

    Wie bist du schön, o
    Rose,
    Und hold in deiner Pracht,
    Vom ersten Sonnenstrahle
    Geküßt nach thau'ger Nacht;
    Von Thränen übergossen
    Dein leuchtend Angesicht,
    Stehst lächelnd du im Schimmer
    Des Lichts, das dich umflicht.

    O Mädchen, so bist lieblich
    Du wie der
    Rose Bild,
    Wenn sich dein dunkles Auge
    Mit süßen Tropfen füllt,
    Die Wangen sanft sich röthen
    In stiller, heil'ger Gluth
    Vom Sonnenstrahl der Liebe,
    Der schimmernd auf dir ruht!
    _____


     

  • Wilhelm Busch (1832-1908)

    Die
    Rose sprach zum Mägdelein:
    Ich muß dir ewig dankbar sein,
    Daß du mich an den Busen drückst
    Und mich mit deiner Huld beglückst.

    Das Mägdlein sprach: O
    Röslein mein,
    Bild dir nur nicht zuviel drauf ein,
    Daß du mir Aug und Herz entzückst.
    Ich liebe dich, weil du mich schmückst.
    _____


     

  • Georg Busse-Palma (1876-1915)

    Die ewige
    Rose

    Wohl ist die Welt ein Garten voll Prunk und Pracht,
    Doch zeitlich endet, was in der Zeit entzündet!
    Unzählige Blumen welken in jeder Nacht,
    Die früh der Morgen farblos am Boden findet.

    Wohin wir blicken, Enttäuschung und früher Tod!
    Eins drängt das andre im Sinken und Aufwärtssteigen. -
    Wo blühen die
    Rosen, die ewig duftig und rot
    Der suchenden Seele den ewigen Frühling zeigen?

    Es ist nur eine
    Rose, die zeitlos blüht,
    Und die hier welken, sind Worte, die von ihr sprechen,
    Die, nie entglommen, auch nie im Herbst verglüht,
    Die selbst die Stürme der tiefsten Nacht nicht brechen.

    Die sieht kein Auge und tastet auch keine Hand,
    Die wurzelt nirgends und wurzelt in jedem Leben;
    Es fand sie keiner, der sich nicht selber fand:
    Sophia, dir Ewige, an der wir als Knospen beben.
    _____


     

  • Helmina von Chézy (1783-1856)

    Männer-Sinn

    Blühend stand die junge
    Rose,
    Ach! so hold und wonniglich,
    Und ein Vöglein, leicht und lose
    Wiegt auf ihrem Busen sich,
    Singend: küsse, küsse mich!

    Rieselnd floß die Silberquelle
    Schlängelte durch Blumen sich,
    Schmeichelnd murmelte die Welle:
    Süße Blume, neige dich,
    Süße Blume, labe mich!

    Nachtigall, auf Blüthenthrone,
    Sang: der Lenz zu schnell entwich!
    Sehnsucht wird der Treu zum Lohne,
    Jede
    Rose blüht für mich,
    Sind doch alle wonniglich!

    Flieht der Lenz, doch kehrt er wieder,
    Stern der Liebe nicht entwich;
    Nur im Frühling tönen Lieder;
    Blühn die
    Rosen wonniglich,
    Schmachtend Herz, erquicke dich!
    _____


    Ich kenn ein'
    Rose wundersüß,
    Die
    Rose ist das Paradies,
    Von zarten Lippen ist's ein Kuß,
    Nach dem ich ewig schmachten muß -
    Du, aller Huld und Schönheit reich,
    Gieb mir den Kuß, den Tod zugleich!
    _____


     

  • Peter Cornelius (1824-1874)

    Im tiefsten Herzen glüht mir eine Wunde

    Im tiefsten Herzen glüht mir eine Wunde,
    Aus der ein Quell sich heißen Bluts ergießt,
    Und eine
    Rose blüht im Herzensgrunde,
    Die in dem Blute wie im Taue sprießt.
    Ob auch die
    Rose Blatt um Blatt zerstiebe,
    Die Wunde deckend wie ein stilles Grab,
    Noch überm Grabe weht ein Hauch der Liebe,
    Die mir die Wunde und die
    Rose gab.
    _____


    Die
    Rose hat ihren Duft verhaucht

    Die
    Rose hat ihren Duft verhaucht,
    Dir einen Gruß zu bringen,
    O daß Liebe Zeichen und Worte braucht
    Und möchte nur duften und klingen.

    Die
    Rose hat ihren Duft verhaucht,
    Dir einen Gruß zu bringen,
    Wenn in dein Gedenken mein Herz sich taucht,
    Wie Duft muß es zu dir dringen.

    Die
    Rose hat ihren Duft verhaucht,
    Dir einen Gruß zu bringen,
    Wenn die Flamme des Lebens verglüht, verraucht,
    Dann will ich zu dir mich schwingen.
    _____


    Will sich einmal das Blättchen wenden

    Will sich einmal das Blättchen wenden
    Im Herzen dein,
    So sei's ein
    Rosenblatt allein:
    Das magst du drehn nach allen Enden,
    's wird immer Duft und Schimmer spenden,
    Und ewig, wie du's auch magst wenden,
    Ein
    Rosenblättchen sein.
    _____


    Die Zeit, wo wir noch schmachten müssen

    Die Zeit, wo wir noch schmachten müssen,
    Küss' immer mich die
    Rose satt,
    Die du gesandt, aus jedem Blatt
    Grüßt mich dein Mund mit tausend Küssen!

    Doch kommt die Zeit, Herz, wo dein Kosen
    Den Frühling mich vergessen läßt,
    Wo jeder Kuß ein
    Rosenfest
    Mit allen hunderttausend
    Rosen!
    _____


     

  • Max Dauthendey (1867-1918)

    Dein Haar hält mich schwerer als Ketten gefangen;
    Wenn nur ein Haar winkt,
    Klingt meine Kette bis ans Ende der Welt.
    Alle
    Rosen sind süß wie deine Nähe,
    Aber die
    Rosen werden zu Schmerzen, wenn du mir fern bist.
    _____


    Seit ich dich küsse

    Ich schaute in den Garten, da schaute mir die Glut
    einer
    Rose entgegen,
    Ich fühlte sie aus der Ferne in meiner Hand wie deine Liebe.
    Seit ich dich küsse, geht die Zeit der
    Rosen nicht aus,
    Der Garten lacht mit roten Lippen wie du.
    Tag und Nacht sind kaum ein Fächerschlag,
    Und ein Jahr ist nur ein Hahnenschrei,
    Ich lebe es mit geschlossenen Augen.
    _____


     

  • Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)

    Rothe
    Rose

    Rothe
    Rose,
    Hold und schön,
    Kann Dich nicht mehr seh'n;
    Drück' ich Dich
    An meine Brust,
    Schwindet mir
    Die Freud', die Lust,
    Und es füllt mein Herz
    Leid und Schmerz
    Rothe
    Rose!

    Rothe
    Rose,
    Süße Blum',
    Weißt Du auch warum?
    Als mein Lieb
    Einst von mir schied,
    Gab ich ihm
    Ein
    Röslein mit,
    Sprach: "So zieh' mit Glück,
    Kehr' zurück
    Mit der
    Rose!"

    Rothe
    Rose
    Wie so weit
    Ist die süße Zeit!
    Ach, mein Lieb
    Sank fern in's Grab,
    Nahm das
    Röslein
    Auch hinab,
    Und jetzt füllt mein Herz
    Leid und Schmerz
    Rothe
    Rose!
    _____


    Schiras

    Sei mir gegrüßet liebliches Schiras,
    Du vielbesungene Heimath der
    Rosen,
    Sei mir gegrüßet!

    O wie so herrlich
    Zeigst Du Dich jetzt meinen trunkenen Blicken!
    Jetzt, da die scheidende Sonne den blauen Himmel
    Mit schimmerndem Golde bekleidet, und Du
    Freundlich winkend allmählich emporsteigst
    Aus einem weithin glänzenden,
    Lichtumflossenen
    Rosenmeere!

    O wie dieses glänzende
    Rosenmeer,
    Vom schmeichelnden Zephyr durchfächelt,
    Auf- und niederwogend,
    Entzückende Düfte spendet!
    O wie diese entzückenden Düfte
    So traumschwer allmählich mein Herz umwallen,
    O wie sie allmählich
    Phantastische Märchen flüsternd
    Meine Sinne berücken!

    Doch nur mit süßem Bangen und heiliger Freude
    Nah' ich Dir liebliches Städtchen, denn mir ist,
    Als säh' ich Deinen hohen, herrlichen Sänger
    Wie ehmals durch die
    rosigen Haine wandeln,
    Als hört' ich Deinen göttlichen Hafis wie ehmals
    Begeistert das Lied der kleinen Nachtigall preisen.

    O stört mir nicht meine Träume, sagt mir nicht
    Daß längst schon todt der Freund der herrlichen
    Rosen,
    Und daß am Grab' des feurigen Sängers der Liebe
    Schon manches Jahrhundert still vorüberzog. – Ich sag' euch:
    So lange die
    Rosen blühen und duften,
    So lange die Nachtigall jubelt und singt,
    So lange lebt Hafis
    !
    _____


     

  • Edmund Dorer (1831-1890)

    Gleich der
    Rose

    Gleich der
    Rose auf den Auen,
    Bist du Liebste anzuschauen!
    Lieder preisen dich und
    Rose;
    Zwar nicht wie im Abendgrauen
    Rosenlob der Nachtigallen
    Tönt mein Lied; doch auch im rauhen
    Klang ist süß das Lob der Liebe.
    Kann ich doch auf Nachsicht bauen,
    Denn wer schwiege, dich erblickend
    Gleich der
    Rose auf den Auen?
    Daß dir nichts zu der genauen
    Gleichheit mit der
    Rose fehle,
    Seh' ich ach! im Aug' dir tauen
    Thränen gleich dem Tau der
    Rose,
    Und wie sie, betaut vom lauen
    Äther, sich zur Erde wendet,
    Schlägst du nieder, Frau der Frauen,
    Auf den Boden deine Blicke.
    Möge gleich dem Hauch, dem lauen,
    Der vom Tau befreit die
    Rose,
    Milder Glanz von schönen blauen
    Augen dir die Thränen trocknen,
    Daß wir immerdar dich schauen
    Gleich der
    Rose auf den Auen.
    _____


    Metamorphose

    Der Sterne Reich, die irdischen Gefilde
    Beherrschte einst der Märchengeist; als Blüthe,
    Als Stern verschied das Herz, das schmerzlich glühte,
    Zum Menschen ward der
    Rose Duftgebilde.

    Des Märchenschicksals launigbunte Milde
    Hegt noch Natur im innersten Gemüthe,
    Die Wunder einer längstverklung'nen Mythe
    Erblickt die Gegenwart in klarem Bilde.

    Der Sehnsucht Macht entfesselt von den Schranken;
    Des Staubs Genosse wird vom Staub sich trennen,
    Bald ruht der Schmetterling im Duft der
    Rosen.

    Zum Liede werden liebende Gedanken,
    Das Lied verstummt im Kuß, daß wir erkennen
    Der Liebe liebliche Metamorphosen.
    _____


     

  • Carl Ferdinand Dräxler-Manfred (1806-1879)

    Mädchenzauber

    Lose
    Rose an dem Stocke,
    Rings von Düften reich umringt,
    Gleicht sie nicht der Purpurglocke,
    Die von stiller Lust erklingt?
    Ist die Rebe am Geranke,
    Das um Stäbe dicht sich schwingt,
    Nicht ein fröhlicher Gedanke,
    Uns bedeutend: Menschen trinkt?

    Doch gepflückt vom grünen Stengel
    Und vom Mädchen zugesandt,
    Gleicht die
    Rose einem Engel,
    Der den Weg zum Herzen fand;
    Und der Wein, im Becher schäumend
    Und kredenzt von Mädchenhand,
    Wird zur Liebesgluth, die träumend
    Herzen an einander band.

    Mädchenhände, Zauberwaffen,
    Die ihr Schönes nur erschließt,
    Deren wunderbarem Schaffen
    Süßgeheime Lust entsprießt,
    Die zu Liebesparadiesen
    Alles ihr zu wandeln wißt:
    Seid zu tausendmal gepriesen,
    Seid zu tausendmal geküßt!
    _____


    Perle,
    Rose und Lied

    Jede Thräne, die ich weine,
    Wird zur holden Perle dir,
    Die mit liebesanftem Scheine
    Dienen muß zu deiner Zier.

    Jeder Seufzer, den ich stöhne,
    Wird zum lieblichen Gedicht,
    Der von dir, du milde Schöne,
    Und von deinen Reizen spricht.

    Jedes Blatt, das ich dir sende,
    Voll von Klagen und von Glut,
    Wird zur süßen
    Rosenspende,
    Die an deinem Busen ruht.

    Und so ist dir wohl im vollen
    Perlenschmucke keine gleich,
    Denn mein Schmerz, dem sie entquollen,
    Ist an ihnen ewig reich.

    Ueberreich bist du an Sängen
    Und an süßer Liederlust,
    Denn so viele Seufzer engen
    Tagesüber meine Brust.

    Und ein holder
    Rosengarten
    Muß dein Busen wohl schon sein,
    Weil sich Klagen aller Arten
    Bei mir an einander reihn.
    _____


    Lilie und
    Rose

    Die Lilie und die
    Rose
    Sind sich geworden gram,
    Seit mit süßem Gekose
    Mein Lieb zu ihnen kam.

    Mich hat sie nur gemeinet,
    Sprach
    Rose weich und süß,
    Aus meinen Blättern scheinet
    Ein Morgenparadies.

    Aus meinem Herzen schwirren
    Viel Düfte auf mit Lust,
    Die wollen sich verirren
    An ihre milde Brust.

    Die hat sie aufgenommen,
    Wie rothen Liebesgruß;
    Drum sagte sie: Willkommen!
    Und nickte manchen Kuß.

    Du Liebekranke, Bleiche,
    Du warst ja nicht gemeint,
    Die du im Blumenreiche
    Erscheinest blaßgeweint.

    Drauf hat die Lilie streitend
    Das Gegenwort geführt,
    Der
    Rose ernst bedeutend,
    Wie sehr sie sich geirrt.

    Doch wem das holde Wesen
    Willkomm gesagt und Gruß?
    Das kann nur Einer lösen,
    Der - es verschweigen muß.
    _____


    Das
    Rosenblatt

    Du sandtest deinen süßen Namen mir auf einem
    Rosenblatt,
    Ich schrieb darauf, und sandte Lieder dir auf deinem
    Rosenblatt.
    Doch von geheimen Wonneträumen uns'rer Liebe, nimmer schriebe
    Ich ein verständlich Wort der Welt, und traut es keinem
    Rosenblatt!
    Du hast die tiefen Hierogliphen uns'rer Herzen mit den Kerzen
    Des blauen Auges still enträthselt wohl auf feinem
    Rosenblatt?
    Es war das rothe Blatt der Bote, den du kanntest und verstandest,
    Du hast erforscht den Geber und sein Wort aus seinem
    Rosenblatt.
    Du hast gedacht der Liebesmacht, der uns're Seelen sich vermählen,
    Der Liebe, die im Sturm des Lebens schifft auf kleinem
    Rosenblatt;
    Das sannst du wohl, begannst die Wehmuthfeier uns'rer Treue:
    Und eine Perle war's auf deiner Wangen reinem
    Rosenblatt.
    _____


    Eine
    Rose,
    Die aus grünem Mose
    Sanft das Köpfchen mir entgegen wiegte,
    Pflückt' ich eilig,
    Als ich heimlich neulich
    Mich zu dir, mein süßes Lieb, verfügte.

    Insgeheime
    Flüstert mir die Kleine,
    Fröhlich, bald sich an dich anzuschließen:
    Ihr mich geben
    Heißt so viel doch eben
    Als ein Tröpflein in das Meer zu gießen.

    Angekommen,
    Hast du sie genommen,
    Sie an deinen Busen zu erheben;
    Da verklärte
    Die Beneidenswerthe
    Sich in Glanz und sprach mit Wonnebeben:

    Erst im Grünen
    Stand ich, und es schienen
    Mir die Lüfte doch so kalt zu wehen:
    Nun im Schnee
    Stehen ich mich sehe,
    Möcht' ich doch vor heißer Luft vergehen.
    _____


     

  • Demeter Dudumi (um 1856)

    Himmelsthau ist jede Thräne,
    Die der Liebe
    Rose netzt,
    Ihr zu schenken neues Leben,
    Wenn der Schmerz sie rauh verletzt.

    Jede Thräne meines Auges
    So im Weh wie auch in Lust,
    Sei gewidmet deiner Liebe,
    Dieser
    Rose deiner Brust!
    _____


    Die Heimath war mir werth und theuer
    Wie Blumen von geliebter Hand,
    Nie dacht' ich mehr das Land zu meiden,
    Das Land, wo meine Wiege stand!

    Doch hatt' ich balde sie vergessen,
    Als mir begegnete dein Blick,
    Verklungen waren ihre Lieder,
    Kein Echo gab sie mehr zurück.

    Zur Heimath war mir ja geworden
    Dein Herz mit seinem Liebesmai,
    Darin viel tausend
    Rosen blühten
    Als Duft geword'ne Melodei.

    Von dieser Heimath will ich scheiden,
    Erst wenn im Tod mein Auge bricht,
    Blüht doch in ihr auf jeder Stelle
    Ein rührendes Vergißmeinnicht!
    _____


    Auch ich fand einst eine
    Rose,
    So schön wie keine vorher;
    Doch brach ich sie nicht vom Stengel,
    Ich liebte sie viel zu sehr!

    Ich grub sie mit sorglicher Mühe
    Aus ihrem
    Rosenbeet;
    Nun prangt sie in meinem Herzen
    Voll Duftes, der nie verweht!

    Nun treibt sie viel tausend Blätter
    In diesem kleinen Raum,
    Und macht mein ganzes Leben
    Zum holdesten Frühlingstraum!
    _____


    Ich trank nur Einmal wunderbar
    Aus einem
    Rosenkelch der Liebe,
    Und schlürfte wonnige Seligkeit
    Aus ihrem duft'gen Blüthentriebe.

    Dein Antlitz war der
    Rosenkelch,
    Daraus ich Schönheit getrunken -
    Kein Zecher war noch seliger
    In süße Träume versunken!
    _____


     

  • Ida von Düringsfeld (1815-1876)

    Die stille
    Rose

    Wenn auf der Erde Schweigen,
    Am Himmel Sternenschein,
    Dann will ich an Deinem Herzen
    Deine stille
    Rose sein.

    Mein Innigstes, mein Stummstes,
    Ich geb' es Dir im KUß -
    Es weiß es meine Seele,
    Daß Dir sie duften muß.

    Ich will nicht weiter fragen:
    Was ist und was kann sein?
    Ich will an Deinem Herzen
    Deine stille
    Rose sein.
    _____


     

  • Reinhold Eichacker (1886-1931)

    Die Nacht der
    Rosen

    Rosen! Rosen!
    Rosen schlinge zu duftenden Ketten,
    kühle und heiße!
    In rote
    Rosen,
    in gelbe und weiße
    will ich, Weib, Deine Glieder betten.
    . . . . Auf weiße nieder
    soll Deines Hauptes flammende Pracht,
    soll Deiner Locken schillernde Nacht
    im Taumel sinken . . . .
    . . . Aus weißen
    Rosen
    will ich, Weib, Deiner Wangen Rund,
    der Augen Glanz, Deiner Lippen wund-
    zerfleischende Küsse trinken . . .
    . . . Aus weißen
    Rosen
    silbern und rein,
    die Dich wie Meereswogen umschäumen,
    will ich Dich, Jauchzende, an mich reißen,
    wenn meine Blicke, geblendet und blind,
    in den Deinen von Schönheit träumen, —
    — träumen, daß wir wie Götter sind! . . .
    — — — Und der gelben
    Rosen berauschende Lust
    soll Dir an Deinem Herzen liegen,
    um Deine schwellend-verlangende Brust
    zärtlich die knospenden Hügel umschmiegen,
    wie meine Hände, begehrend und weich,
    daß sie umarmend veratmen müssen
    und auf den blutenden Lippen zugleich
    sterben in meinen zerflammenden Küssen! . . .
    — — — Doch mit den roten, Weib, will ich Dich segnen —
    trunken zerpflückt in der grausamsten Hand,
    sollen sie um Deine Hüften regnen,
    in Deines Schoßes verzehrenden Brand;
    sollen die schimmernden Schenkel umsäumen,
    wenn sie gleich Schlangen der Sehnsucht erwacht,
    wenn Deine Seufzer sich aufwärts bäumen
    und Deine Wonne Dich weinen macht — — —
    Sollen Dich wie meine Wünsche umflammen,
    jauchzend verlohen und mit uns zusammen
    selig versinken im Rausche der Nacht!
    _____


     

  • Gerrit Engelke (1890-1918)

    Frage über Weiten

    Heut hab ich einen Brief ausgesandt,
    Wie eine Möve,
    Zu dir.

    Die schwankenden Bäume,
    Die Hupfwellen am Ufer
    Und
    Wildrosen
    Warten.

    O sende eine Waldtaube!
    Einen wilden Schwan,
    Der mit stürmischem Flügel
    Dein Blatt mir zuwirft

    Wie eine brennende
    Rose!
    _____


    Wo ich gehe

    Jeder Schritt sagt deinen Namen,
    Jeder Blick träumt nach dem deinen;
    Sehnsucht macht die Füße lahmen,
    Wenn im Herbst die Wolken weinen,
    Regen über Blätter tropft,
    Und ein Herz sich müde klopft.

    Rosen gluten noch im Garten,
    Rosen, die um Frauen werben - -
    Auch die
    Rosen müssen warten,
    Wie die welken Tage sterben.
    Hörst du nicht, was ich dir schrieb?
    Hast du meine
    Rosen lieb?

    Wind, der über Hänge brandet,
    Rot und gelbe Blätterwildnis,
    Nacht, die über Sternen landet,
    Leben nur mit deinem Bildnis,
    Küssen mich mit deinem Mund,
    Herb und zärtlich, wild und wund.
    _____


     

  • Cäsar Flaischlen (1864-1920)

    Glück

    Nun ward es Sommer und die
    Rosen blühn
    und blaue Sterne blitzen durch die Nacht . .
    und durch die Nacht und ihre blühenden
    Rosen
    und ihre glück-tieffrohe Stille hingegen wir
    . . zwei selige Kinder . .
    und endlos vor uns breitet sich . .
    in wunderbarer Helle,
    von reifendem Korn durchrauscht,
    die schöne Welt.
    _____


     

  • Maria Clementine François (1823-1844)

    Zwei
    Rosen

    Auf prangendem Beete erblüht, stand lieblich lächelnd die
    Rose,
    Allen zur Freude und Lust, balsamische Düfte verhauchend,
    Gepflückt dann von liebender Hand, verwelkend am liebenden Busen,
    Lebt sie nur einen Tag, doch war es ein Tag ihr der Wonne.
    Ihr an Schönheit wohl gleich, doch anderem Loose bestimmt,
    Blühte auf öder Heide verlassen und einsam die Schwester.
    Keinen erfreute ihr Balsam, so schwanden der Tage ihr viele,
    Bis sie nun langsam verdorrt, am Strauche zur Hagbutt' geworden.
    Welche von Beiden, o Mädchen! sage mir, war die Beglückte?
    _____


    Die Rose

    Die
    Rose ist das Sinnbild süßer Liebe,
    Drum nimm als Weihgeschenk sie heute an.
    Mit
    Rosen soll sich deine Stirne schmücken,
    Und
    Rosen kränzen deine Lebensbahn.
    Wo Liebe blüht, da blühet auch das Leben,
    Da keimet noch des Himmels wahres Glück,
    Da kehren gern die Engel ein, und geben
    Uns das verlor'ne Paradies zurück.
    _____


     

  • Alfred Friedmann (1845-1923)

    Antwort

    "Von
    Rosen sing' nicht mehr, Poet, noch Liebe!"
    So heiß' auch blüh'n nicht mehr die rothen
    Rosen.
    Nur der macht
    Ros' und Lieb' zu heimathlosen,
    Der uns den Lenz für immerdar vertriebe!

    Verbiete Du dem Bach sein Frühlingstosen,
    Den Sang - des Waldes-Kammervirtuosen,
    Dem jungen Ast die hoffnunsgrünen Triebe.

    Solang die
    Rosen aus dem Nest von Moosen
    Sich winden und die Falter sie umkosen,
    Ist kein Poet, der unbegeistert bliebe!

    Wenn ein Planet die Erd' im Lauf zerriebe -
    Die letzte Glut erzeugte letzte
    Rosen,
    Und in der Elemente wildem Tosen
    Säng' ein Poet von seiner letzten Liebe!
    _____


    Rosen, brennende Fragen der Erde,
    Fragt die Geliebte in Düften und Farben,
    Ob sie mich liebt, so wie ich sie liebe?
    Bei allen
    Rosen, die blühten und starben,
    Flehet, daß nicht sie die Antwort verschiebe,
    Weil nur zu welken und sterben mir bliebe,
    Ließ' nach dem Thau ihres "Ja" sie mich darben -
    Rosen, brennende Fragen der Erde! -
    _____


     

  • Else Galen-Gube (1869-1922)

    Die
    Rosen her

    Die
    Rosen her! Soviel der Garten beut,
    sie alle, die da blühen, will ich brechen;
    und wenn mich auch die Dornen blutig stechen,
    ich weiß ja, daß es nimmermehr mich reut.

    Die
    Rosen her! Geht, flechtet sie zum Kranz,
    reiht zu Girlanden sie, zu Ehrenpforten
    und windet Blumen mir zu Liebesworten
    für dieses Tages feierlichen Glanz.

    Die
    Rosen her! Die ganze duftge Pracht!
    Ich will sie meinem Weib zum Teppich breiten,
    denn eine Königin soll die Liebste schreiten
    auf lauter
    Rosen in die Hochzeitsnacht.
    _____


    In Traumes Bann

    Sinnverwirrend schön sind deine
    Rosen,
    so betäubend ist ihr süßer Duft.
    Flüsternd raunt es wie ein heimlich Kosen
    durch die sengend schwüle Sommerluft.

    Schlummertrunken streck ich meine Glieder,
    tief beseligt noch im Traumesbann …
    Küsse dir die müden Augenlider -
    Was ein Traum heraufbeschwören kann!

    Und ich fühle dich in meiner Nähe
    schattenhaft – und doch so lebenswarm!
    Ganz in eins verschmelzend -
    ich vergehe
    selig, liebestoll in deinem Arm! …..
    _____


     

  • Emanuel Geibel (1815-1884)

    Wenn es rothe
    Rosen schneit,
    Wenn es Liebe regnet,
    Oeffne, Herz, dem Glück dich weit,
    Das so hold dich segnet.

    Halt' im Liede fest den Glanz
    Solcher Freudentage,
    Doch ins Heut versunken ganz
    Nicht nach Morgen frage.

    Weißt du doch, der
    Rosenzeit
    Folgt die Sonnenwende,
    Und die Liebe lohnt mit Leid
    Immerdar am Ende.
    _____


     

  • Hermann von Gilm (1812-1864)

    Am Stickrahmen

    Ich hab' einen Strauß auf den Rahmen gestickt,
    Da hat er mir über die Achsel geblickt.

    Er nahm die Nadel und lächelte fein
    Und stickt' einer
    Rose die Dornen ein.

    Und als ich mich wieder zur Arbeit gesetzt,
    Da haben die Dornen mir's Herz verletzt.
    _____


     

  • Martin Greif (1839-1911)

    Weiße
    Rosen

    Weiße
    Rosen, weiße Rosen,
    Ach, wie blüht ihr doch so spät,
    Längst zu küssen und zu kosen
    Nimmermehr dies Herz versteht!

    O wie stand es, o wie stand es
    Anders in der Maienzeit,
    Damals, damals wohl empfand es,
    Liebe, deine Seligkeit!

    Weiße
    Rosen, weiße Rosen,
    Ach, wie blüht ihr doch so spät,
    Längst zu küssen und zu kosen,
    Nimmermehr dies Herz versteht.
    _____


    Seufzer der Sehnsucht

    Größer kein Herzeleid,
    Als in der
    Rosenzeit
    Einsam zu stehen,
    Lieber vor Traurigkeit
    Alternd vergehen,
    Als in der
    Rosenzeit
    Einsam sich sehen.
    _____


     

  • Theresa Gröhe (Ps. T. Resa) (1853-1929)

    Rosen

    Welch' leuchtende, eisige Nacht!
    Tiefer Schnee auf Wegen und Stegen,
    Doch du kommst mir entgegen,
    Und der sonnigste Frühling lacht.
    Deine Lippen, wie heiß
    Von heimlichen Küssen und Kosen!
    Glühende
    Rosen
    Mitten im Schnee und Eis.
    _____


     

  • Julie von Großmann (1790-1860)

    Die weiße
    Rose

    Das Leben war ihm aufgegangen
    In ihres Auges Himmelsstrahl;
    Doch keine Wünsche, kein Verlangen
    Verwandelten das Glück in Qual:
    Er war der heil'gen Kirche Priester;
    Der ird'schen Liebe süßes Glück,
    Der Herzensstimme still Geflüster
    Wies er mit Ernst und Kraft zurück.

    Laurent, so hieß der Gottgeweihte,
    Und Agnes hieß sein Engelsbild;
    Auf Erden schon Gebenedeite
    Durch ihren Wandel fromm und mild
    Des Vaters Glück, der ohne Söhne,
    Die Tochter stolz sein Kleinod pries,
    Und deren wunderbare Schöne
    Kein Auge ungerühret ließ.

    Der Priester sah die holde Blüthe,
    Sah, als sie rosig sich erschloß,
    Der Anmuth Reiz, die Engelgüte,
    Die überirdisch sie umfloß;
    Und unsichtbare Liebesbande
    Umwanden beide unbewußt;
    Nur wenn sie Freund ihn leise nannte,
    Da schlug ihr Herz in Weh und Lust.

    Und er - nur wenn er sie nicht sahe,
    Da fühlte er ein tiefes Leid;
    Doch war die holde Freundin nahe,
    Da schlug sein Herz voll Seligkeit,
    Der Himmel strahlt aus seinen Blicken
    Wie ihre Seele hell und rein.
    Ach, seine Sehnsucht, sein Entzücken,
    Sie sollten harte Prüfung sein.

    Es bleichten plötzlich ihre Wangen,
    Es starb des holden Auges Blick,
    Das Herz erfüllte Heimathbangen,
    Der Himmel nahm sein Kind zurück.
    Laurent erfährt der Krankheit Kunde,
    Die niederschmetternd ihn berührt,
    Und das Gefühl der Liebeswunde
    Erst jetzt in sein Bewußtsein führt.

    Er nahte ihrer Leidensstätte,
    Er nahte und zog sich zurück;
    Er kniete trostlos im Gebete,
    Er haderte mit dem Geschick
    Sein Herz verlangte sie zu sehen
    Noch einmal, eh' ihr Auge brach,
    Und Liebe heiß ihr zu gestehen,
    Wie streng die Pflicht dagegen sprach.

    Doch unter diesen bittern Klagen
    Und der Verzweiflung Finsterniß,
    Da hatten Engel sanft getragen
    Die Sterbende in's Paradies.
    Der Freundlichste vernahm ihr Flehen,
    Als sie berührt des Todes Kuß:
    "Laß mich den Freund dort wiedersehen,
    Und bring' ihm meinen Abschiedsgruß!"

    Laurent sank an dem Sarge nieder
    Vernichtet, kraftlos, todesmatt!
    "O, reiner Engel, hebe wieder
    Den Sünder auf, an Gottesstatt!
    Erhelle meine Nachtgedanken,
    O! laß mich in Verzweiflung nicht
    Wie ein Verirrter ruhlos wanken
    Vom Wege meiner heil'gen Pflicht!"

    So fleht er und erhob die Blicke
    Zu dem beweinten Himmelsbild,
    Eh' es die Erde ihm entrücke;
    Und sieh! es lächelte so mild,
    Als sei's schmerzlos dahingeschieden,
    Vom Todeskusse unverletzt,
    Beseligt in des Himmels Frieden
    Aus süßem Traume still versetzt.

    Die engelschöne Körperhülle
    Umwob ein weißes Sterbekleid,
    Und an dem Busen, der so stille
    Empfunden Schmerz und Seligkeit,
    Da blühte eine weiße
    Rose,
    Der Trauerliebe schönes Bild,
    Die für die Reine, Makellose
    Den weißen Kelch mit Duft erfüllt.

    Da fühlt' Laurent sich neu erhoben;
    Ein andrer Geist kam über ihn:
    "Du weilst im Lichte - sprach er - droben,
    Du wirst mich liebend nach dir zieh'n!
    Ich will getrost empor mich richten,
    Mein Herz ist von der Angst befreit,
    Auf's Strengste sei nur meinen Pflichten
    Mein ganzes Dasein jetzt geweiht!"

    Und wie er ernst sich's vorgenommen,
    So lebte er dem Worte nach.
    Man nannte ihn den Hohen, Frommen,
    Der wie ein Gottgesandter sprach;
    Befolgte thätlich, was er lehrte;
    Ein Hirt, der mit dem mächt'gen Stab
    Sanft dem verirrten Sünder wehrte,
    Sich selbst den Namen "Sünder" gab.

    So waren Jahre ihm vergangen
    Seit Agnes von der Erde schied,
    Da fühlt er plötzlich von Verlangen,
    Von Sehnsucht seine Brust durchglüht,
    Den fernen Friedhof zu betreten,
    In welchem ruhte ihr Gebein,
    An ihrem Hügel still zu beten
    Und eine Thräne ihr zu weih'n.

    Er kann dem Wunsch nicht widerstehen,
    Es forderte das Herz ihn ab.
    Es war die Sehnsucht kein Vergehen,
    Zu suchen der Geliebten Grab.
    Von
    Rosen sieht er es umblühet,
    Und ihre Düfte ihn umweh'n,
    Ach, als im Schmerz er niederknieet,
    Glaubt er sie selbst - sie selbst zu seh'n.

    Er weint - die Kraft hat ihn verlassen;
    In schmerzlicher Erinnerung
    Möcht' er die Hülle noch umfassen,
    Ihr weih'n des Herzens Huldigung.
    "O
    Rosen - ruft er - euer Leben
    Sog ihres Lebens Purpur ein;
    Laßt mich dem Grabe euch entheben,
    Ihr sollt mein einz'ger Trost jetzt sein!"

    Und sorgsam ließ er aus sie graben,
    Und andre dafür pflanzen ein,
    Um mit den duft'gen Schmerzensgaben
    Nun immerdar vereint zu sein.
    Er ließ sie in sein Zimmer bringen,
    Er fühlte seine Agnes nah,
    Die mit den lichten Engelsschwingen
    In Liebe zu ihm niedersah.

    Sein Auge hatte sich geschlossen,
    Denn nur das Nachtumhüllte sieht
    Der Seele himmlische Genossen,
    Die sichtbar zu ihr niederzieht
    Die Macht, die aus des Herzens Sehnen
    Den Faden des Vereines spinnt,
    Der durch der Liebe heil'ge Thränen
    Die ew'ge Haltbarkeit gewinnt.

    "Du weinst um mich - sprach sie mit Lächeln -
    Du kennst nicht meine Seligkeit!
    O laß mich Trost in's Herz dir fächeln
    Und enden deiner Liebe Leid!
    Hier diese
    Rose wird dich führen
    Still an des Himmels hohe Thür;
    Du darfst sie nur damit berühren,
    Sie öffnet sich - du bist bei mir!"

    So reicht sie ihm die weiße
    Rose,
    Die er an ihrer Brust erblickt,
    Mit der die Reine, Makellose,
    Im Sarge jungfräulich geschmückt
    Als Engel ihm verklärt erschienen
    Und sanft beschwichtigt seinen Schmerz.
    Mit diesen holden Engelsmienen
    Legt sie die
    Rose an sein Herz.

    Und als sie leise ihm entschwunden,
    Berührte er die Himmelsthür,
    Und hatte Einlaß schnell gefunden;
    Die
    Rose führte ihn zu ihr.
    Noch frisch lag sie auf seinem Herzen,
    Als man ihn still entschlummert fand,
    Und seine Miene, ohne Schmerzen,
    Den Tod der Liebe eingestand.

    So starb er, und es geht die Sage
    In Breslaus Dome, daß noch oft
    Hier an dem heil'gen Laurenttage
    Die
    Rose liege unverhofft
    In einem Betstuhl, zu verkünden
    Still des Besitzers nahen Tod; -
    Daß wie Laurent er werde finden
    Des ew'gen Friedens Morgenroth.
    _____


     

  • Anastasius Grün (1806-1876)

    Die Brücke

    Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
    Drauf so wonnig sich's ergeht,
    Drauf mit süßem Balsamhauche
    Ew'ger Frühlingsodem weht.

    Aus dem Herzen, zu dem Herzen
    Führt der Brücke Wunderbahn,
    Doch allein der Liebe offen,
    Ihr alleinig untertan.

    Liebe hat gebaut die Brücke,
    Hat aus
    Rosen sie gebaut!
    Seele wandert drauf zur Seele,
    Wie der Bräutigam zur Braut.

    Liebe wölbte ihren Bogen,
    Schmückt' ihn lieblich wundervoll;
    Liebe steht als Zöllner droben,
    Küsse sind der Brückenzoll.

    Süßes Mädchen, möchtest gerne
    Meine Wunderbrücke schaun?
    Nun, es sei, doch mußt du treulich
    Helfen mir, sie aufzubaun.

    Fort die Wölkchen von der Stirne!
    Freundlich mir ins Aug' geschaut!
    Deine Lippen leg' an meine:
    Und die Brücke ist erbaut.
    _____


     

  • Adolf Hain (1825-1854)

    An die Geliebte

    Sieh', süßes Lieb, die
    Rose,
    Sie neigt den Kelch herab
    Und läßt die Purpurblüten
    Hinab in's grüne Grab!

    Und alle Blümchen schlafen
    Vor Gram und Sehnsucht ein:
    Die Ros' ist ja verblühet,
    Die Herrin hoch und rein!

    Allein der Lenz kehrt wieder,
    Die Veilchen flüstern sacht,
    Daß auch die
    Rose kehre
    In Herrlichkeit und Pracht!

    Und sieh', aus grünem Schleier
    Blickt strahlend ihr Gesicht,
    Und tausend Blumen brechen
    Hervor mit ihr an's Licht!

    So, wenn du von mir schiedest,
    So müßt' ich sterben auch,
    Bis wieder uns belebte
    Des schön'ren Lenzes Hauch!
    _____


     

  • Robert Hamerling (1830-1889)

    Ihr Kuß

    Ach jene lieblich schwellende,
    In minnigem Gekose,
    Von Honig überquellende,
    Purpur'ne
    Lippenrose,
    Sie reißt mir den verlangenden
    Sehnsuchtbethörten Sinn
    In jauchzenden und bangenden
    Entzückungstaumel hin.

    Im Kuß, dem wonnesprühenden,
    Lodern zwei Schwesterflammen
    Vorm Liebeshauch, dem glühenden,
    In einen Strom zusammen:
    Den Brand, den hold verklärenden,
    Preis' ich, der uns ergreift,
    Der uns den Trank, den gärenden,
    Olymp'scher Wonne reift.

    Laßt alles Erdentrückende,
    Und aller Wonne Gluten,
    Und alles Herzentzückende
    Hoch ineinander fluten:
    Nicht stärker trifft's, nicht flammender
    Des Herzens tiefsten Sitz,
    Als solch' ein liebentflammender
    Berührungs-Wonneblitz!
    _____


    Auf lichten
    Rosen gehst du hin!

    Auf lichten
    Rosen gehst du hin,
    Dir winkt der Myrthe Glanz:
    Mir aber flicht sich Rosmarin
    Und Lilie nur zum Kranz!

    Doch, wandl' ich auch im Schmerzensjoch,
    Und du auf Blumen weich,
    Mein liebend Herz ist sel'ger doch,
    Das deine nicht so reich:

    Was könnte wert des deinen sein
    Auf irdischem Gefild'?
    Das meine hegt in gold'nem Schrein
    Dein süßes Wunderbild!
    _____


    Rosenlied

    Duft'ge Flamme, süße
    Rose,
    Schöne Botin sel'ger Triebe,
    Die so prangend aus dem Schoße
    Neugebor'ner Erde steigt:
    O wie spräche zarte Liebe,
    Wenn sie sehnend mit Gekose
    Nicht in deinen Purpur schriebe,
    Was die Lippe scheu verschweigt!

    Ach, wer sendet aus der Tiefe
    Euch der Welt, ihr Liebesboten,
    Gleich als ob er sehnend riefe,
    Und ihr Ohr vernähm' es nicht?
    Ja, als ew'ger Güte Zeichen,
    Ew'ger Liebe duft'ge Briefe,
    Tretet ihr aus dunklen Reichen
    Jahr um Jahr ans gold'ne Licht!

    Grüne Auen, grüne Auen,
    Sie versteh'n die süßen
    Rosen,
    Wachen auf aus Wintergrauen,
    Wenn sie
    Rosenkunde trifft;
    Nur dem Menschen unbegriffen
    Steht, so weit die Himmel blauen
    Und so weit die Wolken schiffen,
    Jene süße
    Rosenschrift.
    _____


    Die
    Rose am Meer

    Lieblich blühst du, süße
    Rose,
    An des Meeres ödem Strand,
    Einsam in des Sturms Getose,
    Auf besonnter Felsenwand;
    Kein beschwingter Falter schaukelt
    Sich auf deiner Krone Saum,
    Nur verloren um dich gaukelt
    Meiner Seele stillster Traum.

    Pflückend rett' ich, Reizgeschmückte,
    Dich, und deine Purpurglut,
    Die so wonnig mich entzückte,
    Send' ich nieder in die Flut:
    Führe schmeichelnd mit Gekose
    Dich ein Zephyr, lind und weich,
    Unverletzt, o süße
    Rose,
    Durch der Woge grünes Reich!

    Nach der sel'gen gold'nen Küste,
    Die mein ahnungsvoller Sinn
    Sehnend oft in Träumen grüßte,
    Süße
    Rose, strebe hin!
    Weiten Meeres Wogen dringen
    Ja an jeden fernsten Strand,
    Und so werden sie dich bringen
    Auch in jenes Wunderland!
    _____


    Heiliger Hafis, beschreien
    Mag der Schwarm dich der Philister,
    Ich doch will wie du mich weihen
    Zu der Liebe hohem Priester!

    Mir auch allzustraff gespannt schien
    Deines kühnen Sanges Bogen,
    Aber seit ich selbst entbrannt bin,
    Schwimmend in der Liebe Wogen,

    Fühl' ich, daß des Occidentes
    Frost in mir nun aufgethaut ist,
    Daß auch mir des Orientes
    Liebesrose Herzensbraut ist!

    Weih' ich mich dem Dienst der
    Rose,
    Wird mein Sein erblüh'n zum Allsein,
    Und mein Herz in ihrem Schoße
    Eine süße Nachtigall sein!
    _____


    Siehst du die
    Rose hier?
    Hold in die Nacht
    Duftet im Moose dir
    Purpurne Pracht!

    Wäre die Liebe nicht
    Ewige Güte,
    Irdisches triebe nicht
    Himmlische Blüte.

    Nimm sie zum Pfande dir,
    Daß im Gebiet
    Irdischer Lande dir
    Himmlisches blüht.
    _____


    Die
    Rosenknospen

    Sie wollte traut mir eine
    Rose reichen,
    Doch blühte keine voll noch in den Hagen;
    Sie aber pflückte Knospen ohne Zagen,
    Und gab sie mir als süßer Liebe Zeichen.

    Gebroch'ne Knospen, holde Blumenleichen,
    Welkt ihr so früh in gold'nen Lenzestagen?
    Um süßer Liebe Botschaft anzusagen,
    Muß euer junges Rot so bald erbleichen?

    Und dennoch preis' ich euch als selig tote:
    Wohl habt ihr euch zur Krone nicht geründet,
    Und seid nicht aufgeglüht im Purpurrote;

    Doch hat euch Todeswonne süß entzündet:
    Denn selig stirbt, wer als ein Liebesbote
    Gesendet ward, und Himmlisches verkündet!
    _____


    Rosensymbol

    "Soll ich trau'n der flücht'gen
    Rose, die du mir zum Pfande giebst,
    Zum Symbol für wandellose Glut und ew'ge Bande giebst?
    Flüchtig ist die holde Blume: nicht wie
    Rosentriebe blüh'n,
    Ewig muß im Heiligtume deiner Brust die Liebe glüh'n!"

    Schilt mir nicht die flücht'ge
    Rose, nimm sie nur zum Pfande hin!
    Deutet alles Dauerlose nicht auf Geisterbande hin?
    Weiß die Liebe nicht, die voll ist von dem Überschwänglichen,
    Daß das Flücht'ge stets Symbol ist eines Unvergänglichen?
    _____

     

  • Otto Erich Hartleben (1864-1905)

    Nur eine
    Monatsrose war die Liebe,
    die deine Wangen färbte. - Ihr Verblühn
    hab ich voll tiefen, tiefen Leids gesehn,
    und meine Thränen netzten jedes Blatt,
    das bald zu Boden sank und bald der Wind
    verwehte. - Meinen Augen hast du nun
    den Schmuck geraubt, der ihnen wohlgethan,
    und meinem Leben raubtest du das Ziel ...

     

  • Heinrich Heine (1797-1856)

    Geträumtes Glück

    Als die junge
    Rose blühte
    Und die Nachtigall gesungen,
    Hast du mich geherzt, geküsset,
    Und mit Zärtlichkeit umschlungen.

    Nun der Herbst die
    Ros entblättert
    Und die Nachtigall vertrieben,
    Bist du auch davon geflogen
    Und ich bin allein geblieben.

    Lang und kalt sind schon die Nächte
    Sag wie lange wirst du säumen?
    Soll ich immer mich begnügen
    Nur vom alten Glück zu träumen?
    _____


    Der Schmetterling ist in die
    Rose verliebt,
    Umflattert sie tausendmal,
    Ihn selber aber, goldig zart,
    Umflattert der liebende Sonnenstrahl.

    Jedoch, in wen ist die
    Rose verliebt?
    Das wüßt ich gar zu gern.
    Ist es die singende Nachtigall?
    Ist es der schweigende Abendstern?

    Ich weiß nicht, in wen die
    Rose verliebt;
    Ich aber lieb euch all:
    Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
    Abendstern und Nachtigall.
    _____


    Die Rose, die Lilje, die Taube, die Sonne,
    Die liebt ich einst alle in Liebeswonne.
    Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
    Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
    Sie selber, aller Liebe Bronne,
    Ist
    Rose und Lilje und Taube und Sonne.
    _____


    Alte Rose

    Eine
    Rosenknospe war
    Sie, für die mein Herze glühte;
    Doch sie wuchs, und wunderbar
    Schoß sie auf in voller Blüte.

    Ward die schönste
    Ros im Land,
    Und ich wollt die
    Rose brechen,
    Doch sie wußte mich pikant
    Mit den Dornen fortzustechen.

    Jetzt, wo sie verwelkt, zerfetzt
    Und verklatscht von Wind und Regen
    Liebster Heinrich bin ich jetzt,
    Liebend kommt sie mir entgegen.

    Heinrich hinten, Heinrich vorn,
    Klingt es jetzt mit süßen Tönen;
    Sticht mich jetzt etwa ein Dorn,
    Ist es an dem Kinn der Schönen.

    Allzu hart die Borsten sind,
    Die des Kinnes Wärzchen zieren -
    Geh ins Kloster, liebes Kind,
    Oder lasse dich rasieren.
    _____


    Leise zieht durch mein Gemüt
    Liebliches Geläute.
    Klinge, kleines Frühlingslied,
    Kling hinaus ins Weite.

    Kling hinaus, bis an das Haus,
    Wo die Blumen sprießen,
    Wenn du eine
    Rose schaust,
    Sag, ich laß sie grüßen.
    _____


     

  • Klara Held-Marbach (1824-1893)

    Es war die Zeit der
    Rosen

    Es war die Zeit der
    Rosen,
    Als Du um mich gefreit,
    Ein Duften, Blüh'n und Kosen
    Gieng über die Erde weit.

    Wie heiß die Strahlen glühten
    In unsern Liebestraum,
    Wie voll die
    Rosen blühten, -
    Die andern ahnten's kaum.

    Da hab' ich tief empfunden,
    Wie Lenz und Liebe beglückt,
    Du hast mich in schönen Stunden
    Mit duftigen
    Rosen geschmückt.

    Ich küßt' sie in süßem Erbeben,
    Bei rascherem Herzensschlag,
    Ich widmete Dir mein Leben -
    Nun komme, was kommen mag!

    Sie mußten so bald vergehen,
    Das Glück und die
    Rosenzeit,
    Ich habe Dich scheiden sehen, -
    Du bist so weit, so weit.

    Novemberstürme tosen,
    Und Sonne und Liebe erblaßt:
    Es war die Zeit der
    Rosen,
    Wir brachen sie in Hast.
    _____


     

  • Karl Henckell (1864-1929)

    Rose der Sehnsucht

    Es schläft der Park und brodelt Mittagsträume,
    Die Schwäne ziehn, verstohlene Lüfte säuseln.
    Feuchtglänzend schimmern die Magnolienbäume,
    Indes die Pappeln silberhoch sich kräuseln.

    Mich lockt vom Beet die dunkelrote
    Rose,
    Die ihrer Schwestern hellen Kranz besiegt -
    Und so bist du, wenn königlich das lose,
    Nachtschwarze Haar dir um die Schultern fliegt.

    Müd hing mein Arm noch auf der Ruhbank Rücken,
    Jetzt hebt ein Wunsch ihn mit der Sehnsucht Schwingen:
    Er will vom Beet die dunkle
    Rose pflücken
    Und innig, ach, dein schönes Haupt umschlingen.
    _____


    Samtrose

    Samtrose, die sie zärtlich mir gesandt,
    Samtrose, selbst gepflückt von ihrer Hand!
    Ein schwerer Duft, ein dunkeltiefes Rot,
    Wie ihre Wange, wenn sie lustdurchrieselt loht.

    Samtrose, deinen Hauch einatm ich lang,
    Aus deinem Kelche quillt ein süßer Klang.
    Liebend ein Silberstimmchen gaukelt empor,
    Samtrose, lauschend, lauschend leg ich an dich das Ohr.

    Samtrose, die berührt ihr feiner Mund,
    Nun will auch ich dich küssen wonnewund.
    In deinem Kelch, an dem sie zart getrunken,
    Sind meine Lippen, zitternder Sehnsucht voll versunken.
    _____


     

  • Franz Hessel (1880-1941)

    Sub
    rosa

    Warum ich dir der
    Rose Knospen reiche,
    Fragst du und stützest mit der Kinderhand.
    Deine weiche Wange, die morgenbleiche.

    Kaum eine Woche ists, daß ich dich fand.
    Kaum eine Woche - und fort muß ich ziehen.
    Zu andern Menschen in ein ander Land. -

    Wenn diese Knospen sich entfalten, blühen
    Zu dunkelroten
    Rosen, mein ich zag:
    Dein Auge wird vor meinem nicht mehr fliehen.

    Doch findet bald ein junger rauher Tag
    Gebeugt die Blüten und den Stiel geknickt,
    So hat mir nur aus grünem Hag
    Das Glück, das Lose, zugenickt.
    _____


     

  • Sophie Hoechstetter (1873-1943)

    Improvisation

    Die blaue Sommerluft über den Hügeln,
    Der Wind mit leichtbeschwingten Flügeln,
    Die Linden voll grüner Hoffnungsherzen
    Des Gartens goldne Königskerzen
    Sie alle tragen Liebesschmerzen.

    Die rotesten aller roten
    Rosen
    Schauen dich mit freundlichen großen
    Augen an und denken:
    In dich will ich mich versenken
    "Dir, Geliebte will ich mich verschenken."

    Sogar der liebe Gott, der es so einsam hat,
    Der wünscht, er sei ein
    Rosenblatt
    Von allem Duft des Sommers satt
    Und fiel' auf deine Brust
    In Sommersonnenlust.

    Sie tun mir ja leid, die Königskerzen
    Und die Hoffnungsherzen
    Und die roten
    Rosen
    Und der liebe Gott in seinen großen
    Einsamen Wolkenschmerzen.

    Doch in diesen Sommertagen
    Will ich nimmer schmerzlich klagen
    Will gar nichts von der Welt
    Und nichts vom grünen Feld,
    Will nur dich zu besitzen wagen.
    _____


     

  • Edmund Hoefer (1819-1882)

    Jüngst lag ich unter dem
    Rosenstock

    Jüngst lag ich unter dem
    Rosenstock,
    Dem üppigen, blüthenvollen,
    Da ist auf mich ein leichtes Geflock
    Von
    rosigen Blättchen gequollen.

    Da war es mir im tiefen Sinn,
    Als sei'st du selbst die
    Rose,
    Als streutest du flüchtig auf mich hin
    Der Worte heitres Gekose.

    Dein Wort es gleicht den Blättchen fein,
    Der Elfen duft'gem Pokale.
    Was legst du alles leise hinein
    In die zierliche kleine Schale!

    O daß ich dürft' ein einzigmal
    Dem rechten Worte lauschen!
    O dürft' ich an solchem Duftpokal
    Nur einmal mich berauschen!

    Da rauscht' der Wind, ich fuhr empor,
    Die Blättchen hört' ich tönen:
    Was willst du nur du armer Thor,
    Mit deinem ewigen Sehnen?
    _____


     

  • Ludwig Jacobowski (1868-1900)

    Die
    Rose

    Diese letzte rote
    Rose
    Hab ich für dich, Lieb, erstanden,
    Und ich berg sie still im Mantel
    Daß im Schnee sie nicht erfriere.

    Diese letzte rote
    Rose
    Bring ich her durch Ungewitter;
    Lustig tanzt ein Schneegestöber
    Flockenwirbelnd durch die Lüfte.

    Oben glänzen tausend Sterne
    Auf die weißen Straßen nieder,
    Und sie dämmern fast wie schläfrig
    Unterm weißen Flockentuche.

    Aber Lieb, nun sag mir endlich,
    Warum heut' so früh zu Bette,
    Bist du heute so verschlafen?
    Oder warst du so verfroren?

    Ach, die Ampel brennt so traulich,
    Diese wohlig weiche Wärme,
    Dieser Hauch von
    Rosendüften,
    Diese schlummersüße Stille!

    Diese letzte rote
    Rose
    Soll die weiße Brust dir schmücken,
    Halt nur still, mein Lockenköpfchen,
    Schlag nicht wie ein kleines Kätzchen,

    Murr nicht wie ein kleines Kätzchen,
    Lach nur mit den Purpurlippen;
    An des Hemdchens weißer Spitzen
    Soll sie deine Brust dir schmücken.

    Schlag nicht wie ein kleines Kätzchen,
    Weil die Dornen dich gerissen,
    Denn ich hab nicht viele Uebung,
    Zofenartige Talente.

    Lieb, mit diesen kleinen Tropfen
    Roten Bluts, der dir entflossen
    Zwischen weißen Psychebrüstchen,
    Trink' ich süßes rotes Herzblut.

    Seit ich nun dein Blut getrunken
    Aus dem Herzen dir geronnen,
    Trink ich tausend Leidenschaften,
    Unerschöpfte Götterwonnen.
    _____


     

  • Eleonore Kalkowska (1883-1937)

    Zwei purpurne
    Rosen

    Zwei purpurne
    Rosen stehen vor mir,
    Sind nicht von dir...
    Ein anderer hat sie mir gebracht,
    Gestern — bei nahender Nacht —
    Zwei
    Rosen, wie meiner Lippen Pracht. ...

    Und als er mich leise zu küssen gewagt,
    Hab still ich gelächelt und habe gesagt:
    Magst gerne mich küssen, doch dann erst den Mund,
    Wenn die Lampe verlöscht in nächtlicher Stund.
    Jetzt küß die geschlossenen Lider. ...
    O du! da sah ich dich wieder!

    Zwei purpurne
    Rosen stehen vor mir,
    Sind nicht von dir. ...
    Ein anderer hat sie mir gebracht
    Beim Sinken der Nacht. ...
    Vor Morgengraun hab ihn weggeschickt,
    Hab dann meinen Kopf in die Kissen gedrückt. ...

    Zwei purpurne
    Rosen stehen vor mir,
    Sind nicht von dir. ...
    _____


    Die letzten
    Rosen

    Ich stand am Fenster, lauschend allen Schritten,
    Die mir von ferne deinen gleichend däuchten,
    Im Garten sah ich hell zwei
    Rosen leuchten
    Im Blättermeer.
    Von fern daher
    Ein Etwas plötzlich leise kam geglitten,
    Es stockt mein Blut, es fühlte, du bist nah,
    Da kamst du mit den lieben, sachten Schritten,
    Nun bist du da!
    Nun bist du da. ...

    O komm! Wie hast du lang mich warten lassen,
    Schon bald geht durch die Welt das herbstliche Erblassen,
    O komm! Ich sinke vor dir in den Staub ...
    Doch wehe! Welch ein Duft von welkem Laub
    Steigt mir empor aus deines Kleides Falten,
    Ein Duft von Welken, von Vergehn und Modern,
    Von Sterben-müssen, Scheiden und Erkalten.
    O Liebste, glaub,
    Noch ist es nicht so weit,
    Sahst du im Garten nicht die
    Rosen lodern?
    Noch ist sie unser, noch ists Sommerszeit.
    Wirf ab dein Kleid, das herbstlich-taubenetzte,
    Und schenk mir alle deine süße Pracht,
    Vielleicht, vielleicht ist dieses unsere letzte,
    Selige Sommernacht.
    - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Der Garten liegt in blassem Morgengrauen,
    Ich steh am Fenster, um dir nachzuschauen,
    Dein langes Kleid nimmt welke Blätter mit,
    Sie rascheln leise unter deinem Schritt.
    Nun sind die
    Rosen, die dein gestern harrten,
    Ein goldner Regen auf der feuchten Erde,
    Und blütenlos erschauert mir mein Garten
    Und wartet, daß es kahler Winter werde. ...
    Der Herbst ist da!
    Der Herbst ist da. ...
    _____


     

  • Anna Karbe (1852-1875)

    Die
    Himmelsrose

    Kennst Du die
    Rose, die vor Zeiten
    Im Paradiese aufgeblüht,
    Die
    Rose, die seit Ewigkeiten
    Als wunderbares Reis geglüht?

    Die eine heil'ge reine
    Rose,
    Der Gottessegen für die Welt,
    Die wunderbar die dunkeln Loose
    Mit ihrem Himmelsstrahl erhellt;

    Die
    Rose aus dem Garten Eden,
    Die Königin der Ewigkeit,
    Die
    Himmelsrose, die für Jeden
    In Duft und Farbenglanz geweiht;

    Die
    Rose, die in Jesu Wunden
    So purpurglühend aufgeblüht,
    Die sich am Kreuz emporgewunden,
    Und uns ans Herz des Lammes zieht.

    Die
    Rose, die der Sonne Strahlen
    Entströmt aus ihrem heil'gen Schooß,
    Die
    Rose, die in tausend Qualen
    Auf unser Herz den Balsam goß;

    Die
    Rose, die mit Glockentönen
    Begegnet unserm Schmerzensruf,
    Die
    Rose, die all' unsre Thränen,
    Zu lauter echten Perlen schuf;

    Die
    Rose, die mit ihren Ranken
    Hinauf bis in den Himmel steigt,
    Und Gottes heilige Gedanken
    Zu unserm müden Herzen neigt;

    Die
    Rose, die als lichte Sonne
    Des Lebens Nächte uns erhellt,
    Die
    Rose, die zu Trost und Wonne
    Erblühte für den Kampf der Welt;

    Die
    Rose, die am hellen Morgen
    So frühlingsfrisch im Thau erscheint,
    Die in den Nächten banger Sorgen
    Das Auge tröstet, das da weint;

    Die
    Rose, die aus Gottes Herzen
    Ein sehnendes Erbarmen ringt
    Und in das Vaterland der Schmerzen
    Den Oelzweig Seines Friedens bringt;

    Die
    Rose, die aus Gott geboren,
    Die ewig ohne Wechsel blüht,
    Die einst an Salems goldnen Thoren
    In wunderbaren Farben glüht;

    Die
    Rose, die dem matten Blicke
    Im Todesthal den Balsam reicht.
    Die
    Rose, die als Perlenbrücke
    Zum aufgeschloss'nen Himmel steigt;

    Die
    Rose, die im Festgewande,
    Die von dem Herrn erwählte Braut,
    In Kanaan, im heil'gen Lande,
    Mit ihrem Bräutigam vertraut;

    Die
    Rose, deren heil'ge Triebe
    Gott selbst in Seinem Herzen trägt,
    Die ew'ge Gottesbraut, die Liebe,
    Die Gott gemacht, gepflanzt, gepflegt.

    O wunderbare Purpurblüthe,
    Des großen Gottes Heiligthum,
    Vom ew'gen Feuer ganz durchglühte,
    Du heilig Reis, zu Gottes Ruhm!

    O Liebe laß in Deinen Zweigen,
    Die Gott zum Himmel wachsen ließ,
    Uns höher, immer höher steigen,
    Bis in der Liebe Paradies!
    _____


     

  • Eduard Kauffer (1824-1874)

    An dieser
    Rose wird er mich erkennen -

    Was ist's, daß ich ihn nicht vergessen kann,
    Daß willenlos erwachend die Gedanken
    Nur um den einen, nur um diesen Mann
    In träumerischer Seligkeit sich ranken?
    Wenn er mir naht, wie laut schlägt meine Brust,
    Und meine Wangen, wie sie glühn und brennen!
    Die Seele jubelt auf in Himmelslust ...
    An dieser
    Rose wird er mich erkennen!

    Ich war ein Kind. Ein Friede hold und mild
    Lag wie ein junger Lenz in meinem Herzen
    Und täglich vor dem Muttergottesbild
    Vergaß ich betend meine kleinen Schmerzen.
    Jetzt ist es anders. Glücklich kann ich nie
    Und wiederum nicht unbeglückt mich nennen,
    Ich bete noch; doch fragt mich nimmer, wie? ...
    An dieser
    Rose wird er mich erkennen.

    Er sprach: Wirst heute du ein
    Röslein roth
    Am Busen tragen, soll es mich bedeuten,
    Daß auch die Lieb' in deinem Herzen loht
    Und du die Meine bist für alle Zeiten.
    Die Blume trag' ich an verschwiegner Brust
    Und was die Lippen sagen nicht und nennen,
    Das Alles nennt und sagt sie unbewußt ...
    An dieser
    Rose wird er mich erkennen.
    _____


    Und immer mehr!

    Ich nahm von ihren
    Rosen drei -
    Meint ihr, daß sie gezürnt mir sehr?
    O nein! Sie lachte nur dabei
    Und gab mir mehr und immer mehr.

    Statt
    Rosen nahm ich Küsse dann,
    Und sie - sie brauchte Gegenwehr?
    O nein! Sie schalt wol: böser Mann!
    Doch gab mir mehr und immer mehr.
    _____


     

  • Siegfried Kawerau (1886-1936)

    Rosensprüche

    Dunkler glühen rote
    Rosen
    vor dem Schmelz der blanken Brüste,
    spiegeln sich im weißen Leib -
    täglich leg ich rote
    Rosen,
    die aus meinem Blute blühn,
    auf die Schale Deines Wartens -
    aus den Wunden schmeichelnd weicher,
    tödlich blasser Abendstunden
    brech ich brennend rote
    Rosen. -
    _____


     

  • Karl Ernst Knodt (1856-1917)

    Im
    Rosenmond

    Nimm diese
    Rose, noch im Kelch verschlossen,
    und bette sie in Deine reine Hand!
    Ist über sie ein Blick von Dir geflossen,
    entflammt auch ihr ein heilger Lebensbrand.

    In dieser
    Rose ruht ein ganzer Sommer
    und meine ganze Seele reift darin.
    ... O trag mein Lieben, größer stets und frommer,
    als Opferduft zur Liebesheimat hin!
    _____


    Rosenrote Rosen

    War's nicht im Juni? .. Es jauchzte die Welt.
    Wir saßen zusammen Hand in Hand
    und sah'n in die Sonne und sah'n nur noch Eins:
    Rosen, rote Rosen rings im Land.

    Und wir jubelten uns're Liebe ins Land.
    Das ward ein Lied voller Lebensbrand
    und lachte laut durch den leuchtenden Tag,
    das Lied von den roten
    Rosen rings im Land.
    _____


    In der
    Rosenzeit

    Bring mir von all den
    Rosenbüschen,
    Die unser heimliches Häuschen umstehen,
    Jeden Morgen neu eine rote,
    Daß ihre Düfte mich wonnig umwehn.

    Ohne
    Rosen reift mir kein Sommer,
    Und nur in
    Rosen kann sie gedeihn
    Unsere Liebe ... So bring mir stets neue,
    Immer rotere
    Rosen herein!

    Du und kein andres darf sie mir bringen,
    Denn nur in deiner alleinigen Hand
    Wird mir die heimliche Glut der
    Rosen
    Zum allmächtigen Liebesbrand,

    Der in der Nacht mit lodernden Flammen
    Leib und Seele dir überschlägt
    Und uns über die Gärten der Erde
    Ins Land der leuchtenden
    Rosen trägt.
    _____


     

  • August Kopisch (1799-1853)

    Die
    Rose

    Anmut'ger Frühling bildet
    Purpurn die
    Rose,
    Nie sah ich
    Rosen blühen
    Als auf den Dornen.

    Purpurn gekleidet prangen
    Lieblich die
    Rosen,
    Doch in der Hoffnung Farbe
    Die grünen Dornen.

    Sag mir Geliebte, sag mir,
    Bist du die
    Rose?
    Bist du die
    Rose, trag' ich
    Dich wie die Dornen.
    _____


     

  • Johanna Leitenberger (1818-1893)

    Rose und Herz

    Wer mag der
    Rose Kelch erschließen,
    Entfesseln ihren süßen Duft?
    Wenn Sonnenstrahlen morgens grüßen,
    Da springt sie aus der Blättergruft.
    Zum Licht gewandt auf schlankem Stengel
    Enthüllt sie ihre Märchenpracht,
    Der lieblichste der Blumenengel,
    Den uns der holde Lenz gebracht.

    Wer kann ein Menschenherz erschließen,
    Wer öffnet seinen tiefen Grund?
    Wenn liebe Augen liebend grüßen
    Dann ist des Herzens Sonnenstund'!
    Der Liebe weiht es all sein Blühen,
    Ersteht in wundersamer Pracht,
    Und muß es welkend auch verglühen -
    Der Zweck des Daseins ist vollbracht.
    _____


     

  • Nikolaus Lenau (1802-1850)

    Meine
    Rose

    Dem holden Lenzgeschmeide,
    Der
    Rose, meiner Freude,
    Die schon gebeugt und blasser
    Vom heißen Strahl der Sonnen,
    Reich' ich den Becher Wasser
    Aus dunklem, tiefen Bronnen.

    Du
    Rose meines Herzens!
    Vom stillen Strahl des Schmerzens
    Bist du gebeugt und blasser.
    Ich möchte dir zu Füßen,
    Wie dieser Blume Wasser,
    Still meine Seele gießen!
    Könnt ich dann auch nicht sehen
    Dich freudig auferstehen.
    _____


    An die Entfernte

    I.
    Diese
    Rose pflück ich hier,
    In der fremden Ferne;
    Liebes Mädchen, dir, ach dir
    Brächt ich sie so gerne!

    Doch bis ich zu dir mag ziehn
    Viele weite Meilen,
    Ist die
    Rose längst dahin,
    Denn die
    Rosen eilen.

    Nie soll weiter sich in's Land
    Lieb' von Liebe wagen,
    Als sich blühend in der Hand
    Läßt die
    Rose tragen;

    Oder als die Nachtigall
    Halme bringt zum Neste,
    Oder als ihr süßer Schall
    Wandert mit dem Weste.


    II.
    Rosen fliehen nicht allein,
    Und die Lenzgesänge,
    Auch dein
    Wangenrosenschein
    Deine süßen Klänge.

    O, daß ich, ein Thor, ein Thor,
    Meinen Himmel räumte!
    Daß ich einen Blick verlor,
    Einen Hauch versäumte!

    Rosen wecken Sehnsucht hier,
    Dort die Nachtigallen,
    Mädchen, und ich möchte dir
    In die Arme fallen!
    _____


    An meine
    Rose

    Frohlocke, schöne junge
    Rose,
    Dein Bild wird nicht verschwinden,
    Wenn auch die Gluth, die dauerlose,
    Verweht in Abendwinden.

    So süßer Duft, so helle Flamme
    Kann nicht für irdisch gelten,
    Du prangst am stolzen
    Rosenstamme,
    Verpflanzt aus andern Welten;

    Aus Büschen, wo die Götter gerne
    Sich in die Schatten senken,
    Wenn sie in heilig stiller Ferne
    Der Menschen Glück bedenken.

    Darum mich ein Hinübersehnen
    Stets inniger umschmieget,
    Je länger sich in meinen Thränen
    Dein holdes Antlitz wieget.

    O weilten wir in jenen Lüften,
    Wo keine Schranke wehrte,
    Daß ich mit deinen Zauberdüften
    Die Ewigkeiten nährte! -

    Hier nah'n die Augenblicke, - schwinden
    An dir vorüber immer,
    Ein jeder eilt dich noch zu finden
    In deinem Jugendschimmer;

    Und ich, wie sie, muß immer eilen
    Mit allem meinem Lieben
    An dir vorbei, darf nie verweilen,
    Von Stürmen fortgetrieben.

    Doch hat, du holde Wunderblume,
    Mein Herz voll süßen Bebens
    Dich mir gemalt zum Eigenthume
    Ins Tiefste meines Lebens,

    Wohin der Tod, der Ruhebringer,
    Sich scheuen wird zu greifen,
    Wenn endlich seine sanften Finger
    Mein Welkes niederstreifen.
    _____


    Welke
    Rose

    In einem Buche blätternd, fand
    Ich eine
    Rose welk, zerdrückt,
    Und weiß auch nicht mehr, wessen Hand
    Sie einst für mich gepflückt.

    Ach, mehr und mehr im Abendhauch
    Verweht Erinn'rung; bald zerstiebt
    Mein Erdenloos, dann weiß ich auch
    Nicht mehr, wer mich geliebt.
    _____


     

  • Karoline Leonhardt (1811-1899)

    Mein
    Rosenstock

    Ich habe einen
    Rosenstock und fünfzehn Knospen d'ran,
    Und wenn ich oftmals traurig bin, seh' ich die
    Rosen an.

    Sie nicken in der Lüfte Spiel, wenn sie so lieblich blühn,
    Dann denk' ich leis: o grüßet mir wohl fünfzehn Male ihn!

    Sagt ihm, daß ich stets traurig bin, doch wenn er mein vergaß,
    Dann,
    Rosen, duftet mir nicht mehr und werdet alle blaß!

    Doch denkt er mein mit treuem Sinn', so lächelt' allzumal,
    Ich meine dann, ihr grüßet mich von ihm auch fünfzehn Mal.

    Ich habe weder Schmuck noch Gold, auch sucht's nicht mein Gemüth,
    Wenn nur so lang ich lebe stets der
    Rosenstock mir blüht.

    Und wenn ich dann gestorben bin, so pflanzet auf mein Grab
    Nichts weiter als den
    Rosenstock, den mir mein Liebling gab!
    _____


     

  • Heinrich Leuthold (1827-1879)

    Eglantine

    Wie der Sturmwind, der über die Haide pfeift
    Ohne Rast, ohne Ruh', ohne sichere Statt,
    So mein heißer Sinn über die Erde schweift,
    So mein Herz, das keinen Freund, keine Heimat hat. -
    Die sanfte blaue Blume im wogenden Korn,
    Die zahme Blume ist nicht für mich -
    Eine wilde
    Rose lieb' ich
    Mit scharfem Dorn.

    Ich grüß' dich, du trotzig, schwarzäugig Kind!
    Du liebst die Liebe, ich liebe den Schmerz;
    Mein Sinn ist wie der brausende Wind,
    Eine wilde
    Rose sei dein Herz. -
    D'rin lod're die Liebe, d'rin laure der Zorn;
    Einen Kuß, einen Kuß mir gib!
    Eine wilde
    Rose sei unsere Lieb'
    Mit scharfem Dorn!

    Mein Sinn ist wie der brausende Wind;
    Was soll dein Zürnen, was soll dein Harm?
    Wo ist dein Trotz? laß los, mein Kind,
    Laß los den weißen, den schwellenden Arm!
    Frische Morgenluft meine glühende Stirne küßt;
    Dem schäumenden Renner den hetzenden Sporn!
    Eine wilde
    Rose mein Leben ist
    Mit scharfem Dorn.
    _____


    Carpe diem!

    Der
    Rose gleich, die noch im Sammt
    Der Knospe gestern lag verschlossen
    Und heut' schon hoch emporgeflammt,
    Ist uns die Liebe aufgeschossen.

    Heut' blüht sie noch; drum nimm und gib!
    Schon morgen kann ihr Duft entschweben;
    Dann wird dein Herzblut selbst, mein Lieb,
    Die welkende nicht mehr beleben!
    _____


     

  • Detlev von Liliencron (1844-1909)

    Briefwechsel

    Im Garten, heute Morgen,
    Als ich deinen Brief erbrach,
    Fand ich drin verborgen
    Ein
    Rosenblatt.
    Ein
    Rosenblatt, deinen Locken entsunken.
    Als ich es trunken
    Mit den Lippen berührte,
    Kam ein Windhauch und entführte
    Den holden Gast.
    Nun segelt es lustig zu dir zurück.
    Gleich einer Krone trägt es mein Glück
    Auf tiefrotem Samt - und verblaßt.
    _____


    Ich und die
    Rose warten

    Vor mir
    Auf der dunkelbraunen Tischdecke
    Liegt eine große hellgelbe
    Rose.
    Sie wartet mit mir
    Auf die Liebste,
    Der ich ins schwarze Haar
    Sie flechten will.

    Wir warten schon eine Stunde.
    Die Haustür geht.
    Sie kommt, sie kommt.
    Doch herein tritt
    Mein Freund, der Assessor;
    Geschniegelt, gebügelt, wie stets.
    Der Assessor will Bürgermeister werden.
    Gräßlich sind seine Erzählungen
    Über Wahlen, Vereine, Gegenpartei.
    Endlich bemerkt er die Blume.
    Und seine gierigen,
    Perlgrauglacebehandschuhten Hände
    Greifen nach ihr:
    "Ah, süperb!
    Müssen mir geben fürs Knopfloch."
    Nein! ruf ich grob.
    "Herr Jess noch mal,
    Sind heut nicht bei Laune.
    Denn nicht.
    Empfehl mich Ihnen.
    Sie kommen doch morgen in die Versammlung!"

    Ich und die
    Rose warten.
    Die Haustür geht.
    Sie kommt, sie kommt.
    Doch herein tritt
    Mein Freund, Herr von Schnellbein.
    Unerträglich langweilig sind seine Erzählungen
    Über Bälle und Diners.
    Endlich bemerkt er die Blume.
    Und seine bismarckbraunglacebehandschuhten Hände
    Greifen nach ihr:
    "Ah, das trifft sich,
    Brauch ich nicht erst zu Bünger.
    Hinein ins Knopfloch.
    Du erlaubst doch?"
    Nein! schrei ich wütend.
    "Na, aber,
    Warum denn so ausfallend;
    Bist heut nicht bei Laune.
    Denn nicht.
    Empfehl mich dir."

    Ich und die
    Rose warten.
    Die Haustür geht.
    Sie kommt, sie kommt.
    Doch herein tritt
    Mein Freund, der Dichter.
    Der bemerkt sofort die hellgelbe.
    Und er leiert ohn Umstände drauf los:
    "Die
    Rose wallet am Busen des Mädchens,
    Wenn sie spät abends im Parke des Städtchens
    Gehet allein im mondlichten Schein..."
    Halt ein, halt ein!
    "Was ist denn, Mensch.
    Aber du schenkst mir doch die Blume?
    Ich will sie mir ins Knopfloch stecken."
    Nein!! brüll ich wie rasend.
    "Aber was ist denn?
    Bist heut nicht bei Laune.
    Denn nicht.
    Empfehl mich dir."

    Ich und die
    Rose warten.
    Die Haustür geht.
    Sie kommt, sie kommt.
    Und - da ist sie.
    Hast du mich aber heute lange lauern lassen.
    "Ich konnte doch nicht eher...
    Oh, die
    Rose, die Rose."
    Hut ab erst.
    Stillgestanden!
    Nicht gemuckst.
    Kopf vorwärts beugt!
    Und ich nestl ihr
    Die gelbe
    Rose ins schwarze Haar.
    Ein letzter Sonnenschein
    Fällt ins Zimmer
    Über ihr reizend Gesicht.
    _____


     

  • Thekla Lingen (1866-1931)

    Rosen

    Ach, gestern hat er mir
    Rosen gebracht,
    Sie haben geduftet die ganze Nacht,
    Für ihn geworben, der meiner denkt -
    Da hab' ich den Traum der Nacht ihm geschenkt.

    Und heute geh' ich und lächle stumm,
    Trag' seine
    Rosen mit mir herum
    Und warte und lausche, und geht die Thür,
    So zittert mein Herz: ach, käm er zu mir!

    Und küsse die
    Rosen, die er gebracht,
    Und gehe und suche den Traum der Nacht ...
    _____


    Zigeunerliebe

    Bin eine schwarze
    Rose,
    Erblüht in dunkler Nacht,
    Die Locken flattern lose -
    Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!

    Mein Herz kennt keine Treue,
    Und willst du meine Huld,
    Mein Herz kennt keine Reue -
    Dein eigen sei die Schuld!

    Bin eine schwarze
    Rose,
    Gott hat mich so gemacht,
    Die Locken flattern lose -
    Gieb acht, mein Lieb, gieb acht!
    _____


    Erwartung

    Mein still Gemach füllt deiner
    Rosen Duft,
    Und meine Sehnsucht webt in Träumen
    Dein Bildnis in die Luft -
    O kämst du doch!
    Was soll dein Säumen?
    Führt dich kein Wunsch in meine Nähe?
    Ich drücke an die Scheiben mein Gesicht
    Und spähe - -
    Der Mond steht längst im Garten,
    Durch stille Zweige bricht sein weisses Licht -
    Dich seh ich nicht!
    _____


    Toter Wunsch

    O wärst du gekommen, da sie dich rief!
    Du hättest die
    Rose gefunden - sie schlief
    Und träumte und träumte die ganze Nacht -
    O wärst du gekommen - sie wäre erwacht!

    Wie wär' ihr so süss, so süss geschehn,
    Und musste im eigenen Duft vergehn,
    Und war doch so jung und heiss und rot -
    O wärst du gekommen! ... Nun ist sie tot ...
    _____


    Zur Dämmerstunde war's -

    Zur Dämmerstunde war's,
    Zur schlimmen Zeit -
    Und deine
    Rosen dufteten im Zimmer,
    Ins Fenster brach der letzte Abendschimmer -
    Und meine Sehnsucht ging so weit.

    Sie suchte dich -
    Wie dufteten die
    Rosen!
    Und lechzend barg ich mein Gesicht hinein
    Und sog die süssen, süssen Düfte ein -
    Wie fühlt' ich deine Wünsche mich umkosen!

    O kämst du jetzt,
    Wie würde ich dich lieben! ...
    Ich ging und sperrte weit mein Fenster auf -
    O Lust! da kamst die Strasse du herauf,
    Von gleicher Sehnsucht zu mir hergetrieben.

    Und wie im Traum blieb ich am Fenster stehn
    Und nickte stumm - Du stürmtest in das Haus,
    Breitetest schweigend deine Arme aus - -
    Es musste sein - So ist es denn geschehn!
    _____


     

  • Hermann Lingg (1820-1905)

    Lied

    Kalt und schneidend
    Weht der Wind,
    Und mein Herz ist bang und leidend
    Deinetwegen, schönes Kind!

    Deinetwegen,
    Süße Macht,
    Ist mein Tagwerk ohne Segen
    Und ist schlaflos meine Nacht.

    Stürme tosen
    Winterlich,
    Aber blühten auch schon
    Rosen,
    Was sind
    Rosen ohne dich?
    _____


     

  • Hermann von Loeper (1820-1884)

    Sind die
    Rosen nun verdorrt?

    Als wir in den ersten Jahren
    Fröhlich schwärmten, ach! da waren
    Rothe
    Rosen unsre Lust,
    Schmückten deine, meine Brust.

    Haben dann im Ehestübchen
    Lang' gesessen - sprich, du Liebchen,
    Sind die
    Rosen nun verdorrt?
    Oder blühen sie noch fort?
    _____


     

  • Feodor Löwe (1816-1890)

    Von meinem Lieb' verwahr' ich,
    O wie erinnrungsreich!
    Zwei
    Rosen, eine purpur'n,
    Die and're weiß und bleich.

    Die rothe
    Rose schenkte
    Sie mir an jenem Tag,
    Als sie zum ersten Male
    An meinem Herzen lag.

    In Thränenthau erblühet
    Brach ich die weiße ab,
    Als ich auf Allerseelen
    Besucht ihr stilles Grab.
    _____


    Der
    Rosenstrauch

    Aus deinem Grabe sproß ein junger
    Rosenstrauch
    Gepflegt vom Sonnenstrahl, von Thau und Frühlingshauch,
    Wuchs er zum Baum empor; sein wogendes Gezweig
    Im grünen Blätterschmuck war vieler Blüthen reich.

    Stets neuer
    Rosen voll, warf er die alten ab
    Und deckte streuend so mit Blüthenstaub dein Grab,
    Um deine Urne schlang er seinen schönsten Ast,
    Als hielt er liebend sie mit treuem Arm umfaßt.

    Und eine Nachtigall erwählte sein Geäst
    Und baut' in dessen Schoos ihr liederreiches Nest;
    Bald sitzend in dem Baum, bald auf dem Marmorstein,
    Sang sie ihr süßes Weh spät in die Nacht hinein.

    Es hat der
    Rosenstrauch die Wurzel tief und fest
    Durch die verweste Brust bis in dein Herz gepreßt;
    Und saugte so sich Kraft aus deines Herzens Staub,
    Daß er zum Baum erwuchs mit Blüth' und jungem Laub.

    Nun steht er da voll Pracht und wieget in der Luft
    Sein blühendes Gezweig und hauchet süßen Duft;
    Die losen Blätter streut er nieder auf dein Grab
    Und trägt den Zoll des Danks dir also freundlich ab.

    Wie du im Leben hier durch manche That erfreut,
    Also erfreuest du im
    Rosenstrauch noch heut.
    So ist dein stilles Grab der höchsten Liebe Bild,
    Die selbst im Tode noch ein Born des Segens quillt.
    _____


     

  • Hermann Löns (1866-1914)

    Rosenschein

    Die grünen Wälder versinken
    In violettem Duft,
    Ein schwarzer Reiher rudert
    Durch die tiefblaue Luft.

    Das letzte Sonnenglühen
    Am Himmelsrande loht,
    Die schwarzen Heidewasser
    Färben sich
    rosenrot.

    Ich gehe mit sicheren Augen
    In die Nacht hinein,
    Vor mir ist meiner Liebe
    Leuchtender
    Rosenschein.
    _____


    Die
    Rosenbüsche ...

    Die
    Rosenbüsche sind behangen
    Mit wunderbarer Blütenpracht,
    Das ist ein märchenhaftes Prangen,
    Mein Herz, das singt und klingt und lacht.

    Im weißen Kleid kommst du gegangen
    In einer Flut von Sonnenschein,
    Die
    Rosenbüsche schmachtend prangen,
    Ich sehe nur noch dich allein.
    _____


    Abendlied

    Rose Marie, Rose Marie,
    Sieben Jahre mein Herz nach dir schrie,
    Rose Marie, Rose Marie,
    Aber du hörtest es nie.

    Jedwede Nacht, jedwede Nacht,
    Hat mir im Traume dein Bild zugelacht,
    Kam dann der Tag, kam dann der Tag,
    Wieder alleine ich lag.

    Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt,
    Aber mein Herz ist noch immer nicht kalt,
    Schläft wohl schon bald, schläft wohl schon bald,
    Doch bis zuletzt es noch hallt:

    Rose Marie, Rose Marie,
    Sieben Jahre mein Herz nach dir schrie,
    Rose Marie, Rose Marie,
    Aber du hörtest es nie.
    _____


    Der schönste Platz

    Wo die weißen Tauben fliegen,
    Wohnt mein Schatz und der ist schön;
    Wo die weißen Tauben fliegen,
    Muß ich immer wieder gehen.

    Wo die roten
    Rosen blühen,
    Hab’ ich sie zuerst geküßt;
    Wo die roten
    Rosen blühen,
    Meine liebste Weide ist.

    Wo die grünen Büsche stehen,
    Singt ein Vogel dies und das;
    Wo die grünen Büsche stehen,
    Ist zerdrückt das junge Gras.

    Wo die klaren Quellen rauschen,
    Liegt ein
    Rosenkränzelein;
    Wo die klaren Quellen rauschen,
    Ward das schönste Mädchen mein.
    _____


     

  • Hieronymus Lorm (1821-1902)

    Liebeslied

    Mit dem holden Frühlingszauber
    Steh' ich auf vertrautem Fuße,
    Denn er streute frische Blüthen
    Vor dich hin bei meinem Gruße.

    Eins doch will er nicht verzeihen,
    Ward's mir auch zum schönsten Loose,
    Daß ich nur auf Deinen Lippen
    Suche seine erste
    Rose.
    _____


     

  • Minna von Mädler (1804-1891)

    Nachtigall und
    Rose

    Auf des Wohllauts Silberwogen
    Kommt ein süßer Liebesklang
    Durch die Frühlingsluft gezogen:
    Nachtigallen-Lenzgesang.

    Und die Knospen, dicht umwunden,
    Zittern auf voll Seligkeit,
    Und das Herz, das nie empfunden,
    Träumt von Liebeslust und Leid.

    Auch die
    Rose hat vernommen
    Die geliebte Nachtigall,
    Und so sprengt sie, süß beklommen,
    Ihre grünen Banden all'.

    Doch kaum hat in ihrer Schöne
    Sich die herrliche gezeigt,
    Sterben alle Sehnsuchtstöne,
    Bülbül sieht und liebt und – schweigt.

    Schaut, entfernt vom Weltgetriebe,
    Sich im Reich des Herzens um:
    Hohe Wonne, heil'ge Liebe,
    Ach, und tiefer Schmerz sind stumm! –
    _____


     

  • Friedrich Marc (1819-?)

    An ihre
    Rose

    Die du strahlst an ihrem Kleide,
    An den Busen festgebannt,
    Rose, daß ich dich beneide,
    Machte dir mein Blick bekannt.

    Was ich schmachte jetzt zu wissen,
    Wer den Busen ihr erregt,
    Wen sie gerne mag vermissen,
    Wen sie, ach, im Herzen hegt:

    Du wol weißt es, denn im Kreise
    Schwebtest du mit ihr zugleich;
    Jede Wallung, noch so leise,
    Kam in deiner Zier Bereich.

    Ja, du weißt, ob ich vergebens
    Ihrer denke Tag und Nacht;
    Ob ein Zittern tiefsten Lebens
    Meine Sehnsucht ihr gefacht;

    Ob sie mich in Qualen schmachten
    Läßt zum Frohn der Eitelkeit,
    Meine Gluthen mag verachten,
    Ja dem Spotte still mich weiht.

    Die du strahlst an ihrem Kleide,
    An dem Busen darfst verblüh'n,
    Rose, wie ich Dich beneide,
    Weil sie dort dich läßt verglüh'n!
    _____


     

  • Emerenz Meier (1874-1928)

    Papierne
    Rosen

    Sie:
    Im Winter blüht kein Blümelein;
    Doch Liebe darf ja listig sein.
    Die
    Rosen aus Papier,
    Gefertiget von meiner Hand,
    Umflochten mit des Scherzes Band,
    Schenk' ich, mein Bursche dir.

    Erlogner Sommer auf dem Hut
    Tauscht, kleidet wie ein echter gut
    Und bringt dir Neider ein.
    Hältst du den Strauß den Nasen fern,
    So trüge mancher wohl ihn gern
    Vor seinem Mädchen fein.

    Er:
    Papierne Rosen gibst du mir,
    Dem Hut zur lichten Sonntagszier,
    Ich danke dir, mein Herz.
    Kunstfertig nenn' ich deine Hand,
    Doch klüger noch ist dein Verstand
    Und listiger dein Scherz.

    Papierne
    Rosen duften nie;
    Erlogne Lieb', wen freuet sie?
    Nur wen sie täuschen kann.
    Papier verblaßt, mein Lieben auch.
    Sich narren lassen ist nicht Brauch
    Bei einem rechten Mann.
    _____


     

  • Alfred Meißner (1822-1885)

    An meine
    Rose

    Du, meine schöne junge
    Rose,
    Die mir an's Herz das Schicksal warf,
    Daß nun das Herz, das hoffnungslose,
    Nicht mehr in sich verzagen darf,

    Du bringst mir meinen Frühling wieder,
    In frische Purpurglut getaucht,
    Es ist dein Duft, der diese Lieder
    Mit neuer Ahnung süß durchhaucht.

    Daß leuchtend meine Stirne werde,
    Blickst du mich an, du milder Trost -
    Dein Lächeln ist ein Kind der Erde,
    Das mit den Engeln Gottes kos't!

    Daß ich in's große Loblied stimme,
    Hebt mich dein Wort an's Licht empor -
    Wie an der Blume hängt die Imme,
    An deinen Lippen hängt mein Ohr.

    Mit deinem blühenden Gewinde
    O deck' mein wundes Herze zu,
    Daß sich's in
    Rosenglut entzünde,
    So jung und schön, so rein wie du!
    _____


     

  • Melchior Meyr (1810-1871)

    Ein Wunder ist die
    Rose!
    Tieflabend Herz und Sinn,
    Das Bild der Lieb' und Freude,
    Glanzfrohe Königin.

    Die Lilie steht daneben
    In edlem Weiß und Gold,
    Ein Engel, rein und selig,
    Ein Engel, rein und hold.

    Wo gibt es ihres Gleichen?
    Doch sieh, die Liebste mein,
    Die hat die Zaubergabe,
    Sie beide mir zu sein.

    Die Lilie himmlisch heiter,
    Die
    Rose liebewarm.
    Die Lilie vor den Andern,
    Die
    Ros' in meinem Arm.
    _____


     

  • Christian Morgenstern (1871-1914)

    Diese
    Rose von heimlichen Küssen schwer:
    Sieh, das ist unsre Liebe.
    Unsre Hände reichen sie hin und her,
    unsre Lippen bedecken sie mehr und mehr
    mit Worten und Küssen sehnsuchtsschwer,
    unsre Seelen grüßen sich hin und her -
    wie über ein Meer - - wie über ein Meer - - -
    Diese
    Rose vom Duft unsrer Seelen schwer:
    sieh, das ist unsre Liebe.
    _____


    Dichters Rückkehr

    Ein feiner Duft erfüllt den Raum,
    als wär ein Weib zu Gast gewesen
    und hätte meinen letzten Traum
    vom
    Rosenkönigreich gelesen

    und mir zum duftberedten Danke
    von zarter Flamme Glut erregt
    des Gürtels holde
    Rosenranke
    auf meinen stillen Tisch gelegt.
    _____


    Lied

    Gib auf alle
    Rosen acht,
    die am Wege stehn:
    Denn sie sollen heute Nacht
    unsre Liebe sehn!

    Sollen schwülen Neides voll
    uns umglühn, umwehn -
    und von unsren Gluten soll
    ihre Glut vergehn!
    _____


    Wir sind zwei
    Rosen,
    darüber der Sturm fuhr
    und sie abriß.

    Gemeinsam
    wirbeln sie nun
    den Weg entlang,
    und ihre Blätter wehn
    durcheinander.

    Heimatlose,
    tanzen und fliehn sie,
    nur für einander
    duftend und leuchtend,
    den Weg der Liebe -:

    Bis sie am Abend
    der große Feger
    lächelnd
    auf seine Schaufel nimmt.
    _____


    Nimm an, es gäbe einen Himmelsherrn;
    so wollen wir von ihm für einst erflehn:
    er lasse uns auf irgendeinem Stern
    als einen Strauch voll
    Rosen auferstehn.
    Ich will die Wurzel sein, du sei der Strauch,
    ich will die Zweige sein, du sei das Blatt,
    ich sei die
    Rose, du sei ihr Arom.
    So ineinander unaufhörlich satt,
    so eins in jeder Faser, jedem Hauch,
    sei unser Leben dann ein Dankesstrom.
    _____


     

  • Eduard Mörike (1804-1875)

    Mit einem Anakreonskopf
    und einem Fläschchen
    Rosenöl

    Als der Winter die
    Rosen geraubt, die Anakreons Scheitel
    Kränzten am fröhlichen Mahl, wo er die Saiten gerührt,
    Träufelt‘ ihr köstliches Öl in das Haar ihm Aphrogeneia,
    Und ein rosiger Hauch haftet an jeglichem Lied.
    Doch nur wo ein Liebender singt die Töne des Greisen,
    Füllet Hallen und Saal wieder der herrliche Duft.
    _____


    Begegnung

    Was doch heut nacht ein Sturm gewesen,
    Bis erst der Morgen sich geregt!
    Wie hat der ungebetne Besen
    Kamin und Gassen ausgefegt!

    Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,
    Das halb verschüchtert um sich sieht;
    Wie
    Rosen, die der Wind zerblasen,
    So unstet ihr Gesichtchen glüht.

    Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,
    Er will ihr voll Entzücken nahn:
    Wie sehn sich freudig und verlegen
    Die ungewohnten Schelme an!

    Er scheint zu fragen, ob das Liebchen
    Die Zöpfe schon zurecht gemacht,
    Die heute Nacht im offnen Stübchen
    Ein Sturm in Unordnung gebracht.

    Der Bursche träumt noch von den Küssen,
    Die ihm das süße Kind getauscht,
    Er steht, von Anmut hingerissen,
    Derweil sie um die Ecke rauscht.
    _____


     

  • Julius Mosen (1803-1867)

    Rosenblüthe

    Das Röslein gar verborgen
    In seiner Knospe sitzt,
    Der neue Frühlingsmorgen
    Zum Kuß das Mäulchen spitzt;
    Doch Röslein mag nichts wissen
    Vom Blühen und vom Küssen.

    Das Röslein sitzt gar spröde
    In seinem engen Haus,
    Der Mittag ist nicht blöde,
    Strahlt Gluth und Flammen aus;
    Doch Röslein mag nichts wissen
    Vom Blühen und vom Küssen.

    In seiner Zelle drinnen
    Das Röslein heimlich steht,
    Der Abend kommt zu minnen,
    Der Abend weint und fleht:
    Ach, alle Blumen müssen
    Am Ende blüh'n und küssen!

    Das Röslein steht in Bangen,
    Es steht in Liebesnoth,
    Roth werden seine Wangen,
    Vor Liebe purpurroth,
    Und seine Lippen müssen
    Zum ersten Male küssen.

    Zum ersten Male blühen
    Mit allererstem Kuß,
    Zum ersten Male glühen
    Das holde Röschen muß;
    Denn alle Blumen müssen
    Am Ende blüh'n und küssen.
    _____


    Warnung

    Vor den Fenstern laßt euch warnen
    Junggesellen weit und breit!
    Vor den Netzen, vor den Garnen,
    Vor den Mädchen allezeit!

    Vor den hellen
    Rosenblüthen,
    Die wo an den Fenstern stehn,
    Müßt ihr Herz und Auge hütten,
    Schnell und still vorübergehn!

    An den Blumenfenstern lauern
    Wilde Jägerinnen dort,
    Und die Spinnen an den Mauern
    Weben Netze immerfort.

    Ach! mein armes Herz gefangen
    Hält ein solches Fensterlein;
    Bei der
    Rose muß es hangen,
    Und ihr Sklave muß es sein!
    _____


     

  • Erich Mühsam (1878-1934)

    Hilde

    Riesengroße
    Rosengrüße
    sandte ich zum Wiegenfeste
    ihr, der einzig Heißgeliebten,
    einen Brief dabei erhielt sie,
    darin stand: ich liebe Dich,
    Hilde, meine holde Hilde!
    Hilf mir, Hilde, und erhöre
    meine Schwüre, die ich schwöre
    Dir, die ich so heiß Dich liebe.
    Andern Tages lag die holde
    Hilde huldvoll mir im Arme,
    und wir kosteten mit
    Rosen
    Stunden süßen Liebesglückes.
    Aber tags danach hielt Hilde,
    ach, ein andrer in den Armen,
    Schwüre schwörend, schwülbeglückt,
    ihr, der ich, der Heißgeliebten,
    sandte doch zum Wiegenfeste
    riesengroße
    Rosengrüße.
    _____


    Ich wollt' dein Bett mit einer
    Rose schmücken,
    Ich fand sie nicht.
    In ihr sollt meine Reinheit dich beglücken.
    Du fandst sie nicht.
    Wie oft schon schenkte ich dir Herzensgaben!
    Du fandst sie nicht.
    Ich hofft', mein Herz sollt' endlich Ruhe haben.
    Ich fand sie nicht.
    _____


    Ich bin dir treu. - Treu wie der Tod das Leben
    bewacht, beweint, zu neuem Sein erweckt,
    will ich mit meiner Liebe dich umgeben,
    bis mich die Treue selbst zu Boden streckt.

    Ich will dir fern sein. - Wie das Sonnenfeuer
    aus fremden Welten uns erwärmt, erhellt,
    will ich dich leiten; fern und um so treuer,
    bis deine Seele selbst sich mir gesellt.

    Ich will nicht werben, nicht um Blicke bitten, -
    ich will dich lieben mit der heiligen Scheu
    der Abendsterne, - und mit leisen Schritten
    will ich dir
    Rosen streun. - Ich bin dir treu.
    _____


     

  • Wilhelm Müller (1794-1827)

    Rosen und Dornen

    Komm, du Holde, komm herab!
    Rosen blühn in deinem Garten.
    Komm, die
    Rosenzeit ist schnell.

    Schnell, wie deiner Füße Schwung,
    Schnell, wie deiner Augen Strahlen,
    Schnell, wie deiner Seele Flug.

    Eile, eh' es ist zu spät,
    Und du statt der rothen
    Rosen,
    Scharfe, schwarze Dornen siehst!
    _____


     

  • Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873)

    In den
    Rosen

    Du streiftest hinab, ich streifte hinauf
    In den blühenden
    Rosenhecken,
    Wir schlugen erröthend die Augen auf,
    Wir standen verwirrt vor Schrecken;
    Wir wollten reden und wußten kein Wort,
    Wir waren wie festgebannt an den Ort:
    Was wollt ihr pochenden Herzen?

    Und ein langer Blick gab alles kund:
    Wir hielten uns innig umschlungen,
    Und Brust an Brust und Mund an Mund,
    Der Zauber war bezwungen;
    Es war bestimmt seit undenklicher Zeit:
    Du mein, ich dein in Ewigkeit!
    Was wollt ihr pochenden Herzen?

    Und als wir uns wanden Arm aus Arm,
    Wie anders wir fühlten und dachten!
    So groß, so voll, so reich, so warm!
    Wir zitterten, weinten und lachten.
    Der Himmel so nah und die Erde so weit,
    Und Alles unendliche Seligkeit!
    Was wollt ihr pochenden Herzen?

    Und schweigend und redend zogen wir hin,
    Wir lebten ein neues Leben:
    Du gingst eine junge Königin,
    Ich ein junger König daneben!
    Und die Vögel und Blumen sie wußten es all':
    Das war ein Grüßen mit Duft und Schall!
    Was wollt ihr pochenden Herzen?
    _____


     

  • Friedrich Konrad Müller von der Werra (1823-1881)

    Am Morgen

    Habe gestern Nachts im Dunkeln
    In die Augen dir geschaut,
    Sah zwei Sterne drinnen funkeln,
    Denen ich mein Glück vertraut!
    Um mich her ein leises Wehen,
    Als ob es im Lenze früht,
    Und ich mußt' mir still gestehen,
    Daß mir eine
    Rose blüht!

    Und ich habe dann geträumet
    Wunderlieblich dies und das,
    Wie der Liebe Becher schäumet
    Wie so klinget Glas an Glas!
    Und ich fühlte, daß es lenzet
    Wieder neu mir im Gemüth,
    Sah beim Wein, der mir kredenzet,
    Daß mir eine
    Rose blüht!

    Wie beim Sang der Frühlingschöre
    Bin ich heitern Sinns erwacht,
    Hab', ob ich mich wohl bethöre,
    Froh des süßen Traums gedacht;
    Und ich hab' es tief empfunden,
    Wie das Herz so liebend glüht,
    Denkend in den Morgenstunden,
    Daß mir eine
    Rose blüht!

    Und es treibt in meinem Innern
    Etwas mir die Brust so weit,
    Welch' ein liebliches Erinnern
    Bringt mir diese Seligkeit!
    Ueber Nacht ist mir's gekommen,
    Daß es Lieder in mir sprüht,
    Denn ich hab' es still vernommen,
    Daß mir eine
    Rose blüht!
    _____


    Lenzfrage

    Sei willkommen liebe Sonne,
    Mild und warm!
    Kommt der Lenz mit seiner Wonne
    Nach so langem Winterharm?
    Bringt er mir ein froh Geschick?
    Rosenmund,
    Thu' mir's kund!
    Deute mir's mit süßem Blick!

    Kommt der Lenz mit jungem Leben?
    Weiß es nicht!
    Wird er mir auch Freude geben,
    Wenn die Liebe Kränze flicht?
    Grüßt mich wohl ein zärtlich Du?
    Rosenmund,
    Thu' mir's kund!
    Flüstre mir's doch lächelnd zu!

    Kommt der Lenz mit seinen Liedern
    Süßer Lust?
    Wird ein Herz die Lieb' erwiedern,
    Die mir glühet in der Brust?
    O, daß ich noch fragen muß!
    Rosenmund,
    Thu' mir's kund!
    Sage mir's mit einem Kuß!
    _____


     

  • Marie von Najmájer (1844-1904)

    Ich bring' in stummer, inniger Lust
    Die
    Rose dir entgegen,
    Du nimmst sie hin, an deine Brust
    Sie schweigend beredt zu legen.

    Und als sie dir am Herzen ruht,
    Hab' Antwort ich gefunden
    Auf jenen Gruß, den ihre Gluth
    Dir leise sollte bekunden.

    Wie war es, eh' sie uns erblüht?
    Ich kann es nicht mehr fassen:
    Ich sehe nur vor deinem Gemüth
    Die äuß're Welt mir erblassen,

    Und ferner rücken mir Leid und Lust,
    Des Daseins wechselnde Loose -
    Ich sehe nur an deiner Brust
    Die Liebehauchende
    Rose.
    _____


     

  • Anton Noder (Ps. A. de Nora) (1864-1936)

    Oktober-
    Rosen

    Spät sind noch in meinem Garten
    Rote
    Rosen aufgegangen
    Brennend rot wie ungestillter
    Liebe brennendes Verlangen.

    Ach ihr armen wunderschönen
    Allzuspät erblühten
    Rosen!
    Keine bunten Schmetterlinge
    Kommen mehr mit euch zu kosen.

    Keine zarten Nachtigallen
    Singen mehr in eure Nächte.
    Und gestorben ist die Liebste
    Der ich euch zum Gruße brächte.

    Kommt! Auf ihrem Grabe sollt ihr
    Eure letzte Glut verprangen,
    Brennend rot wie ungestillter
    Liebe brennendes Verlangen.
    _____


     

  • Hermann Oelschläger (1839-1908)

    Mir die
    Rose, dir das Lied

    Mir die
    Rose, dir das Lied?
    Schlimmern Tausch kannst du kaum haben;
    Doch wie Götterhand beschied,
    Jeder gibt von seinen Gaben.

    Du, da deine Stirne mild
    Lieb' und Lieblichkeit umschweben,
    Gibst der Schönheit schönstes Bild
    Und das frische, volle Leben.

    Aber ich - und säng' ich auch
    Melodien sonder Gleichen -
    Würde nie der
    Rose Hauch,
    Ihren Zauber nie erreichen.

    Nur dein Lob denn voll und rein
    Will ich in die Verse gießen,
    Wie von sonnenklarem Wein
    Goldne Becher überfließen.

    Nimm es hin das kleine Lied
    Und so preis' ich meine Loose -
    Jeder gibt, wie Gott beschied,
    Ich das Lied und du die
    Rose.
    _____


     

  • Louise Otto (1819-1895)

    Moosrose

    Die rote, blätterreiche
    Rose,
    Voll Duft und tiefverborgner Glut,
    Die ohne Dorn im weichen Moose,
    Auf zartem Stengel träumend ruht':
    Die
    Rose gab ich Dir zu eigen -
    O wie verstandest Du mich wohl!
    Du weihtest sie zum Bundeszeichen
    Zu unsrer Seligkeit Symbol!

    Du willst sie unverwelklich wahren
    In Deiner Hand, an Deiner Brust,
    Ein Talisman, der in Gefahren
    Zu schützen mich und Dich gewußt;
    Ein Unterpfand von künft'ger Wonne,
    Wenn hinter uns die finstre Nacht,
    Wenn eine freie, stolze Sonne
    Zugleich auf uns herniederlacht.

    Viel Dornen sind auf unsern Wegen,
    Doch diese Ros' ist dornenlos,
    Du zogst mit warmen Herzensschlägen
    Die stille Knospe voll und groß.
    Das ist ein Sprossen, ist ein Drängen -
    Ein ganzer Hain von
    Rosen blüht,
    Und zu begeisterten Gesängen
    Ein jeder Kelch sich öffnend glüht.

    So laß uns selig träumend wallen
    Im
    Rosenhain der Poesie,
    Und Lied um Lied soll preisend schallen
    In süßer Liebes-Melodie.
    So laß uns Gott im Himmel loben
    Der solche
    Rosen blühen hieß
    Und uns, trotz wilder Wetter Toben,
    Die schönste dennoch finden ließ.

    So laß uns diesen Gott vertrauen,
    Der an den Blumen Wunder thut,
    Nicht nur im Blitz ist er zu schauen,
    Er redet auch aus
    Rosenglut.
    Wie uns des Wetters Nacht umdunkelt,
    Wie Angst und Weh' das Los der Zeit:
    Ein heil'ger Strahl im Kelche funkelt -
    Die
    Rose blüht in Ewigkeit!
    _____


     

  • Ludwig Pfau (1821-1894)

    Dornröschen

    O
    Röslein, schön und jugendlich,
    Auf deinem Dornenreise!
    Gleich einer Biene schwebt um dich
    Mein Lied und flüstert leise:

    Ich liebe dich mit Weh und Lust,
    Du Blume meiner Schmerzen!
    Die
    Rose trag' ich an der Brust
    Und ach! den Dorn im Herzen.
    _____


     

  • Marie von Plessen (1783-1851)

    Rose und Nachtigall

    Zur
    Rose sprach die Nachtigall:
    "Ich liebe dich allein,
    Und meiner Lieder süßen Schall
    Will ich dir Holde weih'n."

    Die
    Rose sprach: "mir lacht die Au,
    Mir strahlt der Sonne Licht,
    Mit Perlen schmückt mich Morgenthau,
    Für Einen blüh' ich nicht."

    Und Boulboul haucht ein leises Ach!
    Der Schmerz die Brust durchzieht.
    Die
    Rose schaut ihr spottend nach,
    Da sie von hinnen flieht.

    Die Nacht mit tausend Augen kam,
    Sie ruht' auf kühlem Moos;
    Sie barg des kleinen Sängers Gram
    In ihrem dunkeln Schooß.

    Die Nacht entweicht, der Morgen tagt,
    Da nah't der
    Rose Hort!
    Die
    Rose blüht in eitler Pracht,
    Und scheucht den Sänger fort.

    Bald tönt sein Lied durch Wald und Thal,
    Daß Hain und Flur erglüht.
    Die
    Rose steht im Morgenstrahl,
    Vergessen und verblüht.
    _____


     

  • Frieda Port (1854-1926)

    War nicht auf einmal mein Gemach
    Ganz von dem Dufte deiner
    Rosen voll
    Und auch zugleich von unserm Glück?

    Führt
    Rosenduft mir diesen Tag zurück,
    Wenn deiner Liebe Schmuck ich missen soll,
    Wie scharfe Dornen würden wach

    Viel lieber bin ich jetzt schon sorgenvoll
    Und sinn' im Voraus jenen Schmerzen nach,
    Gefaßt auf fernher drohendes Geschick!
    _____


     

  • Hermione von Preuschen (1854-1918)

    So Deine Küsse

    Abendwind in dunkler
    Rosen Blätter
    Haucht und weht und Düftewogen wühlt,
    So Deine Küsse!

    Stachelbiene, die in Haideblumen
    Sommerschwere, schwüle Süsse saugt,
    So Deine Küsse!

    Tiger, der in bange Menschenlippen
    Seine wilden Todesfänge bohrt,
    So Deine Küsse!
    _____


    Rosenhain

    Ein stiller, müder Tag – wir schreiten sacht
    den engen Pfad, in Palmen eingetaucht,
    dazwischen blühender Orangen Pracht
    schwerschwülen Duft in unsre Seelen haucht.

    Felswände unter uns, und silbern dort
    Olivenwald, verdämmernd leis zum Meer,
    das Mahnen seiner Brandung, fort und fort,
    tönt dräuend wie die Sehnsucht drüber her.

    Nun dicht und voll, mit Blüten überdeckt
    ein
    Rosenhain, in Blumen fast erstickt,
    am Wege mächtig sich ein Felsblock reckt,
    da rasten wir, allein und weltentrückt,

    und süßer, goldenroter Abendglanz
    schlingt auch um unsre Stirn den
    Rosenkranz.
    _____


    Rosenzeit

    Wenn die
    Rosen voll in Blüte stehn,
    wolltest du an meinem Herzen liegen,
    wolltest dich in meine Arme schmiegen,
    Welt und Schicksal wolltest du besiegen,
    wenn die
    Rosen voll in Blüten stehn.

    Nun die
    Rosen längst in Blüten stehn
    und der Lenz im Aether haucht, im blauen,
    wolltest du in meine Augen schauen,
    all dein Leben meiner Hand vertrauen -
    wenn die
    Rosen voll in Blüte stehn.

    Ob die
    Rosen auch in Blüten stehn,
    kann das Blumenprangen mir nicht frommen,
    ist mein Hoffnungsstern in Nacht verglommen.
    Mit den
    Rosen bist du nicht gekommen,
    die doch rings in tausend Blüten stehn.
    _____


    Weißt du noch?

    Weißt du noch, wie wir die
    Rosen pflückten,
    die roten leuchtenden
    Liebesrosen,
    ins Fleisch uns die spitzen Dornen drückten,
    denn ohne Dornen – wie wärens denn
    Rosen?

    Weißt du noch, wie ich die
    Rosen legte
    am Abend, neben das schlichte Essen?
    Wie uns ihr Atem den Sinn bewegte?
    Dies Düften – ich kann es nimmer vergessen.

    Weißt du noch, wie wir die
    Rosen pflückten
    von unsern Lippen in lodernden Küssen,
    die Dornen der Sehnsucht ins Herz uns drückten,
    bis wir an den Wunden verbluten müssen.
    _____


    Wie in brennenden
    Rosen

    Wie in brennenden
    Rosen
    fühl ich mich stehen,
    in ungelöschten,
    in ewigen Feuern!
    Wie so reich mein Leben.

    Und wie arm an Frieden,
    wie arm an Liebe,
    wie arm an Glück!
    Wie bettel-, bettelarm!
    _____


     

  • Robert Prutz (1816-1872)

    Einsame
    Rose

    Du bist die einsam blühende
    Rose
    In des Thales schattigem Grund;
    Dich grüßt der Himmel, der wolkenlose,
    Dir winkt der Sterne nächtiges Rund.

    Ich lausche von nahem, ich lausche von ferne,
    Du duftest und prangest in funkelndem Thau;
    Ich segne den Himmel, ich segne die Sterne,
    Ich segne dich selbst, o du liebliche Frau!
    _____


    Hat dir die
    Rose nichts gesagt?

    Hat dir die junge
    Rose nichts,
    Die einsam blühende, geklagt?
    Der Silberstrahl des Mondenlichts
    Dir nichts bei Nacht ins Ohr gesagt?

    Vernahmst du nicht die Nachtigall,
    Wie sie, in Blüten dicht versteckt,
    Mit ihres Liedes süßem Schall
    Das Echo deiner Seele weckt?

    Sahst du auch nicht die Sterne gehen
    Unwandelbar in ew'gem Rund?
    Und fühltest du nicht Flammen wehn
    Von Aug' zu Auge, Mund zu Mund?

    Es singt und klingt die Welt entlang,
    Durch Land und Meer, durch Wald und Flur,
    Ein tausendstimmiger Gesang,
    Und Liebe tönt er, Liebe nur!

    Von Liebe glänzt der Tropfen Thau,
    Der an dem Kelch der Blume schwebt,
    Von Liebe strahlt das feuchte Blau,
    Draus mir dein Herz entgegenbebt.

    So öffn' auch du, getrost und froh,
    Ihr deiner Seele Heiligthum,
    Und denk', die Götter wollten's so,
    Zur Freude dir und sich zum Ruhm!
    _____


     

  • Karl Reinhard (1769-1840)

    An eine
    Rose

    Späte Zierde des Gartens, du glühtest schöner und röther,
    Als Elisa dich brach, zwischen den Lilien der Hand.
    Als sie dich aber zum Purpur der Lippen und Wangen emporhob,
    O, wie schwanden so schnell Schönheit und Röthe dahin!
    _____


    Weinlied
    Von Hafiz. Aus dem Persischen

    Es ist ein Fest, es ist die Zeit der
    Rosen!
    Auf, Knabe, bringe Wein! Wer sah zur Zeit
    Der
    Rosen ohne Wein den Becher stehn?

    Mein Herz erstarrt bei niedrer Gleissnerei
    Verstellter Mässigkeit. Verspende Wein,
    O Knabe, dass mein Herz sich wieder öffne!

    Ihn, der den Liebenden so ernste Lehren
    Noch gestern gab, ihn sah ich heut berauscht.
    Hin in den Wind war seine fromme Würde.

    Für diese kurzen Tage plündere
    Die
    Rosen! Suche, so du liebst, die Wonne
    Der Lieb' im Schwärmen mit den schönen Mädchen.

    Die Ros' ist nun dahin! Allein warum,
    O Freunde, sitzt ihr schlaff und unbelebt,
    Und ohne Melodie der Harfensaiten,
    Und ohne Mädchen, ohne Wein im Becher?

    Ihr wisst, wie uns bei unserm Fest der Trunk
    Am Morgen labt, wenn sich die
    Rosenwange
    Des Becherträgers in dem Weine spiegelt!

    O Sänger, wann du spielst, und deine Stimme
    Sich zu den Saiten mischet, so beginne
    Diess Lied von Hafiz bei des Fürsten Gastmahl.
    _____


     

  • Robert Reinick (1805-1852)

    Die
    Rosen

    "Lieb Mädchen, brich mir die
    Rose,
    Die so fröhlich im Busche dort hanget!" -
    Und sie hat nach der
    Rose gelanget;
    Da schau' ich im dunkeln Grün,
    Vom Thaue perlend umflossen,
    Ihre Finger, wie, eben entsprossen,
    Fünft
    Rosenknospen blühn.

    "Lieb Mädchen, gib mir die
    Rose!
    Doch seh' fünf Knospen ich blicken,
    Die will ich selber mir pflücken." -
    Und ich hielt ihre liebe Hand.
    Da hat sie mich schelten wollen,
    Doch ihr freundlicher Mund zum Grollen
    Kein einziges Wörtchen fand.

    "Lieb Mädchen, schön sind die
    Rosen!
    Doch seh' ich die schönsten noch blühen,
    Nicht können sie fröhlicher glühen!
    Und stächen mein Herze sie wund,
    Doch muß ich die lieblichen küssen.
    Es sind deine Lippen, die süßen!" -
    Und ich küßte den blühenden Mund.
    _____


    Die Liebe ist ein
    Rosenstrauch.
    Wo blüht er?
    Ei nun, in unserm Garten,
    Darin wir zwei, mein Lieb und ich,
    Getreulich seiner warten,
    Wofür er uns aus Dankbarkeit
    Alltäglich neue
    Rosen beut;
    Und wenn im Himmel
    Rosen blühn,
    Sie können kaum noch schöner glühn.
    _____


     

  • Anton Renk (1871-1906)

    Seliger Tag – im stillen Garten
    Die
    Rosen knospensprungbereit.
    Sie mußten lange, lange warten
    Und blühen auf zur rechten Zeit.

    Seit Jahren ließ ich sie verblühen,
    Ein liebearmer, stiller Mann.
    Heut' weiß ich Locken, wo verglühen
    Die allerschönste
    Rose kann.

    In deine Haare Purpurflammen
    Die allerschönste
    Rose gibt …
    Der Herrgot gab uns doch zusammen,
    Weil wir so heilig uns geliebt.
    _____


     

  • Friedrich Wilhelm Riemer (1774-1845)

    Die Zauber-Chiffre

    Was deuten diese magischen Gestalten,
    So glühnde
    Rosen auf des Winters Auen?
    Wird nicht ihr Brand den zarten Schnee erthauen?
    Wird nicht vom Schnee die Purpurglut erkalten? -

    Sieh, sieh! Beweglich lassen sie sich schauen!
    Ein Zaubergeist kann nur in ihnen walten.
    O Wunder, wie sie sich zum Wort gestalten
    Und holden Sinn in Blumenschrift vertrauen!

    Ja nun erkenn' ich sie, die theuren Lettern,
    Und jene Hand, die ach! so zart, so milde,
    Zum schönsten Kranze sie für mich ersann:

    Was sag' ich, Hand? Nein mehr, bey allen Göttern!
    Ihr eigner Purpurmund in süßem Bilde
    Spricht rosig mich aus diesen
    Rosen an.
    _____


     

  • Joachim Ringelnatz (1883-1934)

    Der Geliebten

    Such nicht der Sorge mattes Grau.
    Ist nicht die Jugend ein funkelnder Tau?
    Gleichen nicht schöne Gedanken
    Roten
    Rosen an wilden Ranken?
    Ist nicht die Hoffnung bunt und reich,
    Weiten, blumigen Wiesen gleich?

    Wir flechten uns Lauben aus Ranken und
    Rosen
    Auf taufrischen Wiesen zum Küssen, zum Kosen.
    Dort wollen wir wandeln, wir ganz allein.
    Dort wollen wir König und Königin sein.
    _____


     

  • Anna Ritter (1865-1921)

    Unbegehrt

    Es stand eine
    Rose im tief tiefen Grund,
    Von Liebe und Sehnsucht durchglühet,
    Kam Keiner, der ihre Schönheit begehrt,
    Ist einsam und traurig verblühet.

    Ich weiß eine Seele, die glühte so heiß,
    Die Liebe, das Glück zu umfangen,
    Kam Keiner, der ihre Blüthe begehrt,
    Ist einsam zu Grunde gegangen.
    _____


    Rosengruß

    Rosen brach ich dir im Garten
    Und ich küßte eine jede
    Mit den heißen, rothen Lippen,
    Eh ich sie zur langen Reise
    In das schmale Kästchen legte.

    Und ich raunte einer jeden
    In den Kelch ein süß Geheimnis,
    Gab ihr einen Gruß und Segen,
    Einen scheuen Liebeszauber
    Mit auf ihre lange Reise.

    Rosen stehn auf deinem Tische,
    Tragen Duft und Glanz und Gluthen
    In dein dämmerstilles Zimmer,
    Blühn zur Nacht an deinem Lager,
    Streuen ihres kurzen Lebens
    Heißen Traum in deinen Schlummer.
    _____


     

  • Emil Rittershaus (1834-1897)

    Zwei Wangen roth, zwei Lippen roth
    Und Aeuglein hell wie Morgensterne! -
    O, ewig bleib' des Lebens Noth
    Von Dir, du rothe
    Rose, ferne

    Zwei Wangen roth, zwei Lippen roth
    Und Aeuglein hell wie Morgensterne! -
    Ich wär' im Leben wie im Tod
    Bei Dir, du rothe
    Rose, gerne!
    _____


    Die Liebe

    Die Lieb' ist ewig wie das Sonnenlicht,
    Und nur die Blumen sterben, die sie weckt.
    O, liebe, liebe, bis das Auge bricht,
    Bis deinen Leib der grüne Rasen deckt!

    Du stehst allein; da faßt mit einem Mal
    Die Liebe dich in voller Jugendkraft,
    Und in dem Herzen weckt der Sonnenstrahl
    Die rothe
    Frühlingsrose Leidenschaft.

    Die
    Rose welkt. Verfluch' nicht das Geschick,
    Denn wisse: Welken ist der Blumen Loos,
    Und neue Blumen weckt der Sonnenblick
    Der Liebe auf in deines Busens Schooß.

    Und hat der Lenz die
    Rosen auch allein,
    Und werden schnell auch alle
    Rosen bleich;
    Noch Blumen zeugt der Sommersonnenschein,
    Zwar minder schön, doch minder dornenreich.

    Ein jedes Kind, deß Aeuglein, hell und klar,
    Begrüßend dich, dir froh entgegenlacht,
    Ist eine Blume, die die Lieb' gebar,
    Ist eine Blüthe, die die Lieb' gebracht.

    Dem schlimmsten Feinde wünsch' ich nicht den Fluch,
    Daß, wenn sein Aug' in letzter Thräne schwimmt,
    Ein fremdes Ohr den letzten Athemzug,
    Das letzte Wort von seinem Mund vernimmt! -

    O, liebe, liebe, bis das Auge bricht,
    Bis deinen Leib der grüne Rasen deckt!
    Die Lieb' ist ewig wie das Sonnenlicht,
    Und nur die Blumen sterben, die sie weckt.
    _____


    Haß und Liebe

    Die Liebe gleicht dem Winde,
    Der mit der
    Rose kost;
    Es gleicht der Haß dem Sturme,
    Der wildverheerend tost.

    Die
    Rose hat entblättert
    Des Zephyr's leiser Hauch;
    Es hat der Sturm gebrochen
    Den armen
    Rosenstrauch.

    Der Zephyr ward zum Sturme
    In einer einz'gen Nacht;
    Die Liebe ward zum Hasse,
    Noch eh' du es gedacht.
    _____


     

  • Julius Rodenberg (1831-1914)

    Ballkönigin

    Dir bring' ich nicht die duft'ge
    Rose,
    Die schönste
    Rose bist ja Du!
    In diesem frölichen Getose
    Stehst Du in tiefer Blumenruh'.

    Die leichte Schaar der Schmetterlinge
    Umgaukelt Dich bei Kerzenschein;
    Ja, in der Freude goldnem Ringe
    Bist Du der schönste Edelstein.

    O Edelstein der Schönheit, strale!
    Zaubrische
    Rose, hauche Duft!
    Was mir erfreulich scheint im Saale,
    Weht aus von Dir wie Frühlingsluft.

    Ich will Dich nur von ferne schauen,
    Perle der Wehmut im lustigen Reih'n:
    Du bist die Königin der Frauen,
    O laß mich Deinen Diener sein!
    _____


    Die reinen Frauen

    Die reinen Frauen steh'n im Leben
    Wie
    Rosen in dem dunklen Laub;
    Auf ihren Wünschen, ihrem Streben
    Liegt noch der feinste Blütenstaub.

    In ihrer Welt ist keine Fehle,
    Ist Alles ruhig, voll und weich:
    Der Blick in eine Frauenseele
    Ist wie ein Blick in's Himmelreich.

    Wol sollst Du hören hohe Geister,
    Verehren sollst Du Manneskraft;
    Dich sollen lehren Deine Meister,
    Was Kunst vermag und Wissenschaft.

    Doch was das Höchste bleibt hinieden,
    Des Ew'gen nur geahnte Spur,
    Was Schönheit, Poesie und Frieden:
    Das lehren Dich die Frauen nur!
    _____


    Andacht der Liebe

    Seit ich Dich liebe, holdes Kind,
    Fühlt sich mein Leben stolz und kühn;
    Heiß Blut durch meine Adern rinnt,
    Im Herzen wilde
    Rosen blühn.

    Von keckem Mut mein Busen schwellt,
    Als sei ein Wunder mir geschehn,
    Als könnt' ich mit der ganzen Welt
    Um Dich den heißen Kampf bestehn.

    Und doch - wenn ich Dich wandeln seh
    In Demut, still und engelrein,
    Dann überkommt mich leises Weh',
    Als müßt' ich fromm und ruhig sein.

    Als müßte alle Weltlust fliehn,
    So stille wirds und feierlich -
    Als müßt' ich vor Dir niederknie'n,
    Und beten: Kind, ich liebe Dich!
    _____


    Schlehenblüt' und wilde
    Rose

    Schlehenblüt' und wilde
    Rose
    Hab' ich mir im Wald gepflückt,
    Und dazu mit frischem Moose
    Liebster Schatz, Dein Bild geschmückt.

    Alle Tag' mit jungen Blüten
    Herzgeliebte schmück' ich Dich;
    Frühling muß die Liebe hüten,
    Und die Liebe hütet mich.

    Immer, will es Frühling werden,
    Fängt die Erde an zu blühn;
    Und so lang es grünt auf Erden,
    Bleibt auch meine Liebe grün.
    _____


     

  • Hermann Rollett (1819-1904)

    Liebesrose

    Dein dunkles Auge hat mich angelacht,
    So wie die zaubervollste Frühlingsnacht.

    In deinem Antlitz eine Helle lag,
    So wie im allerschönsten Frühlingstag.

    Dein langes Haar umschlang das stille Haupt,
    Als wär' von Blumenkränzen es umlaubt;

    Und deines Wortes seelenvoller Laut,
    Der machte bald mich ganz mit dir vertraut.

    Doch was mein Herz so ernst, so tief erfaßt,
    Das ist, daß du mich gleich verstanden hast.

    Daß du es gleich an meiner Gluth erkannt,
    Daß ich für dich in wahrer Lieb' entbrannt;

    Daß du aus längsgehörtem Wortgewühl
    Erkannt das edle, reinere Gefühl,

    Das nun als
    Rose mir das Leben schmückt,
    Von deiner Gluth zu Glanz und Duft entzückt.
    _____


    Rosengleich

    Du warst so still, du warst so bleich,
    Geheimnißvoll verschlossen; -
    Ich sah dich an so liebereich,
    Daß dir ein Schimmer,
    rosengleich,
    Die Wangen übergossen.

    In des Erblühens holdem Drang
    Erbebte deine Seele;
    Die Knospe deines Herzens sprang,
    Daß freudig sie und sehnsuchtbang
    Dem Leben sich vermähle.

    Und was dein Antlitz, still und bleich,
    So rosig überglühte,
    Als ich dich ansah, liebereich, -
    Es schmückt seitdem dich
    rosengleich,
    Du schöne Menschenblüthe!
    _____


    Eine
    Rose

    Ist der Frühling über Nacht
    Aus dem Land gegangen, -
    Einer
    Rose lichte Pracht
    Seh' ich ewig prangen.

    Tausendschön und Veilchenkraut,
    Dürft euch nicht bemühen, -
    Wenn mein Liebchen auf mich schaut,
    Seh' ich alles blühen!
    _____


    Zitterndes Blatt

    Stille Knospe – halb schon
    Rose, -
    O warum so tief verschlossen? -
    Fühlst du nicht das Liebgekose,
    Das sich hell um dich ergossen?

    Spürst du nicht das Lenzgetriebe,
    Das dich liebevoll umlächelt?
    Weckt dich nicht der Hauch der Liebe,
    Der in Sehnsucht dich umfächelt?

    Ahnst du nicht das süße Leben,
    Das dich hold wird überkommen,
    Das dich innerst wird durchbeben,
    Von der Blüthe Duft umschwommen?

    Willst du denn noch nicht erfahren
    Des Erglühens hold' Entzücken?
    Soll sich dir nicht offenbaren:
    Liebesglück und Lieb-Beglücken?

    Stille Knospe – halb schon
    Rose, -
    Ach, warum so tief verschlossen?
    O erblüh' im Liebgekose,
    Das sich hell um dich ergossen!

    Glaub' mir: - jegliche Secunde
    Ist von jetzt an nur Versäumniß.
    Denn dir zittert schon im Munde
    Deiner Liebe süß' Geheimniß!
    _____


    Liebesklang

    Wie lacht die Flur im Frühlingsschein -
    Die
    Rosenflammen glühen! -
    Doch möcht' ich keine
    Rose sein,
    Könnt' ich nicht still am Busen dein
    Mit süßem Duft erblühen.

    Wie flammt der Thau im Morgenlicht,
    Mit freudevollem Blinken! -
    Ich möcht' es nicht – wie laut es spricht, -
    Könnt' ich als stille Thräne nicht
    Aus deinem Auge sinken.

    Wie tönt im Walde der Gesang
    Auf hellen Liederschwingen! -
    Doch gerne wär' ich nur ein Klang,
    Könnt' ich in süßem Liebesdrang
    Aus deiner Seele klingen.

    Dann möcht' ich glüh'n als
    Rosenschein
    An deinem Herzen, trunken,
    Dann glänzt' ich hell im Auge dein, -
    Und unsre Seelen klängen drein,
    In Liebesglück versunken!
    _____


     

  • Friedrich Rückert (1788-1866)

    Rose, Meer und Sonne
    Sind ein Bild der Liebsten mein,
    Die mit ihrer Wonne
    Faßt mein ganzes Leben ein.

    Aller Glanz, ergossen,
    Aller Tau der Frühlingsflur,
    Liegt vereint beschlossen
    In dem Kelch der
    Rose nur.

    Alle Farben ringen,
    Alle Düft' im Lenzgefild',
    Um hervorzubringen
    Im Verein der
    Rose Bild.

    Rose, Meer und Sonne
    Sind ein Bild der Liebsten mein,
    Die mit ihrer Wonne
    Faßt mein ganzes Leben ein.

    Alle Ströme haben
    Ihren Lauf auf Erden bloß,
    Um sich zu begraben
    Sehnend in des Meeres Schoß.

    Alle Quellen fließen
    In den unerschöpften Grund,
    Einen Kreis zu schließen
    Um der Erde blüh'ndes Rund.

    Rose, Meer und Sonne
    Sind ein Bild der Liebsten mein,
    Die mit ihrer Wonne
    Faßt mein ganzes Leben ein.

    Alle Stern' in Lüften
    Sind ein Liebesblick der Nacht,
    In des Morgens Düften
    Sterbend, wann der Tag erwacht.

    Alle Weltenflammen,
    Der zerstreute Himmelsglanz,
    Fließen hell zusammen
    In der Sonne Strahlenglanz.

    Rose, Meer und Sonne
    Sind ein Bild der Liebsten mein,
    Die mit ihrer Wonne
    Faßt mein ganzes Leben ein.
    _____


     

  • Wilhelm Runge (1894-1918)

    Dein Auge
    ist eine samtene Wiese
    über alle Hügel des Abends
    und deine Lippen sind zu schwer
    für ein leichtes Wort
    Deine Gedanken
    sind vor den Fingern des Todes
    der sich zersehnt
    ein Tanz des Glücks
    Schließ mich ein
    in die wilden
    Rosen
    deines Bluts
    Dein Atem
    ist die Wiege des Sommers
    _____


     

  • Else Rüthel (1899-1938)

    Du

    Nun bricht das Herz wie eine
    Rose auf.
    Die Brust ist groß in Rausch und Blut
    und Duft ist in der ganzen Welt
    und du.

    Wie dunkelt das herauf
    an aller Himmel runden Rändern -
    du - du - du.
    _____


     

  • Friedrich von Sallet (1812-1843)

    Zephyr und
    Rose

    Zephyr will die
    Rose wiegen,
    Rose will sich abwärts schmiegen:
    "Ei!" sie flüsternd lind begann:
    "Wollt ihr immer noch mich wiegen,
    Soll ich noch im Arm euch liegen,
    Wie ich es als Kind gethan?"

    "Wuchs heran im Frühlingsweben,
    Kann allein am Stengel schweben,
    Bin nicht mehr ein Wiegenkind."
    Zephyr haucht: "Du süßes Leben!
    Weil so schön du wuchsest eben,
    Mag ich gern dich wiegen lind."

    "Hab' ich dich gewiegt in Treue,
    Da du schwanktest zart und scheue
    In der Knospe grüner Nacht:
    Laß, daß ich das Spiel erneue,
    Mich an deiner Fülle freue,
    Nun dein Auge kühner lacht!"

    "Bist du nun auch groß und blühend,
    Ist das Schaukeln doch nicht mühend,
    Süßer ist's, wie du's geglaubt."
    Da erschrickt die
    Ros' erglühend,
    Schnell hat Zephyr, leicht sich mühend,
    Ihr den ersten Kuß geraubt.
    _____


    Nachtigall und
    Rose

    Sang mit wundersüßem Schall
    Also einst die Nachtigall:
    "Wie so hold und wunderschön,
    Rose, bist du anzuseh'n!
    Blühend,
    Glühend,
    Düfte sprühend.
    Weh! ich muß des Busens Drang
    Strömen aus in flücht'gem Klang,
    Der mit Sangesallgewalt
    Wonnig sich in Lüften wiegt,
    Aber bald
    Leis verhallt
    Und versiegt.
    Ach! was flüchtig stets verschallt,
    Könnt' ich's fassen in Gestalt!
    Dann entschwänden nicht im Nu
    Klänge, die der Brust entsprangen;
    Würden prangen,
    Schön, wie du,
    Blühend,
    Glühend,
    Düfte sprühend,
    Eine
    Ros' an Liedes Statt,
    Jeder Ton ein
    Rosenblatt!
    Rose, darum lieb' ich dich
    Inniglich!"

    Rose gab mit duft'gem Weh'n
    Leise flüsternd zu versteh'n:
    "Ach! wie singst du, Nachtigall,
    Mit so wunderholdem Schall!
    Innig,
    Minnig,
    Süß und sinnig.
    Was das Herz mir schwellt mit Macht,
    Was mich hold erglühen macht,
    Lebt im Duft mit Allgewalt,
    Der in Lüften wonnig weht,
    Aber bald
    Leis entwallt
    Und vergeht.
    Ach! was ohne Klang entwallt,
    Unerkannt, vergessen bald,
    Was mit Macht die Brust durchzieht -
    Könnt' ich's laut und freudig singen,
    Würd' es klingen,
    Wie dein Lied,
    Innig,
    Minnig,
    Süß und sinnig,
    Düfte - Nachtigallensang,
    Jeder Athemzug ein Klang!
    Nachtigall, ich liebe dich
    Inniglich!"
    _____


     

  • Johann Gaudenz von Salis-Seewis (1762-1834)

    Die
    Rose

    Weiß war die
    Rose zuerst. Die Mädchen und Jünglinge priesen
    Ihren reinen Glanz, ihren unschuldigen Schmuck.
    Schnell umfloß sie die steigende Röte bescheidenen Schämens,
    Und sie glühet zeither reizender noch als zuvor.
    _____


     

  • Hugo Salus (1866-1929)

    Mit
    Rosen

    In die helle Sommerfrische,
    In das grünumrankte Haus
    Folgt dir dieser träumerische,
    Sehnsuchtsschwere
    Rosenstrauß.

    O, ich weiß, aus
    Rosenfluten
    Hebt sich euer Tuskulum,
    Wie ein Haus aus Flammengluten:
    Rosen, Rosen um und um!

    Dennoch bring' ich dieses Sträußchen
    Dir in sichrer Liebesruh',
    In das volle Taubenhäuschen
    Fliegen neue Tauben zu.

    Mag dich
    Rosenduft umkosen,
    Rosenflammen dich umglühn,
    Bring' ich doch nach Schiras
    Rosen,
    Wie in Schiras keine blühn:

    So von heißer Liebe glühende,
    Ganz ihr Leben weihend dir,
    Also demutsvoll erblühende
    Rosen, so wie diese hier!
    _____


     

  • Leopold Schefer (1784-1862)

    Rosenart

    In der Liebe frühen Tagen
    Bist du mir so karg, so spröde,
    Die so vieles giebt zu ahnen!
    So wie sich der Strauch der
    Rosen
    Durch des Frühlings erstes Schwellen
    Nur mit zarten Dornen röthet —
    Bald auf seinen grünen Armen
    Wiegt er sanft verhüllte Knospen,
    Und besiegt von niebesiegter
    Himmelshuld, von Thau und Sonne,
    Trägt er dir auch seine
    Rosen.
    _____


    Wiedersehn der verblühten Geliebten

    Schütte dich zu, schütte dich zu,
    Selige Welt,
    Ueber den Liebenden schütte dich zu!

    In dem Geflirr nachdrängender Sonnen,
    In dem Gewirr verwandelnder Tage
    Verblühet die Schöne
    Wie deine
    Rosen!
    Wie deine
    Rosen
    Verblühet die Liebe!
    Mit Schönheit und Liebe schwindet das Glück,
    Und sein Nachtraum: das Unglück! Klage, und Leid!

    Schütte dich zu, schütte dich zu,
    Heilige Welt,
    Ueber die Leidenden schütte dich zu!
    _____


     

  • Georg Scherer (1828-1909)

    Dein Mündchen ist ein kleines
    Rosenbeet,
    Das immerfort in voller Blüte steht.

    Zur
    Rosenzeit nun laß mich Rosen pflücken,
    Mit ihrem Duft und Tau das Herz erquicken.

    "Ein Diebstahl? Nein, den kann ich nicht erlauben;
    Man darf den Garten nicht des Schmucks berauben."

    Und doch ist's
    Rosen-Art: je mehr man pflückt,
    Je reicher sich das Beet mit Blumen schmückt.

    "Verwegner Dieb! Ich werd's der Mutter sagen." -
    Und ich bei'm Liebesgott dich selbst verklagen:

    Für mich allein läßt er die
    Rosen glühn
    Und will nicht, daß sie ungepflückt verblühn.

    Drum gib sie! Solcher Reichtum, solcher Reiz
    Verträgt sich schlecht mit launenhaftem Geiz.

    Und reut dich das Geschenk - bei meinem Leben!
    Mit Zinseszins will ich's zurück dir geben.

    Du zögerst noch? ... (Ich hab' ihn doch bekommen,
    Den ersten Kuß, - die andern rasch genommen!)
    _____


     

  • Ulrich von Schlippenbach (1774-1826)

    Das Johanniswürmchen im Kelche der
    Rose

    Welch' ein Wunder hüllt der
    Rose
    Zartes Roth in Flammen ein,
    Barg sich wohl in ihrem Schoosse
    Noch des Abendrothes Schein?

    Ach! ein Würmchen schmückt mit Strahlen
    Sein erwähltes Purpur-Haus,
    Und den Kelch der
    Rose malen
    Schimmernd helle Flammen aus:

    Zwischen Laubgehängen scheinet
    Hell die
    Rose durch die Nacht,
    Und kein Fürstenthron vereinet
    Solche wunderbare Pracht.

    Will ein Bild sich hier entfalten,
    Dessen Sinn mein Herz bewegt,
    Dessen deutungsvollem Walten
    Jeder Puls entgegen schlägt:

    Purpurn in der Brust getragen
    Ist der
    Rose gleich das Herz,
    Doch in ihrem Schoosse nagen
    An ihr Daseyn wilder Schmerz.

    Mag der Wurm auch schimmernd strahlen
    Gleich der Liebe hellen Gluth,
    Schmückt er, wie mit Idealen
    Seine Heimath, wo er ruht;

    Dennoch, da, wo er sein Leben
    In die Purpurquelle taucht,
    Hat sie ihm sich hingegeben,
    Ihren schönsten Duft verhaucht.

    Mag nun hell die
    Rose schimmern,
    Hochgeschmückt in lichtem Roth,
    Doch ihr Wesen barg in Trümmern
    Eig'nen Daseyn's schon den Tod.

    Durch die Nacht des Lebens strahlen
    Mag ein Herz, das Liebe füllt,
    Aber kennst du auch der Qualen
    Schimmernd, dennoch schmerzlich Bild?
    _____


     

  • Hans Schmidt-Kestner (1892-1915)

    Mein Garten

    Ein Garten meine Liebe ist
    Mit roten
    Rosen, roten Nelken.
    Drin sprießen tausend Blumen auf,
    Wo eine einz'ge will verwelken.

    Mein Garten liegt im Dämmerlicht,
    Und Schatten ruhn auf seinen Beeten.
    Fern liegt die Welt, - es flieht der Tag,
    Nun ist es Zeit, hineinzutreten.

    Mein Garten ist mein Heiligtum.
    Mit Schauern wandl' ich seine Gänge.
    Schwül lastet auf den Gräsern Duft
    Von ungezählter
    Rosen Menge.

    Die Blumen harren auf den Mond.
    Der steht noch hinter schwarzen Bäumen.
    Fast ist es dunkel, ach, und still, -
    Ich und mein Herz und alle Blumen träumen.

    Ich wart' auf meine Nachtigall.
    Bald finden ihre Töne meine Seele,
    Und Zauber weben durch die Nacht
    Aus meiner kleinen Säng'rin Kehle.

    Der Mond steht hinter dunklem Tann, -
    Ich und die Blumen sehnend warten, -
    Er kommt und gießet Zauberglanz,
    Und duftend, träumend ruht mein Garten ...

    Ganz Duft und Traum ist diese Nacht.
    Durch meinen Garten Götter schreiten.
    Sie tragen Glück und heilge Kraft
    Und Licht und alle Herrlichkeiten ...
    _____


     

  • Thekla Schneider (1854-1936)

    Die
    Rose

    Kund ist uns die alte Sage,
    Daß die
    Rose niemals klage,
    Wenn man sie aus Liebe bricht,
    Leise sie zum Pflücker spricht:
    Nimm nur meine volle Blüthe,
    Steck' sie an den Busen hin,
    Möge darin Lust und Liebe,
    Frisch, wie meine Farben glüh'n.
    Laß dem Stiele seine Dornen,
    Denn die Liebe sticht auch gern,
    Solltest einmal du vergessen
    Der Geliebten in der Fern'.
    Auch drei Blätter hab' der Stengel,
    Daß sich d'rauf die Blume legt,
    An der Hoffnung grünen Ranken
    Sich die zarte Liebe pflegt.
    Noch ein Knösplein mußt du fügen
    Diesem kleinen Sträußchen bei,
    Daß die Liebe niemals welke,
    Daß sie immer blühe neu.
    Doch wenn du dein ganzes Herze
    Nicht willst der Geliebten weih'n,
    Werd' ich auf das Grab der Liebe,
    Meine welken Blätter streu'n.
    _____


     

  • Emil Prinz von Schönaich-Carolath (1852-1908)

    Es liegt ein Traum auf der Haide,
    Es weht im Walde ein Duft,
    Ein Lied schwebt über dem Wasser,
    Ein Klingen ruht in der Luft.

    Ich möchte vor Wonne mich schwingen
    Empor in ein Meer von Licht,
    Ich möchte weinen und singen,
    Bis mir das Herz zerbricht.

    Mein Herz ist wie eine Lerche
    Und jubelt im Sonnenschein:
    Mein Stern, mein Traum, meine
    Rose,
    Du liebst mich, - bist mein, bist mein!
    _____


    Deine Lippen nenn' ich gerne
    Schöner als die schönste
    Rose,
    Und viel heller als die Sterne
    Ist dein Aug', das liebelose.

    Aber ach - im Erdgetümmel
    Tragen
    Rosen Dornentriebe,
    Und die Sterne steh'n am Himmel,
    Und mein Herz vergeht vor Liebe!
    _____


     

  • Karl Siebel (1836-1868)

    Du bist meine Liebe

    Wohl sind mir glühende
    Rosen erblüht,
    Tiefdunkele Augen und lockiges Haar
    Umfingen, umstrickten mein träumend Gemüth
    Und nahmen die Sinne mir ganz und gar.
    Es wogte, es hob sich die sehnende Brust;
    Es ward ihr die wilde bezaubernde Lust: -
    - - - - Du bist meine Liebe!

    Wohl sind mir glühende
    Rosen erblüht,
    Doch schwanden und sanken die Blumen am Tag;
    Es sehnte und seufzte mein träumend Gemüth
    Den scheidenden Kindern der Nächte nach.
    Sie schieden und ließen die Wehmuth zurück,
    - - - - Du bist meine Liebe!

    Wohl sind mir glühende
    Rosen erblüht,
    Nun senkt sich der Frühling in's Herz mir hinein;
    Nun glühet und blühet mir tief im Gemüth
    Unendlichbeglückender Sonnenschein.
    Nun wallen die Nächte wohl ab und wohl auf,
    Nun waltet der Tage stets wechselnder Lauf
    - - - - Du bist meine Liebe.
    _____


     

  • Jegor von Sivers (1823-1879)

    Die
    Rose

    Das Röslein, das du mir gesandt,
    Von kaltem Stein so marmorweiß,
    Erglühte froh in meiner Hand,
    Mein Odem weckte sanft das Reis.

    Doch fern von dir, wie sollt es blühn?
    Der Geist entfloh nur allzubald,
    Und wieder starb das Blättergrün,
    Und wieder ward die Blüte kalt!

    Doch trägt auf leisem Fittich nun
    Den
    Rosengeist ein Engel fort.
    An deinem Herzen will er ruhn,
    In seinem Himmel wohnt er dort.

    Mir aber bleibt so marmorweiß
    Die todte
    Rose nur zurück
    Und mahnet: wie mein Herz so heiß,
    Und wie so todt mein Lebensglück.
    _____


     

  • Karl Stieler (1842-1885)

    Rosenzweige

    Wohl manchen
    Rosenzweig brach ich vom Pfade
    Am grünen Strand,
    Es trug der Wind ihn fort an ihr Gestade,
    Bis sie ihn fand.

    Sie flocht den Kranz sich draus zum Kirchengange. -
    O holde Not!
    Von meinen
    Rosen ward ihr Stirn und Wange
    So heiß und rot!
    _____


    Frauenminne

    Es ist wohl Frauenminne
    Ein blühender
    Rosenstrauch;
    Ich ward der
    Rosen inne
    Und seiner Dornen auch.

    Doch ob sie mir zerrissen
    Das Herze und die Hand,
    Ich möcht' das Weh nicht missen
    Zur Wonne, die ich fand!
    _____


    Im
    Rosengärtlein

    Im
    Rosengärtlein deiner Wangen
    War ich ein stiller Minnegast;
    Und wie mir's da so süß ergangen,
    Das neidet mir ein König fast.

    Wohl tausend Küsse tät' ich nehmen,
    Mir sind die Lippen purpurrot -
    Ich möcht' mich freu'n und möcht' mich schämen
    All' meiner Seligkeit und Not!
    _____


    Die weiße
    Rose

    Gönn' mir dies heiße, hoffnungslose
    Dich lieben, schöne, süße Frau!
    "Du bist doch meine weiße
    Rose"
    Und meine Tränen sind ihr Tau!

    Ein and'rer ruht in deinem Schoße,
    Ich schweif' in kühler Abendluft:
    "Du bist doch meine weiße
    Rose" -
    Und stürb' ich auch an ihrem Duft!
    _____


     

  • Theodor Storm (1817-1888)

    Noch einmal!

    Noch einmal fällt in meinen Schoß
    Die rote
    Rose Leidenschaft;
    Noch einmal hab ich schwärmerisch
    In Mädchenaugen mich vergafft:
    Noch einmal legt ein junges Herz
    An meines seinen starken Schlag;
    Noch einmal weht an meine Stirn
    Ein juniheißer Sommertag.
    _____


     

  • Moritz Graf von Strachwitz (1822-1847)

    Die
    Rose im Meer

    Es schwamm im Meer, im rauschenden Meer
    Eine sturmgebrochne
    Rose her,
    Eine
    Rose voll und licht;
    Sie schwamm auf schaukelnder Wogenbahn
    Hinab, hinan,
    Rings um sie rauschte der Ozean,
    Und er verschlang sie nicht.

    Wie ein rosig Weib, das traumbesiegt
    Auf grüner schwellender Matte liegt,
    So lag sie auf grüner Flut;
    Der blühende Schein, der Farbenduft
    In Meer und Luft
    Durchglomm die smaragdene Wassergruft
    Mit reiner
    Rosenglut.

    Die Wellen küßten sich gar nicht satt.
    Auf perlenstrahlender Lagerstatt
    Erwachte die Fei der See:
    Was leuchtet über dem feuchten Schwall
    Allüberall?
     Es flammt wie der glühende Sonnenball
    Und tut dem Auge nicht weh!

    Die Muscheln schminkten sich
    rosenrot,
    Die Korallen schämten sich fast zu Tod,
    Verwundert schaute das Meer:
    Wo kamest du her, wer magst du sein,
    Du schöner Schein?
    Fielst du vom Felsen ins Meer hinein,
    Fielst du vom Himmel her?

    Der Welt erkältenden Wellentau
    Durchschwimmst du allein, du schöne Frau,
    Und machst ihn farbig erglühn.
    Wir wissen es nicht, woher du schwammst,
    Woher du flammst,
    Ob du von der Erde, vom Himmel stammst,
    Genug, wir sehen dich blühn!
    _____


     

  • Julius Sturm (1816-1896)

    Lieb' im Glück und Lieb' im Leid

    Lieb' im Glück, du bist die
    Rose,
    Die, getragen von der Fluth
    Duft'gen sonnenklaren Weines,
    Auf dem goldnen Becher ruht;

    Lieb' im Leide, du der Tropfen,
    Der dem Balsamstrauch entquillt,
    Und der, reich an milden Kräften,
    Wunden kühlt und Schmerzen stillt.
    _____


     

  • Christoph August Tiedge (1752-1841)

    Wiedersehn

    Wiedersehn!
    Endlich tönt dir mein Willkommen!
    Meine höchsten Huldigungen
    Sollen dir entgegen wehn!
    Endlich hab' ich dich errungen!
    Hell, wie Frühlingsauferstehn,
    Leuchtest du, o Wiedersehn!

    Wiedersehn!
    Neues,
    rosenvolles Leben!
    Noch verhüllet dich ein Schleier;
    Aber er wird niederwehn,
    Und du wirst, zur Krönungsfeier,
    Hell aus deiner Wolke gehn.
    Laura werd' ich wiedersehn!

    Wiedersehn!
    Ja, ich werd' in deinem Lichte,
    Heller Strahl aus dunkeln Nächten,
    Hoch in deinem Lichte stehn!
    Welche Kronen soll ich flechten?
    Wie soll ich dein Fest begehn,
    Wonnevolles Wiedersehn?

    Wiedersehn!
    Dir gebühret Harfnerfeier!
    Lindenblüten, taumelt nieder
    In das festliche Getön!
    Töne meiner Herzenslieder
    Sollen dich im Duft umwehn,
    Hochwillkommnes Wiedersehn!

    Wiedersehn!
    Sieger mögen, ruhmbeladen,
    Unter zugeworfnen Kränzen,
    Stolz durch Volksgepränge gehn!
    Bluttrophäen mögen glänzen!
    Sanft, wie Harfenlispel wehn,
    Ist der Liebe Wiedersehn.

    Wiedersehn
    Ist der Liebe schönste Feier.
    Gebt mir Kronen!
    Rosenkronen!
    Meine Königin soll schön,
    Wie die Lieb', in
    Rosen thronen!
    Opferduft soll dich umwehn,
    Feierliches Wiedersehn!
    _____


     

  • Albert Traeger (1830-1912)

    Die
    Rose nur
    (Ständchen)

    Der Tag schloß im Ermatten
    Sein Sonnenauge zu,
    Ich stehe tief im Schatten,
    Auf hohem Söller Du;
    Getrennt sind uns're Loose,
    Dir lacht des Lebens Lust,
    Die
    Rose nur, die Rose
    Gieb mir von Deiner Brust!

    Sanft flüstert in den Bäumen
    Der Liebestraum der Nacht,
    Nun ist zu stillem Träumen
    Dein Herz auch aufgewacht;
    Mild ist der Luft Gekose,
    Sei mild auch unbewußt,
    Die
    Rose nur, die Rose
    Gieb mir von Deiner Brust!

    Den Stolz, der bang noch zaudert,
    Laß ihn dem Wind zum Spiel,
    Nie hat ein Stern geplaudert,
    Wenn eine
    Rose fiel;
    Der Nacht verschwieg'nem Schoose
    Du still vertrauen mußt,
    Die
    Rose nur, die Rose
    Gieb mir von Deiner Brust!

    _____


     

  • Wilhelm Wackernagel (1806-1869)

    Gottes
    Rose

    Noch hält wie eine
    Rosenblume
    Der Herr die Erd' in leichter Hand;
    Nach seinem liebsten Eigenthume
    Schaut er in Freuden unverwandt.

    Und immer wird die
    Rose blühen,
    Von Winterhauchen ungeknickt,
    Und voll und immer voller glühen
    Am Segen, den sein Auge blickt.

    Bis endlich eines Tags das Lieben
    Vom
    Liebesrosenball entweicht:
    Da welkt sie hin, und rings verstieben
    Die Blätter duftlos und erbleicht.
    _____


    Liebste, ja du bist die
    Rose,
    Aller Blumen Königinn;
    Ich der West der mit Gekose
    Sanft dir streichelt Wang' und Kinn:
    "Gieb aus deinen Ueberflüssen,
    Gieb, Geliebte, mir ein Küssen!
    Und zu Füßen dir im Moose
    Sieh wie ich beseligt bin!"
    _____


     

  • Paul Wertheimer (1874-1937)

    Rosenlieder

    Gib mir von deiner Brust die
    Rosenglut,
    Den dunkel lockenden und milden Schein:
    Ich trag' ihn heimwärts und ich berg' ihn gut
    In unserm warmen, lieben Kämmerlein.

    Nun leuchte ob des Bettes Dämmerung,
    Wo Liebe, weisst du noch, im Flüstern sprach -
    Und neige, wiege dich im leichten Schwung,
    Glutampel in dem heimlichsten Gemacht!

    ***

    Die
    Rose flammte rot von deinem Haar,
    So wie ein Feuerzeichen durch die Nacht;
    Da ist mein Herz, das schon entschlafen war,
    Mit einem jähen, bangen Schrei erwacht.

    ***

    Auf dem Berge stehst du gross im Licht,
    Von den Hängen rings der Nebel rinnt -
    Und du nimmst die
    Rosen heiss und dicht,
    Die an deiner Brust erglommen sind.

    In den Raum streust du die
    Rosen; fern
    Fliegen in das Dämmer sie hinaus,
    Wie die Welten von der Brust des Herrn,
    Feuerblühend in den Nebel-Braus.

    ***

    Da ruht das Meer, ein Teppich, weich und grün,
    Und dort und dort rotgoldner Wellenschaum -
    Wie
    Rosen, drauf des Morgens Feuer glühn,
    Verwehte
    Rosen an des Teppichs Saum.

    Sturmgeister haben diese Nacht getollt,
    Vernahmst du's nicht, in dem azurnen Saal.
    Noch liegen Rosen, rot und weiss und gold,
    Zerstreut von der Dämonen Bacchanal.

    ***

    Und wie das Blut des Herrn zur Erde sank,
    Entquollen
    Rosen, blass und müd und schwer,
    Die trug der Wind mit wehem Flügelklang
    Hin über Städte, Zeiten, Berg und Meer.

    Wir sitzen unter
    Rosen da
    Und sind doch traumbefangen, traurig-gut.
    Und willst du wissen, Kind, wie das geschah?
    Die
    Rosen rings sind aus des Heilands Blut.
    _____


    Das Glück

    Sah das Glück zur Stube 'rein,
    Trug einen Kranz von Sonnenschein
    Und ein paar
    Heckenrosen.

    Warf mir eine
    Rose zu,
    Sagte mir ein rasches du
    Und ist davon geflogen.

    _____


     

  • Christine Westphalen (1758-1840)

    Die
    Rose der Erinnerung

    Fühl' ich das mildere Wehn, und des Frühlings liebliches Werden,
    Tönt mir der Vögel Gesang; hebt sich mir höher die Brust.
    Doch vor allen bist du, o göttliche
    Rose, mir theuer,
    Denn dein lieblicher Hauch duftet Erinnerung mir.
    Stand nicht Er an dem Busch, entdeckend sich mir durch das Auge?
    Feyertest du nicht, Natur, diesen beseelenden Blick?
    Alles blühete mir; doch blühete Alles mir anders -
    Herrliche
    Rose, dich selbst röthete schöner der Blick!
    _____


     

  • August Wolf (1816-1861)

    Wunsch

    Keine
    Rose ohne Dornen,
    Ohne Schmerzen keine Liebe;
    Beides wollt' ich gern ertragen,
    Wenn nicht eins zu wünschen bliebe:

    Daß doch ohne
    Rosenblüthe
    Nimmer würd' ein Dorn gefunden,
    Und daß nie das Glück entbehrte,
    Wer der Liebe Schmerz empfunden.
    _____


     

  • Johanna Wolff (1858-1943)

    Gebt
    Rosen her!
    - - - - - - - - - - - - - - -
    Rosensüchtig war mein Herz,
    Rosen wollte ich umfangen,
    empfing von Dornen nur Schmerz.

    Blüten raffte ich an mein Gewand,
    füllte mit Knospen die sehnende Hand,
    Rosen, purpurne Rosen!

    Weiß nicht, was gestern geschehn;
    mein Kleid, meine Hände sind leer.
    Sah meine
    Rosen bei Anderen stehn

    und mußte lächelnd vorüber gehn,
    das Herz zum Sterben schwer.
    - - - - - - - - - - - - - - -
    Gebt
    Rosen her!
    _____


     

  • Ursula Anna Wörner (1865-1911)

    Rosa mystica

    Schwarze schweigende Nacht -:
    Da öffnet sich leise und sacht
    Scheuer Liebe Purpurblüte.
    Die vor dem Tag sich verschließt,
    Leuchtend rot nun ersprießt,
    Schimmernd wie von Herzgeblüte, -

    Loht in des Mädchens Hand,
    Das still und unverwandt
    Und innig das Wunder beschauet.
    Welche heimliche Macht
    Hat die mystische
    Rose entfacht
    Und ihr, der Verschwiegnen, vertrauet?

    Getaucht in die rosige Glut
    Das Lager, auf dem sie ruht,
    Und die Hand, die schüchterne weiße; -
    Und es atmet die zärtliche Luft,
    Saugt ein den süß schwelenden Duft
    Der Mund, der lechzende heiße - -
    _____


     

  • Stefan Zweig (1881-1942)

    Lied

    Rote
    Rosen in den Beeten
    Sind von rohem Fuß zertreten
    Und der Fuß gehörte mir.

    Denn mich faßte ein Verlangen
    Rote Lippen, weiche Wangen.
    Und - schon sprang ich hin zu Dir.

    Doch die Liebe kann nicht messen
    Unbehutsam und vermessen
    Kam ich in des Beet's Revier.

    Rote
    Rosen in den Beeten
    Sind von rohem Fuß zertreten
    Doch da kannst nur Du dafür ...
    _____




     

 

 

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