Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Schoß
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Anonyme Barockdichter
An dieselbe
[An Libindgen]
Libindgen nur noch einen satz /
Nicht wegre dich mein kind / mein schatz
Mir selbst den feuchten mund zu bitten;
Nimm zung' und lippen willig ein
Und laß die deinen munter seyn /
Aus heissen trieb' in mich zu wütten.
Entblösse deine marmel-brust /
Das reiche bergwerck aller lust /
Laß mich dein schnee-gebürge schauen /
Das zweyfach durch die glutt sich trennt /
Und stets voll heisser flammen brennt /
Die kalten herzen auffzutauen.
Sie da! mein herze giebt sich bloß /
So wird sich ja dein zarter
schooß /
In diesem stück mir gleich bezeugen
Ich schwer dir einen teuren Eyd /
Daß ich dagegen iederzeit
Getreu will seyn und ewig schweigen.
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Johann von Besser
(1654-1729)
Ruhestatt der Liebe /
oder
Die
schooß der Geliebten
Bey diesen brennenden und schwülen sommer-tagen
Ließ Chloris sich einmahl in ihren garten tragen /
Und suchte für den brand der sonnen eine klufft /
Von kühler witterung und schattenreicher lufft.
Sie setzte sich erhizt bey einem baume nieder /
Und streckte bald darauff die perlen-volle glieder
In das noch frische gras / geruhiger zu seyn /
Und schlieff auch / wie sie lag / halb von der seiten ein.
Ihr alabaster-leib war nur mit flor bekleidet /
Und weilen man den zwang nicht bey der hitze leidet /
Ward ihre blosse brust im grünen klee gespürt /
Die zur gemächlichkeit sie eben auffgeschnürt.
Der sanffte westen-wind / bereit sie abzukühlen /
Ließ seinen othem gleich auff diese wellen spielen /
Und bließ mit stillem hauch bey ihrer süssen ruh
Ihr aus der Floren hand die weichsten blumen zu.
Es wiegte gleichsam sie sein angenehmes weben;
Doch als er sich bemüht den leichten rock zu heben /
Riß endlich unversehens von der gestreckten
schooß
Der vorgeschürzte flor mit seinem gürtel loß.
Hilff himmel / welcher schmuck! was süsse wunderwercke /
Der schönheit gröste pracht mit aller ihrer stärcke /
Der liebe paradieß ward hier uns auffgedeckt /
So Chloris uns bißher zur sicherheit versteckt.
Das liebste / das man kennt / und doch sich scheut zu nennen/
Weil auch das blosse wort uns schon vermag zu brennen /
War hier insonderheit ganz ungewöhnlich schön /
Und ließ sich auch / vor stolz / hoch auffgebrüstet sehn.
Es lag wie ein castell von marmor auffgeführet /
In einem liljen-thal / den seine gegend zieret /
Des eingang von rubin / und ganze lager-statt
Nichts als ein schatten-werck von myrthen um sich hat.
Es sah von forne zu (hier fehlt der beste pinsel )
Als wie ein grotten-haus / wie jene morgen-insel /
Wo die glückseligkeit den tag zu erst beschaut /
Und wo die nachtigall in lauter rosen baut.
Die zwo von helffen-bein so rund gewölbten hüffte
Verdeckten diesen sitz als ein paar gleiche klüffte /
Durch deren schutz kein sturm auff das gestade streicht /
Und dieses lust-revier dem steten sommer gleicht.
Kein apffel kan so frisch an den stengel halten /
Kein purpur-pfirsig ist so sanfft und zart gespalten /
Kein kleiner raum der welt hat so viel überfluß /
Als in der Chloris
schooß der weisse nabel-schluß.
Die sonne selbst verliebt in so viel zierlichkeiten
Vergaß / dem ansehn nach / im lauffe fortzuschreiten /
Und drung sich durch das laub / mit hülffe von dem west.
Die vogel hielten es für ein geblümtes nest.
Die brunnen wolten sich durch diesen garten winden /
Die blumen glaubten hier ihr blumen-feld zu finden /
Die Nymphen waren selbst wie halb darein vernarrt /
Und Zephyr küst es kaum / so fand er sich erstarrt.
Der treue Celadon / dem sie zuvor entwichen /
War ihr ganz unvermerckt von ferne nachgeschlichen /
Und ward des schönen blicks so zeitig nicht gewahr /
Als er zugleich empfand die schlüpffrige gefahr.
Die liebe hieß ihn erst zwar seine Chloris ehren;
Doch wolte sie ihm auch / als liebe / nichts verwehren;
Und wie sie uns entzückt zu dem geliebten trägt /
Hat selbst sie seine hand an Chloris leib gelegt.
Er zuckt und bebete / wie leichte feder-flocken /
So sehr er es verlangt / so war er doch erschrocken.
Er tappte wie ein mensch bey dicker finsterniß /
Und wagte nicht die hand / wohin sie doch sich riß.
Was halff ihm alle furcht vor dem geliebten weibe?
Die finger glitten aus auff dem polirten leibe /
Und rollten mit gewalt vor das gelobte land /
Das eine hole faust in allem überspannt.
Du armer Celadon / wie wurdest du betrogen!
Du wärest fast von glut und flammen auffgeflogen /
Wo du der finger brand zu kühlen hingesetzt /
Und was du / aus der form / für einen spring geschätzt.
Du fühltest zwar nur sammt und lauter weiche seide /
Du hattest in der hand den brunnnqvell aller freude;
Wo die ergötzlichkeit von milch und honig rinnt;
Doch dessen sanffte flut mehr als der schwefel zündt.
Es war der kleine brunn die funcken-reiche stelle /
Wo Aetna feuer holt: die wunder-volle qvelle /
Wo Heclens flammen-fluß aus schnee-gebirgen qvillt /
Und der dem Celadon die adern angefüllt.
Er wust nicht was er vor hitze sollt beginnen;
Er fieng wie weiches wachs vor ohnmacht an zu rinnen /
Und hätt / ich weiß nicht was / vor raserey vollbracht /
Wenn Chloris nicht davon zum unglück auffgewacht.
Sie stieß / noch voller schlaffs / mit ihren beyden händen /
Den frembd- und kühnen gast von ihren weissen lenden /
Der ihre zarte
schooß durchwühlet und verheert /
Und sprach / als sie ihn sah: du bist der stranges werth.
Hilff himmel! was ist das? Hast du den witz verlohren?
Ist diß die stete treu / die du mir zugeschworen?
Hast du der Chloris zorn so wenig denn gescheut /
Daß du auch freventlich ihr heiligthum entweyht?
Daß du! welch eine that! - - sie konte nicht mehr sprechen /
Und wolte sich an ihm mit ihren thränen rächen.
Sie sprang mit ungestüm von ihrem lager auff /
Und eylt aus seinem arm / durch einen strengen lauff.
Allein Celadon fiel gleich zu ihren füssen /
Und wuste selbige so fest an sich zu schliessen /
Daß sie / was sie auch that / bey ihm darnieder sanck /
Und er sie zum gehör nach vielen klagen zwang.
Er lag / sie haltende / vor den erzürnten knien /
Und sprach: Mein fehler wird zu groß von dir beschrien.
Ich bitte durch den brand der meine seele plagt /
Durch jene demmerung die um dein auge tagt /
Durch deine tulpen-schooß / durch deine nelcken-brüste /
Durch die von beyden mir noch unbekandten lüste /
Durch deine schöne hand die mich itzt von sich stößt?
Was hab ich denn verwürckt / das zephyr dich entblößt?
Daß ich es mit beschaut / was dessen hauch verübet /
Daß ich es angerührt / was erd und himmel liebet /
Was selbst der Götter mund begierig hat geküst /
Und was der inbegriff von deiner schönheit ist.
Es ist ja deine
schooß der auszug aller zierde /
Der enge sammel-platz der schmeichelnden begierde /
Das rund / wo die natur zusammen hat gedrängt /
Was sich nur reizendes den gliedern eingemengt.
Hier ist der kleine schatz der deinen reichthum zeiget /
Der lebendige thron der alle scepter beuget /
Der süsse zauber-kreyß / der unsern geist bestrickt /
Und deß beschwehrungs-wort die felsen auch entzückt.
Ach! Chloris / woltest du / daß ich gewichen wäre!
Bedencke doch die schmach und deiner schönheit ehre.
Ich hätte ja die macht der liebligkeit verhöhnt /
Wenn ich nicht deine
schooß mit meiner hand gekröhnt.
Kan Phrynens blosse brust des richters zunge lähmen /
Wie soll nicht deine
schooß uns unser herze nehmen?
Wird man durch einen blick der Gorgonen zum stein /
Wer kan unauffgelöst bey deiner allmacht seyn?
Wer ein gefühle hat und hier doch nicht empfindet /
Wen der gedancke nur nicht alsobald entzündet /
Wer diesem
schooß-altar zu opffern nicht begehrt /
Der ist viel billiger des engen stranges werth /
O möchtest du einmahl / was wir die liebe nennen/
Mehr nach den würckungen / als nach dem namen / kennen!
Du würdest / für den zorn / mir willig zugestehn /
Man könne sonder raub hier nicht zurücke gehn.
Die Chloris hatte noch bey allen diesen klagen
Noch nicht / vor scham und grimm / die augen aufgeschlagen;
Doch sah sie endlich ihn von einer seiten an /
Wodurch er neuen muth zu ihrer huld gewann.
Er suchte sie darauff mit rechten weißheits-gründen /
Und selbst aus der natur / zum beyfall zu verbinden:
Daß alles was nur lebt / was nur die liebe zwingt /
Nothwendig zu der
schooß / als seiner ruhstatt / dringt.
Es hat selbst die natur / sprach er / dafür gestritten /
Nachdem sie es gesetzt recht in des leibes mitten;
Wo dieser mittelpunct der kleinen wunder-welt
Auch den geheimen zug des punctes in sich hält.
Gleichwie ein iedes ding zu seinem circkel eilet /
Der stein nicht in der lufft zu lange sich verweilet /
Das feuer rüstig fleucht / erlassen / in die höh' /
Und ieder fluß verläufft in seine mittel-see:
So wird vielmehr zur
schooß / dem mittel-punct im lieben /
Was geist und othem hat / durchdringend angetrieben.
So grimmig ist kein bär / hier hält er keinen stich /
Ihn reist der kleine punct / so wild er ist / zu sich.
Das schuppen-vieh im meer / was hilfft sein schnelles schwimmen?
Es muß durch diesen zug doch an einander klimmen;
Der vogel in der lufft ist schichtern / schlau und leicht /
Doch siehst du wie ihn stets das weibgen nach sich zeucht.
Vor allen aber hat der mensch den trieb empfangen /
Und unsere vernufft vermehret das verlangen;
Die auch viel eyfriger nach dieser heymat strebt /
Und sich nicht eh vergnügt / als biß man daran klebt.
Wie der magnet mit macht das eisen an sich ziehet /
Wie nach dem norden-pol die nadel schlägt und siehet /
So ist der liebsten
schooß der nord und der magnet /
Wohin der ganze wunsch warhaffter menschen geht.
Man sagt: die Venus sey / ihr wesen zu verstellen /
Nicht nach gemeiner art / besonders aus den wellen
In einer muschel helm empfangen und gezeugt /
Wo sie des meeres schaum gewieget und gesäugt.
Wer glaubet solches nicht / der Venus thun erweget?
Weil aber eine
schooß der muschel bildniß träget /
Glaub ich / daß Venus gar / was sie ans licht gebracht /
Hernach zu einer
schooß der ganzen welt gemacht.
Daß / als die herrscherin ihr muschel-schiff verlassen /
Sie / aller menschen herz in diesen schrein zu fassen /
Die muschel in die
schooß der weiber eingeschrenckt /
Und sich nachgehends selbst / zur wohnung / nachgesenckt.
Wenn diesem also ist / wie wir es glauben müssen /
Kein wunder daß uns denn die
schooß zu sich gerissen /
Wo alle reitzungen / wo Venus und ihr kind /
Die liebe / ja wir selbst / mit ihr gebohren sind.
Kein wunder daß man wünscht in dieser muschel-wiegen /
Weil sie darinnen wohnt / der Venus beyzuliegen /
Daß man die liebe sucht / wo ihre lager-statt /
Da / wo diß kleine schild ihr hauß bezeichnet hat.
Die liebe will auch sonst sich nirgends lassen dienen /
In dieser hölen ist sie einzig uns erschienen /
Diß ist der Götter-hayn / wo sie sich offenbahrt /
Und unser herz zugleich erforchet / prüfft und paart.
Weil die natur das herz in uns verdecken wollen /
Wie hätten wir es doch iemahls erkennen sollen /
Wofern die liebe nicht die
schooß darzu ersehn /
Das unsichtbare herz durch wercke zu verstehn?
So aber können wir es höchsterwünscht ergründen /
Was nicht das auge sieht / läst uns die
schooß empfinden;
An statt sich nur zu sehn / so spührt man das gemüth /
Und siehet durch die that was nicht das auge sieht.
Wenn denn ein treues paar in süsser glut entglommen /
Und deren seelen nun zusammen wollen kommen /
Bescheiden sie sich nur an den bestimmten ort /
Und dieses schifflein setzt sie über an den port.
Da sprechen sie sich denn / da lernen sie sich fühlen /
Da wissen sie im fleisch zu brennen und zu spielen /
Biß der versteckte leim aus allen adern schäumt /
Und den vermischten geist gar aneinander leimt.
Ach Chloris / die du habest mich erwehlt /
Woraus erkenn ich es / wenn du mir das verheelet /
Was die natur uns selbst zur ruhestatt gesetzt /
Und wornach man allein der liebe warheit schätzt?
Ein freund ist nicht ein freund / der uns was kan verhalten /
So lang er uns / mit sich / nicht läst nach willen schalten;
So lange hat gewiß die liebe nichts gethan /
Als sie nicht alles gibt / was sie nur geben kan.
Du aber hast mir gar den besten theil entzogen /
Dein leib weiß nichts davon daß mir dein herz gewogen /
Das herze sieht man nicht / der leib muß zeuge seyn /
Wem glaub ich? du sprichst ja / und deine
schooß spricht nein.
Was hab ich zum voraus vor andern die dich kennen?
Liebstu mich nicht genug / mir diß von dir zu gönnen?
Ich bin im eigenthum ein unbekandter gast /
Und für wen sparestu das liebste das du hast?
Du wirst doch diesen schatz nicht für dich selbst vergraben:
Wie / oder soll es gar ein ander als ich haben?
Nein Chloris / höret mir dein herze / wie man spricht /
So wehre mir denn auch des herzens eingang nicht.
Er fuhr voll eyffers auff / um dieses unrechts willen.
Doch Chloris wust bald ihn wieder zu bestillen;
Sie zog / nunmehr erweicht / nach dem bezeugten haß /
Den ausgesöhnten feind mitleidig in das graß.
Man meynt: daß weil er sich bescheiden überwunden /
Der Chloris
schooß gesehn / und einmahl bloß gefunden /
Die Götter ihn hieher auch wunderbar gebracht /
Sie endlich seiner treu beständigkeit bedacht;
Sie endlich ihn getröst nach seinem langen leiden /
So daß auch dessen glück die gegend wollen neiden;
Sie aber nach der zeit / wenn ihnen was gefehlt /
Diß süsse sorgen-grab zur linderung gewählt.
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Paul Fleming (1609-1640)
Er verwundert sich seiner Glückseligkeit
Wie mir es gestern ging und wie ich ward empfangen
in meiner Freundin
Schoß, weiß sie nur und nur ich.
Das allerliebste Kind, das herzt' und grüßte mich,
sie hielte feste mich, wie ich sie hart' umfangen.
Auf meinem lag ihr Mund, auf ihren meine Wangen.
Oft sagte sie mir auch, was nicht läßt sagen sich.
darum du, Momus, nicht hast zu bekümmern dich,
Bei mir ist noch mein Sinn, bei mir noch ihr Verlangen;
o wol mir, der ich weiß, was nur die Götter wissen,
die sich auch, wie wir uns, in reiner Keuschheit küssen,
o wol mir, der ich weiß, was kein Verliebter weiß.
Wird meiner Seelen Trost mich allzeit also laben,
mir allzeit also tun, so werd' ich an ihr haben
ein weltlichs Himmelreich, ein sterblichs Paradeis.
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Er redet den Mund seiner Freundin an, die er
bei sich hatte
Hab' ich dich nun einmal, du Kühlung meiner Hitze,
du Labsal meines Dursts, den du mir selbst gemacht
nach deinem Lebenstau, als du mich angelacht
und ernstlich hast bestrahlt mit deiner Äuglein Plitze!
Wol mir Glückseligem, der ich den Göttern sitze
selbselbsten in dem
Schoß'! Ich find an mir vollbracht
all', alle Süßigkeit, so werden kan erdacht,
und biete nun auf Lust den Göttern selbst die Spitze.
Tut, bitt ich, tut euch auf, o ihr Korallenpforten
und sagt mir eure Gunst mit halbgemachten Worten.
Doch, was begehr ich das? Du bist ihr Herzens Rat,
du rosengleicher Mund, das, weils nicht kan geschehen,
daß sich es bloß von mir und leiblich lasse sehen,
dich mir an seine Stat hieraus gesendet hat.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Albanie / soll denn dein warmer
schooß
So öd und wüst / und unbebauet liegen?
Im paradieß da gieng man nackt und bloß /
Welch menschen-satz macht uns diß neue weh?
Albanie.
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Der lenz pflegt uns in herbst zu leiten;
Das jahr läst uns nach blumen früchte sehn:
Laß mich doch auch nach deinen zeiten
In deinen anmuths-garten gehn.
Mein frühling ist ein kuß gewesen /
Laß aus der
schooß
Mich endlich reiffe früchte lesen /
Wie in dem stand der unschuld nackt und bloß.
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Bestraffe mich mit keinem tadel /
Daß deinen
schooß mein herze lieb gewinnt;
Denn der magnet forscht mit der nadel /
Biß er den mittel-punct ergründt.
Ein schäfgen weidt in thal und auen /
Wo schatten ist;
Mein herze will das deine schauen;
Drum such ich es / da / wo du offen bist.
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So soll der purpur deiner lippen
Itzt meiner freyheit bahre seyn?
Soll an den corallinen klippen
Mein mast nur darum lauffen ein /
Daß er an statt dem süssen lande /
Auff deinem schönen munde strande?
Ja / leider! es ist gar kein wunder /
Wenn deiner augen sternend licht /
Das von dem himmel seinen zunder /
Und sonnen von der sonnen bricht /
Sich will bey meinem morrschen nachen
Zu einen schönen irrlicht machen.
Jedoch der schiffbruch wird versüsset /
Weil deines leibes marmel-meer
Der müde mast entzückend grüsset /
Und fährt auff diesem hin und her /
Biß endlich in dem zucker-schlunde
Die geister selbsten gehn zu grunde.
Nun wohl! biß urtheil mag geschehen /
Daß Venus meiner freyheit schatz
In diesen strudel möge drehen /
Wenn nur auff einem kleinen platz /
In deinem
schooß durch vieles schwimmen /
Ich kan mit meinem ruder klimmen.
Da will / so bald ich angeländet /
Ich dir ein altar bauen auff /
Mein herze soll dir seyn verpfändet /
Und fettes opffer führen drauff;
Ich selbst will einig mich befleissen /
Dich gött- und priesterin zu heissen.
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An Lauretten
Laurette bleibstu ewig stein?
Soll forthin unverknüpffet seyn
Dein englisch-seyn und dein erbarmen?
Komm / komm und öffne deinen
schooß
Und laß uns beyde nackt und bloß
Umgeben seyn mit geist und armen.
Laß mich auff deiner schwanen-brust
Die offt-versagte liebes-lust
Hier zwischen furcht und scham geniessen.
Und laß mich tausend tausendmahl /
Nach deiner güldnen haare zahl /
Die geister-reichen lippen küssen.
Laß mich den ausbund deiner pracht /
Der sammt und rosen nichtig macht /
Mit meiner schlechten haut bedecken;
Und wenn du deine lenden rührst /
Und deinen
schooß gen himmel führst /
Sich zucker-süsse lust erwecken.
Und solte durch die heisse brunst /
Und deine hohe gegen-gunst
Mir auch die seele gleich entfliessen.
So ist dein zarter leib die bahr /
Die seele wird drey viertel jahr
Dein himmel-runder bauch umschliessen.
Und wer alsdenn nach meiner zeit
Zu lieben dich wird seyn bereit /
Und hören wird / wie ich gestorben /
Wird sagen: Wer also verdirbt /
Und in dem zarten
schoosse stirbt /
Hat einen sanfften tod erworben.
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Christian Hölmann
(1677-1744)
An eine liebenswürdige Schlesierin.
Ich will den Rübezahl aus Schlesien verjagen:
Ich will dir seinen Schatz zum leibgedinge weihn:
Ich will sein zauber-schloß biß auff den grund zerstreun:
Ich will den zoten-berg von seiner stellen tragen:
Ich will mich gar biß auff die riesen-koppe wagen:
Ich will ins ganze land von deiner schönheit schrein:
Ich will / wo du's verlangst / ein glaubens-eifrer seyn /
Und da des Schwenckfelds schwarm biß auff daß haubt erschlagen:
Ich will den Oderstrom in andre gänge bringen:
Ich will zu deiner lust sein Ufer schöner baun:
Ich will den Oder-wald der erde gleiche haun:
Ich will viel Arien zu deinem lobe singen:
Wenn ich nur kan dadurch dir den gefallen thun /
Daß du mich läst auff deinem
schooße ruhn.
_____
Abbildungen der
Schooß
Der geist des alterthums schrieb den beschaumten wellen
Die künstliche Geburth der liebes-Göttin zu /
Und daß ein muschelhaus auf den gesalznen stellen
So wohl zur überfuhr als ihrer ersten ruh
An statt der wiege sey damals bestimmt gewesen;
Allein so wurde da die wahrheit eingehüllt /
Wer ihre Perlen nun wolt' aus dem schlamme lesen
Der fand sie endlich zwar / doch frembde vorgebildt.
Zieht jenen vorhang weg und last die fabeln schweigen;
Was gilts die wahrheit wird / ja selbst der augen-schein
Euch den verdeckten grund der Sache besser zeigen /
Daß ich so Muschel / Meer als Welle müsse seyn.
In meinen gründen ist die liebe ja gebohren /
Ich bin ihr erster Sitz / ihr Stammhauß / Vaterland /
Mich hat zu dieser See selbst die natur erkohren /
An deren ufern sich das schöne Mädgen fand.
Ihr glieder möget nun vor mir die seegel streichen /
Weil ich die Götter selbst durch mich hervor gebracht /
Ihr selber müstet auch im Mutterleib' erbleichen /
Wenn nicht durch mich das Thor wär' in die welt gemacht.
Es füllet meine frucht den Himmel und die Erde /
Ich mache daß der bau der wundergrossen welt /
Nicht vor der letzten zeit zu einer wüsten werde /
Die nichts als distel-sträuch und dörner in sich hält.
Ich bin das paradieß / vor dem die keuschheit wachet /
In dessen gegenden die lebens-früchte blühn /
Wo unser leben wird / wie feuer angefachet /
Dabey die Söhne sich / wie Adam / gerne mühn;
Ein Tempel / wo die glutt der liebe stündlich brennet;
Ein Opffertisch / wo milch zum opffer wird gebraucht;
Ein heiligthum / daß die vor Priester nur erkennet /
In deren keuscher brust ein reiner weyrauch raucht;
Ein gutes feld / das nur gerathne früchte bringet;
Ein garten / den der thau der wollust überfliest;
Ja der die anmuth hat die alle welt bezwinget /
Und dessen blumenfeld sein eigner fluß begiest.
Ein Meer wo Ebb' und Flutt dem Monden-lauffe gleichet;
Ein spiegel-glattes eiß / wo auch ein Riese fält;
Ein hafen / den vergnügt die Zuckerflott' erreichet;
Die Schule / die man nur vor junge Männer hält;
Der liebe musterplatz die mannschafft auszuüben;
Ein zwinger / welcher zu doch nicht verschlossen ist;
Die wahlstadt / wo auch wol ein Simson ist geblieben;
Das schützenhauß in dem ein jeder gerne schiest;
Ein Marck / wo regungen durch blicke zu erlangen;
Ein wechseltisch der uns vor Jungfern / Frauen zahlt;
Ein laden / wo noch nie gebrauchte wahren hangen;
Ein thal / in welches nie das licht der Sonnen strahlt;
Ein bergwerck welches gold und silber-adern heget;
(Die wünschelrutte schlägt offt allzu hefftig an )
Ein land / das unbesät auch keine früchte träget;
Ein abgrund / wo die welt die perlen fischen kan;
Der männer gröster schatz liegt offt in meinem fache /
Denn das behältnüß bin ich eigentlich dazu /
Drum hält die eifersucht bey mir so scharffe wache /
Damit demselbigen kein frembder eingriff thu.
Hier ist der bienenstock / wo aus der keuschen blume
Der lebens-honig wird zur rechten zeit gemacht;
Der himmel und die welt trägt den zum eigenthume
Wenn ich ihn an das licht / sein ziel davon gebracht.
Der liebe ruhestadt die liegt auff meinem grunde /
Ihr forst / in welchem sie die schönsten zobel jagt /
Die männer sind dabey die besten jäger-hunde /
Denn ihr verwegner geist ist immer unverzagt.
Wenn ich verschlossen bin / so geht die lust im leibe /
Offt werden gar darum die länder ruinirt /
Und spinnen trauerflor an statt der weissen seide /
Weil meine muschel nicht den thron mit perlen ziehrt.
So kan der wohlstand sich auff meine pfeiler gründen /
Wer führt nun einen ruhm der meinen lorbern gleicht?
Bey euch / ihr brüste wird man diesen schwerlich finden /
Die ohnmacht hat euch nicht vergebens so gebleicht.
Nur eines ärgert mich daß auch die kinder wissen
Was die erwachsenen in meinem garten thun /
Wie sie durch ihren thau mein blumenfeld begiessen /
Und mit der grösten lust auff diesem beete ruhn.
Ach könt' ich dieser brutt unnütze reden stillen!
Ein vorschlag fält mir bey: ich wil auf's ehst' einmal
Ihr ungewachsnes maul mit meinem wasser füllen /
Wer weiß? befrei' ich mich dadurch nicht dieser qual.
Doch meine blösse heist itzund mich stille schweigen /
Drumb hüll' ich wieder mich in meine decken ein /
Und wil nur noch mein thun dadurch gebilligt zeigen:
Wo blumen sollen blühn muß tau und regen seyn.
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Heinrich Mühlpfort
(1639-1681)
Ich bin vergnügt / und ruh in deiner
Schoß /
Hyelle Schatz und Sammelplatz der Freuden /
Die Liebe macht mich aller Sorgen loß.
Ich will bey dir in nichts als Rosen weiden /
Und sage stets / weil es der Himmel fügt /
Ich bin vergnügt.
_____
Eiserne Melinde.
Was ich jetzt empfinde /
Vor gehäuffte Quahl /
Das weiß Berg und Thal /
Deiner Schönheit Zier /
Wecket auf in mir /
Täglich neue Liebs-Begier.
Denck in jener Stunden /
Da ich dich gefunden /
In den Schlaff gesetzt /
Wie werd ich ergötzt /
Als einen süsser Kuß /
Mich mit Uberfluß /
Tränckte bey dem Ankunfftsgruß.
Wie ich deine Brüste /
Höchst vergnüglich küste /
Wie ich liebes Kind /
Ganz auf dich entzündt /
Aller Menschheit bloß /
Und von Sorgen loß /
Suchte deinen Anmuths-Schoß.
O! der guldnen Zeiten /
Die mich da erfreuten /
O! der trüben Noth /
Die mich itzt macht todt /
Da ich weiter nicht /
Darff dein Angesicht
Ehren durch der Küsse Pflicht.
_____
Benjamin Neukirch
(1665-1729)
Wer sich in stiller glut verbrennt /
Und menschen-liebe sünde nennt /
Muß auch das paradieß verdammen;
Denn Evens weisse marmel-haut
War kaum aus knochen auffgebaut /
So fühlte Adams herz schon süsse liebes-flammen.
Climene / drum bedencke dich /
Du kanst hier ohne dornen-stich
Die schönsten zucker-rosen brechen.
Ein mensch muß wie die ärzte seyn /
Und eher nicht von todtes-pein /
Als von der lebens-krafft der starcken öle sprechen.
Schau / meine seele schmelzt in mir /
Und alle glieder folgen dir /
Gleich wie die blumen ihrer sonnen;
Bist du mir nun mein sonnen-schein /
So laß mich deine blume seyn /
Biß meine wurzel grund in deinem
schooß gewonnen.
_____
Drauff ließ das kühne weib die feder-decke fliegen /
Und gab den geilen leib von allen ecken bloß /
Hier sprang das leichte schloß von ihren brüsten loß /
Dort sah ich noch was mehr in voller flamme liegen.
Das leichte marmel-spiel der apffel-runden ballen /
Der schnee-gebürgte bauch / der purpur-rothe mund /
Und was noch etwan sonst hier zu berühren stund /
War leider! allzu starck zu meiner unglücks-fallen.
Ich ärmster konte mir nicht länger widerstreben /
Ich warff mich in den schlam der sünden-vollen lust /
Ich druckte leib an leib / und wieder brust an brust /
Und wünschte nichts als so mein leben auffzugeben.
Mein leben / das allein an meiner liebsten augen /
Mein leben / das allein an ihrem herzen hieng /
Und das / wenn meiner brust der athem gleich entgieng /
Doch wieder konte safft aus ihren lippen saugen.
Ich lernte / wie sich fleisch und fleisch zusammen schickte /
Ich sanck vor matter pein in den gewölbten
schooß /
Biß meine beste krafft wie warme butter floß /
Und wie die seele gar aus meinen adern rückte.
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Martin Opitz (1597-1639)
Das Fieberliedlin
NEchst ale zugleiche lagen
Zwey lieb in fiebers schmertz /
Sprach er: ich bin zutragen
Für dich bereit / mein hertz
Für dich bin ich bereit zu leiden /
Vnd soll sich meine Seele scheiden.
Er lag in heisser flammen /
Die Sprache ließ schon nach /
Die Hitze kam zusammen /
Der Puls schlug sehr gemach;
Empfund doch mitten in dem leiden /
Weil er bey jhr wahr / lust vnd freuden.
Sie schlug die augen nieder /
Als er fiel in den todt /
Er wandte hin vnd wieder
Sein haupt in letzter noth /
Sein Hertz wurd matt / die adern sprungen /
Der Geist würd auß zufahrn gezwungen.
Sie sprach: mein lieb / mein leben /
Ich schwimme wegen dein /
Vnd ich / er sagt / muß geben
Für dich mein Seelelein.
So ist er in der
Schoß gestorben /
Die er so treulich hatt erworben.
_____
WAnn ich mit frieden
kan in deinen Armen liegen /
So hab' ich schon genung: mehr ehre wüntsch' ich nicht
Auff dieser weiten Welt/ als dir/ mein Trost vnd Liecht/
In deiner weissen
Schoß zu ruhen nach genügen.
Diß ist mein bester zweck: es mag ein andrer kriegen
Dem Mars im Hertzen steckt das aus jhm selber bricht /
Nach Helm' vnd Waffen greifft/ den kühnen Feind bespricht
Vnd wanckt nicht vmb ein Haar/ wil sterben oder siegen.
So wilde bin ich nicht: Dorinde/ wann du dich
Vmb meine Schuldern wirffst das ist ein krieg für mich;
Hiervon soll meinen Sinn kein Ruhm vnd Gut bewegen.
Das Glücke deiner Gunst hat bey mir grössern schein
Als etwan Cesar selbst vnd Alexander seyn/
Vnd diese gantze Welt zun Füssen können legen.
_____
Deß Gottes Himmel ist (ach wer jhn köndt' ererben!)
In seiner Freundin
Schoß vnd zarten Armen sterben:
Des Gottes Himmel ist nur allzeit können seyn
Vmb seiner Liebesten verklärten AugenSchein.
_____
18. Jh.
-
Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Naturrecht
Von Blum' und Frucht, so die Natur erschafft,
Darf ich zur Lust wie zum Bedürfnis pflücken,
Ich darf getrost nach allem Schönen blicken
Und atmen darf ich jeder Würze Kraft.
Ich darf die Traub', ich darf der Biene Saft,
Des Schafes Milch in meine Schale drücken.
Mir front der Stier; mir beut das Roß den Rücken;
Der Seidenwurm spinnt Atlas mir und Taft.
Es darf das Lied der holden Nachtigallen
Mich, hingestreckt auf Flaumen oder Moos,
Wohl in den Schlaf, wohl aus dem Schlafe hallen.
Was wehrt es denn mir Menchensatzung, bloß
Aus blödem Wahn, in Mollys
Wonneschoß,
Von Lieb' und Lust bezwungen, hinzufallen?
_____
-
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Immer halt ich die Liebste
begierig im Arme geschlossen,
Immer drängt sich mein Herz fest an den Busen ihr an,
Immer lehnet mein Haupt an ihren Knieen, ich blicke
Nach dem lieblichen Mund, ihr nach den Augen hinauf.
»Weichling!« schölte mich einer, »und so verbringst du die Tage ?«
Ach, ich verbringe sie schlimm! Höre nur, wie mir geschieht:
Leider wend ich den Rücken der einzigen Freude des Lebens;
Schon den zwanzigsten Tag schleppt mich der Wagen dahin.
Vetturine trotzen mir nun, es schmeichelt der Kämmrer,
Und der Bediente vom Platz sinnet auf Lügen und Trug.
Will ich ihnen entgehn, so faßt mich der Meister der Posten,
Postillone sind Herrn, dann die Dogane dazu!
»Ich verstehe dich nicht! du widesprichst dir! du schienest
Paradiesisch zu ruhn, ganz, wie Rinaldo, beglückt.«
Ach! ich verstehe mich wohl: es ist mein Körper auf Reisen,
Und es ruhet mein Geist stets der Geliebten im
Schoß.
_____
Gegenseitig
Wie sitzt mir das Liebchen?
Was freut sie so groß?
Den Fernen, sie wieg ihn,
Sie hat ihn im
Schoß;
Im zierlichen Käfig
Ein Vöglein sie hält,
Sie läßt es heraußer
So, wie's ihr gefällt.
Hats Picken dem Finger,
Den Lippen getan,
Es flieget und flattert,
Und wieder heran.
So eile zur Heimat,
Das ist nun der Brauch;
Und hast du das Mädchen,
So hat sie dich auch.
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19./20. Jh.
Elsa Asenijeff (1867-1941)
KÖNIGIN DER LIEBE
Mein wildes Blut hat nun geboten:
Die Nacht ist gross –
Hoch vor Gesetz und Sitte steht mein Thron
Zur Freude mir, den Menschen Hohn.
Komm her! Du Erdberauschter Sohn,
Dein Frühling ist mein
Schoss!
Sei namenlos –
Komm her! Die Nacht ist gross – – – – –
_____
DEMUT DER LIEBE
Und weil du gar so hoch und herrlich bist,
So heb mich empor zu deinem Kuss.
Ich möchte soviel
Und ich kann es nicht,
Weil ich Weib
Und schwach bleiben muss.
Doch wenn du es willst,
So werde ich gross,
Dann blüht dein Glanz
Aus meinem
Schoss.
Mein Leib soll nichts als die Wiege sein,
In der das Werden ruht.
Von dir sei all seine Herrlichkeit
Und dein stolzes, wildes Blut . .!
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Du, mein Glück
Meine Seele, eine Taube,
Lang verflogen und verirrt,
Regt nun zwischen lauter Blüten
Auf dem schönsten Frühlingsbaume
Ihre Flügel leis vor Glück.
Du mein Baum voll lauter Blüten!
Du mein Glück! Du meine Ruh!
Meiner Sehnsucht weiße Taube
Regt die Flügel, regt die Flügel
Dir im
Schoße. Süße! Süße!
Welch ein Wunder: Ich und du!
_____
Max Dauthendey (1867-1918)
Einst zerschlug mich die Einsamkeit
Einst zerschlug mich die Einsamkeit wie dumm Holz
Scheit um Scheit,
Unter deiner Hand wurden die Wunden ein Traum,
Im gesunden Baum singen mit jungem Flaum deine Vögel.
Dein Herz hat das Wort "Weh" sterben gemacht,
Du hast warme Ähren auf die Felder gestellt,
Du wirst süße Trauben bescheren
Und endlich den Schnee, der den Winter erhellt.
Das Jahr wächst freundlich aus deinem
Schoß,
Ich sehe staunend zu, wie reich du bist,
Und wie dein Reichtum nie ruht.
_____
Gern höre ich Vögel mit runden Kehlen
Von jeder Mauer den Winden sagen:
Ihr dürft nicht das Lachen nach seiner Dauer
Und Liebe nicht nach der Ewigkeit fragen.
Und Rosen, versunken in ihren Büschen,
Höre ich trunken und lautlos sagen:
Liebe ist eine zerbrechliche Krone,
Du mußt sie vorsichtig auf Händen tragen.
Verwundert seh' ich die zagenden Menschen
Noch Fragezeichen zum Nachthimmel tragen;
Ich leg' meinen Kopf in den
Schoß der Geliebten,
Und gelöst sind für Himmel und Erde die Fragen.
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Nie war die eine Liebesnacht in deinem
Schoß
der andern gleich
Nie war die eine Liebesnacht
In deinem
Schoß der andern gleich,
Dein Leib ist ein Septembermond
An immer neuen Früchten reich.
Die Brüste sind ein Traubenpaar,
Und drinnen pocht der junge Wein,
Die Augen sind ein Himmelstor
Und lassen meine Wünsche ein.
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Wenn deine Arme sich ausbreiten
Wenn deine Arme sich ausbreiten, leuchtet mein Blut
und schlägt Feuer.
Der Duft deines Haares trägt meinen Verstand fort.
Wär' ich dein Haar, warm an dir gewachsen,
Ich würde dir auf Brust und
Schoß fallen
Und immer bei dir liegen.
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Wenn wir lieben
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos,
Liegen bei den tiefsten Feuern,
Sehen dann von Ferne bloß,
Daß die Lebensstunden sich erneuern.
Werden wie die Gottheit groß,
Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten,
Wissend alles, was vorüberfloß
An den Quellen der Unendlichkeiten.
Wissend, liebend jed' Geschehen,
Mitgenießend alles, was die Welt genoß,
Sehend, ohne mit dem Aug' zu sehen,
Untergehend und bestehend
Schoß im
Schoß.
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Reinhold Eichacker
(1886-1931)
— Von Deines Busens Kelchen floß die Bläue
der Nacht durchleuchtet auf die weißen Hüften,
als Du Dich zärtlich zu mir niederbogst,
und während Du dem Wunsch als Herold flogst,
gabst Du, noch satt von roten Blumendüften,
die aufgeblühten Knospen Deiner Lippen
dem Dürstenden, gleich süßen, reifen Früchten,
die von den Sternen in die Nacht geregnet,
von Säften süß, doch reif von Todestrauer
und mit den Armen, die ein Gott gesegnet,
riß ich der Ewigkeit geheimste Schauer
in Deinen
Schoß,
und meine Sehnsucht, die von Ewigem glühte,
warf sich ins All und zeugte heißes Leben —
— da sah ich Dich in meinen Küssen beben,
und Deine Glieder sich zum Himmel weiten.
Dein weißer Leib, der mir entgegenblühte,
trug uns — ein Schwan der Lust — in jede Ferne,
und einte uns den tiefsten Seligkeiten,
— — in Deinen Augen spiegelten die Sterne. — — —
_____
Ich pries den Alabaster Deiner Füße,
und bettete sie tief in Rosenflor,
ich preßte meine Lippen auf die Säulen
der schlanken Schenkel — deines
Schoßes Tor
ließ mich die Wonnen aller Welten ahnen
und öffnete den Tempel aller Lust,
und aus dem Dunkel stieg Frau Venus nieder
wie ich in meinen Träumen sie gewußt:
"Du wecktest mich durch Deine trunknen Lieder;
der Schönheit Göttin, nicht ein Weib der Brunst
gabst Du der Welt als wahre Venus wieder —
so segne Venus Dich und Deine Kunst!"
— Ich fühlte meine Lippen selig bluten
vom Trank der Wonnen, die ihr Kuß entfacht,
— da sah ich Dich in meinen Armen gluten:
"Du schriebst dein Meisterwerk in dieser Nacht!"
_____
Mein Wunsch ward Sturm, mein Leib ward Schiff und Segel,
da wölbte sich Dein Mund zum Liebeskranz —
"Küß mich, Geliebter! Meine Lippen dürsten!" —
— und wilder Taumel ward der Sinne Tanz. - -
Ich sank aufs Lager Deiner roten Lippen
und trank Dein Leben mit erloschnem Blick.
Dein
Schoß hob sich mir lustgelöst entgegen — — —
da riß mein Wille mich zum Licht zurück.
Ich schloß geblendet mit der Hand die Augen,
mein Herz schlug laut — dann lachte ich befreit,
wie Kämpfer lachen, die dem Tod entronnen,
im Vollgefühl der Kraft und Seligkeit.
_____
Dein Haupt lag lebenswarm in meinem
Schoße,
um meine Lenden floß Dein volles Haar,
und Deine Küsse flammten mir im Fleische,
das nur noch Sklave Deines Fleisches war.
Ich riß Dich aufwärts, meine Hände jagten
um Deine Hüften, Deine pralle Brust,
und meine Lippen tranken Deines Blutes
verfleischte Süße in berauschter Lust.
Nach Deines
Schoßes weicher Wiege drängte
mein Körper sich in ungestümem Drang,
und meine Wünsche lohten in den Deinen —
doch riß mich seitwärts meines Willens Zwang. — —
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— Da stieg die Sonne leuchtend auf die Höhen,
im Fensterbogen stand des Tages Strahl,
und Deine Arme breiteten zum Himmel
sich mir entgegen in befreiter Qual.
Ich stürzte mich in Deiner Wunder Welle,
da warfst Du jauchzend Deinen Leib zurück,
und alle Wonnen, die versagt geblieben,
nahm unsere Lust in tausendfachem Glück.
Und Deine Seufzer dankten meiner Liebe,
mein Sein versank in Deines
Schoßes Schrein,
und Deine Küsse bluteten in meinen:
"Nimm mich! Nun bin ich ewig, ewig Dein!"
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Gisela Etzel (1880-1918)
O heilige Wollust, heilig du auf Erden!
Wer ganz in dir ist, der ist gottvollkommen,
Und übermütig wach sind seine Kräfte.
Sein Blick ist küssender Mund,
Sein küssender Mund erglühender
Schoß,
Sein Lächeln sagt von allen Zärtlichkeiten.
Sein Leib ist Glut und Glanz,
Und Glut und Glanz strömt aus von ihm,
Der mehr an Liebe trägt, als er behalten kann.
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Else Galen-Gube (1869-1922)
Jugendliebe
Du sollst mir den lodernden Sinnenbrand
mit deinen rasenden Küssen kühlen,
du sollst mit der schlanken, weißen Hand
in meinen wirren Locken wühlen.
Du sollst, wenn der Abend herniedersteigt,
lautlos wie damals zu Füßen mir liegen,
dein Antlitz in meinen
Schoß geneigt,
und selig dich wieder an mich schmiegen.
Du sollst vergessen, daß zwischen uns zwei
ein andrer getreten in mein Leben,
der mir vernichtete meinen Mai …
Ihn deckt die Erde – ihm sei vergeben.
_____
Walter Hasenclever
(1890-1940)
Den Jammer einer leeren Zeit
Streich mir aus meinem Haar,
Und etwas Güte und Frömmigkeit
Küsse mir in mein Haar,
Und etwas weiche, milde Nacht
Gib mir in Deinem
Schoß,
Dann regnet, was so traurig macht,
Leise von uns los.
_____
Die Frauen, die man liebt, gehören Vielen -
Und weil sie wechselnd ihre Güter reichen,
So reizt es, ihre Freuden zu vergleichen;
Sie aber trinken. Und wir wollen spielen.
Laß nie dich einer einzigen vermählen!
Sie haben einen Raum für tausend Seelen,
Der immer ihr Verlangen weckt und stillt,
Und jagen wie ein herrenloses Wild
An uns vorbei, da wir die Spur verfehlen.
Ich will von ihnen Vieles, Vieles lernen!
Und jede soll mir sein, was sie mir gibt,
So steig ich, ohne das Gefühl von Sternen,
In ihren
Schoß: wissend und verliebt.
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Karl Henckell (1864-1929)
Komm in den Wald, Marie!
Komm in den Wald, Marie!
Wir wandern durch die dunklen Föhren,
Du läßt dein helles Lachen hören.
Mir ist so traurig heut zumut,
Dein Lachen tut der Seele gut,
Wenn's munter schallt, Marie.
Setz dich ins Moos, Marie!
Des Lebens sonnigste Gestalt
Hält heut mich nebelfeucht umkrallt.
Gespenster streichen aus den Ecken,
Ich muß mich vor dem Spuk verstecken
In deinem
Schoß, Marie!
Mach mir ein Nest, Marie!
Mußt wie ein Kind mich an dich schmiegen
Und meine Geistersucht besiegen.
Wenn zwei sich halten treu umfaßt,
Hat Teufelsspuk den Ort verpaßt.
O halt mich fest, Marie!
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Das Letzte
Leg auf meine Stirn alle deine Lasten,
Breite auf mein Bett dein verstörtes Rasten.
Alle Müdigkeit, die dir andre brachten,
Laß in meinem
Schoß übernachten.
Glück sind noch für mich deine Schmerzensstunden,
Wenn sie ihren Weg in mein Haus gefunden.
Deine Tränen noch, die um andre fließen,
Können einen Himmel mir erschließen.
Ruh dich aus bei mir von des Daseins Hasten,
Leg auf meine Stirn alle deine Lasten.
_____
Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen ...
Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen,
Du allerlei Gelüst zur Abendzeit,
Laß dich in meinen
Schoß jetzt wieder fallen
Mit deiner leichten, zieren Zärtlichkeit!
Sei du der Falke mit dem Fliederzweige,
Der holde Nacht auf falbem Fittich bringt,
Und segle wieder königlich und steige
Zur Morgensonne hell und schönbeschwingt!
Sei du der Luftpiloten leises Schweben,
Sei du der Stein, der von der Schleuder springt,
Sei du geschürzter Lippen lindes Beben,
Sei du der Stern, der durch die Himmel singt!
Sei du das weiße, weiche Niederfallen
In Kleinsstadtnächten, wenn es ewig schneit!
Süßapfelspiel in meiner Hände Hallen,
Du allerlei Gelüst zur Abendzeit!
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Zweifelangst
Du: Verlorenheit an Flammenflüssen,
Blondes Blühen zwischen Taumelküssen -
Weiß ich denn, was deine Sehnsucht zittert,
Wenn mein Blut in deinem
Schoß gewittert?
Tanzt sie mit den braunen Bronzegöttern,
Spielt sie sich zu den gefeiten Spöttern,
Hat sie mich, wenn ich mein ganzes Leben
Dir verließ, nicht längst schon preisgegeben?
Bebt sie mit den Bäumen, grünt in Gräsern,
Bauscht die Töne den Posaunenbläsern,
Streichelt Bettler, singt Artisten sicher,
Zaubert Hütten hell und heimatlicher?
Breitet weichen Weg den Unbeschuhten,
Weckt wohltätig, die in Welksein ruhten - -
Weiß ich denn, wenn ich in dir gebettet
Bin, wohin sich deine Sehnsucht rettet?
_____
Schweigen mit dir: so sicher singt das Sehnen
von Seele sich zu Seele wunderbar -
ich weiß mein Haupt in deinem
Schoße lehnen
und deine Hände streicheln hold mein Haar!
_____
Salomo der Königin von Saba
Ich bette mich in dir: so werd ich reif.
Mein Phallus steigt als Stachel steil und steif.
Er sucht sein Nest: Du mußt ihn lind geleiten
und weich und warm ein Lager ihm bereiten.
Daß deine Hände auch mich lieben lernten
und meinen
Schoß mit ihrer Huld besternten!
Denn meine Hände lieben deine Scham,
und meine Lippen sind ihr Bräutigam.
Mein Phallus lechzt nach deiner Brüste weichem,
zerwühltem Pfühl und deinem Mund, dem bleichen.
Küß' Balsam mir aus meinen Männlichkeiten
und laß den Zweig an deine Zunge gleiten!
Dein Simsons Same, dein des Hengstes Schweif!
Ich bette mich in dir: so werd ich reif.
_____
Gebet um Bürgerlichkeit
Guter Gott, laß mich geborgen sein,
ohne Spott und ohne Sorgen sein,
guten Muts in schönen Stuben ruhn!
Gib mir Lampenschein und Bücherreihn
und Kamine und ein Gärtchen klein
und am Tage ein ersprießlich Tun!
Unrast, Abenteuer-Not und Neid,
Rache, Sehnsucht nach besterntem Kleid
laß wie Blendwerk, guter Gott, vergehn!
Vor den Augen der Geliebten sei
Zwist und Zweifel im Entstehn entzwei
und ihr Mund Im-Himmel-Wiedersehn!
Gib uns beiden, guter Gott, dies Glück:
daß bescheiden uns das letzte Stück
meines Weges sanft wird, kummerlos!
Und ihr Herz sei mir bis in den Tod
Heimat, Zärtlichkeit und Zebaoth!
Und mein Sterben leicht in ihrem
Schoß!
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Wilhelm Ritter von Hertz
(1835-1902)
In ihrem
Schooße
Dir im
Schooße ruhte mein Haupt, mit schmiegenden Armen
Decktest du Wangen und Haar schmeichlerisch kosend mir zu;
Ueber dir nickte in blauender Luft die rankende Rose,
Drüben am Berge sank eben die Sonne hinab.
Ihrem Strahle folgte dein Blick, zum träumenden Auge
Schaute vom athmenden
Schooß trunkenen Sinnes ich auf.
Wechselnd neigte die blendende Brust mit weicher Berührung
Meiner brennenden Stirn leise und kühlend sich zu.
Deines Nackens schmiegsame Beugung schimmert' im Lichte,
Und ob all der Pracht blühte das lächelnde Haupt.
Erd' und Himmel spiegelte mir dein seliges Auge,
Schwindelnd blickt' ich hinein, schwindelnd verlor sich der Blick.
Drüben am Baum durchspielte der Wind die hangende Laute,
Meinem Herzen gieng sehnendes Träumen vorbei.
Immer strahlender wurde dein Blick, und herrlicher hob sich
Aus dem dunkelnden Grund hell die verklärte Gestalt.
Keine Sterbliche lächelt so süß, so hielt nur auf Latmos
Cynthias keuscher Arm ihren Geliebten im
Schooß.
Bang erstöhnte mein Herz, als käme der silberne Wagen,
Welcher den göttlichen Leib leis in die Lüfte entführt.
Süß geängstigt umschlang ich dir da die schwellenden Hüften,
Und es bog sich dein Haupt lieblich erröthend herab.
Meine Augen decktest du mir mit schelmischen Hände,
Aber es sog sich dein Mund sanft an dem meinigen fest.
Armer Endymion! dir ward nur ein göttliches Traumbild,
Mein ist ein lebender Leib, blühend in Göttergestalt!
_____
Franz Hessel (1880-1941)
Ohne deine Gnade - du bist Erfüllung -
Ohne deine Gnade bin ich nur ein Spiel.
Auf verwaisten Wegen - Weil ich dich nicht weiß -
Auf verwaisten Wegen irr ich ohne Ziel.
Deines
Schoßes Hüllung - Viele Saat verfiel -
Deines
Schoßes Hüllung birgt allein das reine Reis -
Ohne deine Gnade - du bist Erfüllung -
Ohne deine Gnade bin ich nur ein Spiel.
_____
Klabund (Alfred Henschke)
(1890-1928)
LIEBESLIED
Dein Mund, der schön geschweifte,
Dein Lächeln, das mich streifte,
Dein Blick, der mich umarmte,
Dein
Schoß, der mich erwarmte,
Dein Arm, der mich umschlungen,
Dein Wort, das mich umsungen,
Dein Haar, darein ich tauchte,
Dein Atem, der mich hauchte,
Dein Herz, das wilde Fohlen,
Die Seele unverhohlen,
Die Füße, welche liefen,
Als meine Lippen riefen -:
Gehört wohl mir, ist alles meins,
Wüßt nicht, was mir das liebste wär,
Und gäb nicht Höll noch Himmel her:
Eines und alles, all und eins.
_____
O gieb
O gieb mir deine Hände,
Der Frühling brennt im Hag,
Verschwende dich, verschwende
Diesen Tag.
Ich liege dir im
Schoße
Und suche deinen Blick.
Er wirft gedämpft den Himmel,
Der Himmel dich zurück.
O glutend über Borden
Verrinnt ihr ohne Ruh:
Du bist Himmel geworden,
Der Himmel wurde du.
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Märchen
Am Heidehügel geht ein Singen,
Ein leises Singen her und hin,
Da wiegt in einer goldenen Wiege
Ihr Kind die Zwergenkönigin.
Ich denke an das alte Märchen,
Es liegt mein Kopf in deinem
Schoß,
Dein Mund singt mir ein Wiegenliedchen,
Und meine Augen werden groß.
Mein Herz, das ist so still und selig,
Ein goldener Traum darüber fliegt,
Es liegt in einer goldnen Wiege,
Die langsam hin und her sich wiegt.
_____
Du ruhst in meinem
Schoße ...
Die grünen Buchenblätter
Schatten so schwer und dicht,
Auf rotem Vorjahrslaube
Spielt blau das Sonnenlicht.
Du ruhst in meinem
Schoße,
Dein Atem geht so leis,
Es fiel aus deinen Händen
Der Strauß von Ehrenpreis.
Der Duft aus deinem Blondenhaar
Berauschend mich umweht,
Um meine seligen Lippen
Ein stilles Lächeln geht.
_____
Erich Mühsam (1878-1934)
Du, ich soll dich wiedersehn
und deine Hände mit Küssen netzen
und vor deinen Füßen mein Herz zerfetzen
und dir meine Sehnsucht gestehn.
Du, - ich will vor dir knien
und mein Haupt in deinem
Schoß vergraben, -
und du sollst mich wie einen Knaben
zu dir ans Antlitz ziehn.
Du - dann will ich zu dir weinen
und will dich Braut und Mutter nennen, -
bis uns die Nachtstunden trennen -
wo nur Sehnsüchte uns vereinen.
_____
Otto Roquette (1824-1896)
Mein Haupt laß ruhn auf deinem
Schooß,
Da ruht es sanft und weich.
Wie ist der Himmel weit und groß,
Wie ist die Erde reich!
Der schönste Stern in blauer Nacht,
Der schönste Stern bist du,
In deines Lichtes sanfter Pracht
O gönne mir die Ruh!
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Du standst in dich verhüllt gleich einem jungen
Frühlinge, der sich selbst noch nicht empfunden;
Ich kam und brachte deines Lenztums Kunden
Dir erst durch meiner Blicke Flammenzungen.
Aufwachtest du aus deinen Dämmerungen,
Und stehest jetzt, in freier Blüt' entbunden,
Siegatmend da. Was hab' ich Lohn gefunden,
Daß ich zuerst den Lenz dir angesungen?
Die Lerche darf ins Saatfeld, wo sie schwirrte,
Die Nachtigall ins Buschwerk, wo sie lockte,
Die Schwalbe, wo sie sang, ans Dach von Moose
Ihr Nest sich baun. O du, um die ich girrte,
Mir Dach und Busch und Saatfeld, o verstockte,
Wo soll ich nisten als in deinem
Schoße?
_____
Ich bin dein Baum: o Gärtner, dessen Treue
Mich hält in Liebespfleg' und süßer Zucht,
Komm, daß ich in den
Schoß
dir dankbar streue
Die reife dir allein gewachs'ne Frucht.
Ich bin dein Gärtner, o du Baum der Treue!
Auf andres Glück fühl' ich nicht Eifersucht:
Die holden Äste find' ich stets aufs neue
Geschmückt mit Frucht, wo ich gepflückt die Frucht.
_____
Ich will den Sonnstrahl mit der Hand zerbrechen,
Ich will den Lufthauch bei dem Fittich fangen,
Eh' dieser kalt dir rühren soll die Wangen,
Eh' jener heiß die Stirne dir soll stechen.
Die Vögel will ich zauberisch besprechen,
Daß sie dir singen nichts als dein Verlangen,
Die Büsche, daß sie, wo du kommst gegangen,
Zu dir von nichts als deiner Schönheit sprechen;
Die Bienen, daß sie dir auf deine Lippen
Den Honig tragen, Blumen an die Hände
Dir blühn, und Tauben brüten dir im
Schoße;
Ja, daß dir sei die Erde ohne Klippen,
Der Himmel ohne Wolken, ohne Ende
Der Lenz, und ohne Dornen jede Rose.
_____
Johann Gaudenz von
Salis-Seewis (1762-1834)
Ich saß im dunkeln Buchenhain
Bei ihr auf weichem Moos,
Im trüben blassen Mondenschein,
Gelehnt auf ihren
Schoß.
Ich spielte mit dem blauen Band
An ihrer weißen Brust;
Und bebte, bei dem Druck der Hand,
Im Schauer süßer Lust.
_____
René Schickele
(1883-1940)
Der Gläubige
Zu Tod und Verklärung lockt der Frauen
Schoß.
Das ist die Nacht, die auf unsern Augen ruht,
und das ihr Lächeln wirr und groß.
Der Glaube: noch einmal das Rätsel zu kennen,
um das jede von ihnen die Sehnsucht vermehrt.
Die Botschaft endlich, die unsern Stolz zerbricht:
Der du übermenschlich zu glühen begehrt,
sollst an ihrer Knöchel ungewissem Licht
dein Riesenherz verbrennen.
Und das ist gut.
_____
August Wilhelm von
Schlegel (1767-1845)
Leda von Michel Angelo
Der Vogel Zeus, der Träger mächt'ger Blitze,
Als ihn sein Fürst zum Raub auf Ida sandte,
Hielt er den Knaben, der sich zagend wandte,
Behutsam, daß ihn nicht die Klaue ritze.
Doch über Reiz und Anmuth rollt' in Hitze
Sein Auge hin; auch keinen Kuß entwandte
Der Schnabel, der nur blut'ge Thaten kannte:
So trug er rasch ihn zum olymp'schen Sitze.
Du aber, holder Schwan, du weißt die Gaben
Der Lieb' in hoher Schönheit
Schooß
zu pflücken,
Du willst nicht im Gesang, im Kuße sterben.
Nicht sterben, nein, nur lebend dich begraben
Im Wollusttaumel, und durch dieß Entzücken
Unsterblichkeit, wenn sie nicht dein, erwerben.
_____
Die furchtbare Nähe
Es zogen Heere, donnerten Geschütze
Fernab, die starke Veste zu bestürmen,
Daß sich ihr Strom mit Leichen mußte thürmen;
Die Sommernacht erhellten Kriegesblitze.
Da wußt', im engen Thal, auf schatt'gen Sitze,
Vor allen andern als der Freude Stürmen
Mich und die Liebste Liebe zu beschirmen,
Vereinigt wie die Reb' und ihre Stütze.
Dieß deutet frohe Zukunft unserm Bunde.
Wie sollt' er nicht, von freundlichen Gestirnen
Selbst im Gewitter angelacht, bestehen?
Doch donnert, uns auch, der Verheerung Stunde,
So laß uns, achtlos um der Götter Zürnen,
Im
Schooß
der Liebe selig untergehen.
_____
Herwarth Walden
(1878-1941)
Nun falt ich meine Hände Deinem
Schoße
Milliarden Augen glänzen auf der Erde
Milliarden Münder blicken halb geöffnet
Milliarden Leiber tasten ineinander
Die Sucht des Sehnens sucht mundab mundauf
Ich falt die Hände Deinem
Schoße
Verstoßen vom Leib der Erde
Verfangen im Weltgeheul
Befangen im Sternenschweifen
Traum bin ich meines Traums
Und falt ich meine Hände Deinem
Schoße
Alle Menschen ballen sich zusammen
Alle Menschen sinken zu einander
Ineinander
Dein
Schoß
ist die sehnende Erde
Ich aber kniee
Bete im Erdgeheul
_____
Willst Du mich verlassen
Lassen
Laß mich
Nimm mich
Nimm meine Hand auf Deinen
Schoß
Irr ich sinnlos sinnvoll zwischen Sinnen
Mein Herz ist ein frierendes Kind in der Dämmerung
Fällt es im Hunger über Wurzeln
Greift es verblindet in das Dunkel
Sucht es verblendet den
Schoß
der es aufnimmt
Nimm meine Hand des frierenden Herzknaben
Entwurzelt lieg ich neben der Erdmulde
Der Ruf versiegt
Mein Ruf versagt
Laß meine schweigende Hand auf Deinem schwingenden
Schoß
Dämmerung ist es
Nun schwindest auch Du mir ins Dunkel
Nun willst auch Du mich gelassen verlassen
Lassen
Nun schwebt meine Hand blind hart über Erde
Die Erde wacht
Die Hand verweht
Der Ruf verhallt
Geliebte
_____
Deine weiße Haut schimmert im Sterben meiner Augen
Morgenglanz meiner Abendsehnsucht
Ich aber springe über das Gewölk meiner Tage
Ich aber taumle im Geheul meiner Sinne
Deine weiße Haut leuchtet in meine Wirrnis
Wölben deine Schenkel sich in nehmender Abwehr
Blickt dein verschlossenes Auge in meine geöffneten Glieder
Dein Leib blüht im Sterben meiner Augen
Dein Leib atmet dem Stürmen meines Blutes
Gib mir den Kelch im Sterben meiner Augen
Blind laß mich in deinem
Schoße
weilen
Aus Nacht verstoßen in dir geborgen
_____
Paul Wertheimer
(1874-1937)
Fülle
Meine wilde Unrast lief
Irrend auf vielen Wegen,
Bis sie in deinem
Schoß
entschlief.
Meine Seele war knospender Drang,
Bis sie in deinem Segen
Reife ward und Fülle und Klang.
_____
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Andenken
Ob sie's bewahrt mag haben,
Das Röschen purpurrot,
Das ich am Sommerabend
Ihr schüchtern damals bot?
Ob ihr's ein Traum verkündet,
Der kosend sie umfing,
Wie ich so tief entzündet
Den Abend von ihr ging?
Daß ich viel mehr ihr schenkte
Als eine Blume bloß?
Daß all mein Herz ich senkte
In ihren duft'gen
Schoß?
Und daß ihr Bild mich ewig
Umschwebt bei Nacht und Tag,
Ob sie denn nur ein wenig
Von all dem ahnen mag?
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Küsse mich - küß mich lang und heiß,
Bis dies Herz, dies wild erregte,
Dies von Sorgen dumpf bewegte,
Wie von Lethes Fluten trunken
Tief in deinen
Schoß
gesunken,
Nichts von Qual und Sorgen weiß -
Küß mich lang - küß mich heiß!
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Bruno Wille (1860-1928)
Ruheschrein
Ein Bettlein ward mir zugedacht,
Wie's keine Mutter sanfter macht.
Ich bette mich in seine Ruh,
Wann ich den letzten Seufzer tu.
Und träume lächelnd: O was hab
Ich für ein wundersüßes Grab!
Von deiner Liebe eingewiegt
Und wie in Gottes
Schoß
geschmiegt!
Nun drücke noch / als weißen Stein /
Die Hand auf diesen Ruheschrein /
Die Hand aufs Herz dir selber, du!
Drin ich so treu geborgen ruh.
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