Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Stern
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Anonymer Barockdichter
An die
sternen
Ihr bürger stiller nacht / ihr kinder voller flammen /
Ihr brüder reiner glut / ihr leichtes himmels-heer /
Die ihr voll licht und glanz / von finsternis seyd leer /
Ihr
sterne / die ihr hier als freunde kommt zusammen /
Jetzt da die mattigkeit die glieder will durchkriechen /
Und da ein sanffter schlaff die sinnen überschlichen /
Was weist ihr doch umbsonst jetzt euer reines licht
Und lasset euer aug an goldnen fenstern sehen /
Ambrette wird gewiß euch eine nase drehen /
Verkricht euch wieder nur; ihr schaut sie heute nicht.
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Martin Opitz (1597-1639)
Jetzund kömpt die Nacht herbey /
Vieh vnd Menschen werden frey /
Die gewüntschte Ruh geht an;
Meine Sorge kömpt heran.
Schöne gläntzt der Mondenschein;
Vnd die güldnen
Sternelein;
Froh ist alles weit vnd breit /
Ich nur bin in Trawrigkeit.
Zweene mangeln vberall
An der schönen
Sternen Zahl;
Diese Sternen die ich meyn'
Ist der Liebsten Augenschein.
Nach dem Monden frag' ich nicht /
Tunckel ist der
Sternen Liecht;
Weil sich von mir weggewendt
Asteris / mein Firmament.
Wann sich aber neigt zu mir /
Dieser meiner Sonnen Ziehr /
Acht' ich es das beste seyn /
Das kein
Stern noch Monde schein.
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Die Augen der Asterie
Als Asteris bey Nacht den Himmel angesehen /
Hat sie der
Sternen zahl vermehrt durch jhren schein /
Vermagst das, mein Lieb, wie mag es dann geschehen /
Daß mein Gesicht vergeht von deinen äugelein?
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An die Augen seiner Jungfrawen
Fast aus dem
Holländischen
Leitsternen meines Haupts / vnd meiner jungen Zeit /
Die als Planeten sind gesetzet meinem Leben /
Ihr Augen / wann ich euch so freundlich sehe schweben
So bin ich als entzückt / vnd kenne gantz kein Leid:
Dann jhr beschliest in euch ein' hohe Liebligkeit /
Vnd lieblich' Hoheit; jhr / jhr könnt alleine geben
Genüge / rechte Lust: wornach wir Männer streben
Das habt jhr / O mein Liecht / vor allem weit vnd breit.
Natura selber liegt im Tunckeln fast begraben /
Vnd mangelt jhres Liechts / von wegen jhrer Gaben /
Die gantz versamlet sind in solcher engen statt;
Doch ist sie enge nicht / vnd kan sich weit ergiessen
Ja were groß genung fast alles einzuschliessen /
Weil sich mein' arme Seel' in jhr verirret hat.
_____
Die andern
Sternen
zwar seh' ich am Himmel schweben /
Allein an zweyen nur ist gleichwol mangel doch:
Du schöner
Morgenstern / weck' auff / weck' auff mein Leben;
An jhren äugelein da fehlt es jetzund noch.
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David Schirmer
(1623-1687)
An die
Sterne/ als Er nicht bey Marnien war
Ihr Kinder süsser Nacht/ ihr Feuer-vollen Brüder/
du kleines Heer der Luft/ du Himmels-Bürgerey/
die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey
erhebest deinen Tantz und deine schöne Glieder/
Wenn ietzt der faule Schlaff die müden Augenlieder
durch einen faulen Sieg den Sinnen leget bey/
damit kein wachen mehr an uns zuspüren sey.
Ihr Kinder süsser Nacht/ legt eure Fackeln nieder.
Was steht Ihr/ wie zuvor/ und lacht den Welt-Kreiß an?
Laufft durch das göldne Hauß/ verlast die Fenster-Scheiben.
Geht rückwärts/ wie ihr solt/ ich wil euch rückwärts treiben.
Geht rückwärts wieder hin die alte finstre Bahn.
Geht Kinder/ wie ihr solt/ flieht Liechter/ flieht von mir.
Mein Liecht/ mein Augen-Stern/ mein Liecht ist nicht alhier.
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An den Abend-Stern
Steh auf/ du Tag der Nacht/ steh auf mit deinen Flammen
Steh auf/ und komme bald/ ich sehne mich nach dir/
steh auf und seume nicht/ die Mutter scheint dir für/
und ruft das göldne Heer auf seiner Wacht zusammen.
Kom/ Ruhe-Freund/ komm an/ die liechten Silber-Ammen
beleuchten ihren Saal. Dianens blasse Zier
trägt schon den Schlaff-Trunck auf. Vergölde dein Logir/
O Hesperus/ und komm/ mein Hertzleid zuverdammen.
Der Sonnen Rad entsinckt. Die Wälder werden blau/
die Nacht läst Oeta stehn/ und streut den Abend-Thau
mit ihrer braunen Hand auf die beschmauchten Hütten.
Kom an/ O
Stern! du kömst. So bring ihr diese Post/
und sprich: Der Zephyrus hat deines Liebsten Kost/
der sol bey früher Zeit sie auf dein Lager schütten.
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An Sie/ Seinen
Morgenstern
Morgenstern der dunckeln Nacht/
Bistu nun einmal erwacht?
Hastu deinen Thau gegossen?
Laß nun deiner Augen Schein
Was verliebter ümb mich seyn/
Biß ich deiner Glut genossen.
Deine Straalen wärmen mich/
Das mein Liebes-Feuer sich
Zu der süssen Lohe findet.
Meine Brunst brent mich so sehr/
Weil Sie deiner
Sternen-Heer
So glückselig hat entzündet.
Keine Rosen mangeln dir.
Milch ist deiner Seele Zier/
Die so lieblich auf dich rinnet.
Deine Perlen sind so rein/
Als ein weisser Schnee kan sein/
Der den Liljen abgewinnet.
Was dein süsser Balsam spricht/
Wenn Er durch die Lippen bricht/
Das verwundet meine Seele.
Du bist aller Schönheit Zier/
Die ich in der Welt alhier
Unter allen Dingen zehle.
Wirf den Glantz auf deine Welt/
Der mir nur so wohl gefält.
Leuchte/ weil die Fackel stehet.
Dann so soll dein heller Schein/
Morgenstern/ die Sonne seyn.
Die mir gar nicht untergehet.
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Uber Sie/ an die
Sternen
Goeldne
Sterne/ schauet nicht
Auf das Licht/
Wenn der kühle Tag sich zeiget.
Lasset meine Sonne seyn/
Weil der Schein
Ihrer Tugend sich von euch nicht neiget.
Alles ist belobt ümb Sie.
Spat und früh
Blühen ihre reiffen Früchte.
Sie hat eine linde Brunst
Bey der Gunst/
Und ertödtet doch mit jhrem Lichte.
Schönheit ist zwar sonst ein Tand/
Der verwandt
Seine reichen Farben lindert.
Aber ihrer Wangen Pracht
Hat gemacht/
Daß sich aller Blumen Zierrath mindert.
Sie/ nur eintzig Sie allein/
Soll es seyn/
Der das gute Glücke leuchtet.
Wann der Donner blitzt und schlägt/
Wie er pflegt/
Wird Sie von dem Himmel angefeuchtet.
Wo die Tugend Liebe find/
Da ist Wind/
Sturm und Wetter schon vergangen.
Redlichkeit die hat Bestand.
Ohne Hand
Kan Sie alles in der Lieb erlangen.
Darümb/
Sterne/ schauet nicht
Auf das Licht/
Wann der kühle Tag sich zeiget.
Last Sie eure Sonne seyn/
Weil der Schein
Ihrer Tugend sich von euch nicht neiget.
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18. Jh.
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Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Sehnsucht der Liebe
Wer schildert sie des Herzens reine Wonne
Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne
In Dunkel hüllt, und mir der
Stern erscheinet,
Der uns vereinet.
Dann fliehen sie, die lang' ersehnten Stunden,
Bey dir dahin, als wären sie Sekunden,
Ich spähe nur in deinem süssen Blicke
Nach meinem Glücke.
Ja, ewig wird mein ganzes inn'res Leben,
Sey, wo du willst, zu dir, Geliebter! streben;
Und dieser Geist wird liebend dich begleiten
Durch Ewigkeiten.
Dann werd' ich dort, wo reine Liebe thronet,
Durch dich vielleicht auf einem
Stern belohnet,
Wo Liebende, die Geist und Herz verbinden,
Sich wieder finden.
Und mit verjüngter, Engel gleicher Liebe,
Empfinden wir die seligsten der Triebe;
Und trinken dort, im hohen Himmelssaale,
Die Nektarschale.
Allein dein Kuss wird süsser mich beleben,
Als Nektar, den die guten Götter geben:
Entküss' ich ihn nicht in der nächsten Stunde
Von deinem Munde?
_____
-
Louise Brachmann
(1777-1822)
An den
Abendstern
Du blickst so lächelnd auf mich nieder,
Du kleiner sanfter
Abendstern,
Als hörtest Du die leisen Lieder
Der ahnungsvollen Schwertmuth gern.
Wenn alles schläft, erweckt Dein Feuer
Der stillen Nacht, wie Melodie;
Der Sehnsucht Klagen, und ihr Schleier,
Verräth die heißen Thränen nie.
Dann strahlst Du holder Himmelsfunken
Mir Trost ins kranke Herz herab.
Und es ersteht mir wonnetrunken
Die Hoffnung aus der Zeiten Grab.
Oft schon wenn ich mit heißem Sehnen
Begrüßte meiner Liebe Bild,
Da blicktest Du in meine Thränen
Und machtest meinen Kummer mild.
Und wenn ich süßem Traum mich weihte,
Da folgte mir in dunkeln Hain
Von Deiner himmelblauen Weite
Wie Freundesblick Dein Silberschein.
_____
Liebesglück
Stille seelige Stunden,
Wo uns die Liebe beglückt!
Wo Dein Arm mich umwunden,
Hold mir Dein Auge geblickt.
Sterne glaubt ich zu sehen,
Ach, in dem reizenden Schein!
Strahlend von himmlischen Höhen
Licht in das Herz mir hinein.
Licht wohl, doch himmlisches Bangen
Auch mit dem Schimmer zugleich;
Sehnendes, tiefes Verlangen,
Schlummer, von Träumen so reich!
_____
-
Johann Wolfgang von
Goethe (1749-1832)
[An Charlotte v. Stein]
Gewiß, ich wäre schon so ferne, ferne,
So weit die Welt nur offen liegt, gegangen,
Bezwängen mich nicht übermächtge
Sterne,
Die mein Geschick an deines angehangen,
Daß ich in dir nun erst mich kennen lerne.
Mein Dichten, Trachten, Hoffen und Verlangen
Allein nach dir und deinem Wesen drängt,
Mein Leben nur an deinem Leben hängt.
_____
Ist es möglich!
Stern
der
Sterne,
Drück ich wieder dich ans Herz!
Ach, was ist die Nacht der Ferne
Für ein Abgrund, für ein Schmerz!
Ja, du bist es, meiner Freuden
Süßer, lieber Widerpart;
Eingedenk vergangner Leiden,
Schaudr ich vor der Gegenwart.
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[Aus einem Briefe an Charlotte v. Stein]
Um Mitternacht, wenn die
Menschen erst schlafen,
Dann scheinet uns der Mond,
Dann leuchtet uns der
Stern;
Wir wandlen und singen
Und tanzen erst gern.
Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen,
Auf Wiesen, an den Erlen
Wir suchen unsern Raum
Und wandlen und singen
Und tanzen einen Traum.
_____
-
Agnes Gräfin zu Stolberg
(1761-1788)
Sie an Ihn. Auf einer Herbstreise
Der Abend sinkt,
Kein
Sternlein blinkt,
Am Himmel winkt
Der Mond uns nicht
Mit mildem Licht.
Die Nacht ist kalt;
Der Hohlweg schallt;
Es saust der Wald,
Es rauscht der Bach
Mir Schauer nach.
Ich schließe mich
Gar ängstiglich,
Mein Freund an dich;
O küsse du
Ins Herz mir Ruh'!
So wall' ich gern,
Von allen fern,
Auch ohne
Stern:
Wenn nur bei Nacht
Die Liebe wacht.
_____
19./20. Jh.
Alexis Adolphi (1815-1874)
Der Fischer
"O, gieb mir doch ein Räthsel auf!"
So bat mich jüngst ein Mädchen.
Ich wartete gerade d'rauf,
Und spann ihr dieses Fädchen:
"Es stand ein
Stern in ferner Höh',
Und glänzte freundlich Allen;
Der ist in einen blauen See
Einmal hinabgefallen.
Am feuchten Ort gefiel's ihm gut,
Sich trennen konnt' er nimmer;
Und lieblich strahlt aus blauer Fluth
Des
Sternleins holder Schimmer.
Da kam ein Fischer jung und fein
Zum Strande hingesprungen,
Dem ist des
Sternes Wunderschein
Gar tief in's Herz gedrungen.
Und schnell warf er die Angel aus:
Dich
Sternlein muß ich fangen!
Doch ach, er zog sie leer heraus,
Das
Sternlein blieb nicht hangen.
So saß er denn bei Tag und Nacht,
Quält' sich manch' liebe Stunde,
Und zum Verzweifeln ruhig lacht
Das Bild auf blauem Grunde.
Und wie nun Mond auf Mond entflieht,
Das
Sternlein nicht gefangen,
Ward er des Angelns endlich müd',
Und - ist nach Haus gegangen. -"
Ich schwieg; - das Mädchen sah mich an,
Und sprach mit losem Lachen:
"Du wirst es doch, mein junger Mann,
Nicht wie der Fischer machen?
Denn wer aus blauem Augensee
Der Liebe
Stern will bringen,
Der nicht so schnell nach Hause geh'
Vielleicht - wird's doch gelingen!"
Ich hatt' den Hut schon in der Hand,
Wollt' eben leis entwischen;
Ach Gott! nun blieb' ich wie gebannt,
Und - muß noch immer fischen!
_____
Johanna Ambrosius
(1854-1939)
Du
Ach säh'st du mich nur einmal an
Mit deinen
Zaubersternen,
Wie wollt ich freud'gen Mutes dann
Das Leben tragen lernen.
Für einen Kuß von deinem Mund
Könnt' ich das Meer bewegen,
Die schönsten Perlen aus dem Grund
Zu deinen Füßen legen.
Und könnt' mit meinen Liedern all'
Ich deine Lieb' erringen,
Ich würde wie die Nachtigall
Mich gleich zu Tode singen.
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Stine Andresen
(1849-1927)
Mein Stern
Du bist mein
Stern! Und willst du's gleich nicht wissen,
Du leihst doch unbewußt mir deinen Strahl,
Gleich wie des Himmels
Sterne leuchten müssen
Den armen Sterblichen im Erdenthal.
Einst trieb das Schicksal dich in meine Nähe,
Und stolz und strahlend zogst vorüber du.
That auch dein Stolz mir tief im Herzen wehe,
Du sandtest doch dein segnend Licht mir zu.
Und werden nie sich unsere Wege einen,
Und bleibst du mir auch ewig, ewig fern,
Stets wird dein Licht in meine Seele scheinen
Voll heil'gen Glanzes, denn du bist mein
Stern.
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Theodor Apel (1811-1867)
Die
Sterne leuchten durch die Nacht
Die
Sterne leuchten durch die Nacht
In weiten, stillen Raum,
Nur mich, der ich an Dich gedacht,
Beglückt kein sanfter Traum.
Du liegst wol jetzt in tiefer Ruh,
In süßem Traum versenkt,
Und freundlich schwebt deß Bild Dir zu
Dem Du Dein Herz geschenkt.
Auch ich, der ich Dir ferne bin,
War einst Dir werth und lieb,
Und Deine Liebe schwand dahin,
Wie treu ich Dir auch blieb.
Doch treu bin ich Dir noch vereint
Zu meiner eig'nen Qual,
Und wenn Dein liebes Bild erscheint,
Grüß' ich es tausendmal!
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Wilhelm Arent (1864-?)
Strahlen wie
Sterne duftig-klar
Mir deine Augen, die tiefblauen,
Zieht mich ein Sehnen wunderbar
Nach selig-fernen Himmelsauen.
Die echte Liebe treu und wahr,
Wähn' ich auf sonnigem Grund zu schauen,
Als kennt' ich dich schon viele Jahr,
Möcht' ich die Seele dir vertrauen.
Reich' mir zum Kuß die Lippen dar,
O runzle nicht die zarten Brauen,
Umduftet süß von deinem Haar,
Laß Frieden auf mich niederthauen.
Ich bin so glück- und trostesbaar ...
Du maienschönste aller Frauen,
O sei dem flügellahmen Aar
Die Sonne in der Nebel Grauen.
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Elsa Asenijeff
(1867-1941)
HEIMLICHER JUBEL
Süsser, – Einziger, – Grosser, – Schöner!
Mein Herz bricht vor Glück, wenn ich dich denke!
O gib – o schenke,
Ein leises Grüssen der Fernen!
Herrlicher, Süsser, Schöner.
Der du Grosses erstrebst!
Ich jauchz es bis zu den
Sternen:
Wie schön ist die Welt, weil du lebst!
_____
DER
LEITSTERN
Wenn alle Türen geschlossen sind
Alle Fenster ohne Licht und blind,
Die schweren Geheimnisse der Menschen
Nachtversunken sind.
Dann komm ich ganz als zages Kind
Nur von dem heiligen
Stern
Der auf dein Haus hiniederblinkt
Geleitet
Wessen Gebet und wirre Glut im Sinn
Königin und Bettlerin
Und will
Die Augen glanzgeweitet,
Meine Angst, all mein Erhoffen sammeln
Und leise, leise dir ins Ohr
Die glühend-bange Bitte stammeln: –!
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Rosa Maria Assing
(1783-1840)
Wunsch
"Die
Sterne, die begehrt man nicht,
Man freut sich ihrer Pracht."
Der Dichter sagt's, und manchesmal
Hab' ich's ihm nachgedacht.
Am reichen Himmel dieser Welt
Sah ich manch strahlend Licht
Umleuchten mich in hehrer Pracht,
Doch ich begehrt' es nicht.
Doch seit du, meiner Liebe
Stern,
Mit deinem lichten Schein
In's trübe Leben mir gestrahlt,
Seufz' ich: ach wärst du mein!
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Hugo Ball (1886-1927)
Ewige Liebe
O wüsste ich nicht, dass die
Sterne verbluten,
O wär es nicht wahr, dass die Sonne lischt,
O dürft ich Dich lieben mit flammenden Gluten,
Ach, und sie stürben, sie stürben nicht!
O könntest Du bleiben, o könntest Du weilen,
O liessest Du niemals mich, nie allein,
O dürfte ich ewigen Traum mit Dir teilen,
O dürftest Du ewig mein eigen sein!
_____
Du bist mein Engel -
Du bist mein Engel,
Du bist mein Blut.
Mein Leben bist Du,
Du bist mein Flammen,
Bist meiner Seele Glut.
Du bist mein Glück, mein Elend,
Mein Jubel Du, mein Leid.
Du kniest an meinem Lager,
Du weckest meine Schläfe,
Gehst stumm an meiner Seit.
Du bist mein
Stern, mein Heimweh,
Du bist dereinst mein Traum,
Wenn mich das Grab umnachtet,
Wenn meinen Sarg umklammert
Die Liebe Dein und ein Totenbaum. -
_____
Im Garten
Gehn wir morgens durch den Garten
Wandeln wir durch lauter Licht.
Reifer Früchte weiche Schatten
Malen sich auf dein Gesicht.
Wipfel neigen grün die Zweige
Tief in den erfüllten Grund
Wanderselig, wundertrunken
Uebt ein Vogel seinen Mund.
Sieh, es hat die schöne Sonne
Sich in deinem Haar verfangen.
Deiner Augen blaue
Sterne
Sind schon in mein Lied gegangen.
_____
Deiner Augen
Sterne saugen
Meine Seele ein.
Und so tränkest du mich trunken
Und verschenkest dich versunken,
Und so bin ich dein ...
_____
Frida Bettingen
(1865-1924)
Deine Liebe ist die fromme Legende meiner Seele
Ein
Stern stand über dem Walde.
Ein einziger, großer, wundervoller
Stern.
Die Waldnymphe staunt:
Wie schön bist Du!
Dein Gang ist lauter.
Deine silbernen Strahlen
sammelt mein Herz.
"Liebliche" sagt der
Stern.
Meine Bäume bröckeln auf
zu süß duftender Rinde.
Alle beugen sich ein in Deinen Glanz.
Meine Bäume schlafen nicht.
Aus ihren geheimnisvollen Seelen tropft Blut.
Schweres, süßes, goldenes Blut.
"Liebliche" sagt der
Stern.
Ich stehe auf der zaubersamen Regenbogenbrücke.
Meine Augen sind Glanz.
Du wohnst ferne von mir.
Um die Tore der Wolken
wo Du wohnst
flattern die Lieder
meiner Heimat.
"Liebliche" sagt der
Stern.
Deine Liebe ist die fromme Legende meiner Seele.
_____
Priesterin ewig unnennbarer Liebe
Ich bin durch ein zartes Herz hindurchgeglitten
in das erhabene Herz der Erde.
Ich bin aller Dinge Wesen, Wanderschaft,
Abendziel, Geburt und Sterbegebärde.
Ich bin Sättigung aller Meere, und Durst.
Oh, meine Freunde, dürstet!
Heiliger Durst beseelt …
Ich bin mit Acker und Menschengebeten
und dem All-Odem der heiligen
Sterne
vermählt:
Priesterin ewig unnennbarer Liebe.
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Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Oh du, du, du!
Und über dich hin warf mich die Wut der Liebe.
Und unsre Lippen lasteten aufeinander,
Wie alle schmerzlichen,
sehnsuchtschmachtenden Sünden zweier
Sterne,
Die sich im wirbelnden Weltall treffen
Und klagegellend sich umklammern.
Oh du, du, du!
_____
In einer dunklen Nacht
Wenn dieser Körper einst zerfallen ist,
Seele, du meine Seele,
Träumst du dir einen andern Leib?
Lebst du auf einem andern
Stern?
Treibst du aus deinem Drange, der die Schönheit will,
Blumen, Bäume?
Oh meine Seele, wenn du nicht vergehst,
Dann bleib bei ihr, die mir das Leben lieber macht
Als alle Schönheit.
Umblühe sie,
Umhüte sie,
Laß alle
Sterne, alle Seligkeit
Und bleibe bei ihr.
Und wenn auch sie dann, wachgeküßt vom Tod,
Sich selbst in ihrer tiefsten Reinheit lebt,
Dann geh in sie und gieb dich selber hin,
Sei eins mit ihr.
Das ist die Seligkeit, die ich dir hoffe,
Meine Seele.
_____
Rudolf G. Binding
(1867-1938)
Gegen den Schlag deines Herzens,
was ist mir der
Sterne unendliche Laufkraft?
arme zum Himmel erhobene Götter
wandeln sie in gezwungenen Bahnen,
Gefesselte untereinander,
schweigend zu dulden
das Leid ihrer Ewigkeit.
Mir aber ward
die Lust des Vergehens.
Und durch die Welten der Dinge
trägt mich dein Herz.
_____
Liebe
Nun stehn die Hirsche still auf dunklen Schneisen,
die Löwen stehen still im Felsentor;
nun schweigen Nachtigallen ihrer Weisen
und
Sterne,
Sterne hören auf zu kreisen
und aus den Sonnen tritt kein Tag hervor.
In gleiche Nacht sind wir nun eingetaucht,
in gleichen Tag und wieder Tag und Nacht,
ein gleiches Sterben hat uns angehaucht,
zwei Leben sind im Augenblick verraucht
und gleiches Wissen hat uns stumm gemacht.
Es ist als ob die Welt sanft von uns wich -.
Die Löwen stehen still im Felsentor
und
Sterne,
Sterne - Mond und
Stern verblich
und alles starb, als du und ich
und ich und du sich Herz in Herz verlor.
_____
Astronomisches Gespräch
Sieh den Mond mit schlanken Sichelarmen
glühend zucken nach dem schönsten
Sterne.
Süße Ferne,
wo Gestirne liebend sich umarmen!
"Meinst du gar sie werden sich erreichen?
Wird der junge Mond den
Stern umfangen?
Hold Verlangen,
fern von dir zu stehn, dem
Stern zu gleichen!"
Menschenaugen werden's nicht erspähen.
Doch im Licht des Tages scheu verborgen
mag der Morgen
der uns trennt sie bei einander sehen.
Und wenn Tag mit flammenden Alarmen
auf mich scheucht vom Lager der Geliebten
liegen wohl im Ungetrübten
Mond und
Stern sich liebend in den Armen.
"Freund, so laß mich lieber dich umschlingen.
Gib den Tag als Mantel den Gestirnen.
Von den Firnen
schwand das Licht um uns die Nacht zu bringen."
_____
Gleichung
Soll ich dann nicht mehr sein
wenn ich dir fern bin?
wirst du dann Erde sein
wenn ich ein
Stern bin?
Folgst du mir nicht mehr
wenn ich entschwunden?
wenn ich entfesselt schon
bist du gebunden? -
Leben und Tod ist nur
gleiches Berauschen.
Sterne und Erde sind
nicht mehr zu tauschen.
Sterb ich dir heute nicht
sterb ich dir morgen:
Schwebend im Gleich des All
sind wir geborgen.
_____
Ihr Haar strähnt der Regen
ihr Haar wellt das Meer.
Es ziehen Wogenkämme
die Scheitel um sie her.
Ihre Haut färbt die Sonne
ihre Haut salbt die Nacht.
Die Tage gehn dienend
und sind ihr vermacht.
Sternbilder umschwingen die Hüften.
Orion gürtet sie.
Die königlichen Tauben
umgurren ihre Knie.
Traumlöwen gehn zu paar
in ihre Hand geschmiegt.
Der Grund erbebt in Schauern
von ihrem Schritt gewiegt.
Die Wimpern werfen Schatten
wie Leuchttürme Licht
und Nord und Süd ermatten
vor ihrem Gesicht.
Es badet sie das Blaue
des Raumes über ihr
und ihre Herrschaft jauchzt
in ihrer Liebe mir.
_____
Ernst Blass (1890-1939)
Der schöne Sommer schwärmt schon gar nicht fern.
Die Grillen zirpen, und ein edler
Stern
Küßt mich in sanfter Treue auf die Stirn ...
Wir werden uns im nahen Wald verirrn,
Um den Hals uns zu fallen und um Augen und Munde,
Und Eichhörnchen sein und selige Hunde.
_____
Friedrich von Bodenstedt
(1819-1892)
Deine Liebe ist mein Himmel,
Den ich schon auf Erden gewann!
Es hängen sich meine Lieder
Als goldene
Sterne daran -
Als goldene, leuchtende
Sterne,
Noch heller, als die drüben:
O, möge nimmermehr
Sich dieser Himmel trüben!
_____
Adolf Böttger (1815-1870)
Du ruhest unter dem Lindenbaum
Du ruhest unter dem Lindenbaum,
Der steht in goldner Blüte,
Und Engel wandeln durch den Raum
Und durch Dein fromm Gemüthe.
Du träumest unter dem Lindenbaum,
Der haucht süßduftigen Segen,
Und streut in Deinen lichten Traum
Den blühenden
Sternenregen.
Am Busen liegt Dir, der Liebe
Stern,
Ein Röslein mit hellen Tröpfchen,
Wie an Maria's Brust des Herrn
Frommblickendes Engelsköpfchen.
Und droben über dem Lindenbaum
Aus klarem Himmelslichte
Webt eine Lerch' in Deinen Traum
Unsterbliche Gedichte!
_____
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Ich glaube, daß die Seele Raum und Zeit dereinst besingen wird,
Daß nur der Leib dem Tode, nicht die Seele auch erliegen wird:
Daß sie befreit von Erdenstaub, befreit von dieses Körperslast,
Durch ungemess'ne Räume einst auf Engelsschwingen fliegen wird;
Daß sie vergessend jeden Klang, der herb auf Erden sie durchschnitt,
Ein Wohllaut in der Harmonie der
Sternenwelt sich wiegen wird.
Ich hoffe, daß mein Geist dereinst mit der Geliebten Geist vereint
Ein
Doppelstern am Firmament, an Gottes Brust sich schmiegen wird!
_____
Schweigend sitz ich Dir zu Füßen, seit die Sonn' im Westen schied,
Und ich sinne Dir zum Preise auf ein wundervolles Lied.
Stolz in dieses Liedes Teppich webe ich der
Sterne Pracht,
Flechte ich des Sprossers Seele, welche bebt im weichen Ried.
Deine Blumen werden plaudern, was am meisten Dich entzückt,
Daß es dann, wie Perlenschnüre Dein Gelock mein Lied durchzieht.
Flöten werden dazu klagen, singend tanzt dazu der Quell,
Und Du lauschest d'rauf, mein Abgott, bis die Nacht gen Westen flieht;
Schmolz es dann dahin in Seufzern, - o versage länger nicht,
Was kein Wort zwar noch genannt hat, aber jedes Wort verrieth!
_____
In Deiner Brust
Als Friedenstaube schmückst Du meine Barke,
Du reichst den Oelzweig mir, daß ich erstarke,
Schneeweiße Taube, die mein Gott gesandt.
In Deinem Blick gewahr' ich einen Strahl
Von jenem
Stern, der durch das Jordanthal
Die Weisen führte aus dem Morgenland.
Nie liegt Dein Bild mit anderm Bild im Streite,
Mit Herzblut stehest Du auf jeder Seite
Im Buche meines Lebens eingeschrieben.
In Deiner Brust mach ich ein Grab bereit,
D'rein senk' auf ewig ich die Fähigkeit,
Je etwas Anderes als Dich zu lieben.
_____
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Gruß
Wandelst du durch Blumenräume,
Schaust die Flur im jungen Grün,
Sieh' verwandelt meine Träume
In den Rosen dich umblühn.
Wenn dich sanfte Lüfte grüßen,
Halm und Blatt sich leise regt,
Gräschen spielen dir zu Füßen:
Denk', mein Seufzen hat's bewegt.
Und wenn Wolken sich ergießen
In des Regens Hoffnungskuß:
Denke, daß sich Wimpern schließen,
Daß mein Auge weinen muß.
Hat der Tag in goldner Ferne
Sich verklärt im Abendlicht:
Denk', das sind der Liebe
Sterne,
Leuchten mir vom Angesicht.
_____
Luise Büchner (1821-1877)
Stille Frage
Es quillt des
Abendsterns
Geheimnißvoller Schein,
So nah' und auch so fern,
Mir in das Herz hinein.
Drin glüht ein and'res Licht,
So nah' und auch so fern,
Das Herz umschließt es dicht -
Doch weit ist's wie der
Stern.
Du gold'ner Liebesstrahl,
Geh', frage deinen
Stern,
Bleibt er zu deiner Qual,
Dir ewig, ewig fern?
_____
Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
Er, der Herrlichste von allen,
Wie so milde, wie so gut!
Holde Lippen, klares Auge,
Heller Sinn und fester Mut.
So wie dort in blauer Tiefe,
Hell und herrlich, jener
Stern,
Also er an meinem Himmel,
Hell und herrlich, hoch und fern.
Wandle, wandle deine Bahnen;
Nur betrachten deinen Schein,
Nur in Demut ihn betrachten,
Selig nur und traurig sein!
Höre nicht mein stilles Beten,
Deinem Glücke nur geweiht;
Darfst mich niedre Magd nicht kennen,
Hoher
Stern der Herrlichkeit!
Nur die Würdigste von allen
Soll beglücken deine Wahl,
Und ich will die Hohe segnen,
Segnen viele tausendmal.
Will mich freuen dann und weinen,
Selig, selig bin ich dann;
Sollte mir das Herz auch brechen,
Brich, o Herz, was liegt daran!
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Da ruhst Du, friedlich Abendgold,
Auf Berg und Thal so still und hold,
Und lächelst in die wunde Brust
Der Gottesliebe Himmelslust,
Und dämmernd, duftig, zart und fern,
Erblüht dem Busen Dein ein
Stern.
Was sagst Du mir, Du Abendschein,
So wonniglich, so klar und rein?
Du sagst: Schon ist die Sonne fern,
Doch grüßt von ihrem Licht ein
Stern,
Der Stern der
Liebe, still erblüht,
Von Einer Sonne stets durchglüht.
Die Eine Sonne, hell und warm,
Ist doch ein Bild nur, kalt und arm,
Der Sonne, die, der Sonnen Quell,
Sie alle macht warm, süß und hell,
Des Lichts, das jede Nacht besiegt,
Der Liebe, der der Tod erliegt.
O wäre doch mein Herz ein
Stern,
Stets nur erfüllt vom Licht des Herrn,
Bei Sonnenpracht, bei Winternacht,
Des süßen Glanzes nur bedacht,
Still wandelnd reinen Segens Pfad,
Und streuend reinen Lichtes Saat!
_____
Abend-Dämmerung
Glöckchen im Thale, Rieseln im Bach,
Säuseln in Lüften, schmelzendes Ach,
Sterne in Wipfeln, äugelnd durchs Laub,
Ach! und die Seele der Sehnsucht Raub!
Weilst Du so ferne? Bangst wohl nach mir?
Bringen die
Sterne Grüße von Dir?
Alle so golden, seelig und licht -
Ach! es sind deine Blicke doch nicht!
_____
Ich bin so reich in Deinem Angedenken,
Daß ich mich nimmer kann ganz einsam nennen,
Nur wenn ich mich kann ganz hinein versenken,
Dann gibt's für mich kein banges Herzenstrennen;
Will mir die Welt die eitlen Freuden schenken,
Ich fliehe sie, und mag sie nimmer kennen,
Welt, Seele, Herz und Himmel sind vereint,
Wo mir Dein Bild, ein süßer
Stern, erscheint.
_____
An Seraphina
Nur in der stillen Wehmuth sanfter Feier
Strahlt hell mein Auge, wird die Seele freier.
O, wundersames Licht von
Sternenhöhen,
Dich denken, ist so hold fast, als Dich sehen.
Nicht faßt mein Herz so reicher Wonnen Fülle,
Die Seele sehnt sich aus der Erdenhülle
Empor, empor zum wahren Heimathlande -
So sprengt die Rose dunkler Knospen Bande.
Nie hab' ich so mein geistig Seyn empfunden,
Als Aug' in Aug mit Dir in Weihestunden.
Nie tönten mir so süß des Wohllauts Wogen,
Wie Worte, die von Deinen Lippen flogen.
Du zauberst durch die Huld der Liebegüte
Den ganzen Lenz in Eine Erdenblüthe.
Du einigst durch die Macht der Liebewahrheit
In Einen Lichtblick aller
Sterne Klarheit.
Wann Frühling, Wohllaut,
Sterne Dir sich neigen,
Wie soll ein Herz von seiner Liebe schweigen?
_____
Der
Stern an der Ruine
Wie bist du lieb, wie blickst du licht,
Willst mir das Herz erfreun?
Wie Freundes Blick und Angesicht
So lieblich ist dein Schein!
Du strahlst wie ferne ferne Zeit,
Die noch mein Herz macht schwer -
Wird mir bei dir so lieb und leid,
Welche Kunde bringst du her?
Vergangnes war ein schönes Licht
Da sank es hin ins Meer -
Fahr wohl, fahr wohl, wanns Herz mir bricht
Kommts wieder zu mir her!
_____
Die Liebe
Wie heißt der Quell, an dem man trinkt
Und wird doch nimmer satt,
Der Wonne stets der Lippe winkt,
In Lindrung Glut noch hat?
Der Quell heißt Liebe, Lieb' allein
Wie trüg er sonst so lichten Schein?
Wie heißt der
Stern, der niemals weicht,
Ob Wolken um ihn stehn,
Der
Stern, dem keine Sonne gleicht,
Der nie wird untergehn?
Denn stürzte gleich die Schöpfung ein!
Die Liebe bleibet stehn allein!
Wie heißt das Wort, das eine Wort,
Das Alle in sich faßt?
Der Menschenahndung ferner Port
Des Herzens seel'ger Gast?
Die Liebe ist's, das eine Wort,
Trägt dich durch alle Himmel fort!
Wie heißt der Schmerz, dem Keiner gleicht
Schmerz über allen Schmerz,
Deß' Wonne durch die Himmel reicht,
Der füllt und hebt das Herz?
Heißt Liebe, wem ihr Leid bewußt,
Der hat erschöpft des Lebens Lust!
_____
Ada Christen (1839-1901)
Wie unglücklich hast du mich gemacht!
Und doch, ich kann dich nicht lassen;
Ich liebe dich stets mehr und mehr -
Und sollte dich endlos hassen.
Mein letzter
Stern ging unter,
Als du dich von mir gewandt:
Da bin ich mit vollem Herzen
In's leere Leben gerannt.
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Du meiner Seele schönster Traum
Du meiner Seele schönster Traum!
Du meiner schönsten Träume Seele!
Du Herz, dem ich mein Heil befehle!
Du Heil, wie ich es ahnte kaum!
Du meines Lebens schönstes Lied!
Du schönes Leben meiner Lieder!
Aus Lied und Leben klingen wieder,
Was deine Liebe mir beschied.
Du meines Lenzes Blüt' und Duft!
Du Lenz, dem reich mein Herz erblühet!
Du
Stern, der mir am Himmel glühet,
Mein Himmel du voll Glanz und Luft!
O laß um deine Stirne gern
Der Liebe Glorie mich weben,
Mein Himmel du, mein Lenz, mein Leben!
Mein Heil, o du mein Lied, mein
Stern!
_____
Deinem
Sterne einen Gruß
Deinem
Sterne einen Gruß
Der so golden und blank,
Deinem Engel ein Lob!
Deinem Glück einen Dank!
Deinem Los ein Gebet!
Deinem Leben ein Heil!
Deinem Herzen die Lieb!
Und der Himmel dein Teil!
_____
Tempel der Liebe, du wonnige Braut
Tempel der Liebe, du wonnige Braut!
Tempel der Liebe von Gott gebaut!
Ewige Leuchten an heiliger Stell',
Sterne der Liebe, wie glüht ihr hell!
Weihrauchwolke, die still verweht,
Atem der Liebe, ein Duftgebet!
Süßer Gesang, wie von seligen Höh'n,
Worte der Liebe, wie läutet ihr schön!
Stätte der Weihe, opferbewußt,
Altar der Liebe, du klopfende Brust!
O wer da knien und beten kann!
Priester der Liebe! Seliger Mann!
_____
Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum
Die Lieb' hat keine Schrank' im Raum,
Nah oder fern ist da nur Traum.
Die Lieb' hat keine Schranke der Zeit,
Ewig und jetzt ist da unentzweit,
Du bist mein Herz, mein Lieb, mein
Stern!
Schrankenlos, ewig, nah und fern!
_____
Weil ich so lieb die
Sterne hab'
Weil ich so lieb die
Sterne hab'
Ein
Stern ist kommen zu mir herab.
Der wollte bleiben unerkannt
Nahm Frauenart und Frauengewand.
Doch sagt' ich gleich: Verbirg dich nicht
Du bist ein
Stern, ein Himmelslicht!
Ich merk's an deinem goldnen Haar,
Ich merk's an deinem Augepaar,
Ich merk's an deiner Stirne Schein,
An allem Glanz und Schimmer dein!
Da mußt' er mir's denn eingestehn,
Hat mich ganz strahlend angesehn,
Und nickt mir zu und küßt mich hold, -
Wie mundet süß das
Sternengold!
____
Wenn ich so sitz' in stillen Träumen
Wenn ich so sitz' in stillen Träumen,
Träum' ich: es löst sich all mein Leid,
Die Hochzeit naht, der Treue Eid
Schwör' ich dir in der Kirche Räumen.
Wenn ich so sitz' in stillen Träumen,
Träum' ich, ich säß' an deinem Sarg,
Und an dem Grabe, das dich barg
Dicht unter blüh'nden Friedhofsbäumen.
Wenn ich so sitz' in stillen Träumen,
Träum' ich, daß ich dich wiederfänd'
Am jüngsten Tag, am Weltenend',
Auf
Sternenau'n, an Wolkensäumen.
_____
Max Dauthendey
(1867-1918)
An deinen Lippen
Deine Küsse halten mich glühend wach,
Sie gehen wie feurige
Sterne ums Dach.
An deinen Lippen wird's Blut mir rot,
Mein Herz springt ins Feuer, mein Auge loht.
Deine Augen wie kleine Monde beim Küssen
Im letzten Himmel verschwinden müssen.
_____
Einst werden Sonn' und
Sterne kalt
Du liegst so gut in meinem Arm,
So gut ruht nur in mir mein Herz.
Wir schweben wie das Feuer fort
Und leben nur der Küsse Leben.
Einst werden Sonn' und
Sterne kalt,
Uns hat der Tod vergessen müssen,
Und tausend, tausend Jahre alt
Leben wir noch in jungen Küssen.
_____
Richard Dehmel
(1863-1920)
Entbietung
Schmück dir das Haar mit wildem Mohn,
die Nacht ist da,
all ihre
Sterne glühen schon.
All ihre
Sterne glühn heut Dir!
du weißt es ja:
all ihre
Sterne glühn in mir!
Dein Haar ist schwarz, dein Haar ist wild
und knistert unter meiner Glut;
und wenn die schwillt,
jagt sie mit Macht
die roten Blüten und dein Blut
hoch in die höchste Mitternacht.
In deinen Augen glimmt ein Licht,
so grau in grün,
wie dort die Nacht den
Stern umflicht.
Wann kommst du?! - Meine Fackeln lohn!
laß glühn, laß glühn!
schmück mir dein Haar mit wildem Mohn!
_____
Marie Eugenie Delle
Grazie (1864-1931)
Liebeshymne
So bist Du mein?
Bin ich Dein?
O süße Lust!
Von Deinem Arm umschlungen,
Von Liebe ganz durchdrungen
Ruh' ich an Deiner Brust,
O süße Lust!
Sieh', um uns blühen die Rosen
Die lieben Vögelein kosen:
Wie wir -
Und liebeschützend gleitet
Die Nacht heran und breitet
Den
Sternenschleier
Über uns.
_____
Luise Deusch (1871-1925)
Sternschnuppen
Es war an einem Abend, einem stillen,
Und aufzugehn begann die Himmelssaat.
Eh ich in meiner Liebsten Pförtlein trat,
Hob ich die Hände, wie um sie zu füllen —
Oder sprachest du mir nicht von Liebe?
Kein einzig Korn fiel golden zu mir nieder;
Die Himmelsähren bleiben droben stehn,
Indes wir Armen unten hungernd gehn,
Und Wolken breiten dunkeles Gefieder —
Oder sprachest du mir nicht von Liebe?
_____
Franz von Dingelstedt
(1814-1881)
Astronomie
Von den
Sternen will ich lernen,
Die am Winterhimmel stehn,
Die im Nahen und im Fernen
Friedlich um einander gehn;
Wie sie kommen, wie sie kreisen,
Nie getrennt und nie vereint,
Wie ihr Weg in festen Gleisen
Ewig vorgezeichnet scheint!
Daß ich so dich lieben lernte,
Immer nah und immer fern,
Du Geliebte, du Entfernte,
Meines Lebens schöner
Stern!
Jeden Blick auf dich gerichtet,
All' mein Thun in dir versenkt,
Meine Nacht durch dich gelichtet,
Meinen Lauf nach dir gelenkt!
Doch statt
Fixstern und Planeten
Gleicht mein wildes Lieben nur
Einem irrenden Kometen
In der blauen Himmelsflur;
Oder auch dem raschen Blitze,
Der in Wetterwolken naht
Und erlischt in eigner Hitze
Eh' er noch gezündet hat!
_____
Edmund Dorer (1831-1890)
Nachtgesang
Hab' dein gedacht
Die lange Nacht.
Ein
Sternlein nur
An der Himmelsflur
Glänzt noch und wacht
In stiller Nacht.
Wie mir dein Bild
Gleich dem
Stern so mild,
So freundlich lacht,
Doch bleibst du fern,
Mir gleich dem
Stern
In dunkler Nacht.
Hab' dein gedacht
Die lange Nacht;
Bald geht wie du
Der
Stern zur Ruh;
Mein Herz nur wacht
Die ganze Nacht.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Liebeswunder
Ueber Allen, wie ein Himmel,
Ist die Liebe ausgespannt,
D'rin ein lichtes
Sterngewimmel
Von Gefühlen allerhand.
Fröhlich sieht der Mond hernieder,
Gehn Verliebte Hand in Hand,
Herz und Sinn und Augenlider
Sich und ihm nur zugewandt.
Und die goldnen
Sterne stehen
Wie ein Hochzeitfackelbrand,
Um das Brautfest zu begehen,
Das sich hier zusammenfand.
Stern- und Engelblick hinunter,
Menschenaug' hinaufgewandt: -
Solche zauberhafte Wunder
Bringt die Liebe nur in's Land.
_____
Demeter Dudumi (um 1856)
Als ich Abends ging in's Freie
War der Himmel wie Ein
Stern;
Doch für mich gibt's keinen Himmel,
Bist du, Liebchen, von mir fern!
Ach, mir leuchtet ja kein
Sternlein
In mein Herz, das ohne Ruh',
Denn mein
Stern ist nur dein Auge,
Und mein Himmel bist nur Du!
_____
In der Brust trag' ich ein Bildchen
Mir vom Schöpfer anvertraut,
Tag und Nacht es zu bewahren,
Bis ich mit dem Bild ergraut.
In der Brust trag' ich ein Bildchen
Wie ein
Sternlein winzig klein,
Doch so schön, als kaum ein
Sternlein
Mag am Himmelsdome sein!
Dieses Bildchen will ich wahren,
Da es Gott mir anvertraut;
Mög' er mir's auch dann belassen,
Wenn der Morgen jenseits graut!
_____
Reinhold Eichacker
(1886-1931)
Wir standen an Deines Bettes Schwelle
auf weichem, seidigem Eisbärfelle
wie auf einer Wolke
und schwebten trunken
zu fernen
Sternen am nächtigen Zelt — —
tief, tief versunken
war Zimmer und Erde und Menschenwelt.
_____
Die Nacht der
Sterne
Der Park schwieg tausendstimmig in die Nacht — —
vom See ein leiser Hauch,
vom Wunsch entfacht,
geschwült vom Sehnen
veratmeter, zerlebter Sonnenstunden — —
Aus blauer Stille tauchten sich die Kronen
umrauschter Buchen, ahnenalter Eichen,
mit Zweigen, die Erinnerungen gleichen,
tief in des Dunkels lichtumglänzte Wunden
und schüttelten aus mondgeküßten Mähnen
mit ihrer weichen, laubgefüllten Hand
das Spiel der
Sterne, wie zerglühte Wünsche
der Leere, die in ihrem Rücken stand. —
Aus ihren Wurzeln wälzte faul und schmeichelnd
vor Wollust sich des Parks verblümtes Fell
und stieß sich an den breitgehegten Wegen.
Das weiche Moos, sich selbst vor Sehnsucht streichelnd,
wie eine Liebkosung, die man vergeben,
bot sich der trägen,
verbuhlten Sommerluft,
wie ein gelöster, satter Frauenschoß,
und aus dem Boden atmete das Leben
und weckte neue Kraft und neue Lüste. — —
— Gleich einer nachtgeborenen Quelle floß
in weichen Wellen Dein geteiltes Haar
auf Deine Brüste,
die zum Mondlicht flehten,
— ein Zwillingspaar von lüsternen Gebeten,
das an Erfüllung glaubt.
Dein aufgestützter, nackter Arm versank im Moos
wie ein Gedanke in des Himmels Ferne,
des Bodens Säfte rauschten uns im Blute,
in Deines Schoßes weicher Wiege ruhte
verträumt mein Haupt. — —
— In unseren Augen spiegelten die
Sterne — —
In meinem Haare spielte Deine Hand,
und Deine Finger küßten leise Funken,
wir lagen stumm und all der Schönheit trunken,
tief in die Nacht gebannt,
doch unserer Seele Stimme sang ein Lied,
das taumelte hinauf zum Himmelsbau
und floh mit unseren Blicken in die Weiten,
des Herzens Seufzer tranken sich ins Blau,
und fessellose Wünsche rissen sich
Sternschnuppen aus dem Meer der Ewigkeiten.
— Vom Strom der Sonnen brannten wir durchflutet
und wußten alle Wunder dieser Welt,
und während sich ein alter Wunsch verblutet,
und durch ein Netz von mondumsponnenen Zweigen
fern, fern ins Nichts, ins Grenzenlose fällt,
trieb neue Kraft zu ewig neuem Reigen.
— Gleich einer Wolke stand der Sehnsucht Traum
auf unserem hüllenlosen Bund der Glieder,
Glühwürmchen huschten ruhlos durch den Raum
und warfen Liebesfeuer zu uns nieder,
und legten sich auf heißzerwühlte Kissen,
die schwer von Rosen und von Lust geschwellt.
— Von Deines Busens Kelchen floß die Bläue
der Nacht durchleuchtet auf die weißen Hüften,
als Du Dich zärtlich zu mir niederbogst,
und während Du dem Wunsch als Herold flogst,
gabst Du, noch satt von roten Blumendüften,
die aufgeblühten Knospen Deiner Lippen
dem Dürstenden, gleich süßen, reifen Früchten,
die von den
Sternen in die Nacht geregnet,
von Säften süß, doch reif von Todestrauer
und mit den Armen, die ein Gott gesegnet,
riß ich der Ewigkeit geheimste Schauer
in Deinen Schoß,
und meine Sehnsucht, die von Ewigem glühte,
warf sich ins All und zeugte heißes Leben —
— da sah ich Dich in meinen Küssen beben,
und Deine Glieder sich zum Himmel weiten.
Dein weißer Leib, der mir entgegenblühte,
trug uns — ein Schwan der Lust — in jede Ferne,
und einte uns den tiefsten Seligkeiten,
— — in Deinen Augen spiegelten die
Sterne. — — —
_____
Gerrit Engelke
(1890-1918)
Du wolltest nicht
Ich hätte dir eine Sonne schenken können
Und den halben Mond
Und zwei Hände voll
Sternblumen -
Aber du wolltest nicht.
Nun ist die Sonne fortgeflogen,
Die
Sterne sind ausgestreut,
Meine Hände sind leer -
Und dich will ich nicht.
_____
Bruno Ertler (1889-1927)
Sternschnuppen
Den nachtblauen Himmel hinunter
fährt ein
Stern.
Warum? In welche Weiten?
Ich wüßt' es gern. —
Ich habe dem flimmernden Flüchtling
lange nachgedacht —
Er hat mein Herz hell jubeln,
er hat es ahnen gemacht.
Es geht wohl ein Mädchen im Walde
an fernem Ort,
Es sah den
Stern und flüstert
ein scheues Wort. —
_____
Gisela Etzel (1880-1918)
Nun bin ich eine heiße Sommernacht,
In die ein
Sternenregen niedersinkt,
Die reglos stumm durch dunkle Stunden wacht
Und offnen Mundes deine
Sterne trinkt,
Du weiter seliger Himmel über mir!
Wie soll ich all den goldnen Segen fassen!
Wie brauner Acker lieg ich leer vor dir
Und muß von Liebe mich durchsäen lassen.
Ich bin mir nun so heilig wunderbar
Wie Kelch des Herrn in reinen Priesters Hand:
Denn auch in mir ward leiblich offenbar
Der Geist, den mein Gebet als Gott empfand.
_____
Wenn ich dich denke, breiten meine Arme
Sich siegessicher einer Welt entgegen,
Ich stehe leuchtend über meinem Harme,
Und Himmel wirft auf mich den
Sternenregen
_____
Gustav Falke (1853-1916)
Weiße Narzissen
Weiße Narzissen leuchten
über dein Bild her und sagen
mit leisen Märchenstimmen
von heimlichen Frühlingstagen.
Von heimlichen, warmen Tagen,
wo sich Blumen verfrühten,
stille weiße
Sterne
aus meinem Herzen blühten.
Stille weiße
Sterne
der Liebe, um dich zu schmücken,
aber du gingst vorüber,
durftest sie nicht pflücken.
Irgendwo warten,
gewiegt von zärtlichen Winden,
rote Rosen deiner,
du wirst den Weg wohl finden.
Indessen leuchten die stillen
großen
Narzissensterne
über dein Bild, wie aus weiter,
weißer Märchenferne.
_____
Motto
Sternepflücken, Wolkenfangen,
Immer dieses Glutverlangen,
Unbefriedigt Narrentreiben.
Willst ein Kind du ewig bleiben?
Schon mit weiß durchwirkten Haaren,
Und noch kein gesetzt' Gebahren?
Immer dieses Glutverlangen,
Sternepflücken, Wolkenfangen.
_____
August Heinrich Hoffmann
von Fallersleben (1798-1874)
Du bist die Sonne, die nicht untergeht;
Du bist der Mond, der stets am Himmel steht;
Du bist der
Stern, der, wenn die andern dunkeln,
Noch überstrahlt den Tag mit seinem Funkeln;
Du bist das sonnenlose Morgenrot;
Ein heitrer Tag, den keine Nacht bedroht;
Der Freud und Hoffnung Widerschein auf Erden -
Das bist du mir, was kannst du mehr noch werden?
_____
Mein
Stern
Ich fragt einen
Stern am Himmel:
Willst du mein
Glückstern sein?
So oft ich ihn sah und fragte,
Gab er gar lieblichen Schein.
Ich sah ihn jeden Abend,
Er lächelte stets mir zu
Und sandte Trost hernieder
Und Frieden mir und Ruh.
Er war mein treuer Begleiter
Durch manche düstre Nacht,
Hat meine Pfade beleuchtet,
Mich immer ans Ziel gebracht.
Jetzt ist mein
Stern verschwunden
Mit seinem lieblichen Licht.
Mir glänzen unzählige
Sterne,
Er aber glänzt mir nicht.
Von all den unzähligen
Sternen
Warst du, mein Liebchen, mein
Stern,
Einst meinem Herzen so nahe,
Und jetzt so fern, so fern!
_____
Nicht mit Rosen und Violen
Will ich schmücken dir das Haar -
Güldne
Sterne will ich holen
Von des Himmels Hochaltar.
Nennt es immer ein Verbrechen
Und ein gottvergessen Lied!
Ja, ich wag es auszusprechen,
Was mir Gott im Traume riet.
Und die güldnen
Sterne pflück ich
Wie die Blumen auf der Flur,
Und mit solchen Blumen schmück ich
Deine dunkeln Locken nur.
_____
Sind uns die lichten
Stern ein Schleier nicht,
Der uns verhüllet Gottes Angesicht?
So ist dein Aug ein Schleier nur
Vor deiner Seele Frühlingsflur.
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Eine Abendstunde
Keine Seele weit und breit,
Ich allein bin dein Geleit,
Liebste, sieh, es thaut und dunkelt
Und der
Stern der Liebe funkelt.
Trinke seinen vollen Schein,
Trinkt, ihr süßen Augenlider,
Liebste, laß den Himmel ein,
So ist keine Stunde wieder.
Sieh, nun lieben alle
Sterne,
Und so bring auch du, und gerne
Jedem Wunsch Erfüllung zu,
Eh ich sterben muß und du.
_____
Karl August Förster
(1784-1884)
An Luise den 7. April 1815
Freundlich leuchtet
Sterngefunkel
Nieder durch die stille Nacht;
Unten ist es ernst und dunkel,
Droben flimmert Glanz und Pracht.
Traulich reiht sich
Stern zu
Sterne
Ueber mir im dunkeln Blau,
Und aus weiter, weiter Ferne
Schimmern Welten nebelgrau.
Aus dem glanzdurchwirkten Rahmen
Blinkt der Lyra lichtes Gold;
Doch sie tönt nur Deinen Namen,
Deinen Namen süß und hold.
Krone, Schwan und Wagen brennen
Ueber mir in reinem Licht;
Aber, wie sie sich auch nennen,
Schwan und Wagen find ich nicht.
Vielfach, wundersam verzogen
Seh' ich deinen Namen nur;
Ueberall am
Sternenbogen
Find' ich meiner Liebe Spur.
Welten seh' ich dort erblühen.
Sieh, wie strahlt ihr heitres Licht!
Welten seh' ich niederziehen,
Und ihr sterbend Auge bricht.
Doch der
Stern, der mir im Herzen,
Seit ich dich gesehen, flammt, -
Ewig leuchten seine Kerzen,
Deren Gluth vom Himmel stammt!
_____
Alfred Friedmann
(1845-1923)
Geh'!
Ich weiß mir wo ein Röslein blühn
Und kann es nicht erlangen,
Ich weiß mir wo ein
Sternlein glühn,
Kann nicht zu ihm gelangen!
Ich weiß mir wo zwei Auglein glühn,
Die wollen mich nicht grüßen:
Geh', Liedlein, das ich sang in Grün,
Und leg' dich Ihr zu Füßen.
_____
Brennende Fragen
Rosen, brennende Fragen der Erde,
Fragt die Geliebte in Düften und Farben,
Ob sie mich liebt, so wie ich sie liebe?
Bei allen Rosen, die blühten und starben,
Flehet, daß nicht sie die Antwort verschiebe,
Weil nur zu welken und sterben mir bliebe,
Ließ' nach dem Thau ihres "Ja" sie mich darben -
Rosen, brennende Fragen der Erde! -
Sterne, brennende Fragen des Himmels:
Fragt die Bejahende Ihr um die Treue!
Könnt' ich der Liebsten Wankelmuth tragen?
Wird sie nicht locken das Schöne, das Neue?
Wollet für mich, o Ihr
Sterne, sie fragen,
Ob nicht ihr Wagen wird einst ein Verzagen,
Ob sie mich lieben wird treu, ohne Reue -?
Sterne, brennende Fragen des Himmels!
Augen, brennende Fragen der Liebsten:
Wollt Ihr Euch selber zur Antwort mir geben?
Vorwurfsvoll scheint Ihr dem Zweifler zu sagen:
"Giebst Du nicht selber uns Licht erst und Leben?
Brauchst Du die Rosen und
Sterne zu fragen,
Wenn wir doch Sonnen sind, Dir nur zu tagen!"
- Laßt denn in Eurem Lichte mich leben -
Augen, brennende Fragen der Liebsten!
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Als ich vertieft heut lag am Waldesrand,
Und bangt' um deine Liebe, fiel von selber
Mir ein vierblättrig Kleeblatt in die Hand.
Und als ich spät im Dunkeln dein gedacht,
Am offnen Fenster in den Garten lehnend,
Da schossen
Stern' um
Sterne durch die Nacht.
Was hilft's der Welt, daß sie mich von dir trieb?
Nun sind mir Erd' und Himmel Boten worden,
Und sagen grüßend mir, du hast mich lieb.
_____
Renata Greverus
(1855-1927)
Mir habens die blauen
Sterne
Mir habens die blauen Augen
Nun einmal angethan;
Ich bin ganz verändert, verwandelt, -
Wie ging denn das nur an?
Ich glaube, ich schaute zu lange
Und gar zu tief hinein;
Und wo ich nun hin mich wende,
Da seh ich sie allein.
Sie grüßen mich beim Erwachen,
Und schließe die Augen ich zu,
So lassen sie selbst im Traume
Des Nachts mir keine Ruh.
Ich weine viel bittre Thränen
Und fühle ein großes Weh;
Doch werd' ich vor Wonne erzittern,
Wenn ich sie wiederseh.
Mir habens die blauen Augen
Nun einmal angethan,
All Ruh und Fried ist verschwunden,
O sagt, was fang' ich an?
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Lied
Kein
Stern ist in Wolken zu sehen,
Alle
Sterne trag' ich in mir.
Kein Laut durch die Oede will wehen,
Alle Hymnen tönen in mir.
Nur Nacht und Winter draußen,
Schauernd, unheimlich und wüst,
Doch Nacht und Winter schwanden,
Seit ich den Mund dir geküßt.
_____
Elisabeth Grube geb. Diez
(1803-1871)
Die
Sternschnuppe
Ich kam von dir im hellen Mondenlichte,
Kalt weht der Wind, doch meine Wange glühte,
Schnee deckt die Flur, doch meine Seele blühte
Und üppig sproßten mailiche Gedichte.
Da fiel's herab vor meinem Angesichte
Vom Himmelszelt, wie eine
Sternenblüthe
Und schnell erwacht' im gläubigen Gemüthe
Der heiße Wunsch, den ich dir treu berichte.
Du
Liebesstern gib mir Eugeniens Liebe!
So fleht' ich fromm mit liebesel'gem Herzen
Und nun vertrau' ich still den mächt'gen
Sternen;
Wenn auch versagt dein süßer Kuß mir bliebe,
Du trägst fortan all' meine Liebesschmerzen,
Du kannst dein Herz von meinem nicht entfernen.
_____
Des Zaubers Lösung
Im Liebeswahnsinn hab' ich kühn beschworen
Die
Sternengeister, die die Welt regieren,
Entgegen mir die Liebliche zu führen,
Die sich mein Herz in weher Lust erkoren.
Ach, meine junge Liebe, kaum geboren,
Sie sollte dich mit reichen Blüthen zieren,
Da schlug die Flamme schon durch alle Thüren -
Sie hatte schnell das holde Maaß verloren.
Doch nun, ein flehend' Kind, so nah' ich wieder:
Ihr
Sterne, nehmt den Zauberschein zurücke!
Allein und hülflos sink' ich dir zu Füßen:
Dein Wille nur kann meinen Schmerz versüßen,
Dein Wille nur sei meine Liebesbrücke;
Fürbitter seien einzig meine Lieder.
_____
Auf dem Heimweg
Die Fackel glüht! - getrost du kühner Schwimmer!
Wohl hat der Lebensstrom gewalt'ge Fluthen,
Doch deines Muthes, deines Herzens Gluthen
Erstarken in des Lichtes Schimmer.
Die Liebe wacht! - ihr
Stern verlöschet nimmer,
Und die an ihrem großen Herzen ruhten
Sind fromm gefeit zum Schönen und zum Guten,
Sie trügt kein Schein; sie stört kein falscher Flimmer.
Wie auch des Lebens wilde Wogen branden,
Ob auch die rauhen Ströme grausig toben,
Selbst wenn der
Leitstern in der Nacht verschwunden
Wer einmal jenes ew'ge Licht gefunden,
Den trägt die sturmempörte See nach oben;
Der wird im Arm der Liebe selig landen. -
_____
Alfred Grünewald
(1884-1942)
Dithyrambus des Sehnsüchtigen
Wenn mich schwarze Schollen drücken,
nach der zugemeßnen Frist,
wähnet nicht, daß mein Entzücken
dann mit mir vergangen ist.
Denn verfiel ich auch der Erde,
kann mein Schauen nicht vergehn.
Und mit
Sternenaugen werde
ich die Lieblichen erspähn.
_____
Erhebung
Last ward mir beschieden,
daß ich lächeln lerne.
Unrast gab mir Frieden.
Dunkel gab mir
Sterne.
Sonne geht zur Rüste.
Abend tritt ins Zimmer.
Der dich niemals küßte,
sieh, er küßt dich immer.
_____
Die Ungeliebten
Aus tiefster Schlucht hob meiner Tränen See
sich heiß empor, und seine Welle stieg
zu meinen Augen. - Deine Seele schwieg
vielleicht noch immer; aber meinem Weh
war deines nahe, zwar noch dicht verhüllt.
Doch brach ein Licht aus ihm, das es verriet.
Mein Schmerz hat lang vor deinem Schmerz gekniet,
und im Verweigern hast du sanft erfüllt.
Hoch über mir dein Antlitz, und doch ganz
in mir gespiegelt. Dunkel und im Glanz
von unerlöstem Feuer. Wer befreit
zu schöner Flamme die gebundnen Funken?
Sternloser Himmel! Deiner
Sterne trunken,
flüchtet mein Leben in die Dunkelheit.
_____
Sidonie
Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)
»In Andrer Sünde einwilligen«
Warum sich's küßt auf dem Waldessteig
So mutig im nächtlichen Dunkel,
Wenn durch das gespenstige Waldgezweig
Bricht leise der
Sterne Gefunkel?
Der Liebe kommt der Mut zum Kuß
Erst, wird sie belauscht nur von oben -
Und Lieb', die das Menschenaug' scheuen muß,
Sie fühlt sich nachts so erhoben!
Mir ist, wenn ich zu den
Sternen blick',
Die verständnisinnig mich grüßen,
Als ob sie mir sagten: »Dein Liebesglück
Nicht zu stören, die Augen wir schließen,
Und wir blicken aus halb nur geöffnetem Lid
Hinab, daß furchtlos sich finde
Die Liebe, die den Tagesstrahl flieht; -
Wir will'gen in ihre - Sünde!«
_____
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
Kann das Aug' dich nicht erspähen,
Wird es um mich Nacht und trübe,
Nebel um die Stirne wehen,
Es versinkt der
Stern der Liebe;
Meine Sonne ist verdürstet,
Meine Rosen sind verblüht,
Und der Wind im Laube flüstert
Dumpf und hohl ein Trauerlied.
_____
Augen und
Sterne
Was die Dichter euch erzählen,
Sterne dort am Himmelszelt,
Daß sie euch zum Sinnbild wählen, -
Gilt's den
Sternen dieser Welt, -
Das, ihr armen, schönen Lichter,
Haltet nur für Wahrheit nicht;
Denn es ist ja nur der Dichter,
Der so schmeichelnd zu euch spricht.
Wählen würde ich euch nimmer
Zum Vergleich mit Augenstral;
Diese Glut und –
Sternenschimmer!
Giebt's da wirklich eine Wahl? -
Kalte
Sterne, könnt ihr weinen? -
Zog der Thräne Silberflor
Über euren Glanz, den reinen,
Mildernd je den Schleier vor? -
Könnt ihr lächeln, arme
Sterne? -
Wißt, wenn mir sein Auge lacht,
Blick' ich nicht in Himmelsferne,
Und ihr selbst versinkt in Nacht.
Ihr müßt kommen, glänzen, gehen
Ohne Seele immerdar;
Kalt den Schmerz am Grabe sehen,
Kalt die Braut am Traualtar.
Für mein Herz könnt ihr nicht taugen,
Die ihr nichts mir gebt als Schein; -
Aber wollt ihr, süße Augen,
Meines Lebens
Sterne sein?
_____
Adolf Hain (1825-1854)
Der
Stern der Hoffnung
Und mögen Donner gleich dich dräuend wecken,
Des Meers empörte Fluten dich umtosen,
Mögst du um Leben oder Tod nur losen,
Wenn gierig züngelnd Flammen dich umlecken:
So muß dein Herz doch zweifelnd nicht erschrecken,
Auf dieser Erde pflückt man wenig Rosen,
Ruht selten nur auf sanften, weichen Moosen,
Des Lebens Wermuth muß ein Jeder schmecken!
Wenn rings nur Klippen deine Augen schaun,
Und wenn dein Nachen schwankend will versinken,
Und unter dir das Grab sich gähnend zeigt:
Du siehst ja doch von fern ein
Sternlein blinken,
Das hin dir winkt nach sel'gen goldnen Au'n
Und sich, Trost lächelnd, zu dir nieder neigt!
_____
Emilie Emma von Hallberg
(1826-1862)
Ich bin geliebt
O stille Nacht, dir will ich's sagen,
Beneide mich, ich bin geliebt!
Die ganze Schöpfung möcht' ich fragen,
Ob's größ're Seligkeiten gibt.
Den
Sternen kann ich's wol vertrauen,
Die dort am Himmel herrlich glüh'n,
Den Wolken, die am dunkelblauen
Gestirnten Aether langsam zieh'n.
In's Weh'n der Nächte möcht' ich hauchen:
"O Seligkeit, geliebt zu sein!"
In Blumenglocken möcht' ich's tauchen
Und leis dem stillen Hain vertrau'n.
Wol funkeln dort in weiter Ferne
Die Himmelsaugen ungetrübt,
Doch meine Wonne sind zwei
Sterne,
Die sagen mir - du bist geliebt! -
_____
Wißt ihr, was Liebe ist?
Ihr
Sterne, die ihr am Himmel steht
Und freundlich herniedergrüßt,
Du Mond, der oben durch Wolken geht -
Wißt ihr, was Liebe ist?
Ihr Blumen, die ihr im Walde blüht,
Von lauen Winden geküßt,
Du Bach, der geschwätzig vom Berge sprüht -
Wißt ihr, was Liebe ist?
Ihr Vöglein, die ihr im Strauche girrt,
So liebliche Weisen ihr wißt,
Glühwürmchen, die ihr um Blüthen schwirrt -
Wißt ihr, was Liebe ist?
Ich weiß es wohl, ihr wißt es nicht,
So viel ihr auch lispelt und küßt.
Mein pochendes Herz, das der Gram zerbricht,
Weiß nur was Liebe ist!
_____
Robert Hamerling
(1830-1889)
Ach jene tiefdurchdringenden,
In aller Näh' und Ferne
Den Herztribut erzwingenden,
Tiefdunklen
Augensterne,
Sie schleudern, wie der prächtige
Demant'ne
Sternenkranz,
Ins ird'sche Grau'n, ins nächtige,
Der Schönheit Wunderglanz.
____
Ach, meine Blicke, trunk'ne Vögel, spreiten
Die Schwing' im weiten Saal nach ihr alleine:
Ihr Auge aber meidet stets das meine,
Und scheut sich,
Stern in
Stern den Blick zu leiten.
_____
Meine Lilie
Es flimmert der Kranz der
Sterne,
Der Mond aus Wolken bricht,
Am Fensterlein dämmert ferne
Ihr Lilienangesicht.
Verglühet, ihr
Sternenkränze,
Versinke, du Mondespracht!
Nur du meine Lilie, glänze,
Wenn sehnende Liebe wacht!
_____
Himmlischer und irdischer Reigen
Heut' greif' ich hinauf noch ins himmlische Haus,
Zutiefst in den Himmel hinein
Und hol' mir den schönsten der
Sterne heraus,
Den
Stern mit dem goldigsten Schein.
Stracks, während im himmlischen Reigen er tanzt,
Wegfang' ich das blaue Gestirn,
Und, bei Gott, an den Busen dann wird er gepflanzt
Als Geschmeide der lieblichsten Dirn'! -
Und er greift in die himmlische Herrlichkeit
Mit unendlichen Armen der Liebe
Und stiehlt einen
Stern als Edelgeschmeid
Gleich einem nächtlichen Diebe.
Beim Tanz an den Busen dann wird er gepflanzt
Als Geschmeide der lieblichsten Dirn':
Und sie tanzen, es tanzet der Busen, es tanzt
Ihr am Busen das blaue Gestirn.
Heißa, wie er tanzt, der
Stern, nach dem Klang
Der arkadischen Flöten und Geigen:
Er meinet noch immer bei Sphärengesang
Zu tanzen im himmlischen Reigen.
Doch als nun sich wendet des Morgens früh
Zum Abzug die himmlische Herde,
Sich flüchtend vorm Schnauben und Funkengesprüh
Des Hufschlags der flammenden Pferde:
Da folget der
Stern an der Jungfrau Brust
Dem Schwung, der ihn knüpft an die Seinen.
"Heißa, hab' in eueren Reih'n ich getanzt,
So tanzet ihr jetzt in den meinen!"
Er schießt empor – und es fliegt empor
Die tanzende Maid mit dem
Sterne:
Und mit ihr wirbelt der Tänzer im Chor
Hinauf in die funkelnde Ferne.
Heißa, da tanzen im seligen Drang
Sie verschlungen den himmlischen Reigen
Und sie meinen noch immer zu tanzen zum Klang
Der arkadischen Flöten und Geigen.
_____
Mein Herz ist in der Ferne
Mein Herz ist in der Ferne
Es flog als Vöglein aus,
Nach einem schönen
Sterne,
Weit in die Welt hinaus.
Nun sinkt sein müd' Gefieder,
Es läßt die luft'ge Höh'
Und fliegt zur Eb'ne nieder,
Zur Rast am blauen See.
Die Lust ist ihm vergangen,
Zu zieh'n von Land zu Land;
Es ließe gern sich fangen
Von einer weißen Hand.
_____
Mit den
Sternen
Mit den
Sternen kehrt die Liebe,
Kehrt die Sehnsucht neu zurück:
Walte denn mit sel'gem Triebe,
Hohen Dranges Geisterglück!
Mir im Herzen selig walte,
Zauberbann der dunklen Nacht,
Und geheimnisvoll entfalte
Deines Zwanges holde Macht!
Bringst du, Nacht, dem Himmel
Sterne,
Perlentau der Rose jung,
Giebst du Schwingen in die Ferne
Mir zu hoher Liebe Schwung.
Schwand auch in des Tags Getriebe
Mir der Seele schmerzlich Glück,
Mit den
Sternen kehrt die Liebe
Kehrt die Sehnsucht neu zurück.
_____
Viel Träume
Viel Vögel sind geflogen,
Viel Blumen sind verblüht,
Viel Wolken sind gezogen,
Viel
Sterne sind verglüht;
Vom Fels aus Waldesbronnen
Sind Wasser viel geschäumt:
Viel Träume sind zerronnen
Die du, mein Herz, geträumt.
_____
Otto Erich Hartleben
(1864-1905)
Die Geburt der
Sterne
Weisst du, mein Lieb, wann jedesmal am Firmament ein Licht,
ein
Stern entsteht? Du thöricht Kind, nicht wahr, das weisst du nicht.
Ich muss es dir erzählen, komm, und lege traulich sacht
dein Köpfchen mir ans warme Herz - andämmern lass die Nacht.
Siehst du: der dunkle Himmel dort ist ein unendlicher Garten,
drin stille Engel unsichtbar goldener Blumen warten.
Und jedesmal, wann drunten hier zwei Seelen sich entzünden,
sich, zu einander heiss gebannt, in Glück und Gluth verbünden,
dann pflanzen eine Blume sie dem tiefen Grunde ein
und segnen jede junge Lust mit jungem
Sternenschein. -
O sieh: schon ist die heilige Nacht gemach herangetreten,
die Blumen leuchten ungezählt her von den ewigen Beeten,
und alle künden und zeugen nur von irdischer Menschen Liebe -
o dass auch unseres Glückes
Stern ewig uns leuchten bliebe!
_____
Walter Hasenclever
(1890-1940)
Eine Nacht voll Angst und Verlangen -
So geht die Welt zur Ruh.
Auch der Mond ist niedergegangen.
Wir aber wandern - Du!
Zuweilen ein Baum mit dunkeln
Ästen, ein Haus, ein Licht -
Zuweilen ein fernes Funkeln
Von
Sternen in Deinem Gesicht.
Und Deine Augen - laß mich!
Dein Gott ist nah und der meinige weit.
Deine Augen leuchten - faß mich!
Wir stehn über Raum und Zeit.
Wir stehn hoch oben. Wir gleiten.
Und sieh, jener
Stern, der uns trägt,
War seit urdenklichen Zeiten
Schon in mein Leben gelegt.
Und seltsam - der
Stern ist gefunden!
Andre
Sterne schauen zu.
Gott mit seinen Menschen steht unten;
Wir aber wandern - Du!
_____
Im Wind Deines Herzens
Fallen Tropfen;
Ich sitze am Strom.
Ich will warten,
Bis Du kommst;
Die Welle finden, die Dich führt,
Den
Stern
Wo die Seele mündet,
Wenn wir am gleichen Tag uns begegnen,
Geliebte, einst
Zu unserm Schicksal.
_____
Wo bist Du?
Ein
Stern fällt.
Dein Gesicht -
Du bist Da!
_____
Heinrich Heine
(1797-1856)
Du liegst mir so gern im Arme,
Du liegst mir am Herzen so gern!
Ich bin dein ganzer Himmel,
Du bist mein liebster
Stern.
_____
Es fällt ein
Stern herunter
Aus seiner funkelnden Höh!
Das ist der
Stern der Liebe,
Den ich dort fallen seh.
Es fallen vom Apfelbaume
Der Blüten und Blätter viel!
Es kommen die neckenden Lüfte,
Und treiben damit ihr Spiel.
Es singt der Schwan im Weiher,
Und rudert auf und ab,
Und immer leiser singend,
Taucht er ins Flutengrab.
Es ist so still und dunkel!
Verweht ist Blatt und Blüt,
Der
Stern ist knisternd zerstoben,
Verklungen das Schwanenlied.
_____
Es stehen unbeweglich
Die
Sterne in der Höh,
Viel tausend Jahr, und schauen
Sich an mit Liebesweh.
Sie sprechen eine Sprache,
Die ist so reich, so schön;
Doch keiner der Philologen
Kann diese Sprache verstehn.
Ich aber hab sie gelernet,
Und ich vergesse sie nicht;
Mir diente als Grammatik
Der Herzallerliebsten Gesicht.
_____
Du bist mir wie ein hoher
Stern,
Der mich vom Himmel grüßet,
Und meine Erdennacht erhellt,
Und all mein Leid versüßet.
_____
Sterne mit den goldnen Füßchen
Wandeln droben bang und sacht,
Daß sie nicht die Erde wecken,
Die da schläft im Schoß der Nacht.
Horchend stehn die stummen Wälder,
Jedes Blatt ein grünes Ohr!
Und der Berg, wie träumend streckt er
Seinen Schattenarm hervor.
Doch was rief dort? In mein Herze
Dringt der Töne Widerhall.
War es der Geliebten Stimme,
Oder nur die Nachtigall?
_____
Was treibt dich umher, in der Frühlingsnacht?
Du hast die Blumen toll gemacht,
Die Veilchen, sie sind erschrocken!
Die Rosen, sie sind vor Scham so rot,
Die Liljen, sie sind so blaß wie der Tod,
Sie klagen und zagen und stocken!
O, lieber Mond, welch frommes Geschlecht
Sind doch die Blumen! Sie haben Recht,
Ich habe Schlimmes verbrochen!
Doch konnt ich wissen, daß sie gelauscht,
Als ich, von glühender Liebe berauscht,
Mit den
Sternen droben gesprochen?
_____
Wer zum ersten Male liebt,
Seis auch glücklos, ist ein Gott;
Aber wer zum zweiten Male
Glücklos liebt, der ist ein Narr.
Ich, ein solcher Narr, ich liebe
Wieder ohne Gegenliebe!
Sonne, Mond und
Sterne lachen,
Und ich lache mit - und sterbe.
_____
Wo ich bin, mich rings umdunkelt
Finsternis, so dumpf und dicht,
Seit mir nicht mehr leuchtend funkelt,
Liebste, deiner Augen Licht.
Mir erloschen ist der süßen
Liebessterne goldne Pracht,
Abgrund gähnt zu meinen Füßen -
Nimm mich auf, uralte Nacht!
_____
Karl Henckell (1864-1929)
Im
Venusstern
Das Herz so frei, die Brust so weit,
Des Lebens Angst so fern!
Freund unsrer Doppeleinsamkeit,
Erblinkt der
Abendstern.
Wie klar winkt uns sein keusches Licht
Den Gruß der Schönheit zu!
Schmieg näher nun dein Angesicht,
Mein schlanker Liebling du!
Wenn frühe sich der gleiche Glanz
Dem Schoß der Nacht enthebt,
Hat unser süßes Dasein ganz
Im
Venusstern gelebt.
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Lied der weißen Mondnacht
Fabelhafter Schluchten
schlummerndes Getier
hütet unsrer Mondnacht
Silber-Stier.
Schaukelnd zu der Triften
zärtlicher Schalmei
jungfräulicher Hirtin
Lorelei.
Tropfend durch die Zweige
schneeigen Altars
starb ein
Stern im Neigen
deines Haars.
_____
Ich spiegle deinen
Stern
Du bist so fern. Ich höre nach dir hin
über den Großstadtlärm, über Cafémusik,
die dir nah ist ... Ich härme mich, daß ich schwieg:
ich hab' dich gern, auch wenn ich Abwehr bin.
Manchmal ist Schnee um alles, was ich will:
Sehnsucht ist eingeschneit, Leidenschaft, Liebesmacht.
Und wie ein Wächter schreite ich durch die Nacht,
aber ich steh vor deinem Fenster still.
Du schläfst so fern. Du träumst in Länder hin
voll Glut und Hafenlärm, voll Matrosenmusik.
Mich schreckt Meer. Hilflos härm' ich mich, daß ich schwieg,
und hab' dich gern, auch wenn ich einsam bin.
Ich wünsch' dir Glück. Du folgtest deinem
Stern:
auch der mich schmerzt, spiegelt in meinem Herzen sich.
Unsichtbar, zauberbeflügelt begleit' ich dich.
Will es dein Glück, sterb' ich: Ich hab' dich gern!
_____
Wo bist du, Liebste?
Wo bist du, Liebste? Welten,
Sterne weit.
Und zwischen uns harrn Flüsse, Berge, Steppen
des Liebesrufs, der durch die Ferne schreit,
mich an dein Bett zu schleppen.
Wo bist du, Liebste? Seltsam wacht die Nacht
an deinem Schlaf mit einer fremden Sprache.
Und einer spielt mich selbst in fremder Tracht
in deinem Schlafgemache.
Und morgens blüht vor dir ein fremdes Land,
schließt dich die fremde Stadt in ihre Arme,
erweckt dich eine fremde weiche Hand
ins südlich Warme.
Dann steigst du in den Himmel goldne Treppen
empor zu einer fremden Ewigkeit,
Sternbild hoch über Meeren, Bergen, Steppen ...
Wo bist du, Liebste? ... Weltenweit.
_____
Wilhelm Ritter von Hertz
(1835-1902)
Sternbotschaft
Ich saß in finstrer Trauer,
Mir war das Herz so schwer, -
Da kam aus dunkler Ferne
Einsam ein
Stern daher.
Er glänzt wie eine Thräne,
Die stille Sehnsucht weint,
Die wie ein Blick der Hoffnung
Aus treuen Augen scheint.
Den lichten Friedensboten,
Ich hab' ihn wohl erkannt: -
Herzlieb, aus weiter Ferne
Hast du den
Stern gesandt?
_____
Georg Herwegh (1817-1873)
Die Liebe ist ein Edelstein
Die Liebe ist ein Edelstein,
Sie brennt jahraus, sie brennt jahrein
Und kann sich nicht verzehren;
Sie brennt, so lang noch Himmelslicht
In eines Menschen Aug' sich bricht,
Um drin sich zu verklären.
Die Liebe hat der
Sterne Macht,
Kreist siegend über Tod und Nacht,
Kein Sturm, der sie vertriebe!
Und blitzt der Haß die Welt entlang,
Sie wandelt sicher den alten Gang,
Hoch über den Wolken, die Liebe!
_____
Georg Heym (1887-1912)
Gib mir, Gott, an meine Brust
Die Geliebte neu zu drücken,
Auszuströmen meiner Seele
Dumpfen Schmerz und Gottentzücken
In ein gleichgestimmtes Herz,
Hand in Hand mit ihr zu fühlen
Rings das große Auferstehn,
Wenn in Nächten helle
Sterne,
Stern auf
Stern in großen Heeren
Ihren Glanz herniederkehren,
Gib mir Gott, in Ihren Augen
Einen Abglanz deiner Allmacht
Deiner Liebe neu zu sehn.
_____
Unter dem
Hundsstern
Der Himmel wurde grau und bleich.
Das weiße Korn hing voll hinab
Und beugte sich im Winde weich
In langen Wellen auf und ab.
Wir waren lange stillgelegen
Im hohen Gras. Nun ward es Nacht,
So schwül und trüb. Ich griff verwegen
Nach dir, der Stunde unbedacht.
Doch du nahmst meine Hand nicht wahr,
Dein Auge sah ich weltenfern,
Wo traurig in dem Nebel war
Voll trüben Scheins ein kleiner
Stern.
Da schrakst du auf. Ich fühlt im Düster
Dein Auge auf mir ruhen bang.
Der Wind nur in dem Laub der Rüster
Verzitternd meine Worte trank.
In meinem Herzen stach es mich
Wie schwer das Schweigen auf dich drückte,
Wie bleiern dir der Abend schlich,
Der deine Sehnsucht mir entrückte.
_____
O welche ungeheure Schönheit ...
An?
O welche ungeheure Schönheit ward
In diesen Leib gefaßt,
Daß dieses leicht entflammte Herz
So tiefen Schmerz noch fühlen muß.
Ja, wie ein mildes Wunder war's.
Siehst du, ich weiß, ich werd dich nicht mehr sehn
In dieser großen, meilenweiten Stadt,
Und will doch dafür dankbar sein.
Denn du wirst ewig schön und unberührt
Vom leichten Spiel des Tags
In meiner Seele ruhn.
Ein fernes
Sternlein in der Ewigkeit.
_____
Frühling. Ein erstes Blühen ...
Frühling.
Ein erstes Blühen
In zarten Frühen,
Vom Himmelssaum
Ein
Stern noch schaut.
Ein Lercheschlag
Im stillen Raum,
Weit vor Tag
Und sonst kein Laut.
O Liebe.
_____
Edmund Hoefer (1819-1882)
Gott grüße dich segnend, die ewig mir fern,
Du mein milder, mein freundlicher, lieblicher
Stern!
In die Nächte des Grams, in die Tage der Pein
Schaust du tröstend mit Zauber des Friedens hinein.
Du schlüpfst in das Lied, das die Lippe mir summt,
Du schmiegst dich ins Herz, das in Sehnsucht verstummt.
Ob einsam du dort, ob einsam ich hier,
Die Lieb' ist bei dir und die Lieb' ist bei mir.
_____
O mein Lieb, o mein Lieb, was säumest du fern!
O erstrale durch's Dunkel mein schimmernder
Stern!
Es errauschet der Park, es errauschet die Flut,
O sie locken und locken mit heimlicher Glut!
Und es locken die
Sterne verschwiegen und blank -
Mein Herze lauscht:
Es rauscht! Es rauscht!
O mein Lieb, o mein Lieb, ich harrte so lang'!
_____
Mia Holm (1845-1912)
Deingedenken
Deine lieben klaren Augen
Grüssen mich aus weiter Ferne,
Schimmern sanft zu mir herüber,
Wie durch Nebel helle
Sterne.
Denk ich dein, so kehren wieder
Märchenglanz und Kinderträume,
Durch die Seele geht ein Rauschen,
Wie durch grüne Waldesbäume.
_____
Ich hasse die
Sterne
Ich hasse die
Sterne, sie leuchten,
Doch wärmen sie nicht,
So täuschend wie deins und so gleissend
Ihr schimmernd Gesicht.
Ich hasse die
Sterne, sie strahlten
In höhnender Ruh,
Da du mich zu Tode getroffen,
Und nickten dazu.
_____
Arno Holz (1863-1929)
ABKLANG
Ich
bin … ein
Stern.
Ich
… glänze …
Traurig … flehend,
tränenbleich,
hebst du … zu mir dein … Gesicht.
Deine
Hände … weinen.
»Tröste mich!«
Ich
… glänze …
Alle meine Strahlen
zittern
in
dein … Herz!
_____
Hans Hopfen (1835-1904)
An Irene
Nachts wenn alle Rosen weinen,
Weil der Lenz im Sterben liegt,
Möcht' ich dir im Traum erscheinen,
Der ob deiner Wimper fliegt.
Was wir stolz im Busen tragen,
Was im Licht unsagbar ist,
Möcht' ich dich im Traume fragen:
Ob du wirklich glücklich bist?
Ob dich nie ein leises Sehnen
Nach den
Sternen übermannt,
Nach dem Einen, den in Thränen
Du einst meinen
Stern genannt?
Meinen
Stern! Er ist versunken.
Sank auch deiner vor der Zeit?
Oder brachst du schlummertrunken
Schon das Kraut Vergessenheit?
Geisterhafte Wölkchen schweben
Um die feuchte Mondesbahn;
Daß wir beide noch am Leben,
Rührt mich manchmal seltsam an.
Und so manchmal muß ich meinen,
Daß dein Seufzer mich umfliegt,
Nachts, wenn alle Rosen weinen,
Weil der Lenz im Sterben liegt.
_____
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Venusstern
Oftmals lieb ich nicht die Sonne
Vorlaut heiße Strahlenpracht,
Denn manch trunkner Liebesseufzer
Siegt viel leichter in der Nacht!
Wenn das All verschlafen atmet,
Sonnenlicht so himmelsfern,
Preis' ich dich verschwiegnen Herzens,
Venus: Morgen-,
Abendstern! ...
_____
Auf fremdem
Stern ...
Auf fremdem
Stern will ich dir's sagen,
Wie meine Sehnsucht mich gequält,
Und wie selbst meinen holdesten Tagen
Das allerholdeste gefehlt.
Wohl küßt' ich manche Mädchenblüte,
Ach, süße Lippen blüh'n genug.
Und doch, es war nicht deine Güte,
Dein Lächeln nicht, dein Händedruck.
_____
Sinkt die Sonne ...
Sinkt die Sonne auch ins Trübe,
Einmal rollt ihr Glanz hervor;
Und so hebt sich meine Liebe
Herrlich über Leid empor.
Gold'ne Glut aus großen Stunden
Leuchtet abgeklärt und fern;
Und der Schmerz, versöhnt empfunden,
Steigt gen Himmel und wird
Stern.
_____
Gustav Wilhelm Jahn
(1818-1888)
Die Pfeife schrillt - fort saust der Zug
Mit mir ins weite Land;
Doch der Gedanken schneller Flug
Bleibt an das Haus gebannt.
Ich weiß, daß einsam dort noch lang
Mein Lieb am Fenster weilt,
Indeß mir nach, sehnsüchtig bang,
Herz, Sinn und Seele eilt.
Sie blickt zum Abendhimmel auf -
Die Nacht bricht dämmernd ein;
Da zieht ein
Sternlein still herauf
Und blinkt ins Kämmerlein.
Getrost mein Lieb! er glänzt auch mir,
Es ist der Liebe
Stern!
Ein Himmel über mir und Dir:
Wir sind uns nimmer fern!
_____
Treue
Wie der
Stern am Pol des Himmels,
Welcher wandellos uns grüßt,
Erst des ganzes Lichtgewimmels
Wunderordnung uns erschließt:
Also kann sich erst bekunden
Ganz der Liebe Seligkeit,
Wenn die Treue Du befunden
Wandellos in schwerer Zeit.
_____
Wilhelm Jensen
(1837-1911)
Es war ein Tag im jungen Mai, am weißen Strande saßen wir,
Und träumerisch mit stummem Blick die
Abendsternen maßen wir;
Die
Sterne zogen langsam auf, die Augen irrten mälig ab
Und fanden sich und hielten sich, und Welt und
Stern vergaßen wir.
_____
Es steht ein
Stern mir zu Häupten,
Ich schaue nach ihm empor;
Aus allzuviel haftenden Wolken
Ringt er sich leuchtend hervor.
Und könnten meine Augen
Dich einst auch nicht mehr sehn,
Ich weiß es ja immer, die Wolken,
Sie müssen alle verwehn.
Ich weiß ja doch, sie treten
Nur zwischen dich und mich -
Du aber am Himmel der Liebe
Strahlst unveränderlich.
_____
Isabelle Kaiser
(1866-1925)
Du bist die Helle meines Lebens,
Im Dunkeln ging mein Lauf -
Ich suchte lange dich vergebens:
Da ging dein
Stern mir auf.
_____
Eduard Kauffer
(1824-1874)
O diese Augen, beide
So mild, so fromm, so gut,
Darüber das Geschmeide
Der zarten Wimper ruht,
Sie sind voll lieben Scheines
Das schönste
Sternenpaar -
Blauäugelein, du reines,
O schütz mich immerdar!
_____
Agnes Kayser-Langerhannss
(1818-1902)
Der Geliebten Augen
Ihr
Sterne prangt am Himmelszelt,
Wähnt schön allein zu sein,
Ich kenn' zwei and're auf der Welt,
Mit milderm Glanz und Schein.
Ihr lockt durch eure ferne Pracht
Nur Sehnsucht in die Brust,
Wenn dieses
Sternenpaar mir lacht,
Wird jedes Lied zur Lust.
_____
Siegfried Kawerau
(1886-1936)
Du und Ich
Du bist der See, ich bin der Strahl,
der glitzernd steigt aus Dir zum Glück
und immer schimmernd fällt in Dich zurück;
Du bist der Wald, ich bin der
Stern,
der zwischen allen Ästen steht
und durch das Dunkel wie die Hoffnung geht;
Du bist die Hostie, ich der Priester,
der stündlich Dich zerbricht und spendet
und ewig neu an alle Welt verschwendet;
Du bist die große Gottesstille
und ich ihr Wille.
_____
Justinus Kerner
(1786-1862)
Der schönste Anblick
Schön ist's, wenn zwei
Sterne
Nah sich stehn am Firmament,
Schön, wenn zweier Rosen
Röte ineinander brennt.
Doch in Wahrheit! immer
Ist's am schönsten anzusehn:
Wie zwei, so sich lieben,
Selig beieinander stehn.
_____
Tret' ich an mein Fensterlein,
Wann die
Sterne scheinen,
Mögen alle schöner sein,
Blick' ich nur auf einen;
Dort gen Abend blickt er mild
Wohl nach Himmelshöhen,
Denn dort ist ein liebes Bild
In dem
Stern zu sehen.
_____
Glück des Zusammenseins
Wenn uns in dieser bangen Welt,
Du liebes Kind! bald alles fällt,
Die Kraft des Leibs und Geistes weicht,
Und Freund um Freund leis von uns schleicht,
So sind wir nicht verlassen, Kind!
Wenn wir nur beieinander sind;
Sind wir nur beieinander, ach!
Im Häuschen unter einem Dach,
Auf das, seitdem wir's uns erbaut,
Der
Stern der Liebe niederschaut,
So sind wir nicht verlassen, Kind!
Wenn wir auch ganz verlassen sind.
_____
Am Tage meiner Geburt
An Sie
Wohl blickt der Himmel tränentrübe
Und bang am Tag, der mich gebar,
Er stellte, wärest du nicht, Liebe!
Ein Bild von meinem Leben dar.
Nacht schien mein Leben, Nacht auf immer,
Ich sah die Sonne untergehn,
Da kamest du, mit mildem Schimmer
Ein
Stern in dieser Nacht zu stehn.
Ein stetes Licht, kein Lichgefunkel,
Strahlst du, o
Stern! mit mildem Schein
Durch der umflorten Augen Dunkel
Mir tief ins kranke Herz hinein.
_____
Hedwig Kiesekamp
(Ps. L. Rafael) (1844-1919)
Mädchenwünsche
O wärest du ein wonnevoller Traum,
Dürft' ich nach dir mich sehnen, dich verlangen;
Wärst du ein lichter
Stern im Himmelsraum,
Mit glüh'nden Blicken dürft' ich an dir hangen
Und selig sein.
Wärst du, o wärest du ein Vöglein nur:
Ich dürfte warten dein, dich liebend pflegen!
Wärst du das kleinste Blümchen auf der Flur,
Wie wollt' ich innig dich am Herzen hegen -
Und selig sein.
Doch ach, du bist nicht Blum' und Traum, kein
Stern,
Darf nimmer dein begehren, dich erringen,
So will ich täglich grüßen dich: und fern
Mein Lieben heimlich dir, verhalten, singen -
_____
Klabund (Alfred Henschke)
(1890-1928)
Kämst du doch eine Nacht, wie ich dich kannte,
Im leichten Hemd zu mir ins Bett geschlüpft!
Die goldne Schnur der Küsse war geknüpft
Aus
Sternenfäden, die Urania sandte.
Der Mond sein Licht auf unser Spiel verwandte,
Das er mit kleinem Heiligenschein getüpft.
Er zitterte, wenn ich das Hemd gelüpft
Und deine Brüste rot mit Küssen brannte.
In einer Nacht wie dieser ward das Kind.
Du weißt es noch und fühltest, daß es werde.
Der Schneewald sang. Die Wand zersprang im Wind.
An Schlitten klang Geläut der Nebel-Pferde.
Du sprachst: Weil wir nun eins geworden sind,
So steigt im Kind der Himmel auf die Erde.
_____
Der Regen regnet tausend Tag und Nächte,
Die Fenster sind von Graugespinst verhangen.
Im See das letzte Licht die Fische fangen.
Das Gute stirbt. Es triumphiert das Schlechte.
Wo ist der Heiland, der Erlösung brächte?
Ich höre Mordgelächter. Räuber rangen
Um Hunger, Geilheit, Goldgier, Pöbelprangen.
Der Edle schweigt. Im Sumpf schwärt das Geschwächte.
Ich geh von dannen, schließe Aug und Ohren
Und heb die Schale meiner Einsamkeit
Zu dir, Irene,
Sternbild unverloren!
Wie rauh die Rotte tobt, die Meute schreit:
Werd ich in deinem Dienste neugeboren,
So bin ich gegen diese Zeit gefeit.
_____
Karl Ernst Knodt
(1856-1917)
In der Nacht
Nun liegt mir die Erde so ferne:
hoch über ihr schreit ich im Licht.
Ich seh in die ewigen
Sterne,
suchend Dein Angesicht.
Ich suche, ohn' mich zu wenden,
bis mich Dein Lieben umflicht.
Wie wird dies Leben noch enden!
... Herr, laß es enden im Licht!
_____
Käthe
Ich habe nichts als meine stillen Augen:
mit ihnen muß ich in die
Sterne sehn.
Schilt nicht, wenn sie nicht ganz zum Tagwerk taugen
und meist so träumend in die Ferne gehn.
Mir liegt das Glück längst hinter jenen Hügeln,
und an den
Sternen nur stärkt sich mein Mut.
Noch eine Weile weiter - und auf Flügeln
schwebt meine Sehnsucht in die
Sternenglut.
_____
Aus lichten Fernen
Liebe kam aus lichten Fernen,
und ich hab es nicht geahnt.
Liebe kam von goldnen
Sternen,
hat sich hell den Weg gebahnt.
Wie das Licht in leisen Nächten
noch das tiefste Tal beglänzt:
so hat sie mit allen Prächten
mir das späte Haupt umkränzt.
_____
Alma Johanna Koenig
(1887-1942)
Schlaflied für ein krankes Herz
Schlaf ein, mein Herz, schlaf nur ruhig ein,
es wird - wie das Fallen von
Sternschnuppen sein.
Fürcht keinen mit deinem Scheiden zu kränken,
es wird kein andres Herz an dich denken.
Schlaf ein, mein Herz, schlaf nur selig ein,
dein Los war Sehnsucht und große Pein,
du ließest dies Leben an dir vollstrecken
und willst vor der Nacht voller
Sterne erschrecken?
Schlaf ein, mein Herz, schlaf auf ewig ein.
Nur nicht Urständ und Wandlung und neues Sein!
Gott weiß wohl, was dich dazu verleitet.
Er hält schon weit seine Arme gebreitet ...
_____
Gertrud Kolmar
(1894-1943)
Komm.
Du hast meinem Munde die reife Granatfrucht geschenkt,
Des Apfels starken Saft, erzeugende Kerne,
Hast in die Himmelsgründe kristallen wachsender
Sterne
Wurzeln des Rebstocks versenkt.
Blau schwellen Trauben: koste.
_____
Du. Ich will dich in den Wassern wecken!
Du. Ich will dich aus den
Sternen schweißen!
Du. Ich will dich von dem Irdnen lecken,
Eine Hündin! Dich aus Früchten beißen,
Eine Wilde! Du. Ich will so vieles -
Liebes. Liebstes. Kannst du dich nicht spenden?
Nicht am Ende des Levkojenstieles
Deine weiße Blüte zu mir wenden?
_____
Theodor Körner
(1791-1813)
Die Augen der Geliebten
Augen, zarte Seelenblüten,
Klare Perlen ew'ger Liebe,
Augen, ihr verehrte Augen,
Meiner Herrin lichte
Sterne,
Laßt euch von des Sängers Liedern
Sanfte Frühlingstöne wehn!
Alles, was das Leben heiligt,
Trägt die Ahnung seiner Seele,
Trägt den stillen Schmuck der Augen;
Nicht der Mensch allein, der stolze,
Auch der Frühling, auch die Erde
Auch des Tages Wechselgruß.
In der Erde dunklen Tiefen
Stehn die klaren Diamanten
Wie ein ewig blühend Auge;
Rosen-Augen hat der Frühling
Und der Tag hat seine Sonne,
Ihre
Sterne hat die Nacht:
Aber ihr, verehrte Augen,
Meiner Herrin lichte Sterne,
Klare Perlen ew'ger Liebe,
Augen, zarte Seelenblüten,
Solche liebe, gute Augen,
Solche Augen sind es nicht.
Nicht so klar sind Diamanten,
Die in dunkler Tiefe leuchten,
Nicht so lieblich Frühlingsrosen
An des Lebens zartem Busen,
Nicht so mild die ew'gen
Sterne,
Nicht so hell der junge Tag.
Was im Leben schön und edel,
Les' ich klar in eurem Schimmer;
Was das Jenseits dort verschleiert,
Leuchtet mir in eurer Freude,
Leuchtet mir in euren Tränen
Wie aus Himmelsferne zu.
Und so hört des Sängers Grüße!
Wollt ihr freundlich nicht dem Jüngling
Wie die ew'gen Dioskuren
Leuchten durch des Lebens Wogen?
Augen, zarte Seelenblüten,
Wollt ihr meine
Sterne sein?
_____
Ich denke dein im Morgenlicht des Maien,
Im Sonnenglanz;
Ich denke dein, wenn mich die
Sterne freuen
Am Himmelskranz.
_____
August Kopisch
(1799-1853)
Liebchen, welche Lust im Dunkeln
Plaudern, wenn die
Sterne funkeln:
Wie wir herzen, wie wir küssen,
Keiner kann es jetzo wissen.
Küsse mich,
Ich küsse dich!
Küsse mich, ich küsse dich!
_____
Franz Kugler (1808-1858)
Nochmals die Aeuglein
Wer in die Sonne schaute,
Den blendete ihr Licht,
Und bunte Flecken tanzen
Ihm lang vor dem Gesicht.
Das war nicht eine Sonne,
Das war'n zwei
Sternelein,
Zwei Aeuglein, klar und helle,
Da ich geschaut hinein.
Und doch sind es die
Sterne,
Die mir es angethan,
Die ich in Tag und Nächten
Niemals vergessen kann.
_____
Du bist wie eine stille
Sternenacht
Du bist wie eine stille
Sternennacht!
Ein süß Geheimniß ruht auf deinem Munde,
In deines dunkeln Auges feuchtem Grunde,
Ich weiß es wohl und hab' es wohl in Acht.
Du bist wie eine stille
Sternennacht!
Mein Aug' ist müde von des Tages Lichtern,
Und ich durchwandle, wie ein Fremdling, schüchtern
Der wechselnden Gestalten fremde Pracht.
Du bist wie eine stille
Sternennacht!
O wolle mich in deinen Armen halten!
Die Blüthe dieses Herzens zu entfalten,
Die sich dem Tag verschließt, dein ist die Macht.
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Duo
Ach! Du schaust mir in die tiefste Seele;
Sag mir, Holde, was erspäht Dein Blick?
Sahst Du meine Tugend, meine Fehle -
Nimm was drinnen ist und gieb's zurück.
"O! ich sehe nur ein gährend Feuer;
Mensch, Du bist nicht fromm, bist jäh und wild
Tief im Innern ist Dir's nicht geheuer,
Deiner Wünsche Maß ist unerfüllt."
Laß mich, Holde, drum noch länger schauen,
Gönne mir Dein süßes
Sternenlicht,
Das der dunklen Nacht geheimstes Grauen
Mit dem Strahl der Gnade still durchbricht.
"Weh, Du Mann, vor Deinem dunklen Blicke
Löst sich mir ein feuchter Thränenthau.
Ach! in unsrem trauten Liebesglücke
Wölbt sich uns der Himmel nicht mehr blau."
Laß uns doch die tiefste Nacht umdunkeln,
Wo nur Liebesschmerz und Kummer wohnt;
Wird kein
Himmelsstern uns mehr umfunkeln,
Wandelt doch Dein Auge drin als Mond.
"Dunkler Mann, ich sah Dich nimmer lächeln,
Ist Dir ewiger Schmerz so eng vertraut?
Sprichst mir ja, daß Engel Dich umfächeln,
Und doch wird die Freude niemals laut!"
Schau mir nur bis in mein tiefstes Leben,
Gönne mir's, und halte treu und fest,
Alles Nachtgeflügel wird entschweben,
Wenn Du Deine
Sterne leuchten läßt.
_____
"Was nennst Du Deine Liebe schwer und groß
Und machst so kleine, fingerlange Lieder?"
Die Antwort liegt im ganzen Schicksalsloos,
Die Frage klingt im ganzen Weltall wieder.
Auch Gott hat, ist er gleich so groß und himmelweit,
Sein Herz in viele kleine
Sterne hingestreut.
Wie Gott in's All die
Sterne hat gesä't,
So streu' ich Dir in's Herz die kleinen Lieder.
Birg Du die Saat nur, lausche früh und spät,
Und gieb's an Liebe tausendfältig wieder!
_____
Auguste Kurs (1815-1892)
Umsonst ist alles Streben,
Sobald die Liebe fern,
Die Lieb' ist Glück und Leben,
Ist Demant, Blüt' und
Stern.
_____
Die Sehnsucht zieht uns immer in die Ferne,
Die weite Erde ist ihr nicht zu groß,
Zum Himmel auf und über alle
Sterne
Fliegt heiße Sehnsucht mächtig, schrankenlos.
Nur ein Gefühl weiß lieblich uns zu trügen,
Die Liebe ist's, die uns am Leben hält,
In Liebe nur ist seliges Genügen,
Der Liebe wird der kleinste Raum zur Welt.
_____
Nikolaus Lenau
(1802-1850)
Erinnerung
Selige Stunde! da mir meine Bertha
Mächtig ergriffen von der Liebe Sehnen
An den bewegten, ihr allein geweihten
Busen gesunken.
Nächtliche Stille lag auf Flur und Hain, es
Ruhten die Weste um die leisen Seufzer
Nicht zu verweh'n; dem Pochen unsrer Herzen
Lauschten die
Sterne.
Glühende Küsse bebten durch die Seele,
Innig umschlungen hielt ich dich Geliebte!
Göttliche Bertha! Zierde meines Lebens!
Selige Stunde!
_____
Mein
Stern
Um meine wunde Brust geschlagen
Den Mantel der Melancholei,
Flog ich, vom Lebenssturm getragen,
An dir, du Herrliche, vorbei.
Vom Himmel deiner Augen stiegen
Wie Engel Thränen niederwärts
An deinen holdgerührten Zügen,
Und priesen mir dein gutes Herz.
Und alle Welten um mich schwanden,
Mein Leben starrt' in seinem Lauf,
Im süßempörten Busen standen
Die alten Götter wieder auf.
Da riß der Sturm von dir mich wieder
Hinaus in seine wüste Nacht,
Doch strahlt nun Frieden auf mich nieder
Ein
Stern mit ewig heller Pracht.
Denn wie, vom Tode schon umfangen,
Der Jüngling nach der holden Braut
Die Arme streckt mit Glutverlangen,
Und sterbend ihr ins Auge schaut:
So griff nach deinem holden Bilde
Die Seele, schaut es ewig an,
Sieht nichts vom trüben Erdgefilde,
Fühlt nicht die Dornen ihrer Bahn.
Entriss' auch einst der Tod mir strenge,
Was mir das Leben Liebes gab;
Er nehm' es hin! doch Eines ränge -
Ich ränge kühn dein Bild ihm ab.
_____
Karoline Leonhardt
(1811-1899)
An Franziska
Sie ging als
Abendstern vor seinen Träumen
und als
Morgenstern vor seinen Tagen auf.
Jean Paul
Die Lüfte wehen leiser in den Zweigen,
Es ist so still und drum so traulich hier,
Ich liebe die Natur in ihrem Schweigen,
Und meine Seele ist allein bei Dir.
Zu Dir flücht' ich aus freudenleeren Räumen,
O meine Nacht ist nicht an
Sternen leer:
Als
Abendstern geh'st Du vor meinen Träumen,
Als
Morgenstern vor meinem Tage her.
Ein neues Leben ist mir aufgegangen,
Seit ich in Dir die treue Freundin fand,
Die manch' Geheimniß still und mild empfangen,
Die meine Liebe, meinen Schmerz verstand.
Mich trennen nun der fernen Berge Säume
Von Dir, die einst an meinem Herzen lag:
Als
Abendstern erhell'st Du meine Träume,
Als
Morgenstern verklär'st Du meinen Tag.
Du bist mein einzig Träumen und mein Denken,
Bist meines Lebens Liebe und mein Glück.
Wie könnt' ich mich in meinen Gram versenken?
Du zauberst die Vergangenheit zurück!
Dich such' ich auf des Erdballs weitem Raume,
Vereint mit Dir möcht' ich hinauf, hinauf:
Du geh'st als
Abendstern im letzten Traume,
Als
Morgenstern des neuen Tages auf!
_____
Heinrich Leuthold
(1827-1879)
Warum?
Holde, braune
Augensterne
Mit dem Zauber unergründet,
O, ich früg' euch gar zu gerne,
Was ihr Mund mir nie verkündet!
Wenn ihr blicket in die meinen
Wie die Augen sanfter Tauben,
Sagt, wie könnt ihr ruhig scheinen
Und doch mir die Ruhe rauben?
_____
Thekla Lingen (1866-1931)
Ich gehe, wenn die Sonne sinkt,
Wenn's in den Feldern dunkelt
Und durch die milde Dämmerung
Der
Stern der Liebe funkelt.
Ich gehe still und suche dich
Auf allen meinen Wegen,
Der
Stern der Liebe über mir
Leuchtet mir hold entgegen.
_____
Hermann Lingg (1820-1905)
Schon wenn ich dir nahe bin,
Ueberfüllt mich, ach, ein Zittern,
Meine Kräfte sinken hin
Wie die Halme vor den Schnittern.
Wenn die Stunde näher rückt,
Wo ich darf dich
Stern erwarten,
Singt, so hoch wie ich entzückt,
Eine Amsel in dem Garten.
_____
Hermann von Loeper
(1820-1884)
An den
Abendstern
Süße Venus,
Stern am Abend,
Schaust so mild auf mich herab;
Deine Strahlen wirfst du labend
In mein krankes Herz hinab.
Wenn ich irrte durch die Heide,
Blick' ich auf zu dir so gern.
Ach! du weißt ja, was ich leide,
Denn du bist der Liebe
Stern.
_____
Feodor Löwe (1816-1890)
In den
Sternen steht geschrieben
Jedes Menschen Loos auf Erden;
Sollt' ich deßhalb gram dir werden,
Daß ich sterben soll am Lieben.
Nein, ich will es ruhig tragen;
Aber daß ich's völlig lerne,
Lass' mich täglich meine
Sterne,
Deine Augen drum befragen.
_____
Und wieder singt die Nachtigall
Ihr allerschönstes Lied der Nacht,
Und wieder sind die
Sterne all'
Wie meine Sehnsucht aufgewacht.
Ich streife still durch Busch und Strauch.
Allein! - so ist mir wohl fürwahr!
Der Abendwind mit lauem Hauch
Streut Blüthen mir auf Bart und Haar.
Ich denke dein! und über mir
Ein schöner
Stern, so licht und rein.
Es ist als sänge er von dir:
Sie denket dein! sie denket dein!
_____
Aus des Baches duft'gem Blüthenrahmen,
Aus den Wellen lächelt mir dein Bild,
Alle Lüfte rufen deinen Namen,
In den
Sternen prangt er, klar und mild.
In den Wolken glaub' ich dich zu sehen,
Auf den Bergen, tief im dunklen Wald,
Deine Stimme glaub' ich zu verstehen,
Wenn des Sprossers Lied den Hain durchschallt.
Ewig du! im lichten Reich der
Sterne,
In den Wellen, in der Liederlust,
In den Wolken, in des Waldes Ferne,
Ewig, ewig hier in meiner Brust!
_____
Hermann Löns (1866-1914)
In schwarzen Büschen ...
In schwarzen Büschen flüstert der Nachtwind,
Ein Eulenruf schallt aus dem Moor,
Grau ist die Nacht, zwei
Sterne blinken
Aus grauen Wolken schimmernd hervor.
Die
Sterne
blitzen, die
Sterne blinken,
Süßes Gedenken mein Herz umspinnt,
Aus deinen Augen schimmern mir
Sterne,
Wenn sie ganz nahe an meinen sind.
_____
Hieronymus Lorm
(1821-1902)
Vereinigung
Geliebte Frau, in deinem Arm
Umfängt mich eine Welt der Ferne,
Ich lese klar die Schrift der
Sterne,
Geliebte Frau, in deinem Arm.
Was ich in jenen Höhen lerne,
Besiegt der Erde nahen Harm.
Geliebte Frau, in deinem Arm
Umfängt mich eine Welt der Ferne.
Was
Himmelssterne mir vertraut,
Von deinen Lippen wird's besiegelt;
Ein ird'scher
Stern, dein Auge, spiegelt,
Was
Himmelssterne mir vertraut. -
Des All's Geheimniß ist entriegelt!
Ich glaube, spricht's auch ohne Laut,
Was
Himmelssterne mir vertraut:
Von deinen Lippen wird's besiegelt!
Denn liebessel'ger Vollgenuß
Ist Himmelreich im Raum der Stunde.
Was spricht mit kußverschlossnem Munde
Denn liebessel'ger Vollgenuß?
Daß fromme Sehnsucht ist im Bunde
Und Glut der Andacht mit dem Kuß!
Denn liebessel'ger Vollgenuß
Ist Himmelreich im Raum der Stunde.
_____
Ernst Wilhelm Lotz
(1890-1914)
Verzaubert
Blau auf den Hügeln
Sind Lichter entfacht.
Auf seidenen Flügeln
Segelt die Nacht.
Wir stehen allein
Und unerkannt
Im Flimmerschein
Am Höhenrand.
Und sprechen nicht.
Und leben kaum.
Und sind ein Licht
In einem Traum.
Still über der Wiese
Schwebt der
Stern
Vom Paradiese. -
Wir sehen ihn gern.
_____
Sterne der Nacht ...
Sterne der Nacht, ihr leuchtet so schön!
Mild und klar strahlt ihr des Frühlings
Volle Sehnsucht mir ins Blut. -
Wie die Augen der Geliebten
Leuchten in der Nacht -:
In der Liebesnacht.
_____
Das war in der Nacht ...
Das war in der Nacht:
Die Nacht duftete von Opferbränden,
Die hatte jemand der Liebesgöttin dargebracht:
Mit zitternden Händen
Hatte er von Sehnsucht ein Feuer angefacht;
Die Flammen knisterten, die Funken sprühten
In gotthohe Ferne -:
Du sahst, wie sie droben glühten:
Liebessterne.
_____
Minna von Mädler
(1804-1891)
Lieb' ist ein
Stern und das Herz ist die Welle,
D'rin er sich spiegelt mit leuchtender Helle,
Trägt
Still und bewegt
Ewig ihr Abbild im Busen geprägt.
_____
Sternschnuppe*
Spinnend saß das holde Mädchen
An des Ufers grünem Rand,
Drehte rund das glatte Fädchen
In der kleinen, weißen Hand.
"Zarte Schwester, süße Blume,
Winde mir den bunten Kranz;
Singe mit zu Ligho's Ruhme
In dem frohen Ringeltanz."
Doch wie auf erregte Wogen
Ernst die blasse Lilie schaut,
Still in sich zurückgezogen
Blieb dem Jubel fern die Braut.
Und sie schnellt die Spindel wieder,
Zieht den Faden goldig lang.
Sendet zu dem Meere nieder
Einen Blick dann, sehnsuchtsbang.
Als noch kaum der Morgen graute,
Und die frühe Lerche sang,
Zog ja dort hinaus der Traute,
Sicher hoffend reichen Fang.
"Kommt er wieder froh beladen
In dem Kähnlein, das ihn trug,
Zeig' ich ihm den schlanken Faden,
Den ich spann zum Hochzeitstuch."
Und im süßen Traum versunken,
Achtet sie der Spindel nicht,
In das Gras ist sie gesunken,
Und das zarte Fädchen bricht.
"Mädchen, laß dein thöricht Sinnen."
Spricht die Alte zürnend d'rauf,
"Deutungsvoll ist ja das Spinnen,
Und des Fadens glatter Lauf.
Wo die Wolkenlämmer baden
Und die Sonnenkinder geh'n,
Muß der Menschen Lebensfaden
Auch Werpeja's Finger dreh'n.
Rastlos rührend ihre Hände
Schaut sie her aus blauer Fern',
Und an jedes Fadens Ende
Knüpft sie einen lichten
Stern.
Reißt ein Faden, öffnet immer
Mütterchen ein kaltes Grab,
Und verglüht im letzten Schimmer
Sinkt zur Erd' ein
Stern herab."
Und zur Spindel greift das Mädchen,
Spinnet bis die Sonne sinkt,
Dreht das runde glatte Fädchen,
Bis der Mond im Meere blinkt.
Sonnentöchter, Sonnensöhne
Leihen wohl ihr goldnes Licht,
Doch in seiner Jugendschöne
Kehret der Geliebte nicht.
Winde weh'n, die Fluthen schwellen,
Und die Woge fällt und steigt,
Und hinunter in die Wellen
Sinkt ein
Sternlein und erbleicht.
"Eben riß sein Lebensfaden;
Das war meines Liebsten
Stern!
Muß in kühler Fluth sich baden
Ewig bis zum Tag des Herrn."
Und sie harrt am Ufer lange
Durch die sturmerregte Nacht,
Harret athemlos und bange
Bis das Morgenroth erwacht.
Und als keiner war gekommen,
Als kein Nachen heim ihn trug:
Hat ihr Garn sie abgenommen,
Wob sich still ein Leichentuch.
* Die kindlich einfache
Poesie des lettischen Volkes ist ganz auf die sie umgebende Natur
beschränkt, die sie auf das Mannigfachste beleben. So sind ihnen die
Sterne "Sonnentöchter und Sonnensöhne", und bei der Geburt eines
Menschen beginnt Werpeja, die Parze der Letten, einen Faden zu spinnen,
dessen Ende ein Stern ist. Mit dem Tode reißt der Faden ab und der Stern
fällt zur Erde. Dies ist die Grundlage des obigen Gedichtes, das
zugleich noch andere Anklänge aus der lettischen Mythologie hat.
Ligho ist der Gott der Freude, und sein Name noch bis auf diese Stunde
der Refrain bei lettischen Festgesängen, inbesondere am Johannistage.
_____
Alfred Meißner
(1822-1885)
Ein Traum
Ich war ertrunken in des Todes Wogen
Und wieder auferwacht im ew'gen Lichte,
Rings um uns stand die Wahrheit der Gedichte -
Ich sah mit dir herab vom Himmelsbogen.
Da in der Tiefe kam ein
Stern gezogen,
Ein
Stern, zertrümmert bei dem Weltgerichte;
Du sah'st ihn nah'n mit irrem Angesichte,
Von des Entsetzens Blässe überflogen.
Ich sah, wie dir die blasse Rosen-Wange
Zwei helle Thränen still herniederglitten,
Und leise sprachst du, aber todesschaurig:
Siehst du den
Irrstern dort auf seinem Gange?
Die Erde ist's, wo wir so viel gelitten -
Sie macht mein Herz selbst hier im Himmel traurig.
_____
Nachtwache der Liebe
Nachtwache der Liebe, du Sabbat im Herzen,
Du singende, herzenverjüngende Zeit,
Du Weihnacht bei duftigen, luftigen Kerzen,
Sei ewig und ewig gebenedeit!
Ein Wandeln im Schatten wildrauschender Palmen,
Ein Schaukeln im Kahne in träumender Ruh,
Ein Beten im Dome bei hallenden Palmen,
Nachtwache des liebenden Herzens, bist du!
Sie schloß mich an sich mit den blühenden Armen,
Sie haucht' mir in's Ohr ein unsterbliches Wort -
Ich kniete und flehte: o habe Erbarmen,
Und küss' mir die zagende Seele nicht fort!
Nun wandl' ich im Dämmerlicht blühender Bäume,
Ich fasse der Nachtigall Jubel und Schmerz,
Ich zähle die
Sterne, ich wache und träume -
Ein schwebender
Stern ist mein seliges Herz.
Nachtwache der Liebe, du Hoffen und Wähnen,
Du Sabbat im Herzen, du heilige Zeit,
Du Seligkeit nächtig verrinnender Thränen,
Sei ewig und ewig gebenedeit!
_____
Die
Sterne
Die Nacht ist lau, die Nacht ist lind,
Der Wind bringt Grüße aus der Ferne -
Du sitzest stumm, mein schönes Kind,
Und blickst hinan, und zählst die
Sterne.
O sprich ein Wort: Was deutet dein
Verklärter Blick aus jenen Sphären?
Glaubst du wie ich, es muß dies Sein
Noch jenseits dieser Erde währen?
Glaubst du, ein Volk von Sel'gen singt
Auf jenen
Sternen Jubellieder!
Sind's schöne Engel, leichtbeschwingt?
Und du, von welchem stiegst du nieder?
Vom schönsten! Kühn ruf ich das Wort!
Doch wie die Flur auch grün und golden,
Es suchen Augen dich noch dort
Und denken deiner noch, der Holden.
Wie schön auch dort die Blumen blühn,
Es muß doch den verklärten Seelen
Zu vollem Glücke noch das Glühn,
Geliebte, deiner Augen fehlen!
Drum wende, wende ab den Blick
Vom Heimathland, das dich geboren,
Aus Furcht, man riefe dich zurück,
Dich Engel, den man dort verloren.
Mein Schicksal ist bei dir, mein Kind,
Dein Leben ist noch nicht gemessen,
Mag dich der Himmel, mild gesinnt,
Noch eine Zeitlang hier vergessen!
_____
Erst Abends pflegst du zu erscheinen
Auf dem Spazirgang. Aber ist
Es Abend auch? Es schwand die Sonne
Wohl nur, weil du erschienen bist.
Neugierig kommen alle
Sterne
Hervor, sie flüstern durch das Blau:
Du bist so schön, sei unsre Sonne.
Du hohe, fremde, bleiche Frau!
_____
Melchior Meyr (1810-1871)
Du zogst, mein Lieb, von hinnen
Und ließest mich zurück.
Du hast mit dir genommen
All meiner Tage Glück.
Vor stillgewordner Seele
Durch Leid und Liebe klar,
Da schwebt und glänzt dein Bildniß
In Schönheit wunderbar.
O süße, süße Blume!
O zaubervoller
Stern!
So licht, so rein, so himmlisch, -
Und ach, so fern, so fern!
_____
Christian Morgenstern
(1871-1914)
Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
Du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn' Ende wiederkehret.
An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend
Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.
_____
Zwiegesang
Glühend zwischen dir und mir
Julinächte brüten;
gleiche
Sterne dort und hier
unsern Schlaf behüten.
Wähl das schönste
Sternelein,
will das gleiche tuen; -
morgen droben Stelldichein
auf geheimen Schuhen.
Gibst du nur nichts anderm Raum,
als mich dort zu finden,
wird ein gleicher süßer Traum
dich und mich verbinden.
_____
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr' ich Dich!
Leuchteten mir milde
Sterne,
ach, wie bald ihr Glanz erblich!
Wenn ich deine weichen Wangen
leis in meine Hände nahm,
und voll zärtlichem Verlangen
Mund zu Mund zum Kusse kam;
wenn ich deine Schläfen rührte
durch der Haare duftig Netz,
o, wie war, was uns verführte,
beiden uns so süß Gesetz!
Und nun gehst du fern und einsam.
Ach, wie achtlos spielt das Glück!
Bringt, was einmal uns gemeinsam,
noch einmal sein Strom zurück?
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr' ich dich!
Leuchteten uns milde
Sterne,
ach, wie schnell ihr Glanz erblich!
_____
Nimm an, es gäbe einen Himmelsherrn;
so wollen wir von ihm für einst erflehn:
er lasse uns auf irgendeinem
Stern
als einen Strauch voll Rosen auferstehn.
Ich will die Wurzel sein, du sei der Strauch,
ich will die Zweige sein, du sei das Blatt,
ich sei die Rose, du sei ihr Arom.
So ineinander unaufhörlich satt,
so eins in jeder Faser, jedem Hauch,
sei unser Leben dann ein Dankesstrom.
_____
An die Geliebte
Sternengold entreiß ich dem nächtlichen All,
schmiede draus ein leuchtendes Diadem,
und um deine züchtige Stirne
flecht ich mit zitternder Hand es, Geliebte!
Sonnengold entwend ich dem Tagesgestirn,
winde draus einen siebenfach strahlenden Ring,
und an deine Hand, die reine,
füg ich in sprachlosem Glück ihn, Geliebte!
Blütenduft erhasch ich und Mondenglanz,
webe draus einen schimmernden Schleier dir,
und um deine Gestalt, die keusche,
lege ich zärtlich und leis ihn, Geliebte!
Was mir etwa entfiel beim wonnigen Werk,
raff ich auf und spinne mir Saiten draus,
süße, selige Weisen tönend -
alle für dich nur, für dich nur, Geliebte!
_____
Eduard Mörike (1804-1875)
An die Geliebte
Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt,
Mich stumm an deinem heilgen Wert vergnüge,
Dann hör ich recht die leisen Atemzüge
Des Engels, welcher sich in dir verhüllt.
Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quillt
Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,
Daß nun in dir, zu ewiger Genüge,
Mein kühnster Wunsch, mein einzger, sich erfüllt?
Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,
Ich höre aus der Gottheit nächtger Ferne
Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen.
Betäubt kehr ich den Blick nach oben hin,
Zum Himmel auf - da lächeln alle
Sterne;
Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.
_____
Julius Mosen (1803-1867)
Vorüber!
Zwei lichte
Augensterne,
Die geben hellen Schein,
Zwei Räthsel nah und ferne,
Die blicken auf mich ein
Aus heimlich milden Räumen
Wie sommernächtig Träumen.
Gar lange möcht' ich schauen
In dieses
Sternenreich
Mit kindlichem Vertrauen
So fromm und still zugleich
Und all' die schweren Peinen
Aus meinem Herzen weinen.
Ich wüßt' von wildem Streben
Und von verlor'nem Ziel
Und von verlor'nem Leben
Der Märchen wunderviel,
Daß bei herzinnern Kränken
Selbst
Sterne untersänken.
Die Blumen, all' die bunten,
Die um mich leuchtend steh'n,
Die wurzeln heimlich unten,
Wo Grabesschauer weh'n,
Verbergen alle Schmerzen
In hellen Blüthenkerzen.
Doch leuchte still und heiter,
Du freundlich
Sternenlicht,
Dir stört der Sänger weiter
Den Gottesfrieden nicht;
Laß' schnell vor deinen Blicken
Sein Bild vorüberrücken!
_____
Albert Möser (1835-1900)
Es gleicht mein Herz dem schlummernden Vulcane,
Tief in sich birgt es dumpfverhaltne Glut;
Wenn lang' mein Blick auf deinen Zügen ruht,
Dann glüh' ich heiß, ob's auch dein Sinn nicht ahne.
Ich hab' entsagt jedwedem Thorenwahne,
Kein irdisch Ziel erregt mir Muth und Bluth;
Gefaßt seh' ich des Schwarmes gierge Wuth,
Zu tiefst verzehrt von bittren Unmuths Zahne.
Und wollt' ich reden, würd' ich frei dir sagen:
Die arge Welt dünkt schlechter mich als Koth,
Und schreckhaft ist's, des Lebens Last zu tragen.
Die Liebe nur nenn' ich des Lebens Brod,
Dein Bild ist
Leitstern meinen Erdentagen,
Doch ohne dich ist Eins nur gut: Der Tod.
_____
Erich Mühsam (1878-1934)
Meine Augen trinken deine Blicke. -
Meine Seele weiß von deinem Fühlen.
Daß die schwere Nacht aus ihrem schwülen
Drücken kuppelnd einen
Stern doch schicke! -
Meine Hände tasten nach deiner Sucht. -
Meine Lippen küssen deine Glut. -
Hörst du des heulenden Nachtsturms Flucht? -
Siehst du das Mondauge triefen von Blut? -
Lehne dich an mich. - So sind wir eins. -
Senke dein Schicksal in meins! -
Du! - wir zwei - - und die Welt so fern
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Sieh doch! - Der
Stern! Der
Stern!
_____
Die
Sterne am Himmel will ich befragen,
warum meine Seele so dumpf ist und schwer.
Die
Sterne sollen mir Antwort sagen.
Doch ach, der Himmel ist
sternenleer.
So will ich Gott meinen Kummer klagen
und will ihm beichten mein heißes Begehr.
Gott soll mir helfen, mein Leid zu tragen.
Doch ach, ich find' meinen Gott nicht mehr.
Wohin? Wo kann ich mein Heil noch wagen?
Auf Knien ruf ich die Liebste her.
Die Liebste soll mir die Grillen verjagen. -
Ich hab' keine Liebste. Ich weine sehr.
_____
Wolfgang Müller von
Königswinter (1816-1873)
Du ziehst in Schönheit wie die Nacht, Maria,
Geheimnißreich, gewaltig, hehr und prächtig!
Das reiche Haar umwallt dich dunkelflechtig,
Die Augen blühn wie
Sternenpracht, Maria!
O träumerische
Sternenpracht, Maria!
So strahlt der große Himmel klar allnächtig,
Du ziehst in Herrlichkeiten zaubermächtig
Und unbewußt doch deiner Macht, Maria!
So folg' ich stille deinen stolzen Pfaden,
Bezaubert ganz und meiner selbst vergessen
Und übervoll von dir die Brust, Maria!
O dürft' ich der Gefühle mich entladen
Vor dir, die mir die Seele qualvoll pressen!
Endloses Leid, endlose Lust, Maria!
_____
Vigilie
Stern und Mond am Himmelsdom
Halten stille Vigilie,
Glanzvoll schimmert Gefild und Strom,
Und die Gärten enthauchen Arom,
Süße ferne Emilie!
Doch die Seel' erschließt sich mild
Wie der Kelch der Lilie,
Glänzender Himmel, umduftet Gefild,
Alles webet hinein dein Bild,
Süße ferne Emilie!
_____
Ein guter
Stern
Ich wander' in die Nacht hinein,
Ich wandre von dir fern,
Doch vor mir zieht mit lichtem Schein
Ein guter
Stern.
Der gute
Stern der Liebe lacht
Vor mir so rein erglüht,
Da blüht auch in der dunkeln Nacht
Hell mein Gemüth.
_____
Friedrich Konrad Müller
von der Werra (1823-1881)
Habe gestern Nachts im Dunkeln
In die Augen dir geschaut,
Sah zwei
Sterne drinnen funkeln,
Denen ich mein Glück vertraut!
Um mich her ein leises Wehen,
Als ob es im Lenze früht,
Und ich mußt' mir still gestehen,
Daß mir eine Rose blüht!
_____
Madonna, ach! wo zogst du hin,
Wer weiß wie weit!
Ach, ohne dich ist trüb mein Sinn,
Versenkt in tiefste Einsamkeit!
Du bist mir fern und doch nicht fern,
Ich träume dich um mich,
Du bist in dunkler Nacht mein
Stern,
Madonna, ach! ich liebe dich!
_____
Alfons Petzold
(1882-1923)
Ich bin eine Sehnsucht, in Deine Ferne hingeträumt,
eine Landschaft, von Deinem Himmel umsäumt!
Nenne ich Deinen Namen, löschen die
Sterne aus,
stürzet in Nichts, was sich herrisch vor mir erhob,
verlieren die Ströme und Stürme ihr wildes Gebraus,
redet Christus aus mir, kündend Süße, Dein Lob.
Und beuge ich Rücken und Knie, zu küssen Dir Deinen Fuß,
bin ich von Mutter Marie ein atmender Gruß.
_____
Ich ging mit Dir an einem Dom vorbei,
darinnen sang die gottversunkne Menge;
ich flog mit Dir aus dieser Erdenenge
dem Himmel zu, von allem Dunklen frei.
Saß dort mit Dir im Glanz der Ewigkeit,
Deine Hände, Süße, in den meinen,
wir durften beide als zwei
Sterne scheinen
im horizontnem Dunkel dieser Zeit.
_____
Ludwig Pfau (1821-1894)
Spiegelung
Sonst schaut' ich in den See so gern:
Aus seinem Grunde, wunderbar,
Blickt auf zu mir so nah und fern,
So nah und fern,
Der ganze Himmel tief und klar.
Doch als ich in dein Auge sah,
Da war kein Wunder diesem gleich:
Entgegen kommt so fern und nah,
So fern und nah,
Mir auch ein ganzes Himmelreich.
Und steigt der
Abendstern herauf,
Entzündet sich des Sees Nacht -
So geht im Aug' ein
Stern dir auf,
Ein
Stern dir auf,
So oft mein Aug' in deines lacht.
Laß, wie der
Stern im Seee ruht,
Mein Auge über deinem stehn -
So lang, so tief, so hellgemut,
So hellgemut,
In seines Glückes Spiegel sehn!
_____
Luise von Ploennies
(1803-1872)
Der goldne
Stern
Der goldne
Stern in meinen dunklen Nächten,
Bist Du!
Der Trost, mir zugesandt von Liebesmächten,
Bist Du!
Der Morgensaum von allen meinen Träumen,
Bist Du!
Die Liebesblüth' an meinen Lebensbäumen,
Bist Du!
Der Hoffnungsanker auf empörten Wogen,
Bist Du!
In Nacht und Grau'n der lichte Regenbogen,
Bist Du!
Die Rettungsspur auf einer öden Küste,
Bist Du!
Oase grün in einer weiten Wüste,
Bist Du!
Der Quell, an dem ich meine Hoffnung tränke,
Bist Du!
Die Well', in die ich all mein Leid versenke,
Bist Du!
Der letzte Strahl, eh' sich mein Auge schließet,
Bist Du!
Das Morgenroth, das einst mich droben grüßet,
Bist Du!
_____
Du fragst, ob in der blauen Ferne
Er sprach: Du fragst, ob in der blauen Ferne
Ein jeder
Stern von Seelen sei belebt?
Ein schöner Glaube, d'ran ich glauben lerne,
Wenn sich mein Blick zu deinen Augen hebt.
Wenn sie mir strahlen, seelenvolle
Sterne,
Fühl' ich vom Glauben innig mich durchbebt,
Und sauge ein die sel'ge Hoffnung gerne,
Daß einst die Seel' zu ew'gen
Sternen schwebt.
Denn alle Seligkeiten, die dort tagen,
Ahn' ich in deiner
Augensterne Strahlen,
Die mir zur
Sternenseligkeit Vertrauen
Auf lichten Flügeln in die Seele tragen,
Wenn sie des Himmels Seligkeit mir malen,
So glaub' ich fest an die auf
Sternenauen.
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Sternennähe
Nur stammeln kann ich, nicht denken, nur fühlen,
fühlen so groß, so weltenweit,
nun hab ich ihn endlich, endlich, erklommen,
den höchsten Gipfel der Seligkeit.
Ich ruhe in deinen Armen gebettet,
hoch auf der Höhe, fernab vom Weh,
laß mich in Tiefen nicht zerschellen,
halte mich droben, in
Sternennäh.
_____
Venus
Ueber den Wassern ein Schaumgeflimmer -
nächtens leuchtender
Sternenschimmer -
hoch die Venus funkelt von fern -,
ewiger Morgen- und
Abendstern.
Hat sie tröstend geweiht den Tag,
schützend hämmernder Pulse Schlag,
und ist erfüllt ihr Liebeslauf,
strahlt neu als
Stern der Nächte sie auf.
Liebe - sie dämmt das Leben ein,
endlos im Kreislauf von Lust und Pein -,
Liebe, sie bringt um Sinn und Verstand
den, der aus ihrem Licht verbannt!
Nächtens leuchtender
Sternenschimmer,
über den Wassern ein Schaumgeflimmer
_____
Morgenstern
Was steigt herauf in wunderseliger Pracht,
ein goldnes Licht in meines Lebens Nacht?
Wie neue Jugend strömts durch meine Glieder,
fand ich die Liebe endlich – endlich wieder?
Wild pocht mein Herz in ungestümem Schlag,
jäh reißts hinüber mich ob Raum und Zeit.
Was bist du? Erdenwonne meinem Tag
oder der
Morgenstern der Ewigkeit!
_____
Wie eine Blume von anderem
Sterne
Wo ist die Retterin, die Liebe?
Es stöhnt der Wind, - ich bin allein. -
Wenn alles dennoch Täuschung bliebe,
statt goldner Wahrheit nur ihr Schein? -
Bist eine Blume von anderem
Sterne,
deren Düften den Sinn berauscht,
nach deren Herzschlag, in tötende Ferne,
mein zitterndes Sehnen, wie lange, lauscht!
In deinem Kelch mir die Schläfen kühlen,
dich eng umschlingen und niederziehn,
dich endlich fassen, dich endlich fühlen, -
laß mich dir endlich am Herzen blühn.
_____
Robert Prutz (1816-1872)
All
Du bist das keusche Mondenlicht,
Das still und klar durch Wolken bricht,
Und bist der Sonne Feuerstrahl,
Der Blumen weckt in Berg und Thal.
Der fromme
Abendstern bist du,
Der lächelnd winkt zu sel'ger Ruh',
Und bist der Blitz, der, gottentstammt,
Der Seele Dunkel mir durchflammt.
Doch – "Namen sind nur Rauch und Schall!"
Sei, wie du bist, du bist mein All!
In deine Seele schließ' mich ein,
Die Meine du, ich ewig dein!
_____
Alles will ich, alles gern
Dulden und ertragen,
Seh' ich nur der Liebe
Stern
Durch das Dunkel tagen;
Flicht mir nur mit leiser Hand
Nach der Stürme Tosen,
Nach des Tages Sonnenbrand
Liebe ihre Rosen.
_____
Neue Gluten
O
Stern der Liebe, längst versunken,
Verloschen hatt' ich dich geglaubt;
Was wirfst du heute deine Funken
Noch einmal auf mein alternd Haupt?
Aus Wetterwolken mitternächtig
Nahst du voll finstrer Majestät,
Wie ein Komet, verderbenträchtig,
Sein flammend Haupt zur Erde dreht.
Ich aber steh' und fühl' erschrocken
Und selig dennoch deinen Strahl:
O nicht auf mich, auf braune Locken
Gieß' deiner Gluten süße Qual!
Hab' Mitleid mit dem müden Herzen,
So viel geprüft von Gram und Noth,
Es hat verlernt, wie lang! zu scherzen,
Und wenn es liebt, so liebt's zum Tod.
Umsonst, umsonst! Schon nah und näher
Wälzt sich das gier'ge Element,
Und höher steigt und immer höher
Die holde Glut, die mich verbrennt;
Ich will entfliehen, kann nicht wenden
Den Fuß, gebannt von Qual und Lust,
Und drücke selbst mit beiden Händen
Den Flammenpfeil mir in die Brust!
_____
Lenz und Licht
Rosenduft, du machst mich trunken,
Gleich wie Duft von edlem Wein;
Sonne, deine goldnen Funken
Sprühn mir tief ins Herz hinein!
Duft der Liebe, still und leise
Fächelst du mich nah und fern;
Ziehe leuchtend deine Kreise,
Lebenssonne,
Liebesstern!
_____
Unersättlich
Warum dein Kuß, so warm, so süß,
Doch meiner Seele Durst nicht stillt?
Weil immer neu der Liebe Born
Mir aus der tiefsten Seele quillt;
Weil unter meines Kusses Glut
Stets ros'ger deine Lippe blüht,
Dein Auge mir, dein lächelndes,
Stets leuchtender entgegen sprüht.
So zündet
Stern an
Stern sich an
Am Himmelsdom in nächt'ger Zeit,
Und brausend gießt dir in das Herz
Sich flammende Unendlichkeit.
_____
Robert Reinick
(1805-1852)
Die Liebe ist ein heller
Stern.
Wo glüht er?
Ei nun, in unsrem Garten.
Ach, Liebchen, sprich, was läßt du mich
Doch oft so lange warten?
Denn seh' ich dich nicht alle Stund,
Des
Sternes Glut mein Herz verwund't;
Doch kommst du, steigt er mild herauf,
Als geht im Mai die Sonne auf.
_____
Anton Renk (1871-1906)
Märchenbleich die Tale liegen.
Die Johanniskäfer fliegen
Sternenstill und
sternenklar:
Grüße sind's aus Himmelsferne
Und ich flechte sie als
Sterne
Zitternd dir ins dunkle Haar.
Käfer flimmern,
Sterne funkeln,
Und mit deinen wunderdunkeln
Augen staunst du in die Nacht …
Und sie rauscht wie leise Seide,
Und wir wissen alle beide
Nicht, was uns so selig macht.
_____
Wunsch
Nur einmal möcht' ich dir zur Seite gehen
Am reichbeblühten, weißen Kirschbaumhang,
Wenn durch die Nacht die Silberblüten wehen
Und ferne stirbt der letzten Geige Klang;
Und handverschlungen an dem Flusse stehen,
Der eines blassen
Sternes Leuchten trinkt,
Und nach dem
Sterne uns'res Glückes sehen,
Bis er in ferner Dunkelheit versinkt.
_____
Weißt du? – Nach jenem Sonnwendtage
Die Blütenpracht am Waldesrand,
Der jungen Herzen schöne Frage?
Wir gingen beide Hand in Hand -
Und wie in einer Frühlingssage
Voll Glück und Glanz das ganze Land.
Der Mond versilberte die Erlen,
Es fing ein großes Leuchten an -
Die heilige Nacht! – Wie helle Perlen
Die
Sterne von dem Himmel sah'n.
Und Feuer flammten, regungslose,
Herab vom dunkeln Felsenknauf.
Am Busch der wilden Heckenrose
Die Funkenkäfer flogen auf.
Und weißt du, was ich leise sagte,
Du blondes Kind? – Ich hab dich gern.
Und weißt du, was ich leise fragte?
Ich fragte: Willst du einen
Stern?
Dann hab' ich aus der hellen Sonnwendnacht
Auf meiner Hand ein
Sternlein dir gebracht.
_____
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Ich liebe!
Nun mag die Welt in ihren Festen beben,
entfesselt wüten mag das Element; -
denn eine neue Ära tritt ins Leben,
die keinen Haß und keinen Streit mehr kennt!
Durch meine Seele ziehts mit Zauberweben
o! wie's im Herzen glückverheißend brennt!
Die Pulse fliegen mir, die Lippen beben,
ich fühls, das ist es, was sich >Liebe< nennt!
Und möge alles rings in nichts versinken,
ich lebe und der Liebe
Sterne winken!
_____
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Gestern hab ich noch anders geträumt:
Da waren etwa hundert Personen.
Die haben die Dachwohnung ausgeräumt,
Wo die Buchbinders wohnen.
Dann haben wir auf dem Dachsims getanzt.
Dann hast du mich, sagst du, aufgeweckt,
Und ich, sagst du, sagte noch träumend erschreckt:
»Ich habe ein
Sternschnüppchen gepflanzt.«
Ich weiß nur noch: Ich war vom Dach
Plötzlich fort und bei dir und war wach.
Und du streicheltest mich wie ein Püppchen
Und fragtest mich – ach, so rührend war das –
Fragtest mich immer wieder: »Was
Hast du gepflanzt!? Ein
Sternschnüppchen?«
_____
Emil Rittershaus (1834-1897)
In Deine Augen schau' ich gerne
Jetzt, wo der Wahn dem Herzen fern.
Mir lacht in Deinem
Augensterne
Der Liebe und der Hoffnung
Stern!
O komm, daß sich mein Herz erfreue
Nach Stunden, schmerzensreich und trüb!
In meiner Welt ist Lieb' und Treue,
Denn meine Welt bist Du, mein Lieb'!
_____
Ein Menschenherz
Ein Menschenherz ist wie die Blume,
Die blühend auf dem Felde steht,
Die heute lustig prangt und duftet,
Die morgen schon der Wind verweht.
Die Blumen waren einstens
Sterne
Und flammten hell in heil'ger Pracht,
Drum weinen auch die Blumen alle
In sternenheller Sommernacht.
Ein Menschenherz ist ein vom Himmel
Herabgesunk'ner, lichter
Stern,
Drum fühlt das Herz ein tiefes Sehnen
Nach einer Heimath, die ihm fern.
_____
Hermann Rollett
(1819-1904)
Huldigung
Ich bin das Meer der Liebe,
Du bist die Perle darin.
Und die Perle ist des Meeres
Verklärte Königin.
Ich bin der tiefe Himmel,
Du bist der
Sternenschein,
Der in das Meer der Liebe
Hellschimmernd fällt hinein.
Ich bin die Abendglocke,
Du bist der holde Klang,
Der durch die Lüfte zittert
Mit friedlichem Gesang.
Ich bin dein stiller Sänger,
Deß' Herz in Liebe schlägt, -
Und du, du bist der Gedanke,
Der mich zum Himmel trägt!
_____
Otto Roquette (1824-1896)
Sterne sind schweigende Siegel
Mondenschein
Klettert heimlich übers Dach
In die Tannenzweige,
Schaut in Liebchens Schlafgemach,
Ob sich ihm nichts zeige?
Dämmernd nur schimmert
Schwindend das Lichtlein,
Traumduft umflimmert
Schon das Gesichtlein.
Schlaft ihr schon, schlaft ihr schon,
Aeuglein, wie Veilchen?
Rosen und Schnee,
Schlankestes Reh,
Oeffne ein Weilchen
Liebchen den Riegel!
Sterne sind schweigende Siegel!
Liebchen fein,
Thu mir auf, dem Mond zur Straf',
Laß uns für sein Spähen
Diesem alten Lauscher brav
Eine Nase drehen!
Dämmernd nur schimmert
Schwindend das Lichtlein,
Traumduft umflimmert
Schon das Gesichtlein.
Schlaft ihr schon, schlaft ihr schon,
Aeuglein, wie Veilchen?
Rosen und Schnee,
Schlankestes Reh,
Oeffne ein Weilchen
Liebchen den Riegel,
Sterne sind schweigende Siegel!
_____
Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schooß,
Da ruht es sanft und weich.
Wie ist der Himmel weit und groß,
Wie ist die Erde reich!
Der schönste
Stern in blauer Nacht,
Der schönste
Stern bist du,
In deines Lichtes sanfter Pracht
O gönne mir die Ruh!
_____
Alexander Rydenius
(1800-1823)
Ich denke Dein
Wenn Sonne sinkt
Ins wogende Meer hinab,
Wenn goldighell
Die Wolke, wie Purpur, glüht,
Heiliger
Sternenchor
Funkelt am Himmelsplan,
Wenn die Natur schweigt,
Ruhe das All umfängt,
Nachtigall klagend mir
Flötet im Pappelhain,
Dann denk' ich Dein!
Wenn Sonne steigt
Aus rosiger Fluth empor -
Strahlendes Himmelsaug'
Segnend die Flur anlacht -
Ringsum das All erwacht -
Lerchen mit frohem Sang,
Singend dem Schöpfer Dank,
Steigen in milder Luft -
Freude und Jubel hoch
Waltet im Weltenkreis -
Liebe, so schön und rein
Schimmert wie
Sternenschein -
Dann denk' ich Dein!
_____
Hugo Salus (1866-1929)
Mädchenlied
Sternschnuppenfall,
Sternschnuppenfall!
Heut will ich nicht schlafen und immer nur wünschen,
Und alles wird in Erfüllung gehn:
Ein Kleid aus Seide, aus schneeweißer Seide,
Mit uralten Spitzen aus Brabant,
Und jeder Knopf ein Diamant;
Ein Diadem aus lauter Türkisen,
Dazwischen Brillanten, wie Wasser klar,
Das paßt am besten ins schwarze Haar;
Sternschnuppe, ein Halsband aus großen Perlen;
Und du,
Sternschnuppe, ich bitte dich,
Such Perlen ohne Thränen für mich;
Dann wünsch' ich ein Paar ganz kleiner Pantoffel,
Kleiner, viel kleiner als mein Fuß,
Aber das mir doch passen muß!
Zu alledem wünsch' ich mir einen Liebsten ...
O weh, die Mutter! Sie jagt mich ins Bett!
Ach, wenn ich nur erst einen Liebsten hätt'!
_____
Abschiedsbrief
Dies ist mein Abschiedsbrief und letzter Bote;
Sanft sei sein Schritt und mild sein Angesicht,
Und jedes Wort sei Frieden, das er spricht.
Weh, wenn er deines Herzens Ruh bedrohte.
Gott Amor hob die Fackel und sie lohte.
Ich liebte dich. Du warst mein
Stern und Licht.
Er senkt die Fackel, doch er löscht sie nicht,
Und heißer loht sie auf, die glühendrote.
Du kennst den Gott, der seine Fackel wendet:
Es ist der Gott, der jeden Kummer heilt,
Es ist der Gott, der jede Liebe endet ...
Dies ist mein Abschiedsbrief. Die Stunde eilt.
Drei Kreuze setz' ich drunter; eins für mich.
Ein kleiner Friedhof. Ach, wie liebt' ich dich ...
_____
Ständchen
Ich hab' die ganze Frühlingsnacht
Vor meines Liebchens Haus gewacht,
Der Himmel war voll
Sternenglanz,
Mein Herz war eingesponnen ganz
In Sehnsucht und in Liebe,
In Sehnsucht und in Liebe.
Wollt' mir das Herz fast aus der Brust,
Hab's immer halten nur gemußt,
So sehnt es sich: das heißt auch was,
Trennt einen nur ein Fensterglas
Von seiner süßen Liebe,
Von seiner süßen Liebe!
Nun steht die Sonne schon im Tag,
Doch, wie sie immer strahlen mag,
Ich seh' am Himmel, nah und fern,
Noch neben ihr die tausend
Stern',
Die
Sternlein meiner Liebe,
Die
Sternlein meiner Liebe.
So wach doch auf, du Schläferin!
Lockt's dich denn nicht zum Fenster hin,
Wie Sonn' und
Stern am Himmel stehn,
Mit Wunderaugen anzusehn,
Und mich und meine Liebe?
Und mich und meine Liebe...
_____
Heißer Kuß
Nun sich im Kusse unsre Lippen finden,
Du mir so nah und alle Welt so fern!
Da sieht mein Aug' den Demant sich entzünden
An deinem rosigen Ohr, den
Liebesstern.
Sein Feuer glüht, loht auf und bricht zusammen.
O Seligkeit der Liebe, ich und du!
Wir stehn in purpurroten Liebesflammen
Und ihre Glut schließt uns die Lider zu.
Mit starken Armen halt' ich dich umfangen,
Ich trinke deine Seele, du bist mein!
Was bebt dein Mund? Nein, küß mich ohne Bangen,
Du sollst an meiner Brust geborgen sein.
Sie neigt die Stirne. Durch den Spalt der Lider
Schau' ich sie an. O Welt, wie warst du fern!
Wie traulich winkt mir jetzt der Demant wieder
Am Ohr der Liebsten! Holder
Liebesstern!
_____
Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
Stumm liegt die träumende Natur;
Wozu die große Stille brechen?
Das Herz laß mit dem Herzen nur,
Das Auge mit dem Auge sprechen!
Spricht Blüthe so mit Blüthe nicht
An des Jasminstrauchs duft'gen Zweigen?
So
Stern zu
Stern mit goldnem Licht
Nicht in der Sommernächte Schweigen?
Das ist die Sprache, weltenalt,
Die lang die Liebe schon gesprochen,
Eh sie den ersten Laut gelallt;
In Worten spricht sie nur gebrochen.
_____
Max Schaffrath
(1813-1877)
Nachts
In sanftem Schlummer ruhst du jetzt;
Schon ist es tiefe Nacht,
Und über deinem Hause blinkt
Ein
Stern und hält die Wacht.
Er lächelt, und sein milder Schein
Spielt an den Scheiben sacht;
Ob er wohl einen süßen Traum
In deiner Seel' entfacht?
Du lieber
Stern, o web' hinein,
Daß ich in später Nacht
Einsam zu ihr hinaufgeschaut,
Und was ich still gedacht!
_____
So bist du mein! Unlöslich eingewoben
In meine Seele, klärend und gestaltend,
Die stillen Knospen wunderbar entfaltend,
Ein
Stern des Segens gleich der Sonne droben!
Fest steht mein Glück in wilder Stürme Toben,
Im stetem Wechsel reinste Treue haltend,
Voll ungeschwächter Schöne, nie veraltend,
Kühn über Zeit und Raum emporgehoben.
Was künft'ges Schicksal mag mit dir beginnen,
Bannt's dich für immer fort in dunkle Ferne,
Mag fremde Liebe gar dein Herz gewinnen:
Mir kannst du nun und nimmer dich entreißen!
In meine Nacht strahlst du, wie ew'ge
Sterne
Tiefgläub'gem Sinn Unsterblichkeit verheißen!
_____
Leopold Schefer
(1784-1862)
Im Verglänzen der
Morgensterne
Sestine
Wie viele gab ich wieder an den Himmel,
Seit ich hier wandle auf der schönen Erde!
Ich seh's, sie bleiben aus von Tag zu Tage,
Vergebens blick' ich Nachts zu jenen
Sternen,
Und nicht enträthseln kann ich diese Wunder,
Die widerfahren sind der frommen Seele.
Warst du denn immer einsam, liebe Seele?
O nein, nicht längst erst kehrten sie zum Himmel,
Vor meinen Augen selbst geschahn die Wunder;
Wir wandelten zugleich auf dieser Erde,
Wir blickten Nachts zugleich zu jenen
Sternen —
O wie so falsch sie sind, die hellen Tage!
Die Todten bleiben aus von Tag zu Tage —
Zu hoffen hört nicht auf die treue Seele;
Der Abend kommt mit seinen schönen
Sternen,
Die Sonne steigt empor am Rosenhimmel,
Die tausend Blumen kehren auf die Erde —
Und in den Wundern hofft die Liebe Wunder!
Und nimmt dein Schicksal denn so sehr dich Wunder?
Aus sonnigem Gespinst bestehn die Tage,
Und immer Sterbliche nur trug die Erde!
Doch unsichtbare Schwingen hat die Seele.
Sieh, fertig schon umwölbt auch dich der Himmel,
Und schon bestrahlt dich Glanz von jenen
Sternen!
Und weinst du nur zu den geweihten
Sternen!
Geschehn nicht unaufhörlich alle Wunder?
Seit jener Zeit geschlossen wär' der Himmel? —
Gedulde dich noch gern die kurzen Tage,
O allzu treue, allzu bange Seele,
Dann senkt man dies Gebein auch in die Erde.
Dann lebe wohl, du neugeschmückte Erde!
Du lebe wohl, o Nacht, mit deinen
Sternen,
In heil'gen Schlaf versenkt entschwebt die Seele. —
Doch leb' ich noch, und fasse kaum die Wunder:
Wie Taubenflügel, angeglänzt vom Tage,
Dehnt seine Morgenwolken aus der Himmel!
Wie stärkt die Nacht mit Glauben an den Himmel!
Ach, welche Liebe flammt sie in die Seele!
Und welche Hoffnung träuft wie Thau zur Erde!
_____
Georg Scherer (1828-1909)
Zwei
Sterne, die in ihrem ew'gen Gleise
Am Himmel gehn, begrüßen sich von fern;
Sie nähern sich, sie ziehn sich an - wie gern
Vollbrächten sie zusammen ihre Reise!
O kurzes Glück! Schon trennt unmerklich leise
Das Schicksal sie. "Fahr wohl, du schöner
Stern!"
Blinkt jeder, denn er fühlt im tiefsten Kern,
Daß er um eine andre Sonne kreise.
So zogst auch du mich einstmals mächtig an,
Ein lichter
Stern in meiner Nacht hienieden;
Du schiedest, und der holde Traum zerrann.
Doch was auf dieser Welt an Glück und Frieden
Durch Frauenhuld dem Manne werden kann -
Es ward mir voll und reich durch dich beschieden.
_____
Georg Scheurlin
(1802-1872)
Getrennte Herzen
Es stehn zwei
Stern' am Himmel,
Im Norden und im Süd;
Wie doch getreue Liebe
So gar in Trauer blüht!
In Trauer, weil geschieden
Zwei Herzen hier und dort,
Wie von dem
Stern im Süden
Der bleiche
Stern im Nord.
Und wenn ich dein gedenke,
So träum ich tief und schwer,
Daß zwischen uns sich senke
Der Himmel und das Meer.
Und schied' uns unterdessen
Nur Meer und Himmel weit; -
Doch daß du mein vergessen,
Trennt uns in Ewigkeit.
_____
René Schickele
(1883-1940)
Wie warst in diesen Tagen du allein
und konntest es kaum tragen!
Es wird noch oft so sein -
doch mußt du dir dann sagen:
Um keine Trauer ist es schad,
wer Liebe hat, darf sie nicht schelten.
Der
Sternenvogel steigt aus geäscherten Tagen,
strahlend im Auferstehungsschein,
sein Gefieder sind blühende Klagen,
sein Gesang ist Seelenwein.
Er schlägt sein silbernes Rad
und jubelt über die Welten.
_____
Um dein Gesicht ist ein Glanz
wie das Feuer eines Edelsteins um seinen Kern.
Ich seh es immer, wie's - eine Vase, ein Kelch -
dein Zimmer erhellt.
Es versinkt in unsern Umarmungen
und geht wieder auf wie ein Mond,
den deine Liebesglut erhält.
Wenn ich von dir gehe,
starre ich lang in den Himmel. Es fällt ein
Stern,
und meine Liebe steht, ein gewaltiger Erzengel,
vor dem Mond und hütet ihn.
_____
Kommen deine Augen und sehn mich an,
weiß ich, warum mein Leben in deines rann.
Weil sie Himmel erbauen, so tief,
als ob ein ferner Wald darinnen schlief -
und liebst du, ist's ein Wald, der rauschend
um einen Brunnen steht,
in dessen goldener Tiefe
ein
Stern zergeht.
Als ob ich dich von weitem riefe,
ist dein Gesicht mir zugewandt
in allen meinen Gedanken: lauschend
ernst und unverwandt.
_____
Wenn es Abend wird
Die Engel der Liebkosung steigen nieder,
von weitem kommen deine Hände wieder,
und deine Augen sind so mild, so weit,
daß alle Dinge drin verklärt gen Himmel fahren.
Mein Zimmer ist ein Wald, der sich erinnert, wie deine Worte sangen,
im Kleinsten, das einmal deinen Atem gespürt, lebt brünstiges Verlangen,
wie Lampen gehn die Spiegel an, die schon voll Dunkel waren.
Schon rufen deine Schritte die Blumen auf im Garten,
daß ihre kleinen Seelen erschauern und im Dunkel warten.
Die Bäume werden atemlos und stehn beklommen,
die Bäche horchen auf, ein tiefer Traum belauscht dein Kommen,
am Weg, auf dem du nahst, ist
Stern an
Stern gereiht,
Wunderbare Trunkenheit!
_____
Hoch leben die heiligen Frauen,
die unsre himmlischen Geliebten sind!
Ihre Liebe ist groß und bedingungslos.
Sie lassen wie in nächtiger Blumen Schoß
ihren Blick auf unsre Herzen tauen,
ihr Lächeln ist
Sterne säender Wind.
_____
Thekla Schneider
(1854-1936)
Am Abend
Nur den Wolken, die dort blauen,
Und den stillen
Sternelein
Darf mein Leid ich anvertrauen,
Euch, ja euch nur ganz allein.
Meine Grüße, meine Lieder
Trugt ihr dem Geliebten zu,
Alle, alle Abend wieder,
Eh' ich legte mich zu Ruh'.
Nun, ihr lieben, gold'nen
Sterne
Dort am Himmel licht und hehr,
Ziehet einsam in die Ferne,
Habe keine Grüße mehr;
Hab' nur bitt're, heiße Thränen,
Um den
Stern, der mir erblich,
Dieses Schmerzen, dieses Sehnen
Aber ist allein für mich.
_____
Bei Nacht
Wenn manchmal ich in dunkler Nacht
An's Fenster bin geschlichen,
Dann hab ich deine Augen oft
Den
Sternelein verglichen.
Sie strahlen ja so lieb, so hell,
So heimlich wie die
Sterne,
Doch wie die
Sterne strahlen sie,
Mich an nur aus der Ferne.
Die
Sternlein und die Augen dein,
Ich kann sie nie erreichen,
Und traurig muß zurücke ich,
In's Dunkle immer schleichen.
_____
Ob er mich liebt?
O, in den
Sternen möcht ich lesen,
Ob er mir einmal gut gewesen.
Ich möchte fragen jedes Blatt,
Ob er auch jetzt noch lieb mich hat.
Möcht' mit den Vöglein zu ihm fliegen,
Und lesen in den theuren Zügen
Ob er mich liebt?
Kein Lüftchen will mir Grüße bringen,
Auf seinen leichten Silberschwingen,
Und auch die Wellen an dem Bord
Erzählen mir von ihm kein Wort,
Die Nachtigall will mir's nicht sagen,
Und Menschen mag ich nicht drum fragen,
Ob er mich liebt?
_____
Emil Prinz von
Schönaich-Carolath (1852-1908)
Wenn ich dich seh' von ferne,
Du Tiefgeliebte mein,
So zieh'n viel gute
Sterne
In meine Seele ein.
Doch, wenn du dann gegangen,
Hält mit der alten Macht
Mich wiederum gefangen
Die finst're, böse Nacht.
_____
Es liegt ein Traum auf der Haide,
Es weht im Walde ein Duft,
Ein Lied schwebt über dem Wasser,
Ein Klingen ruht in der Luft.
Ich möchte vor Wonne mich schwingen
Empor in ein Meer von Licht,
Ich möchte weinen und singen,
Bis mir das Herz zerbricht.
Mein Herz ist wie eine Lerche
Und jubelt im Sonnenschein:
Mein
Stern, mein Traum, meine Rose,
Du liebst mich, - bist mein, bist mein!
_____
Deine Lippen nenn' ich gerne
Schöner als die schönste Rose,
Und viel heller als die
Sterne
Ist dein Aug', das liebelose.
Aber ach - im Erdgetümmel
Tragen Rosen Dornentriebe,
Und die
Sterne steh'n am Himmel,
Und mein Herz vergeht vor Liebe!
_____
Der Mond geht unter hinter fernen Höhen,
Rotdunstig taucht er tief ins große Wasser,
Die Heide trieft, getränkt von Regenböen,
Im Westen winkt ein
Stern, ein strahlenblasser.
Wo weilst du,
Stern, der meiner Jugend lachte,
Der einst erschien, mir licht voranzuschweben,
Du Liebste, die mich fromm und glücklich machte,
Du Silberschnur, gelöst aus meinem Leben?
Du zogst dahin, einsam, am Horizonte,
Mit Augen, die den Lebenstrug ermessen,
Zu segnen mich, der dich nicht lassen konnte;
O reiner
Stern, nie werd' ich dein vergessen.
Leb wohl. Du wirst als guter Engel schweben
Durch Erdenleid, durch großer Armut Mitten.
Das Schicksal hat mein undurchpflügtes Leben
Gar früh getrennt von deinen heil'gen Schritten.
Du wirst als Leuchte meinem Fuß nicht scheinen,
Nicht darf ich hingehn, übersonnt auf Erden
Von deinem Glanz, dem silberblassen, reinen.
Doch Gott wird sein mein Licht beim Dunkelwerden.
_____
Adele Schopenhauer
(1797-1849)
Hesperus
Ich bat das Leben um ein freundlich Wort,
Das Kunde mir von dem Geliebten brächte!
Die Tage rollen unaufhaltsam fort -
Nun wend' ich flehend mich zu euch, Ihr Nächte!
Bringt, da der Sonne Glanz nichts mehr erhellt
Was meinem Herzen innig lieb gewesen,
Im Traume das geliebte Bild - im Feld
Der
Sterne laßt mich seinen Nahmen lesen!
_____
Karl Siebel (1836-1868)
Es schien ein
Stern
Es schien ein
Stern in meine dunkle Nacht
Und sieh: ein Heer von
Sternen war erwacht;
Ein Frühlingsleben und ein Wonnesprühn
Erwachte mild bei dieses
Sternes Glühn.
Des Lebens Wolken zogen schwer einher,
Der eine
Stern – er scheinet nimmermehr,
Und einsam träumend von geliebter Pracht,
Steh' ich ein Wandrer in der dunklen Nacht.
O holdes Licht – geliebtes Angesicht,
Mein Sehnen, Träumen läßt dich ewig nicht,
Durch Schicksalswolken fleh' ich auf zu dir:
O holdes Licht! warum erschienst du mir?
_____
Junge Liebe
Vom Himmel lächeln die
Sterne
Der träumenden Erde zu.
Aus ihrer duftigen Ferne
Kommt's Märchen von Fried' und Ruh'.
Was scheeren mich
Sterne und Sonne!
Was hilft mir, was droben es giebt!
Und doch: o träumende Wonne,
Die liebet ein Herz, das verliebt.
Du seltsam Geheimniß der Frauen,
Der Jungfraun bewußtlose Kunst; -
Nun eil' ich durch Wälder und Auen
Und träume von naher Gunst.
Ich sah sie seit Tagen, seit Wochen,
Am blühenden Fenster sie stand;
Nie hat sie ein Wort nur gesprochen,
Kein Blick ward mir wonniges Pfand.
Doch Mund und Stirne und Wangen,
Sie sprachen so schweigend laut;
So sah ich, wie Liebesverlangen
Aus jeder Bewegung schaut! -
Vom Himmel lächeln die
Sterne
Der träumenden Erde zu,
Aus ihrer duftigen Ferne
Kommt's Märchen von Fried' und Ruh'.
_____
Jegor von Sivers
(1823-1879)
Frühling
Es kam mit den warmen Nächten
Die Nachtigall geflogen,
Und singend ist die Liebe
Mir in das Herz gezogen.
Wenn nun die
Sterne flimmern,
Und still die Nachtluft geht,
Dann strömet aus in Liedern
Ein sehnendes Gebet.
Und was mit stillem Grämen
Mein Herz in sich verschlossen,
Hat namenloses Sehnen
In einen Klang ergossen.
Auf weichem Windesfittich
Hebt sich der süße Laut,
Und aus den
Sternen strahlet
Dein Name, holde Braut.
_____
Karl Stamm (1890-1919)
Ich bin die Seele aller Dinge. Ich bin die Liebe.
Ich lebe dunkel in den Wurzeln der Bäume.
Tief in der Erde bin ich das glühende Feuer.
Ich bin im Hauch der Lüfte
und im Rauschen des Meeres.
In den Menschen bin ich das singende Blut.
Ich fahre dahin im Kleide der Morgenröte.
Des Abends müde Trauer ist meine Trauer.
Die Sonne nenn ich Schwester
und die
Sterne Brüder.
Ich bin überall.
Ich bin die Seele aller Dinge.
_____
Sahet ihr meine Brunnen nicht überfliessen
in heissen Sommernächten?
Hörtet ihr meine Stimme nicht
im Ruf eines Tieres, das zur Tränke ging?
Fühltet ihr mich nicht zittern in eurem Leibe,
ihr Einsamen unter den Menschen?
Lag ich nicht dunkel wie Träume in eurer Seele? -
Sahet ihr nie im Überschwang meine Seele:
Fallen als
Sterne durch nächtliche Tiefen
zu liebeglühenden, einsamen
Sternen?
_____
Franz Stelzhamer
(1802-1874)
Meine Augen waren so klar
Wie der
Morgenstern,
Und gesehen hab' ich so scharf -
Durch die Schale den Kern.
Ach, jetzt seh' ich nimmer so scharf -
Durch die Schale den Kern,
Nimmer sind die Augen so klar
Wie der
Abendstern:
Trübgeweint sind
Stern' und Säume,
Seit ich von der Stolzen träume.
_____
Carl Sternheim
(1878-1942)
Nacht am Krankenbett
Ich leg dir
Sterne in dein Mädchenbett,
Sie werden sich an deine Reinheit schmiegen
Und lächelnd da wie bei Verwandten liegen.
Und sinke glücklich nieder im Gebet:
Du bist ein gutes Kind, dein Herz ist rein,
O dieses ganze milde Jungfrausein.
Sprüht früh herein ein geiler, heißer Schein
Und stört dir deine traumesfaule Ruh,
Dann hole ich den dichten Vorhang zu.
_____
Karl Stieler (1842-1885)
In den
Sternen
Einsam las ich oft da droben,
Wenn das
Sternheer stille kreiste,
Und der eignen Lebensbahnen
Dacht' ich dann im dunk'len Geiste.
Vieles tat ich – aber eines
Tat ich, was ich nie verschmerze:
Daß ich deiner konnt' vergessen,
Da mich lieb gehabt dein Herze.
Daß ich's nicht erkennen wollte:
Von den Qualen, von den bösen
Geistern einer wilden Seele,
Kann die Liebe nur erlösen!
Und doch strahlte mir dein Auge
Wie ein letzter Strahl der Gnade -
Also les' ich in den
Sternen …
Nun sind
sternlos meine Pfade!
_____
Von den
Sternen
Ich sah deine Augen wieder,
Mit ihrer süßen Gewalt -
Du senktest sie nimmer nieder,
Sie waren klar und kalt.
Einst waren sie meine
Sterne,
Einst warst du all' mein Traum! - -
O wieviel tausend
Sterne
Erkalten im Himmelsraum!
_____
Francisca Stoecklin
(1894-1931)
Seele der Liebenden
Einmal schon liebte ich dich
Und das Meer, das Meer.
Doch lichter waren damals
Die Seelen, ungetrübt
Von dunklen Taten.
Es sangen unsere Liebe
Strahlend die
Sterne,
Und das Meer, das Meer.
Wieviel hundert Jahre
Sind seitdem vergangen,
Wieviel Leiden und Tode
Und
Sterne. Wo blieben
Die Seelen so lange?
Wir halten uns schweigend
Die schauernden Hände.
Wir blicken uns tief
In die fragenden Augen.
Noch singen die
Sterne
Und das Meer, das Meer.
Aber unfaßbar ewig
Ist die Vergangenheit
Der menschlichen Seele.
_____
An den fernen Freund
Seitdem du mich verließest, denke ich dich immer.
Wenn ich die Augen schließe, sehe ich dein Bild ...
So nah und wirklichschön als ob kein Raum uns,
Keine Städte trennten.
Bei meiner Kerze sanftem Schimmer
Trittst du ganz leise, leise in das Zimmer ...
Um deine Lippen schwebt ein Lächeln kindlich mild.
Dann leg ich meine Hände zart an deinen Körper.
Dann küß ich innig deinen weichen roten Mund.
Dann sag ich schweigend dir die letzten Dinge.
Dann bin ich ganz in dir und du in mir.
Dann kann uns nichts mehr trüben, nichts mehr trennen,
Weil wir nur eine Liebe, eine Seele, eine Wolke sind.
Zwei Lichter, die in einen Himmel brennen.
Ein Baum, ein
Stern, der gute Abendwind.
Dann sind wir sündenlos und weise.
Dann ist kein Raum und keine Zeit.
Dann schweben wir so süß erfüllt und leise
In Gottes Urunendlichkeit.
_____
Theodor Storm (1817-1888)
Nur eine Locke
Nur eine Locke von deinem Haar
Gib mir, mein Lieb, für die kalte Ferne!
Still wie das ewige Licht der
Sterne
Will ich sie bergen immerdar.
Nur eine Locke nach freundlicher Sitte
Gib mir zum Pfande in Leid und Lust,
Will sie ja bergen auf treuer Brust.
Gib mir, mein Lieb, ich bitte, bitte!
_____
O süßes Nichtstun
O süßes Nichtstun, an der Liebsten Seite
Zu ruhen auf des Bergs besonnter Kuppe;
Bald abwärts zu des Städtchens Häusergruppe
Den Blick zu senden, bald in ferne Weite!
O süßes Nichtstun, lieblich so gebannt
Zu atmen in den neubefreiten Düften;
Sich locken lassen von den Frühlingslüften,
Hinabzuziehn in das beglänzte Land;
Rückkehren dann aus aller Wunderferne
In deiner Augen heimatliche
Sterne.
_____
Adolf Strodtmann
(1828-1879)
Du liegst in den Kissen so bleich und krank;
Die Winde heulen, die Sonne sank -
Ave, Maria!
Die Stürme pochen ans Fensterlein;
Lass stürmen, lass brausen, schlaf ein, schlaf ein -
Ave Maria!
Schlaf ein, du armes, du krankes Kind,
Der Traum dir fächle die Stirne lind -
Ave Maria!
Lass mich und den Traum dir Hüter sein,
Es wacht und hütet sich gut zu Zwein -
Ave, Maria!
Ave, Maria! mein Licht und mein
Stern,
Schlafe, mein Liebchen, der Tod ist fern -
Ave, Maria!
Ave, Maria! das Leben dir lacht!
Mein Lieb und mein Leben, gut' Nacht, gut' Nacht -
Ave, Maria!_
_____
Julius Sturm (1816-1896)
Leb' wohl!
Leb' wohl! es löscht das dunkle Wort
Den
Stern der Hoffnung aus,
Und treibt mich aus der Heimath Port
Weit in die Welt hinaus.
Leb' wohl, leb' wohl und fühle nie
Getäuschter Liebe Pein,
Und werd' so glücklich einst, Marie,
Wie ich geträumt zu sein.
_____
Albert Traeger
(1830-1912)
Mein
Stern
O laß Dein Auge freundlich auf mir weilen,
Es blickt mir Ruhe tief in's Herz hinein;
Wie sich die Wolken vor der Sonne theilen,
Flieht all' mein Schmerz vor seinem milden Schein.
Wollt' ich als Kind mein Abendsprüchlein lallen,
Dann sah ich fromm zu einem
Stern empor:
Es war mein
Stern, ich fand ihn unter allen,
Bis ich mit meiner Kindheit ihn verlor.
Doch ruhen auf mir Deine lieben Augen,
In denen meiner Kindheit Himmel lacht,
Dann sehe stets aus ihrer Tiefe tauchen
Ich den verlor'nen
Stern in alter Pracht.
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Liebesstern
Springe spring mein flinkes Roß,
Spring über Hecken und Graben!
Wo durch die Linden ein
Sternlein blinkt,
Wol hin mit lustigem Traben!
Ei du funkelnder
Liebesstern!
Klinge kling mein rundes Horn,
Kling über Anger und Haide!
Zwey Augen schaun in den Wald hinein,
Die geben Liebe nach Leide.
Ei du funkelnder
Liebesstern!
Singe sing Frau Nachtigall,
Sing durch die rauschenden Aeste:
"Thu auf den Riegel, thu auf die Thür,
Thu auf du Liebste, du Beste!"
Ei du funkelnder
Liebesstern!
_____
O du mein Mond in stiller Nacht,
Der über mir am Himmel wacht,
Und mit mir wacht und träumet,
Und wenn ich schlafe meinen Traum
Mit duft'gem Silber säumet!
Du immer nah und immer fern,
Mein
Morgenstern, mein
Abendstern,
Vorbotinn aller Wonne!
Und alle Wonne selber du,
Du Mond, du
Stern, du Sonne!
O du mein Leid, du meine Lust!
Du eine Ros' an meiner Brust,
Ein Dorn in meinem Herzen!
Ich drück' ihn tief ins Herz hinein,
Und liebe dich mit Schmerzen.
_____
Ob du singen kannst, und wie?
Schatz, du hast mir nie gesungen:
Doch mit süßer Melodie
Bist du mir ins Herz erklungen.
Hoch am Himmel ziehst als
Stern
Meines Glückes du die Pfade,
Du verliehen mir vom Herrn
Als Verwesrinn seiner Gnade.
Jeder
Stern hat seinen Klang:
Aber vor den andern allen
Hör' ich, Braut, von deinem Gang
Süßen Ton hernieder wallen.
_____
Wilhelm Waiblinger
(1804-1830)
Das Auge der Geliebten
Ach, warum in dieser Ferne,
süßes Herz so weit von dir?
Alle Sonnen, alle
Sterne
öffnen ihre Augen mir,
nur die reinsten, tiefsten Strahlen,
nur das klarste, blauste Licht,
drinn sich Erd' und Himmel malen,
nur dein treues Auge nicht.
_____
Herwarth Walden
(1878-1941)
Meine Arme durchgreifen die Luft
O Du mein brustnaher
Stern
Fern
Träumst Du
Mir nur mir
Scheinst Du
Meine Arme durchgreifen die Luft
Strecken sich langbang nach dem Sterntraum
O Du mein brustnaher
Traumstern
Meine Arme runden die Erde
Sterntraum gleitet zum Traumstern
Leuchtet mein Herz nun glanzhoch
O Du mein brusttiefer
Stern
_____
Fern blühen Deine Augen
Fern
Weit hinter den Nächten
Blühen still Leben zwischen Sterben
Blühen stiller Sterben zwischen Leben
Blühen
Sterne in die Nächte
Augensterne
Nacht schmiegt sich an Nacht und Nächte
Atmen tief und an und auf
Atmen hoch und fern und nah
Augen
sternen tagversonnen
Leben verschmiegt sich nachtversehnt
O Deine Augen
Zwei ruhende
Sterne über kreisender Erde
Fern
_____
Paul Wertheimer
(1874-1937)
Sommernacht
Uns einte nicht des Priesters Hand
Mit Chören, feierlichen Flammen.
Nur ein Marienfaden band
Uns leicht und sommerlich zusammen.
Uns hat die Sommernacht getraut
Im blauen Dom voll Weihrauchkerzen -
Du
Sternenkind, du Windesbraut,
Das war ein Neigen, Herz zu Herzen.
Die Nacht frug priesterlich und groß:
Wollt ihr euch froh der Liebe spenden?
Ein Raunen rings. Ich hielt dein Los
In meinen bebend trunknen Händen.
_____
Reisemorgen
Und fahr' ich in die Weite
Durch Dorf und Berg und Au,
Bist du mir stets zur Seite,
Geliebte Frau.
Und in dem Duft der Ferne
Fühl' ich dein nächtiges Haar,
Ich reiche dir die
Sterne
Wie Blumen dar.
Wie sich die Ähren regen.
Der Wind herüberlauscht -
Der Seele Erntesegen,
Er rauscht dir zu und rauscht.
_____
Eliza Wille (1809-1893)
Ich habe dich! soll ich's in Worte kleiden?
Wie könnt' ich nur? - Es lebt in mir
Ein heit'rer Tag voll Fried' und Freuden,
Ich bin beglückt und dank' es dir.
Die Menschen sind mir nah - ich liebe,
Das ist mein Leben; oftmals dünkt
Es mir, als ob ich einsam bliebe
In einem Zauberland - dann winkt
Ein
Stern mir zu so warm, so helle,
Und das bist du! - mein Herz ist klar,
Wie in dem Wiesenbach die Welle,
Ich liebe dich, und du bist wahr.
_____
Joseph Christoph von
Zedlitz (1790-1862)
Wunsch
Wenig ist, was ich begehre,
Und doch steht es mir so fern:
Aus dem ganzen
Sternenheere
Einen einz'gen lieben
Stern!
Und was Himmel, Erd' und Meere
Noch umfassen – ließ' ich gern! –
_____
Der Abendhimmel
Wenn ich an Deiner Seite
Im Abenddunkel geh',
Den Mond und sein Geleite,
Die tausend
Sterne seh',
Dann möcht' ich den Mond umfangen
Und drücken an meine Brust,
Die
Sterne herunter langen
In voller, sel'ger Lust!
Mit ihnen die Locken Dir schmücken!
Und schmücken die schöne Brust,
Ich möcht' Dich schmücken und drücken,
Und sterben vor Wonn' und Lust! –
_____
Heinrich Zirndorf
(1829-1893)
Du bist mein ganzes Denken,
Mein Fühlen, meine Welt,
Du bist der
Stern, der Tage
Und Nächte mir erhellt.
Du bist die Blume, die sinnig
Sich durch mein Leben flicht,
Du machst aus meinem Dasein
Ein einziges Gedicht.
Du bist mein Lebensodem,
Die Wonne meiner Brust,
Mein Königreich, mein Erbe,
Mein Schmerz und meine Lust.
Du bist bei Tag mein Denken,
Mein Träumen in der Nacht,
Mit deinem Namen grüß' ich
Des neuen Morgens Pracht.
Mit deinem Namen steig' ich
Hinab zur Grabesruh',
Und flieg' mit deinem Namen
Der Auferstehung zu.
Du bist mein ganzes Denken,
Mein Fühlen, meine Welt,
Du bist der
Stern, der Leben
Und Sterben mir erhellt.
_____
Ich möchte die Erde umfangen,
Du blühest, du lebst ja auf ihr,
Du bildest ihr herrlichstes Prangen,
Du bist ihre lieblichste Zier.
Ich drückte die Menschheit so gerne
An meine hochschlagende Brust,
Mich hebt zu den Pforten der
Sterne
Der Liebe begeisterte Lust.
Ich möchte hinströmen mein Leben
Für jegliches Wesen der Welt,
Und jedem die Seligkeit geben,
Die wonnig mein Dasein durchhellt.
_____
Nimmer wird durch öde Ferne
Dein geliebtes Bild erbleichen,
Denn aus jedem goldnen
Sterne
Les' ich mir ein holdes Zeichen,
Daß des fernen Freunds du denkest
Und ihm Gruß und Thräne schenkest.
Lässest sehnend meinen Namen
Deinen Lippen du entschallen,
Wird es wie ein frommes Amen
Mir im Herzen wiederhallen,
Und von deiner Treu' begrüßt
Die Verbannung mir versüßt.
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Mein Fühlen und Denken
Am Himmel meiner Nacht
So wolkengrau und trübe,
Bist du in stummer Pracht
Der
Abendstern der Liebe.
Die himmlisch-süße Glut
Das treu verschwiegne Sehnen,
Nähr' ich mit meinem Blut
Und sanften Wonnethränen.
Du lebst im Herzensraum,
Und auf daß ich nicht wanke,
Bist du im Schlaf mein Traum,
Im Wachen mein Gedanke.
_____
Stefan Zweig (1881-1942)
Sternenglaube
Sieh, da ist ein lichter
Stern gesunken!
Wie ein weißer wirrer Irrlichtfunken
Schwebt er zu des Abends Blütenbeet ...
Du ... Jetzt flink, noch eh' er ganz verweht
Sprich den Wunsch der in Erfüllung geht! -
Zitternd ist der müde
Stern gesunken ...
Schweigend hab' ich Deinen Blick getrunken
Und mit ihm Dein innerstes Gebet ...
_____
Nach Hause
Längst ist kein Lichterglanz mehr wach;
Im Nebelmeer versunken
Sind Turm und Häuser, Dach für Dach. -
Nur wir allein ziehn sehnsuchtstrunken
Dem gold'nen
Venussterne nach.
Der führt uns dunklen Wegen zu
In zärtlichem Begleiten. -
Das Herz blüht auf von Glück und Ruh ...
Das Ziel, dahin wir selig schreiten,
Wir ahnen's beide, ich und Du ...
_____
Neue Fülle
O welch Glühn in fremde Hülle,
Da mein Mund an deinem hing!
Doch schon fühlt ich neue Fülle,
Als ich heimwärts von dir ging.
Und so schenkt ich mich der Ferne,
All die Sehnsucht sank in sie,
Und mein Herz und Nacht und
Sterne
Rauschten gleiche Melodie.
_____
Sei mein, so wie sich mit den
Sternenchören
Der Himmel flutend in die Nacht ergießt,
Und Seligkeiten werden uns gehören,
Durch die der Strom der Ewigkeiten fließt.
_____
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