Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
|
Stichwort: treu, Treue
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Wenn wahre Glutt
In
treuem Herzen brennet /
Den Grund der edlen Flamme kennet /
So taurt ihr ungefärbter Schein /
Biß daß wir Asche seyn /
Ohn allen Wanckelmutt;
Es muß ihr ieder Tag verneuten Zunder geben /
Und sie der
Treue Ruhm biß zu den Sternen heben.
_____
Anonyme Barockdichter
Mein herze bleibt dir
treu / ich will mich dir verschreiben /
Daß ich in ewigkeit dein
treuer freund will bleiben.
Was schadt abwesenheit? ich sey auch wo ich sey /
So glaube sicherlich / mein herze bleibt dir
treu.
_____
Paul Fleming (1609-1640)
Elsgens
treues
Herz
Ein
getreues
Herze wissen
hat des höchsten Schatzes Preis.
Der ist selig zu begrüßen,
der ein
treues
Herze weiß.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein
treues
Herze.
Läuft das Glücke gleich zu Zeiten
anders, als man will und meint,
ein
getreues
Herz' hilft streiten
wider Alles, was ist Feind.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein
treues
Herze.
Sein Vergnügen steht alleine
in des andern Redligkeit,
hält des andern Not für seine,
weicht nicht auch bei böser Zeit.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein
treues
Herze.
Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke,
Geld und Reichtum, das zerstäubt,
Schönheit läßt uns bald zurücke,
ein
getreues
Herze bleibt.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein
treues
Herze.
Eins ist da sein und geschieden.
Ein
getreues
Herze hält,
giebt sich allezeit zufrieden,
steht auf, wenn es niederfällt.
Ich bin froh bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein
treues
Herze.
Nichts ist süßers, als zwei
Treue,
wenn sie eines worden sein.
Diß ists, das ich mich erfreue,
und sie giebt ihr ja auch drein.
Mir ist wol bei höchstem Schmerze,
denn ich weiß ein
treues
Herze.
_____
Treue
Pflicht
Mein Unglück ist zu groß,
zu schwer die Not,
so mancher Herzensstoß
dreut mir den Tod.
Mein Schmerze weiß von keiner Zahl.
Vor, nach und allemal
häuft sich die Qual.
Ein Mensch hat alle Schuld,
das mich doch liebt.
Das, weil es mir ist huld,
mich so betrübt.
Von Liebe kömmt mir alles Leid.
Ich weiß von keiner Zeit,
die mich erfreut.
Preist jemand ihre Pracht,
so wird mir weh.
Wer ihr gedenkt, der macht,
daß ich vergeh'.
Erinner' ich mich denn der Pflicht,
was Wunder ists, daß nicht
mein Herze bricht.
Licht ist ihr Augenglanz,
klar ihre Zier.
Das macht, daß ich mich ganz
verlier in ihr.
Sie hat es, was mein Herze sucht,
Scham, Schönheit, Jugend, Zucht,
der Tugend Frucht.
An ihr liegt Alles mir.
Was acht' ich mich?
Mein Sinn ist Freund mit ihr
und hasset sich.
Was ich beginne spat und früh,
Was ich gedenk, ist sie,
die Werthe, die.
Sie hat mich ganz bei sich,
das schöne Kind;
ihr auch zu lassen mich
bin ich gesinnt.
Die
Treue, die sie mir verspricht,
find' ich in solcher Pflicht
sonst nirgends nicht.
Und leb ich mich gleich tot
in solcher Pein,
noch hat es keine Not;
sie, sie kans sein,
die mir das Leben wiedergiebt,
die mich so sehr betrübt,
als sie mich liebt.
Ach! daß ich ihr mein Leid
nicht klagen kan!
Ich bin von ihr zu weit
itzt abgetan.
Von Scheiden kömmt mir alle Not;
diß macht mich blaß für rot,
für lebend tot.
Läuft nun mein Glücke so?
Ach wehe mir!
O! warum ward ich froh
von ihrer Zier?
Für jene kurze Frölichkeit
hab' ich ein langes Leid
auf allezeit.
Bekenne selbst auf dich,
mein kranker Sinn,
hast du nicht Schuld, daß ich
so elend bin?
Warum bewegte dich die Gunst?
Es war ja gar umsonst
mit deiner Brunst.
Leid' ich für jene Lust,
so geht mirs recht.
Mir war nicht unbewußt,
was Frucht sie brächt'.
Und gleichwol kunt' ich ganz nicht ruhn;
was mich betrübet nun,
das mußt' ich tun.
Euch klag' ich erstlich an,
ihr Augen, ihr.
Wie habt ihr doch getan,
so falsch an mir?
Verräter wart ihr meiner Pein.
Drum müßt ihr ohne Schein
und dunkel sein.
Fliest, (denn diß sollet ihr
zur Buße tun,)
hinfürder für und für,
wie vor und nun.
Quellt ewig, wie mein Schmerze quillt,
so wird mein Leid gestillt,
doch nie erfüllt.
Nicht aber läßt mein Mut
sie eins aus sich.
Das junge
treue
Blut
beherrschet mich,
so daß ich ganz nicht anders kan,
ich muß ihr um und an
sein untertan.
Liebt einer so, wie ich,
der sage mir,
wie er gehabe sich
bei Liebsbegier.
Ich fühle wol, was mich versehrt;
noch gleichwol halt' ich wert,
was mich gefärt.
Itzt ist es Mitternacht,
da alles ruht.
Mein munter Herze wacht,
tut, was es tut.
Es denkt, von müden Thränen naß,
von ihr ohn' Unterlaß
und weiß nicht was.
Ein Kranker, der gewiß
am Tode liegt,
der tröstet sich auf diß,
was er auch kriegt.
Das ist gewiß, ich muß dahin,
doch bleib' ich, wie ich bin,
frisch ohne Sinn.
Erbarmens bin ich wert.
Doch klagt mich nicht,
bis daß sie von mir kehrt
der Liebe Pflicht.
Doch wird Dianens Brudern Schein
eh' gehn am Himmel ein,
als dieses sein.
Mit Gott und mit der Zeit
muß Alles sein.
Ein Wechsel kehrt mein Leid
und ganze Pein.
Hat nichts als Unbestand Bestand,
so wird mein Ach zuhand,
in Lust verwant.
Habt Achtung auf mein Leid,
auf meine Qual,
ihr, die ihr Wächter seid
in Amors Saal'.
Hebt alle meine Tränen auf
und schafft mir Freude drauf
für guten Kauf.
Ihr Sternen auch, die ihr
vor habt geliebt
und oftmals, wie itzt wir,
auch wart betrübt,
tut, wie man hat an euch getan,
schreibt meine Seufzer an
in Jovis Plan.
Vergess' ich meiner Pflicht,
ja, säum ich nur
und halt' ich dieses nicht,
was ich ihr schwur,
so sei mir Venus nimmer gut,
so quäle sich mein Mut,
wie er itzt tut.
Nein! Ich will feste stehn.
Sie, wie sie mir verspricht,
wird auch mir gleiche gehn
und wanken nicht.
Des Herzens, das sich selbst nicht schont,
mit
Treue
Treue
lohnt,
bin ich gewohnt.
So steht mein fester Schluß
unwiderruft.
Drauf schick' ich diesen Kuß
ihr durch die Luft.
Diß Lied auch sei von meiner Hand
als meiner Liebe Pfand
ihr zugesant.
Glückt mirs und sagt nicht nein,
der Alles fügt,
so soll sies einig sein,
die mich vergnügt.
Mein letztes Wort ist:
Treue
Pflicht.
Treu' ist es: der es spricht
mehr kan er nicht.
_____
Er betrachtet ihre Schönheit und
Treue
Du
treue
Schönheit du und auch du schöne
Treue,
die ihr den zarten Leib und edlen Geist besitzt,
ihr Schwestern gleicher Kraft, die ihr mir das beschützt,
worüber ich mich stets mit höchsten Freuden freue,
was sag' ich doch von euch, daß euch und mich nicht reue?
Ihr starke Göttinnen, habt mir den Sinn erhitzt,
daß mir auf dieser Welt nichts als nur Eine nützt.
Sie ists, an der ich mich ohn' Unterlaß verneue.
Die zarte Schönheit folgt der Flucht der schönen Zeit,
die feste Treue geht den Weg der Ewigkeit,
die Schönheit macht mir Lust, die
Treue
Trost zu leben.
O wie ein göttlichs Mensch ist diese, die euch hat!
O wie ein Menschgott auch wird der, dem in der Tat
wird diese schöne
Treu' und
treue
Schönheit geben!
_____
Georg Greflinger (um
1620-1677)
Treuliebender
Soll ich denn so
unrecht haben/
Daß mein Hertz ein Mägdlein liebt/
Das mich wenig kan begaben/
Das mir nichts als Küsse giebt/
Lasset mir doch meinen Willen/
Laß ich euch doch eure Grillen.
Gläntzt mein Lieb
schon nicht in Spangen/
Die von Gold und Perlen seyn/
Ey so haben mich gefangen
Ihre
Treu und Tugendschein/
Und ihr freundliches verstellen
Kan allein mich ihr gesellen.
Die mich
treu und
redlich meynet/
Ist/ so lang ich lebe/ mein/
Laß sie mier als wie sie scheinet/
Arm/ verachtet/ bloß und klein/
Ist der HErr mit meinen Sachen/
Will ich sie wol grösser machen.
Reiche Weiber/ Arme
Männer/
GOtt bewahr vor solcher Eh/
Kennet mich vor den Erkenner
Von des Ehstand Lust und Weh/
Einer Frauen dienstbar werden
Ist das gröste Joch auff Erden.
Was wir zwey zusammen
bringen
Ist die Säule dieser Welt/
Lieb und
Treu in allen Dingen/
Ohne die die Welt zerfällt/
Treu und Liebe die bestehen/
Wann der Reichthum muß vergehen.
_____
Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Du kennst mein
treues herze /
Es liegt ja in deiner hand /
Als meiner liebe
treues pfand /
So dich bedient im ernst und scherze.
Kein garten blüht mir ohne dich /
Du schöne blume meiner sinnen /
Wie solte doch mein auge sich
Von dir entfernt ergetzen können?
_____
Johann Rist (1607-1667)
Wenn meine
Treu nicht solte wehren
O liebstes Lieb biß in den Tod/
Wolt' ich zu lieben nicht begehren
noch leiden so viel Angst und Noht/
Wenn aber ich verpflichtet bin/
zu schenken dir mein Ehr' und Leben
so sol mein unbewegter Sinn/
mein Hertz biß in den Tod dir geben
Ja Rosiminde glaub' es mir/
mein Seelichen klebt gantz an dir.
_____
Wolan/ last uns denn ewig üben
Beständigkeit und rechte
Treu/
Dein lieben kan mich nicht betrüben/
Denn unser
Treu wird täglich neu/
Drauff schwehr ich itzt mein Augen Licht/
Daß Ich zu Dienste dir will leben.
Biß mir mein mattes Hertz zubricht
Und Ich der Welt Ade muß geben/
Drüm Rosiminde glaub es mir/
Mein Seelichen hängt gantz an dir.
_____
David Schirmer
(1623-1687)
Seine beständige
Treue
Wie? lästu/ Schöne/ dich denn ewig von mir bitten?
Und fragstu heimlich nach/ ob ich auch standhafft sey?
Komm her/ hier ist mein Hertz/ von frembder Liebe frey/
mein Hertze das ist hier/ eröfnet in der mitten.
Ich bin von Flandern nicht/ der mit behenden Schritten
wohl hundert hie und da sucht sonder allen scheu.
Nein/ viel begehr ich nicht. Ich bin und bleibe
treu.
Die erst und letzte Brunst sind deiner Tugend Sitten.
Sorgst aber du ja noch/ und wilst vol Sorge seyn/
so sorge/ wie du mich an
Treu wolst überreichen/
biß daß an
Treue wir einander können gleichen/
und schlaffen unbetrübt an Brust und Armen ein.
Das ist das beste Thun/ die Lust der gantzen Erden/
beständig/ wie man liebt/ auch so geliebet werden.
_____
Sibylle Schwarz
(1621-1638)
Getreue Liebe steht / wenn alles kracht und bricht /
Getreue Liebe bleibt
getreu in allen Nöhten /
getreue Liebe liebt auch einen nur allein /
getreue Liebe kan nicht Wetterwendisch seyn.
_____
Kaspar Stieler
(1632-1707)
Treugeliebt/ unbetrübt
Es ist ein Ort in
düstrer Nacht/
wo Pech und blauer Schwefel brennet/
deß holer Schlund nie wird erkennet/
als wenn ein Blizz ihn heitermacht/
mit Schlamm und schwarzen Wasserwogen
ist sein verfluchter Sizz umzogen.
Megera denkt dar
Martern auß
mit ihren Schwestern/ denen Schlangen
um die vergifften Schläffe hangen.
Dar ist die Grausamkeit zu Hauß/
da wohnet Neid und Wiederwillen/
man höret dar des Zerbers Brüllen.
Ixions Marter-rad ist
da
und Tantalus zum Durst verbannet.
der Tizius steht außgespannet
und wüntscht/ sein Ende were nah.
Dar sind die außgehölten Fässer
in Letens dunkelm Tod-gewässer.
Zu dieser Hölen ist
bestimmt/
wer mit der zarten Liebe spottet/
wer gegen Amorn auff- sich rottet/
und wieder Venus/ Waffen nimt/
treibt mit Verliebten/ Scherz und Possen:
wird hier in Ketten eingeschlossen.
Hergegen ist ein
grünes Tahl
wo die beblühmten Weste kühlen.
Hier höret man von Seiten-spielen
von Lust und Freuden ohne Zahl.
die Felder blühn in bunten Nelken
und Rosen/ welche nie verwelken.
Hier wehet eine
Zimmet-Lufft/
man höret dar ohn Ende schallen
den Schlag der muntern Nachtigallen/
hier ist kein Frost/ kein Nebel-dufft/
kein Blizz/ kein Donnerschlag noch Regen
zieht schwarzen Wolken hier entgegen.
Hier ist ein milder
Liebes-streit/
das junge Volk spielt mit Jungfrauen
auff Elis bunten silber-auen.
Scherz/ Liebe/ Lust und Fröligkeit
Vergnügung/ Ruh und süsses Lachen
verkürzt ihr unauffhörlichs Wachen.
Wol dehm/ der sich
der Lieb' ergiebt!
der wird bekrönt mit Myrten-kränzen
geniessen dieses steten Lenzen.
Wol dehm/ der keusch und
treulich liebt!
Ihn wird mit Sieg/ Triumff und singen
der bleiche Charon überbringen.
_____
Philipp von Zesen
(1619-1689)
ACh! was sol ich erst anfangen?
Sol ich klagen oder nicht?
Meine vormahls glatte Wangen
Seyn so übel zugericht:
Bluthroth ist derselben Zier /
Weil mein Lieb sich macht von mier.
Ach! wie kanstu andre lieben /
Weil du mir geschenckt dein Hertz?
Bistu nun so standthafft blieben?
Ist die
Treue
nur ein Schertz?
Ach! dein schnöder Wanckelmuth
Macht die Augen roth wie Bluth.
Hastu denn so bald vergessen
Das so starcke Liebes-Pfand?
Bistu denn so gar vermessen /
Daß du lösest unser Band?
Sol die
treue
Liebes-Pflicht
Förder bey uns gelten nicht?
Hab ich damals dir gefallen /
Da ich frey und ledig war /
Da du liebtest mich vor allen /
Ey! so schwer ich dir / Fürwar!
Brichstu solche Liebes-Treu
/
Wisse / daß ein Recher sey /
Ich wil dir doch
treu
verbleiben
Biß der bleiche Todt uns trennt /
Dich dem Hertzen einverleiben /
Das von deiner Liebe brennt;
Das dich ehret / das dich liebt /
Ob du mich schon hast betrübt.
_____
18. Jh.
-
Louise Brachmann
(1777-1822)
Macht der
Treue
Die Liebe klagt mit nassem Blick,
Daß schnell die Zeit entflieht,
Daß sie ihr kaum umfaßtes Glück
Ihr noch so bald entzieht.
Die Blume glänzt; die Nachtigall
Besingt das Wonnefest.
Ach, bald verstummt der süße Schall!
Die Blum' entfärbt der West.
Der Abend kommt zurück ins Thal,
Doch fern' ist Wonn' und Glück,
Es hellt nicht mehr der Mondenstrahl
Des Lieblings holden Blick.
Doch herrscht nicht ob der Zeiten Flug
Der Liebe Göttermacht?
Was auch dahin der Wechsel trug,
Voll Stern' ist ihre Nacht.
Still zieht sich in sich selbst zurück
Das liebende Gemüth;
Da wird es hell dem matten Blick,
Der Frühling glänzt und blüht.
Die
Treue ruft zurück die Zeit
Mit all der süßen Lust.
Sie liebt, und trägt die Ewigkeit
In ihrer tiefen Brust._
_____
Treue Liebe
Laß stürmen hin, laß stürmen her,
Mein Herz und zage nicht!
Sei ruhig wie der Fels im Meer,
An dem die Woge bricht.
Zwar trennt von ihr, für die Du schlägst,
Dich grausam das Geschick,
Sei dennoch ruhig, Herz! Du trägst
In Dir Dein Leid und Glück.
Sie bleibt Dein Theil, sie bleibt Dein Gut,
Wie fern Du von ihr bist.
Wer raubte, was mit Felsenmuth
Ein liebend Herz umschließt!
So wahr' es denn in tiefster Brust,
Dies Kleinod fest und rein!
Wenn alles Du verlassen mußt,
Bleibt
treue Lieb' allein.
Sie ist Dir Trost, sie ist Dir Licht,
Wenn alles Dich verläßt,
Wenn alles wankt und stürzt und bricht,
Steht sie doch ewig fest.
_____
-
Friedrich Wilhelm Gotter
(1746-1797)
Der Lohn der
Treue
Auch die Sprödeste der Schönen
Widersteht nicht langem Schmerz,
Und der Liebe Freuden krönen
Endlich ein
getreues Herz.
Ach, wie süß sind alle Sorgen,
Jede Mühe, wie so leicht,
Wenn man träumet: morgen, morgen
Wird ihr stolzer Sinn erweicht!
Wild, auf ungebahnten Wegen,
Bricht der Strom durch Fels und Stein:
Leisetröpfelnd dringt der Regen
Endlich auch in Marmor ein.
_____
Amor, ein Kind
Gott Amor wollt ihr
Treue lehren?
Ihr wollt den Schmetterling bekehren,
Der nur auf Wechsel sinnt?
Und fängt ihr, mit Amphions Feuer,
Erhabne Weisheit in die Leyer,
Ihr sänget in den Wind!
Wegflatternd wird er euch verlachen -
Was könnt ihr mit dem Leichtsinn machen?
Er ist ein Kind!
Gefesselt habt ihr ihn durch Schätze;
Ach, er zerreißt auch goldne Netze,
Wann sie ihm lästig sind.
Unsteter ist er, als die Welle;
Seht, wie schon dort mit einer Schelle
Ein Andrer ihn gewinnt!
Weg wirft er eure schönen Sachen -
Was könnt ihr mit dem Schalke machen?
Er ist ein Kind!
Ihr zürnt, an ihm ist Zorn verloren;
Ihr scheltet, er verstopft die Ohren;
Ihr grinzet, er ist blind;
Ihr wähnt, daß euer Dräun ihn schrecke?
Seht, wie er schelmisch in der Ecke
Dort neue Ränke spinnt!
Er spottet Löwen, spielt mit Drachen -
Was könnt ihr mit dem Trotzkopf machen?
Er ist ein Kind!
_____
-
Johann Christian Günther
(1695-1723)
SO wenig eine junge Rebe
Des Ulmbaums Hülfe mißen kan,
So wenig ficht der Neid mich an,
Daß meine Brust dir Abschied gebe.
Mein
treues Herz ist ein Magnet,
Der nur nach einem Pole steht,
Dein Nordstern leitet meine Liebe;
Ich leb und sterbe dir
getreu,
Wenn gleich der Schickung Tyranney
Mich heute noch ins Elend triebe.
_____
ALS SIE AN SEINER
TREU ZWEIFELTE
MEIN Kind, was zweifelstu an meiner Redligkeit,
Die ihres gleichen doch in deiner Brust verspüret?
Wo meiner Adern Blut nur einen Tropfen führet,
Der sich nicht tausendmahl vor dich zu sterben freut,
So wüntsch ich ihm den Fluch, den Ebals Felsen dräut
Und Cains Fuß erfährt; der Stern, so mich regieret,
Und deßen Trieb in mir die reine Glut gebiehret,
Folgt nicht wie ein Planet dem Wechsel dieser Zeit.
Mein Sinnbild ist ein Ring, der Denckspruch: Sonder Ende;
Denn wer nicht ewig liebt, der liebet nimmermehr.
Mein Engel, giebstu nun dem Argwohn kein Gehör,
So lege mir dein Herz in die
getreuen Hände.
Ich sichre, diesen Schaz wird deinem Saladin
Kein Räuber, kein Verlust, auch nicht der Tod entziehn.
_____
ALS ER SIE SEINER
BESTÄNDIGEN
TREUE VERSICHERTE
WEINE nicht, mein Kind, ich bleibe
Dir bis in den Tod
getreu.
Glaube, was ich denck und schreibe,
Ist und heist stets einerley,
Weil die Redligkeit zum Lieben
Mir Geseze vorgeschrieben.
Gott und Himmel können zeugen,
Daß ich dir beständig bin;
Eher wird die Warheit schweigen
Als mein falsch und leichter Sinn
Das geknüpfte Band zerreißen
Und des Meineids schuldig heißen.
Las die Wetter unterdeßen
Über unsrer Unschuld stehn.
Mustu bittre Mandeln eßen
Und vorjezt auf Dornen gehn,
So bedencke, das Vergnügen
Wird uns einst zusammen fügen.
Warthe mit Gedult der Freude
Und der ungemeinen Lust,
Welche du mit diesem Leide
Dir zuvor verdienen must!
Endlich werden deine Thränen
Dir den Weg zur Wollust bähnen.
Jezo geb ich deinem Kuße
Eine kurze gute Nacht
Und gehorche diesem Schluße,
Welchen das Verhängnüß macht;
Doch ich will in wenig Tagen
Dir die Ankunft wieder sagen.
Lebe wohl! Die Zunge stammlet,
Und der Augen naßes Heer,
Das die Wehmuth schon versammlet,
Macht so Hand als Feder schwer
Und verbiethet meinem Willen,
Diesen Bogen anzufüllen.
_____
EHER TODT ALS
UNGETREU
EHER todt als
ungetreu!
Dieser Leichentext soll zeigen,
Daß ich, wenn die Wetter steigen,
Gleichwohl Leonorens sey.
Eher todt als
ungetreu!
Soll ich dich, mein Kind, nicht heben,
Halt ich alle Lust im Leben
Vor des Himmels Tyranney.
Eher todt als
ungetreu!
Was gewinnt man auf der Erden?
Hofnung, Kummer und Beschwerden
Und zulezt nur späte Reu.
Eher todt als
ungetreu!
Irrthum, Sehnsucht und Gedancken
Reißen durch der Jugend Schrancken
Unsre Freude bald vorbey.
Eher todt als
ungetreu!
Treue Liebe läst die Plagen
Böser Zeiten noch ertragen
Und erquickt in Sclaverey.
Eher todt als
ungetreu!
Du mein Schaz und ich dein Glücke,
So verlachen wir die Stricke
Der vergällten Heucheley.
Eher todt als
ungetreu!
Neid und Pöbel kan nicht faßen,
Wenn wir ihm die Güter laßen,
Wie so wohl uns beiden sey.
Eher todt als
ungetreu!
Tröste dich mit diesem Spruche,
Neh ihn auf dem Leichentuche
Neben unser Conterfey.
Eher todt als
ungetreu!
Glaube das, du
treue Seele,
In der finstern Grabeshöhle
Schläft mir auch dein Schatten bey.
_____
-
Ludwig Christoph Heinrich
Hölty (1748-1776)
MINNELIED
Euch, ihr Schönen,
Will ich krönen,
Bis an meinen Tod,
Mit Gesangesweisen;
Bis an meinen Tod,
Eure Tugend preisen.
Ihr, o Guten,
Wohlgemuthen,
Macht das Leben süß,
Macht den Mann zum Engel,
Und zum Paradies
Eine Welt voll Mängel.
Wer die Süße
Treuer Küße
Nicht gekostet hat,
Irret, wie verloren,
Auf dem Lebenspfad,
Ist noch ungebohren.
Wer die Süße
Treuer Küße
Schon gekostet hat,
Tritt auf lauter Rosen,
Wo sein Fuß sich naht,
Blühen lauter Rosen.
_____
-
Karoline Rudolphi
(1754-1811)
Milon
O Chloe! wärst du mir so
treu,
Wie dir dein Schäfgen ist!
So bald du rufst, eilt es herbey,
Ist gern von dir geküßt.
Wohin du gehest, folgt es dir,
Zum Hügel, in den Wald,
Und deine stille Laube hier
Ist auch sein Aufenthalt.
Aus deinen Händen nimmts den Klee,
Trinkt mit dir aus dem Bach,
Umsonst ruf ich, ruft Galathee,
Dir nur, dir folgt es nach.
O lerntest du dem Schäfchen ab,
Mir auch so
treu zu seyn:
Mit Freuden würd' ich, bis ins Grab,
Dir meine Tage weihn.
Doch Schäfchen haben nicht Verstand,
Und darum sind sie
treu,
Sind unschuldsvoll, und unbekannt
Mit falscher Schmeicheley.
Du bist zu schön, du bist zu klug,
Und alle sagens dir.
Ach! wärst du minder schön und klug,
Ich trauerte nicht hier.
_____
Treue
Treue, du bist ein Weib; denn sind nicht von je und von immer
Weiber zum Dulden, zum Leiden von Himmlischen selber erkoren?
Ach! wer
Treue bewahret im Herzen dem
treulosen Freunde,
Welche Schmerzen bewahret er sich im Busen, der Edle!
Treue, du bist ein Weib; denn Weiber nur können verschmerzen.
Ach! wie vieles muss nicht die
Treue verschmerzend erdulden!
Treue, du bist ein Weib; denn Weiberverdienste und
Treue
Blühen im Schatten, und sind nur gepriesen im Grabe. -
_____
-
Christiana Rosina
Spitzlin (1710-1740)
Die vergnügte Ehe
Vergnügter Ehestand! ihr angenehme Zeiten!
Wo Lieb und
Treue sich genau und fest verbindt/
Da uns die schöne Zeit will edle Lust bereiten/
Und was nur widrig scheint/ auch alsobald verschwindt.
Der Wille ist vereint/ die Hertzen seyn verbunden/
Dieweil die Liebe sie durch wahre
Treu umschränckt/
So zehlt man höchst vergnügt die Anmuths-volle Stunden/
Die uns der Himmel hat durch seine Huld geschenckt.
Ein solch vergnügtes Paar kan man glückseelig heissen/
Warum? es ist ja schon ein Himmel auf der Welt;
Das Glücke wird es selbst mit lauter Ambra speisen/
Dieweil ihr Leben GOtt und Menschen wohlgefällt.
Der Segen GOttes wird auf ihre Scheitel fliessen/
Indem ihr Hertze sich auch im Gebet vereint;
Sie werden Fried und Ruh in stiller Lust geniessen/
Weil sie des Höchsten Huld mit seinem Glantz bescheint.
Wird gleich ein Creutzes-Wind sie dann und wann anwehen/
So wird die Liebe doch wie Salamander seyn/
Der in dem Feuer auch kan unversehrt bestehen/
Dann
treue Liebe reißt kein Schmertz noch Unglück ein.
Wird schon der blasse Tod das Lebens-Band zerreissen/
So/ daß er einem Theil verlöscht des Lebens-Licht;
So wird beym Abschied es die
Treue noch beweisen/
Daß nur der Leib erstirbt/ jedoch die Liebe nicht.
Ja/ bey Betrachtung diß erseh ich solche Proben/
Die unsrer Seele hat der Heiland zubereitet/
Der pur aus Liebe sich auch will mit uns verloben/
Ja er verbindt sich uns mit der Gerechtigkeit.
O Liebe/ die dich hat zu solcher Gnad getrieben!
O
Treue/ die nicht kan begreiffen meine Brust!
Da mich der Heyland nun als seine Braut will lieben;
So ist mir sonsten nichts als lauter Freud bewust.
Auf Seele! laß auch du der Liebe Zunder brennen/
Gib deinem Heyland auch ein Zeichen deiner
Treu;
So wirst du alsodann die grosse Gnad erkennen/
Die Güte JEsu ist ja alle Morgen neu.
Die Früchte wirst du dann im Geist entzückt geniessen/
Dann dein Erlöser labt dich mit Zufriedenheit;
Und JEsus wird dich dann in Brust und Arme schliessen/
Daß deine Seele schmeckt der Liebe Süßigkeit.
Laß dich kein Creutz noch Noth von seiner Liebe scheiden!
Drückt dir der blasse Tod gleich deine Augen zu;
So kommst du dann erst recht in den Besitz der Freuden/
Da deine Seel genießt die Engel süsse Ruh.
_____
-
Christian Felix Weisse
(1726-1804)
Der Schwur
Du foderst ew'ge Lieb' und
Treu?
Ich soll sie dir, o Doris, schwören?
Du dringst darauf? wohlan, es sey!
Doch musst du meinen Wunsch erhören!
Eh hasse Freud' und Jugend mich,
Eh sey mein Wein vom Wasser trübe,
Eh ich nicht dich, - o Doris, dich, -
Wie alle Mädchen, ewig liebe.
_____
19./20. Jh.
Michel Berend (1834-1866)
O, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,
Behalt' es
treu im Herzen,
Und was dich quält und was dich kränkt,
Mit ihr kannst du's verschmerzen;
Es schwindet jedes Leid der Welt,
Wenn Liebchens Träne darauf fällt -
Drum, wenn dir Gott ein Lieb geschenkt,
Behalt' es
treu im Herzen.
_____
Ernst Blass (1890-1939)
Der schöne Sommer schwärmt schon gar nicht fern.
Die Grillen zirpen, und ein edler Stern
Küßt mich in sanfter
Treue auf die Stirn ...
Wir werden uns im nahen Wald verirrn,
Um den Hals uns zu fallen und um Augen und Munde,
Und Eichhörnchen sein und selige Hunde.
_____
Udo Brachvogel
(1835-1913)
Als uns Gott zusammenführte,
Hast Du Neigung mir gespendet,
Und es hat nach Dir in Liebe
Sich mein ganzes Sein gewendet.
Ob auch scheinbar noch die Triebe
Ungeweckt im Busen schliefen,
Bebte doch die ganze Seele
Schon in ihren tiefsten Tiefen.
Daß ich nimmer dies Ergeben,
Diese Liebe nie bereue,
Eine Du dem Augenblicke
Auch der Zukunft feste
Treue:
Denn daß Liebe Du gespendet,
Dünkt mich nur des Zufalls Gabe,
Wolle
Treue mir gewähren,
Daß ich Dich zu preisen habe.
Und so will ich, wie dem Zufall
Jetzt ich danke, Dir dann danken,
Daß Du mir durch Deine
Treue
Glück gewähret ohne Schranken.
_____
Helene Branco (Ps. Dilia
Helena) (1816-1894)
Liebe Seele! weile, weile!
Bau dich an in meiner Näh',
Daß ich ganz dein Leben theile,
Tief in's tiefe Herz dir seh'.
Wie gesellig und wie fröhlich
Soll mein Geist sich deinem leihn;
Dies Verständniß o wie selig!
Lieb um Liebe im Verein.
Ziehe, ziehe nicht zur Ferne:
Hier an meinem stillen Heerd
Weilt die
Treue doch so gerne,
Wo die Liebe sich bewährt.
_____
Mit jedem Pulsschlag leb' ich dir,
Du mein geliebtes Leben!
In alle Träume will sich mir
Dein holdes Bild verweben.
Und jeder Atemzug ist nur
Dir eine Liebesweihe,
Und jeder Seufzer ist ein Schwur
Unwandelbarer
Treue.
Und ewig sind von dir erfüllt
Die sehnenden Gedanken,
Die sich um dein geliebtes Bild
Wie weiche Reben ranken.
Und wird mir schwer, und wird mir bang:
Gedenk' ich dein, wird's Friede;
Es löst das Leid sich im Gesang
Und wallt zu dir im Liede.
_____
Luise Büchner (1821-1877)
Treue
Ihr müßt dies Herz nicht schelten,
Das sich so schwer ergiebt,
Könnt' schneller es gesunden,
Dann hätt' es nie geliebt.
Es gliche dann sein Fühlen
Ja nur dem Morgenthau,
Den eine Sonnenstunde
Hinwegküßt von der Au.
Dann wär' es wie die Welle,
So leicht und schnell erregt,
Und wie der Sommerfaden,
Den jeder Hauch bewegt.
Doch ach! es gleicht dem Felsen,
Der sich nicht beugen läßt;
Wie er am Schooß der Erde,
Hält es sein Fühlen fest.
Weil man darauf kann bauen,
Wie auf den Felsengrund,
Weil es ein Starkes, Festes,
Wird es so schwer gesund!
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
O du, die mir die Liebste war,
Du schläfst nun schon so manches Jahr.
So manches Jahr, da ich allein,
Du gutes Herz, gedenk ich dein.
Gedenk ich dein, von Nacht umhüllt,
So tritt zu mir dein
treues Bild.
Dein
treues Bild, was ich auch tu,
Es winkt mir ab, es winkt mir zu.
Und scheint mein Wort dir gar zu kühn,
Nicht gut mein Tun,
Du hast mir einst so oft verziehn,
Verzeih auch nun.
_____
Scheu und
Treu
Er liebte sie in aller Stille.
Bescheiden, schüchtern und von fern
Schielt er nach ihr durch seine Brille
Und hat sie doch so schrecklich gern.
Ein Mücklein, welches an der Nase
Des schönen Kindes saugend saß,
Ertränkte sich in seinem Glase.
Es schmeckt ihm fast wie Ananas.
Sie hatte Haare, wie 'ne Puppe,
So unvergleichlich blond und kraus.
Einst fand er eines in der Suppe
Und zog es hochbeglückt heraus.
Er rollt es auf zu einem Löckchen,
Hat's in ein Medaillon gelegt.
Nun hängt es unter seinem Röckchen
Da, wo sein
treues Herze schlägt.
_____
Georg Busse-Palma
(1876-1915)
Mit einem Ringe ...
Dies Ringlein soll dir sagen
Daß ich dir
treu und hold.
Du sollst es immer tragen
In gut' und bösen Tagen,
So lauter wie sein Gold!
Darinnen eingelassen
Herzrot ist ein Rubin.
Ich will so fest dich fassen
Und dich noch minder lassen
Als wie der Reifen ihn!
Mit feinen Goldschmiedschlägen
Band Liebe dich und mich.
Ich ward, um dich zu hegen,
Du wardst, um dich zu legen
Ganz fest und
treu an mich!
_____
Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
Eid der
Treue
Mißtrauest, Liebchen, du der flücht'gen Stunde,
Des Augenblickes Lust?
Bist Brust an Brust du nicht, und Mund an Munde,
Der Ewigkeit bewußt?
Ich soll nur dir, und ewig dir gehören;
Du willst darauf ein Pfand:
Wohlan! ich will's mit kräft'gem Eid beschwören,
Ich hebe meine Hand:
Ich schwör's, elftausend heilige Jungfrauen,
Bei eurem keuschen Bart;
Bei Jakobs Leitersprosse, die zu schauen
In Mailand wird bewahrt;
Ich schwör es noch, zu mehrerem Gewichte -
Ein unerhörter Schwur! -
Beim Vorwort zu des Kaisers Karl Geschichte,
Und bei des Windes Spur;
Beim Schnee, der auf dem Libanon gefallen
Im letzt vergangnen Jahr;
Bei Nihil, Nemo, und dem andern allen,
Was nie sein wird noch war.
Und falls ich dennoch jemals
untreu würde,
Vergäße jemals dein,
So soll mein Eid verbleiben ohne Würde,
Und ganz unbündig sein.
_____
Treue Liebe
(Litauisch)
Es schallten muntre Lieder
Hell durch den Fichtenwald,
Es kam ein muntrer Reiter
Zum Försterhause bald.
Frau Muhme, guten Morgen,
Wo bleibt die Liebste mein? -
Sie lieget, krank zum Sterben,
Im obern Kämmerlein.
Er stieg in bittern Tränen
Die Treppe wohl hinauf,
Er hemmte, vor der Türe
Der Liebsten, ihren Lauf.
Herein, herein, Geliebter,
Zu schmerzlichem Besuch!
Die heim du holen wolltest,
Deckt bald das Leichentuch.
Sie schläft in engem Sarge,
Drauf liegt der Myrtenkranz;
Du wirst nicht heim sie führen,
Nicht bei Gesang und Tanz.
Sie werden fort mich tragen,
Und tief mich scharren ein,
Du wirst mir Tränen weinen,
Und eine andre frein. -
Die du mich nie betrübet,
Du meine Zier und Lust,
Wie hast du jetzt geschnitten
Mir scharf in meine Brust!
Drauf sahen zu einander
Die beiden ernst und mild,
Verschlungen ihre Hände,
Ein schönes, bleiches Bild.
Da schied sie sanft hinüber,
Er aber zog zur Stund
Das Ringlein sich vom Finger
Und steckt's in ihren Mund.
Ob er geweinet habe,
Als solches ist geschehn? -
Ich selber floß in Tränen,
Ich hab es nicht gesehn.
Es gräbt der Totengräber
Ein Grab, und noch ein Grab:
Er kommt an ihre Seite,
Der ihr das Ringlein gab.
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
An Ludwig Freiherrn Rançonnet
Ein Finden ist kein Finden,
Es ist ein Wiedersehn,
Was Seelen kann verbinden,
War ewig schon geschehn,
O, hege
treu den Funken,
Der deine Brust durchglüht,
Der deine Seele trunken
Zum Flammenurquell zieht!
In Liebe nur ist Wahrheit,
In
Treue nur ist Klarheit,
Ein Herz,
treu, fromm und wahr
Ist Gottes Hochaltar.
_____
An *
Nicht immer durch verwandtes Streben
Ist Herz dem Herzen nah verwandt,
Nur gleiches inn'res Herzensleben
Schließt ewig fest der
Treue Band!
_____
In ein Stammbuch
Sieh die Stern' am Himmel stehen,
Können uns nicht wieder sehen,
Schaun so süß und ruhig drein,
Wann uns freut ihr lieber Schein.
So des Freundes Bild von ferne,
Strahlet hell, gleich sanftem Sterne,
Denken ist Beisammenseyn,
Treues Herz ist nie allein!
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Treue
Dein Gedenken lebt in Liedern fort;
Lieder, die der tiefsten Brust entwallen,
Sagen mir: du lebst in ihnen allen,
Und gewiß, die Lieder halten Wort.
Dein Gedenken blüht in Tränen fort;
Tränen, aus des Herzens Heiligtume
Nähren tauend der Erinn'rung Blume,
In dem Tau blüht dein Gedenken fort.
Dein Gedenken lebt in Träumen fort;
Träume, die dein Bild verklärt mir zeigen,
Sagen: daß du ewig bist mein eigen,
Und gewiß, die Träume halten Wort.
_____
Edmund Dorer (1831-1890)
Worte und Thräne
Sprachst du viel von Lieb' und
Treue,
Doch den Reden traut' ich nicht:
Täuschend sind gar oft die Worte,
Täuschen den sogar, der spricht.
Aber als in deinem Auge
Eine heiße Thräne stand,
Fühlt' ich bald, daß ihre Sprache
Meinen Zweifel überwand.
Aus dem Herzen kommt die Thräne,
Und sie täuscht die Herzen nicht;
Glänzt doch hell in ihr die Wahrheit,
Wie im Tau der Sonne Licht.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Lieb und
Treue,
Treu und Liebe
Halten an einander fest,
Wie im großen Weltgetriebe
Sich genüber Ost und West;
Denn aus gleicher Wurzel stammend,
Und zu gleichem Himmel flammend,
Sagen laut sie: Liebe übe,
Wer von
Treue niemals läßt.
_____
Brief
Kunde von dir, o Seligkeit,
Sie trifft mein Herz wie Zauberschlag!
So wie die Schwalbe Frühlingszeit,
Wie Morgenroth den neuen Tag,
So kündet was du mir geschrieben,
Dein
treu unwandelbares Lieben.
Ein Blatt von dir, o süßes Glück,
Es zaubert wie ein holder Bann
In meine Arme dich zurück,
Die Heißgeliebte seh ich dann,
In diesen Zügen ihre Züge,
Mir aller Seligkeit Genüge.
Ich lese dich und sehe dich,
Dein süßer Odem weht mich an,
Ich fühle plötzlich glücklich mich,
Weil ich nur Liebe denken kann,
Und weil mit ihren Engelschwingen
Deine Gedanken mich umfingen.
Ja Liebe, die so
treu und heiß
Und innig Herz am Herzen hängt,
Sie steht in eignen Zauberkreis,
Aus dem sie keine Macht verdrängt,
Und selbst in Trennung und in Ferne
Erglänzen ihr der Hoffnung Sterne.
_____
Annette von
Droste-Hülshoff (1797-1848)
Die Bank
Im Parke weiß ich eine Bank,
Die schattenreichste nicht von allen,
Nur Erlen lassen, dünn und schlank,
Darüber karge Streifen wallen;
Da sitz' ich manchen Sommertag
Und lass' mich rösten von der Sonnen,
Rings keiner Quelle Plätschern wach,
Doch mir im Herzen springt der Bronnen.
Dies ist der Fleck, wo man den Weg
Nach allen Seiten kann bestreichen,
Das staub'ge Gleis, den grünen Steg
Und dort die Lichtung in den Eichen:
Ach manche, manche liebe Spur
Ist unterm Rade aufgeflogen!
Was mich erfreut, bekümmert, nur
Von drüben kam es hergezogen.
Du frommer Greis im schlichten Kleid,
Getreuer Freund seit zwanzig Jahren,
Dem keine Wege schlimm und weit,
Galt es den heil'gen Dienst zu wahren;
Wie oft sah ich den schweren Schlag
Dich drehn mit ungeschickten Händen,
Und langsam steigend nach und nach
Dein Käppchen an des Dammes Wänden.
Und du in meines Herzens Grund,
Mein lieber schlanker blonder Junge,
Mit deiner Büchs' und braunem Hund,
Du klares Aug' und muntre Zunge,
Wie oft hört' ich dein Pfeifen nah',
Wenn zu der Dogge du gesprochen;
Mein lieber Bruder warst du ja,
Wie sollte mir das Herz nicht pochen?
Und Manches, was die Zeit verweht,
Und Manches, was sie ließ erkalten,
Wie Bankos Königsreihe geht
Und trabt es aus des Waldes Spalten.
Auch was mir noch geblieben und
Was neu erblüht im Lebensgarten,
Der werten Freunde heitren Bund
Von drüben muß ich ihn erwarten.
So sitz' ich Stunden wie gebannt,
Im Gestern halb und halb im Heute,
Mein gutes Fernrohr in der Hand
Und lass' es streifen durch die Weite.
Am Damme steht ein wilder Strauch,
O, schmählich hat mich der betrogen!
Rührt ihn der Wind, so mein' ich auch,
Was Liebes komme hergezogen!
Mit jedem Schritt weiß er zu gehn,
Sich anzuformen alle Züge;
So mag er denn am Hange stehn,
Ein wert Phantom, geliebte Lüge;
Ich aber hoffe für und für,
So fern ich mich des Lebens freue,
Zu rösten an der Sonne hier,
Geduld'ger Märtyrer der
Treue.
_____
An Levin Schücking
Kein Wort, und wär' es scharf wie Stahles Klinge,
Soll trennen, was in tausend Fäden Eins,
So mächtig kein Gedanke, daß er dringe
Vergällend in den Becher reinen Weins;
Das Leben ist so kurz, das Glück so selten,
So großes Kleinod, einmal sein statt gelten!
Hat das Geschick uns, wie in frevlem Witze,
Auf feindlich starre Pole gleich erhöht,
So wisse, dort, dort auf der Scheidung Spitze
Herrscht, König über alle, der Magnet,
Nicht fragt er, ob ihn Fels und Strom gefährde,
Ein Strahl fährt mitten er durchs Herz der Erde.
Blick' in mein Auge, - ist es nicht das deine,
Ist nicht mein Zürnen selber deinem gleich?
Du lächelst - und dein Lächeln ist das meine,
An gleicher Lust und gleichem Sinnen reich;
Worüber alle Lippen freundlich scherzen,
Wir fühlen heil'ger es im eignen Herzen.
Pollux und Kastor, - wechselnd Glühn und Bleichen,
Des einen Licht geraubt dem andern nur,
Und doch der allerfrömmsten
Treue Zeichen. -
So reiche mir die Hand, mein Dioskur!
Und mag erneuern sich die holde Mythe,
Wo überm Helm die Zwillingsflamme glühte.
_____
Demeter Dudumi (um 1856)
Ich habe schon viele Briefe,
Treuliebste, dir geschrieben,
Doch sind noch tausend Blätter
Im Herzen unbeschrieben!
Ich habe schon viel gedichtet,
Treuliebste, dich besungen,
Doch hat meine Leier noch lange
Für dich nicht ausgeklungen!
Ich habe schon viel gebethet,
Treuliebste in Lust, in Schmerzen,
Doch sind noch tausend Gebethe
Verborgen in meinem Herzen!
Mein Schreiben, Dichten und Bethen
Will ich dir immer weihen;
Es möge wie Immortellen,
Treuliebste, um dich sich reihen!
_____
Die Muschel liegt verborgen
Tief unten am Meeresgrund,
Und tausend von Tauchern bangen
Nach diesem herrlichen Fund.
Doch wer sie durch Zufall gefunden
Tief unten, seit jeher vermißt,
Der betet, daß diese Muschel
Auch eine Perle umschließt!
Denn Muscheln gibt es in Menge,
Die Perlen sind seltener schon;
Die Muschel nicht, einzig die Perle
Ist ja auch des Tauchers Lohn.
Verborgen ruht auch die Liebe
Tief unten im Herzensgrund,
Und tausend von Tauchern bangen
Nach diesem herrlichen Fund.
Doch wer sie durch Zufall gefunden,
Tief unten, seit jeher vermißt,
Der wünscht, daß die Lieb' auch als Muschel
Die "Treue" als Perle umschließt!
_____
Joseph Freiherr von
Eichendorff (1788-1857)
Lied
In einem kühlen Grunde,
Da geht ein Mühlenrad,
Mein' Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir
Treu versprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei,
Sie hat die
Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht' als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus,
Und singen meine Weisen
Und gehn von Haus zu Haus.
Ich möcht' als Reiter fliegen
Wohl in die blut'ge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hör' ich das Mühlrad gehen,
Ich weiß nicht, was ich will,
Ich möcht' am liebsten sterben,
Da wär's auf einmal still.
_____
Sehnsucht
Selig, wer zur Kunst erlesen,
Ruhig in
getreuer Lust,
Hoher Dinge seltsam Wesen
Selber froh erschreckt, mag lesen
In der Wundervollen Brust!
Wie die Rosse mutig scharrten!
Ach! die Freunde sind voraus!
Draußen blüht der schöne Garten,
Draußen Wald und Liebchen warten,
Und ich kann nicht, kann nicht raus!
Bleib' ich ewig fern vom Glücke? -
Wen die
Treue ganz durchdrang,
Einmal trafen Liebesblicke,
Ach! er kann nicht mehr zurücke,
Und ich kniee Lebenslang.
Lodert, lodert heil'ge Kerzen!
Bleibet unerhört mein Flehn:
Will ich in den Freuden, Schmerzen,
Mit dem unentweihten Herzen
Treu und heilig untergehn.
_____
Maria Clementine François
(1823-1844)
Treue Liebe
Ich habe einen Traum gehabt,
So wirr und sonderbar:
Von mir gewiesen hatt' ich dich,
Obgleich ich gut dir war.
Und in dem bunten Weltgewühl
Stand ich nun einsam so;
Doch fand ich nicht, was ich gesucht,
Und niemals ward ich froh.
Und Unglück brach auf mich herein,
Ich war verwundet – krank -
Gequält – verfolgt – bis endlich ich
Erschöpft darnieder sank.
Da tratest du nun zu mir hin -
Doch ich wich scheu zurück,
Ach, nicht ertragen konnt' ich jetzt
Nur jetzt nicht deinen Blick!
Als ich dich höhnend von mir wies,
Da war ich jung und schön,
Und stolz und reich – und sollst du jetzt
Mich nun so elend sehn? -
Du aber neigtest dich zu mir,
Und sprachest mild gesinnt:
"Ich weiß, was du gelitten hast,
Du armes, blasses Kind!"
Und mit der alten Liebe Blick
Sahst du mich wieder an:
"Vergiß in meinen Armen jetzt,
"Was dir die Welt gethan."
"Dein Aug' ist hohl, die Wange bleich,
"Dein Herz ist weh und wund;
"Was anders, als die Liebe macht
"Ein solches Herz gesund."
_____
Agnes Franz (1794-1843)
Das
treue Herz
Ein
treues Herz bleibt stark in Muth und Hoffen,
Wird gleich vom Sturm der Freuden Saat getroffen,
Sein Glaube hebt es siegend himmelwärts!
Drum wünsch' ich mir, wenn Leiden mich umstürmen,
Wenn Wolken sich um meinen Himmel thürmen,
Ein
treues Herz!
Ein
treues Herz beharrt im festen Lieben,
Wenn And're auch durch Undank es betrüben,
Und lächelt mild noch in dem tiefsten Schmerz.
O könnt' ich mir solch Kleinod doch bewahren!
Erquickung beut uns noch in späten Jahren
Ein
treues Herz!
Ein
treues Herz wird, wenn es Spötter kränken,
Sich nimmer doch von seinem Heile lenken,
Und fest stehn, bei der Frevler frechem Scherz.
O möcht' es doch der Vater mir gewähren!
Als Demant-Krone trägt der Prüfung Zähren
Ein
treues Herz!
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Goldne Brücken seien
Alle Lieder mir,
Drauf die Liebe wandelt,
Süßes Kind, zu dir.
Und des Traumes Flügel
Soll in Lust und Schmerz
Jede Nacht mich tragen
An dein
treues Herz.
_____
Mag auch heiß das Scheiden brennen,
Treuer Muth hat Trost und Licht;
Mag auch Hand von Hand sich trennen,
Liebe läßt von Liebe nicht.
Keine Ferne darf uns kränken,
Denn uns hält ein
treu Gedenken.
Ist kein Wasser so ohn' Ende,
Noch so schmal ein Felsensteg,
Daß nicht rechte Sehnsucht fände
Drüberhin den sichern Weg.
Keine Ferne darf uns kränken,
Denn uns hält ein
treu Gedenken.
Ueber Berg' und tiefe Thale,
Mit den Wolken, mit dem Wind
Täglich, stündlich, tausendmale
Grüß' ich dich, geliebtes Kind.
Keine Ferne darf uns kränken,
Denn uns hält ein
treu Gedenken.
Und die Wind' und Wolken tragen
Her zu mir die Liebe dein,
Die Gedanken, die da sagen:
Ich bin dein und du bist mein!
Keine Ferne darf uns kränken,
Denn uns hält ein
treu Gedenken.
Ueberall, wohin ich schreite,
Spür' ich, wie unsichtbarlich
Dein Gebet mir zieht zur Seite,
Und die Flügel schlägt um mich.
Keine Ferne darf uns kränken,
Denn uns hält ein
treu Gedenken.
Und so bin ich froh und stille,
Muß ich noch so ferne gehen;
Jeder Schritt - ist's Gottes Wille -
Ist ein Schritt zum Wiedersehn.
Keine Ferne darf uns kränken,
Denn uns hält ein
treu Gedenken.
_____
Die Verlassene
O singt nur ihr Schwestern mit fröhlichem Mund,
Und führet den Reigen im Lindengrund
Mit den Burschen bei Cithern und Geigen! -
Mich aber laßt gehen und schweigen.
Was blickt ihr mir nach, und was wollt ihr von mir?
Ich habe die Freude getragen wie ihr
In der Brust mit Lachen und Scherzen -
Nun trag' ich den Tod im Herzen.
Durch alle Wipfel der Lenzhauch geht,
Ich bin der Baum, der laublos steht;
Die Wasser rieseln so helle,
In bin die vertrocknete Quelle.
Die
Treue, die
Treue, darauf ich gebaut,
Sie ist mit dem Schnee vor der Sonne zerthaut;
Wie Spreu vor dem Winde, so stiebet
Meine Liebe, die ich geliebet.
_____
Martin Greif (1839-1911)
Das
treue Paar
Zwei Liebste waren so traurig
Und gingen viel allein,
Sie sind zusammen ertrunken
Zu Nacht im tiefen Rhein.
Man hat sie beide gefunden,
Weit unten im fremden Land,
Sie hielten sich noch umschlungen,
Und niemand hat sie erkannt.
_____
Theodor Robert Grosewsky
(1823-1866)
Orakel
Nicht will ich das Schicksal fragen,
Ob sie denket mein?
Denn ich könnt' es nicht ertragen,
Spräch's ein trostlos "Nein!"
Ach, ich könnt' es nicht erfassen,
Wär' sie
treulos mir!
Könnte ja nie von ihr lassen,
Nur - verzeihen ihr!
_____
Guter Wille
Legen, Kind, möcht' ich Dir eine
Kron' auf Deine Stirne klar,
Perlen, Gold und Edelsteine
Flechten in Dein Lockenhaar;
Möchte gern in Atlas kleiden
Und in Sammt Dich, Mädchen mein!
Doch ich kann statt all' der Freuden
Nur ein
treues Herz Dir weih'n.
_____
Kornblumenkranz
Wand ein Kränzchen von Cyanen
Einstens mir mein süßes Lieb,
Gab es mir mit leisem Mahnen,
Daß ich immer
treu ihr blieb'!
Jetzt in meinem Stübchen drüben
Hängt das Kränzchen längst verdorrt:
Wohl bin ich ihr
treu geblieben -
Aber, ach! sie brach ihr Wort.
_____
Marie!
Du schaust mich gar nicht an, Marie?
Was hab' ich Dir gethan, Marie?
Ich lieb' Dich doch so sehr!
Werd' ich erst fern Dir sein, Marie!
Denkst Du gewiß noch mein, Marie!
Wenn zwischen uns das Meer.
Kein Herz auf dieser Welt, Marie!
Wohl unter'm Sternenzelt, Marie!
Ist Dir so
treu und gut;
Verschmäh' es nicht, Du weinst, Marie!
Noch heiße Thränen einst, Marie!
Wenn's tief im Grabe ruht.
Wird Dir Dein Herz nicht schwer, Marie?
Kannst Du mich freudenleer, Marie,
Dem Kummertode weih'n?
O komm' an's
treue Herz, Marie!
Noch linderst Du den Schmerz, Marie!
Noch kann ich Dir verzeih'n!
_____
Konnt' Mary auch
treulos mir sein!
Sonst war mir die Einsamkeit lieb und werth,
Ich träumte wohl gerne allein;
Doch nun ist der Kummer mein steter Gefährt' -
Konnt' Mary auch
treulos mir sein!
Jetzt ziehet die Spinne ihr Netz durch's Gemach,
Der Staub liegt auf Büchern und Schrein,
Vergrast ist mein Gärtchen, verödet und brach -
Konnt' Mary auch
treulos mir sein!
Verstummt ist die Wanduhr, der Todtenwurm pickt
Nur leis zwischen Holzwand und Stein
Zum Gruß mir das Heimchen sein Klagelied schickt -
Konnt' Mary auch
treulos mir sein!
Laut wimmert das Leichhuhn im dunkelen Moor,
Der Mond scheint verdrossen herein;
Um Mitternacht pocht es oft leise an's Thor -
Konnt' Mary auch
treulos mir sein!
Am Giebel pfeift traurig und klagend der Wind
Als müßt' es ein Todtenlied sein;
Ach könnt' ich nur weinen, ich weinte mich blind -
Konnt' Mary auch
treulos mir sein!
Mir lud sich die Sorge, der Kummer zu Gast,
Drum wird mir das Leben zur Pein;
Die Welt ist verhaßt mir, die Menschen verhaßt -
Selbst Mary konnt'
treulos
mir sein!
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Ein
treues Herz
Weißt du ein Herz dir schlagen,
Das
treugesinnt dir ist,
In deinen trübsten Tagen
Fühlst du, wie reich du bist.
Es kommt wie Sonnenlächeln
Dir in der tiefsten Nacht,
Wie milden Westwinds Fächeln
In eisiger Winterpracht.
Wem solch ein Schatz beschieden,
Kann nicht verloren sein.
Du wandelst still in Frieden
In Sturm und Wetterschein.
Fern über rollenden Meeren
Winkt dir ein sichres Land,
In drohenden Feindesheeren
Beschirmt dich Geisterhand.
Sie zieht mit leisen Sorgen
Doch endlich dich zurück,
Wo deine Jugend geborgen,
Gegründet ist dein Glück.
Bis zu den spätsten Tagen
Fühlst du, wie jung du bist,
Weißt du ein Herz dir schlagen,
Das
treugesinnt dir ist.
_____
Karoline von Günderrode
(1780-1806)
Wandel und
Treue
VIOLETTA
Ja, du bist
treulos! laß mich von dir eilen;
Gleich Fäden kannst du die Empfindung theilen.
Wen liebst du denn? und wem gehörst du an?
NARZISS
Es hat Natur mich
also lieben lehren:
Dem Schönen werd' ich immer angehören
Und nimmer weich ich von der Schönheit Bahn.
VIOLETTA
So ist dein Lieben,
wie dein Leben, wandern!
Von einem Schönen eilest du zum Andern,
Berauschest dich in seinem Taumelkelch,
Bis Neues schöner dir entgegen winket -
NARZISS
In höh'rem Reiz
Betrachtung dann versinket
Wie Bienenlippen in der Blume Kelch.
VIOLETTA
Und traurig wird die
Blume dann vergehen
Muß sie sich so von dir verlassen sehen!
NARZISS
O Nein! es hat die
Sonne sie geküßt.
Die Sonne sank, und Abendnebel thauen.
Kann sie die Strahlende nicht mehr erschauen,
Wird ihre Nacht durch Sternenschein versüßt.
Sah sie den Tag nicht oft im Ost verglühen?
Sah sie die Nacht nicht thränend still entfliehen?
Und Tag und Nacht sind schöner doch als ich.
Doch flieht ein Tag, ein Andrer kehret wieder;
Stirbt eine Nacht, sinkt eine Neue nieder,
Denn Tröstung gab Natur in jedem Schönen sich
VIOLETTA
Was ist denn Liebe,
hat sie kein Bestehen?
NARZISS
Die Liebe will nur
wandlen, nicht vergehen;
Betrachten will sie alles Trefliche.
Hat sie dies Licht in einem Bild erkennet,
Eilt sie zu Andern, wo es schöner brennet,
Erjagen will sie das Vortrefliche.
VIOLETTA
So will ich deine
Lieb' als Gast empfangen;
Da sie entfliehet wie ein satt Verlangen,
Vergönnt mein Herz Ihr keine Heimath mehr.
NARZISS
O sieh den Frühling!
gleicht er nicht der Liebe?
Er lächelt wonnig, freundlich, und das trübe
Gewölk des Winters, niemand schaut es mehr!
Er ist nicht Gast, er herrscht in allen Dingen,
Er küßt sie Alle, und ein neues Ringen
Und Regen wird in allen Wesen wach.
Und dennoch reißt er sich aus Tellus Armen
Auch andre Zonen soll sein Hauch erwarmen
Auch Andern bringt er neuen, schönen Tag.
VIOLETTA
Hast du die heil'ge
Treue nie gekennet?
NARZISS
Mir ist nicht
Treue
was ihr also nennet,
Mir ist nicht
treulos was euch
treulos ist! -
Wer den Moment des höchsten Lebens theilet;
Vergessend nicht, in Liebe selig weilet;
Beurtheilt noch, und noch berechnet, mißt;
Den nenn' ich
treulos, ihm ist nicht zu trauen
Sein kalt Bewußtseyn wird dich klar durchschauen
Und deines Selbstvergessens Richter seyn.
Doch ich bin
treu! Erfüllt vom Gegenstande
Dem ich mich gebe in der Liebe Bande
Wird Alles, wird mein ganzes Wesen seyn.
VIOLETTA
Giebt's keine Liebe
denn die dich bezwinge?
NARZISS
Ich liebe Menschen
nicht, und nicht die Dinge,
Ihr Schönes nur, und bin mir so
getreu,
Ja
Untreu' an mir selbst wär andre
Treue,
Bereitete mir Unmuth, Zwist und Reue,
Mir bleibt nur so die Neigung immer frei.
Die Harmonie der inneren Gestalten
Zerstören nie die ordnenden Gewalten
Die für Verderbniß nur die Noth erfand. -
Drum laß mich, wie mich der Moment gebohren.
In ew'gen Kreisen drehen sich die Horen;
Die Sterne wandeln ohne festen Stand,
Der Bach enteilt der Quelle, kehrt nicht wieder
Der Strom des Lebens woget auf und nieder
Und reisset mich in seinen Wirbeln fort.
Sieh alles Leben! es ist kein Bestehen,
Es ist ein ew'ges Wandern, Kommen, Gehen,
Lebend'ger Wandel! buntes, reges Streben!
O Strom! in dich ergießt sich all mein Leben!
Dir stürz ich zu! vergesse Land und Port!
_____
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
Treue
Ach, was hilft es mir, zu sterben? -
Wenn auch, in der kühlen Gruft,
Staubgeborne Hüll' erwerben
Könnte Schlaf, nach dem sie ruft! -
Ach, was hilft's, wenn ich geschlossen,
Stumm und bleich, die Lippe wüßt',
Wenn mein Aug', sonst glanzumflossen,
Nicht mehr Liebesspiegel ist? -
Mag dem Körper Ruhe werden,
Meiner Seele wird sie nicht,
Denn solang du lebst auf Erden,
Nimmer ihre Fessel bricht.
Nicht der Mund, das Aug', die Locken,
Gaben sie in deine Hand;
Mögen Lebens Pulse stocken,
Sie bleibt fest dir zugewandt.
Und wo sel'ge Geister ziehen,
Von des Paradieses Thür,
Würde trauernd sie entfliehen, - -
Meine Seele bleibt bei dir.
_____
Heinrich Heine
(1797-1856)
Mir träumte wieder der alte Traum:
Es war eine Nacht im Maie,
Wir saßen unter dem Lindenbaum,
Und schwuren uns ewige
Treue.
Das war ein Schwören und Schwören aufs neu,
Ein Kichern, ein Kosen, ein Küssen;
Daß ich gedenk des Schwures sei,
Hast du in die Hand mich gebissen.
O Liebchen mit den Äuglein klar!
O Liebchen schön und bissig!
Das Schwören in der Ordnung war,
Das Beißen war überflüssig.
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Bleib du mir
treu!
Wenn ich die ganze Welt verlöre -
daß du nur bliebst! daß du nur bliebst!
Wenn ich nur noch dies eine höre,
daß du mich liebst! daß du mich liebst!
So einsam hatt' ich nie zu tragen,
als wie an dieser Tage Last,
da meine Schläfen Schlachten schlagen,
noch wenn du mich am Herzen hast!
Gehetzt, verstoßener als Steine
und ausgeschütteter denn Spreu,
weiß mein Gebet nur noch das eine:
bleib du mir
treu! bleib du mir
treu!
_____
Jeannette Holthausen (Ps.
Agnes le Grave) (1812-1875)
Du, mit dem
treuen Herzen
Du, mit dem
treuen Herzen,
O, könnt' ich lieben dich,
Vergelten dir die Schmerzen,
Die duldest du durch mich!
Die Freuden, die da kommen
In Lenzes Prachtgewand,
Dir hab' ich sie genommen
Mit ahnungsloser Hand!
Der Wonne, die da schweifet
Auf Sommers lichtem Pfad,
Ihr hab' ich abgestreifet
Jedwedes grüne Blatt!
Doch Schmerzen, gleiche Schmerzen,
Wie duldest du durch mich,
Duld' ich in meinem Herzen:
Auch meine Sonn' erblich!
Drum trag' in deinen Blicken
Nicht Vorwurf und Verdacht, -
Kannst Blütenduft du pflücken,
Wo nie die Sonne lacht? -
Du, mit dem
treuen Herzen,
Greif an dein eignes Herz,
Dann fühlst du meine Schmerzen,
Vergibst mir deinen Schmerz!
_____
Gustav Wilhelm Jahn
(1818-1888)
So lieb ich - wie des Schnees Flocken
Die Flur bedecken, weich und zart!
Du schüttelst Deine blonden Locken:
Die Lieb ist auch nicht rechter Art!
Der Schnee will alle Schluchten füllen,
Bis Alles eben, plan und gleich:
Die Liebe soll nicht schwach und weich
Des Andern Fehler bloß verhüllen!
So lieb ich - wie des Aethers Bogen,
Der ewig
treu die Erd umfängt -
Dein Auge hält ein Flor umzogen:
Ich weiß, was Deine Seele denkt!
Die
Treu ist eine Himmelsgabe,
Des Menschen Herz veränderlich -
Dein Blick fragt: welchen Bürgen ich
Für wandellose
Treue habe?
Ich liebe Dich, mein liebstes Leben,
Heiß, zart und
treu in Gott allein!
Ich habe Gott mein Herz gegeben,
So möge Gott mein Bürge sein!
Von seiner Liebe heilgen Flammen
Sei meine Lieb ein Spiegelbild -
Da neigst Du Dich zum Kusse mild,
Und Seel und Seele strömt zusammen!
_____
Treue
Wie der Stern am Pol des Himmels,
Welcher wandellos uns grüßt,
Erst des ganzes Lichtgewimmels
Wunderordnung uns erschließt:
Also kann sich erst bekunden
Ganz der Liebe Seligkeit,
Wenn die
Treue Du befunden
Wandellos in schwerer Zeit.
_____
Eduard Kauffer
(1824-1874)
Beglückt mich nur ein
treuer Blick von dir -
Manch schöne Hoffnung hat die Zeit zertrümmert,
Erfüllt ward selten eine Bitte mir,
Und doch seh' ich in's Leben unbekümmert,
Beglückt mich nur ein
treuer Blick von dir.
Verzagt die Seele bei des Unglücks Schlägen,
Und nagt die Sorge, nagt der Harm an ihr,
Doch werden sich die Schmerzen alle legen,
Beglückt mich nur ein
treuer Blick von dir.
Wenn du verlangst, will ohne Murren scheiden,
Von Allem ich, was lieb und theuer mir,
Die Jugendfreunde , selbst die Lieder meiden,
Beglückt mich nur ein
treuer Blick von dir.
Und schwebt heran auf eisigem Gefieder
Die dunkle Stunde, die mich ruft von hier:
Ich steige freudig zu den Todten nieder,
Beglückt mich nur ein
treuer Blick von dir.
_____
Theobald Kerner
(1817-1907)
Zum Abschied
O weine nicht, o freue dich,
Bin ich auch fern von dir:
Ob nah', ob fern - ich denke dein,
Die Liebe zieht mit mir.
Sie schickt den Traum mir in der Nacht,
Ist mir am Tag Geleit;
Sie flüstert: Bleibe
treu, o Herz,
Bleib'
treu in Freud' und Leid!
In Freud' und Leid ich bleibe
treu,
Ich liebe dich allein -
Ich finde ja kein lieber Lieb:
Wie könnt' ich
untreu sein!
_____
Warme Liebe
Liebe ist an Sommers Statt:
Wer ein Lieb im Arme hat,
Der kann keck des Winters spotten -
Liebe ist an Sommers Statt.
Wo Zwei stehen
treu vereint -
Wenn die Sonne trüb' auch scheint:
Bald wird's warm auch in der Kälte,
Wo Zwei stehen
treu vereint.
Lieb' entstand im Paradies;
Daraus hat sie auch gewiß
Ein Stück Wärme mitgenommen -
Lieb' entstand im Paradies.
Treue Liebe ewig brennt -
Feuersglut geht bald zu End':
Darum such' für's kalte Leben
Ein
treu Herz, das ewig brennt.
_____
Hermann Lingg (1820-1905)
Treuegelöbniß
So soll es sein,
Ich lebe dein,
Dein Stab und deine Stütze,
Daß jederzeit
In Sturm und Streit
Dich meine
Treu' beschütze.
In Streit und Schmerz
Ein
treues Herz -
So sollst du stets mich kennen.
Kein fremdes Glück
Soll mein Geschick
Von deinem Loose trennen.
Gern steig' ich an
Auf rauher Bahn,
Weiß ich nur dich im Frieden.
Bei dir allein
Ist Sonnenschein
Und all' mein Glück hienieden.
_____
Feodor Löwe (1816-1890)
Wer noch nie ein
treues Herz gebrochen,
Hat die Liebe noch nicht ganz empfunden,
Kennet nicht das ruhelose Pochen
Und das Strömen ew'ger Todeswunden.
Einen Abschied für das ganze Leben -
Wer ihn nie mit bleichem Mund gesprochen,
Ist der Qual noch nicht dahin gegeben,
Daß ein
treues Herz für ihn gebrochen.
Der allein kann Herzen nur verstehen,
Der das seine konnte unterjochen;
Der mit trock'nen Augen stumm gesehen,
Wie ein
treues Herz für ihn gebrochen.
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Männertreu
Es ging einmal ein Wind,
Ei, ging einmal ein Wind;
Er ging wohl über Stock und Stein,
Und fand ein blaues Blümelein,
Das bracht er mir geschwind.
Und das heißt Ehrenpreis,
Ei, das heißt Ehrenpreis;
Es blüht nicht für die Ewigkeit,
Es blüht bloß eine kurze Zeit,
Dann ist es welk und weiß.
Es heißt auch
Männertreu,
Ei, heißt auch
Männertreu;
Mein Schatz, der mich so viel geküßt,
Ich weiß nicht, wo er blieben ist,
Das Lieben ist vorbei.
_____
Liebeseid
Ob ich dich ewig lieben werde,
Fragst du mich, süße kleine Frau,
Ob liebend ich kein Weib der Erde
Nach dieser Stunde mehr anschau?
Närrisches Weib, den Frühling frage,
Frag ihn, ob nie er wiederkehrt!
Und denke, daß nach jedem Tage
Die Nacht das Sonnenlicht verzehrt.
Ich kenne meines Herzens
Treue,
Das dankbar für die
Treue ist,
Doch weiß ich auch, daß eine Neue
Mein Mund nach deinem
Treubruch küßt.
Ich glaube nicht an Weiberliebe,
An Augen, die vor Reue naß,
Ich glaub’ an Neid und Säbelhiebe,
Pistolenkugeln, Lug und Haß.
Aus deinen Augen laß die Tränen,
Und laß das Fragen aus dem Spiel,
Solang sich meine Adern dehnen,
Bleibt auch mein Herz für dich nicht kühl.
Ob Haß, ob Liebe wird entstehen
Für später, ist mir unbewußt –
Eins schwör ich dir, nie wirst du sehen
Gleichgültig deiner meine Brust.
Nun küß mit deinem süßen Munde
Hinweg mir den Gedankenbann –
Ich lieb dich, wie in dieser Stunde
Ich überhaupt nur lieben kann.
_____
Eduard Mörike (1804-1875)
Jägerlied
Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee,
Wenn er wandelt auf des Berges Höh:
Zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand,
Schreibt ein Brieflein mir in ferne Land'.
In die Lüfte hoch ein Reiher steigt,
Dahin weder Pfeil noch Kugel fleugt:
Tausendmal so hoch und so geschwind
Die Gedanken
treuer Liebe sind.
_____
Erich Mühsam (1878-1934)
Ich bin dir
treu. -
Treu wie der Tod das Leben
bewacht, beweint, zu neuem Sein erweckt,
will ich mit meiner Liebe dich umgeben,
bis mich die
Treue selbst zu Boden streckt.
Ich will dir fern sein. - Wie das Sonnenfeuer
aus fremden Welten uns erwärmt, erhellt,
will ich dich leiten; fern und um so
treuer,
bis deine Seele selbst sich mir gesellt.
Ich will nicht werben, nicht um Blicke bitten, -
ich will dich lieben mit der heiligen Scheu
der Abendsterne, - und mit leisen Schritten
will ich dir Rosen streun. - Ich bin dir
treu.
_____
Wolfgang Müller von
Königswinter (1816-1873)
Fahre wohl
Fahre wohl, du lieblich Kind,
Lieblich aber lieb nicht mehr!
All' die
Treu' ist in den Wind,
Und mein Herz ist mir so schwer!
Deiner Rede wunderbar
Hab' ich allzu rasch getraut,
Und die Stirne, hell und klar,
Voll Entzücken angeschaut.
Ach, dein tiefes Auge glüht
Noch wie selig Sternenlicht,
Und die Scham so süß erblüht
Schwand von deinen Wangen nicht.
Nur dein Herz, es war dein Herz,
Wo die Falschheit glüh geloht.
Lieb', o Lieb' ist allerwärts,
Mir im Herzen ist sie todt.
Fahre wohl, du lieblich Kind,
Lieblich aber lieb nicht mehr!
All die
Treu' ist in den Wind,
Und mein Herz ist mir so schwer!
_____
O gestern die Schwüre: du mein, ich dein!
Ich glaubt' an der
Treue ewige Macht!
Ueber Nacht da brach ein Frost herein,
Vorbei! - O nimm dich vor Liebe in Acht!
Ueber Nacht, über Nacht,
Wer hat es gedacht?
Vorbei! - O nimm dich vor Liebe in Acht!
_____
Friedrich Konrad Müller
von der Werra (1823-1881)
Wenn dein Blick auf mir ruht,
Bin ich stets wohlgemuth,
Bin ich zur Fröhlichkeit
Immer bereit!
Ewig bei dir, bei dir,
Ist ja mein Wunsch nur hier;
Wie das Geschick auch sei,
Bleib' dir stets
treu!
_____
Scheidegruß
Heidelberg, 1847.
Tonsatz von Schnyder von Wartensee
Leb' wohl mein Liebchen,
Da ich nun scheiden muß!
O winke freundlich
Mir zu noch süßen Gruß!
Lebe wohl, lebe wohl!
Noch einen Kuß!
Leb' wohl, mein Liebchen,
Dein denk' ich innig gern!
Sei drum nicht traurig,
Bin ich von dir auch fern!
Lebe wohl, lebe wohl!
Mein
treuer Stern!
Leb' wohl, mein Liebchen,
Quält dich einst süße Pein,
Denk' ich bin ewig
Voll
treuer Liebe dein!
Lebe wohl, lebe wohl!
Gedenke mein!
Leb' wohl, mein Liebchen,
Du Engelsangesicht!
Blühst mir im Herzen,
Bis mir das Auge bricht!
Lebe wohl, lebe wohl!
Vergiß mein nicht!
_____
Die Eine!
St. Gallen, 1853.
Tonsatz von H. Sczadrowsky
Der Frühling bracht uns Seligkeit,
Nun möcht' ich gern die goldne Zeit
Verkosen!
Es glühn und sprühn in bunter Art,
So wonnevoll und mild und zart
Die Rosen, ja Rosen!
Hervorgelockt vom Maienlicht
Erblüht auch das Vergißmeinnicht
Auf's Neue!
Es spricht sein wunderlieblich Blau,
Beperlt von Sehnsuchtsthränenthau,
Von
Treue, ja
Treue!
Ich geh' an ihrem Haus vorbei,
Dort grüßen Blumen mancherlei
Im Golde!
Da denk' ich in der stillen Qual,
Ach! grüßte dort nur noch einmal
Die Holde, ja Holde!
Doch sieh, kein Fenster thut sich auf,
Drum lenk' ich fort im stillen Lauf
Alleine!
Doch wo ich wandre fern auch hin,
So kommt mir nie wohl aus dem Sinn
Die Eine, ja Eine!
_____
Ludwig Pfau (1821-1894)
Liebesboten
Wer
treulich liebt, ist nicht verlassen,
Sei er auch einsam und allein:
Es wird ihn alles lind umfassen,
Es will ihm alles Bote sein.
Die Thäler blühn, die Wipfel klingen,
Die Auen grüßen, wo er zieht;
Und manche trauten Orte singen
Von Liebe ihm ein heimlich Lied.
Und wo er wandelt auf den Wegen,
Lauscht seinem Wunsch das stille Land
Und bringet Blumen ihm entgegen
Zu einem süßen Liebespfand.
Und Vögel tragen seine Lieder
Auf ihren muntern Schwingen fort;
Und seine Grüße hallen wieder
Zum fernen Lieb von Ort zu Ort.
Und Windes Wehn und Waldes Rauschen,
Die bringen tausend Küsse mit;
So kann er Liebeskunde tauschen
In weiter Welt auf jeden Schritt.
Und selbst des Himmels goldne Sterne
Sind seiner Liebe zugethan
Und ziehen in die dunkle Ferne
Von Herz zu Herzen lichte Bahn.
Und alles will ihn lind umfassen,
Und alles will ihm Bote sein -
Wer
treulich liebt, ist nicht verlassen,
Sei er auch einsam und allein.
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Treue Liebe
Das ist der Liebe schönstes Recht,
Daß sie verzeihet und vergißt;
Der liebt nicht
treu, der liebt nicht echt,
Der diese Tiefe nicht ermißt.
Und schmerzt die Wunde noch so sehr,
Die der Geliebten Hand dir schlug,
Von der Geliebten kommt sie her,
Das sei des Trostes dir genug.
Und wenn sie gar nicht heilen will,
Wohlan, so stirb; doch stirb so still,
Daß nie ein Mensch errathen kann,
Selbst die Geliebte nicht, woran.
_____
Wenn Auge sich in Auge spiegelt
Und sich zu Seele Seele findet,
Dann wird im Kusse rasch besiegelt,
Was
treue Herzen ewig bindet.
_____
Karl Reinhard (1769-1840)
Treue
Fürchtest du im Ernst, ich bliebe
Fern von dir nach eigner Wahl?
O, so kennst du nicht die Liebe,
Nicht getrennter Liebe Qual!
Wo du weiltest, ja, ich fände
Deinen stillen Aufenthalt!
Unsre Trennung hat wohl bald,
Aber Liebe nie ein Ende.
Denk' einmahl des wackern Alten,
Der sich auf den Wein verstand,
Der, die Menschheit zu erhalten,
Das gepries'ne Schiff erfand.
Müde, mit der Fluth zu ringen,
Suchend sein verlornes Haus,
Sendet er den Tauber aus,
Bothschaft ihm herein zu bringen.
Aber mit Bedacht und weise
Hält das Täubchen Noah fest.
Schickt' er Beide auf die Reise,
Kehrte Keiner heim zu Nest!
Sieh doch!
Treulich kommt auf's neue
In die Knechtschaft Er zu Ihr.
Wiss', er ist ein Bild von mir,
Und - empfing den Lohn der
Treue!
_____
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Herzenstreue
»Und seid ihr glücklich?« – hab ich dann gefragt. –
Mir ist das leise Zittern nicht entgangen.
Und lachend, wie das »Ja«, das du gesagt,
Ist eine Stunde uns vorübergangen.
Doch was mich glühend dir zu Füßen trieb,
Vor deinem Lachen starb es hin in Reue,
Nur eine grenzenlose Achtung blieb
Vor solcher tränenschönen
Herzenstreue.
_____
Emil Rittershaus (1834-1897)
Treue
Wenn Liebe dir den Busen schwellt,
Wenn für ein Weib dein Herz entbrennt,
So frag' dein Herz in stillen Stunden,
Ob es der Liebe Pflichten kennt,
Ob es in stürmevollen Tagen
Der Treue festen Anker hält,
Daß, wenn die Stürme Wogen schlagen,
Dein Schifflein nicht in Trümmer fällt.
Und fühlst du nicht in dir die Kraft
Zu dulden, o, so eile fort.
Mach' nicht den alten Spruch zu Schanden:
"Ein Manneswort, ein heilig' Wort!"
Der wilde Rausch, die Gluth der Triebe
Entfliehn beim Nahn von Noth und Pein,
Und nur allein die wahre Liebe,
Sie kann in Leiden selig sein!
_____
Hermann Rollett
(1819-1904)
O blick' mich an!
O blick' mich an
Mit dem Aug' deiner Milde!
O ruh' auf mir
Mit dem Blick deiner
Treue!
O glüh' in mich
Mit der Gluth deiner Liebe,
Und heb' mich empor
Mit der Flamm' deiner Lust!
Es tönt ja dafür
Dir ein Klang meiner Milde!
Es weht ja dafür
Dir ein Hauch meiner Liebe!
Es flammt ja dafür
Dir ein Lied meiner
Treue!
Es hebt dich empor
Ein Gesang meiner Lust!
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Ich denk' an dich, und meine Seele ruht
In dem Gedanken aus an dich,
Dem Schiffer gleich, der aus bewegter Flut
Zum stillen Hafen rettet sich.
Als wie am Tag ein wilder Vogel fliegt,
Waldaus, waldein, nach seiner Lust,
Doch bei der Nacht ins weiche Nest sich schmiegt,
So schmieg' ich mich an deine Brust.
Ich ruh' in dir, in deiner Liebe ruht
Der Drang der Seele wild und scheu;
Unsicher ist des Lebensmeeres Flut,
Und du allein bist ewig
treu.
_____
Hugo Salus (1866-1929)
Ewige
Treue
Sie starb als Braut, die schmerzerstarrte Hand
Des Liebsten einmal noch zum Munde führend,
Daß ihre Seele auf der Lippen Rand
Die Finger streifte, leise sie berührend.
Und da sie zu des Paradieses Thor
Geflogen kam, die Bäume rauschten leise,
Die heilige Maria trat hervor:
Tritt ein, mein Kind, hier endet deine Reise.
Sie aber schüttelte das bleiche Haupt
Und bat: Vor diesem heilig schönen Garten,
Du Mutter Gottes, sei es mir erlaubt,
Den Liebsten mein in
Treuen zu erwarten.
Ich will hier unter diesem Baume stehn
Und, wenn er kommt, ihn an den Händen fassen,
Mit ihm ins selige Leben einzugehn:
Er wird mich nicht zu lange warten lassen.
_____
Ferdinand Sauter
(1804-1854)
Marie
Dich lieb' ich, dich, Marie,
Mit meiner Jugend Feuerglut,
Denn einem Mädchen nie
Noch war mein Herz so innig gut
Als dir, Marie!
Im Wald bist du, Marie,
Mein erstes Wort, mein letztes Wort.
Bei Tageshitz' und Müh'
Mein Labequell, mein Ruheport
Bist du, Marie!
Dir bleib ich
treu, Marie,
In weiter Fern', im bittern Tod,
Vergeß' dich Liebchen nie!
Mein Scheidewort sei: Du, o Gott!
Und du, Marie!
_____
Max Schaffrath
(1813-1877)
O wahre heilig mir die
Treue!
Gar wunderselig ist mein Sinn,
Ich leb' ein hochbegnadet Leben.
Ach, Allem, was ich hab' und bin,
Hast du den rechten Werth gegeben!
Mein Glück kennt Eine Schranke nur,
Und mein Gebet, das täglich neue,
Zu dir ist's Ein Gedanke nur:
O wahre heilig mir die
Treue!
Vergessen sei für alle Zeit,
Was Alles ich um dich gelitten,
Verklärt in Siegestrunkenheit
Der herbe Kampf, den ich gestritten!
Die schwersten Opfer bring' ich gern,
Keins ist so groß, daß mich's gereue;
Doch Einen Dank empfing' ich gern:
O wahre heilig mir die
Treue!
Die ächte, rechte Liebe läßt
Ja nimmer ab und kennt kein Schwanken;
In meinem Herzen ruhst du fest,
Gefühl beherrschend und Gedanken.
Ob's Schlimmstes auch verhängen mag,
Mit jeder Noth das Schicksal dräue,
Nichts kömmt, was dich verdrängen mag -
O wahre heilig mir die
Treue!
Bleibst du nur
treu, ist Alles gut!
Und halt' ich innig dich umfangen,
In Himmelswonnen schwebt mein Muth,
Es bleibt kein Wünschen, kein Verlangen!
Nicht, wenn mein Leben bräche dann,
Geläng's dem Tod, daß ich ihn scheue;
Mein letzter Blick, er spräche dann:
O wahre heilig mir die
Treue!
_____
O wer nur Ein
getreues Herz
Sein nennen darf, ist wohl geborgen!
So senk' in meine Brust die Sorgen -
Dein bin ich stets und allerwärts!
_____
Virginia Scheuermann
(1878 - nach 1936)
Weibesliebe
Ich gab dir so viel, du mein strahlender Held!
Ich war dir ein Spiel –
Du warst meine Welt!
Ich brachte, Gewalt'ger, auf deinem Altar
Dir all meinen Reichtum
Verschwenderisch dar.
Ich schmückte das Haupt dir mit blühenden Rosen -
Duftenden, – weissen, –
Makellosen;
Ich pflückte frohlockend mit bebenden Händen
Dir purpurne Früchte, –
Cyprische Spenden;
Und opferte gläubig immer aufs neue
Köstliches Manna
Goldener
Treue. -
So gab ich dahin in brünst'ger Begier
Mein Gut und mein Blut
Nur dir! Nur dir!
So kniet' ich dann vor dir in Armut und Not
Und bettelt' und bat:
"Einen Bissen Brot" . . .
Da hast du mich von dir gewiesen
Hinaus in das Dunkel
Gleich einem Dieb!
Und ich – ich lieg auf den Fliesen
Und flüstre:
"wie hab ich dich lieb!"
_____
Georg Scheurlin
(1802-1872)
Seliger Tod
In deinen Augen möcht' ich sterben,
Im Herzen dir begraben sein;
Dir gäb' ich Leib und Seel' zu erben,
Und nur die
Treue bliebe mein,
Und nur das tief gehegte Wissen,
Nichts mehr zu haben für und für,
Und mein - das selige Vermissen
Der Ruhe, die versenkt in dir,
Und mein zuletzt der Blume Schmerzen,
Die still um dein Verlangen wirbt,
Und - wenn gebrochen - dir am Herzen
Den süßen Tod der
Treue stirbt.
_____
Der
Treue Sieg
Dich hab' ich längst in Lieb' getragen,
Mir still im Herzen lebtest du;
Dir weiht' ich nächtlich meine Klagen
Und dir am Tage Glück und Ruh.
Ich ging, mit deinem Stolz zu kriegen,
Doch ward mir keiner Hoffnung Schein: -
Ich wollt' im Sturme dich besiegen,
Und nur die
Treue siegt allein.
Da griff ich in die volle Laute,
Mein tiefstes Fühlen klang im Ton;
Du lauschtest mild, dein Auge thaute,
Und dich mein eigen träumt' ich schon;
Du sahst mich dir zu Füßen liegen,
Doch meinem Flehen sprachst du "nein!" -
Ich wollte dich im Lied besiegen,
Und nur die
Treue siegt allein.
Als nun der Blick zerfloß in Trauern,
Der immer fromm zu dir geschaut,
Da mußte dich die
Treue dauern,
Die dir so wandellos vertraut;
Du sankst an meine Brust verschwiegen
Und hauchtest leis das erste "Dein!" -
"Du wolltest stolzen Muthes siegen,
Doch nur die
Treue siegt allein!"
_____
René Schickele
(1883-1940)
In deiner
Treue will ich tief begraben sein.
Ich weiß, dies Haar, das mich bedeckt, ist mein,
und weiß, daß diese Hände mich behüten.
Mit starken Engeln steht dein Herz im Bund.
Alle Stunden, ob sie dunkel, ob sie fröhlich blühten,
hingen als ein Lächeln sich an deinen Mund.
_____
Ilse von Stach
(1879-1941)
Ich aber will in jene Tiefe steigen,
in jenen Wesensgrund, darin die
Treue wohnt.
Die
Lebenstreue, die auf heil'ger Insel thront,
umbraust, umbrandet, angespie'n von einem Reigen
widriger Geister, die ja niemals schweigen,
wenn irgendwo ein Genius bettelt: Schont
in mir den Auftrieb, - wenn ihr auch nicht lohnt ...
nur deine
Treue schonte, lohnte Sinken oder Steigen.
Als Dichterin und Mutter hab ich sie gewogen.
Welch ein Gewicht war dies. Und als Geliebte.
Hast du aus diesem ewgen Quell die Kraft gesogen,
daß täglich sie aufs Neue Wurf und Anwurf siebte,
bis sie Versuchung wiederum in
Treue umgebogen ...?
O Liebster. Daß ich je genug dich liebte!
_____
Viktor von Strauß und
Torney (1809-1899)
Treu' um Lieb' und Lieb' um
Treue,
Sage, giebt's ein schön'res Band?
Ohne Furcht und ohne Reue
Schlang die Hand sich in die Hand.
Uns ist nicht die Zeit verschwunden,
Da ich sprach das erste Wort.
Erster Liebe goldne Stunden
Spinnen sich unendlich fort.
_____
Julius Sturm (1816-1896)
Im Garten
Tritt mein Liebchen in den Garten,
Werden alle Blumen laut;
Grüßend neigen sich die Rosen:
"Sei willkommen, Schwester-Braut!"
Und Maaßliebchen streckt das Köpfchen
Aus dem frischbethauten Gras:
"Seine Liebe wollt' ich messen, -
Treue Liebe hat kein Maaß."
Und die Myrthe heimlich flüsternd
Spricht: "Ich wachse Tag für Tag,
Daß man bald aus meinen Zweigen
Dir ein Kränzlein flechten mag."
Und es mahnt die Epheuranke:
"Flüchtig ist der Rose Blühn,
Schnell verwelkt das Laub der Myrthe,
Treue Lieb' ist immer grün."
_____
Ludwig Tieck (1773-1853)
Treue
Treue Liebe dauert lange,
Ueberlebet manche Stund,
Und kein Zweifel macht sie bange,
Immer bleibt ihr Muth gesund.
Dräuen gleich in dichten Schaaren,
Fordern gleich zum Wankelmuth
Sturm und Tod, setzt den Gefahren
Lieb' entgegen
treues Blut.
Und wie Nebel stürzt zurücke
Was den Sinn gefangen hält,
Und dem heitern Frühlingsblicke
Oeffnet sich die weite Welt.
Errungen
Bezwungen
Von Lieb' ist das Glück,
Verschwunden
Die Stunden
Sie fliehen zurück;
Und seelige Lust
Sie stillet
Erfüllet
Die trunkene wonneklopfende Brust,
Sie scheide
Von Leide
Auf immer,
Und nimmer
Entschwinde die liebliche, seelige, himmlische Lust!
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
Griechisch nicht und nicht Latein
Braucht es um zu Gott zu beten:
In sein eignes Herz hinein
Heimlich still kann jeder treten.
Und so frag' ich nicht ob du
Bist gelehrt auf vieles Wissen:
Liebste, sei nur immerzu
Treu zu lieben mich beflissen.
Treu zu lieben, und es ist
Ein Gebet dein ganzes Leben,
Und dem Gott der Liebe bist
Du als Priesterinn ergeben;
Und ins Buch des Lebens ein
Hat dich seine Hand geschrieben.
Griechisch nicht und nicht Latein
Braucht es um
getreu zu lieben.
_____
Eliza Wille (1809-1893)
Die
Treue ist so tief, so weit,
Wie droben des Himmels Herrlichkeit,
Die
Treue ist so tief, so rein
Wie d'runten der Tiefe Edelstein,
Die
Treue ist so stark wie der Tod,
So tröstend wie das Morgenroth,
Das endlich nach langer und trüber Nacht
Dem trauernden, einsamen Wand'rer erwacht.
Die
Treue ist ein Felsen im Meer,
Ein Quell der Labung in Wüsten leer.
Die
Treue wird erst d'roben erkannt,
Sie geht, ein Engel, unverwandt
In guten und in bösen Zeiten
Dem auserwählten Glück zu Seiten.
Die
Treue hat den Sieg erreicht,
Wenn die Hoffnung wankt und die Freude erbleicht.
Gieb mir die Hand, ich bin dir
treu,
Was thut es ob dunkel, ob Licht es sey? -
_____
Heinrich Zirndorf
(1829-1893)
Wenn mein Leben
Einst verlischt,
Noch im toten
Angesicht,
Wirst du eine
Kunde lesen,
Wie ich ewig
Treu
gewesen;
Noch im toten
Blick geschrieben
Steht mein ewig
Feurig Lieben.
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Das Märchen von der
Treue
Einst hat er mir liebliche Mährchen erzählt,
Von Liebe, von ewiger
Treue;
Er sagte: Dich hab' ich mir einzig erwählt,
Du bist's, der mein Leben ich weihe.
Die Mährchen, die klangen so zauberhaft schön,
Sie führten in himmlische Gärten,
Drin hat ich bei Rosen, bei Nachtigalltön',
Den Liebsten zum Lebensgefährten.
Bald aber verblühten die Rosen am Strauch,
Welk wurden die grünenden Blätter;
Der Nachtigall Lieder verstummten dann auch,
Am Horizont thürmten sich Wetter.
Da stand ich auf spitzigem Felsengeröll,
Gar einsam war's um mich und schaurig.
Laut rief ich: "Wo bist du, mein trauter Gesell?
Komm' hol' mich, es ist hier so traurig.
Komm' führ' mich zurück in das Mährchengefild
Voll lachender Gärten und Auen,
Dort wehen die Lüfte so lieblich und mild,
O laß uns ein Hüttchen dort bauen."
Er aber rief höhnisch von Ferne mir her:
""Wie konntest du Thörichtes glauben?
Die Wirklichkeit hat für kein Mährchen Gewähr,
Sie mußte des Wahns dich berauben.
Was glaubtest du, was doch ein Mährchen nur war,
Das Mährchen von ewiger
Treue?
Erzählt hab' ich's Mancher in jeglichem Jahr,
Erzählen noch werd' ich's auf's Neue."" -
Er ging und erzählte sein Mährchen zur Stell',
Er ging und erzählt's aller Orten -
Nun aber ist jener
treulose
Gesell
Längst selber zum Mährchen geworden.
_____
Die Liebenden bei Mainz
Meint ihr, es sei ein Mährchen?
Nein, ich erzähl' euch keins,
Es gibt noch
treue
Liebe,
Ihr findet sie bei Mainz.
Sie ist noch nicht gestorben,
Mag sie gleich selten sein,
Sie lebt auf einer Insel
Die mitten liegt im Rhein.
Dort lebt ein zärtlich Pärchen,
Sich freuend des Vereins,
Und ihre beiden Herzen
Sind längst schon nur noch eins.
Sie leben harmlos, glücklich,
Von Lasten nie beschwert,
Und vom Geräusch des Lebens
Sehr selten nur gestört.
Wie Paul und wie Virginie,
Wie Daphnis und Chloe,
Ist dieses Paar ganz Unschuld
Weiß nichts vom Lebensweh.
Ein Nichts macht ihren Freude,
Der Unmuth quält sie nie;
Den Lauf des Flusses sehen,
Ist wahre Lust für sie.
Man sieht gemeßnen Schrittes
Sie oft am Ufer geh'n,
Laut redend eine Sprache,
Die sie allein versteh'n.
Sie stürzen miteinander
Sich in die Fluten kühn,
Und er schwimmt wie Leander,
Zu seiner Hero hin.
Dies Pärchen, das bewandelt
Den Teppich der Natur,
Die einsgewordenen Herzen,
Es sind .... zwei Enten nur.
Es ist gewiß kein Mährchen,
Nein ich erzähl' euch keins,
Es gibt noch
treue
Liebe,
Ihr findet sie bei Mainz.
_____
|