Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
|
Stichwort: Wonne
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Hans Aßmann Freiherr von
Abschatz (1646-1699)
Wohnet nicht auff deinen Lippen / meine Freude / mein Vergnügen /
Meine Seele / meine
Wonne
/ ja mein Leben / meine Ruh?
Warum soll ich nicht das Meine / wo ichs finde / wieder kriegen?
Alle Recht und Richter sprechen jedem ja das Seine zu.
_____
Anonymer Barockdichter
Wiewohl, ich wünsche keine sonne.
Soll meine fahrt bey trüb- und tunckler nacht
Durch deinen schluß, Calliste! seyn vollbracht,
So gönne mir zum minsten diese
wonne:
Daß deiner brüste schein,
Die wie zwey stern' auf deinen anmuths-höhen
Bald in die höh, bald wieder abwarts gehen,
Mir mein compaß, mein leitstern möge seyn!
_____
Simon Dach (1605-1659)
Aller pracht der erden
Ist nur rauch und wind
Neben den geberden,
Die du trägst, mein kind.
Nicht die güldne sonne
Macht mir solche
wonne,
Solchen glantz befind' ich nicht
An des mondes licht.
_____
So lang‘ es, meine sonne,
Mir warm zum hertzen geht,
Sollt ihr seyn meine
wonne;
Ich hab' in mir erhöht
Ein schloß für euch, darinnen
Ihr ewig herrschen solt,
Hie könnt ihr meinen sinnen
Gebieten, wie ihr wolt.
_____
Laßt mir weichen
Alle reichen,
Alles gut und geld,
Nichts ist ihr zu gleichen,
Sie ist meine welt.
Gläntzt, ihr sterne,
Schön von ferne,
Die mein hertz mir brennt,
Meine
wonne,
Ist mir sonne,
Mond und firmament.
_____
Paul Fleming (1609-1640)
Anemone/ meine
Wonne/
meines Herzen stete Zier/
meine Klarheit/ meine Sonne,
kanst du diß denn gläuben dir/
daß/ was dir mein Mund verspricht/
meyne mein Gemüte nicht.
_____
MEin gestirntes Paradeiß/
mein Licht/ mein Mohn/ meine Sonne/
mein gantz Himmelreich voll
Wonne/
und von was ein Gott sonst weiß/
das ist Philyrille mir/
mir/ der Erden unter ihr.
_____
O liebliche Wangen/
Ihr macht mir Verlangen/
diß rohte/ diß weisse
zu schauen mit fleisse.
Und diß nur alleine
ists nicht/ das ich meyne;
Zu schauen/ zu grüssen/
zu rühren/ zu küssen.
Ihr macht mir Verlangen/
O liebliche Wangen.
O Sonne der
Wonne!
O
Wonne
der Sonne!
O Augen/ sie saugen
das Liecht meiner Augen.
O englische Sinnen/
O himmlisch Beginnen.
O Himmel auff Erden/
magst du mir nicht werden.
O
Wonne
der Sonne!
O Sonne der
Wonne.
O Schönste der schönen/
benimm mir diß sehnen.
Komm/ eile/ komm/ komme/
du süße/ du fromme.
Ach Schwester/ ich sterbe/
Ich sterb'/ ich verderbe.
Komm komme/ komm/ eile/
komm/ tröste/ komm/ heile.
Benimm mir diß sehnen/
O schönste der schönen!
_____
Georg Greflinger (um
1620-1677)
Ramia du
Bild der Jugend/
Schöne Wirthin aller Tugend/
Meiner Seelen schöne Sonne/
Auffenthalt der Zier und
Wonne/
Deiner Tugend Zier und Macht
Hat mich unter dich gebracht.
_____
Wie ein Adler nach der Sonnen
Auffzusteigen ist entbronnen/
Also steig ich/ meine Sonne
Meine Liebe/ meine
Wonne/
Nach den Strahlen deiner Gunst/
Nach der Kühlung meiner Brunst.
_____
Daniel Casper von
Lohenstein (1635-1683)
Ach meiner augen augapffel und sonne /
Ach meiner seelen beseelender geist!
Qvellbrunn der freuden / und wurzel der
wonne
/
Die mein verhängniß mich peinigen heist;
Laß dein rubin-glaß der lippen hersincken /
Daß ich daraus mir mein sterben kan trincken.
_____
Johann Rist (1607-1667)
Amarillis meine Lust
Meine Freud und
Wonne/
Meines Hertzens Fried und Rust
[Rust=Ruhe]
Meiner Augen Sonne
Schliessen wir gleich unsre Zeit
In der höchsten Traurigkeit
Und in tausend Schmertzen
Lieb ich dich doch von Hertzen.
_____
Florabella meine Sonne
Meiner Seelen Lust und
Wonne/
Meines Lebens Auffenthalt/
Weil ich leider unverschuldet
Grosse Schmertzen hab erduldet/
Werd' ich schier vor Trauren alt/
Zeit und Tage gehn zwahr hinn/
Du verbleibst mir doch im Sinn.
_____
Jacob Schwieger (um
1630-1664)
Die Augen dises Bilds sein heller dann die Sonne/
es ist kein Himmels-Licht das solche Strahlen giebt.
So gläntzet mein Rubihn/ meins Hertzens Lust und
Wonne
drüm billich dises Bild auch von mihr wird geliebt.
_____
Adelmuht ach meine
Wonne/
mein beliebtes Zukker Lam/
Meine Krohne meine Sonne!
warüm bistu mihr so gram?
Ist dihr leid daß ich gegeben
dihr ein Küßchen? o mein Leben/
gieb mihrs wieder wiltu mihr
geben meinen Lohn dafür.
_____
Der Fröliche
Nun sag' ich gar gewiß: Der hat das beste Leben
wer liebt und Gegen-lieb' ohn Haß und Zank geneüst;
Diß weiß ich weil ich kan in Lust und
Wonne
schweben
in dem mein' Adelmuht die Strahlen auf mich scheüst
die Strahlen ihrer Gunst. Wer ohne Hoffnung stehet
der ist im Leben tod/ ja/ weiß nicht was er ist;
sein Angesicht wird blaß der feiste Leib vergehet
weil Er nicht so wie ich wird allezeit geküst.
_____
Drüm Adelmuht mein All und Ich/
mein Lieb und Lebens Sonne!
verbleibe treü und liebe mich
du meine Lieb und
Wonne!
Mein treüer Sinn
o Schäferinn
sol nimmer treüloß werden
so lang' ich leb' auf Erden.
_____
18. Jh.
Sophie Albrecht
(1757-1840)
Wer kann, wie ich, die
Wonne
ganz verstehen,
Die das Gefühl an meine Seele knüpft -
Ich soll den theuren Jüngling wieder sehen,
Für den mein Blut so heiß zum Herzen hüpft!
_____
Susanne von Bandemer
(1751-1828)
Holder Schöpfer süsser Triebe,
Junger
wonnereicher
May!
Glück und Hoffnung und die Liebe
Sind in dir mir ungetreu.
Nie wird dieses Herz empfinden
Deiner
Wonne
Seligkeit:
Reiz und Jugend sah ich schwinden
Vor der uns bestimmten Zeit:
_____
Selig! selig! die, so ganz versunken
Im Gefühl der Liebe, dir im Arme lag:
Ach, sie lauschte hoher
Wonne
trunken
Auf des Herzens stärkern Schlag.
Der dir, - Holder, den ein Gott mir wählte -
Mit der reinsten Liebe sanft die Brust durchbebt,
Und mich mehr, als Amors Neuvermählte,
Zu Elysium erhebt.
_____
Hymne an die Venus
Heil dir, Alliebende! vor deinem Throne
Wein' ich dir Dank, und deinem holden Sohne!
Und neide dir nicht des Olympus Freuden;
Mich musst du neiden.
In einem Meer von
Wonne
ganz versunken,
Fühlt deine Sängerinn sich nektartrunken,
Und zittert, ach! vom heissesten Verlangen,
Ihn zu umpfangen,
Ihn, der des Herzens schönste Wünsche stillet,
Das Ideal der Phantasie erfüllet,
Den Geist bezaubert und das Herz entglühet,
Das zu ihm fliehet.
_____
Wer schildert sie des Herzens reine
Wonne
Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne
In Dunkel hüllt, und mir der Stern erscheinet,
Der uns vereinet.
_____
Gabriele von Baumberg
(1768-1839)
Nicht alles, was man Liebe heißt, ist Liebe,
Wenn's gleich Uraniens Gewänder trägt.
Unschuldig sind des Herzens erste Triebe,
Und selig der, der sie in uns erregt!
Ihr Feuer wärmet sanft, so wärmt die Sonne
Im Frühlinge den jungen Blüthenbaum;
Sie ist allein der Urborn ächter
Wonne,
Und was ihr vorging, was ihr folgt, ist Traum.
_____
Louise Brachmann
(1777-1822)
Wie in einem Meer voll süßer
Wonne
Untergeht im theuren Aug' der Blick,
Und es glänzt ihm eine schöne Sonne
Von der lichten Spiegelfluth zurück.
_____
Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Nun kehre wieder! Nun entwanke
Dem
Wonnebett!
du hast genug!
Sonst wirst du trunken, mein Gedanke!
Sonst lähmt der Taumel deinen Flug!
Du loderst auf in Durstesflammen -
Ha! wirf ins Meer der
Wonne
dich!
Schlagt, Wellen, über mich zusammen!
Ich brenne! brenne! kühlet mich!
_____
Adelbert von Chamisso
(1781-1838)
An meinem Herzen, an meiner Brust,
Du meine
Wonne,
du meine Lust!
Das Glück ist die Liebe, die Lieb' ist das Glück,
Ich hab' es gesagt und nehm's nicht zurück.
Hab' überglücklich mich geschätzt,
Bin überglücklich aber jetzt.
_____
Helmina von Chézy
(1783-1856)
Da ging, wie eine Rose auf die Sonne
Des süßen Morgens und der innern Welt,
Durch meinen Busen zog des Urklangs
Wonne,
Der sanft das All in ew'ger Schwingung hält,
Und, wogend auf den Strömen seiner Milde,
Indeß der Erde nicht'ges Weh verschwand,
Gedacht' ich dein, in deren Engelbilde
Natur in Huld ihr Lieblichstes verband.
_____
Ich denke Dein an diesem stillen Abend,
Im grünen Thal, am hellen, kühlen Bach,
Die milden Lüfte wehen kühl und labend,
Süß haucht Natur ein leises
Wonne-Ach;
Ich nahe, nur mit Liebe Dich begabend,
O, wär' ich Nachtigall im Blüthen-Dach,
Und könnte Dir ein Lied der Weihe singen,
Süß, wie die Stunden, die uns einst umfingen!
_____
Sehnenswonne
O, wer noch nie gewußt,
Wie süß ist einsam Sehnen
Der suche Sehnens Lust
In ewig schönen Thränen.
Die grüne Einsamkeit,
Wo Nachtigallen hauchen,
Muß jedes Herzeleid
In ihre
Wonnen
tauchen.
Komm in die grüne Nacht,
Komm, Engel sanfter Schmerzen,
Und steig' in Deiner Pracht
Hinab in wunde Herzen.
Bist Sehnsucht Du genannt
In deiner Duftumhüllung,
So bist Du mir bekannt,
Du Engel, als Erfüllung.
Treu', Sehnen, Einsamkeit,
Drei Himmel sind's auf Erden,
Liebst, einsam Herz, Dein Leid,
Wird Leid Dir
Wonne
werden!
_____
Wie heißt der Quell, an dem man trinkt
Und wird doch nimmer satt,
Der
Wonne
stets der Lippe winkt,
In Lindrung Glut noch hat?
Der Quell heißt Liebe, Lieb' allein
Wie trüg er sonst so lichten Schein?
_____
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Zu nehmen, zu geben des
Glückes Gaben,
Wird immer ein groß Vergnügen sein.
Sich liebend aneinander zu laben,
Wird Paradieses
Wonne
sein.
_____
Doch ach, schon mit der Morgensonne
Verengt der Abschied mir das Herz:
In deinen Küssen welche
Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden,
Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!
_____
Wonne
der Wehmut
Trocknet nicht, trocknet nicht,
Tränen der ewigen Liebe!
Ach, nur dem halbgetrockneten Auge
Wie öde, wie tot die Welt ihm erscheint!
Trocknet nicht, trocknet nicht,
Tränen unglücklicher Liebe!
_____
Welche Seligkeit glich jenen
Wonnestunden,
Da er dankbar dir zu Füßen lag,
Fühlt' sein Herz an deinen Herzen schwellen,
Fühlte sich in deinem Auge gut,
Alle seine Sinnen sich erhellen
Und beruhigen sein brausend Blut!
_____
Wie herrlich leuchtet
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!
Es dringen Blüten
Aus jedem Zweig
Und tausend Stimmen
Aus dem Gesträuch,
Und Freud und
Wonne
Aus jeder Brust.
O Erd, o Sonne!
O Glück, o Lust!
_____
Johann Diederich Gries
(1775-1842)
Ja, was ich hatte, hab' ich dir gegeben;
Und o wie wenig gabst du mir zurück!
Dich zu gewinnen, war mein einzig Streben,
All' meine
Wonne
hing an deinem Blick.
_____
Sie sollte mir ein Angedenken geben -
Die letzte Stunde war's von schönen Jahren -
Nimm eine Rose dir aus meinen Haaren!
Sie sprach's; der Ton wird ewig mich umschweben.
Vor
Wonne
fühlt' ich meine Hand erbeben,
Und lange wählt' ich in den bunten Schaaren,
Und konnte doch die Schönste nicht gewahren;
Der schönste Reiz schien jede zu umweben.
_____
Ludwig Christoph Heinrich
Hölty (1748-1776)
Die Ersehnte
Brächte dich meinem Arm der nächste Frühling,
Tönten Vögel aus Blüten mir das Brautlied;
Dann, dann hätt' ich Seliger schon auf Erden
Wonne
des Himmels!
Wonne!
Sie wird mir Paradiese zaubern,
Wird lustwandeln mit mir in Gärten Gottes,
Wird, auf meinem Schooße gewiegt, den Frühlings-
Abend beflügeln!
Unter Gesang an ihrer Brust entschlummert,
Werd' ich träumen, wie neugeschafne Engel,
Werde, wachgeschimmert vom Mai, in Engel-
Seligkeit schwärmen!
Komm! dich beschwört die Sehnsuchtsthrän‘ im Antliz,
Dich dies wallende Herz voll süßer Ahndung!
Trübe floß mein Leben! O Himmelsbotin,
Komm, es zu heitern!
_____
Süße Kehle des Hains, welche mir sonst, im May,
Ganz den Himmel ins Herz flötete, Nachtigall,
Warum flötet dein Lied mir
Keine
Wonne
mehr in die Brust?
Liebe lächelt dir nicht! seufzet die Nachtigall,
Die den Blumen des Mays hellere Röthe giebt,
Und den Kehlen des Waldes
Einen helleren
Wonneklang.
Liebe lächelt dir nicht! rauschet mir jedes Blatt -
Quillt die Thräne mir schon? Flattert mir das Phantom
Todter Freuden schon wieder
Vor den Augen der Phantasie?
Rosicht schwebt es herauf - - Laura, die Grazie,
Laura hüpfet daher, die mir den ersten Rausch
Ueberirrdischer
Wonne
Durch die bebende Seele goß.
_____
Johann Georg Jacobi
(1740-1814)
Aber ach! wo blieb auf Erden,
Holde Liebe, deine Spur?
Lieben, um geliebt zu werden,
Ist das Loos der Engel nur.
Statt der
Wonne
fand' ich Schmerzen,
Hing an dem, was mich verließ;
Frieden gibt den treuen Herzen
Nur ein künftig Paradies.
_____
Franz von Kleist
(1769-1797)
Ja! gesegnet sey die Stunde,
als ich DICH Geliebte, fand,
und geführt von Menschenkunde,
mich zum treusten Seelenbunde,
gutes Weib, mit DIR verband;
Wonne
gab mit DEINE Hand,
Wonne
jegliche Secunde,
die, seit mich DEIN Arm umschloss,
in den Strom der Zeiten floss.
_____
Ludwig Gotthard
Kosegarten (1758-1818)
Wonna
Sie liebt mich,
Sie liebt mich!!
Welch Zittern ergreift mich!
Welch Sturm zerrüttet mir die fliegende Brust! -
Sie liebt mich!
Sie liebt mich!
Welch' Trunkenheit faßt mich,
Welch strömendes Leben, und paradiesische Lust! -
Sie liebt mich!
Sie liebt mich! -
Wie fass' ich die
Wonne,
Die hohe unaussprechliche
Wonne,
Daß meine Wonna mich liebet!
Wonne,
du herrliche
Schmetternde, schütternde,
Du unaussprechliche! kann ich dich fassen,
Daß meine himmlische Wonna mich liebet? -
Wonna, Wonna,
Meine himmlische Wonna,
Liebest du mich? -
Ja, du liebst mich!
Du liebst mich! -
Brennend und weinend,
Mit Stammeln und Stocken,
Mit Zittern und Beben.
Mit tausend Küssen,
Tausend brünstigen glühenden Küssen,
Hast du mir die
Wonne
geschworen, geweint:
Daß meine Wonna mich liebe!!
Also liebst du mich,
Meine Wonna?
Du meine erwählte,
Meine auserkorne geliebteste Braut!
Ja, du liebest mich!!
Du hast mir's geschworen,
Du hast mir's geweint,
Daß ewig, ewig die Meinige, du! - -
Wonna, die Meine!
Meine Wonna! Sie ist die Meine!
Mir säuselt's ihr Odem,
Mir rauscht es ihr Liebeskuß.
Mir lispelt's jedes halb hergestammeltes Wort:
Ich bin die Deine!
Ewig, ewig die Deine!!!
O, du, die mich liebet,
O, du, die die Meine ist,
Wie fühl' ich's so mächtig,
Daß meine Wonna mich liebet!
Mit Stürmen und Rasen,
Mit Donner und Kraftgefühl
Faßt mich der Heldenmuth der Liebe - - -
Wo bist du, o Wonna? -
O, du, die mich liebet,
Wo bist du? - -
Fern hinter Gebirgen,
Fern hinter zehn tausend feuerflammenden Oceanen
Hindurch die Gebirge!
Hindurch die Flammenmeere!
Denn Wonna liebt mich, liebt mich ewig,
Ewig, ewig!!
Siehe! Siehe! sie liebt mich,
Siehe ihr Auge,
Ihr thränenrothes Auge,
Ihre trübröthliche Wange,
Ihre seufzergeschwellte zärtliche Brust -
Sie zeugen mir's, daß sie mich liebet - -
Ich taumle, ich falle,
Verglühe vor
Wonne,
Vergehe vor
Wonne.
Noch heb' ich mein gebrochnes Auge
Zum Himmel,
Zum liebenden Vater der Liebe,
Und dank' es dem Vater,
Daß meine Vielgeliebte mich liebt!!
Ist's möglich? Kannst du mich lieben?
Kannst du lieben,
Innig, herzinniglich lieben,
Den Jüngling, der dich so inniglich liebt -
Ja, du kannst es.
Du willst es.
Du liebst mich herzinnig.
Ich weiß es, daß du herzinnig mich liebest - -
Und weine vor glühender
Wonne.
Wohl mir, daß ich weine.
Linde Stille
Folgt den verwehenden Stürmen.
Mein Aug' ist dunkel,
Mein Auge weint.
Sieh, meine Wonna,
Wie sanft mein Auge weint, daß du mich liebst.
O, ich liebe dich ewig.
Ewig, ewig
Liebt dich meine Seele - -
Warum weinet meine Wonna!
Meine himmlische Wonna,
Du weinest der Liebe himmlische Thränen! -
So laß uns denn weinen,
Liebe weinen,
Bis endlich unser weinendes Auge
Ein letzter liebeathmender Seufzer schließt!!!
_____
Abschied von Wonna
Du, o Theure meiner Seelen,
Meine auserkorne Braut,
Die nach so viel bitterm Quälen
Mir die Liebe selbst vertraut;
Die aus einer Welt von Schönen
Sich mein Herze auserkor,
Und die mir vor allen Söhnen
Dieser Erde Treue schwor -
Hier, ach! in der trauten Stunde,
Wo ich Lieb' aus deinem Aug',
Und aus deinem Honigmunde
Paradieseswonne
saug';
Wo an deiner Rosenwange
Meine heiße Wange strebt,
Und mit immer stärkerm Drange
Meine Brust an deiner bebt;
Wo dein Hauch mit leisem Fluge
Mich umsäuselt, und mein Geist
Sich bei jedem Odemzuge
In den deinigen ergeußt.
Hier, ach! in das Meer der
Wonne
Fleußt ein Tropfen Bitterkeit:
Wie den Glanz der Mittagsonne
Wolkendunkel überstreut.
Dämm'rung sinkt vom Himmel nieder.
Noch, du Liebe, bin ich hier.
Zwar die Dämm'rung kommt wol wieder -
Aber ich nur nicht mit ihr.
Eh' noch mit der gold'nen Locke
Eos durch die Himmel fährt,
Stürmt die dunkle Abschiedsglocke,
Stößt in meine Brust ein Schwert.
Und das Seelenschwert im Busen,
Muß ich deinem Aug' entfliehn,
Darf nicht mehr an deinem Busen,
Nicht an deinen Lippen glühn.
Hin, wo Oceane stürmen,
Wo sich hoch vom weißen Strand
Ueberschnei'te Berge thürmen,
Werd' ich einsam hingebannt. - -
Aber stürmten gleich der Meere
Zwanzig tausend vor mir hin;
Riss' gleich eine ganze Sphäre
Mich von dir, o Lieblinginn -
Brüllt, ihr Meere, heult, ihr Winde;
Meine Wonna liebt mich doch!
Braus't herauf, des Abgrunds Schlünde,
Meine Wonna lieb' ich doch.
Ewig bleibt die Engelreine
Meiner Seele angetraut.
Ewig bleibet Wonna meine
Auserkorne theure Braut.
_____
Christian Ludwig Neuffer
(1769-1839)
Es war kein Feenspiel, das mich betrog,
Ich fühle selig mich und athme freier,
Mir zeugt es noch dieß süße Zauberfeuer,
Das ich in's Herz, von ihr umschlungen, sog.
Die Welt hätt' unter mir versinken können,
Der Himmel über mir in Flammen brennen,
Ich wär' aus meiner
Wonne
nicht erwacht.
_____
Wo nehm' ich, dir zu danken,
Die kühne Sprache her?
Im Ungestüm der
Wonne
Find' ich mich selbst nicht mehr.
Der Sturm hat ausgewittert,
Der mir von fern gedroht;
Am heitern Himmel fluthet
Der Liebe Morgenroth.
_____
Friedrich Schiller
(1759-1805)
Waren unsre Wesen schon verflochten?
War es darum, daß die Herzen pochten?
Waren wir im Strahl erloschner Sonnen,
In den Tagen lang verrauschter
Wonnen
Schon in Eins zerronnen?
Ja, wir waren's! - Innig mir verbunden
Warst du in Äonen, die verschwunden,
Meine Muse sah es auf der trüben
Tafel der Vergangenheit geschrieben:
Eins mit deinem Lieben!
_____
O lösche deine Fackel, Tag! Hervor,
Du geist'ge Nacht; mit deinem holden Schweigen!
Breit' um uns her den purpurroten Flor,
Umspinn uns mit geheimnisvollen Zweigen!
Der Liebe
Wonne
flieht des Lauschers Ohr,
Sie flieht des Strahles unbescheidnen Zeugen;
Nur Hesper, der verschwiegene, allein
Darf, still herblickend, ihr Vertrauter sein.
_____
Schön wie Engel voll Walhallas
Wonne,
Schön vor allen Jünglingen war er,
Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne,
Rückgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.
Seine Küsse - paradiesisch Fühlen!
Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie
Harfentöne in einander spielen
Zu der himmelvollen Harmonie -
_____
August Wilhelm von
Schlegel (1767-1845)
Der Frühlingssonne holdes Lächeln
Ist meiner Hoffnung Morgenroth;
Mir flüstert in des Westes Fächeln
Der Freude leises Aufgebot.
Ich komm', und über Thal und Hügel,
O süße
Wonnegeberin,
Schwebt, auf des Liedes raschem Flügel,
Der Gruß der Liebe zu dir hin.
_____
Einst ein Ritter lag am Herzen
Seinem Lieb, in Lust und Schmerzen.
Küßend sprach er dann mit Schmerzen:
Süße
Wonne!
was geschieht?
Tag beginnt, und Nacht entflieht.
Ach!
Denn der Wächter ruft: Erwach'!
Eilig auf! Der Tag erscheint
Nach der Morgenröthe.
Süße
Wonn',
o käme nimmer
Doch der Morgenröthe Schimmer!
Weilte Nacht umhüllend immer,
Wo der Traut' in hohen Muth
An der Trauten Busen ruht!
Ach!
Denn der Wächter ruft: Erwach'!
Eilig auf! Der Tag erscheint
Nach der Morgenröthe.
Süße
Wonne!
wer kann nennen
Qualen, die im Innern brennen,
Wenn sich Freund und Freundin trennen?
Ich nur weiß es, der's empfand.
Weh, wie rasch die Nacht entschwand!
Ach!
Denn der Wächter ruft: Erwach'!
Eilig auf! der Tag erscheint
Nach der Morgenröthe.
Süße
Wonn',
ich muß von hinnen.
Denke mein in treuen Sinnen!
Was ich thun mag und beginnen,
Dennoch bleibt mein Herz ja hier,
Scheidet nimmer sich von dir.
Ach!
Denn der Wächter ruft: Erwach'!
Eilig auf! der Tag erscheint
Nach der Morgenröthe.
Süße
Wonn'
ich muß verderben,
In der Sehnsucht Qualen sterben,
Soll ich nicht dich bald erwerben,
Wird mir nicht dein Gruß zu Theil;
Du bist Leben mir und Heil.
Ach!
Denn der Wächter ruft: Erwach'!
Eilig auf! der Tag erscheint
Nach der Morgenröthe!
_____
Die wie durch Zauber fest geschlungen waren,
Löst Glück und Ruh und Zeit mit leiser Hand,
Und, jedem fremden Widerstand entronnen,
Ertränkt sich Lieb' im Becher eigner
Wonnen.
_____
Christian Friedrich
Daniel Schubart (1739-1791)
Und wenn an deinem Hals ich hange,
So lächeln Engel uns zu,
Und führen mit
wonnestrahlender
Wange
Uns ein in die ewige Ruh'.
Dir singen die Vögel in Eden,
Wenn du der Wolke des Todes entsteigst,
Vor
Wonne
können wir beide nicht reden;
Du faltest die Hände und schweigst.
_____
Geliebte! Lebe wohl, ich scheide;
Dein armer Gatte flieht von dir.
Du warst mein Glück, warst meine Freude;
Ja,
Lebenswonne
warst du mir.
_____
Guten Morgen!
Hehr und unverborgen
Glänzt das Morgenlicht.
Und das Gold der Sonne,
Weibchen, welche
Wonne!
Spielt auf deinem Angesicht.
_____
Gute Nacht!
Sieh den Mond in stiller Pracht
Uns mit goldnen Strahlen winken,
Um in deinen Arm zu sinken,
Weib, zur
Wonne
mir gemacht.
Gute Nacht!
_____
Lieblicher Abend, Erweicher der Herzen!
Dank dir, des Frühlings liebkosender Sohn,
Daß du geendigt zärtliche Schmerzen;
Sieh doch, die Holde umarmet mich schon!
Schmelzende
Wonne
flimmt in den Blicken,
Ach ich empfinde Himmelsentzücken.
Liebe, nur du
Wiegst uns in Ruh';
Kannst, wie ein Gott, allein uns beglücken.
_____
Wenn aus deinen sanften Blicken
Wonne
für mein Herze fließt,
Und dein holder Mund Entzücken
In mein Innerstes ergießt:
O so tadle nicht die Triebe,
Die dein Reiz in mir erregt;
Du verachtest sonst die Liebe,
Die sich schwer zu rächen pflegt.
_____
Elise Sommer (1767-?)
Höchste
Wonne
Selig der, dem reine Herzensgüte,
Zartgefühl den Busen höher hebt,
Dem der Thränen seligste entschwebt,
In des Lenzes wollustvoller Blüthe!
Der mit menschenfreundlichem Gemüthe
Blassen Gram, der matt in Thränen bebt,
Bald zu lindern schonend sich bestrebt,
Dessen Herz für Menschenwohl stets glühte!
Köstlich ist's, an eines Freundes Brust
Sympathie bei Schmerz und Lust zu finden,
Näher dann mit ihm sich zu verbinden!
Aber höher, süsser ist die Lust,
Wenn sich edle Herzen glühend sagen:
Dass sie ewig für einander schlagen!
_____
Friedrich Leopold Graf zu
Stolberg (1750-1819)
Ach, mir ist das Herz so schwer!
Traurig irr' ich hin und her,
Suche Ruh und finde keine,
Geh ans Fenster hin, und weine!
Sässest du auf meinem Schooß,
Würd' ich aller Sorgen los,
Und aus deinen blauen Augen
Würd' ich Lieb' und
Wonne
saugen!
_____
O
Wonne,
sein Weibchen zu wiegen
In Armen der Liebe, zu liegen
Beim Weibchen in süssem Genuß!
Ich achte, mit neidenden Blicken
Und schmachtendem Geisterentzücken,
Umschweben die Engel den Kuß.
_____
Thräne der Liebe, ach! der stummen
Wonne
Thräne! könt' ich sie fassen und verwahren!
Und mit ihr den ersten der Küsse, da du
Schüchtern dich umsahst,
Dann um den Hals mir fielst, und sanft erröthend
Deine Lippen an meine Lippen drücktest!
Unsre Seelen huben sich auf der Liebe
Seufzer, und schwebten,
Wonneberauschet,
auf des Kusses Flügeln,
Wie, auf Hauchen des Westes, süsse Düfte
Um die Wangen röthlicher, Thaubenezter
Blüthen des Apfels!
_____
Meine heissen Lippen beben;
Athme, Lyde, neues Leben,
Küsse
Wonne
mir hinein!
Lechzend sinken meine Augen;
Laß aus deinem Blick sie saugen
Honig, Milch und Labewein!
_____
Christine Westphalen
(1758-1840)
Sehnsucht. An * *
Kennst du das Land, wo Treue, Brust an Brust,
Auf ewig liebt mit reiner Engellust?
Des Schicksals Schluß ein Herz mit Hoheit trägt;
Das Wehmuth still, das
Wonne
laut bewegt?
Kennst du das Land?
Dahin! Dahin!
Sehnt sich ein Herz, ein liebevoller Sinn.
Kennst du das Land, wo, an des Himmels Blau,
Kein Sturm sich regt und kein Gewittergrau?
Wo Harmonie die weite Schöpfung eint,
Und Sonn' und Mond nur Glückliche bescheint?
Kennst du das Land?
Dahin! Dahin!
Schwärmt oft ein Herz, ein sanftumwölkter Sinn.
Kennst du das Land, dem geistig wir entstammt?
Das Vaterhaus, das unsern Sinn entflammt?
Von wo uns fern ein zarter Lispel rauscht,
Dem ahnungsvoll der Geist mit
Wonne
lauscht?
Kennst du das Land?
Dahin! Dahin!
Möcht' ich - und schnell - möcht' ich mit dir entfliehn.
_____
Liebe ward den Millionen Leben
Hier ein unzertrennlich schönes Band;
Ward vom Jenseit ihnen mitgegeben,
Als des Daseyns unverkennbar Pfand.
Liebe lehrt der Menschen Brust empfinden,
Die von hohen
Wonnen
überfließt,
Wenn, auf ewig treu, sich Herzen binden,
Und der Geist im Andern sich genießt.
_____
19./20. Jh.
Elsa Asenijeff
(1867-1941)
Du bist meines Lebens
Halt und süsser Sinn,
Mann der Sonne!
Wonne
Reisst mich hin . . .
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Es ist ein Glück zu wissen, daß du bist,
Von dir zu träumen hohe
Wonne ist,
Nach dir sich sehnen macht zum Traum die Zeit,
Bei dir zu sein, ist ganze Seligkeit.
_____
Adolf Böttger (1815-1870)
Wer einmal sah im tiefsten Schmerz
In Deines Auges Sonne,
O dessen Blick, o dessen Herz
Bricht - oder schmilzt in
Wonne!
_____
Wilhelm Busch (1832-1908)
Würde deiner Augen Sonne
Einmal nur mich freundlich grüßen,
Ach! vor lauter Lust und
Wonne
Schmölz ich hin zu deinen Füßen.
Aber ach! Aus deinen Blicken
Wird ein Strahl herniederwettern,
Mich zerdrücken und zerknicken
Und zu Knochenmehl zerschmettern.
_____
Carl Busse (1872-1918)
Wie die Wolken sich wiegen und liegen
Gleich Schwänen im Himmelsblau,
Mein Herz will sonnenwärts fliegen,
Es ist in die Höhe gestiegen
Wie die Lerche über der Au!
Es weiß nicht, was es vor
Wonne
Noch thun und lassen soll,
Es jubelt zur Lichtmadonne,
Es betet und jauchzt zur Sonne
Und ist so voll .. so voll!
_____
Peter Cornelius
(1824-1874)
Es kommt die Zeit, o zage nicht,
Daß uns der
Wonne Kranz umflicht,
Wo heimlich traut uns hüllet ein -
Halb Kerzenlicht, halb Dämmerschein!
_____
Dir in Augen möcht' ich lesen,
Forschen, wie in heil'gen Sagen,
Ob auf Sternen du gewesen
Eh' die Erde dich getragen?
Ach, ein Wort schafft hohe
Wonne
Und ein Wort kann Wunden schlagen;
Laß aus deiner Augen Sonne
Nicht die Lippe mich verjagen.
_____
Wonne
Was mich trifft mit Himmelsallgewalt ist
Wonne!
Was die Seele singt und was der Mund nur lallt ist
Wonne!
Was im Herzen lacht, bis Traum es linde wieget
Und im Traum noch leise lachend hallt ist
Wonne!
Reichen Klang hat Liebe, Sehnen, Glück und Hoffen,
Doch was rauschend von dem allem schallt ist
Wonne!
Was die tausend Frühlingsstimmen klagend jauchzen,
Was da strömt aus Blüten tausendfalt ist
Wonne.
Was am Himmel golden quillt aus ew'gen Quellen
Und in Sternen sich zu Welten ballt ist
Wonne.
Was wie Gotteswein den Kelch des Herzens füllet,
Daß zu eng es wird und überwallt ist
Wonne.
Und was bebt in deiner Lippen Hauch, Maria
Und ein Blick auf deine Lichtgestalt ist
Wonne!
_____
Marie Eugenie Delle Grazie (1864-1931)
O sagt, wo ist der gold'ne Tag,
Da ich an seinem Herzen lag,
Von seinem Arm umfangen,
Da mir die schönste Thrän' entquoll,
Die Brust von Lieb und
Wonne
schwoll?
Vergangen, ach vergangen!
_____
Denn wo mir wahre Schönheit beim Weibe begegnet,
Da pocht mein Herz, von heiliger Gluth durchdrungen,
Und süße
Wonne
erfüllt meine Brust;
Hinsinken könnt' ich, von ihrem Strahle getroffen,
Und knieend ihre göttlichen Formen verehren!
_____
Welche
Wonne, welch' Entzücken,
Liebster in Dein Aug' zu blicken,
Das so tief, so sehnend blaut,
Das vom reinsten Glücke trunken,
Freude sprüht in hellen Funken
Wonnesam
und liebetraut.
_____
Wie ich Dich lieb, soll ich es sagen
Wird mir das Herz so schwer,
Ich kann es fühlen nur, doch sagen,
Nein, sagen nimmermehr.
Nicht Worte hab' ich, diese
Wonne
Zu künden, diese Lust,
Kein Mensch hat je auf dieser Erde
Ein Lied dafür gewußt.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Wenn an der Erde Lenz vorüberschreitet,
Ihr Leid mit seinen Freuden wegzuscherzen,
Da tauchen allenthalben Blumenkerzen
Empor, als Feierglanz ihm zubereitet.
Und wenn dein Bild an mir vorübergleitet,
Und deine Augen, heilend alle Schmerzen,
Da wuchern Lieder auf in meinem Herzen,
Als Kranz um deinen Schönheitglanz verbreitet.
Die Blumen, die im Lenz herangeschossen,
Sie sind ein Segen seiner milden Sonne,
Und neigen dankbar zu ihr alle Triebe;
Die Lieder, die aus meiner Brust gesprossen,
Ein reiches Denkmal sind sie stiller
Wonne,
Ein lauter Jubel einer sel'gen Liebe.
_____
Wer mochte da noch grübeln, wo die Stunde
Mit allen Freudezaubern ihn umsponnen?
Wo, wie aus eines Füllhorns reichem Munde,
Sich ewig niedersenkten neue
Wonnen.
O süße Zeit!
Wo Liebesseligkeit
All ihren Glanz und ihre Strahlenspenden
An dieses Herz gewürdigt zu verschwenden,
Um dieses Leben zu durchsonnen.
_____
Was Heilige verehren
Und Bilder an Altären -
Jetzt ist es mir enthüllt,
Seit,
Wonne meinen Blicken,
Mit trunkenem Entzücken
Dein Bildniß mich erfüllt.
_____
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
Mädchen, wenn in deiner Reize
Wonnemeer
mein Blick sich taucht,
Wenn von deinem Purpurmunde
Heiße Sehnsucht mich durchhaucht;
O, wie schwind't dann jeder Wunsch, der
Kühn sonst in die Zukunft sah,
Einer nur steht allverschlingend
Und allmächtig vor mir da!
Ach, der Wunsch, hinwegzuküssen
Von der Lippen zarten Rot
Sanft Vergessen des Vergangnen,
Kraft für Zukunft, Mut für Tod!
_____
Ludwig Eichrodt
(1827-1892)
Schau mich an, laß dich umarmen,
An die Brust voll Inbrunst pressen,
An dem treuen lebenswarmen
Busen alle Qual vergessen!
Lächelnd schläft der Geist der
Wonne
In der Wange süßen Grübchen,
Süßres unter dieser Sonne
Gibt es nicht als süß ein Liebchen.
_____
Denk an alle, all die heißen Augenblicke,
Da die Liebe mir, du mir, ich dir gestand;
Wenn dich eine stille
Wonne überwallet,
Heb die Wimper, drücke feurig mir die Hand!
Schwärme in den Seligkeiten,
Schwelg in dem verrauschten Glücke,
Denk an alle, all die heißen Augenblicke,
Da dein Herz das meine, ich das deine fand.
_____
Ja führet wieder uns zusammen
Dereinst ein gütiges Geschick,
Ich glaube, jene ächten Flammen
Sie rufen den Moment zurück.
Dann
Wonne! liebend hangen dürfen
An deinem Mund und hehrer Lust
Geheimnißvollen Nektar schlürfen,
Ach, aus dem Athem deiner Brust!
_____
Philippine Engelhard
(geb. Gatterer) (1756-1831)
Was brauch' ich auch zu singen und zu sagen,
Daß Du mir mehr als alles bist!
Du fühlst so oft mein Herz vor
Wonne schlagen,
Wann es in Lieb und Dank zerfließt.
_____
Eugenie Engelhardt
(1852-1927)
Und doch kam noch eine Stunde
Voll verschwiegner, süßrer Lust -
Abends war's, aus Waldesgrunde
Gieng ich heimwärts, unbewußt.
Hinter'm Hügel sank die Sonne,
Ich verfolgt' der Lerchen Zug,
In der Brust ich lauter
Wonne,
Auf der Stirn den Brautkuß trug.
_____
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Ja, überselig hast du mich gemacht!
Der allerlängste Tag, er reicht nicht hin,
Und viel zu kurz ist jeder Traum der Nacht,
Zu denken, wie ich überselig bin.
Ich fühl's, um dieser
Wonne
ganz zu leben,
Muß Gott mir noch ein zweites Leben geben.
_____
Wie hab' ich immer dein gedacht,
Wie du wohl jede finstre Nacht
Und jeden Tag wohl hingebracht,
Ob du geweint hast, ob gelacht!
Dem Adler gleich, wenn er zur Sonne
Durch Wolk' und Nebel sich erhebt,
So geht das Herz mir auf in
Wonne,
Wenn mein Gedanke bei dir lebt.
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Der Liebesbrief
Der Bote kommt - o süße Schrift,
Die, Liebster, du mir schriebst!
Laß sehn dein ungeduldig Kind,
Wie treu du es noch liebst.
Du zitterst, Herz? o zittre nur
Und hüpf' in sel'gem Lauf;
Es zittert ja die Erde auch,
Thut sich der Himmel auf.
Die Welt weiß nicht, was er mir schrieb;
Wie arm die Menschen sind!
Doch was kein Mensch auf Erden weiß,
Weiß, Einziger, dein Kind,
Kann deiner Worte Glut und Glanz
Vor Freuden kaum verstehn,
Und möcht' in ihrer Lieblichkeit
Vor
Wonne fast vergehn.
_____
Arthur Fitger (1840-1909)
Die Rosen, die du mir gepflückt
In schönen Maientagen,
Wie hab' ich sie ans Herz gedrückt
Und stolz am Hut getragen!
Noch wird die Brust mir himmelweit,
Gedenkt sie an die
Wonnezeit;
Danke, mein Liebchen, ich danke.
_____
Cäsar Flaischlen
(1864-1920)
Leis und lieb wie einer fernen
frohen Sonne goldener Schein
über ährenschwerem Feld
lacht und leuchtet deiner fernen
frohen Liebe holde
Wonne
still in meine stille Welt.
_____
Maria Clementine François (1823-1844)
Amor, du von allen Göttern
Bist der reizendste zu schau'n;
Dir, nur dir möcht' ich vor Allen
Gern mein Leben anvertrau'n!
Du allein vermagst zu geben
Unsers Daseyns höchstes Glück;
Wonne
spricht aus deinen Zügen,
Seligkeit aus deinem Blick.
Rosen müssen rings erblühen,
Wo du eingekehrt als Gast,
Scherz und Freuden mit dir ziehen -
Nur schade – daß du Flügel hast!
_____
Wenn der Frühling kommt gezogen,
Steigt mit spielend heiter'm Sinn,
Amor vom Olympe nieder
Zu der Erde Freuden hin;
Unter vollen Blüthenlauben
Läßt der Liebes-Gott sich seh'n.
Fühlst du nicht im Haus des Frühlings
Liebe, Wollust,
Wonne
weh'n?
Doch, sobald der Lenz entschwindet,
Zieht auch Amor eilig fort.
Fliehend vor des Sommers Hitze,
Vor des Winters kaltem Nord;
Und wenn er entflohen, rufet
Ihn vergebens unser Fleh'n;
Nur des Frühlings hohe
Wonnen
Hat er sich zum Reich erseh'n.
_____
Amara George-Kaufmann
(1835-1907)
Ach weißt du, daß ich in den bittern Schmerzen, im tiefsten Leid,
Noch immer Lust durch dich genossen habe? - Nur zürne nicht!
Um dich zu leiden selbst ist süß're
Wonne, als and'res Glück,
Ob ich mit Thränen sie begossen habe, - nur zürne nicht!
_____
In deine Liebe möcht' ich
Mich senken ganz hinein,
Da tief ohn' Ende rasten
Und von Allen vergessen sein!
Ein Wörtlein würd' ich hören,
Das Eine ganz allein,
Wenn ich so läg' und schliefe
In diesem
Wonneschrein.
_____
So Lust, wie Leid hegt ihres Herzens Wunde:
Erinnerung an eine süße Zeit,
Verlangen nach dem Freunde, der so weit,
Und Sehnen nach erneutem
Wonnebunde.
_____
"Süße
Wonne, vielgeliebtes Mädchen,
Die Du ähnlich bist der Ros' an Anmuth,
An Gestaltung aber und an Haltung
Hochgewachs'ner Tanne zu vergleichen!
Was beschauend und zum Muster nehmend,
Rosenanmuth oder Tannenhoheit,
Hast Du Dich so reizend ausgebildet?"
_____
Komm, Geliebte, daß wir Küsse tauschen,
Trauter Lust vereinte
Wonne fühlen!
Aber sprich, wo wollen wir uns treffen?
Böse Blicke lauern, böse Munde
Breiten es, wenn zwei Verliebte kosen,
Ihrem Glücke feind, in alle Welt aus.
_____
Theresa Gröhe (Ps. T.
Resa) (1853-1929)
O Liebe, seligstes Weh!
Aus Thränen und
Wonne - aus Sonne und Tau
Die siebenfarb'ne Brücke mir bau',
Darauf ich zum Himmel geh'.
_____
Ja, du bist schön! ach! Niemand kann wissen
Wie du erst schön, wenn im Waldesgrün
Diese Lippen verführerisch küssen -
Diese Augen leuchten und sprühn.
Niemand kann wissen - in Schmerz und Grimme,
Ach - und in
Wonne denk' ich daran:
Wie diese tiefe, süße Stimme,
Flüstern und flehen und schmeicheln kann.
_____
Zuweilen fahr' ich jäh aus Nacht und Schlaf,
Dem Traume fluchend, der mein Herz umsponnen,
Dem Traum, gemischt aus Qualen und aus
Wonnen.
Ein Dolchstoß, der die Todeswunde traf. - -
Und heißen Auges starr' ich in die Nacht.
Es träumte mir - Gott! daß ich es vergäße!!
Daß ich auf deinen Knieen wieder säße,
Um uns des Herbstwalds goldne Märchenpracht.
O dieser Träume sinnverwirrend Glück!
Gleich
Himmelswonnen und gleich Höllenflammen,
Mit wildem Aufschrei breche ich zusammen -
Mein Glück - mein Herz - mein Leben, komm' zurück!
_____
Julius Grosse (1828-1902)
Und noch einmal und inniger umschlang
Mein Arm dich, holde Seele,
wonnetrunken.
Dein Auge weinte; doch die Seele sang,
Daß zwischen uns der letzte Bann gesunken.
Aus warmer Nacht klang eine Glocke fern,
Und heimlich Grüßen kam aus allen Weiten,
Denn meinem Schwure leuchtete dein Stern -
So an dir halten will ich Ewigkeiten.
_____
Sidonie
Grünwald-Zerkowitz (1852-1907)
Guten Morgen! Dein war, Lieb, die Nacht!
Ich hab' im Traum mit Dir sie verbracht.
Noch hab' ich keinen Tag gesehn
Wie diesen Traum, so himmlisch, so schön!
Ach, daß eine Stunde schlagen mir möchte,
Die solche
Wonne wirklich mir brächte!
_____
Karoline von Günderrode
(1780-1806)
Es hat ein Kuß mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten
Daß neue
Wonne meine Lippe saugt.
_____
Ida von Hahn-Hahn
(1805-1880)
Möge die Zeit nun die Schwingen entfalten,
In ihrem eisernen, ruhigen Walten,
Stunden zu Tagen, zu Jahren gestalten,
Bringen der Freuden und Schmerzen Verein; -
Möge das Dasein sich nächtlich umtrüben: -
Mir ist doch ewige
Wonne geblieben,
Trag' ich im Busen die Kraft, dich zu lieben,
Lebt mir im Herzen – dein Bild allein.
_____
Emilie Emma von Hallberg
(1826-1862)
In's Weh'n der Nächte möcht' ich hauchen:
"O Seligkeit, geliebt zu sein!"
In Blumenglocken möcht' ich's tauchen
Und leis dem stillen Hain vertrau'n.
Wol funkeln dort in weiter Ferne
Die Himmelsaugen ungetrübt,
Doch meine
Wonne sind zwei Sterne,
Die sagen mir - du bist geliebt! -
_____
Robert Hamerling
(1830-1889)
Ihr Kuß
Ach jene lieblich schwellende,
In minnigem Gekose,
Von Honig überquellende,
Purpur'ne Lippenrose,
Sie reißt mir den verlangenden
Sehnsuchtbethörten Sinn
In jauchzenden und bangenden
Entzückungstaumel hin.
Im Kuß, dem
wonnesprühenden,
Lodern zwei Schwesterflammen
Vorm Liebeshauch, dem glühenden,
In einen Strom zusammen:
Den Brand, den hold verklärenden,
Preis' ich, der uns ergreift,
Der uns den Trank, den gärenden,
Olymp'scher
Wonne reift.
Laßt alles Erdentrückende,
Und aller
Wonne Gluten,
Und alles Herzentzückende
Hoch ineinander fluten:
Nicht stärker trifft's, nicht flammender
Des Herzens tiefsten Sitz,
Als solch' ein liebentflammender
Berührungs-Wonneblitz!
_____
Deute mir den süßen Zauber,
Der die Frauenlippe würzt:
Daß uns ihre Glutberührung
In ein Meer von
Wonne stürzt?
Solchem Wunder nachzuspüren
Ist so fromm, als wie des Seins
Ew'gem Grunde nachzugrübeln:
Alle Wunder sind nur eins.
Heilig ist dies Weltenwunder,
Wo ihr's packt, an jedem Ort,
Und die großen Rätsel alle
Löst ein einzig Zauberwort.
_____
Geh' nicht von mir, versuche nicht das Schicksal,
Das so zwei Herzen trennt, eh' man's gedacht,
Die
wonneselig sich verknotet wähnten
Auf ewig durch der Liebe Wundermacht.
Geh' nicht von mir, laß deine Hand in meiner -
Unlösbar fest geschmiedet ist kein Ring.
Geh' nicht von mir, am wenigsten im Grolle -
Das Herz des Menschen ist ein seltsam Ding.
_____
Daß zum Glücke nichts mir fehle,
Eins begehr' ich vom Geschick:
Einer stillbewegten Seele
Nie verzitternde Musik!
Laß in mir sie nie verklingen,
Stets aus klanglos dumpfer Ruh'
Hebe mich auf weichen Schwingen,
Wonnehauch der Liebe du!
_____
Lebenswonne
Im grünen Wald erklingen liebe Töne,
Lustschaudernd kommt der klare Bach geronnen;
In gold'nem Glanze blühen, zart gesponnen,
Die Farben auf, des Lichtes bunte Söhne!
Es jauchzt mein Herz, berauscht von ew'ger Schöne,
Und taucht sich jubelnd in der Liebe Bronnen:
Ström' über, Lippe, von des Herzens
Wonnen,
Und lächelnd neige dich zu mir, Kamöne!
Wie sollten wir des Herzens Flut bezwingen,
Wär's nicht vergönnt, im Hauche des Gesanges
Der Freude Wunder selig auszuklingen?
Und ach, die kurze Glut des
Wonnedranges,
Was wär' sie, mischte nicht auf Liebesschwingen
Sie sich dem Chor des Sphärenjubelklanges?
_____
O gieb die Seele mir zurück!
"O gieb die Seele mir zurück,"
Klagt ich, "die du geraubt!"
Da neigte sie, o
Wonneglück,
Zu mir ihr lockig Haupt.
Sie lächelte: "Doch sage mir,
Wo nimmt sie wohl den Weg?"
"O komm," sprach ich, "ich zeige dir
Der Seelen Purpursteg!
Berühre mit der Lippe leis'
Und linde meinen Mund!"
Sie that's, - da flammte glühend heiß,
Ein Kuß aus Herzensgrund:
Und eine Seele zog berauscht
Ins Herz im Kusse mir -
Doch war's die ihre, holdvertauscht,
Die meine blieb bei ihr!
_____
Weiche, sel'ge Schwüle wittert
Wonnehauchend durchs Gemach hin,
Und von Herz zu Herzen zittert
Sehnsuchtsvoll ein glühn'des Ach hin!
Und ich kühle meine schwüle
Stirn an deinem duft'gen Locken,
Deines Busens weichem Pfühle,
Deiner Wange Blütenflocken;
Kühle sie – ob auch zusammen
Flamme hier und Flamme fluten:
Liebe kühlt sich ja in Flammen,
Stirbt beseligt nur in Gluten!
Und ein Phönix ist die Liebe:
Wie er stirbt und lebt Äonen,
Sterben und ersteh'n die Triebe
In der
Wonne Glutenzonen!
_____
Jauchzend dankt' ich dem Geschicke,
Daß so Wunderholdes lebt,
Und vor meinem sel'gen Blicke
Ueber diese Erde schwebt:
Doch wie fass' ich erst die
Wonne,
Daß es liebend mich erkor,
Der, ein Phönix in der Sonne,
Sich in diesem Glanz verlor?
Reizumfloss'ne Wunderblüte,
Staunend bebt mein Herz vor dir,
Neigt in Liebeshuld und Güte
Sich dein schönes Haupt zu mir:
Ach, ich fürcht' im vollsten Glücke,
Wenn dich meine Hand berührt,
Daß dich mir des Schicksals Tücke
Wie ein Traumgebild' entführt!
_____
Leid und Lust
Thränen auf der Rose beben,
Gold'ne Glut im Rauche zittert,
Ewig ist der
Wonne Leben
Von der Wehmut Hauch umwittert:
Aus des Herzens Heiligtume
Steigt sie plötzlich oft empor,
Um der Freuden gold'ne Blume
Breitend ihren Nebelflor.
Wieder dann am Quell der Schmerzen,
An des Leides Thränenbronnen
Überrascht gemach im Herzen
Uns die lieblichste der
Wonnen:
Und die Wolke zieht von dannen,
Und die Sterne niederseh'n;
Staunend fragt das Herz, von wannen
Diese milden Hauche weh'n?
Ach, wo tauen, ach, wo springen,
Herzenswoge, deine Quellen,
Die den Sinn zur Lust beschwingen,
Die das Aug' zur Thräne schwellen?
Äuß'rem Lose zugewendet,
Suchend irrt der zage Blick:
Innerlich geheim vollendet
Sich das eigenste Geschick.
_____
Was dieses Herz als höchste
Wonne spüret,
Dein holdes Bild, ich schau' es oft mit Beben:
Wird es so rein mich immerdar umschweben,
Wenn auch dem Blick, doch nicht dem Sinn entführet?
Es stirbt die Flamme, noch so heiß geschüret,
Und Liebe selbst lebt oft ein flüchtig Leben:
Dem Sinn entschwindet wieder, was ihn eben
Gleichwie mit ew'ger Zaubermacht gerühret.
_____
Gondelfahrt
Wonnig ist's, auf blauer Flut,
Wenn sie spiegeleben
In des Mondes Glanze ruht,
In der Gondel schweben;
Wenn der Sterne gold'nes Bild
Durch die Woge zittert,
Und ein Hauch der Liebe mild
Land und Meer umwittert.
O wie oft im Abendwind,
Wenn die Sternenhelle
Leise glühend niederrinnt
In die Silberwelle,
Wiegst, o schlanke Gondel du,
Glutenübersponnen,
Tiefgeheim in guter Ruh'
Traute
Liebeswonnen!
Mir, ach, winkt ein Liebchen nicht,
Um mit
Wonnebeben
Nachts mit mir in Mondeslicht
Auf der Flut zu schweben;
Dennoch in der Gondel Sammt
Schmieg' ich stolz die Glieder,
Und der Sternenhimmel flammt
Nicht umsonst hernieder.
Mess' ich doch in Liebesmut
Tiefen, Höh'n und Fernen,
Kose mit der Meeresflut,
Kose mit den Sternen:
Und wie rein des Himmels Bild
Durch die Woge zittert,
Fühlt von ew'ger Schöne mild
Sich mein Herz umwittert!
_____
Otto Erich Hartleben
(1864-1905)
... O wüsstest du, wie hold mit Übermacht
das Zucken jeder Fiber dich durchwühlt,
wenn meine Lippen sprachlos
Wonne flüstern
in deinen Leib ... O wüsstest du, wie wild
im Taumel deine Glieder beben lernen,
als wollten sie dem Leben sich entwinden
und ewig glühn in Wollustfieberflammen ...
_____
Friedrich Hebbel
(1813-1863)
Auf einer Blume, rot und brennend, saß
Ein Schmetterling, der ihren Honig sog,
Und sich in seiner Wollust so vergaß,
Daß er vor mir nicht einmal weiterflog.
Ich wollte sehn, wie süß die Blume war,
Und brach sie ab: er blieb an seinem Ort;
Ich flocht sie der Geliebten in das Haar:
Er sog, wie aufgelöst in
Wonne, fort!
_____
Heinrich Heine (1797-1856)
Andre beten zur Madonne,
Andre auch zu Paul und Peter;
Ich jedoch, ich will nur beten,
Nur zu dir, du schöne Sonne.
Gib mir Küsse, gib mir
Wonne,
Sei mir gütig, sei mir gnädig,
Schönste Sonne unter den Mädchen,
Schönstes Mädchen unter der Sonne!
_____
Die Rose, die Lilje, die
Taube, die Sonne,
Die liebt ich einst alle in
Liebeswonne.
Ich lieb sie nicht mehr, ich liebe alleine
Die Kleine, die Feine, die Reine, die Eine;
Sie selber, aller Liebe Bronne,
Ist Rose und Lilje und Taube und Sonne.
_____
In den Küssen welche Lüge!
Welche
Wonne in dem Schein!
Ach, wie süß ist das Betrügen,
Süßer das Betrogensein!
Liebchen, wie du dich auch wehrest,
Weiß ich doch, was du erlaubst:
Glauben will ich, was du schwörest,
Schwören will ich, was du glaubst.
_____
Karl Henckell (1864-1929)
Winterliebe
Der Sonne entgegen
In Liebesgluten
Wandr' ich … o
Wonne,
Wer mäße dein Maß!
Mit Reif bepudert
Prangen die Wälder,
Die Berge grüßen
Das blendende Licht.
Vor Eiseskälte
Knirschen die Schritte,
Der Hauch des Mundes
Ballt sich zum Dampf …
Ich trage Feuer
In meinem Herzen,
Mich brennt die Liebe,
Das schlimme Kind.
Sie schürt die Flamme
Mit hastigen Händen,
Die Kohlen knistern,
Der Wohlduft quillt …
Der Sonne entgegen
In Liebesgluten
Wandr' ich … o
Wonne,
Wer mäße dein Maß!
_____
Samtrose
Samtrose, die sie zärtlich mir gesandt,
Samtrose, selbst gepflückt von ihrer Hand!
Ein schwerer Duft, ein dunkeltiefes Rot,
Wie ihre Wange, wenn sie lustdurchrieselt loht.
Samtrose, deinen Hauch einatm ich lang,
Aus deinem Kelche quillt ein süßer Klang.
Liebend ein Silberstimmchen gaukelt empor,
Samtrose, lauschend, lauschend leg ich an dich das Ohr.
Samtrose, die berührt ihr feiner Mund,
Nun will auch ich dich küssen
wonnewund.
In deinem Kelch, an dem sie zart getrunken,
Sind meine Lippen, zitternder Sehnsucht voll versunken.
_____
Ludwig Jacobowski
(1868-1900)
Mein Kopf auf deinem Schoße,
Lieg ich bange atmend still.
Süßes Lieb, ach wenn Du wüßtest,
Was das Herz mir sprengen will.
Süßes Lieb, beschwöre nimmer
Meiner Leidenschaften Heer,
Daß sie trunkne
Wonnen träumen
Unergründlich wie das Meer ...
_____
Laß küssen mich den weißen Hals,
Die Psychebrüste,
wonnig weich ...
Lösch aus, o Licht, denn selig winkt
Der
Wonnen ganzes Himmelreich ...
_____
Mysterium
- Wie fahler Irrlichtschein
Den einsamen Wanderer
Lockt in Todespein,
So deines Leibes knospenhaft
Blühende Pracht
- Im Dunkel der Nacht
Dem Unstet Verdammten
Fieberhaft winkt.
Schweratmend mit heißem Blut
Nachstürzt er der Flammenglut,
Tausend
Wonnen er gierig trinkt.
- Im Erschöpfungdampfe der Leidenschaft
- Wandelt riesengroß-schattenhaft
Das große Geheimnis
Des Lebens ...
_____
Justinus Kerner
(1786-1862)
Herz! - wie bist du inniglich
Mit dem Auge doch verbunden!
Schlägt die Welt dir blut'ge Wunden,
Zeigt im Aug' die Träne sich.
Aber wird dir
Wonne, Herz!
Sonnig dann das Auge funkelt!
So wie's wieder sich verdunkelt,
Kehrt in dich zurück der Schmerz.
_____
Was wär' die Erde ohne Frauen?
Das fühlt das Herz, ist's Auge blind.
Ein Garten wär' sie anzuschauen,
In welchem keine Blumen sind;
Wär' wie ein Tag, der ohne Sonne,
Wie eine Nacht ohn' Sternenlicht,
Hätt' nie gefühlt der Liebe
Wonne,
Geglaubt auch wohl an Engel nicht!
Dann hätte wohl auch Gottes Liebe
Kein fühlend Herz auf sie gestellt;
Denn wie langweilig, kalt und trübe
Wär' ohne Frauen dann die Welt!
_____
Hedwig Kiesekamp
(1844-1919)
Antwort
Fragst du mich, warum ich liebe?
Trauter Freund, - o glaube mir:
"Meine Liebe kommt vom Himmel,
Und der Himmel kommt von dir!"
Ohne dich - verlass'ne Wüste
Wäre mir das Himmelreich!
Aber dir am Herzen rastend
Fühl' ich mich den Engeln gleich.
Du allein bist sel'ges Ewig
Aller
Himmelswonne mir!
Und vom Himmel kommt die Liebe!
Sieh', - die Liebe kommt von dir.
_____
In der Nacht
Wann ich auf dem weichen Pfühle
Ruhe sanft, in stiller Nacht,
Regt in mir sich eine heimlich
Wunderbare, süße Macht.
Webet aus dem tiefen Schweigen,
Aus des Mondes mildem Glüh'n,
Aus des Herzens heißem Sehnen
Eine Brücke, frei und kühn!
Wölbt sie über Flur und Anger
Bis in's Kämmerlein zu dir.
Führet auf dem luft'gen Pfade
Treu dich eilend her zu mir!
Breitet wundersame
Wonnen
Um uns her, mit Göttermacht!
Und mit ihren dunkeln Schwingen
Decket unsern Kuß die Nacht.
_____
Minna Kleeberg (1841-1878)
Liebe
Was ist die seligste
Wonne auf Erden?
Zu lieben und wieder geliebt zu werden.
Was läßt das Herz sich gar tief betrüben?
Zu lieben und nimmer geliebt zu sein;
Doch das ist die größte, die schwerste Pein:
Geliebt zu werden und nicht zu lieben.
_____
Gustav Kühne (1806-1888)
Ach! sie bot worum ich flehte,
Ihrer Huld beglückte Lust:
Plötzlich wie der Frühling wehte
Mir ihr Hauch aus tiefster Brust.
Kühlste Stille im Gemüthe -
Und nun plötzlich Hocherguß!
Und der Lippen Kirschenblüthe
Wölbte sich zum
Wonnekuß.
Warum zittern, warum beben?
Liebeshuld ist kurz und süß:
Wem's die Götter plötzlich geben,
Schaut das schönste Paradies.
_____
Welcher aller Hochgenüsse
Mag für uns der schönste sein?
War's der Wirbelhauch der Küsse?
War's der Sehnsucht
Wonnepein?
_____
Auguste Kurs (1815-1892)
Der Frühling - das sind Lust und Lieder
Von Baum zu Baum der Sänger Gruß,
Das ist der Himmel, der sich nieder
Zur Erde senkt im Liebeskuß.
Das ist des Paradieses
Wonne,
In eines Menschenherzens Raum,
Bis vor des Sommers glühnder Sonne
Verschwunden Liebe, Lenz und Traum.
_____
Nur das Herz, das voll und reich geschlagen,
Das erglüht in
Wonne, Lust und Leid,
Darf nicht vor der dunklen Erde zagen,
Von den Engeln wird es heimgetragen
Auf zu Gott und seiner Herrlichkeit.
_____
Nikolaus Lenau
(1802-1850)
Scheideblick
Als ein unergründlich
Wonnemeer
Strahlte mir dein tiefer Seelenblick;
Scheiden mußt' ich ohne Wiederkehr,
Und ich habe scheidend all mein Glück
Still versenkt in dieses tiefe Meer.
_____
Dahin!
Einst o nächtlicher Himmel! blickt' ich
Selig empor zu Dir, umschlungen
Von der Geliebten, und ich weinte
Dank dem ewigen Gott!
Und sie pflückte mit Küssen mir die
Blüthe der
Wonne, von der Wang', und
Mächtiger zog ich die Geliebte
An die klopfende Brust.
Doch nun sind sie dahin! die Stunden
Seliger Lust; und ach! nun weht der
Brausende Sturm die heiße Thräne
Banger Wehmuth dahin!
_____
Stumme Liebe
Ließe doch ein hold Geschick
Mich in deinen Zaubernähen,
Mich in deinem
Wonneblick
Still verglühen und vergehen;
Wie das fromme Lampenlicht
Sterbend glüht in stummer
Wonne
Vor dem schönen Angesicht
Dieser himmlischen Madonne! -
_____
Detlev von Liliencron
(1844-1909)
Vor
Wonne jauchzt deine junge Brust,
Vor
Wonne dein Herz, das ich raubte.
Unsre Küsse geben süßere Lust
Als trauscheinlich erlaubte.
_____
Clarissa Lohde
(1836-1915)
Wunsch
Sieh ich dort die Wolken, rot vor Glut
Im Feuerkreis der Sonne,
Sie tauchen in die gold'ne Flut,
Wie trunken fast vor
Wonne.
So möcht' mit dir im Feuerschein
Des Lichts ich
Wonne trinken,
In Glut mit dir vereinigt sein
Und dann in Nacht versinken.
_____
Liebesglück
Allüberall, wo ich auch geh',
Im grünen Hain, am blauen See,
Beim Waldesrauschen, beim Vogelsang,
Da hör' ich deiner Stimme Klang.
Und wenn ich hinauf zum Himmel schau,
Seh' ich in deiner Augen Blau,
Seh' ich dein liebes Angesicht,
Das
wonneselig zu mir spricht,
Aus Höh'n und Tiefen rauscht's um mich:
Ich liebe dich, ich liebe dich!
_____
Hermann Löns (1866-1914)
Du bist so still, du bist so stumm,
Ich höre deines Herzens Schlag,
Du hältst den Atem an und zählst,
Wie oft der Kuckuck rufen mag.
Ich lächle deine Kinderangst,
Du meine süße
Wonne du,
Es blüht uns noch so mancher Mai,
Der Kuckuck ruft ja immerzu.
_____
Hieronymus Lorm
(1821-1902)
Es giebt ein tief geheimnißvolles Walten,
Zwei Herzen, die sich lieben, zu verknüpfen:
Ein Zauber ist's im Wort nicht festzuhalten,
Und dem Erforschen wird er stets entschlüpfen.
Es ist ein seelenvoll Beisammenfühlen,
Ein körperlos verschwieg'nes
Wonnebringen!
Sie dürfen vor der Welt, der fremden, kühlen,
Sich unsichtbar mit süßer Glut umschlingen.
_____
Die holden Stunden,
Die mich gebunden
An dich allein,
Sind bald entschwunden;
Doch süße Pein,
Bei dir empfunden,
Ist nicht zerronnen!
Des Herzens
Wonnen
Sind seine Wunden.
_____
Otto Ludwig (1813-1865)
Reines Herz
Selig dem
Die Götter geben
Ein reines, edles Herz.
Er trägt den Zauber in der reichen Hand,
Was er berührt, mit
Wonne zu durchschwellen.
Die enge Hütte dehnt sich zum Olymp,
Wohin er seine Brust voll Götter bringt.
Nur dem ist arm das Leben,
Der es mit armen Augen sieht.
Ihm schmilzt der Dinge Frühling
Unter der gierigen Hand.
Drum, gütige Götter, erhaltet
Ihm, dem Glücklichen, dem ihr sie gabt,
Die selige Gabe, erhaltet ihm
Im Busen das reine, edle Herz.
_____
Angelika von Marquardt
(1849-1893)
O nicht um jedes Glück des frohen Lebens
Gäb' ich mein Liebesleid um Dich dahin!
Mein Hoffen bleibt in Ewigkeit vergebens,
Verboten ist das Ziel des reinsten Strebens,
Nur im Entsagen liegt für mich Gewinn!
Und doch, wie bin ich selig! Dich zu lieben,
Du Einz'ger, gilt als höchste
Wonne mir.
Wie welkes Laub, vom Sturmwind umgetrieben,
Wie Staub zuletzt mag jedes Glück zerstieben -
Was kümmert's mich: Es bleibt die Lieb' zu Dir!
_____
Des Menschen Herz
Wie ist des Menschen Herz unendlich weit;
Wie birgt es Freuden ohne Maß und Zahlen,
Wie viel nicht auch des Leids, der Bitterkeit!
Es faßt ein Meer der
Wonne und der Qualen!
Doch bricht es nicht; es kennt den wilden Kampf,
Es kennt das langsam schleichende Vergehen;
Todmatt beginnt es oft aufs neu' den Kampf
Und lernt in Lieb' und Leid sich kaum verstehen!
_____
Sophie Mereau (1770-1806)
Er ist es, Er, der Göttliche! auf immer
nun wieder mein! und neue
Wonne füllt
das Herz! - So wird beym letzten Lebensschimmer
die Sehnsucht, die unendliche, gestillt?
Wir schweben auf in reinere Gefilde;
der Erd' entrückt, von keinem Wunsch getrübt,
umfängt mich jenes Äthers Frühlingsmilde,
und ich bin ewig liebend und geliebt!
_____
Stephan Milow (1836-1915)
Ich denke, wenn in günst'ger Stunde
Ein Paar sich Liebe heiß gestand,
Gelöst in
Wonne, Mund auf Munde,
Das knüpft ein ewig festes Band.
Wie könntest du dich von mir trennen
Nach all dem Glück, das uns gelacht!
Du mußt es ewig theuer nennen,
Was einst so selig dich gemacht.
_____
Sieh mir ins Auge, schlinge den Arm um mich
Und laß uns selig, schwelgend im Hochgefühl
Der schönsten
Wonne und Vollendung,
Über der Welt in Verklärung schweben.
Kein Wort von Treue! Schwüre begehr' ich nicht,
Du schmähtest so nur heiliger Liebe Glut;
Aufblüh' uns segnend diese Stunde,
Gänzlich gesättigt in sich und sorglos.
_____
Wen du erfüllst, o Liebesglück!
Du Schatz, gepriesen überschwänglich,
Der schaut nicht vor und nicht zurück,
Für alles Andre unempfänglich.
Wer zitternd sich in dich verlor,
Der ist gefeit in seinen
Wonnen,
Der schwebt im leichten Flug empor,
Umkreist von tausend goldnen Sonnen!
_____
Noch denk' ich jenes Glücks, das ich genossen,
Als einst im Lenz, in später Abendstunde,
Gesessen wir auf weichem Wiesengrunde
Und unsre Herzen milde aufgeschlossen.
Rings war ein tiefer Zauber ausgegossen,
Ein Zittern, Rauschen, Duften in der Runde;
Die Worte starben endlich uns im Munde,
Wie unsre Blicke ineinander flossen.
Da war es mir, als ob mit ihren Sonnen
Und Sternen allen sich die Welt im Reigen
Um uns zu drehn begänne, bebend trunken.
Und wir, gestillt, so voll der reichsten
Wonnen,
Wir ruhten regungslos, in sel'gem Schweigen,
Im Mittelpunkt der Schöpfung tief versunken.
_____
Oft schelt' ich mich und fühl's mit stillem Bangen,
Daß ich in unsern seligsten Minuten,
Wo wir, vereint, uns in den Armen ruhten,
Mich doch nur kühl dir wies und scheu befangen.
O bist du fern und darf mein Geist nur hangen
An deinem Bild, da wogen meine Gluten,
Da möcht' ich dich mit Küssen überfluten
Und Schmeichelein in drängendem Verlangen!
Doch nahst du mir und darf ich dich nur schauen,
So quillt es auch schon stillend, unermessen,
Auf mich herein, so daß ich mich verwirre;
Das Auge will in süßer
Wonne thauen
Und meine Lippe schier den Kuß vergessen,
Nur heißen Dank dir stammelnd, selig irre.
_____
Clara Müller-Jahnke (1860-1905)
Lächle, ob ich finster blicken mag!
Strahle mir mit deiner Augen Sonnen
neu ins Herz die längstverrauschten
Wonnen,
unserer Liebe heitern Frühlingstag.
Aus den Schalen duftet Veilchenpracht
dir zum Gruß, und volle Kelche schäumen:
o, noch einmal laß den Traum mich träumen,
der mein Herz so selig einst gemacht!
_____
Novalis (Friedrich von
Hardenberg) (1772-1801)
Ha! wie sich schnell mein Rosenblut
Durch alle Adern rafft;
Wie jede Fiber schwellt von Mut
Und niegefühlter Kraft.
Doch weißt du, Freund, woher, woher?
Der
Wonne Überfluß?
Sie gab mir heut von ohngefähr
Ihr Herz und einen Kuß.
_____
Louise Otto (1819-1895)
Wir weilten in alten Ruinen
Ein junges glückliches Paar,
Mit liebeseligen Mienen,
Das treu verbunden war.
Wir sprachen mit Kuß und Scherzen,
Mit
Wonneblick und Thrän
Von unsern seligen Herzen,
Die fester als Burgen stehn! -
_____
Ein Brieflein hält er zwischen seinen Händen,
Denn nicht verbannt ist solches Liebeszeichen,
Sie dürfen sich einander Grüße senden,
Wenn strenge Fristen auch dazwischen streichen.
Was kann sie andres ihm als Liebe schreiben,
Der keinen Trost bedarf um nicht zu wanken?
Sie meldet ihm, daß Myrt, und Lorber treiben
Und frisches Grün der Hoffnung Epheuranken!
Ein Seufzer, dann ein Lächeln - und aufs neue
Küßt er den Brief, der
Wonne ihn bereitet,
Singt dazu leis' ein Lied von Lieb und Treue,
Von Gottes Hand, die sie, wie ihn geleitet.
_____
Ein Pfingsten kam - o welche Festesfeier!
Der schöne Mai im hellen Blütenkranz
Zerreist des Himmels düstern Wolkenschleier,
Und zeigte ihn in seinem blau'sten Glanz. -
Kann solche
Wonne auch im Kerker wohnen?
Ist da auch Frühling, auch der holde Mai?
Glühn auf Gefangnenstirnen Flammenkronen,
Des heil'gen Geistes wunderbare Weih?
Und ist im Kerker holde
Maienwonne,
Geoffenbart in Lenz- und Liebeslust?
Dreimal gesegnet hohe Pfingstensonne,
Die solche Stätte zu erhelln gewußt!
Der Riegel sprang und schloß er auch sich wieder
Ich war bei Dir, und bot Dir meinen Gruß -
Du neigtest lächelnd Dich zu mir hernieder
Die Worte starben im Verlobungskuß.
Der erste Kuß! - bei uns der Kerkermeister
Kein Augenblick nur trauter Einsamkeit;
Doch hemmte nichts die
Wonne unsrer Geister -
Der Raum war enge, doch die Herzen weit.
Von Deiner Stirne sprach des Geistes Weihe
Und Deine Rede war von Gott entflammt -
Ich bat ihn nicht, daß er Dir Trost verleihe -
Er gab Dir mehr - sein hohes Priesteramt.
Ich hätte mögen vor Dir niederknieen,
»Mein hoher Herr!« Dich nennen demutvoll -
Und ließ mich doch in deine Arme ziehen,
Daß mir das Herz in süßer
Wonne schwoll.
Und vor uns eines neuen Kerkers Schauer,
Und neuer Trennung unermeßnes Leid -
Die Liebe, im Bewußtsein ew'ger Dauer
Schwang doch sich siegreich über Raum und Zeit!
Die Liebe triumphiert ob aller Schranken,
Daran ein liebeleeres Herz zerschellt:
Du mein! ich Dein! - kein Zweifel mehr, kein Wanken!
Und siegreich überwunden ist die Welt!
_____
Ich hatte keine Thaten, nur Gebete,
Ich war nur groß im Dulden und Ertragen,
Ich wußt' es nur: ich durfte nicht verzagen,
Gott war mit uns, zu dem ich brünstig flehte.
Da kam ein Tag, an dem sein Odem wehte,
Der Freiheit Himmelsstunde ließ er schlagen,
Daß wir einander Herz am Herzen lagen
Und Jubelseufzer waren unsre Rede.
O süße
Wonne! seliges Genießen
Nach treuem Harren, Dulden und Entbehren -
Welch Triumphieren, daß wir nie uns ließen!
Wie könnten wir den Freudenthränen wehren,
Die Aug' in Aug' beseligt niederfließen
Und so die Macht, die uns beschützt, verehren?
_____
Betty Paoli (1814-1894)
Ich denke dein im Waldesgrunde,
Ich denke dein beim Festgelag,
Bei jeder
Wonne, jeder Wunde,
Bei jedem Hauch und Herzensschlag.
Aus heitern Hoffnungsparadiesen,
Aus der Verzweiflung Nachtverließen
Wend' ich den treuen Blick dir zu -
Und du?
_____
Alfons Petzold
(1882-1923)
Felder blühen in der Luft,
meine Augen lustwandeln darin
und verlieben sich
in ein tanzendes Schwalbenweibchen.
O grüne
Wonne,
o Duft aller fröhlichen Lüfte!
Eine verzückte Lerche läßt
schmetternd eine Achtelnote fallen;
mein Herz fängt sie auf
und jubelt dem Schwalbenweibchen entgegen:
O grüne
Wonne,
o Duft aller fröhlichen Lüfte!
Die süße, blau schimmernde Tänzerin
in ihrer himmlischen Grazie
blickt schelmisch
den frühlingsverrückten Dichter an
und zirbt leise in komischer Rührung:
O grüne
Wonne,
o Duft aller fröhlichen Lüfte!
Hinter mir tönt der Nadelschlag
meiner ein Kinderhemdchen nähenden Frau.
_____
Ludwig Pfau (1821-1894)
Noch einmal laß an deine Brust mich sinken!
Noch einmal laß an meine Brust dich fallen!
Laß deine Locken aufs Gesicht mir wallen
Und mir die Thränen von der Wange trinken;
Laß deine Augen, deine treuen, braunen,
Die kinderhaft aus ihren Wimpern staunen,
Noch einmal tief in meine Augen dringen,
Daß die Gefühle sich wie Wellen türmen,
Daß alle Saiten meiner Seele schwingen
Von
Wonneschmerzen, die in ihnen stürmen.
_____
August Graf von Platen
(1796-1835)
Nicht aus Begier und aus Genuß gewoben
War unsre Liebe, nicht in Staub versunken:
Nur deiner Schönheit bebt ich
wonnetrunken,
Und gütig warst du, gleich den Engeln oben.
_____
Was fliehst du mich? Vermagst du mich zu hassen?
Was quälst du so durch deiner Huld Verschweigung
Den Liebevollen, der sich fühlt verlassen?
Beim ersten Zeichen deiner künft'gen Neigung
Wird eine bange
Wonne mich erfassen,
Wie einen Fürsten bei der Thronbesteigung.
_____
Luise von Ploennies
(1803-1872)
Warum schlägt so laut mein Herz?
Ist es
Wonne, ist es Schmerz?
Es ist Glück und Schmerz zugleich,
Ach, ein Glück so schmerzenreich,
Ach, ein Schmerz so reich an Glück,
Daß ich nie ihn geb' zurück.
Schlage, schlage drum, mein Herz!
Trage, trage deinen Schmerz.
_____
Du Einziger! mit dem ich
wonnetrunken
Durch alle Himmel flog im Glutverein,
Als Stern um Stern an meine Brust gesunken;
Du Göttlicher, in deiner Liebesfülle! -
Welch kalter Schauer rinnt durch mein Gebein,
Ich beuge stumm mein Haupt, das ich verhülle.
_____
Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Aus dem Nest bin ich gefallen,
gehöre nun Keinem und Allen.
Im Staube lieg ich hier -
nimm mich auf, nimm mich auf zu dir.
Will dirs ja lohnen, lohnen
mit güldenen Lebenskronen;
aller
Wonnen Zärtlichkeiten
schimmernd über dich breiten
mit meinen sehnenden Armen.
Nur erwarmen laß mich – erwarmen!
_____
Das sind die ergreifendsten Lebensnächte,
in denen die Fülle menschlicher Mächte,
göttliche Schauer und irdische
Wonnen
in einem Brand ineinandersonnen.
In deinen Pranken die bebenden Glieder
stammeln zum Himmel uralte Lieder
von Zeugen und Sterben,
in
Wonnen verderben!
_____
Arm das Gemach – doch wieviel Seligkeit
schloß es mir ein,
das enge Bett – von
Königswonnen heut
ward es der Schrein!
_____
Hungerphantasie
Wenn der Hunger steigt und die Not der Seele,
die Sehnsucht nach Glück würgt die schmachtende Kehle,
dann wähnst Du von starker Arme Gewalten
in Wollustschauern Dich niedergehalten.
Dann fühlst Du erstickt Dich von saugenden Küssen,
wähnst in wühlenden
Wonnen vergehen zu müssen,
in wühlenden
Wonnen, mysterisch umfacht!
Und dann wachst Du auf – so allein – in der Nacht
und reckst die Arme in Finsternissen!
- Nach Lebensbränden verschmachten müssen,
das sind die sengensten, zehrendsten Schmerzen,
die brennende Sehnsucht nach wild – wildem Herzen.
Zehrende Unrast durch alle Glieder,
aufs Lager Dich zwingend wieder und wieder.
Nach
Wonne
verschmachten mit
Wonnegesichten -
das sind die Qualen, die uns vernichten!
_____
Robert Prutz (1816-1872)
Und war es wirklich keine falsche Kunde,
Und haben die Propheten nicht gelogen,
Und brechen wirklich heut' des Himmels Bogen,
Und Flammen schlagen aus dem finstern Schlunde:
Gegrüßt auch du, des Erdballs letzte Stunde!
Von der Geliebten süßem Hauch umflogen,
Verschränkten Armes, Mund an Mund gesogen
Im
Wonnerausch, wie gern' geh' ich zu Grunde!
_____
Dem Schmerze konnt' ich Worte geben,
In Liedern sang ich meine Qual;
Doch seit mein herbstlich ödes Leben
Durch dich erblüht zum zweitenmal,
Und seit in meiner Seele Gründen
Ein neuer Frühling Wunder thut,
Da weigert sich mein Mund zu künden
Des Herzens sel'ge
Wonneglut.
_____
Du fragst, wozu das Küssen tauge,
Und was es eigentlich will sagen?
Um sich zu blicken Aug' in Auge,
Und Seel' um Seele zu befragen.
Wenn Auge sich in Auge spiegelt
Und sich zu Seele Seele findet,
Dann wird im Kusse rasch besiegelt,
Was treue Herzen ewig bindet.
Drum willst du je dich küssend neigen,
So giebt es Eines, das bedenke:
Daß leis in andachtvollem Schweigen
Auch Seele sie in Seele senke.
Wo nur die Lippen sich berühren,
Da wirst du bald verschmachten müssen;
Der Liebe
Wonnen ganz zu spüren,
O lerne mit der Seele küssen!
_____
Herrlich ist's, voll Glutverlangen
In den Armen dir zu hangen,
Fühlen, sanft herabgezogen,
Deines Busens stürmisch Wogen,
Deinen süßen Athem trinken,
Ganz in
Wonne untersinken!
_____
Alles Schöne, alles Gute
Ist der Liebe fromme Saat;
Folge denn mit kühnem Muthe
Gern und willig ihrem Pfad!
Freue dich der stolzen
Wonnen,
Die du nimmst und die du giebst –
Ach, bald ist der Sand verronnen,
Und du lebst nur, wenn du liebst!
_____
So zieh' noch einmal, kühn und frei,
Mich an dein Herz, das treue,
Daß unsers Lebens
Wonnemai
Noch einmal sich erneue!
Schon fühl' ich, wie die Seele mir
Von neuen Liedern sprühet,
Und seh', wie Mund und Wange dir
Von neuen Küssen glühet!
_____
Sommernacht
Leise Stimmen in den Lüften,
In den Blättern, in den Zweigen,
Welch' ein Blühen, welch' ein Düften,
Wonnevoller Liebesreigen!
Ganz in Seligkeit versunken,
Ruht die Welt und athmet kaum,
Und der Sterne goldne Funken
Glitzern leise, wie im Traum.
Löse deiner Locken Fluten!
Einen Schleier, laß sie sinken,
Daß der Augen nächt'ge Gluten
Heimlich nur dazwischen winken!
Mich verbrennt ihr süßes Leuchten,
Mich verzehrt ihr holder Strahl –
Augen, ach, ihr tiefen, feuchten,
Ach, was macht ihr mir für Qual!
Aber sieh, mit milden Armen,
Wie ich schmachte, wie ich flehe,
An den Busen, an den warmen,
Ziehst du sanft mich in die Höhe.
Leuchtet weiter, holde Sonnen,
Schleudert eurer Pfeile Brand,
Denn ein Ocean der
Wonnen
Hält die Seele mir umspannt!
_____
Wohl senkt vom Sternenhimmel her
Ins Herz sich seliges Genügen,
Mir aber quillt ein
Wonnemeer
Aus der Geliebten stolzen Zügen.
Nicht neid ich, Mond, dein Silber dir,
Zerstreuet euch, ihr goldnen Herden;
In der Geliebten wurde mir
Der ganze Himmel schon auf Erden.
_____
Und wieder halt' ich dich umfangen,
Du meines Lebens liebstes Gut,
Und wieder leuchten deine Wangen
Von meiner Küsse
Wonneglut;
Es hüllen deine duft'gen Locken
In holde Dämmerung mich ein,
Und wieder fühl' ich, froh erschrocken,
Wie süß es ist, geliebt zu sein!
_____
Alberta von Puttkamer
(1849-1923)
Es ist noch sternenblitzende Nacht,
Und Alle, und Alle schlafen -
Mich aber hat Sehnsucht ruhlos gemacht,
Und
Wonnen, die heimlich mich trafen ...
_____
Wir wollen nichts und nichts dem Schicksal schenken!
Das Zittern und das Schauern keines Blickes,
Nicht ein glückselig-scheues Wimpersenken,
Und kein demütig Beugen des Genickes,
Das sich mit Jubel solcher Fessel neigt,
Und keinen Wink des wanderschnellen Glückes;
Und keine Stunde, die sich lachend zeigt,
Und die, in Armen der Verborgenheit
Uns bebend hält, und
Wonnen gibt, - und schweigt ...
Und keines Kusses scheue Seligkeit,
Und keinen Seufzer, keines Anschau'ns Tiefe,
Keiner Umarmung letzte Trunkenheit.
Keinen Gedanken, der verschleiert schliefe,
Und keine
Wonne, die das Blut durchkreist,
Und kein Gefühl, das nach Befreiung riefe ...
Nichts, was uns Eins zum Andern wirbelnd reißt,
Und nichts von jenem süßesten Versenken,
Das Liebe, Leidenschaft, Anbetung heißt,
Wir wollen nichts und nichts dem Schicksal schenken! ...
_____
Alle, alle goldnen Lebenstriebe
Müssen am Erfüllungstage reifen;
Und aus Herzensengen muß die Liebe
Wachsend in die frohe Weite schweifen.
Laß dich lächelnd von dem Frühling führen,
Gib die Seele frei an seine Sonne!
Offen findst du meines Herzens Türen,
Wo du bergen kannst die
Knospenwonne ...
_____
Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Ich habe an deiner Brüste Altar
Die Nacht bei dir durchsonnen.
Ich träumte unendliche
Wonnen
Im Zauberdufte aus deinem Haar.
_____
Anna Ritter (1865-1921)
Du und ich … und über uns Beiden die Nacht!
Neige die Stirn, damit ich dich küssend umfange.
Neige das Ohr – ich raune dir Süßes hinein,
Wonne und Weh, so wie's mir emporblüht im Herzen. -
_____
Wonne der Sturmnacht
Himmel und Hölle zusammen im Streite,
Lodernder Sturm schlägt den Arm um uns Beide,
Über dein zuckendes Angesicht
Flammen die Blitze mit flackerndem Licht.
Hoch auf der Lüfte erbrausenden Wogen
Kommen die finsteren Segler gezogen,
Unholde ringen im nächtigen Schooß
Jauchzend von klirrenden Ketten sich los.
Kampf in den Lüften, Empörung im Grunde,
Dies ist die Schicksal erfüllende Stunde!
Stimmen der Sehnsucht - was lockt ihr mich?
Wonne der Sturmnacht, ich grüße dich!
_____
In verschwiegener Nacht
Hab' ich deiner gedacht
Und mit sehnendem Gruß
Dich gegrüßet.
Hab' geweint und gelacht
In der heimlichen Nacht
Und mit seligem Kuß
Dich geküsset.
Als das Morgenlicht kam
Und die Träume mir nahm,
Hab' ich einsam die
Wonne
Gebüßet.
_____
Hand lag auf Hand mit schmerzhaft festem Druck,
Wie man wohl Abschied nimmt vor langer Reise,
Und um uns her zog drohend das Gespenst
Einsamer Zukunft seine dunklen Kreise.
Und doch – und doch! Als deines Kusses Gluth
Mich ganz durchrann in
wonnevollen Schauern -
Da wußt' ich, dieser Augenblick des Glücks,
Wird eines Lebens Leiden überdauern.
_____
Emil Rittershaus
(1834-1897)
Daß in Deinen Augen, Liebste, diese Liebe mir gelacht,
Hat mich fröhlich, hat mich selig, unaussprechlich reich gemacht!
Das ist meines Lebens
Wonne, das ist Trost in jedem Schmerz! -
Treulich soll mein Herz vergelten Dir die Lieb', geliebtes Herz!
_____
An Deinem Busen sank ich nieder.
Wie war ich so entzückt, beglückt,
Als ich auf Deine Lippen wieder
Beseligt meinen Mund gedrückt!
O, eine
Wonne, nicht zu nennen,
Ist da im Herzen aufgewacht,
Und da erst lernt' ich's recht erkennen,
Wie Deine Lieb' mich glücklich macht.
_____
O Frühlingslust, o Frühlingssonne,
Wohl warst du stets dem Herzen werth,
Doch deines Segens ganze
Wonne
Hat Liebe mich verstehn gelehrt!
_____
Julius Rodenberg
(1831-1914)
Hätt' ichs nimmer doch gedacht,
Was die Lieb' aus mir noch macht!
Bald geseufzt und bald gesungen,
Bald geklagt und bald gesprungen,
Warm und kalt wie Merzensonne,
Wonneschmerzen,
Schmerzenswonne,
Junges Blut, gib Acht, gib Acht!
_____
Das Feld, das ganz in Blumen steht,
Hat nicht so reiche
Wonne,
Als wenn in uns die Lieb' aufgeht,
Wie eine Frühlingssonne.
_____
Möchte nun ein Vogel werden,
In den Himmel fliegen ein,
Und doch von dem Glanz der Erden
Kann ich gar nicht mich befrein.
O mein Schatz, so anmutreich,
Erd' und Himmel mir zugleich,
Stern und Sonne,
Qual und
Wonne,
Könnt' ich nunmehr bei Dir sein!
_____
Otto Roquette (1824-1896)
So Brust an Brust, so ganz mein eigen,
So halt ich dich, geliebtes Bild!
Es rauscht die Nacht, die Lippen schweigen,
Und Seele tief in Seele quillt.
Ich bin dein Glück, du meine
Wonne,
Ich bin dein Leben, du mein Licht;
Was soll uns Tag, was soll uns Sonne?
Du schöne Nacht, entflieh uns nicht!
_____
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Frühling, vollen! vollen
Liebesüberfluß!
Mehr als Herzen wollen,
Strömenden Genuß!
Wonnen mehr, als schwellen
Wünsche meine Brust,
Ungezählte Wellen,
Ungemeßne Lust!
_____
O
Wonneschau, Lustanblick, Augenweide!
So hab' ich sie, die Schönste, denn gesehen
Vor meinen Blicken so verschönert stehen,
Wie's nur die Schönheit werden kann vom Kleide.
O schmeichelhaftes Kleid! Ich sah die Seide
Von ihrem Busen mir entgegenwehen,
Und sah die Blumen dort nach mir sich drehen,
Die Seid' und Blumen, meine Gaben beide.
_____
Rose, Meer und Sonne
Sind ein Bild der Liebsten mein,
Die mit ihrer
Wonne
Faßt mein ganzes Leben ein.
_____
Hugo Salus (1866-1929)
Welche Fülle der Form und doch, welche Anmut der Glieder!
Schlafe, liebes Geschöpf, gönn' mir die
Wonnen des Blicks:
Wie das zärtliche Hemd dem blühenden Busen sich anschmiegt,
Wie der kräftige Arm lieblich den Lockenkopf stützt.
Sorglich löschte sie erst das Licht, nun liegt sie und schlummert;
Doch mein begehrliches Aug' litt es im Dunkel nicht mehr.
Brennt ihr mein Blick auf der Haut? Sie glüht, wie der Gletscher am Abend.
Pulst ihr, noch eben geebbt, wieder bacchantisch das Blut?
_____
Adolf Friedrich von
Schack (1815-1894)
Das war der süßeste der Laute!
Sie sprachs, das erste Liebeswort;
Im Herzen nun trag' ich das traute,
Tiefselige Geheimniß fort.
Allein wo berg' ich meine
Wonne,
Daß ich sie wohl behüten mag?
Dein Licht verhülle, läst'ge Sonne!
Verstumme, lärmbewegter Tag!
_____
Lied
Dein Haupt an meine Brust gelegt,
Schließe die Augen zum Schlummer!
Die
Wonne, damit das Herz sie erträgt,
Muß ruhen, gleich dem Kummer!
Nur matt, wie über Wellen das Bild
Von zitterndem Laub und Gestäude,
Gleite durch deinen Traum und mild
Die Erinnrung vergangner Freude!
Wenn du Erquickung geschlürft hast still
Aus des Schlafs sanftquellendem Bronnen,
Mit meinen Küssen dann, Mädchen, will
Ich dich wecken zu neuen
Wonnen.
_____
Dein Mund, vollathmend heiß an meinem Munde -
Dein Herz mit hohem Schlag an meins gepreßt,
Wie weihst du jede flüchtige Sekunde
Des Tages mir zum Liebesfest!
Und dann die heil'gen,
wonnemüden Nächte,
Das Schwelgen Arm in Arm und Brust an Brust!
Mißgönnen nicht dem sterblichen Geschlechte
Die Götter solche Himmelslust?
_____
Maiwonne
Denkst du der Stunde, als zu Zweien
Wir saßen unter duft'gen Maien
Im Brautgemache der Natur?
Als Lippe wir an Lippe drückten,
Indessen über den Beglückten
Der Frühling im Triumphzug fuhr?
Die Wipfel bog er uns zu Häupten,
Hernieder von den Zweigen stäubten
Die Blüthen unter seinem Hauch;
Ihm tönte in den Laubenhallen
Das Feierlied der Nachtigallen,
Ihm quoll der Düfte Opferrauch.
Der Himmel jauchzte in Gewittern,
Durch alle Räume ging ein Zittern
Der Liebe und der Werdelust;
Allein die große Jubelfeier
Verstummte vor der
Wonne Zweier,
Die selig ruhten Brust an Brust.
O Stunde, ewig unvergessen
Das weite Weltall mögt ihr messen,
Bis wo in Schwindel zagt der Blick,
Doch wenn zwei Wesen ihre Seelen
Im ersten heil'gen Kuß vermählen,
Wo ist ein Maß für solches Glück?
Sie beben stumm und freudetrunken,
Die Erde scheint um sie versunken,
Hinweggeschwunden Raum und Zeit,
Und von der Welt ist nichts geblieben,
Als nur zwei Herzen, die sich lieben,
Allein in der Unendlichkeit.
_____
Zeugen der
Wonne dürfen,
Wenn in der Laube wir Nachts zu Zwein
Mund von Munde den Odem uns schlürfen,
Selbst die schweigenden Sterne nicht sein!
_____
In deinem Blick sich ewig sonnen,
Wohl wär' es Himmelsseligkeit;
Allein auch mit dem Mindern schon
Zufrieden sei der Erdensohn!
Denn in der Liebe großen
Wonnen
Wird Glück sogar das Trennungsleid!
_____
Wenn müd du von der Liebe
Wonnen,
Und sanft dich Schlummer überfließt,
Entzückt fühl' ich dein warmes Leben
An meins in jedem Tropfen beben,
Der durch die Adern hingeronnen
In leichter Wallung sich ergießt!
Des Auge blaue Strahlenkreise
Verbirgt die Wimper meinem Blick;
Doch dämmernd durch die zarte Hülle
Wie Mondglanz quillt des Lichtes Fülle,
Und deine Lippen murmeln leise
Im Träume noch von unserm Glück.
_____
Wenn uns von zitternder Wimper
Die
Wonnezähre tropft,
Wenn bebend Lippe an Lippe hängt
Und Ader an Ader klopft,
Was kann uns die Erde noch bieten fortan,
Das matt nicht erbleichen muß?
Sind Ewigkeit und Himmel
Doch unser in jedem Kuß!
_____
Wenn unter duftgen Blüthenzweigen
Wir ruhen, Haupt an Haupt gelehnt,
Wie süß der Küsse Wechseltausch!
Welch Flüstern in der Liebe Rausch!
Wie spricht, so oft die Lippen schweigen,
Das Auge, das von
Wonne thränt!
_____
Wie sollten wir geheim sie halten,
Die Seligkeit, die uns erfüllt?
Nein, bis in seine tiefsten Falten
Sei Allen unser Herz enthüllt!
Wenn Zwei in Liebe sich gefunden,
Geht Jubel hin durch die Natur,
In längern
wonnevollen Stunden
Legt sich der Tag auf Wald und Flur.
_____
Max von Schenkendorf
(1783-1817)
O Liebe, du Zauberwort,
Klingst fort und fort
Wie Wellenschlag der Ewigkeit;
Du Melodie
Und Harmonie
Von
Wonnen - zerronnen
In Tönen fließet Raum und Zeit.
O Liebe, von dir empfing
Der Schmetterling
Des Blüthenlebens zarten Keim.
Ha
Wonnepreis!
Im Blumenkreis
Zu nippen mit Lippen
Die Küsse gleich dem Honigseim.
_____
Honiglippe, Rosenmund,
Küsse mich zu jeder Stund'!
Arme, weich und wonniglich,
Liebesketten, bindet mich!
Dunkel ist das Felsenthal
Und der Steg ist schwank und schmal;
Doch du leuchtest mir so gern,
Himmelsfunken, Augenstern.
Athem, Rede, Druck und Kuß,
Aller
Wonnen Ueberfluß,
Engelseele, Götterleib,
Mein das allerschönste Weib.
_____
Johanna Schultze-Wege
(1844-1918)
Wie ich Dich liebe, möcht' ich gern Dir sagen,
Wie all mein Denken Dir sich muß verbinden,
Zum schönen Kranze möcht' ich für Dich winden
Mein süßes Glück und meine stillen Klagen.
Doch was ich auch ersann, fühl' ich entschwinden,
Wenn Du mir nahest, und mit bangem Zagen
Mag ich es nimmer auszusprechen wagen,
Die rechten Worte weiß ich nicht zu finden.
Nicht eigenmächtig kann den Schritt ich lenken,
Du schriebst die Bahn mir vor, nun muß ich immer
Umkreisen Dich, Du wunderbare Sonne.
In Deiner Nähe flieht, ein matter Schimmer,
Vergangenheit und Zukunft meinem Denken,
Dann fühl' ich nur des Augenblickes Wonne.
_____
Ernst Schulze (1789-1817)
Liebst du mich, so eil' es mir zu sagen,
Denn den Zweifel trag' ich länger nicht!
Brich dein Schweigen, fördre mein Gericht,
Liebst du mich, so eil es mir zu sagen!
Ach, wie wird mein Herz die
Wonne tragen,
Wenn du schweigst, und nur dein Auge spricht:
Liebst du mich so eil' es mir zu sagen,
Denn den Zweifel trag' ich länger nicht!
_____
Karl Siebel (1836-1868)
Wohl ist mein Herz ein glücklich Herz;
D'rin thront eine Königinne,
Die macht zur
Wonne jeglichen Schmerz
Mit ihrer süßen Minne.
_____
Es schien ein Stern in meine dunkle Nacht
Und sieh: ein Heer von Sternen war erwacht;
Ein Frühlingsleben und ein
Wonnesprühn
Erwachte mild bei dieses Sternes Glühn.
_____
Wonne
der
Wonnen
Ich wußte, nun hatte ich Alles besessen,
Nun hatte ich Frieden; nun hatte ich Ruh';
Himmel und Erde und Alles vergessen,
Himmel und Erd' und mich selber dazu.
O
Wonne der
Wonnen, wer kann dich ergründen?
Vergessen sich selbst, und die Welt und die Noth -
O
Wonne der
Wonnen, wo bist du zu finden?
"Nur in der Liebe und nur in dem Tod!"
_____
O schmieg' mit innigem Vertrauen
Dich fest an mich, du meine Lust!
Mit frohem Auge sollst du schauen
Den Frühling einer Menschenbrust.
Sie hofft in sel'gem
Wonnebeben!
Sie hofft so fest, sie liebt so rein!
Sie liebt! o komm! ihr ganzes Leben
O komm, die Welt ist dein.
Du bist die ewig heil'ge Sonne
Die dieses Leben hat entfacht;
Du bist das Lerchenlied der
Wonne
Du bist des Himmels heit're Pracht.
_____
Heimliche Liebe
Sie reden so selig von
Wonne,
Von
Wonne und sonnigem Schein;
O Liebe, du böse Liebe,
Wie schaffst du tiefinnere Pein
Und kommst doch so heimlich und leise
In's Herze hinein!
Es grünen die Reben am Hügel,
Es blühen die Blumen im Thal;
O Frühling, du trüber Frühling,
So trüb' noch kein einziges Mal -
Das schaffet die heimliche Liebe,
Die liebende Qual.
Sie reden so selig von
Wonne,
Von Sonne und sonnigem Schein.
O Liebe, du böse Liebe
Wie schaffst du tiefinnere Pein
Und kommst doch so heimlich und leise
In's Herze hinein.
_____
Umsonst gelebt!
Und hast du nur ein einzig Herz
Erwärmt mit deiner Gluth;
Hast je in
Wonne oder Schmerz
An And'rer Brust geruht!
Hat je mit dir in Sympathie
Ein zweites Herz gebebt:
O so verzag' und klage nie:
"Ich hab' umsonst gelebt!"
_____
Mein Engel
Wenn dein tiefdunkles Auge
Sich mir zu lesen giebt -
Fühl' ich mit stiller
Wonne,
Daß mich ein Engel liebt.
Und jede trübe Klage
Das frohe Herz vergißt;
Es weiß, daß es nun selber -
Im Himmel heimisch ist. –
_____
Karl Stieler (1842-1885)
Letzte
Wonne
Du kennst die letzte
Wonne nicht,
O Weib, und wirst sie nie ergründen:
In deinen Augen glüht ein Licht,
Das will nicht wärmen, will nur zünden!
Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein Wunder zu erleben!
Die selig sich gestehen kann:
Ich schmied' aus Schönheit keine Waffen;
Es war kein Sieg, den ich gewann,
Es war nur Glück, das ich geschaffen!
_____
Es blitzt sein Aug', es bebt sein Mund,
Ihm ward so süß' zu Sinne,
Sie saßen nieder im grünen Grund -
Frau Minne kommt, Frau Minne.
Er sprach: "Es keimt in Wald und Feld,
Die Blumen grüßen und winken,
Nur einmal noch laß mich die
Wonne der Welt
Von roten Lippen trinken!
Von deinen Lippen heiß und weich!"" -
Da hat er sie umfangen ….
Der arme Herr Wernher, er war so reich
Mit seinen glühenden Wangen.
_____
Frühling war's in allen Zweigen
Und die braune Drossel sang
Und an deiner Schulter lehnt' ich,
O, wie war ich froh und bang!
Bin zu Füßen dir gesessen,
Hab' in
Wonnen dich geküßt
Und kann's nimmermehr vergessen,
Was du mir gewesen bist!
_____
Ludwig Tieck (1773-1853)
Ich soll sie sehn!
Faß' ich die
Wonne?
O goldne Sonne!
Ich soll sie sehn!
_____
Was halt' ich hier in meinem Arm?
Was lächelt mich an so hold und warm?
Es ist der Knabe, die Liebe!
Ich wieg' ihn und schaukl' ihn auf Knie und Schooß,
Wie hat er die Augen so hell und groß!
O himmlische, himmlische Liebe!
Der Junge hat schön krausgoldnes Haar,
Den Mund wie Rosen hell und klar,
Wie Blumen die liebliche Wange;
Sein Blick ist
Wonne und Himmel sein Kuß,
Red' und Gelach Paradiesesfluß,
Wie Engel die Stimm' im Gesange.
_____
Adolf Ritter von
Tschabuschnigg (1809-1877)
Einmahl noch das Lächeln voller
Wonne,
Gottes schönsten Lohn für seine Welt,
Das in gleicher Klarheit auf die Sonne,
Und in stilles Blüthendunkel fällt.
Einmahl noch die warme Hand in meiner,
Und der Vollmond über dir und mir;
Einmahl meine Brust noch eng an deiner,
Eine stille Stunde noch mit dir!
Einmahl noch den Blik bis tief zu Herzen,
Sehnsuchtvoll, in Thränen mild verklärt,
Der mir selbst der Trennung Schmerzen
Still in
Wonneschauer kehrt.
_____
Ludwig Uhland (1787-1862)
Seliger Tod
Gestorben war ich
Vor
Liebeswonne:
Begraben lag ich
In ihren Armen;
Erwecket ward ich
Von ihren Küssen;
Den Himmel sah ich
In ihren Augen.
_____
Wilhelm Wackernagel
(1806-1869)
O du mein Mond in stiller Nacht,
Der über mir am Himmel wacht,
Und mit mir wacht und träumet,
Und wenn ich schlafe meinen Traum
Mit duft'gem Silber säumet!
Du immer nah und immer fern,
Mein Morgenstern, mein Abendstern,
Vorbotinn aller
Wonne!
Und alle
Wonne selber du,
Du Mond, du Stern, du Sonne!
_____
Laß mich ruhen dir zu Füßen,
Laß mich lauschen nur und schaun,
Lauschen wie von deinen süßen
Lippen süße Worte thaun,
Schaun wie deine liebefeuchten
Augen auf mich niederleuchten,
Daß die Seele mir durchzittert
Tief ein
wonneselig Graun.
_____
Freue dich und siehs mit Stolz,
Daß du solch ein Wunder konntest,
Daß du dieses dürre Holz,
Liebste Seele, so besonntest,
Daß in
Wonnen mein Gemüthe
Wie ein grünes Eiland liegt,
Daß es wie ein Vogel fliegt
Jauchzend durch die Maienblüte.
_____
Zu Jahrs Beginn da ist entsprossen,
Geliebte, unsres Liebens Baum;
Nicht Thränen haben ihn begossen:
Wir wissen ja von Leide kaum;
In blauer Luft, am Schein der Sonnen
Erwuchs er uns zu Trost und
Wonnen.
_____
Ich denke dein, wie Nachts in Träumen
Die Rose noch der Sonne denkt,
Derweile die zu fernen Räumen
Schon ihren Wagen hat gelenkt;
Wie träumend sie gedenkt der Sonne,
Und ihr den Mund zum Kusse beut,
So küßt dich meine Seel' und freut
Sich heimlich der geträumten
Wonne.
_____
Wilhelm Waiblinger
(1804-1830)
Deinen Mund! - ich rase, schwärme, flamme,
meine Geister fliegen himmelwärts,
Nebel graut um mich, und
wonnetaumelnd
drück ich dich zum letztenmal an's Herz.
Deinen Mund, o rasendes Entzücken,
Mädchen, weigre nicht und lass' mich ziehn,
einen Kuß noch, und wir sind geschieden,
letzte, letzte
Wonne fahre hin.
_____
Frank Wedekind
(1864-1918)
O, Ella, Ella, tausend Seligkeiten
In einen einz'gen Atemzug gedrängt;
Die Triebe aus der Menschheit frühsten Zeiten,
Von
wonnekund'ger Götterhand gelenkt;
Der Kindheit ahnungsvolle, lose Spiele
Verwandelt in unendlichen Genuß;
O, Ella, alle himmlischen Gefühle
In einem einz'gen Liebeskuß -
_____
Meine beiden Knie wurden brüchig,
Von der Stirne triefte mir das Fett.
Als das Hemd du abgetan, da schlich ich
Wonneschaudernd an dein Bett.
Mach, daß dieser Traum sich bald erfülle;
Mach, erhabne Königin,
Daß bei dir ich vor Behagen brülle,
Nicht vor Wut, weil ich dir ferne bin.
_____
Ich hab dich lieb, kannst du es denn ermessen,
Verstehn das Wort, so traut und süß?
Es schließet in sich eine Welt von
Wonne,
Es birgt in sich ein ganzes Paradies.
____
Ernst von Wildenbruch
(1845-1909)
Ein knospendes Röschen auf schwellender Brust
Und so klopfend das Herz unterm Mieder,
Meine Sonne und
Wonne und Freude und Lust,
Der holdselige Quell meiner Lieder -
Das ist sie, das ist sie, die ich meine,
Und neben der Einzigen keine.
_____
Eliza Wille (1809-1893)
O komm! o komm! verweht ist die Nacht!
Die Blumen sind alle schon aufgewacht,
Es strahlet die Schöpfung im farbigten Licht -
Ich seh' wohl die Sonne, doch hell ist's noch nicht;
Im Herzen ist's dunkel, von Wolken umgeben,
Da bringet die Sonne nicht Freud' mir und Leben,
O komm! o komm! dann wird es Tag,
Und alles ist jubelnd und licht und wach!
Dann ist die Erde so freudig, so schön!
Ich könnte bewundernd wohl Stundenlang steh'n.
Wenn die sanfte Freud' erscheint,
Wenn das Herz vor
Wonne weint,
Wenn die Brust vor
Wonne bebt,
Ist's Entzücken daß man lebt.
O komm auf leicht beschwingten Füßen,
Damit wir den thauigten Morgen begrüßen!
_____
O könnt' ich sterben für dein Glück,
Das wär' ein sel'ger Augenblick -
O könnt' ich leben dir zur
Wonne -
O Gott! wie wollt' ich jede Sonne,
Begrüßen jedes neue Licht,
Wie eines Engels Angesicht,
Das in der allertrübsten Nacht
Verlaß'nen Seelen Trost gebracht.
Mir ist als müßten Blumen sprießen
Zur Seiten mir, zu meinen Füßen,
Mir ist als müßt' mich Fried' umfächeln,
Als müßten Erd' und Himmel lächeln,
Als müßt' mein Herz von
Wonne weit,
Sich lösen in der höchsten Freud',
Als müßt' ich dann zu glücklich seyn,
Wenn du mich liebst und wenn ich dein!
_____
Du stand'st am Quell im Garten
Und schöpftest aus der Fluth -
Und niemand kann mir geben,
Was dort an
Wonnen ruht.
Die Wunder alle schweigen -
Ich forsche, frage kalt -
Ich soll wie and're leben?
Und hab' im Licht gewallt!
_____
Eine Liebe giebt es auch,
Wärmer denn des Frühlings Hauch,
Ein Entzücken, eine Sonne!
Lebensfülle, Pracht und
Wonne!
Eine Freude, leicht beschwingt,
Wie der weiße Schmetterling,
Der die blaue Luft durchdringt,
Unter Blumen gaukelnd hing. -
In der Freude blüht das Herz,
Und es welkt im langen Schmerz;
Sonne, Kraft und Licht ist Liebe!
Tröstung kommt wie Mondlicht trübe.
_____
Kennst du den schönen Lindenbaum,
Wo wir einst glücklich waren?
Wo ich so selig bei dir stand
In unsern
Wonnejahren? -
_____
Wie in den Sternen Reinheit ist,
So strahlte Reinheit wo du bist;
Wie
Wonne weht im Blumenhauch,
So weht um dich die
Wonne auch;
Wie stärkend kommt des Morgens Licht,
So strahlet freudig dein Gesicht;
Wie Hoheit bei der Lilie wohnt,
Auf deiner Stirn die Hoheit thront;
Wie Freude lebt im Vogelsang,
Wacht Freud' vor deiner Stimme Klang;
Wie Demuth bei den Veilchen ist,
So weißt du nimmer, was du bist.
Und wenn des Frühlings Lust und Pracht
Mit allen
Wonnen aufgewacht -
O sprecht mir nicht vom Frühlingsschein!
Ihr mögt an solcher Freud' euch freun,
Mein Frühling welkt und weichet nie,
Mein Born des Entzückens, mein Frühling ist Sie!
_____
Joseph Christoph von
Zedlitz (1790-1862)
Ha, schon fühl' ich an des Herzens Schlägen
Ihrer Nähe zaubermächt'ges Band;
Dort – sie ist's – sie hat den Ruf erkannt,
Streckt die Arme liebend mir entgegen!
Selig, Mund an Mund,
Gibt kein Wort es kund,
Welche
Wonnen sich im Busen regen!
_____
Kathinka Zitz-Halein
(1801-1877)
Wonne des Himmels, daß ich Dich gefunden!
Heil der verhüllten, der göttlichen Macht,
Die uns auf ewig in Liebe verbunden
Bis zu des Todes umschleiernden Nacht.
Tausch' nicht mein Loos mit dem König der Welten,
Trifft auch ein Weh einst die bebenden Brust,
Wird Deine Liebe mir reichlich vergelten;
Dann hallt die Luft von dem Jauchzen der Lust.
O! mein Gebieter, Du Fürst meines Lebens,
Dir schlägt mein treues, mein sehnendes Herz;
Du bist mein Heil, meine
Wonne! vergebens
Winket die Welt mir mit Freuden und Scherz.
Mögen auch ringsum die Wolken sich trüben,
Sinket die Sonne dann sterbenden Blick's,
Ist mir von allem Dein Herz nur geblieben,
Trotz' ich den wankenden Launen des Glück's.
_____
|