Franz Marc (1880-1916)
Liebespaar
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Stichwort: Wunder
16./17. Jh.
18. Jh.
19/20. Jh.
16./17. Jh.
Anonyme Barockdichter
Glänzende strahlen der blitzenden Jugend!
Muster der erden und
wunder der welt!
Streue das leuchtende feuer der tugend
Uber dein funckelndes rosen-gezelt /
Tödte dein herze von ertzte von stein /
Wiltu nicht ganz unempfindlich mir seyn.
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Ihr stillen lüffte dieser nacht /
Mit denen ich zum öfftern schwatze /
Fangt auff den thon den meine rede macht /
Und tragt ihn hin nach jenem platze /
Da wo mein engel liegt
Und in der hut der schönsten Amoretten
Auff schwanen-brust und feder-betten
Wird eingewiegt.
Eilt hin und seht an meiner statt
Das grab der edlen schönheit stehen /
Was zeit und glück mir abgesaget hat /
Das könt ihr unverwehrt durchwehen /
Ihr solt der spiegel seyn /
Darinnen ich diß himmels-bild betrachte /
Was ich verehr und göttlich achte /
Wist ihr allein.
Ich weiß / daß dort der höchste preiß
Der schönheit ausgekramet lieget /
Dran die natur mit ihrem grösten fleiß
Ein
wunder an das andre füget.
Wer doch so seelig wär /
Daß nur ein blick so kühn / so hoch dürfft steigen /
Solt er auch gleich sich wieder neigen
Zur wiederkehr.
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Auff schwarze augen
Schwarze augen sind der zunder /
Der mich noch zu asche macht.
Dieses sind die stärckste blitzen /
Die aus schwarzen wolcken gehn.
Was sie kan noch mehr erhöhn /
Ist / daß sie / gleich einem
wunder /
Sonnen sind und doch auch nacht.
Schwarze augen sind der zunder /
Der mich noch zu asche macht.
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An Lauretten
Als nechst ich mein gesicht' auff ein paar brüste wante /
Ward mir gelohnt mit feur und glut /
Ich sah zwar nichts als milch und blut /
Und was sich weisser noch als Alabaster nannte /
Es wieß ein schneegebürg vor meinen augen sich
Und aber / ach! dennoch umbgaben flammen mich.
Wie
wunderbahr kanstu / Laurette dich verstellen!
Ich dacht bey deiner brüste paar
Als fleisch und blut / sey nicht gefahr /
Sie aber wurden mir zu lauter flammen-qvellen /
Ich wolt' auff deiner brust die zucker-äpffel sehn /
Und feuer-ballen seh' ich mir daraus entstehn.
Ein Anmuts-Westwind der auff selben damals spielte /
Facht noch darzu das feuer auff /
So daß die flamme ihren lauff /
Durch mein entbrannte brust mit voller macht erhielte /
Jemehr dieselbig' in der brüste bälge stieß
Jemehr er auch die glut in meiner brust anbließ.
Und noch itzund muß ich der flammen macht erkennen /
Mein herz so damals angebrandt /
Brennt noch zum weyrauch deiner hand /
Und will auff ewig auch zu deinem ruhme brennen;
Denn weil ein kühner blick hat meinen geist beliebt /
So leidet er mit recht vor das / was er verübt.
Jedoch solt dieser brand mir unerträglich fallen /
So gönne mir nur einen tag /
An dem ich mich abkühlen mag /
In deinem schneegebürg' und wässrichten Corallen /
Denn machstu vollend dich zum
wunder aller welt /
Wenn kühlung deine schoß / die brust feur in sich hält.
Willtu mir aber glutt und feuer zuerkennen:
Wolan: so geh ichs willig ein /
Nur lasse mir erlaubet sein /
Auff den zwey bergen deiner brüste zu verbrennen /
Wer will der zieh zum grab in das gelobte land /
Ich bin vergnügt / wenn hier mein körper wird verbrand.
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Andre mögen alles haben,
Ehr und glück zum eigenthum:
Deiner anmuth
wunder-gaben
Sind mein allerschönster ruhm.
Dieses höchstgeschätzte gut
Kaufft ich gern mit meinem blut.
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Christoph Gottehr
Burghart (1682-1745)
Auff ihren mund
Gar recht! du bleibest doch ein unvergleichlich kind;
Ich habe dich niemals ohn' uhrsach so genennet:
Wer dich gesehen hat / und deinen nahmen kennet /
Der findet meinen schluß mehr als zu wohl gegründet.
Ich rühme nicht den geist / der tausend herzen bindt /
Nicht wangen / nicht den halß / nicht wie dein auge brennet /
Nicht dein schwarzbraunes haar / und was mir kaum vergönnet /
Die alabaster brust / die nichts ihr gleiche findt /
Nur der vollkomne mund soll hier alleine zeigen:
Kan seine nettigkeit noch etwas grösser seyn?
Vor seinem purpur muß sich aller purpur neigen /
Sein angenehmer thon versüst die schwerste pein.
Kurz: seine schönheit ist der rechte liebes-zunder /
Und du Lisette wirst durch ihn zu einem
wunder.
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Christian Hoffmann von
Hoffmannswaldau (1616-1679)
Die brüste sind der liebe zunder /
Wovon die schönheit nahrung nimmt.
Ein stamm und abgott aller
wunder /
So blüht und frucht zugleich bekömmt.
Des tempels kerzen
Sind so gemacht /
Daß kalten herzen /
Durch ihre pracht
Wird glut beygebracht.
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Christian Hölmann
(1677-1744)
An dieselbe
Im garten hat die erste welt geliebt /
Und jeden satz der wollust ausgeübt;
Weil wir nun hier in einem garten seyn /
So räum‘ auch du die brust dem lieben ein /
Die liebe kocht in mir bereits das blut /
Das wachsthum bringt / und liebes-wunder thut.
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18. Jh.
Gabriele von Baumberg
(1768-1839)
An einen Freund vor seiner Abreise
Das
Wunderband, wodurch zwey gleich geschaffne Seelen
Beym ersten Blicke sich verbinden und vermählen,
Wird durch Entfernung nur gedehnt.
Es wird von einem Pol bis hin zum andern reichen,
An Dauerhaftigkeit wird's einer Kette gleichen,
Die selbst die Zeit nicht ganz zertrennt.
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Aloys Blumauer
(1755-1798)
Wunder der Liebe
Nach dem
Spanischen
Liebe traf mich, meine Augen weinen,
Und im Herzen brennt ein wüthend Feuer mich,
Durch der Liebe Allgewalt vereinen
Elemente selbst zu meinen Qualen sich,
Ach! vergebens brennet meine Flamme,
Fruchtlos netzen Thränen mein Gesicht.
Thränen, warum löscht ihr nicht die Flamme?
Flamme, warum trocknest du die Thränen nicht?
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Friedrich Bouterwek
(1766-1828)
Die Schöpfung der Liebe
Sagt, was ist es, daß der Sphären
Wunderbau zusammenhält?
Sagt, was schafft das Reich der Zähren
Zur verschönten
Wunderwelt
Was verschwistert Freud' und Schmerzen
Was vereinigt Mein und Dein
Was entrinnt aus vollem Herzen
Oft auf Grab und Leichenstein?
Liebe! Eins und Alles! Liebe!
Du nur, Lebensschöpferinn,
Schufst zum Geist und Weltgetriebe
Sinn in Kraft, und Kraft in Sinn.
Eh die Sonnen Erden hellten,
Eh sich Herz und Herz erkor,
Bildetest den Plan der Welten
Du dem Allvollender vor.
Des Vollenders Athem wehte,
Und die Welten standen da.
Liebe lenkte, Liebe drehte
Ihre Kreise fern und nah.
Fern und nah in lauten Chören
Tönte, was sich hält und zieht,
Und der Rundgesang der Sphären
War der Liebe Feierlied.
Sonnen und Planeten zogen
Liebend sich magnetisch an.
Liebend fliegen Meereswogen
Gegen Luna himmelan.
Blumen gegen Blumen sandten
Ihres Wesens Nektarduft.
Sonnenstäubchen, die sich kannten,
Suchten sich in dünner Luft.
Sieh, da rauscht' es! sieh, da fühlte,
Was da lebt, sein Lebensband;
Glühte, suchte, was es kühlte;
Fand es an der Freude Hand.
Wie sich da die Sinne tauchten
In der Wollust Feuermeer,
Gluthen fühlten, Gluthen hauchten,
Schien der Kelch der Liebe leer.
Aber der Vollender wehte
Liebehauch zum zweitenmahl,
Und durch alle Sternenbeete
Fuhr ein heller Götterstrahl.
Sanft erbebten alle Wesen,
Mitempfindend, was geschah;
Denn zur bessern Lieb' erlesen,
Stand der Herr der Erde da.
Wunsch um Wunsch, und Lieb' um Liebe
Säuselte die Sympathie.
Keinen Wirbel wilder Triebe,
Seelenwechsel heischte sie.
Leises Fühlen, tiefes Sehnen
Webte durch des Menschen Sinn,
Und in wundersamen Thränen
Floß der Quell der Wonne hin.
Er nur sie, nur sie im Blicke;
Sie nur ihn, den Himmelssohn!
Beide flehten vom Geschicke
Liebe nur zum letzten Lohn.
Da, im nie gehörten Lallen,
Flog der Treue erster Schwur
Durch des Himmels Sternenhallen
Zum Vollender der Natur.
Von des Unerschaffnen Throne
Weht' und wallt' es nun herab:
Lieb' und immer Liebe lohne
Euch, Erkorne, bis an's Grab!
Lieb' im lichten Geisterglanze,
Mit der Treue Hand in Hand,
Deute mit dem Palmenkranze
Hin zum zweiten Vaterland!
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Louise Brachmann
(1777-1822)
Augensprache
Schweige, Mund und redet, Augen!
Andre Sendung will ich nicht.
Nur so zarte Boten taugen,
Wo ein zart Geheimniß spricht.
Durch der Wimpern Schattenschleier
Dringen Blitze, bang, doch kühn,
Süßes,
wunderbares Feuer,
Spiegelnd in der Wangen Glühn.
Ja, mit
Wundermacht entzünden
Licht sie im verwandten Sein,
Wissen schnell die Bahn zu finden
Tief ins Herzens Herz hinein.
Und die lieblichen Gesandten
Führen mächt'ge Sprache dort,
Und so schlingt mit Wechselbanden
Sich der Blicke Botschaft fort.
Unentweiht von äußern Zeugen,
Nur im heilig stillen Raum,
Lang' noch weil' in zartem Schweigen,
Lichter, seel'ger Himmelstraum!
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Sympathie
Seelig, wenn aus des Geliebten Blicken
Die verwandte Seele wiederstrahlt!
Wenn sich unser Kummer und Entzücken
Spiegelnd in des Freundes Auge malt;
O wie süß! wenn uns des Herzens Regung
Im geliebten Auge flammenhell
Aufblitzt, sympathetisch die Bewegung
Durch die Pulse flieget heiß und schnell!
Wie in einem Meer voll süßer Wonne
Untergeht im theuren Aug' der Blick,
Und es glänzt ihm eine schöne Sonne
Von der lichten Spiegelfluth zurück.
Wunderbar doch schlang die ew'ge Liebe
Jenes Band, das unser Loos versüßt,
Das mit mächt'gen, unaufhaltbar'n Triebe
Unsre Herzen aneinander schließt!
Jeder strebt, das eigne Glück zu finden,
Jeder sucht den Urquell eigner Lust;
Und wo fließt er? In den heil'gen Gründen,
In den Tiefen der geliebten Brust!
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Gottfried August Bürger
(1747-1794)
Das neue Leben
Eia! wie so wach und froh,
Froh und wach sind meine Sinnen!
O, von welcher Sonne floh
Meines Lebens Nacht von hinnen?
Wie so holden Gruß entbot
Mir das neue Morgenrot!
Mein erheitertes Gesicht
Siehet Paradiese blühen!
Welche Töne! Hör' ich nicht
Aller Himmel Melodieen?
O wie süß erfüllt die Luft
Edens Amarantenduft!
Evan! bist du mir so nah',
Mir so nah bei jedem Mahle?
Kehrst du in Ambrosia
Und in Nektar diese Schale?
Geber der Ambrosia
Und des Nektars, mir so nah'?
Liebe! deine
Wunderkraft
Hat mein Leben neu geboren,
Hat zu hoher Götterschaft
Mich hienieden schon erkoren!
Ohne Wandel! ewig so!
Ewig jung und ewig froh!
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Friedrich von Hagedorn
(1708-1754)
Die
Wunder der Liebe
Der Liebe Macht ist allgemein,
Ihr dient ein jeder Stand auf Erden.
Es kann durch sie ein König klein,
Ein Schäfer groß und edel werden.
Tyrannen raubt sie Stolz und Wuth,
Den Helden Lust und Kraft zum Streiten;
Der Feigheit gibt sie starken Muth,
Der Falschheit wahre Zärtlichkeiten.
Der Einfalt schenkt sie den Verstand,
Den sie der Klugheit oft entwendet.
Ein Grillenfänger wird galant,
Wenn sie an ihm den Sieg vollendet.
Des strengen Alters Eigensinn
Verwandelt sie in Scherz und Lachen,
Und diese holde Lehrerinn
Kann auch die Jugend altklug machen.
Ein Spanier vergißt den Rang,
Unedlen Schönen liebzukosen:
Ein junger Franzmann den Gesang,
Den Wahn, das Selbstlob der Franzosen.
Wenn jenen Reiz und Schönheit körnt,
Entsaget er dem Hochmuthstriebe:
Und dieser seufzet und erlernt,
Die Freyheit prahle, nicht die Liebe.
Sie giebt der deutschen Männlichkeit
Die sanfte Schmeicheley beym Küssen,
Den Heiligen die Lüsternheit,
Und auch den Juden ein Gewissen.
Sie fand, so oft sie sich nur wies,
Verehrer in den besten Kennern.
Nur sie entwarf ein Paradies
Den ihr geweihten Muselmännern.
Ja! deine siegende Gewalt,
O Liebe! wird umsonst bestritten.
Dir unterwirft sich Jung und Alt
An Höfen und in Schäferhütten.
Doch meine Schöne hofft allein
Den Reizungen zu widerstehen.
O laß sie mir nur günstig seyn!
Wie wirst du dich gerächet sehen!
_____
19./20. Jh.
Hugo Ball (1886-1927)
Schöne Mondfrau, gehst du schlafen
Lächelnd und so munter,
Leise mit den Silberschafen
In die Nacht hinunter?
O und du im hellen Kleide,
Liebe Schehrazade,
Spielst du, daß die Nacht nicht leide
Deine Serenade?
Wandermüde,
wundertrunken
Komm in meine Ruhe.
Blaue, weiche Sternenfunken
Küssen deine Schuhe.
Sieh, die Nacht ist so lebendig,
Voller Duft und Gnade.
In den Bäumen eigenhändig
Spielt sie sich die Serenade.
_____
Sei mir ein Fest und ein zärtliches
Wunder.
Milder noch blühe dein Schein.
Wenn wir die magischen Worte tauschen,
Geht durch die Seele ein Flügelrauschen,
Dem wir uns weihn.
_____
Michel Berend (1834-1866)
Wer hat sie geahnt, wer hat sie ergründet
Die stille gewaltige Zauberkraft,
Wo hat es ein Sänger im Liede verkündet,
Was die Liebe, die Liebe für
Wunder schafft!
Ist Liebe ein Wesen mit Hauch und Leben,
Ist sie ein Traumbild, ist sie ein Wahn?
Wer hat ihr Szepter und Krone gegeben,
Wer den Königsmantel ihr umgetan?
Sind's Rosen, ist's Gift, was Liebe spendet,
Stieg sie aus den Gluten der Hölle hervor?
Ward sie als ein leuchtender Bote gesendet
Aus des Herrgotts seligem Engelchor?
Stieg sie herein in unsre Mitte,
Weil der Teufel sein Opfer haben muß -
Warum weiht sie zur Kirche die Hütte,
Warum zum Sakramente den Kuß!
Wer hat ihr der Wonne Zauber gegeben,
Wer lieh ihr den finstern, gräßlichen Bann,
Daß sie ein ganzes Menschenleben
So gränzenlos elend machen kann?
Wer gab ihr untertan Bauer und Kaiser,
Wer gab in ihr Füllhorn Würde und Spott,
Daß zum hirnlosen Narren durch sie ein Weiser,
Durch sie ein Knabe werde zum Gott?
Hat ihr die Taube die Schwingen befiedert,
Hat sie dem Geier die Feder geraubt ...
Die Zeit hat mir das Alles erwiedert,
Doch anders, anders als ich es geglaubt.
_____
Otto Julius Bierbaum
(1865-1910)
Du, mein Glück
Meine Seele, eine Taube,
Lang verflogen und verirrt,
Regt nun zwischen lauter Blüten
Auf dem schönsten Frühlingsbaume
Ihre Flügel leis vor Glück.
Du mein Baum voll lauter Blüten!
Du mein Glück! Du meine Ruh!
Meiner Sehnsucht weiße Taube
Regt die Flügel, regt die Flügel
Dir im Schoße. Süße! Süße!
Welch ein
Wunder: Ich und du!
_____
Carmen Sylva (1843-1916)
Phönix
O
Wunderkraft der Liebe!
O
Liebeswunderkraft!
Als ob je ruhn sie bliebe,
Hätt jemals ausgeschafft!
Sie ruhet in sich wieder
Von ihrem Schaffen aus,
Sinkt in sich selber nieder,
Steigt jung verschönt heraus.
Sie braucht nicht erst zu brennen,
Um kühn sich zu befrein,
Sie darf sich selbst nur nennen
Und strahlend steht sie, rein.
Sie dient und herrscht und wandelt
Als wenn sie sterblich wär!
Und schafft und giebt und handelt
Als wär sie göttlich, hehr.
_____
Carl Ferdinand
Dräxler-Manfred (1806-1879)
Liebeswunder
Ueber Allen, wie ein Himmel,
Ist die Liebe ausgespannt,
D'rin ein lichtes Sterngewimmel
Von Gefühlen allerhand.
Fröhlich sieht der Mond hernieder,
Gehn Verliebte Hand in Hand,
Herz und Sinn und Augenlider
Sich und ihm nur zugewandt.
Und die goldnen Sterne stehen
Wie ein Hochzeitfackelbrand,
Um das Brautfest zu begehen,
Das sich hier zusammenfand.
Stern- und Engelblick hinunter,
Menschenaug' hinaufgewandt: -
Solche zauberhafte
Wunder
Bringt die Liebe nur in's Land.
_____
Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
Intermezzo
Dein Bildnis
wunderselig
Hab' ich in Herzensgrund,
Das sieht so frisch und fröhlich
Mich an zu jeder Stund'.
Mein Herz still in sich singet
Ein altes, schönes Lied,
Das in die Luft sich schwinget
Und zu dir eilig zieht.
_____
Der Schiffer
Du schönste
Wunderblume
süßer Frauen!
Ein Meer bist Du, wo Flut und Himmel laden,
Fröhlich zu binden von des Grüns Gestaden
Der Wünsche blüh'nde Segel voll Vertrauen.
So schiffend nun auf stillerblühten Auen
In Lockennacht, wo Blicke zaubrisch laden,
Des Mund's Korall'n in weißem Glanze baden,
Wen füllt' mit süßem Schauer nicht solch Schauen!
Viel hab' ich von Syrenen sagen hören,
Stimmen die aus dem Abgrund lockend schallen
Und Schiff und Schiffer ziehn zum kühlen Tode.
Ich muß dem Zauber ew'ge Treue schwören,
Und Ruder, Segel lass' ich gerne fallen,
Denn schönres Leben blüht aus solchem Tode.
_____
Bruno Ertler (1889-1927)
Zwischenspiel
Wenn es ein
Wunder gibt, so ist es dieses:
daß Gott uns beides legte in die Brust,
die Seligkeit des reinen Paradieses
und seiner Erde menschenechte Lust.
Und was er einte, sollen wir nicht trennen,
dem Strahl nicht fluchen, weil wir Dunkel sind;
er gab uns beides, daß wir ihn erkennen,
und nur der Kämpfer ist sein liebstes Kind. —
_____
Johann Georg Fischer
(1816-1897)
Gottesgabe
Schau diese Welt, an
Wundern reich,
Und alle nur sich selber gleich,
Es möcht' im weiten Sonnenschein
Kein Blatt noch Blütlein anders sein,
Denn was aus Zweig und Knospe kam,
Ist schön genug und
wundersam;
Doch mein Triumph und Jauchzen ist,
Daß du nicht eine Andre bist,
Daß ich, du liebe Gottesgabe,
Aus aller Welt dich funden habe.
_____
Du schweigend
Wunder,
Du weißt es nicht,
Wie ich trunken trinke
Von deinem Licht!
Und ist es möglich,
Und bist du mein?
Wir zwei im Weiten
Allein, allein!
O halte mich ewig
So gefaßt
Mit Aug' und Ohren,
Wie du sie hast!
Dem Himmel entgegen
Halt' ich dich;
Ein Himmel selber,
Erfüllst du mich.
_____
Emanuel Geibel
(1815-1884)
Doch suchst umsonst auf irrem Pfade
Die Liebe du im Drang der Welt;
Denn Lieb' ist
Wunder, Lieb' ist Gnade,
Die wie der Thau vom Himmel fällt.
Sie kommt wie Nelkenduft im Winde,
Sie kommt, wie durch die Nacht gelinde
Aus Wolken fließt des Mondes Schein;
Da gilt kein Ringen, kein Verlangen
In Demuth magst du sie empfangen,
Als kehrt' ein Engel bei dir ein.
_____
Sei gesegnet das Haus und gesegnet die Flur,
Wo ein Herz einst das
Wunder, zu lieben, erfuhr!
Denn die Lieb' ist der Strahl, der aus Eden uns blieb,
Als der Engel des Schwertes den Ahnherrn vertrieb.
O selig Geheimniß, das Keiner erräth,
Wenn, was jüngst noch so fremd war, sich schauernd versteht,
Und erlöst' von dem Selbst, das in Asche verstiebt!
Sich die Seele der Seele zu eigen ergiebt!
Da weht es wie Frühling vom Himmel in's Herz,
Und es blühn die Gedanken, wie Veilchen im März;
Du vollendest im Spiel, was dir nimmer gelang,
Und das Auge wird Glanz, und das Wort wird Gesang.
Wohl enteilt sie geflügelt, die köstliche Zeit,
Und mit Scheiden und Meiden kommt einsames Leid.
Doch die Thräne der Sehnsucht, entrollt sie auch heiß,
Ist süßer als Lust, die von Liebe nicht weiß.
Drum gesegnet das Haus und gesegnet die Flur,
Wo ein Herz einst das
Wunder, zu lieben, erfuhr!
Denn die Lieb' ist der Strahl, der aus Eden uns blieb,
Als der Engel des Schwertes den Ahnherrn vertrieb.
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Otto Franz Gensichen
(1847-1933)
Noch schwebt so mild, so
wundermild
Noch schwebt so mild, so
wundermild,
Vor meiner Seele stets das Bild,
Wie ich Dich sanft im Arm gewiegt,
Wie Du Dich hold an mich geschmiegt.
So wonnebang erbebtest Du
Und schlossest fest die Äuglein zu,
Nur manchmal durch der Wimpern Flor
Sahst Du verzückt zu mir empor.
Dann aber, zwischen Lust und Harm,
Entwandst Du sanft Dich meinem Arm
Und schmiegtest still und
wundersam
Zusammen Dich in holder Scham.
Und rauntest leis mir in das Ohr
Und blicktest groß zu mir empor:
Da hat aus Deiner Augen Pracht
Dein Kind und meins mich angelacht.
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Anastasius Grün
(1806-1876)
Die Brücke
Eine Brücke kenn' ich, Liebchen,
Drauf so wonnig sich's ergeht,
Drauf mit süßem Balsamhauche
Ew'ger Frühlingsodem weht.
Aus dem Herzen, zu dem Herzen
Führt der Brücke
Wunderbahn,
Doch allein der Liebe offen,
Ihr alleinig untertan.
Liebe hat gebaut die Brücke,
Hat aus Rosen sie gebaut!
Seele wandert drauf zur Seele,
Wie der Bräutigam zur Braut.
Liebe wölbte ihren Bogen,
Schmückt' ihn lieblich
wundervoll;
Liebe steht als Zöllner droben,
Küsse sind der Brückenzoll.
Süßes Mädchen, möchtest gerne
Meine
Wunderbrücke schaun?
Nun, es sei, doch mußt du treulich
Helfen mir, sie aufzubaun.
Fort die Wölkchen von der Stirne!
Freundlich mir ins Aug' geschaut!
Deine Lippen leg' an meine:
Und die Brücke ist erbaut.
_____
Die
Wunder
Willst du es sehn, wie lohe Flammenglut
Beisammen friedlich wohnt mit Wasserflut,
Wie beide ineinander frei bestehn,
So mußt du ihr ins klare Auge sehn;
Drin wohnt ein Feuer wie die Glut der Sonne,
Draus siehst du, wie aus glühem Flammenbronne,
Oft klar den Perlenquell der Tränen taun,
Kannst Glut in Flut und Flut in Gluten schaun.
Willst du auch sehn den Becher
wunderbar,
Draus tötend Gift und Honig süß und klar
Mit einem einz'gen Zug man saugen kann:
O blicke ihren Rosenmund nur an!
Die
Wunderbecher sind die Purpurlippen,
Draus Süß und Herb mit einem Zug zu nippen,
Ein Honigseim, der's Herz belebt und nährt,
Ein Gift, das wild am Lebensmarke zehrt.
Und kennst das goldne
Wundernetz du nicht,
Wo sich kein Faden in den andern flicht,
Das fest zugleich, wenn locker auch und los,
Manch bebend Herz verstrickt in seinen Schoß?
Siehst du der Lockenhaare goldig Prangen?
Das ist das
Wundernetz, das mich gefangen,
Das fest zugleich, wenn locker auch und los,
Mein zitternd Herz verstrickt in seinen Schoß.
Willst du es sehn, wie Ätnas Flammenbrand
Mit Thules eis'gen Schollen sich verband,
Der eine Gottes flammender Altar,
Die andern frostig, kalt und ewig starr?
Das sind wir zwei und unsre beiden Herzen,
Ungleich an Lust, ungleicher noch an Schmerzen,
Das meine wie des Ätnas Brand so heiß,
Das ihre kalt und starr wie Nordpols Eis.
_____
Robert Hamerling
(1830-1889)
Ihr Auge
Ach jene tiefdurchdringenden,
In aller Näh' und Ferne
Den Herztribut erzwingenden,
Tiefdunklen Augensterne,
Sie schleudern, wie der prächtige
Demant'ne Sternenkranz,
Ins ird'sche Grau'n, ins nächtige,
Der Schönheit
Wunderglanz.
Sie glüh'n, als geistdurchleuchtete
Krystall'ne Zauberbronnen,
Von ird'schem Tau befeuchtete,
Gedämpfte Himmelssonnen!
Mir ist, als ob sich spiegelte
Im
Wunder ihres Scheins
Das nie so rein entsiegelte
Geheimnis höchsten Seins:
Die Welten, sie durchdringen sich,
Und seit dem ersten Werde
In Liebesdrang umschlingen sich
Der Himmel und die Erde;
Doch schöner nie entzündete
Sich dieser hohe Bund,
Als er sich mir verkündete
In deines Auges Grund!
_____
Auf lichten Rosen gehst du hin!
Auf lichten Rosen gehst du hin,
Dir winkt der Myrthe Glanz:
Mir aber flicht sich Rosmarin
Und Lilie nur zum Kranz!
Doch, wandl' ich auch im Schmerzensjoch,
Und du auf Blumen weich,
Mein liebend Herz ist sel'ger doch,
Das deine nicht so reich:
Was könnte wert des deinen sein
Auf irdischem Gefild'?
Das meine hegt in gold'nem Schrein
Dein süßes
Wunderbild!
_____
Wunder
Deute mir den süßen Zauber,
Der die Frauenlippe würzt:
Daß uns ihre Glutberührung
In ein Meer von Wonne stürzt?
Solchem
Wunder nachzuspüren
Ist so fromm, als wie des Seins
Ew'gem Grunde nachzugrübeln:
Alle
Wunder sind nur eins.
Heilig ist dies
Weltenwunder,
Wo ihr's packt, an jedem Ort,
Und die großen Rätsel alle
Löst ein einzig Zauberwort.
_____
Im Spiegel
Die Liebesrede war gemach verklungen,
Wir ruhten Herz an Herz an trauter Stelle!
Und schweigend aus des Selbstvergessens Quelle
Trank ich, in Träume selig eingesungen!
Da fiel mein Blick, dem Wonnetraum entrungen,
Auf eines Spiegels blanke Silberwelle:
Und drin erblickt' ich in krystall'ner Helle
Mich selbst mit ihr, umschlingend und umschlungen!
An mich geschmiegt sah ich die Blütenflocken
Des Busens, sah der Augen lichte Sonnen,
Und niederwogend ihre schwarzen Locken.
So stand ich, ein Narziß, am Zauberbronnen
Der Schönheit und bestaunte, süß erschrocken,
Das sel'ge
Wunder meiner Liebeswonnen!
_____
Geh' nicht von mir, versuche nicht das Schicksal,
Das so zwei Herzen trennt, eh' man's gedacht,
Die wonneselig sich verknotet wähnten
Auf ewig durch der Liebe
Wundermacht.
Geh' nicht von mir, laß deine Hand in meiner -
Unlösbar fest geschmiedet ist kein Ring.
Geh' nicht von mir, am wenigsten im Grolle -
Das Herz des Menschen ist ein seltsam Ding.
_____
Dankbar gedenk' ich jedes Mundes,
Der traut und milde zu mir sprach,
Und jedes lichten Augengrundes,
Draus mir ein Strahl der Liebe brach;
So laß ich ewig in mir leben,
Was mich mit holdem Reiz gegrüßt,
Und still mich im Vorüberschweben
Mit flücht'gem Liebeshauch geküßt.
Von allem Sehnen, allem Lieben,
Blieb meiner Brust ein teurer Hort,
Gleichwie ins tiefste Herz geschrieben
Mit Flammenschrift ein Liebeswort.
Und keine Zunge kann sie schildern,
Die
Wunderwelt, die mich umschwebt,
Wenn von den tausend süßen Bildern
Die stille Nacht den Schleier hebt.
_____
Aspasia
In deiner Formen
Wundern les' ich gerne,
Im Lippenpurpur, schwarzen Glanz der Haare:
Das sind zu griech'schen Skolien Kommentare,
Daraus ich schönes, sel'ges Leben lerne!
Verbleichen müssen Rosen, Perlen, Sterne,
Der Tropenschatz der Dichtung langer Jahre;
Weil gänzlich neu dein Reiz, der
wunderbare,
Ist eine neue Poesie nicht ferne!
Wetteifernd sich entgegen stand in Spaltung
Natur und Kunst. Nun siegt Natur. Gespendet
Hat sie in dir das Höchste der Gestaltung.
Wie käme, solcher Schöne zugewendet,
Nicht jedes Sein zu wonniger Entfaltung?
Wohl ihm, der sich an deiner Brust vollendet!
_____
Otto Erich Hartleben
(1864-1905)
Frauenliebe
Ihres Leibes
Wunderschaft
hat so völlig ihn verschnüret,
dass ihn fürder keine Kraft
wieder auf zur Freiheit führet.
Lachend hat an seiner Not
sie das Frauenherz geweidet,
wissend, dass er bis zum Tod
duldet, liebt und für sie leidet.
_____
Max Herrmann-Neiße
(1886-1941)
Warum müssen meine Hände welk werden - - -
Warum müssen meine Hände welk werden
Vom langen Warten!
Warum bringst du mir nicht deine
Wunder
In die umflorten Dämmerstunden wieder,
Wo meine Sehnsucht hungrig hockt!
Wo blüht dein Schoßhaar weichgelockt,
Wo gibst du dich mit Heilandes Gebärden -
O zaghaft zarten! -
Und windest
Wunder
Um Jünglingsglieder?
Du ließest königlich mich kosten,
Und nun vergeh ich dürstend auf den Steinen,
Und die Girlanden welken an den Pfosten,
Und ich hab nichts, was ich dir sagen kann,
Und keinen
Zauber oder Bann,
Du Licht aus Osten,
Dich wieder scheinen zu lassen über meinen Gebeten!
Denn ich bin nur ein Spielzeug deinen letzten, blassen Launen,
Ich bin der finsterte von allen Faunen
Und so zertreten,
Daß du recht tust, wenn du mich ganz vergißt!
- - - Aber ich werde an meiner Liebe sterben,
Das ist gewiß.
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Überwunden
Wenn zwischen uns der Zweifel schleicht,
Zerwürfnis droht, Betrübnis droht,
daß jedes in der eignen Not
einsames Dickicht totwund weicht;
wenn keiner auf des andern Wort
des Herzens Schlag mehr hören mag,
mein Blick will fort, dein Blick will fort,
schon dämmert blaß ein Jüngster Tag;
wenn alle Sehnsucht sterben will,
wenn alle Zukunft sterben will,
Erinnrung wird sich selber Gift:
dann unverwüstlich
wunderbar
wird deiner Liebe
Wunder wahr,
die sich unsterblich übertrifft.
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Das
Liebeswunder
Wer am Abend diese Straße kam,
fand am alten Platze stets das Paar,
das in seiner Liebe, ohne Scham,
an die Wand gebannt wie gestern war,
das nur sich und immer sich nur sah,
im Erlebnis seiner Lust verging:
sternenfern der Welt und blumennah
Mann und Mädchen Brust an Brust sich hing.
Keine Not bestand vor ihrem Blick,
nirgends starb ein Mensch in ihrem Glück,
Hunger, Tod und jedes Nachtgeschick
warf ihr Flammenmeer zum Strand zurück.
Jeder Mörder wich vor ihnen aus,
Wut und Rache ward an ihnen zahm,
der Betrübte ging versöhnt nach Haus,
und wer eben weinend Abschied nahm,
war des Wiedersehens ganz gewiß,
Spötter wurden unwillkürlich mild,
mitten in der dichten Finsternis
strahlte dieses Paares Heiligenbild,
das in seiner Liebe, ohne Scham,
an die Wand gebannt wie gestern stand.
Wer verlassen diese Gasse kam,
ging fortan geführt von Engelshand.
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Ich vertraue dem
Wunder (das nie geschieht?),
ich vertraue dem Traum (der jeden noch trog?),
fehlt deiner Seele der Glaube, der
Wunder sieht,
war das dein Zagen, das meinem Traum sich entzog?
Ich vertraue dem
Wunder - ob es geschieht? -
Dich zu finden im Haus unsrer Liebe? ... Du gingst!
Ist es dein Zagen, das meinem Traum sich entzieht!
Ach daß du stark wie Maria den Engel empfingst!
Ich vertraue dem
Wunder ... Das Haus unsrer Liebe
liegt verlassen, und mich erwartet kein Trost,
der aus zärtlichen Augen das Leben erhellt?
Ich vertraue dem Wunder, dem
Wunder der Liebe!
Und du kehrst mir zurück, und daß du entflohst,
bleibt nur ein böser Traum ... Und wir segnen die Welt.
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Wunder der Allgegenwart durch Liebe
Ich ging mit dir. - Ich ging so sehr allein,
weil schlimmer, als das einsamste Hintreiben,
dies ist: mit deinem Schatten nur zu sein
und dir gleichzeitig fern und nah zu bleiben.
Ich ging mit dir, sprach jedes Liebeswort,
das ich in deiner Gegenwart verschweige;
nun trugen es mißgünstge Winde fort,
daß ich dir wieder leere Hände zeige.
Ich ging mit dir, warst du auch einer Welt,
die mir urfeindlich ist, willig ergeben,
tanztest vielleicht in eines Festes Zelt:
ich fühlte dich an meinem Herzen leben!
Ich ging mit dir. Daß du nicht glaubst, ich weiß,
nicht glauben kannst dem, der sich stets verriegelt
vor deiner Liebeswerbung, der als Greis
sich heimlich nur in deiner Schönheit spiegelt.
Ich ging mit dir. Und jeder spürte dich;
wer mir begegnete, schien dich zu schauen,
durch deine Zauber nur verführte ich
die Liebenden der allerschönsten Frauen.
Ich ging mit dir. Warst du mir auch versagt,
du warst mir dennoch zum Geleit gegeben.
So fern der Einsamkeit, die nach dir klagt,
fühl' ich dich nah an meinem Herzen leben.
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Georg Heym (1887-1912)
O welche ungeheure Schönheit ...
An?
O welche ungeheure Schönheit ward
In diesen Leib gefaßt,
Daß dieses leicht entflammte Herz
So tiefen Schmerz noch fühlen muß.
Ja, wie ein mildes
Wunder war's.
Siehst du, ich weiß, ich werd dich nicht mehr sehn
In dieser großen, meilenweiten Stadt,
Und will doch dafür dankbar sein.
Denn du wirst ewig schön und unberührt
Vom leichten Spiel des Tags
In meiner Seele ruhn.
Ein fernes Sternlein in der Ewigkeit.
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Mia Holm (1845-1912)
Halte still
Halte still, Geliebter, still,
Lass das Küssen, Neigen,
Nur in Stille kann der Gott
Seine
Wunder zeigen.
Das Gefühl Unendlichkeit,
Echter Liebe eigen,
Fühl ich still von dir zu mir
Auf und nieder steigen.
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Karl Ernst Knodt
(1856-1917)
Ein Sommernacht-traum
Es blühen vor meinem Fenster in Pracht
Syringen und Nachtviolen.
Die zaubrischen Düfte ziehn durch die Nacht,
das Herz der Geliebten zu holen.
Sie tragen das sehnsuchtbeseelte daher
auf leichten, leuchtenden Schwingen.
Wiegt es auch wie die Welt so schwer:
doch muß die Nachtfahrt gelingen!
Die Düfte sind stark und die Sehnsucht ist groß:
so kommt das Fernste zusammen.
Ist Liebe nicht allzeit des Lebens Schoß,
draus ewige
Wunder entflammen?
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In deiner Liebe
Halte mein Herz in heiligen Händen,
Leben! Ich brauche die ganze Gewalt
deiner Liebe, um alles zu wenden,
was die Fäuste gegen uns ballt.
Wieder weinen die Wunden. So übe
wieder dein
Wunder: schließe sie zu!
Sieh! in deiner erlösenden Liebe
legt sich all mein Leben zur Ruh.
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Ernst Wilhelm Lotz
(1890-1914)
Verwunderte Strophen
Mädchen! Bist du ein
Wunder!
Daß du aufleuchtend dastehst! Und lebst!
Und Fleisch bist!
Wunder du und Hirngeborenes,
Das da war, als ich außer mir selbst geriet
In quälender Nacht,
Da ein anderer seinen Arm dir um die Hüften legte!
Du! Nah! lodernd nah!
Du bist mein Atem!
Du bist meine Flamme,
Die hinstirbt, wenn ich meine Sehnsucht dämpfe!
Wenn ich mein Leben zurückdämme! -
Nun aus der Ferne muß ich deine Lichter anstaunen.
Aber meine Sehnsucht ist vorstoßend ein Feuersturm!
Und mein Leben ist eine Geistgewalt in die Weite!
Deine Augen sind zwei Spielkinder,
Die mit blanken Händen eine Fackel
Vorhalten,
Träumend fast, eine blaue Brandfackel
Hinstrecken in mein Herz. -
Halt! Halt! Wartet!
Ein Faß voll Dynamit ist dort verstapelt:
Drauf habe ich unvorsichtig
Die Treue,
Die Ehre der Freundestreue niedergelegt.
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Clara Müller-Jahnke (1860-1905)
Johannisnacht
Umwogt von weißen Nebelschleiern
von blühenden Rispen überdacht -
komm mit ins Korn! Wir wollen feiern
die heilige Johannisnacht.
Da treibt aus taugetränktem Grunde
in alle Halme hoch der Saft,
da wirkt in klarer Vollmondstunde
uralter Gottheit
Wunderkraft.
Wir fühlen tief das heilige Reifen
und - eins im andern fromm bereit -
stillsegnend unsre Stirnen streifen
den Blütenhauch der Ewigkeit.
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Alfons Petzold
(1882-1923)
Das
Wunder
Ich staunte lange, als es kam,
und wußte nicht, wie es geschah,
als eine meine Hände nahm
und tief in meine Augen sah.
Und über meine Stirne strich
und lächelnd sprach in Qual und Not:
Ich lieb' nur dich und wieder dich,
dein Kampf ist gut, und süß dein Brot. –
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Siehe, Geliebte
Siehe, Geliebte, aus meinem Gesicht
leuchtet dein Licht,
in meinen wirkenden Händen schafft
deine Kraft,
was meine Seele an
Wundern lebt,
aus dir sich hebt,
und nur mein Herz
mit dem Jubel darin
ist Erz von Erz,
aus dem ich bin!
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Ludwig Pfau (1821-1894)
Ständchen
Mein Lieb! all ihre Grüße
Schickt dir die Frühlingsnacht:
Schlaf wohl! du
Wundersüße,
Du Süße!
Gehüllt in deine Pracht.
Es kommt aus Kelch und Dolde
Ein Duft dir zugefacht:
Schlaf wohl! Du
Wunderholde,
Du Holde!
Du Glut der kühlen Nacht.
Und zarte Liebestöne
Umschweben dich sanft und sacht:
Schlaf wohl! Du
Wunderschöne,
Du Schöne!
Du Herz der stillen Nacht.
Und Sterne mit mildem Scheine,
Sie winken von hoher Wacht:
Schlaf wohl! Du
Wunderreine,
Du Reine!
Du Trost der dunkeln Nacht.
Du Lieb! all ihre Grüße
Schickt dir die Frühlingsnacht:
Schlaf wohl! Du
Wundersüße,
Du Süße!
Gehüllt in deine Pracht.
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Frieda Port (1854-1926)
Das Wort des Geliebten
Wunderbar und immer besungne, niemals
Mit dem Wort ergründete Macht des Eros,
Alle Dichter sollen, so lang sie leben,
Eifrig bemüht sein
Dich zu kennen, dich vor beglückten Menschen
Laut zu preisen, daß an der Tage letztem
Auch dein Lob vollendet ertöne tausend-
stimmigen Einklangs.
Wißt ihr Frauen, ahnt es vielleicht ein Mann auch,
Wie die tiefste Tiefe des Herzens nachklingt
Stark und voll und rein, wenn ein holdes Wort der
Liebste gesprochen?
Traf den Ton die Sängerin ganz vollkommen,
Klingt von selbst die Saite und wiederholt ihn
Unberührt vom Finger. Die Künstlerin blickt
Lächelnd herüber;
Denn ihr Auge sucht, ob im frohen Kreis ein
Freund versteht, wie sehr sie sich freut; so fragt auch
Eros, ob wir jenes von ihm bewirkte
Wunder verstehen!
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Hermione von Preuschen
(1854-1918)
Hoch über uns
Könnt ich bei dir, von deinem Arm umschlungen,
dir ganz die deinerfüllte Seele zeigen,
und dann, erlöst, wenn Gram und Leid bezwungen,
hinüberdämmern in das große Schweigen.
Nacht um uns her, - dein Blick wie Wetterleuchten
in meine Augen grell herüberzündend,
mit vollem Liebestrank die Lippen feuchten,
das tiefste Menschensein erschöpfend saugen.
Und dann … von
Wunder still zu
Wunder gleite
leise mein Ich, - vom Dunkel in das Dunkel,
das letzte Wissen: - endlich dir zur Seite,
hoch über uns der Venus Sterngefunkel.
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Lieder der Sehnsucht, mit Blut geschrieben,
von meinem meerestiefen Lieben, -
sie sollen dem Einen Kunde bringen
auf ihren tränentauigen Schwingen,
sie sollen ihm tief in die Seele dringen,
daß er
Wunderwerke möge vollbringen, -
Lieder der Sehnsucht, mit Blut geschrieben
von meinem meerestiefen Lieben!
_____
Nie wird das Bild mir blasser
Nie wird das Bild mir blasser:
mein Schiff in rasendem Sturm,
über dem wilden Wasser
drüben das Licht im Turm.
Dort sind die Sapphoklippen,
dort ward das
Wunder vollbracht:
opfern mit blühenden Lippen
ewiger Liebe Macht.
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Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Du meine Hohe, weise
mich weiter auf deiner Bahn;
komm und tu mir leise
Wunder um
Wunder an.
Ich habe viel gelitten,
vieles starb und brach, -
jetzt geh ich mit blinden Schritten
deinem Leben nach.
Sehr alte Schmerzen rücken
zurück in ein Verzeihn,
mir baun sich goldne Brücken
zu deinem Gütigsein.
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Das Land ist licht und dunkel ist die Laube,
und du sprichst leise und ein
Wunder naht.
Und jedes deiner Worte stellt mein Glaube
als Betbild auf an meinen stillen Pfad.
Ich liebe dich. Du liegst im Gartenstuhle,
und deine Hände schlafen weiß im Schooß.
Mein Leben ruht wie eine Silberspule
in ihrer Macht. Lös meinen Faden los.
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Joachim Ringelnatz
(1883-1934)
Bin wie ein Dieb durchs Fenster gestiegen.
Sah das Mädchen in seiner Jugendpracht
Nackt auf dem seidenen Bettchen liegen,
Wie ein
Wunder aus einer Zaubernacht.
Und sie schlief von kindlichen Träumen belogen,
Die ein Lächeln auf ihre Lippen hauchten,
Während die Sonnenstrahlen in flimmernden Wogen
Spielend ihr Kraushaar in goldene Lava tauchten.
Mir aber pochte das Herz, und als ich verwegen
Über die schneeigen Glieder mich leise gebückt,
Hat eine Rose verwelkt am Boden gelegen,
Eine Knospe, die sie im Garten gepflückt.
Sah die welke Knospe am Boden liegen,
Sah im Bettchen das süße, schlummernde Wesen. –
Leise bin ich durchs Fenster zurückgestiegen.
Und mir war, als hätt ich ein Märchen gelesen.
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Anna Ritter (1865-1921)
Verklärt
Mir ist, als hätt' ein Großes,
Wunderbares,
In meiner Brust die Augen aufgeschlagen,
Seit er mich küßte!
Als ob ich, niederknieend in den Staub,
Vor meinem eignen Bilde beten müßte,
Weil es ein Glanz von Oben her verklärt.
Ich gehe still und wie in Träumen hin
Und staune wohl, daß ich so ernsthaft bin
Und doch so froh, so allem abgekehrt,
Was sonst mich peinigte.
Mein Leben treibt noch einmal Knospen,
Und kein Wintersturm
Wird ihre edle Schönheit mir zerstören,
Weil sie dem Himmel selber angehören.
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Hugo Salus (1866-1929)
Wundernacht
In den Strahlen des Monds, die zur Erde staunen,
Ist mein Gärtchen ein herrlicher Garten geworden,
Voll Blumen der seltensten Arten geworden,
Die Märchen duften und Düfte raunen.
Und mein blühender, glühender Goldregenstrauch
Läßt zu des Pfades silbernen Kieseln,
Wie ein Springbrunn, die Goldtropfen niederrieseln,
Und die Tropfen verstäuben berauschenden Hauch.
Und mir ist und ich kann mich nimmer besinnen;
Will den Goldregen sacht auseinanderbiegen,
Ob nicht eine Danaë da mag liegen,
Den mondweißen Leib an mich zu schmiegen;
Und daß ich heut nacht sie mir könnte gewinnen ...
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Georg Scherer (1828-1909)
O Lust, zur Seite dir zu sitzen,
Von göttlicher Musik umrauscht!
Zu sehn, wie deine Augen blitzen,
Tief atmend deine Seele lauscht,
Wenn nach dem Takt dein Haupt sich schmieget,
Und auf der Töne gold'ner Flut,
Dir selbst entrückt, dein Geist sich wieget,
Hold, wie ein Schwan auf Wogen ruht.
Du neigst dich, hauchst verlor'ne Worte,
Und, Seele ganz, blickst du mich an -
Ein Blick, ach! der mir weit die Pforte
Ins Land der
Wunder aufgethan.
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Reinhard Johannes Sorge
(1892-1916)
An die Geliebte
Nach Tages Kampf faßt du die pochende Hand,
Im letzten Abend stille wandern wir
Durch das Schweigen und über das schlafende Land
Besänftigt.
Bald neigt sich Nacht, neigt sich mein Aug' zu dir,
Und du erscheinst mir wie Engel vom Himmel gesandt,
Wie heilige Mutter im Geist erscheinst du mir.
Wir schweigen.
Wenn sich dein Leib mir wie atmende Blüte anschmiegt,
Fachst du Flamme um Flamme, fachst du das höhere Sein,
Traum von Umschlingung und Kuß, der uns sterne-an wiegt -
Glückselig.
Spende dem Stammelnden, spende vom ewigen Wein!
Schwinge geweihtester Lust, die zur Gottheit entfliegt,
Hülle uns, hülle aufrauschend die Liebenden ein!
O
Wunder!
_____
Ernst Stadler (1883-1914)
An die Schönheit
So sind wir deinen
Wundern nachgegangen
wie Kinder die vom Sonnenleuchten trunken
ein Lächeln um den Mund voll süßem Bangen
und ganz im Strudel goldnen Lichts versunken
aus dämmergrauen Abendtoren liefen.
Fern ist im Rauch die große Stadt ertrunken
kühl schauernd steigt die Nacht aus braunen Tiefen.
Nun legen zitternd sie die heißen Wangen
an feuchte Blätter die von Dunkel triefen
und ihre Hände tasten voll Verlangen
auf zu dem letzten Sommertagsgefunkel
das hinter roten Wäldern hingegangen - -
ihr leises Weinen schwimmt und stirbt im Dunkel.
_____
Carl Sternheim
(1878-1942)
Was einzig war in diesem
Wunderjahre:
Die großen Augen und die süßen Fieber
Das goldne Licht am flammenden Altare,
Und deine Stimme, wenn sie bebte: lieber.
Die mächt'ge Pracht in deiner Glieder Rauschen,
Wenn sie zum wilden Minnedienst sich schickte,
Verrückte Küsse, tiefes Händetauschen,
Und wenn der Pendel so verloren tickte.
_____
Wunderblume
So schön, so schön! Wem soll ich dich vergleichen,
Da du dich selbst ja immer übertriffst?
Und keine Werte sind, die mir geeignet scheinen,
Dir auch das Wasser nur zum Mund zu reichen.
So gut, so gut. Wie soll ich dir denn sagen,
Wie sehr ich deine Güte oft empfand.
Du hast ja alle Not und Dunkelheit genommen
Und machst mich glücklich wie in Kindertagen.
Und rein, so rein. Dich wird in bess'ren Welten,
Wo andre vor dem Sonnenthrone knien
Und schluchzend ihre schlimmen Menschensünden beichten,
Allvater liebreich streicheln und nicht schelten.
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Junge Frauen im Sonnenglanz
träumen vom
Wunder. Sie liegen im Grase
selig und stumm; vom Morgen zum Abend
sind sie nicht müde, des
Wunders zu warten, -
liegen und träumen.
Taub für das Leben, hören sie hell
hinter die Stunden und hoffen und spüren,
ob sich vom ewigen Segensquell
nicht eine Welle zu ihnen will rühren, -
träumen und hoffen.
Sehet nur! Seht! Die Thore sind weit
offen, und eine jede ist Braut!
Längst ist die Sonne schlafen gegangen;
aber mit dunklen, lodernden Wangen
harren sie noch auf den leisesten Laut,
stumm auf das
Wunder.
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Karl Stieler (1842-1885)
Letzte Wonne
Du kennst die letzte Wonne nicht,
O Weib, und wirst sie nie ergründen:
In deinen Augen glüht ein Licht,
Das will nicht wärmen, will nur zünden!
Wohl ist es süß, wenn ohne Laut,
Wenn, glutverzehrt von Qual und Hoffen,
Ein Menschenaug' in deines schaut,
Vom Blitzstrahl deines Blicks getroffen;
Doch weißt du nicht, wie süß das ist:
In jener Liebe sich ergeben,
Die liebend ihrer selbst vergißt
Und wähnt, ein
Wunder zu erleben!
Die selig sich gestehen kann:
Ich schmied' aus Schönheit keine Waffen;
Es war kein Sieg, den ich gewann,
Es war nur Glück, das ich geschaffen!
_____
Nachruf
Du zogst dahin aus jenem Lande,
Wo einst die Bergwelt uns umblaut',
Allein steh' ich am Waldesrande,
Wo einst wir zwei ins Tal geschaut.
Es rauscht der Wind im welken Laube,
Wo ich dich einst im Grün geliebt -
Doch meine Seele stärkt der Glaube:
Daß es im Leben Blüten gibt,
Die ewig blühen im Vergehen
Der Jahreszeiten und der Zeit -
Und wem ihr
Wunder je geschehen,
Der ist gestärkt – in Ewigkeit!
_____
Wie
wundersam ...!
Wie
wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken:
Die ganze Welt mit lichten Augen seh'n,
Im Sonnenschimmer klarer Freude geh'n,
Eins sein in einem tiefen Glücksgedanken!
Und wie im Leben auch die Stürme weh'n,
Da ist kein Zagen und da ist kein Schwanken:
Fest steht die Liebe, wie die Sterne steh'n -
Wie
wundersam ist dies Verlorengeh'n
In Liebestiefen ohne Ziel und Schranken.
_____
Ludwig Tieck (1773-1853)
Wunder der Liebe
Glosse
Mondbeglänzte Zaubernacht,
Die den Sinn gefangen hält,
Wundervolle Märchenwelt,
Steig' auf in der alten Pracht!
Liebe läßt sich suchen, finden,
Niemals lernen, oder lehren,
Wer da will die Flamm' entzünden
Ohne selbst sich zu verzehren,
Muß sich reinigen der Sünden.
Alles schläft, weil er noch wacht,
Wann der Stern der Liebe lacht,
Goldne Augen auf ihn blicken,
Schaut er trunken von Entzücken
Mondbeglänzte Zaubernacht.
Aber nie darf er erschrecken,
Wenn sich Wolken dunkel jagen,
Finsterniß die Sterne decken,
Kaum der Mond es noch will wagen,
Einen Schimmer zu erwecken.
Ewig steht der Liebe Zelt,
Von dem eignen Licht erhellt,
Aber Muth nur kann zerbrechen,
Was die Furcht will ewig schwächen,
Die den Sinn gefangen hält.
Keiner Liebe hat gefunden,
Dem ein trüber Ernst beschieden,
Flüchtig sind die goldnen Stunden,
Welche immer den vermieden,
Den die bleiche Sorg' umwunden:
Wer die Schlange an sich hält,
Dem ist Schatten vorgestellt,
Alles was die Dichter sangen,
Nennt der Arme, eingefangen,
Wundervolle Märchenwelt.
Herz im Glauben auferblühend
Fühlt alsbald die goldnen Scheine,
Die es lieblich in sich ziehend
Macht zu eigen sich und seine,
In der schönsten Flamme glühend.
Ist das Opfer angefacht,
Wird's dem Himmel dargebracht,
Hat dich Liebe angenommen,
Auf dem Altar hell entglommen
Steig' auf in der alten Pracht.
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Paul Wertheimer
(1874-1937)
Das
Wunder
Einmal um die Dämmerzeit
Kommt das
Wunder hereingeschneit;
Trägt ein blassblau Seidenkleid,
Hält einen Kelch voll Liebe und Leid,
Glück und Gold für mich bereit.
Käm' doch nur das
Wunder bald!
Ach, mein Herz wird klug und kalt.
Manchmal pocht es noch mit Gewalt,
Wenn auf dem Gang ein Schritt verhallt.
Horch! Kommt jetzt die liebe Gestalt
Fernher in mein Haus gewallt?
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