Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Hans
Aßmann Freiherr von Abschatz
(1646-1699)
Die erst-auffgestandene Rosilis
Ich kam den andern Tag zur Rosilis gegangen /
Als sie zum Morgen noch unangeleget war.
Sie stellte die Auror in eignem Bilde dar /
Wenn sie der frühen Welt zeigt ihre Rosen-Wangen.
Die Augen / welche fast der Schlaff noch hielt umfangen /
Verglichen sich der erst entwichnen Sternen-Schaar /
Ihr über Stirne / Wang und Hals gestreutes Haar
Dem Netze / welches uns die theuren Würme langen.
Der weißen Hände Schnee schien heller denn der Tag /
Der angebohrne Schmuck / die lieblichen Geberden /
Beschämten was der Fleiß / die kluge Kunst / vermag.
Giebt Rosilis / mein Licht / zum Morgen solchen Schein /
Wie soll mein Herze nicht zu lauter Flamme werden
Wenn sie wird angelegt in vollem Mittag seyn!
(aus: Anemons und
Adonis Blumen S. 262)
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Geh hin / beglückter Ring / die Finger zu umschlüssen /
Die edler als dein Gold / und werther als dein Stein.
Könt ich auff eine Zeit an deiner Stelle seyn /
Wie solte dieser Rausch das Leben mir versüssen!
Du kanst / ohn alle Scheu / die zarten Glieder küssen /
Dir stralet Tag und Nacht der hellen Augen Schein.
Was sonst der schäle Neyd der Kleider birget ein /
Kanst du / von ihrer Hand geführet / frey begrüssen.
Ich gebe dich an die / der ich ergeben bin /
Du bleibest stets um sie / ich muß zurücke bleiben /
Darff / wo du öffters bist / nicht sicher dencken hin.
Wie sucht das Glücke so sein Spiel mit mir zu treiben!
Ich bringe dir zu weg und thue mehr für dich /
Als mir nicht selbsten wird erlaubt zu thun für mich.
(aus: Anemons und
Adonis Blumen S. 265-266)
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Die Flutten / die du siehst von meinen Augen rinnen /
Lieb-werthe Rosilis / sind nicht gemeine Thränen /
Wie deine Göttligkeit wohl irgend möchte wehnen!
Wo wolt ich solche Ström und Bäche fassen künnen?
Sie werden ausgebrennt vermittelst meiner Sinnen
Von Liljen deiner Schos / von Rosen deiner Wangen /
Und müssen den Geruch von deiner Gunst erlangen /
Dem keine Specerey den Preiß wird abgewinnen.
Die Liebe giebt die Glutt / der Ofen steht im Herzen /
Der dicken Seuffzer Wind bläst mir das Feuer auff /
Der Augen Helm vergönnt dem Wasser freyen Lauff /
Und weil so hitzig ist die Flamme meiner Schmerzen /
So müssen in die Höh so viel der Dünste steigen /
Und durch der Augen Röhr ohn Ende sich verseygen.
(aus: Anemons und
Adonis Blumen S. 268)
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Jagt der Liebe
Indem du gehest nach durch Feld und Wald den Thieren /
Schau ich / ob ich ein Wild der Venus fangen kan.
Du redest offt was stumm / und ich was taub ist / an /
Du läst die Grausamkeit / ich kühne Freyheit spüren.
Du läst dich einen Hirsch durch Berg und Thäler führen /
Mich bringt ein schönes Bild auff unbekannte Bahn.
Du setzest Strick und Netz / ich Wort und Reden dran /
Wir müssen beyderseits offt Müh und Zeit verlieren.
Wir fragen beyde nichts nach Regen oder Wind /
Und wie dich offtermahls die falsche Spur betriegt /
So werd‘ in eitler Furcht und Hoffnung ich gewiegt.
Nur diß ist noch / in dem wir unterschieden sind:
Du hast der Mühe Lohn zuweilen schon empfangen /
Mir aber ist bißher kein Wild noch eingegangen.
(aus: Anemons und
Adonis Blumen S. 273)
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Wie lange wilt du noch mit deinen Sternen prangen?
Wie lange soll mir noch der Mond verdrüßlich seyn?
Zeuch / bitt ich / braune Nacht den tuncklen Schatten ein:
Mich könt / und wärestu ein Jahr / nicht mehr verlangen.
Die / welche meinen Geist vor langer Zeit gefangen /
Die / welche mehr bezwingt / um Hülff und Trost zu schreyn /
Als des Cupido Pfeil durch ihrer Augen Schein
Soll mir zu einem Kuß erlauben ihre Wangen.
Hat sie nicht gestern mir beym Scheiden zugesagt
Mit ihrer Marmol-Hand / so bald es wieder tagt?
So soll ich meinen Wunsch von ihr erfüllet finden?
Doch / was verlier ich Zeit? Du weist von Gnade nicht:
Nacht / ich geh ungesäumt zu meiner Roselinden:
Ihr Auge machet dir zu Trotze Tag und Licht.
(aus: Anemons und
Adonis Blumen S. 294-295)
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Aus:
Herrn
Hannß Aßmanns Freyherrn von Abschatz
Poetische Übersetzungen und Gedichte.
Mit Königl. Poln. und Chur-Sächs. Privilegio
Leipzig und Breßlau bey Christian Bauch / Buchhändl.
Anno M DCC IV (1704)
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