Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Samuel
Daniel (1562-1619)
(In der Übersetzung
von Johann Gottlieb Regis)
Einst
Wohl seh' ich einst noch Zeit mein Unrecht rächen,
Wenn gold'nes Haar in Silber sich verliert,
Und jenem Augen-Blitz, der all' dies Feuer schürt,
Die Kraft und Wirkung anfängt zu gebrechen,
Dann wird der Reiz, von dem jetzt Dichter sprechen,
Dess Himmelsglanz die Welt zum Staunen rührt,
Ganz von der Jahre Tyrannei entführt,
Die seiner Blumen langen Hochmuth brechen.
Wenn sie dann ungern in den Spiegel sieht,
Der ihr ihr winterwelkes Bild wird zeigen,
Dann geh und sag ihr, was sie war, mein Lied:
Denn, was sie war, ist dir verliebt und eigen.
Fortlebt ihr Ruhm in dem, was dich durchglüht;
Aus dir verjüngt kann sie als Phönix steigen.
(S. 89)
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An Delia
Sieh, Delia, wie man ehrt die halb erschloss'ne Rose,
Dein sanft erröthend Bild und Sommers Zier,
So lang sie rein im zarten Blätterschoosse
Den Reiz bewahrt, den Zeit verliehen ihr.
Kaum hat sie ihre Pracht der Luft entfaltet,
Gleich neigt ihr voll erblühter Stolz zum Sinken;
Sie, die der Schönen Schmuck war, scheint veraltet.
So trübt dein Reiz sich nach dem hellsten Blinken.
Kein Mai erweckt den Flor, ist er verwittert,
Der deinen Frühling nun so voll umlaubt.
Pfeilschnelle Zeit, mit Stunden leicht befiedert,
Entrückt die Anmuth von dem schönen Haupt.
O, d'rum lass solche Schätze nicht verstieben,
Und lieb' jetzt, da man wieder mag dich lieben!
(S. 89-90)
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Übersetzt von Johann
Gottlieb Regis (1791-1854)
Aus: England und Amerika Fünf Bücher englischer
und amerikanischer Gedichte
von den Anfängen bis auf die Gegenwart
In deutschen Übersetzungen
Chronologisch geordnet mit litterarhistorisch-kritischen
Notizen und einer Einleitung
von Julius Hart
Minden i. W. J. C. C. Brun's Verlag 1885
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