Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Gaspar Gil
Polo (1535-1591)
(In der Übersetzung von Friedrich Wilhelm Hoffmann)
Sonett
Nicht blind ist Amor, ich bin es; in Plage
Hab' ich aus freier Wahl mich ja begeben.
Kein Kind ist Amor, ich bin eins; in eben
Dem Nu ja lach' und wein' ich, hoff' und zage.
Von Amors Flammen fabelt Thorensage.
Sein Feuer ist das heisse, heft'ge Streben;
Die Flügel sind des Geistes kühnes Schweben
Und eitle Hoffnugsträume, die ich wage.
Es führet Amor Pfeile nicht, noch Bande,
Das freie Herz zu fesseln, zu verwunden;
Er hat nur die Gewalt, die wir ihm leihen.
Denn Amor lebt nur in dem Dichterlande;
Ihn träumt der Thor, ihn hat der Wahn erfunden:
Ha, welchem Götzen wir Verehrung weihen!
(S. 180)
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Sonett
Die Liebe, heisst es, schwur, nicht eine Stunde
Zu trennen sich von Eifersucht und Neid;
Und Schönheit schwur, sie wolle jederzeit
Mit sprödem Übermuthe gehn im Bunde.
Zwei Furien sind es auch der Hölle Schlunde,
Feindinnen jeglicher Zufriedenheit;
Die macht zur Qual der Liebe Süssigkeit,
Die raubt das Mitleid aus des Herzens Grunde.
Doch Lieb' und Schönheit brachen, was beschworen,
Bei Dir und mir, indem sie mir geschenket
Ein sel'ges Loos voll ungetrübter Freuden.
Denn seit mein Auge, Schönste! Dich erkoren,
Hast Du durch Sprödigkeit mich nie gekränket,
Noch schuf die Eifersucht mir jemals Leiden.
(S. 189)
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Übersetzt von Friedrich
Wilhelm Hoffmann (1785-1869)
Aus: Blüthen
spanischer Poesie
Metrisch übertragen von Friedrich Wilhelm Hoffmann
Dritte, stark vermehrte Auflage
Magdeburg und Leipzig
Verlag der Gebrüder Baensch 1857
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