Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Albert
Giraud (1860-1929)
(In der Übersetzung von Otto Hauser)
Ihre Augen
O grüne Augen ihr, vergleichbar Frühlingswogen,
Wie sie, vom Wind gestreift, in Lächeln wohl erblühn,
Als wie von Fahnen seh' ich wechselnd euch durchzogen
Von Träumen, - neues Gold und Morgenrot im Grün.
Doch manchmal wieder seh' ich euer hell Gefunkel
Von der Erkenntnis ganz mit Einsamkeit erfüllt
Und Schmerzen schrecken mich aus ihrem weiten Dunkel,
Koheletschmerzen, groß, in starre Nacht gehüllt.
O leuchtendlichter Lenz! O Winter trüb und schaurig!
Mit Qual, die stetig wächst! Ihr Augen froh und traurig!
O nie vergess' ich euch in Liebe und in Pein.
O Blick, so jung zugleich und alt, voll Jugendfeuer
Und Altersgram zugleich! O Augen, mir so teuer!
Und o des Leides, jung zugleich und alt zu sein!
(S. 81)
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übersetzt von Otto
Hauser (1876-1944)
Aus: Die belgische Lyrik von 1880-1900
Eine Studie und Übersetzungen von Otto Hauser
Verlegt bei Baumert & Ronge in Großenhain 1902
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