Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Jan Kochanowski (1530-1584)
(In der Übersetzung von Wenzel Scherffer von Scherffenstein)
An Annchen
Gestern harrt' ich stets auf dein versprechen/
und mich des verdrusses zuentbrechen/
schrieb Ich Dir/ ohn fleissiges nachsinnen/
diese rauhe Vers, draus wirst Du innen
was mein Hertze nagt/ den Sinn umtreibet/
Annchen/ daß Ich Dir zuviel gegleubet.
Denn Ich immerzu die stunden zehlte/
ursach des verzugs zuwissen wählte;
laas' Ich was/ so konnt Ichs nicht verstehen/
spielt' Ich/ so wollts nicht von staten gehen;
bis die müde Hand zum Kiel sich neigte/
dieß Kind schlechter Wort'/ als Vater/ zeugte/
drunter mich der Schlaaf ihm dienstbar machte/
Zorn befriedigt/ Hoffnung gar umbrachte.
(S. 306)
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An Reginen
Du meine Königin/ (denn so dein Nam' auch klingt)
o daß vertreulich uns zureden nicht gelingt
beysammen; dieses muß ich mit und wider willen
vertrauen dem Papyr/ und meine Seele stillen
damit/ so gutt ich kan/ doch ich der Hoffnung bin/
Du werdest tief ins Hertz Dir mein beginnen ziehn.
Du glükkliches Papyr/ Dich wirdt nun aller enden
Sie freundlich handeln thun mit ihren zarten Händen.
Dich wirdt ihr Augen-glanz und angenehmer schein
bestraalen/ daß nicht kan ein ander fähig seyn;
Dir glükkt es/ daß Ihr Mund von Rosen und Korallen
wirdt auf Dich manchen kuß verliebet lassen fallen;
Ja wer' alsdann die kunst zu Zaubern mir vergönnt/
daß unter mein Geschenk ich mich verstekken könnt'!
(S. 314-315)
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übersetzt von Wenzel
Scherffer von Scherffenstein (1603-1674)
Aus: Wencel Scherffer von Scherffenstein
Geist- und weltlicher Gedichte Erster Teil Brieg 1652
(Sechstes Buch: Jan Kochanowskes des Fürnehmen Polnischen Poetens
Lust- und Schertz-Reime ins Teutsche übersetzt)
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