Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Diego
Hurtado de Mendoza (1503-1575)
(In der Übersetzung von Friedrich Wilhelm Hoffmann)
Sonett
Mein Lieben werd' ein laues nie genannt;
Kalt oder heiss, in Gluthen ganz entzündet;
Schmerz ist kein Schmerz, nicht wird das Glück erkannt,
Wo Liebe nicht dem Geist den Zaum entwindet.
Schwach liebt, wem nicht die Überlegung schwindet,
Wer nicht Geduld zurücklässt und Verstand;
Und am Vergessen stirbt, den Liebestod nicht findet,
Wer sich dünkt weiser an der Liebe Hand.
So wie, in dunkler Nacht am Felsgestade
Bei heft'gem Sturme kreuzend, wohl das Boot
Dem Winde preis sich giebt, das Meer nicht scheut:
Also in der Gefahr, die mich bedräut,
Zu meiner Noth noch häufend neue Noth,
Such' ich verzweiflungsvoll des Glückes Pfade.
(S. 125)
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Sonett
Ob fesseln mich des Wissens süsse Schätze,
Ob mit dem Flammenschwert den Feind ich schlage.
Ob ich so Hand als Auge daran setze,
Dass ich das aufgesprengte Wild erjage:
Ob sich der müde Leib an Schlummer letze,
Ob wieder neuen Flug die Seele wage:
Nie, Schönste, mein Gelübd' ich Dir verletze,
Im Herzen stets Dein holdes Bild ich trage.
Bei fremden Völkern wo der Sonne Schimmer
Birgt ausserhalb der Welt sich, von uns weichend,
Bleib' ich stets Dein und werde Dir nun dienen:
Im Meer, im Himmel und auf Erden immer
Betrachten jenes Tages Ruhm, dem gleichend
Kein andrer, weil an ihm Du mir erschienen.
(S. 135-136)
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Übersetzt von Friedrich
Wilhelm Hoffmann (1785-1869)
Aus: Blüthen
spanischer Poesie
Metrisch übertragen von Friedrich Wilhelm Hoffmann
Dritte, stark vermehrte Auflage
Magdeburg und Leipzig
Verlag der Gebrüder Baensch 1857
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