Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Luis
Martinez de la Plaza (1585-1635)
(In der
Übersetzung von Sebastian Mutzl)
Komm, liebe Nacht, du meinen Gluthgefühlen
Vertraute Freundinn! komm, emporgetragen,
Führ durch die Schatten deinen dunkeln Wagen,
Weil Meereswogen Phöbus Licht umhüllen.
Laß deinen Thau des Busens Flammen kühlen;
Mein Auge trockne mir, verweint in Klagen;
Leg an den milden Zaum den herben Plagen,
Womit dein Feind, der Tag, mich will zerwühlen.
Und willst du stillen dieses Herzens Qualen,
Weil mir in dir nur winkt zwiefache Wonne, -
O Nacht, so bringe mir die ferne Liebe!
Getäuschter ich von inn'ger Sehnsucht Triebe!
Die Nacht soll bringen eine schöne Sonne,
Die alles Dunkel scheucht mit ihren Strahlen?
(S. 101)
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Von dunkelm Schleier war die Sonn' umzogen;
Der Sturm rang mit dem Meer, das, wild geschwollen
Und an der rauhen Klippenwand zerschollen,
Empor zum Himmel warf beschäumte Wogen;
Auf Berge flammte es vom Himmelsbogen;
In Thälern scholl des Donners dumpfes Rollen;
Die Flur deckt' Eis, den Wolken rasch entquollen,
Die wetterschwer und schwarz herniederzogen.
Da leuchteten mit Sonneblickes Helle
Die schönen Augen der geliebten Holden,
Sie, die um ihren Glanz Aurora neidet:
Schnell ruhte Sturm und Zorn der Meereswelle;
Der Donner schwieg; die Wolken glänzten golden;
Mit duft'gen Blumen stand die Flur bekleidet.
(S. 102)
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Ich seh', Sennora, bey dem Klang der Saiten,
Hat mein Gesang Euch, Himmlische, genannt,
Die Bäche freudig lauschen, festgebannt,
Die Winde ruh'n, die Berge näher gleiten. -
Wenn meines Jammers Töne sich verbreiten,
Da flieh'n die Bäche, schaudernd weggewandt,
Taub meiner Klage starrt die Felsenwand,
Die Winde heulend meinen Schmerz begleiten.
Nicht wundert's mich: denn, wo Eu'r Fußtritt wandelt,
Wird Gold der Sand, sind ewig grün die Höhen,
Und Düfte weht der West, der Euch berühret: -
Mein Jammer Gold in schlechten Staub verwandelt;
Den Bergen bring' ich kalten Winters Wehen,
Dem Wind die Flammen, die mein Busen führet.
(S. 104)
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Im Golf der Liebe treib' ich, fern vom Lande,
Auf Schifferstrümmern ohne Mast und Steuer,
Wo alle Meereswogen sind von Feuer,
Und sich an Herzen brechen, nicht im Sande.
Hier wein' ich, eng umschlungen von dem Bande
Eines Gedankens; meinem Irrthum treuer
Als meinem Heil, hofft' ich da Friedensfeier,
Wo Glut das Wort ist, so der Mund entsandte.
Auf diesem Meer, dem Untergange bebend,
Streck' ich die Augen aus, vom Weinen müde,
Und fern, ach, fern mein Friedenshafen winket:
Doch kaum jauchz' ich ihm zu, aufs Neu' erlebend,
Auf wacht des Busens Wurm, weg ist mein Friede,
Fort stürmt das Schiff, des Hafens Bild versinket.
(S. 105)
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Übersetzt von Sebastian Mutzl (1797-1863)
Aus: Blumenlese aus spanischen Dichtern
von Sebastian Mutzl
Landshut 1830
Druck und Verlag von Joseph Thomann
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