Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Stefan
George
(1868-1933)
Ich wandelte auf öden düstren bahnen
Und planlos floss dahin mein leben.
In meinem herzen war kein hohes streben
Es schien mich nichts an schönheit zu gemahnen.
Da plötzlich sah ich - o wer sollt es ahnen -
Ein himmelsbild an mir vorüberschweben ..
In meinem innern fühlte ich ein beben
Und Liebe pflanzte ihre siegesfahnen.
Ist mir auch täuschung nur und schmerz geblieben
Und kann ich Dich von glorienschein umwoben
Anbetend und begeistert still nur lieben:
So muss ich doch das gütige schicksal loben
Das mich durch Deine hand zur tat getrieben
Und zu den sternen mich emporgehoben.
(S. 13)
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SONETT NACH PETRARKA
Es hob mich der gedanke in ihre kreise
Zu ihr nach der hier vergeblich geht mein streben
Dort sah ich sie im dritten himmel schweben ..
Schön war sie wie nie doch in minder stolzer weise.
Sie fasste mich bei der hand und sagte leise:
"So michs nicht trügt werden hier vereint wir noch leben ..
Ich bins die so grosse kämpfe dir gegeben
Und die vor abend beendete ihre reise.
Mein glück begreift kein menschlicher verstand:
Dich allein erwart ich und meine schöne hülle
Die da unten blieb - der anfang deiner liebe"
Ach warum schwieg sie und entzog sie ihre hand?
Bei solcher liebreicher und keuscher worte fülle
War mir als ob ich in dem himmel bliebe.
(S. 63)
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Aus: Stefan George
Die Gedichte / Tage und Taten
Klett-Cotta Stuttgart 2003
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