Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Johann
Georg Gressel (Celander)
(1675-1771)
Ihr Rosen flieget hin zu ihren Brust-Narcissen/
Die in la Cygnens Brust ein Lust-Gefild aufschiessen/
Darauf die Rosen nur der süssen Wollust blühn;
Die sich mit Lilien-Schmuck der Anmuht überziehn.
Die Zucker-Bäche/ die von ihren Brüsten fliessen/
Erquickend Balsam stets den Seelen quillen müssen/
Daraus sie Himmels-Lust zu saugen sich bemühn/
Drum ihre zarte Brust nicht keusche Seelen fliehn.
Das Küssen ihrer Brust verliebte Hertzen nehret/
Weil sie mit Nectar ist der Liebe angefüllt;
Wenn hier ein sanffter Kuß der Seelen wird gewehret/
Schmeckt man recht Himmels-Kost die aus den Brüsten quillt.
Sie legt den Seelen für den Zucker süsser Lust/
Drum ein Vergnügen ist das Küssen ihrer Brust.
(S. 158-159)
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Sonnette
So muß ihm/ wehrter Freund/ nach trüben Finsternissen/
Ein frohes Gnaden-Licht des hellen Morgens küssen.
Es ändert sich die Zeit/ und läßt nach Angst und Pein/
Dennoch das gute Glück sein Trost und Hülffe seyn.
Hat er ein wenig schon die Sonne meyden müssen/
So wird sie ihm auf jetzt so zu bestrahlen wissen/
Daß der Cometen-Schwantz ein heller Himmels-Schein/
Darinn kein Trauer-Stern wirfft grasse Strahlen ein.
Lust und Vergnügung sucht mit Anmuth ihm zu krönen/
Und den gehabten Schmertz durch Freude auszusöhnen.
Die Liebe ist bemüht mit ihren zarten Kleinen/
Nach ausgestandner Prob und andern Schmertz-Erscheinen/
Mit aller Lieblichkeit/ die Unlust zu besüssen/
Die sein getreues Hertz von ihnen dulden müssen.
(S. 189-190)
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Aus: Der Verliebte
Studente/ In einigen annehmlichen/
und wahrhafftigen Liebes-Geschichten/
welche sich in einigen Jahren
in Teutschland zugetragen
Der galanten Welt zu vergönter
Gemüths-Ergetzung
Vorgestellt von CELANDER Cölln Bey Pierre Martaux 1709
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