Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Camill
Hoffmann
(1878-1944)
Besitz
Gleich einer Vase, wundersam geschweift,
zerbrechlich zart und golden, überhaucht,
halt ich dein Los in Händen, kaum gereift,
wie es mir zufiel, früh und unverbraucht.
In solchem köstlichen Besitz ergreift
mich banger Zweifel, der aus Tiefen taucht, -
aus fremder Welt ein dunkler Odem streift
die Liebesfackel, die auflodernd raucht.
Du bist geschaffen, nur um Blütenglanz
zu tragen und in warmem Licht zu sein,
so wie ich Träume und die Unruh trag';
doch rundet sich geheim der Jahre Kranz, -
und werd' ich immerdar im Sonnenschein
dich halten können wie an diesem Tag?
Aus: Die Vase Neue Gedichte von Camill Hoffmann
Axel Juncker Verlag Berlin-Charlottenburg 1910 (S. 9)
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Goya malt Donna Cean Bermudez
Wie hat er Euch, Senora, tief begehrt,
als er mit seinem Blick, der jedem Ding
die Seele ausreisst, dem sich keine verwehrt,
mit seinem Blick voll Gierde Euch umfing!
Die Pracht des Bluts, das Euern Leib durchschnellt,
erbrannte wundervoll, und Euer Stolz
war so inmitten dieses Brandes gestellt,
dass er - ein Schild aus Stahl - beinah zerschmolz.
Doch als er dann das samtne, dunkelrote
Stickkissen schob auf Euern grünen Schoss
und, flüchtig musternd noch die Farbennote,
den Pinsel fiebernd packte, fingt Ihr blos
ein reines Lächeln auf, das schon verschwebte
und drin nichts als der Dank für Schönheit bebte.
Aus: Die Vase Neue
Gedichte von Camill Hoffmann
Axel Juncker Verlag Berlin-Charlottenburg 1910 (S. 12)
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Hoffest
Prinzess Ninon war vierzehn Jahre kaum,
und dennoch hat der junge Herzog sie
bei der Quadrille sich zum Vis-a-vis
erwählt. Prinzesschen tanzte wie im Traum.
Freilich umspross auch erst ein blonder Flaum
des Herzogs Mund voll süsser Koketterie.
Doch - glitt er aus? . . Jäh lag er auf dem Knie,
o Gott, und küsste ihres Kleides Saum!
Verwirrung . . Lachen . . Hoheit Mutter fällt
in Ohnmacht vor Entsetzen allsogleich.
Ninon ist glührot bald, bald marmorbleich.
Wohl allzufrüh war so ihr Glück zerschellt;
in Träumen aber blieb sie selig reich.
Den Herzog schickte man auf Reisen um die Welt.
Aus: Die Vase Neue Gedichte von Camill Hoffmann
Axel Juncker Verlag Berlin-Charlottenburg 1910 (S. 23)
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Auf leichten Wolken
Auf leichten Wolken naht wieder der März,
Um schwerer noch das Herz zu bedrängen.
Was soll es denn, dieses trostlose Herz,
Erfüllt von Trübsal und Nachtgesängen.
Was soll es denn, dieses trostlose Herz,
Wenn auf den jung ergründenden Hängen
Die ersten Schneeglöcklein himmelwärts
Aufleuchten mit rührenden Osterklängen.
Was soll es, Geliebteste, ohne dich,
Wenn alle Erinnerungen von innen
Aufbrechend wie Wunden zu bluten beginnen,
Wenn nachts durchs Fenster die Sterne brennen
Und Orte weit fort im Süden nennen,
Was soll es, Geliebteste, ohne dich!
Aus: Camill Hoffmann
(1878-1944)
Zuflucht Späte Gedichte und Erzählungen
Mit einem Nachwort herausgegeben von Dieter Sudhoff
Vergessene Autoren der Moderne XLVIII
Herausgegeben von Marcel Beyer und Karl Riha
Universität-Gesamthochschule Siegen 1990 (S. 24)
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