Liebessonette deutscher Dichter und Dichterinnen

 



Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)





 




Ignaz Hub
(1810-1880)


Verlust

Verlorenes kann man auch wieder finden,
Der Zufall hat es oft so schön gegeben,
Und Eine Liebe kann nicht Allen leben;
Was frommt die Rosenblüthe denn dem Blinden?

Der freuet sich an grünbehang'nen Linden,
Dem kann der Eichenwald Begeist'rung geben,
Der will Vergißmeinnicht zum Kranze weben,
Und dem die Lilie die Seele binden.

Zwei Herzen kann die Liebe nur entzünden,
Hält Sympathie magnetisch angezogen,
Ob auch Gefahr und Tod entgegenstünden.

Und reiner Liebe Zauber aufzukünden,
Sind ohne Macht des Schicksals Schreckenwogen,
Der Himmel bleibt der Liebe ja gewogen.
(S. 9-10)
_____



Was ist ein Himmel für der Liebe Glück?
Der Schöpfung unerreichbar Weltgetriebe
Umkreist mit Zaubermacht die süße Liebe;
Das weite All sonnt sich in ihrem Blick.

Wer bebte je vor ihrer Macht zurück?
Sie hellet uns das Leben, ernst und trübe,
Zerreißt der kranken Sorgen Dornensiebe,
Und schrecket selbst das eiserne Geschick.

O laßt sie lieben mit dem reinen Herzen,
Laßt ihn das Mädchen seiner Liebe herzen,
Und zum Accord verschmelzen, zu dem Einen.

Und wie Gedanken sich umarmen und vereinen,
Und Sympathie sich theilt in Lust und Schmerzen,
Im heißen Kuß die Freudenperlen weinen!
(S. 51)
_____


Aus: Lyra-Klänge Gedichte von Ignaz Hub
Augsburg 1833 Gedruckt bei J. C. Wirth



 

 

 

zurück zum Liebessonnete-Verzeichnis

zurück zur Startseite