Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Nikolaus
Lenau
(1802-1850)
Jugend und Liebe
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Winden.
Wenn, jung getrennt, sich wiedersehn die Alten,
Sie meinen doch, in ihren ernsten Falten
Den Strahl der süßen Jugend noch zu finden.
Des Dauerns Wahn, wer läßt ihn gerne schwinden?
Mag auch ein Herz, das uns geliebt, erkalten,
Wir suchen immer noch den Traum zu halten,
Nur stiller sei geworden sein Empfinden.
Die Jugend folgt, ein Rosenblatt, den Lüften;
Noch leichter als die Jugend flieht die Liebe,
Die nur des Blattes wonnereiches Düften.
Und dennoch an den herben Tod des Schönen,
Im treuen Wahn, als ob es ihm noch bliebe,
Kann sich das Herz auch sterbend nicht gewöhnen.
(Band 2 S. 92)
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Frage
Mir hat noch deine Stimme nicht geklungen,
Ich sah nur erst dein holdes Angesicht;
Doch hat der Strom der Schönheit mich bezwungen,
Der hell von dir in meine Seele bricht.
In's Tiefste ist er mächtig mir gedrungen,
Was dort bis nun gelebt, nun lebt es nicht,
Süß sterbend ward es von der Fluth verschlungen.
Das ist der Liebe himmlisches Gericht!
O daß mein kühnes Hoffen, banges Zagen,
Ein milder Spruch aus deinem Munde grüßte!
Die Wellen, die so laut mein Herz durchschlagen,
Wohin doch werden sie die Seele tragen?
An der Erhörung Paradiesesküste?
In der Verstoßung trauervolle Wüste?
(Band 1 S. 86)
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Aus: Nikolaus Lenau Werke und Briefe.
Historisch-kritische Gesamtausgabe.
Herausgegeben im Auftrag der Internationalen Lenau-Gesellschaft
Wien 1995 Deuticke Klett-Cotta
Band 1: Gedichte bis 1834 Herausgegeben von Herbert Zeman
und Michael Ritter in Zusammenarbeit mit Wolfgang Neuber und Xavier Vicat
Band 2: Neuere Gedichte und lyrische Nachlese
Herausgegeben von Antal Madl
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