Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Jacob
Schwieger
(um 1630-1664)
Kling-Gedicht
Jtzt sag' ich daß mein Hertz nie einen solchen Stoß
erlitten/ wie er jtzt von deinen Rosen-Wangen
und deiner Augen-Licht/ o Adelmuht! empfangen
Ich bin fast ausser mihr mein Elend ist zu groß:
Der Schmertz sitzt an mein Hertz/ wo werd' ich jhn doch loß?
Wo sol ich armer Hirt die Hertzens Kuhr erlangen
auf daß ich mög' einmahl mit frischem Hertzen prangen?
Mein Hertze hat sich dihr mein Kind gegeben bloß.
Ach kom! mein Lämchen kom! und gib mihr deinen Mund
denn dein beliebter Mund kan meinem Hertzen geben
die allerbeste Kuhr; Dein Mund beherscht mein Leben;
Dein Mund der tödtet mich und macht mich auch gesund/
sol Ich nun/ Adelmuht/ den bleichen Tod nicht sehen
so laß nur einen Hauch/ ach! auf mein Hertze gehen.
(S. 32-33)
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Seine neüe Liebe
Nun Charitil/ ade! Ich kan dich nicht mehr lieben
weil mich ein ander Licht jtzund gefangen hält
die Adelmuht die hat mein treües Hertz gefällt
üm dich Freündinne werd' ich mich nicht mehr betrüben/
mein Hertze hat sich schohn der Adelmuht verschrieben:
und die/ die lieb' ich nun für alles in der Welt/
derselben wird von mihr mein Leben zugestellt
mit Jhr hoff' ich mich bald in keüscher Lust zu üben.
Was sag' ich? Adelmuht ist mihr noch abgeneigt
Sie stellet sich gar Frembd und wil mich nicht erkennen
vor einen treüen Knecht. Da doch mein Antlitz zeügt
daß ihrendwegen schier mein Hertze wil verbrennen.
O Himmel! gieb mihr doch der Adelmuhten Gunst
so hab' ich nebenst dich den Lahbsahl meiner Brunst.
(S. 33-35)
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Sein Abschied
Weh mihr! mihr armen Mann/ weh mihr ich muß vergehen
weil Adelmuht ihr Licht mihr nicht vergönnen wil!
Sie ach! Sie fleügt vor mihr und wil nicht halten stil/
es scheinet daß Sie mihr nicht wil zu Diensten stehen/
Sie lachet meiner Pein und wil mich gar nicht sehen/
Sie liebt so nicht wie die verstorbne Candorill
und ist so nicht gesinnt wie eine Filomil/
drüm ist es auch mit mihr nun schier im Nu geschehen.
Ihr grühnen Triften Ihr/ die Ich so oft bezogen
ihr werdet Zeügen sein wie manchen stoltzen Bogen
ich meine Noht vertraut: Ade du Elben-Fluß
und dihr mein Vaterland geb' ich den letzten Kuß.
Wo Adelmuht bey dihr mihr wird zuwidern leben
so werd' ich dihr forthin wol keinen Kuß mehr geben.
(S. 35-36)
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Aus: Jacob Schwiegers
Adeliche Rose
Welche den Getreüen Schäfer Siegreich/
und die wankkelmühtig Adelmuht;
der Edlen und keuschen Jugend vorstellet
In drey Theile abgetheilet
Gedrükket zur Glükstadt durch Melchior Koch Im Jahr 1659
[Seiten-Numerierung der drei Teile jeweils getrennt] Theil 3
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