Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Friederike
Susan
(1784-1848)
Künstlerleben
An Carl Maria von
Weber
Es tritt, die Brust voll kindlichen Vertrauen
Mit heitren Sinn der Künstler in die Welt;
Das Götterbild, das seinen Busen schwellt,
Er hofft entzückt es überall zu schauen.
Doch sieht er bald mit wehmutvollen Grauen,
Wie das Gemeine sich zu ihm gesellt,
Der schöne Zaubertraum in Staub zerfällt,
Auf kalten Stein die heißen Thränen thauen.
O dann entflieht zu lichten Wunderauen
Sein freier Geist dem niedern Erdenleben!
Und heimlich glänzt sein schöner Sternenschild.
Den Himmel wird er selbst sich dann erbauen,
Zum Sonnenstrahl im Adlerfluge schweben,
Wo ober allem thront sein Götterbild.
Aus: Briefwechsel
zwischen Carl Maria von Weber
und Thaddäus Susan
(Im Anhang: Gedichte von Friederike Susan,
Thaddäus Susan Leben und künstlerisches Wirken,
Friederike Susan Leben und künstlerisches Wirken)
Blätter des Gedenkens zusammengestellt
von Friedrich Susan dem Urenkel
Im Selbstverlag Wien 1986
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Die Harmonie
Es löset auf des Lebens feindlich Walten
Die Harmonie mit hoher Göttermacht,
Ein Himmels-Morgen steigt aus Erden-Nacht,
Den ihre Töne wundervoll gestalten.
Und alle Geistesblüthen sich entfalten,
Wenn sie zur Flamme an die Funken facht,
Die Engelstimme im Gemüth erwacht, - -
Das All umschlungen ihre Arme halten.
Erbarmend schwebte sie vom Himmel nieder,
Und einet liebend, was der Erdgeist trennet,
Mit süßem Wohllaut in der Menschen Brust.
Sie führt den Feind in Freundes Arme wieder,
Selbst mit dem Schmerz die Holde uns versöhnet
Durch ihrer Zauber hohe Seelenlust.
Aus: Briefwechsel
zwischen Carl Maria von Weber
und Thaddäus Susan
(Im Anhang: Gedichte von Friederike Susan,
Thaddäus Susan Leben und künstlerisches Wirken,
Friederike Susan Leben und künstlerisches Wirken)
Blätter des Gedenkens zusammengestellt
von Friedrich Susan dem Urenkel
Im Selbstverlag Wien 1986
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Im Sonnenschimmer
glühen deine Wangen
Auf sammetweichem zarten Liliengrund,
Ein Lächeln schwebt um den Korallenmund,
Das runde Ärmchen wölbt sich zum Umfangen.
Dein Herzchen hebt kein sündiges Verlangen
Noch schlägt es frei im frommen Engelbund;
Vom Schlangenbiß des Lebens noch nicht wund,
Empfindet es kein irdisches Erbangen.
Kein Wölkchen trübt noch deine Himmelsträume;
Durch Blumenauen gleiten deine Träume,
Wie Silberwellen wonnigspielend ziehn.
Dich, süße Unschuld, schlummernd so zu schauen,
Erfüllt den Busen mir mit Gottvertrauen,
Läßt meine Jugendwelt mir neu entblühn.
Aus: Neuer Kranz
deutscher Sonette
Herausgegeben von Friedrich Rassmann
Nürnberg 1820
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