Neroccio de'Landi (1445-1500)
Porträt einer Dame (1480)
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Arnold von
Tideböhl
(1818-1883)
Sonett
O wie viel Sehnsucht stirbt in einem Blick,
Da mein Aug' sich in Deinem Aug' bespiegelt,
Welch ein Verlangen, brausend, ungezügelt,
Schmilzt hin zur Ruh' in Deines Kusses Glück!
Doch ach, es rächt sich ewig das Geschick!
Dein Blick die Sehnsucht neu beflügelt
Und das Verlangen brauset, neu entriegelt
Vom Kusse, den Du glühend gabst zurück!
Bleich ist die Rose, roth die Lilie worden,
Doch ist verschönt nur beider Blütenprangen -
Wird sie des Abendrothes Glühn ermorden?
O nein! Die Ros' ersteht von ihrem Bangen,
Zu horchen Zephirs schmeichelnden Accorden
Und Lilie schwankt in glühendem Verlangen. -
Aus: Schneeglöckchen Deutsche Lieder aus den Ostsee-Provinzen
gesammelt und herausgegeben von
Arnold Tideböhl und Wilhelm Schwartz
Riga und Leipzig
Verlag von Edmund Goetschel 1838 (S. 201)
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