Das Hohelied Salomos - gesprochen

von Maria Wigo und fhoelder

(c) Orsa - Hautnah

Teil 15

DIE MÄDCHEN

Wer kommt dort herauf aus der Wüste,
gestützt auf den Arm ihres Liebsten?

Unüberwindlich wie der Tod

SIE

Hier unterm Apfelbaum
hab ich dich aufgeweckt,
wo deine Mutter dich empfing
und wo sie dich gebar.
Du trägst den Siegelring
an einer Schnur
auf deiner Brust
So nimm mich an dein Herz!
Du trägst den Reif um deinen Arm.
So eng umfange mich!
Unüberwindlich
ist der Tod:
niemand entrinnt ihm,
keinen gibt er frei.
Unüberwindlich -
so ist auch die Liebe,
und ihre Leidenschaft
brennt wie ein Feuer.
Kein Wasser kann die Glut der Liebe löschen,
und keine Sturzflut schwemmt sie je hinweg.
Wer meint, er könne solche Liebe kaufen,
der ist ein Narr, er hat sie nie gekannt!

Besorgte Brüder

IHRE BRÜDER

Noch ist unsre kleine Schwester
für die Liebe viel zu jung,
denn sie hat noch keine Brüste.
Kommt sie erst ins rechte Alter,
daß sie jemand freien will,
müssen Ihre Brüder wachen.
Sperrt sie sich wie eine Mauer,
schmückt man sie mit Silberzinnen,
Gleicht sie einer offenen Pforte,
schließt man sie mit Zedernbalken.

SIE

Eine starke Mauer bin ich,
Türmen gleichen meine Brüste.
Trotzdem will ich mich ergeben,
bitte meinen Freund um Frieden.

Glücklicher als Salomo

ER

Salomo hat einen Weinberg
auf dem Hang von Baal-Hamon.
Für die Ernte würde jeder
tausend Silberstücke zahlen;
darum wird er streng bewacht.
Salomo gönn ich die tausend,
auch den Wächtern noch zweihundert -
Ich hab meinen eigenen Weinberg!

Liebesruf

ER

Du Mädchen in den Gärten,
die Freunde warten schon:
Laß deine Stimme hören
und rufe mich zu dir!

SIE

Komm schnell zu mir, mein Liebster!
Komm, eile wie ein Hirsch;
sei flink wie die Gazelle,
die in den Bergen wohnt.


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