Das Liebes-Poetische Manuskript N° 15

Liebesgedichte der Barockzeit
Venus-Bilder alter Meister
 

Agnolo Bronzino (1503-1572) Venus, Cupido und die Zeit
Agnolo Bronzino (1503-1572)
Venus, Cupido und die Zeit

 

 Paul Fleming
(1609-1640)

An Anemonen, die Liebste

Anemone, meine Wonne,
meines Herzen stete Zier
meine Klarheit, meine Sonne,
kanst du diß denn gläuben dir,
daß, was dir mein Mund verspricht,
meine mein Gemüte nicht?
Nicht so, Liebste. Laß dir sagen,
es ist ein betrogner Wahn,
der dich heißt um etwas klagen,
das dir doch nicht fehlen kan.
Was betrübt dich Zeit und Ort?
Wahre Liebe hält ihr Wort.
Nacht und Tag und alle Blicke,
gehn auf dein Gedächtnüß hin.
was von Seufzen ich vorschicke,
heiß' ich Alles zu dir ziehn.
Und die Tränen meiner Pein
send' ich, Schatz, zu dir allein.
Ach nun, Anemone, gläube,
was du dir selbselbst sagst zu,
der ich eigen bin und bleibe,
Anemone, das bist du.
A n e m o n e, meine Zier,
du nur bist die Liebste mir!

 

Gedicht aus: Paul Fleming: Deutsche Gedichte (Erster Band)
Hrsg. von J.M. Lappenberg
Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965
(Unveränderter reprografischer Nachdruck
der Ausgabe Stuttgart 1865 Verlag Anton Hiersemann, Stuttgart)



 

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