Das Liebes-Poetische Manuskript N° 18

Frauen-Porträts und Petrarca's Sonette
von Laura's Schönheit
 



Palma Vecchio (1480-1528)
Porträt einer jungen Frau





 




Sonett 17
Vergognando talor ch' ancor si taccia


Erröthend, Herrinn, daß noch keine Zeile
Von eurem Reiz gesungen meine Lieder,
Denk' ich, wie ich zuerst euch sahe, wieder,
Daß keine Andre je mir Lust ertheile;

Doch find' ein Werk ich, nicht für meine Feile,
Und eine Last, zu schwer für meine Glieder;
Dann sinkt gelähmt des Geistes Kraft danieder,
Daß, solches fühlend, schnell vom Werk ich eile.

Wohl oft schon wollt ich dieses Schweigen brechen,
Da blieb in tiefer Brust die Stimme hangen;
Hat doch kein Laut je solche Höh' errungen!

Wohl oft begann in Versen ich zu sprechen;
Doch wie auch Feder, Hand und Einsicht rangen,
Beym ersten Anlauf waren sie bezwungen.


Francesco Petrarca (1304-1374)

In der Übertragung von
Karl August Förster (1784-1841)


 

Aus: Francesco Petrarca: Italienische Gedichte.
3 Bände in einem, übers. v. Carl Förster, Wien: Chr. Fr. Schade, 1827
 

 

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