Das Liebes-Poetische Manuskript N° 18

Frauen-Porträts und Petrarca's Sonette
von Laura's Schönheit
 



Albrecht Dürer (1471-1528)
Porträt einer jungen Frau


 




Sonett 68
Erano i capei d'oro a l'aura sparsi


Zerstreut im Wind die goldnen Locken waren,
Zu tausend süßen Knoten aufgewunden,
Und mildes Licht ward ohne Maß entbunden
In Augen, die damit so karg nun sparen.

Und Mitleid schien ihr Blick zu offenbaren;
Ich weiß nicht, ob ich's wahr, ob falsch erfunden.
Der Liebeszunder drinnen ich empfunden, -
Was Wunder, wenn ich schnelle Gluth erfahren?

Ihr Gang war nicht, wie andre Erdensache,
Sondern von Engelart, und ihrem Munde
Entstiegen Worte, nicht wie Menschensprache;

Ein Himmelsgeist, ein Bild lebend'ger Sonnen
War, was ich sah. Und war' es auch zerronnen;
Ob schwächern Bogens heilet keine Wunde.



Francesco Petrarca (1304-1374)

In der Übertragung von
Karl August Förster (1784-1841)



 

Aus: Francesco Petrarca: Italienische Gedichte.
3 Bände in einem, übers. v. Carl Förster, Wien: Chr. Fr. Schade, 1827
 

 

zurück

zurück zur Startseite