Das Liebes-Poetische Manuskript N° 19


Orientalische Schönheiten
und Andalusische Liebespoesie
 



Jean Portaels (1818-1895)
Junge türkische Frau

 





 

Will diese Nacht denn sonder Ende nachten?
Soll ihr Gefang'ner ohne Ruhe schmachten?
So lang, als ob sie keinen Morgen hätte,
Erscheint sie mir auf meiner Lagerstätte.
Der Herzenswunde Schmerz preßt mit Gewalt
Mir Seufzer aus; auf diese Seite bald
Und bald auf jene wälz' ich mich, als wären
Die Pfühle unter mir von scharfen Speeren.
Zu dir fleh' ich, der Liebesgram-Betrübte,
Sei mild, sei huldvoll mir, o Vielgeliebte!
Nur denen, welche selbst die Liebe kennen,
Ist kund, wie heiß der Liebe Wunden brennen.
Du, die mich retten konnte, mitleidslos
Gabst du mir selbst ins Herz den Todesstoß.


Ungenannt
Nachdichtung: Adolf Friedrich von Schack


 

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Literatur: Adolf Friedrich von Schack
Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sizilien
Verlag von Wilhelm Hertz Berlin 1865
(Reprint: Georg Olms Verlag 1979)