Johann von Besser
(1654-1729)
Komm / Philirose / schau die nacht /
Den julep halbverwundter herzen /
Die zeit / wo wir mit liebe scherzen /
Hat sich nunmehr zu uns gemacht /
Das bleiche licht / das itzt erschienen /
Will uns zur liebes-fackel dienen.
Entblöße jenes schöne feld /
Wo meine seel die wahlstatt funden /
Und meine krafft wie schnee verschwunden /
Als sich dein blick / der starcke held /
So tausend flammen mit sich brachte /
Zugleich aus deinen augen machte.
Ach Philirose komm geschwind /
Laß mich das paradieß besteigen /
Den ort / wo sich die gaben zeigen /
Die weisser / als narcissen sind /
Laß mich in den verliebten stellen
Dir meine seele zugesellen.
Hier ist kein schrecken noch gefahr /
Entkleide deine brust und lenden /
Ich will die glut auff diesem enden /
Was mir die erste flamm gebahr /
Es soll mein mund auff deinem liegen /
Biß mich die ohnmacht wird besiegen.
Und wenn ich nun besieget bin /
Wenn die entseelung mich gewonnen /
Und mir das leben gar entronnen /
So gieb mir tausend küsse hin;
Und solt ich neue krafft erwerben /
Will ich noch zehnmahl also sterben.
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