Das Liebes-Poetische Manuskript N° 2

Erotische Gedichte

(c) Klaus Ender



Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)

 
Ach, mein Hals ist ein wenig geschwollen!
so sagte die Beste
Ängstlich. - Stille, mein Kind! still!
und vernehme das Wort:
Dich hat die Hand der Venus berührt ;
sie deutet dir leise,
Daß sie das Körperchen bald, ach!
unaufhaltsam verstellt.
Bald verdirbt sie die schlanke Gestalt,
die zierlichen Brüstchen;
Alles schwillt nun, es paßt nirgends
das neuste Gewand.
Sei nur ruhig! es deutet
die fallende Blüte dem Gärtner,
Daß die liebliche Frucht
schwellend im Herbste gedeiht.




Gedicht aus: Johann Wolfgang von Goethe
Goethes Gedichte in zeitlicher Folge. Insel Verlag.
Herausgegeben von Heinz Nicolai. 7.Auflage 1990

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