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Sidonie
Grünwald-Zerkowitz
(1852-1907)
Wie ich
von Dir träume
Guten Morgen! Dein war, Lieb, die Nacht!
Ich hab' im Traum mit Dir sie verbracht.
Noch hab' ich keinen Tag gesehn
Wie diesen Traum, so himmlisch, so schön!
Ach, daß eine Stunde schlagen mir möchte,
Die solche Wonne wirklich mir brächte!
Der Lenz hat über den Thalesgrund
Einen Teppich gebreitet aus Blumen bunt
Und sandte nach uns den Sonnenschein,
Sandt' aus mit Sang die Vögelein,
Das Heer der zirpenden Cicaden
Unsere Liebe zur Flur zu laden.
Wir zogen Hand in Hand hinaus
Ins offne große Gotteshaus;
Und als die Vögel ich gewahrt,
In holder Freiheit traut gepaart,
Die Blumen sah den Kelch erschließen
Dem Blüthenstaub, sich drein zu gießen:
Da zog es zu Dir mich auf den Grund -
Und nahe rückte Mund an Mund
Und immer näher ... wie war das süß!
Geschah's, weil das Denken mich verließ? ...
Der Gürtel war entzwei mir gerissen
Und mir kam der Mut: Dich zu küssen ... zu küssen!
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