Das Liebes-Poetische Manuskript N° 3

Kuß-Gedichte

Gustav Klimt Der Kuss



Gottlieb Stolle
(1673-1744)

Als er gelegenheit hatte, sie zu küssen.

Bringt mich dein süßer blick, o Flavia! ums leben,
Was würde nicht ein kuß von deinem munde thun?
Doch schweig, du tummer mund, und laß den kummer ruhn!
Sie lacht ja deiner blöden schlüsse:
Es hat dann keine noth.
Drum schweig, und setze küß‘ auf küsse.
Denn giebt dir einer schon den tod;
So wird der andre doch das leben
Dir also gleich mit wucher wiedergeben.
 


 

Gedicht aus: Herrn von Hoffmannswaldau
und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte:
Benjamin Neukirchs Anthologie
Tübingen : Niemeyer, 1961 (Neudrucke deutscher Literaturwerke)

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