Vincent van Gogh
(1853-1890)
Stilleben mit japanischer Vase |
Gina Ranjicic
(1831-1891)
Elend, unglückselig war ich
Stets in meinem Leben;
Eine Ruhstatt, eine süsse,
Wollt' mir Gott nie geben.
Sehnt' mich immer in die Ferne,
In die endlos Weiten;
Was ich suchte, fand ich nimmer,
Deshalb muss ich leiden.
Bin ich oben auf dem Berge,
Möcht' ich sein im Tale;
Lieg' ich auf dem Rasen: möcht' ich
Sein im Flutenschwalle!
Wenn ich selbst ein Sternlein wäre
In der Nächte Dunkel,
Sehnt' ich mich dann immer, immer
Nach dem Mondgefunkel.
Wär' ich auch die schönste Rose
Auf des Hämus Grate,
Aergert' ich mich, weil des Goldes
Dieser Berg entrate.
Wegen deiner Ankunft Freude
Mich und Schrecken quälen, -
Ach, voll Sehnsucht muss ich immer
Die Minuten zählen.
Kämst du bald, o kämst du nimmer!
Was mit mir geschehen?
Ich versteh' mich selber nimmer!
Wer wird mich verstehen?
Bist du ferne, möcht' ich deiner
Ankunft mich gar freuen;
Sitzt du neben mir, so muss ich
Dich stets verabscheuen!
Gedicht
aus: Aus dem inneren Leben der Zigeuner
Ethnologische Mitteilungen von Dr. Heinrich von Wlislocki [1856-1907]
Berlin 1892
(Kapitel IX: Eine zigeunerische Dichterin S. 180-213)
|