Das
Liebes-Poetische Manuskript N° 38
Liebesgedichte und Bilder
Ich habe ewig an dir zu
athmen ...
Novalis (Friedrich von Hardenberg)
(1772-1801)
Auswahl aus seinen Schriften
(c) Maria Lanznaster Pixelio.de |
(...) Was ihn aber mit voller Macht anzog, war eine hohe lichtblaue Blume, die zunächst an der Quelle stand, und ihn mit ihren breiten, glänzenden Blättern berührte. Rund um sie her standen unzählige Blumen von allen Farben, und der köstlichste Geruch erfüllte die Luft. Er sah nichts als die blaue Blume, und betrachtete sie lange mit unnennbarer Zärtlichkeit. Endlich wollte er sich ihr nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing; die Blätter wurden glänzender und schmiegten sich an den wachsenden Stengel, die Blume neigte sich nach ihm zu, und die Blüthenblätter zeigten einen blauen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte. Sein süßes Staunen wuchs mit der sonderbaren Verwandlung (...) [Aus: Heinrich von Ofterdingen] |
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(c) Karl-Heinz Liebisch Pixelio.de |
(...) Es war tief in der Nacht, als die Gesellschaft auseinanderging. Das erste und einzige Fest meines Lebens, sagte Heinrich zu sich selbst, als er allein war, und seine Mutter sich ermüdet zur Ruhe gelegt hatte. Ist mir nicht zu Muthe wie in jenem Traume, beym Anblick der blauen Blume? Welcher sonderbare Zusammenhang ist zwischen Mathilden und dieser Blume? Jenes Gesicht, das aus dem Kelche sich mir entgegenneigte, es war Mathildens himmlisches Gesicht, und nun erinnere ich mich auch, es in jenem Buche gesehn zu haben. Aber warum hat es dort mein Herz nicht so bewegt? O! sie ist der sichtbare Geist des Gesanges, eine würdige Tochter ihres Vaters. Sie wird mich in Musik auflösen. Sie wird meine innerste Seele, die Hüterin meines heiligen Feuers seyn. Welche Ewigkeit von Treue fühle ich in mir! Ich ward nur geboren, um sie zu verehren, um ihr ewig zu dienen, um sie zu denken und zu empfinden. Gehört nicht ein eigenes ungetheiltes Daseyn zu ihrer Anschauung und Anbetung? und bin ich der Glückliche, dessen Wesen das Echo, der Spiegel des ihrigen seyn darf? Es war kein Zufall, daß ich sie am Ende meiner Reise sah, daß ein seliges Fest den höchsten Augenblick meines Lebens umgab. Es konnte nicht anders seyn; macht ihre Gegenwart nicht alles festlich? (...) [Aus: Heinrich von Ofterdingen] |
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(c) Dagmar Zechel Pixelio.de |
(...) Wo sind wir, liebe Mathilde? - Bey unsern Eltern. - Bleiben wir zusammen? - Ewig, versetzte sie, indem sie ihre Lippen an die seinigen drückte, und ihn so umschloß, daß sie nicht wieder von ihm konnte. Sie sagte ihm ein wunderbares geheimes Wort in den Mund, was sein ganzes Wesen durchklang. Er wollte es wiederholen, als sein Großvater rief, und er aufwachte. Er hätte sein Leben darum geben mögen, das Wort noch zu wissen. (...) [Aus: Heinrich von Ofterdingen] |
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(c) Dirk Schelpe Pixelio.de |
(...) Liebe Mathilde, sagte Heinrich nach einem langen Kusse, es ist mir wie ein Traum, daß du mein bist, aber noch wunderbarer ist mir es, daß du es nicht immer gewesen bist. - Mich dünkt, sagte Mathilde, ich kennte dich seit undenklichen Zeiten. - Kannst du mich denn lieben? - Ich weiß nicht, was Liebe ist, aber das kann ich dir sagen, daß mir ist, als finge ich erst jetzt zu leben an, und daß ich dir so gut bin, daß ich gleich für dich sterben wollte. - Meine Mathilde, erst jetzt fühle ich, was es heißt unsterblich zu seyn. - Lieber Heinrich, wie unendlich gut bist du, welcher herrliche Geist spricht aus dir. Ich bin ein armes, unbedeutendes Mädchen. - Wie du mich tief beschämst! bin ich doch nur durch dich, was ich bin. Ohne dich wäre ich nichts. Was ist ein Geist ohne Himmel, und du bist der Himmel, der mich trägt und erhält. - Welches selige Geschöpf wäre ich, wenn du so treu wärst, wie mein Vater. Meine Mutter starb kurz nach meiner Geburt; Mein Vater weint fast alle Tage noch um sie. - Ich verdiene es nicht, aber möchte ich glücklicher seyn, als er. - Ich lebte gern recht lange an deiner Seite, lieber Heinrich. Ich werde durch dich gewiß viel besser. - Ach! Mathilde, auch der Tod wird uns nicht trennen. - Nein, Heinrich, wo ich bin, wirst du seyn. - Ja wo du bist, Mathilde, werd' ich ewig seyn. - Ich begreife nichts von der Ewigkeit, aber ich dächte, das müßte die Ewigkeit seyn, was ich empfinde, wenn ich an dich denke. - Ja Mathilde, wir sind ewig weil wir uns lieben. - Du glaubst nicht Lieber, wie inbrünstig ich heute früh, wie wir nach Hause kamen, vor dem Bilde der himmlischen Mutter niederkniete, wie unsäglich ich zu ihr gebetet habe. Ich glaubte in Thränen zu zerfließen. Es kam mir vor, als lächelte sie mir zu. Nun weiß ich erst was Dankbarkeit ist. - O Geliebte, der Himmel hat dich mir zur Verehrung gegeben. Ich bete dich an. Du bist die Heilige, die meine Wünsche zu Gott bringt, durch die er sich mir offenbart, durch die er mir die Fülle seiner Liebe kund thut. Was ist die Religion, als ein unendliches Einverständniß, eine ewige Vereinigung liebender Herzen? Wo zwey versammelt sind, ist er ja unter ihnen. Ich habe ewig an dir zu athmen; meine Brust wird nie aufhören dich in sich zu ziehn. Du bist die göttliche Herrlichkeit, das ewige Leben in der lieblichsten Hülle. - Ach! Heinrich, du weißt das Schicksal der Rosen; wirst du auch die welken Lippen, die bleichen Wangen mit Zärtlichkeit an deine Lippen drücken? Werden die Spuren des Alters nicht die Spuren der vorübergegangenen Liebe seyn? - O! könntest du durch meine Augen in mein Gemüth sehn! aber du liebst mich und so glaubst du mir auch. Ich begreife das nicht, was man von der Vergänglichkeit der Reitze sagt. O! sie sind unverwelklich. Was mich so unzertrennlich zu dir zieht, was ein ewiges Verlangen in mir geweckt hat, das ist nicht aus dieser Zeit. Könntest du nur sehn, wie du mir erscheinst, welches wunderbare Bild deine Gestalt durchdringt und mir überall entgegen leuchtet, du würdest kein Alter fürchten. Deine irdische Gestalt ist nur ein Schatten dieses Bildes. Die irdischen Kräfte ringen und quellen um es festzuhalten, aber die Natur ist noch unreif; das Bild ist ein ewiges Urbild, ein Theil der unbekannten heiligen Welt. - Ich verstehe dich, lieber Heinrich, denn ich sehe etwas Ähnliches, wenn ich dich anschaue. - Ja Mathilde, die höhere Welt ist uns näher, als wir gewöhnlich denken. Schon hier leben wir in ihr, und wir erblicken sie auf das Innigste mit der irdischen Natur verwebt. - Du wirst mir noch viel herrliche Sachen offenbaren, Geliebtester. - O! Mathilde, von dir allein kommt mir die Gabe der Weissagung. Alles ist ja dein, was ich habe; deine Liebe wird mich in die Heiligthümer des Lebens, in das Allerheiligste des Gemüths führen; du wirst mich zu den höchsten Anschauungen begeistern. Wer weiß, ob unsre Liebe nicht dereinst noch zu Flammenfittichen wird, die uns aufheben, und uns in unsre himmlische Heimath tragen, ehe das Alter und der Tod uns erreichen. Ist es nicht schon ein Wunder, daß du mein bist, daß ich dich in meinen Armen halte, daß du mich liebst und ewig mein seyn willst? - Auch mir ist jetzt alles glaublich, und ich fühle ja so deutlich eine stille Flamme in mir lodern; wer weiß, ob sie uns nicht verklärt, und die irdischen Banden allmählich auflöst. Sage mir nur, Heinrich, ob du auch schon das grenzenlose Vertrauen zu mir hast, was ich zu dir habe. Noch nie hab' ich so etwas gefühlt, selbst nicht gegen meinen Vater, den ich doch so unendlich liebe. - Liebe Mathilde, es peinigt mich ordentlich, daß ich dir nicht alles auf einmal sagen, daß ich dir nicht gleich mein ganzes Herz auf einmal hingeben kann. Es ist auch zum erstenmal in meinem Leben, daß ich ganz offen bin. Keinen Gedanken, keine Empfindung kann ich vor dir mehr geheim haben; du mußt alles wissen. Mein ganzes Wesen soll sich mit dem deinigen vermischen. Nur die grenzenloseste Hingebung kann meiner Liebe genügen. In ihr besteht sie ja. Sie ist ja ein geheimnißvolles Zusammenfließen unsers geheimsten und eigenthümlichsten Daseyns. - Heinrich, so können sich noch nie zwey Menschen geliebt haben. - Ich kanns nicht glauben. Es gab ja noch keine Mathilde. - Auch keinen Heinrich. - Ach! schwör es mir noch einmal, daß du ewig mein bist; die Liebe ist eine endlose Wiederholung. - Ja, Heinrich, ich schwöre ewig dein zu seyn, bey der unsichtbaren Gegenwart meiner guten Mutter. - Ich schwöre ewig dein zu seyn, Mathilde, so wahr die Liebe die Gegenwart Gottes bey uns ist. Eine lange Umarmung, unzählige Küsse besiegelten den ewigen Bund des seligen Paars. (...) [Aus: Heinrich von Ofterdingen] |
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(c) Joujou Pixelio.de |
Astralis An einen Sommermorgen ward ich jung Da fühlt ich meines eignen Lebens Puls Zum erstenmal - und wie die Liebe sich In tiefere Entzückungen verlohr, Erwacht' ich immer mehr und das Verlangen Nach innigerer gänzlicher Vermischung Ward dringender mit jedem Augenblick. Wollust ist meines Daseyns Zeugungskraft. Ich bin der Mittelpunkt, der heilge Quell, Aus welchem jede Sehnsucht stürmisch fließt Wohin sich jede Sehnsucht, mannichfach Gebrochen wieder still zusammen zieht. Ihr kennt mich nicht und saht mich werden - Wart ihr nicht Zeugen, wie ich noch Nachtwandler mich zum ersten Male traf An jenem frohen Abend? Flog euch nicht Ein süßer Schauer der Entzündung an? - Versunken lag ich ganz in Honigkelchen. Ich duftete, die Blume schwankte still In goldner Morgenluft. Ein innres Quellen War ich, ein sanftes Ringen, alles floß Durch mich und über mich und hob mich leise. Da sank das erste Stäubchen in die Narbe, Denkt an den Kuß nach aufgehobnen Tisch. Ich quoll in meine eigne Fluth zurück - Es war ein Blitz - nun konnt ich schon mich regen, Die zarten Fäden und den Kelch bewegen, Schnell schossen, wie ich selber mich begann, Zu irrdischen Sinnen die Gedanken an. Noch war ich blind, doch schwankten lichte Sterne Durch meines Wesens wunderbare Ferne, Nichts war noch nah, ich fand mich nur von weiten, Ein Anklang alter, so wie künftger Zeiten. Aus Wehmuth, Lieb' und Ahndungen entsprungen War der Besinnung Wachsthum nur ein Flug, Und wie die Wollust Flammen in mir schlug, Ward ich zugleich vom höchsten Weh durchdrungen. Die Welt lag blühend um den hellen Hügel, Die Worte des Profeten wurden Flügel, Nicht einzeln mehr nur Heinrich und Mathilde Vereinten Beide sich zu Einem Bilde. - Ich hob mich nun gen Himmel neugebohren, Vollendet war das irrdische Geschick Im seligen Verklärungsaugenblick, Es hatte nun die Zeit ihr Recht verlohren Und forderte, was sie geliehn, zurück. Es bricht die neue Welt herein Und verdunkelt den hellsten Sonnenschein[,] Man sieht nun aus bemooßten Trümmern Eine wunderseltsame Zukunft schimmern Und was vordem alltäglich war Scheint jetzo fremd und wunderbar. 'Eins in allem und alles im Einen Gottes Bild auf Kräutern und Steinen Gottes Geist in Menschen und Thieren, Dies muß man sich zu Gemüthe führen. Keine Ordnung mehr nach Raum und Zeit Hier Zukunft in der Vergangenheit[.]' Der Liebe Reich ist aufgethan Die Fabel fängt zu spinnen an. Das Urspiel jeder Natur beginnt Auf kräftige Worte jedes sinnt Und so das große Weltgemüth Überall sich regt und unendlich blüht. Alles muß in einander greifen Eins durch das Andre gedeihn und reifen; Jedes in Allen dar sich stellt Indem es sich mit ihnen vermischet Und gierig in ihre Tiefen fällt Sein eigenthümliches Wesen erfrischet Und tausend neue Gedanken erhält. Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt Und was man geglaubt, es sey geschehn Kann man von weiten erst kommen sehn. Frey soll die Fantasie erst schalten, Nach ihrem Gefallen die Fäden verweben Hier manches verschleyern, dort manches entfalten, Und endlich in magischen Dunst verschweben. Wehmuth und Wollust, Tod und Leben Sind hier in innigster Sympathie - Wer sich der höchsten Lieb' ergeben, Genest von ihren Wunden nie. Schmerzhaft muß jenes Band zerreißen Was sich ums innre Auge zieht, Einmal das treuste Herz verwaisen, Eh es der trüben Welt entflieht. Der Leib wird aufgelöst in Thränen, Zum weiten Grabe wird die Welt, In das, verzehrt von bangen Sehnen, Das Herz, als Asche, niederfällt. [Aus: Heinrich von Ofterdingen] |
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(c) Susanne Schmich Pixelio.de |
Anfang Es kann kein Rausch seyn – oder ich wäre nicht Für diesen Stern geboren – nur so von Ohngefähr In dieser tollen Welt zu nah an Seinen magnetischen Kreys gekommen. Ein Rausch wär wircklich sittlicher Grazie Vollendetes Bewußtseyn? – Glauben an Menschheit wär Nur Spielwerck einer frohen Stunde –? Wäre dis Rausch, was ist dann das Leben? Soll ich getrennt seyn ewig? – ist Vorgefühl Der künftigen Vereinigung, dessen, was Wir hier für Unser schon erkannten, Aber nicht ganz noch besitzen konnten – Ist dis auch Rausch? so bliebe der Nüchternheit, Der Wahrheit nur die Masse, der Thon, und das Gefühl der Leere, des Verlustes Und der vernichtigenden Entsagung. Womit wird denn belohnt für die Anstrengung Zu leben wieder willen, feind von sich selbst zu seyn Und tief sich in den Staub getreten Lächelnd zu sehn – und Bestimmung meynen. Was führt den Weisen denn durch d[es] Lebens Thal, Als Fackel zu dem höheren Seyn hinauf – Soll er nur hier geduldig bauen, Nieder sich legen und ewig todt seyn. Du bist nicht Rausch – du Stimme des Genius, Du Anschaun dessen, was uns unsterblich macht, Und du Bewußtseyn jenes Werthes, Der nur erst einzeln allhier erkannt wird. Einst wird die Menschheit seyn, was Sophie mir Jezt ist – vollendet – sittliche Grazie – Dann wird ihr höheres Bewußtseyn Nicht mehr verwechselt mit Dunst des Weines. |
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(c) Jürgen Treiber Pixelio.de |
Was du wircklich liebst, das bleibt Dir. |
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(c) Angelina Ströbel Pixelio.de |
Ich habe zu Söfchen Religion
- nicht Liebe. Absolute Liebe, vom Herzen unabhängige, auf Glauben gegründete, ist Religion. [Söfchen - Novalis Verlobte Sophie von Kühn 1782-1797] |
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(c) Reiner Rosenwald Pixelio.de |
Jeder geliebte Gegenstand
ist der Mittelpunkt eines Paradieses. |
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(c) BirgitH Pixelio.de |
Es geht mit der Liebe, wie der Überzeugung - wie viele glauben überzeugt zu seyn, und sind es nicht. Nur vom Wahren kann man wahrhaft überzeugt seyn - nur das Liebe kann man wahrhaft lieben. |
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(c) Günter Havlena Pixelio.de |
Alle geistige Berührung gleicht der Berührung eines Zauberstabs. Alles kann zum Zauberwerckzeug werden. Wem aber die Wirckungen einer solchen Berührung so fabelhaft, wem die Wirckungen eines Zauberspruchs so wunderbar vorkommen, der erinnre sich doch nur an die erste Berührung der Hand seiner Geliebten, an ihren ersten, bedeutenden Blick, wo der Zauberstab der abgebrochne Lichtstrahl ist, an den ersten Kuß, an das erste Wort der Liebe, - und frage sich, ob der Bann und Zauber dieser Momente nicht auch fabelhaft und wundersam, unauflöslich und ewig ist? |
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(c) Huber Pixelio.de |
Wo die Geliebten sind, da schmückt sich bräutlich die Erde, Aber den Frevler verzehrt schneller die himmlische Luft. |
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(c) Renate Franke Pixelio.de |
Was man liebt, findet man überall, und sieht überall Ähnlichkeiten. Je größer die Liebe, desto weiter und mannichfaltiger diese ähnliche Welt. Meine Geliebte ist die Abbreviatur des Universums, das Universum die Elongatur meiner Geliebten. Dem Freunde der Wissenschaften bieten sie alle, Blumen und Souvenirs, für seine Geliebte. |
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(c) Renate Franke Pixelio.de (Detail) |
Das Herz ist der Schlüssel der Welt und des Lebens. Man lebt in diesem hülflosen Zustande, um zu lieben - und andern verpflichtet zu seyn. Durch Unvollkommenheit wird man der Einwirckung andrer fähig - und diese fremde Einwirckung ist der Zweck. In Kranckheiten sollen und können uns nur andre helfen. So ist Xstus, von diesem Gesichtspunct aus, allerdings der Schlüssel der Welt. |
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(c) K. Schwarz Pixelio.de |
Haben sie [die Frauen] nicht die Aehnlichkeit mit dem Unendlichen, daß sie sich nicht quadriren, sondern nur durch Annäherung finden lassen? Und mit dem Höchsten, daß sie uns absolut nah sind, und doch immer gesucht - daß sie absolut verständlich sind und doch nicht verstanden, daß sie absolut unentbehrlich sind, und doch meistens entbehrt werden, und mit höhern Wesen, daß sie so kindlich, so gewöhnlich, so müßig und so spielend erscheinen? |
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(c) Cornerstone Pixelio.de |
Mit den Frauen ist die Liebe, und mit der Liebe die Frauen entstanden - und darum versteht man keins ohne das Andre. Wer die Frauen ohne Liebe, und die Liebe ohne Frauen finden will, dem gehts, wie den Philosophen, die den Trieb ohne das Object, und das Object ohne den Trieb betrachten - und nicht beyde im Begriff der Action zugleich sahen. |
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(c) Günter Escher Pixelio.de |
Hymne Wenige wissen Das Geheimniß der Liebe, Fühlen Unersättlichkeit Und ewigen Durst. Des Abendmahls Göttliche Bedeutung Ist den irdischen Sinnen Räthsel; Aber wer jemals Von heißen, geliebten Lippen Athem des Lebens sog, Wem heilige Gluth In zitternde Wellen das Herz schmolz, Wem das Auge aufging, Daß er des Himmels Unergründliche Tiefe maß, Wird essen von seinem Leibe Und trinken von seinem Blute Ewiglich. Wer hat des irdischen Leibes Hohen Sinn errathen? Wer kann sagen, Daß er das Blut versteht? Einst ist alles Leib, Ein Leib, In himmlischem Blute Schwimmt das selige Paar. - O! daß das Weltmeer Schon erröthete, Und in duftiges Fleisch Aufquölle der Fels! Nie endet das süße Mahl, Nie sättigt die Liebe sich. Nicht innig, nicht eigen genug Kann sie haben den Geliebten. Von immer zärteren Lippen Verwandelt wird das Genossene Inniger und näher. Heißere Wollust Durchbebt die Seele. Durstiger und hungriger Wird das Herz: Und so währet der Liebe Genuß Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Hätten die Nüchternen Einmal gekostet, Alles verließen sie, Und setzten sich zu uns An den Tisch der Sehnsucht, Der nie leer wird. Sie erkennten der Liebe Unendliche Fülle, Und priesen die Nahrung Von Leib und Blut. |
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(c) Angelika Wolter Pixelio.de |
Alle unsre Neigungen scheinen nichts, als angewandte Religion zu seyn. Das Herz scheint gleichsam das religioese Organ. Vielleicht ist das höhere Erzeugniß des produktiven Herzens - nichts anders, als der Himmel. Indem sich das Herz, abgezogen von allen einzelnen wircklichen Gegenständen - sich selbst empfindet, sich selbst zu einem idealischen Gegenstande macht, entsteht Religion - Alle einzelne Neigungen vereinigen sich in Eine - deren wunderbares Object - ein höheres Wesen, eine Gottheit ist - daher echte Gottesfurcht alle Empfindungen und Neigungen umfaßt. (...) Machen wir unsre Geliebte zu einem solchen Gott, so ist dies angewandte Religion. |
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(c) Joujou Pixelio.de |
Es giebt so manche Blumen auf dieser Welt, die überirdischen Ursprungs sind, die in diesem Klima nicht gedeihen und eigentlich Herolde, rufende Boten eines bessern Daseyns sind. Unter diese Blumen gehört vorzüglich Religion und Liebe. |
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(c) Angelika Wolter Pixelio.de |
Das höchste Glück ist seine Geliebten gut und tugendhaft zu wissen. Die höchste Sorge ist die Sorge für ihren Edelsinn. |
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(c) Kurt F. Domnik Pixelio.de |
Aufmercksamkeit auf Gott, und Achtsamkeit auf jene Momente, wo der Strahl einer himmlischen Überzeugung und Beruhigung in unsre Seelen einbricht, ist das Wohlthätigste, was man für sich und seine Lieben haben kann. |
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(c) Dr. Klaus-Uwe Gerhardt Pixelio.de |
Ich will nicht klagen mehr, ich will mich froh erheben Und wohl zufrieden seyn mit meinem Lebenslauf. Ein einzger Augenblick, wo Gott sich mir gegeben, Wiegt Jahrelange Leiden auf. Wenn man recht fleißig an die unendliche Unsicherheit der menschlichen Glücksgüter denkt, so muß man endlich gleichgültig und muthig werden. Alle Ängstlichkeit kommt vom Teufel. Der Muth und die Freudigkeit ist von Gott. Was ist eine ängstliche Stunde, eine peinvolle Nacht, ein trüber Monat gegen die lange, glückliche Ewigkeit. Die Liebe sollte eigentlich der wahre Trost und Lebensgenuß eines echten Xsten seyn. |
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(c) Angelika Wolter Pixelio.de |
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren Sind Schlüssel aller Kreaturen Wenn die so singen, oder küssen, Mehr als die Tiefgelehrten wissen, Wenn sich die Welt ins freye Leben Und in die Welt wird zurück begeben, Wenn dann sich wieder Licht und Schatten Zu echter Klarheit wieder gatten, Und man in Mährchen und Gedichten Erkennt die wahren Weltgeschichten, Dann fliegt vor Einem geheimen Wort Das ganze verkehrte Wesen fort. |
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(c) Cornerstone Pixelio.de |
Wo gehn wir denn hin? Immer nach Hause. |
Alle Texte aus: Novalis Schriften. Die Werke Friedrich von Hardenbergs.
Begründet von Paul Kluckhohn und Richard Samuel.
Hrsg. von Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans-Joachim Mähl und Gerhard Schulz.
Historisch-kritische Ausgabe in vier Bänden, einem Materialienband und einem Ergänzungsband
in vier Teilbänden mit dem dichterischen Jugendnachlaß und weiteren neu aufgetauchten Handschriften.
Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln (Band I bis VI 1977-1999)
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