Das Liebes-Poetische Manuskript N° 41

Das Süße in der Liebe

in Gedichten deutscher Dichterinnen
 

Liebe nannt ich? O die heißen Schmerzen
Wer erklärt sie? Wer die süße Pein?

Philippine Engelhard (geb. Gatterer) (1756-1831)    

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Das ganze Gedicht:

Magnetismus und Liebe

Magnetismus wollt ihr uns erklären?
Seinen Wirkungskreis, wie weit er geht.
Wird nicht viel Geheimes immer währen
Auf der Prüfungswelt, so lang sie steht?

Seine Heilkraft hat man übertrieben,
Doch wer läugnet billig ganz sie ab?
Da, trotz jeder Kur oft Schmerzen blieben;
Und nur der Magnet gleich Lindrung gab.

Unerklärlich ists schon wenn man siehet
Ihren Kuß voll Sympathiegefühl;
Und wie bang das andre Ende fliehet,
Wahrlich, als wär' Lieb' und Haß im Spiel.

Liebe nannt ich? O die heißen Schmerzen
Wer erklärt sie? Wer die süße Pein?
Schleicht sie gleich in edle weiche Herzen
Täglich – Glück und Schicksal trotzend – ein!

Leicht erklärt sind Thierverwandte Triebe,
Die ein Heil'ger selbst wohl flüchtig fühlt,
Wenn ein Weib, schön wie das Bild der Liebe,
Um ihn her mit ihren Reizen spielt.

Nie stirbt aus das menschliche Geschlechte!
Sagte Blanka, klug in Raserei,
Doch vom Tausend weiß kaum Eins was rechte
Heiße, reine Seelenliebe sey!

Diese Glut, die seliges Entzücken
Wie der Engel aus dem Anschau'n trinkt.
O kein Wort vermag sie auszudrücken,
Die beredt aus Aug' in Auge blinkt!

Warum kann ein Blick das Herz zerschmelzen,
Wie die Frühlingssonne Eis durchdringt,
Das, wie Fels bei Sturm und Wogenwälzen,
Standhaft blieb, von Liebenden umringt?

Fromme weinen, wenn sie gleiche Flammen,
Sehn in Edlen, die das Schicksal trennt.
Kalte Seelen hört man sie verdammen,
Und den Sünder, der nur Wollust kennt.

O Petrarch! Du kanntest dieses Sehnen
Laura war schon eines Andern Raub.
Dennoch weihtest du ihr Lied und Thränen,
Selbst noch als ihr Leichnam ruht' im Staub.

Guter Yorick, der die Leidenschaften
Stark besiegte – sonst so schwach und weich -
An Elisen und der Tugend haften
Konntest du mein Liebling stets zugleich.

Schwächer kämpft', als Lotte sich vermählte,
Kürzlich Werther – sonst auch fromm und gut.
Sprecht: Wes Auge wohl den Schmerz verhehlte,
Als er wild vergoß sein eignes Blut!

Still mein Lied! Verstehn und lieben werden
Nur Geweihte Dich – die Saite bricht.
O gesteht's, ihr Weisen dieser Erden:
Viel ist Räthsel hier – ihr löst es nicht!

aus: Gedichte von Philippine Engelhard gebohrne Gatterer
Dritte Sammlung
Nürnberg bei George Eichhorn 1821


 


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