Christian
Hoffmann von Hoffmannswaldau
(1616-1679)
Cupidinis testament.
1.
Cupido
lag im krancken bette /
Und stellte sich recht kläglich an /
Als wenn er lust zu sterben hätte /
Es war um alle krafft gethan;
Drum wünscht er wegen seiner sachen /
Ein richtig testament zu machen.
2.
Er
schickte nach dem advocaten /
Alsbald kam ein notarius /
Der halff in allen sachen rathen /
Und also fiel indeß ein schluß:
Verlaß ich was nach meinem sterben /
So soll das frauenzimmer erben.
3.
Die
lieben jungfern sollen haben
Den überaus verliebten geist /
Auch alle andre leibes-gaben /
Und alles was sonst männlich heist;
Und zwar wie alles steht und liget /
Ich weiß sie sind damit vergnüget.
4.
Den
weibern will ich gleichfalls dienen /
Vor die sind meine flügel gut /
Dieweil dergleichen haußrath ihnen
Am allermeisten nöthig thut /
Sie brauchen sie zu flederwischen /
Und zu der männer federpüschen.
5.
Was aber
mach ich mit den alten?
Mein letzter stulgang ist zu schlecht:
Gelt! wenn der podex wird erkalten /
Der ist vor alte weiber recht.
Ja ja es soll darbey verbleiben /
Der herr beliebe nur zu schreiben.
6.
Crumpisicus
war wohl zu frieden /
Er sprach: der herr thut wohl daran /
Denn so bleibt aller streit vermieden;
Doch ehe diß geschehen kan /
So muß ich sieben zeugen sehen /
Sonst kan kein testament geschehen.
7.
Cupido
lag in letzten zügen /
Die zunge ward almählich schwer /
Er sprach aus lauter unvergnügen:
Holt sieben reine jungfern her /
Die noch von keinen männern wissen /
Die sollen dieses werck beschliessen.
8.
Er lieff
als wenn er flügel hätte /
Cupiden fiel indeß ein fluß /
Und also starb er auff dem bette /
Zugleich kam auch Crumpisicus;
Und hatt' in vier- und zwanzig stunden
Nicht eine reine jungfer funden.
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