Das Liebes-Poetische Manuskript N° 8

Liebesgedichte von Emanuel Geibel
Bilder von Pierre-Auguste Renoir

Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) Die Unschuldige (um 1876)
Pierre-Auguste Renoir (1841-1919)
Die Unschuldige (um 1876)

 

Emanuel Geibel
(1815-1884)

Der Liebenden

Seitdem die Liebe dir genaht,
der Reinen,
Ist's wie ein Zauber
über dich gekommen;
In süßem Feuer ist
dein Aug' erglommen,
Doch schöner blickst es noch
in sel'gem Weinen.

Oft, wenn du wandelst,
will es mir erscheinen,
Als sei die ird'sche Schwere
dir genommen;
Dein Thun ist wie der Blumen Blühn,
der frommen,
Und wie der Engel ist
dein Wunsch und Meinen.

Das Wort erblüht von selbst
dir zum Gedichte,
Doch schweigst du, strahlt,
die Rede zu ergänzen,
Von deiner Stirn die Lieb'
im reinsten Lichte.

So sah dereinst, entrückt
der Erde Gränzen,
Auf Beatricens
schönem Angesichte
Den Strahl des Paradieses
Dante glänzen.


Gedicht aus: Emanuel Geibel Gesammelte Werke in acht Bänden.
Stuttgart Verlag der J.G. Cotta'schen Buchhandlung 1883

 

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